Gute Nachricht für alle

Kapitel 3

Der große Auftrag

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Matthäus 28; Apostelgeschichte 1.

Nach Christi Tod hatte Mutlosigkeit die Jünger beinahe über­wältigt. Ihr Lehrmeister war abgelehnt, verurteilt und gekreuzigt worden. Die Priester und Obersten hatten gespottet: "Andern hat er geholfen und kann sich selber nicht helfen. Ist er der König von Israel, so steige er nun vom Kreuz herab. Dann wollen wir an ihn glauben." (Matthäus 27,42). Für die Jünger war die Sonne der Hoffnung untergegangen. Nacht senkte sich auf ihre Herzen. Oft wiederholten sie die Worte: "Wir aber hofften, er sei es, der Israel erlösen werde." (Lukas 24,21). Mit dem tiefen Gefühl der Verlassenheit erinnerten sie sich an seine Worte: "Denn wenn man das tut am grünen Holz, was wird am dürren werden?" (Lukas 23,31).

Das Unbegreifliche wird fassbar

Mehrmals hatte Jesus versucht, seinen Jüngern die Zukunft zu eröffnen, aber sie waren zu gleichgültig gewesen, um über seine Worte nachzudenken. Deshalb war sein Tod für sie überraschend gekommen. Als sie später auf das Vergangene zurückblickten und die Folgen ihres Unglaubens erkannten, empfanden sie Kummer darüber. Nach Christi Kreuzigung glaubten sie nicht, dass er auferstehen werde. Wohl hatte er ihnen deutlich erklärt, dass er am dritten Tage auferstehen werde, doch vor lauter Verwirrung begriffen sie nicht, was er gemeint hatte. Als er am Kreuz starb, stürzte sie dieses fehlende Verständnis in äußerste Hoffnungslosigkeit. Sie waren bitter enttäuscht. Ihr Glaube durchdrang den Schatten nicht, mit dem Satan ihren Blick verdunkelt hatte. Alles erschien ihnen unklar und rätselhaft. Wie viel Kummer wäre ihnen erspart geblieben, hätten sie den Worten des Heilands geglaubt!

Niedergedrückt von Verzagtheit, Schmerz und Verzweiflung kamen die Jünger im oberen Raum eines Gebäudes zusammen. Aus Furcht, das Schicksal ihres geliebten Lehrers könnte auch sie treffen, schlossen und verriegelten sie die Türen. Aber genau dort erschien ihnen der Erlöser nach seiner Auferstehung.

Vierzig Tage lang verbrachte Christus noch auf der Erde, um die Jünger auf ihr künftiges Werk vorzubereiten und ihnen das zu erklären, was sie bislang nicht hatten begreifen können. Er sprach über die Prophezeiungen, die sein Kommen, seine Ablehnung durch die Juden und seinen Tod betrafen, und zeigte, dass sich diese Voraussagen bis in alle Einzelheiten erfüllt hatten. Die Erfüllung der Prophetie, so sagte er ihnen, sollten sie als Bestätigung jener Kraft erkennen, die ihr künftiges Wirken begleiten werde. "Und er half ihnen, die Heiligen Schriften richtig zu verstehen. ›Hier steht es geschrieben‹, erklärte er ihnen: ›Der versprochene Retter muss leiden und sterben und am dritten Tag vom Tod auferstehen. Und den Menschen aller Völker muss verkündet werden, daß ihnen um seinetwillen Umkehr zu Gott und Vergebung der Schuld angeboten wird. In Jerusalem muss der Anfang gemacht werden. Ihr seid Zeugen geworden von allem, was geschehen ist, und sollt es überall bezeugen!‹" (Lukas 24,45-48 GNB)

In diesen Tagen, die Christus mit seinen Jüngern verbrachte, machten sie eine neue Erfahrung. Als sie hörten, wie ihr geliebter Meister die Schrift im Licht des Geschehenen erklärte, festigte sich ihr Glaube an ihn. Nun konnten sie sagen: "Ich weiß, an wen ich glaube." (2.Timotheus 1,12.) Ihnen wurde bewusst, welcher Art und wie umfassend ihre Aufgabe war; sie erkannten, dass sie nun die ihnen anvertrauten Wahrheiten der Welt verkündigen sollten. Die besonderen Ereignisse im Leben Jesu, sein Tod und seine Auferstehung, die Prophezeiungen, die auf diese Ereignisse hinwiesen, die Geheimnisse des Erlösungsplans, die Sünden vergebende Macht Jesu: all dies konnten sie bezeugen und sollten es nun der Welt bekannt machen. An ihnen lag es nun, die gute Nachricht vom Frieden, von der Errettung durch Umkehr und von der Macht des Erlösers zu verkünden.

