Gute Nachricht für alle

Kapitel 26

Apollos in Korinth

[AUDIO]

Auf der Grundlage von Apostelgeschichte 18,18-28; 1. Korinther 3.]

Nachdem Paulus Korinth verlassen hatte, lag sein nächstes Arbeitsfeld in Ephesus. Er war auf dem Weg nach Jerusalem, um dort an einem Fest teilzunehmen. Sein Aufenthalt in Ephesus war deshalb notwendigerweise nur kurz. In der Synagoge sprach er zu den Juden und machte einen solch positiven Eindruck auf sie, dass sie ihn baten, sein Wirken bei ihnen fortzusetzen. Sein Plan, Jerusalem zu besuchen, hielt ihn aber davon ab, noch länger bei den Ephesern zu bleiben. Er versprach ihnen, zurückzukommen, wenn Gott es wolle. Aquila und Priszilla hatten ihn nach Ephesus begleitet, und er ließ sie dort, um das von ihm angefangene Werk fortzuführen.

Noch ungefestigt im Glauben

Um diese Zeit kam "nach Ephesus ein Jude mit Namen Apollos, aus Alexandria gebürtig, ein beredter Mann und gelehrt in der Schrift." (Apostelgeschichte 18,24). Er hatte die Predigten von Johannes dem Täufer gehört und die Taufe der Buße empfangen. Er war ein lebendiger Zeuge dafür, dass das Wirken dieses Propheten nicht vergeblich gewesen war. Die Schrift berichtet von Apollos: "Dieser war unterwiesen im Weg des Herrn und redete brennend im Geist und lehrte richtig von Jesus, wusste aber nur von der Taufe des Johannes." (Apostelgeschichte 18,25).

Während seines Aufenthalts in Ephesus begann Apollos "frei und offen zu predigen in der Synagoge." Unter seinen Zuhörern waren auch Aquila und Priszilla. Als sie bemerkten, dass er noch nicht das volle Licht des Evangeliums empfangen hatte, "nahmen sie ihn zu sich und legten ihm den Weg Gottes noch genauer aus." (Apostelgeschichte 18,26). Durch ihre Unterweisung erlangte er ein klareres Verständnis der Schrift und wurde einer der tüchtigsten Verteidiger des christlichen Glaubens.

"Als er aber nach Achaja reisen wollte, schrieben die Brüder an die Jünger dort und empfahlen ihnen, ihn aufzunehmen." (Apostelgeschichte 18,27). Er sollte in völliger Übereinstimmung mit der Gemeinde Christi als Lehrer tätig sein. So kam Apollos nach Korinth, wo er die Juden durch öffentliche Verkündigung und auch durch Arbeit von Haus zu Haus überzeugte. Er "widerlegte die Juden kräftig und erwies öffentlich durch die Schrift, dass Jesus der Christus ist." (Apostelgeschichte 18,28). Paulus hatte den Samen der Wahrheit ausgestreut, Apollos begoss ihn jetzt. Der Erfolg, den Apollos mit seinen Evangeliumspredigten hatte, führte dazu, dass einige Gläubige sein Wirken höher einschätzten und priesen als das des Paulus. Dieses Vergleichen von unterschiedlichen Menschen brachte einen Geist der Parteilichkeit in die Gemeinde, der das Voranschreiten der Heilsbotschaft beträchtlich zu behindern drohte.

Während seines anderthalbjährigen Aufenthaltes in Korinth hatte Paulus das Evangelium ganz bewusst in aller Einfachheit dargestellt. "Nicht mit hohen Worten und hoher Weisheit" war er zu den Korinthern gekommen, sondern "in Furcht und mit großem Zittern" und "in Erweisung des Geistes und der Kraft" hatte er ihnen "das Geheimnis Gottes" verkündigt, damit ihr "Glaube nicht stehe auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft." (1.Korinther 2,1.3-5).

