Der Sieg Der Liebe

Kapitel 31

Die Bergpredigt

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Matthäus, Kapitel 5 bis 7.

Christus versammelte sich mit seinen Jüngern selten allein, um sie zu unterweisen. Er wählte nicht nur jene als seine Zuhörer aus, die den Weg zum ewigen Leben schon kannten. Es war seine Aufgabe, die Massen zu erreichen, die sich in Unwissenheit und im Irrtum befanden. Er lehrte die Wahrheit dort, wo der umnachtete Verstand erreicht werden konnte. Er selbst war die Wahrheit. Mit gegürteten Lenden55 und mit ausgestreckten Händen, die stets zum Segnen bereit waren, stand er da und versuchte mit Worten der Ermahnung, der Ermutigung und mit eindringlichem Bitten, alle aufzurichten, die zu ihm kamen.

Israels Hoffnung

Die Bergpredigt, vor allem für die Jünger gedacht, wurde von einer großen Menschenmenge gehört. Nachdem die Apostel für ihren Dienst geweiht worden waren, ging Jesus mit ihnen zum Ufer des Sees. Hier begannen sich die Menschen schon in den frühen Morgenstunden zu versammeln. Neben der üblichen Zuhörerschaft aus den Städten Galiläas kamen auch Leute aus Judäa und sogar aus Jerusalem, aber auch aus Peräa, aus der Dekapolis56 und aus Idumäa, das südlich von Judäa lag, sowie aus Tyrus und Sidon, den phönizischen Städten am Mittelmeer (vgl. Markus 3,7.8a). "Die Nachricht von seinen Wundern hatte sich überall verbreitet, und die Menschen kamen scharenweise zu ihm." (Markus 3,8b NLB) "Sie waren gekommen, um ihn predigen zu hören und geheilt zu werden ... weil eine heilende Kraft von ihm ausging, und alle wurden geheilt." (Lukas 6,18.19 NLB)

Am schmalen Strand gab es, selbst wenn sie standen, zu wenig Platz für alle, die Jesus hören wollten. Darum führte er seine Zuhörer zurück an einen Berghang. Als sie einen flachen Platz, der sich als Versammlungsort für die große Menge eignete, erreicht hatten, ließ sich Jesus im Gras nieder. Die Jünger und das Volk taten es ihm gleich.

Die Jünger saßen stets in nächster Nähe von Jesus. Die Menschen drängten sich ständig um ihn, doch die Jünger wussten, dass sie sich nicht von der Menge wegstoßen lassen durften. Darum saßen sie dicht neben ihm, um kein Wort seiner Unterweisung zu verpassen. Sie waren aufmerksame Zuhörer, eifrig darauf bedacht, die Wahrheiten zu verstehen, die sie allen Altersgruppen und in allen Ländern verkündigen sollten.

Die Jünger hatten das Empfinden, dass etwas Außergewöhnliches zu erwarten sei, und scharten sich um ihren Meister. Sie glaubten, dass das Reich Gottes bald errichtet werden würde. Durch die Ereignisse des Morgens waren sie zuversichtlicher geworden, dass er diesbezüglich etwas ankündigen werde. Die Erwartung der Menge war greifbar. Der wissbegierige Ausdruck auf ihren Gesichtern war der Beweis für ihr großes Interesse. Als sich die Menschen am grünen Berghang gelagert hatten und auf die Worte des göttlichen Lehrers warteten, waren ihre Herzen mit Gedanken der zukünftigen Herrlichkeit erfüllt. Da waren Schriftgelehrte und Pharisäer, die auf den Tag warteten, an dem sie die Herrschaft über die verhassten Römer übernehmen und die Reichtümer und den Prunk des größten Reiches der Welt besitzen würden. Die armen Bauern und Fischer hofften auf die Zusicherung, dass man ihre dürftigen Hütten, das kärgliche Essen, die mühevolle Arbeit und die Angst ums Überleben gegen bequeme Häuser und ein Leben im Überfluss eintauschen werde. Anstelle des einen rauen Gewandes, das sie tagsüber als Kleid und nachts als Decke verwendeten, würde ihnen Christus - so hofften sie - die teuren und prächtigen Gewänder ihrer Eroberer schenken. Alle fieberten der stolzen Hoffnung entgegen, dass Israel bald als das von Gott auserwählte Volk vor allen Nationen geehrt und Jerusalem als Hauptsitz eines Weltreiches gefeiert werde.

Christus enttäuschte die Hoffnung auf irdische Größe. In der Bergpredigt wollte Jesus die Folgen einer falschen Unterweisung rückgängig machen und seinen Zuhörern ein richtiges Verständnis seines Königreichs und seines eigenen Charakters vermitteln. Dennoch wies er die Menschen nicht gleich auf ihre Fehler hin. Er sah wohl, wie viel Elend durch die Sünde in die Welt gekommen war, vermied es jedoch, ihnen ihren erbärmlichen Zustand direkt vor Augen zu führen. Er lehrte sie etwas, das viel besser war als das, was sie kannten. Ohne ihre Vorstellungen über das Reich Gottes zu bekämpfen, zählte er ihnen die Bedingungen auf, um dorthin zu gelangen, und überließ es ihnen, sich ein Urteil über das Wesen dieses Reiches zu bilden. Die Wahrheiten, die er lehrte, sind für uns genauso wichtig wie damals für die Menge, die ihm nachfolgte. Genau wie sie haben auch wir es nötig, die Grundlagen des Reiches Gottes kennen zu lernen.

Glückselig, Die Geistlich Arm Sind

Die ersten Worte, die Christus auf dem Berg zu den Menschen sprach, waren Worte des Segens. Er pries alle glücklich, die ihre geistliche Armut erkennen und ein Bedürfnis nach Erlösung spüren (vgl. Matthäus 5,3), denn das Evangelium soll den Armen gepredigt werden. Nicht den geistlich Stolzen, die behaupten, reich zu sein und nichts zu bedürfen, wird es offenbart, sondern den Demütigen und Reumütigen. Es gibt nur eine Quelle, die heilsam gegen die Sünde ist - die Quelle für die geistlich Armen.

