Frühe Schriften von Ellen G. White

Anhang

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Seite 12-22 Mein erstes Gesicht

Was in diesem Kapitel beschrieben ist, wurde zum ersten Mal am 24. Januar 1846 vom Herausgeber des DAY-STAR veröffentlicht. Die Überschrift lautete: "Ein Brief von Schwester Harmon", Portland in Maine, am 20. Dezember 1845. Weitere Veröffentlichungen erfolgten in den Jahren 1846, 1847, und 1851 unter dem Titel "An die übrigen Verstreuten". Der gegenwär-tige Titel datiert aus dem Jahr 1882, als das Buch "Erfahrungen und Gesichte" neu aufgelegt wurde.

Eingehende autobiographische Berichte aus den Jahren 1860 und 1885 präsentieren das, was hier erscheint, als zwei verschie-dene Gesichte. Siehe "Mein erstes Gesicht" in Spiritual Gifts II, 30-35; Testimonies for the Church I, 58-61 und "Gesicht von der Neuen Erde" in Spiritual Gifts II, 52-55; Testimonies for the Church I, 67-70.

Seite 14-19 Darstellung zukünftiger Ereignisse

Bei der Beschreibung dessen, was ihr Gott bezüglich zukünftiger Ereignisse enthüllte, verhielt sich Schw. White manchmal so, als ob sie an diesen Geschehnissen Anteil hätte -- seien es nun vergangene, gegenwärtige oder zukünftige Dinge. Auf Anfragen hinsichtlich ihres Zustandes, in dem sie sich während der Visionen befand, antwortete sie:

"Wenn der Herr mir ein Gesicht zu übermitteln wünscht, werde ich in die Gegenwart Jesu und der Engel gebracht. Den irdischen Dingen bin ich gänzlich entrückt ... Meine Aufmerk-samkeit wird oft auf Vorgänge gelenkt, die sich auf der Erde abspielen. Zuweilen werde ich weit in die Zukunft versetzt, um mir zu zeigen, was sich ereignen wird. Dann bekomme ich wieder Dinge zu sehen, die in der Vergangenheit geschahen." Spiritual Gifts II, 292.

Ellen White, die selbst Adventistin war, schrieb als jemand, der dabei war; der sah und hörte, was in Zukunft geschehen sollte; vergleiche "Erfahrungen und Gesichte":

Seite 13

"Bald hörten wir die Stimme Gottes gleich vielen Wassern, die uns Tag und Stunde von Jesu Kommen mitteilte." Seite 13

"Wir traten alle gemeinsam auf die Wolke und wurden sieben Tage aufwärts getragen zum gläsernen Meer, wo Jesus die Kronen brachte und sie mit seiner Rechten eigenhändig auf unsere Häupter setzte." Seite 15

"Wir traten alle ein und fühlten, daß wir ein vollkommenes Recht an der Stadt hatten." Seite 15

"Hier sahen wir den Baum des Lebens und den Thron Gottes." Seite 15

"Mit Jesus an unserer Spitze stiegen wir dann alle von der Stadt zu dieser Erde herab." Seite 16

"Als wir im Begriff waren, den Tempel zu betreten ..." Seite 17

"Ich kann die herrlichen Dinge, die ich dort sah, nicht beschreiben."

Nach der Vision konnte sie sich an vieles, was ihr gezeigt worden war, erinnern. Was geheim war und was nicht offenbart werden sollte, blieb ihrem Gedächtnis allerdings entschwunden. Als sie die Erlösung des Volkes Gottes schaute, (Seite 272) hörte sie auch, wie der "Tag und die Stunde der Wiederkunft Jesu" verkündet wurden (Seite 13, siehe auch Seite 25). Darüber schrieb sie später:

"Ich habe nicht die geringste Kenntnis bezüglich des Zeitpunk-tes, der von der Stimme Gottes ausgesprochen wurde. Ich hörte, wie diese Stunde verkündet wurde. Aber als die Vision vorbei war, war auch jede Erinnerung daran geschwunden. Bilder von solch erregender und feierlicher Tragweite zogen an mir vorüber, wie sie keine Sprache angemessen zu beschreiben vermag. Für mich war alles lebendige Wirklichkeit." Brief 38, 1888, veröffentlicht in Selected Messages I, 76.

