Frühe Schriften von Ellen G. White

Historischer Prolog

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"Frühe Schriften" (Erfahrungen und Gesichte) ist für Siebenten-Tags-Adventisten ein Werk von bleibendem und besonderem Interesse, denn es enthält die frühesten Bücher, die Ellen White geschrieben hat. Sie kamen zuerst in den 1850er Jahren heraus und waren als Erbauung und Belehrung für jene gedacht, die gemeinsam mit der Autorin durch die Erfahrungen der sabbathaltenden Adventisten der 1840er und frühen 1850er Jahre gegangen waren. Aus diesem Grund hat die Autorin auf seiten des Lesers vorausgesetzt, daß er mit der Geschichte der Adventerweckung und der Entwicklung der Siebenten-Tags-Adventisten seit 1844 vertraut war. Darum werden Erfahrungen, die damals jeder kannte, an manchen Stellen nur angedeutet. Auch müssen gewisse Ausdrücke, wollen sie richtig verstanden werden, im Zusammenhang mit der Geschichte dieser frühen sabbathaltenden Adventisten gesehen werden.

Als Ellen White 1858 über die Verkündigung der drei Engelsbotschaften aus Offb. 14 schrieb, behandelte sie eher die Erfahrungen jener, die an dieser Verkündigung Anteil hatten. In ihrem Text zieht sie Lehren aus den Erfahrungen dieser Leute, anstatt, wie man es erwarten würde, eine klare Auslegung der drei Engelsbotschaften zu geben (siehe die Seiten 218-226 und 240-245). Zuweilen gebraucht sie uns nicht vertraute Begriffe wie "Namensadventisten", "geschlossene Tür", "offene Tür", usw.

Wir leben heute mehr als ein Jahrhundert nach diesen denkwürdigen Zeiten. Das muß sich der Leser klar vor Augen halten. Diese Geschichte, die damals den Zeitgenossen Ellen Whites so gut bekannt war, wollen wir nun kurz aufrollen. Dabei werden wir einige der Höhepunkte aus den Erfahrungen der sabbathaltenden Adventisten in den beiden Jahrzehnten vor der ersten Veröffentlichung des in diesem Buch enthaltenen Materials aufgreifen.

In den ersten Absätzen ihres Buches bezieht sich Ellen White kurz auf ihre Bekehrung und ihre frühe christliche Erfahrung. Sie erzählt uns, wie sie bei Bibelvorträgen über die erwartete persönliche Ankunft Christi zugegen war, von der man dachte, daß sie sich sehr bald ereignen würde. Die große Advent-erweckung, auf die mit dieser kurzen Referenz hingewiesen wird, war eine Bewegung, die weltweite Auswirkungen hatte. Sie entstand als Ergebnis sorgfältigen Studiums der prophetischen Schriften von seiten vieler und weil eine große Anzahl von Menschen in der ganzen Welt die frohe Botschaft vom Kommen des Herrn Jesus gerne annahm.

Die große Adventerweckung

In den Vereinigten Staaten allerdings wurde die Adventbotschaft am weitesten verkündigt und auch angenommen. Da viele fähige Männer und Frauen aus vielen religiösen Gemeinschaften die biblischen Prophezeiungen in bezug auf die Wiederkunft Jesu annahmen, entstanden große Scharen ernsthafter adventistischer Gläubiger. An dieser Stelle sollte jedoch angemerkt werden, daß dadurch keine eigene religiöse Organisation geformt wurde. Die Adventhoffnung führte zu tiefen religiösen Erweckungen, von denen alle protestantischen Kirchen profitierten. Viele Skeptiker und Ungläubige wurden dazu geführt, öffentlich ihren Glauben an die Bibel und an Gott zu bekennen.

Als in den 1840er Jahren die Bewegung ihrem Höhepunkt zustrebte, vereinigten sich noch mehrere hundert Prediger in der Verkündigung dieser Botschaft. Ihr Führer war William Miller, der im Osten des Staates New York lebte. Er war in seiner Stadt ein angesehener Mann und verdiente sich seinen Lebensunterhalt als Farmer. Trotz eines reichhaltigen religiösen Hintergrunds war er in seiner Jugend zum Skeptiker geworden. Er verlor den Glauben an das Wort Gottes und nahm deistische Ansichten an. An einem Sonntagmorgen jedoch, als er der Baptistengemeinde die Predigt ihres Geistlichen, der abwesend war, vorlas, berührte der Heilige Geist sein Herz und führte ihn dazu, Jesus Christus als Erlöser anzunehmen. Nun machte sich Miller an das Studium des Wortes Gottes. Er war fest entschlossen, in der Bibel auf alle seine Fragen zufriedenstellende Antworten zu finden. Er wollte die auf den Seiten der Bibel dargestellte Wahrheit für sich selbst kennenlernen.

Zwei Jahre lang verbrachte er viel Zeit mit einem Vers-für-Vers-Studium der Heiligen Schrift. Er war entschlossen, nicht eher zum nächsten Vers zu gehen, bis er für sich eine zufriedenstellende Erklärung des Verses gefunden hatte, den er gerade studiert hatte. Er hatte nur die Bibel und eine Konkordanz vor sich liegen. Mit der Zeit kam er dann in seinen Studien zu den Prophezeiungen über das buchstäbliche und persönliche zweite Kommen Christi. Er nahm auch die großen Zeitprophezeiungen in Angriff, besonders die 2300 Abende und Morgen in Daniel 8+9, die er mit der Weissagung in Offenbarung 14 verband, mit der Botschaft des Engels, der die Stunde des Gerichtes Gottes verkündigt Offenbarung 14,6.7. Im vorliegenden Buch sagt Ellen White auf Seite 214, daß Gott seinen Engel sandte, der William Miller dazu bewegen sollte, die Prophezeiungen zu erforschen.

Als Mädchen erlebte Ellen White zwei Vortragsserien, die William Miller in Portland in Maine hielt. In ihrem Herzen empfing sie dadurch einen tiefen, bleibenden Eindruck. Wir wollen sie uns erzählen lassen, wie William Miller seinen Zuhörern die Zeitprophezeiungen erklärte. Wir verwenden dazu einen späteren Text aus ihrem Buch "Der große Kampf":

Die Berechnung der prophetischen Zeitperioden

Die Weissagung, die die Zeit der Wiederkunft Christi am deutlichsten zu enthüllen schien, war die in Daniel 8,14: "Bis zweitausenddreihundert Abende und Morgen um sind; dann wird das Heiligtum wieder geweiht werden". Seinem Grundsatz folgend, das Wort Gottes sich selbst auslegen zu lassen, entdeckte Miller, daß in der sinnbildlichen Weissagung ein Tag ein Jahr bedeutet. Er sah, daß der Zeitraum von zweitausenddreihundert prophetischen Tagen oder buchstäblichen Jahren sich weit über den des Alten Bundes hinaus erstreckte und sich somit nicht auf das Heiligtum jenes Bundes beziehen konnte. Miller teilte die allgemeine Ansicht, daß im christlichen Zeitalter die Erde das Heiligtum sei, und nahm deshalb an, daß die Reinigung des Heiligtums, wovon in Daniel 8,14 gesprochen wird, die Reinigung der Erde durch Feuer bei der Wiederkunft Christi darstelle. Wenn also der richtige Ausgangspunkt für die zweitausenddreihundert Tage gefunden werden könnte, wäre man auch leicht in der Lage, meinte er, die Zeit der Wiederkunft Christi festzustellen. Auf diese Weise würde die Zeit jener großen Vollendung offenbar werden, die Zeit, da der gegenwärtige Zustand mit "all seinem Stolz und seiner Macht, seinem Gepränge und seiner Eitelkeit, seiner Gottlosigkeit und Unterdrückung ein Ende hat"; da der Fluch "von der Erde hinweggenommen, der Tod vernichtet, die Knechte Gottes, die Propheten, die Heiligen und alle, die seinen Namen fürchten, belohnt, und diejenigen, die die Erde verderben, vernichtet werden".