Das stolze Herz strebt danach, sich die Erlösung zu verdienen. Aber sowohl unser Anspruch auf den Himmel als auch unsere Eignung dafür finden wir allein in der Gerechtigkeit von Christus. Der Herr kann erst dann etwas für die Erneuerung eines Menschen tun, wenn dieser von seiner eigenen Schwachheit überzeugt ist, sich aller Selbstgefälligkeit entledigt und sich Gottes Führung übergibt. Dann kann er die Gabe empfangen, die ihm Gott schenken möchte. Dem Menschen, der seine Not spürt, wird nichts vorenthalten. Er hat ungehinderten Zugang zu dem, in dem "die ganze Fülle der Gottheit" wohnt (Kolosser 2,9). "Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der in Ewigkeit wohnt und dessen Name der Heilige ist: In der Höhe und im Heiligen wohne ich und bei dem, der zerschlagenen und gebeugten Geistes ist, um zu beleben den Geist der Gebeugten und zu beleben das Herz der Zerschlagenen." (Jesaja 57,15 Elb.)

Trost Für Die Trauernden

"Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden." (Matthäus 5,4 Elb.) Mit diesen Worten sagte Jesus nicht, dass der Trauer an sich eine Kraft innewohnt, die die Schuld der Sünde wegnehmen kann. Christus duldet weder Scheinheiligkeit noch absichtliche Selbstabwertung. Das Trauern, von dem er sprach, besteht nicht aus Wehmut und Klagen. Auch wenn wir schwer an unserer Schuld tragen, sollen wir uns über das kostbare Vorrecht freuen, Kinder Gottes zu sein.

Oft bedauern wir unser sündiges Tun, weil es unangenehme Folgen nach sich zieht. Aber das ist keine Reue. Echte Traurigkeit über die Sünde entsteht erst durch das Wirken des Heiligen Geistes. Er offenbart die Undankbarkeit des Herzens, die den Erlöser beleidigt und betrübt hat, und führt uns reuevoll zum Fuß des Kreuzes. Durch jede Sünde wird Jesus aufs Neue verwundet. Wenn wir auf ihn blicken, den wir durchbohrt haben, trauern wir über die Sünden, die ihm Schmerzen zugefügt haben. Diese Art der Trauer führt uns dazu, die Sünde aufzugeben.

Der weltlich gesinnte Mensch mag dieses Leidtragen als Schwäche ansehen. In Wirklichkeit ist es eine Kraft, die den Reumütigen mit unzerreißbaren Banden an den Unendlichen bindet. Es zeigt, wie Engel Gottes den Menschen jene Gnadengaben zurückgeben, die sie durch Hartherzigkeit und Übertretung verloren haben. Die Tränen des Reumütigen sind nur die Regentropfen, die dem Sonnenschein der Heiligkeit vorausgehen. Dieses Trauern kündigt eine Freude an, die im Herzen zu einer sprudelnden Quelle wird. "Erkenne deine Schuld, dass du wider den Herrn, deinen Gott, gesündigt hast." (Je- remia 3,13a) "So will ich nicht zornig auf euch blicken. Denn ich bin gnädig, spricht der Herr." (Jeremia 3,12b) Den "Trauernden zu Zion" verspricht er, "dass ihnen Schmuck statt Asche, Freudenöl statt Trauerkleid, Lobgesang statt eines betrübten Geistes gegeben werden" (Jesaja 61,3a).

Für jene aber, die über Versuchung und Leid klagen, gibt es Trost. Die Bitterkeit von Kummer und Erniedrigung ist besser als das Dulden der Sünde. In der Anfechtung offenbart uns Gott die Schwachstellen unseres Charakters, damit wir durch seine Gnade unsere Fehler überwinden können. Unbekannte Tiefen unseres Wesens werden uns bewusst gemacht, und wir werden darin geprüft, ob wir Gottes Tadel und Ratschläge annehmen. Wenn wir auf die Probe gestellt werden, sollen wir nicht bekümmert sein und klagen. Wir sollen uns nicht dagegen auflehnen oder vor lauter Sorgen die Hand von Christus loslassen. Unser Herz soll vor Gott demütig sein. Die Wege des Herrn bleiben dem verborgen, der die Dinge nur in einem selbstgefälligen Licht sieht. Oft erscheinen sie unserer menschlichen Natur dunkel und freudlos. Aber Gottes Wege sind immer Wege der Gnade, und ihr Ziel ist unsere Rettung. Elia wusste nicht, was er tat, als er in der Wüste - seines Lebens überdrüssig - Gott bat, ihn sterben zu lassen. Der Herr nahm ihn in seinem tiefen Erbarmen nicht beim Wort, denn Elia hatte noch eine große Aufgabe zu erfüllen. Nachdem er sie vollendet hatte, sollte er nicht entmutigt und einsam in der Wüste umkommen. Er sollte nicht zum Staub der Erde zurückkehren, sondern in Begleitung himmlischer Streitwagen zum Thron der Herrlichkeit auffahren.

Dieses Wort Gottes gilt allen Trauernden: "Ihre Wege habe ich gesehen, aber ich will sie heilen und sie leiten und ihnen wieder Trost geben." (Jesaja 57,18a) "Ich will ihre Trauer in Freude verwandeln und will sie trösten und erfreuen in ihrem Kummer." (Jeremia 31,13b Elb.)

Glücklich Sind Die Sanftmütigen

"Selig sind die Sanftmütigen." (Matthäus 5,5a) Die Schwierigkeiten, denen wir begegnen, können dadurch verringert werden, dass wir uns von der Sanftmut, die Christus besaß, bedecken lassen. Wenn wir die Demut unseres Meisters besitzen, stehen wir über den Kränkungen, Abweisungen und Belästigungen, denen wir täglich ausgesetzt sind. Dies alles wird keine dunklen Schatten mehr auf unser Gemüt werfen. Der höchste Beweis für die Würde eines Christen ist die Selbstbeherrschung. Wer unter Missbrauch und Unmenschlichkeit darin versagt, seine innere Ruhe und sein Gottvertrauen zu bewahren, bringt Gott um dessen Recht, seinen eigenen vollkommenen Charakter in uns zu offenbaren. Ein demütiges Herz ist die Stärke, welche die Nachfolger von Christus zum Erfolg führt. Es ist das Zeichen ihrer Verbindung mit den himmlischen Höfen.

