Gute Nachricht Für Alle

Kapitel 57

Das Buch Der Offenbarung

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Offenbarung 1-4, 14,1-5 und 21-22.

Ernsthaftigkeit und Begeisterung erfüllten die Christen zu Lebzeiten der Apostel. Sie wirkten so unermüdlich für ihren Herrn und Meister, dass die Botschaft vom Reich Christi trotz heftigem Widerstand in relativ kurzer Zeit in allen Gebieten der bewohnten Erde zu hören war. Der Eifer, den die Nachfolger Christi damals an den Tag legten, wurde unter der Inspiration des Heiligen Geistes zur Ermutigung der Gläubigen aller Zeitalter niedergeschrieben. Über die Gemeinde in Ephesus, die Jesus Christus als Symbol für die gesamte Christenheit des apostolischen Zeitalters gebrauchte, sagt er selbst als »der treue und wahrhaftige Zeuge« (Offenbarung 3,14): »Ich kenne deine Werke und deine Mühsal und deine Geduld und weiß, dass du die Bösen nicht ertragen kannst; und du hast die geprüft, die sagen, sie seien Apostel, und sind's nicht, und hast sie als Lügner befunden, und hast Geduld und hast um meines Namens willen die Last getragen und bist nicht müde geworden.« (Offenbarung 2,2.3)

Das Erkalten Der Ersten Liebe

Anfangs war die geistliche Erfahrung der Gemeinde in Ephesus von kindlicher Einfachheit und großem Eifer geprägt. Die Christen wollten jedem Wort Gottes aufrichtig gehorchen, und ihr Leben offenbarte eine ernsthafte, aufrichtige Liebe zu Christus. Sie freuten sich, den Willen Gottes zu tun, weil Jesus ständig in ihrem Herzen wohnte. Aufgrund ihrer Liebe zu ihrem Erlöser war es ihr höchstes Ziel, Menschen für ihn zu gewinnen. Sie dachten nicht im Entferntesten daran, den kostbaren Schatz der Gnade Christi für sich zu behalten. Sie waren sich der Bedeutung ihrer Berufung bewusst. Die Botschaft »Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens« (Lukas 2,14) war ihnen aufgetragen, und in ihnen brannte das Verlangen, diese gute Nachricht von der Erlösung durch Jesus Christus bis in die letzten Winkel der Erde zu verbreiten. Und die Welt merkte ihnen an, dass sie Jesus begegnet waren. Sündenbeladene, aber reumütige Menschen erhielten Vergebung; sie wurden gereinigt und geheiligt und zu Partnern Gottes durch seinen Sohn.

Die Gemeindeglieder waren in ihren Empfindungen und in ihrem Handeln vereinigt. Die Liebe zu Christus war die goldene Kette, die sie zusammenband. Ihre Erkenntnis des Herrn wurde immer tiefer und vollkommener, und ihr Leben offenbarte die Freude und den Frieden Christi. Sie besuchten notleidende Waisen und Witwen, um ihnen zu helfen, und hielten sich von der Welt fern, um sich von deren gottlosem Treiben nicht verführen zu lassen (vgl. Jakobus 1,27). Sie wussten, dass sie anderenfalls selbst ihrem Bekenntnis zu Christus widersprochen und ihn damit verleugnet hätten.

In jeder Stadt fasste die Botschaft von Jesus Christus Fuß. Menschen bekehrten sich, nahmen ihn als ihren Erlöser an und fühlten sich ihrerseits veranlasst, anderen von diesem neu gefundenen, kostbaren Schatz zu erzählen. Sie wollten nicht ruhen, bis das Licht, das sie erleuchtet hatte, auch auf andere schien. Eine Vielzahl von ungläubigen Menschen wurden mit den Gründen bekannt, auf denen die Hoffnung der Christen beruhte. Warmherzige, inspirierte persönliche Appelle wurden an Irrende und Ausgestoßene gerichtet und an jene, die vorgaben, die Wahrheit zu kennen, jedoch ihr Vergnügen mehr liebten als Gott.

