Gute Nachricht Für Alle

Kapitel 30

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Erklärungen zu 1. Korinther 9,24 bis 10,33,12,12 bis 13,13 und 15,1-58.

Paulus wollte den Christen in Korinth deutlich einprägen, wie wichtig feste Selbstbeherrschung, strikte Mäßigkeit und unermüdlicher Eifer im Dienst für Christus sind. Deshalb verglich er in seinem Brief den Glaubenskampf eines Christen eindrücklich mit den berühmten Wettläufen, die in bestimmten Zeitabständen nahe Korinth stattfanden. Von allen Spielen, die unter den Griechen und Römern eingeführt worden waren, galt der Wettlauf als der älteste und am höchsten geschätzte. Könige, Fürsten und Staatsmänner wohnten diesen Läufen bei. Junge Männer von Rang und Namen beteiligten sich daran und scheuten weder Mühe noch Selbstdisziplin, um den Siegespreis zu erlangen.

Für die Wettkämpfe galten strenge Regeln, bei denen es keine Ausnahme gab. Wer sich für einen Wettkampf um den Siegespreis registrieren lassen wollte, musste sich zunächst einem harten Vorbereitungstraining unterziehen. Schädliche Lustbefriedigung oder jede andere Genusssucht, die die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigen konnte, waren strikt verboten. Nur ein Athlet mit starken und geschmeidigen Muskeln, der auch nervlich belastbar war, konnte in diesen Wettläufen, in denen es auf Kraft und Schnelligkeit ankam, Hoffnung auf Erfolg haben. Jede Bewegung musste beherrscht sein, jeder Schritt schnell und sicher sein; die körperlichen Kräfte mussten das höchste Maß erreichen.

Wenn die Wettkämpfer vor der wartenden Menge erschienen, wurden ihre Namen laut verlesen und die Regeln des Wettlaufs genau bekannt gegeben. Dann starteten alle Läufer gleichzeitig. Die angespannte Aufmerksamkeit der Zuschauer spornte den Siegeswillen eines jeden Athleten an. Die Kampfrichter saßen nahe beim Ziel, sodass sie den Wettlauf vom Anfang bis zum Ende beobachten und den Preis dem wahren Sieger geben konnten. Wenn ein Läufer das Ziel aufgrund eines Regelverstoßes als Erster erreichte, wurde er disqualifiziert.

In diesen Wettkämpfen ging man große Risiken ein. Manche Teilnehmer erholten sich nie wieder von den übermäßigen körperlichen Belastungen. Nicht selten brachen Männer, aus Mund und Nase blutend, während des Laufs zusammen, und manchmal fiel sogar ein Wettläufer tot um, während er im Begriff war, den Siegespreis in Empfang zu nehmen. Aber selbst die Gefahr einer lebenslangen gesundheitlichen Schädigung oder gar des Todes wurde nicht als zu großes Risiko angesehen, um der Ehre willen, die dem erfolgreichen Wettkämpfer zuteil wurde.

Erreichte der Sieger das Ziel, empfing ihn der tosende Beifall der großen Zuschauermenge, dessen Echo von den umliegenden Hügeln und Bergen widerhallte. Vor den Augen der Zuschauer überreichte ihm der Kampfrichter die Zeichen des Sieges - einen Lorbeerkranz und einen Palmzweig, den er in der rechten Hand tragen musste. Im ganzen Lande wurde sein Ruhm besungen; sogar seine Eltern erhielten ihren Anteil der Ehre; und selbst die Stadt, in der er wohnte, wurde dafür hoch geschätzt, dass sie einen so großen Athleten hervorgebracht hatte.