"Der Herr ist hoch und sieht auf den Niedrigen." (Psalm 138,6a) Gott gibt auf all jene liebevoll Acht, die den sanftmütigen und demütigen Geist, den Christus besitzt, offenbaren. Sie mögen von der Welt verachtet werden, aber in den Augen Gottes haben sie großen Wert. Nicht nur die Weisen, die Großen und die Wohltäter; nicht nur die fleißigen, zielstrebigen und rastlosen Arbeiter erhalten Zutritt zu den himmlischen Höfen. Nein, den geistlich Armen, die sich nach der Gegenwart eines treuen Erlösers sehnen, und den im Herzen Demütigen, deren größtes Verlangen es ist, Gottes Willen zu erfüllen, steht der Himmel weit offen! Sie werden zu jener Schar gehören, die ihre Kleider im Blut des Lammes gewaschen und hell gemacht hat (vgl. Offenbarung, 7,14). "Darum sind sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel; und der auf dem Thron sitzt, wird über ihnen wohnen." Offenbarung 7,15)

Hunger Und Durst Nach Gerechtigkeit

"Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit." (Matthäus 5,6a) Das Gefühl der Unwürdigkeit wird dazu führen, dass das Herz nach Gerechtigkeit hungert und dürstet. Dieses Verlangen wird nicht enttäuscht werden. Wer Jesus einen Platz in seinem Herzen einräumt, wird seine Liebe erkennen. Alle, die danach verlangt, Gottes Charakter ähnlicher zu werden, sollen gesättigt werden. Der Heilige Geist unterstützt immer den Menschen, der auf Jesus schaut. Er wird ihm alles offenbaren, was er von Christus empfängt. Wenn wir den Blick auf Christus gerichtet halten, wirkt der Heilige Geist so lange, bis der Mensch dem Bild von Christus entspricht. Durch echte Liebe können sich die Menschen entfalten, Höheres erfassen und eine tiefere Erkenntnis der himmlischen Dinge erlangen, sodass sie nicht ruhen werden, bis sie die Fülle davon haben. "Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden." (Matthäus 5,6)

Mit Reinem Herzen Gott Sehen

Die Barmherzigen werden Barmherzigkeit erlangen, und die reinen Herzens sind, werden Gott sehen (vgl. Matthäus 5,7.8). Jeder unreine Gedanke beschmutzt die Seele, schwächt das sittliche Empfinden und trägt dazu bei, die Eindrücke des Heiligen Geistes zu verwischen. Unreine Gedanken trüben die geistliche Sicht, sodass Menschen Gott nicht schauen können. Der Herr mag dem reumütigen Sünder vergeben, und er vergibt ihm auch. Aber trotz der Vergebung hat die Seele Schaden genommen. Wer ein klares Urteilsvermögen bezüglich der geistlichen Wahrheit haben will, muss alle unreinen Worte und Gedanken vermeiden.

Aber die Worte von Christus bedeuten mehr als nur das Freisein von sinnlicher Unreinheit, mehr als das Freisein von jener zeremoniellen Verunreinigung, welche die Juden so peinlich zu vermeiden suchten. Selbstsucht hindert uns daran, Gott zu sehen. Der selbstsüchtige Mensch betrachtet Gott ganz und gar als seinesgleichen. Solange wir uns davon nicht losgesagt haben, können wir ihn, der die Liebe ist, nicht verstehen. Nur ein selbstloses Herz, ein demütiger und vertrauensvoller Geist wird erkennen, dass Gott "barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue" ist (2. Mose 34,6b).

Glücklich Sind Die Friedensstifter

"Selig, die Frieden stiften." (Matthäus 5,9a EÜ) Der Friede von Christus entspringt der Wahrheit und steht in Einklang mit Gott. Die Welt steht Gottes Gesetz feindlich gegenüber. Sünder sind Feinde ihres Schöpfers, und darum sind sie auch untereinander Feinde. Der Psalmist aber sagt: "Großen Frieden haben, die dein Gesetz lieben; sie werden nicht straucheln." (Psalm 119,165) Menschen können keinen Frieden schaffen. Menschliche Pläne zur Reinigung oder Veredelung des Einzelnen oder der Gesellschaft können keinen Frieden hervorbringen, weil sie das Herz nicht erreichen. Die einzige Macht, die wahren Frieden stiften oder erhalten kann, ist die Gnade, die von Christus kommt. Wenn diese Gnade im Herzen eingepflanzt ist, vertreibt sie alle bösen Leidenschaften, die Zank und Streit verursachen. "Es sollen Zypressen statt Dornen wachsen und Myrten statt Nesseln" (Jesaja 55,13a), und die Wüste des Lebens wird "jubeln und wird blühen wie die Lilien" (Jesaja 35,1b).

Die Menge wunderte sich über diese Lehre, die so sehr von den Regeln und dem Beispiel der Pharisäer abwich. Das Volk war zur Auffassung gelangt, Glück bestehe aus irdischen Gütern und irdischem Ruhm, und menschliche Ehre sei erstrebenswert. Es war äußerst angenehm, als "Rabbi" angesprochen, für weise und fromm gehalten und in der Öffentlichkeit als tugendhaft gepriesen zu werden. Dies wurde als Krönung des Glücks angesehen. Aber in der Gegenwart dieser riesigen Menschenmenge machte Jesus deutlich, dass weltliche Ehre und irdischer Gewinn die einzige Belohnung solcher Menschen sind. Er sprach mit Bestimmtheit, und eine überzeugende Kraft begleitete seine Worte. Die Zuhörer wurden still. Ein Gefühl der Furcht überkam sie. Sie schauten einander zweifelnd an. Wer von ihnen würde gerettet werden, sollten die Lehren dieses Mannes wahr sein? Viele waren überzeugt, dass dieser außergewöhnliche Lehrer vom Geist Gottes getrieben wurde und dass die Gedanken, die er äußerte, von Gott waren.

