Im Dienst für Christus

Kapitel 17

Christliche Wohltätigkeit

[AUDIO]

Auf den Spuren Jesu

Viele halten es für eine besondere Ehre, die Stätten des irdischen Lebens Jesu aufzusuchen, seinen Wegen nachzugehen, über den See zu blicken, an dessen Ufern er gelehrt hatte, oder auf den Bergen und in den Tälern zu weilen, auf denen seine Blicke so oft geruht hatten. Wir brauchen jedoch nicht erst nach Nazareth, Kapernaum oder Betanien zu gehen, wenn wir in seinen Fußstapfen wandeln wollen. Wir finden seine Gegenwart am Lager der Kranken, in den Hütten der Armut, in den belebten Straßen der Großstädte und überall dort, wo Menschenherzen des Trostes bedürfen. Wenn wir Jesus in dem nacheifern, was er auf Erden tat, dann folgen wir seinen Fußspuren. Das Leben Jesu 638f.

Jedes Leid, das Jesus (als Kind) sah, versuchte er zu lindern. Er konnte zwar nur wenig Geld spenden, dafür verzichtete er häufig auf Nahrung, um denen zu helfen, die bedürftiger zu sein schienen als er. Seine Brüder spürten, dass sein Einfluss den ihrigen bei weitem übertraf. Er verfügte über ein Taktgefühl wie niemand von ihnen, ja, keiner trug danach Verlangen. Wenn sie arme und niedergedrückte Menschen barsch angefahren hatten, dann suchte Jesus die mit ermutigenden Worten wieder aufzurichten. Wer in Not war, den erquickte er mit einem Trunk kühlen Wassers und gab wie selbstverständlich für ihn die eigene Mahlzeit hin. Wenn er Leid linderte, dann passten die Wahrheiten, die er verkündete, genau zu seinen Liebestaten und prägten sich so dem Gedächtnis fest ein. Das Leben Jesu 70.

Die Bestätigung

Christi Nachfolger sollen in gleicher Weise wirken. Wir sollen die Hungrigen speisen, die Nackten kleiden, die Leidenden und Bedrückten trösten, den Verzagten dienen und die Hoffnungslosen ermutigen; dann wird auch an uns die Verheißung erfüllt: "Deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen und die Herrlichkeit des Herrn wird deine Nachhut sein!" Jesaja 58,8 (Schlachter). Das Leben Jesu 341.

Wer sich an der christlichen Wohlfahrtsarbeit beteiligt, tut genau das, was der Herr wünscht und was er auch als Liebeswerk annimmt. Was in dieser Hinsicht getan wurde, ist eine Aufgabe, die jeder Siebenten-Tags-Adventist von Herzen bejahen, unterstützen und selbst fleißig verrichten sollte. Werden wir dieses Werk jedoch vernachlässigen, das praktisch vor unserer Tür liegt, und es ablehnen, diese Last mit zu tragen, erleidet die Gemeinde einen großen Verlust. Hätte die Gemeinde diese Arbeit angepackt, so wie sie es sollte, wären dadurch viele Menschen für die Ewigkeit gerettet worden. Testimonies for the Church VI, 295.

Alle diese Gaben Gottes sollen sie zum Segen der Menschen, zum Besten der Notleidenden und Armen verwenden. Unsere Aufgabe ist es, die Hungrigen zu speisen, die Nackten zu kleiden, die Witwen und Waisen zu versorgen und Menschen in seelischer Not beizustehen. Siehe Jesaja 58,7. Das weit verbreitete Elend auf dieser Welt entspricht nicht Gottes Willen. Er möchte bestimmt nicht, dass ein Einzelner alles im Überfluss besitzt, während die Kinder anderer Leute hungern müssen. Wer mehr besitzt, als er unbedingt zum Leben braucht, soll damit Gutes tun und der Menschheit zum Segen werden. Der Herr fordert uns auf: "Verkauft, was ihr habt, und gebt Almosen." Lukas 12,33. Wir sollen "Gutes tun, reich werden an guten Werken, gerne geben, behilflich sein". 1.Timotheus 6,18. "Wenn du ein Mahl machst, so lade Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blinde ein." Lukas 14,13. "Lass los, die du mit Unrecht gebunden hast, lass ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst, reiß jedes Joch weg! Brich dem Hungrigen dein Brot und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn!" Jesaja 58,6.7. Wir sollen "den Elenden sättigen". Jesaja 58,10. "Geht hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur." Markus 16,15. So lauten die Gebote des Herrn. Aber richtet sich die große Masse der Christen danach? Bilder vom Reiche Gottes 304f.