Mit der Zeit ließ der Eifer der Christen aber nach, und die Liebe zu Gott und zueinander nahm ab. Kälte breitete sich in der Gemeinde aus. Einige vergaßen, auf welch wunderbare Weise sie die Wahrheit empfangen hatten. Von den alten Bannerträgern starb einer nach dem anderen auf seinem Posten. Einige jüngere Mitarbeiter aber wurden der schon oft gehörten Wahrheiten überdrüssig. Dabei hätten sie diesen Vorkämpfern eigentlich schon manche Last abnehmen sollen, um sich gut auf Führungsaufgaben vorzubereiten. In ihrem Verlangen nach etwas Neuem und Aufsehenerregendem versuchten sie, fremdes Gedankengut in die christliche Lehre einfließen zu lassen. Das erschien vielen zwar angenehmer, war aber mit den grundlegenden Prinzipien des Evangeliums unvereinbar. In ihrer Selbstüberschätzung und in ihrer geistlichen Blindheit begriffen sie nicht, dass diese falschen Auffassungen viele dazu veranlassen würden, die Erfahrungen der Vergangenheit in Frage zu stellen. Auf diese Weise kam es zu Verwirrung und Unglaube.

Als diese Irrlehren mit Nachdruck vertreten wurden, entstanden Meinungsverschiedenheiten. Die Augen vieler Christen wurden dabei von Jesus, dem Begründer und Vollender ihres Glaubens, abgelenkt. Auseinandersetzungen über belanglose Lehrmeinungen und die Beschäftigung mit gefälligen Geschichten, die sich Menschen ausgedacht hatten, nahmen die Zeit in Anspruch, die man besser für die Verkündigung des Evangeliums verwendet hätte. Eine Vielzahl von Menschen, die durch eine treue Verkündigung der Wahrheit hätten überzeugt und bekehrt werden können, blieben ungewarnt. Die Frömmigkeit nahm zusehends ab, und Satan war anscheinend dabei, die Vorherrschaft über die Nachfolger Christi zu gewinnen.

Ein Sabbaterlebnis

In dieser kritischen Phase der jungen Gemeinde wurde Johannes zur Verbannung verurteilt. Nie hätte die Gemeinde seine Stimme dringender gebraucht als gerade jetzt. Fast alle seiner früheren Mitapostel hatten bereits den Märtyrertod erlitten. Die Gläubigen, die noch übrig blieben, sahen sich heftigem Widerstand ausgesetzt. Allem Anschein nach war der Tag nicht mehr fern, an dem ihre Feinde über die Gemeinde Christi triumphieren würden.

Aber die Hand des Herrn wirkte unsichtbar im Verborgenen. Durch Gottes Vorsehung wurde Johannes an einen Ort gebracht, wo sich ihm Christus auf wunderbare Weise offenbaren und ihm göttliche Wahrheit zur Erleuchtung der Gemeinden übermitteln konnte.

Durch die Verbannung des Johannes hatten die Feinde der Wahrheit gehofft, die Stimme des treuen Zeugen Gottes für immer zum Schweigen zu bringen. Aber auf Patmos erhielt der Apostel Botschaften, deren Einfluss die Gemeinde bis zum Ende der Zeit fortwährend stärken sollte. Die Männer, die Johannes in die Verbannung geschickt hatten, waren nach wie vor für ihre falsche Entscheidung verantwortlich, dienten aber als Werkzeuge in der Hand Gottes, um die Absicht des Himmels auszuführen. Gerade ihr Bemühen, das Licht auszulöschen, ließ die Wahrheit in umso klareren Konturen erscheinen.

Es war an einem Sabbat, als der Herr der Herrlichkeit dem verbannten Apostel erschien. Johannes hielt den Sabbat auf Patmos ebenso heilig wie zu jener Zeit, als er in den Städten und Dörfern Judäas den Menschen die Erlösung verkündet hatte. Er beanspruchte für sich persönlich die göttlichen Zusagen, die sich auf diesen Tag bezogen. Er schrieb: »Am Tag des Herrn nahm der Geist Gottes von mir Besitz. Ich hörte hinter mir eine laute Stimme, die wie eine Posaune klang ... Ich wandte mich um und wollte sehen, wer zu mir sprach. Da erblickte ich sieben goldene Leuchter. In ihrer Mitte stand jemand, der aussah wie der Sohn eines Menschen.« (Offenbarung 1,10.12-13 GNB)

