Bilder vom Reiche Gottes

Kapitel 2

"Es ging ein Sämann aus, zu säen"

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"An demselben Tage ging Jesus aus dem Hause und setzte sich an den See. Und es versammelte sich eine große Menge bei ihm, sodass er in ein Boot stieg und sich setzte, und alles Volk stand am Ufer. Und er redete vieles zu ihnen in Gleichnissen und sprach:

Siehe, es ging ein Sämann aus, zu säen. Und indem er säte, fiel einiges auf den Weg; da kamen die Vögel und fraßen's auf. Einiges fiel auf felsigen Boden, wo es nicht viel Erde hatte, und ging bald auf, weil es keine tiefe Erde hatte. Als aber die Sonne aufging, verwelkte es, und weil es keine Wurzel hatte, verdorrte es. Einiges fiel unter die Dornen; und die Dornen wuchsen empor und erstickten's. Einiges fiel auf gutes Land und trug Frucht, einiges hundertfach, einiges sechzigfach, einiges dreißigfach ...

Wenn jemand das Wort von dem Reich hört und nicht versteht, so kommt der Böse und reißt hinweg, was in sein Herz gesät ist; das ist der, bei dem an den Weg gesät ist. Bei dem aber auf felsigen Boden gesät ist, das ist, der das Wort hört und es gleich mit Freuden aufnimmt; aber er hat keine Wurzel in sich, sondern er ist wetterwendisch; wenn sich Bedrängnis oder Verfolgung erhebt um des Wortes willen, so fällt er gleich ab. Bei dem aber unter die Dornen gesät ist, das ist, der das Wort hört, und die Sorge der Welt und der betrügerische Reichtum ersticken das Wort, und er bringt keine Frucht. Bei dem aber auf gutes Land gesät ist, das ist, der das Wort hört und versteht und dann auch Frucht bringt; und der eine trägt hundertfach, der andere sechzigfach, der dritte dreißigfach." Matthäus 13,1-9.19-23.

Der Sämann und der Same

Mit diesem Gleichnis vom Sämann veranschaulicht Christus das Wesen des Himmelreiches und das Wirken Gottes für sein Volk. Wie ein Sämann auf sein Feld geht, so kam Jesus, um den Samen der Wahrheit auszustreuen. Seine Gleichnisse waren das Saatgut, mit dem er die wunderbare Wahrheit seiner Gnade verbreitete. Weil es so einfach ist, hat gerade das Gleichnis vom Sämann noch nicht die Beachtung gefunden, die es verdient. Christus möchte mit ihm unsere Gedanken vom natürlichen Samen, der auf den Acker gestreut wird, auf den Samen des Evangeliums lenken, dessen Aussaat den Menschen wieder dazu bringen soll, sich auf Gottes Seite zu stellen. Kein anderer als der Herr des Himmels lehrt durch das Gleichnis vom kleinen Samenkorn, dass für das Gedeihen der Saat auf dem Feld und der Saat der Wahrheit dieselben Gesetze gelten.

Am See Genezareth hatte sich eine ungeduldige, erwartungsvolle Menschenmenge versammelt, um Jesus zu sehen und zu hören. Kranke lagen auf ihren Matten in der Hoffnung, den Heiland auf ihr Leiden aufmerksam machen zu können. Christus war ja von Gott dazu ausersehen, dem sündigen Menschengeschlecht Heil zu bringen, und so half er nun den Kranken und verbreitete um sich her Leben, Gesundheit und Frieden.

Die Menge wuchs immer mehr an und bedrängte Christus schließlich von allen Seiten. Deshalb rief er den Fischern in ihren Booten ein paar Worte zu, trat in den Kahn, der ihn über den See bringen sollte, und bat die Jünger, ein wenig vom Ufer abzustoßen. So konnte er besser zu den Menschen sprechen.

Am See erstreckte sich die liebliche Ebene Genezareth mit Bergen im Hintergrund. Überall waren die Bauern dabei, Saat auszustreuen oder frühes Getreide zu ernten. Dieses Bild hatte Christus vor Augen, als er sagte:

"Siehe, es ging ein Sämann aus, zu säen. Und indem er säte, fiel einiges auf den Weg; da kamen die Vögel und fraßen's auf. Einiges fiel auf felsigen Boden, wo es nicht viel Erde hatte, und ging bald auf, weil es keine tiefe Erde hatte. Als aber die Sonne aufging, verwelkte es, und weil es keine Wurzel hatte, verdorrte es. Einiges fiel unter die Dornen; und die Dornen wuchsen empor und erstickten's. Einiges fiel auf gutes Land und trug Frucht, einiges hundertfach, einiges sechzigfach, einiges dreißigfach." Matthäus 13,3-8.

Die Menschen damals verstanden den Auftrag Christi nicht; die Art, wie er in diese Welt kam, entsprach nicht ihren Erwartungen. Zwar stand das gesamte jüdische Kultsystem in unmittelbarem Bezug zum kommenden Erlöser; Gott selbst hatte ja die eindrucksvollen gottesdienstlichen Einrichtungen gestiftet, weil das Volk durch sie lernen sollte, dass zur festgesetzten Zeit der Eine kommen würde, auf den all die heiligen Dienste hinwiesen. Doch die Juden hatten Form und Ritus so überhöht, dass sie deren eigentlichen Sinn aus den Augen verloren. Überlieferung und von Menschen festgesetzte Regeln verhüllten geradezu, was Gott ihnen doch eigentlich klar zeigen wollte.

Die vielen zusätzlichen Vorschriften und Traditionen hinderten den Einzelnen daran, eine echte Beziehung zu Gott zu finden und zu pflegen. Als mit Christus dann die Erfüllung all der Symbole erschien, erkannten die Juden in ihm nicht die Verwirklichung der irdischen Schattenbilder. Sie verwarfen die Erfüllung und hielten stattdessen an ihren Vorbildern und nutzlosen Zeremonien fest.

Obwohl der Sohn Gottes gekommen war, baten sie weiterhin um Zeichen. Ihre Antwort auf die Botschaft: "Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!" (Matthäus 3,2) war, ein Wunder zu fordern.

Das Evangelium Christi musste für sie ein Stein des Anstoßes sein, weil sie nach Zeichen statt nach einem Erlöser fragten. Sie erwarteten, dass der Messias die Rechtmäßigkeit seiner Ansprüche durch gewaltige Eroberungen beweisen und sein Reich auf den Trümmern irdischer Mächte errichten werde. Als Erwiderung auf diese falschen Vorstellungen erzählte Jesus das Gleichnis vom Sämann. Weder durch Waffen noch durch andere Gewaltmittel sollte das Reich Gottes den Sieg davontragen, sondern dadurch, dass ein neuer Grundsatz in die Herzen der Menschen eingepflanzt wurde.

"Der Menschensohn ist's, der den guten Samen sät." Matthäus 13,37. Nicht als König, sondern als Sämann war Christus gekommen. Er wollte keine Königreiche stürzen, sondern guten Samen streuen. Er hatte auch nicht die Absicht, seine Nachfolger zu weltlichem Ruhm und nationaler Größe zu führen, sondern er wollte sie für eine Ernte begeistern, die in geduldiger Arbeit unter Verlusten und Enttäuschungen eingebracht werden sollte.

Die Pharisäer erfassten den Sinn des Gleichnisses sehr wohl. Aber die Lehre war ihnen unbequem, und so nahmen sie sich vor, überhaupt nichts zu verstehen. Vollkommen rätselhaft war dagegen der Masse des Volkes, welche Absicht der neue Lehrer verfolgte, der mit seinen Worten einerseits ihr Herz eigentümlich bewegte, aber andererseits ihre ehrgeizigen Bestrebungen bitter enttäuschte. Nicht einmal die Jünger begriffen das Gleichnis. Doch sie wollten gern mehr wissen, und so traten sie später an Jesus heran und baten ihn, das Gleichnis zu erklären.