Die Tatsache. daß sie an gewissen Ereignissen teilzunehmen schien, bot keine Garantie, daß sie diese Geschehnisse auch wirklich erleben würde.

Seite 15 Die Brüder Fitch und Stockman

Im Bericht von ihrem ersten Gesicht erwähnt Schw. White auch die "Brüder Fitch und Stockman". Sie bezeichnet sie als die Männer, mit denen sie sich im neuen Jerusalem unterhielt. Beide waren Prediger, mit denen Ellen White bekannt war. Sie hatten bei der Verkündigung der Botschaft von der erwarteten Wiederkunft Christi eine große Rolle gespielt, waren aber kurz vor der großen Enttäuschung (22. Oktober 1844) gestorben.

Charles Fitch, ein Prediger der Presbyterianischen Kirche, hatte die Adventbotschaft nach dem Studium der schriftlichen Unterlagen der Vortragsreihen von William Miller und auch als Folge der Begegnung mit Josiah Litch angenommen. Er stellte sich vom ganzem Herzen der Verkündigung der Wiederkunft Christi am Ende der 2300 Jahre zur Verfügung. Er gehörte zu den prominenten Führern der Adventerweckung. 1842 entwarf er die prophetische Karte, deren man sich so wirkungsvoll be-diente und die auch im Buch "Erfahrungen und Gesichte" auf Seite 65 erwähnt wird. Fitch starb etwa eine Woche vor dem 22. Oktober 1844. Sein Tod war auf eine Krankheit zurückzuführen, die er sich infolge der Überanstrengung bei drei Taufgottes-diensten an einem kühlen Herbsttag zugezogen hatte (siehe "Prophetic Faith of Our Fathers", Band 4, Seite 533-545).

Levi F. Stockman war ein jugendlicher, methodistischer Predi-ger im Staate Maine, der 1842 -- gemeinsam mit rund 30 weiteren methodistischen Predigern -- die Lehre von der Wiederkunft Christi angenommen und zu predigen begonnen hatte. Er arbeitete in Portland in Maine, als ihn 1843 seine Gesundheit im Stich ließ. Er starb am 25. Juni 1844 an Tuberkulose. Er war der Mann, an den sich Schw. White als Mädchen um Rat wandte, nachdem sich Gott ihr nach der Enttäuschung in zwei Träumen geoffenbart hatte. Siehe Erfahrungen und Gesichte 10.69-72. Prophetic Faith of Our Fathers IV, 780-782.

Seite 19 Mesmerismus (Hypnose)

Um ihren Widerstand zu rechtfertigen, äußerten frühe Gegner der Visionen den Gedanken, daß Ellen Whites Erlebnisse durch Mesmerismus hervorgerufen seien. Darunter verstand man ein Phänomen, das man heute als Hypnose bezeichnet. Hypnose ist ein schlafähnlicher Zustand, der durch Suggestionskraft herbeigeführt wird. Der hypnotisierte Mensch tritt dabei in Beziehung zu demjenigen, der die Hypnose erzeugt, und antwortet diesem. Als jedoch, wie uns Schw. White hier berichtet, der Hypnosearzt versuchte, sie zu hypnotisieren, konnte er in ihrer Gegenwart nichts ausrichten.

Schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt ihres Wirkens wurde Ellen White vor den Gefahren der Hypnose gewarnt. In späteren Jahren erhielt sie mehrmals diesbezügliche Unterweisungen. Sie wies auf die ernsten Gefahren hin, die diese Praxis begleiteten, bei welcher ein Geist über einen anderen herrscht. Siehe In den Fußspuren des großen Arztes 242-244; Medical Ministry 110-112; Selected Messages II, 349.350.353.

Seite 24 Namensadventisten

Diejenigen, die die Botschaften des ersten und zweiten Engels verkündeten, sich aber weigerten, die Botschaft des dritten Engels von der Sabbat-Wahrheit anzunehmen, sich aber gleichwohl noch zur Adventhoffnung bekannten, werden von Schw. White als "Namensadventisten" bezeichnet. Dieser Ausdruck gilt auch für jene, die "die gegenwärtige Wahrheit verwerfen" (Seite 60) bzw. für "verschiedene Gruppen von bekenntlichen Adventgläubigen" (Seite 115). In unserer frühen Literatur nannte man diese Leute auch die "Ersten-Tags-Adventisten".

