------------------------Erfahrungen und Gesichte sowie Geistliche Gaben EG 3 1 Vorwort EG 9 1 Erfahrungen und Gesichte EG 11 3 Kapitel 1 -- Mein erstes Gesicht EG 23 1 Kapitel 2 -- Weitere Gesichte EG 26 1 Kapitel 3 -- Die Versiegelung EG 29 2 Kapitel 4 -- Gottes Liebe für sein Volk EG 31 1 Kapitel 5 -- Das Bewegen der Kräfte des Himmels EG 32 2 Kapitel 6 -- Die offene und die geschlossene Tür EG 36 1 Kapitel 7 -- Die Prüfung unseres Glaubens EG 39 1 Kapitel 8 -- An die kleine Herde EG 42 2 Kapitel 9 -- Die letzten Plagen und das Gericht EG 45 1 Kapitel 10 -- Das Ende der 2300 Tage EG 46 2 Kapitel 11 -- Pflichten in bezug auf die Zeit der Trübsal EG 49 2 Kapitel 12 -- Geheimnisvolles Klopfen EG 51 3 Kapitel 13 -- Die Boten EG 55 1 Kapitel 14 -- Das Mahlzeichen des Tieres EG 59 1 Kapitel 15 -- Blinde Blindenleiter EG 60 2 Kapitel 16 -- Vorbereitung auf das Ende EG 63 1 Kapitel 17 -- Gebet und Glauben EG 65 1 Kapitel 18 -- Die Sammelzeit EG 67 1 Kapitel 19 -- Eine Warnung gegen Untreue EG 70 1 Kapitel 20 -- Schw. Whites Träume EG 73 1 Kapitel 21 -- Br. Millers Traum EG 76 1 Kapitel 22 -- Erläuternde Bemerkungen EG 89 1 Kapitel 23 -- Gemeindeordnung EG 97 1 Kapitel 24 -- Schwierigkeiten in der Gemeinde EG 100 1 Kapitel 25 -- Die Hoffnung der Gemeinde EG 103 2 Kapitel 26 -- Vorbereitung auf die Wiederkunft Christi EG 107 2 Kapitel 27 -- Treue in der Erfahrungstunde EG 111 2 Kapitel 28 -- An die Unerfahrenen EG 114 2 Kapitel 29 -- Selbstverleugnung EG 115 1 Kapitel 30 -- Unehrerbietigkeit EG 116 1 Kapitel 31 -- Falsche Hirten EG 118 2 Kapitel 32 -- Gottes Gabe für den Menschen EG 121 1 Geistliche Gaben EG 134 1 Kapitel 1 -- Der Fall Satans EG 136 1 Kapitel 2 -- Der Fall des Menschen EG 139 2 Kapitel 3 -- Der Erlösungsplan EG 142 2 Kapitel 4 -- Das erste Kommen Christi EG 148 1 Kapitel 5 -- Das Predigtamt Christi EG 151 3 Kapitel 6 -- Die Verklärung Christi EG 154 2 Kapitel 7 -- Der Verrat Christi EG 158 2 Kapitel 8 -- Das Verhör Jesu EG 165 1 Kapitel 9 -- Die Kreuzigung Jesu EG 171 2 Kapitel 10 -- Die Auferstehung Christi EG 180 2 Kapitel 11 -- Die Himmelfahrt Christi EG 182 1 Kapitel 12 -- Die Jünger Jesu EG 187 2 Kapitel 13 -- Der Tod des Stephanus EG 190 1 Kapitel 14 -- Die Bekehrung des Saulus EG 192 1 Kapitel 15 -- Die Juden beschließen, Paulus zu töten EG 196 1 Kapitel 16 -- Paulus besucht Jerusalem EG 200 1 Kapitel 17 -- Der große Abfall EG 203 2 Kapitel 18 -- Das Geheimnis der Bosheit EG 208 1 Kapitel 19 -- Tod, kein ewiges Leben in Qual EG 212 2 Kapitel 20 -- Die Reformation EG 216 2 Kapitel 21 -- Die Vereinigung der Gemeinde mit der Welt EG 220 1 Kapitel 22 -- Wilhelm Miller EG 223 2 Kapitel 23 -- Die erste Engelsbotschaft EG 228 3 Kapitel 24 -- Die zweite Engelsbotschaft EG 231 2 Kapitel 25 -- Darstellung der Adventbewegung EG 237 1 Kapitel 26 -- Eine andere Darstellung EG 242 1 Kapitel 27 -- Das Heiligtum EG 246 1 Kapitel 28 -- Die dritte Engelsbotschaft EG 250 3 Kapitel 29 -- Ein fester Standort EG 254 1 Kapitel 30 -- Spiritismus EG 259 1 Kapitel 31 -- Habsucht EG 262 1 Kapitel 32 -- Das Sichten EG 266 1 Kapitel 33 -- Die Sünden Babylons EG 270 1 Kapitel 34 -- Der laute Ruf EG 272 2 Kapitel 35 -- Der Schluß der dritten Engelsbotschaft EG 275 2 Kapitel 36 -- Die Zeit der Trübsal EG 278 2 Kapitel 37 -- Befreiung der Heiligen EG 281 2 Kapitel 38 -- Der Lohn der Gerechten EG 283 1 Kapitel 39 -- Die verödete Erde EG 285 1 Kapitel 40 -- Die zweite Auferstehung EG 288 1 Kapitel 41 -- Der andere Tod ------------------------Vorwort Vorrede zur englischen Ausgabe der "Erfahrungen und Gesichte sowie Geistliche Gaben" EG 3 1 Diese Sammlung der ersten Schriften der Frau E. G. White besteht aus zwei kleinen Werken: "Erfahrungen und Gesichte," welches zum ersten Male 1851 veröffentlicht wurde, und "Geistliche Gaben," die 1858 veröffentlicht wurden EG 3 2 Der zweiten Auflage von "Erfahrungen und Gesichte," wurden zwei sehr interessante Träume hinzugefügt, die in dem ursprünglichen Werke wohl erwähnt, aber nicht beschrieben wurden. Es sind auch Fußnoten hinzugefügt worden, um Daten und Erklärungen zu geben. EG 3 3 Außer diesem sind keine Veränderungen an dem ursprünglichen Werke vorgenommen worden, ausgenommen, daß gelegentlich ein neues Wort benutzt, oder der Satzbau etwas verändert wurde, um den Gedanken besser auszudrücken. Der Gedankengang oder Sinn des ursprünglichen Werkes ist nicht verändert worden, und die Wortänderungen sind unter den Augen der Schreiberin und mit ihrer vollen Zustimmung gemacht worden. EG 3 4 "Geistliche Gaben" bieten eine kurze, aber lebhafte Beschreibung des großen Kampfes zwischen Christo und Satan, beginnend mit dem Aufruhr im Himmel, darnach wird geschildert die Versuchung und der Fall des Menschen, der Erlösungsplan, das Leben und der Tod Jesu, die folgenden Erfahrungen der Christen und die schließliche Aufrichtung des Reiches Christi. EG 3 5 Die umfassende Beschreibung der in diesem Buche behandelten interessanten Gegenstände wird in vielen Lesern den Wunsch erwecken, sie mehr in den Einzelheiten kennen zu lernen. Dies kann geschehen durch "Patriarchen und Propheten" in welchem der Kampf zwischen Gut und Böse geschildert wird, wie er in dem Leben heiliger Männer vor alters zu sehen ist, und durch das Werk "Der große Kampf zwischen Christo und Satan" während des christlichen Zeitalters. Der Herausgeber. Vorrede zur ersten englischen Ausgabe von "Erfahrungen und Gesichte" EG 4 1 Wir sind uns wohl bewußt, daß viele, die ehrlich nach Wahrheit und biblischer Heilung suchen, Vorurteil gegen Gesichte haben. Zwei große Ursachen haben dieses Vorurteil hervorgerufen. Erstens hat es beinahe überall Schwärmerei in Begleitung von falschen Gesichten und Andachtsübungen gegeben. Dies hat viele Aufrichtige veranlaßt, irgend etwas dieser Art zu bezweifeln. Zweitens ist die Vorführung des Mesmerismus und des "geheimnisvollen Klopfens" vollständig darauf berechnet, zu verführen und Unglauben hinsichtlich der Gaben und Wirksamkeit des Geistes Gottes zu erregen. EG 4 2 Aber Gott ist unveränderlich. Sein durch Mose in der Gegenwart des Pharao verrichtetes Werk war vollkommen; trotzdem wurde Jannes und Jambres erlaubt, durch die Macht Satans Wunder zu verrichten, die den durch Mose vollbrachten Wundern ähnelten. Diese Nachahmung zeigte sich auch in den Tagen der Apostel; doch bekundete sich die Gabe des Geistes in den Nachfolgern Christi. Es ist nicht Gottes Absicht, sein Volk in diesem Zeitalter beinahe unbegrenzter Verführung ohne die Gabe und Bekundung seines Geistes zu lassen. Durch eine Fälschung wird beabsichtigt, etwas wirklich Bestehendes nachzuahmen. Daher ist die gegenwärtige Bekundung des Irrgeistes ein Beweis, daß Gott sich seinen Kindern durch die Kraft des Heiligen Geistes offenbart, und daß er im Begriff ist, sein Wort in glorreicher Weise zu erfüllen. "Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, ich will ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Ältesten sollen Träume haben." Apostelgeschichte 2,17; Joel 3,1. EG 5 1 Den Mesmerismus (Spiritismus) haben wir stets als gefährlich betrachtet, und darum haben wir nichts mit ihm zu tun gehabt. Wir sahen sogar noch nicht einmal eine Person, die sich im magnetischen Schlaf befand, und aus Erfahrung wissen wir von dieser Kunst nichts. EG 5 2 Wir senden dieses kleine Werk mit der Hoffnung hinaus, daß es die Heiligen tröste. Saratoga Springs, N.Y., August 1851, James White. ------------------------Erfahrungen und Gesichte EG 9 1 Auf die Bitte lieber Freunde hin habe ich mich entschlossen, einen kurzen Abriß meiner Erfahrungen und Gesichte zu geben, in der Hoffnung, daß es die demütigen Kinder Gottes trösten und stärken wird: EG 9 2 Im Alter von 11 Jahren wurde ich erweckt, und als ich 12 Jahre alt war, wurde ich getauft und ein Glied der Methodistenkirche. In meinem dreizehnten Jahre hörte ich die zweite Reihe von Vorträgen, die Br. Müller in Portland, Maine, hielt. Ich fühlte, daß ich nicht heilig und bereit sei, Jesus zu begegnen. Als die Einladung an Gemeindeglieder und Sünder erging, nach vorne zu kommen, um für sich beten zu lassen, ergriff ich die erste Gelegenheit, denn ich wußte, daß ein großes Werk für mich getan werden müßte, um mich für den Himmel bereit zu machen. Meine Seele dürstete nach vollkommener Heilung, ich wußte aber nicht, wie ich sie erlangen könne. EG 9 3 Im Jahre 1842 wohnte ich beständig den Versammlungen über die Wiederkunft Christi in Portland, Maine, bei und glaubte fest, daß der Herr bald komme. Ich hungerte und dürstete nach wahrer Heiligung und einer vollständigen Übereinstimmung mit dem Willen Gottes. Tag und Nacht rang ich, um diesen kostbaren Schatz zu erlangen, den alle Reichtümer nicht erkaufen können. Als ich im Gebet vor Gott gebeugt lag und um diesen Segen bat, trat die Pflicht vor mich, in einer öffentlichen Gebetsversammlung zu beten. Ich hatte noch niemals laut in einer Versammlung gebetet und schrak vor der Pflicht zurück, denn ich fürchtete, verwirrt zu werden, wenn ich versuchen würde, zu beten. Immer, wenn ich in stillem Gebet vor den Herrn kam, trat diese unerfüllte Pflicht vor mich, bis ich im Beten nachließ und einem Zustand von Mutlosigkeit und schließlich tiefer Hoffnungslosigkeit sank. EG 10 1 In diesem Gemütszustand verblieb ich drei Wochen lang, ohne einen Lichtstrahl, der die dicken Wolken um mich herum zerteilt hätte. Dann hatte ich zwei Träume, welche mir etwas Licht und Hoffnung gaben, worauf ich mich meiner Mutter anvertraute. Sie sagte mir, daß ich nicht verloren sei, und riet mir, zu Bruder Stockman zu gehen, welcher den Adventgläubigen in Portland predigte. Ich hatte großes Vertrauen zu ihm, denn er war ein demütiger und geliebter Jünger Christi. Seine Worte ermutigten mich und ließen mich wieder hoffen. Ich kehrte nach Hause zurück, beugte mich wieder vor dem Herrn und versprach, daß ich alles tun und leiden wolle, wenn ich nur das Wohlgefallen Jesu wieder habe. Die selbe Pflicht trat wieder vor mich. An diesem Abend war eine Gebetsversammlung, der ich beiwohnte, und als die anderen zum Gebet niederknieten, beugte ich mich zitternd mit ihnen, und nachdem zwei oder drei gebetet hatten, öffnete ich meinen Mund im Gebet, ehe ich es selbst wollte. Die Verheißungen Gottes erschienen mir gleich vielen köstlichen Perlen, welche auf das einfache Bitten hin zu erlangen waren. Als ich betete, verließ mich die Last und Qual meiner Seele, die ich so lange erduldet hatte, und der Segen des Herrn kam gleich einem milden Tau über mich. Ich gab dem Herrn die Ehre dafür, aber ich verlangte noch mehr. Ich konnte nicht zufrieden sein, bis ich die Fülle Gottes hatte. Unaussprechliche Liebe zu Jesus erfüllte meine Seele. Woge nach Woge der Herrlichkeit rollten über mich, bis mich meine körperliche Kraft verließ. Alles, außer Jesus und seiner Herrlichkeit versank vor mir, und ich wußte nichts von dem, was um mich herum vorging. EG 10 2 In diesem Zustand verblieb ich längere Zeit, und als ich wieder auf meine Umgebung achtete, schien mir alles verändert. Alles sah neu und herrlich aus, als wenn es Gott lobe und preise. Dann war ich willig, Jesum allenthalben zu bekennen. Sechs Monate lang verdunkelte keine Wolke mein Gemüt, und meine Seele trank täglich reiche Züge der Seligkeit. Ich dachte, daß diejenigen, die Jesum liebten, auch sein Kommen lieben müßten, und deshalb ging ich zur Klassenversammlung und erzählte dort, was Jesus für mich getan habe, und welche Fülle der Freude mir durch den Glauben an das baldige Kommen des Herrn zuteil geworden sei. Der Klassenleiter unterbrach mich mit den Worten: "Durch den Methodismus," aber ich konnte dem Methodismus nicht die Ehre geben, da es Christus und die Hoffnung auf sein baldiges Kommen war, was mich frei gemacht hatte. EG 11 1 Unsere ganze Familie glaubte an das Kommen des Herrn und legte Zeugnis von dieser herrlichen Lehre ab; sieben von uns wurden deshalb gleichzeitig aus der Methodistenkirche ausgeschlossen. In dieser Zeit wurden uns die Worte des Propheten köstlich: "Eure Brüder, die euch hassen und sondern euch ab um meines Namens willen, sprechen: ‚Lasset sehen, wie herrlich der Herr sei, lasset ihn erscheinen zu eurer Freude,' die sollen zu Schanden werden." Jesaja 66,5. EG 11 2 Von dieser Zeit an bis zum Dezember 1844 waren meine Freuden, Arbeiten und Enttäuschungen gleich denen meiner lieben Adventsfreunde. Zu der Zeit besuchte ich eine unserer Schwestern, und des Morgens beugten wir uns an dem Familienaltar. Es war keine besondere Gelegenheit, und wir waren nur fünf Schwestern. Während des Gebetes kam die Kraft Gottes über mich wie nie zuvor, und ich wurde in einem Gesicht zu der Herrlichkeit Gottes entrückt. Ich schien immer höher von der Erde zu steigen und sah einiges von der Reise der Adventisten nach der heiligen Stadt was im folgenden noch näher erzählt wird. ------------------------Kapitel 1: Mein erstes Gesicht EG 11 3 Da Gott mir die Reise der Adventisten nach der heiligen Stadt gezeigt hat und den reichen Lohn, den diejenigen erhalten, die auf die Rückkehr ihres Herrn von der Hochzeit warten, wird es wohl meine Pflicht sein, einen kurzen Abriß von dem zu geben, was Gott mir geoffenbart hat. Die lieben Heiligen haben viele Schwierigkeiten zu überwinden. Aber "unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schaffet eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, daß ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig." Ich habe versucht, einen guten Bericht und einige Weintrauben von dem himmlischen Kanaan mitzubringen, wofür manche mich steinigen wollten, wie auch die Kinder Israel Kaleb und Josua für ihren Bericht steinigen wollten. 4.Mose 14,10. Aber ich versichere euch meine Geschwister in dem Herrn, es ist ein gutes Land, und wir sind wohl imstande hineinzugehen und es zu besitzen. EG 12 1 Während wir am Familienaltar beteten, kam der Heilige Geist über mich, und ich schien immer höher zu steigen, weit über die dunkle Welt. Ich sah mich um nach den Adventisten auf der Erde, konnte sie aber nicht finden; da sagte eine Stimme zu mir: "Siehe noch einmal zu, aber schaue ein wenig höher." Jetzt erhob ich meine Augen und sah einen geraden, schmalen Pfad, der hoch über der Welt aufgeworfen war. Auf diesem pilgerten die Adventisten nach der heiligen Stadt, die am anderen Ende des Pfades lag. Hinter ihnen, am Anfang des Weges, war ein helles Licht, welches der "Mitternachtsruf" war, wie mir ein Engel sagte. Es schien den ganzen Pfad entlang und war ein Licht für ihre Füße, damit sie nicht straucheln möchten. Jesus selbst ging seinem Volk voran, sie zu leiten, und so lange sie ihre Augen auf ihn gerichtet hielten, waren sie sicher. Aber bald wurden manche von ihnen schwach und sagten, die Stadt sei so weit entfernt und sie hätten erwartet, eher hinzukommen. Jesus ermutigte sie aber, indem er seinen rechten Arm erhob, von dem ein herrliches Licht ausging, das sich über die Adventisten ergoß, und sie riefen: "Halleluja!" Andere verachteten unbesonnen das Licht hinter ihnen und sagten, daß es nicht Gott gewesen sei, der sie so weit hinausgeführt habe. Hinter solchen ging das Licht aus und ließ ihre Füße in vollständiger Finsternis; sie strauchelten, verloren Jesum aus den Augen und fielen von dem Pfade herab in die dunkle böse Welt unter ihnen. Bald hörten wir die Stimme Gottes gleich vielen Wassern, welche uns Tag und Stunde von Jesu Kommen mitteilte. Die lebenden Heiligen, 144.000 an der Zahl verstanden die Stimme, während die Gottlosen sie für Donner und Erdbeben hielten. Als Gott die Zeit verkündete goß er den Heiligen Geist auf uns aus, unsere Angesichter begannen zu leuchten, und die Herrlichkeit Gottes spiegelte sich darauf, gleich wie bei Mose, als er vom Berge Sinai herabkam. EG 13 1 Die 144.000 waren alle versiegelt und vollkommen vereinigt. An ihren Stirnen war geschrieben: Gott, neues Jerusalem und ein herrlicher Stern, welcher Jesu neuen Namen enthielt. Über unseren glücklichen, heiligen Zustand wurden die Gottlosen zornig, sie wollten ungestüm über uns herfallen und die Hände an uns legen, um uns in das Gefängnis zu werfen; wenn wir aber unsere Hände im Namen des Herrn ausstreckten, fielen sie hilflos zu Boden. Dann wußte des Satans Schule, daß Gott uns liebte -- die wir einer des anderen Füße waschen und Brüder mit dem heiligen Kuß grüßen konnten -- und sie beteten an zu unseren Füßen. Bald wurden unsere Augen nach Osten gerichtet, wo eine kleine dunkle Wolke erschien, kaum halb so groß wie eines Mannes Hand; wir alle wußten, daß dies das Zeichen des Menschensohnes sei. Wir schauten alle in tiefem Schweigen nach der Wolke, wie sie näher kam und immer heller, strahlender und herrlicher wurde, bis sie eine große, weiße Wolke war. Der Grund erschien wie Feuer; über der Wolke war ein Regenbogen und sie war umgeben mit zehntausend Engel, die mit lieblicher Stimme sangen; auf ihr saß des Menschen Sohn. Sein Haar war weiß und lockig und hing über seine Schultern, und über seinem Haupte waren viele Kronen; seine Füße waren gleich Feuer; in seiner rechten Hand hatte er eine scharfe Sichel, in der linken eine silberne Posaune. Seine Augen waren gleich Feuerflammen, die seine Kinder ganz und gar durchdrangen. Da wurden alle Angesichter bleich, und diejenigen, die Gott verworfen hatten, umfing Dunkelheit. Dann riefen wir alle: "Wer kann bestehen? Ist mein Kleid fleckenlos?" Dann hörten die Engel auf zu singen, und eine Zeitlang herrschte eine schreckliche Stille, als Jesus rief: "Die reine Herzen und Hände haben, werden bestehen; meine Gnade ist hinreichend für euch." Da leuchteten unsere Angesichter auf, und Freude erfüllte jedes Herz. Die Engel sangen wieder im höheren Chor, während die Wolke der Erde noch näher kam. Als Jesus, in Feuerflammen gehüllt, mit der Wolke herabkam, ertönte seine silberne Posaune. Er schaute auf die Gräber der schlafenden Heiligen, dann erhob er seine Augen und Hände gen Himmel und rief: "Erwachet! Erwachet! Erwachet! die ihr schlafet in der Erde, und steht auf!" Hierauf geschah ein mächtiges Erdbeben, die Gräber öffneten sich und die Toten kamen heraus, bekleidet mit Unsterblichkeit. Als die 144.000 ihre Freunde erkannten, die der Tod von ihnen genommen hatte, riefen sie: "Halleluja!" und in demselben Augenblick waren wir verwandelt und wurden samt ihnen aufgenommen, dem Herrn entgegen in der Luft. EG 14 1 Wir alle wurden von der Wolke umhüllt und wurden sieben Tage aufwärts getragen zu dem gläsernen Meer, wo Jesus die Kronen brachte und sie mit eigener Hand auf unsere Häupter setzte. Er gab uns goldene Harfen und Siegespalmen. Die 144.000 standen in einem Viereck an dem gläsernen Meer. Manche von ihnen hatten sehr herrliche Kronen, andere nicht so herrlich. Manche Kronen erschienen mit Sternen beladen, während andere nur einige hatten, aber alle waren vollkommen zufrieden mit ihren Kronen. Sie waren alle von den Schultern bis zu den Füßen mit einem glänzenden, weißen Mantel bekleidet. Engel umgaben uns, als wir über das gläserne Meer nach dem Tore der Stadt gingen. Jesus erhob seinen mächtigen, herrlichen Arm, ergriff das Perlentor, schwang es in den glänzenden Angeln zurück und sagte zu uns: "Ihr habt eure Kleider in meinem Blut gewaschen, habt festgestanden für meine Wahrheit, tretet ein!" Wir traten alle ein und fühlten, daß wir ein Recht in der Stadt hatten. Hier sahen wir den Baum des Lebens und den Thron Gottes. Von dem Throne ging ein klarer Wasserstrom aus, und auf beiden Seiten des Stromes stand der Baum des Lebens. An jeder Seite des Stromes war ein Stamm des Baumes, beide von reinem, scheinendem Golde. EG 15 1 Zuerst dachte ich, ich sähe zwei Bäume, ich schaute dann nochmals hin und sah, daß sie an der Spitze in einem Baum vereinigt waren. So steht der Baum des Lebens an jeder Seite des Stromes des Lebens. Seine Zweige neigen sich nach der Stelle, wo wir standen; die Früchte waren herrlich, sie sahen aus wie Gold, gemischt mit Silber. Wir alle gingen unter den Baum und setzten uns nieder, um die Herrlichkeit des Platzes zu schauen, als die Brüder Fitch und Stockman, die das Evangelium vom Reiche gepredigt hatten, und die Gott vorher in das Grab gelegt hatte, um sie zu erretten, zu uns kamen und fragten, was wir erlebt hätten, während sie schliefen. Wir versuchten, unsere größten Schwierigkeiten zu erzählen, aber sie sahen im Vergleich zu der uns umgebenden Herrlichkeit so klein aus, daß wir nicht darüber sprechen konnten, und wir riefen nur alle: "Halleluja, der Himmel ist leicht genug zu erlangen!" Wir rührten unsere goldenen Harfen, daß die Gewölbe des Himmels klangen. EG 15 2 Mit Jesus an unserer Spitze stiegen wir dann alle von der Stadt zu der Erde herab auf einen großen und hohen Berg, welcher den Herrn nicht tragen konnte und sich von einander teilte, so daß eine große Ebene entstand. Dann schauten wir auf und sahen die große Stadt mit zwölf Gründen und zwölf Toren, drei an jeder Seite und einen Engel an jedem Tor. Wir alle riefen aus: "Die Stadt, die große Stadt, sie ist gekommen, sie ist herabgekommen von Gott aus dem Himmel," und sie kam und ließ sich nieder auf dem Platz, wo wir standen. Dann betrachteten wir von außen die herrlichen Dinge in der Stadt. Ich sah dort herrliche Häuser, die wie Silber aussahen, gestützt von vier, mit Perlen besetzten Säulen, wundervoll anzusehen. Es waren die Wohnungen der Heiligen; in jeder befand sich ein goldenes Gesims. Ich sah einige von den Heiligen in die Häuser gehen, ihre Kronen abnehmen und sie auf das Gesims legen; dann gingen sie auf das Feld bei den Häusern und fingen dort an zu arbeiten, nicht wie wir auf der Erde arbeiten müssen, nein, nein! Ein herrliches Licht schien über den Häuptern aller, und beständig lobten und priesen sie Gott. EG 16 1 Dann sah ich ein anderes Feld mit allen Arten von Blumen, und als ich sie pflückte, rief ich aus: "Sie werden nimmer verwelken." Wieder sah ich ein Feld mit schlankem Gras, herrlich anzusehen; es war frisch grün, und als es stolz zur Ehre des Königs Jesus wogte, hatte es einen Schein wie Silber und Gold. Dann betraten wir ein Feld, wo alle Arten von Tieren waren, der Löwe, das Lamm, der Leopard, der Wolf, alle zusammen in vollkommener Einigkeit. Wir gingen mitten durch sie hin, und sie folgten uns friedlich nach. Alsdann gingen wir in einen Wald, nicht wie die dunklen Wälder, die wir hier haben, nein, nein, sondern hell und alles voller Glanz. Die Zweige der Bäume bewegten sich auf und ab, und wir riefen alle aus: "Wir werden sicher wohnen in der Wildnis und schlafen in den Wäldern." Wir gingen durch die Wälder, denn wir befanden uns auf dem Wege zu dem Berge Zion. EG 16 2 Als wir weitergingen, trafen wir eine Gruppe, die auch die Herrlichkeit des Ortes betrachtete. Ich bemerkte einen roten Saum an ihren Gewändern; ihre Kronen strahlten; ihre Kleider waren rein weiß. Als wir sie grüßten, fragte ich Jesum, wer sie seien. Er sagte, daß es Märtyrer seien, die für ihn ihr Leben gelassen hätten. Bei ihnen befand sich eine unzählbare Schar Kinder, die ebenfalls einen roten Saum an ihren Kleidern hatten. Der Berg Zion lag jetzt gerade vor uns, und auf dem Berge war ein herrlicher Tempel; um ihn herum waren sieben andere Berge, auf denen Rosen und Lilien wuchsen. Und ich sah die Kleinen emporklimmen, oder wenn sie wollten, ihre kleinen Flügel gebrauchen und zu den Spitzen der Berge fliegen, wo sie die nie welkenden Blumen pflückten. Um den Tempel herum waren alle Arten von Bäumen, um den Platz zu verschönern. Buchsbäume, Fichten, Tannen, Ölbäume, Myrthen und Granatäpfel; die Feigenbäume neigten sich von der Last der zahlreichen Feigen -- dies machte den Platz überaus herrlich. Als wir im Begriff waren, den Tempel zu betreten, erhob Jesus seine liebliche Stimme: "Nur die 144.000 betreten diesen Ort," und wir riefen: "Halleluja!" EG 17 1 Dieser Tempel wurde von sieben Pfeilern gestützt, alle von scheinendem Golde, mit köstlichen Perlen geschmückt. Ich kann die herrlichen Dinge, die ich dort sah, nicht beschreiben. Oh, daß ich in der Sprache Kanaans reden könnte, dann könnte ich ein wenig von der Herrlichkeit der besseren Welt erzählen! Ich sah dort steinerne Tische, in welche die Namen der 144.000 in goldenen Lettern eingraviert waren. Nachdem wir die Herrlichkeit des Tempels betrachtet hatten, traten wir heraus, und Jesus verließ uns und ging nach der Stadt. Bald hörten wir Seine holde Stimme wieder, die sagte: "Kommt, mein Volk, ihr seid gekommen aus großer Trübsal, habt meinen Willen getan, habt für mich gelitten, kommt zum Abendmahl, und ich will mich gürten und euch dienen." Wir riefen wieder: "Halleluja, Herrlichkeit!" und traten in die Stadt ein. Dort sah ich einen Tisch von reinem Silber, viele Meilen lang, aber unsere Augen konnten ihn doch überblicken. Ich sah dort die Frucht vom Baume des Lebens, Manna, Mandeln, Feigen, Granatäpfel, Weintrauben und viele andere Arten von Früchten. Ich bat Jesum, mich von der Frucht essen zu lassen, aber er sagte: "Noch nicht. Diejenigen, die von den Früchten dieses Landes genießen, gehen nicht mehr nach der Erde zurück. Aber wenn du treu bist, sollst du bald von dem Lebensbaume essen und vom Wasser des Lebens trinken. Und nun," sagte er, "mußt du wieder nach der Erde zurückkehren und den anderen erzählen, was ich dir offenbart habe." Dann trug mich ein Engel sanft herab nach dieser dunklen Welt. Manchmal ist es mir, als könnte ich nicht länger hier bleiben, denn alle Dinge dieser Erde sehen so traurig aus. Ich fühle mich hier sehr einsam, denn ich habe ein besseres Leben gesehen. Oh, daß ich Flügel hätte, gleich einer Taube, um hinweg zu fliegen und zur Ruhe einzugehen! EG 18 1 Als ich aus dem Gesichte kam, schien mir alles verändert, ein düsterer Schleier war über alles gebreitet, was ich ansah. Oh, wie dunkel erschien mir diese Welt! Ich weinte, als ich mich wieder hier fand, und hatte Heimweh. Ich hatte ein besseres Land gesehen, und es hatte mir diese Erde verleidet. Ich erzählte dies Gesicht in unserer kleinen Versammlung in Portland, und alle glaubten, daß es von Gott sei. Es war eine bedeutsame Zeit, der Ernst der Ewigkeit ruhte auf uns. Eine Woche später gab mir der Herr ein anderes Gesicht und zeigte mir die Schwierigkeiten, die ich durchzumachen habe, und daß ich zu den anderen gehen und ihnen erzählen müsse, was er mir offenbart habe, daß ich aber mit großem Widerstand zu kämpfen hätte und Geistesqualen leiden würde. "Aber," sagte der Engel, "die Gnade Gottes wird mit dir sein. Sie wird dich aufrecht erhalten." EG 18 2 Nachdem ich aus diesem Gesicht kam, war ich sehr bekümmert. Meine Gesundheit war sehr schwach, und ich war erst 17 Jahre alt. Ich wußte, daß manche durch Überhebung gefallen waren, und ich wußte, wenn ich mich nur in irgendeiner Weise überheben würde, Gott mich verlassen und ich sicher verloren sein würde. Ich ging im Gebet zu dem Herrn und bat ihn, die Last auf einen anderen zu legen. Ich lag lange Zeit auf meinem Angesicht, aber alles Licht, das ich erlangen konnte, war: "Mache die anderen mit dem bekannt, was ich dir offenbart habe." EG 19 1 In meinem nächsten Gesichte bat ich ernstlich den Herrn, daß, wenn ich gehen und erzählen müsse, was er mir gezeigt habe, er mich vor Überhebung bewahren möge. Dann zeigte er mir, daß mein Gebet erhört sei, und wenn ich in Gefahr sei, mich zu überheben, würde seine Hand auf mir liegen, und ich würde mit Krankheit geplagt werden. Der Engel sagte zu mir: "Wenn du die Botschaften getreulich ausrichtest und beharrest bis ans Ende, dann sollst du die Frucht vom Baume des Lebens essen und das Wasser vom Strom des Lebens trinken." EG 19 2 Bald wurde es überall verbreitet, daß die Gesichte durch Mesmerismus (Hypnotismus) erzeugt seien, und viele Adventisten glaubten und verbreiteten solche Gerüchte. Ein Arzt, ein berühmter Hypnotiseur, sagte mir, daß meine Gesichte durch Mesmerismus (Hypnotismus) entständen, daß ich leicht zu hypnotisieren sei und er mir Gesichte geben könne. Ich sagte ihm, daß der Herr mir im Gesichte gezeigt habe, daß Mesmerismus vom Bösen sei, aus der grundlosen Tiefe, und daß er bald mit