Gute Nachricht für alle

Kapitel 2

Die Ausbildung der Zwölf

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Markus 3,13.14; Johannes 14,1-4; 17.

Christus bediente sich weder der Gelehrsamkeit und Beredsamkeit des Hohen Rates der Juden noch der Macht Roms, um sein Werk weiterzuführen. Er überging die selbstgerechten jüdischen Lehrer und erwählte bescheidene, ungelehrte Männer für die Verkündigung der Wahrheiten, die die Welt bewegen sollten. Diese Männer sollten nach seinem Plan zu Leitern seiner Gemeinde ausgebildet werden und ihrerseits andere heranziehen und mit der Evangeliumsbotschaft in die Welt hinaussenden. Um erfolgreich zu sein, sollten sie mit der Kraft des Heiligen Geistes ausgerüstet werden. Nicht durch menschliche Macht oder Weisheit sollte das Evangelium verkündigt werden, sondern durch die Kraft Gottes.

Täglich mit ihm zusammen

Dreieinhalb Jahre lang wurden die Jünger von dem größten Lehrer unterwiesen, den die Welt je gesehen hat. Durch persönlichen Kontakt und freundschaftlichen Umgang mit ihnen bildete Christus sie für seinen Dienst aus. Tag für Tag gingen und sprachen sie mit ihm, hörten seine tröstenden Worte an die Mühseligen und Beladenen und sahen, wie sich seine göttliche Kraft zugunsten der Kranken und Niedergeschlagenen kundtat. Manch­mal lehrte er sie, wenn er mit ihnen am Bergeshang saß; manchmal sprach er mit ihnen über die Geheimnisse des Reiches Gottes, wenn sie am Ufer des Sees entlang oder sonst über Land gingen. Wo immer Herzen für die göttliche Botschaft bereit waren, offenbarte er ihnen die Wahrheiten über den Weg zum Heil. Er befahl seinen Jüngern nicht, dies oder jenes zu tun, sondern sagte: "Folget mir nach!" Er nahm sie mit auf seine Reisen durch das Land und die Städte, damit sie erlebten, wie er das Volk lehrte. Von Ort zu Ort reisten sie mit ihm, teilten sein einfaches Mahl und waren wie er zuweilen hungrig und oft müde. Sie waren bei ihm im Gedränge auf den Straßen, am Ufer des Sees und in der Einsamkeit der Wüste. Sie erlebten ihn in jeder Lebenslage.

Die Berufung der Zwölf war der erste Schritt zur Gründung der Gemeinde, die nach Christi Weggang sein Werk auf Erden weiterführen sollte. Von dieser Berufung wird berichtet: "Er ging auf einen Berg und rief zu sich, welche er wollte, und die gingen hin zu ihm. Und er setzte zwölf ein, die er auch Apostel nannte, dass sie bei ihm sein sollten und dass er sie aussendete zu predigen." (Markus 3,13.14). Welch ergreifendes Bild! Christus als die himmlische Majestät, umgeben von den Zwölf, die er sich erwählt hat! Nun sondert er sie für ihre Aufgaben aus. Ausgerüstet mit seinem Wort und seinem Geist sollen diese schwachen Mitarbeiter allen Menschen das Angebot der Erlösung nahe bringen.

Voller Freude betrachteten Gott und die Engel dieses Bild. Der Vater wusste: Diese Männer würden die Rettungsbotschaft des Himmels in die Welt hinaustragen, ihre Worte würden seinen Sohn bezeugen und bis zum Ende der Zeiten durch alle Generationen Widerhall finden.

Die Jünger sollten als Zeugen Christi in die Welt hinausgehen, um das zu verkündigen, was sie von ihm gesehen und gehört hatten. Ihr Dienst war der wichtigste, zu dem Menschen je berufen wurden und den nur der Auftrag Christi selbst übertraf. Sie sollten am Errettungswerk Gottes für die Menschheit mitwirken. Wie die zwölf Patriarchen das alttestamentliche Israel verkörperten, so stehen die zwölf Apostel für die neutestamentliche Gemeinde.

Während seines irdischen Wirkens begann Christus die Trennwand zwischen Juden und Heiden niederzureißen und das Heil für alle Menschen zu verkündigen. Obwohl er Jude war, mischte er sich vorbehaltlos unter die Samariter und schlug die pharisäischen Verhaltensregeln diesem verachteten Volk gegenüber in den Wind. Er schlief unter ihrem Dach, aß an ihren Tischen und lehrte auf ihren Straßen.