Mit neuem und größerem Ernst setzte Miller die Prüfung der Weissagungen fort und widmete Tag und Nacht dem Studium der Dinge, die ihm so überragend wichtig zu sein schienen und denen sein ganzes Interesse galt. In Daniel 8 konnte er keinen Anhalt für den Ausgangspunkt der zweitausenddreihundert Tage finden. Obgleich der Engel Gabriel beauftragt war, Daniel das Gesicht zu erklären, gab er ihm nur eine teilweise Auslegung. Als der Prophet die schreckliche Verfolgung schaute, die über die Gemeinde kommen sollte, schwanden seine Kräfte. Er konnte es nicht mehr ertragen, und der Engel verließ ihn einstweilen. Daniel "ward schwach und lag etliche Tage krank ... Und [ich] verwunderte mich des Gesichts", sagt er, "und niemand war, der mir's auslegte".

Doch Gott hatte seinem Boten befohlen: "Lege diesem das Gesicht aus, damit er es verstehe!" Dieser Auftrag mußte erfüllt werden, und deshalb kehrte der Engel später zu Daniel zurück und sagte: "Jetzt bin ich ausgegangen, dich zu unterrichten ... So merke nun darauf, daß du das Gesicht verstehest." In dem in Kap. 8 berichteten Gesicht war eine wichtige Frage nicht erklärt worden: der Zeitraum der zweitausenddreihundert Tage. Deshalb verweilte der Engel, nachdem er die Erläuterung des Gesichtes wieder aufgenommen hatte, hauptsächlich bei diesem Thema.

"Siebzig Wochen sind bestimmt über dein Volk und über deine heilige Stadt ... So wisse nun und merke: Von der Zeit an, da ausgeht der Befehl, daß Jerusalem soll wiederum gebaut werden, bis auf den Gesalbten, den Fürsten, sind sieben Wochen und zweiundsechzig Wochen, so werden die Gassen und Mauern wieder gebaut werden, wiewohl in kümmerlicher Zeit. Und nach den zweiundsechzig Wochen wird der Gesalbte ausgerottet werden und nicht mehr sein ... Er wird aber vielen den Bund stärken eine Woche lang. Und mitten in der Woche wird das Opfer und Speisopfer aufhören".

Der Engel war mit der besonderen Absicht zu Daniel gesandt worden, ihm zu erklären, was er in dem Gesicht in Kap. 8 nicht verstanden hatte, nämlich die Zeitbestimmung: "Bis zweitausenddreihundert Abende und Morgen um sind, dann wird das Heiligtum wieder geweiht werden". Nachdem der Engel Daniel aufgefordert hatte: "So merke nun darauf, daß du das Gesicht verstehest", sagte er weiter: "Siebzig Wochen sind bestimmt über dein Volk und über deine heilige Stadt".

Das hier mit "bestimmt" übersetzte Wort heißt wörtlich "abgeschnitten". Der Engel erklärte, daß siebzig Wochen, also vierhundertneunzig Jahre, als besonders den Juden gehörig abgeschnitten seien. Wovon aber waren sie abgeschnitten? Da die zweitausenddreihundert Tage die einzige in Kap. 8 erwähnte Zeitspanne sind, so müssen die siebzig Wochen von diesem Zeitraum abgeschnitten worden sein, also zu den zweitausenddreihundert Tagen gehören, und zwar müssen diese beiden Abschnitte denselben Ausgangspunkt haben. Der Beginn der siebzig Wochen sollte nach der Erklärung des Engels mit dem Ausgang des Befehls zum Wiederaufbau Jerusalems zusammenfallen. Ließe sich das Datum dieses Befehls finden, so wäre auch der Ausgangspunkt der großen Periode von zweitausenddreihundert Tagen festgestellt.

Im Buch Esra steht dieser Befehl verzeichnet. Er wurde in seiner vollständigen Form von Artaxerxes, dem König von Persien, im Jahre 457 v. Chr. erlassen. In Esra 6,14 heißt es jedoch, daß das Haus des Herrn zu Jerusalem gebaut worden sei "nach dem Befehl des Kores [Cyrus], Darius und Arthahsastha [Artaxerxes], der Könige in Persien". Diese drei Könige verfaßten, bestätigten und vervollständigten den Erlaß, der dann die für die Weissagung notwendige Vollkommenheit hatte, um den Ausgangspunkt der zweitausenddreihundert Tage zu bezeichnen. Man nahm das Jahr 457 v. Chr., in dem der Erlaß vollendet wurde, als die Zeit an, da der Befehl ausging, und es zeigte sich, daß jede Einzelheit der Weissagung hinsichtlich der siebzig Wochen erfüllt war.

"Von der Zeit an, da ausgeht der Befehl, daß Jerusalem soll wiederum gebaut werden, bis auf den Gesalbten, den Fürsten, sind sieben Wochen; und zweiundsechzig Wochen" -- also neunundsechzig Wochen oder vierhundertdreiundachtzig Jahre. Der Erlaß des Artaxerxes trat im Herbst des Jahres 457 v. Chr. in Kraft. Von diesem Zeitpunkt an gerechnet erstreckten sich die vierhundertdreiundachtzig Jahre bis in den Herbst des Jahres 27 n. Chr. Zu jener Zeit ging die Weissagung in Erfüllung. Im Herbst des Jahres 27 n. Chr. wurde Christus von Johannes getauft und empfing die Salbung des Heiligen Geistes. Der Apostel Petrus legte Zeugnis ab, daß "Gott diesen Jesus von Nazareth gesalbt hat mit dem heiligen Geist und Kraft". Und der Heiland selbst erklärte: "Der Geist des Herrn ist bei mir, darum daß er mich gesalbt hat; er hat mich gesandt, zu verkündigen das Evangelium den Armen". Nach seiner Taufe im Jordan durch Johannes den Täufer "kam Jesus nach Galiläa und predigte das Evangelium vom Reich Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt".

"Er wird aber vielen den Bund stärken eine Woche lang". Die hier erwähnte Woche ist die letzte der siebzig; es sind die letzten sieben Jahre der den Juden besonders zugemessenen Zeitspanne. Während dieser Zeit, die sich von 27 bis 34 n. Chr. erstreckte, verkündigte Jesus ganz besonders den Juden das Evangelium, erst persönlich, dann durch seine Jünger. Als die Apostel mit der frohen Botschaft vom Reiche Gottes hinausgingen, lautete die Anweisung des Heilandes: "Gehet nicht auf der Heiden Straße und ziehet nicht in der Samariter Städte, sondern gehet hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel".