allen, die sich damit abgeben, auch in die Tiefe fahren würde. Dann gab ich ihm die Erlaubnis, mich zu hypnotisieren, wenn er es könne. Er versuchte es über eine halbe Stunde auf verschiedene Weise; dann gab er es auf. Durch den Glauben an Gott war ich imstande, seinem Einflusse zu widerstehen, so daß es mir nicht schadete. EG 19 3 Wenn ich in Versammlungen ein Gesicht hatte, so sagten manche, daß es nur Aufregung und ich hypnotisiert worden sei. Dann ging ich allein in den Wald, wo niemand, außer Gott, mich sehen und hören konnte, und betete zu ihm, und er gab mir dort manchmal ein Gesicht. Dann freute ich mich und erzählte, was Gott mir offenbart habe, wenn kein menschliches Wesen mich beeinflussen konnte. Aber dann sagten einige, daß ich mich selbst hypnotisiere. O, dachte ich, ist es dahin gekommen, daß diejenigen, die mit aufrichtigem Herzen zu dem Herrn kommen, um sich auf seine Verheißungen zu berufen und seine Heiligung zu erlangen, beschuldigt werden, unter dem seelenverderblichen Einflusse des Mesmerismus zu stehen? Bitten wir unseren gütigen, himmlischen Vater um Brot, um einen Stein oder Skorpion dafür zu erhalten? Diese Vorfälle verwundeten meinen Geist und erfüllten meine Seele mit einer Qual, die an Verzweiflung grenzte. Viele wollten mich glauben machen, daß es keinen Heiligen Geist gäbe, und daß alle Erfahrungen, die heilige Männer Gottes gemacht haben, nur Wirkungen des Mesmerismus oder Täuschungen des Satans gewesen seien. EG 20 1 Zu dieser Zeit herrschte in Maine ein Zustand von Fanatismus. Manche enthielten sich gänzlich von der Arbeit und schlossen alle diejenigen aus, die ihre Ansichten in diesem Punkte sowie einigen anderen, die sie für religiöse Pflichten hielten, nicht teilten. Gott offenbarte mir diese Irrtümer in einem Gesicht und sandte mich hin, seine irrenden Kinder zu belehren; aber viele von ihnen verwarfen die Botschaft gänzlich und sagten, daß ich mich der Welt anpasse. Auf der anderen Seite beschuldigten mich die Namensadventisten der Schwärmerei und ich wurde fälschlich als Führerin des Fanatismus bezeichnet, den zu beseitigen ich stets auf ernstliche Weise bemüht war. Verschiedentlich war die Zeit für das Kommen des Herrn festgesetzt und den Brüdern aufgedrängt worden; aber der Herr zeigte mir, daß die Zeit vorüber gehen würde, denn vor seinem Kommen müsse die große Trübsal kommen, und jede Zeit, die festgesetzt würde und verstreiche, würde nur den Glauben des Volkes Gottes schwächen. Dafür wurde ich beschuldigt, der böse Knecht zu sein, der in seinem Herzen spricht: "Mein Herr kommt noch lange nicht." EG 20 2 Alle Dinge lasteten schwer auf meinem Gemüt, und in der Verwirrung war ich manchmal versucht, meine eigene Erfahrung zu bezweifeln. Eines Morgens während der Familienandacht kam die Kraft Gottes über mich; da kam mir der Gedanke, daß es Mesmerismus sei und ich widersetzte mich. Augenblicklich war ich völlig stumm, und einige Augenblicke war ich unempfänglich für alles um mich herum. Ich sah dann, daß ich gesündigt hatte, indem ich die Macht Gottes bezweifelte, und daß ich dafür stumm geworden war, daß aber meine Zunge wieder gelöst würde, ehe 24 Stunden vergangen seien. Eine Karte wurde mir vorgehalten, auf welcher in goldenen Buchstaben die Kapitel und Verse von 50 Bibeltexten verzeichnet standen. Als ich aus dem Gesicht kam, bat ich durch Zeichen um eine Tafel, darauf schrieb ich, daß ich stumm sei, und was ich gesehen habe, und daß ich die große Bibel haben möchte. Ich nahm die Bibel und schlug all die Texte auf, die ich auf der Karte gesehen hatte. Ich war nicht imstande, tagsüber ein Wort zu sprechen. Früh am nächsten Morgen war meine Seele mit Freude erfüllt und meine Zunge zum lauten Lobe Gottes gelöst. Nachdem wagte ich nicht mehr, zu zweifeln oder der Kraft Gottes zu widerstehen, was auch andere von mir denken mochten. EG 21 1 Im Jahre 1846, während wir in Fairhaven, Mass., weilten, fuhren meine Schwester (die mich zu jener Zeit gewöhnlich begleitete), Schw. A., Br. G. und ich in einem Segelboot, um eine Familie in West's Island zu besuchen. Es war fast dunkel, als wir abfuhren, und wir hatten erst eine kurze Strecke zurückgelegt, als sich ein Sturm erhob. Es donnerte und blitzte und der Regen goß in Strömen auf uns herab. Es schien sicher, daß wir ohne Gottes Hilfe verloren seien. EG 21 2 Ich kniete in dem Boot nieder und rief zu Gott um Errettung. Und hier, über den tosenden Wellen, während das Wasser über den Rand des Bootes hinweg auf uns schlug, hatte ich ein Gesicht; und ich sah, daß eher jeder Tropfen im Ozean vertrocknen würde, als daß wir umkämen, denn mein Werk habe gerade erst begonnen. Als ich aus dem Gesichte kam, war all meine Furcht verschwunden, und unser kleines Boot war für uns ein schwimmendes Bethel. Der Herausgeber des "Advent Herald" hatte gesagt, daß meine Gesichte dafür bekannt seien, durch Mesmerismus bewirkt zu sein. Aber ich frage: "Wo war zu solch einer Zeit Gelegenheit für hypnotisches Wirken?" Br. G. hatte mehr als genug mit der Leitung des Bootes zu tun. Er versuchte zu ankern, aber der Anker hielt nicht. Unser kleines Boot wurde von den Wellen hin und her geschleudert und von dem Winde getrieben; dabei war es so dunkel, daß wir nicht von einem Ende des Bootes zum anderen sehen konnten. EG 22 1 Bald darauf faßte der Anker, und Br. G. rief um Hilfe. Es waren bloß zwei Häuser auf der Insel, und es schien, daß wir einem derselben nahe waren, aber es war nicht dasjenige, wohin wir gehen wollten. Die ganze Familie war schon zur Ruhe gegangen, außer einem kleinen Kinde, daß den Ruf um Hilfe auf dem Wasser gehört hatte. Sein Vater kam bald, und in einem kleinen Boot brachte er uns an das Ufer. Den größten Teil der Nacht brachten wir mit Danksagung gegen Gott für seine wunderbare Güte zu. EG 22 2 Lukas 1,20; Johannes 16,15; Apostelgeschichte 2,4; Apostelgeschichte 4,29-31; Matthäus 7,6-12.15; Matthäus 24,24; Kolosser 2,6-8; Hebräer 10,35-39; Hebräer 4,10-12; Philipper 1,6.27-29; Philipper 2,13-15; Epheser 6,10-18; Epheser 4,32; 1.Petrus 1,22; Johannes 13,34.35; 2.Korinther 13,5; 1.Korinther 3,10-13; Apostelgeschichte 20,28-30; Galater 1,6-9; Lukas 12,3-7; Lukas 4,10.11; 2.Korinther 4,6-9.17.18; 1.Petrus 1,5-7; 1.Thessalonicher 3,8; Markus 16,17.18; Johannes 9,20-27; Johannes 14,13-15; Johannes 15,7.8; Markus 1,23-25; Römer 8,38.39; Offenbarung 3,7-13; Offenbarung 14,4.5; Philipper 3,20; Jakobus 5,7.8; Philipper 3,21; Offenbarung 14,14-17; Hebräer 4,9; Offenbarung 21,2; Offenbarung 14,1; Offenbarung 22,1-5. ------------------------Kapitel 2: Weitere Gesichte EG 23 1 Folgendes Gesicht gab mir der Herr im Jahre 1847, während die Brüder zu Topsham, Me., am Sabbat versammelt waren. EG 23 2 Wir fühlten einen ungewöhnlichen Gebetsgeist, und als wir beteten, kam der Heilige Geist auf uns. Wir waren sehr glücklich. Bald wurde ich der Erde entrückt und zu der Herrlichkeit Gottes aufgenommen. Ich sah einen Engel schnell auf mich zu fliegen, der mich von der Erde zu der heiligen Stadt emportrug. In der Stadt sah ich einen Tempel, in den ich eintrat; ich ging durch ein Tor, ehe ich zu dem ersten Vorhang kam. Dieser wurde weggezogen, und ich trat in das Heilige ein. Hier sah ich den Räucheraltar, den Leuchter mit sieben Armen und Tisch, auf welchem die Schaubrote lagen. Nachdem ich die Herrlichkeit des Heiligen geschaut hatte, nahm Jesus den zweiten Vorhang weg, und ich trat in das Allerheiligste. EG 23 3 In dem Allerheiligsten sah ich eine Lade, oben und an den Seiten von feinem Golde. An jedem Ende der Lade stand ein herrlicher Cherub, der seine Flügel darüber ausgebreitet hatte. Ihre Antlitze waren gegeneinander gewendet, und sie blickten auf die Lade nieder. Zwischen den Engeln befand sich ein goldenes Räuchfaß. Über der Lade, wo die Engel standen, war ein herrlicher, strahlender Glanz, es sah aus wie der Thron, wo Gott wohnt. Jesus stand bei der Lade, und als die Gebete der Heiligen zu ihm aufstiegen, fing das Räuchwerk in dem Räuchfaß an zu rauchen, und er brachte ihre Gebete mit dem Rauch des Rauchwerks seinem Vater dar. In der Lade befand sich der goldene Krug mit Manna, der Stab Aarons, der gegrünt hatte, und die steinernen Tafeln, wie ein Buch zusammengelegt. Jesus öffnete sie und ich sah die zehn Gebote, von dem Finger Gottes geschrieben. Auf einer Tafel waren vier, auf der anderen sechs. Die vier auf der ersten Tafel leuchteten heller; aber das vierte, das Sabbatgebot, trat besonders hervor, denn es sollte den heiligen Namen Gottes zu Ehren gehalten werden. Ein leuchtender Ring umgab das Gebot. Ich sah, daß der Sabbat nicht an das Kreuz genagelt war. Wenn das der Fall wäre, dann wäre es mit den anderen neun Geboten ebenso; und wir könnten ebenso so gut alle brechen wie das vierte. Ich sah, daß Gott den Sabbat nicht verändert hat, da er nie verändert. Aber das Papsttum hat ihn von dem siebenten auf den ersten Tag verändert, denn es änderte Zeit und Gesetz. EG 24 1 Wenn Gott den Sabbat von dem siebenten auf den ersten Tag verlegt hätte, dann hätte er auch das Sabbatgebot verändert, welches auf den steinernen Tafeln geschrieben steht, die in der Lade im Allerheiligsten des Tempels im Himmel sich befinden, und es würde heißen: Der erste Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes; aber ich sah, daß es noch ebenso lautete, wie auf den steinernen Tafeln, vom Finger Gottes geschriebe, die Moses auf dem Berge Sinai erhielt. "Aber der siebente Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes." Ich sah, daß der heilige Sabbat die trennende Mauer zwischen dem wahren Israel Gottes und den Ungläubigen ist und sein wird, und daß der Sabbat die große Frage ist, welche die Herzen von Gottes lieben, wartenden Heiligen vereinigen wird. EG 24 2 Ich sah, daß Gott Kinder hat, die noch nicht den Sabbat erkennen und halten; sie haben nicht das Licht darüber verworfen. Und zu Anfang der Zeit der Trübsal werden wir mit dem Heiligen Geist erfüllt werden, daß wir ausgehen und den Sabbat noch völliger verkünden werden. Dies machte die Kirchen und Namensadventisten wütend, weil sie die Sabbatwahrheit nicht wiederlegen konnten. Zu dieser Zeit sahen alle Auserwählten Gottes klar, daß wir die Wahrheit hatten, und sie kamen heraus und erduldeten die Verfolgung mit uns. Ich sah Schwert, Hunger, Pestilenz und großes Verderben im Lande. Die Gottlosen glaubten, daß wir das Gericht über sie gebracht hätten; sie erhoben sich und hielten Rat, uns von der Erde zu vertilgen, weil sie dachten, daß dann das Übel aufhören würde. EG 25 1 In der Zeit der Trübsal flohen wir alle aus den Städten und Dörfern, wurden aber von den Gottlosen verfolgt, welche mit dem Schwert in die Häuser der Heiligen eindrangen. Sie erhoben das Schwert, um uns zu töten, aber es zerbrach und fiel wie ein Strohhalm machtlos nieder. Wir riefen alle Tag und Nacht um Errettung, und das Rufen kam vor Gott. Die Sonne ging auf, und der Mond stand still; die Strömen hörten auf zu fließen. Dunkle, schwere Wolken stiegen auf und prallten gegeneinander. Aber eine helle Stelle war da, wo alle Herrlichkeit vereinigt schien; von dort her kam, gleich vielen Wassern, die Stimme Gottes, die Himmel und Erde erbeben machte. Der Himmel öffnete und schloß sich und war in Bewegung. Die Berge bebten gleich einem Rohr im Winde und schleuderten gewaltige Felsen rings umher. Die See brodelte gleich einem Topf und warf Steine aus auf das Land. Und als Gott den Tag und die Stunde von Jesu Kommen verkündete und den ewigen Bund seinem Volke übergab, sprach er in kurzen Sätzen und hielt nach einem jeden inne, während die Worte über die Erde hinrollten. Das Israel Gottes stand mit emporgewandten Augen und lauschte den Worten, wie sie von dem Munde Jehovas kamen und gleich dem lautesten Donner der Erde durchdrangen. Es war überaus feierlich. Am Schlusse jedes Satzes riefen die Heiligen: "Ehre! Halleluja!" Ihre Angesichter waren erleuchtet von der Herrlichkeit Gottes, und sie glänzten gleich Moses Antlitz, als er von dem Berge Sinai herabkam. Die Gottlosen konnten sie wegen des Glanzes nicht anschauen. Und als die nie endenden Segnungen über diejenigen ausgesprochen wurden, die Gott durch das Halten des Sabbats geehrt hatten, endstand ein lautes Freudengeschrei, weil sie den Sieg über das Tier und sein Bild behalten hatten. EG 25 2 Dann fing das Jubeljahr an, wenn das Land ruhen sollte. Ich sah den frommen Knecht sich in Triumph und Sieg erheben und die Ketten abschütteln, die ihn so lange gefesselt hatten, während sein gottloser Herr nicht wußte, was er tun sollte, denn die Gottlosen konnten nicht die Worte der Stimme Gottes verstehen. Bald erschien nun die große, weiße Wolke. Sie sah schöner aus als je; auf ihr saß des Menschen Sohn. Zuerst konnten wir Jesum auf der Wolke nicht sehen, aber als sie der Erde näher kam, sahen wir seine herrliche Gestalt. Diese Wolke, wenn sie zuerst erscheint, ist das Zeichen des Menschensohnes im Himmel. Die Stimme des Sohnes Gottes rief die schlafenden Heiligen hervor, bekleidet mit Unsterblichkeit. Die lebenden Heiligen wurden in einem Augenblick verwandelt und wurden samt ihnen in den Wolkenwagen aufgenommen. Es sah überaus herrlich aus, als er aufwärts stieg. An jeder Seite des Wagens waren Flügel, und unter ihnen Räder. Und als der Wagen aufwärts rollte, riefen die Räder: "Heilig!" und als die Flügel sich bewegten, riefen sie: "Heilig!" und die heiligen Engel, die die Wolke umgaben, riefen: "Heilig, heilig, heilig, Herr Gott, Allmächtiger!" Und die Heiligen in der Wolke riefen: "Ehre, Halleluja!" und der Wagen stieg auf zu der heiligen Stadt. Jesus öffnete die Tore der goldenen Stadt und ließ uns hineingehen. Hier wurden wir willkommen geheißen, weil wir die "Gebote Gottes" gehalten hatten, und wir hatten ein Recht an dem Baume des Lebens. ------------------------Kapitel 3: Die Versiegelung EG 26 1 Bei Beginn des heiligen Sabbats am 5. Januar 1849 waren wir im Gebet mit Br. Beldens Familie in Rocky Hill, Conn., versammelt, und der Heilige Geist kam über uns. Ich wurde in einem Gesicht in das Allerheiligste aufgenommen, wo ich Jesum noch als Vermittler für Israel sah. An dem Saum seines Gewandes waren abwechselnd Schellen und Granatäpfel. Ich sah, daß Jesus das Allerheiligste nicht verlassen wollte, bis jeder Fall zur Rettung oder Vernichtung entschieden sei, und daß der Zorn Gottes nicht eher kommen kann, bis Jesus sein Werk im Allerheiligsten vollendet hat, sein priesterliches Gewand ablegt und sich mit den Kleidern der Rache begleitet. Dann tritt Jesus aus seiner Stellung zwischen dem Vater und den Menschen zurück, und Gott wird nicht länger zögern, sondern seinen lauteren Zorn über die ausgießen, die seine Wahrheit verworfen haben. Ich sah, daß der Grimm der Völker, der Zorn Gottes und die Zeit, die Toten zu richten, verschiedene Ereignisse waren, die einander folgen, auch daß Michael sich noch nicht aufgemacht, und daß die Zeit der Trübsal, wie noch keine gewesen ist, noch nicht angefangen hat. Die Nationen werden jetzt zornig, aber wenn unser Hoherpriester sein Werk in dem Heiligtum vollendet hat, wird er sich aufmachen, die Kleider der Rache anlegen, und dann werden die sieben letzten Plagen ausgegossen werden. EG 27 1 Ich sah, daß die vier Engel die vier Winde hielten, bis Jesus sein Werk im Heiligtum getan hat, und dann werden die sieben letzten Plagen kommen. Diese Plagen empören die Gottlosen gegen die Gerechten, denn sie denken, daß wir die Gerichte Gottes über sie gebracht haben, und daß, wenn sie uns aus dem Wege schaffen könnten, die Plagen aufhören würden. Ein Befehl ging aus, die Heiligen zu erschlagen, welche deshalb Tag und Nacht um Errettung riefen. Dies war die Zeit der Angst Jakobs. Alle Heiligen schrieen in der Angst des Geistes und wurden durch die Stimme Gottes errettet. Die 144.000 triumphierten, und ihre Angesichter waren erleuchtet von der Herrlichkeit Gottes. Dann wurde mir eine Menge gezeigt, die in großem Schmerz weinte. Auf ihren Kleidern stand in großen Buchstaben geschrieben: "Du bist in der Waage gewogen und zu leicht erfunden." Ich fragte, wer diese seien, und der Engel sagte: "Das sind solche, die einst den Sabbat gehalten, aber wieder aufgegeben haben." Ich hörte sie mit lauter Stimme rufen: "Wir haben an dein Kommen geglaubt und mit Eifer gelehrt." Aber während sie sprachen, fielen ihre Augen auf ihre Kleider, und sie sahen die Schrift und wehklagten dann laut. Ich sah, daß sie von den reinen Wassern getrunken und das übrige mit ihren Füßen beschmutzt hatten -- sie hatten den Sabbat unter die Füße getreten -- und daß sie deshalb in einer Waage gewogen und zu leicht erfunden waren. EG 28 1 Dann führte mich mein begleitender Engel wieder nach der Stadt zurück, wo ich vier Engel sah, die auf das Tor der Stadt zuflogen. Gerade als sie die goldene Karte dem Engel am Tor vorzeigten, sah ich einen andern Engel aus der Richtung der größten Herrlichkeit herfliegen, und er rief mit lauter Stimme zu den anderen Engeln und bewegte etwas in seiner Hand auf und ab. Ich bat meinen begleitenden Engel um eine Erklärung dessen, was ich sah. Er sagte mir, daß ich jetzt nichts mehr sehen könnte, aber er wolle mir bald zeigen, was diese Dinge zu bedeuten hätten. EG 28 2 Am Sabbat Nachmittag war einer aus unserem Kreise krank und bat, daß wir für seine Wiederherstellung beten möchten. Wir vereinigten uns alle im Gebet zu dem Arzt, der niemals einen Fall verloren hat, und während heilende Kraft herniederkam und der Kranke gesund wurde, kam der Geist über mich und ich wurde im Gesicht aufgenommen. EG 28 3 Ich sah vier Engel, die ein Werk auf der Erde zu tun hatten und im Begriff waren, es auszuführen. Jesus war mit priesterlichen Gewändern bekleidet. Er blickte in Mitleid auf die übrigen, erhob dann seine Hand und rief mit einer Stimme des tiefsten Erbarmens: "Mein Blut, Vater, mein Blut, mein Blut, mein Blut!" Dann sah ich, wie von Gott, der auf dem großen, weißen Throne saß, ein helles Licht kam und über Jesum ausgegossen wurde. Hierauf sah ich einen Engel mit einem Auftrag von Jesu schnell zu den vier Engeln fliegen, die ein Werk auf der Erde zu tun hatten; er schwang etwas in seiner Hand auf und ab und rief mit lauter Stimme: "Halt! Halt! Halt! Halt! bis die Knechte Gottes versiegelt sind an ihren Stirnen." EG 29 1 Ich fragte meinen begleitenden Engel nach der Bedeutung des Gehörten und was die vier Engel hätten tun wollen. Er sagte mir, daß Gott die Mächte zurückhalte, und daß er den Engeln Befehle über Dinge auf der Erde gab; daß die vier Engel Macht hätten von Gott, die vier Winde der Erde zu halten, und daß sie die selben hätten loslassen wollen. Aber während sie ihre Hände lösen und die Winde anfangen wollten zu blasen, blickte das gnädige Auge Jesu auf den Rest, der nicht versiegelt war, und er erhob seine Hände zu dem Vater und hielt ihm vor, daß er sein Blut für sie vergossen habe. Dann wurde ein anderer Engel beauftragt, schnell zu den vier Engeln zu fliegen, und ihnen Halt zu gebieten, bis die Knechte Gottes versiegelt seien mit dem Siegel des lebendigen Gottes an ihren Stirnen. ------------------------Kapitel 4: Gottes Liebe für sein Volk EG 29 2 Ich habe die zärtliche Liebe gesehen, die Gott für sein Volk hat, und sie ist sehr groß. Ich sah Engel über den Heiligen, die ihre Flügel über sie ausgebreitet hielten. Jeder Heilige hat einen begleitenden Engel. Wenn die Heiligen in Entmutigung weinten oder in Gefahr waren, so flogen die Engel, die sie stets bewachten, schnell aufwärts, die Nachricht dorthin zu bringen, und die Engel in der Stadt hörten dann auf zu singen. Dann beauftragte Jesus einen anderen Engel zu den Entmutigten herabzusteigen, sie zu bewachen und zu versuchen, sie von dem Verlassen des schmalen Pfades abzuhalten. Aber wenn sie die wachsame Sorge dieser Engel nicht beachteten und sich nicht von ihnen leiten ließen, sondern fortfuhren irre zu gehen, so wurden die Engel traurig und weinten. Sie trugen dann die Nachricht aufwärts, und alle Engel in der Stadt weinten und sagten dann mit lauter Stimme: "Amen!" Aber wenn die Heiligen ihre Augen auf den Preis vor ihnen richten und Gott durch ihr Lob verherrlichen, dann tragen die Engel die frohe Botschaft nach der Stadt, und die Engel in der Stadt rühren ihre goldenen Harfen und singen mit lauter Stimme: "Halleluja!" und die Himmelsgewölbe hallen von ihrem lieblichen Gesang wieder. EG 30 1 Es herrscht vollkommene Ordnung und Harmonie in der heiligen Stadt. Alle Engel, die beauftragt sind, die Erde zu besuchen, haben eine goldene Karte, die sie den Engeln an den Toren der Stadt beim Ein- und Ausgehen vorzeigen. Der Himmel ist ein guter Platz, ich möchte dort sein und meinen liebevollen Heiland immer sehen, der sein Leben für mich gab, und in sein herrliches Bild verwandelt sein. O, daß ich Worte hätte, die Herrlichkeit der zukünftigen Welt auszusprechen! Mich dürstet nach den lebendigen Strömen, die die Stadt unseres Gottes angenehm machen. EG 30 2 Der Herr hat mir auch einen Blick auf andere Welten gestattet. Es wurden mir Flügel gegeben, und ein Engel begleitete mich zu einem großen und herrlichen Orte. Das Gras daselbst war frisch und grün, und die Vögel sangen süße Lieder. Die Bewohner des Ortes waren verschieden groß; sie waren schön, majestätisch und liebevoll. Sie waren dem Bilde Jesu sehr ähnlich, und ihre Angesichter strahlten voll heiliger Freude, der Vorrechte und Glückseligkeit des Ortes entsprechend. Ich fragte einen von ihnen, warum sie so viel liebenswürdiger seien als die Bewohner der Erde. Die Antwort war: "Wir haben in vollkommenem Gehorsam nach den Geboten Gottes gelebt und sind nicht durch Ungehorsam gefallen, wie diejenigen auf der Erde." Dann sah ich zwei Bäume, der eine sah aus, wie der Baum des Lebens in der Stadt. Die Frucht beider war wundervoll; aber von einem konnten sie nicht essen. Sie hatten Macht, von beiden zu essen, aber es war ihnen verboten, von dem einen zu essen. Dann sagte mein begleitender Engel zu mir: "Niemand an diesem Orte hat von dem verbotenen Baume gegessen; aber wenn sie davon essen würden, würden sie fallen." Als dann wurde ich zu einer Welt genommen, die sieben Monde hat. Dort sah ich den alten Henoch, der hinweggenommen worden war. In seinem rechten Arm trug er eine herrliche Palme, und auf jedem Blatt stand geschrieben "Sieg". Um sein Haupt lag ein blendender weißer Kranz, und der Kranz hatte Blätter, und in der Mitte eines jeden Blattes stand geschrieben "Reinheit", um die Blätter herum waren Steine von verschiedenen Farben, welche heller glänzten als die Sterne und einen Widerschein auf die Schrift warfen und sie verschönerten. Hinten an seinem Kopfe war eine Schleife, welche den Kranz zusammenhielt, und auf der Schleife stand geschrieben "Heiligkeit". Über dem Kranz befand sich eine herrliche Krone, die heller leuchtete als die Sonne. Ich fragte ihn, ob dies der Ort sei, an den er von der Erde aus gekommen sei. Er sagte: "Nein, die Stadt ist mein Heim, ich habe diesen Platz nur besucht." Er bewegte sich an dem Orte, als wenn er vollkommen dort zu Hause sei. Ich bat meinen begleitenden Engel, mich an diesem Ort bleiben zu lassen. Aber er sagte: "Du mußt zurückgehen, aber wenn du treu bist, sollst du mit den 144.000 das Vorrecht haben, alle diese Welten zu besuchen und die Werke Gottes zu sehen." ------------------------Kapitel 5: Das Bewegen der Kräfte des Himmels EG 31 1 Am 16. Dezember 1848 gab mir der Herr ein Gesicht über das Bewegen der Kräfte des Himmels. Ich sah, daß der Herr, wenn er beim Geben der Zeichen, wie wir sie im Matthäus, Markus und Lukas finden, "Himmel" sagt, er Himmel meint, und wenn er "Erde" sagt, er Erde meint. Die Kräfte des Himmels sind die Sonne, der Mond und die Sterne. Sie beherrschen die Himmel. Die Kräfte (Mächte) der Erde sind solche, welche die Erde beherrschen. Die Kräfte des Himmels werden durch die Stimme Gottes bewegt werden. Dann werden die Sonne, der Mond und die Sterne aus ihren Örtern bewegt werden. Sie werden nicht vergehen, aber sie werden durch die Stimme Gottes bewegt. EG 32 1 Es stiegen dunkle, schwere Wolken auf und türmten sich gegeneinander. Die Atmosphäre teilte sich und rollte zusammen, und dann konnten wir durch den offenen Raum im Orion sehen, woher die Stimme Gottes kam. Durch diesen offenen Raum kommmt auch die heilige Stadt herab. Ich sah, daß die Kräfte der Erde jetzt bewegt werden, und daß die Ereignisse aufeinander folgen. Krieg und Kriegsgeschrei, Schwert, Hungersnot und Pestilenz bewegen zuerst die Kräfte (Mächte) der Erde, dann wird die Stimme Gottes die Sonne, den Mond, die Sterne und auch diese Erde bewegen. Ich sah, daß das Wanken der Mächte Europas nicht, wie einige lehren, das Bewegen der Kräfte des Himmels ist, sondern es ist der Aufruhr der zornigen Nationen. ------------------------Kapitel 6: Die offene und die geschlossene Tür EG 32 2 Am Sabbat, dem 24. März 1849, hatten wir mit den Brüdern zu Topsham, Me., eine gute und interessante Versammlung. Der Heilige Geist war über uns ausgegossen, und ich wurde im Geist zu der Stadt des lebendigen Gottes genommen. Dann wurde mir gezeigt, daß die Gebote Gottes und das Zeugnis Jesu Christi, das von der geschlossenen Tür berichtet, nicht getrennt werden können, und daß die Zeit, als die Gebote Gottes in ihrer ganzen Bedeutung und Gottes Volk die Sabbatwahrheit erkannte, gerade dann war, als die Tür zum Allerheiligsten im himmlischen Heiligtum geöffnet wurde wo die Lade ist, in welcher sich die zehn Gebote befinden. Diese Tür war nicht offen, bis die Vermittlung Jesu im Heiligen des Heiligtums im Jahre 1844 vollendet war. Dann schloß er die Tür des Heiligen und öffnete diejenige ins Allerheiligste und ging durch den zweiten Vorhang, wo er nun bei der Lade steht, und wohin der Glaube Israels jetzt reicht. EG 33 1 Ich sah, daß Jesus die Tür in das Heilige geschlossen hat und niemand sie öffnen kann, und daß er die Tür in das Allerheiligste geöffnet hat und niemand sie zuschließen kann. Offenbarung 3,7.8. Seit Jesus die Tür in das Allerheiligste geöffnet hat, welches die Lade enthält, sind die Gebote dem Volke offenbar geworden, und es wird mit der Sabbatfrage geprüft. EG 33 2 Ich sah, daß die Prüfung mit dem Sabbat nicht eher stattfinden konnte, bis die Vermittlung Jesu in dem Heiligen vollendet und er durch den zweiten Vorhang eingegangen war. Deshalb ruhen Christen, die gestorben sind, ehe die Tür in das Allerheiligste nach Schluß des Mitternachtsschreies im siebenten Monat 1844 geöffnet wurde, und die nicht den wahren Sabbat gehalten haben, nun in Hoffnung. Sie hatten nicht das Licht und die Prüfung des Sabbats, die wir haben, seitdem die Tür geöffnet ist. Ich sah, daß Satan manche von Gottes Volk mit diesem Punkt versuchte. Weil so manche gute Christen im Glauben gestorben sind und nicht den wahren Sabbat gehalten haben, bezweifelten sie, daß er nun ein Prüfstein für uns sein könne. EG 33 3 Die Feinde der gegenwärtigen Wahrheit haben versucht, die Tür in das Heilige zu öffnen, die Jesus geschaffen hat, und die Tür in das Allerheiligste zu schließen, die er im Jahre 1844 öffnete, wo die Lade ist, welche die zwei steinernen Tafeln enthält, worauf die zehn Gebote mit dem Finger Gottes geschrieben sind. EG 33 4 Satan versucht nun in dieser Zeit der Versiegelung jede List, um Gottes Volk von der gegenwärtigen Wahrheit abzuwenden und es wankend zu machen. Ich sah eine Decke, die Gott über sein Volk ausbreitete, um es in der Zeit der Trübsal zu beschützen; und jede Seele, die sich für die Wahrheit entscheidet und reines Herzens ist, wird mit der Decke des Allmächtigen bedeckt werden. EG 34 1 Satan weiß dies, und er ist mit Macht an der Arbeit, um so viele als möglich wankend und der Wahrheit gegenüber unbeständig zu machen. Ich sah, daß das geheimnisvolle Klopfen in New York und an anderen Orten die Macht Satans war, und daß solche Dinge immer allgemeiner würden. Sie sind in ein religiöses Gewand gekleidet, um die Betrogenen mehr in Sicherheit zu wiegen und die Sinne von Gottes Volk, wenn möglich, auf diese Dinge zu richten, und sie zu veranlassen, die Lehren und Macht