Gute Nachricht für alle

Kapitel 45

Briefe aus Rom

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Aus den Briefen an die Epheser, Philipper und Kolosser Epheser; Philipper; Kolosser.

Bereits früh in seinem Glaubensleben als Christ hatte der Apostel Paulus besondere Gelegenheiten erhalten, Gottes Willen für die Nachfolger Jesu zu erkennen. Er wurde "entrückt bis in den dritten Himmel" (2.Korinther 12,2), ja, er wurde "entrückt in das Paradies und hörte unaussprechliche Worte, die kein Mensch sagen kann." (2.Korinther 12,4). Er selber bezeugte, dass er viele "Erscheinungen und Offenbarungen des Herrn" (2.Korinther 12,1) empfangen habe. In seiner Erkenntnis der Grundsätze der Evangeliumswahrheit stand er daher keinem der "Überapostel" (2.Korinther 12,11) nach. Er hatte auch ein klares Verständnis von der Breite und Länge und Höhe und Tiefe der Liebe Christi, "die alle Erkenntnis übertrifft." (Epheser 3,18.19).

Ermahnungen und Ratschläge

Paulus konnte nicht alles erzählen, was er in Visionen gesehen hatte, da es unter seinen Zuhörern solche gab, die seine Worte verdreht hätten. Was ihm aber offenbart worden war, befähigte ihn, als Apostel und weiser Lehrer zu wirken. Es prägte auch die Botschaften, die er in späteren Jahren den Gemeinden sandte. Die Eindrücke, die er in Visionen empfangen hatte, waren ihm stets gegenwärtig und befähigten ihn, das Wesen des christlichen Lebens treffend zu beschreiben. Durch Wort und Schrift sandte er der Gemeinde Gottes Botschaften, die ihr seither Hilfe und Stärke vermitteln. Die Gläubigen unserer Zeit werden durch diese Botschaften deutlich vor Gefahren gewarnt, die der ­Gemeinde drohen, und vor falschen Lehren, mit denen sie sich auseinandersetzen muss.

Der Apostel wünschte allen, denen er seine Ratschläge und Ermahnungen sandte, dass sie "nicht mehr unmündig seien" und sich nicht "von jedem Wind einer Lehre bewegen und umhertreiben lassen" (Epheser 4,14), sondern dass "alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zum vollendeten Mann, zum vollen Maß der Fülle Christi." (Epheser 4,13). Ernstlich bat er die Nachfolger Jesu, die unter den Heiden wohnten, nicht zu leben, "wie die Heiden leben in der Nichtigkeit ihres Sinnes. Ihr Verstand ist verfinstert, und sie sind entfremdet dem Leben, das aus Gott ist, durch die ... Verstockung ihres Herzens." (Epheser 4,17.18). "So sehet nun wohl zu, wie ihr wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise, und kauft die Zeit aus." (Epheser 5,15.16). Er ermutigte die Gläubigen, vorwärts zu schauen auf das Kommen Christi, der "die Gemeinde geliebt hat und hat sich selbst für sie dahingegeben ..., damit er sie vor sich stelle als eine Gemeinde, die herrlich sei und keinen Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern die heilig und untadelig sei." (Epheser 5,25.27).

Diese Botschaften wurden nicht aus menschlicher, sondern aus göttlicher Vollmacht niedergeschrieben. Sie enthalten Lehren, mit denen sich jeder vertraut machen sollte und die man nicht oft genug nutzbringend wiederholen kann. Sie umreißen, was praktischer, gelebter Glaube ist. Ihre Grundsätze sollten in jeder Gemeinde befolgt werden. Der Weg, der zum ewigen Leben führt, wird hier klar aufgezeigt.

Was Paulus in seinem Brief an die "Heiligen in Kolossä, die gläubigen Brüder in Christus" (Kolosser 1,2), während seiner Gefangenschaft in Rom schrieb, bringt seine Freude über ihre Beständigkeit im Glauben zum Ausdruck, von der Epaphras (Kolosser 1,7.8) ihm berichtet hatte. Er hat -- so heißt es wörtlich -- "uns auch berichtet ... von eurer Liebe im Geist. Darum", so fährt Paulus fort, "lassen wir auch von dem Tag an, an dem wir's gehört haben, nicht ab, für euch zu beten und zu bitten, dass ihr erfüllt werdet mit der Erkenntnis seines Willens in aller geistlichen Weisheit und Einsicht, dass ihr des Herrn würdig lebt, ihm in allen Stücken gefällt und Frucht bringt in jedem guten Werk und wachst in der Erkenntnis Gottes und gestärkt werdet mit aller Kraft durch seine herrliche Macht zu aller Geduld und Langmut." (Kolosser 1,8-11).