Ein Unvergänglicher Siegeskranz

Paulus nahm auf diese Wettkämpfe als Bild für den Glaubenskampf des Christen Bezug. Er betonte die Notwendigkeit einer Vorbereitung für den Erfolg im Rennen - die Disziplin schon in der Vorbereitungsphase, die einfache Kost und die Notwendigkeit der Enthaltsamkeit. »Jeder aber, der kämpft«, erklärte Paulus, »enthält sich aller Dinge« (1. Korinther 9,25). Die Läufer verzichteten auf jeden Genuss, der die körperlichen Kräfte schwächen würde. Durch ernsthaftes und anhaltendes Training stärkten sie ihre Muskeln und machten sie widerstandsfähig, sodass sie ihrem Körper am Wettkampftag das Äußerste abverlangen konnten. Wie viel mehr sollten Christen, deren ewiges Leben auf dem Spiel steht, ihre Begierden und Leidenschaften der Vernunft und dem Willen Gottes unterordnen! Niemals darf es sich ein Christ erlauben, dass seine Aufmerksamkeit durch Vergnügungen, Luxus oder Bequemlichkeit abgelenkt wird. All seine Gewohnheiten und Leidenschaften müssen strikter Disziplin unterstellt werden. Der Verstand, der durch die Lehren des Wortes Gottes erleuchtet ist und durch den Heiligen Geist geleitet wird, muss die Zügel in den Händen halten .

Wenn dies geschehen ist, bedarf der Christ noch größter Anstrengungen, um den Sieg zu erlangen. Bei den Korinthischen Spielen setzten die Wettkämpfer auf der Zielgeraden nochmals ihre ganze Energie ein, um die volle Geschwindigkeit beibehalten zu können. So wird es auch bei einem Christen sein. Am Ende, wenn er dem Ziel immer näher kommt, wird er mit noch mehr Eifer und Entschlossenheit als am Anfang seines Laufes nach vorne drängen.

Paulus stellt den Unterschied heraus zwischen dem verwelkenden Lorbeerkranz, den der Sieger im Wettlauf erhält, und der Krone unsterblicher Herrlichkeit, die dem überreicht wird, der den Lauf des Christen siegreich beendet. Jene setzen sich ein, so sagt er, »damit sie einen vergänglichen Kranz empfangen, wir aber einen unvergänglichen« (1. Korinther 9,25). Die griechischen Wettläufer scheuten weder Mühe noch Disziplin, um einen vergänglichen Preis zu erwerben. Wir aber streben nach einem unendlich wertvolleren Preis, nach dem Siegeskranz des ewigen Lebens. Um wie viel sorgfältiger sollte unser Streben sein, um wie viel williger unser Opfer und unsere Selbstverleugnung!

Im Hebräerbrief wird die redliche Zielstrebigkeit betont, die den Wettlauf des Christen um das ewige Leben kennzeichnen sollte: »Lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt, und lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens.« (Hebräer 12,1.2) Neid, Bosheit und Argwohn, Verleumdung und Habsucht sind Belastungen, die ein Christ ablegen muss, wenn er den Wettlauf um ewiges Leben siegreich bestehen will. Jede Handlungsweise und Gewohnheit, die zur Sünde verleitet und Christus entehrt, müssen abgelegt werden - koste es, was es wolle. Der Segen des Himmels kann niemanden begleiten, der die ewigen Prinzipien des Rechts verletzt. Halten wir auch nur an einer einzigen Sünde fest, so genügt das, um unseren Charakter zu schwächen und andere in die Irre zu führen.

»Wenn dich aber deine Hand zum Abfall verführt, so haue sie ab!«, sagte der Erlöser. »Es ist besser für dich, dass du verkrüppelt zum Leben eingehst, als dass du zwei Hände hast und fährst in die Hölle, in das Feuer, das nie verlöscht. Wenn dich dein Fuß zum Abfall verführt, so haue ihn ab! Es ist besser für dich, dass du lahm zum Leben eingehst, als dass du zwei Füße hast und wirst in die Hölle geworfen.« (Markus 9,43-45) Wenn man den Körper vom Tod retten kann, indem man einen Fuß oder eine Hand abschneidet oder gar ein Auge ausreißt, um wie viel ernster sollte der Christ bereit sein, von der Sünde abzulassen, die ihm den ewigen Tod beschert!