"Mitten in der Woche wird das Opfer und Speisopfer aufhören". Im Jahre 31 n. Chr., dreieinhalb Jahre nach seiner Taufe, wurde der Herr gekreuzigt. Mit diesem großen, auf Golgatha dargebrachten Opfer hörten die Opferordnungen auf, die vier Jahrtausende lang in die Zukunft, auf das Lamm Gottes, gewiesen hatten. Der Schatten war im Wesen aufgegangen, und alle Opfer und Gaben des Zeremonialgesetzes hatten ihre Erfüllung gefunden.

Die besonders für die Juden bestimmten siebzig Wochen oder vierhundertneunzig Jahre liefen, wie wir gesehen haben, im Jahre 34 n. Chr. ab. Zu jener Zeit besiegelte das jüdische Volk durch den Beschluß des Hohen Rates die Verwerfung des Evangeliums, indem es Stephanus steinigte und die Nachfolger Christi verfolgte. Dann wurde der Welt die Heilsbotschaft verkündigt, die hinfort nicht länger auf das auserwählte Volk beschränkt blieb. Die Jünger, durch Verfolgungen gezwungen, Jerusalem zu verlassen, "gingen um und predigten das Wort. Philippus aber kam hinab in eine Stadt in Samarien und predigte ihnen von Christo". Petrus, von Gott geleitet, erläuterte dem Hauptmann von Cäsarea, dem gottesfürchtigen Kornelius, das Evangelium, und der für den Glauben an Jesus gewonnene eifrige Paulus wurde beauftragt, die frohe Botschaft "ferne unter die Heiden" zu tragen.

Soweit ist jede Angabe der Weissagung auffallend erfüllt und der Anfang der siebzig Wochen steht ohne irgendwelchen Zweifel mit 457 v. Chr., ihr Ende mit 34 n. Chr. fest. Durch diese Angaben ist es nicht schwer, das Ende der zweitausenddreihundert Tage zu ermitteln. Da die siebzig Wochen oder vierhundertneunzig Tage von den zweitausenddreihundert abgeschnitten sind, bleiben noch achtzehnhundertzehn Tage übrig. Nach Ablauf der vierhundertneunzig Tage hatten sich noch die achtzehnhundertzehn Tage zu erfüllen. Vom Jahre 34 n. Chr. reichen weitere achtzehnhundertzehn Jahre bis 1844. Folglich enden die zweitausenddreihundert Tage von Daniel 8,14 im Jahre 1844. Nach dem Ablauf dieser großen prophetischen Zeitspanne sollte nach dem Zeugnis des Engels Gottes "das Heiligtum wieder geweiht (gereinigt) werden". Somit war die Zeit der [Weihe oder] Reinigung des Heiligtums, die, wie man nahezu allgemein glaubte, zur Zeit der Wiederkunft stattfinden sollte, genau und bestimmt angegeben.

Miller und seine Mitarbeiter glaubten anfangs, die zweitausenddreihundert Tage würden im Frühjahr 1844 ablaufen, wohingegen die Weissagung auf den Herbst jenes Jahres verweist. Dieses Mißverständnis brachte denen, die das frühere Datum als die Zeit der Wiederkunft des Herrn angenommen hatten, Enttäuschung und Unruhe. Aber dies beeinträchtigte durchaus nicht die Kraft der Beweisführung, daß die zweitausenddreihundert Tage im Jahre 1844 zu Ende gingen und daß das große, als Reinigung des Heiligtums bezeichnete Ereignis dann stattfinden mußte.

Als Miller begann, die Heilige Schrift zu studieren, um zu beweisen, daß sie eine Offenbarung Gottes ist, hatte er nicht die geringste Ahnung, daß er zu dem Schluß kommen würde, zu dem er dann gelangt ist. Er konnte die Ergebnisse seiner Forschungen selbst kaum glauben; aber der schriftgemäße Beweis war zu klar und zu stark, als daß er ihn hätte unbeachtet lassen können.

Er hatte zwei Jahre auf das Studium der Bibel verwandt, als er im Jahre 1818 zu der ernsten Überzeugung kam, daß Christus in ungefähr fünfundzwanzig Jahren zur Erlösung seines Volkes erscheinen würde.

Die Enttäuschung und danach

In glühender Erwartung lebten die Adventgläubigen auf den Tag hin, an dem sie die Wiederkunft ihres Herrn erwarteten. Für sie deutete die Prophezeiung Daniels auf den Herbst 1844 hin. Doch sollten diese hingebungsvollen Gläubigen eine schwere Enttäuschung erleben. Wie die Jünger Jesu die genaue Art und Weise, wie sich die Weissagungen auf die erste Ankunft Jesu erfüllen sollten, nicht verstanden und deshalb schwer enttäuscht wurden, so wurden die Adventisten 1844 enttäuscht, weil sich die Prophezeiungen bezüglich der erwarteten Wiederkunft Christi nicht so entwickelten, wie sie gedacht hatten. Über diese Erfahrung schreibt Ellen White in diesem Buch: "Jesus kam nicht auf die Erde, wie es die wartende frohe Schar dachte, um durch die Reinigung der Erde durch Feuer das Heiligtum zu reinigen. Ich sah, daß ihre Berechnung der prophetischen Zeiträume richtig war: die prophetische Zeit ging 1844 zu Ende. Jesus betrat das Allerheiligste, um das Heiligtum am Ende der Tage zu reinigen. Ihr Irrtum bestand darin, daß sie nicht verstanden, was das Heiligtum und seine Reinigung war." Seite 229 und 230

Nahezu unmittelbar nach der Enttäuschung vom 22. Oktober 1844 fielen viele Gläubige und Prediger, die sich mit der Adventbotschaft verbunden hatten, vom Glauben ab. Etliche hatten sich nur aus Angst der Bewegung angeschlossen, und als die Zeit der Erwartung vorüberging, gaben sie ihre Hoffnung auf und verschwanden. Andere verfielen in Fanatismus. Etwa die Hälfte der Adventgläubigen hielt weiterhin am Vertrauen fest, daß Christus bald in den Wolken des Himmels erscheinen würde. Die Erfahrung, daß sie in der Welt dem Spott und der Lächerlichkeit preisgegeben waren, war für sie ein Hinweis darauf, daß für die Welt die Zeit der Gnade vorüber war. Diese Leute glaubten fest daran, daß die Wiederkunft des Herrn sehr nahe war. Aber als aus den Tagen Wochen wurden und der Herr immer noch nicht erschienen war, entwickelten sich verschiedene Meinungen darüber, und diese Gruppe zerspaltete sich. Die Mehrheit nahm den Standpunkt ein, daß die Weissagung nicht 1844 erfüllt wurde und daß es deshalb einen Fehler in der Berechnung der prophe-tischen Zeiträume gegeben haben müsse. Sie begannen darum, ihre Aufmerksamkeit einem besonderen zukünftigen Datum für die Wiederkunft zuzuwenden. Doch es gab auch andere, die kleine Gruppe, die Vorläufer der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Sie waren sich so sicher, daß der Geist Gottes in der großen Adventerweckung am Wirken gewesen war, daß sie glaubten, dem Geist der Gnade zu trotzen, wenn sie leugneten, daß die Bewegung das Werk des Herrn gewesen war. Das, so waren sie überzeugt, konnten sie nicht tun.