Johannes hatte allerlei Vorzüge genossen. Er hatte seinen Meister in Gethsemane gesehen, als dessen Gesicht im Todeskampf von Blutstropfen gezeichnet war; und »seine Gestalt hässlicher war als die anderer Leute und sein Aussehen als das der Menschenkinder« (Jesaja 52,14). Er hatte Jesus in den Händen der römischen Soldaten gesehen, mit einem alten Purpurmantel bekleidet und einer Dornenkrone auf seinem Haupt. Er hatte ihn auf Golgatha am Kreuz hängen sehen, die Zielscheibe grausamen Spotts und gemeiner Schmähungen. Nun wurde es Johannes geschenkt, seinen Herrn erneut zu sehen. Wie ganz anders war aber jetzt seine Erscheinung! Er war kein »Mann der Schmerzen« mehr, von Menschen verachtet und geschmäht (Jesaja 53,3 Elb.). Jetzt war er in ein Gewand gekleidet, das in himmlischem Glanz leuchtete. »Sein Haupt aber und sein Haar war weiß wie weiße Wolle, wie der Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme und seine Füße wie Golderz, das im Ofen glüht, und seine Stimme wie großes Wasserrauschen ... und sein Angesicht leuchtete, wie die Sonne scheint.« (Offenbarung 1,14-16) »Und er hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand, und aus seinem Munde ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert« (Offenbarung 1,16), ein Sinnbild der Macht seines Wortes. Auf Patmos strahlte die Herrlichkeit des auferstandenen Herrn.

»Und als ich ihn sah«, schrieb Johannes, »fiel ich zu seinen Füßen wie tot; und er legte seine rechte Hand auf mich und sprach zu mir: Fürchte dich nicht!« (Offenbarung 1,17)

Johannes wurde gestärkt, damit er die Gegenwart seines verherrlichten Herrn ertragen konnte. Dann wurde vor seinen erstaunten Augen die Herrlichkeit des Himmels enthüllt, und er durfte den Thron Gottes sehen. Als er über die irdischen Konflikte hinaus sah, erblickte er die weiß gekleidete Schar der Erlösten. Er hörte die Gesänge der Engel und die Siegeslieder derer, die überwunden hatten durch des Lammes Blut und das Wort ihres Zeugnisses. In der Offenbarung, die er erhielt, wurde ihm eine Szene nach der andern vor Augen geführt, die für die Erfahrung des Volkes Gottes von höchstem Interesse war. Auf diese Weise wurde die Geschichte der Gemeinde bis zum Ende der Zeit vorausgesagt. In Bildern und Symbolen wurden Johannes Geschehnisse von äußerster Wichtigkeit vorgeführt. Dies alles sollte er schriftlich niederlegen, damit das Volk Gottes, das zu seiner Zeit und in der Zukunft lebte, klar verstehen konnte, welche Gefahren und Konflikte ihm bevorstehen.

Die Offenbarung Kann Verstanden Werden

Diese Offenbarung wurde der Gemeinde aller Zeiten zur Unterweisung und zum Trost gegeben. Trotzdem haben Lehrer der Kirche behauptet, die Offenbarung sei ein versiegeltes Buch, dessen Geheimnisse nicht erklärt werden können. Aus diesem Grund haben sich viele von diesem prophetischen Bericht abgewandt und sich geweigert, Zeit und Mühe für das Studium seiner Geheimnisse aufzubringen. Gott will aber nicht, dass sein Volk dieses Buch so vernachlässigt, denn es ist »die Offenbarung Jesu Christi, die ihm Gott gegeben hat, seinen Knechten zu zeigen, was in Kürze geschehen soll ... Selig ist der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und behalten, was darin geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe« (Offenbarung 1,1.3). »Ich bezeuge allen, die da hören die Worte der Weissagung in diesem Buch: Wenn jemand etwas hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen zufügen, die in diesem Buch geschrieben stehen. Und wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten des Buchs dieser Weissagung, so wird Gott ihm seinen Anteil wegnehmen am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt, von denen in diesem Buch geschrieben steht. Es spricht, der dies bezeugt: Ja, ich komme bald .« (Offenbarung 22,18-20)