Sehr viele Christen wurden im Herbst 1844 enttäuscht, als Christus nicht, wie erhofft, wiederkam. Die Adventisten zerfielen in mehrere Gruppen, deren Nachfolger heute die "Adventi-stische Christliche Kirche", eine kleine Gruppe, und die "Siebenten-Tags-Adventisten" sind.

Nur wenige Adventisten verloren 1844 nicht das Vertrauen in die Erfüllung der Weissagung. Sie schritten vorwärts und öffneten sich der Botschaft des dritten Engels von der Sabbat-Wahrheit. Über die Erfahrungen in dieser kritischen Zeit schrieb Ellen White später einmal:

"Hätten die Adventisten nach der großen Enttäuschung von 1844 an ihrem Glauben festgehalten, und wären sie gemeinsam der sich abzeichnenden Vorsehung Gottes gefolgt, indem sie die Botschaft des dritten Engels angenommen und sie in der Kraft des Heiligen Geistes der Welt verkündet hätten, dann hätten sie die Erlösung durch Gott erlebt. Der Herr hätte machtvoll durch ihre Anstrengungen gewirkt. Das Werk wäre vollendet worden, und Christus wäre schon gekommen, um sein Volk heimzuführen."

"Aber in der Zeit des Zweifels und der Ungewißheit, die der Enttäuschung folgte, gaben viele Adventisten ihren Glauben auf. Zwistigkeiten und Abspaltungen waren die Folge. Die Mehrheit widersetzte sich -- mündlich wie auch schriftlich -- den wenigen, die der Vorsehung Gottes folgten, die Sabbat-Reform annahmen und die Botschaft des dritten Engels zu verkündigen begannen. Viele, die ihre Zeit und ihre Begabung besser in den Dienst dieser Warnungsbotschaft an die Welt hätten stellen sollen, wandten ihre ganze Kraft dafür auf, die Sabbat-Wahrheit zu bekämpfen. Dadurch war es nötig, daß die Verfechter dieser Wahrheit alles unternahmen, um diesen Leuten zu antworten und die Wahrheit zu verteidigen. Auf diese Weise wurde das Werk behindert und die Welt in Dunkelheit gelassen. Hätten sich alle Adventisten unter dem Banner der Gebote Gottes und des Glaubens an Jesus vereinigt, wäre unsere Geschichte ganz anders verlaufen." Selected Messages II, 349.350.353.

Seite 32-35 Die offene und die geschlossene Tür

Als sich Schw. White im "Großen Kampf" mit der herrlichen Adventbewegung und der Enttäuschung vom 22. Oktober 1844 auseinandersetzte und auch auf die Standpunkte zu sprechen kam, die unmittelbar nach der Enttäuschung eingenommen wurden, erwähnte sie auch die unvermeidliche, wenn auch kurzlebige Schlußfolgerung, daß die "Tür der Gnade ver-schlossen" sei. Sie stellte aber auch fest, daß man zu einer höheren Erkenntnis gelangte, nachdem die Frage des Heiligtums eifrig studiert worden war. Siehe "Historischer Prolog" in diesem Buch und "Der Große Kampf", Seite 429, sowie das ganze Kapitel "Im Allerheiligsten", Seite 425-433.

Was ihre persönliche Einstellung zu diesem Thema betrifft, schrieb sie im Jahr 1874, daß sie "nie ein Gesicht darüber hatte, daß sich keine Sünder mehr bekehren würden". Sie vertrat diese Ansicht auch nie. "Es war das Licht von Gott", schrieb sie ein anderes Mal, "das unseren Irrtum korrigierte und uns den wahren Standpunkt erkennen ließ". Selected Messages I, 74.63.

Seite 34, 76 Das geheimnisvolle Klopfen in Rochester

Hier wird auf Vorfälle Bezug genommen, die mit den Anfängen des modernen Spiritismus zu tun haben. Im Jahr 1848 vernahm man im Haus der Familie Fox in Hydesville, einer Gemeinde rund 50 km östlich von Rochester im Staat New York, ein geheimnisvolles Klopfen. Als alle möglichen Speku-Iationen im Umlauf waren, was wohl die Ursache dieser Klopfzeichen sein möge, verkündete Ellen White in der Vollmacht einer ihr erteilten Vision, daß sie Anzeichen von Spiritismus seien und daß sich solche Phänomene rasch ausbreiten würden. Im Namen der Religion würde der Spiritismus viele Anhänger gewinnen, die Menschen täuschen und den Weg für Satans Meistertäuschung am Ende der Tage bereiten.

