Bilder vom Reiche Gottes

Kapitel 8

Der verborgene Schatz

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"Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg; und in seiner Freude ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker." Matthäus 13,44.

Im Altertum war es gang und gäbe, kostbaren Besitz in der Erde zu vergraben. Raub und Diebstahl kamen häufig vor, und bei jedem Regierungswechsel mussten die Reichen damit rechnen, dass man ihnen hohe Abgaben auferlegte. Außerdem war das Land ständig durch Überfälle plündernder Regimenter gefährdet. Infolgedessen bemühten sich die Reichen, ihren Besitz zu verstecken, um ihn zu erhalten, und als sicherer Ort dafür galt die Erde. Oft allerdings geriet das Versteck in Vergessenheit, entweder weil der Eigentümer starb oder durch Gefangenschaft oder Verbannung von seinem Besitz getrennt wurde. Dann wartete der so sorgfältig versteckte Schatz auf den glücklichen Finder. Zur Zeit Christi war es durchaus nichts Ungewöhnliches, auf brachliegendem Land alte Münzen oder Gold- und Silberschmuck zu entdecken.

Jemand hat Land gepachtet, um es zu bewirtschaften. Als seine Ochsen es umpflügen, kommt ein vergrabener Schatz zu Tage. Der Mann sieht sofort, dass hier ein Vermögen liegen muss. Deshalb legt er das Gold in sein Versteck zurück, eilt nach Haus und verkauft alles, was er besitzt, um das Feld, auf dem der Schatz vergraben ist, zu erwerben. Seine Familie und seine Nachbarn halten ihn für verrückt; ihnen erscheint das Stück Land durchaus nicht wertvoll. Doch der Mann weiß genau, was er tut. Sobald ihm der Acker überschrieben ist, durchsucht er ihn Stück für Stück, bis er den Schatz, der nun ihm gehört, findet.

Dieses Gleichnis will uns zeigen, wie wertvoll der himmlische Schatz ist und wie sehr wir uns darum bemühen sollten, in seinen Besitz zu gelangen. Der Mann, der den Schatz im Acker fand, war bereit, sich von allem, was er besaß, zu trennen und unermüdlich zu arbeiten, um die versteckten Wertgegenstände zu erwerben. In gleicher Weise wird dem, der um den himmlischen Schatz weiß, keine Arbeit zu schwer und kein Opfer zu groß sein, wenn es darum geht, die Reichtümer der Wahrheit zu gewinnen.

Der Acker im Gleichnis steht für die Heilige Schrift; der Schatz ist die Frohe Botschaft. In der ganzen Erde gibt es nicht so viele Goldadern und verborgene Schätze wie im Wort Gottes.

Wie ist der Schatz verborgen?

Das Gleichnis sagt uns, dass die Schätze des Evangeliums verborgen sind. Wer sich selbst für klug hält, wer aufgeblasen ist von den Lehren eitler Menschenweisheit, kann die Schönheit, die Kraft und das Geheimnis des Erlösungsplanes nicht erkennen. Viele haben Augen und sehen nicht, Ohren und hören nicht, Verstand und erkennen doch nicht die verborgenen Schätze der Wahrheit.

Über die Stelle, an der ein kostbarer Schatz verborgen liegt, mag ein Mensch achtlos hinweggehen. Vielleicht setzt er sich, der in äußerster Armut lebt, sogar unter einen Baum, um auszuruhen, ohne zu ahnen, dass an den Wurzeln ein Vermögen ruht. So erging es dem jüdischen Volk. Wie ein goldener Schatz war ihm die Wahrheit anvertraut worden. Christus selbst hatte den jüdischen Gottesdienst eingesetzt, der daher das Zeichen des Göttlichen trug.

Vorbilder und Symbole stellten die großen Erlösungswahrheiten gleichsam verschleiert dar. Doch als Christus kam, erkannten die Juden in ihm nicht den, auf den all diese Sinnbilder hinwiesen. Zwar war ihnen das Wort Gottes in die Hand gegeben worden; aber die Überlieferungen, die von Generation zu Generation weitergegeben worden waren, und die auf menschlicher Meinung beruhenden Auslegungen der heiligen Schriften verbargen ihnen die große Wahrheit, wie sie sich in Jesus offenbart. Die geistliche Bedeutung der heiligen Schriften war in Vergessenheit geraten; die Schatzkammer der Erkenntnis stand ihnen offen, aber sie sahen dies nicht.