Der große Auftrag

Vor seiner Himmelfahrt hat Christus seinen Jüngern ihren Auftrag erteilt. Er hat der Welt den Schatz des ewigen Lebens vermacht, und seine Jünger sollten seine Testamentsvollstrecker sein. Er sagte ihnen: Ihr seid Zeugen dafür, dass ich mein Leben für die Welt geopfert habe. Ihr habt miterlebt, wie ich mich um Israel bemüht habe. Auch wenn mein Volk nicht zu mir kommen wollte, um das Leben zu empfangen, obwohl Priester und Oberste mit mir nach ihrer Willkür umgesprungen sind, obwohl sie mich zurückgewiesen haben, soll ihnen eine weitere Gelegenheit geboten werden, den Sohn Gottes anzunehmen. Ihr habt gesehen, dass ich alle, die zu mir kommen und ihre Sünden bekennen, gerne annehme. Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen. Euch, meinen Jüngern, vertraue ich diese Botschaft der Gnade an. Gebt sie weiter, an Juden und auch an Heiden-- zuerst an die Israeliten, dann an alle Nationen, Sprachen und Völker. Alle Gläubigen sollen in einer einzigen Gemeinde vereint werden.

Der Auftrag zur Evangeliumsverkündigung ist die große Missionsurkunde des Reiches Christi. Die Jünger sollten sich ernsthaft um Menschen bemühen und allen die Gnade Jesu anbieten. Sie sollten nicht warten, bis die Leute zu ihnen kamen, sondern die Botschaft zu ihnen bringen.

Die Jünger sollten das Werk im Namen Christi weiterführen. Mit jedem Wort und jeder Tat hatten sie die Aufmerksamkeit auf den Namen des Einen hin zu lenken, der diese lebensspendende Kraft besitzt und die Sünder retten kann. Ihr Glaube sollte den im Mittelpunkt haben, der die Quelle der Gnade und der Kraft ist. In seinem Namen sollten sie ihre Bitten an den Vater richten, und sie würden erhört werden. Sie sollten im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes taufen. Der Name Christi sollte ihr Kennwort, ihr Ehrenzeichen sein, das Band ihrer Einigkeit, ja ihre Handlungsvollmacht und die Quelle ihres Erfolgs. Nichts würde in Gottes Reich anerkannt werden, was nicht seinen Namen und seine Aufschrift trägt.

Als Christus seine Jünger aussandte und ihnen gebot, in seinem Namen alle Gläubigen in der Gemeinde zusammenzuführen, erklärte er ihnen auch, wie wichtig es sei, schlicht zu bleiben. Je weniger Wert sie auf Äußerlichkeiten und bloßen Schein legten, desto größer werde ihr Einfluss zum Guten sein. Sie sollten genauso einfach sprechen wie Christus und ihren Hörern einprägen, was er sie gelehrt hatte.

Christus versprach seinen Jüngern nicht, dass ihr Werk leicht sein werde. Er wies sie auf das ungeheure Aufgebot des Bösen hin, das sich ihnen entgegenstellen würde. Sie müssten kämpfen "mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel." (Epheser 6,12). Aber er werde sie nicht allein kämpfen lassen. Er sicherte ihnen seinen Beistand zu. Wenn sie im Glauben vorangingen, würden sie sich unter dem Schutz des Allmächtigen bewegen. Er gebot ihnen, tapfer und standhaft zu sein, denn ein Stärkerer als die Engel-- der Führer der himmlischen Heerscharen -- werde mit ihnen sein. Er traf genaue Vorsorge zur Durchführung ihres Auftrags und übernahm selbst die Verantwortung für den Erfolg. Solange sie seinem Wort gehorchten und gemeinsam mit ihm wirkten, konnten sie nicht scheitern. Er befahl ihnen: Geht zu allen Völkern, geht in die entlegensten Gebiete der bewohnten Welt! Seid gewiss, dass ich auch dort bei euch sein werde. Wirkt im Glauben und Vertrauen, denn ich werde euch nie und nimmer im Stich lassen. Allezeit werde ich bei euch sein, euch helfen bei der Erfüllung eurer Aufgaben, euch leiten, trösten, heiligen, unterstützen und befähigen, die Worte zu reden, welche die Aufmerksamkeit der Menschen auf das Reich Gottes lenken.

