Der Sieg Der Liebe

Kapitel 54

Der Barmherzige Samariter

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Lukas 10,25-37.

Im Gleichnis vom barmherzigen Samariter machte Jesus deutlich, was wahre Religion bedeutet. Er zeigte, dass sie nicht aus religiösen Ordnungen, Glaubensbekenntnissen oder Zeremonien besteht, sondern aus Taten der Nächstenliebe im Einsatz zum Wohl anderer und in aufrichtiger Herzensgüte.

Als Jesus das Volk lehrte, stand einer der Schriftgelehrten auf und "wollte Jesus auf die Probe stellen. ›Meister‹, fragte er, ›was muss ich tun, um das ewige Leben zu bekommen?‹" (Lukas 10,25 NGÜ) In atemloser Spannung wartete die versammelte Menge auf die Antwort. Die Priester und Rabbiner hatten gedacht, Christus mit dieser Frage des Gelehrten in eine Falle zu locken. Doch der Erlöser ließ sich nicht auf eine Auseinandersetzung ein und forderte den Gelehrten auf, die Frage selbst zu beantworten. "Was steht im Gesetz? Was liest du dort?", fragte Jesus (Lukas 10,26 NGÜ). Die Juden beschuldigten ihn noch immer, er schenke dem Gesetz vom Berg Sinai zu wenig Beachtung. Er aber lenkte die Frage der Erlösung auf das Halten der Gebote Gottes.

Der Schriftgelehrte antwortete: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit all deiner Kraft und mit deinem ganzen Verstand, und deinen Nächsten wie dich selbst." Jesus entgegnete ihm: "Recht hast du; tu das, und du wirst leben!" (Lukas 10,27.28 ZÜ)

Der Gelehrte war mit der Einstellung der Pharisäer und deren Werken nicht zufrieden. Er hatte die heiligen Schriften mit dem Verlangen studiert, ihre wahre Bedeutung zu erfahren. Dies war ihm ein großes Anliegen, und er fragte daher aufrichtig: "Was muss ich tun?" (Lukas 10,25b NGÜ) In seiner Antwort bezüglich der Forderungen des Gesetzes überging er die vielen zeremoniellen und rituellen Vorschriften. Diesen maß er keinen Wert bei und erwähnte stattdessen die beiden großen Grundsätze, auf denen das ganze Gesetz und die Propheten ruhten. Christus lobte diese Antwort und brachte sich dadurch bei den Rabbinern in eine bessere Ausgangslage. Schließlich konnten sie ihn nicht dafür verurteilen, dass er etwas guthieß, was ein Rechtsgelehrter bereits unterstützt hatte.

"Tu das, und du wirst leben", sagte Jesus (Lukas 10,28b ZÜ). Er stellte das Gesetz als eine göttliche Einheit dar und lehrte damit, dass es unmöglich sei, die eine Verordnung zu halten und die andere zu missachten, denn dasselbe Prinzip gilt für alle. Das Schicksal des Menschen wird durch den Gehorsam gegenüber dem ganzen Gesetz bestimmt. Höchste Liebe zu Gott und unparteiische Liebe zu den Mitmenschen sind die Grundsätze, die im Leben umgesetzt werden sollen.

Wer Ist Mein Nächster?

Der Schriftgelehrte merkte, dass auch er das Gesetz übertreten hatte. Die eindringlichen Worte von Christus hatten ihn überführt. Die Gerechtigkeit des Gesetzes, die er zu verstehen glaubte, hatte er nicht umgesetzt. Seinen Mitmenschen hatte er keine Liebe erwiesen. Reue wäre nötig gewesen, doch anstatt zu bereuen, versuchte er sich selbst zu rechtfertigen. Statt die Wahrheit anzuerkennen, versuchte er aufzuzeigen, wie schwierig es sei, das Gesetz zu erfüllen. Damit hoffte er, sein Gewissen zu beruhigen und sich vor dem Volk zu rechtfertigen. Die Worte des Erlösers machten deutlich, wie unnötig seine Frage gewesen war, da er sie ja selbst beantworten konnte. Trotzdem stellte er eine weitere Frage: "Und wer ist mein Nächster?" (Lukas 10,29b ZÜ)