Genau dies hatte Christus beabsichtigt; er wollte die Wissbegier der Jünger wecken, um sie eingehender unterrichten zu können. So erklärte er ihnen den Sinn des Gleichnisses, wie er noch heute sein Wort jedem gern auslegt, der ihn aufrichtig darum bittet. Wer beim Bibelstudium sein Herz offen hält für die Erleuchtung durch den Heiligen Geist, der wird das Wort Gottes auch verstehen können. "Wenn jemand dessen Willen tun will", sagte Jesus, "wird er innewerden, ob diese Lehre von Gott ist oder ob ich von mir selbst aus rede." Johannes 7,17. Alle, die zu Christus kommen, um ein klareres Verständnis der Wahrheit zu empfangen, werden es auch erhalten. Ihnen erschließt er die Geheimnisse des Himmelreiches, die nur der erfassen kann, der sich von ganzem Herzen nach Erkenntnis der Wahrheit sehnt. Ein solcher Mensch wird von himmlischem Licht erfüllt werden und dadurch für andere wie eine helle Lampe auf einem dunklen Pfad sein.

"Es ging ein Sämann aus, zu säen." Im Orient waren die Verhältnisse damals äußerst unsicher. Weil sie ständig von Gewalttaten bedroht war, hielt sich die Bevölkerung meist in den befestigten Städten auf. Die Bauern aber mussten täglich hinausgehen, um außerhalb der Stadtmauern ihre Felder zu bestellen. So ging auch Christus, der himmlische Sämann, aus, um zu säen. Er verließ seine sichere, friedliche Wohnung und die Herrlichkeit, die er bei seinem Vater schon vor der Erschaffung der Welt gehabt hatte; er gab seine Herrscherstellung auf dem Thron des Weltalls auf. Als leidender, angefochtener Mensch ging er einsam hinaus, um für eine verlorene Welt unter Tränen den Samen des Lebens zu säen und mit seinem Blut zu begießen.

In gleicher Weise sollen auch seine Helfer hinausgehen, um zu säen. So erhielt Abraham einst den Ruf, den Samen der Wahrheit auszustreuen: "Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will." 1.Mose 12,1. "Er zog aus und wusste nicht, wo er hinkäme." Hebräer 11,8. Ebenso bekam der Apostel Paulus, als er im Tempel in Jerusalem betete, von Gott den Auftrag: "Geh hin; denn ich will dich in die Ferne zu den Heiden senden!" Apostelgeschichte 22,21. Wer gerufen wird, mit Christus zusammenzuarbeiten, muss alles verlassen und ihm nachfolgen. Er muss alte Beziehungen abbrechen, Zukunftspläne begraben, irdische Hoffnungen aufgeben; er muss mühsam und allein den Samen ausstreuen, unter Opfer und Tränen.

"Der Sämann sät das Wort." Christus kam, um in der Welt die Wahrheit auszusäen. Seit dem Sündenfall streut Satan ununterbrochen den Samen des Irrtums. Durch eine Lüge gewann er zum ersten Mal Macht über die Menschen, und so versucht er bis heute auf die gleiche Weise, Gottes Reich auf dieser Erde zu stürzen und die Menschen unter seine Herrschaft zu bringen. Doch Christus kam als Sämann aus einer höheren Welt, um den Samen der Wahrheit auszustreuen. Als Gottes Sohn, der an den göttlichen Ratschlüssen mitgewirkt und im Allerheiligsten des Ewigen gelebt hatte, konnte er den Menschen die Wahrheit unverfälscht verkünden. Seit dem Sündenfall hat Christus der Welt die Wahrheit offenbart. Durch ihn gelangt der unvergängliche Same, das lebendige, unwandelbare "Wort Gottes, das da bleibt" (1.Petrus 1,23), zu den Menschen. Schon mit der ersten Verheißung, die er dem gefallenen Menschengeschlecht im Garten Eden gab, streute Christus solchen Evangeliumssamen. Das Gleichnis vom Sämann bezieht sich jedoch besonders auf sein Wirken als Mensch unter Menschen, und auf das Werk, das er unter ihnen begründete.

"Der Same ist das Wort Gottes." Jedes Samenkorn besitzt einen Keim, der das Leben der zukünftigen Pflanze in sich birgt. Ebenso ist auch das Wort Gottes von Leben erfüllt. Christus sagt: "Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben." Johannes 6,63. "Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben." Johannes 5,24. Alle Gebote und alle Verheißungen Gottes enthalten göttliche Kraft und göttliches Leben -- die Voraussetzung für ihre Erfüllung. Wer Gottes Wort gläubig annimmt, empfängt das Leben und das Wesen Gottes selbst.

Jedes Samenkorn bringt eine Frucht hervor, die seiner Art entspricht. Sät man es unter den richtigen Bedingungen aus, dann entwickelt es als Pflanze ein eigenständiges Leben. Nimmt ein Mensch den unvergänglichen Samen des Wortes gläubig auf, so wird durch die Frucht, die daraus wächst, sein Wesen und Leben Gott immer ähnlicher werden.

Da die Rabbis, die Lehrer Israels, den Samen des Wortes Gottes nicht säten, stellte sich Christus als Verkündiger der Wahrheit in scharfen Gegensatz zu ihnen, die den Nachdruck auf Traditionen, menschliche Lehrmeinungen und unbewiesene Vermutungen legten. Vielfach ersetzten sie das Wort Gottes sogar ganz durch das, was Menschen darüber gelehrt und geschrieben hatten. Darum konnte ihre Lehre auch keinen geistlichen Durst stillen.

Christus dagegen lehrte und predigte nichts als das Wort Gottes. Stellte jemand ihm eine Frage, so antwortete er: "Es steht geschrieben ..." Matthäus 4,4. "Habt ihr nie gelesen in der Schrift ...?" Matthäus 21,42. "Wie liest du?" Lukas 10,26. Ob sein Gesprächspartner ihm nun freundlich oder feindlich gesinnt war -- wo er Interesse bemerkte, säte Jesus bei jeder Gelegenheit den Samen des Wortes. Er, der Weg, die Wahrheit und das Leben, ja das lebendige Wort selbst, verweist auf die Heilige Schrift: "Sie ist's, die von mir zeugt." Johannes 5,39. Und für die Jünger von Emmaus begann er "bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm gesagt war." Lukas 24,27.

Wer Christus nachfolgt, sollte das Gleiche tun. Wie damals ersetzt man ja auch in unseren Tagen die lebendigen Wahrheiten des Wortes Gottes durch menschliche Lehren und Vermutungen. Viele so genannte Prediger des Evangeliums erkennen nicht die ganze Bibel als inspiriertes Wort an: ein Gelehrter verwirft diesen, der andere bezweifelt jenen Teil. Sie stellen ihr eigenes Urteilsvermögen über das Wort Gottes, berufen sich bei dem, was sie lehren, auf ihre eigene Autorität und untergraben dadurch den Glauben an den göttlichen Ursprung der Heiligen Schrift. So säen sie überall den Samen des Unglaubens. Die Menschen werden verwirrt und wissen nicht mehr, was sie glauben sollen. So kommt es zu Auffassungen, die jeder biblischen Grundlage entbehren.

In den Tagen Jesu versahen die Rabbis viele Passagen der heiligen Schriften mit einer künstlich zurechtgezimmerten, geheimnisvollen Auslegung. Weil die klaren Aussagen in Gottes Wort ihre eigenen Praktiken verurteilten, versuchten sie es in seiner Kraft zu schwächen. Das Gleiche geschieht auch heute noch. Man möchte vertuschen, dass das Gesetz übertreten wird, und stellt deshalb das Wort Gottes als geheimnisvoll und unverständlich hin. Christus entlarvte zu seiner Zeit solch ein Verhalten. Er sagte deutlich, dass Gottes Wort von allen Menschen verstanden werden soll, und betonte die unbestreitbare Autorität der heiligen Schriften. Auch wir sollen zeigen, dass die Bibel als das Wort des ewigen Gottes alle Streitgespräche beenden kann und Grundlage allen Glaubens ist.