In der Offenbarung des Johannes werden die tiefen Geheimnisse Gottes enthüllt. Schon der Name dieser inspirierten Seiten - »die Offenbarung« - widerlegt die Behauptung, es handle sich um ein versiegeltes Buch. Eine Offenbarung ist etwas, das bekannt gegeben wird. Der Herr Jesus selbst enthüllte seinem Diener die Geheimnisse, die dieses Buch enthält, und es ist seine Absicht, dass sie allen Menschen zum Studium zugänglich sind. Seine Wahrheiten sind genauso an die Menschen gerichtet, die in der letzten Zeit der Weltgeschichte leben, wie an die Zeitgenossen des Johannes. Einige der beschriebenen Ereignisse liegen in der Vergangenheit, andere finden gerade jetzt statt. Manche Szenen berichten vom Ende des großen Kampfes zwischen den Mächten der Finsternis und dem Fürsten des Himmels. Wieder andere offenbaren den Sieg und die Freude der Erlösten auf der neuen Erde.

Weil manche nicht jedes Symbol der Offenbarung deuten können, denken sie, es sei nutzlos, sich um das rechte Verständnis der in diesem Buch enthaltenen Wahrheit zu bemühen. Doch das ist nicht der Fall. Gott, der Johannes diese Geheimnisse offengelegt hat, wird auch jedem, der sorgfältig nach der Wahrheit sucht, einen Vorgeschmack der himmlischen Dinge gewähren. Wer bereit ist, die Wahrheit anzunehmen, wird auch die Fähigkeit erhalten, die Lehren dieses Buches zu verstehen. Er wird den Segen empfangen, der allen verheißen ist, »die da hören die Worte der Weissagung und behalten, was darin geschrieben ist« (Offenbarung 1,3).

In der Offenbarung treffen alle Bücher der Bibel zusammen und finden ihren Abschluss. Dieses Buch stellt die Ergänzung zum Buch Daniel dar. Letzteres ist eine Prophezeiung, das andere eine Offenbarung. Das Buch, das einst versiegelt wurde, ist nicht die Offenbarung des Johannes, sondern der Teil des Buches Daniel, der sich auf die letzte Zeit bezieht. Dem Propheten hatte der Engel befohlen: »Daniel, verbirg diese Worte, und versiegle dies Buch bis auf die letzte Zeit.« (Daniel 12,4)

Fürsorge Für Die Gemeinden

Christus selbst forderte den Apostel auf niederzuschreiben, was er ihm offenbaren wollte: »Was du siehst, das schreibe in ein Buch und sende es an die sieben Gemeinden: nach Ephesus und nach Smyrna und nach Pergamon und nach Thyatira und nach Sardes und nach Philadelphia und nach Laodizea.« (Offenbarung 1,11) »Ich bin ... der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit ... Schreibe, was du gesehen hast ... und was geschehen soll danach. Das Geheimnis der sieben Sterne, die du gesehen hast in meiner rechten Hand, und der sieben goldenen Leuchter ist dies: Die sieben Sterne sind Engel der sieben Gemeinden, und die sieben Leuchter sind sieben Gemeinden.« (Offenbarung 1,17-20)

Die Namen der sieben Gemeinden symbolisieren die Kirche in verschiedenen Abschnitten ihrer Geschichte. Die Zahl sieben weist auf Vollständigkeit hin und ist ein Symbol dafür, dass diese Botschaften die Zeit bis zum Abschluss der Weltgeschichte umfassen. Die vorkommenden Symbole offenbaren den Zustand der Kirche in verschiedenen Perioden der Geschichte.

Von Christus sagt der Bericht, dass er sich inmitten der sieben goldenen Leuchter befindet. Dies drückt seine Beziehung zu den Gemeinden aus. Er steht in ständiger Verbindung mit seinem Volk. Er kennt dessen wahren Zustand, denn er verfolgt dessen Einstellung, Frömmigkeit und Hingabe. Obwohl er seit seiner Himmelfahrt Hoherpriester und Mittler im himmlischen Heiligtum ist, wird er hier doch dargestellt, als ob er inmitten seiner Gemeinden auf Erden umhergeht. Mit unermüdlicher Wachsamkeit und unaufhörlicher Umsicht gibt er Acht, ob das Licht seiner Wächter noch glimmt oder ob es ganz ausgeht. Wären die Leuchter allein der Fürsorge von Menschen überlassen, so würden ihre flackernden Flammen immer schwächer werden und schließlich ganz erlöschen. Aber Christus ist der treue Wächter im Haus des Herrn, der wahre Hüter der Tempelhöfe. Seine ständige Fürsorge und bewahrende Gnade sind die Quelle des Lebens und des Lichts.