Christi Opfer für die Menschheit war vollkommen und vollständig. Die Voraussetzung für die Versöhnung war erfüllt. Das Werk war vollendet, für das er in diese Welt gekommen war. Er hatte Satan die Herrschaft entrissen und selbst übernommen. So war er zum Erben aller Dinge geworden. Jetzt befand er sich auf dem Weg zum Thron Gottes, um von den himmlischen Scharen geehrt zu werden. Ausgestattet mit unumschränkter Vollmacht erteilte er nun seinen Jüngern den Auftrag: "Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." (Matthäus 28,19.20).

Ehe Jesus seine Jünger verließ, verdeutlichte er ihnen noch einmal das Wesen seines Reichs. Er erinnerte sie an all das, was er ihnen schon früher darüber gesagt hatte: Es war nicht seine Absicht, in dieser Welt ein irdisches Königreich aufzurichten und als irdischer König auf Davids Thron zu regieren. Auf die Frage der Jünger: "Herr, wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für Israel?" antwortete er: "Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat." (Apostelgeschichte 1,6.7). Sie brauchten nicht mehr über die Zukunft zu wissen, als er ihnen offenbart hatte. Ihre Aufgabe bestand darin, das Evangelium zu verkündigen.

Selbstständig, doch nie allein

Bald würde Christus nicht mehr sichtbar unter den Jüngern leben. Sie sollten aber mit einer neuen Kraft ausgestattet werden. Sie würden den Heiligen Geist in Fülle erhalten und zu ihrem Werk bestätigt. Der Erlöser sagte: "Siehe, ich will auf euch herabsenden, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr ausgerüstet werdet mit Kraft aus der Höhe." (Lukas 24,49).

"Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen ... Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde." (Apostelgeschichte 1,5.8).

Der Erlöser wusste, dass kein Argument, so logisch es auch sein mochte, Herzen verändern oder den Panzer weltlicher Gesinnung und Selbstsucht durchbrechen kann. Er wusste, dass seine Jünger ihre Befähigung vom Himmel empfangen mussten. Das Evangelium ist wirkungsvoll, wenn es warmherzig und wort­gewandt verkündigt wird. Das jedoch ist nur mit einer lebendigen Beziehung zu demjenigen möglich, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Die Aufgabe, die den Jüngern anvertraut wurde, würde ihnen große Leistungen abverlangen, da die Flut des Bösen gewaltig gegen sie anbranden würde. Den Jüngern stand ein wachsamer, entschlossener Führer der Mächte der Finsternis gegenüber. Die Nachfolger Christi könnten nur mit der Hilfe, die Gott ihnen durch den Heiligen Geist geben würde, im Kampf für das Rechte bestehen.

Christus gebot seinen Jüngern, ihre Arbeit in Jerusalem zu beginnen. Diese Stadt war der Schauplatz seines wunderbaren Opfers für die Menschheit. Dort hatte Jesus als Mensch unter Menschen gewirkt, und nur wenige hatten erkannt, wie nahe der Himmel zur Erde gekommen war. Dort war er verurteilt und gekreuzigt worden. In Jerusalem gab es viele, die insgeheim an Jesus von Nazareth als den Messias glaubten, und viele andere, die von den Priestern und Obersten irregeleitet worden waren. Ihnen musste das Evangelium verkündigt werden. Sie sollten zur Umkehr gerufen werden. Die herrliche Wahrheit, dass Sündenvergebung allein durch Christus erlangt werden kann, sollte ihnen deutlich dargelegt werden. Gerade weil Jerusalem noch von den aufregenden Ereignissen der vergangenen letzten Wochen aufgewühlt war, würde die Predigt der Jünger einen tiefen Eindruck hinterlassen.