Es war dem Erlöser ein Anliegen, den Jüngern klar zu machen, dass "die trennende Scheidewand" (Epheser 2,14 Men.) zwischen Israel und anderen Völkern niedergerissen wird, sodass auch "die Heiden Miterben sind ... und Mitgenossen der Verheißung in Christus Jesus ... durch das Evangelium." (Epheser 3,6). Diese Wahrheit wurde teilweise offenbart, als Christus den Glauben des Hauptmanns von Kapernaum belohnte, und auch als er den Leuten von Sichar das Evangelium predigte. Noch deutlicher zeigte sie sich bei seinem Besuch in Phönizien, als er die Tochter der kanaanäischen Frau heilte. Solche Erfahrungen halfen den Jüngern zu erkennen, dass es unter jenen Menschen, denen viele die Erlösungswürdigkeit absprachen, manche gab, die sich nach der Wahrheit sehnten.

Auf diese Weise versuchte Christus die Jünger damit vertraut zu machen, dass es im Reich Gottes keine Staatsgrenzen, keine Gesellschaftsklassen und keine Oberschicht gibt. Sie sollten zu allen Völkern gehen und ihnen die Botschaft von der Liebe des Erlösers verkündigen. Doch erst viel später verstanden sie in vollem Umfang, was es heißt, dass Gott "aus einem Menschen das ganze Menschengeschlecht gemacht" hat, "damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen", und dass er festgesetzt hat, "wie lange sie bestehen und in welchen Grenzen sie wohnen sollen, damit sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten", obwohl er "nicht ferne von einem jeden unter uns" ist. (Apostelgeschichte 17,26.27).

Einheit in der Vielfalt

In diesen ersten Jüngern zeigte sich eine bemerkenswerte Vielfalt. Sie sollten Lehrer der Welt werden und verkörperten die unterschiedlichsten Charaktere. Um das Werk erfolgreich voranbringen zu können, zu dem sie berufen worden waren, mussten diese Männer bei aller Verschiedenheit in ihren persönlichen Eigenschaften und Lebensgewohnheiten zu einer Einheit des Fühlens, Denkens und Handelns gelangen. Aus diesem Grunde versuchte Jesus seine Jünger zu einer Einheit mit ihm selbst zu führen. Sein Gebet zu seinem Vater bringt die Last seiner Bemühungen um sie zum Ausdruck: "Ich bete darum, dass sie alle eins seien, so wie du in mir bist, Vater, und ich in dir. So wie wir sollen auch sie in uns eins sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast ... Ich lebe in ihnen, und du lebst in mir; so sollen auch sie vollkommen eins sein, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und dass du sie, die zu mir gehören, ebenso liebst wie mich." (Johannes 17,21.23 GNB) Beständig betete er darum, dass seine Jünger durch die Wahrheit geheiligt würden, und zwar in voller Zuversicht und in dem Bewusstsein, dass der Allmächtige dies schon vor Grundlegung der Welt verordnet hatte. Er wusste: Das Evangelium vom Reich Gottes wird allen Völkern zum Zeugnis gepredigt werden. Und: Im Kampf mit dem Bösen wird die Wahrheit durch die Allmacht des Heiligen Geistes siegen, und seine Erlösungstat am Kreuz wird eines Tages seinen Nachfolgern zugerechnet werden.

Jesus wusste, als sich sein Dienst auf Erden dem Ende näherte, dass er seine Jünger bald verlassen würde. Darum versuchte er, ihnen Mut zu machen und sie auf die Zukunft vorzubereiten, denn er musste ihnen die Fortführung der Arbeit ohne seine persönliche Leitung anvertrauen. Er täuschte sie nicht mit falschen Hoffnungen. Wie in einem offenen Buch sah er, was auf sie zukam. Er wusste, dass er sie wie Schafe unter Wölfen zurücklassen würde, sobald er sich von ihnen trennte. Man würde sie verfolgen, aus den Synagogen ausschließen und ins Gefängnis werfen. Einige würden den Tod erleiden, weil sie sich zu ihm als dem Messias bekannten. Darüber sagte er ihnen einiges voraus. Er war deutlich und bestimmt, wenn er über ihre Zukunft sprach, damit sie sich in der kommenden Prüfungszeit an seine Worte erinnerten und im Glauben an ihren Erlöser gestärkt würden.