Die Bibel ist ihrer Kraft beraubt worden, und infolgedessen verkümmert das geistliche Leben. Den Predigten, die man heute von vielen Kanzeln hört, fehlt es meist an jener göttlichen Kraft, die das Gewissen weckt und der Seele Leben gibt. Die Zuhörer können dann nicht sagen: "Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?" Lukas 24,32. Viele rufen nach dem lebendigen Gott und sehnen sich nach seiner Gegenwart. Aber weder philosophische Abhandlungen noch schöngeistige Aufsätze -- so bestechend sie auch sein mögen -- können das Herz befriedigen. Nichts von dem, was Menschen erdenken und an Meinungen vertreten, vermag hier zu helfen. Lasst darum das Wort Gottes selbst zu den Leuten sprechen! Wer bisher nur mit überlieferten Anschauungen, mit menschlichen Lehren und Maßstäben abgespeist wurde, muss endlich die Stimme dessen hören können, der durch sein Wort die Wiedergeburt zum ewigen Leben schenken möchte.

Christus sprach am liebsten über die väterliche Liebe und überreiche Gnade Gottes, und er zeigte ausführlich die Heiligkeit seines Wesens und Gesetzes. Er selbst wollte für die Menschen der Weg, die Wahrheit und das Leben sein. Diese Themen sollten auch heute von jedem Prediger dargeboten werden. Verkündigt die Wahrheit, wie sie sich in Christus offenbart! Macht allen die Bedeutung von Gesetz und Evangelium klar! Erzählt den Menschen, welchen Weg der Selbstverleugnung und Aufopferung Christus gegangen ist, erzählt ihnen von seiner Erniedrigung und seinem Tod, von seiner Auferstehung und Himmelfahrt, von seiner Fürsprache für sie bei Gott und von seiner Verheißung: "So will ich wieder kommen und euch zu mir nehmen." Johannes 14,3.

Statt über falsche Lehren zu streiten oder Gegner des Evangeliums widerlegen zu wollen, sollten wir lieber dem Beispiel Christi folgen und aus Gottes Schatzkammer helle Wahrheiten ins Leben strahlen lassen. "Predige das Wort ... es sei zur Zeit oder zur Unzeit." 2.Timotheus 4,2. "Wohl euch, die ihr säen könnt an allen Wassern." Jesaja 32,20. "Wer aber mein Wort hat, der predige mein Wort recht. Wie reimen sich Stroh und Weizen zusammen? spricht der Herr." Jeremia 23,28. "Alle Worte Gottes sind durchläutert ... Tu nichts zu seinen Worten hinzu, dass er dich nicht zur Rechenschaft ziehe und du als Lügner dastehst." Sprüche 30,5.6.

"Der Sämann sät das Wort." Das ist die Grundlage für alle echte Pädagogik. "Der Same ist das Wort Gottes." Aber in allzu vielen Schulen wird das Wort Gottes heute beiseite geschoben. Andere Themen stehen im Vordergrund. Die Beschäftigung mit den Werken ungläubiger Schriftsteller nimmt im Unterricht einen breiten Raum ein; die Schulbücher wecken Zweifel an Gottes Wort. Oft führt die wissenschaftliche Forschung in die Irre, weil man Entdeckungen missdeutet und entstellt wiedergibt. Man vergleicht das Wort Gottes mit gewissen Hypothesen der Wissenschaft und stellt es als unsicher und nicht vertrauenswürdig hin. So wird schon jungen Menschen die Saat des Zweifels eingepflanzt, die dann in Zeiten der Versuchung aufgeht. Ohne Glauben an das Wort Gottes aber hat der Mensch keine geistliche Führung und keinen Schutz mehr. Gerade junge Leute lassen sich dann leicht auf Wege locken, die von Gott und dem ewigen Leben fortführen.

Dieser Haltung ist auch weitgehend die allgemein verbreitete Gottlosigkeit unserer Tage zuzuschreiben. Wer das Wort Gottes abtut, verschmäht die ihm innewohnende Kraft, die bösen Triebe und die Lebensgier des natürlichen Herzens zu zügeln. Die Menschen verlassen sich auf ihre eigenen Maßstäbe und Kräfte und ernten den Tod.

Hier liegt außerdem die Hauptursache geistiger Schwäche und Unfähigkeit. Wer sich von Gottes Wort abwendet und sein Denken von den Schriften ungläubiger Menschen prägen lässt, der verkümmert geistig und wird anspruchslos, weil er den Bezug zu den tiefen und umfassenden Grundsätzen der ewigen Wahrheit verliert. Das Fassungsvermögen des Verstandes passt sich dem an, womit er sich vorzugsweise beschäftigt; sind es vergängliche Dinge, so wird er geschwächt und mit der Zeit unfähig, größere geistliche Zusammenhänge zu erfassen.

Deshalb ist eine solche Erziehung falsch. Jeder Lehrer sollte es sich zur Aufgabe machen, seinen Schülern die großartigen Wahrheiten des Wortes Gottes nahe zu bringen. Das ist die einzige Erziehung, die lebenstüchtig macht für Zeit und Ewigkeit. Sie wird auch durchaus nicht dem wissenschaftlichen Denken im Wege stehen oder einen niedrigen Bildungsstand zur Folge haben.

Die Erkenntnis Gottes ist ja so hoch wie der Himmel und so weit wie das All. Nichts veredelt den Menschen so sehr, und nichts ist so anregend für ihn wie die Beschäftigung mit allem, was das ewige Leben berührt. Gerade für junge Leute ist es deshalb gut, wenn sie sich bemühen, die göttlichen Wahrheiten zu verstehen. Ihr geistiges Fassungsvermögen wird dabei wachsen und stark werden. Alle, die Gottes Wort fleißig lesen und ihr Leben danach gestalten, werden ihren geistigen Horizont erweitern und wertvolle Erkenntnis gewinnen, die unvergänglich ist.

Durch das Studium der Bibel wird uns Bildung vermittelt; wir verstehen dann aus eigener Erfahrung den Erlösungsplan. Auf diese Weise entsteht in uns wieder das Ebenbild Gottes; unser Denken wird stark genug, Versuchungen abzuwehren, und schon der junge Mensch wird so befähigt, mit Christus in dem Gnadenwerk für die Welt zu arbeiten. So werden wir alle Mitglieder der himmlischen Familie und darauf vorbereitet, einmal am Erbteil der Heiligen in Gottes Licht teilzuhaben.

Ein Lehrer der göttlichen Wahrheit kann allerdings nur das vermitteln, was er selbst aus eigener Erfahrung weiß. "Es ging ein Sämann aus, zu säen seinen Samen." Lukas 8,5. Christus konnte die reine Wahrheit lehren, weil er selbst die Wahrheit ist. Sein Denken, Wesen und Lebensstil kamen in seiner Verkündigung zum Ausdruck.

So soll es auch bei seinen Mitarbeitern sein: Wer das Wort Gottes weitergeben will, muss es sich durch persönliche Erfahrung zu Eigen machen und wissen, was es bedeutet, dass Christus in die Welt gekommen ist, um uns Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung zu schenken. 1.Korinther 1,30. Nie dürfen wir das Wort Gottes als eine Möglichkeit unter vielen darstellen, vielmehr sollten wir mit dem Apostel Petrus bekennen: "Denn wir sind nicht ausgeklügelten Fabeln gefolgt, als wir euch kundgetan haben die Kraft und das Kommen unsers Herrn Jesus Christus; sondern wir haben seine Herrlichkeit selber gesehen." 2.Petrus 1,16.

