Der Sieg Der Liebe

Kapitel 35

"Schweig! Sei Still!"

[AUDIO]

Matthäus 8,23-34; Markus 4,35-41; 5,1-20; Lukas 8,22-39.

Es war ein ereignisreicher Tag im Leben von Jesus gewesen. Am See Genezareth hatte er seine ersten Gleichnisse erzählt. Anhand bekannter Bilder aus der Natur hatte er seinen Zuhörern erneut das Wesen seines Reiches vor Augen geführt und ihnen erklärt, wie er es errichten wolle. Er hatte sein eigenes Werk mit der Arbeit eines Sämanns, die Entfaltung seines Reiches mit dem Wachstum eines Senfkorns und mit der Auswirkung des Sauerteigs in einem Scheffel Mehl verglichen. Die endgültige Trennung der Gerechten von den Gottlosen am Jüngsten Tag hatte er durch die Gleichnisse von Unkraut und Weizen und dem des Fischernetzes dargestellt. Die außergewöhnliche Kostbarkeit der Wahrheit, die er lehrte, hatte er mit einem Schatz im Acker und einer kostbaren Perle verglichen. Durch das Gleichnis vom Hausverwalter hatte Jesus seine Jünger gelehrt, wie sie als seine Stellvertreter wirken sollten (vgl. Matthäus 13,1-52).

Den ganzen Tag über hatte er gelehrt und geheilt. Als es Abend wurde, drängte sich die Menge immer noch um ihn. Tag für Tag hatte er sich um die Menschen gekümmert und kaum innegehalten, um zu essen oder zu ruhen. Die bösartige Kritik und die Unterstellungen, mit welchen ihn die Pharisäer ständig verfolgten, waren zermürbend und erschwerten seine Arbeit sehr. Jetzt, am Ende des Tages, war er so erschöpft, dass er beschloss, einen einsamen Ort auf der anderen Seite des Sees aufzusuchen, um Ruhe zu finden.

Am östlichen Ufer des Sees Genezareth gab es da und dort einige Dörfer, doch im Vergleich zum westlichen Ufer war es eine trostlose Gegend. In der überwiegend heidnischen Bevölkerung lebten nur wenige Juden, und man unterhielt kaum Beziehungen zu Galiläa. Dort fand Jesus die Abgeschiedenheit, die er suchte. Er lud seine Jünger ein, ihn dorthin zu begleiten.

Nachdem er sich von der Menge verabschiedet hatte, nahmen ihn die Jünger gerade so, "wie er war" (Markus 4,36b Elb.), mit ins Boot und stießen hastig ab. Doch sie taten das nicht allein. Da waren andere Fischerboote, die am Strand lagen. Diese waren schnell mit Menschen gefüllt, die Jesus folgten und begierig darauf waren, ihn noch weiter zu sehen und zu hören.

Endlich war Jesus vom Druck der Menge befreit. Überwältigt von Müdigkeit und Hunger legte er sich hinten ins Boot und schlief kurz darauf ein. Der Abend war ruhig und wohltuend. Eine tiefe Stille lag über dem See. Doch plötzlich überzogen dunkle Wolken den Himmel. Ein heftiger Wind kam von den Bergklüften her und fegte am östlichen Seeufer entlang. Es braute sich ein wilder Sturm über dem See zusammen.

Die Junger Geraten In Not

Die Sonne war bereits untergegangen, und die schwarze Nacht legte sich über den stürmischen See. Von heulenden Winden angetrieben, schlugen die peitschenden Wellen über das Boot der Jünger und drohten es zu verschlingen. Die abgehärteten Fischer hatten ihr ganzes Leben auf dem See zugebracht und ihre Schiffe sicher durch manches Unwetter gesteuert, doch nun nützten ihnen all ihre Kraft und ihr Können nichts. Sie waren den Gewalten des Sturms hilflos ausgeliefert und verloren alle Hoffnung, als sie sahen, wie sich ihr Boot mit Wasser füllte.

Im Kampf ums Überleben hatten sie ganz vergessen, dass Jesus auch mit an Bord war. Als sie nun merkten, dass ihre Rettungsversuche vergebens waren und der sichere Tod auf sie wartete, erinnerten sie sich an den, der ihnen geboten hatte, den See zu überqueren. Jesus war ihre einzige Hoffnung. In ihrer Hilflosigkeit und Verzweiflung schrien sie: "Meister! Meister!" (Lukas 8,24b) Aber die tiefe Finsternis verbarg ihn vor ihren Augen. Das Heulen des Sturmes übertönte ihre Stimmen. Es kam keine Antwort zurück. Angst und Zweifel überfielen sie. Hatte Jesus sie vergessen? War er, der Krankheit, Dämonen und sogar den Tod bezwungen hatte, jetzt machtlos, seinen Jüngern zu helfen? Kümmerte er sich nicht um sie in ihrer Not?