Gott verbirgt seine Wahrheit nicht; die Menschen selbst verdunkeln sie durch ihr Handeln. Christus gab dem jüdischen Volk genügend Beweise dafür, dass er der Messias war; doch in seinen Lehren forderte er die Menschen zu einer grundlegenden Änderung ihres Lebenswandels auf. Die Zuhörer erkannten, dass sie ihnen lieb gewordene Gewohnheiten und Vorstellungen, selbstsüchtige und gottlose Praktiken aufgeben müssten, wenn sie Christus als die unveränderliche, ewige Wahrheit annahmen. Dieses Opfer wollten sie nicht bringen, deshalb verwarfen sie auch die schlüssigsten Beweise, mit denen Gott ihren Glauben an Christus wecken wollte. Sie bekannten sich zwar zu den Lehren des Alten Testaments, weigerten sich aber, die in ihm enthaltenen Hinweise auf das Leben und Wesen Christi anzuerkennen. Sie hatten Angst davor, sich überzeugen zu lassen, weil sie dann ihr Leben hätten ändern und ihre vorgefassten Absichten hätten aufgeben müssen. Der Schatz des Evangeliums -- der Weg, die Wahrheit und das Leben -- war mitten unter ihnen; sie aber wiesen diese größte Gabe, die der Himmel anbieten konnte, zurück.

"Doch auch von den Oberen glaubten viele an ihn", lesen wir, "aber um der Pharisäer willen bekannten sie es nicht, um nicht aus der Synagoge ausgestoßen zu werden." Johannes 12,42. Sie waren überzeugt, dass Jesus der Sohn Gottes sei, doch es passte nicht in ihre ehrgeizigen Pläne, sich zu ihm zu bekennen. Ihnen fehlte jenes gläubige Vertrauen, das ihnen den himmlischen Schatz gesichert hätte. Stattdessen suchten sie weltlichen Reichtum.

Auch heute sind die Menschen auf der Jagd nach materiellen Gütern, erfüllt von selbstsüchtigem, ehrgeizigem Streben. Wenn es um weltlichen Reichtum, Ehre oder Macht geht, sind sie gern bereit, den Wertvorstellungen, Bräuchen und Erwartungen der Menschen den Vorrang vor den Geboten Gottes einzuräumen. Die Kostbarkeiten seines Wortes bleiben ihnen deshalb verborgen.

"Der Mensch kann von sich aus, mit seinen natürlichen Fähigkeiten, nicht erfassen, was Gottes Geist sagt. Für ihn ist das alles Unsinn, denn Gottes Geheimnisse erschließen sich nur durch Gottes Geist." 1.Korinther 2,14 (Hfa). "Die Botschaft, dass Jesus Christus unsere Rettung ist, bleibt nur für die dunkel, die verloren sind. Diese Ungläubigen hat der Satan so verblendet, dass sie das helle Licht des Evangeliums und damit die Herrlichkeit Christi nicht sehen können. Und doch erkennen wir Gott selbst nur durch Christus." 2.Korinther 4,3.4 (Hfa).

Der Wert des Schatzes

Der Heiland sah, dass die Menschen vollkommen damit beschäftigt waren, nach Geld und Gut zu trachten, und dabei die Wirklichkeit des Ewigen aus den Augen verloren. Hier wollte er Abhilfe schaffen. Um den betörenden Bann zu brechen, der sie gefangen hielt, rief er laut: "Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Oder was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse?" Matthäus 16,26. Die gefallene Menschheit weist er auf eine vergessene, bessere Welt hin, um ihr die Ewigkeit als eine unzweifelhafte Wirklichkeit zu zeigen. Er führt die Menschen zur Schwelle des Ewigen, die von der unsagbaren Herrlichkeit Gottes umstrahlt wird, und zeigt ihnen den Schatz, der dort liegt und wertvoller ist als Gold und Silber, neben dem aller Reichtum der Erde verblasst.

"Die Tiefe spricht: ‚In mir ist sie nicht'; und das Meer spricht: ‚Bei mir ist sie auch nicht.' Man kann nicht Gold für sie geben noch Silber darwägen, sie zu bezahlen. Ihr gleicht nicht Gold von Ophir oder kostbarer Onyx und Saphir. Gold und edles Glas kann man ihr nicht gleichachten noch sie eintauschen um güldnes Kleinod. Korallen und Kristall achtet man gegen sie nicht; wer Weisheit erwirbt, hat mehr als Perlen." Hiob 28,14-18.