Verfolgung Um Der Gerechtigkeit Willen

Nachdem Jesus erklärt hatte, worin wahres Glück besteht und wie man es gewinnen kann, wies er seine Jünger genauer auf die Wichtigkeit ihrer Aufgabe hin. Sie waren von Gott als Lehrer erwählt, um andere auf den Pfad der Gerechtigkeit und auf den Weg zum ewigen Leben zu führen. Er wusste, dass sie oft Enttäuschungen und Entmutigungen ertragen müssten und auf entschiedenen Widerstand stoßen würden. Dazu käme, dass man sie beschimpfen und ihre Botschaft verwerfen würde. Jesus wusste genau, dass diese einfachen Männer, die so aufmerksam seinen Worten lauschten, bei der Erfüllung ihres Auftrags mit Verleumdung, Folter, Gefängnis und Tod zu rechnen hatten.

Darum sagte er weiter: "Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch, wenn sie damit lügen. Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden. Denn ebenso haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind." (Matthäus 5,10-12)

Die Welt liebt die Sünde und hasst die Gerechtigkeit. Deshalb steht sie Jesus feindlich gegenüber. Alle, die seine grenzenlose Liebe zurückweisen, werden das Christentum als störend empfinden. Das Licht von Christus vertreibt die Finsternis, die ihre Sünden zudeckt. Somit wird die Notwendigkeit einer Veränderung sichtbar. Während jene, die sich dem Einfluss des Heiligen Geistes unterstellen, gegen ihre Selbstsucht kämpfen, streiten die Anhänger der Sünde gegen die Wahrheit und ihre Vertreter.

Dadurch entstehen Konflikte. Die Nachfolger von Christus werden beschuldigt, unter den Leuten Unruhe zu stiften. Doch es ist ihre Verbundenheit mit Gott, die sie in der Welt verhasst macht. Sie ertragen die gleiche Schmach wie Christus und wandeln in den Fußstapfen des Edelsten dieser Erde. Nicht mit Klagen, sondern mit Freude sollten sie der Verfolgung begegnen. Durch jede Feuerprobe werden die Nachfolger von Jesus geläutert und für die Zusammenarbeit mit Gott immer besser zugerüstet. Jede Auseinandersetzung hat ihren Platz im großen Kampf um Gerechtigkeit, und jede bestandene Prüfung wird beim letzten Sieg zur Freude beitragen. Haben sie dies vor Augen, werden sie die Prüfung ihres Glaubens und ihrer Geduld freudig annehmen und sich nicht vor ihr fürchten oder ihr ausweichen. Eifrig darum bemüht, ihren Aufgaben in der Welt nachzukommen, und allein vom Wunsch erfüllt, von Gott anerkannt zu werden, sollen Gottes Diener jeden Auftrag ausführen, ohne Menschenfurcht, aber auch ohne die Gunst der Menschen zu suchen.

Salz Der Erde Sein

"Ihr seid das Salz der Erde" (Matthäus 5,13a), sagte Jesus. Zieht euch nicht aus der Welt zurück, um der Verfolgung zu entgehen, sondern bleibt bei den Menschen. So kann der Wohlgeschmack der göttlichen Liebe wie Salz wirken, um die Welt vor dem Verderben zu bewahren.

Menschenherzen, die auf das Wirken des Heiligen Geistes eingehen, werden zu Kanälen, durch die Gottes Segen fließt. Wenn alle Diener Gottes von der Erde weggenommen würden und Gott seinen Geist von den Menschen zurückzöge, blieben der Welt nur Trostlosigkeit und Verwüstung - die Folge von Satans Herrschaft. Die Segnungen dieses Lebens verdanken die Gottlosen - auch wenn sie es nicht wissen - der Anwesenheit von Gottes Volk, das sie verachten und unterdrücken. Doch wenn Menschen nur dem Namen nach Christen sind, gleichen sie dem Salz, das seine Kraft verloren hat. Sie haben keinen Einfluss zum Guten in dieser Welt. Dadurch, dass sie Gott falsch darstellen, sind sie schlimmer als Ungläubige.

Licht Der Welt Sein

"Ihr seid das Licht der Welt." (Matthäus 5,14a) Die Juden wollten den Segen der Erlösung auf ihr eigenes Volk begrenzen, aber Christus zeigte ihnen, dass es mit dem Heil wie mit dem Sonnenschein ist: Er gehört der ganzen Welt. Der biblische Glaube sollte nicht nur auf den Inhalt zwischen zwei Buchdeckeln oder den Raum innerhalb von Kirchenmauern beschränkt sein. Auch sollte die Bibel nicht nur gelegentlich zum eigenen Vorteil hervorgeholt und dann wieder sorgfältig beiseitegelegt werden. Sie sollte unser tägliches Leben heiligen und sich in all unseren geschäftlichen und gesellschaftlichen Beziehungen zeigen.

Ein edler Charakter wird nicht von außen geformt und dann übergestreift. Er strahlt von innen heraus. Wenn wir uns wünschen, anderen den Weg der Gerechtigkeit zu weisen, müssen die Prinzipien der Gerechtigkeit in unserem eigenen Herzen verwahrt sein. Unser Glaubensbekenntnis mag die Theorie des Glaubens verkünden, doch überzeugend wird das Wort der Wahrheit erst, wenn wir unsere Frömmigkeit in die Tat umsetzen. Ein beständiger Lebenswandel, edle Gespräche, unerschütterliche Rechtschaffenheit, eine engagierte und wohlwollende Einstellung und ein gutes Vorbild - das sind die Mittel, durch die Licht in das Dunkel der Welt gebracht wird.

Jesus Löst Das Gesetz Nicht Auf

Jesus ging nicht näher auf die Einzelheiten des Gesetzes ein. Dennoch ließ er seine Zuhörer nicht im Glauben, er sei gekommen, dessen Forderungen aufzuheben. Er wusste, dass Spione bereitstanden und jedes Wort aufgriffen, um es für ihre Zwecke zu verdrehen. Er wusste auch um die Vorurteile vieler seiner Zuhörer. Deshalb sagte er nichts, was ihren Glauben an die Religion und an die Einrichtungen, die Mose ihnen übergeben hatte, hätte verunsichern können. Christus selbst hatte ja beides gegeben, das Moralgesetz und das Zeremonialgesetz. Er war nicht gekommen, um das Vertrauen in seine eigenen Anweisungen zu zerstören. Weil er große Achtung vor dem Gesetz und den Propheten hatte, wollte er die Mauern der traditionsgebundenen Bestimmungen niederreißen, in denen die jüdischen Lehrer gefangen waren. Während er ihre falschen Auslegungen des Gesetzes beiseite setzte, achtete er sorgfältig darauf, dass seine Jünger die lebendigen Wahrheiten nicht aufgaben, die den Israeliten anvertraut worden waren.