Jeder Prediger und jeder Lehrer Christi sollte mit dem Lieblingsjünger Johannes bekennen können: "Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir betrachtet haben und unsre Hände betastet haben, vom Wort des Lebens -- und das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist, das beim Vater war und uns erschienen ist." 1.Johannes 1,1.2.

An den Weg gesät

Das Gleichnis vom Sämann befasst sich hauptsächlich damit, wie entscheidend wichtig die Beschaffenheit des Bodens für das Gedeihen der ausgestreuten Saat ist. Christus sagte seinen Zuhörern damit ungefähr Folgendes: Ihr schadet euch selbst, wenn ihr nur als Kritiker meiner Arbeit auftretet oder in eurer Enttäuschung verharrt, weil das, was ich tue, nicht euren Erwartungen entspricht. Entscheidend wichtig ist für euch, ob ihr meine Botschaft annehmt oder ablehnt, denn davon hängt euer ewiges Schicksal ab.

Den Samen, der an den Wegrand fiel, deutete er so: "Wenn jemand das Wort von dem Reich hört und nicht versteht, so kommt der Böse und reißt hinweg, was in sein Herz gesät ist." Matthäus 13,19.

Dieser auf den Weg gefallene Same steht also für das Wort Gottes, das ins Herz eines unaufmerksamen Zuhörers fällt. Wie ein Weg von Menschen und Tieren festgetreten wird, so verhärtet sich das Herz, das zur Landstraße für die Welt mit ihren Freuden und Sünden geworden ist. Verstrickt in Selbstsucht und Nachsicht gegenüber eigenen Fehlern, wird die Seele verstockt "durch den Betrug der Sünde". Hebräer 3,13. Lähmung befällt die geistlichen Fähigkeiten solcher Menschen; sie hören das Wort, ohne es zu verstehen, und merken gar nicht, wie sehr es gerade ihnen gilt. Sie erkennen ihre eigene Not und Gefahr, in der sie schweben, nicht. Die Liebe Christi nehmen sie nicht wahr, und seine Gnadenbotschaft lassen sie wie etwas vollkommen Uninteressantes an sich vorübergehen.

Wie die Vögel nur darauf warten, den Samen am Weg aufzupicken, so lauert auch Satan darauf, den Samen der göttlichen Wahrheit vom Boden der Seele wieder wegzunehmen. Er fürchtet, dass Gottes Wort die Sorglosen wachrütteln und ihr verhärtetes Herz beeindrucken könnte. Darum sind Satan und seine Engel überall zu finden, wo das Evangelium gepredigt wird. Aber während die Engel des Himmels das menschliche Herz mit Gottes Wort erfüllen wollen, bemüht sich der Böse, es wirkungslos zu machen. Mit einem Eifer, dem nur seine Bosheit gleichkommt, versucht er dem Einfluss des Geistes Gottes entgegenzuarbeiten. Immer wenn ein Mensch sich von der Liebe Christi angezogen fühlt und den Heiland suchen möchte, tut Satan alles, um ihn daran zu hindern. Er lenkt seine Gedanken auf weltliche Dinge, stachelt ihn zur Kritik an oder weckt bei ihm Zweifel und Unglauben. Dann gefällt dem Zuhörer plötzlich die Ausdrucksweise oder das Auftreten des Predigers nicht mehr, und er beschäftigt sich nur noch mit dessen Fehlern. Dadurch fühlt er sich so gestört, dass die Wahrheit, die er so dringend brauchte und die Gott ihm in seiner Gnade gesandt hat, keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Satan hat viele Helfer. Nicht wenige geben vor, Christen zu sein, und unterstützen dabei die Bemühungen des Versuchers, den Samen der Wahrheit in den Herzen der Menschen zu vernichten. Viele hören sich die Predigt des Wortes Gottes an und kritisieren sie dann zu Hause heftig. Sie sitzen über die Worte eines Predigers zu Gericht wie über die Ausführungen eines Dozenten oder Politikers und erkennen die Botschaft nicht als das Wort des Herrn an sie. Sie machen Witze darüber oder kommentieren sie sarkastisch. Charakter, Beweggründe und Handlungsweise des Predigers werden ebenso zum beliebten Gesprächsstoff wie das Verhalten anderer Gemeindeglieder. Sogar vor den Ohren Unbekehrter richtet man über die Gläubigen und verbreitet Klatsch und üble Nachrede. Oft sprechen Eltern in dieser Weise in Gegenwart ihrer Kinder und zerstören so die Achtung vor den Mitarbeitern Gottes und dem, was sie zu sagen haben. Die Folge davon ist, dass sich diese Geringschätzung nicht selten sogar auf das Wort Gottes selbst überträgt.

So wird in den Heimen vieler vorgeblicher Christen die Jugend zum Unglauben erzogen. Und die Eltern fragen sich dann, warum ihre Kinder so wenig Interesse am Evangelium, dafür aber umso bereitwilliger Zweifel an der Wahrheit der Bibel zeigen. Sie möchten gerne wissen, weshalb sie sittlichen und religiösen Einflüssen so schwer zugänglich sind. Sie können nicht einsehen, dass es ihr eigenes Vorbild war, welches die Herzen ihrer Kinder abstumpfte. Der gute Same fand keinen Raum zum Wurzeln und Satan riss ihn hinweg.

Auf felsigen Boden gesät

"Bei dem aber auf felsigen Boden gesät ist, das ist, der das Wort hört und es gleich mit Freuden aufnimmt; aber er hat keine Wurzel in sich, sondern er ist wetterwendisch; wenn sich Bedrängnis oder Verfolgung erhebt um des Wortes willen, so fällt er gleich ab." Matthäus 13,20.21.

Auf felsigem Grund findet der Same nur wenig Erde. Die Pflanze schießt zwar schnell auf, doch kann sie mit ihrer Wurzel nicht durch den Fels dringen, um die nötigen Nährstoffe zu erlangen, und stirbt so bald ab. Viele, die sich Christen nennen, sind nur an der Oberfläche für Gottes Wort empfänglich. Unter allen guten Wünschen und Zielen liegt bei ihnen die Selbstsucht des natürlichen Herzens wie felsiger Grund unter einer dünnen Humusschicht. Sie sind von Eigenliebe erfüllt und haben das wahre Wesen der Sünde noch nicht erkannt; daher ist ihr Herz auch nicht vom Bewusstsein der Schuld überwältigt. Solche Menschen lassen sich zunächst leicht überzeugen und sind dann scheinbar bekehrt, doch in Wirklichkeit ist ihr Glaube nicht echt.

Sie fallen nicht deshalb von Gott wieder ab, weil sie das Wort zu schnell annehmen oder sich zu sehr darüber freuen -- auch Matthäus folgte ja sofort dem Ruf des Heilandes, verließ alles und wurde sein Jünger. Gott möchte, dass wir sein Wort annehmen, sobald es unser Herz erreicht, und wir dürfen uns darüber freuen. "So wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut." Lukas 15,7. Wer an Christus glaubt, ist von Freude erfüllt. Bei den Menschen jedoch, von denen das Gleichnis sagt, dass sie das Wort schnell aufnehmen, verhält es sich anders: Sie machen sich nicht klar, welche Verpflichtungen sie eingehen und was das Wort Gottes von ihnen verlangt. Sie stellen das Wort nicht allen ihren Lebensgewohnheiten gegenüber und geben sich Christus nicht ganz in die Hand.

Wurzeln dringen tief ins Erdreich ein und nähren dort die Pflanze. So ist es auch beim Christen: seine unsichtbare Verbindung mit Jesus durch den Glauben nährt das geistliche Leben. Wo das Wort auf felsigen Grund fällt, da vertraut man nicht auf Christus, sondern auf die eigene Kraft, die eigenen guten Werke und Regungen. Man verlässt sich auf die eigene Gerechtigkeit, nicht auf die Macht und Stärke des Herrn. Ein solcher Mensch "hat nicht Wurzel in sich", weil ihm die Verbindung zu Christus fehlt.