Dieser Schatz ist in der Heiligen Schrift zu finden. Sie ist Gottes großes Lehrbuch und Erziehungsmittel. Die Bibel enthält die Grundlagen aller wahren Wissenschaft. Ihr Studium kann uns jeden Erkenntnisbereich zugänglich machen. Der Hauptinhalt des göttlichen Wortes jedoch ist die höchste aller Wissenschaften: die Wissenschaft von der Erlösung. Die Bibel ist gleichsam das Bergwerk des unerforschlichen Reichtums Christi.

Wahre höhere Bildung erlangt man, wenn man das Wort Gottes studiert und befolgt. Legt man es aber beiseite und greift zu Büchern, die nicht zu Gott und seinem Reich führen, dann erwirbt man eine Bildung, die eigentlich diesen Namen nicht verdient.

Die Natur -- Erde, Meer und Himmel -- ist voll wunderbarer Wahrheiten. Von ihr sollen wir lernen. Sie unterrichtet uns in himmlischer Weisheit und ewiger Wahrheit. Der gefallene Mensch jedoch will das nicht verstehen. Die Sünde hat seine Auffassungsgabe derart getrübt, dass er die Natur höher als Gott stellt, wenn er sie zu verstehen sucht. Selbst richtige Erkenntnisse, die ihm die Natur vermittelt, bleiben ohne Einfluss auf den, der Gottes Wort verachtet, und er verdreht sie so, dass sie vom Schöpfer fortführen.

Für viele steht menschliche Weisheit höher als die des göttlichen Lehrers. Gottes Lehrbuch betrachten sie als veraltet und uninteressant. Wer dagegen vom Heiligen Geist erfüllt ist, erkennt den wertvollen Schatz und ist bereit, alles zu verkaufen, um den Acker zu erwerben, in dem er vergraben ist. Nicht die philosophischen Abhandlungen so genannter berühmter Autoren beschäftigen ihn, sondern das Wort dessen, der der bedeutendste Autor und Lehrer aller Zeiten ist und der sein Leben für uns gab, damit wir durch ihn ewiges Leben finden können.

Wenn man den Schatz verachtet

Satan tut alles, um den Menschen einzureden, dass man auch ohne Gott wertvolles Wissen erlangen kann. Durch irreführendes Argumentieren brachte er Adam und Eva dazu, Gottes Wort anzuzweifeln und es durch eine Theorie zu ersetzen, die zum Ungehorsam führte. Noch heute hat seine spitzfindige Wortklauberei die gleiche Wirkung wie damals im Garten Eden. Wenn zum Beispiel Lehrer in ihrem Unterricht die Ideen ungläubiger Autoren einfließen lassen, bringen sie den jungen Leuten ein Denken bei, das zum Misstrauen Gott gegenüber und zur Übertretung seiner Gesetze führt. Sie ahnen gar nicht, was sie damit anrichten und welch schlimme Folgen ihre Arbeit haben wird.

Ein junger Mensch mag die beste Schul- und Universitätsausbildung erhalten, die es heute gibt, und alles daransetzen, um sich so viel Wissen wie möglich anzueignen; wenn er aber Gott nicht erkennt und seinen Gesetzen nicht gehorcht, dann zerstört er sich selbst. Eine falsche Lebensweise raubt ihm das Gefühl für den eigenen Wert sowie die Fähigkeit zur Selbstbeherrschung. Auch bei Angelegenheiten, die ihn ganz persönlich betreffen, fehlt ihm das rechte Urteilsvermögen. Er lebt ohne Rücksicht auf sein seelisches und körperliches Wohlbefinden und macht sich so selbst zum Wrack. Wirklich glücklich kann er nicht sein. Weil er sich nicht darum bemüht, nach reinen, gesunden Grundsätzen zu leben, wird er abhängig von Gewohnheiten, die ihm den inneren Frieden rauben. Alle Jahre angestrengten Studiums sind umsonst, weil er mit seinen körperlichen und geistigen Kräften Raubbau getrieben und den Tempel seines Leibes zerstört hat. Er hat sich selbst für dieses und das zukünftige Leben ruiniert. Er wollte, indem er nach irdischem Wissen strebte, einen Schatz gewinnen, doch indem er die Bibel beiseite legte, schob er den Schatz von sich, der alles andere an Wert übertrifft.