Ellen Harmon empfängt eine Vision

Diese Schar der Gläubigen fand ihre Erfahrung und das Werk, das sie tun sollten, in den letzten Versen von Offenbarung 10 dargestellt. Die Wiederkunftserwartung sollte wiederbelebt werden. Gott hatte sie geführt. Er führte sie immer noch. In ihrer Mitte gab es eine junge Frau, Ellen Harmon, die im Dezember 1844, kaum zwei Monate nach der Enttäuschung, eine prophetische Offenbarung von Gott empfing. In dieser Vision malte ihr der Herr die Reise des Adventvolkes zum neuen Jerusalem vor Augen. Diese Vision erklärte zwar nicht den Grund für die Enttäuschung (diese Erklärung entdeckte man durch das Studium der Bibel), doch sie gab ihnen die Zusicherung, daß Gott sie führte und auch auf ihrem Weg zur himmlischen Stadt weiterführen würde.

Am Anfang dieses symbolischen Pfades, der der jugendlichen Ellen offenbart wurde, war ein helles Licht. Der Engel identifizierte es als den Mitternachtsruf. Unter diesem Ausdruck verstand man den Höhepunkt der Predigt von der unmittelbar bevorstehenden Wiederkunft, wie sie im Sommer und Herbst 1844 verkündigt wurde. In dieser Vision sah sie Christus, wie er das Volk zur Stadt Gottes führte. Die in der Vision stattfinden- den Gespräche zeigten an, daß die Reise länger dauern würde, als die Adventgläubigen erwartet hatten. Darum verloren manche Jesus aus den Augen und fielen vom Pfad herunter. Jene aber, die ihre Augen auf Jesus und auf die Stadt gerichtet hielten, erreichten ihr Ziel sicher. Das ist der Inhalt des Kapitels "Mein erstes Gesicht" auf den Seiten 12-22.

Zwei Gruppen von Adventisten

Zuerst bestand diese Gruppe, die in immer weiter fortschreitendem Licht voranging, aus nur wenigen Gläubigen. Um 1846 zählten sie etwa 50.

Die größere Gruppe, die sich vom Vertrauen in die Erfüllung der Weissagung im Jahr 1844 abwandte, zählte ungefähr 30 000.

Ihre Führer kamen 1845 vom 29. April bis zum 1. Mai zu einer Konferenz in Albany, New York, zusammen. Hier gingen sie aufs neue ihre Standpunkte gründlich durch. In den Konferenzbeschlüssen warnten sie vor jenen, die sich auf "besondere Erleuchtung" beriefen, "jüdische Fabeln" lehrten oder "neue Prüfsteine des Glaubens" aufrichteten Advent Herald, 14. Mai 1845. Auf diese Weise schlossen sie dem Licht über den Sabbat und den Geist der Weissagung die Tür zu. Sie glaubten nun, daß die Weissagung 1844 nicht in Erfüllung gegangen sei, und einige setzten neue Zeitpunkte für das Ende der 2300 Tage in der Zukunft fest. Verschiedene Zeitpunkte wurden festgesetzt, doch einer nach dem anderen verging. Diese Leute, die durch das gemeinsame Band der Adventhoffnung zusammengehalten wurden, schlossen sich zuerst in mehreren ziemlich lose organisierten Gruppen zusammen, die sich in gewissen Lehren beträchtlich voneinander unterschieden. Einige dieser Gruppen verschwanden bald. Die Gruppe, die überlebte, wurde die Advent Christian Church. In diesem Buch werden sie als "Ersten-Tags-Adventisten" oder "Namensadventisten" bezeichnet.

Das Licht über das Heiligtum

Wir müssen uns nun wieder denen zuwenden, die eisern an ihrem Glauben festhielten, daß die Weissagung sich am 22. Oktober 1844 erfüllt hatte, und die mit offenem Geist und offenem Herzen voranschritten und den Sabbat und das Heiligtum in dem Maße als Wahrheit annahmen, wie das Licht vom Himmel ihren Weg erleuchtete. Diese Leute lebten nicht alle an einem Ort, sondern es waren Einzelpersonen oder sehr kleine Gruppen, hier und da verstreut im Norden und Osten der Vereinigten Staaten.

Hiram Edson, einer dieser Leute, lebte im Staat New York in Port Gibson. Er war der Führer der Adventgläubigen in diesem Gebiet. Sie trafen sich am 22. Oktober 1844 in seinem Heim, um das Kommen des Herrn zu erwarten. Ruhig und geduldig warteten sie auf das große Ereignis. Doch als es Mitternacht schlug und ihnen klar wurde, daß der Tag der Erwartung vorüber war, wurde offensichtlich, daß Jesus nicht so bald kommen würde, wie sie gedacht hatten. Es war eine Zeit bitterer Enttäuschung. In den frühen Morgenstunden gingen Hiram Edson und einige andere hinaus zu seiner Scheune, um zu beten. Als sie beteten, wurden sie gewiß, daß Licht kommen würde.

Etwas später, als Edson mit seinem Freund durch ein Maisfeld ging, um andere Adventisten zu besuchen, schien es, als ob eine Hand seine Schulter berührte. Er schaute auf und sah -- wie in einer Vision -- die Himmel geöffnet und Christus im himmlischen Heiligtum, wie er das Allerheiligste betrat, um dort ein Werk des Dienstes für sein Volk in Angriff zu nehmen, anstatt aus dem Allerheiligsten herauszukommen und diese Welt mit Feuer zu reinigen, wie sie gedacht hatten. Durch sorgfältiges Bibelstudium von Hiram Edson, F. B. Hahn, einem Arzt, und O. R. L. Crozier, einem Lehrer, wurde bald offenbar, daß das Heiligtum, das am Ende der 2300 Jahre gereinigt wird, nicht die Erde, sondern der Tempel im Himmel war, und daß Christus für uns im Allerheiligsten wirkt. Dieser Mittlerdienst Christi entsprach der Verkündigung der "Zeit des Gerichtes Gottes" in der ersten Engelsbotschaft. Offenbarung 14,6.7.

O. R. L. Crozier, der Lehrer, schrieb die Ergebnisse dieser Studiengruppe auf. Sie wurden zuerst in einem Lokalblatt, dann in ausführlicherer Form in der adventistischen Zeitschrift "Day-Star" in Cincinnati, Ohio, veröffentlicht. Die Sondernummer vom 7. Februar 1846 war gänzlich dieser Bibelstudie über die Frage des Heiligtums gewidmet.

Wahrheiten werden durch Visionen bestätigt

Während diese Studie im Gang war und bevor ihr Ergebnis veröffentlicht wurde, empfing Ellen Harmon weit im Osten, im Staat Maine, im Februar 1845 eine Vision, in der ihr gezeigt wurde, wie sich der Dienst Christi am Ende der 2300 Tage vom Heiligen in das Allerheiligste verlagerte. Diese Vision wird in "Frühe Schriften" auf den Seiten 45-46 beschrieben.