Paulus hatte notwendigerweise seine Lehrweise dem Zustand der Gemeinde angepasst. "Ich, liebe Brüder", erklärte er später, "konnte nicht zu euch reden wie zu geistlichen Menschen, sondern wie zu fleischlichen, wie zu unmündigen Kindern in Christus. Milch habe ich euch zu trinken gegeben und nicht feste Speise; denn ihr konntet sie noch nicht vertragen. Auch jetzt könnt ihr's noch nicht." (1.Korinther 3,1.2). Viele der Gläubigen in Korinth hatten die Lehren, die er ihnen nahe zu bringen versuchte, nur nach und nach erfasst. Ihr Vorankommen in geistlicher Erkenntnis hatte in keinem angemessenen Verhältnis zu ihren Vorrechten und Gelegenheiten gestanden. In christlicher Erfahrung hätten sie längst weit fortgeschritten und imstande sein sollen, die tieferen Wahrheiten des Wortes zu erfassen und auszuleben. Sie waren aber immer noch in dem Stadium wie einstmals die Jünger, als Christus ihnen erklärte: "Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen." (Johannes 16,12). Eifersucht, Argwohn und Anschuldigungen hatten die Herzen vieler Gläubigen in Korinth vor dem vollen Einfluss des Heiligen Geistes verschlossen, der "alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit" (1.Korinther 2,10), erforscht. Wie gründlich sie auch in weltlichen Dingen Bescheid wussten, so waren sie in der Erkenntnis Christi doch nur Kinder.

Paulus hatte es sich zur Aufgabe gemacht, den Bekehrten in Korinth das Abc des christlichen Glaubens wenigstens in Ansätzen zu vermitteln. Er hatte sie so unterweisen müssen, als wüssten sie überhaupt nichts von den Wirkungen der göttlichen Kraft auf das Herz. Zu jener Zeit waren sie noch nicht in der Lage, das Geheimnis der Erlösung zu erfassen, denn "der natürliche Mensch ... vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen; denn es muss geistlich beurteilt werden." (1.Korinther 2,14). Paulus hatte sich bemüht, den Samen zu säen, den nun andere begießen mussten. Seine Nachfolger mussten die Arbeit dort fortsetzen, wo er aufgehört hatte. Sie mussten der Gemeinde geistliches Licht und geistliche Erkenntnis zur rechten Zeit vermitteln, soweit sie es ertragen konnte.

Christus verändert das Herz

Als der Apostel seine Arbeit in Korinth aufnahm, wurde ihm klar, dass er die großen Wahrheiten, die er lehren wollte, äußerst behutsam einführen musste. Er wusste, dass es unter seinen Zuhörern stolze Verfechter menschlicher Theorien und auch Anhänger falscher Anbetung geben würde. Sie tappten blind im Dunkeln und hofften, im Buch der Natur Theorien zu finden, die der Wirklichkeit des geistlichen und unsterblichen Lebens, wie es die Bibel lehrt, widersprechen würden. Er wusste auch, dass seine Kritiker bestrebt sein würden, die christozentrische Auslegung des offenbarten Wortes anzufechten, und dass Zweifler für die frohe Botschaft Christi nur Spott und Hohn übrig haben würden.

Paulus bemühte sich, Menschen zum Fuß des Kreuzes zu führen. Dabei hielt er es nicht für weise, diejenigen, die ausschweifend lebten, direkt zu tadeln oder zu zeigen, wie verabscheuungswürdig ihre Sünden in den Augen eines heiligen Gottes sind. Er wies sie vielmehr auf den wahren Sinn des Lebens hin und versuchte, ihnen die Weisungen des göttlichen Lehrmeisters einzuprägen, die sie -- falls sie sie annähmen -- aus der weltlichen Gesinnung und der Sünde herausführen und zu Reinheit und Rechtschaffenheit emporheben würden. Besonderen Nachdruck legte er auf praktische Frömmigkeit und Heiligkeit, zu der alle gelangen müssen, die einen Platz im Reich Gottes anstreben. Er wünschte sich so sehr zu erleben, wie das Licht des Evangeliums Christi die Finsternis ihres Geistes durchdringt, damit sie erkennen könnten, wie abstoßend ihr unsittliches Verhalten in den Augen Gottes ist. Das immer wiederkehrende Thema seiner Lehrtätigkeit bei ihnen war deshalb Christus, der Gekreuzigte. Er versuchte ihnen nahe zu legen, womit sie sich am ernsthaftesten befassen müssten und was ihre größte Freude sein sollte: die herrliche Wahrheit der Erlösung durch Reue vor Gott und Glauben an den Herrn Jesus Christus.