Die heiße Sommersonne stärkt die kräftigen Halme und lässt sie reifen; die Pflanzen, die keine tiefe Wurzel haben, vertrocknen dagegen in der Hitze. So ist es auch mit dem Menschen, der "keine Wurzel hat": "Er ist wetterwendisch", und "wenn sich Bedrängnis oder Verfolgung erhebt um des Wortes willen, so fällt er gleich ab". Viele nehmen das Evangelium an, weil sie vor Not und Leid bewahrt sein wollen, und nicht, um von der Sünde erlöst zu werden. Sie sind eine Zeit lang fröhlich in der Annahme, der Glaube werde sie vor Schwierigkeiten und Prüfungen verschonen. Solange in ihrem Leben alles glatt geht, scheinen sie treue Christen zu sein. In der Feuerprobe der Versuchung jedoch zeigt es sich, dass sie nicht ertragen können, um ihres Glaubens willen gesellschaftliche Nachteile und Verachtung zu erfahren. Wenn das Wort Gottes sie auf eine ihrer Lieblingssünden aufmerksam macht oder Opfer von ihnen verlangt, ärgern sie sich, denn eine radikale Änderung ihres Lebens ist ihnen zu unbequem. Angesichts ihrer gegenwärtigen Probleme und Prüfungen vergessen sie die ewige Wirklichkeit. Wie die Jünger, die Jesus verließen, sagen sie allzu leicht: "Das ist eine harte Rede; wer kann sie hören?" Johannes 6,60.

Viele geben vor, Gott zu dienen, haben ihn aber nicht durch persönliche Erfahrung kennen gelernt. Nicht, weil der Heilige Geist ihnen etwa eine tiefe Überzeugung geschenkt hätte, sondern aus eigener Neigung heraus wollen sie Gottes Willen tun. Ihr Leben steht nicht in Einklang mit den Forderungen von Gottes Gesetz. Zwar bekennen sie Christus als ihren Erlöser, glauben aber nicht, dass er ihnen die Kraft geben wird, ihre Sünden zu überwinden. Sie finden keine persönliche Beziehung zum lebendigen Heiland und haben nicht nur angeborene, sondern auch durch ihren Lebenswandel erworbene Charakterschwächen.

Es ist ein großer Unterschied, ob man die Kraft des Heiligen Geistes nur ganz allgemein anerkennt oder ob man seine zurechtweisende Kraft, die zur Buße drängt, selbst gespürt hat. Viele fühlen sich Gott entfremdet. Sie merken, wie sehr sie Knechte der Sünde und ihres eigenen Ichs sind. Aber sie unternehmen keinerlei Anstrengung, sich zu ändern, kreuzigen ihr Ich nicht, geben sich nicht ganz in die Hand Christi und bitten nicht um die göttliche Kraft, seinen Willen zu tun. Ihnen fehlt die Bereitschaft, sich nach dem göttlichen Bild umformen zu lassen. Im Großen und Ganzen geben sie zwar zu, unvollkommen zu sein, aber ihre ganz konkreten Sünden wollen sie nicht ablegen. Dabei wird mit jedem neuen Verstoß gegen Gottes Gebote ihre alte, selbstsüchtige Natur nur noch stärker.

Die einzige Hoffnung für solche Menschen besteht darin, an sich selbst die Wahrheit dessen zu erfahren, was Christus zu Nikodemus gesagt hat: "Ihr müsst von neuem geboren werden." Johannes 3,7. "Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen." Johannes 3,3.

Nur der ungeteilte Dienst für Gott zeugt von echter Heiligung und ist die Voraussetzung für ein wahrhaft christliches Leben. Christus fordert uneingeschränkte Hingabe und den ganzen Einsatz des Herzens, des Verstandes, der Seele und aller Kräfte. Wer sein eigenes Ich über alles liebt und nur für sich selbst lebt, ist kein Christ.

Liebe muss die Triebfeder von allem sein, was wir tun. Nach dem Grundsatz der Liebe regiert Gott Himmel und Erde; in ihr soll auch das Wesen des Christen seinen festen Grund haben. Nur sie kann ihm Standhaftigkeit geben und die Fähigkeit, Schwierigkeiten zu überwinden und Versuchungen zu widerstehen.

Echte Liebe wird sich in der Fähigkeit zum Opfer zeigen. Der Erlösungsplan beruht auf einem Opfer -- einem unermesslichen, unvorstellbar großen Opfer. Christus gab alles für uns dahin, und wer ihn annimmt, wird auch seinerseits bereit sein, dem Erlöser alles zu opfern. Der Wunsch, ihn zu ehren und zu verherrlichen, steht dann über allem.

Wenn wir Jesus lieben, werden wir gern für ihn leben, arbeiten und Opfer unserer Dankbarkeit bringen. Selbst die schwerste Arbeit wird uns leicht fallen. Schmerz, Mühe und Entbehrungen seinetwegen werden wir freudig begrüßen und wie er keinen größeren Wunsch haben, als dass Menschen die Erlösung von Sünde und Schuld erfahren.

All dies gehört zum Wesen des christlichen Glaubens. Wo etwas davon fehlt, ist es Täuschung. Weder die theoretische Wahrheit noch das rein formale Bekenntnis, Jesus nachzufolgen, kann uns erretten. Wir gehören Christus entweder ganz oder gar nicht. Durch Halbherzigkeit im Glaubensleben werden wir willensschwach und wankelmütig. Wer gleichzeitig seinem Ich und Christus dienen will, der ist ein Hörer des Wortes mit steinigem Boden und wird nicht standhalten können zur Zeit der Prüfung.

Unter Dornen gesät

"Bei dem aber unter die Dornen gesät ist, das ist, der das Wort hört, und die Sorge der Welt und der betrügerische Reichtum ersticken das Wort, und er bringt keine Frucht." Matthäus 13,22.

Der Same des Evangeliums fällt oft unter Dornengestrüpp und Unkraut. Wenn keine sittliche Umwandlung des Herzens stattfindet, wenn schlechte Gewohnheiten und das alte Leben in der Sünde nicht aufgegeben werden, wenn das Wesen Satans nicht aus der Seele vertrieben wird, dann erstickt der Weizen, und Dornen wachsen zur Ernte auf.

Die Gnade kann nur in einem Herzen gedeihen, das für den Samen der Wahrheit offen gehalten wird. Die Dornen der Sünde wachsen auf jedem Boden, ohne dass man sich besonders darum zu kümmern braucht; die Gnade Gottes aber benötigt sorgfältige Pflege. Dornen und Disteln schießen jederzeit schnell auf; deshalb muss das Feld ständig von ihnen gesäubert werden. Solange das Herz nicht unter Gottes Führung steht und der Heilige Geist nicht unaufhörlich unser Wesen umformt, gewinnen immer wieder alte Gewohnheiten die Oberhand. Jemand mag sich zum Evangelium bekehren, wenn er aber keine Umwandlung erlebt, so nützt ihm das gar nichts.

Wer die Sünde nicht besiegt, muss ihr unweigerlich unterliegen. Dornengestrüpp, das nur abgehauen und nicht mit der Wurzel ausgerottet wurde, schießt rasch wieder auf, bis es die Seele überwuchert hat.

Christus legte im Einzelnen dar, was dem Menschen gefährlich werden kann: Markus erwähnt die Sorgen dieser Welt, den betrügerischen Reichtum und "die Begierden nach allem andern" (Markus 4,19), Lukas nennt "Sorgen, Reichtum und Freuden des Lebens". Lukas 8,14. Dies alles erstickt den keimenden geistlichen Samen, sodass die Verbindung zu Christus reißt und das geistliche Leben abstirbt.