Seite 40 Boten ohne Botschaft

Dieser Ausdruck erscheint in der Beschreibung eines Gesichtes, das Ellen White am 26. Januar 1850 empfing. Zu jener Zeit verfügten die sabbathaltenden Adventisten noch über keine kirchliche Organisation. Beinahe alle fürchteten, daß sich durch jedwede Art von Organisation der Formalismus unter den Gläubigen breitmachen würde. Im Laufe der Zeit fanden jedoch Unruhestifter den Weg in die Gemeinde. Von Ellen White kamen Warnungsbotschaften. Die sabbathaltenden Adventisten wurden dadurch schrittweise dazu geführt, gewisse Formen von kirchlicher Organisation anzunehmen. Das führte dazu, daß sich die Gläubigen enger denn je verbunden fühlten. Man fand auch eine Möglichkeit, jene als Prediger anzuerkennen, die bewiesen hatten, daß sie die Botschaft verkündigen konnten und dafür auch ihr Leben einsetzten. Man wußte sich auch jener zu entledigen, die unter dem Vorwand, die Wahrheit zu lehren, den Irrtum verbreiteten. Siehe "Historischer Prolog".

Seite 51 Einheit unter den Hirten -- Siehe dazu das vorige Kapitel Boten ohne Botschaft zu Seite 40

Seite 66 Über die Verpflichtung, ins alte Jerusalem zu reisen

Schw. White bezieht sich hier auf irrige Ansichten, die damals von einigen wenigen Leuten vertreten wurden. Im folgenden Jahr schreibt James White im "Review & Herald" vom 7. Ok-tober 1851 über die "ablenkenden und sinnlosen Ansichten einiger weniger hinsichtlich des alten Jerusalem und der Juden usw." und daß "sich einige in seltsame Vorstellungen verrannt haben, daß nämlich die Heiligen ins alte Jerusalem reisen müßten, usw., usw."

Seite 68 Über den Herausgeber des DAY-STAR

Enoch Jacobs lebte in Cincinnati in Ohio und gab den DAY-STAR heraus, eine der frühen Zeitschriften, die die Wiederkunft Christi verkündigten. An diesen Enoch Jacobs sandte Ellen Harmon im Dezember 1845 einen Bericht von ihrem ersten Gesicht -- in der Hoffnung, Jacobs im Glauben zu festigen. Ihr war aufgefallen, daß sein Vertrauen, daß Gott in der Adventerfahrung vorangehe, im Schwinden begriffen war. In diesem DAY-STAR wurde in der Ausgabe vom 24. Januar 1846 Ellen Whites erstes Gesicht veröffentlicht. In einer Sondernummer, im DAY-STAR EXTRA vom 7. Februar 1846, steht auch der denkwürdige Artikel über das himmlische Heiligtum und seine Reinigung von Hiram Edson, Dr. Hahn und O. R. L. Crozier. Er erläuterte die Lehre der Schrift über den Dienst Christi im Allerheiligsten des himmlischen Heiligtums. Dieser Dienst habe am 22. Oktober 1844 begonnen. In dieser Zeitschrift wurde am 14. März 1846 noch eine zweite Mitteilung aus der Feder von Ellen Harmon veröffentlicht. Siehe Erfahrungen und Gesichte 23-26. In dem zur Diskussion stehenden Abschnitt wird auf die späteren Ansichten von Jacobs und seine spiritistischen Vorstellungen Bezug genommen.

