Der Sieg Der Liebe

Kapitel 13

Der Sieg

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Matthäus 4,5-11; Lukas 4,5-13.

"Darauf nahm ihn der Teufel mit nach Jerusalem, auf den höchsten Punkt der Tempelmauer. Dort sagte er: Wenn du der Sohn Gottes bist, dann spring hinunter! Denn die Schrift sagt: Er befiehlt seinen Engeln, dich zu beschützen. Sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit deine Füße niemals stolpern." (Matthäus 4,5.6 NLB)

Satan glaubte nun, er könne Jesus mit dessen eigener Waffe schlagen. Der listige Feind zitierte deshalb Worte, die aus Gottes Mund stammten. Immer noch erschien er als Engel des Lichts und zeigte deutlich, dass er mit den heiligen Schriften vertraut war und deren Bedeutung verstand. So wie Jesus zuvor Gottes Wort verwendet hatte, um seinen Glauben zu stärken, so gebrauchte es nun der Verführer, um seine Täuschung zu bekräftigen. Er behauptete, er habe nur die Treue von Jesus auf die Probe stellen wollen, und lobte dessen Standhaftigkeit. Weil der Erlöser gezeigt hatte, dass er Gott vertraute, drängte ihn Satan zu einem erneuten Beweis seines Glaubens.

Und wieder wurde die Versuchung mit einem Wort des Misstrauens eingeleitet. "Wenn du der Sohn Gottes bist ..." (Matthäus 4,6 NLB) Christus war versucht, auf dieses "Wenn" zu antworten, aber er weigerte sich, dem leisesten Zweifel Raum zu geben. Er wollte sein Leben nicht aufs Spiel setzen, um sich vor Satan zu beweisen.

Satan Stellt Gottes Handeln In Frage

Der Versucher hatte geglaubt, die menschliche Natur von Christus ausnützen zu können, um ihn zur Vermessenheit zu verführen. Auch wenn Satan zur Sünde verleiten kann, kann er doch niemanden zur Sünde zwingen. Als er zu Jesus sagte: "Spring hinunter!" (Matthäus 4,6 NLB), wusste er genau, dass er ihn nicht hinunterstoßen konnte, weil Gott es nicht zugelassen hätte. Auch konnte Satan Jesus nicht dazu zwingen, sich selbst hinunterzustürzen. Christus konnte nicht besiegt werden, außer wenn er in die Versuchung eingewilligt hätte. Keine irdischen oder teuflischen Mächte konnten Christus zwingen, auch nur im Geringsten vom Willen seines Vaters abzuweichen.

Der Versucher kann uns nie zu einer Sünde zwingen. Er kann die Gedanken nicht kontrollieren, außer wenn wir uns seiner Macht unterordnen. Erst wenn wir zustimmen und die Hand von Christus loslassen, die wir im Glauben erfasst haben, kann Satan mit seiner Macht über uns herrschen. Doch mit jedem sündhaften Verlangen, das wir hegen, geben wir Satan Raum. Jedes Mal, wenn wir dem göttlichen Maßstab nicht entsprechen, öffnen wir Satan eine Tür. Durch diese kann er eindringen, um uns zu versuchen und zu verderben. Jedes Scheitern und jede Niederlage unsererseits gibt ihm Gelegenheit, Christus zu tadeln.

Als Satan die Verheißung zitierte: "Er befiehlt seinen Engeln, dich zu beschützen" und "sie werden dich auf ihren Händen tragen" (Matthäus 4,6 NLB), ließ er die Worte aus "dich zu behüten auf all deinen Wegen" (Psalm 91,11 EÜ), auf allen Wegen nämlich, die Gott vorgesehen hatte. Jesus weigerte sich, den Weg des Gehorsams zu verlassen. Obwohl er völliges Vertrauen zu seinem Vater hatte, wollte er sich nicht unaufgefordert in eine Lage bringen, die das Eingreifen des Vaters nötig gemacht hätte, um ihn vor dem Tod zu bewahren. Er wollte Gottes Fürsorge nicht für seine eigene Rettung erzwingen, denn dies wäre für die Menschen kein Beispiel für Vertrauen und Gehorsam gewesen.