Die Suche nach dem Schatz

Wir müssen das Wort Gottes studieren und auch unsere Kinder mit der Wahrheit vertraut machen, die es birgt. Da findet sich ein unerschöpflicher Schatz! Die meisten stoßen allerdings nicht auf ihn, weil sie nicht intensiv genug suchen. Viele begnügen sich mit Vermutungen über die Wahrheit und bleiben so an der Oberfläche, in der Annahme, alles Wesentliche erkannt zu haben. Sie nehmen als wahr hin, was andere behaupten, und sind zu träge, um sich selbst ernsthaft an die Arbeit zu machen wie der Mann im Gleichnis vom verborgenen Schatz. Aber wir können uns nicht auf menschliche Gedankengebäude verlassen. Sie sind gefährlich, weil sie den Menschen an die Stelle Gottes setzen und menschliche Aussagen höher bewerten als das Wort Gottes.

Christus ist die Wahrheit. Seine Worte sind die Wahrheit und haben eine viel tiefere Bedeutung, als oberflächlich sichtbar wird. Alles, was er gesagt hat, besitzt einen Wert, der weit über das unscheinbare Äußere hinausgeht. Wer vom Heiligen Geist erleuchtet ist, wird diesen Wert erkennen und die kostbaren Edelsteine der Wahrheit auch dann entdecken, wenn sie in der Erde vergraben sind.

Menschliche Theorien und Spekulationen führen niemals zum Verständnis des Wortes Gottes. Manche, die sich selbst für intellektuell halten, glauben die Schatzkammer der Erkenntnis durch eigene Erklärungen aufschließen zu müssen, angeblich, um zu verhindern, dass Ketzereien verbreitet werden. Dabei sind falsche Lehren und ketzerische Ansichten gerade aus solchen Erklärungen entstanden. Viel Mühe ist aufgewandt worden, um Schriftstellen zu erläutern, die dunkel und schwer verständlich schienen. Aber allzu häufig haben diese Erklärungen das, was sie erhellen sollten, nur noch mehr verdunkelt.

Die Priester und Pharisäer meinten, Großes zu leisten, wenn sie in ihren Predigten die eigenen Schriftdeutungen über das Wort Gottes stellten; doch Christus sagte ihnen: "Ihr irrt, weil ihr weder die Schrift kennt noch die Kraft Gottes." Markus 12,24. Und er klagte sie an: "... sie lehren solche Lehren, die nichts sind als Menschengebote." Markus 7,7. Obgleich sie Lehrer der Offenbarungen Gottes waren und in dem Ruf standen, sein Wort zu verstehen, lebten sie doch nicht nach diesem Wort. Seine wahre Bedeutung konnten sie nicht erkennen, weil Satan sie verblendet hatte.

Auch in unseren Tagen verhalten sich viele so, und viele Kirchen machen sich dieser Sünde schuldig. Die angeblich Gelehrten stehen in der großen Gefahr, den gleichen Fehler wie die jüdischen Schriftgelehrten damals zu begehen. Sie legen die göttliche Offenbarung falsch aus, bringen damit suchende Menschen in Verwirrung und halten sie in Unwissenheit, weil sie selbst die göttliche Wahrheit nicht richtig verstehen.

Niemand braucht die Schrift im schwachen Licht menschlicher Überlieferung oder Mutmaßungen zu lesen. Wie es absurd wäre, die Sonne mit einer Fackel anleuchten zu wollen, so ist es auch unsinnig, die Schrift durch menschliche Tradition oder eigene Vorstellungen auslegen zu wollen. Gottes heiliges Wort braucht nicht den Fackellichtschein dieser Erde, um seinen herrlichen Glanz entfalten zu können. Es ist ja selbst das Licht, die offenbarte Herrlichkeit Gottes, neben dem jedes andere Licht trüb wirkt.

Freilich, ernsthaft studieren und sorgfältig erforschen muss man das Wort Gottes schon. Die klare, deutliche Erkenntnis der Wahrheit fällt keinem Untätigen in den Schoß. Auch im Alltag erreichen wir ja bekanntlich nichts ohne geduldige und beständige Anstrengung.