"Die Sorge der Welt." Matthäus 13,22. Keine Gesellschaftsschicht bleibt von der Versuchung durch weltliche Sorgen verschont: der Arme leidet unter harter Arbeit, Entbehrung und Furcht vor Not, der Reiche hat Angst um seinen Besitz und wird ebenfalls von mancherlei Sorgen gequält. Viele Nachfolger Christi vergessen die Lehre, die uns der Meister am Beispiel der Feldblumen vermitteln wollte, und vertrauen nicht auf seine beständige Fürsorge. Matthäus 6,28-33. Christus kann ihre Last nicht tragen, weil sie diese gar nicht auf ihn legen. Auf diese Weise entfremden die Sorgen solche Menschen vom Heiland, statt sie zu ihm als ihrem Helfer und Tröster hinzuführen.

Viele könnten im Werk Gottes wertvolle Arbeit leisten. Stattdessen verwenden sie ihre ganze Kraft darauf, Besitz anzuhäufen, sie haben nur noch Zeit für geschäftliche Unternehmungen und sehen sich deshalb gezwungen, ihr geistliches Wachstum zu vernachlässigen. Durch eigene Schuld verlieren sie die Verbindung zu Gott. Gewiss, die Bibel ermahnt uns: "Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt." Römer 12,11. Aber damit meint sie, dass wir arbeiten sollen, um Menschen in Not helfen zu können.

Jeder Christ muss einer Arbeit nachgehen; auch als Geschäftsmann braucht man keineswegs vor Gott schuldig zu werden. Leider jedoch gehen viele in ihrem Beruf so auf, dass ihnen keine Zeit bleibt für Gebet und Bibelstudium, keine Zeit, um Gott zu suchen und ihm zu dienen. Dann und wann haben sie wohl ein Bedürfnis nach geistlichen Dingen und ewigem Glück, doch sie nehmen sich nie die Zeit, der lärmenden Welt den Rücken zu kehren und einmal nur auf die machtvolle Stimme des Geistes Gottes zu hören.

Was für die Ewigkeit wichtig wäre, wird den Erfordernissen des irdischen Lebens untergeordnet. Der Same des Wortes kann keine Frucht bringen, weil die Lebenskraft damit vergeudet wird, das Dornengestrüpp der Weltlichkeit zu nähren.

Auch wer eine ganz andere Arbeit tut, verfällt oft dem gleichen Irrtum. Im Dienst für den Nächsten lässt sich mancher wegen dringender Pflichten und seiner großen Verantwortung die Zeit zur Andacht rauben. Die Beziehung zu Gott und das Bibelstudium werden vernachlässigt und das Wort Christi vergessen: "Ohne mich könnt ihr nichts tun." Johannes 15,5. Wo aber Christus nicht im Mittelpunkt des Lebens steht, da kann auch seine Gnade nicht wirksam werden, und man sieht deutlich die Merkmale der Selbstsucht. Der Dienst am Nächsten wird fragwürdig durch die harten, lieblosen Züge eines unbußfertigen Herzens und das Bestreben, sich vor anderen hervorzutun. Hier liegt eine der Hauptursachen dafür, dass die Arbeit für Christus so oft misslingt oder nur geringen Erfolg hat.

"Der betrügerische Reichtum." Matthäus 13,22. Die Liebe zum Reichtum ist von verblendender, täuschender Macht. Oft vergessen die Begüterten, dass sie nur deshalb Wohlstand erwerben konnten, weil Gott ihnen die Kraft dazu geschenkt hat. Stattdessen sagen sie: "Meine Kräfte und meiner Hände Stärke haben mir diesen Reichtum gewonnen." 5.Mose 8,17. Ihr Besitz stimmt sie nicht dankbar Gott gegenüber, sondern verleitet sie dazu, sich selbst zu überschätzen. Allmählich verlieren sie das Bewusstsein, von Gott abhängig und ihren Mitmenschen verpflichtet zu sein. Statt ihren Reichtum als anvertrautes Gut zu betrachten, mit dem sie Gott ehren und ihren Mitmenschen helfen können, denken sie nur an ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse. Auf diese Weise aber kommen im Menschen nicht die göttlichen, sondern satanische Eigenschaften zur Entfaltung, und Dornengestrüpp erstickt den Samen des Wortes Gottes.

"Die Freuden des Lebens." Lukas 8,14. Vergnügungssucht ist gefährlich. Alle Gewohnheiten, die den Körper schwächen, den Verstand trüben und die geistliche Aufnahmefähigkeit beeinträchtigen, erweisen sich als Eigensucht und Begierde, "die gegen die Seele streiten". 1.Petrus 2,11.

"Die Begierden nach allem andern." Markus 4,19. Das müssen nicht unbedingt Wünsche sein, die von vornherein sündig sind; vielmehr sind es Dinge, die jemandem wichtiger werden als das Reich Gottes. Alles, was unsere Aufmerksamkeit von Gott und unsere Zuneigung von Christus wegzieht, schadet der Seele.

In jungen Jahren, wenn der Geist besonders lebhaft arbeitet und sich rasch entwickelt, ist die Versuchung groß, nur an sich selbst und seine ehrgeizigen Ziele zu denken. Erfolg in der Welt führt leicht dazu, nicht mehr auf das Gewissen zu hören, sodass schließlich das Bewusstsein darüber verloren geht, auf welche Charaktereigenschaften es wirklich ankommt. Wird diese Entwicklung durch die Umstände auch noch begünstigt, dann führt sie bald in eine Richtung, die mit dem Wort Gottes unvereinbar ist.

Die Eltern tragen große Verantwortung in dieser Zeit, in der ihre Kinder besonders leicht beeinflussbar sind. Sie sollten alles tun, um für die jungen Leute eine Umgebung zu schaffen, die ihnen die richtige Lebenseinstellung vermittelt und ihnen zeigt, was wahrer Erfolg ist. Wie viele Eltern jedoch halten es für ihre wichtigste Aufgabe, für das weltliche Glück ihrer Kinder zu sorgen! Nach diesem Gesichtspunkt wählen sie ihren Bekanntenkreis aus und lassen sich oft in der Großstadt nieder, um dort ihre Kinder in die vornehme Gesellschaft einführen zu können. Sie umgeben sie mit Einflüssen, die Weltlichkeit und Stolz fördern. In einer solchen Atmosphäre verkümmert der innere Mensch, und hohe Lebensziele geraten in Vergessenheit. Das Vorrecht, Kinder Gottes und Erben seines Reiches zu sein, wird gegen irdischen Gewinn eingetauscht.

Viele Eltern glauben, zum Glück ihrer Kinder beizutragen, wenn sie ihnen erlauben, an seichten Vergnügungen teilzunehmen, den Sport an die erste Stelle zu setzen, ihren Spaß bei Partys zu suchen und ihnen auch noch Geld geben für allen möglichen Flitterkram und für Genussmittel. Je mehr man jedoch der Vergnügungssucht nachgibt, desto stärker wird sie. Solche jungen Leute haben schließlich nichts anderes mehr im Sinn als oberflächliche Zerstreuung, in der sie den Hauptzweck ihres Lebens sehen. Sie gewöhnen sich an Müßiggang und daran, dass alle ihre Wünsche möglichst schnell befriedigt werden, das macht es für sie fast unmöglich, jemals standhafte Christen zu werden.

Selbst die Kirche, die doch der Grundpfeiler der Wahrheit sein sollte, fördert oft noch die selbstsüchtige Neigung zum Vergnügen. Was tun denn viele Kirchengemeinschaften, um Geld für religiöse Zwecke aufzubringen? Sie veranstalten Basare, Festessen, ja sogar Lotterien und Ähnliches. Dabei wird der Ort, der der Anbetung Gottes vorbehalten sein sollte, entweiht durch Essen und Trinken, Geschäftemacherei und vielerlei Belustigungen. So verlieren junge Menschen die Achtung vor Gottes Haus und dem Gottesdienst; ihre Fähigkeit zur Selbstbeherrschung wird geschwächt. Egoismus, Lebensgier und der Wunsch, sich zur Schau zu stellen, erwachen und werden umso stärker, je mehr man ihnen nachgibt.