Die Pharisäer brüsteten sich mit ihrem Gehorsam dem Gesetz gegenüber. Doch trotz der täglichen Erfüllung ihrer religiösen Ordnungen kannten sie deren Prinzipien kaum, sodass ihnen die Worte des Erlösers wie Irrlehren vorkamen. Als Jesus all die Nebensächlichkeiten beseitigte, unter welchen die Wahrheit verborgen lag, dachten sie, er würde auch die Wahrheit beseitigen. Sie flüsterten sich zu, er nehme das Gesetz nicht ernst. Doch Christus las ihre Gedanken und antwortete ihnen: "Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen." (Matthäus 5,17) Damit widerlegte er den Vorwurf der Pharisäer. Sein Auftrag für die Welt war, die heiligen Forderungen des Gesetzes - dessen Übertretung sie ihm vorwarfen - zu verteidigen. Hätte Gottes Gesetz verändert oder abgeschafft werden können, hätte Christus nicht wegen unserer Übertretung leiden müssen. Er kam, um das Verhältnis zwischen Mensch und Gesetz deutlich zu machen und dessen Vorschriften durch sein eigenes, gehorsames Leben zu veranschaulichen.

Der Zweck Des Gesetzes

Gott gab seine heiligen Gebote aus Liebe zu den Menschen. Um uns vor den Folgen der Übertretungen zu bewahren, offenbarte er die Prinzipien der Gerechtigkeit. Das Gesetz ist ein Ausdruck der Gedanken Gottes. Wenn wir es durch Christus annehmen, wird es auch Teil unseres Denkens. Es erhebt uns über die Macht der natürlichen Begierden, Neigungen und über Versuchungen, die zur Sünde führen. Gott wünscht, dass wir glücklich sind! Er gab uns die Gebote, damit wir im Gehorsam Freude erleben können. Als einst die Engel bei der Geburt von Jesus sangen: "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens" (Lukas 2,14), verkündeten sie die Grundsätze des Gesetzes, das zu verherrlichen und zu ehren Jesus gekommen war.

Als das Gesetz am Berg Sinai verkündet wurde, machte Gott die Menschen mit der Heiligkeit seines Charakters bekannt, damit sie im Vergleich dazu ihre eigene Sündhaftigkeit erkennen können. Das Gesetz wurde gegeben, um sie von ihrer Schuld zu überzeugen und ihnen bewusst zu machen, dass sie einen Erlöser brauchen. Dies wird das Gesetz bewirken, wenn dessen Grundsätze durch den Heiligen Geist im Herzen eingeprägt sind. Diese Aufgabe hat das Gesetz auch heute noch zu erfüllen. Das Leben von Christus machte die Grundsätze des Gesetzes deutlich. Berührt der Heilige Geist unser Herz, offenbart das Licht von Christus unsere Bedürftigkeit, und wir erkennen, wie sehr wir sein reinigendes Blut und seine Gerechtigkeit nötig haben. Somit ist das Gesetz noch immer ein Werkzeug, das uns zu Christus führt, damit wir durch den Glauben gerechtfertigt werden. "Das Gesetz des Herrn ist vollkommen, es stärkt und erfrischt die Seele." (Psalm 19,8a NGÜ)

"Bis Himmel und Erde vergehen", sagte Jesus, "wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht." (Matthäus 5,18) Die Sonne am Himmel und die Feste der Erde, auf der wir wohnen, sind Gottes Zeugen, dass sein Gesetz unveränderlich und ewig ist. Selbst wenn sie vergingen, würden die göttlichen Gebote dennoch bestehen bleiben. "Doch eher vergehen Himmel und Erde, als dass auch nur ein einziges Strichlein vom Gesetz hinfällig wird." (Lukas 16,17 NGÜ) Das ganze Opfersystem jedoch, das auf Jesus, das Lamm Gottes, hinwies, sollte bei seinem Tod aufgehoben werden. Die Zehn Gebote aber sind so unveränderlich wie Gottes Thron.

"Das Gesetz des Herrn ist vollkommen." (Psalm 19,8a) Deshalb ist jede Abweichung davon Sünde. Wer Gottes Gebote übertritt und andere lehrt, dasselbe zu tun, wird von Christus verurteilt. Das gehorsame Leben des Erlösers entsprach den Forderungen des Gesetzes. Es erbrachte den Beweis, dass das Gesetz menschlich gehalten werden kann, und zeigte, wie sich ein Charakter durch den Gehorsam vortrefflich entfaltet. Alle, die wie Jesus gehorsam sind, verkündigen gleichermaßen, dass "das Gesetz ... heilig, gerecht und gut" ist (Römer 7,12b). Andererseits unterstützen alle, die Gottes Gebote übertreten, die Behauptung Satans, dass das Gesetz ungerecht sei und nicht befolgt werden könne. Damit befürworten sie die Irreführungen des großen Widersachers und entehren Gott. Sie sind Kinder des Bösen, der sich als Erster gegen Gottes Gesetz aufgelehnt hat. Diese Kinder in den Himmel aufzunehmen würde bedeuten, dass wieder Unfriede und Rebellion eingeführt werden und das Wohlergehen des Universums gefährdet ist. Kein Mensch, der absichtlich auch nur einen dieser Grundsätze missachtet, wird das himmlische Reich betreten.