Der Philosoph wendet sich vom Licht des Heils ab, weil es seine stolzen Theorien bloßstellt. Der Weltmensch lehnt das Licht ab, weil es ihn von seinen irdischen Idolen trennt. Paulus erkannte, dass die Menschen erst den Charakter Christi verstehen lernen müssen, bevor sie ihn lieben und die Bedeutung seiner Opfertat am Kreuz im Glauben erfassen können. Hier muss der Lernprozess beginnen, der zur Beschäftigung und zum Lobgesang der Erlösten in Ewigkeit werden wird. Nur im Licht des Kreuzes kann der wahre Wert eines Menschen ermessen werden.

Gottes Gnade läutert und verändert die angeborene Wesensart des Menschen. Für den fleischlich Gesinnten wäre der Himmel nicht begehrenswert; sein natürliches, ungeheiligtes Herz würde sich nicht zu jenem reinen und heiligen Ort hingezogen fühlen. Selbst wenn es möglich wäre, dass ein solcher Mensch Zugang zum Himmel hätte, fände er dort keine Wesensverwandtschaft. Die Neigungen, die das natürliche Herz beherrschen, müssen durch die Gnade Christi überwunden werden. Erst dann ist der sündige Mensch geeignet, in den Himmel aufgenommen zu werden, erst dann kann er sich der Gesellschaft der reinen, heiligen Engel erfreuen. Wenn der Mensch nicht mehr von der Sünde beherrscht, sondern zu neuem Leben in Christus erweckt wird, erfüllt göttliche Liebe sein Herz. Sein Verständnis wird geheiligt, er trinkt aus einer unerschöpflichen Quelle der Freude und der Erkenntnis. Das Licht der Ewigkeit scheint auf seinen Pfad, denn allezeit umgibt ihn Christus, der das Licht des Lebens ist.

Paulus strebte danach, seinen korinthischen Geschwistern die Tatsache fest einzuprägen, dass er und seine Mitarbeiter auch nur Menschen sind, die Gott beauftragt hat, die Wahrheit zu lehren. Alle sind sie im gleichen Werk tätig und der Erfolg ihrer Arbeit ist gleichermaßen von Gott abhängig. Die Auseinandersetzung in der Gemeinde über die relativen Verdienste einzelner Mitarbeiter in der Evangeliumsverkündigung entspricht nicht dem Willen Gottes, sondern entsteht aus dem Festhalten an den Charakterzügen des natürlichen Herzens. "Denn wenn der eine sagt: Ich gehöre zu Paulus, der andere aber: Ich zu Apollos, ist das nicht nach Menschenweise geredet? Wer ist nun Apollos? Wer ist Paulus? Diener sind sie, durch die ihr gläubig geworden seid, und das, wie es der Herr einem jeden gegeben hat: Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen; aber Gott hat das Gedeihen gegeben. So ist nun weder der pflanzt noch der begießt etwas, sondern Gott, der das Gedeihen gibt." (1.Korinther 3,4-7).

Gemeinsam wirken unter Gottes Segen

Paulus hatte als Erster das Evangelium in Korinth verkündigt und auch die dortige Gemeinde gegründet. Das war der Auftrag, den der Herr ihm gegeben hatte. Später sandte Gott andere Mitarbeiter dorthin, um ihre Aufgabe an diesem Platz zu erfüllen. Der ausgestreute Same musste begossen werden, und das sollte die Tätigkeit des Apollos sein. Er nahm die Arbeit des Paulus auf, gab weitere Anweisungen und verhalf der Saat zur Entfaltung. Er gewann Zugang zu den Herzen der Menschen, aber das Gedeihen gab Gott. Nicht menschliche, sondern göttliche Macht bewirkt die Veränderung des Charakters. Weder die Menschen, die pflanzen, noch diejenigen, die begießen, bewirken das Wachstum der Saat. Über ihnen steht Gott als Arbeitgeber, der sie zu seinen Werkzeugen und Mitarbeitern in seinem Werk bestimmt hat. Er ist der Meister, dem allein die Ehre und der Ruhm für den Erfolg zustehen.