Gute Taten sind die Frucht, die Christus von uns fordert. Es mögen freundliche Worte sein, Zeichen des Wohlwollens oder mitfühlende Rücksichtnahme auf Arme, Notleidende und Angefochtene. Wenn dein Herz mit den Enttäuschten oder Trauernden mitschwingt, wenn die Hand den Notleidenden austeilt und die Nackten kleidet, wenn der Fremde willkommen geheißen wird und einen Platz nicht nur in deinem Wohnzimmer, sondern auch in deinem Herzen findet, dann sind Engel um dich her und der Himmel antwortet auf deine Anliegen. Jede gerechte, barmherzige und wohlwollende Handlung ist Musik für den Himmel. Der Vater sieht von seinem Thron aus alle, die Werke der Barmherzigkeit vollbringen, und zählt sie zu seinen kostbarsten Schätzen. "Sie werden von mir, spricht der HERR der Heerscharen, am Tage, den ich bereite, als mein auserwähltes Eigentum behandelt werden." Maleachi 3,17 (Schlachter). Jede barmherzige Tat wird so gewertet, als wäre sie an Jesus selbst geschehen. Siehe Matthäus 25,35-40. Durch Unterstützung der Armen, durch Mitleid mit den Geplagten und Unterdrückten, durch liebevolle Zuwendung zu den Waisen bringst du dich in eine noch engere Gemeinschaft mit Jesus. Testimonies for the Church II, 25.

Das Werk, die Bedürftigen, Unterdrückten, Leidenden und Hilflosen zu gewinnen, ist die Arbeit, die jede Gemeinde schon lange getan haben sollte. Wir sollen das zarte Mitgefühl des Samariters an den Tag legen, wenn wir für die leiblichen Nöte sorgen, Hungrige sättigen oder Arme, die aus ihren Wohnungen gewiesen wurden, bei uns aufnehmen. Jeden Tag können wir von Gott Gnade und Stärke empfangen, die uns befähigen, mit den Tiefen des menschlichen Elends in Kontakt zu kommen und denen zu helfen, die sich selbst nicht helfen können. Wenn wir das tun, haben wir günstige Gelegenheiten, Christus, den Gekreuzigten, darzustellen. Aus der Schatzkammer der Zeugnisse II, 460 [übearbeitet].

Viele möchten gern wissen, warum ihre Gebete so leblos, ihr Glaube so schwach und wankelmütig, ihre christliche Erfahrung so dunkel und ungewiss ist. "Haben wir nicht gefastet und sind vor dem Herrn der Heerscharen voller Klage einhergegangen"?, fragen sie. Siehe Jesaja 58,3. In Jesaja 58 hat Christus gezeigt, wie dieser Zustand geändert werden kann. Er sagt: "Das aber ist ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Lass los, die du mit Unrecht gebunden hast, lass ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst, reiß jedes Joch weg! Brich dem Hungrigen dein Brot und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn!" Jesaja 58,6.7. Das hat Christus den Kleinmütigen, Zweifelnden und Bangenden verordnet. Lasst die Sorgenvollen, die klagend vor dem Herrn wandeln, sich erheben und jemandem helfen, der Hilfe benötigt. Aus der Schatzkammer der Zeugnisse II, 451f. [überarbeitet].

Die Herrlichkeit des Himmels besteht darin, Menschen, die am Boden liegen oder großes Leid erfahren haben, aufzurichten und zu trösten. Und wo immer Christus im Herzen wohnt, wird sie sich auf dieselbe Weise offenbaren. Immer wenn die Religion Christi praktiziert wird, wirkt sie sich auf andere segensreich aus und verbreitet Sonnenschein. Bilder vom Reiche Gottes 316 [überarbeitet].