Auch Die Schwachen Können Siegen

Die Teilnehmer der antiken Wettläufe hatten selbst dann keine Gewissheit des Sieges, wenn sie sich der Selbstverleugnung und strenger Selbstdisziplin unterzogen. »Wisst ihr nicht, dass die, die in der Kampfbahn laufen, die laufen alle, aber einer empfängt den Siegespreis?« (1. Korinther 9,24)

Wie eifrig und ernsthaft die Läufer auch kämpften - nur einer konnte den Preis erringen. Nur eine Hand konnte den begehrten Siegeskranz ergreifen. Manche mögen sich bis ans Ende ihrer Kräfte verausgabt haben, um den Preis zu erlangen. Als sie aber die Hand ausstreckten, um ihn zu ergreifen, schnappte ihnen ein anderer das begehrte Siegeszeichen im letzten Augenblick weg.

Dies ist beim Glaubenskampf des Christen anders. Keiner, der die Bedingungen erfüllt, wird am Ende des Wettlaufs enttäuscht sein. Keiner, der ernsthaft und ausdauernd ist, wird erfolglos bleiben. Der Sieg gehört nicht dem Schnellen, es gewinnt nicht der Stärkste. Der Schwächste im Glauben kann die Krone der unvergänglichen Herrlichkeit genauso erringen wie der Stärkste. Sieger kann jeder werden, der durch die Macht göttlicher Gnade sein Leben mit dem Willen Christi in Übereinstimmung bringt. Die Umsetzung der im Wort Gottes niedergelegten Prinzipien im Alltagsleben wird viel zu oft als unwesentlich angesehen - als zu belanglos, um beachtet zu werden. Aber wenn man bedenkt, was auf dem Spiel steht, ist nichts bedeutungslos, was fördert oder auch hindert. Jede Handlung wirft ihr Gewicht in die Waagschale, die über Sieg oder Niederlage im Leben entscheidet. Und der Siegespreis wird dem Einsatz und der Ernsthaftigkeit entsprechen, mit denen jemand danach gestrebt hat.

Der Apostel verglich sich selbst mit einem Kämpfer, der jeden Muskel bis zum Äußersten strapaziert, nur um den Preis zu erhalten. »Ich aber laufe nicht wie aufs Ungewisse«, bekannte er. »Ich kämpfe mit der Faust, nicht wie einer, der in die Luft schlägt, sondern ich bezwinge meinen Leib und zähme ihn, damit ich nicht andern predige und selbst verwerflich werde.« (1. Korinther 9,26.27) Um im christlichen Wettlauf nicht »aufs Ungewisse« oder aufs Geratewohl zu rennen, unterwarf sich Paulus einem strengen Training. Die Worte »ich bezwinge meinen Leib« bedeuten buchstäblich, durch Selbstbeherrschung alle Wünsche, Triebe und Leidenschaften unter Kontrolle zu haben.

Paulus befürchtete, dass er selbst von Gott verworfen werden könnte, obwohl er andern gepredigt hatte. Er erkannte, dass ihm sein Wirken für andere nichts nützen würde, wenn er nicht selbst die Grundsätze auslebte, die er glaubte und predigte. Seine Gespräche, sein Einfluss auf andere, sein Verzicht auf die Befriedigung eigener Wünsche mussten zeigen, dass sein Glaube nicht nur ein Lippenbekenntnis war, sondern er aus einer täglichen Verbindung mit Gott lebte. Ein Ziel hatte er stets vor Augen, und er strebte ernsthaft danach, es zu erreichen: »die Gerechtigkeit, die von Gott kommt und denen geschenkt wird, die glauben« (Philipper 3,9 GNB).

Paulus wusste, dass sein Kampf gegen das Böse nicht enden würde, solange er lebte. Stets spürte er die Notwendigkeit, auf sich selbst zu achten, damit irdische Begierden den geistlichen Eifer nicht bezwangen. Mit allem, was in seiner Macht stand, kämpfte er gegen natürliche Neigungen. Stets hielt er sich das Ideal vor Augen, das es zu erreichen galt, und zu diesem Ideal wollte er durch willigen Gehorsam gegenüber dem Gesetz Gottes gelangen. Seine Worte, sein Handeln, seine Leidenschaften: alles wurde unter die Herrschaft des Heiligen Geistes gestellt.