Seite 76 Siehe die Anmerkungen zu den Seiten 34

Seite 79 Thomas Paine

Die Schriften von Thomas Paine waren in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten weitum bekannt und wurden auch viel gelesen. Sein Buch "Age of Reason" (= Zeitalter der Vernunft) war ein deistisches Werk und stand damit zum christlichen Glauben und seiner Praxis in schärfstem Gegensatz. Das Buch begann mit den Worten: "Ich glaube an einen Gott und nicht mehr." Paine glaubte nicht an Christus. Satan hat ihn für seine Angriffe auf die (christliche) Gemeinde erfolgreich eingesetzt. Wenn ein Mann wie Paine Eingang in den Himmel finden und dort zu hohen Ehren kommen könnte, dann -- so deutete Schw. White an -- könnte jeder Sünder, auch ohne jeden Glauben an Jesus und ohne jede Umkehr in seinem Leben, im Himmel Einlaß finden. Sie prangerte mit starken Worten diesen Irrtum an und verwies auch auf die Absurdität des Spiritismus.

Seite 92 Perfektionismus

Einige der frühen Adventisten verloren -- kurz nach der (bitteren) Erfahrung des Jahres 1844 -- ihren religiösen Halt und glitten in den Fanatismus ab. Ellen White begegnete diesen Extremisten mit einem "So spricht der Herr". Sie schalt jene, die die Vollkommenheit im Fleisch lehrten und deshalb nicht sündigen konnten. Von solchen Leuten schrieb Schw. White später:

"Sie lehren, daß jene, die geheiligt sind, nicht sündigen können. Das führt naturgemäß zur Annahme, daß die Gefühle und Wünsche der Geheiligten immer in Ordnung seien und nie die Gefahr bestehe, daß diese zur Sünde verleiten. Im Einklang mit diesen Spiegelfechtereien begingen sie -- unter dem Mantel der Heiligung -- die schlimmsten Sünden. Durch ihren trügerischen und spiritistischen Einfluß verschafften sie sich eine seltsame Macht über einige ihrer Gefolgsleute, die die Übel ihrer nach außen hin schönen, aber doch so verführerischen Theorien nicht erkannten ...

Der Betrug dieser falschen Lehrer wurde mir deutlich vor Augen geführt. Ich sah den schrecklichen Bericht, der über diese Leute in den Berichtsbüchern stand, und die schlimme Schuld, die auf ihnen ruhte, weil sie völlige Heiligkeit vorgaben, ihre täglichen Handlungen in den Augen Gottes aber ein Greuel waren." Life Sketches 83.84.

Seite 108 Das Abendmahl; Frauen waschen Männern die Füße; der heilige Kuß

Die Pioniere der Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten waren nach der Annahme der Sabbat-Wahrheit sehr darauf bedacht, das Wort Gottes in jeder Weise zu befolgen. Gleichzeitig achteten sie streng darauf, sich vor verzerrten Auslegungen dieses Wortes, vor extremen Standpunkten und vor dem Fanatismus zu hüten. Die Vorrechte und Verpflichtungen in Verbindung mit dem von Jesus eingesetzten Abendmahl waren ihnen ganz klar. Es gab allerdings gewisse Fragen hinsichtlich der Fußwaschung und des heiligen Kusses. In diesem Gesicht erläuterte der Herr einige heikle Punkte. Der aufstrebenden Gemeinde sollte das Richtschnur und Schutz sein.

Was die Häufigkeit anlangt, mit der Fußwaschung und Abendmahl durchgeführt werden sollten, bestanden viele auf einem einzigen Mal im Jahr. Der Herr erteilte jedoch die Anweisung, daß das Abendmahl öfter stattfinden sollte. Heute macht das die Gemeinde in jedem Viertel.

Auch hinsichtlich der Fußwaschung gab es Ratschläge. Ganz offensichtlich bestanden Auffassungsunterschiede über die Vorgangsweise. Einige waren unklug vorgeprescht. "Verwirrung" war die Folge. Jetzt wurde der Ratschlag erteilt, daß bei der Fußwaschung Sorgfalt und Zurückhaltung walten sollten, um nicht Vorurteile zu erregen. Die Frage war auch, ob es schicklich sei, wenn Frauen und Männer sich gegenseitig die Füße wuschen. Diesbezüglich trat Ellen White den Schriftbeweis an und führte aus, daß es sich -- offensichtlich unter gewissen Umständen -- durchaus schickt, wenn eine Frau die Füße eines Mannes wäscht. Vom umgekehrten Fall riet sie aber ab!