Von einer anderen Vision, die kurz danach gegeben wurde, sagt Ellen White im April 1847: "Der Herr hat mir in der Vision vor mehr als einem Jahr gezeigt, daß Bruder Crozier in bezug auf die Reinigung des Heiligtums etc. das wahre Licht hatte und daß es Gottes Wille war, daß Bruder Crozier diese Ansicht darüber, die er uns in ‚Day-Star Extra' vom 7. Februar 1846 mitgeteilt hat, aufschreiben sollte. Ich fühle mich durch den Herrn vollkommen ermächtigt, diese Extraausgabe jedem Heiligen zu empfehlen." ("A Word to the Little Flock", Seite 12.) Auf diese Weise wurde das Ergebnis des Bibelstudiums durch die Visionen der Botin Gottes bestätigt.

In den darauffolgenden Jahren schrieb Ellen White etliches über die Heiligtumswahrheit und ihre Bedeutung für uns, darüber gibt es im Buch "Frühe Schriften" viele Hinweise. Man beachte besonders das Kapitel (auf Seite 237) mit dem Titel "Das Heiligtum". Das Verständnis des Dienstes Jesu im himmlischen Heiligtum erwies sich als der Schlüssel, der das Geheimnis der großen Enttäuschung verstehen ließ. Unsere Pioniere sahen klar, daß die Weissagung, die die Zeit des Gerichtes Gottes als gekommen verkündigt, ihre Erfüllung in den Ereignissen hatte, die 1844 stattfanden. Sie verstanden aber auch, daß es noch ein Werk des Dienstes gab, das im Allerheiligsten des himmlischen Heiligtums abgeschlossen werden müßte, bevor Jesus wiederkommen konnte.

Die Botschaft des ersten und des zweiten Engels war in der Verkündigung der Adventbotschaft den Menschen gegeben worden, und nun sollte die dritte Engelsbotschaft verkündigt werden. Mit dieser Botschaft begann der Siebente-Tags-Sabbat an Bedeutung zu gewinnen.

Die Anfänge der Sabbatfeier

Wenn wir die Geschichte der Anfänge der Sabbatfeier unter den frühen Adventisten zurückverfolgen, gelangen wir in eine kleine Kirche in Washington, im Herzen New Hampshires, dem Staate, der im Osten an Maine grenzt und dessen Westgrenze etwa 90 km vom Staat New York entfernt verläuft. Hier hörten die Mitglieder einer unabhängigen christlichen Gemeinde 1843 die Adventbotschaft und nahmen sie an. Es war eine Gruppe von ernsthaften Gläubigen. In ihrer Mitte tauchte eines Tages eine Siebenten-Tags-Baptistin mit Namen Rachel Oakes auf. Sie verteilte Traktate, die von der Verbindlichkeit des 4. Gebotes sprachen. Einige sahen 1844 diese biblische Wahrheit ein und nahmen sie an. Einer von ihnen, William Farnsworth, stand eines Sonntagmorgens während des Gottesdienstes auf und erklärte, daß er die Absicht habe, von nun an den Sabbat des 4. Gebotes Gottes zu halten. Ein Dutzend anderer schlossensich ihm an und erklärten, daß sie alle Gebote Gottes halten wollten. Sie waren die ersten Siebenten-Tags-Adventisten.

Der Prediger, der diese Gruppe betreute, war Frederick Wheeler. Er nahm auch bald den Sabbat an und war der erste sabbathaltende adventistische Prediger. Ein anderer der adventistischen Prediger war T. M. Preble. Er lebte im selben Staat, nahm auch die Sabbatwahrheit an und veröffentlichte im Februar 1845 einen Artikel in der adventistischen Zeitschrift Hope of Israel. In diesem Artikel zeigte er die Verbindlichkeit des 4. Gebotes auf. Joseph Bates, ein prominenter adventisti-scher Prediger, der in Fairhaven, Massachusetts, wohnte, las den Artikel von Preble und nahm den Siebenten-Tags-Sabbat an. Kurz danach reiste Prediger Bates nach Washington, New Hampshire, um mit den sabbathaltenden Adventisten dort diese neugefundene Wahrheit zu studieren. Als er nach Hause zurückkehrte, war er von der Sabbatwahrheit völlig überzeugt. Nach einiger Zeit entschloß sich Bates, ein Traktat zu ver-öffentlichen, in dem die Verbindlichkeit des 4. Gebotes aufgezeigt wurde. Seine 48-Seiten-Broschüre über den Sabbat wurde im August 1846 veröffentlicht. Ein Exemplar gelangte in die Hände von James und Ellen White, etwa zur Zeit ihrer Heirat im späten August. Aufgrund der biblischen Begründung in diesem Traktat akzeptierten auch sie den Sabbat und begannen, ihn zu halten. Ellen White schrieb später darüber: "Im Herbst 1846 begannen wir, den biblischen Sabbat zu halten, ihn zu lehren und zu verteidigen." Testimonies for the Church I, 75.

Die Bedeutung des Sabbats

James und Ellen White nahmen ihren Standpunkt zugunsten des Sabbats allein aufgrund des Schriftbeweises ein, den sie im Bates-Traktat vorfanden. Am ersten Sabbat, im April 1847, sieben Monate nachdem sie begonnen hatten, den Siebenten-Tag-Sabbat zu halten und zu lehren, gab der Herr Ellen White eine Vision in Topsham, Maine, in der die Bedeutung des Sabbats betont wurde. Sie sah die Tafeln des Gesetzes in der Bundeslade im himmlischen Heiligtum: Das 4. Gebot war von einem Lichtschein umgeben. Die Vision wird auf den Seiten 23-26 beschrieben. So wurde der Standpunkt, den sie schon vorher aufgrund ihres Studiums des Wortes Gottes eingenommen hatten, bestätigt. Die Vision half den Gläubigen auch, ihr Konzept vom Sabbat zu erweitern. In dieser Offenbarung wurde Ellen White das Ende der Zeit vorgeführt, und sie sah, daß der Sabbat dann der große Prüfstein der Wahrheit sein würde, an dem die Menschen ihre Entscheidung treffen würden, ob sie nun Gott oder einer abgefallenen Macht dienen wollten. Als sie 1874 auf diese Erfahrung zurückblickte, schrieb sie:

"Ich glaubte in bezug auf die Frage des Sabbats der Wahrheit, ehe ich in einer Vision irgend etwas hinsichtlich des Sabbats gesehen hatte. Es dauerte Monate, nachdem ich begonnen hatte, den Sabbat zu halten, bis mir seine Bedeutung und sein Platz in der dritten Engelsbotschaft gezeigt wurde." E. G. White, Brief 2, 1874.