Die Rabbiner betrachteten ihre eigene Gerechtigkeit als Eintrittskarte in den Himmel. Doch Jesus bezeichnete diese als unzureichend und wertlos. Die pharisäische Gerechtigkeit bestand aus äußerlichen Zeremonien und theoretischem Wissen über die Wahrheit. Die Rabbiner behaupteten, heilig zu sein, weil sie das Gesetz aus eigener Kraft hielten. Doch mit ihren Werken hatten sie die Gerechtigkeit vom Glauben abgetrennt. Während sie ihre Rituale peinlich genau einhielten, war ihr Leben unmoralisch und lasterhaft. Diese sogenannte Gerechtigkeit konnte sie niemals in den Himmel bringen.

Die Wahrheit In Die Praxis Umsetzen

In den Tagen von Christus bestand die größte Täuschung der Menschen im Irrglauben, dass die bloße Zustimmung zur Wahrheit bereits gerecht mache. Alle menschliche Erfahrung zeigt jedoch, dass es zur Rettung des Menschen nicht ausreicht, die Wahrheit theoretisch zu kennen. Das bringt keine Früchte der Gerechtigkeit hervor. Wer eifersüchtig über die sogenannte theologische Wahrheit wacht, hasst oftmals die echte Wahrheit, die sich im Leben zeigt. Die dunkelsten Kapitel der Weltgeschichte sind voll von Berichten über Verbrechen fanatischer Religionsanhänger. Die Pharisäer behaupteten, Abrahams Kinder zu sein, und sie prahlten, das prophetische Wort Gottes zu besitzen. Dennoch bewahrten diese Vorrechte sie nicht vor Selbstsucht, Bosheit, Geldgier und niederträchtiger Scheinheiligkeit. Sie hielten sich für die frömmsten Menschen der Welt, aber ihre sogenannte Rechtgläubigkeit brachte den Herrn der Herrlichkeit ans Kreuz.

Die gleiche Gefahr besteht noch heute. Viele halten sich für Christen, ganz einfach, weil sie einer gewissen Glaubenslehre zustimmen. Doch sie leben nicht nach dieser Wahrheit. Sie glauben und lieben sie nicht wirklich, und darum erhalten sie auch nicht die Kraft und die Gnade, die man empfängt, wenn man durch die Wahrheit geheiligt wird. Menschen mögen vorgeben, an die Wahrheit zu glauben. Werden sie dadurch jedoch nicht aufrichtig, freundlich, geduldig, langmütig und himmlisch gesinnt, ist es für sie selbst ein Fluch. Der Einfluss solcher Menschen ist für die ganze Welt ein Fluch.

Die Gerechtigkeit, die Christus lehrte, besteht in der Übereinstimmung des Herzens und des Lebens mit dem offenbarten Willen Gottes. Sündige Menschen können nur gerecht werden, wenn sie Gott vertrauen und eine lebendige Verbindung mit ihm pflegen. Dann wird wahre Frömmigkeit die Gedanken erheben und das Leben veredeln. Dann passen die äußerlichen Formen des Glaubens zur inneren Reinheit eines Christen. Die geforderten Handlungen im Dienst für Gott sind dann keine sinnlosen Riten mehr wie jene der heuchlerischen Pharisäer.

Die Bedeutung Einzelner Gebote

Jesus ging auf einzelne Gebote ein und erklärte die Tiefe und Breite von deren Forderungen. Statt auch nur ein Tüpfelchen ihrer Bedeutung wegzunehmen, zeigte er, wie weitreichend ihre Prinzipien sind, und deckte den schwerwiegenden Fehler der Juden auf, die nur einen äußerlichen Gehorsam zur Schau trugen. Er erklärte, dass bereits durch einen sündigen Gedanken oder einen lüsternen Blick das Gesetz Gottes übertreten wird. Wer sich an der kleinsten Ungerechtigkeit beteiligt, bricht das Gesetz und erniedrigt dadurch seine moralische Einstellung. Ein Mord entsteht zuerst in den Gedanken. Wer Hass in seinem Herzen nährt, begibt sich auf den Pfad der Mörder, und seine Opfergaben sind Gott ein Gräuel (vgl. Matthäus 5,21-24).

Die Juden pflegten einen Geist der Vergeltung. In ihrem Hass gegen die Römer äußerten sie harte Anklagen und erfreuten damit Satan, weil sie seine Charakterzüge offenbarten. So übten sie sich selbst darin, die schrecklichen Taten zu begehen, zu denen er sie anstiftete. Im religiösen Leben der Pharisäer fand sich nichts, was ihre Frömmigkeit für die Heiden anziehend gemacht hätte. Jesus warnte sie davor, sich von dem Gedanken täuschen zu lassen, dass sie sich in ihren Herzen gegen ihre Unterdrücker erheben könnten und den Wunsch hegen dürften, sich wegen deren bösen Verhaltensweisen zu rächen.

Es ist wahr, dass es eine innere Empörung gibt, die selbst bei den Nachfolgern von Christus gerechtfertigt ist. Wenn sie sehen, dass Gott entehrt und sein Dienst in Verruf gebracht wird, oder wenn Unschuldige unterdrückt werden, kann eine gerechtfertigte Entrüstung aufkommen. Ein solcher Zorn, der einem feinen, moralischen Empfinden entspringt, ist keine Sünde. Aber diejenigen, die sich bei jeder vermeintlichen Herausforderung frei fühlen, ihrem Ärger Luft zu machen, öffnen Satan ihr Herz. Bitterkeit und Feindseligkeit müssen aus der Seele verbannt werden, wenn wir mit dem Himmel in Harmonie leben wollen.

Jesus ging aber noch weiter, als er sagte: "Wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und dort kommt dir in den Sinn, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass dort vor dem Altar deine Gabe und geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und opfere deine Gabe." (Matthäus 5,23.24) Viele beteiligen sich eifrig an Gottesdiensten, und doch gibt es zwischen ihnen und ihren Mitgläubigen unschöne Auseinandersetzungen, die sie beilegen könnten. Gott fordert sie auf, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um die Einigkeit wiederherzustellen. Solange dies nicht geschehen ist, kann Gott ihren Dienst nicht annehmen. Die Pflicht des Christen ist in dieser Hinsicht klar aufgezeigt.

Gott schenkt allen seinen Segen. "Er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte." (Matthäus 5,45b) "Er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen." (Lukas 6,35b) Er fordert uns auf, ihm auch darin nachzufolgen. Jesus sagt: "Segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen ... damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel." (Matthäus 5,44.45a) Dies sind die Grundsätze des Gesetzes und zugleich die Quelle des Lebens.