In der ersten Vision hält Christus die sieben Sterne in seiner Hand. Dies gibt uns die Gewissheit, dass keine Gemeinde, die ihrem Auftrag entspricht, den Untergang befürchten muss. Kein Stern, der unter dem Schutz der Allmacht steht, kann der Hand Christi entrissen werden.

»Das sagt, der da hält die sieben Sterne in seiner Rechten.« (Offenbarung 2,1) Diese Worte sind an die Lehrer der Gemeinde gerichtet, denen Gott große Verantwortung übertragen hat. Die wohltuenden Einflüsse, die in den Gemeinden überall spürbar sein sollen, hängen weitgehend von den Pastoren ab. Sie sollen die Liebe Christi offenbaren. Die Sterne des Himmels unterstehen seiner Herrschaft. Christus lässt sie leuchten und lenkt sie auf ihrem Weg durch das All. Andernfalls würden sie aus ihrer Bahn fallen. Das Gleiche gilt für seine Diener: Sie sind nur Werkzeuge in seiner Hand. Was sie an Gutem vollbringen, geschieht durch seine Macht. Durch sie soll sein Licht in die Welt leuchten. Ihre Leistungsfähigkeit beruht auf Jesus Christus. Wenn sie auf ihn sehen, wie er auf seinen Vater geschaut hat, werden sie in die Lage versetzt, sein Werk auszuführen. Solange sie sich von Gott abhängig machen, rüstet er sie mit seiner Herrlichkeit aus, um diese in die Welt strahlen zu lassen.

Am Glauben Festhalten

Schon in der frühen Phase der Kirchengeschichte begann das »Geheimnis der Gesetzlosigkeit«, das der Apostel Paulus vorhergesagt hatte (2. Thessalonicher 2,7 Elb.), sein unheilvolles Werk. Als falsche Lehrer, vor denen auch Petrus die Gläubigen gewarnt hatte, ihre Irrlehren verbreiteten (vgl. 2. Petrus 2), wurden viele Gläubige verführt. Manche gerieten unter den Anfechtungen ins Wanken und waren versucht, ihren Glauben aufzugeben. Als Johannes diese Offenbarung empfing, hatten schon viele ihre erste Liebe zur Wahrheit des Evangeliums verloren. In seiner Gnade ließ Gott es aber nicht zu, dass seine Gemeinde in diesem abgefallenen Zustand blieb. In einer Botschaft, in der eine unendliche Wärme und Zuneigung zum Ausdruck kommt, offenbarte er den Gläubigen seine tiefe Liebe zu ihnen und seinen Wunsch, dass sie sich gewissenhaft auf die Ewigkeit vorbereiteten. Er ermahnte sie mit den Worten: »Denke nun daran, wovon du abgefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke!« (Offenbarung 2,5)

Die Gemeinde wies Mängel auf und benötigte strengen Tadel und Züchtigung. Deshalb wurde Johannes angeregt, Botschaften voller Warnungen, Tadel und dringender Bitten aufzuzeichnen. Sie waren an Christen gerichtet, die ihre Erlösung in Gefahr brachten, weil sie die Prinzipien des Evangeliums aus den Augen verloren. Immer aber werden die Worte der Zurechtweisung, die Gott für notwendig hält, in herzlicher Liebe gesprochen, und sie enthalten für jeden reumütigen Gläubigen die Zusage seines Friedens. »Siehe«, spricht der Herr, »ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.« (Offenbarung 3,20)

Und für alle, die inmitten ihrer Kämpfe am Glauben an Gott festhielten, erhielt Johannes Worte der Anerkennung und der Verheißung: »Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, und niemand kann sie zuschließen; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet ... Weil du mein Wort von der Geduld bewahrt hast, will auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis, zu versuchen, die auf Erden wohnen.« (Offenbarung 3,8.10) Die Gläubigen wurden ermahnt: »Werde wach und stärke das andre, das sterben will ... Siehe, ich komme bald; halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme!« (Offenbarung 3,2.11)