Die Witwe von Zarpat teilte ihren letzten Bissen mit Elia; dafür blieb ihr Leben und das ihres Sohnes bewahrt. Siehe 1.Könige 17,11-16. So hat Gott all denen großen Segen verheißen, die in Zeiten der Anfechtung und des Mangels anderen ihr Mitgefühl bekunden und denen Hilfe leisten, die noch bedürftiger sind. Der Herr hat sich nicht gewandelt. Seine Macht ist heute nicht geringer als zur Zeit Elias. Propheten und Könige 92.

Wir sollen den Verzweifenden dienen und den Hoffnungslosen wieder Mut machen. Durch unseren selbstlosen Dienst wird sich die Liebe Christi bei der Bekehrung eines Ungerechten wirksamer erweisen als Waffengewalt oder Strafandrohung. Diese sind notwendig zur Abschreckung potenzieller Gesetzesbrecher, aber der liebevolle Missionar kann mehr tun als das. Oft wird ein Herz, das durch Bestrafung nur noch härter würde, unter der Liebe Christi schmelzen. Auf den Spuren des großen Arztes 73.

Die Leidenden nicht vergessen

Überall um uns her gibt es geplagte Menschen; wir können sie wirklich allerorts finden. Lasst uns diese Leidenden wahrnehmen und ein Wort zur rechten Zeit sagen, um sie zu trösten. Seien wir so immer Vermittler des Mitgefühls Christi. Dabei sollten wir daran denken, dass es im Leben andere Dinge gibt, von denen wir nichts wissen. Da gibt es Erlebnisse, die vor Neugierigen sorgfältig verborgen werden. Da sind lange, harte Kämpfe mit widrigen Umständen, vielleicht Schwierigkeiten im Familienleben, die tagaus, tagein an den Kräften zehren. Mitmenschen, deren Leben unter solch großen Spannungen verläuft, können dennoch durch kleine Aufmerksamkeiten gestärkt und ermutigt werden, die nur ein wenig Liebe kosten. Für diese Menschen ist der feste, helfende Händedruck eines wahren Freundes wertvoller als Gold oder Silber. Und freundliche Worte sind hier so willkommen wie das Lächeln von Engeln.

Es gibt zudem viele, die mit Armut kämpfen, für geringen Lohn hart arbeiten müssen und sich nur den allernötigsten Lebensunterhalt sichern können. Mühe und Entbehrung ohne Hoffnung auf Erleichterung machen ihre Last drückend. Wenn dann noch Schmerzen und Krankheit hinzukommen, wird die Bürde fast unerträglich. Von Sorgen geplagt, wissen sie nun nicht mehr, wohin sie sich um Hilfe wenden sollen. Fühlt mit ihnen in ihren materiellen und seelischen Notlagen und ihren Enttäuschungen: So könnt ihr ihnen helfen. Sprecht mit ihnen über die Verheißungen Gottes, betet mit ihnen und für sie und gebt ihnen Hoffnung. Auf den Spuren des großen Arztes 119f.

Es gibt viele, für die das Leben ein harter Kampf ist; sie fühlen ihre Mängel, sind elend und ungläubig und meinen, es gäbe für sie nichts, wofür sie dankbar sein könnten. Solchen würde ein freundliches Wort, ein mitfühlender Blick, eine Erweisung von Teilnahme oft das sein, was ein Trunk kalten Wassers dem Durstigen ist; eine freundliche Tat würde ihnen die Bürde erleichtern, die so schwer auf ihren müden Schultern lastet. Jedes Wort, jede Tat aus selbstloser Liebe ist ein Zeugnis von der Liebe Christi für die verlorene Menschheit. Das bessere Leben 23.

Reiche deine helfende Hand

Die Sünde ist das größte aller Übel; schon deshalb muss es unsere Aufgabe sein, anderen aus diesem Teufelskreis herauszuhelfen. Doch nicht alle Menschen erreichen wir auf die gleiche Weise. Viele gestehen es sich selbst nicht ein, dass sie nach der Wahrheit hungern. Ihnen hilft man am besten mit einem freundlichen Wort oder einer Geste, die ihnen zeigt, dass sie nicht vergessen sind. Andere sind in tiefster Not, ohne es selbst zu wissen. Sie merken gar nicht, wie tief sie geistlich gesunken sind. Wie viele sind doch so sehr in die Sünde verstrickt, dass sie den Sinn für die Wirklichkeit des Ewigen völlig verloren und ihre Gottähnlichkeit eingebüßt haben! Sie wissen kaum noch, dass auch ihnen die Erlösung angeboten wird, und glauben weder an Gott noch schenken sie Menschen ihr Vertrauen. Nur mit Gesten uneigennütziger Freundlichkeit können sie in der Regel noch erreicht werden. Zuerst muss man für ihr körperliches Wohl sorgen, also ihnen Essen und Kleidung geben. Solche selbstlose Liebe wird es ihnen leichter machen, an die Liebe Christi zu glauben.