Will jemand Erfolg im Geschäftsleben haben, dann muss er mit dem festen Vorsatz, etwas zu schaffen, an die Arbeit gehen und zuversichtlich in die Zukunft schauen. Genauso können wir nicht erwarten, geistliche Erkenntnis zu erhalten, ohne uns ernstlich darum zu bemühen. Wer die Schätze der Wahrheit finden will, muss nach ihnen graben, wie der Bergmann nach dem Reichtum schürft, der in der Erde verborgen ist. Halbherzige, gleichgültige Arbeit bringt nichts zu Stande. Jung und Alt müssen das Wort Gottes nicht nur lesen, sondern es unter Gebet mit ganzem Herzen erforschen und nach der Wahrheit suchen wie nach einem verborgenen Schatz. Wer das tut, wird belohnt werden, denn Christus schenkt ihm ein besseres Verständnis der Wahrheit.

Viel hängt vom Suchen ab

Unser Heil hängt davon ab, ob wir die Wahrheit, die in der Bibel zu finden ist, erkennen. Gott will, dass wir sie besitzen. Durchforsche darum die Bibel mit offenem Herzen! Suche in Gottes Wort, wie der Bergmann in der Erde nach Goldadern gräbt. Gib nicht eher auf, als bis du über dein Verhältnis zu Gott Klarheit gewonnen hast und weißt, was er mit dir vorhat.

Christus hat verheißen: "Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, damit der Vater verherrlicht werde im Sohn. Was ihr mich bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun." Johannes 14,13.14.

Es gibt fromme und intelligente Menschen, die schon etwas von der göttlichen Wirklichkeit erfasst haben und denen doch oft das tiefe Verständnis fehlt, weil das Sichtbare ihnen die Herrlichkeit des Unsichtbaren verbirgt. Wer den verborgenen Schatz mit Erfolg suchen will, muss nach höheren Zielen streben als nach den Dingen dieser Welt; er muss alle seine Neigungen und Fähigkeiten dafür einsetzen.

Ungehorsam hat schon oft die Tür zu tieferer Erkenntnis verschlossen, die man aus dem Wort Gottes gewinnen kann. Erkenntnis setzt Gehorsam gegenüber Gottes Geboten voraus. Man darf die Heilige Schrift nicht menschlichem Vorurteil und Misstrauen anpassen. Sie ist nur für die verständlich, die demütig die Wahrheit suchen, um Gott gehorchen zu können.

Du fragst: Was muss ich tun, um selig zu werden? Zunächst einmal musst du, noch ehe du mit dem Bibelstudium beginnst, alle vorgefassten Meinungen, alle überlieferten und angenommenen Ideen über Bord werfen. Wenn du in der Schrift nur suchst, um deine eigenen Ansichten bestätigt zu bekommen, wirst du die Wahrheit niemals finden. Versuche lieber beim Lesen der Bibel zu erfahren, was der Herr dir sagen möchte. Wenn du beim Studium zu einer Überzeugung kommst, die mit deinen Lieblingsideen nicht vereinbar ist, dann versuche nicht, die gefundene Wahrheit deinen Vorstellungen anzupassen, sondern nimm die geschenkte Erkenntnis an. Öffne Sinn und Herz, damit du aus dem Wort Gottes wunderbare Erkenntnis gewinnen kannst.

Der Glaube an Christus als den Heiland der Welt braucht die Bestätigung durch den von Gott erleuchteten Verstand, der seinerseits unter der Herrschaft des Herzens steht, das den himmlischen Schatz erkennt und zu schätzen weiß. Dieser Glaube ist undenkbar ohne Buße und Veränderung des Wesens. Wahrhaft glauben bedeutet, den Evangeliumsschatz zu finden und mit all den daraus erwachsenden Verpflichtungen anzunehmen.

"Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen." Johannes 3,3. Er kann darüber Vermutungen anstellen und seine Fantasie spielen lassen, doch ohne das Auge des Glaubens wird er den Schatz nicht sehen. Christus gab sein Leben, um uns diesen unermesslichen Reichtum zu sichern; aber ohne Wiedergeburt durch den Glauben an sein Blut gibt es keine Vergebung der Sünden und keine Erlösung für Menschen, die dabei sind, zu Grunde zu gehen.