Was den heiligen Kuß betrifft, stellt der adventistische Bibelkommentar fest:

"Vor allem im Orient galt der Kuß als Ausdruck der Liebe und Freundschaft, wenn man sich begrüßte. Siehe Lukas 7,45; Apostelgeschichte 20,37. "Der heilige Kuß oder Kuß der Liebe (1.Petrus 5,14) war ein Symbol für die Liebe unter Christen. Es scheint sich bei den ersten Christen die Sitte herausgebildet zu haben, sich beim Abendmahl so zu begegnen (Justin der Märtyrer "Erste Apologie" 65). Spätere Schriften deuten an, daß es nicht Brauch war, diesen heiligen Kuß mit dem anderen Geschlecht auszutauschen. ("Apostolic Constitutions", II. 57; VIII. 11)." The S.D.A. Bible Commentary VII, 257.258.

Es bestand unter den frühen sabbathaltenden Adventisten die Gepflogenheit, den heiligen Kuß bei der Fußwaschung auszutauschen. Es gibt zwar keinen Hinweis auf die offenkundige Unschicklichkeit dieses Kusses zwischen Männern und Frauen, doch ergeht an alle die Aufforderung, selbst den bösen Schein zu meiden.

Seite 109 Lärm machen

Dem Evangelium gehen alle möglichen Menschentypen ins Netz. Es gab welche, die meinten, ihre religiöse Erfahrung sei erst dann echt, wenn sie von lauten, demonstrativen Rufen des Lobpreises Gottes, von lauten und aufgeregten Gebeten und lebhaften "Amen" begleitet ist. Auch in diesem Fall erhielt die Gemeinde in ihren Anfängen einen Warnruf, der Anstand und Feierlichkeit bei der Anbetung Gottes forderte.

Seite 214-217 William Miller

Unter den Hinweisen auf die große Advent-Erweckung in Amerika in den dreißiger und vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts findet sich oft der Name William Millers. Im Buch "Der große Kampf" ist dem Leben und Dienst Millers ein ganzes Kapitel unter der Überschrift "Ein Glaubensmann der letzten Zeit" gewidmet (Seite 320 ff.). William Miller wurde 1782 in Pittsfield in Massachusetts geboren und starb 1849 in Low Hampton im Staat New York. Im Alter von vier Jahren war er mit seinen Eltern nach Low Hampton gekommen und wuchs auf einer Farm an der Grenze zur Zivilisation auf. Er war immer ein eifriger und sorgfältiger Leser. In seiner Gemeinde nahm er eine Führungsposition ein. 1816 begann er ernsthaft, das Wort Gottes zu studieren. Durch dieses Studium wurde er auch auf die großen Zeitprophezeiungen und die Weissagungen im Zusammenhang mit der Wiederkunft Christi aufmerksam. Er kam zur Erkenntnis, daß diese Wiederkunft nahe sein müsse. Nach Jahren der sorgfältigen Überprüfung und Vergewisserung seines Standpunktes nahm er Anfang August 1831 eine Einladung an, seine Ansichten über diese Weissagungen öffentlich darzulegen. Von da an gehörte der Großteil seiner Zeit der Verkündigung der Adventbotschaft. Bald schlossen sich ihm Hunderte von protestantischen Predigern an, die ebenfalls an der großen Advent-Erweckung in den vierziger Jahren Anteil hatten.

Zur Zeit der Enttäuschung nach dem 22. Oktober 1844 war Miller ausgelaugt und krank. Er verließ sich zum Großteil auf seine jüngeren Gefährten, die ihm bei der Verkündigung der Adventbotschaft behilflich gewesen waren. Sie brachten ihn dazu, die Sabbat-Wahrheit zu verwerfen, die man ihm nach der Enttäuschung vortrug. Dafür werden sich diese Brüder und nicht William Miller selbst einmal verantworten müssen. Ellen White schreibt darüber auf Seite 244. Sie versichert uns, daß Miller unter jenen sein wird, die beim Schall der letzten Posaune aus ihren Gräbern hervorgerufen werden.