Während seines Lehramtes hatte Jesus seinen Jüngern immer wieder eingeprägt, dass sie mit ihm in dem Bemühen eins sein müssten, die Welt aus den Fesseln der Sünde zu befreien. Als er die Zwölf und später die Siebzig aussandte, um das Reich Gottes zu verkünden, lehrte er sie, anderen weiterzugeben, was sie selbst von ihm gelernt hatten. Bei all dem, was er tat, bildete er sie für die Arbeit von Mensch zu Mensch aus. Diese würde mit dem Anwachsen der Jüngerschar zunehmen. Schließlich sollte diese Arbeit die entferntesten Gebiete der Erde erreichen. Als letzte Unterweisung vertraute er seinen Nachfolgern die frohe Botschaft des Heils an, die für die Welt bereitliegt.

Er kommt wieder

Als die Zeit gekommen war, dass Christus zu seinem Vater zurückkehren sollte, führte er die Jünger hinaus nach Bethanien. Dort hielt er an, und sie scharten sich um ihn. Während er segnend seine Hände ausbreitete, als wolle er sie seiner bewahrenden Fürsorge versichern, stieg er langsam aus ihrer Mitte auf. "Und es geschah, da er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel." (Lukas 24,51).

Die Jünger blickten empor, um ihren scheidenden Herrn bis zum letzten Augenblick zu sehen, als er in die jubelnde Schar der himmlischen Engel aufgenommen wurde. Als diese ihn zu den himmlischen Höfen geleiteten, sangen sie im Triumph: "Ihr Königreiche auf Erden, singet Gott, lobsinget dem Herrn! Er fährt einher durch die Himmel, die von Anbeginn sind. Siehe, er lässt seine Stimme erschallen, eine gewaltige Stimme. Gebt Gott die Macht! Seine Herrlichkeit ist über Israel und seine Macht in den Wolken." (Psalm 68,33-35).

Noch immer schauten die Jünger nachdenklich zum Himmel, "da standen auf einmal zwei Männer in weißen Kleidern bei ihnen, die sagten: Ihr Leu­te aus Galiläa, was steht ihr da und schaut ­hinauf zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufge­nommen wurde, wird auf dieselbe Weise wieder­kommen, wie ihr ihn in den Himmel habt auffahren sehen." (Apostelgeschichte 1,10.11 ZÜ)

Die Verheißung der Wiederkunft Christi sollte den Jüngern stets in frischer Erinnerung bleiben. Dieser Jesus, den sie zum Himmel hatten auffahren sehen, würde wiederkommen, um alle zu sich zu nehmen, die auf Erden zu seinem Dienst bereit waren. Dieselbe Stimme, die gesagt hatte: "Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende" (Matthäus 28,20), würde sie auch bei sich im Himmelreich willkommen heißen.

So wie der Hohepriester im sinnbildlichen Dienst seine hohepriesterlichen Kleider ablegte und im weißen, leinenen Kleid eines gewöhnlichen Priesters seinen Dienst verrichtete, so legte Christus seine königliche Kleidung ab, nahm Menschengestalt an und brachte sein Opfer dar. Er war Priester und Opfer zugleich. Und wie der Hohepriester nach seinem Dienst im Allerheiligsten im hohepriesterlichen Kleid zur wartenden Gemeinde heraustrat, so wird auch Christus wiederkommen in Kleidern von reinstem Weiß, "wie sie kein Bleicher auf Erden so weiß machen kann." (Markus 9,3). Er wird in seiner eigenen Herrlichkeit und in der Herrlichkeit seines Vaters erscheinen, und das ganze Engelheer wird ihn auf seinem Weg begleiten.

So wird Christi Verheißung an seine Jünger erfüllt werden: "Wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin." (Johannes 14,3). Alle, die ihn geliebt und auf ihn gewartet haben, wird er mit Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit belohnen. Die gerechten Toten werden zuerst aus ihren Gräbern auferstehen. "Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen; und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit." (1.Thessalonicher 4,17.) Sie werden die Stimme Jesu hören, die anmutiger klingt als jede Musik,

die sterblichen Menschen je zu Ohren gekommen ist, und diese Stimme wird sagen: Euer Kampf ist beendet. "Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!" (Matthäus 25,34). Das ist Anlass genug für die Jünger, sich auf die Wiederkunft ihres Herrn zu freuen!

"Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein." Apostelgeschichte 1,8.