Die Jagd nach Genuss und Vergnügen konzentriert sich hauptsächlich auf die Großstädte. Viele Eltern ziehen dorthin, weil sie meinen, ihre Kinder hätten Vorteile davon. Oft bereuen sie später bitter enttäuscht ihren Irrtum. Denn die modernen Großstädte entwickeln sich rasch zu Hochburgen des Lasters wie Sodom und Gomorra. Die vielen freien Tage begünstigen Müßiggang und aufregende Zerstreuungen wie Sportbesessenheit, Theaterbesuche, Pferderennen, Glücksspiele, Trinkgelage und nächtelange Partys. So wird die Lebensgier angestachelt und kann sich voll entfalten.

Der Strom der Zeit reißt die Jugend mit. Wer sich daran gewöhnt, im oberflächlichen Vergnügen den höchsten Sinn seines Lebens zu sehen, öffnet einer Flut von Versuchungen die Tür. Solche jungen Leute gehen vollkommen auf in geselligen Festen und geistloser Heiterkeit. Der Umgang mit lebenshungrigen Freunden wirkt auf sie berauschend. Bald lassen sie sich von einer Form der Ausschweifung zu einer anderen verleiten und verlieren so schließlich den Wunsch und auch die Fähigkeit, ein nützliches Leben zu führen. Ihr Verlangen nach Gott schwindet, ihr geistliches Leben stirbt ab. Alle edleren Regungen in ihnen und alles, was den Menschen mit der höheren Welt verbindet, verlieren für sie an Wert und werden herabgewürdigt.

Gewiss, manche sehen vielleicht eines Tages ihre Torheit ein und bereuen sie. Dann vergibt Gott ihnen. Aber weil sie ihre Seele so nachhaltig verwundet haben, sind sie ihr Leben lang einer großen Gefahr ausgesetzt. Das Unterscheidungsvermögen ihres Gewissens, das doch immer wach und empfindsam sein sollte, ist bei ihnen in hohem Maß beeinträchtigt, sodass sie Mühe haben, die Stimme des Heiligen Geistes zu vernehmen und die Listen Satans zu durchschauen. Nur zu leicht erliegen sie aufs Neue der Versuchung. Wenn sie dabei wieder ganz von Gott wegkommen, endet ihr vergnügungssüchtiges Leben schließlich im Verderben, und sie sind für diese und die zukünftige Welt verloren.

Sorgen, Reichtum, Vergnügen -- das sind die Einsätze Satans bei seinem Spiel um die Menschenseele. Darum die Warnung: "Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters. Denn alles, was in der Welt ist, des Fleisches Lust und der Augen Lust und hoffärtiges Leben, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt." 1.Johannes 2,15.16.

Er, der das Herz jedes Menschen liest wie ein aufgeschlagenes Buch, sagt: "Hütet euch aber, dass eure Herzen nicht beschwert werden mit Fressen und Saufen und mit täglichen Sorgen." Lukas 21,34. Und der Apostel Paulus schreibt, erfüllt vom Heiligen Geist: "Denn die reich werden wollen, die fallen in Versuchung und Verstrickung und in viele törichte und schädliche Begierden, welche die Menschen versinken lassen in Verderben und Verdammnis. Denn Geldgier ist eine Wurzel alles Übels; danach hat einige gelüstet, und sie sind vom Glauben abgeirrt und machen sich selbst viel Schmerzen." 1.Timotheus 6,9.10.

Die Vorbereitung des Bodens

Immer wieder weist Christus im Gleichnis vom Sämann darauf hin, dass die unterschiedlichen Ernteerträge von der Beschaffenheit des Bodens abhängen: Sämann und Same sind ja in allen Fällen dieselben. Jesus lehrt also, dass die Ursache in uns selbst liegt, wenn das Wort Gottes in unserem Herzen und Leben nichts ausrichtet. Dabei haben wir durchaus die Möglichkeit, den Ernteertrag mitzubestimmen. Gewiss, wir können uns nicht aus eigener Kraft ändern, aber immerhin haben wir die Möglichkeit der Wahl. Es liegt an unserer Entscheidung, was aus uns schließlich wird. Niemand braucht ein Hörer mit Weg-, Stein- oder Dornengrund zu bleiben. Der Heilige Geist versucht ständig, die Menschen aus der Verblendung zu reißen, die sie in weltlichen Dingen gefangen hält, und das Verlangen nach unvergänglichem Reichtum in ihnen zu wecken. Wer sich allerdings dem Wirken des Heiligen Geistes widersetzt, wird dem Wort Gottes gegenüber gleichgültig und nachlässig; er verschuldet dann selbst die Verhärtung seines Herzens, in dem der gute Same keine Wurzel fassen kann, dafür aber das erstickende Unkraut umso wilder wuchert.

Der Garten des Herzens braucht Pflege. Sein Boden muss in tiefer Reue über die Sünde umgegraben, Giftkräuter und Satanspflanzen müssen mit der Wurzel ausgerissen werden. Wie ein dornenüberwucherter Boden nur durch harte Arbeit wieder nutzbar gemacht werden kann, so lassen sich auch die bösen Neigungen des natürlichen Herzens nur durch wirklich ernsthaftes Bemühen im Namen Jesu und in seiner Kraft überwinden. Der Herr fordert uns durch seinen Propheten auf: "Pflüget ein Neues und säet nicht unter die Dornen!" Jeremia 4,3. "Säet Gerechtigkeit und erntet nach dem Maße der Liebe!" Hosea 10,12. Gott selbst möchte dies für uns tun und bittet uns, mit ihm zusammenzuarbeiten.

Gottes Säleute haben die Aufgabe, den Herzensboden ihrer Zuhörer für die Aufnahme des Evangeliums vorzubereiten. Bei der Verkündigung des Wortes wird oft zu viel pastorenhaft gepredigt und zu wenig Wert auf die Begegnung mit dem Einzelnen gelegt. Dabei ist der persönliche Einsatz für die Verlorenen gerade besonders wichtig. Wie Christus sollen wir uns mit Einfühlungsvermögen und Liebe um die Menschen einzeln bemühen und versuchen, ihre Aufmerksamkeit für die großartigen Wahrheiten des ewigen Lebens zu gewinnen. Dabei mögen wir auf manches Herz treffen, das so hart ist wie die festgetretene Landstraße, sodass es völlig sinnlos erscheint, ihm den Heiland nahe bringen zu wollen. Vielleicht ist mit Logik und Vernunftgründen tatsächlich nichts zu erreichen. Doch wo die Liebe Christi im persönlichen Dienst sichtbar wird, vermag sie das härteste Herz zu erweichen, sodass die Saat der Wahrheit Wurzel fassen kann.

Der Sämann kann also durchaus etwas dagegen unternehmen, dass die Saat unter Dornen erstickt oder auf allzu hartem Boden nicht aufgeht. Zu Beginn seines neuen Lebens mit Christus sollte jeder Gläubige grundlegend darin unterwiesen werden, dass die Erlösung durch den Opfertod Christi für ihn auch bedeutet, in Leben und Wesen dem Sohn Gottes immer ähnlicher zu werden. Jeder muss sich darüber klar sein, dass er mit Schwierigkeiten zu kämpfen und natürliche Neigungen zu überwinden haben wird. Jeder soll aber auch erfahren, welcher Segen darin liegt, für Christus zu arbeiten, ihm in Selbstverleugnung nachzufolgen und als Streiter Gottes Schwierigkeiten auf sich zu nehmen.