Jesus erwiderte Satan: "Die Schrift sagt aber auch: Fordere den Herrn, deinen Gott, nicht heraus." (Matthäus 4,7 NLB; vgl. 5. Mose 6,16) Diese Worte sprach einst Mose zu den Israeliten, als sie in der Wüste Durst hatten und verlangten, dass Mose ihnen zu trinken gebe. Sie riefen damals: "Ist der Herr unter uns oder nicht?" (2. Mose 17,7) Gott hatte wunderbar für sie gesorgt. Gleichwohl zweifelten sie an ihm, wenn es Schwierigkeiten gab. Dann verlangten sie nach Beweisen dafür, dass Gott bei ihnen war. In ihrem Unglauben wollten sie ihn auf die Probe stellen. Und nun drängte Satan Christus dazu, dasselbe zu tun. Gott hatte bereits bezeugt, dass Jesus sein Sohn war. Nun nochmals einen diesbezüglichen Beweis zu fordern, hätte Gottes Wort in Frage gestellt, ja, Jesus hätte dadurch Gott versucht. Es wäre dasselbe, wie wenn man Gott um etwas bitten würde, was er nicht versprochen hat. Dies würde Misstrauen bekunden und letztlich Gott in Frage stellen oder ihn herausfordern. Wir sollten unsere Anliegen nicht vor Gott bringen, um zu prüfen, ob er sein Wort erfüllt, sondern weil er es erfüllen wird - auch nicht um zu beweisen, dass er uns liebt, sondern weil er uns liebt. "Ohne Glauben ist's unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, der muss glauben, dass er ist und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn gibt." (Hebräer 11,6)

Glauben Heisst Vertrauen

Glaube hat in keiner Weise etwas mit Vermessenheit zu tun. Nur wer wahren Glauben übt, ist vor Vermessenheit sicher, denn diese ist eine satanische Nachahmung des Glaubens. Wahrer Glaube nimmt Gottes Verheißungen in Anspruch und bringt Früchte des Gehorsams hervor. Vermessenheit beansprucht ebenfalls Gottes Zusagen, gebraucht sie aber wie Satan, um Übertretungen zu entschuldigen. Wahrer Glaube hätte das erste Elternpaar im Garten Eden veranlasst, der Liebe Gottes zu vertrauen und seinen Geboten zu gehorchen. Ihre Vermessenheit führte sie dazu, sein Gesetz zu übertreten - in der Annahme, seine große Liebe werde sie vor den Folgen ihrer Sünde bewahren. Es ist nicht Glaube, sondern Anmaßung, wenn man die Gunst des Himmels fordert, ohne die Bedingungen zu erfüllen, unter denen Gnade gewährt wird. Aufrichtiger Glaube beruht auf den Verheißungen und Verordnungen der Heiligen Schrift.

Wenn es Satan nicht gelingt, unser Misstrauen zu wecken, erreicht er sein Ziel oft dadurch, dass er uns zur Vermessenheit verleitet. Wenn er uns dazu bringen kann, dass wir uns selbst unnötigerweise einer Versuchung aussetzen, ist er sich seines Sieges sicher. Gott wird alle bewahren, die auf dem Weg des Gehorsams gehen. Davon abzuweichen würde bedeuten, sich auf Satans Gebiet zu begeben. Dort würden wir mit Sicherheit fallen. Jesus hat uns aufgefordert: "Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt!" (Markus 14,38 Elb.) Ernsthaftes Nachdenken und Beten bewahren uns davor, ungewollt auf gefährliche Wege zu geraten. Auf diese Weise entgehen wir mancher Niederlage.

Wenn wir angefochten werden, dürfen wir den Mut nicht verlieren. Wenn wir uns in einer schwierigen Lage befinden, zweifeln wir oft daran, ob uns der Geist Gottes wirklich geführt hat. Aber es war auch Gottes Geist, der Jesus in die Wüste leitete, wo er von Satan angefochten wurde. Wenn uns Gott prüft, will er, dass dies zu unserem Besten dient. Jesus missbrauchte Gottes Verheißungen nicht, indem er sich unnötig in Versuchung begab, noch gab er sich der Verzweiflung hin, als die Versuchung über ihn kam. Genauso wenig sollten wir das tun. "Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr's ertragen könnt." (1. Korinther 10,13) Darum: "Opfere Gott Dank und erfülle dem Höchsten deine Gelübde, und rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten und du sollst mich preisen." (Psalm 50,14.15)

Jesus Bleibt Standhaft

Nachdem Jesus aus der zweiten Versuchung als Sieger hervorgegangen war, zeigte Satan sein wahres Gesicht. Er erschien nicht als abscheuliches Ungeheuer mit gespaltenen Hufen und Fledermausflügeln. Obwohl gefallen, war er ein mächtiger Engel. Er bekannte sich nun offen als Anführer der Rebellion und als Gott dieser Welt.