In diese Worte kleidete Paulus seine Wünsche für die Gläubigen in Kolossä. Welch hohes Ideal halten doch diese Worte dem Nachfolger Christi vor Augen! Sie zeigen die wunderbaren Möglichkeiten des christlichen Lebens auf und legen dar, dass es keine Begrenzung gibt für die Segnungen, die Gottes Kinder empfangen können. Ihre Gotteserkenntnis wächst ständig. Ihr Glaube wird stärker, ihre christliche Erfahrung wächst zu Höhen empor, bis Gott sie "durch seine herrliche Macht zu aller Geduld und Langmut ... tüchtig gemacht hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht." (Kolosser 1,11.12).

Paulus pries Christus vor seinen Brüdern als den Einen, durch den Gott alle Dinge auf Erden geschaffen und durch den er unsere Erlösung bewirkt hatte. Die Hände, sagte er, mit denen Gott die Welten im Raum trage und in wunderbarer Ordnung und rastloser Tätigkeit das ganze Universum zusammenhalte, seien dieselben, die für uns ans Kreuz genagelt wurden. "In ihm", so schrieb er, "ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Mächte oder Gewalten; es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen. Und er ist vor allem, und es besteht alles in ihm." (Kolosser 1,16.17). "Auch euch, die ihr einst fremd und feindlich gesinnt wart in bösen Werken, hat er nun versöhnt durch den Tod seines sterblichen Leibes, damit er euch heilig und untadelig und makellos vor sein Angesicht stelle." (Kolosser 1,21.22).

Christus und die Schrift -- sicherer Schutz vor Irrlehren

Der Sohn Gottes beugte sich zu den Menschen herab, um die Gefallenen aufzurichten. Dazu verließ er die sündlosen Welten in der Höhe -- die neunundneunzig, die ihn liebten -- kam zur Erde und wurde "um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen." (Jesaja 53,5). In allen Dingen wurde er seinen Brüdern gleich. Er wurde ein Mensch wie wir und erfuhr, was es heißt, hungrig, durstig und müde zu sein; er hielt sich durch Nahrung am Leben und stärkte sich durch Schlaf; er war ein Fremdling und Gast auf Erden. Er war "in der Welt", aber nicht "von der Welt", versucht und angefochten, wie Männer und Frauen auch heute versucht und angefochten werden, lebte dabei aber sündlos. Er war liebevoll, mitfühlend, wohlwollend, stets um andere besorgt -- er zeigte uns den Charakter Gottes. "Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns ... voller Gnade und Wahrheit." (Johannes 1,14).

Die Gläubigen in Kolossä waren von den Praktiken und Einflüssen des Heidentums umgeben und standen dadurch in Gefahr, sich vom schlichten Evangelium abbringen zu lassen. Paulus warnte davor und wies sie auf Christus als das einzig sichere Vorbild hin. "Ich will euch nämlich wissen lassen", schrieb er ihnen, "welchen Kampf ich um euch führe und um die in Laodizea und um alle, die mich nicht von Angesicht gesehen haben, damit ihre Herzen gestärkt und zusammengefügt werden in der Liebe und zu allem Reichtum an Gewissheit und Verständnis, zu erkennen das Geheimnis Gottes, das Christus ist, in welchem verborgen liegen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis.

Ich sage das, damit euch niemand betrüge mit verführerischen Reden ... Wie ihr nun den Herrn Christus Jesus angenommen habt, so lebt auch in ihm und seid in ihm verwurzelt und gegründet und fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und seid reichlich dankbar. Seht zu, dass euch niemand einfange durch Philosophie und leeren Trug, gegründet auf die Lehre von Menschen und auf die Mächte der Welt und nicht auf Christus. Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, und an dieser Fülle habt ihr teil in ihm, der das Haupt aller Mächte und Gewalten ist." (Kolosser 2,1-4.6-10).