Lehrt diese Menschen, der Liebe Christi zu vertrauen und ihre Sorgen auf ihn abzuladen. Lasst sie das Glück auskosten, Menschen für ihn zu gewinnen. Dann werden sie über der Liebe zu den Verlorenen und ihrem Eifer, jenen zu helfen, ihr eigenes Ich zurückstellen können. Die Freuden der Welt verlieren ihre Anziehungskraft, und keine irdische Last kann sie entmutigen, denn der Pflug der Wahrheit bricht den harten Boden von Grund auf um. Dabei werden die Dornen nicht nur abgeschnitten, sondern mitsamt der Wurzel ausgerottet.

Auf gutes Land gesät

Der Sämann erntet keineswegs nur Enttäuschung. Über die Saat, die auf gutes Land fiel, sagte der Heiland: "Bei dem aber auf gutes Land gesät ist, das ist, der das Wort hört und versteht und dann auch Frucht bringt; und der eine trägt hundertfach, der andere sechzigfach, der dritte dreißigfach." Matthäus 13,23. "Das aber auf dem guten Land sind die, die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld." Lukas 8,15.

Das "feine, gute" Herz, von dem das Gleichnis spricht, ist kein sündloses Herz; das Evangelium soll ja denen gepredigt werden, die verloren sind. Christus sagte: "Ich bin gekommen die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten." Markus 2,17. Ein "feines" Herz hat der Mensch, der sich vom Heiligen Geist überzeugen lässt, seine Schuld bekennt und fühlt, wie sehr er die Gnade und die Liebe Gottes braucht. Er sucht aufrichtig nach der Wahrheit und will Gottes Gebote halten. Ein "gutes" Herz ist gläubig und voll Vertrauen auf das Wort Gottes. Ohne Glauben ist es unmöglich, das Wort Gottes als solches anzunehmen; "denn wer zu Gott kommen will, der muss glauben, dass er ist und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn gibt." Hebräer 11,6.

"Das ist, der das Wort hört und versteht." Matthäus 12,23. Die Pharisäer zur Zeit Christi verschlossen Augen und Ohren, um nicht sehen und hören zu müssen; deshalb konnte die Wahrheit ihr Herz nicht erreichen. Sie mussten die Strafe für ihre vorsätzliche Unwissenheit und selbstverschuldete Blindheit erleiden. Christus lehrte seine Jünger dagegen, gern zu lernen und zu glauben. Er pries sie selig, weil sie mit gläubigen Augen und Ohren sahen und hörten.

Der Hörer, bei dem der Same auf gutes Land fiel, nimmt das Wort auf -- nicht "als Menschenwort, sondern als das, was es in Wahrheit ist, als Gottes Wort". 1.Thessalonicher 2,13. Nur wer die Bibel als die Stimme Gottes betrachtet, die zu ihm spricht, kann wirklich etwas für die Ewigkeit lernen. Er hat Ehrfurcht vor dem Wort, weil es für ihn die lebendige Wahrheit ist, und nimmt es in Geist und Herz auf. Solche Hörer waren Kornelius und seine Freunde, die zum Apostel Petrus sagten: "Nun sind wir alle hier vor Gott zugegen, um alles zu hören, was dir vom Herrn befohlen ist." Apostelgeschichte 10,33.

Die Erkenntnis der Wahrheit ist weniger eine Frage der Intelligenz als vielmehr der Aufrichtigkeit und des einfachen vertrauensvollen Glaubens. Wer demütig um göttliche Führung bittet, dem helfen die Engel des Herrn, und der Heilige Geist enthüllt ihm die reichen Schätze der Wahrheit.

Solche Hörer bewahren das Wort in ihrem Herzen. Satan und sein Heer können es ihnen nicht wieder entreißen.

Es genügt nicht, das Wort lediglich zu hören oder zu lesen. Wer aus ihm lernen will, muss sich in seine Wahrheit vertiefen, muss unter Gebet und mit größter Aufmerksamkeit die Bedeutung des Wortes Gottes erforschen und den Inhalt der heiligen Offenbarungen ganz in sich aufnehmen.

Gott fordert uns auf, uns mit großartigen und reinen Gedanken zu beschäftigen. Er möchte, dass wir über seine Liebe und Gnade nachdenken und uns sein wunderbares Wirken im Erlösungsplan bewusst machen. Immer klarer werden wir dann die Wahrheit erkennen. Immer brennender und inbrünstiger wird unser Wunsch nach einem reinen Herzen und vollkommenen Verständnis werden. Der Mensch, der sich in der reinen Atmosphäre geheiligter Gedanken bewegt, wird durch die Beschäftigung mit dem Wort und durch Gottes Nahesein umgewandelt werden.

"... und bringen Frucht in Geduld." Lukas 8,15. Die das Wort hören und bewahren, bringen in Gehorsam Frucht. Ob das Wort Gottes im Herzen aufgegangen ist, zeigt sich an guten Werken, die das veränderte Wesen und Leben in Christus hervorbringt. Christus konnte von sich sagen: "Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern, und dein Gesetz hab ich in meinem Herzen." Psalm 40,9. "Ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat." Johannes 5,30. Und die Schrift sagt: "Wer da sagt, dass er in ihm bleibt, der soll auch leben, wie er gelebt hat." 1.Johannes 2,6.

Das Wort Gottes verurteilt oft bestimmte ererbte und erworbene Charakterzüge und Gewohnheiten eines Menschen. Der Hörer jedoch, dessen Herz wie guter Boden ist, nimmt das Wort mit all seinen Bedingungen und Forderungen an und unterwirft ihm rückhaltlos alles, was er tut. Die Vorschriften und Gesetze sterblicher, irrender Menschen verlieren für ihn im Vergleich zum Wort des ewigen Gottes an Bedeutung. Von ganzem Herzen und mit ungeteilter Willenskraft sucht er das ewige Leben; Verlust, Verfolgung, ja selbst der Tod können ihn nicht davon abbringen, der Wahrheit gehorsam zu sein.

Er bringt Frucht "in Geduld". Niemand, der das Wort Gottes annimmt, bleibt von Schwierigkeiten und Prüfungen verschont; doch die Anfechtung kann den wahren Christen nicht beunruhigen oder gar entmutigen. Auch wenn wir nicht erkennen können, wie eine Sache ausgehen wird oder was Gott mit uns vorhat, sollen wir doch unser Vertrauen nicht wegwerfen, sondern uns an die Liebe und Gnade unseres Herrn erinnern, unsere Sorgen bei ihm abladen und geduldig auf sein Heil warten. Das geistliche Leben wird durch Kampf stark. Bewährung in der Anfechtung festigt den Charakter und schenkt uns wertvolle geistliche Gaben. Die Frucht des Glaubens, der Sanftmut und der Liebe reift oft am besten in stürmischen und dunklen Tagen.

"Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen." Jakobus 5,7. So soll auch der Christ geduldig darauf warten, dass das Wort Gottes in seinem Leben Frucht bringt. Gott beantwortet unsere Bitte um geistliche Gaben oft dadurch, dass er uns in Lebenslagen bringt, in denen solche Früchte reifen können; aber manchmal verstehen wir seine Absicht mit uns nicht und stellen ängstliche Fragen. Geistliche Gnadengaben können sich jedoch nur durch Wachstum und Fruchttragen entwickeln. Unsere Aufgabe dabei ist es, das Wort Gottes anzunehmen, es zu bewahren und ihm zu gehorchen. Nur dann wird es in uns seinen Zweck erfüllen.

"Wer mich liebt, der wird mein Wort halten", sagt Jesus, "und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen." Johannes 14,23. Ein stärkerer, vollkommener Wille wird uns regieren, denn wir sind in lebendiger Verbindung mit der Quelle, die uns für alle Belastungen die nötige Kraft spendet. Unser Leben steht unter der Herrschaft Jesu Christi. Wir leben nicht länger, wie allgemein üblich, mit selbstsüchtigen Zielen, sondern Christus lebt in uns. Sein Charakter offenbart sich in unserem Wesen, und wir bringen die Früchte des Heiligen Geistes: "Der eine trägt hundertfach, der andere sechzigfach, der dritte dreißigfach."