Gottes Ideal für seine Kinder übersteigt alles, was menschliches Denken zu erreichen vermag. "Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist." (Matthäus 5,48) Dieses Gebot ist eine Verheißung. Das Ziel des Erlösungsplans ist es, uns vollständig von der Macht Satans zu befreien. Christus macht immer einen Unterschied zwischen dem reumütigen Menschen und der Sünde. Denn "dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre" (1. Johannes 3,8b). Er hat dafür gesorgt, dass der Heilige Geist in jedes reumütige Herz einkehren kann, um es vor der Sünde zu bewahren.

Nicht eine einzige falsche Tat kann mit der Verführungskunst des Teufels entschuldigt werden. Satan frohlockt, wenn er hört, dass bekennende Nachfolger von Christus dies im Hinblick auf ihre Charakterschwächen tun. Diese Entschuldigungen führen zur Sünde. Doch Sünde kann nicht entschuldigt werden. Ein heiliges Wesen und ein christusähnliches Leben sind für jedes Gotteskind, das glaubt und seine Sünden bereut, erreichbar.

Christus Ähnlich Werden

Das Ideal eines christlichen Charakters besteht darin, Christus ähnlich zu sein. Wie der Menschensohn in seinem Leben vollkommen war, so sollen seine Nachfolger in ihrem Leben vollkommen sein. Jesus wurde "in allem seinen Brüdern gleich" (Hebräer 2,17a). Er wurde ein Mensch mit Fleisch und Blut wie wir. Er wurde hungrig, durstig und müde. Er war von Nahrung abhängig und brauchte Schlaf zur Erholung. Er trug das Los aller Menschen, und doch war er der sündlose Sohn Gottes. Er war Gott "offenbart im Fleisch" (1. Timotheus 3,16b). Sein Charakter soll der unsrige sein. Von denen, die an ihn glauben, sagt der Herr: "Ich will unter ihnen wohnen und wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein." (2. Korinther 6,16; vgl. 3. Mose 26,11.12)

Christus war die Leiter, die Jakob sah, deren Fuß auf der Erde stand und deren Spitze bis zum Himmel, zur Pforte der Herrlichkeit, reichte (vgl. 1. Mose 28,12; Johannes 1,51). Hätte diese Leiter wegen einer fehlenden Sprosse die Erde nicht erreicht, wären wir verloren gewesen. Aber Christus erreicht uns da, wo wir sind. Er nahm unsere Natur an und überwand, damit auch wir überwinden können, indem wir seine Natur annehmen. "In der Gestalt des sündigen Fleisches" (Römer 8,3b) führte er ein sündloses Leben. Durch seine Göttlichkeit ergreift er jetzt den himmlischen Thron, während er durch sein Menschsein uns erreicht. Er lädt uns ein, durch den Glauben an ihn die Herrlichkeit des göttlichen Charakters zu erlangen. Darum sollen wir vollkommen sein, wie unser "Vater im Himmel vollkommen ist" (Matthäus 5,48).

Jesus hatte gezeigt, worin Gerechtigkeit besteht, und auf Gott als deren Quelle hingewiesen. Nun wandte er sich den praktischen Pflichten zu. Er sagte, weder beim Geben von Almosen, noch beim Beten oder Fasten sollt ihr die Aufmerksamkeit anderer auf euch lenken oder Eigenlob suchen. Gebt mit aufrichtigem Herzen zum Wohl der leidenden Armen! Lasst die Seele im Gebet vertrauensvoll mit Gott reden! Geht beim Fasten nicht mit gesenktem Kopf und mit einem Herzen voller selbstsüchtiger Gedanken umher! Das Herz eines Pharisäers ist ein öder, unfruchtbarer Boden, in dem kein göttlicher Same sprießen kann. Wer sich Gott aber vorbehaltlos ausliefert, wird ihm den brauchbarsten Dienst erweisen. Denn durch die Verbundenheit mit Gott werden Menschen zu seinen Mitarbeitern, um seinen Charakter in menschlicher Gestalt darzustellen.

Ein Dienst, der aus einem aufrichtigen Herzen kommt, wird reich belohnt werden. "Dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten." (Matthäus 6,6b) Ein durch die Gnade von Christus geführtes Leben formt den Charakter. Die ursprüngliche Schönheit der Seele beginnt, wiederhergestellt zu werden. Die Charaktereigenschaften von Christus werden uns verliehen, und das Bild Gottes beginnt aus uns hervorzuleuchten. Auf den Gesichtern der Männer und Frauen, die mit Gott leben und wirken, liegt der Ausdruck von himmlischem Frieden. Sie sind von einer himmlischen Atmosphäre umgeben. Für diese Menschen hat das Reich Gottes begonnen. Sie besitzen die Freude von Christus - die Freude darüber, der Menschheit zum Segen zu sein. Sie wurden für würdig befunden, Diener des Meisters zu sein. Gottes Werk in seinem Namen zu tun, wurde ihnen anvertraut.

"Niemand kann zwei Herren dienen." (Matthäus 6,24a) Wir können Gott nicht mit einem geteilten Herzen dienen. Der biblische Glaube ist nicht ein Einfluss unter vielen anderen. Er sollte stärker, erfüllender und maßgeblicher sein als alle anderen. Er ist nicht wie die Farbtupfer, die hier und da auf einer Leinwand aufgetragen sind. Der Einfluss des biblischen Glaubens soll das ganze Leben erfassen - gleich einer Leinwand, die ganz in die Farbe eingetaucht wird, bis jede Faser des Stoffes mit der unvergänglichen Farbe durchtränkt ist.

"Wenn dein Auge gesund ist, dann wird dein ganzer Körper hell sein. Wenn aber dein Auge krank ist, dann wird dein ganzer Körper finster sein." (Matthäus 6,22b.23a EÜ) Reinheit und Standhaftigkeit sind die Bedingungen, um Licht von Gott zu empfangen. Wer die Wahrheit erkennen will, muss bereit sein, alles anzunehmen, was sie offenbart. Es dürfen keine Kompromisse mit dem Irrtum eingegangen werden. Wer in seiner Treue der Wahrheit gegenüber unbeständig und halbherzig ist, wählt damit die Finsternis des Irrtums und die Täuschung Satans.