Durch Johannes, der sich selbst »Bruder und Mitgenosse an der Bedrängnis« nannte (Offenbarung 1,9), offenbarte Christus seiner Gemeinde die Leiden, die sie um seinetwillen erdulden musste. Der betagte Apostel durfte in der Verbannung einen Blick über zukünftige Jahrhunderte werfen. In den langen Jahrhunderten der geistlichen Finsternis und des Aberglauben sah er unzählige Christen, ganze Scharen, die aufgrund ihrer Liebe zur Wahrheit den Märtyrertod erlitten. Er sah, dass - wie Christus seinen ersten Zeugen beigestanden hatte - er genauso wenig seine treuen Nachfolger in den Jahrhunderten der Verfolgung verlassen würde, die sie bis zum Ende der Weltgeschichte noch durchschreiten mussten. »Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst!«, sagte der Herr. »Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr versucht werdet, und ihr werdet in Bedrängnis sein ... Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.« (Offenbarung 2,10)

Johannes hörte auch die Verheißungen, die allen treuen Nachfolgern Christi gelten, die gegen das Böse ankämpfen: »Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, der im Paradies Gottes ist.« (Offenbarung 2,7) »Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angetan werden, und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens, und ich will seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln ... Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden habe und mich gesetzt habe mit meinem Vater auf seinen Thron.« (Offenbarung 3,5.21)

Die Kleine Schar Der Überwinder

Johannes sah, wie die Gnade, das Mitempfinden und die Liebe Gottes mit dessen Heiligkeit, Gerechtigkeit und Macht in Einklang stehen. Er sah, wie Sünder in ihm einen Vater fanden, vor dem sie sich wegen ihrer Sünden zuerst gefürchtet hatten. Als Johannes über den Höhepunkt des großen Konfliktes hinausschaute, sah er auf dem Berg Zion jene, »die den Sieg behalten hatten ... die standen an dem gläsernen Meer und hatten Gottes Harfen und sangen das Lied des Mose ... und das Lied des Lammes« (Offenbarung 15,2.3).

Johannes erblickte den Erlöser, symbolisch dargestellt als »Löwe aus dem Stamm Juda«; er sah ihn aber auch als »ein Lamm«, das »wie geschlachtet« war (Offenbarung 5,5.6). Diese Symbole bringen die Einheit zwischen der überragenden Macht und der selbstaufopfernden Liebe zum Ausdruck. Der »Löwe aus Juda«, der allen Feinden Gottes Schrecken einflößt, ist für die Gehorsamen und Treuen das »Lamm Gottes«. Dieselbe Feuersäule, die den Übertretern des göttlichen Gesetzes Angst und Schrecken einjagt, ist für alle, die seine Gebote halten, ein Zeichen von Licht, Gnade und Befreiung. Der starke Arm, der die Aufrührer vernichten kann, ist ebenso stark, wenn es darum geht, seine treuen Nachfolger zu retten. Wer immer Christus treu bleibt, wird gerettet werden. »Er wird seine Engel senden mit hellen Posaunen, und sie werden seine Auserwählten sammeln von den vier Winden, von einem Ende des Himmels bis zum andern.« (Matthäus 24,31)

Im Vergleich zu den Milliarden Menschen, die auf dieser Erde leben, wird Gottes Volk - wie es das immer war - nur eine kleine Herde bilden. Wenn die Gläubigen aber für die Wahrheit einstehen, wie sie im Wort Gottes offenbart ist, wird Gott ihre Zuflucht sein. Sie sind dann unter dem breiten Schutzschild der Allmacht geborgen; denn Gott ist immer in der Überzahl. Wenn der Schall der letzten Posaune in das Reich des Todes dringt und die Gerechten im Triumph aus ihren Gräbern hervorkommen, werden sie ausrufen: »Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?« (1. Korinther 15,55). Wenn sie dann bei Gott stehen, bei Christus, bei den Engeln und den treuen Gläubigen aller Zeiten, werden die Kinder Gottes bei weitem in der Überzahl sein.

Die wahren Jünger Christi folgen ihrem Herrn durch schwere Konflikte, ertragen Selbstverleugnung und erfahren bittere Enttäuschungen; aber dadurch lernen sie die Tiefe der Schuld und des Leides kennen, welche die Sünde verursacht. Das veranlasst sie, mit Abscheu auf die Sünde zu blicken. Da sie an den Leiden Christi teilhaben, werden sie auch Teilhaber seiner Herrlichkeit sein.