Wieder riefen sie. Doch es kam erneut keine Antwort. Nur das Heulen des tobenden Sturmes war zu hören. Schon begann ihr Schiff zu sinken. Noch einen Augenblick, so schien es, dann würden die hungrigen Wellen sie verschlingen.

Plötzlich erhellte ein Blitzstrahl die Finsternis. Da sahen die Jünger, dass Jesus trotz des starken Unwetters ungestört auf dem Boden schlief. Verblüfft und verzweifelt riefen sie aus: "Meister, macht es dir nichts aus, dass wir umkommen?" (Markus 4,38b NGÜ) Wie konnte er so friedlich schlafen, während sie in Gefahr waren und mit dem Tod rangen?

Ihr Schreien weckte Jesus auf. Als Blitzlichter die Nacht erhellten, sahen sie, wie himmlischer Friede auf seinem Angesicht lag. In seinem Blick erkannten sie seine selbstlose, mitfühlende Liebe. Ihre Herzen wandten sich ihm zu, und sie schrien: "Herr, rette uns, wir kommen um!" (Matthäus 8,25b Elb.)

Noch nie war ein solcher Hilferuf ungehört geblieben. Als die Jünger nach ihren Rudern griffen, um einen letzten Versuch zu unternehmen, erhob sich Jesus. Nun stand er mitten unter seinen Jüngern, während das Unwetter tobte und die Wellen über ihnen zusammenschlugen. Grelle Blitze erleuchteten das Angesicht von Jesus. Er hob seine Hand, die schon so oft Taten der Barmherzigkeit vollbracht hatte, und gebot dem stürmischen See: "Schweig! Sei still!" (Markus 4,39b NLB)

Der Sturm ließ nach, und die Wogen glätteten sich. Die Wolken zogen ab, und die Sterne begannen zu leuchten. Sachte schaukelte das Boot auf dem ruhigen See. Jesus aber wandte sich an seine Jünger und fragte sie voller Sorge: "Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben?" (Markus 4,40)

Die Jünger wurden ganz still. Nicht einmal Petrus versuchte, die Ehrfurcht, die sein Herz erfüllte, in Worte zu fassen. Die Boote, die hinausgefahren waren, um Jesus zu folgen, befanden sich in derselben Gefahr wie das Boot der Jünger. Angst und Verzweiflung hatten ihre Besitzer ergriffen, aber der Befehl von Jesus hatte den Schrecken beendet. Durch die Heftigkeit des Sturms waren die Boote zusammengetrieben worden, sodass alle, die an Bord waren, das Wunder miterlebt hatten. In der Stille, die folgte, war alle Furcht vergessen. Die Leute flüsterten einander zu: "Wer ist dieser Mann? Sogar Wind und Wellen gehorchen ihm!" (Matthäus 8,27b NLB)

Als Jesus geweckt wurde, um dem Sturm Einhalt zu gebieten, war er innerlich ganz ruhig. Weder in seinen Worten noch in seinem Blick gab es Anzeichen von Angst, denn sein Herz war frei von Furcht. Aber er verließ sich nicht darauf, allmächtige Kraft zu besitzen. Er fand nicht Ruhe, weil er der "Herr der Erde, des Himmels und der Meere" war. Diese Macht hatte er niedergelegt, denn er sagte: "Ich kann nichts von mir aus tun." (Johannes 5,30a) Er vertraute auf die Macht seines Vaters und ruhte im Glauben an die Liebe und Fürsorge Gottes. Die Kraft des Wortes, die den Sturm stillte, war die Kraft Gottes.

Auf Christus Vertrauen

So wie Jesus im Glauben an die Fürsorge seines Vaters ruhte, sollen auch wir uns in der Fürsorge unseres Erlösers geborgen wissen. Wenn die Jünger dem Herrn vertraut hätten, wären sie ruhig geblieben. Ihre Angst in der Stunde der Gefahr offenbarte ihren Unglauben. In ihrer Anstrengung, sich selbst zu retten, vergaßen sie Jesus. Erst als sie in ihrer Verzweiflung ihre Abhängigkeit erkannten und sich an ihn wandten, konnte er ihnen helfen.