Die Beauftragten Gottes besitzen nicht alle die gleichen Gaben, aber sie arbeiten alle für ihn. Jeder soll vom großen Lehrer lernen und dann weiterreichen, was er gelernt hat. Jedem seiner Boten hat Gott ein besonderes Werk aufgetragen. Es gibt eine Vielzahl von Gaben, aber alle Diener des Evangeliums sollen harmonisch zusammenwirken. Die heiligende Macht des Geistes Gottes leitet sie. Wenn sie das Evangelium des Heils verkündigen, werden viele Menschen durch die Kraft Gottes von ihrer Erlösungsbedürftigkeit überzeugt und bekehrt. Der Diener als Werkzeug ist mit Christus in Gott verborgen, und Christus erscheint als derjenige, der "auserkoren" ist "unter vielen Tausenden", und auch als derjenige, an dem alles "lieblich" erscheint.

"Der aber pflanzt und der begießt, sind einer wie der andere. Jeder aber wird seinen Lohn empfangen nach seiner Arbeit. Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau." (1.Korinther 3,8.9). In diesem Schriftwort vergleicht der Apostel die Gemeinde mit einem Ackerfeld, auf dem sich die Landarbeiter um die Weinstöcke in der Pflanzung des Herrn kümmern, und auch mit einem Bau, der zu einem heiligen Tempel für den Herrn heranwachsen soll. Gott ist der Meister, und er hat jedem seine Arbeit zugewiesen. Alle sollen unter seiner Oberaufsicht tätig sein und ihn dabei für und durch seine Werkleute wirken lassen. Er verleiht ihnen Takt und Geschicklichkeit, und wenn sie seine Weisungen beachten, krönt er ihre Bemühungen mit Erfolg.

Gottes Diener sollen zusammenarbeiten, in freundlicher und höflicher Art aufeinander abgestimmt. Da gilt: "Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor." (Römer 12,10). Da soll es keine unfreundliche Kritik geben, keine Herabwürdigung der Arbeit des anderen, keine Parteiungen. Jeder, dem Gott eine Botschaft anvertraut hat, hat seine individuelle Aufgabe. Jeder hat seine eigene Persönlichkeit, die er in keinem anderen Menschen aufgehen lassen soll. Und doch soll jeder einträchtig mit seinen Geschwistern zusammenarbeiten. In ihrem Dienst sollen Gottes Arbeiter im Wesentlichen eins sein. Keiner darf sich selbst zum Maßstab machen und über seine Mitdiener respektlos reden oder sie als minderwertig behandeln. Jeder Einzelne soll unter der Leitung Gottes die Arbeit verrichten, die ihm zugewiesen worden ist, geachtet, geliebt und ermutigt von den anderen Mitarbeitern. Gemeinsam sollen sie das Werk voran und zum Abschluss bringen.

Diese Grundsätze betont Paulus ausführlich in seinem ersten Brief an die Gemeinde zu Korinth. Der Apostel wendet sich an "Diener Christi" als "Haushalter über Gottes Geheimnisse." Von ihrer Arbeit sagt er: "Nun fordert man nicht mehr von den Haushaltern, als dass sie für treu befunden werden. Mir aber ist's ein Geringes, dass ich von euch gerichtet werde oder von einem menschlichen Gericht; auch richte ich mich selbst nicht. Ich bin mir zwar nichts bewusst, aber darin bin ich nicht gerechtfertigt; der Herr ist's aber, der mich richtet. Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch ans Licht bringen wird, was im Finstern verborgen ist, und wird das Trachten der Herzen offenbar machen. Dann wird einem jeden von Gott sein Lob zuteil werden." (1.Korinther 4,1-5).

Es steht keinem Menschen zu, über die verschiedenen Mitarbeiter Gottes zu urteilen. Der Herr allein ist Richter über das Werk des Menschen, und er wird jedem seinen gerechten Lohn geben.

Der Apostel bezog sich anschließend direkt auf die Vergleiche, die zwischen seiner Arbeit und der des Apollos gemacht worden waren: "Dies aber, liebe Brüder, habe ich im Blick auf mich selbst und Apollos gesagt um euretwillen, damit ihr an uns lernt, was das heißt: Nicht über das hinaus, was geschrieben steht!, damit sich keiner für den einen gegen den andern aufblase. Denn wer gibt dir einen Vorrang? Was hast du, das du nicht empfangen hast? Wenn du es aber empfangen hast, was rühmst du dich dann, als hättest du es nicht empfangen?" (1.Korinther 4,6.7).