Unter den Juden löste diese Frage endlose Diskussionen aus. In Bezug auf die Heiden und Samariter gab es für sie keinen Zweifel: Das waren Fremde und Feinde. Aber wo sollte die Unterscheidung innerhalb ihres eigenen Volkes und der verschiedenen Gesellschaftsschichten gemacht werden? Wen sollte der Priester, der Rabbiner oder der Älteste als seinen Nächsten ansehen? Ihr ganzes Leben drehte sich um Zeremonien, mit denen sie sich rein machen wollten. Sie lehrten, dass sie sich im Umgang mit ungebildeten und unbekümmerten Menschen verunreinigten und nur durch mühevolle Anstrengungen wieder rein würden. Mussten sie etwa auch einen "Unreinen" als ihren Nächsten betrachten?

Auch jetzt ließ sich Jesus nicht auf eine Auseinandersetzung ein. Er verurteilte nicht die Engstirnigkeit jener, die versuchten, ihn zu verurteilen, sondern erzählte eine einfache Geschichte. Darin beschrieb er seinen Zuhörern die unerschöpflich große Liebe des Himmels. Alle waren tief gerührt, und der Schriftgelehrte musste zugeben, dass dies die Wahrheit war.

Um die Dunkelheit zu vertreiben, muss man Licht hereinlassen. So ist es auch mit dem Irrtum. Am besten begegnet man ihm, indem man die Wahrheit aufzeigt. Durch die Offenbarung der Liebe Gottes zeigt sich die Verderbtheit und Sünde des Herzens, das sich selbst zum Mittelpunkt macht.

Das Versagen Der Priester Und Leviten

"Ein Mensch ging von Jerusalem nach Jericho hinab und fiel unter die Räuber. Die zogen ihn aus, schlugen ihn nieder, machten sich davon und ließen ihn halb tot liegen. Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab, sah ihn und ging vorüber. Auch ein Levit, der an den Ort kam, sah ihn und ging vorüber." (Lukas 10,30-32 ZÜ) Dieser Vorfall war nicht erfunden, sondern eine wahre Begebenheit, die genauso bekannt geworden war, wie Jesus sie erzählte. Der Priester und der Levit, die vorübergegangen waren, befanden sich unter den Zuhörern.

Wer von Jerusalem nach Jericho reiste, musste einen Teil der Wüste Judäas durchqueren. Die Straße führte hinab durch eine wilde, felsige Schlucht, in der Leute oft von Räubern überfallen wurden und manches Verbrechen geschah. Hier wurde der Reisende angegriffen und aller seiner Wertsachen beraubt. Er blieb verwundet, geschlagen und halb tot am Wegrand liegen. Als er so dalag, kam ein Priester vorbei, doch dieser warf nur einen flüchtigen Blick auf den verwundeten Mann. Dann erschien ein Levit. Neugierig blieb er stehen und schaute auf den Verletzten. Er wusste genau, was er zu tun hatte, aber diese Pflicht war unangenehm. Er wünschte sich, er wäre nicht diesen Weg gegangen, denn dann hätte er den Verwundeten nicht sehen müssen. Er redete sich ein, dieser Fall gehe ihn nichts an.

Beide Männer bekleideten ein geistliches Amt und behaupteten, Ausleger der heiligen Schriften zu sein. Sie stammten aus der Gesellschaftsschicht, die eigens dafür auserwählt worden war, Gott vor dem Volk zu repräsentieren. Sie sollten mit denen mitfühlen, "die unwissend sind und vom richtigen Weg abkommen" (Hebräer 5,2a NLB), damit die Menschen Gottes große Liebe für die Menschheit erkennen. Sie waren zu derselben Aufgabe berufen worden, die Jesus als seine eigene bezeichnet hatte, als er sagte: "Der Geist des Herrn ruht auf mir, denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt mit dem Auftrag, den Armen gute Botschaft zu bringen, den Gefangenen zu verkünden, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen werden, den Unterdrückten die Freiheit zu bringen, und ein Jahr der Gnade des Herrn auszurufen." (Lukas 4,18.19 NGÜ)