des Heiligen Geistes zu bezweifeln. EG 34 2 Ich sah, daß Satan durch Werkzeuge auf vielerlei Weise arbeitete. Er arbeitete durch Prediger, welche die Wahrheit verworfen hatten, und durch große Täuschungen veranlaßt wurden, eine Lüge zu glauben, die sie verdammen wird. Während sie predigten oder beteten, fielen manche von ihnen hilflos nieder, aber nicht durch die Macht des Heiligen Geistes, sondern durch die Macht Satans, die er auf diese Werkzeuge und durch sie auf das Volk ausübte. Während der Predigt, des Gebetes oder Redens wandten manche sogenannte Adventisten Mesmerismus an, um Anhänger zu gewinnen, und das Volk freute sich darüber, weil es glaubte, daß es der Heilige Geist sei. Manche von denen, die diese Kraft gebrauchten, waren so in Dunkelheit und der Täuschung Satans befangen, daß sie dachten, es sei die Macht Gottes, die er ihnen zur Ausübung übergeben habe. Sie alle hatten Gott als sich gleich angesehen und seine Macht für nichts geachtet. EG 34 3 Manche dieser Werkzeuge Satans griffen die Leiber vieler Heiligen an -- solcher, die sie nicht durch satanischen Einfluß von der Wahrheit abwenden konnten. O, daß alle es sehen könnten, wie Gott es mir offenbart hat, damit sie besser die List Satans erkennen und auf ihrer Hut sein möchten! Ich sah, daß Satan gerade in dieser Zeit der Versiegelung bemüht war, Gottes Volk abzuwenden, zu betrügen und zu verdrängen. Ich sah, daß manchen die in der gegenwärtigen Wahrheit nicht fest waren, die Kniee zitterten und die Füße glitten; weil sie nicht fest in der Wahrheit gegründet waren, konnte die Decke des allmächtigen Gottes nicht über sie ausgebreitet werden. EG 35 1 Satan versuchte auf jegliche Art, sie da zu halten, wo sie waren, bis die Versiegelung vorbei und die Decke über Gottes Volk ausgebreitet sei, während sie draußen ohne Schutz dem Zorn Gottes in den sieben letzten Plagen preisgegeben seien. Gott hat angefangen, die Decke über sein Volk zu breiten, und die wird bald über alle ausgebreitet werden, die einen Schutz am Schlachttage haben wollen. Gott wirkt mit Macht für sein Volk, und Satan ist gestattet, ebenso zu arbeiten. EG 35 2 Ich sah, daß die geheimnisvollen Zeichen, Wunder und falschen Reformationen zunehmen und sich ausbreiten werden. Die Reformationen, die mir gezeigt wurden, waren keine Reformationen von dem Irrtum zur Wahrheit. Mein begleitender Engel befahl mir zu schauen, ob man die Seelenlast für Sünder fühle. Ich schaute auch, konnte sie aber nicht sehen, denn die Zeit für ihre Rettung ist vorbei.1 ------------------------Kapitel 7: Die Prüfung unseres Glaubens EG 36 1 In dieser Zeit der Trübsal ist es nötig, daß wir uns untereinander ermutigen und stärken. Die Versuchungen Satans sind jetzt größer als je, denn er weiß, daß er wenig Zeit hat, und daß bald jeder Fall entweder zum Leben oder zum Tod entschieden sein wird. Es ist jetzt keine Zeit, unter Entmutigung und Prüfung niederzusinken, sondern wir müssen in all unseren Trübsalen aushalten und dem mächtigen Gott Jakobs vertrauen. Der Herr hat mir gezeigt, daß seine Gnade in all unseren Prüfungen mit uns ist, und obgleich sie größer sein werden als je, so werden wir doch, wenn wir unser Vertrauen in Gott setzen, jede Versuchung überwinden und durch seine Gnade den Sieg erlangen können. EG 36 2 Wenn wir unsere Schwierigkeiten überwinden und über die Versuchungen Satans siegen, dann halten wir die Prüfungen unseres Glaubens aus, was köstlicher ist als Gold, und wir werden stärker und besser vorbereitet sein, das Nächste zu ertragen. Aber wenn wir niedersinken und den Versuchungen Satans nachgeben, werden wir schwächer werden, keinen Lohn für die Prüfung erhalten und nicht so gut für die folgenden vorbereitet sein. Auf diese Weise werden wir immer schwächer, bis wir als Gefangene Satans nach seinem Willen handeln müssen. Wir müssen die ganze Rüstung Gottes anlegen und jeden Augenblick für den Kampf mit den Mächten der Finsternis bereit sein. Wenn Versuchungen und Prüfungen über uns kommen, laßt uns zu Gott gehen und mit ihm im Gebete ringen. Er wird uns nicht leer von sich lassen, sondern wird uns Gnade und Kraft geben, zu überwinden und die Macht des Feindes zu brechen. O, daß doch alle diese Dinge in ihrem wahren Lichte sehen und als gute Streiter Jesu aushalten möchten! Dann würde Israel vorwärts gehen, stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. EG 37 1 Gott hat mir gezeigt, daß er seinem Volke einen bitteren Trank gegeben habe, um es zu reinigen und zu läutern. Es ist ein bitterer Trank, aber sie können ihn durch Murren, Klagen und Unzufriedenheit noch bitterer machen. Aber diejenigen, die ihn auf solche Weise empfangen, müssen einen anderen Trank haben, denn der erste hatte nicht die beabsichtigte Wirkung auf das Herz. Und wenn der zweite noch nicht wirkt, müssen sie noch einen haben und noch einen, bis er die beabsichtigte Wirkung hat, oder sie bleiben unreinen, unkeuschen Herzens. Ich sah, daß der bittere Trank durch Geduld, Ausdauer und Gebet versüßt werden kann, daß er die beabsichtigte Wirkung auf die Herzen derer haben wird, die ihn auf solche Weise annehmen, und daß Gott dadurch geehrt und verherrlicht wird. Es ist nichts Geringes, ein Christ und von Gott angenommen und bestätigt zu sein. Der Herr hat mir einige gezeigt, welche sich zur gegenwärtigen Wahrheit bekennen, deren Leben aber nicht mit ihrem Bekenntnis übereinstimmt. Sie haben einen allzu niedrigen Standpunkt der Frömmigkeit und sind weit von biblischer Heiligung entfernt. Manche lassen sich in unnütze und unschickliche Unterhaltung ein, und andere wollen sich selbst erheben. Wir dürfen nicht erwarten, uns zu ergötzen, zu leben und zu handeln wie die Welt, ihre Vergnügungen zu genießen, den Beifall der Welt zu haben und mit Christo in Herrlichkeit zu regieren. EG 37 2 Wir müssen hier Teilhaber von Christi Leiden werden, wenn wir nachher an seiner Herrlichkeit teilhaben wollen. Wenn wir unser eigenes Interesse suchen, wie wir uns am besten ergötzen können, anstatt zu suchen, Gott zu gefallen und sein herrliches, leidendes Werk zu fördern, so entehren wir Gott und das heilige Werk, welches wir zu lieben vorgeben. Wir haben nur noch wenig Zeit, in der wir für Gott arbeiten können; nichts sollte zu teuer sein, um für die zerstreute und zerrissene Herde Jesu geopfert zu werden. Diejenigen, die jetzt einen Bund mit Gott beim Opfer machen, werden bald heimkommen, einen reichen Lohn ererben und das neue Königreich immer und ewiglich besitzen. EG 38 1 O, laßt uns ganz für den Herrn leben und durch ein geordnetes Leben und einen frommen Wandel zeigen, daß wir mit Jesu gewesen und seine freundlichen und demütigen Nachfolger sind. Wir müssen wirken, solange es Tag ist, denn wenn die dunkle Nacht der Trübsal und Angst kommt, wird es zu spät sein, für Gott zu arbeiten. Jesus ist in seinem heiligen Tempel und will nun unsere Opfer, unsere Gebete und unsere Sündenbekenntnisse annehmen; er will alle Übertretungen Israels vergeben und sie auslöschen, ehe er das Heiligtum verläßt. Wenn Jesus das Heiligtum verläßt, werden diejenigen, die heilig und gerecht sind, heilig und gerecht bleiben, denn all ihre Sünden sind dann ausgelöscht, und sie sind mit dem Siegel des lebendigen Gottes versiegelt. Aber diejenigen, die ungerecht und unrein sind, werden ungerecht und unrein bleiben, denn dann wird kein Priester mehr in dem Heiligtum sein, um ihre Opfer, ihre Bekenntnisse und ihre Gebete vor des Vaters Thron zu bringen. Was deshalb getan wird, um Seelen vor dem kommenden Zorn zu retten, muß getan werden, ehe Jesus daß Allerheiligste im Himmel verläßt. ------------------------Kapitel 8: An die kleine Herde EG 39 1 Liebe Brüder! Der Herr gab mir am 26. Januar 1850 ein Gesicht, welches ich erzählen will. Ich sah, daß manche von Gottes Volk töricht und müßig und nur halb wach sind; sie erkennen nicht die Zeit, in der wir jetzt leben, daß der Mann mit dem "Besen" (Siehe Wm. Millers Traum im Anhang.) eingetreten ist, und sie in Gefahr sind, hinweggefegt zu werden. Ich bat Jesum, sie zu retten, noch ein wenig zu warten und sie ihre gefahrvolle Lage erkennen zu lassen, damit sie bereit werden möchten, ehe es für immer zu spät sei. Der Engel sagte: "Die Vernichtung ist gekommen gleich einem mächtigen Sturmwind." Ich bat den Engel, sich zu erbarmen und diejenigen zu retten, die diese Welt lieb hatten, die an ihren Besitztümern hingen und nicht willig waren, sich davon loszumachen und Opfer zu bringen, damit schnell Boten hinausgesandt werden, die hungernden Schafe zu speisen, die aus Mangel an geistiger Nahrung umkommen. EG 39 2 Als ich sah, daß arme Seelen starben, ohne die gegenwärtige Wahrheit gehört zu haben, und viele, die bekennen, die Wahrheit zu glauben, sie sterben ließen, indem sie die nötigen Mittel, um das Werk Gottes zu treiben, vorenthielten, war mir der Anblick zu schmerzlich, und ich bat den Engel, ihn von mir wegzunehmen. Ich sah, daß, wenn das Werk Gottes ihrer Mittel bedurfte, sie gleich dem jungen Manne in Matthäus 19,16-22 traurig weggingen. Bald aber wird das alles überschwemmende Strafgericht hereinbrechen und all ihren Besitz hinwegnehmen; dann wird es zu spät sein, irdische Güter zu opfern und einen Schatz im Himmel zu sammeln. EG 39 3 Dann sah ich den glorreichen Erlöser, herrlich und huldvoll, wie er die Reiche der Herrlichkeit verließ und auf diese dunkle, einsame Welt kam, um sein kostbares Leben hinzugeben und zu sterben, der Gerechte für die Ungerechten. Er trug den grausamen Spott und Hohn, trug die geflochtene Dornenkrone und vergoß in dem Garten große Blutstropfen, weil die Sünden der ganzen Welt auf ihm lagen. Der Engel fragte: "Für wen?" O; ich sah und wußte, daß es für uns war; er litt dies alles für unsere Sünden, damit er durch sein kostbares Blut uns vor Gott gerecht machen möge. EG 40 1 Dann wurden mir diejenigen vorgeführt, die nicht bereit sind, die Güter dieser Welt zur Rettung von Seelen zu opfern, indem sie ihnen die Wahrheit senden, während Jesus vor dem Vater steht und sich auf sein Blut, seine Leiden und seinen Tod für sie beruft, und während Gottes Boten warten, bereit, ihnen die rettende Wahrheit zu bringen, damit sie mit dem Siegel des lebendigen Gottes versiegelt werden möchten. Es fällt manchen, die vorgeben, der gegenwärtigen Wahrheit zu glauben, schwer, selbst das Ewige zu tun und den Boten Gottes eigene Mittel zu geben, die er ihnen nur zur Verwaltung geliehen hat. EG 40 2 Dann wurde mir Jesus, sein Leiden und seine große Liebe, die ihn trieb, sein Leben für die Menschen zu geben, vorgeführt; ebenso das Leben derjenigen, welche bekannten, seine Nachfolger zu sein, die dieser Welt Güter hatten, es aber für zu schwer hielten, dem Werke des Seelenrettung zu helfen. Der Engel fragte: "Können solche in den Himmel eingehen?" Ein anderer Engel antwortete: "Nein, niemals, niemals, niemals! Diejenigen, die an dem Werk Gottes auf Erden keinen Anteil genommen haben, können oben niemals das Lied von der erlösenden Liebe singen." Ich sah, daß das schnelle Werk, welches Gott auf Erden tut, bald in Gerechtigkeit abgekürzt werden würde, und daß die Boten schnell auf alle Wege ausgehen müssen, die zerstreute Herde zu sammeln. Ein Engel fragte: "Sind sie alle Boten?" Ein anderer antwortete: "Nein, nein, Gottes Boten haben eine Botschaft." EG 40 3 Ich sah, daß das Werk Gottes durch manche, die umher reisten und keine Botschaft von Gott hatten, gehindert und entehrt wurde. Solche müssen Gott für jeden Taler Rechenschaft geben, den sie für Reisen verbraucht haben, zu denen sie nicht verpflichtet waren, während dies Geld dem Werke Gottes hätte helfen können, wenn die von Gott berufenen und erwählten Boten die Mittel gehabt hätten, so wären keine Seelen aus Mangel aus geistiger Nahrung umgekommen. Ich sah, daß solche, die Kraft haben, mit ihren Händen zu arbeiten und das Werk Gottes zu unterstützen, für ihre Kraft ebenso verantwortlich sind, wie andere für ihr Hab und Gut. EG 41 1 Das große Sichten hat begonnen, und alle, die nicht willig sind, einen entschiedenen Standpunkt für die Wahrheit einzunehmen und für Gott und sein Werk Opfer zu bringen, werden ausgesichtet werden. Der Engel sagte: "Glaubst Du, daß jemand zum Opferbringen gezwungen wird? Nein, nein, es muß ein freiwilliges Opfer sein. Es wird alles kosten, das Feld zu erkaufen." Ich rief zu Gott, sein Volk zu schonen, von welchem manche schwach und am Sterben waren. Dann sah ich, daß die Gerichte des Allmächtigen schnell kamen, und ich bat den Engel, selbst zum Volke zu reden. Aber er sagte: "Alle Donner und Blitze vom Sinai werden diejenigen nicht bewegen, die sich nicht von den klaren Wahrheiten des Wortes Gottes bewegen lassen, noch könnte die Botschaft eines Engels sie erwecken." EG 41 2 Dann sah ich die Schönheit und Liebenswürdigkeit Jesu. Sein Kleid war heller als das reinste Weiß. Keine Sprache kann seine Herrlichkeit und Lieblichkeit beschreiben. Alle, welche die Gebote Gottes halten, werden durch die Tore in die Stadt eingehen und ein Recht an dem Baum des Lebens haben und immer in der Gegenwart Jesu sein, dessen Antlitz heller leuchtet als die Mittagssonne. EG 41 3 Ich wurde auf Adam und Eva im Paradies aufmerksam gemacht. Sie aßen von dem verbotenen Baume und wurden aus dem Garten vertrieben. Dann wurde das flammende Schwert um den Baum des Lebens gesetzt, damit sie nicht von der Frucht essen und unsterbliche Sünder sein würden, denn der Baum des Lebens verlieh fortgesetztes Leben. Ich hörte einen Engel fragen: "Wer von der Familie Adams ist durch das flammende Schwert gegangen und hat von dem Baum des Lebens gegessen?" Und ein anderer Engel antwortete: "Keiner von Adams Familie ist durch das flammende Schwert gegangen und hat von diesem Baum gegessen, deshalb gibt es auch keinen unsterblichen Sünder. Die Seele, die sündigt, soll den ewigen Tod sterben, einen Tod, der ewig dauert, von dem es keine Hoffnung und keine Auferstehung gibt. Dann wird der Zorn Gottes versöhnt sein. EG 42 1 Die Heiligen werden in der heiligen Stadt bleiben und 1000 Jahre als Könige und Priester regieren; dann wird Jesus mit den Heiligen auf den Ölberg herabsteigen, dieser wird sich auseinander spalten, und es wird eine große Ebene werden, auf der das Paradies Gottes ruhen wird. Das übrige der Erde wird nicht gereinigt, bis daß am Ende der 1000 Jahre die gottlosen Toten auferstehen und sich um die Stadt versammeln. Der Fuß der Gottlosen soll niemals die neu gemachte Erde berühren. Dann kommt Feuer von Gott aus dem Himmel und verzehrt sie und läßt ihnen weder Wurzel noch Zweige. Satan ist die Wurzel, und seine Kinder sind die Zweige. Dasselbe Feuer, welches die Gottlosen vernichtet, wird auch die Erde reinigen." ------------------------Kapitel 9: Die letzten Plagen und das Gericht EG 42 2 Auf der Generalkonferenz, die in Sutton, Bt., im September 1850 abgehalten wurde, wurde mir gezeigt, daß die sieben letzten Plagen ausgegossen werden, nachdem Jesus das Heiligtum verlassen hat. Der Engel sagte: "Durch den Zorn Gottes und des Lammes wird die Vernichtung oder der Tod der Gottlosen herbeigeführt. Durch die Stimme Gottes werden die Heiligen mächtig und schrecklich sein, wie ein Heer mit Bannern, aber sie werden dann noch nicht das Gericht vollziehen. Die Vollstreckung des Gerichtes findet am Schlusse der tausend Jahre statt." EG 43 1 Nachdem die Heiligen mit Unsterblichkeit bekleidet und mit Jesu aufgenommen sind, nachdem sie ihre Harfen, ihre Kleider und ihre Kronen empfangen haben und in die Stadt eingetreten sind, werden sie mit Jesu zu Gericht sitzen. Die Bücher sind geöffnet, das Buch des Lebens und das Buch des Todes. Das Buch des Lebens enthält die guten Taten der Heiligen; das Buch des Todes enthält die bösen Taten der Gottlosen. Diese Bücher werden verglichen mit dem Gesetzbuche, der Bibel, und in Übereinstimmung mit ihr werden die Menschen gerichtet. Die Heiligen sprechen in Gemeinschaft mit Jesus das Urteil über die toten Gottlosen aus. "Siehe," sagte der Engel, "die Heiligen sitzen mit Jesu zu Gericht und verurteilen die Gottlosen nach ihren Werken, und die Strafe, die sie bei der Vollziehung des Gerichtes empfangen sollen, wird hinter ihren Namen eingetragen." Ich sah, daß dies das Werk der Heiligen mit Jesu während der tausend Jahre in der heiligen Stadt war, ehe sie auf die Erde herabkam. Am Ende der tausend Jahre verläßt Jesus mit den Engeln und den Heiligen die heilige Stadt, und während er mit ihnen zur Erde herabkommt, stehen die gottlosen Toten auf; es werden dann auch diejenigen, die ihn gestochen haben, auferstehen und werden wehklagen, wenn sie ihn in all seiner Herrlichkeit mit den Engeln und allen Heiligen sehen werden. Sie werden die Nägelmale in seinen Händen und Füßen und die Wunde in seiner Seite sehen. Die Male der Nägel und des Speeres werden seine Herrlichkeit sein. Am Ende der tausend Jahre steht Jesus auf dem Ölberg, welcher sich auseinander spaltet und zu einer großen Ebene wird. Die zu dieser Zeit fliehen, sind die Gottlosen, die gerade auferstanden sind. Hierauf läßt sich die heilige Stadt auf die Ebene nieder. Satan erfüllt dann die Gottlosen mit seinem Geiste, er hält ihnen vor, daß das Heer in der Stadt klein und sein Heer groß sei, daß sie die Heiligen überwinden und die Stadt einnehmen könnten. EG 44 1 Während Satan sein Heer ordnete, befanden sich die Heiligen in der Stadt und betrachteten die Schönheit und Herrlichkeit des Paradieses. Jesus war an ihrer Spitze und führte sie. Plötzlich hatte der Herr uns verlassen, aber bald hörten wir seine holde Stimme, die sagte: "Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt." Wir versammelten uns um Jesum, und gerade als er die Tore der Stadt schloß, wurde der Fluch über die Gottlosen ausgesprochen. Die Tore wurden geschlossen. Dann gebrauchten die Heiligen ihre Flügel und stiegen auf die Mauer der Stadt. Jesus war auch bei ihnen; seine Krone sah herrlich und strahlend aus, sie war siebenfach. Die Kronen der Heiligen waren von reinem Golde und mit Sternen geschmückt. Ihre Angesichter strahlten von Herrlichkeit, denn sie waren das genaue Ebenbild Jesu. Als sie sich erhoben und alle zusammen auf die Mauer der Stadt gingen, war ich von dem Anblick ganz entzückt. EG 44 2 Die Gottlosen sahen dann, was sie verloren hatten; und es fiel Feuer von Gott auf sie und verzehrte sie. Das war die Vollziehung des Gerichtes. Die Gottlosen empfingen dann, was die Heiligen in Übereinstimmung mit Jesu während der tausend Jahre zugemessen hatten. Dasselbe Feuer von Gott, das die Gottlosen vernichtete, reinigte auch die ganze Erde. Die zerrissenen und schroffen Berge zerschmolzen vor großer Hitze, die Elemente, ebenso und alle Stoppeln wurden verzehrt. Dann lag unser Erbe vor uns, herrlich und wundervoll, und wir besaßen die ganze neue Erde. Wir riefen alle mit lauter Stimme: "Ehre, Halleluja!" ------------------------Kapitel 10: Das Ende der 2300 Tage EG 45 1 Ich sah einen Thron, auf dem der Vater und Sohn saßen. Ich betrachtete die Erscheinung Jesu und bewunderte seine holde Gestalt. Des Vaters Gestalt konnte ich nicht sehen, denn eine Wolke strahlenden Lichtes (Siehe "Nachtrag zu Erfahrungen und Gesichte". § 6) bedeckte sie. Ich fragte Jesum, ob sein Vater eine Gestalt habe wie er selbst. Er sagte, daß es so sei, aber daß ich ihn nicht sehen könne, denn wenn ich die Herrlichkeit seiner Person sehen würde, müßte ich sterben. Vor dem Throne sah ich das Adventvolk -- die Gemeinde Gottes -- und die Welt. Ich sah zwei Abteilungen, die einen in tiefer Teilnahme vor dem Throne gebeugt, während die anderen teilnahmslos und sorglos dastanden. Diejenigen, die vor dem Throne gebeugt waren, brachten Jesu ihre Gebete dar und blickten nur auf ihn; dann schaute er auf seinen Vater und schien für sie zu bitten. Ein Licht ging von dem Vater auf den Sohn und von diesem auf die betende Schar aus. Dann sah ich ein besonders helles Licht von dem Vater auf den Sohn kommen, und von dem Sohn ergoß es sich über das Volk vor dem Throne. Aber nur wenige nahmen dies große Licht an. Viele traten aus dem Bereich des selben und wiesen es zurück, andere waren sorglos und achteten es nicht, und es verließ sie. Manche aber achteten es und gingen hin und beugten sich mit der kleinen, betenden Schar. Alle in dieser Schar empfingen das Licht und freuten sich desselben, und ihre Angesichter strahlten mit seiner Herrlichkeit. EG 45 2 Ich sah den Vater sich von dem Thron erheben und in einem Feuerwagen in das Allerheiligste hinter den Vorhang gehen und sich niedersetzen. Dann erhob sich Jesus von dem Thron, und die meisten, die vor demselben gebeugt waren, erhoben sich mit ihm. Ich sah keinen Lichtstrahl, der sich von Jesu über die sorglose Zahl ergoß, als er sich erhob; sie befanden sich in völliger Finsternis. Diejenigen, die sich mit Jesus erhoben hatten, hielten ihre Augen auf ihn gerichtet, als er den Thron verließ und eine Strecke wegging. Dann erhob er seinen rechten Arm, und wir hörten ihn mit lieblicher Stimme sagen: "Wartet hier, ich will zu meinem Vater gehen, um das Reich zu empfangen: haltet eure Kleider rein, und bald will ich wiederkommen von der Hochzeit und euch zu mir nehmen." Dann kam ein Wolkenwagen, mit Rädern gleich Feuer, von Engeln umgeben, dahin, wo Jesus war. Er stieg in den Wagen und wurde zu dem Allerheiligsten getragen, wo der Vater saß. Dann sah ich Jesum, den großen Hohenpriester vor dem Vater stehen. An dem Saum seines Gewandes waren abwechselnd Schellen und Granatäpfel. Diejenigen, die sich mit Jesu erhoben hatten, folgten ihm im Glauben in das Allerheiligste und beteten: "Vater, gib uns deinen Geist." Dann blies Jesus den Heiligen Geist über sie. In diesem Hauch war Licht, Macht, viel Liebe, Freude und Friede. EG 46 1 Ich wandte mich nach der Schar um, die noch vor dem Throne lag; sie wußten nicht, daß Jesus sie verlassen hatte. Dann schien Satan bei dem Throne zu sein und zu versuchen, das Werk Gottes zu treiben. Ich sah sie zu dem Throne aufschauen und beten: "Vater, gib uns deinen Geist." Satan hauchte dann einen unheiligen Einfluß über sie aus; indem selben war Licht und viel Macht, aber keine süße Liebe, keine Freude und kein Friede. Satans Werk war, sie zu betrügen und Gottes Kinder irre zu führen. ------------------------Kapitel 11: Pflichten in bezug auf die Zeit der Trübsal EG 46 2 Der Herr hat mir wiederholt gezeigt, daß es im Widerspruch mit der Bibel ist, Vorkehrungen für unsere zeitlichen Bedürfnisse während der Zeit der Trübsal zu treffen. Ich sah, daß, wenn die Heiligen Nahrungsmittel bei sich oder in den Feldern aufsparten, sie ihnen zur Zeit der Trübsal, wenn Schwert, Hungersnot und Pestilenz über das Land kommen, durch gewalttätige Hände weggenommen und Fremde ihre Felder ernten würden. Dann wird die Zeit für uns sein, ganz dem Herrn zu vertrauen, und er will uns versorgen. Ich sah, daß unser Brot und Wasser uns zu der Zeit sicher sind, und daß wir nicht Not oder Hunger leiden werden, denn Gott ist imstande, für uns einen Tisch in der Wüste zu bereiten. Wenn es nötig sein sollte, wird er Raben senden, um uns zu speisen, wie er es bei Elia tat, oder er wird Manna vom Himmel regnen lassen, wie er es für Israel tat. EG 47 1 Häuser und Ländereien werden den Heiligen zur Zeit der Trübsale von keinem Nutzen sein, weil sie dann vor dem wütenden Pöbel fliehen müssen; zu der Zeit kann ihr Besitz nicht mehr zur Verbreitung der gegenwärtigen Wahrheit verwendet werden. Es wurde mir gezeigt, daß es der Wille Gottes ist, daß die Heiligen sich von allem losmachen und beim Opfer einen Bund mit Gott machen sollten, ehe die Zeit der Trübsal kommt. Wenn sie ihr Eigentum auf den Altar gelegt haben und ernstlich den Herrn bitten, ihnen ihre Pflichten zu offenbaren, wird er ihnen zeigen, wann sie diese Dinge verkaufen sollen. Dann werden sie in der Zeit der Trübsal frei sein und nichts haben, was sie zurück hält. EG 47 2 Ich sah, daß wenn manche an ihrem Eigentum festhielten und nicht den Herrn nach ihren Pflichten fragten, er sie ihnen auch nicht zeigte. Es wurde ihnen erlaubt, ihr Eigentum zu behalten, aber in der Zeit der Trübsal wurde es wie ein Berg für sie, der sie zu erdrücken drohte; alsdann wollten sie es weggeben, waren aber dazu nicht mehr imstande. Ich hörte etliche klagen: "Das Werk hatte es nötig, Gottes Volk litt Not um der Wahrheit willen, und wir machten keinen Versuch, dem Mangel abzuhelfen, nun ist unser Besitz nutzlos. O, daß wir ihn hingegeben und einen Schatz im Himmel gesammelt hätten!" Ich sah, daß die Opfer nicht zunahmen sondern abnahmen und verzehrt wurden. Ich sah auch, daß Gott nicht von allen seinen Kindern verlangt, ihr Eigentum zur selben Zeit zu verkaufen, aber wenn sie wünschten, darüber belehrt zu werden, so würde er ihnen zeigen, wann und wieviel sie verkaufen sollten. Manche sind in vergangenen Zeiten angewiesen worden, ihr Eigentum zur Unterstützung des Adventwerkes zur Verfügung zu stellen, während anderen erlaubt ist, es zu behalten, bis es gebraucht wird. Wenn dann das Werk desselben bedarf, so ist es ihre Pflicht, zu verkaufen. EG 48 1 Ich sah, daß die Botschaft: "Verkaufet, was ihr habt, und gebet Almosen," von manchen nicht in ihrem vollen Lichte verkündigt und der Zweck der Worte unseres Herrn nicht klargemacht wurde. Der Zweck des Verkaufens ist nicht, denjenigen zu geben, die imstande sind, zu arbeiten und sich selbst zu unterhalten, sondern um die Wahrheit zu verbreiten. Es ist eine Sünde den Müßiggang solcher zu unterstützen und zu begünstigen, die arbeiten können. Manche sind eifrig gewesen, allen Versammlungen beizuwohnen, nicht um Gott zu verherrlichen, sondern wegen der "Brote und Fische". Solche wären besser zuhause geblieben und hätten mit ihren Händen gearbeitet, "etwas Gutes geschafft," um die Bedürfnisse ihrer Familien befriedigen und etwas zur Unterstützung des herrlichen Werkes der gegenwärtigen Wahrheit geben zu können. Nun ist es Zeit, Schätze im Himmel zu sammeln und unsere Herzen für die Zeit der Trübsal bereit zu machen. Nur diejenigen, die reine Herzen und Hände haben, werden in dieser Prüfungszeit bestehen können. Nun ist es Zeit, das Gesetz Gottes in unserem Gemüte, an unseren Stirnen und in unseren Herzen geschrieben zu haben. EG 48 2 Der Herr hat mir die Gefahr gezeigt, wenn unser Gemüt mit irdischen Gedanken und Sorgen erfüllt ist. Ich sah, daß der Sinn mancher von der gegenwärtigen Wahrheit und der Liebe zur heiligen Bibel durch das Lesen anderer aufregender Bücher abgewendet wurde; andere sind mit Unruhe und Sorge erfüllt, was sie essen und trinken und wie sie sich kleiden sollen. Etliche halten das Kommen des Herrn noch für sehr weit entfernt. Die Zeit hat schon einige Jahre länger gedauert als sie erwartet haben, deshalb denken sie, daß es noch viele Jahre dauern wird, und auf diese Weise werden ihre Gedanken von der gegenwärtigen Wahrheit ab- und der Welt zugewendet. Ich sah in diesen Dingen eine große Gefahr; denn wenn der Geist mit anderen Dingen erfüllt ist, wird die gegenwärtige Wahrheit verdrängt, und es ist an unseren Stirnen kein Platz für das Siegel des lebendigen Gottes. Ich sah, daß der Dienst Jesu im Allerheiligsten bald beendet ist und nur noch kurze Zeit dauern wird. Wir sollten unsere Mußestunden dazu benutzen, die Bibel zu durchforschen, die uns am letzten Tage richten wird. EG 49 1 Meine lieben Geschwister, laßt die Gebote Gottes und das Zeugnis Jesu Christi beständig eure Gedanken erfüllen und weltliche Gedanken und Sorgen verdrängen, denkt darüber nach, wenn ihr euch niederlegt und wenn ihr aufsteht. Lebt und handelt in Übereinstimmung mit dem Kommen des Menschensohnes. Die Zeit der Versiegelung ist sehr kurz und wird bald vorüber sein. Jetzt ist es Zeit, während noch die vier Engel die vier Winde halten, unseren Beruf und unsere Erwählung festzumachen. ------------------------Kapitel 12: Geheimnisvolles Klopfen EG 49 2 Am 24. August 1850 sah ich, daß das geheimnisvolle Klopfen die Macht Satans war; manches kam direkt von ihm, manches indirekt von ihm durch seine Werkzeuge, aber alles ging von Satan aus. Es war sein Werk, das er auf