Christus hatte vorausgesagt, dass Verführer auftreten und durch ihren Einfluss die "Ungerechtigkeit überhandnehmen" und "die Liebe in vielen erkalten" wird. (Matthäus 24,12). Er hatte die Jünger gewarnt, dass von dieser Seite der Gemeinde größere Gefahren drohten als von der Verfolgung durch ihre Feinde. Immer wieder warnte Paulus die Gläubigen vor diesen Irrlehrern. Vor allem vor dieser Gefahr sollten sie sich hüten; denn durch die Aufnahme falscher Lehrer öffneten sie Irrtümern die Tür, sodass es dem Feind er­möglicht würde, das geistliche Unterscheidungsvermögen zu trüben und das Vertrauen derer zu erschüttern, die noch jung im Glauben an das Evangelium waren. Christus sei der Maßstab, nach dem sie jede Lehre prüfen müssten. Alles, was mit seinen Lehren nicht übereinstimmte, sollten sie zurückweisen. Christus, um unserer Sünde willen gekreuzigt, von den Toten auferstanden und gen Himmel gefahren -- das ist das Zentrum der Heilsbotschaft, welches sie erkennen und lehren sollten.

Die Warnungen des Wortes Gottes in Bezug auf die Gefahren, denen die christliche Gemeinde ausgesetzt ist, gelten auch für uns heute. So wie in den Tagen der Apostel Menschen mit Hilfe von Traditionen und Philosophien versuchten, das Vertrauen in die Schrift zunichte zu machen, so geschieht Ähnliches auch heute. Durch populäre Ansichten wie "höhere Bibelkritik", Entwicklungslehre, Esoterik, Theosophie und Pantheismus sucht der Feind der Gerechtigkeit, die Menschen auf verbotene Wege zu locken. Vielen erscheint die Bibel wie eine Öllampe ohne Öl, weil sie sich in ihren Gedanken auf einen spekulativen Glauben eingelassen haben, der zu Missverständnissen und Verwirrung führt. Die "höhere Bibelkritik" seziert den Text, bildet Hypothesen, setzt Bruchstücke neu zusammen und zerstört damit den Glauben an die Bibel als göttliche Offenbarung. So wird Gottes Wort seiner Kraft beraubt, das Leben von Menschen zu leiten, aufzurichten und geistlich anzuregen. Durch esoterisches Gedankengut wurden viele dazu verleitet zu glauben, dass der Wunsch das oberste Gesetz, dass Zügellosigkeit Freiheit und der Mensch nur sich selbst verantwortlich sei.

Der Nachfolger Jesu wird diesen "verführerischen Reden" (vgl. Kolosser 2,1-10) widerstehen, vor denen der Apostel die gläubigen Kolosser warnte. Er wird zwar auf esoterische Interpretationen der Bibel stoßen, darf sie aber auf keinen Fall übernehmen. Seine Stimme muss die ewigen Wahrheiten der Schrift andauernd bekräftigen. Er muss seinen Blick fest auf Christus richten und unbeirrt auf dem vorgezeichneten Weg voranschreiten. Von Vorstellungen, die nicht mit der Lehre Christi vereinbar sind, muss er sich trennen. Die Wahrheit Gottes muss Gegenstand seiner Betrachtungen und seines Nachsinnens sein. Er muss die Bibel als Stimme Gottes gelten lassen, die direkt zu ihm spricht. So wird er Weisheit finden, die von Gott kommt.

Die Gotteserkenntnis, wie sie in Christus offenbart worden ist, müssen alle Geheiligten in sich tragen. Diese Erkenntnis verändert den Charakter. Findet sie Eingang im Leben, stellt sie das Ebenbild Christi im Menschen wieder her. Gott lädt seine Kinder ein, sich diese Erkenntnis anzueignen. Ohne sie ist alles andere vergänglich und wertlos.

In jeder Generation und in jedem Land ist das wahre Fundament der Charakterbildung dasselbe: die Grundsätze, wie wir sie im Wort Gottes finden. Die einzig wahre und sichere Norm ist, das zu tun, was Gott sagt. "Die Befehle des Herrn sind richtig." (Psalm 19,9). "Wer das tut, wird nimmermehr wanken." (Psalm 15,5). Den Irrlehren ihrer Zeit traten die Apostel mit dem Wort Gottes entgegen, als sie sagten: "Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist." (1.Korinther 3,11).