Die wichtigen Sabbatkonferenzen

Die wenigen sabbathaltenden Prediger, die gemeinsam mit einer Anzahl Mitgläubiger diese neugefundenen Wahrheiten lehrten, kamen durch die Vorsehung Gottes 1848 in fünf Sabbatkonferenzen zusammen. Unter Fasten und Gebet studierten sie das Wort Gottes. Br. Bates, der Apostel der Sabbatwahrheit, übernahm die Führungsposition in der Darstellung der Verbindlichkeit des Sabbats. Hiram Edson und seine Mitbrüder, die auf einigen der Konferenzen anwesend waren, waren sehr überzeugend in ihrer Darstellung des Lichtes über das Heiligtum. James White, der sorgfältig die Weissagungen studiert hatte, konzentrierte sich vor allem auf Ereignisse, die stattfinden mußten, bevor Jesus wiederkäme. Auf diesen Treffen wurden die wichtigsten Lehren, die die Siebenten-Tags-Adventisten heute glauben, zusammengetragen. Im Rückblick auf diese Erfahrung schrieb Ellen White:

"Viele von unseren Geschwistern erkennen nicht, wie solide das Fundament unseres Glaubens angelegt worden ist. Mein Mann, Bruder Joseph Bates, Vater Pierce1, Bruder (Hiram) Edson und andere, die mutig, edel und aufrichtig waren, gehörten zu denen, die nach der Zeit von 1844 nach der Wahrheit wie nach einem Schatz suchten. Ich war mit ihnen zusammen. Wir lernten und beteten ernstlich. Oft blieben wir bis spät in der Nacht zusammen und manchmal auch die ganze Nacht. Wir beteten um Licht und studierten das Wort Gottes. Immer wieder kamen diese Brüder zusammen, um die Bibel zu studieren, damit sie das rechte Verständnis fänden und das Wort mit Kraft verkündigen konnten. Wenn sie bei ihren Betrachtungen zu dem Punkt kamen, wo sie sagten: ‚Wir können jetzt nichts mehr tun', dann gab mir der Herr ein Gesicht, und mir wurde eine deutliche Erklärung der Schriftabschnitte gegeben, mit denen wir uns befaßt hatten. Mir wurde auch gezeigt, wie wir erfolgreich arbeiten und lehren sollten. Auf diese Weise wurde uns Licht gegeben, das uns half, die Heilige Schrift in bezug auf Christus, seine Mission und seinen Priesterdienst zu verstehen. Eine Reihe von Wahrheiten wurden mir verständlich gemacht, die von der damaligen Zeit bis hin zu dem Augenblick reichten, wo wir die Stadt Gottes betreten werden. Diese Unterweisungen, die mir der Herr gegeben hatte, gab ich an andere weiter.

Während dieser ganzen Zeit konnte ich die Gedankengänge der Brüder nicht verstehen. Mein Verstand war blockiert, und ich konnte die Bedeutung der Schriftstellen, die wir studierten, nicht begreifen. Dies war eine der größten Sorgen meines Lebens. In dieser Geistesverfassung blieb ich, bis uns alle Grundsatzfragen unseres Glaubens in Übereinstimmung mit dem Worte Gottes verständlich gemacht worden waren. Die Brüder wußten, daß ich diese Dinge nicht verstehen konnte, wenn ich kein Gesicht hatte, und sie nahmen die gegebenen Offenbarungen direkt als Licht vom Himmel an." Selected Messages I, 207.

Auf diese Weise wurde durch treues Studium des Wortes Gottes die Grundlage der Lehren der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten gelegt. Wenn die Pioniere nicht mehr weiterwußten, wurde Ellen White Licht gegeben, das die Schwierigkeiten der Brüder erklären half und einen Weg eröffnete, daß das Studium fortgesetzt werden konnte. In den Visionen anerkannte Gott auch richtige Schlußfolgerungen. Auf diese Weise wirkte die prophetische Gabe als Korrektor des Irrtums einerseits und als Bestätiger der Wahrheit andererseits. Siehe Gospel Workers 302.

Die Pioniere beginnen zu drucken

Es war kurz nach der fünften Sabbatkonferenz von 1848. Im Heim von Otis Nichols in Dorchester bei Boston, Massachusetts, studierten und beteten die Brüder in bezug auf ihre Verantwortung, das Licht weiterzugeben, das der Herr auf ihren Weg fallen ließ. Als sie studierten, wurde Ellen White in einer Vision gezeigt, daß die Brüder die Pflicht hätten, dieses Licht zu veröffentlichen. Sie erzählt darüber in ihrem Buch "Life Sketches":

"Als die Vision vorüber war, sagte ich zu meinem Mann: ‚Ich habe eine Botschaft für dich. Du mußt anfangen, eine kleine Zeitschrift zu drucken und sie an die Leute zu versenden. Zuerst soll sie klein sein, doch wenn die Leute sie lesen, werden sie dir Geld schicken, mit dem du drucken kannst, und es wird von Anfang an ein Erfolg sein. Aus diesem geringen Anfang, so wurde mir gezeigt, würden sich Ströme des Lichts über die ganze Welt ergießen.'" Seite 125.

Das war ein Aufruf zur Tat. Was konnte James White tun? Er hatte nur wenig von den Gütern dieser Welt. Doch die Vision war ein göttlicher Befehl, und er fühlte sich geradezu verpflichtet, im Glauben voranzugehen. So machte er sich mit seiner 75-Cent-Bibel und einer Konkordanz, deren Einband völlig zerschlissen war, an die Arbeit. Er schrieb Artikel über die Sabbatwahrheit und andere verwandte Themen, die in einer kleinen Zeitschrift gedruckt werden sollten. All das brauchte Zeit. Doch schließlich kam er mit seinem Material zu einem Drucker in Middletown, Connecticut, der gewillt war, ihm zu vertrauen und ohne Anzahlung den Druck zu übernehmen. Die Typen wurden gesetzt, die Probeabzüge wurden gelesen und tausend Exemplare der Zeitschrift wurden gedruckt. James White brachte sie aus der Druckerwerkstatt von Middletown in das Heim der Familie Belden, in dem er und Ellen vorläufig Unterkunft gefunden hatten. Die Zeitschrift war 8 Seiten stark und etwa 15 x 28 cm groß. Der Titel war "The Present TRut" -- "Die gegenwärtige Wahrheit". Sie trug das Datum Juli 1849. Der kleine Papierstapel wurde auf den Boden gelegt. Dann knieten die Brüder und Schwestern nieder, und mit Tränen in ihren Augen flehten sie Gott an, diese kleine Zeitschrift zu segnen, wenn sie nun versendet würde. Schließlich wurden die Zeitschriften gefaltet, verpackt und adressier. James White fuhr sie dann zum etwa 12 km entfernten Postamt in Middletown. So begann das Verlagswerk der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten.

Auf diese Weise wurden vier Nummern versendet. Jedesmal wurde darüber gebetet, bevor sie zur Post gebracht wurden. Bald kamen Briefe, in denen Leute erzählten, wie sie begonnen hatten, den Sabbat zu halten, weil sie diese Zeitschriften gelesen hatten. Einige dieser Briefe enthielten Geld, und James White war im September in der Lage, dem Drucker in Middletown die 64,50 $ zu bezahlen, die die vier Ausgaben kosteten.

Der Anfang des Review and Herald

Als James und Ellen White von Ort zu Ort reisten, hier und dort einige Monate blieben, konnten sie einige Nummern der Zeitschrift herausgeben. Die elfte und letzte Nummer wurde in Paris, Maine, im November 1850 herausgebracht. Ellen White schrieb auch einige Artikel für "The Present TRut". Die meisten findet man im ersten Teil von "Frühe Schriften" siehe Seite 26-44.

Ebenfalls im November wurde in Paris, Maine, eine Konferenz abgehalten, und die Brüder beschäftigten sich mit der immer mehr zunehmenden Verlagsarbeit. Sie entschieden sich, die Zeitschrift zu vergrößern und veränderten ihren Namen auf "The Second Advent Review and Sabbath Herald" -- "Rückblick auf die zweite Adventbewegung und Verkündiger des Sabbats". Einige Monate wurde sie in Paris, Maine, herausgegeben, dann in Saratoga Springs, New York. Bis zum heutigen Tag ist diese Zeitschrift das Gemeindeblatt der Siebenten-Tags-Adventisten.