Wir brauchen die Erleuchtung durch den Heiligen Geist, um die Wahrheiten im Wort Gottes erkennen zu können. Die Schönheit unserer natürlichen Welt wird erst sichtbar, wenn das Licht der Sonne die Dunkelheit vertreibt und sie bescheint. Ebenso wissen wir die Kostbarkeiten im Wort Gottes erst dann richtig zu schätzen, wenn die Sonne der Gerechtigkeit sie mit ihren hellen Strahlen erglänzen lässt.

Der Heilige Geist, den das Erbarmen der ewigen Liebe vom Himmel gesandt hat, schenkt jedem, der fest an Christus glaubt, das Verständnis für geistliche Dinge. Durch sein Wirken prägt er uns jene entscheidenden Wahrheiten ein, von denen unsere Errettung abhängt, und zeigt uns so klar, welchen Weg wir gehen sollen, dass niemand zu irren braucht. Wenn wir die Bibel erforschen, sollten wir Gott bitten, dass das Licht seines Heiligen Geistes sein Wort erhelle, damit wir dessen Schätze entdecken und würdigen können.

Das Suchen lohnt sich

Niemand soll glauben, für ihn gebe es nichts mehr zu lernen. Der menschliche Intellekt mag messbar sein; die Werke menschlicher Autoren kann man für sich selbst vielleicht ganz erschließen, aber unser Fassungsvermögen reicht bei weitem nicht aus, um Gott zu begreifen. Es gibt eine Unendlichkeit, die sich unserem Verständnis entzieht. Wir haben bisher nur einen Schimmer der göttlichen Herrlichkeit, Erkenntnis und unendlichen Weisheit erblickt; wir haben sozusagen an der Oberfläche des Bergwerkes gearbeitet, während weiter unten reiche Goldadern darauf warten, den Suchenden zu belohnen. Wenn wir den Schacht immer tiefer hinabtreiben, werden wir schließlich auf den Schatz stoßen. Der rechte Glaube wird uns zu göttlicher Erkenntnis verhelfen.

Wer die Schrift im Geist Christi erforscht, wird belohnt werden. Wer sich wie ein Kind belehren lässt und sein ganzes Vertrauen auf Gott setzt, findet die Wahrheit in seinem Wort. Wären die Menschen gehorsam, dann könnten sie die Absichten Gottes verstehen, und die himmlische Welt würde ihnen ihre noch unerforschten Schatzkammern der Gnade öffnen. Die ganze Menschheit würde eine grundlegende Wandlung ihres Wesens erfahren, weil das tiefe Eindringen in die Wahrheit jeden veredelt. Das Geheimnis der Erlösung, die Menschwerdung Christi und sein Sühnopfer wären für sie nicht länger vage Vorstellungen, sondern könnten von ihnen bald besser verstanden und höher geschätzt werden.

In seinem hohepriesterlichen Gebet hat Jesus der Welt etwas mitgeteilt, was sich uns in Herz und Sinn einprägen sollte: "Das ist aber das ewige Leben", so sagte er, "dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen." Johannes 17,3. Diese Erkenntnis ist wahre Bildung; sie schenkt uns geistliche Kraft. Wenn wir Gott und Jesus Christus, den er gesandt hat, aus Erfahrung kennen, werden wir wieder zum Ebenbild Gottes werden, die Herrschaft über uns selbst zurückgewinnen und unser Triebleben den höheren Kräften des Geistes unterordnen können. Auf diese Weise werden wir zu Kindern Gottes und Erben des Himmels, kommen in dauerhafte Verbindung mit dem Geist des Unendlichen und haben Zugang zu den Reichtümern des Universums.

Das also ist die Erkenntnis, die durch das Forschen im Wort Gottes gewonnen wird. Diesen Schatz kann jeder finden, der sich darum bemüht.

"Wenn du nach Vernunft rufst und deine Stimme nach Einsicht erhebst; wenn du sie suchst wie Silber und nach ihr forschest wie nach Schätzen: dann wirst du die Furcht des Herrn verstehen und die Erkenntnis Gottes finden. Denn der Herr gibt Weisheit, und aus seinem Munde kommt Erkenntnis und Einsicht. Er lässt es den Aufrichtigen gelingen und beschirmt die Frommen. Er behütet, die recht tun, und bewahrt den Weg seiner Frommen. Dann wirst du verstehen Gerechtigkeit und Recht und Frömmigkeit und jeden guten Weg. Denn Weisheit wird in dein Herz eingehen." Sprüche 2,3-10.