Ständig auf Christus schauen

Als sich die Gläubigen in Kolossä bekehrten und taufen ließen, gelobten sie, Anschauungen und Praktiken abzulegen, die bisher Teil ihres Lebens waren, und dem Treueversprechen Christus gegenüber nachzukommen. Paulus erinnerte sie in seinem Brief daran und bat sie inständig, nicht zu vergessen, dass sie, um diesem Gelöbnis nachzukommen, dem Bösen unablässig widerstehen müssten. Es ist nämlich allezeit bereit, die Herrschaft über sie zu erlangen. "Seid ihr nun mit Christus auferstanden, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist. Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott." (Kolosser 3,1-3).

"Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden." (2.Korinther 5,17). Durch Christi Kraft haben Männer und Frauen die Fesseln sündhafter Gewohnheiten gesprengt und der Selbstsucht abgesagt. Durch sie wurden Gotteslästerer ehrerbietig, Alkoholiker nüchtern und Lasterhafte rein. Menschen, die in ihrem Verhalten Satan ähnlich gewesen waren, wurden in das Ebenbild Gottes verwandelt. Solch eine Umwandlung ist das größte aller Wunder. Dass das Wort Gottes eine solche Veränderung bewirken kann, gehört zu den tiefsten Geheimnissen. Wir können es nicht verstehen; wir können nur glauben, was die Schrift darüber sagt: Es ist "Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit." (Kolosser 1,27).

Wenn Herz und Verstand dem Geist Gottes unterstellt werden, stimmt der bekehrte Mensch ein neues Lied an, denn er hat erkannt, dass in seinem Leben die Verheißung Gottes erfüllt worden ist: Seine Übertretungen sind vergeben, und seine Sünde ist bedeckt (vgl. Psalm 32,1). Er hat vor Gott für die Übertretung des göttlichen Gesetzes Buße getan und vertraut auf Christus, der für die Rechtfertigung des Menschen gestorben ist. "Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus." (Römer 5,1).

Gerade weil er diese Erfahrungen gemacht hat, darf ein Christ nicht die Hände in den Schoß legen und sich mit dem zufrieden geben, was für ihn vollbracht worden ist. Wer entschlossen ist, ins Reich Gottes einzugehen, wird erkennen, dass alle Kräfte und Leidenschaften der sündigen Natur, gefördert durch Satan und seine Helfershelfer, gegen ihn aufgeboten werden. Jeden Tag muss sich der Gläubige Gott aufs Neue weihen und gegen das Böse ankämpfen. Alte Gewohnheiten und ererbte Neigungen zum Bösen streiten in ihm um die Vorherrschaft. Davor muss er beständig auf der Hut sein und in der Macht Christi um den Sieg ringen.

"So tötet nun", schrieb Paulus den Kolossern, "die Glieder, die auf Erden sind ... In dem allen seid auch ihr einst gewandelt, als ihr noch darin lebtet. Nun aber legt alles ab von euch: Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung, schandbare Worte aus eurem Munde ... So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld; und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit. Und der Friede Christi, zu dem ihr auch berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen; und seid dankbar." (Kolosser 3,5.7.8.12-15).

Der Brief an die Kolosser enthält höchst wertvolle Lehren für alle, die im Dienst Christi stehen. Es geht um die Beharrlichkeit bei der Verfolgung eines erhabenen Zieles, die im Leben eines jeden zu erkennen ist, der den Heiland richtig darstellt. Der Gläubige wendet sich von allem ab, was ihn hindert, auf dem Weg nach oben voranzuschreiten, oder was die Füße eines andern vom schmalen Pfad abbringen könnte. Sein Alltagsleben offenbart Barmherzigkeit, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld und die Liebe Christi.

Was uns Not tut, ist die Kraft, die uns zu einem höheren, reineren, edleren Leben befähigt. Wir denken zu viel an irdische Dinge und zu wenig an die himmlischen.

In seinem Bestreben, das ihm von Gott gesteckte Ziel zu erreichen, darf sich der Christ durch nichts entmutigen lassen. Allen Menschen gilt die Verheißung, durch Christi Gnade und Macht sittlich und geistlich vollkommen zu werden. Von Jesus kommt alle Macht, er ist die Quelle des Lebens. Er führt uns zu seinem Wort und reicht uns Blätter vom Baum des Lebens zur Heilung unserer sündenkranken Seele. Er führt uns zum Thron Gottes und legt uns ein Gebet in den Mund, das uns mit ihm selbst in enge Beziehung bringt. Um unsertwillen setzt er alle Macht des Himmels in Bewegung, und bei jedem Schritt spüren wir seine lebensspendende Kraft.