Die Engel im Himmel sehen das Elend der Familie Gottes auf Erden. Sie sind bereit, mit den Menschen zusammenzuarbeiten, um Unterdrückung und Leid zu lindern. Gott hatte in seiner Vorsehung den Priester und den Leviten den Weg zum Verwundeten geführt, damit sie sehen konnten, dass der ihre Barmherzigkeit und Hilfe brauchte. Der ganze Himmel wartete darauf zu sehen, ob diese Männer für das menschliche Leid Erbarmen empfinden. Der Erlöser selbst hatte die Israeliten in der Wüste unterwiesen. Aus der Wolken und Feuersäule hatte er sie etwas ganz anderes gelehrt, als die Menschen nun von ihren Priestern und Lehrern empfingen. Die barmherzigen Verordnungen des Gesetzes schlossen auch die Tiere als niedrigere Geschöpfe mit ein, die nicht in der Lage sind, ihre Not und ihr Leid in Worte zu fassen. Mose erhielt diesbezüglich Anweisungen für die Kinder Israels: "Wenn du siehst, dass ein Tier deines Feindes sich verlaufen hat, ein Rind oder ein Esel, dann bring es ihm ohne Zögern zurück! Ist der Esel deines Feindes unter seiner Last zusammengebrochen und du kommst gerade dazu, so geh nicht weiter, sondern hilf ihm, das Tier wieder auf die Beine zu bringen." (2. Mose 23,4.5 GNB) Doch im Fall des Mannes, der von Räubern verwundet worden war, bezog sich Jesus auf einen leidenden Bruder. Wie viel mehr Mitleid hätten sie doch für ihn empfinden müssen als für ein Lasttier! Durch Mose wurde dem Volk mitgeteilt, der Herr, ihr Gott, ist "der große Gott, der Held und der Furchterregende ... Er verschafft Waisen und Witwen ihr Recht. Er liebt die Fremden ... Auch ihr sollt die Fremden lieben." (5. Mose 10,17-19 EÜ) - "Du sollst ihn lieben wie dich selbst." (3. Mose 19,34b)

Hiob sagte: "Der Fremde musste nicht im Freien übernachten, ich öffnete dem Wanderer meine Tür." (Hiob 31,32 Elb.) Und als die beiden Engel in Menschengestalt nach Sodom kamen, verneigte sich Lot, bis er mit dem Gesicht die Erde berührte, und sprach: "Ihr, meine Herren, kehrt doch ein im Haus eures Dieners, bleibt über Nacht!" (1. Mose 19,2a ZÜ) Der Priester und der Levit kannten alle diese Beispiele, doch sie hatten sie nicht in ihrem alltäglichen Leben umgesetzt. Durch ihre Ausbildung an einer von nationalem und religiösem Fanatismus geprägten Schule waren sie ichbezogen, engherzig und selbstherrlich geworden. Als sie auf den verwundeten Mann blickten, konnten sie nicht sagen, ob er einer aus ihrem Volk war oder nicht. Sie dachten, er könnte ein Samariter sein, und wandten sich ab.

Im Verhalten, wie Christus es beschrieben hatte, sah der Schriftgelehrte nichts Gegensätzliches zu dem, was er über die Bestimmungen des Gesetzes gelernt hatte. Doch dann erzählte Jesus weiter:

Der Barmherzige Mann Aus Samarien

"Schließlich kam ein Reisender aus Samarien 75 dort vorbei. Als er den Mann sah, hatte er Mitleid mit ihm." (Lukas 10,33 NGÜ) Er fragte nicht, ob dieser Fremde ein Jude oder ein Heide war. Wäre die Lage umgekehrt gewesen - dies wusste der Samariter genau - hätte ihn der Jude ins Gesicht gespuckt und wäre voller Verachtung an ihm vorübergegangen. Doch dies war für den Samariter kein Grund zu zögern. Er dachte nicht daran, dass er selbst in Gefahr stand, überfallen zu werden, wenn er sich länger an diesem Ort aufhielt. Es genügte ihm, dass ein Mensch vor ihm lag, der litt und Hilfe benötigte. Er zog sein eigenes Gewand aus, um ihn zu bedecken. Das Öl und den Wein, die er für seine eigene Reise bereitgestellt hatte, brauchte er nun zur Heilung und Stärkung des verwundeten Mannes. Er hob ihn auf sein eigenes Tier und ging langsam in gleichmäßigem Schritt voran, damit die Schmerzen des Verwundeten durch die Erschütterung nicht noch größer wurden. Er brachte ihn zu einer Herberge und wachte die Nacht über liebevoll an seinem Bett. Am nächsten Morgen, als es dem Verletzten besser ging, zog der Samariter weiter. Doch zuvor vertraute er ihn dem Wirt zur Pflege an, beglich die Rechnung und hinterlegte noch Geld für den Mann. Doch selbst damit war der Samariter noch nicht zufrieden. Er sorgte für alle weiteren Bedürfnisse und sagte zum Wirt: "Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich dir's bezahlen, wenn ich wiederkomme." (Lukas 10,35b)

Hier war die Geschichte zu Ende. Jesus schaute auf den Schriftgelehrten mit einem Blick, der in dessen Seele zu lesen schien, und fragte: "Wer von den dreien war nun deiner Meinung nach der Nächste für den Mann, der von Räubern überfallen wurde?" (Lukas 10,36 NLB)

Nicht einmal jetzt kam das Wort "Samariter" über die Lippen des Schriftgelehrten. Er antwortete: "Der, der Mitleid hatte und ihm half." (Lukas 10,37a NLB) Darauf erwiderte Jesus: "Dann geh und mach du es ebenso!" (Lukas 10,37b GNB)

Damit ist die Frage: "Wer ist mein Nächster?" (Lukas 10,29b ZÜ) für immer beantwortet. Christus hat gezeigt, dass unser Nächster nicht nur einer ist, der in unsere Gemeinde geht oder sich zum selben Glauben bekennt. Dies hat nichts mit Herkunft, Hautfarbe oder gesellschaftlicher Stellung zu tun. Jeder Mensch, der unsere Hilfe benötigt, ist unser Nächster. Jeder Mensch, der von Satan verletzt und verwundet wurde, ist unser Nächster. Jeder, der Gottes Eigentum ist, ist unser Nächster.

Jesus Heilt Unsere Wunden

Jesus benutzte die Geschichte des barmherzigen Samariters, um sich und seine Aufgabe darzustellen. Der Mensch war von Satan betrogen, geschlagen, beraubt und zerstört worden, um zu verderben. Der Erlöser aber hatte Erbarmen mit unserer hoffnungslosen Lage. Er verließ seine Herrlichkeit, um uns zu befreien. Er sah, dass wir dem Tod nahe waren, und nahm sich unser an. Er heilte unsere Wunden und bedeckte uns mit dem Kleid seiner Gerechtigkeit. Er gab uns einen sicheren Zufluchtsort und traf alle Vorkehrungen zu unseren Gunsten auf seine eigenen Kosten. Er starb, um uns zu erlösen. Indem er auf sein eigenes Beispiel hinwies, sagte er zu seinen Nachfolgern: "Ich gebe euch das Gebot, einander zu lieben." (Johannes 15,17 NLB) "So gebe ich euch ein neues Gebot: Liebt einander. So wie ich euch geliebt habe, sollt auch ihr einander lieben." (Johannes 13,34 NLB)

Der Schriftgelehrte hatte Jesus gefragt: "Was muss ich tun?" (Lukas 10,25b NGÜ) Und Jesus, der die Liebe zu Gott und den Menschen als die Summe aller Gerechtigkeit verstand, antwortete: "Tu das, und du wirst leben." (Lukas 10,28b ZÜ) Der Samariter war der Eingebung eines gütigen und liebevollen Herzens gefolgt und hatte sich dadurch als ein "Täter des Gesetzes" (Römer 2,13b Elb.) erwiesen. Christus gebot dem Schriftgelehrten: "Dann geh und mach du es ebenso!" (Lukas 10,37b GNB) Von den Kindern Gottes werden nicht nur Worte, sondern auch Taten erwartet. "Wer behauptet, dass er zu Gott gehört, soll leben, wie Christus es vorgelebt hat." (1. Johannes 2,6 NLB)