Deutlich führte Paulus der Gemeinde die Gefahren und Mühen vor Augen, die er und seine Mitarbeiter in ihrem Dienst für Christus geduldig ertragen hatten. "Bis auf diese Stunde", so erklärte er, "leiden wir Hunger und Durst und Blöße und werden geschlagen und haben keine feste Bleibe und mühen uns ab mit unsrer Hände Arbeit. Man schmäht uns, so segnen wir; man verfolgt uns, so dulden wir's, man verlästert uns, so reden wir freundlich. Wir sind geworden wie der Abschaum der Menschheit, jedermanns Kehricht, bis heute. Nicht um euch zu beschämen, schreibe ich dies; sondern ich ermahne euch als meine lieben Kinder. Denn wenn ihr auch zehntausend Erzieher hättet in Christus, so habt ihr doch nicht viele Väter; denn ich habe euch gezeugt in Christus Jesus durchs Evangelium." (1.Korinther 4,11-15).

Christus als Mittelpunkt

Christus, der die Evangeliumsarbeiter als seine Botschafter aussendet, wird entehrt, wenn sich unter den Zuhörern eine solch starke Bindung zu irgendeinem "Lieblingsprediger" zeigt, dass eine Abneigung entsteht, die Arbeit eines anderen Predigers zu akzeptieren. Der Herr sendet seinem Volk Hilfe. Zwar nicht immer so, wie es dies wünscht, aber stets so, wie es sie benötigt. Menschen sind kurzsichtig; sie können nicht erkennen, was ihnen zum Besten dient. Nur selten besitzt ein einzelner Prediger sämtliche Qualifikationen, um eine Gemeinde in allen Bereichen des christlichen Lebens auszubilden. Deshalb sendet Gott ihr oft weitere Prediger mit Fähigkeiten, die den Vorgängern fehlten.

Die Gemeinde sollte diese Boten Christi dankbar aufnehmen, gerade so wie sie den Meister selbst aufnehmen würde. Sie sollte danach trachten, aus den Lehren, die jeder einzelne Prediger aus dem Wort Gottes vermittelt, den größtmöglichen Nutzen zu ziehen. Die Wahrheiten, die Gottes Gesandte den Gläubigen zukommen lassen, sollten von diesen in Demut und Bescheidenheit angenommen und geschätzt werden, ohne dass ein Prediger zum Idol wird.

Durch die Gnade Christi werden Gottes Diener zu Boten des Lichts und des Segens. Wenn sie unter ernstem und anhaltendem Gebet mit dem Heiligen Geist ausgestattet werden, und die Verantwortung auf sich nehmen, Verlorene zu retten, wenn ihre Herzen vom Eifer erfüllt sind, den Sieg des Kreuzes zu mehren, dann werden sie die Früchte ihrer Arbeit sehen. Entschieden werden sie es ablehnen, menschliche Weisheit zur Schau zu stellen oder das eigene Ich zu verherrlichen. Sie werden ein Werk vollbringen, das den Angriffen Satans widerstehen kann. Viele Menschen werden sich dann von der Finsternis zum Licht wenden, und viele Gemeinden werden gegründet werden. Menschen werden sich bekehren, nicht hin zum menschlichen Werkzeug, sondern zu Christus. Das eigene Ich wird im Hintergrund gehalten; Jesus allein, der Mann von Golgatha, wird hervortreten.

Wer heute für Christus arbeitet, kann ebenso vortreffliche Werte offenbaren wie die Verkündiger des Evangeliums in apostolischer Zeit. Gott ist heute genauso bereit, seinen Dienern Kraft zu vermitteln, wie er dies bei Paulus und Apollos, bei Silas und Timotheus, bei Petrus, Jakobus und Johannes tat.