Die Verlagsarbeit nimmt zu

Während sie in Saratoga Springs lebten, bereitete James White im August 1851 den Druck von Ellen Whites erstem Buch vor: "A Sketch of the Christian Experience and Views of Ellen G. White". Heute bildet dieses Buch den ersten Teil von "Frühe Schriften", auf den Seiten 9-74. Mit seinen 63 Seiten war es nur ein Broschüre.

Im Frühling 1852 zogen die Whites nach Rochester in New York um und bauten dort ein Büro auf, in dem sie selbst drucken konnten. Die Brüder reagierten auf den Aufruf, für den Kauf einer Druckerpresse Geld zu geben, und so wurden 600 $ aufgebracht, um die notwendige Ausrüstung zu kaufen. Wie glücklich waren unsere frühen Gläubigen, als unsere Zeitschriften auf einer Druckerpresse gedruckt werden konnten, die ebenso den Sabbat hielt wie sie. In Rochester lebten sie etwas mehr als drei Jahre und veröffentlichten unsere Botschaft. Zusätzlich zum Review and Herald und dem Youth's Instructor, den James White 1852 begonnen hatte, druckten sie auch von Zeit zu Zeit Traktate. Ellen Whites zweite Broschüre "Supplement to the Christian Experience and Views of Ellen G. White" wurde in Rochester im Jänner 1854 veröffentlicht. Heute haben wir den Text in "Frühe Schriften" auf den Seiten 75-118.

Battle Creek wird zum Verlagszentrum

Im November 1855 zogen James White, seine Frau und ihre Helfer nach Battle Creek, Michigan, um. Die Presse und die anderen Teile der Druckerausrüstung wurden in einem Gebäude aufgestellt, das von einigen sabbathaltenden Adventisten errichtet worden war, die auch das Geld bereitgestellt hatten, damit die eigene Druckerei betrieben werden konnte. Als das Werk sich in dieser kleinen Stadt entwickelte, wurde Battle Creek zum natürlichen Zentrum der Siebenten-Tags-Adventisten. Die Verlagsarbeit bereitete James aber große Schwierigkeiten.

Wenn wir den Hintergrund von "Frühe Schriften" studieren, sollten wir festhalten, daß die frühen sabbathaltenden Adventisten zuerst nur ihre eigenen frühen Brüder in der großen Adventerweckung mit der Sabbatwahrheit erreichen wollten, also jene, die mit ihnen gemeinsam die erste und zweite Engelsbotschaft verkündet hatten. So arbeiteten sie etwa sieben Jahre nach 1844 hauptsächlich für Adventisten, die zur dritten Engelsbotschaft noch keinen Standpunkt eingenommen hatten. Wer mit den Umständen vertraut ist, kann dies verstehen.

Die "geschlossene Tür" und die "offene Tür"

Während der Zeit der besonderen Anstrengungen, die zur Verkündigung der Adventbotschaft im Sommer 1844 gemacht wurden, hatten die Führer der Bewegung im Gleichnis von den 10 Jungfrauen in Matthäus 25 ihre eigene Erfahrung wiederentdeckt. Es hatte eine "Zeit der Verzögerung" gegeben, auf die der Ruf folgte: "Siehe, der Bräutigam kommt, gehet aus, ihm entgegen". Dies wurde gewöhnlich als "der Mitternachtsruf" bezeichnet. In ihrer ersten Vision wurde Ellen White der Mitternachtsruf als ein helles Licht gezeigt, das hinter den Adventisten am Anfang des Weges leuchtete. Im Gleichnis nun lasen sie, daß jene, die bereit waren, mit dem Bräutigam hineingingen zur Hochzeit, "und die Tür wurde verschlossen". Siehe Matthäus 25,10. Daraus zogen sie die Schlußfolgerung, daß am 22. Oktober 1844 die Tür der Gnade für die Menschen, die die Botschaft, die so weit verbreitet worden war, nicht angenommen hatten, geschlossen war. Einige Jahre später schrieb Ellen White darüber:

"Nachdem die Zeit, da der Heiland erwartet wurde, verstrichen war, glaubten sie noch immer, daß sein Kommen nahe sei." Sie glaubten, daß sie einen entscheidenden Augenblick erreicht hätten und das Werk Christi als Mittler des Menschen vor Gott zu Ende sei. Sie meinten, die Bibel lehre, daß die Prüfungszeit des Menschen kurz vor der wirklichen Ankunft des Herrn in den Wolken des Himmels zu Ende ginge. Dies glaubten sie aus jenen Schriftstellen herauszulesen, die auf eine Zeit hinweisen, in der die Menschen die Tür der Gnade suchen, anklopfen und rufen, ihnen aber nicht geöffnet wird. Sie fragten sich nun, ob die Zeit, zu der sie die Wiederkunft Christi erwartet hatten, nicht vielmehr den Anfang dieses Zeitabschnittes bezeichnete, der seinem Kommen unmittelbar vorausgehen sollte. Da sie die Warnungsbotschaft von dem nahen Gericht verkündigt hatten, meinten sie, daß ihre Arbeit für die Welt getan sei. Sie verloren ihre Verantwortung für die Errettung von Sündern aus den Augen, und der kühne und gotteslästerliche Spott der Gottlosen schien ihnen ein weiterer Beweis dafür zu sein, daß sich der Geist Gottes von den Verwerfern seiner Gnade zurückgezogen hatte. All dies bestärkte sie in der Überzeugung, daß die Gnadenzeit beendet oder, wie sie sich damals ausdrückten, daß "die Tür der Gnade verschlossen sei."

Dann fährt Ellen White fort zu zeigen, wie diese Frage immer besser verstanden wurde: "Aber mit der Untersuchung der Heiligtumsfrage kam helleres Licht. Sie sahen jetzt, daß sie recht hatten zu glauben, das Ende der zweitausenddreihundert Jahre im Jahr 1844 bezeichne einen entscheidenden Zeitpunkt. Wenn es auch wahr ist, daß die Tür der Hoffnung und Gnade, durch welche die Menschen achtzehnhundert Jahre lang Zugang zu Gott gefunden hatten, geschlossen war, so wurde doch eine andere Tür geöffnet und den Menschen durch die Vermittlung Christi im himmlischen Allerheiligsten die Vergebung der Sünden angeboten. Ein Teil seines Dienstes war beendet, um einem anderen Platz zu machen. Noch immer stand eine Tür zum himmlischen Heiligtum offen, wo Christus um der Sünder willen diente.

Nun wußte man jene Worte Christi in der Offenbarung anzuwenden, die gerade an die Gemeinde zu dieser Zeit gerichtet sind: ‚Das sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der da hat den Schlüssel Davids, der auftut, und niemand schließt zu, der zuschließt, und niemand tut auf: Ich weiß deine Werke. Siehe, ich habe vor dir gegeben eine offene Tür, und niemand kann sie zuschließen.'

Alle, die Christus durch den Glauben in dem großen Erlösungswerk folgen, empfangen die Segnungen seiner Vermittlung, während jene, die das Licht über seinen Dienst verwerfen, keinen Nutzen davon haben."