Weltliche Regeln und die unbeirrbaren Grundsätze der Gerechtigkeit gehen nicht unmerklich ineinander über wie die Farben des Regenbogens. Der ewige Gott hat zwischen den beiden eine breite, klare Linie gezogen. Zwischen Christus und Satan besteht keine Ähnlichkeit, genauso wenig wie zwischen dem hellen Mittag und der dunklen Mitternacht. Nur diejenigen, die ihr Leben mit Christus führen, sind seine Mitarbeiter. Wer eine Sünde im Herzen hegt oder an einer schlechten Gewohnheit festhält, dessen ganzer Charakter wird davon angesteckt. Dieser Mensch wird ein Werkzeug der Ungerechtigkeit.

Seiner Fürsorge Gewiss

Alle, die sich für Gottes Dienst entschieden haben, können in der Gewissheit seiner Fürsorge ruhen. Christus wies auf die Vögel unter dem Himmel und auf die Blumen der Felder hin und forderte seine Zuhörer auf, diese Geschöpfe Gottes zu betrachten. "Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?" (Matthäus 6,26) Wie viel Aufmerksamkeit Gott einer Sache schenkt, hängt vom Rang im Wertmaß des Lebens ab. Der kleine braune Sperling steht unter dem Schutz Gottes. Unser himmlischer Vater beachtet die Blumen auf der Wiese und das Gras, das die Erde wie ein Teppich bedeckt, und sorgt für sie. Der große Meister aller Künste entwarf die Lilien und machte sie so schön, dass sie die Pracht Salomos übertrafen. Wie viel mehr sorgt er sich um den Menschen, der das Ebenbild der Herrlichkeit Gottes ist! Er wartet darauf, dass seine Kinder einen Charakter entwickeln, der dem seinen ähnlich ist. So wie der Sonnenstrahl die abwechslungsreichen und zarten Farbtöne der Blumen erstrahlen lässt, bringt Gott die Schönheit seines eigenen Charakters in uns zum Leuchten.

Alle, die das christliche Reich der Liebe, der Gerechtigkeit und des Friedens wählen und dessen Belangen den Vorrang einräumen, sind mit der himmlischen Welt verbunden. Jeder Segen, den sie in diesem Leben brauchen, gehört ihnen. Im Buch der göttlichen Vorsehung, dem Buch des Lebens, ist jedem von uns eine Seite zugeteilt. Auf jeder Seite sind die Einzelheiten unseres Lebens vermerkt. Selbst die Haare auf unserem Kopf sind gezählt (vgl. Matthäus 10,30). Gott vergisst seine Kinder zu keiner Zeit.

"Sorgt euch also nicht um den morgigen Tag." (Matthäus 6,34a ZÜ) Wir sollen Christus Tag für Tag nachfolgen. Gott schenkt uns keine Hilfe für morgen. Er gibt seinen Kindern nicht alle Anweisungen für ihren Lebensweg auf einmal. Damit wären sie überfordert. Er sagt ihnen gerade so viel, wie sie sich merken können und auszuführen imstande sind. Für unvorhergesehene Ereignisse hat er ihnen Kraft und Weisheit verliehen. "Wenn aber jemand von euch" - heute - "Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der allen willig gibt und keine Vorwürfe macht, und sie wird ihm gegeben werden." (Jakobus 1,5 Elb.)

Werke Der Liebe

"Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet." (Matthäus 7,1) Haltet euch nicht für besser als andere, und erhebt euch nicht als Richter über sie. Weil ihr die Beweggründe nicht erkennen könnt, seid ihr nicht fähig, einander zu richten. Wer seinen Nächsten tadelt, verurteilt sich selbst, denn er zeigt, dass er mit dem Teufel, dem Verkläger der Brüder, gemeinsame Sache macht. Der Herr sagt durch Paulus: "Erforscht euch selbst, ob ihr im Glauben steht; prüft euch selbst!" (2. Korinther 13,5a) Das ist unsere Aufgabe. "Wenn wir uns selber richteten, so würden wir nicht gerichtet." (1. Korinther 11,31)

Ein guter Baum bringt gute Früchte! Ist eine Frucht ungenießbar und nutzlos, ist auch der Baum schlecht. So ist es mit den Früchten in unserem Leben. Sie geben Auskunft über den Zustand unseres Herzens und über den Wert unseres Charakters. Mit guten Taten können wir niemals unsere Erlösung erkaufen. Sie sind aber der Beweis für unseren Glauben, "der durch die Liebe tätig ist" (Galater 5,6b) und die Seele reinigt. Obgleich wir die himmlische Belohnung nicht aufgrund unserer Verdienste erhalten, wird sie doch im Verhältnis zu den Werken erteilt, die wir durch die Gnade von Christus getan haben.

So erklärte Christus die Grundsätze seines Reiches und zeigte seinen Zuhörern auf, wie wichtig diese als Richtschnur für ihr Leben sind. Um seiner Unterweisung Nachdruck zu verleihen, fügte er noch eine weitere Veranschaulichung hinzu. Es reicht nicht aus, sagte er, wenn ihr meine Worte nur hört. Durch den Gehorsam sollt ihr sie zur Grundlage eures Charakters machen. Das eigene Ich ist wie Treibsand. Baut ihr euer Haus auf menschliche Vorstellungen und Erfindungen, wird es einstürzen. Die Winde der Versuchung und die Stürme der Prüfungen werden es hinwegfegen. Aber die Grundlagen, die ich euch gegeben habe, bleiben bestehen. Darum nehmt mich an und hört auf mich! Baut auf meine Worte!

"Wer auf mich hört und danach handelt, ist klug und handelt wie ein Mann, der ein Haus auf massiven Fels baut. Auch wenn der Regen in Sturzbächen vom Himmel rauscht, das Wasser über die Ufer tritt und die Stürme an diesem Haus rütteln, wird es nicht einstürzen, weil es auf Fels gebaut ist." (Matthäus 7,24.25 NLB)