verschiedene Weise ausführte; aber viele in den Kirchen und in der Welt befanden sich in solch großer Dunkelheit, daß sie glaubten und daran festhielten, daß es die Kraft Gottes sei. Der Engel sagte: "Soll nicht ein Volk seinen Gott fragen? Oder soll man die Toten für die Lebendigen fragen?" Sollten die Lebenden zu den Toten gehen, um Aufklärung zu erhalten? Die Toten wissen nichts. Für den lebendigen Gott geht ihr zu den Toten? Sie haben sich von dem lebendigen Gott getrennt und zu den Toten gewendet, die nichts wissen. Siehe Jesaja 8,19.20. EG 50 1 Ich sah, daß es bald als Gotteslästerung angesehen würde, gegen das Klopfen zu reden, daß es sich immer mehr ausbreiten und das Satans Macht zunehmen würde. Manche seiner ergebenen Nachfolger werden Macht haben, Wunder zu vollbringen und selbst Feuer vom Himmel fallen zu lassen vor den Menschen. Es wurde mir gezeigt, daß diese modernen Zauberer durch die Klopfgeister und den Magnetismus alle Wunder unseres Herrn Jesu Christi erklären würden, und daß viele glauben würden, daß alle die großen Wunder, die der Sohn Gottes auf Erden tat, durch die selbe Macht ausgeführt würden.1 Ich wurde in die Zeit Moses zurückversetzt und sah die Zeichen und Wunder, die Gott durch ihn vor Pharao wirkte. Die meisten der selben wurden durch die Ägyptischen Zauberer nachgemacht; und gerade vor der endlichen Errettung der Heiligen wird Gott mächtig für sein Volk wirken, und den modernen Zauberern wird erlaubt sein, das Werk Gottes fälschlich nachzuahmen. EG 51 1 Diese Zeit wird bald kommen, und wir müssen uns an den starken Arm Jehovas halten, denn alle diese großen Zeichen und mächtigen Wunder Satans gehen darauf aus, Gottes Volk zu verführen und zugrunde zu richten. Unsere Gedanken müssen auf Gott gerichtet sein, und wir sollen nicht die Furcht der Gottlosen fürchten, d.h. fürchten, was sie fürchten, und verehren, was sie verehren, sondern treu und mutig für die Wahrheit stehen. Könnten unsere Augen geöffnet werden, so würden wir Scharen böser Engel um uns sehen, die immer neue Mittel und Wege suchen, uns zu vernichten. Aber wir würden auch die Engel Gottes sehen, die uns vor ihrer Macht bewahren, denn Gottes Auge wacht immer über Israel, und er will sein Volk beschützen und retten, wenn es seine Zuversicht auf ihn setzt. Wenn der Feind kommt gleich einer Flut, wird der Geist des Herrn ihm entgegenstehen. EG 51 2 Der Engel sagte: "Bedenke, du befindest dich auf bezaubernden Grunde." Ich sah, daß wir wachen, die ganze Rüstung haben und den Schild des Glaubens nehmen müssen; dann werden wir feststehen, und die feurigen Pfeile des Bösewichts können uns nichts anhaben. ------------------------Kapitel 13: Die Boten EG 51 3 Der Herr hat mir oft ein Gesicht über den Zustand und die Bedürfnisse der zerstreuten Juwelen gegeben, die noch nicht zu dem Lichte der gegenwärtigen Wahrheit gekommen sind, und hat gezeigt, daß die Boten so rasch als möglich ihren Weg dahin nehmen sollten, um ihnen das Licht zu bringen. Bei vielen um uns herum ist es nur nötig, ihre Vorurteile zu entfernen, ihnen die Beweise für unsere gegenwärtige Stellung aus dem Worte zu zeigen, und sie werden gerne die gegenwärtige Wahrheit annehmen. Die Botschafter sollten auf die Seelen acht haben, als solche, die da Rechenschaft darüber geben müssen. Ihr Leben muß ein Leben der Arbeit und der Last für Seelen sein, weil das Gewicht des herrlichen, aber oft vernachlässigten Werkes Christi auf ihnen ruht. Sie müssen irdische Vorteile und Bequemlichkeiten aus dem Auge lassen und es zu ihrer ersten Aufgabe machen, alles zu tun, was in ihrer Macht steht, um das Werk der Wahrheit zu fördern und verlorene Seelen zu retten. EG 52 1 Sie werden auch einen reichen Lohn erhalten. In ihren Kronen der Freude werden diejenigen, die durch sie errettet wurden, als Sterne immer und ewiglich leuchten. In alle Ewigkeit werden sie die Genugtuung haben, daß sie getan haben, was sie konnten, um die Wahrheit in ihrer Reinheit und Schönheit vorzuführen, so daß Seelen sie lieben lernten, durch sie geheiligt wurden und sich das unschätzbare Vorrecht zu nutze machten, in dem Blute des Lammes gewaschen, reich und mit Gott versöhnt zu sein. EG 52 2 Ich sah, daß die Hirten solche um Rat fragen sollten, zu denen sie Vertrauen haben können, solche, die die Verkündigung aller Botschaften miterlebt haben und fest in der gegenwärtigen Wahrheit gegründet sind, ehe sie neue, wichtige Punkte vertreten, welche die Bibel ihrer Meinung nach enthält. Dann werden die Hirten vollkommen eins sein, und die Einigkeit der Hirten wird von der Gemeinde gefühlt werden. Ich sah, daß auf diese Weise unglückliche Spaltungen verhindert würden und keine Gefahr sein würde, daß die kostbare Herde sich trenne und die Schafe sich zerstreuen und ohne einen Hirten sind. EG 52 3 Ich sah auch, daß Gott Botschafter hatte, die er in seinem Werk gebrauchen wollte, die aber nicht dazu bereit waren. Sie waren zu oberflächlich und untauglich, um einen guten Einfluß auf die Herde auszuüben und fühlten nicht die Wichtigkeit des Werkes und den Wert von Seelen, wie Gottes Boten fühlen müssen, um guten Erfolg zu haben. Der Engel sagte: "Reiniget euch, die ihr des Herrn Geräte traget. Reiniget euch, die ihr des Herrn Geräte traget." Sie können nur wenig Gutes vollbringen, bis sie sich ganz dem Herrn ergeben haben und die Wichtigkeit und Heiligkeit der letzten Gnadenbotschaft fühlen, die der zerstreuten Herde gebracht wird. Manche, die nicht von Gott berufen sind, sind bereit, mit der Botschaft zu gehen, aber wenn sie die Wichtigkeit des Werkes und die Verantwortlichkeit einer solchen Stellung fühlen würden, würden sie zurückschrecken und mit dem Apostel sagen: "Wer ist hierzu tüchtig?" Ein Grund, warum sie so willig geben möchten, ist, weil Gott nicht die Last des Werkes auf sie gelegt hat. Nicht alle, die die erste und zweite Engelsbotschaft verkündigt haben, sollen auch die dritte verkündigen, selbst wenn sie sie vollständig angenommen haben. Verschiedene sind in so vielen Irrtümern und Täuschungen befangen gewesen, daß sie nur ihre eigenen Seelen retten können; wenn sie es unternehmen, andere zu leiten, so werden sie nur das Mittel sein, sie zugrunde zu richten. Aber ich sah, daß manche die tief in Fanatismus geraten waren, die ersten sein werden, die forteilen, ehe Gott sie sendet, ehe sie von ihren Irrtümern gereinigt sind. Indem sie Irrtum mit Wahrheit gemischt und die Herde Gottes damit gespeist haben, wird dieselbe krank, und Zerstörung und Tod werden folgen, wenn diese selbst erwählten Hirten sich gedrungen fühlen weiter zu gehen. Ich sah, daß sie durch und durch gereinigt werden mußten, bis sie von all ihren Irrtümern frei waren, oder sie konnten niemals das Reich ererben. Die Botschafter können nicht das Vertrauen in die Beurteilungs- und Unterscheidungskraft derjenigen setzen, die in Irrtum und Schwärmerei befangen waren, wie in diejenigen, die in der Wahrheit und nicht in überspannten Irrtümern gewandelt sind. Viele dringen zu sehr in solche, die gerade erst die gegenwärtige Wahrheit angenommen haben, ins Feld hinauszugehen, während letztere noch viel zu lernen und zu tun haben, bis sie selbst vor Gott richtig stehen, viel weniger anderen den Weg weisen können. EG 54 1 Ich sah die Notwendigkeit, daß die Botschafter besonders wachsam sind und aller Schwärmerei einhalt tun, wo sie solche sich erheben sehen. Satan bedrängt uns von allen Seiten, und wenn wir nicht wachen und seiner List und seinen Fallstricken gegenüber die Augen offenhalten und mit der ganzen Rüstung Gottes bekleidet sind, so werden uns die feurigen Pfeile des Bösewichts treffen. Es sind viele köstliche Wahrheiten in dem Worte Gottes enthalten, aber es ist "gegenwärtige Wahrheit", was die Herde jetzt bedarf. Ich habe die Gefahr gesehen, wenn Botschafter die wichtigen Punkte der gegenwärtigen Wahrheit verlassen und sich bei solchen Gegenständen aufhalten, die nicht zur Einigung der Herde und Heiligung der Seele beitragen. Satan wird jeden möglichen Vorteil wahrnehmen, das Werk zu schädigen. EG 54 2 Aber solche Gegenstände, wie das Heiligtum in Verbindung mit den 2300 Tagen, die Gebote Gottes und der Glaube Jesu, sind vollkommen geeignet, die vergangene Adventbewegung zu erklären und zu zeigen, was unsere gegenwärtige Stellung ist, den Glauben der Zweifelnden zu festigen und ihnen die Gewißheit der herrlichen Zukunft zu geben. Ich habe häufig gesehen, daß dies die hauptsächlichsten Gegenstände sind bei denen die Botschafter verweilen sollten. EG 54 3 Wenn die erwählten Boten des Herrn warten wollten, bis jedes Hindernis aus ihrem Weg geräumt ist, so würden manche von ihnen nie hinausgehen, die zerstreuten Schafe zu sammeln. Satan wird viele Bedenken vorbringen um sie von ihrer Pflicht abzuhalten, aber sie sollen im Glauben hinausgehen und ihm vertrauen, der sie zu seinem Werk berufen hat, und er wird die Wege vor ihnen öffnen, so weit es zu ihrem Besten und seiner Verherrlichung gereicht. Jesus, der große Lehrer und unser Vorbild, hatte nicht, da er sein Haupt hinlegte. Sein Leben war voller Arbeit, Sorgen und Kummer, und zuletzt gab er sich selbst für uns. Diejenigen, die an Christi Statt die Seelen bitten, sich mit Gott versöhnen zu lassen und mit Christo in der Herrlichkeit zu regieren hoffen, müssen erwarten, hier Teilhaber seiner Leiden zu sein. "Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Sie gehen hin und weinen und tragen edle Samen, und kommen mit Freuden und bringen ihre Gaben." Psalm 126,5.6. ------------------------Kapitel 14: Das Mahlzeichen des Tieres EG 55 1 In einem Gesicht am 27.Juni 1850 sagte mein begleitender Engel: "Die Zeit ist bald vollendet. Strahlt das Bild Jesu aus dir heraus, wie es sollte?" Dann wurde ich zur Erde gewiesen und sah, daß dort ein Bereitmachen unter denen herrschen müßte, die kürzlich die dritte Engelsbotschaft angenommen haben. Der Engel sagte: "Seid bereit, seid bereit, seid bereit! Ihr müßt mehr der Welt absterben als je zuvor." Ich sah, daß ein großes Werk für sie zu tun war und nur kurze Zeit, in der es getan werden konnte. EG 55 2 Dann sah ich, daß die sieben letzten Plagen bald über die ausgegossen werden, die nicht geborgen sind; aber die Welt beachtet es nicht mehr, als sie Wassertropfen achten würde, die im Begriff sind, zu fallen. Ich wurde dann befähigt, den schrecklichen Anblick der sieben letzten Plagen, den Zorn Gottes, auszuhalten. Ich sah, daß sein Zorn schrecklich und fürchterlich war, und wenn er seine Hand ausstrecken oder im Zorn erheben sollte, so würden die Bewohner der Erde werden, als ob sie nie gewesen seien, oder sie werden an unheilbaren Geschwüren und verzehrenden Plagen leiden, die über sie kommen, und werden keine Erlösung finden, sondern von ihnen vernichtet werden. Schrecken ergriff mich und ich fiel vor dem Engel auf mein Angesicht und bat ihn, den Anblick von mir zu entfernen, ihn zu verbergen, denn er war zu schrecklich. Dann erkannte ich wie nie zuvor die Wichtigkeit, das Wort Gottes sorgfältig zu durchforschen, um zu wissen, wie man den Plagen entgehen kann, die in dem Worte angekündigt sind und die über diejenigen kommen sollen, die das Tier anbeten und sein Bild und Mahlzeichen an ihre Stirn oder an ihre Hand nehmen. Es war ein großes Wunder für mich, daß jemand das Gesetz übertreten und seinen heiligen Sabbat verachten konnte, wenn solch schreckliche Drohungen und Urteile hierfür angekündigt werden. EG 56 1 Das Papsttum hat den Tag der Ruhe von dem siebenten auf den ersten Tag verlegt. Es hat das wahre Gebot verändert, welches gegeben war, um den Menschen an seinen Schöpfer zu erinnern. Es hat das wichtigste Gebot im Dekalog verändert und sich dadurch Gott gleichgemacht, oder selbst noch über ihn gesetzt. Der Herr ist unveränderlich, deshalb ist auch sein Gesetz unveränderlich; aber das Papsttum hat sich über Gott gesetzt, indem es versucht hat, dessen unveränderliche Richtschnur der Heiligkeit, Gerechtigkeit und Güte zu verändern. Es hat Gottes heiligen Tag unter die Füße getreten und aus eigener Autorität einen der sechs Arbeitstage an seine Stelle gesetzt. Das ganze Volk ist dem Tier nachgefolgt, und jede Woche berauben sie Gott seiner heiligen Zeit. Das Papsttum hat eine Lücke in Gottes heiliges Gesetz gemacht; aber ich sah, daß die Zeit nahe war, wo das Volk Gottes die Lücke wieder verzäunen und die wüsten Orte wieder bauen wird. EG 56 2 Ich flehte zu Gott vor dem Engel, sein Volk zu retten, welches in der Irre ging, es zu retten um seiner Gnade willen. Wenn die Plagen anfangen, werden diejenigen, die jetzt fortfahren, den heiligen Sabbat zu brechen, den Mund nicht öffnen, um solche Entschuldigungen vorzubringen, wie sie jetzt anführen, um dem Halten des selben auszuweichen. Aller Mund wird verstummen während die Plagen fallen, und der große Gesetzgeber verlangt Gerechtigkeit von denjenigen, die sein heiliges Gesetz verachten und es "einen Fluch der Menschen," "schwach" und "unvollkommen" genannt haben. Wenn solche die eiserne Hand dieses Gesetzes auf sich fühlen werden, werden ihnen diese Ausdrücke in ihrem wahren Lichte erscheinen, und sie werden dann die Sünde erkennen, das Gesetz verachtet zu haben, welches Gottes Wort "heilig, gerecht und gut" nennt. EG 57 1 Dann wurde ich zu der Herrlichkeit des Himmels genommen, zu den Schätzen, die dort für die Gläubigen bereit sind. Alles war lieblich und herrlich. Die Engel sangen mit süßer Stimme, und als sie dann aufhörten, nahmen sie ihre Kronen von ihren Häuptern, legten sie zu den Füßen Jesu und riefen mit lieblicher Stimme: "Ehre, Halleluja!" Ich stimmte mit ein in ihre Lieder und Lob und Ehre des Lammes, und so oft ich meinen Mund zu seinem Preis öffnete, hatte ich ein unaussprechliches Gefühl von der Herrlichkeit, die mich umgab. Es war eine größere, außerordentliche und ewige Herrlichkeit. Der Engel sagte: "Die kleine Schar, welche Gott liebt und seine Gebote hält und treu ist bis zum Ende, wird diese Herrlichkeit ererben und immer in der Gegenwart Jesu sein und mit den heiligen Engeln singen." EG 57 2 Dann wurden meine Augen von der Herrlichkeit abgewendet, und ich wurde auf die "Übrigen" auf der Erde verwiesen. Der Engel sagte zu ihnen: "Wollt ihr den sieben letzten Plagen entfliehen? Wollt ihr in die Herrlichkeit eingehen und alles ererben, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben, und willig sein, für ihn zu leiden? Wenn ihr das wollt, so müßt ihr sterben, damit ihr leben könnt. Seid bereit, seid bereit, seid bereit! Ihr müßt besser vorbereitet sein, als ihr jetzt seid, denn ‚des Herrn Tag kommt, grausam, zornig, grimmig, das Land zu zerstören und die Sünder daraus zu vertilgen.' Opfert alles dem Herrn, legt alles auf seinen Altar -- euch selbst, euer Eigentum und alles -- als ein lebendiges Opfer. Es kostet alles, um in die Herrlichkeit einzugehen. Sammelt euch selbst Schätze im Himmel, wo sie kein Dieb erreichen, noch Rost zerstören kann. Ihr müßt hier Teilhaber der Leiden Christi sein, wenn ihr später an seiner Herrlichkeit teilhaben wollt." EG 58 1 Der Himmel ist billig genug, wenn wir ihn durch Leiden erlangen. Wir müssen uns immer selbst verleugnen, täglich uns selbst sterben, Jesum allein erscheinen lassen und seine Herrlichkeit beständig im Auge behalten. Ich sah, daß solche, die kürzlich die Wahrheit angenommen haben, wissen werden, was es heißt, um Christi willen zu leiden, daß sie durch Schwierigkeiten gehen müssen, um gereinigt und durch Leiden zubereitet zu werden, das Siegel des lebendigen Gottes zu empfangen, durch die Zeit der Trübsal zu gehen, den König in seiner Schöne zu sehen und in der Gegenwart Gottes und heiliger, reiner Engel zu wohnen. EG 58 2 Als ich sah, was wir sein müssen, um die Herrlichkeit zu ererben, und dann sah, wie viel Jesus gelitten hat, um solch reines Erbe für uns zu erlangen, betete ich, daß wir in Christi Leiden getauft werden möchten, daß wir vor den Schwierigkeiten nicht zurückschrecken, sondern sie mit Geduld und Freude tragen und daran gedenken, was Jesu erduldet hat, damit wir durch seine Armut und seine Leiden reich werden möchten. Der Engel sagte: "Verleugnet euch selbst; ihr müßt rasch vorangehen." Manche von uns haben Zeit gehabt, die Wahrheit anzunehmen und Schritt für Schritt vorwärts zu gehen, und jeder Schritt den wir gemacht haben, hat uns Kraft zu dem nächsten gegeben. Aber nun ist die Zeit bald vollendet, und was wir in Jahren gelernt haben, müssen andere nun in einigen Monaten lernen. Sie haben vieles zu verlernen und vieles neu zu lernen. Diejenigen, die nicht das Mahlzeichen des Tieres und sein Bild annehmen wollen, wenn der Befehl ausgeht, müssen standhaft genug sein, jetzt zu sagen: "Nein, wir wollen die Einrichtung des Tieres nicht beachten." ------------------------Kapitel 15: Blinde Blindenleiter EG 59 1 Ich habe gesehen, wie die blinden Leiter an der Arbeit waren, die Seelen so blind zu machen, wie sie selbst sind. Sie machen sich kaum klar, was über sie kommt. Sie erheben sich selbst gegen die Wahrheit, und indem letztere den Sieg davon trägt, werden viele von denen, die diese Lehrer als Männer Gottes angesehen haben und Licht von ihnen erwarteten, beunruhigt werden. Sie fragen diese Leiter betreffs des Sabbats, und da diese darauf aus sind, daß vierte Gebot los zu werden, so antworten sie ihnen demgemäß. Ich sah, daß es ihnen bei den verschiedenen Stellungen, die sie gegen den Sabbat einnahmen, auf wahre Ehrlichkeit gar nicht so genau ankam. Der Hauptzweck ist, den Sabbat des Herrn zu umgehen, und einen anderen Tag, als den vom Herrn geheiligten, zu beachten. Wenn sie aus einer Stellung verdrängt werden, nehmen sie eine andere ein, selbst eine solche, die sie kurz vorher als unrichtig erklärt haben. EG 59 2 Gottes Volk gelangt zur Einigkeit des Glaubens. Diejenigen, welche den Sabbat der Bibel beobachten, sind in ihren Ansichten über Bibelwahrheiten einig. Aber diejenigen, die sich dem Sabbat unter dem Adventvolk entgegenstellen, sind uneinig und getrennt. Der eine geht in seinem Widerstande gegen den Sabbat voran, erklärt ihn als dies und jenes, und am Schluß hält er die Sache für erledigt. Aber weil seine Anstrengungen die Frage nicht zur Ruhe bringen, das Sabbatwerk fortschreitet und die Kinder Gottes den Sabbat noch annehmen, so kommt ein anderer, um ihn zuschanden zu machen. Aber indem er seine Ansichten gegen den Sabbat vorbringt, reißt er die Beweisgründe dessen nieder, der die ersten Anstrengungen gegen die Wahrheit machte, und stellt eine Theorie auf, die gerade so gegen ihn wie gegen uns gerichtet ist. So geht es mit dem dritten und dem vierten; aber keiner von ihnen will zugeben, was im Worte Gottes steht: "Der siebente Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes." EG 60 1 Ich sah, daß solche fleischlich gesinnt sind und deshalb das heilige Gesetz nicht verstehen können. Sie sind nicht einig unter sich selbst, aber sie geben sich alle Mühe, mit ihren Schlußfolgerungen die Schrift zu verdrehen und eine Lücke in Gottes Gesetz zu machen, das vierte Gebote zu verändern, abzuschaffen oder irgend etwas damit anzufangen, um es nicht zu halten. Sie möchten die Leute über diese Frage beruhigen, und sie geben sich der Hoffnung hin, daß es ihnen gelingen wird, weil ihre Nachfolger so wenig in der Bibel forschen und nicht weiter sehen als ihre Leiter, so daß sie den als Wahrheit vorgebrachten Irrtum für Wahrheit halten. ------------------------Kapitel 16: Vorbereitung auf das Ende EG 60 2 Am 7. September 1850 zeigte mir der Herr in Oswego, N.Y., daß ein großes Werk für sein Volk getan werden muß, ehe es am Tage des Herrn bestehen kann. Ich wurde auf solche hingewiesen, die bekennen, Adventisten zu sein, aber die gegenwärtige Wahrheit verwerfen, und ich sah, daß sie untereinander uneins wurden, daß die Hand des Herrn auf ihnen lag und sie in der Sammelzeit entzweien würde, damit den köstlichen Edelsteinen unter ihnen, die irre geführt waren, die Augen geöffnet werden möchten, so daß sie ihren wahren Zustand erkennen. Wenn ihnen nun die Wahrheit durch die Boten Gottes gebracht wird, sind sie vorbereitet, darauf zu hören, sehen ihre Schönheit und Harmonie und verlassen ihre früheren Verbindungen und Irrtümer, nehmen die köstliche Wahrheit an und sind imstande, ihre Stellung zu erklären. EG 60 3 Ich sah, daß diejenigen, die dem Sabbat des Herrn widersprechen, uns nicht aus der Bibel beweisen können, daß unsere Stellung falsch ist; deshalb verleumden sie diejenigen, die der Wahrheit glauben und dieselbe lehren, und greifen ihre Charaktere an. Viele, die einst gewissenhaft waren und Gott und sein Wort liebten, sind dadurch, daß sie das Licht der Wahrheit verworfen haben, so verhärtet worden, daß sie kein Bedenken tragen, diejenigen, die den heiligen Sabbat lieben, auf gottlose Weise anzugreifen und falsch zu beschuldigen, wenn sie dadurch den Einfluß solcher, die furchtlos die Wahrheit verkünden, schädigen können. Aber diese Sachen werden das Werk Gottes nicht hindern. Es ist vielmehr eine Tatsache, daß der Weg, den diejenigen einschlagen, die die Wahrheit hassen, oft das Mittel ist, anderen die Augen zu öffnen. Alle Edelsteine werden herausgebracht und gesammelt werden, denn die Hand des Herrn ist ausgestreckt, um die Übrigen seines Volkes zu erwerben, und er wird sein Werk herrlich hinausführen. EG 61 1 Wir, die der Wahrheit glauben, sollten sehr vorsichtig sein, damit wir keinen Anlaß geben, Übeles von uns zu reden. Wir sollten darauf achten, daß jeder Schritt den wir tun, in Übereinstimmung mit der Bibel ist; denn solche, die die Gebote Gottes hassen, werden über unsere Fehltritte und Vergehen frohlocken, wie es die Gottlosen 1843 taten. EG 61 2 Am 14. Mai 1851 sah ich die Schönheit und Lieblichkeit Jesu. Als ich seine Herrlichkeit schaute, kam mir kein Gedanke, daß ich je von seiner Gegenwart getrennt sein könnte. Ich sah ein Licht von der Herrlichkeit ausgehen, die den Vater umgab, und als es nahe zu mir kam, zitterte ich wie ein Blatt am Baum. Ich dachte, wenn es mir näher käme, müßte ich aufhören zu leben; aber das Licht ging an mir vorbei. Dann konnte ich mir einen Begriff von dem großen und schrecklichen Gott machen, mit dem wir es zu tun haben. Ich sah aber auch, welch schwachen Begriff manche von der Heiligkeit Gottes haben, und wie oft sie seinen heiligen und ehrwürdigen Namen unnütz führen, ohne daran zu denken, daß es der große und schreckliche Gott ist, von dem sie sprechen. Während des Gebets gebrauchen viele unachtsamerweise unehrerbietige Ausdrücke, welche den sanften Geist des Herrn betrüben, und deshalb werden ihre Gebete im Himmel nicht angenommen. EG 62 1 Ich sah auch, daß viele nicht erkennen, was sie sein müssen, um in der Zeit der Trübsal ohne einen Hohenpriester im Heiligtum vor Gottes Angesicht zu leben. Diejenigen, die das Siegel des lebendigen Gottes empfangen und in der Zeit der Trübsal gesichert sind, müssen das Bild Jesu vollkommen widerstrahlen. EG 62 2 Ich sah, daß viele die so nötige Vorbereitung versäumten und auf die Zeit der "Erquickung" und den "Spätregen" schauten, die sie bereit machen sollten, am Tage des Herrn zu bestehen und vor seinem Angesicht zu leben. Oh, wie viele sah ich in der Zeit der Trübsal ohne irgend einen Schutz! Sie hatten die nötige Vorbereitung vernachlässigt, deshalb konnten sie nicht die Erquickung empfangen, die alle haben müssen, um vor dem Angesicht eines heiligen Gottes zu leben. Diejenigen, die sich nicht durch die Propheten wollen zurichten lassen, die es versäumten, ihre Seele zu reinigen, indem sie der ganzen Wahrheit gehorchen, und die ihren Zustand für besser halten, als er wirklich ist, werden zur Zeit, wenn die Plagen kommen, aufwachen und erkennen, daß es nötig war, für den Bau behauen und zugerichtet zu werden. Aber dann wird keine Zeit mehr sein, dies zu tun, und kein Mittler mehr, der ihre Sache vor dem Vater vertritt. Vor dieser Zeit ist die feierlich ernste Verkündigung ausgegangen: "Wer böse ist, der sei fernerhin böse; und wer unrein ist, der sei fernerhin unrein; aber wer fromm ist, der sei fernerhin fromm, und wer heilig ist, der sei fernerhin heilig." Ich sah, daß keiner an der Erquickung teilhaben kann, der nicht den Sieg über jegliche Sünde, über Stolz, Selbstsucht, Liebe zur Welt und über jedes unrechte Wort und jede unrechte Tat erlangt hat. Wir sollten deshalb immer näher zu dem Herrn kommen und ernstlich suchen, diese nötige Vorbereitung zu erlangen, die uns befähigt, im Kampf am Tage des Herrn zu bestehen. Laßt uns daran denken, daß Gott heilig ist und daß nur heilige Wesen ewig in seiner Gegenwart wohnen können. ------------------------Kapitel 17: Gebet und Glauben EG 63 1 Ich habe oft gesehen, daß die Kinder Gottes im allgemeinen das Gebet zu sehr vernachlässigen, besonders das stille Gebet; daß viele nicht den Glauben üben, wie es ihr Vorrecht und ihre Pflicht ist, und oft auf das Gefühl warten, das der Glaube allein geben kann. Gefühl ist nicht Glaube; die beiden sind verschieden. Glauben zu üben, ist unsere Sache, aber freudige Gefühle und Segnungen zu geben, ist Gottes Sache. Die Gnade Gottes kommt durch den Kanal des lebendigen Glaubens zur Seele, und es liegt in unserer Macht, diesen Glauben zu üben. EG 63 2 Wahrer Glaube erfaßt und besitzt die versprochenen Segnungen, ehe sie erfüllt und fühlbar sind. Wir müssen unsere Bitten im Glauben hinaufsenden, hinter den zweiten Vorhang; wir müssen im Glauben die versprochenen Segnungen erfassen und sie als die unsrigen beanspruchen. Wir können dann glauben, daß wir den Segen empfangen, weil unser Glaube ihn erfaßt hat, und er ist unser in Übereinstimmung mit dem Worte: "Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, daß ihr's empfangen werdet, so wird's euch werden." Hier ist Glaube, nackter Glaube, nötig, zu glauben, daß wir die Segnungen empfangen, selbst ehe wir sie sehen. Wenn der versprochene Segen dann verwirklicht ist, so ist der Glaube erfüllt. Aber viele meinen, daß sie nur dann viel Glauben haben, wenn sie viel von dem Heiligen Geiste haben, und daß sie keinen Glauben haben können, bis sie die Kraft des Heiligen Geistes fühlen. Solche verwechseln den Glauben mit dem Segen, der durch den Glauben kommt. Die rechte Zeit, Glauben zu üben, ist gerade dann, wenn wir uns vom Geiste verlassen fühlen. Wenn dicke Wolken der Finsternis über uns zu hängen scheinen, dann ist es Zeit, durch lebendigen Glauben die Finsternis zu durchbrechen und die Wolken zu zerstreuen. Wahrer Glaube ruht auf den Verheißungen, die in dem Worte Gottes enthalten sind, und nur diejenigen, die dem Wort gehorsam sind, können seine herrlichen Verheißungen beanspruchen. "So ihr in mir bleibet, und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren." Johannes 15,7. "Was wir bitten, werden wir von ihm nehmen; denn wir halten seine Gebote und tun, was vor ihm gefällig ist." 1.Johannes 3,22. EG 64 1 Wir sollten viel im Stillen beten. Christus ist der Weinstock, wir sind die Reben. Und wenn wir wachsen und Frucht tragen wollen, müssen wir beständig Saft und Nahrung von dem lebendigen Weinstock nehmen, denn getrennt von demselben haben wir keine Kraft. EG 64 2 Ich fragte den Engel, warum nicht mehr Glauben und Kraft in Israel sei. Er sagte: "Ihr laßt den Arm des Herrn zu bald los. Sendet eure Bitten zu dem Throne empor und haltet an in starkem Glauben. Die Verheißungen sind sicher. Glaubt, daß ihr die Dinge empfangen werdet, um die ihr bittet, und ihr sollt sie haben." Dann wurde ich auf Elia hingewiesen. Er war ein Mensch gleich wie wir, und er betete ernstlich. Sein Glaube überwand die Schwierigkeiten. Siebenmal betete er zu dem Herrn, und zuletzt erschien die Wolke. Ich sah, daß wir die sicheren Verheißungen bezweifelt und den Herrn durch unseren schwachen Glauben betrübt hatten. Der Engel sagte: "Ziehet an den Harnisch Gottes, vor allen Dingen aber ergreifet den Schild des Glaubens, denn er wird das Herz, das ganze Leben vor den feurigen Pfeilen des Bösewichts bewahren." Wenn es dem Feind gelingt, die Augen der Schwachen von Jesus abzuwenden, daß sie auf sich selbst sehen und bei ihrer eigenen