Keine Einzelkämpfer

In den Tagen der Apostel gab es einige fehlgeleitete Menschen, die vorgaben, an Christus zu glauben, aber seinen Botschaftern keine Achtung entgegenbrachten. Sie erklärten, dass sie keinem menschlichen Lehrer folgten und ihre Einsichten direkt von Christus empfangen hätten, ohne die Hilfe der Prediger des Evangeliums. Sie legten einen unabhängigen Geist an den Tag und waren nicht gewillt, der Stimme der Gemeinde zu gehorchen. Solche Menschen standen in ernster Gefahr, getäuscht zu werden.

Gott hat Menschen mit verschiedensten Gaben als seine berufenen Helfer in die Gemeinde gestellt, damit durch die gemeinsamen Überlegungen vieler die Ziele des Geistes verwirklicht werden können. Menschen, die sich nur nach ihrem eigenen starken Willen richten und sich weigern, gemeinsam mit anderen zu wirken, die schon eine lange Erfahrung im Werk Gottes haben, lassen sich durch ihr Selbstvertrauen blenden. Sie sind unfähig, zwischen Irrtum und Wahrheit zu unterscheiden. Es ist nicht ratsam, solche Leute zu Leitern der Gemeinde zu wählen, denn diese würden ihrer eigenen Urteilskraft und ihren eigenen Plänen folgen, ungeachtet dessen, was ihre Brüder dabei denken. Für den Feind ist es leicht, durch solche zu wirken, die zwar selbst bei jedem Schritt Beratung nötig hätten, dabei jedoch meinen, andere Menschen aus eigener Stärke leiten zu können, ohne von Christus Demut gelernt zu haben.

Gefühle allein sind keine sicheren Führer zur Pflicht. Der Feind lässt Menschen oft glauben, dass sie von Gott geführt seien, während sie in Wirklichkeit nur menschlichen Regungen folgen. Wenn wir aber Sorgfalt walten lassen und uns mit unseren Brüdern beraten, tut uns der Herr seinen Willen kund; denn die Verheißung lautet: "Er leitet die Elenden recht und lehrt die Elenden seinen Weg." (Psalm 25,9).

In der frühchristlichen Gemeinde gab es Leute, die weder Paulus noch Apollos anerkennen wollten. Sie vertraten die Ansicht, Petrus sei ihr Führer; Petrus sei am engsten mit Christus verbunden gewesen, als der Meister auf Erden weilte, wohingegen Paulus ein Verfolger der Gläubigen gewesen war. Ihre Anschauungen und Meinungen waren durch Vorurteile eingeengt. Da war nichts von Edelmut oder von Großzügigkeit und Güte zu erkennen, die zeigen, dass Christus in einem Menschenherzen wohnt.

Es bestand die Gefahr, dass dieser Geist der Parteilichkeit der Christengemeinde großes Unglück bereiten würde. Deshalb beauftragte der Herr den Apostel Paulus, ernste Worte der Ermahnung und gewichtigen Widerspruch einzulegen. Der Apostel fragte daraufhin diejenigen, die sagten: "Ich gehöre zu Paulus ..., ich zu Apollos ..., ich zu Kephas ..., ich zu Christus: Wie? Ist Christus nun zertrennt? Ist denn Paulus für euch gekreuzigt? Oder seid ihr auf des Paulus Namen getauft?" (1.Korinther 1,12.13). "Darum soll sich niemand etwas auf einen Menschen einbilden und mit dem von ihm bevorzugten Lehrer prahlen. Euch gehört doch alles, ob es nun Paulus ist oder Apollos oder Petrus; euch gehört die ganze Welt, das Leben und der Tod, die Gegenwart und die Zukunft. Alles gehört euch, ihr aber gehört Christus, und Christus gehört Gott." (1.Korinther 3,21-23 GNB)

Zwischen Paulus und Apollos herrschte volle Übereinstimmung. Apollos war von der Uneinigkeit in der Korinthergemeinde enttäuscht und sehr bekümmert. Weder nutzte er die ihm entgegengebrachte Gunst zum eigenen Vorteil, noch förderte er sie, sondern er verließ eilig den Kampfplatz. Als Paulus ihn danach aufforderte, Korinth wieder zu besuchen, lehnte er ab. Erst viel später, als die Gemeinde einen besseren geistlichen Stand erreicht hatte, wirkte er erneut in dieser Stadt.