Wie oft machen wir dieselbe Erfahrung wie die Jünger. Wenn Stürme der Versuchung aufziehen, grelle Blitze zucken und die Wogen über uns zusammenschlagen, kämpfen wir oft allein gegen diese Macht und vergessen, dass einer da ist, der uns helfen kann. Wir vertrauen auf unsere eigene Kraft, bis wir unsere Hoffnung verlieren und dem Verderben nahe sind. Erst dann erinnern wir uns an Jesus. Rufen wir ihn an, damit er uns errette, wird unsere Bitte nicht vergeblich sein. Er wird traurig unseren Unglauben und unsere Selbstsicherheit tadeln, doch er wird uns immer die Hilfe, die wir brauchen, zuteilwerden lassen. Ob wir auf dem Land oder auf dem Wasser sind; wenn wir Jesus im Herzen haben, brauchen wir uns nicht zu fürchten. Ein lebendiger Glaube an den Erlöser glättet die Wogen des Lebens und rettet uns aus der Gefahr, sodass es zu unserem Besten ist.

Das Wunder von der Stillung des Sturms lehrt uns noch mehr. Die Erfahrung eines jeden Menschen bezeugt die Wahrheit der Worte in der Heiligen Schrift: "Die Gottlosen sind wie das ungestüme Meer, das nicht still sein kann ... Die Gottlosen haben keinen Frieden, spricht mein Gott." (Jesaja 57,20a.21) Die Sünde hat unseren Herzensfrieden zerstört. Solange unser Ich nicht bezwungen ist, finden wir keine Ruhe. Keine menschliche Kraft kann die mächtigen Begierden des Herzens unter Kontrolle halten. Hier sind wir so hilflos wie die Jünger, die den tobenden Sturm nicht niederringen konnten. Aber er, der den Wogen des Galiläischen Meeres Ruhe gebot, hat jedem Menschen das Wort des Friedens verheißen. Wie heftig der Sturm auch toben mag, wer sich mit dem Hilferuf an Jesus wendet: "Herr, errette mich!", wird Befreiung finden! Seine Gnade, die uns mit Gott versöhnt, stillt den Sturm der menschlichen Leidenschaft. In seiner Liebe findet unser Herz Ruhe. "Er stillte den Sturm, dass er schwieg und die Wellen sich beruhigten; und jene freuten sich, dass sie sich legten; und er führte sie in den ersehnten Hafen." (Psalm 107,29.30 Schl.) "Da wir nun durch den Glauben von Gott für gerecht erklärt worden sind, haben wir Frieden mit Gott durch das, was Jesus, unser Herr, für uns tat." (Römer 5,1 NLB) "Das Werk der Gerechtigkeit wird Friede sein und der Ertrag der Gerechtigkeit Ruhe und Sicherheit für ewig." (Jesaja 32,17 Elb.)

Jesus Befreit Besessene

Früh am Morgen - die Sonne ging gleichsam als Zeichen des Friedens am Horizont auf - erreichte Jesus mit seinen Begleitern das Ufer. Aber kaum hatten sie Land unter den Füßen, bot sich ihnen ein Anblick, der schrecklicher als das Toben des heftigen Sturmes war. Aus einem Versteck bei den Gräbern stürzten zwei Wahnsinnige auf sie zu, als wollten sie die Ankommenden in Stücke reißen. Überreste von Ketten, die sie gesprengt hatten, um ihrer Haft zu entfliehen, hingen an ihrem Körper. Weil sie sich selbst mit scharfen Steinen geschnitten hatten, war ihre Haut aufgerissen und blutig. Ihre Augen starrten unter dem langen, verfilzten Haar hervor. Es schien, als hätten die Dämonen, von denen sie besessen waren, alles Menschenähnliche in ihnen ausgelöscht. Sie sahen eher wie wilde Tiere als wie Menschen aus.

Die Jünger und ihre Begleiter flohen vor Entsetzen. Aber sogleich merkten sie, dass Jesus nicht bei ihnen war. Sie kehrten um, um nach ihm zu sehen. Er stand immer noch dort, wo sie ihn verlassen hatten. Er, der den Sturm gestillt hatte, der Satan gegenübergestanden war und ihn überwunden hatte, floh nicht vor diesen Dämonen. Als sich ihm die Besessenen zähneknirschend und mit schäumendem Mund näherten, erhob Jesus die Hand, die den wilden Wellen Einhalt geboten hatte, sodass die Männer nicht näher kommen konnten. Sie standen rasend vor Wut und doch hilflos vor ihm.