Satan führte Jesus auf einen hohen Berg und ließ die Reiche dieser Welt in ihrer ganzen Pracht vor seinen Augen vorüberziehen. Das Sonnenlicht schien auf die mit Tempeln und Marmorpalästen geschmückten Städte, auf fruchtbare Felder und auf Weinberge voller Rebstöcke. Die Spuren der Sünde waren verborgen. Eben noch bot sich Jesus der Anblick von Dunkelheit und Trostlosigkeit. Nun fesselte das Bild von unübertroffener Schönheit und großem Reichtum seine Aufmerksamkeit. Dann erklang die Stimme des Versuchers: "Ich will dir Macht über diese Länder und all ihre Reichtümer geben, denn ich verfüge über sie und kann sie geben, wem ich will. Das alles werde ich dir schenken, wenn du niederkniest und mich anbetest." (Lukas 4,6.7 NLB)

Der Auftrag von Christus konnte nur durch Leiden erfüllt werden. Vor ihm lag ein Leben voller Kummer, Entbehrungen und Auseinandersetzungen sowie ein schmachvoller Tod. Er sollte die Sünden der ganzen Welt tragen und die Trennung von der Liebe seines Vaters erdulden. Jetzt bot Satan Jesus an, auf die ganze Macht, die er an sich gerissen hatte, zu dessen Gunsten zu verzichten. Christus hatte durch eine Anerkennung von Satans Herrschaft die Möglichkeit, seiner schrecklichen Zukunft zu entgehen. Damit hätte er jedoch den Sieg in der großen Auseinandersetzung verspielt. Satans Sünde im Himmel bestand gerade darin, dass er sich über den Sohn Gottes erheben wollte. Würde er jetzt die Oberhand gewinnen, wäre das der Sieg der Rebellion.

Um seinem Ziel der Täuschung näherzukommen, sagte Satan nur die halbe Wahrheit, als er behauptete, das Königreich und die Herrlichkeit der Welt seien ihm übertragen worden und er könne sie geben, wem er wolle. Sein Herrschaftsgebiet gehörte einst Adam. Satan entriss es ihm, der als Statthalter des Schöpfers auf Erden eingesetzt war. Adam war also kein unabhängiger Herrscher. Die Erde gehört Gott, und er hat alle Dinge seinem Sohn übergeben. Unter der Herrschaft von Christus sollte Adam die Welt regieren. Als Adam durch seinen Treuebruch die Herrschaft an Satan abtreten musste, blieb Christus dennoch der rechtmäßige König. So hatte der Herr auch König Nebukadnezar gesagt, dass "der Höchste Gewalt hat über die Königreiche der Menschen und sie geben kann, wem er will" (Daniel 4,14). Satan kann seine angemaßte Macht nur so weit ausüben, wie Gott es zulässt.

Als der Versucher das Königreich und die Herrlichkeit der Welt Christus anbot, schlug er vor, dass Christus seine Herrschaft als wahrer König der Welt aufgeben und diese nun unter Satans Leitung ausüben solle. Auf eine solche Herrschaft richtete sich auch die Hoffnung der Juden. Sie wünschten sich das Reich dieser Welt. Wenn Christus eingewilligt hätte, ihnen ein solches Reich zu verschaffen, wäre er von ihnen mit Freuden empfangen worden. Aber der Fluch der Sünde mit allem Leid haftete daran. Christus befahl dem Versucher: "Weg mit dir, Satan! Denn es steht geschrieben: Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen." (Matthäus 4,10; vgl. 5. Mose 6,13)