In einer Vision sah Johannes den endgültigen Sieg der Gemeinde der Übrigen. Darüber schrieb er: »Und ich sah, und es war wie ein gläsernes Meer, mit Feuer vermengt; und die den Sieg behalten hatten über das Tier . die standen an dem gläsernen Meer und hatten Gottes Harfen und sangen das Lied des Mose, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes: Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker.« (Offenbarung 15,2.3)

»Und ich sah, und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion und mit ihm Hundertvierundvierzigtausend, die hatten seinen Namen und den Namen seines Vaters geschrieben auf ihrer Stirn.« (Offenbarung 14,1) Sie hatten sich auf dieser Welt Gott geweiht, ihm mit Herz und Verstand gedient. Nun kann er seinen Namen auf ihre Stirn schreiben. »Und sie werden regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit.« (Offenbarung 22,5) Sie gehen nicht ein und aus, als müssten sie wie Bettler um einen Platz bitten, sondern gehören zu der Schar, der Christus zuruft: »Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!« (Matthäus 25,34) Er heißt jeden von ihnen als sein Kind willkommen und sagt: »Geh hinein in die Freude deines Herrn.« (Matthäus 25,21) »Diese sind es, die dem Lamm folgen, wohin es auch geht. Diese sind aus den Menschen als Erstlingsfrucht für Gott und das Lamm erkauft worden.« (Offenbarung 14,4b Elb.) Der Prophet sah sie in der Vision auf dem Berg Zion stehen, umgürtet zum heiligen Dienst, bekleidet mit »schönen, reinem Leinen« - ein Symbol für »die Gerechtigkeit der Heiligen« (Offenbarung 19,8). Doch alle, die dem Lamm im Himmel folgen wollen, müssen ihm schon hier auf Erden gefolgt sein - nicht widerwillig und launisch, sondern in vertrauensvollem, liebendem und willigem Gehorsam, wie eine Herde ihrem Hirten folgt.

»Und ... die Stimme, die ich hörte, war wie von Harfenspielern, die auf ihren Harfen spielen. Und sie sangen ein neues Lied vor dem Thron ... und niemand konnte das Lied lernen außer den Hundertvierundvierzigtausend, die erkauft sind ... und in ihrem Mund wurde kein Falsch gefunden; sie sind untadelig.« (Offenbarung 14,2-3.5)

»Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann ... die hatte die Herrlichkeit Gottes; ihr Licht war gleich dem alleredelsten Stein, einem Jaspis, klar wie Kristall; sie hatte eine große und hohe Mauer und hatte zwölf Tore und auf den Toren zwölf Engel und Namen darauf geschrieben, nämlich die Namen der zwölf Stämme der Israeliten ... Und die zwölf Tore waren zwölf Perlen, ein jedes Tor war aus einer einzigen Perle, und der Marktplatz der Stadt war aus reinem Gold wie durchscheinendes Glas. Und ich sah keinen Tempel darin; denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel, er und das Lamm.« (Offenbarung 21,2.11-12.21-22)

»In der Stadt wird es nichts mehr geben, was unter dem Fluch Gottes steht. Der Thron Gottes und des Lammes wird in der Stadt stehen. Alle, die dort sind, werden Gott als Priester dienen, sie werden ihn sehen, und sein Name wird auf ihrer Stirn stehen. Es wird keine Nacht mehr geben, und sie brauchen weder Lampennoch Sonnenlicht. Gott, der Herr, wird über ihnen leuchten.« (Offenbarung 22,3-5)

»Er zeigte mir einen Strom lebendigen Wassers, klar wie Kristall, der ausgeht von dem Thron Gottes und des Lammes; mitten auf dem Platz und auf beiden Seiten des Stromes Bäume des Lebens, die tragen zwölfmal Früchte, jeden Monat bringen sie ihre Frucht, und die Blätter der Bäume dienen zur Heilung der Völker.« (Offenbarung 22,1.2) »Selig sind, die ihre Kleider waschen, dass sie teilhaben an dem Baum des Lebens und zu den Toren hineingehen in die Stadt.« (Offenbarung 22,14) »Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein.« (Offenbarung 21,3)