Dem Wachstum derer, die wünschen, "mit der Erkenntnis seines Willens in aller geistlichen Weisheit und Einsicht" (Kolosser 1,9) erfüllt zu werden, setzt Gott keine Grenzen. Durch Gebet, durch Wachsamkeit, sowie durch wachsende Erkenntnis und Einsicht sollen sie "mit aller Kraft durch seine herrliche Macht" (Kolosser 1,11) gestärkt werden. Dadurch werden sie vorbereitet, um für andere zu wirken. Der Erlöser will geläuterte und geheiligte Menschen zu seinen Helfern machen. Für diese große Gnade wollen wir dem danken, "der euch tüchtig gemacht hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht. Er hat uns errettet von der Macht der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes." (Kolosser 1,12.13).

Dank für Opferbereitschaft

Wie an die Kolosser, so schrieb Paulus als Gefangener in Rom auch einen Brief an die Philipper. Ihm selbst hatte die dortige Gemeinde durch die Hand des ­Epaphroditus, der von Paulus "mein Mitarbeiter und Mitstreiter ... und euer Ab­gesandter und Helfer in meiner Not" (Philipper 2,25) genannt wird, Gaben gesandt. Während seines Aufenthalts in Rom war Epaphroditus "todkrank", wie Paulus schrieb, "aber Gott hat sich über ihn erbarmt; nicht allein aber über ihn, sondern auch über mich, damit ich nicht eine Traurigkeit zu der anderen hätte." (Philipper 2,27). Als die Gläubigen zu Philippi von der Krankheit des Epaphroditus hörten, wurden sie mit Sorge um ihn erfüllt. Daher beschloss er, zu ihnen zurückzukehren. Paulus schrieb dazu: "Er hatte nach euch allen Verlangen und war tief bekümmert, weil ihr gehört hattet, dass er krank geworden war. ... Ich habe ihn nun umso eiliger gesandt, damit ihr ihn seht und wieder fröhlich werdet, und auch ich weniger Traurigkeit habe. So nehmt ihn nun auf in dem Herrn mit aller Freude und haltet solche Menschen in Ehren. Denn um des Werkes Christi willen ist er dem Tode so nahe gekommen, da er sein Leben nicht geschont hat, um mir zu dienen an eurer Statt." (Philipper 2,26.28-30).

Durch Epaphroditus sandte Paulus den Gläubigen zu Philippi einen Brief, in dem er ihnen für die übermittelten Gaben dankte. Von allen Gemeinden hatte Philippi am meisten für die Bedürfnisse des Paulus gespendet. "Ihr in Philippi wisst ja selbst, dass am Beginn der Ausbreitung des Evangeliums, als ich von Makedonien aufbrach, keine Gemeinde mit mir Gemeinschaft hatte im Geben und Nehmen außer euch, ja, dass ihr mich auch in Thessalonich das eine oder andere Mal unterstützt habt. Nicht dass ich auf eure Gabe aus wäre, nein, ich suche den Ertrag, der euren Gewinn mehrt. Ich habe alles erhalten und habe nun mehr als genug. Ich bin mit allem versorgt, da ich von Epaphroditus eure Gabe erhalten habe, einen lieblichen Duft, ein willkommenes, Gott wohlgefälliges Opfer." (Philipper 4,15-18 ZÜ)

"Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Ich danke meinem Gott, sooft ich an euch denke, wenn immer ich für euch alle bitte und voll Freude für euch eintrete im Gebet: Ich danke dafür, dass ihr am Evangelium teilhabt, vom ersten Tag an bis heute, und ich bin dessen gewiss, dass er, der das gute Werk in euch angefangen hat, es bis zum Tag Christi Jesu auch vollendet haben wird. Es ist auch nichts als recht, dass ich so von euch allen denke. Denn ihr wohnt in meinem Herzen, und an der Gnade, die ich im Gefängnis und vor Gericht bei der Verteidigung und Bekräftigung des Evangeliums erfahren habe, habt ihr alle teil. Gott ist mein Zeuge: Ich sehne mich nach euch allen, so wie auch Christus Jesus herzlich nach euch verlangt. Und ich bete dafür, dass eure Liebe reicher und reicher werde an Erkenntnis und zu umfassender Einsicht gelangt, und dass ihr so zu prüfen vermögt, worauf es ankommt; dann werdet ihr rein sein und ohne Tadel am Tag Christi, erfüllt von der Frucht der Gerechtigkeit, die Jesus Christus wirkt, zur Ehre und zum Lob Gottes." (Philipper 1,2-11 ZÜ)