Mit Vollmacht gebot er den unreinen Geistern, aus den Männern auszufahren. Seine Worte durchdrangen die umnachteten Sinne der unglücklichen Männer. Sie nahmen undeutlich wahr, dass jemand vor ihnen stand, der sie von den quälenden Geistern erlösen konnte. Sie fielen Jesus zu Füßen, um ihn anzubeten. Doch als sie ihren Mund öffneten und um seine Gnade flehen wollten, sprachen die Dämonen aus ihnen und schrien mit Macht: "Was haben wir mit dir zu tun, Sohn Gottes? Du hast kein Recht, uns jetzt schon, vor dem von Gott festgesetzten Zeitpunkt, zu quälen!" (Matthäus 8,29b NLB)

Jesus fragte: "Wie heißt du?" Und dieser antwortete: "Legion heiße ich; denn wir sind viele." (Markus 5,9) Die Dämonen, welche diese gequälten Männer als Sprachrohr benutzten, flehten nun Jesus an, sie nicht aus der Gegend zu verweisen. Nicht weit entfernt von ihnen, an einem Berghang, weidete eine große Schweineherde. Die Dämonen baten, in die Schweine fahren zu dürfen. Jesus ließ es geschehen. Augenblicklich brach in der Herde Panik aus. Wild jagten die Tiere auf die Klippen zu, nicht imstande, ihren Lauf zu bremsen. Sie stürzten in den See und ertranken.

Unterdessen ging in den Besessenen eine erstaunliche Veränderung vor sich. Licht erhellte ihren Verstand, und ihr Blick wurde klar. Ihre entstellten Gesichtszüge, die so lange Satans Bild widergespiegelt hatten, wurden plötzlich weich. Die blutbefleckten Hände ruhten nun, und mit freudiger Stimme priesen sie Gott für ihre Befreiung.

Jesus Ist Nicht Erwünscht

Von den Klippen aus hatten die Schweinehirten alles, was sich zugetragen hatte, mit angesehen. Nun eilten sie davon, um ihren Arbeitgebern und allen Leuten die Neuigkeit zu erzählen. Voller Angst und Bestürzung versammelte sich die ganze Bevölkerung, um Jesus zu begegnen. Die beiden Besessenen waren der Schrecken der ganzen Gegend. Niemand war in der Nähe der beiden sicher gewesen. In ihrer dämonischen Wut hatten sie sich auf jeden gestürzt, der an ihnen vorüberging. Nun saßen sie bekleidet und mit klarem Verstand zu den Füßen von Jesus, hörten seinen Worten zu und priesen den Namen dessen, der sie geheilt hatte. Aber die Menschen, die diese wunderbare Veränderung miterlebt hatten, freuten sich nicht darüber. Der Verlust der Schweine erschien ihnen wichtiger als die Befreiung der Gefangenen Satans.

Aus Erbarmen gegenüber den Schweinehaltern war dieser Verlust zugelassen worden. Irdische Dinge hatten sie ganz in Anspruch genommen, und sie kümmerten sich nicht um ihr geistliches Leben. Jesus wünschte sich, ihr Verharren in dieser selbstsüchtigen Gleichgültigkeit durchbrechen zu können, damit sie seine Gnade annehmen. Aber Bedauern und Empörung über ihren irdischen Verlust machten sie für die göttliche Barmherzigkeit blind.

Die Offenbarung übernatürlicher Kraft weckte den Aberglauben der Menschen und flößte ihnen Angst ein. Wenn dieser Fremde noch länger unter ihnen weilen würde, könnten noch weitere Schicksalsschläge folgen. Sie fürchteten ihren finanziellen Ruin und waren entschlossen, Jesus loszuwerden. Jene, die mit Jesus den See überquert hatten, erzählten alles, was in der vergangenen Nacht geschehen war, wie sie im Sturm der größten Gefahr ausgesetzt gewesen waren und wie Jesus dem Wind und dem stürmischen See Einhalt geboten hatte. Aber ihre Worte blieben wirkungslos. Verängstigt drängten sich die Bewohner um Jesus und flehten ihn an, ihre Gegend zu verlassen. Er erfüllte ihre Bitte unverzüglich, bestieg das Boot und fuhr auf die gegenüberliegende Seite des Sees.