Ausgerechnet Satan, der im Himmel rebelliert hatte, bot nun Christus die Reiche dieser Welt an, um sich dessen Beifall für die Prinzipien des Bösen zu erkaufen. Aber Jesus ließ sich nicht darauf ein. Er war gekommen, um ein Reich der Gerechtigkeit aufzurichten. Von diesem Vorsatz ließ er sich nicht abbringen. Mit der gleichen Versuchung nähert sich Satan den Menschen, und bei ihnen ist er erfolgreicher als bei Christus. Den Menschen bietet er das Reich dieser Welt unter der Bedingung an, dass sie seine Vorherrschaft anerkennen. Er verlangt von ihnen, ihre Rechtschaffenheit zu opfern, das Gewissen zu missachten und sich der Selbstsucht hinzugeben. Christus hingegen lädt dazu ein, zuerst nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit zu trachten (vgl. Matthäus 6,33). Doch Satan geht neben den Menschen her und flüstert ihnen zu: "Ganz gleich, was hinsichtlich des ewigen Lebens wahr ist. Wenn ihr in dieser Welt Erfolg haben wollt, müsst ihr mir dienen. Euer Wohlergehen liegt in meiner Hand. Ich kann euch Reichtum, Vergnügen, Ehre und Glück geben. Hört auf meinen Rat! Lasst euch nicht durch ungewöhnliche Vorstellungen von Ehrlichkeit und Selbstverleugnung verunsichern! Ich werde euch den Weg bahnen." Durch solche Einflüsterungen werden viele Menschen verführt. Sie stimmen einem selbstsüchtigen Leben zu, und Satan ist damit zufrieden. Indem er sie mit der Hoffnung auf weltliche Macht lockt, gewinnt er die Herrschaft über sie. Er bietet ihnen etwas an, was ihm gar nicht gehört und ihm bald genommen werden wird. Im Gegenzug bringt er die Menschen um ihr Erbe, auf das sie als Kinder Gottes ein Anrecht hätten.

Satan hatte in Frage gestellt, ob Jesus Gottes Sohn ist. Durch den knappen Befehl "Weg mit dir, Satan!" (Matthäus 4,10) hatte er einen Beweis, den er nicht abstreiten konnte. Die göttliche Natur blitzte durch die leidgeprüfte, menschliche Gestalt von Jesus. Satan konnte sich dem Befehl nicht widersetzen. Tief gedemütigt und rasend vor Wut war er gezwungen, sich aus der Gegenwart des Erlösers zu entfernen. Der Sieg von Christus war ebenso vollständig wie einst die Niederlage von Adam.

Der Feind Wird Besiegt

So können auch wir der Versuchung widerstehen und Satan zwingen, dass er von uns weicht. Jesus errang den Sieg durch seinen Gehorsam und sein Vertrauen auf Gott. Durch den Apostel Jakobus sagt er zu uns: "So seid nun Gott untertan. Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch. Naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch." (Jakobus 4,7.8) Wir können uns nicht selbst vor der Macht des Versuchers retten, er ist Herr über die Menschheit. Wenn wir versuchen, ihm aus eigener Kraft entgegenzutreten, werden wir eine Beute seiner Verführungskünste. Aber "der Name des Herrn ist eine feste Burg; der Gerechte läuft dorthin und wird beschirmt" (Sprüche 18,10). Satan zittert und flieht vor dem schwächsten Menschen, der seine Zuflucht im mächtigen Namen des Herrn findet.

Nachdem sich der Feind entfernt hatte, fiel Jesus erschöpft zu Boden. Todesblässe lag auf seinem Gesicht. Die Engel des Himmels hatten den Kampf mitverfolgt und gesehen, wie ihr geliebter Herr unbeschreiblich leiden musste, um für uns Menschen einen Ausweg zu schaffen. Er ertrug Prüfungen, viel härter, als wir sie je zu ertragen haben. Jetzt kamen die Engel und dienten dem Sohn Gottes, der wie ein Sterbender dalag. Sie stärkten ihn mit Nahrung und trösteten ihn mit der Nachricht, dass ihn sein Vater im Himmel liebe. Sie versicherten ihm, dass der ganze Himmel über seinen Sieg juble. Nachdem Jesus zu Kräften gekommen war, neigte sich sein großes Herz voller Mitleid den Menschen zu. Er stand auf, um sein begonnenes Werk zu vollenden und nicht zu ruhen, bis der Feind besiegt und die in Sünde gefallene Menschheit erlöst ist.

Niemand kann den Preis für unsere Erlösung wirklich ermessen, bevor nicht die Erlösten mit ihrem Erretter vor dem Thron Gottes stehen werden. Dann aber, wenn die Herrlichkeit der ewigen Heimat über uns aufgehen wird, werden wir uns daran erinnern, dass Jesus all das für uns verlassen hatte. Er hatte keinen Zugang mehr zu den himmlischen Höfen und ging für uns das Risiko ein, im Kampf gegen das Böse zu scheitern und für immer verloren zu sein. Dann werden wir unsere Kronen zu seinen Füßen niederlegen und in das Lied einstimmen: "Das Lamm, das geschlachtet ist, ist würdig, zu nehmen Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob." (Offenbarung 5,12)