Die zwei Wege aus der Verwirrung

Ellen White spricht dann von den zwei Gruppen von Adventgläubigen, wie sie jeweils mit der Erfahrung der Enttäuschung vom 22. Oktober 1844 fertiggeworden sind: "Als 1844 die erwartete Zeit verstrich, folgte eine Zeit großer Prüfung für alle, die den Adventglauben noch immer bewahrten. Ihre einzige Hilfe war das Licht, das ihre Aufmerksamkeit auf das Heiligtum droben richtete. Manche sagten sich von ihrem Glauben an die frühere Berechnung der prophetischen Ketten los und schrieben den gewaltigen Einfluß des Heiligen Geistes, der die Adventbewegung geleitet hatte, menschlichen oder satanischen Kräften zu. Andere hielten daran fest, daß der Herr sie in ihrer vergangenen Erfahrung geführt habe; und da sie warteten, wachten und beteten, um den Willen des Herrn zu erfahren, sahen sie, daß ihr großer Hoherpriester einen anderen Dienst angetreten hatte. Ihm gläubig folgend, verstanden sie auch das abschließende Werk der Gemeinde. Die erste und zweite Engelsbotschaft wurde ihnen klarer, und sie waren vorbereitet, die feierliche Warnung des dritten Engels aus Offb.14 zu empfangen und der Welt zu verkünden."

In diesem Buch wird auf den Seiten 32-35 mehrmals die "offene Tür" und die "geschlossene Tür" erwähnt. Dies kann man nur vor dem Hintergrund der Erfahrung unserer frühen Glaubensväter richtig verstehen.

Nicht lange nach der Enttäuschung erkannten die Pioniere, daß zwar einige Menschen durch die entschiedene Verwerfung des Lichtes die Tür ihrer Errettung zugeschlagen hatten, daß es aber auch sehr viele Menschen gab, die die Botschaft noch nicht gehört und darum auch nicht zurückgewiesen hatten. Diese konnten aus der Rettungsbotschaft immer noch Nutzen ziehen. Spätestens in den frühen 1850er Jahren hatte man diese Punkte klar erkannt. Gleichzeitig ergaben sich auch Wege zur Verkündigung der drei Engelsbotschaften. Die Vorurteile der Menschen gingen zurück. Ellen White schrieb im Rückblick auf die Erfahrung nach der Enttäuschung:

"Es war damals fast unmöglich, zu den Ungläubigen Zugang zu finden. Die Enttäuschung von 1844 hatte das Denken vieler verwirrt, und sie hörten einer Erklärung der ganzen Sache gar nicht zu." The Review and Herald, 20. November 1883.

1851 jedoch konnte James White berichten: "Nun ist die Tür fast überall offen, und man kann die Wahrheit verkündigen. Viele sind nun vorbereitet, die Veröffentlichungen zu lesen, die früher keinerlei Interesse erregt haben." The Review and Herald, 19. August 1851.

Der Ruf nach Organisation der Gemeinde

Mit diesen neuen Möglichkeiten aber und einer größeren Anzahl von Menschen, die die Botschaft annahmen, kamen auch einige mißtönige Elemente herein. Hätte man diese nicht unter Kontrolle gebracht, hätte das Werk großen Schaden leiden können. Doch können wir auch hier wiederum die Vorsehung Gottes in der Führung seines Volkes erkennen. Am 24. Dezember 1850 erhält Ellen White eine Vision, aus der sie uns folgendes erzählt:

"Ich sah, wie groß und heilig Gott war. Der Engel sagte: ‚Wandelt sorgfältig vor ihm, denn er ist hoch und sehr erhaben, der Abglanz seiner Herrlichkeit erfüllt den ganzen Tempel.' Ich sah, daß im Himmel vollkommene Ordnung herrschte. Der Engel sagte: ‚Schaut doch, Christus ist das Haupt, haltet Ordnung, haltet Ordnung! Alles soll einen Sinn haben.' Der Engel sagte: ‚Seht doch und erkennt, wie vollkommen und schön die Ordnung im Himmel ist, und handelt ebenso.'" Ellen White Manuskript 11, 1850.

Es brauchte einige Zeit, um die Gläubigen allgemein dahin zu führen, der Notwendigkeit und dem Wert der "Ordnung gemäß dem Evangelium" mehr Wertschätzung entgegenzubringen. Ihre vergangenen Erfahrungen in den protestantischen Kirchen, aus denen sie ausgeschlossen worden waren, machten sie sehr vorsichtig. Nur dort, wo die praktische Not sehr offensichtlich war, hielt die Angst vor Formalismus die Gläubigen von der Organisation der Gemeinde zurück. Erst ein Jahrzehnt nach der Vision von 1850 kam es endlich zu ausgereifteren Organisationsplänen. Ein Faktor von zweifellos höchster Wichtigkeit, für den Erfolg der Anstrengungen, war ein zu diesem Thema geschriebenes Kapitel mit dem Titel "Ordnung in der Gemeinde", veröffentlicht in "Supplement to the Christian Experience and Views of Ellen G. White". In diesem Buch erscheint dieses Kapitel auf den Seiten 87-95.

1860 wurde in Zusammenhang mit der Organisierung des Verlagswerkes ein Name ausgesucht. Manche hielten "Kirche Gottes" für geeignet. Doch im allgemeinen herrschte die Einstellung vor, daß der Name die Unterscheidungslehren der Kirche enthalten sollte. So nahmen sie "Siebenten-Tags-Adventisten" als ihren Namen an. Im darauffolgenden Jahr organisierten sich einige Gruppen von Gläubigen in Gemeinden, und die Gemeinden von Michigan formten eine Vereinigung. Bald gab es mehrere Vereinigungen. Im Mai 1863 wurde die Generalkonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten organisiert. Dies geschah bereits 5 Jahre nach der Zeit von "Frühe Schriften".

Die Große-Kampf-Vision

Wir haben bereits den Umzug des Verlagswerkes von Rochester, New York, nach Battle Creek, Michigan, im November 1855 erwähnt. Die Whites schufen sich ein Heim in Battle Creek, und nachdem das Werk dort etabliert war, konnten sie ihre Reisen in die Gemeinden fortsetzen. Während einer Besuchsreise in den Staat Ohio im Februar und März 1858 wurde Ellen White im öffentlichen Schulgebäude von Lovett's Grove die bedeutende Große-Kampf-Vision gegeben. Über diese Vision, die 2 Stunden dauerte, wird in "Life Sketches" auf den Seiten 161-162 berichtet. Im September 1858 erschien dann "Spiritual Gifts, Volume 1: The Great Controversy Between Christ and His Angels and Satan and His Angels" (Geistliche Gaben, Band 1: Der Große Kampf zwischen Christus und seinen Engeln und Satan und seinen Engeln). Dieses kleine Buch von 219 Seiten (im Original) stellt den dritten und letzten Teil von "Frühe Schriften" dar.

Den kleinen Veröffentlichungen der ersten 15 Jahre im Wirken Ellen Whites folgten viele größere Bücher über viele Themen, die denen, die die Gebote Gottes halten und den Glauben Jesu Christi haben, sehr wertvoll sind. Trotzdem werden die frühesten Schriften dem Herzen aller Siebenten-Tags-Adventisten immer besonders teuer sein. Trustees of the Ellen G. White Estate, Washington, D. C., März 1963.