Unwürdigkeit verweilen, statt bei der Würdigkeit Jesu, bei seiner Liebe, seinen Verdiensten und seiner großen Gnade, so wird er ihren Schild des Glaubens wegnehmen und seinen Zweck erreichen, und sie werden seinen Versuchungen ausgesetzt sein. Die Schwachen sollten deshalb immer auf Jesum blicken und ihm vertrauen, dann können sie Glauben üben. ------------------------Kapitel 18: Die Sammelzeit EG 65 1 Am 23. September zeigte mir der Herr, daß er seine Hand zum andern Male ausgestreckt hat, die Übrigen seines Volkes wieder zu erwerben,1 und daß die Anstrengungen in dieser Sammelzeit verdoppelt werden müssen. In der Zerstreuung war Israel geschlagen und verwundet; aber nun in der Sammelzeit will Gott sein Volk heilen und verbinden. Während der Zerstreuung hatten die Bemühungen, die Wahrheit auszubreiten, nur wenig Erfolg; sie konnten nur wenig oder nichts ausrichten; aber während der Sammelzeit, wenn Gott sein Volk sammelt, werden die Bemühungen den beabsichtigten Erfolg haben. Alle sollten einig und eifrig in dem Werke sein. Ich sah, daß es Unrecht war, wenn sich einige auf Begebenheiten während der Zerstreuungszeit beriefen, zum Beweis, daß sie uns jetzt in der Sammelzeit leiten sollten; denn wenn Gott jetzt nicht mehr für uns tun würde, als er damals tat, würde Israel nie gesammelt werden. Ich habe gesehen, daß die Herstellung der prophetischen Karte von 1843 von der Hand des Herrn geleitet war, und daß sie nicht geändert werden sollte; daß die Zahlen so waren, wie er sie haben wollte, daß seine Hand sie bedeckte und einen Fehler in einigen Zahlen verbarg, so daß ihn niemand sehen konnte, bis er seine Hand wegzog.1 EG 66 1 Dann sah ich betreffs des "Täglichen" in Daniel 8,12. daß das "Opfer" durch menschliche Weisheit hinzugefügt ist und nicht zu dem Text gehört, und daß der Herr die richtige Ansicht hiervon denjenigen gab, die die Stunde des Gerichts verkündigten. Vor 1844, als Einigkeit herrschte, hatten alle eine richtige Ansicht von dem "Täglichen," aber seit der Verwirrung von 1844 wurden andere Ansichten angenommen, und Finsternis und Verwirrung war die Folge. Seit 1844 ist keine Zeit gesetzt gewesen, und es wird auch keine jemals wieder festgesetzt werden. EG 66 2 Der Herr hat mir gezeigt, daß die dritte Engelsbotschaft den zerstreuten Kindern des Herrn verkündigt werden muß, aber daß sie nicht an Zeit gebunden werden darf. Ich sah, daß manche durch Festsetzung der Zeit in eine falsche Aufregung gerieten; aber die dritte Engelsbotschaft ist mächtiger als Zeitbestimmung. Ich sah, daß diese Botschaft auf ihrem eigenen Grunde stehen kann und keiner Zeit bedarf, sie zu stärken, daß sie mit Macht gehen, ihr Werk tun und in Gerechtigkeit verkürzt werden wird. EG 66 3 Dann wurde ich auf solche hingewiesen, welche in dem großen Irrtum sind, zu glauben, es sei ihre Pflicht, nach dem alten Jerusalem zu gehen, und die denken, daß sie dort ein Werk zu tun haben, ehe der Herr kommt. Solche Ansicht ist dazu angetan, die Gedanken und das Interesse von dem gegenwärtigen Werke Gottes unter der dritten Engelsbotschaft abzuwenden; denn diejenigen, die denken, daß sie nach Jerusalem gehen müssen, werden ihre Gedanken dort haben, und ihre Mittel werden dem Werke der gegenwärtigen Wahrheit vorenthalten, um sich selbst und andere dorthin zu bringen. Ich sah, daß solche Mission nichts wirklich Gutes wirken wird, daß es lange dauern wird, bis nur einige Juden an das erste Kommen Jesu glauben, wieviel mehr noch, bis sie an das zweite Kommen glauben werden. Ich sah, daß Satan manche in dieser Sache irre geführt hat und das Seelen um sie her von ihnen geholfen und sie zu dem Halten der Gebote Gottes geführt werden könnten; aber sie ließen sie verloren gehen. Ich sah auch, daß das alte Jerusalem niemals wieder aufgebaut werden wird, und daß Satan sein möglichstes tut, um die Gedanken der Kinder Gottes jetzt in der Sammelzeit auf diese Dinge zu lenken und sie dadurch verhindert, ihr ganzes Interesse dem gegenwärtigen Werke des Herrn zuzuwenden, und sie beeinflußt, die notwendige Vorbereitung auf den Tag des Herrn zu vernachlässigen. ------------------------Kapitel 19: Eine Warnung gegen Untreue EG 67 1 Lieber Leser! Ein Gefühl der Pflicht gegen meine Geschwister und der Wunsch, daß das Blut von Seelen nicht an meinen Kleidern gefunden werden möchte, haben mich veranlaßt, dies kleine Werk zu schreiben. Ich kenne den Unglauben, der die Menge betreffs der Gesichte beherrscht, und daß viele, die bekennen, auf den Herrn zu warten, und die lehren, daß wir in den letzten Tagen leben, all dies dem Satan zuschreiben. Ich erwarte von solchen viel Widerstand, und hätte ich nicht gefühlt, daß der Herr es von mir verlangt, so würde ich meine Gesichte nicht auf diese Weise veröffentlicht haben, weil es den Hohn und Spott vieler wachrufen wird. Aber ich fürchte Gott mehr als die Menschen. EG 67 2 Als mir der Herr zuerst Botschaften für sein Volk gab, wurde es mir schwer, sie zu verkündigen, und ich milderte sie oft sehr und machte sie so sanft wie möglich, aus Furcht, jemand zu verletzen. Es war für mich eine große Prüfung, die Botschaft so zu verkündigen, wie der Herr sie mir gab. Ich machte mir nicht klar, daß ich darin untreu war, und sah nicht die Gefahr und Sünde einer solchen Handlungsweise, bis ich in einem Gesichte in die Gegenwart Jesu geführt wurde. Er schaute mich mit finsterem Blicke an und wandte dann sein Angesicht von mir. Es ist nicht möglich, den Schrecken und die Angst zu beschreiben, die mich überfielen. Ich fiel vor ihm auf mein Angesicht, aber ich hatte keine Kraft, ein Wort hervorzubringen. O, wie ich mich sehnte, vor diesem schrecklichen Blick bedeckt und verborgen zu sein! Dann konnte ich einigermaßen verstehen, was die Gefühle der Verlorenen sein werden, wenn sie ausrufen: "Berge und Felsen, fallet über uns und verberget uns vor dem Angesicht des, der auf dem Stuhl sitzt, und vor dem Zorn des Lammes!" EG 68 1 Sogleich befahl mir ein Engel, aufzustehen, und der Anblick, der sich meinen Augen bot, kann schwerlich beschrieben werden. Es wurde mir eine Schar vorgeführt, deren Haare und Kleider zerrissen waren, und deren Aussehen ein Bild der Furcht und des Erschreckens bot. Sie kamen nahe zu mir, nahmen ihre Gewänder und rieben sie an den meinigen. Ich blickte auf meine Kleider, daß sie mit Blut befleckt waren, und daß das Blut Löcher hineinfraß. Da fiel ich gleich einer Toten zu den Füßen meines begleitenden Engels. Ich konnte keine Entschuldigung vorbringen. Meine Zunge widerstand allen Bemühungen, und ich wünschte nur, von solch heiligem Ort fort zu sein. Dann stellte mich der Engel auf meine Füße und sagte: "Dies ist nicht jetzt dein Fall, aber diese Szene wurde dir vorgeführt, damit du erkennst, was deine Lage sein wird, wenn du dich weigerst, den andern das zu verkündigen, was der Herr dir offenbart hat. Aber wenn du treu bist bis zum Ende, so sollst du von dem Baume des Lebens essen und von dem Wasser des Lebens trinken. Du wirst viel zu leiden haben, aber die Gnade Gottes ist genügend." Dann war ich willig, alles zu tun, was der Herr von mir verlangte, auf daß ich sein Wohlgefallen haben möge und nicht seinen schrecklichen Blick fühlen müsse. EG 69 1 Ich bin oft fälschlich beschuldigt worden, Ansichten zu verbreiten, die dem Spiritismus eigen sind. Aber ehe der Herausgeber des "Day-Star" in diese Täuschung fiel, gab mir der Herr ein Gesicht über die traurigen und trostlosen Folgen, die durch ihn und andere über die Herde gebracht würden, indem er spiritistische Ansichten veröffentlichte. Ich habe oft gesehen, daß Jesus eine Person ist. Ich fragte ihn, ob sein Vater eine Person sei und die gleiche Gestalt habe wie er. Er sagte: "Ich bin das genaue Ebenbild meines Vaters." EG 69 2 Ich habe oft gesehen, daß solche alles vergeistigenden Ansichten alle Herrlichkeit des Himmels wegnehmen, und daß in vielen Gemütern der Thron Davids und die liebliche Gestalt Jesu in dem Feuer des Spiritismus aufgehen. Ich habe gesehen, daß manche, die in diesen Irrtum gefallen waren, zu dem Lichte der Wahrheit gebracht wurden; aber es wird fast unmöglich für sie sein, ganz von der trügerischen Macht des Spiritismus loszukommen. Solche sollten gründliche Arbeit tun, indem sie ihre Fehler bekennen und sie für immer lassen. EG 69 3 Lieber Leser, ich empfehle dir das Wort Gottes als die Richtschnur deines Glaubens und Handelns. Durch dies Wort werden wir gerichtet werden. Gott hat in diesem Wort versprochen, in den "letzten Tagen" Gesichte zu geben, nicht als eine neue Richtschnur des Glauben, sondern zum Trost seines Volkes, und um denen zu helfen, die von der Bibelwahrheit abgewichen sind. So verfuhr Gott mit Petrus, als er ihn zu den Heiden schicken wollte. EG 69 4 Denjenigen, die dies kleine Werk verbreiten wollen, möchte ich sagen, daß es nur für ernste Leute bestimmt ist, und nicht für solche, welche die Dinge des Geistes Gottes lächerlich machen würden. ------------------------Kapitel 20: Schw. Whites Träume EG 70 1 Mir träumte, ich sähe einen Tempel, dem viele Leute zuströmten. Nur diejenigen, die in diesem Tempel ihre Zuflucht suchten, würden am Ende der Zeit errettet werden. Alle, die draußen blieben, waren für ewig verloren. Die Menge draußen, die ihre eigenen Wege ging, verlachte diejenigen, die in den Tempel eintraten, und sagte, daß diese Art der Errettung eine listige Täuschung und daß in Wahrheit keine Gefahr da sei, der man entfliehen müsse. Sie hielten selbst einige an und suchten sie zu verhindern, innerhalb der Mauern einzugehen. EG 70 2 Da ich fürchtete, verspottet und verlacht zu werden, so hielt ich es für das beste, zu warten, bis die Menge sich verstreut hätte, oder bis ich ungeachtet hineingehen könnte. Aber anstatt sich zu vermindern, vergrößerte sich die Schar immer mehr, und da ich fürchtete, zu spät zu kommen, verließ ich mein Heim und drängte mich durch die Menge. In meiner Ansicht, den Tempel zu erreichen, beachtete ich nicht das Gedränge, das mich umgab. Als ich in das Gebäude eintrat, sah ich, daß der zweite Tempel von einem gewaltigen Pfeiler gestützt wurde, an welchem ein verwundetes und blutendes Lamm angebunden war. Wir, die wir anwesend waren, schienen zu wissen, daß das Lamm um unsertwillen verwundet und zerschlagen war. Alle, die den Tempel betraten, mußten vor dasselbe kommen und ihre Sünden bekennen. EG 70 3 Gerade vor dem Lamm befanden sich erhöhte Sitze, auf denen eine Anzahl Leute saßen, die sehr glücklich aussahen. Das Licht des Himmels schien auf ihren Angesichtern zu ruhen; sie priesen Gott und sangen Lob- und Danklieder, die wie die Musik der Engel klangen. Dies waren diejenigen, die vor das Lamm gekommen, ihre Sünden bekannt und Verzeihung erlangt hatten und nun in froher Erwartung irgend eines freudigen Ereignisses harrten. EG 71 1 Nachdem ich das Gebäude betreten hatte, kam Furcht und ein Gefühl der Scham über mich, daß ich mich vor diesen Leuten demütigen sollte. Aber es schien mich etwas vorwärts zu drängen und ich ging langsam um den Pfeiler herum, um zu dem Lamm zu gelangen; da ertönte eine Posaune, der Tempel erbebte, es erhob sich ein Triumphgeschrei der versammelten Heiligen, und ein blendender Glanz erleuchtete das Gebäude; dann herrschte Finsternis. Die glücklichen Leute waren alle mit dem Lichte verschwunden, und ich war allein im stillen Schrecken der Nacht. EG 71 2 Ich erwachte in Seelenangst und konnte mich kaum davon überzeugen, daß ich nur geträumt hatte. Es schien mir, daß meine Verdammnis sicher sei, daß der Geist des Herrn mich verlassen habe, um nie mehr zurückzukehren. Meine Verzagtheit wurde noch größer, falls dies möglich gewesen wäre. EG 71 3 Bald danach hatte ich einen anderen Traum. Ich schien in Verzweiflung dazusitzen und, das Gesicht mit den Händen bedeckt, folgende Betrachtungen zu machen: Wenn Jesus auf Erden wäre, würde ich zu ihm gehen, mich ihm zu Füßen werfen und ihm all meine Leiden erzählen. Er würde sich nicht von mir abwenden, er würde erbarmen mit mir haben, und ich würde ihn lieben und ihm immer dienen. Da öffnete sich die Tür, und eine Person, herrlich von Gestalt und Aussehen, trat ein. Sie blickte mich mitleidig an: "Mögest du Jesum gerne sehen? Er ist hier, und wenn du willst, kannst du ihn sehen. Nimm alles, was du hast, und folge mir!" Ich hörte dies mit unaussprechlicher Freude, raffte froh meine kleine Habe zusammen und folgte meinem Führer. Er geleitete mich zu einer steilen und offenbar schwachen Treppe. Als ich anfing, die Stufen hinaufzugehen, ermahnte er mich, meine Augen aufwärts gerichtet zu halten, damit ich nicht schwindlig würde und falle. Viele andere, die die Stufen hinaufstiegen, fielen, ehe sie zu Ende gekommen waren. EG 72 1 Endlich erreichten wir die letzte Stufe und standen vor einer Tür. Mein Führer wies mich an, hier alle Sachen zu lassen, die ich mitgebracht hatte. Ich legte sie freudig nieder; dann öffnete er die Tür und hieß mich eintreten. Im nächsten Augenblick stand ich vor Jesus. Welch schönes Antlitz! Hier war kein Mißverständnis möglich; solch strahlender Ausdruck von Wohlwollen und Hoheit konnte keinem anderen angehören. Als sein Blick auf mir ruhte, wußte ich sofort, daß ihm alle Umstände meines Lebens, alle meine inneren Gedanken und Gefühle bekannt seien. EG 72 2 Ich versuchte, mich vor seinem Blick zu schützen, da ich nicht imstande war, seine forschenden Augen zu ertragen; er aber kam lächelnd näher, und seine Hand auf mein Haupt legend, sagte er: "Fürchte dich nicht!" Der Ton seiner süßen Stimme durchdrang mein Herz mit einer Glückseligkeit, die ich vorher noch nie empfunden hatte. Ich war zu glücklich, um ein Wort äußern zu können, aber ich sank von unbeschreiblicher Seligkeit überwältigt zu seinen Füßen. Während ich hilflos dalag, zogen schöne und herrliche Szenen an mir vorüber, und ich schien die Sicherheit und den Frieden des Himmels erreicht zu haben. Endlich kehrte meine Kraft wieder zurück, und ich erhob mich. Die liebevollen Augen Jesu ruhten noch auf mir, und sein Lächeln erquickte meine Seele. Seine Gegenwart erfüllte mich mit heiliger Ehrfurcht und unaussprechlicher Liebe. EG 72 3 Mein Führer öffnete nun die Tür, und wir gingen beide hinaus, dann gebot er mir, alle die Dinge wieder aufzunehmen, die ich draußen gelassen hatte. Als ich dies getan hatte, gab er mir ein grünes, fest aufgewundenes Knäuel. Er wies mich an, dies an mein Herz zu legen, und wenn ich wünschte Jesum zu sehen, sollte ich es herausnehmen und soviel als möglich ausdehnen. Er warnte mich, es nicht lange aufgerollt zu lassen, damit es sich nicht verknote und schwer zu strecken sei. Ich legte das Knäulchen an mein Herz und stieg freudig die Treppe hinab, lobte den Herrn und erzählte allen, denen ich begegnete, wo sie Jesum finden könnten. Dieser Traum gab mir Hoffnung. Das grüne Knäulchen stellte für mich den Glauben dar, und die Schönheit und Einfachheit, Gott zu vertrauen, begann in meiner umnachteten Seele zu tagen. ------------------------Kapitel 21: Br. Millers Traum EG 73 1 Mir träumte, daß Gott mir durch unsichtbare Hand ein künstlich gearbeitetes Juwelenkästchen schickte, über zehn Zoll lang und sechs Zoll breit, aus Edelholz gemacht und fein mit Perlen verziert. Bei dem Kästchen befand sich ein Schlüssel. Ich ergriff diesen sofort und öffnete das Kästchen und fand es zu meiner Verwunderung und meinem Erstaunen mit allerlei Juwelen, Diamanten, köstlichen Steinen, Gold- und Silbermünzen jeder Größe und jeden Wertes gefüllt. Sie hatten alle ihren bestimmten Platz in dem Kästchen und strahlten ein Licht und eine Herrlichkeit gleich der Sonne aus. EG 73 2 Ich dachte, ich dürfe diesen wundervollen Anblick nicht allein genießen, obgleich mein Herz von dem Glanze, der Schönheit und dem Werte seines Inhaltes hocherfreut war. Ich stellte deshalb das Kästchen auf einem Tisch in meinem Zimmer aus und machte bekannt, daß alle, die wollten, kommen möchten, um das Herrlichste und Strahlendste zu sehen, was noch je ein Mensch gesehen hat. EG 73 3 Die Leute kamen auch; zuerst nur wenige, aber die Zahl vermehrte sich. Als die ersten in das Kästchen blickten, wunderten sie sich und stießen Freudenrufe aus. Als aber die Zuschauer sich mehrten, fingen sie an, die Edelsteine durcheinander zu bringen; sie nahmen sie aus dem Kästchen und zerstreuten sie auf dem Tisch. EG 74 1 Ich dachte daran, daß der Eigentümer das Kästchen und die Juwelen von meiner Hand wieder fordern würde, und wenn ich zuließ, daß sie zerstreut würden, so könnte ich sie niemals wieder in derselben Ordnung in das Kästchen legen. Ich fühlte, daß ich niemals imstande sein würde, eine so große Verantwortlichkeit zu übernehmen. Dann fing ich an, die Leute zu bitten, sie nicht anzufassen noch sie aus dem Kästchen zu nehmen; aber je mehr ich bat, desto mehr warfen sie sie umher -- und nun schienen sie dieselben über das ganze Zimmer, auf den Boden und auf alle Möbel in dem Zimmer zu zerstreuen. EG 74 2 Dann sah ich, daß sie unter die echten Juwelen und Münzen eine ganze Anzahl unechter Steine und falsches Geld gestreut hatten. Ich war aufs höchste über das schlechte Betragen und die Undankbarkeit der Leute entrüstet und tadelte sie deshalb; aber je mehr ich sie zurechtwies, desto mehr streuten sie die falschen Juwelen und Geldstücke unter die echten. EG 74 3 Dann wurde ich sehr ärgerlich und versuchte, sie mit Gewalt aus dem Zimmer zu entfernen; aber während ich einen hinausbrachte, kamen drei andere herein und brachten Schmutz und Sand und allerlei Unrat mit herein, bis alle echten Juwelen, Diamanten und Münzen damit bedeckt waren und man sie nicht mehr sehen konnte. Dann rissen sie auch mein Kästchen in Stücke und warfen es in den Schmutz. Ich dachte, daß niemand meinen Kummer sähe, wurde ganz entmutigt und niedergeschlagen und setzte mich hin und weinte. EG 74 4 Während ich nun weinte und über meinen großen Verlust und meine Verantwortlichkeit klagte, dachte ich an Gott und bat ihn ernstlich, mir Hilfe zu senden. EG 74 5 Gleich darauf öffnete sich die Tür, und ein Mann trat ein. Da verließen alle Leute das Zimmer. Er hatte einen Besen in seiner Hand, öffnete die Fenster und fing an, den Staub und den Schmutz aus dem Zimmer hinauszufegen. EG 75 1 Ich rief ihm zu, aufzuhören, weil kostbare Edelsteine unter den Schmutz gestreut seien. Er sagte mir, ich solle keine Furcht haben, er wolle auf sie achtgeben. Während er dann den Schmutz und Staub hinausfegte, flogen alle die falschen Steine und Münzen gleich einer Wolke zum Fenster hinaus, und der Wind wehte sie hinweg. Ich hatte meine Augen in dem Wirrwarr einen Augenblick geschlossen, und als ich sie wieder öffnete, war aller Schmutz weg. Die kostbaren Juwelen, Diamanten, Gold- und Silbermünzen lagen im Überfluß über das ganze Zimmer zerstreut umher. EG 75 2 Dann stellte er ein Kästchen auf den Tisch, größer und herrlicher als das erste, sammelte alle die Edelsteine, Diamanten und Münzen zusammen und legte sie in das Kästchen, so daß nicht einer fehlte, obgleich manche der Diamanten nicht größer als ein Stecknadelkopf waren. Dann rief er mich, zu kommen und zu sehen. EG 75 3 Ich blickte in das Kästchen, aber meine Augen wurden von dem Anblick geblendet. Die Juwelen hatten einen zehnmal größeren Glanz als vorher. Es schien mir, daß sie durch den Sand unter den Füßen solch gottloser Personen, die sie zerstreut und in den Staub geworfen hatten, gereinigt sein müßten. Sie lagen in wundervoller Ordnung in dem Kästchen, ein jedes an seinem Platz, ohne sichtbare Mühe von Seiten des Mannes. Ich schrie vor Freude auf, und dieser Schrei erweckte mich. ------------------------Kapitel 22: Erläuternde Bemerkungen EG 76 1 Liebe christliche Freunde! Nachdem ich einen kurzen Abriß meiner Erfahrungen und Gesichte im Jahre 1851 herausgegeben habe, halte ich es für meine Pflicht, manche Punkte in diesem kleinen Werke zu erklären, sowie mehrere neue Gesichte zu berichten. EG 76 2 1. Auf Seite 24 ist folgendes gesagt: "Ich sah, daß der heilige Sabbat die trennende Mauer zwischen dem wahren Israel Gottes und den Ungläubigen ist und sein wird, und daß der Sabbat die große Frage ist, welche die Herzen von Gottes lieben, wartenden Heiligen vereinigen wird. Ich sah, daß Gott Kinder hat, die noch nicht den Sabbat erkennen und halten; sie haben nicht das Licht darüber verworfen. Und zu Anfang der Zeit der Trübsal werden wir mit dem Heiligen Geist erfüllt werden, daß wir ausgehen und den Sabbat noch völliger verkündigen werden." EG 76 3 Dies Gesicht wurde im Jahre 1847 gegeben, als erst wenige der Adventbrüder den Sabbat beobachteten; und von diesen hielten nur wenige seine Beobachtung für so wichtig, um eine Linie zwischen Gottes Volk und den Ungläubigen zu ziehen. Nun wird der Anfang zur Erfüllung dieser Gesichte gesehen. "Der Anfang der Zeit der Trübsal", der hier erwähnt ist, bezieht sich nicht auf die Zeit, wenn die Plagen ausgegossen werden, sondern auf eine kurze Zeit vorher, während Christus im Heiligtum ist. Zu der Zeit, wenn das Werk der Errettung geschlossen wird, wird die Trübsal über die Erde kommen, und die Nationen werden zornig sein, doch werden sie zurückgehalten werden, damit sie das Werk des dritten Engels nicht hindern. Zu der Zeit wird der "Spätregen" oder die Erquickung von dem Angesichte des Herrn kommen, um der lauten Stimme des dritten Engels Kraft zu geben und die Heiligen zuzurichten, damit sie zur Zeit der sieben letzten Plagen bestehen können. EG 77 1 2. Das Gesicht von der offenen und geschlossen Tür auf Seite 33-35 wurde im Jahre 1849 gegeben. Die Anwendung von Offenbarung 3,7.8 auf das himmlische Heiligtum und Christi Dienst war mir vollständig neu. Ich hatte niemals von irgend jemand diese Idee vernommen. Jetzt, wo der Gegenstand des Heiligtums klar verstanden wird, wird auch die Anwendung in ihrer Schönheit und Kraft erkannt. EG 77 2 3. Die "Falschen Reformationen", die auf Seite 35 erwähnt sind, werden noch deutlicher erkannt werden. Dies Gesicht bezieht sich besonders auf solche, die das Licht der Adventlehre gehört und verworfen haben. Sie werden starken Irrtümern anheimfallen und nicht mehr, wie früher, eine Seelenlast für Sünder fühlen. Da sie die Botschaft verworfen haben und den Versuchungen des Satans preisgegeben sind, "ist die Zeit ihres Heils vorbei". Es spricht nicht von solchen, die die Lehre vom zweiten Kommen nicht gehört und nicht verworfen haben. EG 77 3 4. Das Gesicht, daß der Herr "seine Hand zum andern Male ausgestreckt hat, die Übrigen seines Volkes wieder zu erwerben", auf Seite 65, bezieht sich nur auf die Einigkeit und Kraft, die einst unter denen herrschte, die auf den Herrn warteten, und auf die Tatsache, daß er angefangen hat, sein Volk wieder zu vereinigen und aufzurichten. EG 77 4 5. Spiritistische Kundgebungen. Auf Seite 34 heißt es wie folgt: EG 77 5 "Ich sah, daß das geheimnisvolle Klopfen in New York und anderen Orten die Macht Satans war, und daß solche Dinge immer allgemeiner würden. Sie sind in ein religiöses Gewand gekleidet, um die Betrogenen mehr in Sicherheit zu wiegen und die Sinne von Gottes Volk, wenn möglich, auf diese Dinge zu richten und sie zu veranlassen, die Lehren und Macht des Heiligen Geistes zu bezweifeln." Dies Gesicht wurde im Jahre 1849 gegeben, fast fünf Jahre später. Damals waren die spiritistischen Kundgebungen meist auf die Stadt Rochester beschränkt, bekannt als das "Rochester-Klopfen". Seit der Zeit hat sich die Ketzerei über alles Erwarten ausgebreitet. EG 78 1 Viel von dem Gesicht auf Seite 49, betitelt "Geheimnisvolles Klopfen", im August 1850 gegeben, hat sich seit der Zeit erfüllt und erfüllt sich jetzt. Hier ist ein Teil davon: "Ich sah, daß es bald als Gotteslästerung angesehen würde, gegen das Klopfen zu reden, daß es sich immer mehr ausbreiten und daß Satans Macht zunehmen würde. Manche seiner ergebenen Nachfolger werden Macht haben, Wunder zu vollbringen und selbst Feuer vom Himmel fallen zu lassen vor den Menschen. Es wurde mir gezeigt, daß diese modernen Zauberer durch die Klopfgeister und den Magnetismus alle Wunder unseres Herrn Jesu Christi erklären würden, und daß viele glauben werden, daß alle die großen Wunder, die der Sohn Gottes auf Erden tat, durch dieselbe Macht ausgeführt wurden." EG 78 2 Ich sah, welchen Fortschritt diese Verführung machte, und daß, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten verführt würden. Satan wird Macht haben, die Gestalt unserer in Jesu entschlafenen Verwandten oder Freunde uns vorzuführen. Es wird so scheinen, als ob diese Freunde gegenwärtig wären, die Worte, die sie äußerten, während sie unter uns weilten, mit denen wir vertraut waren, werden gesprochen werden, und derselbe Klang der Stimme, die sie im Leben hatten, wird an unser Ohr schlagen. All dies geschieht, um die Heiligen zu verführen und sie zu bestricken, dieser Täuschung zu glauben. EG 78 3 Ich sah, daß die Heiligen mit der gegenwärtigen Wahrheit vollständig vertraut sein müssen, und dies können sie nur durch die Schrift erlangen. Sie müssen den Zustand der Toten verstehen, denn die Geister der Teufel werden ihnen noch erscheinen und vorgeben, geliebte Freunde und Verwandte zu sein, die ihnen sagen werden, daß der Sabbat verändert ist, und ihnen auch andere Lehren, die nicht in der Schrift enthalten sind, vorführen. Sie werden alles tun, was in ihrer Macht steht, um Mitgefühl zu erwecken, und werden zur Bestätigung ihrer Aussagen Wunder vor ihnen wirken. Das Volk Gottes muß vorbereitet sein, diesen Geistern mit der Bibelwahrheit zu widerstehen, daß die Toten nichts wissen, und daß diejenigen, die als solche erscheinen, Geister der Teufel sind. Unsere Gemüter sollen nicht von den Dingen um uns herum erfüllt, sondern mit der gegenwärtigen Wahrheit und mit der Vorbereitung, einen Grund unserer Hoffnung mit Furcht und Zittern zu geben, beschäftigt sein. Wir müssen mit der Weisheit von oben erfüllt sein, um in dieser Zeit der Irrtümer und Täuschungen bestehen zu können. EG 79 1 Wir müssen wohl den Grund unserer Hoffnung prüfen, denn wir sollen einen Grund für dieselbe aus der Schrift geben. Diese Täuschung wird sich ausbreiten, und wir müssen ihr von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten; und wenn wir nicht vorbereitet sind, werden wir verführt und überwunden werden. Aber wenn wir an unserem Teil tun, was wir können, um für den Kampf, der gerade vor uns ist, bereit zu ein, so wird Gott auch seinen Teil tun, und sein allmächtiger Arm wird uns beschützen. Er würde eher alle Engel aus der Herrlichkeit zur Befreiung der gläubigen Seelen senden, eine Mauer um sie zu bilden, als sie durch die lügenhaften Wunder Satans verführen zu lassen. EG 79 2 Ich sah, mit welcher Schnelligkeit sich diese Verführung ausbreitete. Ein Eisenbahnzug wurde mir gezeigt, der mit der Schnelligkeit des Blitzes dahinfuhr. Der Engel gebot mir, aufmerksam zuzusehen, und ich richtete meine Augen auf den Zug. Es schien, als ob die ganze Welt darauf wäre und nicht einer fehle. Der Engel sagte: "Sie sind in Bündel gebunden, daß man sie verbrenne." Dann zeigte er mir den Schaffner, der stattlich und schön aussah, und auf den alle Reisenden blickten und ihm Ehre erzeigten. Ich war verwirrt und fragte meinen begleitenden Engel, wer dies sei. Er sagte: "Es sei Satan. Er ist der Schaffner in der Gestalt eines Engels des Lichts. Er hat die Welt gefangen genommen. Sie sind in kräftige Irrtümer dahingegeben, zu glauben der Lüge, daß sie verdammt werden. Dieser hier, der nächste nach ihm, ist der Lokomotivführer, und andere seiner Angestellten sind in verschiedenen Stellen untergebracht, wo er es nötig hat; sie fahren alle mit der Schnelligkeit des Blitzes zur Verdammnis." EG 80 1 Ich fragte den Engel, ob niemand zurückgelassen sei. Er gebot mir, nach der entgegengesetzten Richtung zu schauen, und ich sah eine kleine Schar, die auf einem schmalen Fußweg ging. Alle schienen durch die Wahrheit in Gruppen fest verbunden und vereinigt. Der Engel sagte: "Der dritte Engel verbindet oder versiegelt sie in Bündel für den himmlischen Gärtner." Diese kleine Schar sah aus wie von Kummer aufgerieben, so als wenn sie