Diese Lehre ist für die Welt heute genauso wichtig wie damals, als sie über die Lippen von Jesus kam. Die Selbstsucht und kalter Formalismus haben das Feuer der Liebe nahezu ausgelöscht und die Gnadengaben zerstört, die den Charakter veredeln sollten. Viele, die sich zum Herrn bekennen, haben vergessen, dass Christen Christus darstellen sollen. Solange wir uns nicht selbst für das Wohl anderer aufopfern - sei es in der Familie, in der Nachbarschaft, in der Kirche und wo immer wir sein mögen - sind wir keine Christen - was immer wir auch bekennen.

Christus hat seine Interessen mit denen der Menschen verbunden und bittet uns, mit ihm in der Errettung der Menschheit eins zu werden. "Umsonst habt ihr's empfangen, umsonst gebt es auch." (Matthäus 10,8b) Die Sünde ist das größte aller Übel. Es ist unsere Aufgabe, mit dem Sünder Mitgefühl zu haben und ihm zu helfen. Viele geraten auf Abwege und spüren ihre Schande und ihre Unvernunft. Sie sehnen sich nach Worten der Ermutigung. Sie schauen auf ihre Fehler, bis sie fast verzweifeln. Wir dürfen diese Menschen nicht übergehen. Sind wir Christen, werden wir nicht "auf der anderen Seite vorübergehen" und uns so weit wie möglich von jenen fernhalten, die unsere Hilfe am meisten benötigen. Sehen wir Menschen in einer Notlage, verursacht durch Leid oder Sünde, sollen wir niemals sagen: Das geht mich nichts an.

So "sollt ihr, die ihr euch von Gottes Geist führen lasst, ihm voll Nachsicht wieder zurechthelfen" (Galater 6,1b NGÜ). Drängt die Macht des Feindes durch Glauben und Gebet zurück! Sprecht Worte, die den Glauben stärken und Mut machen! Sie werden für den Zerschlagenen und Verwundeten wie heilender Balsam sein. Viele, sehr viele sind im großen Kampf des Lebens schwach und mutlos geworden. Dabei hätte sie ein freundliches und aufmunterndes Wort gestärkt, sodass sie hätten überwinden können. Nie sollten wir an einem leidenden Menschen vorübergehen, ohne ihm den Trost zuzusprechen, mit dem wir von Gott getröstet werden.

Das alles ist nichts anderes als die Erfüllung des Grundsatzes, der sich im ganzen Gesetz widerspiegelt. Dieses Prinzip wird in der Geschichte vom barmherzigen Samariter anschaulich dargestellt und trat im Leben von Jesus deutlich zutage. Sein Wesen offenbarte den eigentlichen Sinn des Gesetzes und zeigte, was es bedeutet, seinen Nächsten so zu lieben wie sich selbst. Wenn Gottes Kinder allen Menschen in Barmherzigkeit, Freundlichkeit und Liebe begegnen, bezeugen sie damit auch das Wesen des himmlischen Gesetzes. Sie bestätigen: "Das Gesetz des Herrn ist vollkommen, es gibt Kraft und Leben." (Psalm 19,8a GNB) Wer es versäumt, diese Liebe in die Tat umzusetzen, bricht das Gesetz, das er angeblich verehrt. Denn die Gesinnung, mit der wir unseren Mitmenschen begegnen, zeigt unsere Einstellung gegenüber Gott. Die Liebe Gottes im Herzen ist die einzige Quelle, aus der wir die Liebe für unseren Nächsten schöpfen. "Wenn jemand sagt: ›Ich liebe Gott‹, aber seinen Bruder hasst, dann ist er ein Lügner; denn wer die Menschen nicht liebt, die er doch sieht, wie kann er da Gott lieben, den er nie gesehen hat?" (1. Johannes 4,20 NLB) - "Wenn wir einander lieben, dann bleibt Gott in uns, und seine Liebe kommt in uns zur Vollendung." (1. Johannes 4,12b NLB)