Diese aufrichtige Entschlossenheit, den Wettlauf um das ewige Leben zu gewinnen, wünschte Paulus im Leben der Gläubigen von Korinth zu sehen. Er wusste: Um das Ideal Christi zu erreichen, hatten sie einen lebenslangen Kampf vor sich, dem sie nicht ausweichen konnten. Er bat sie dringend, den Regeln entsprechend zu kämpfen und Tag für Tag nach Ehrfurcht vor Gott und sittlicher Reinheit zu streben. Er ermutigte sie, jede hinderliche Last beiseite zu legen und weiter voranzustreben hin zum Ziel der Vollkommenheit in Christus.

Aus Den Erfahrungen IsraelS Lernen

Paulus wies die Christen in Korinth auf die Erfahrungen des alten Volkes Israel hin, auf die Segnungen, die seinen Gehorsam belohnten, und auf die Gerichte, die Folgen seiner Übertretungen waren. Er rief ihnen den wunderbaren Weg in Erinnerung, auf dem die Israeliten aus Ägypten geführt worden waren. Die Wolkensäule führte und schützte sie bei Tag, die Feuersäule bei Nacht. Sie durchquerten sicher das Rote Meer, während alle Ägypter ertranken, die dasselbe versuchten. Durch diese Tat hatte sich Gott zu Israel als seiner Gemeinde bekannt. Sie »haben alle dieselbe geistliche Speise gegessen und haben alle denselben geistlichen Trank getrunken; sie tranken nämlich von dem geistlichen Felsen, der ihnen folgte; der Fels aber war Christus« (1. Korinther 10,3.4). Auf all ihren Wegen war Christus ihr Führer. Der geschlagene Fels versinnbildete Christus, der durch die Übertretungen der Menschen verwundet werden sollte, damit der Strom der Erlösung zu allen fließen konnte.

Immer wieder erwies Gott den Israeliten auf der Wüstenwanderung seine Gnade, und trotzdem trauerten sie den Bequemlichkeiten Ägyptens nach. Wegen ihrer Sünde und ihres Ungehorsams brachen Gottes Gerichte über sie herein. Darum ermahnte der Apostel die Gläubigen in Korinth, Lehren aus den Erfahrungen Israels zu ziehen. »Das ist aber geschehen uns zum Vorbild«, schrieb er, »damit wir nicht am Bösen unsre Lust haben, wie jene sie hatten.« (1. Korinther 10,6) Er zeigte, wie die Liebe zu Behaglichkeit und Vergnügen zum Wegbereiter von Sünden wurde, die Gott außerordentlich erzürnten. Als sich das Volk niedersetzte, »um zu essen und zu trinken«, und aufstand, »um zu tanzen« (1. Korinther 10,7), vergaß es die Ehrfurcht vor Gott, die es bei der Gesetzgebung gezeigt hatte. In der Folge machte es sich ein goldenes Kalb, das Gott darstellen sollte, und betete es an. Und nach ihrem Vergnügen an einem üppigen Gelage in Verbindung mit der Anbetung des Baal-Peor gaben sich viele Israeliten der Zügellosigkeit hin. Dies erregte Gottes Zorn, und auf seine Weisung hin kamen »an einem einzigen Tag ... 23 000 um« (1. Korinther 10,8).

Der Apostel beschwor die Korinther: »Darum, wer meint, er stehe, mag zusehen, dass er nicht falle.« (1. Korinther 10,12) Sollten sie überheblich und selbstsicher werden, Wachen und Beten vernachlässigen, würden sie in schwere Sünde fallen und den Zorn Gottes auf sich ziehen. Doch Paulus wollte nicht, dass sie Opfer von Verzagtheit oder Entmutigung würden, deshalb gab er ihnen die Zusicherung: »Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr's ertragen könnt.« (1. Korinther 10,13)

Paulus bat seine Glaubensgeschwister inständig, sich selbst zu fragen, was für einen Einfluss ihre Worte und Taten auf andere hätten. Sie sollten alles unterlassen, was als Zustimmung zum Götzendienst aufgefasst werden könnte und wenn es noch so harmlos schien - oder die Bedenken von Glaubensschwachen verletzte. »Ob ihr nun esst oder trinkt oder was ihr auch tut, das tut alles zu Gottes Ehre. Erregt keinen Anstoß, weder bei den Juden noch bei den Griechen noch bei der Gemeinde Gottes.« (1. Korinther 10,31.32)

Die Warnungen des Apostels an die Gemeinde von Korinth gelten den Gemeinden aller Zeiten, besonders aber jenen unserer Zeit. Unter Götzendienst verstand er nicht nur Verehrung von Götzenbildern, sondern auch Selbstsucht, den Hang zur Bequemlichkeit, die Befriedigung von Begierden und Leidenschaften. Ein verbales Bekenntnis des Glaubens an Christus, ein Prahlen mit der Kenntnis der Wahrheit machen aus niemanden einen Christen. Eine Religion, die nur das Auge, das Ohr oder den Geschmack befriedigt oder Selbstsucht billigt, ist nicht die Religion Christi.