durch schwere Mühseligkeiten und Kämpfe gegangen sei. Es schien, als ob die Sonne gerade hinter einer Wolke hervorgekommen sei und auf sie schien, indem sie triumphierend ihrem bald errungenen Siege entgegensahen. EG 80 2 Ich sah, daß der Herr der Welt Gelegenheit gegeben hat, den Fallstrick zu erkennen. Eine Sache wäre genügender Beweis für den Christen, wenn kein weiterer da wäre, nämlich daß beim Spiritismus kein Unterschied zwischen den Guten und Bösen gemacht ist. Thomas Paine, dessen Leib nun zu Staub zerfallen ist, und der bei der zweiten Auferstehung am Ende der tausend Jahre auferweckt werden wird, um seinen Lohn zu empfangen und den zweiten Tod zu erleiden, wird von Satan dargestellt, als ob er im Himmel und dort sehr hoch erhaben sei. Satan hat ihn hier auf Erden gebraucht, so lange er konnte, und nun führt er dasselbe Werk unter dem Vorgeben fort, daß Thomas Paine im Himmel sehr erhaben und geehrt sei; gleichwie er hier auf Erden gelehrt habe, so lehre er auch im Himmel. Es gibt manche, die mit Schrecken auf sein Leben, seinen Tod und seine verwerflichen Lehren während seines Lebens geschaut haben, welche aber jetzt sich von ihm belehren lassen, von einem der schlechtesten und verdorbensten Menschen, der Gott und sein Gesetz verachtete.1 EG 81 1 Er, der der Vater der Lüge ist, verblendet und verführt die Welt, indem er seine Engel sendet und sie an Stelle der Apostel reden und es so erscheinen läßt, als ob sie dem, was sie auf Erden durch Eingebung des Heiligen Geistes schrieben, widersprechen. Diese lügenhaften Engel lassen die Apostel ihre eigenen Lehre verwerfen und sie als gefälscht erklären. Durch diese Handlungsweise bringt Satan die bekenntlichen Christen und die ganze Welt in Unsicherheit über das Wort Gottes. Dies heilige Buch durchkreuzt seine Wege und ist seinen Plänen hinderlich, deshalb veranlaßt er sie, dessen göttlichen Ursprung zu bezweifeln, und dann führt er den Ungläubigen, Thomas Paine, vor, als ob er bei seinem Tode in den Himmel aufgenommen und mit den heiligen Aposteln, die er auf Erden haßte, vereinigt sei, um die Welt zu belehren. EG 82 1 Satan weist jedem seiner Engel eine Arbeit zu. Er schärft allen ein, listig, geschickt und schlau zu sein. Er weist etliche von ihnen an, die Stelle der Apostel zu übernehmen und für sie zu sprechen, während andere die Stelle ungläubiger und gottloser Menschen einnehmen, die mit einer Gotteslästerung gestorben sind, aber nun als sehr religiös erscheinen. Es wird kein Unterschied zwischen dem heiligen Apostel und dem gottlosesten Ungläubigen gemacht. Sie sind beide dazu berufen, dasselbe zu lehren. Es macht nichts aus, wen Satan sprechen läßt, wenn sein Vorhaben nur ausgeführt wird. Er war so genau mit Paine auf der Erde bekannt, da er ihn in der Arbeit half, daß es ein Leichtes für ihn ist, die selben Worte, die Paine gebrauchte, und die Handschrift seines treuen Dieners, der seinem Zweck so gut diente, zu kennen. Satan diktierte viele seiner Schriften, und es ist ein Leichtes für ihn, nun seinen Engeln Gedanken zu übermitteln und es scheinen zu lassen, als ob sie von Thomas Paine kämen, der während seines Lebens ein ergebener Diener des Bösen war. Aber dies ist das Meisterstück Satans. Alle diese Lehre, die angeblich von den Aposteln, heiligen und verstorbenen gottlosen Menschen stammen, kommen direkt von seiner satanischen Majestät. EG 82 2 Die Tatsache, daß Satan vorgibt, daß jemand, der ihn liebte und Gott vollkommen haßte, nun mit den Aposteln und heiligen Engeln in der Herrlichkeit lebt, sollte genügen, den Schleier von den Augen aller zu entfernen, und ihnen das dunkle geheimnisvolle Wirken Satans aufzudecken. Laut sagt er der Welt und den Ungläubigen: Es ist einerlei, wie gottlos ihr seid; einerlei ob ihr an Gott und die Bibel glaubt oder nicht, lebt, wie es euch gefällt, der Himmel ist eure Heimat; denn alle wissen das, wenn Thomas Paine im Himmel eine so erhabene Stellung einnimmt, sie sicherlich dahin kommen werden. Dieser Irrtum ist so klar, daß alle, die wollen, ihn sehen können. Satan wirkt nun durch Individuen, gleich Thomas Paine, was er schon seit seinem Fall versucht hat zu tun. Durch seine Kraft und seine lügenhaften Wunder entfernt er den Grund der Hoffnung der Christen und nimmt ihnen das Licht weg, das ihnen auf dem schmalen Pfade zum Himmel leuchten soll. Er macht die Welt glauben, daß die Bibel nicht von Gott eingegeben und nicht besser als ein Geschichtsbuch sei, während er etwas anderes anbietet, was ihren Platz einnehmen soll, nämlich spiritistische Kundgebungen. EG 83 1 Hier hat er völlig freie Hand und kann die Welt glauben machen, was er will. Das Buch, welches ihn und seine Nachfolger richten wird, stellt er in den Schatten, gerade wo er es haben will. Den Heiland der Welt macht er zu einem gewöhnlichen Menschen, und wie die römische Wache, die bei dem Grabe Jesu wachte, den falschen und lügenhaften Bericht verbreitete, den der Hohepriester und die Ältesten ihnen in den Mund legten, so werden die armen verführten Nachfolger dieser vorgeblichen geistigen Kundgebungen es wiederholen und es begreiflich zu machen suchen, daß an unseres Heilandes Geburt, Tod und Auferstehung nichts Wunderbares sei. Nachdem sie Jesum in den Hintergrund gedrängt haben, richten sie die Aufmerksamkeit der Welt auf sich selbst, auf ihre Zeichen und lügenhaften Wunder, die sie weit über die Werke Christi stellen. So wird die Welt in dem Fallstrick gefangen und in ein Gefühl der Sicherheit eingelullt, daß sie die gefährliche Täuschung nicht erkennt, bis die sieben letzten Plagen ausgegossen werden. Satan lacht, wenn er sieht, daß sein Plan so guten Erfolg hat und die ganze Welt in dem Fallstrick gefangen ist. EG 83 2 6. Auf Seite 45 berichtete ich, daß eine Wolke strahlenden Lichtes den Vater umgab, und daß seine Person nicht gesehen werden konnte. Ferner sagte ich, daß ich den Vater sich von dem Throne erheben sah. Der Vater war so mit Licht und Herrlichkeit umgeben, daß seine Person nicht sichtbar war, aber ich wußte, daß es der Vater war, und daß dies Licht und diese Herrlichkeit von seiner Person ausging. Als ich dies Licht und diese Herrlichkeit von dem Throne verschwinden sah, wußte ich, daß dies durch das Aufstehen des Vaters verursacht wurde, deshalb sagte ich, ich sah den Vater sich erheben. Die Pracht oder die Hoheit seiner Gestalt sah ich niemals; niemand könnte ihn sehen und leben; doch die Menge des Lichtes und der Herrlichkeit, die ihn umgab, konnte ich sehen. EG 84 1 Ich sagte auch, daß Satan bei dem Throne erschien und versuchte, das Werk Gottes zu treiben. Ich will einen anderen Ausspruch von der vorhergehenden Seite anführen. "Ich wandte mich nach der Schar um, die noch vor dem Throne lag." Nun, diese betende Schar war in ihrem sterblichen Zustand auf der Erde, doch wurde sie mir als vor dem Throne liegend vorgeführt. Ich hatte niemals den Gedanken, daß die Menschen wirklich im neuen Jerusalem seien, noch meinte ich, daß irgendein Sterblicher vermuten könne, daß ich glaubte, Satan sei wirklich im neuen Jerusalem. Aber sah nicht Johannes den großen roten Drachen im Himmel? Sicherlich! "Und es erschien ein anderes Zeichen im Himmel, und siehe, ein großer, roter Drache, der hatte sieben Häupter und zehn Hörner." Offenbarung 12,3. Welch ein Ungeheuer im Himmel! Hier scheint ebenso eine Gelegenheit zum Spotten, wie in der Auslegung, die manche meiner Aussagen geben. EG 84 2 7. Auf Seite 39-42 ist ein Gesicht verzeichnet, daß im Januar 1850 gegeben wurde. Der Teil des Gesichtes, der von den Mitteln spricht, die durch Botschafter vorenthaltet würden, bezieht sich besonders auf jene Zeit. Seitdem haben sich Freunde des Werkes der gegenwärtigen Wahrheit erhoben und auf die Gelegenheit gewartet, mit ihren Mitteln Gutes zu tun. Manche sind zum Schaden der Empfänger zu freigebig gewesen. Seit etwa zwei Jahren wurde mir gezeigt, daß mit dem Gelde des Herrn eher zu sorglos und verschwenderisch umgegangen worden sei, als daß Mangel an dem selben vorhanden gewesen wäre. EG 85 1 Folgendes stammt aus einem Gesichte, gegeben am 2. Juni 1853 in Jackson, Mich. Es richtet sich meist an die Brüder in jenem Orte. "Ich sah, daß die Brüder anfingen, ihr Eigentum zu opfern und es, ohne Rücksicht auf den wahren Gegenstand -- das notleidende Werk -- austeilten; sie gaben zu reichlich und zu oft. Ich sah, daß die Lehrer diesen Irrtum berichtigen und einen guten Einfluß hätten ausüben sollen. Dem Gelde wurde zu wenig oder gar keine Bedeutung beigelegt; je eher es ausgegeben war, desto besser. Manche gaben dadurch ein schlechtes Beispiel, indem sie große Unterstützungen annahmen und keine Vorsicht denjenigen gegenüber beobachteten, die nicht die Mittel hatten, sie so reichlich und sorglos zu gebrauchen. Durch das Annehmen so großer Beträge, ohne zu fragen, ob Gott es den Brüdern zur Pflicht gemacht habe, so reichlich zu schenken, wurde das zu reichliche Geben gutgeheißen. EG 85 2 Diejenigen, die gaben irrten auch, indem sie sich nicht erst nach den Bedürfnissen des Falles erkundigten, ob es wirklich nötig war oder nicht. Solche, die Mittel hatten, gerieten in große Schwierigkeit. Ein Bruder wurde dadurch sehr verdorben, daß man ihm zu viel Mittel in die Hände legte. Er hatte nicht gelernt, sparsam zu sein, sondern lebte verschwenderisch und gab auf seinen Reisen hier und dort das Geld unnötig aus. Indem er so leichtfertig über des Herrn Geld verfügte, übte er einen schlechten Einfluß aus, und sagte sich selbst und anderen: ‚Es ist genug Geld in J..., mehr als bis zum Kommen des Herrn verbraucht werden kann.' Manchen wurde auf diese Weise viel Schaden zugefügt; sie kamen mit verkehrten Ansichten in die Wahrheit, indem sie sich nicht klar machten, daß es des Herrn Geld war, das sie gebrauchten, und nicht den Wert desselben erkannten. Solche armen Seelen, die gerade die dritte Engelsbotschaft angenommen und solch ein Beispiel vor sich gehabt haben, haben viel zu lernen, sich selbst zu verleugnen und um Christi willen zu leiden. Sie müssen lernen, ihre Behaglichkeit aufzugeben, aufhören über ihre Bequemlichkeit und Annehmlichkeiten nachzudenken, und den Wert von Seelen schätzen lernen. Diejenigen, die den Weheausspruch (Lukas 6,24) fühlen, werden keine großen Vorbereitungen machen, um behaglich und bequem reisen zu können. Manche, die nicht berufen waren, sind ermutigt worden, ins Feld zu gehen. Andere sind durch diese Dinge angesteckt worden und haben nicht die Notwendigkeit gefühlt zu sparen, sich selbst zu verleugnen und die Schatzkammer des Herrn zu füllen. Sie sagen: ‚Es gibt andere, die Geld genug haben, die können für das Blatt geben. Es ist nicht nötig, daß ich etwas gebe, das Blatt wird ohne meine Hilfe bestehen können.'" EG 86 1 Es war keine kleine Prüfung für mich, zu sehen, wie manche von dem Teil meiner Gesichte, der von dem Opfern des Eigentums zur Unterstützung des Werkes spricht, einen falschen Gebrauch gemacht haben; sie verfuhren verschwenderisch mit den Mitteln, während sie es vernachlässigten, die Grundsätze anderer Teile auszuführen. An S.40.41 lesen wir wie folgt: "Ich sah, daß das Werk Gottes durch manche, die umherreisten und keine Botschaft von Gott hatten, gehindert und entehrt wurde. Solche müssen Gott für jeden Taler Rechenschaft geben, den sie für Reisen verbraucht haben, zu denen sie nicht verpflichtet waren, während dies Geld dem Werke Gottes hätte helfen können." "Ich sah, daß solche, die Kraft haben, mit ihren Händen zu arbeiten und das Werk Gottes zu unterstützen, für ihre Kraft ebenso verantwortlich sind, wie andere für ihr Hab und Gut." EG 86 2 Ich möchte hier die besondere Aufmerksamkeit auf das Gesicht über diesen Gegenstand richten, das auf S. 48 verzeichnet ist. Hier ist ein kurzer Auszug: "Ich sah, daß die Botschaft: ‚Verkaufet, was ihr habt, und gebet Almosen,' von manchem nicht in ihrem vollen Lichte verkündigt und der Zweck der Worte unseres Herrn nicht klar gemacht wurde. Der Zweck des Verkaufens ist nicht, denjenigen zu geben, die imstande sind, zu arbeiten und sich selbst zu unterhalten, sondern die Wahrheit zu verbreiten. Es ist eine Sünde, den Müßiggang solcher zu unterstützen und zu begünstigen, die arbeiten können. Manche sind eifrig gewesen, allen Versammlungen beizuwohnen, nicht um Gott zu verherrlichen, sondern wegen der ‚Brote und Fische'. Solche wären besser zu Hause geblieben und hätten mit ihren Händen gearbeitet, ‚etwas Gutes geschafft', um die Bedürfnisse ihrer Familien befriedigen und etwas zur Unterstützung des herrlichen Werkes der gegenwärtigen Wahrheit geben zu können." Es ist in vergangenen Zeiten Satans Plan gewesen, manche mit Übereilung zu erfüllen, daß sie zu verschwenderisch das Geld verausgabten und die Brüder beeinflußten, rasch über ihr Eigentum zu verfügen, damit durch einen Überfluß an Mitteln, die leichtfertig und rasch verbraucht wurden, Seelen Schaden leiden und verlorengehen möchten, und damit, wenn die Wahrheit sich weiter ausbreitet, die Mittel fehlen möchten. Sein Plan ist ihm in gewissem Grade gelungen. EG 87 1 Der Herr hat mir gezeigt, daß viele darin fehlen, indem sie nur auf die sehen, die Eigentum besitzen, um die Herausgabe von Zeitungen und Traktaten zu unterstützen. Alle sollten darin ihren Teil tun. Diejenigen, die Kraft haben, mit ihren Händen zu Arbeiten und Mittel zur Unterstützung des Werkes zu erwerben, sind dafür ebenso verantwortlich, wie andere für ihr Hab und Gut. Jedes Kind Gottes, welches bekennt, der gegenwärtigen Wahrheit zu glauben, sollte eifrig bemüht sein, seinen Teil in diesem Werke zu tun. EG 87 2 Im Juli 1853 sah ich, das es nicht so war, wie es sein sollte, daß die Zeitungen, die Gott anerkannt und gut geheißen hatte, so selten herauskamen.1 In der Zeit in der wir leben, bedarf das Werk wöchentlicher Zeitungen, auch sollten vielmehr Traktate veröffentlicht werden, um die wachsenden Irrtümer dieser Zeit darzulegen; aber das Werk wird durch den Mangel an Mitteln gehindert. Ich sah, das die Wahrheit verbreitet werden muß, und daß wir nicht zu furchtsam sein dürfen; das besser drei Traktate und Zeitungen dahingehen, wo sie nicht nötig sind, als das eine Seele, die sie schätzt und Nutzen davon haben kann, ihrer beraubt wird. Ich sah, daß die Zeichen der letzten Zeit klar vorgeführt werden sollten, denn die Kundgebungen des Satans nehmen zu. Die Schriften Satans und seiner Mitarbeiter mehren sich, und ihre Macht wächst. Was wir tun wollen, um die Wahrheit anderen zu bringen, muß rasch getan werden. EG 88 1 Es wurde mir gezeigt, daß die Wahrheit, die jetzt verkündigt wird, bestehen wird, denn sie ist die Wahrheit für die letzte Zeit; sie wird bleiben, und es wird in Zukunft nicht viel darüber zu sagen sein. Es brauchen auf dem Papier nicht viele Worte darüber gemacht zu werden, um das zu rechtfertigen, was für sich selbst spricht und in seiner Klarheit erscheint. Die Wahrheit geht geradeaus, sie ist einfach, klar und verteidigt sich selbst; aber mit dem Irrtum ist es nicht so. Es ist so verwickelt und unverständlich, daß es vieler Worte bedarf, um ihn in seiner verschrobenen Form zu erklären. Ich sah, daß in manchen Orten die Leute alles Licht, das sie hatten, durch unser Blatt empfingen, daß Seelen die Wahrheit auf diese Weise angenommen und dieselbe dann anderen erzählt hatten. So sind durch diesen stillen Boten an manchen Orten mehrere herausgekommen. Die Zeitschrift war ihr einziger Prediger. Das Werk der Wahrheit sollte in seinem Fortschritt nicht durch Mangel an Mitteln gehindert werden. ------------------------Kapitel 23: Gemeindeordnung 1 EG 89 1 Der Herr hat mir gezeigt, daß die Gemeindeordnung zu sehr gefürchtet und vernachlässigt worden ist. Äußerlichkeiten sollten vermieden, aber deshalb die Ordnung nicht vernachlässigt werden. Im Himmel herrscht Ordnung. Es war Ordnung in der Gemeinde, als Christus auf Erden war, und nach seinem Abschied wurde unter seinen Jüngern strenge Ordnung beobachtet. Und nun in dieser letzten Zeit, wo Gott seine Kinder zur Einigkeit des Glaubens bringen will, ist die Ordnung nötiger als jemals; denn während Gott seine Kinder vereinigt, ist Satan samt seinen Engeln sehr beschäftigt, diese Einigkeit zu verhindern, und zu zerstören. So sind Männer eilig ins Feld hinausgegangen, die keine Weisheit und Urteilskraft besitzen, die vielleicht ihr eigenes Haus nicht gut regieren können, und die keine Macht und Leitung über die wenigen haben, die Gott ihnen zuhause gegeben hat; doch halten sie sich fähig, die Herde zu leiten. Sie tun viele verkehrte Dinge, und solche, die mit unserem Glauben unbekannt sind, werden alle Boten nach diesen selbstgesandten Männern beurteilen; so wird das Werk Gottes geschmäht, und die Wahrheit wird von vielen Ungläubigen gemieden, die sonst aufrichtig und ernstlich geforscht hätten, ob diese Dinge sich so verhalten. EG 90 1 Menschen, die kein heiliges Leben führen und die untauglich sind, die gegenwärtige Wahrheit zu lehren, betreten das Feld, ohne durch die Gemeinde oder die Brüder anerkannt zu sein, und Verwirrung und Uneinigkeit ist die Folge. Manche haben die Theorie der Wahrheit und können Beweisgründe für dieselbe vorbringen, aber es fehlt ihnen die Erfahrung, Geistes- und Urteilskraft, sie müssen viele Dinge noch viel besser verstehen lernen, ehe sie die Wahrheit lehren können. Andere können keine Beweisgründe vorbringen; aber weil einige Brüder sie gut beten und hier und da eine aufmunternde Erfahrung geben hörten, so wurden sie in das Feld gesandt, ein Werk zu tun, für das Gott sie nicht befähigt hat, und für welches sie nicht genug Erfahrung und Urteilskraft besitzen. Geistiger Hochmut kommt dazu, sie sind geehrt und wirken unter der Täuschung, daß sie Arbeiter seien. Sie kennen sich selbst nicht. Es fehlt ihnen eine gesunde Beurteilungskraft und ein nachsichtiges Urteil, sie reden prahlerisch von sich selbst und behaupten viele Dinge, die sie nicht mit der Bibel beweisen können. Gott weiß dies; deshalb beruft er solche in dieser gefährlichen Zeit nicht zur Arbeit, und die Brüder sollten vorsichtig sein, nicht solche in das Feld zu schicken, die der Herr nicht gerufen hat. EG 90 2 Diejenigen Leute, die der Herr nicht berufen hat, sind gewöhnlich gerade diejenigen, die am meisten überzeugt sind, daß sie berufen seien, und daß ihre Arbeit sehr wichtig sei. Sie gehen in das Feld und üben gewöhnlich keinen guten Einfluß aus; doch haben sie an manchen Orten einen gewissen Erfolg, und dies verleitet sie und andere zu dem Glauben, daß sie sicher von Gott berufen sind. Es ist kein sicherer Beweis, daß Menschen von Gott gesandt sind, wenn sie etwas Erfolg haben; denn Engel Gottes bewegen die Herzen seiner aufrichtigen Kinder und erleuchten ihr Verständnis, daß sie die gegenwärtige Wahrheit annehmen und leben möchten. Und selbst, wenn solche selbst gesandten Männer Stellungen einnehmen, die Gott ihnen nicht anvertraut hat, wenn sie vorgeben, Lehrer zu sein, und Seelen die Wahrheit annehmen, die sie verkündigen, so ist dies noch kein Beweis, daß Gott sie berufen hat. Die Seelen, die durch sie die Wahrheit erhalten, kommen dadurch in Unruhe und Schwierigkeiten, wenn sie nachher finden, daß diese Männer nicht in dem Rate Gottes standen. Selbst wenn gottlose Menschen die Wahrheit verkünden, mögen einige sie annehmen; aber es bringt diejenigen, die sie verkündigten, um nichts näher in der Gunst Gottes. Gottlose Menschen bleiben gottlos, und entsprechend der Täuschung, die sie über die Geliebten Gottes brachten, und der Verwirrung, die sie in der Gemeinde anrichteten, wird ihre Strafe sein; ihre Sünden werden nicht bedeckt bleiben, sondern an dem Tag des Zornes Gottes bloßgestellt werden. EG 91 1 Diese selbstgesandten Boten sind ein Fluch für das Werk. Aufrichtige Seelen setzen Vertrauen in sie, indem sie glauben, daß diese Boten nach dem Ratschluß Gottes handeln und in Übereinstimmung mit der Gemeinde sind. Deshalb dulden sie, daß sie das Abendmahl austeilen, und weil ihnen die Pflicht klargemacht wird, "die ersten Werke" zu tun, erlauben sie diesen Boten, sie in das Wasser zu legen und zu taufen. Aber wenn sie Licht erhalten, wie es sicher der Fall sein wird, und sie erfahren, daß diese Menschen nicht Gottes berufene und erwählte Boten sind, wofür sie sie hielten, so werden sie in Schwierigkeiten gebracht und bezweifeln die Wahrheit, die sie angenommen haben; sie haben das Gefühl, daß sie alles noch einmal lernen müssen. Sie werden von dem Feinde betreffs ihrer Erfahrungen, ob Gott sie geführt habe oder nicht, verwirrt und bestürzt und sind nicht befriedigt, bis sie nochmals getauft sind und von neuem anfangen. Es ist viel schwerer für Gottes Boten, nach Orten zu gehen, wo andere gewesen sind, die einen verkehrten Einfluß ausgeübt haben, als nach neuen Feldern. Die Diener Gottes müssen sich einfach benehmen, aufrichtig handeln und das Unrecht nicht bemänteln, denn sie stehen zwischen den Lebenden und Toten und müssen Rechenschaft geben von ihrer Treue, ihrer Arbeit und ihrem Einfluß, den sie auf die Herde ausgeübt haben, über welche sie der Herr als Aufseher gesetzt hat. EG 92 1 Seelen, welche die Wahrheit angenommen haben und in diese Schwierigkeiten gekommen sind, würden ebenso wohl die Wahrheit empfangen haben, wenn diese Männer weggeblieben wären, und den einfachen Platz eingenommen hätten, den der Herr ihnen zuwies. Gottes Auge wachte über seine Auserwählten, und er würde ihnen berufene und erwählte Boten gesandt haben, Männer, die einsichtsvoll vorwärts gegangen wären. Das Licht der Wahrheit würde diesen Seelen ihre wahre Stellung gezeigt und klar gemacht haben, und sie würden es verständig angenommen haben und mit seiner Schönheit und Klarheit zufrieden gewesen sein. Indem sie seinen mächtigen Eindruck fühlten, würden sie stark gewesen sein und einen heiligen Einfluß ausgeübt haben. EG 92 2 Dann wurde mir die Gefahr jener gezeigt, welche reisen, ohne daß Gott sie dazu berufen hat. Wenn sie etwas Erfolg haben, werden die ihnen mangelnden Eigenschaften zutage treten. Es werden unüberlegte Schritte unternommen, und durch den Mangel an Weisheit werden teure Seelen dahin verscheucht, wo sie nicht zu erreichen sind. Ich sah, daß die Gemeinde ihre Verantwortlichkeit fühlen und vorsichtig und aufmerksam das Leben, die Eigenschaften und den allgemeinen Wandel derjenigen prüfen sollte, die vorgeben, Lehrer zu sein. Wenn kein deutlicher Beweis dafür vorhanden ist, daß Gott sie berufen hat, und daß das "Wehe" auf ihnen ruht, wenn sie den Ruf nicht beachten, dann ist es die Pflicht der Gemeinde, zu handeln und es bekannt zu machen, daß sie von der Gemeinde nicht als Lehrer anerkannt sind. Dies ist der einzige Weg, den die Gemeinde einschlagen kann, um in dieser Sache richtig zu handeln, denn die Last liegt auf ihr. EG 93 1 Ich sah, daß diese Tür, durch die der Feind hereinkommt, um die Herde zu verwirren und zu beunruhigen, geschlossen werden kann. Ich fragte den Engel, wie dies geschehen könne. Er sagte: "Die Gemeinde muß zu Gottes Wort fliehen und sich über Gemeindeordnung unterrichten lassen, was übersehen und vernachlässigt worden ist. Dies ist unbedingt notwendig, um die Gemeinde zur Einheit des Glaubens zu bringen." Ich sah, daß die Gemeinde in den Tagen der Apostel in Gefahr war, durch falsche Lehrer hintergangen und irre geführt zu werden. Deshalb wählten die Brüder Männer, die ein gutes Zeugnis hatten, daß sie fähig waren, ihren eigenen Häusern wohl vorzustehen, Ordnung in ihren eigenen Familien zu halten und diejenigen zu erleuchten, die in Dunkelheit waren. Sie fragten Gott darüber, und dann wurden sie in Übereinstimmung mit der Gemeinde und dem Heiligen Geiste durch Auflegen der Hände abgesondert. Nachdem sie so ihren Auftrag von Gott empfangen und die Bestätigung der Gemeinde erhalten hatten, gingen sie hin und tauften in dem Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes; sie verwalteten die Verordnungen des Hauses Gottes, dienten oft den Heiligen indem sie ihnen das Sinnbild des gebrochenen Leibes und des vergossenen Blutes des gekreuzigten Heilandes darreichten, um sein Leiden und seinen Tod in dem Gedächtnis der lieben Gotteskinder frisch zu erhalten. EG 93 2 Ich sah, daß wir vor falschen Lehrern nicht sicherer sind, als es die Gemeinde in den Tagen der Aposteln war, und wenn wir nicht mehr tun, sollten wir dieselben Maßregeln treffen wie sie, um den Frieden und die Eintracht der Herde zu sichern. Wir haben ihr Beispiel und sollten ihm folgen. Brüder von Erfahrung und gesunden Ansichten sollten sich versammeln, dem Worte Gottes und der Verordnung des Heiligen Geistes folgend mit ernstem Gebet denjenigen die Hände auflegen, die einen guten Beweis gegeben haben, daß sie von Gott berufen sind und sie absondern, sich vollständig dem Werke Gottes zu weihen. Durch diese Handlung würde die Gemeinde bestätigen, daß solche als Boten hinausgehen, um die feierlichste Botschaft zu tragen, die je Menschen gegeben wurde. EG 94 1 Gott will die Sorge für seine kostbare Herde nicht Menschen anvertrauen, deren Verstand und Urteilskraft durch frühere Irrtümer geschwächt ist, und welche durch ihre Handlungsweise, während sie in den Irrtümern des Spiritismus usw. befangen waren, auf sich und das Werk Schande brachten. Obgleich sie sich nun frei von Irrtümern und imstande fühlen mögen, hinaus zu gehen und die letzte Botschaft zu verkündigen, wird Gott sie doch nicht annehmen. Er wird nicht kostbare Seelen ihrer Sorge anvertrauen, denn ihr Urteil war bereits verdorben, als sie im Irrtum waren, und ist nun geschwächt. Der Große und Heilige ist ein eifriger Gott, und er will heilige Menschen haben, die seine Wahrheit verbreiten. Das heilige Gesetz, das Gott von Sinai gesprochen hat, ist ein Teil von ihm selbst, und nur heilige Menschen, die strenge Beobachter desselben sind, werden ihn verherrlichen, indem sie andere dasselbe lehren. EG 94 2 Die Diener Gottes, welche die Wahrheit lehren, sollten ein gutes Urteil haben. Sie sollten Männer sein, die Widerstand ertragen können und nicht erregt werden; denn Menschen, die der Wahrheit widerstehen, werden diejenigen angreifen, die sie lehren, und jeder Einfluß, der nur gefunden werden kann, wird in seinem grellsten Lichte vorgebracht werden, um der Wahrheit zu widerstehen. Die Diener Gottes, welche die Botschaft tragen, müssen vorbereitet sein, diese Einwände mit Ruhe und Sanftmut durch das Licht der Wahrheit zurückzuweisen. Gegner greifen häufig die Diener Gottes in einer herausfordernden Art an, um denselben Geist bei ihnen hervorzurufen, damit sie dann so viel als möglich daraus machen und anderen erzählen können, daß die Verkündiger der Gebote Leute von bitterem und zornigem Geiste sind, wie schon öfters gesagt wurde. Ich sah, daß wir auf Widerstand gefaßt sein und ihm mit Geduld, Sanftmut und Verständnis begegnen müssen. Wir sollten ihn nicht durch gewisse Behauptungen zurückschlagen, noch unseren Gegnern in einem harten Geiste widerstehen wollen, sondern den Einwänden ihr volles Gewicht lassen, das Licht und die Macht der Wahrheit kundtun und auf diese Weise die Irrtümer berichtigen. Dies wird einen guten Eindruck hinterlassen; die Gegner werden erkennen, daß sie sich getäuscht haben und daß die Beobachter der Gebote nicht so sind wie sie dargestellt wurden. EG 95 1 Männer, welche bekennen, Diener des lebendigen Gottes zu sein, müssen willig aller Diener sein, anstatt über die Brüder erhaben sein zu wollen, und einen gütigen, freundlichen Geist besitzen. Wenn sie irren, sollten sie bereit sein, es offen zu bekennen. Eine aufrichtige Absicht kann nicht als Entschuldigung für das Nichtbekennen von Irrtümern angesehen werden. Das Bekenntnis würde das Vertrauen der Gemeinde in den Botschafter nicht erschüttern, sondern ein gutes Beispiel setzen; der Geist des Bekennens würde in der Gemeinde ermutigt werden und süße Eintracht würde die Folge sein. Diejenigen, die sich als Lehrer ausgeben, sollten ein Vorbild von Frömmigkeit, Sanftmut und Demut sein, einen freundlichen Geist besitzen, um Seelen zu Jesu und der Wahrheit der Bibel führen zu können. Ein Prediger Christi soll rein im Reden und Handeln sein und immer daran gedenken, daß er Worte der Eingebung, Worte des Heiligen Geistes benutzt. Ferner sollte er daran gedenken, daß die Herde seiner Sorge anvertraut ist -- daß er dazu da ist, um ihre Fälle vor Jesum zu bringen und für sie zu Bitten, wie Jesus für uns beim Vater bittet. Ich wurde auf die Kinder Israel vor alters hingewiesen, und ich sah, wie rein und heilig die Priester des Heiligtums sein mußten, weil sie durch ihren Dienst in eine nahe Verbindung mit Gott gebracht wurden. Die Prediger müssen heilig, rein und ohne Tadel sein, oder Gott wird sie vernichten. Gott hat sich nicht geändert. Er ist gerade so heilig und rein, gerade so genau, wie er immer war. Diejenigen, die bekennen, Jesu Prediger zu sein, sollten Männer von Erfahrung und tiefer Frömmigkeit sein, dann können sie zu aller Zeit und in allen Orten einen heiligen Einfluß ausüben. EG 96 1 Ich habe gesehen, daß es nun Zeit ist für die Boten hinauszugehen, wo auch immer sich der Weg bahnt, und daß Gott vor ihnen hergehen und die Herzen mancher für das Wort öffnen wird. Neue Orte müssen in Angriff genommen werden, und wo dies getan wird, würde es gut sein, wenn zwei und zwei zusammengehen, um sich gegenseitig zu stützen. Es wurde mir ein Plan wie folgt gezeigt: Es würde gut sein, wenn zwei Brüder zusammen gehen und an den schwierigsten Orten, wo viel Widerstand herrscht und wo die meiste Arbeit nötig ist, gemeinschaftlich arbeiten, indem sie mit vereinten Anstrengungen und starkem Glauben die Wahrheit denjenigen, die in der Finsternis sitzen, bringen. Wenn sie späterhin durch Besuchen mehrerer Orte mehr ausrichten können, sollten sie allein gehen, aber während ihrer Arbeit öfter zusammen kommen, um sich gegenseitig durch ihren Glauben ermutigen und einer des anderen Hände zu stärken. Sie können sich dann auch über ihr Feld beraten und überlegen, welche ihrer Gaben am nötigsten sind, und auf welche Weise sie am meisten Erfolg haben können, die Herzen zu erreichen. Wenn sie dann wieder allein sind, wird ihr Mut und ihre Tatkraft erneuert sein, Widerstand und Finsternis zu ertragen und freudigen Herzens zu arbeiten, um verlorene Seelen zu retten. EG 96 2 Ich sah, daß die Diener Gottes nicht immer dasselbe Feld bearbeiten, sondern in neuen Orten suchen sollten, Seelen herauszuführen. Diejenigen, die schon in der Wahrheit gegründet sind, sollten nicht so viel ihre Arbeit verlangen; denn sie sollten imstande sein allein zu stehen und die anderen zu stärken, während die Boten Gottes die dunklen und einsamen Plätze besuchen, um denjenigen die Wahrheit zu bringen, die noch nicht mit dem Lichte der gegenwärtigen Wahrheit erleuchtet sind. ------------------------Kapitel 24: Schwierigkeiten in der Gemeinde EG 97 1 Liebe Geschwister! Weil der Irrtum schnell fortschreitet, sollten wir darnach trachten, in dem Werke Gottes wach zu sein und die Zeit zu erkennen, in der wir leben. Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker. Und weil beinahe alle um uns herum in der Finsternis des Irrtums und der Täuschung eingehüllt sind, ist es unsere Sache, die Unwissenheit zu verscheuchen und in Gottes Nähe zu leben, wo wir göttliche Strahlen des Lichtes und der Herrlichkeit von dem Angesichte Jesu empfangen können. Weil die Finsternis größer wird und die Irrtümer zunehmen, sollten wir eine gründlichere Kenntnis der Wahrheit erlangen, um bereit zu sein, unsere Stellung aus der Schrift zu beweisen. EG 97 2 Wir müssen durch die Wahrheit geheiligt, vollständig Gott geweiht sein und unser heiliges Bekenntnis so ausleben, daß der Herr immer mehr Licht über uns ausgießen kann, damit wir in seinem Lichte das Licht sehen und durch seine Kraft gestärkt werden. Jeden Augenblick, den wir nicht auf der Hut sind, sind wir der Gefahr ausgesetzt, von dem Feind überfallen und von den Mächten der Finsternis überwunden zu werden. Satan beauftragt seine Engel, wachsam zu sein und alles zu versuchen, um die Verkehrtheiten und Lieblingssünden derjenigen zu erfahren, die die Wahrheit erkennen; sie sollen Finsternis um dieselben verbreiten, damit sie versäumen, wachsam zu sein, und einen Weg einschlagen, der das Werk, welches sie zu lieben vorgeben, entehrt und Kummer über die Gemeinde bringt. Solche Irregeleiteten und Unwachsamen werden von immer zunehmender Finsternis umgeben, und das Licht des Himmels nimmt ab. Sie können ihre Lieblingssünden nicht entdecken, und Satan wirft so lange sein Netz nach ihnen aus, bis sie in seinen Fallstricken gefangen sind. EG 98 1 Gott ist unsere Stärke. Wir müssen zu ihm um Weisheit und Leitung aufsehen, und indem wir seine Ehre, das Beste der Gemeinde und die Rettung unserer eigenen Seele im Auge behalten, müssen wir unsere Lieblingssünden überwinden. Wir sollten persönlich versuchen, jeden Tag neue Siege zu erlangen und lernen, allein zu stehen und vollkommen dem Herrn zu vertrauen. Je eher wir dies lernen desto besser. Ein jeder sollte erkennen, wo er fehlt, und dann gläubig wachen, damit seine Sünde ihn nicht überwinden kann, sondern er den Sieg über sie erlangt. Dann können wir Vertrauen zu Gott haben, und viele Schwierigkeiten werden der Gemeinde erspart bleiben. EG 98 2 Die Boten Gottes, die ihr Heim verlassen, um für die Rettung von Seelen zu arbeiten, wenden viel von ihrer Zeit daran, um für diejenigen zu wirken, welche schon jahrelang in der Wahrheit, aber noch schwach sind. Die Ursache dieser Schwäche ist darin zu suchen, daß sie unnötig die Zügel losgelassen haben, nicht über sich selbst wachten und, ich denke manchmal, den Feind versuchen sie zu versuchen. Sie geraten in unnötige Schwierigkeiten, und die Diener Gottes müssen ihre Zeit dazu verwenden, sie zu besuchen. Sie werden Stunden und selbst Tage lang dabei aufgehalten, und ihre Seelen sind durch das Anhören kleiner Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten betrübt und verwundet; jeder sucht seinen eigenen Kummer so ernst als möglich darzustellen, aus Furcht, daß die Diener Gottes ihn für zu gering halten möchten, um ihn zu beachten. Anstatt sich an die Boten Gottes zu wenden, damit diese ihnen aus ihren Schwierigkeiten helfen sollen, sollten sie sich vor dem Herrn niederwerfen, fasten und beten, bis die Schwierigkeiten hinweggeräumt sind. EG 98 3 Manche scheinen zu denken, das Gott dazu Boten in das Feld gerufen hat, um auf ihre Wünsche zu achten und sie auf den Armen zu tragen, und daß der wichtigste Teil ihres Werkes der sei, die kleinen Schwierigkeiten, in die sie sich selbst durch ihr unbedachtes Wesen gebracht haben, indem sie dem Feinde durch ihre unnachgiebigen und tadelsüchtigen Geist gegen andere Raum gaben, von ihnen zu nehmen. Was wird aber während dieser Zeit aus den hungrigen Schafen? Sie leiden Not am Brot des Lebens. Diejenigen, die die Wahrheit kennen und darin gegründet sind, ihr aber nicht gehorchen -- wenn sie das tun würden, würden sie vor diesen Schwierigkeiten bewahrt bleiben -- halten die Boten auf, und der eigentliche Zweck, für den Gott sie in das Feld gerufen hat, wird nicht erfüllt. Die Diener Gottes sind bekümmert und werden durch solche Dinge in der Gemeinde entmutigt; alle sollten bemüht sein, nicht das geringste Gewicht zu ihrer Last hinzuzufügen, sondern ihnen durch liebevolle Worte und das Gebet des Glaubens zu helfen suchen. Wie viel freier würden sie sein, wenn alle, die die Wahrheit bekennen, das einsehen und anderen helfen würden, anstatt so viel Hilfe für sich zu beanspruchen! Wenn die Prediger an neue dunkle Orte kommen, wo die Wahrheit noch nicht verkündigt ist, haben sie einen verwundeten Geist, verursacht durch die nutzlosen Schwierigkeiten ihrer Brüder. Zu alledem haben sie noch den Unglauben und das Vorurteil von Gegnern zu ertragen und werden von manchen mit Füßen getreten. EG 99 1 Wie viel leichter würde es sein, die Herzen zu beeinflussen, und wie viel mehr würde Gott verherrlicht werden, wenn seine Diener von Entmutigung und Prüfung frei blieben, damit sie freien Geistes die Wahrheit in ihrer Schönheit vorführen könnten! Diejenigen, die so viel die Boten Gottes in Anspruch genommen haben und sie mit Schwierigkeiten belasteten, die sie selbst hätten ordnen sollen, müssen Gott für all die Zeit und die Mittel, die verwendet werden mußten, um sie zu befriedigen (was auch dem Feind recht gefiel), Rechenschaft geben. Die Glieder sollten in der Lage sein, ihren Brüdern zu helfen. Sie sollten mit ihren Schwierigkeiten niemals eine ganze Versammlung belästigen, noch warten, bis Prediger kommen, um sie in Ordnung zu bringen, sondern sie sollten selbst vor Gott recht wandeln, ihre Schwierigkeiten aus dem Wege räumen, und wenn Arbeiter kommen, sollten sie vorbereitet sein, ihre Hände zu stärken, anstatt sie zu schwächen. ------------------------Kapitel 25: Die Hoffnung der Gemeinde EG 100 1 Als ich kürzlich mich umschaute, um die demütigen Nachfolger des demütigen und sanftmütigen Heilandes zu finden, wurde mein Gemüt sehr bewegt. Viele, die bekennen, auf das baldige Kommen Christi zu warten, passen sich dieser Welt an und suchen ernstlicher ihren Beifall als die Anerkennung Gottes. Sie sind kalt und förmlich, gleich den Namenschristen, von denen sie sich kurz vorher absonderten. Die Worte, die an die Gemeinde zu Laodizea gerichtet sind, beschreiben ihren gegenwärtigen Zustand aufs deutlichste. Siehe Offenbarung 3,14-20. Sie sind "weder kalt noch warm", sondern "lau". Und es sei denn, daß sie den Rat des "treuen und wahrhaftigen Zeugen" beachten, ernstlich Buße tun und "kaufen Gold, das im Feuer geläutert ist", "weiße Kleider" und "Augensalbe", so will er sie ausspeien aus seinem Munde. EG 100 2 Die Zeit ist gekommen, wo ein großer Teil derjenigen, die einst in der Aussicht auf das baldige Kommen des Herrn vor Freude jauchzten, in demselben Zustand sich befinden, wie diejenigen, die sie einst für ihren Glauben an das Kommen Jesu verspotteten und alle möglichen Lügen verbreiteten, um Vorurteil gegen sie zu erregen und ihren Einfluß zu zerstören. Wenn nun Seelen nach dem lebendigen Gott verlangen, nach Gerechtigkeit hungern und dürsten und Gott sie seine Kraft fühlen läßt und das Verlangen ihrer Seele stillt, indem er seine Liebe in ihre Herzen ausgießt, und sie durch ihr Lob Gott verherrlichen, so werden sie oft von denjenigen, die bekennen, an das nahe Kommen des Herrn zu glauben, für Verführte angesehen und beschuldigt, unter dem Einfluß von Magnetismus zu stehen oder einen bösen Geist zu haben. EG 101 1 Viele von diesen bekenntlichen Christen kleiden sich, reden und handeln wie die Welt; das einzige, woran man sie erkennen kann, ist ihr Bekenntnis. Obgleich sie vorgeben, auf Christus zu warten, dreht sich ihre Unterhaltung nicht um himmlische, sondern um irdische Dinge. Wie müssen diejenigen beschaffen sein, die "mit heiligem Wandel und gottseligem Wesen", bekennen, zu "warten und zu eilen zu der Zukunft des Tages des Herrn?" 2.Petrus 3,11. "Ein jeglicher, der solche Hoffnung hat zu ihm, der reinigt sich, gleichwie er auch rein ist." 1.Johannes 3,3. Aber es ist eine Tatsache, daß viele, die den Namen Adventist tragen, mehr darüber nachdenken, wie sie ihre Leiber schmücken und in den Augen der Welt schön erscheinen können, als aus dem Worte Gottes zu lernen, wie sie Gottes Beifall erlangen können. EG 101 2 Wie würde es nun sein, wenn Jesus, unser Vorbild, unter ihnen und den bekenntlichen Christen im allgemeinen, wie bei seinem ersten Kommen erscheinen würde? Er wurde in einem Stalle geboren. Folgt ihm durch sein Leben und Predigtamt. Er war ein Mann der Leiden und mit den Schmerzen bekannt. Diese bekenntlichen Christen würden von dem sanftmütigen und demütigen Heiland beschämt werden, der ein einfaches Gewand ohne Naht trug und nicht hatte, da er sein Haupt hinlegte. Sein fleckenloses, selbstverleugnendes Leben würde sie verdammen; seine heilige Würde würde ein schmerzlicher Vorwurf für ihren Leichtsinn und ihr eitles Gelächter sein; seine offene, freie Rede würde ihrer weltlichen und lüsternen Unterhaltung Einhalt tun; seine Auslegung der ungeschminkten, schneidenden Wahrheit würde ihren wahren Charakter offenbaren, und sie würden wünschen, daß sanftmütige Vorbild, den liebevollen Heiland, sobald als möglich aus dem Wege zu schaffen. Sie würden die ersten sein, ihn in seinen Reden zu fangen und den Ruf zu erheben: "Kreuzige ihn! Kreuzige ihn!" EG 102 1 Laßt uns Jesu folgen, wie er so demütig zu Jerusalem einzog, als die Menge der Jünger Gott mit lauter Stimme lobte und pries und rief: "Gelobet sei, der da kommt, ein König, in dem Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe. Und etliche der Pharisäer im Volk sprachen zu ihm: Meister, strafe doch deine Jünger. Er antwortete und sprach zu ihnen: Ich sage euch: wo diese werden schweigen, so werden die Steine schreien." Ein großer Teil derjenigen, die vorgeben, auf Christum zu warten, würde ebenso bereit sein wie die Pharisäer, den Jüngern Schweigen zu gebieten, und würde ohne Zweifel den Ruf erheben: "Schwärmerei! Magnetismus! Spiritismus!" Ebenso würden die Jünger, die ihre Kleider ausbreiten und Palmzweige auf den Weg streuen, für überspannt erklärt werden. Aber Gott will kein Volk auf Erden haben, das so kalt und tot ist, sondern das ihn loben und verherrlichen kann. Er will von etlichen Ehre haben, und wenn seine Auserwählten, die seine Gebote halten, schweigen, so werden die Steine schreien. EG 102 2 Jesus kommt, aber nicht wie bei seinem ersten Kommen als ein Kind in Bethlehem, nicht wie er zu Jerusalem einzog, als die Jünger mit lauter Stimme Gott priesen und Hosianna riefen, sondern in der Herrlichkeit des Vaters und alle heiligen Engel mit ihm, die ihn auf seinem Weg zur Erde begleiten. Der ganze Himmel wird von den Engeln verlassen sein, während die wartenden Heiligen nach ihm ausschauen und gen Himmel blicken, wie die Männer von Galiläa taten, als er von dem Ölberg gen Himmel fuhr. Dann werden nur diejenigen, die heilig sind, diejenigen, die ganz dem sanftmütigen Vorbild nachgefolgt sind, mit Freuden ausrufen: "Siehe, das ist unser Gott, auf den wir harren, und er wird uns helfen!" Sie werden verwandelt werden "in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune", der Posaune, die die schlafenden Heiligen aufweckt und sie aus ihren staubigen Betten hervorruft; sie werden mit Unsterblichkeit begleitet werden und rufen: "Sieg! Sieg! über Tod und Grab." Die verwandelten Heiligen werden dann zugleich mit den Engeln dem Herrn entgegengerückt werden in der Luft, um niemals mehr von dem Gegenstand ihrer Liebe getrennt zu werden. EG 103 1 Sollten wir mit solcher Aussicht vor uns, solch herrlicher Hoffnung, solcher Erlösung, die Christus uns durch sein eigenes Blut erworben hat, schweigen? Sollten wir nicht auch Gott mit lauter Stimme preisen, wie die Jünger dies taten, als Jesus zu Jerusalem einzog? Ist unsere Aussicht nicht viel herrlicher, als die ihrige war? Wer sollte uns dann hindern, Gott mit lauter Stimme zu verherrlichen, wenn wir eine solche Hoffnung der Unsterblichkeit und Herrlichkeit haben? Wir haben die Kräfte der zurkünftigen Welt geschmeckt und verlangen nach mehr. Mein ganzes Wesen sehnt sich nach dem lebendigen Gott, und ich will nicht zufrieden sein, bis ich mit seiner ganzen Fülle erfüllt bin. ------------------------Kapitel 26: Vorbereitung auf die Wiederkunft Christi EG 103 2 Liebe Geschwister! Glauben wir von ganzem Herzen, daß Christus bald kommt, und daß wir die letzte Gnadenbotschaft haben, die je einer schuldigen Welt gegeben werden wird? Ist unser Beispiel, wie es sein sollte? Zeigen wir durch unser Leben und unseren heiligen Wandel denen um uns herum, daß wir auf die herrliche Erscheinung unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi warten, der unseren nichtigen Leib verklären und ihn seinem verklärten Leibe ähnlich machen wird? Ich fürchte, daß wir diese Dinge nicht so glauben und uns klar machen, wie wir sollten. Diejenigen, die der wichtigen Wahrheit, die wir bekennen, glauben, sollten nach ihrem Glauben handeln. Es wird zu viel nach Vergnügungen und Dingen, welche die Aufmerksamkeit dieser Welt in Anspruch nehmen, getrachtet; die Gedanken sind zu viel auf die Kleidung gerichtet, und die Zunge wird zu oft zu leichtsinnigen, unnützen Reden gebraucht, welche unser Bekenntnis Lügen strafen, denn unser Wandel ist nicht im Himmel, von dannen wir des Heilandes warten. EG 104 1 Engel umgeben und bewachen uns; aber wir betrüben sie oft, indem wir uns unnützen Unterhaltungen, Scherzen und Tändeleien hingeben und auch, wenn wir in einen sorglosen, gleichgültigen Zustand verfallen. Obgleich wir hin und wieder eine Anstrengung machen mögen, den Sieg zu erlangen, ihn aber doch nicht ergreifen, sondern in denselben nachlässigen, gleichgültigen Zustand zurückfallen, unfähig, die Versuchungen zu überwinden und dem Feind zu widerstehen, so werden wir nicht die Prüfung unseres Glauben bestehen, die köstlicher ist als Gold. Wir leiden nicht um Christi willen und rühmen uns nicht der Trübsale. EG 104 2 Hier ist ein großer Mangel an christlicher Festigkeit, Gott aus Grundsatz zu dienen. Wir sollten nicht suchen, uns selbst zu gefallen, sondern Gott zu ehren und zu verherrlichen, und in allem, was wir tun und sagen, seine Ehre im Auge haben. Wenn wir folgende wichtige Worte unserem Herzen einprägen und sie stets in Gedanken behalten würden, würden wir nicht so leicht in Versuchung fallen, und unsere Worte würden wenige und gut gewählte sein. Er ist um unserer Missetat willen verwundet, und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf daß wir Frieden hätten; und durch seine Wunden sind wir geheilt. "Die Menschen müssen Rechenschaft geben am jüngsten Gericht von einem jeglichen unnützen Wort, das sie geredet haben." "Du, Gott, siehest mich." EG 105 1 Wir können nicht an diese wichtigen Worte denken und uns die Leiden Jesu für arme Sünder, damit sie Vergebung erlangen und durch sein kostbares Blut erlöst würden, ins Gedächtnis rufen, ohne einen heiligen Drang und den ersten Wunsch zu fühlen, für ihn zu leiden, der soviel für uns erduldet und erlitten hat. Wenn wir bei diesen Dingen verweilen, wird das liebe Ich mit seiner Würde gedemütigt, und eine kindliche Einfachheit wird seine Stelle einnehmen, die einen Vorwurf von anderen ertragen kann und nicht gleich gereizt ist; der selbstsüchtige Geist wird dann nicht von uns Besitz nehmen. EG 105 2 Die Freuden und der Trost des wahren Christen sind und müssen im Himmel sein. Die verlangenden Seelen derer, welche die Kräfte der zukünftigen Welt und die Freuden des Himmels geschmeckt haben, werden nicht mit den Dingen dieser Erde zufrieden sein. Diese werden in ihren freien Augenblicken genug zu tun finden. Ihre Seelen sehnen sich nach Gott. Wo ihr Schatz ist, da wird auch ihr Herz sein, und sie werden süße Gemeinschaft mit dem Gott haben, den sie lieben und dem sie dienen. Ihr Vergnügen wird in der Betrachtung ihres Schatzes -- der heiligen Stadt, der neuen Erde, ihrer ewigen Heimat -- bestehen. Und indem sie bei solchen Dingen verweilen, die erhaben, rein und heilig sind, wird ihnen der Himmel näher gebracht, und sie werden die Kraft des Heiligen Geistes fühlen; dies wird sie mehr und mehr von der Welt abziehen und verursachen, daß ihr Trost und ihre Hauptfreude in himmlischen Dingen, in ihrem herrlichen Heime, bestehen. Die Anziehungskraft Gottes und des Himmels wird dann so groß sein, daß nichts ihre Gedanken von dem großen Gegenstand des Seelenheils sowie der Verehrung und Verherrlichung Gottes abwenden kann. EG 105 3 Wenn ich bedenke, wie viel für uns getan worden ist, um uns auf dem rechten Pfade zu erhalten, so muß ich ausrufen: O, welche Liebe, welche wunderbare Liebe hatte der Sohn Gottes für uns arme Sünder! Sollten wir gleichgültig und sorglos sein, während alles für unsere Errettung getan wird, was getan werden kann? Der ganze Himmel nimmt Anteil an uns. Wir sollten tätig und wach sein, um den Hohen und Erhabenen zu ehren, zu verherrlichen und anzubeten. Unsere Herzen sollten in Liebe und Dankbarkeit zu dem überfließen, der so viel Liebe und Erbarmen mit uns hat. Wir sollten ihn durch unser Leben ehren und durch einen reinen und heiligen Wandel zeigen, daß wir von oben geboren sind, daß diese Welt nicht unsere Heimat ist, daß wir nur Gäste und Fremdlinge auf Erden sind, die nach einem besseren Lande reisen. EG 106 1 Viele, die den Namen Christi bekennen und auf sein baldiges Kommen warten, wissen nicht, was es heißt, um Christi willen zu leiden. Ihre Herzen sind nicht durch die Gnade unterwürfig gemacht, und das eigene Ich ist nicht tot, wie sich oft in verschiedener Weise offenbart. Zur selben Zeit erzählen sie, daß sie Prüfungen haben. Aber die Hauptursache ihrer Prüfungen sind ein trotziges Herz, wodurch das eigene Ich so empfindlich wird, daß es sich oft beleidigt und gekränkt fühlt. Wenn solche sich klar machen würden, was es heißt, ein demütiger Nachfolger Christi, ein wahrer Christ zu sein, so würden sie ernstlich zu arbeiten anfangen. Sie würden zuerst dem Ich absterben, anhaltend im Gebete sein und alle Leidenschaften des Herzens bezähmen. Geschwister, gebt euer Selbstvertrauen, eure Selbstgenügsamkeit auf und folgt dem demütigen Vorbild. Haltet Jesum alle Zeit in eurem Gedächtnis, er ist euer Vorbild, folgt seinen Fußtapfen nach, sehet auf Jesum, den Anfänger und Vollender eures Glaubens. Welcher, da er wohl hätte mögen Freude haben, erduldete er das Kreuz und achtete der Schande nicht; er erduldete das Widersprechen der Sünder gegen sich. Er war einst für unsere Sünden das stille, geschlachtete Lamm, verwundet, zerschlagen, gestraft und gemartert. EG 107 1 Laßt uns denn um Christi willen gerne etwas leiden, uns täglich selbst kreuzigen und hier Teilhaber Christi Leiden sein, auf daß wir auch mit ihm teilhaben an seiner Herrlichkeit und mit Herrlichkeit, Ehre, Unsterblichkeit und ewigem Leben gekrönt werden. ------------------------Kapitel 27: Treue in der Erfahrungstunde EG 107 2 Der Herr hat mir gezeigt, daß diejenigen, die den Sabbat halten, ein großes Interesse an ihren Versammlungen nehmen und bemüht sein sollten, sie so interessant wie nur möglich zu machen. Es ist sehr notwendig, mehr Interesse und Leben in dieser Richtung zu offenbaren. Alle sollten etwas für den Herrn zu sagen haben, denn wenn sie das tun, wird von denjenigen geschrieben, die nicht die Versammlungen verlassen, sondern oft einander ermahnen. Die "Übrigen" sollen durch das Blut des Lammes und durch das Wort ihres Zeugnisses überwinden. Manche erwarten, allein durch das Blut des Lammes zu überwinden, ohne daß sie selbst eine besondere Anstrengung machen. Ich sah, daß Gott uns aus Gnaden die Macht der Rede gegeben hat. Er hat uns eine Zunge gegeben, und wir sind ihm für ihren Gebrauch verantwortlich. Wir sollten Gott mit unserem Munde verherrlichen, in Ehrfurcht von der Wahrheit und seiner unendlichen Gnade sprechen, und mit dem Worte unseres Zeugnisses durch das Blut des Lammes überwinden. EG 107 3 Wir sollten nicht zusammen kommen, um still zu bleiben; Gott gedenkt nur an diejenigen, die sich versammeln, um von seiner Ehre und Herrlichkeit zu sprechen und von seiner Macht zu erzählen. Auf solchen wird der Segen Gottes ruhen, und sie werden erquickt werden. Wenn alle so lebendig wären, wie sie sein sollten, würde keine kostbare Zeit verstreichen, und es würde kein Verweis für lange Gebete und Ermahnungen nötig sein; die ganze Zeit würde durch kurze, zum Punkt kommende Zeugnisse und Gebete ausgefüllt werden. Bittet, glaubt und nehmt. Der Herr wird zu viel getäuscht, es werden zu viele Gebete, die keine Gebete sind, zu viele unnütze, sinnlose Bitten dargebracht, welche die Engel ermüden und mißfallen. Zuerst sollten wir unseren Mangel fühlen, und dann Gott um das Bitten, was wir nötig haben, und glauben, daß er es uns gibt, noch während wir ihn bitten. Dann wird unser Glaube wachsen, und alle werden erbaut. Die Schwachen werden gestärkt, und die Entmutigten und Verzagten schauen aufwärts und glauben, daß Gott all denen ein Vergelter sein wird, die ihn ernstlich suchen. EG 108 1 Manche halten in den Versammlungen zurück, weil sie nichts Neues zu sagen haben und immer dasselbe wiederholen müssen, wenn sie sprechen. Ich sah, daß das im Grunde nur Hochmut war, daß Gott und die Engel bei den Zeugnissen der Heiligen zugegen sind, und daß es ihnen wohl gefällt und sie durch die allwöchentenlich wiederholten Zeugnisse verherrlicht werden. Der Herr liebt Einfachheit und Demut, aber es mißfällt ihm, und die Engel sind betrübt, wenn die bekenntlichen Erben Gottes und Miterben Jesu die köstliche Zeit in ihren Versammlungen unnütz verstreichen lassen. EG 108 2 Wenn die Geschwister da wären, wo sie sein sollten, so würden sie nicht in Verlegenheit sein, etwas zur Ehre Jesu sagen zu können, der für ihre Sünden auf Golgatha am Kreuze hing. Wenn sie mehr danach trachten würden, sich die Herablassung Gottes, der seinen geliebten Sohn für unsere Sünden und Übertretungen dahingab, klar zu machen, so wie die Leiden und Angst Jesu sich vorzustellen, die er erduldete, um den schuldigen Menschen einen Weg zu bahnen, auf dem sie entfliehen, Vergebung und Leben erlangen können, so würden sie eher bereit sein, Jesum zu preisen und zu verherrlichen. Sie würden nicht schweigen können, sondern voll Lob und Dank zu seiner Ehre zeugen und von seiner Macht erzählen. Der Segen Gottes würde auf denen ruhen, die das tun. Selbst wenn dieselbe Sache wiederholt wird, wird Gott verherrlicht. Der Engel zeigte mir diejenigen, die nicht aufhören, Tag und Nacht zu rufen: Heilig, heilig, Herr Gott, Allmächtiger! "Eine fortwährende Wiederholung," sagte der Engel, "und doch wird Gott dadurch verherrlicht." Wenn wir auch immer wieder dasselbe erzählen, so ehrt es doch Gott und zeigt, daß wir für seine Güte und Gnade nicht unempfindlich sind. EG 109 1 Ich sah, daß die Namenskirchen gefallen sind, daß Gleichgültigkeit und Tod in ihrer Mitte herrschen. Wenn sie dem Worte Gottes folgen würden, so würde es sie demütigen, aber sie erheben sich über das Werk des Herrn. Es ist zu demütigend, wenn sie sich versammeln, dieselbe einfache Geschichte von Gottes Güte zu wiederholen; sie suchen etwas Neues, etwas Großes, damit ihre Worte den Ohren der Menschen gefallen möchten, und deshalb verläßt sie der Geist Gottes. Wenn wir dem einfachen Weg der Bibel folgen, so sollen wir die Fülle des Geistes Gottes haben. Wenn wir der einfachen Wahrheit folgen, wird alles in süßer Eintracht sein; wenn wir vollständig Gott vertrauen, wird keine Gefahr vorhanden sein, daß die bösen Engel uns etwas anhaben können. Nur wenn sich Seelen über den Geist Gottes erheben und in ihrer eigenen Kraft wandeln, hören die Engel auf, über sie zu wachen, und sie sind dann Angriffen Satans ausgesetzt. EG 109 2 In dem Worte Gottes sind Pflichten niedergelegt, deren Beobachtung das Volk Gottes demütig macht, es von der Welt scheidet und vor dem Rückgang bewahrt. Die Fußwaschung und das Abendmahl sollten häufiger gefeiert werden. Jesus hat uns das Beispiel gegeben und gebot uns, zu handeln wie er. Ich sah, daß sein Beispiel so genau als möglich befolgt werden sollte; aber die Geschwister haben bei der Fußwaschung nicht immer so verständig gehandelt, wie sie sollten, und Verwirrung war die Folge. Sie sollte an neuen Orten mit Sorgfalt und Weisheit eingeführt werden, besonders dort, wo die Leute mit dem Beispiel und den Lehren unseres Herrn über diesen Punkt nicht genau bekannt sind, und wo sie ein Vorurteil dagegen haben. Viele aufrichtige Seelen sind durch den Einfluß früherer Lehrer, in die sie Vertrauen hatten, sehr mit Vorurteil gegen diese einfache Pflicht erfüllt, und sie sollte ihnen zu geeigneter Zeit und auf die richtige Weise vorgeführt werden. EG 110 1 Es ist kein Beispiel in dem Worte gegeben, daß Brüder der Schwestern Füße waschen sollten; aber es ist ein Beispiel da für Schwestern, den Brüdern die Füße zu waschen. Maria wusch die Füße Jesu mit ihren Tränen und trocknete sie mit den Haaren ihres Hauptes. Siehe auch 1.Timotheus 5,10. Ich sah, daß der Herr Schwestern erlaubt hat, die Füße der