Der lebendige Beweis für die Macht und Gnade von Christus wurde den Menschen von Gergesa60 vor Augen geführt. Sie sahen die Männer, deren Verstand wiederhergestellt worden war. Aber sie fürchteten so sehr, ihre irdischen Belange in Gefahr zu bringen, dass sie den, der vor ihren Augen den Fürsten der Finsternis besiegt hatte, wie einen Eindringling behandelten und das Geschenk des Himmels abwiesen. Wir haben nicht die Möglichkeit, uns so wie die Einwohner von Gergesa von Christus als Person abzuwenden. Und doch gibt es viele, die sich weigern, seinem Wort zu gehorchen, denn Gehorsam würde bedeuten, weltliche Interessen aufzugeben. Aus Furcht, seine Gegenwart könnte materielle Verluste nach sich ziehen, lehnen viele seine Gnade ab und weisen Gottes Geist von sich.

Die Ersten Missionare Im Gebiet Der Zehn Städte

Aber ganz anders empfanden die geheilten Besessenen. Es war ihr Wunsch, ihren Erlöser zu begleiten. In seiner Gegenwart fühlten sie sich vor den bösen Geistern sicher, die sie gequält und ihrer besten Kräfte beraubt hatten. Als Jesus ins Boot steigen wollte, drängten sie sich an seine Seite, knieten vor ihm nieder und flehten ihn an, bei ihm bleiben zu dürfen, um stets seinen Worten lauschen zu können. Doch Jesus gebot ihnen, nach Hause zu gehen und den Menschen zu erzählen, was der Herr Großes für sie getan hatte.

Hier hatten sie eine Aufgabe zu erfüllen. Sie sollten in ihre heidnischen Familien zurückkehren und von den Segnungen erzählen, die sie von Jesus erhalten hatten. Es fiel ihnen schwer, sich von ihrem Erlöser zu trennen. Ihnen war bewusst, dass sie im Umgang mit ihren heidnischen Landsleuten mit großen Schwierigkeiten zu rechnen hatten. Weil sie lange Zeit abgesondert von der Gesellschaft gelebt hatten, schienen sie für die Arbeit, die er ihnen aufgetragen hatte, untauglich geworden zu sein. Doch als Jesus sie auf ihre Aufgabe hinwies, gehorchten sie bereitwillig. Sie erzählten nicht nur in ihrem eigenen Zuhause und bei ihren Nachbarn von Jesus. Sie zogen durch die ganze Gegend der zehn Städte und erzählten überall von der rettenden Macht von Jesus und wie er sie von den Dämonen befreit hatte. Auf diese Weise empfingen sie durch ihr Wirken den größeren Segen, als wenn sie bloß zu ihrem eigenen Vorteil bei Jesus geblieben wären. Wir werden Christus näher gebracht, wenn wir mithelfen, die gute Nachricht der Erlösung zu verbreiten.

Die beiden geheilten Besessenen waren die ersten Missionare, die Jesus in das Gebiet der zehn Städte sandte, um die gute Nachricht von der Erlösung zu verkünden. Nur für wenige Minuten hatten sie das Vorrecht gehabt, der Unterweisung von Jesus zuzuhören. Keine einzige Predigt hatten sie von seinen Lippen vernommen. Sie konnten die Menschen nicht belehren, wie es die Jünger taten, die täglich mit Jesus zusammen waren. Doch ihre eigene Person war Beweis genug, dass Jesus der Messias war. Sie konnten das erzählen, was sie wussten, was sie selbst von Christus und seiner Macht gesehen, gehört und erlebt hatten. Jeder, dessen Herz von der Gnade Gottes berührt worden ist, kann dies tun. Johannes, der Lieblingsjünger, schrieb: "Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unseren Augen, was wir betrachtet haben und unsere Hände betastet haben, vom Wort des Lebens ... das verkündigen wir auch euch." (1. Johannes 1,1.3) Als Zeugen von Christus sollen wir verkündigen, was wir wissen, was wir selbst gesehen, gehört und erlebt haben. Wenn wir Jesus Schritt für Schritt gefolgt sind, können wir erzählen, wie es uns auf dem Weg, den er uns geführt hat, ergangen ist. Wir können von seinen Verheißungen erzählen, die wir erprobt und die sich als zuverlässig erwiesen haben. Wir können davon Zeugnis ablegen, auf welche Art wir die Gnade von Christus erlebt haben. Das ist der Zeugendienst, zu dem uns unser Herr aufruft und ohne den die Welt zugrunde geht.