Seite 218-226, 240-245 Die Drei-Engels-Botschaft von Offb. 14

In drei aufeinanderfolgenden Kapiteln -- beginnend auf Seite 232 -- behandelt Ellen White die Botschaften des ersten, zweiten und dritten Engels. Sie schrieb für jene, die gemeinsam mit ihr durch die Erfahrung der großen Advent-Erweckung wie auch durch die Enttäuschungen im Frühjahr und Herbst des Jahres 1844 gegangen waren. Sie versagte sich den Versuch einer Erklärung dieser drei Botschaften, sondern setzte voraus, daß ihre Leser darüber bestens Bescheid wüßten. Sie schrieb alles, was ihren Mitgläubigen Mut machen und das Verständnis fördern könnte, im Licht der Erfahrung, durch die alle gegangen waren. Eine ausführliche Beschreibung dieser drei bedeutungsschweren Botschaften finden wir im Buch "Der große Kampf". Die Botschaft des ersten Engels enthielt die Warnung vor der nahen Stunde des göttlichen Gerichts. Siehe dazu "Der große Kampf", die Kapitel "Herolde des Morgens", (Seite 303ff.), "Ein Glaubensmann der letzten Zeit" (Seite 320 ff.) und "Eine große religiöse Erweckung" (Seite 358ff.). Die Botschaft des zweiten Engels findet man im Kapitel "Eine verworfene Warnung" (Seite 378ff.). Der Bericht von der großen Enttäuschung steht in den Kapiteln "Erfüllte Weis-sagungen" (Seite 394ff.), "Was ist das Heiligtum?" (Seite 411ff.) und "Im Allerheiligsten" (Seite 425ff.). Über die Botschaft des dritten Engels werden wir in den Kapiteln "Gottes Gesetz ist unveränderlich" (Seite 434ff.) und "Ein Werk der Erneuerung" (Seite 451ff.) unterrichtet.

Seite 224 Der Abschluß der zweiten Engelsbotschaft

Wir verstehen zwar die Botschaften der drei Engel eindeutig als Botschaften an die heutige Zeit, erkennen aber auch an, daß in der anfänglichen Verkündigung der Schall der ersten Botschaft -- "Die Stunde des göttlichen Gerichts ist gekommen" -- mit der erwarteten Wiederkunft Christi in den dreißiger und vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts verknüpft war. Die Botschaft des zweiten Engels erging im Sommer 1844 zuerst an die Adventgläubigen, die damit aus den nominellen Kirchen gerufen wurden, die die Botschaft des ersten Engels verworfen hatten. Während es zutrifft, daß diese zweite Botschaft auch heute gegenwärtige Wahrheit ist, fand sie doch vor dem 22. Oktober 1844 einen gewissen Abschluß. Wenn die Botschaften der drei Engel neuerlich -- und zwar vor der Wiederkunft Chri-sti -- der Welt machtvoll verkündet werden, wird der Engel aus Offenbarung 18,1 in die Verkündigung des zweiten Engels einstimmen und rufen, daß "Babylon gefallen" ist. "Geht hinaus aus ihr, mein Volk." Siehe das Kapitel "Die letzte Warnung" im Buch "Der große Kampf" (Seite 604ff.).

Seite 240 Siehe den Anhang zu den Seiten 218-226

Seite 263 Sklaven und ihre Herren

Nach Offenbarung 6,15.16 wird es auch zur Zeit der Wiederkunft Christi Sklaven geben. Wir lesen: "Alle Sklaven und alle Freien." [Im Englischen steht hier "Bondman", Anmerkung des Übersetzers]. Die betreffende Aussage von Ellen White deutet an, daß sie in einem Gesicht über die Wiederkunft Christi auch den Sklaven und seinen Herren erblickte. Sie befindet sich damit in völliger Übereinstimmung mit der Bibel. Sowohl Johannes als auch Ellen White sahen Zustände, wie sie bei der Wiederkunft unseres Herrn bestehen würden. Es ist richtig, daß die Negersklaven in den Vereinigten Staaten durch ein Gesetz der Gleichstellung, das sechs Jahre nach der Nieder-schrift dieser Botschaft in Kraft trat, frei wurden. Aber die Botschaft ist deshalb nicht aufgehoben, denn auch heute leben Millionen von Menschen in den verschiedensten Teilen der Welt in tatsächlicher Sklaverei oder in sklavenähnlichen Verhältnissen. Man kann erst dann über eine Weissagung endgültig urteilen, wenn die Zeit der Erfüllung dieser Weissagung gekommen ist.