Die Gemeinde Als Ein Körper

Durch einen Vergleich der Gemeinde mit dem menschlichen Körper veranschaulichte der Apostel treffend das enge und harmonische Verhältnis, das unter allen Gliedern der Gemeinde Christi bestehen soll: »Wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft, wir seien Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt. Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele. Wenn aber der Fuß spräche: Ich bin keine Hand, darum bin ich nicht Glied des Leibes, sollte er deshalb nicht Glied des Leibes sein? Und wenn das Ohr spräche: Ich bin kein Auge, darum bin ich nicht Glied des Leibes, sollte es deshalb nicht Glied des Leibes sein? Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo bliebe das Gehör? Wenn er ganz Gehör wäre, wo bliebe der Geruch? Nun aber hat Gott die Glieder eingesetzt, ein jedes von ihnen im Leib, so wie er gewollt hat. Wenn aber alle Glieder ein Glied wären, wo bliebe der Leib? Nun aber sind es viele Glieder, aber der Leib ist einer. Das Auge kann nicht sagen zu der Hand: Ich brauche dich nicht; oder auch das Haupt zu den Füßen: Ich brauche euch nicht.« (1. Korinther 12,13-21) »Aber Gott hat den Leib zusammengefügt und dem geringeren Glied höhere Ehre gegeben, damit im Leib keine Spaltung sei, sondern die Glieder in gleicher Weise füreinander sorgen. Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit. Ihr aber seid der Leib Christi und jeder von euch ein Glied.« (1. Korinther 12,24-27)

Das Grösste Ist Die Liebe

Mit Worten, die bis heute Männer und Frauen inspirieren und ermutigen, schilderte Paulus dann die Bedeutung jener Nächstenliebe, die von den Nachfolgern Jesu gepflegt werden sollte: »Wenn ich mit Menschen und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen, und hätte die Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze.« (1. Korinther 13,1-3)

Mag ein Glaubensbekenntnis noch so überzeugend klingen - niemand ist ein wahrer Nachfolger Christi, wenn sein Herz nicht von Liebe zu Gott und zu seinen Mitmenschen erfüllt ist. Selbst wenn jemand einen so starken Glauben besäße und die Macht hätte, Wunder zu wirken, so wäre sein Glaube ohne Liebe dennoch wertlos. Jemand kann großzügig sein und sein ganzes Vermögen den Armen geben, täte er es nicht aus wahrer Liebe, fände Gott doch kein Wohlgefallen an ihm. In seinem Glaubenseifer könnte er sogar den Märtyrertod erleiden; aber wenn er nicht aus Liebe handelt, würde Gott ihn als verblendeten Schwärmer oder als ehrgeizigen Heuchler ansehen.

»Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf.« (1. Korinther 13,4) Die reinste Freude entspringt aus tiefster Demut. Die stärksten und edelsten Charaktere stehen auf dem Fundament der Geduld, der Liebe und der Unterwerfung unter Gottes Willen.

Weiter heißt es von der Liebe: »Sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu.« (1. Korinther 13,5) Christusähnliche Liebe rückt die Beweggründe und Handlungen anderer in das günstigste Licht. Sie stellt die Fehler anderer nicht unnötigerweise heraus, sie hört nicht eifrig auf ungünstige Berichte über andere, sondern versucht vielmehr deren gute Eigenschaften ins Blickfeld zu rücken.

Die Liebe »freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe hört niemals auf« (1. Korinther 13,6-8). Sie kann niemals ihren Wert verlieren; denn sie ist ein Wesenszug des Himmels. Wer sie besitzt, hat einen kostbaren Schatz, den er durch die Tore der Gottesstadt mit hineinnehmen wird.

»Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.« (1. Korinther 13,13)

Die Gewissheit Der Auferstehungshoffnung

Mit der Lockerung der sittlichen Maßstäbe unter den Gläubigen in Korinth hatten einige auch grundlegende Wahrheiten ihres Glaubens aufgegeben. Einige waren sogar so weit gegangen, die Lehre von der Auferstehung zu leugnen. Dieser Abweichung von der Lehre trat Paulus mit einem sehr deutlichen Zeugnis von den unleugbaren Beweisen für die Auferstehung Christi entgegen. Er versicherte, dass Christus, nach seinem Tode, »auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift; und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen. Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen. Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln. Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen worden« (1. Korinther 15,4-8).

Kraftvoll und überzeugend legte der Apostel die großartige Wahrheit von der Auferstehung dar. Seine Schlussfolgerungen lauteten: »Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. Wir würden dann auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott bezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen. Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden. Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren. Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.« (1. Korinther 15,13-20)

Dann richtete der Apostel die Aufmerksamkeit der Glaubensgeschwister in Korinth auf die Siegesfreude am Auferstehungsmorgen, wenn alle schlafenden Heiligen auferweckt werden sollen, um ewig mit ihrem Herrn vereint zu leben. »Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und das plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune erschallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Denn dies Verwesliche muss anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muss anziehen die Unsterblichkeit. Wenn aber dies Verwesliche anziehen wird die Unverweslichkeit und dies Sterbliche anziehen wird die Unsterblichkeit, dann wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht: Der Tod ist verschlungen vom Sieg. Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel? ... Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus!« (1. Korinther 15,51-57, vgl. Jesaja 25,8; Hosea 13,14)

Herrlich ist der Triumph, der die Treuen erwartet. Der Apostel erkannte die Möglichkeiten der Gläubigen in Korinth. Er versuchte nun, ihnen das vor Augen zu führen, was uns von Selbstsucht und Sinnlichkeit befreit und das Leben durch die Hoffnung auf Unsterblichkeit erhöht. Ernsthaft ermahnte er sie, ihrer Berufung durch Christus treu zu bleiben. »Meine lieben Brüder«, bat er, »seid fest, unerschütterlich und nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, weil ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn.« (1. Korinther 15,58)

War Er Zu Streng?

Der Apostel bemühte sich mit Entschiedenheit und Nachdruck, die verkehrten und gefährlichen Ansichten und Gewohnheiten zu korrigieren, die in der Gemeinde in Korinth weit verbreitet waren. Er sprach deutlich, aber in seelsorgerlicher Liebe. In seinen Warnungen und in seinem Tadel strahlte Licht vom Thron Gottes auf die Christen, um die verborgenen Sünden zu offenbaren, die ihr Leben befleckten. Wie würden sie dieses Licht aufnehmen?

Nachdem der Brief abgesandt war, befürchtete Paulus, dass das Geschriebene die Gläubigen in Korinth, denen er doch helfen wollte, zu tief kränken könnte. Er war in größter Sorge, dass sich die Gemeinde ihm noch mehr entfremden könnte, und wünschte sich zuweilen, seine Worte zurücknehmen zu können. Wer wie der Apostel für geliebte Gemeinden oder Institutionen eine so große Verantwortung getragen hat, kann seine Niedergeschlagenheit und seine Selbstanklagen bestens verstehen. Diener Gottes, die in unserer Zeit die Verantwortung für sein Werk tragen, können die Mühen, den Kampf und die bangen Sorgen des großen Apostels nachempfinden. Er litt schwer unter den Spaltungen in der Gemeinde; er erlebte die Undankbarkeit und den Verrat durch einige, bei denen er Mitgefühl und Unterstützung erwartet hatte; er erkannte die Gefährdung der Gemeinden, die Bosheit in ihrer Mitte duldeten; er sah sich gedrängt, Sünden unmissverständlich zu tadeln. Zugleich aber drückte ihn die Sorge nieder, vielleicht mit zu großer Strenge vorgegangen zu sein. So wartete er mit Zittern und Bangen auf eine Nachricht darüber, wie die Korinther seine Botschaft aufgenommen hätten.