Viele sind auf dem falschen Weg, die sich dessen schämen, weil sie sehen, wohin ihre Torheit führt. Sie haben immer nur ihre Verfehlungen vor Augen und werden allmählich zur Verzweiflung getrieben. Auch um solche Menschen müssen wir uns kümmern. Wer gegen den Strom schwimmen muss, wird von der ganzen Gewalt des Wassers zurückgetrieben. Reich du ihm eine helfende Hand wie Jesus damals, als Petrus versank. Siehe Matthäus 14,30.31. Mach ihm wieder Hoffnung, damit er Vertrauen fassen kann und deine Liebe spürt. Bilder vom Reiche Gottes 317f.

Zeigt dem Menschen, der von einem Leben voller Sünde müde geworden ist, aber nicht weiß, wo Hilfe zu finden ist, den mitfühlenden Heiland. Nehmt ihn bei der Hand, richtet ihn auf und sagt ihm Worte, die ihm Mut und Hoffnung geben. Helft ihm, die Hand des Retters zu erfassen. Auf den Spuren des großen Arztes 128.

Gastfreundschaft ist Christenpflicht

Unsere Aufgabe in der Welt ist es, für das Wohl anderer zu sorgen, ihnen zum Segen zu werden und gastfrei zu sein. Häufig bereitet es uns zwar manche Unbequemlichkeit, diejenigen zu bewirten, die unsere Fürsorge und den Nutzen unserer Gesellschaft und Heime wirklich brauchen. Manche von uns scheuen diese notwendigen Belastungen. Aber jemand muss sie ja schließlich aufnehmen. Weil jedoch die Geschwister im Allgemeinen Gastfreundschaft nicht gerne gewähren und leider nicht alle bereit sind, in gleicher Weise dieser Christenpflicht zu genügen, werden die wenigen belastet, die willige Herzen haben und gerne die Anliegen der Hilfsbedürftigen zu ihren eigenen machen. Testimonies for the Church II, 645.

"Gastfrei zu sein, vergesst nicht; denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt." Hebräer 13,2. Diese Worte haben im Laufe der Zeit nichts an Bedeutung eingebüßt. Immer noch schickt unser himmlischer Vater seinen Kindern Gelegenheiten, die nichts anderes als verborgene Segnungen sind. Wer diese Gelegenheiten benutzt, erlebt große Freude. Propheten und Könige 92.

In der Prüfung Gottes

Gott prüft und erprobt uns in den alltäglichen Ereignissen, die das Leben mit sich bringt. Es sind die kleinen Dinge, die die Gesinnung des Herzens offenbaren; es sind die kleinen Aufmerksamkeiten und die zahllosen unscheinbaren Geschehnisse und einfachen Gefälligkeiten, die das Lebensglück ausmachen. Der Verzicht auf freundliche, ermutigende, teilnahmsvolle Worte und auf die kleinen Gefälligkeiten lässt das Leben wenig lebenswert erscheinen. Dereinst wird sich zeigen, dass der Selbstverleugnung zugunsten der Wohlfahrt und des Glückes unseres Nächsten beim himmlischen Gericht große Bedeutung beigemessen wird. Ebenso wird die Tatsache offenbar werden, dass alle egoistischen Bestrebungen, ohne Rücksicht auf das Glück und Wohlergehen anderer, unserem himmlischen Vater nicht entgangen sind. Aus der Schatzkammer der Zeugnisse I, 289f.