Aber auch Worte der Hoffnung und Ermutigung richtete er an sie. "Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn's nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten? Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin. Und wo ich hingehe, den Weg wisst ihr." (Johannes 14,1-4). Mit anderen Worten: Um euretwillen bin ich in die Welt gekommen, für euch habe ich gearbeitet. Wenn ich fortgehe, werde ich dennoch mit allem Eifer für euch wirken. Ich kam in die Welt, um mich euch zu offenbaren, auf dass ihr glauben könnt. Ich gehe zu meinem und zu eurem Vater, um gemeinsam mit ihm für euch zu wirken.

"Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und er wird noch größere als diese tun; denn ich gehe zum Vater." (Johannes 14,12). Damit meinte Christus nicht, dass die Jünger großartigere Anstrengungen machen würden als er; aber das Werk würde größere Ausmaße erreichen. Er bezog das nicht nur auf das Wirken von Wundern, sondern auf alles, was unter der Leitung des Heiligen Geistes geschehen sollte. "Wenn aber der Tröster kommen wird, den ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird Zeugnis geben von mir. Und auch ihr seid meine Zeugen, denn ihr seid von Anfang an bei mir gewesen." (Johannes 15,26. 27).

In der Kraft des Geistes

Eindrucksvoll gingen diese Worte in Erfüllung. Nachdem der Heilige Geist über sie gekommen war, wurden die Jünger von einer so innigen Liebe zu ihrem Herrn und zu all denen erfüllt, für die er gestorben war, dass ihre Worte und Gebete Herzen veränderten. Sie sprachen in der Kraft des Heiligen Geistes, und unter dem Einfluss dieser Macht wurden Tausende bekehrt.

Als Christi Vertreter sollten die Apostel in der Welt einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Die Tatsache, dass sie Männer einfacher Herkunft waren, sollte ihren Einfluss nicht verringern, sondern vergrößern; denn die Gedanken ihrer Zuhörer würden von ihnen weg hin auf den Heiland gelenkt werden, der, wiewohl selbst unsichtbar, noch immer mit ihnen zusammenwirkte. Die segensreiche Lehrtätigkeit der Apostel, ihre Worte der Ermutigung und des Vertrauens würden allen ein Beweis dafür sein, dass sie nicht aus eigener Kraft, sondern in der Kraft Christi tätig waren. In aller Bescheidenheit würden sie erläutern, dass Jesus, den die Juden gekreuzigt hatten, der Herr des Lebens war, der Sohn des lebendigen Gottes, und dass es seine Werke waren, die sie in seinem Namen vollbrachten.

In seinem Abschiedsgespräch mit den Jüngern am Abend vor seiner Kreuzigung erwähnte der Erlöser mit keinem Wort weder seine erduldeten noch seine bevorstehenden Leiden. Er erwähnte die Erniedrigungen nicht, die noch vor ihm lagen. Vielmehr lenkte er ihre Gedanken auf das, was ihren Glauben stärken würde, und er richtete ihre freudige Erwartung auf das Glück, das die Überwinder erwartet. Jesus freute sich in dem Bewusstsein, dass er für seine Nachfolger mehr tun konnte und würde, als er versprochen hatte; dass von ihm her Liebe und Mitgefühl zu ihnen strömen würden, die ihr Denken, Fühlen und Handeln neu ausrichten und das Wesen der Menschen ihm gleich machen würden; und dass seine Wahrheit in Verbindung mit der Macht des Heiligen Geistes von Sieg zu Sieg schreiten würde.

"Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden." (Johannes 16,33). Christus wurde weder schwach noch mutlos. Einen ebenso ausdauernden Glauben sollten auch seine Jünger zeigen. Sie sollten so arbeiten, wie er gearbeitet hat, und sich auf seine Kraft verlassen. Und falls ihnen unüberwindbar scheinende Schwierigkeiten den Weg ver­sperrten, sollten sie durch seine Gnade dennoch vorangehen, nicht verzweifeln und die Hoffnung bewahren.

Christus hatte das Werk vollendet, das ihm aufgetragen worden war. Er hatte diejenigen ausgewählt, die es unter den Menschen fortsetzen sollten. Nun sagte er: "Ich bin in ihnen verherrlicht. Ich bin nicht mehr in der Welt; sie aber sind in der Welt, und ich komme zu dir. Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, dass sie eins seien wie wir ... Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, damit sie alle eins seien. ... Ich in ihnen und du in mir, damit sie vollkommen eins seien und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, wie du mich liebst." (Johannes 17,10.11.20-23).