Die Gnade Gottes stärkte Paulus in seiner Gefangenschaft und machte ihn fähig, sich inmitten von Trübsal zu freuen. Voller Glaube und Zuversicht schrieb er den Brüdern in Philippi, dass seine Gefangenschaft der Verbreitung des Evangeliums gedient habe. "Ihr sollt aber wissen, liebe Brüder und Schwestern, dass alles, was mir widerfahren ist, nur der Förderung des Evangeliums dient. So hat sich im ganzen Prätorium und weit darüber hinaus die Kunde verbreitet, dass ich um Christi willen in Fesseln liege, und die Mehrzahl der Brüder und Schwestern ist durch meine Gefangenschaft in ihrem Vertrauen zum Herrn gestärkt worden und wagt nun immer entschiedener, das Wort ohne Furcht weiterzusagen." (Philipper 1,12-14 ZÜ)

Gott und Mensch zusammen

Aus der Erfahrung des Paulus können wir eine Lehre ziehen: Sie offenbart, wie Gott wirkt. Der Herr kann in Sieg verwandeln, was uns wie Misserfolg und Niederlage erscheint. Wir stehen in Gefahr, Gott zu vergessen und nur auf das Sichtbare zu schauen, statt mit dem Auge des Glaubens Unsichtbares zu erkennen. Bricht ein Unglück oder Missgeschick über uns herein, sind wir nur allzu schnell bereit, Gott zu beschuldigen, er vernachlässige uns oder sei grausam. Hält er es für angebracht, unsere Nützlichkeit in irgendeinem Bereich zu beschneiden, klagen wir darüber. Wir halten nicht inne, um zu bedenken, dass Gott vielleicht auf diese Weise zu unserem Besten wirken könnte. Wir müssen lernen, dass Zurechtweisung ein Teil seines erhabenen Planes ist und dass der Christ unter der Rute des Leidens zuweilen mehr für seinen Meister auszurichten vermag als im aktiven Einsatz.

Paulus wies die Philipper auf den beispielhaften Wandel Jesu Christi hin, denn er, "der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz." (Philipper 2,6-8).

"Also, meine Lieben", fuhr Paulus fort, "-- wie ihr allezeit gehorsam gewesen seid, nicht allein in meiner Gegenwart, sondern jetzt noch viel mehr in meiner Abwesenheit, -- schaffet, dass ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern. Denn Gott ist's, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen. Tut alles ohne Murren und ohne Zweifel, damit ihr ohne Tadel und lauter seid, Gottes Kinder, ohne Makel mitten unter einem verdorbenen und verkehrten Geschlecht, unter dem ihr scheint als Lichter in der Welt, dadurch dass ihr festhaltet am Wort des Lebens, mir zum Ruhm an dem Tage Christi, so dass ich nicht vergeblich gelaufen bin noch vergeblich gearbeitet habe." (Philipper 2,12-16).

Diese Worte sind jedem sich abmühenden Menschen zur Hilfe niedergeschrieben worden. Paulus hält das Banner der Vollkommenheit hoch, lässt uns aber wissen, wie diese Vollkommenheit erreicht werden kann. "Schaffet, dass ihr selig werdet", ermahnt der Apostel, "denn Gott ist's, der in euch wirkt."

Die Erlösung zu erlangen ist ein Werk der Partnerschaft und des gemeinsamen Handelns. Gott muss mit dem reuigen Sünder zusammenarbeiten können. Dies ist für die Charakterbildung unerlässlich. Der Mensch muss sich ernsthaft bemühen, Hindernisse zu überwinden, die auf dem Weg zur Vollkommenheit liegen. Um Erfolg zu haben, ist er aber ganz von Gott abhängig. Menschliche Anstrengungen allein reichen nicht. Ohne die Hilfe der göttlichen Kraft führen sie zu nichts. Gott wirkt, und der Mensch wirkt. Der Widerstand gegen die Versuchung muss vom Menschen her kommen, der sich seine Kraft bei Gott holt. Auf der einen Seite ist unendliche Weisheit, Mitleid und Macht, auf der anderen Schwäche, Sündhaftigkeit und völlige Hilflosigkeit.