Ich sah, dass es in Gottes weiser Voraussicht lag, dass Witwen und Waisen, Blinde, Taubstumme, Gelähmte und Menschen, die auf vielfältige Weise geplagt oder behindert sind, in enge Beziehungen zu seiner Gemeinde gebracht wurden. Dadurch soll sein Volk geprüft und dessen Charakter entwickelt werden. Engel Gottes beobachten aufmerksam, wie wir solche Menschen behandeln, die unser Mitgefühl, unsere Liebe und unser uneigennütziges Wohlwollen brauchen. So nämlich prüft Gott unseren Charakter. Wenn wir die Botschaft der Bibel ausleben, werden wir eine Schuld an Liebe, Freundlichkeit und Zuwendung Christus gegenüber empfinden, die wir an seinen "geringsten Brüdern" begleichen können. Matthäus 25,35-40. Außerdem können wir unsere Dankbarkeit für seine unermessliche Liebe zu uns, als wir noch Sünder und seiner Gnade unwürdig waren, dadurch zum Ausdruck bringen, dass wir denen aufrichtige Anteilnahme und selbstlose Liebe bekunden, die unsere Geschwister sind, aber weniger glücklich dran sind als wir. Testimonies for the Church III, 511.

Ein Gleichnis und seine Anwendung

Die beiden großen Grundsätze des göttlichen Gesetzes bestehen in der Liebe zu Gott und in selbstloser Liebe zum Nächsten. Die ersten vier Gebote und die nachfolgenden sechs hängen an diesen beiden Prinzipien und ergeben sich aus ihnen. Siehe Matthäus 22,37-40. In der Geschichte des Mannes, der von Jerusalem nach Jericho ging, erklärte Christus dem Schriftgelehrten, wer sein Nächster ist. Siehe Lukas 10,27-37. Der Reisende fiel unter die Räuber, wurde ausgeplündert, geschlagen und halb tot liegen gelassen. Zwar sahen ein Priester und ein Levit diesen Mann in seinem Leiden, doch ihr Herz sprach auf seine Not nicht an. Sie mieden ihn, indem sie auf der andern Straßenseite vorübergingen. Als jedoch der Samariter, der gerade vorbeikam, ihn sah, fragte er nicht, ob er etwa mit ihm verwandt oder wenigstens sein Landsmann oder Glaubensbruder sei. Unverzüglich machte er sich ans Werk, dem Leidenden zu helfen, denn es galt, schnell zu handeln. Er linderte seine Schmerzen, so gut er konnte, lud ihn auf sein Reittier und brachte ihn zu einer Herberge. Dort traf er sogar noch auf eigene Kosten Vorkehrungen für die Pflege des Überfallenen.

Dieser Samariter, sagte Jesus, "war der Nächste dem, der unter die Räuber gefallen war". V. 36. Priester und Levit stellen dagegen eine Gruppe in der Gemeinde dar, die denen gegenüber gleichgültig ist, die ihre Hilfe und ihr Mitgefühl brauchten. Sie sind Gesetzesübertreter trotz ihrer Stellung in der Gemeinde. Der Samariter stellte die Gruppe dar, die zusammen mit Christus echte Hilfe leistet und sein Vorbild im Tun des Guten nachahmt.

Menschen, die Mitleid haben mit den Unglücklichen, mit den Blinden, Gelähmten, Elenden, mit den Witwen, Waisen und Notleidenden, bezeichnet Christus als Gesetzestreue, die das ewige Leben ererben ... Christus betrachtet jede barmherzige Tat, jedes Zeichen von Wohlwollen und Wertschätzung gegenüber den Unglücklichen und Bedürftigen als ihm selbst erwiesen. Das sind Werke, die in den himmlischen Berichten vermerkt sind und belohnt werden. Andererseits wird in den Büchern des Himmels auch Bericht geführt über jene, die den Unglücklichen so gleichgültig begegnen wie der Priester und der Levit und über alle, die das Unglück anderer zum eigenen Vorteil nutzen und ihr Elend noch vergrößern, um sich selbst daran zu bereichern. Gott wird jeden Akt der Ungerechtigkeit vergelten, jede Bekundung sorgloser Unbekümmertheit und Vernachlässigung der Geplagten unter uns. Jedem wird schließlich nach seinen Werken vergolten werden. Siehe Matthäus 16,27; Römer 2,5-11; 2.Korinther 5,10. Testimonies for the Church III, 511-513.