Obwohl die Menschen von Gergesa Jesus nicht angenommen hatten, überließ er sie doch nicht der Finsternis, für die sie sich selbst entschieden hatten. Als ihn die Leute baten, sie zu verlassen, hatten sie seine Worte noch nicht gehört. Sie wussten nicht, was sie damit ablehnten. Darum sandte er ihnen das Licht der Erlösung erneut, aber jetzt durch Boten, denen sie bereitwillig zuhörten.

Mit der Vernichtung der Schweine wollte Satan erreichen, dass sich die Leute vom Erlöser abwenden. Es war seine Absicht, die Verbreitung des Evangeliums in diesem Gebiet zu verhindern. Aber gerade dieses Ereignis rüttelte die Menschen so auf wie kein anderes und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf Christus. Nachdem Jesus weggegangen war, blieben die Männer, die er geheilt hatte, als Zeugen seiner Macht zurück. Einst waren sie Werkzeuge des Fürsten der Finsternis gewesen, nun aber wurden sie Lichtträger und Botschafter des Sohnes Gottes. Immer wieder staunten die Menschen, wenn sie die wundersame Nachricht vernahmen. In diesem Gebiet hatte sich eine Tür für das Evangelium aufgetan. Als Jesus in das Gebiet der zehn Städte zurückkehrte, versammelten sich die Menschen um ihn. Drei Tage lang hörten nicht nur die Bewohner einer einzigen Stadt, sondern Tausende aus der ganzen Umgebung die Botschaft von der Erlösung. Sogar die Macht der Dämonen steht unter der Kontrolle unseres Erlösers, und das Werk des Bösen wird zum Guten umgewandelt.

Christus Schützt Vor Satans Macht

Die Begegnung mit den beiden Besessenen in Gergesa war für die Jünger lehrreich. Sie sahen die tiefe Erniedrigung, in die Satan das ganze Menschengeschlecht hineinziehen möchte, und die Aufgabe von Christus, die Menschen von Satans Macht zu befreien. Jene elenden Geschöpfe, die bei den Gräbern hausten, von bösen Geistern besessen waren und von ungezügelten Leidenschaften und Begierden beherrscht wurden, zeigen uns, was aus der Menschheit werden würde, wenn sie der satanischen Herrschaft ausgeliefert wäre. Satan übt ständig Einfluss auf die Menschen aus, um ihre Sinne abzulenken, ihren Verstand mit Bösem zu beeinflussen und sie zu Gewalt und Verbrechen anzustiften. Er schwächt den Körper, trübt den Geist und erniedrigt die Seele. Jedes Mal, wenn Menschen die Einladung des Erlösers ablehnen, ergeben sie sich Satan. Unzählige Menschen in allen Lebenslagen, in der Familie, im Geschäftsleben und sogar in der Gemeinde, handeln heute so. Darum haben sich Gewalt und Verbrechen in der ganzen Welt verbreitet. Die Finsternis des sittlichen Zerfalls umhüllt einem Leichentuch gleich die Wohnungen der Menschen. Durch seine trügerischen Verlockungen verführt Satan die Menschen zu immer schwereren Sünden. Die Folge davon sind völlige Verdorbenheit und Ruin.

Den einzigen Schutz vor Satans Macht finden wir in der Gegenwart von Jesus. Vor den Menschen und den Engeln wurde es offenbar, dass Satan der Feind und Zerstörer der Menschheit ist. Christus aber wurde als Freund und Erlöser erkannt. Sein Geist wird im Menschen all das hervorbringen, was den Charakter veredelt und dem Wesen Würde verleiht. Er möchte den Menschen zur Ehre Gottes an Leib, Seele und Geist umgestalten. "Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit." (2. Timotheus 1,7) Er hat uns dazu berufen, die "Herrlichkeit" - den Charakter - "unseres Herrn Jesus Christus" zu erlangen (2. Thessalonicher 2,14). Wir sollten dem Bild seines Sohnes gleich sein (vgl. Römer 8,29).

Menschen, die zu Satans Werkzeugen herabgewürdigt worden sind, können auch heute noch durch die Macht von Christus verwandelt und Botschafter der Gerechtigkeit werden. Gottes Sohn wird sie aussenden, um zu verkünden, "welch große Dinge der Herr an dir getan und wie er sich über dich erbarmt hat" (Markus 5,19 Schl.).