Gott möchte, dass wir uns selbst beherrschen. Aber ohne unsere Zustimmung und Mitarbeit kann er uns nicht helfen. Der Heilige Geist wirkt durch die Kräfte und Fähigkeiten, die dem Menschen verliehen worden sind. Allein sind wir nicht imstande, unsere Absichten, Wünsche und Neigungen mit dem Willen Gottes in Einklang zu bringen. Wenn wir aber "bereit sind, uns willig machen zu lassen", dann wird dies der Erlöser für uns vollbringen. "Wir zerstören damit Gedanken und alles Hohe, das sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes, und nehmen gefangen alles Denken in den Gehorsam gegen Christus." (2.Korinther 10,5).

Wer einen starken und ausgeglichenen Charakter entwickeln, wer ein ausgeglichener Christ sein will, muss Christus alles geben und alles für ihn tun; denn der Erlöser akzeptiert keinen halbherzigen Dienst. Der Mensch muss täglich lernen, was völlige Übergabe bedeutet. Er muss im Wort Gottes lesen, seine Bedeutung verstehen lernen und seinen Anweisungen Folge leisten. Auf diesem Wege kann er das Niveau christlicher Vortrefflichkeit erreichen. Gott wirkt Tag für Tag mit ihm und vervollkommnet auf diese Weise seinen Charakter, der sich zur Zeit der letzten Prüfung bewähren soll. Und Tag für Tag zeigt der Gläubige vor Menschen und Engeln durch dieses großartige Experiment, was das Evangelium für gefallene Menschen tun kann.

"Ich schätze mich selbst noch nicht so ein, dass ich's ergriffen habe", schrieb Paulus. "Eins aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus." (Philipper 3,13.14).

Den Siegespreis vor Augen

Paulus tat vieles. Von der Zeit an, da er seinem Herrn den Treueid geleistet hatte, war er ein unermüdlicher Diener Christi. Er reiste von Stadt zu Stadt, von Land zu Land, verkündigte das Wort vom Kreuz, gewann Menschen, die sich zum Evangelium bekehrten, und gründete Gemeinden. Ständig kümmerte er sich um sie und schrieb ihnen zur Unterweisung manchen Brief. Zeitweilig arbeitete er in seinem erlernten Handwerk und verdiente damit sein tägliches Brot. Doch bei all dieser Betriebsamkeit verlor er das große Ziel nie aus den Augen: dem Siegespreis seiner Berufung nachzujagen. Auf dieses Ziel richtete er stets seinen Blick. Er wollte dem treu sein, der sich ihm vor den Toren von Damaskus offenbart hatte. Nichts konnte ihn von diesem Ziel abbringen. Das Kreuz von Golgatha in den Mittelpunkt zu stellen -- dieses einzigartige Anliegen prägte all seine Worte und Taten.

Das hohe Ziel, das Paulus bewog, trotz aller Nöte und Schwierigkeiten voranzudrängen, sollte jedem christlichen Mitarbeiter ein Ansporn sein, sich vollständig dem Dienst Gottes zu weihen. Weltliche Attraktionen haben das Ziel, seine Aufmerksamkeit vom Erlöser abzuwenden, aber er muss unbeirrt auf sein Ziel zustreben. Er wird der Welt, den Engeln und den Menschen zeigen, dass die Hoffnung, Gott von Angesicht zu Angesicht zu schauen, jede Anstrengung und jedes Opfer wert ist.

Obwohl er ein Gefangener war, ließ sich Paulus nicht entmutigen. Im Gegenteil, ein Ton des Triumphs klingt durch die Briefe, die er von Rom aus an die Gemeinden schrieb. "Freuet euch in dem Herrn allewege", schrieb er an die Philipper, "und abermals sage ich: Freuet euch! ... Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden! Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Weiter, liebe Brüder: Was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was einen guten Ruf hat, sei es eine Tugend, sei es ein Lob -- darauf seid bedacht!" (Philipper 4,4.6-8).

"Mein Gott aber wird all eurem Mangel abhelfen nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus ... Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist!" (Philipper 4,19.23).