Brüder zu waschen, und daß es in Übereinstimmung mit dem Evangelium war. Alle sollten verständnisvoll handeln und die Fußwaschung nicht zu einer lästigen Zeremonie machen. EG 110 2 Der heilige Gruß, der in dem Evangelium Jesu Christi von dem Apostel Paulus erwähnt wird, sollte immer in seinem wahren Charakter erkannt werden. Es ist ein heiliger Kuß. Er sollte als ein Zeichen der Gemeinschaft unter christlichen Freunden angesehen werden, wenn sie weggehen oder nach einer Trennung von Wochen und Monaten wieder zusammen kommen. In 1.Thessalonicher 5,26 sagt Paulus: "Grüßet alle Brüder mit dem heiligen Kuß." In dem selben Kapitel sagt er: "Meidet allen bösen Schein." Es kann keinen bösen Schein geben, wenn der heilige Kuß zur rechten Zeit und am rechten Ort gegeben wird. EG 110 3 Ich sah, daß die starke Hand des Feindes gegen das Werk Gottes gerichtet ist, und daß die Hilfe und Kraft eines jeden, der das Wort der Wahrheit liebt, in Anspruch genommen werden sollte. Sie sollten großes Interesse offenbaren, die Hände derjenigen hochzuhalten, die die Wahrheit verkündigen und durch ihre beständige Wachsamkeit den Feind aus dem Felde schlagen. Alle sollten in dem Werk vereinigt wie ein Mann stehen. Alle Tatkraft der Seele sollte erweckt werden, denn was getan werden soll muß schnell geschehen. EG 111 1 Dann sah ich den dritten Engel. Mein begleitender Engel sagte: "Furchtbar ist sein Werk. Schrecklich ist seine Mission. Er ist der Engel, der den Weizen von dem Unkraut sammelt und den Weizen für die himmlische Scheune bindet oder versiegelt. Diese Dinge sollten alle Gedanken, die ganze Aufmerksamkeit beschäftigen." ------------------------Kapitel 28: An die Unerfahrenen EG 111 2 Ich sah, daß manche keinen klaren Begriff von der Wichtigkeit der Wahrheit oder ihrer Wirkung haben und nach den Eingebungen des Augenblicks handeln, oft ihren eigenen Gefühlen folgen und die Gemeindeordnung mißachten. Solche scheinen zu denken, daß die Religion hauptsächlich im Lärmmachen bestehe. Manche, die gerade erst die Wahrheit der dritten Engelsbotschaft angenommen haben, sind bereit, diejenigen zu tadeln und zu belehren, welche schon seit Jahren in der Wahrheit gegründet sind, die um ihretwillen gelitten und ihre heiligende Kraft erfahren haben. Diejenigen, die der Feind so stolz gemacht hat, sollten den heiligenden Einfluß der Wahrheit erkennen und richtig einsehen, wie dieselbe sie fand, "elend, jämmerlich, arm, blind und bloß". Wenn die Wahrheit anfängt, sie zu reinigen und ihre Schlacken entfernt -- was sicher der Fall sein wird, wenn sie aus Liebe angenommen wurde --, so werden diejenigen, an denen dies große Werk geschehen ist, nicht denken, daß sie reich sind und nichts bedürfen. EG 112 1 Solche, welche die Wahrheit bekennen und glauben, daß sie schon alles wissen, ehe sie nur die ersten Grundsätze der selben gelernt haben, und die so eilig sind, die Stelle der Lehrer einzunehmen und diejenigen zu tadeln, die seit Jahren fest in der Wahrheit stehen, zeigen dadurch klar, daß sie kein Verständnis von der selben haben und nichts von ihrer Wirkung wissen. Würden sie ihre heiligende Kraft kennen, so würden sie die friedsame Furcht der Gerechtigkeit bringen und unter ihrem sanften, mächtigen Einfluß demütig werden. Sie würden zur Ehre Gottes Früchte tragen und erkennen, was die Wahrheit für sie getan hat, und andere höher achten als sich selbst. EG 112 2 Ich sah, daß die "Übrigen" nicht vorbereitet sind für das, was über die Erde kommt. Gleichgültigkeit schien gleich einer Schlafsucht die Gemüter derjenigen zu beherrschen, die vorgeben zu glauben, daß wir die letzte Botschaft haben. Mein begleitender Engel rief mit schrecklicher Feierlichkeit: "Macht euch bereit! Macht euch bereit! Macht euch bereit! denn der grimmige Zorn des Herrn kommt bald. Sein Zorn wird ausgegossen, unvermischt mit Gnade, und ihr werdet nicht bereit sein. Zerreißt die Herzen und nicht die Kleider! Ein großes Werk muß für die ‚Übrigen' getan werden. Viele von ihnen geben sich mit kleinen Schwierigkeiten ab." Der Engel sagte: "Legionen böser Engel sind um euch herum und versuchen, euch in schreckliche Finsternis zu hüllen und euch zu verführen. Ihr laßt euch zu rasch von dem Werk der Vorbereitung und den allerwichtigsten Wahrheiten für die letzte Zeit abwenden. Ihr verweilt bei kleinen Schwierigkeiten und geht auf die geringsten Einzelheiten der selben ein, um sie diesem oder jenem zu erklären." Wenn die Herzen nicht durch die Gnade unterwürfig gemacht sind, finden stundenlange Unterhaltungen zwischen den betreffenden Parteien statt, und nicht nur ihre Zeit wird verschwendet, sondern auch die Diener Gottes werden genötigt, ihnen zuzuhören. Wenn Stolz und Selbstsucht beiseite gelegt würden, würden die meisten Schwierigkeiten in fünf Minuten beseitigt sein. Durch die Stunden, die dazu verwendet wurden, sich selbst zu rechtfertigen, wurden die Engel betrübt und Gott entehrt. Ich sah, daß Gott sich nicht herabneigen und langen Rechtfertigungen lauschen will, und daß er auch von seinen Dienern dies nicht verlangt, damit die kostbare Zeit nicht so verschwendet, sondern dazu benutzt wird, den Übertretern den Irrtum ihrer Wege zu zeigen und Seelen aus dem Verderben zu retten. EG 113 1 Ich sah, daß Gottes Volk auf bezaubertem Grunde steht, und daß manche fast jedes Gefühl für die Kürze der Zeit und den Wert von Seelen verloren haben. Stolz hat sich unter die Sabbatisten eingeschlichen, stolz auf Kleidung und Aussehen. Der Engel sagt: "Die Beobachter des Sabbats sollten dem eigenen Ich, dem Stolz und der Beifallsliebe absterben." EG 113 2 Wahrheit, rettende Wahrheit soll dem schmachtenden Volk in der Finsternis gebracht werden. Ich sah, daß viele Gott baten, sie zu demütigen, aber wenn Gott ihre Gebete beantworten sollte, würde es durch schreckliche Dinge in Gerechtigkeit geschehen. Es war ihre Pflicht, sich selbst zu demütigen. Ich sah, daß wenn Selbsterhebung hereinkommt, Seelen dadurch sicherlich irre gehen, und wenn sie nicht überwunden wird, ihren Untergang herbeiführt. Wenn jemand anfängt, sich in seinen eigenen Augen zu erheben, und denkt, daß er etwas tun kann, so zieht sich der Geist Gottes zurück, und er geht in seiner eigenen Kraft, bis er zugrunde gerichtet ist. Ich sah, daß ein Heiliger, wenn er recht steht, den Arm Gottes bewegen könnte; daß hingegen eine große Zahl, wenn sie nicht recht steht, schwach ist und nichts erreichen kann. EG 113 3 Viele haben ein trotziges, stolzes Herz und denken mehr an ihre eigenen kleinen Schmerzen und Schwierigkeiten als an die Seelen von Sündern. Wenn sie die Herrlichkeit Gottes im Auge hätten, so würden sie an die verlorenen Seelen um sich herum denken; und indem sie deren verlorenen Zustand erkennen, würden sie mit Tatkraft vorangehen, Glauben üben und die Hände der Diener Gottes stärken, damit sie mutig, doch in Liebe, die Wahrheit verkündigen und Seelen ermahnen, sie anzunehmen, ehe die süße Stimme der Gnade verhallt. Der Engel sagte: "Diejenigen, die seinen Namen bekennen, sind noch nicht bereit!" Ich sah, daß die sieben letzten Plagen über die unbeschützten Häupter der Gottlosen kommen, dann werden diejenigen, die mit ihnen zusammen gewesen sind, die bitteren Vorwürfe der Sünder hören, und ihre Herzen werden verzagen. EG 114 1 Der Engel sagte: "Ihr habt euch bei Kleinigkeiten aufgehalten und mit kleinen Schwierigkeiten abgegeben -- infolgedessen gehen Sünder verloren." Gott ist willig, in unseren Versammlungen für uns zu wirken, und dies ist seine Freude. Aber Satan sagt: "Ich will das Werk hindern." Seine Untergebenen antworten: "Amen!" Bekenner der Wahrheit verweilen bei ihren kleinen Prüfungen und Schwierigkeiten, die Satan vergrößert. Es ist die Zeit verloren gegangen, die niemals zurückgerufen werden kann. Die Feinde der Wahrheit haben unsere Schwachheit gesehen, Gott ist betrübt, Christus verwundet worden. Satans Zweck ist erfüllt, seine Pläne hatten Erfolg, und er triumphiert. ------------------------Kapitel 29: Selbstverleugnung EG 114 2 Ich sah, daß für die Heiligen eine Gefahr darin liegt, zu große Vorbereitungen auf allgemeine Versammlungen zu machen, daß manche mit zu viel Bedingung beschwert waren, und daß die Eßlust bezähmt werden muß. Es liegt für manche eine Gefahr darin, daß sie von der Versammlung "Brote und Fische" erwarten. Ich sah, daß alle, die den Gebrauch des schmutzigen Tabakkrautes fröhnen, dies weglassen und ihre Mittel für eine bessere Sache verwenden sollten. Diejenigen, die sich selbst manchen Genuß entziehen und die Mittel, die sie einst zur Befriedigung der Eßlust verbrauchten, in den Schatz des Herrn einlegen, bringen ein Opfer. Solche Gaben werden gleich dem Scherflein der Witwe angesehen werden. Der Betrag mag klein sein; aber wenn alle es so machen, wird es die Schatzkammer merken. Wenn alle versuchen würden, in ihrer Kleidung sparsamer zu sein und sich manche Dinge zu versagen, die nicht unbedingt notwendig sind, und solche nutzlosen und schädlichen Dinge, wie Kaffee und Tee, beiseite ließen und dem Werke gäben, was diese Dinge kosten, so würden sie hier mehr Segen und im Himmel einen Lohn erhalten. Manche denken, daß, weil Gott ihnen die Mittel gegeben hat, sie über ihre Bedürfnisse leben, reiche Nahrung haben und sich kostbar kleiden können, und daß es keine Tugend ist, sich selbst zu verleugnen, wenn sie genug haben. Solche bringen kein Opfer. Wenn sie ein wenig einfacher leben und dem Werke Gottes helfen würden, die Wahrheit zu verbreiten, so würde es ein Opfer von ihrer Seite sein, und wenn Gott jedermann den Lohn gibt nach seinen Werken, so würde er auch an sie gedenken. ------------------------Kapitel 30: Unehrerbietigkeit EG 115 1 Und ich sah, daß Gottes heiliger Name mit Ehrerbietung und Ehrfurcht genannt werden sollte. Das Wort "Gott" wird im Gebet von manchen in unachtsamer, gedankenloser Weise gebraucht, die Gott mißfällt. Solche haben keinen klaren Begriff von Gott oder der Wahrheit, sonst würden sie nicht so unehrerbietig von dem großen und erhabenen Gott sprechen, der sie bald richten wird. Diejenigen, welche die Größe und Majestät Gottes erkennen, werden seinen Namen nur mit heiliger Ehrfurcht aussprechen. Er wohnt in einem unnahbarem Lichte, kein Mensch kann ihn sehen und leben. Ich sah, daß diese Dinge verstanden und gebessert werden müssen, ehe die Gemeinde gedeihen kann. ------------------------Kapitel 31: Falsche Hirten EG 116 1 Es wurde mir gezeigt, daß die falschen Hirten trunken waren, aber nicht von Wein; sie taumelten, aber nicht von starkem Getränk. Die Wahrheit Gottes ist für sie versiegelt; sie können sie nicht lesen. Wenn sie z.B. gefragt werden, ob der siebente Tag der wahre Sabbat der Bibel sei oder nicht, so nehmen sie ihre Zuflucht zu Fabeln. Ich sah, daß diese Propheten gleich den Füchsen in der Wüste waren. Sie sind nicht vor die Lücken getreten und haben sich nicht zur Hürde gemacht, damit das Volk Gottes im Streit am Tage des Herrn stehen möge. Wenn das Gemüt mancher angeregt wird und sie anfangen, diese falschen Hirten über die Wahrheit zu fragen, so schlagen diese den leichtesten und besten Weg ein, um ihren Zweck zu erreichen und die Gemüter der Fragenden zu beruhigen, selbst wenn sie deshalb ihre eigene Stellung ändern müssen. Viele dieser Hirten haben das Licht erhalten; aber sie wollten es nicht anerkennen und haben unzähligemal ihre Ansicht geändert, um der Wahrheit auszuweichen und den Schlußfolgerungen zu entgehen, zu denen sie kommen mußten, wenn sie bei ihren früheren Ansichten verharrten. Die Macht der Wahrheit hatte ihren Grund erschüttert, aber anstatt zu gehen, hatten sie einen anderen Grund gelegt, so daß sie mit sich selbst uneins wurden. EG 116 2 Ich sah, daß viele dieser Hirten die früheren Lehren Gottes verleugnet hatten; sie hatten die herrlichen Wahrheiten, die sie einst eifrig verkündigten, verleugnet und verworfen und so sich selbst mit Magnetismus und allen Arten von Täuschungen umgeben. Ich sah, daß sie trunken waren von Irrtümern, und daß sie ihre Herde zum Tode führten. Viele der Gegner von Gottes Wahrheit sinnen auf ihrem Bette über Unheil nach, und am Tage verbreiten sie ihre gottlosen Ratschläge, um die Wahrheit niederzuschlagen, und suchen etwas Neues, um das Volk zu interessieren und ihre Gemüter von der herrlichen, wichtigsten Wahrheit abzuwenden. EG 117 1 Ich sah, daß die Priester, die ihre Herde zum Tode führen, bald in ihrem schrecklichen Laufe gefangen sein werden. Die Plagen Gottes werden kommen, aber es genügt für diese falschen Propheten nicht, daß sie mit ein oder zwei Plagen gepeinigt werden. Gottes Hand wird zu der Zeit in Zorn und Gerechtigkeit ausgestreckt sein, und es wird sie nicht zurückziehen, bis sein Zweck vollständig erfüllt ist. Die Mietlinge müssen zu den Füßen der Heiligen anbeten und erkennen, daß Gott sie geliebt hat, weil sie der Wahrheit treu blieben und Gottes Gebote hielten, bis alle Ungerechten von der Erde vernichtet sind. EG 117 2 Die verschiedenen Parteien der bekenntlichen Adventgläubigen haben alle ein wenig Wahrheit, aber Gott hat alle diese Wahrheiten seinen Kindern gegeben, die sich für den Tag Gottes vorbereiten. Er hat ihnen auch Wahrheiten gegeben, die keine dieser Parteien kennt noch versteht. Dinge, die ihnen versiegelt sind, hat der Herr denjenigen geöffnet, die sie sehen wollen und bereit sind, sie zu verstehen. Wenn Gott neues Licht mitzuteilen hat, so wird er seinen Erwählten und Geliebten das Verständnis dafür öffnen, ohne daß sie nötig haben, von denen erleuchtet zu werden, die in Finsternis und Irrtum sind. EG 117 3 Es wurde mir die Notwendigkeit gezeigt, daß diejenigen, die glauben, daß wir die letzte Gnadenbotschaft haben, von denjenigen getrennt sind, die täglich neue Irrtümer in sich aufnehmen. Ich sah, daß weder jung noch alt ihren Versammlungen beiwohnen sollten; denn es ist Unrecht, sie zu ermutigen, während sie Irrtum lehren, der ein tödliches Gift für die Seele ist, und solche Lehren lehren, die nichts denn Menschengebote sind. Der Einfluß solcher Versammlungen ist nicht gut. Wenn Gott uns von solcher Finsternis und solchen Irrtümern freigemacht hat, sollten wir feststehen in der Freiheit, womit er uns frei gemacht hat, und uns der Wahrheit freuen. Es mißfällt Gott, wenn wir hingehen und Irrtümern lauschen, ohne daß wir verpflichtet sind, zu gehen; es sei denn, daß er uns zu solchen Versammlungen, wo der Irrtum durch die Macht des Willens dem Volke aufgezwungen wird, sendet, so wird er uns nicht bewahren. Die Engel wachen nicht mehr über uns, und wir sind den Anschlägen des Feindes ausgesetzt, um durch ihn und die Macht seiner bösen Engel verfinstert und geschwächt zu werden; das Licht um uns herum wird mit der Finsternis befleckt. EG 118 1 Ich sah, daß wir keine Zeit übrig haben, um Fabeln zuzuhören. Unsere Gedanken sollten nicht mit solchen Dingen, sondern mit der gegenwärtigen Wahrheit erfüllt sein; wir sollten nach Weisheit suchen, damit wir eine gründlichere Kenntnis unserer Stellung erlangen möchten und imstande sind, in Sanftmut einen Grund unserer Hoffnung aus der Schrift zu geben. Indem falsche Lehren und gefährliche Irrtümer dem Gemüt eingeprägt werden, kann es nicht bei der Wahrheit verweilen, die das Haus Israel vorbereiten soll, am Tage des Herrn zu bestehen. ------------------------Kapitel 32: Gottes Gabe für den Menschen EG 118 2 Es wurde mir die große Liebe und Herablassung Gottes gezeigt, indem er seinen Sohn in den Tod gab, auf daß der Mensch Vergebung und Leben empfangen möge. Es wurden mir Adam und Eva gezeigt, die das Vorrecht hatten, die Schönheit und Lieblichkeit des Gartens Eden zu schauen, und denen erlaubt war, von allen Bäumen im Gaten zu essen, mit Ausnahme von einem. Aber die Schlange verführte Eva, und sie verführte ihren Mann, und beide aßen von dem verbotenen Baume. Sie übertraten Gottes Gebot und wurden Sünder. Die Nachricht verbreitete sich durch den Himmel, und jede Harfe verstummte. Die Engel trauerten und fürchteten, daß Adam und Eva ihre Hand wieder ausstrecken, von dem Baume des Lebens essen und unsterbliche Sünder werden würden. Aber Gott sagte, daß er die Übertreter aus dem Garten vertreiben und durch einen Cherub mit flammendem Schwert den Weg zu dem Baume des Lebens bewahren lassen wolle, damit der Mensch sich ihm nicht nähern und von der Frucht essen könne, welche die Unsterblichkeit immerwährend erhält. EG 119 1 Schmerz erfüllte den Himmel, als es bekannt wurde, daß der Mensch verloren war, und daß die Welt, die Gott geschaffen hatte, mit sterblichen Wesen erfüllt würde, die zu Elend, Krankheit und Tod verdammt waren, und für die es keine Errettung gab. Die ganze Familie Adams mußte sterben. Dann sah ich Jesum mit einem Ausdruck des Mitgefühls und Kummers auf seinem Gesichte. Bald sah ich, wie er sich dem strahlenden Lichte näherte, welches den Vater umgab. Mein begleitender Engel sagte: "Er hat eine geheime Unterredung mit seinem Vater." Während Jesus mit dem Vater redete, schien die Besorgnis der Engel aufs höchste gespannt. Dreimal umschloß ihn das herrliche Licht, das den Vater umgab, und als er das dritte Mal von dem Vater kam, konnten wir seine Gestalt sehen. Sein Aussehen war sanft, frei von aller Angst und Sorge, und glänzte mit einer Lieblichkeit, die Worte nicht beschreiben können. Dann machte er der Engelschar bekannt, daß ein Weg der Rettung für den verlorenen Menschen gefunden sei, daß er mit seinem Vater darüber gesprochen und Erlaubnis erlangt habe, sein eigenes Leben als Lösegeld für die Menschheit zu geben, ihre Sünden zu tragen und das Urteil des Todes auf sich zu nehmen. Dadurch sei der Weg gebahnt, so daß sie durch die Verdienste seines Blutes Vergebung für ihre vergangenen Übertretungen finden und durch Gehorsam wieder in den Garten zurückkehren könnten, aus dem sie vertrieben waren. Dann könnten sie wieder Zutritt zu der herrlichen, unsterblichen Frucht vom Baume des Lebens erlangen, an den sie jetzt alles Recht verloren hatten. EG 119 2 Da erfüllte unaussprechliche Freude den Himmel, und die himmlischen Scharen sangen ein Lied zur Anbetung und zum Preise. Sie rührten ihre Harfen und sangen in höherem Ton als vorher von der großen Gnade und Herablassung Gottes, die seinen einzigen geliebten Sohn für ein empörerisches Geschlecht in den Tod gab. Dann brachten sie Preis und Anbetung für die Selbstverleugnung und das Opfer des Heilandes dar, der bereit war, des Vaters Schoß zu verlassen, ein Leben der Leiden und Angst und einen schmählichen Tod zu erwählen, auf daß er anderen Leben geben möchte. EG 120 1 Der Engel sagte: "Glaubst du, daß der Vater seinen geliebten Sohn ohne Kampf dahingab? Nein, nein!" Es war selbst für Gott im Himmel ein Kampf, ob er den schuldigen Menschen verloren gehen oder seinen geliebten Sohn für ihn in den Tod geben sollte. Die Engel nahmen solchen regen Anteil an der Errettung des Menschen, daß unter ihnen solche hätten gefunden werden können, die ihre Herrlichkeit und ihr Leben für den verlorenen Menschen hingegeben hätten. "Aber," sagte mein begleitender Engel, "das würde nicht genügen." Die Übertretung war so groß, daß das Leben eines Engels die Schuld nicht bezahlen konnte. Nur der Tod und die Fürsprache des Sohnes Gottes konnte die Schuld bezahlen und den verlorenen Menschen von hoffnungslosem Kummer und Elend erlösen. EG 120 2 Aber das Werk, das den Engeln zugewiesen wurde, bestand darin, mit stärkendem Balsam aus der Herrlichkeit auf- und abzusteigen, um den Sohn Gottes in seinen Leiden zu trösten. Sie taten Jesu Handreichung. Ferner war ihre Aufgabe, die Untertanen der Gnade vor den bösen Engeln zu bewachen und sie vor der Finsternis, die Satan beständig um sie verbreitete, zu bewahren. Ich sah, daß es Gott unmöglich war, sein Gesetz zu ändern, um den verlorenen, dem Verderben anheimgefallenen Menschen zu retten; deshalb duldete er, daß sein geliebter Sohn für die Übertretungen der Menschen starb. ------------------------Geistliche Gaben Vorrede EG 121 1 Band 1 von "Geistlichen Gaben" wurde zuerst 1858 veröffentlicht und er ist längere Zeit aus folgenden Gründen außer Druck gewesen: Frau Whites Gesichte über die darin vorgeführten Gegenstände sind seitdem umfassender und vollständiger gewesen als zu der Zeit, da das Buch zuerst gedruckt wurde. Viele der späteren Gesichte wurden niedergeschrieben und unter dem Titel "Spirit of Prophecy" herausgegeben. Dies war dazu bestimmt, an Stelle der früheren Werke zu treten. Man denkt aber jetzt, daß es besser sei, dieses Buch wieder zu veröffentlichen, weil viele wünschen, die Sache in gedrängter Form zu besitzen, und weil viel mehr Gegenstände berührt werden als in "Spirit of Prophecy." EG 121 2 Dies kleine Werk ist eine kurze aber lebendige Schilderung des großen Kampfes zwischen Christo und Satan; es beginnt mit der Empörung im Himmel, beschreibt die Versuchung und den Fall der Menschen, das Entwerfen des Erlösungsplanes, das Leben und den Tod Christi, die darauffolgende Erfahrung der Gemeinde und die schließliche Aufrichtung des Reiches Christi. EG 121 3 Die in diesem Buch behandelnden Gegenstände, welche Frau White in keiner ihrer anderen Schriften erwähnte, sind von der höchsten Wichtigkeit und dem größten Wert für die gegenwärtige Gemeinde. Sie führen die Erfahrungen des Volkes Gottes seit den Tagen der Apostel vor, ihren Kampf, ihre Gefahr und ihren Sieg in der nahen Zukunft. Zu den erwähnten Gegenständen gehört die Geschichte der Kirche während des dunklen Zeitalters, der Reformation, der Adventbewegung, des lauten Rufes, der trübseligen Zeit, der Vernichtung der Gottlosen und der schließlichen Belohnung der Gerechten. Der Herausgeber. Einleitung EG 122 1 Die Gabe der Weissagung offenbarte sich während des jüdischen Zeitalters in der Gemeinde. Wenn sie infolge des zerrütteten Zustandes der Gemeinde auch einige Jahrhunderte verschwunden war, so erschien sie doch gegen das Ende jenes Zeitalters wieder als Vorbote des Messias. Zacharias, der Vater Johannes des Täufers, "war des Heiligen Geistes voll und weissagte." Simeon, ein frommer und gottesfürchtiger Mensch, der auf den Trost Israels wartete, kam auf Anregung des Geistes in den Tempel und weissagte von Jesu als "ein Licht zu erleuchten die Heiden und zum Preise deines Volkes Israel." Hanna, eine Prophetin, "redete von ihm zu allen, die da auf die Erlösung zu Jerusalem warteten." Und es war kein größerer Prophet als Johannes der Täufer, welcher von Gott erwählt worden war, Israel "das Lamm Gottes, welches der Welt Sünde trägt," bekanntzumachen. EG 122 2 Das christliche Zeitalter begann mit der Ausgießung des Geistes, und viele verschiedene geistliche Gaben wurden unter den Gläubigen offenbart. Diese waren so reichlich, daß Paulus zu der korinthischen Gemeinde sagen konnte: "In einem jeglichen erzeigen sich die Gaben des Geistes zum gemeinen Nutzen." Einem jeglichen in der Gemeinde, nicht in der Welt, wie manche es angesehen haben. EG 122 3 Seit dem großen Abfall sind diese Gaben nur spärlich offenbart worden, und dies ist wahrscheinlich der Grund, warum bekenntliche Christen gewöhnlich glauben, daß sie auf das Zeitalter der ersten Gemeinde beschränkt seien. Aber ist es nicht eine Folge der Irrtümer und des Unglaubens der Gemeinde, daß diese Gaben aufgehört haben? Und wird nicht, wenn das Volk Gottes zu dem ursprünglichen Glauben und denselben Gewohnheiten zurückkehrt, wohin es sicherlich durch Verkündigung der Gebote Gottes und des Glaubens Jesu kommen wird, "der Spätregen" wieder diese Gaben hervorbringen? Wir sollten es erwarten. Trotz dem Abfall im jüdischen Zeitalter wurde es mit besonderen Offenbarungen des Geistes Gottes eröffnet und beschlossen. Es ist unvernünftig zu denken, daß das christliche Zeitalter, dessen Licht, mit der früheren Bundeszeit verglichen, wie das Licht der Sonne im Vergleich zu den schwachen Strahlen des Mondes ist, in Herrlichkeit beginnen und in Finsternis schließen werde. Und da ein besonderes Werk des Geistes nötig war, um ein Volk auf das erste Kommen des Herrn vorzubereiten, wieviel mehr ist dies bei dem zweiten der Fall; besonders da die letzten Tage gefährlicher sind als alle früheren und falsche Propheten Macht haben werden, große Zeichen und Wunder zu tun, auf daß so es möglich wäre, sie auch die Auserwählten verführen. Aber die Schrift sagt: "Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur. Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubet, der wird verdammt werden. Die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben, sind die; in meinem Namen werden sie Teufel austreiben, mit neuen Zungen reden, Schlangen vertreiben; und so sie etwas tödliches Trinken, wird's ihnen nicht schaden; auf die Kranken werden sie die Hände legen, so wird's besser mit ihnen werden." Markus 16,15-18. EG 123 1 Die Gaben waren nicht auf die Apostel beschränkt, sondern auf alle Gläubigen ausgedehnt. Wer kann sie haben? Wer da glaubt. Wie lange? Da ist keine Grenze; die Verheißung läuft mit dem wichtigen Auftrag, das Evangelium zu predigen, zusammen und reicht bis zu dem letzten Gläubigen. EG 123 2 Aber es wird oft eingewendet, daß diese Hilfe nur den Aposteln und denjenigen, die durch ihre Predigt gläubig wurden, verheißen war; daß sie den Auftrag ausführten, das Evangelium begründeten, und daß die Gaben mit diesem Geschlecht aufhörten. Laßt uns sehen, ob der große Auftrag mit jenem Geschlechte sein Ende fand. "Darum gehet hin und lehret alle Völker, und taufet sie im Namen des Vater und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehret sie halten, alles was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." Matthäus 28,19.20. EG 124 1 Daß die Predigt des Evangeliums auf diesen Auftrag hin nicht mit der ersten Gemeinde ihr Ende erreicht hat, ist klar durch die Verheißung bewiesen: "Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." Es sagt nicht, ich bin mit euch, ihr Apostel, überall, bis an der Welt Ende; sondern, ich bin bei euch a l l e Tage bis an der Welt Ende. Hiermit ist nicht das jüdische Zeitalter gemeint; denn dies hatte bereits am Kreuze sein Ende erreicht. Ich schließe deshalb daraus, daß das Predigen und der Glaube des ursprünglichen Evangeliums durch dieselbe geistliche Hilfe wieder unterstützt werden wird. Der Auftrag an die Apostel gehört dem christlichen Zeitalter an und umfaßt das ganze. Es folgt daraus, daß die Gaben nur durch den Abfall verloren gingen, und daß sie mit der Rückkehr des ursprünglichen Glaubens und der Gewohnheiten zurückkehren werden. EG 124 2 Aus 1.Korinther 12,28 ersehen wir, daß der Herr verschiedene geistliche Gaben in die Gemeinde gesetzt hat. Da wir keine Schriftstelle finden können, die uns beweist, daß er sie weggenommen oder aufgehoben habe, so müssen wir zu dem Schluß kommen, daß sie darin verbleiben sollen. Wo ist der Beweis, daß sie abgeschafft sind? In demselben Kapitel, wo der jüdische Sabbat abgeschafft und der christliche Sabbat eingesetzt ist -- ein Kapitel in der Geschichte des Geheimnisses der Bosheit und des Menschen der Sünde. Aber der Gegner führt an, daß ein Beweis für das Aufhören der Gaben in folgender Bibelstelle enthalten sei: "Die Liebe höret nimmer auf, so doch die Weissagungen aufhören werden und die Sprachen aufhören werden und die Erkenntnis aufhören wird. Denn unser Wissen ist Stückwerk, und unser Weissagen ist Stückwerk. Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören. Da ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und war klug wie ein Kind und hatte kindische Anschläge; da ich aber ein Mann ward, tat ich ab, was kindisch war. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Wort; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich's stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin. Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe." 1.Korinther 13,8-13. EG 125 1 Dieser Text sagt das Aufhören geistlicher Gaben voraus, und schließt auch Glauben und Hoffnung ein. Aber w a n n werden diese aufhören? Wir blicken noch vorwärts auf die Zeit, da "die Hoffnung zum frohen Genuß, der Glauben zum Schauen, das Gebet zum Lob geworden ist." EG 125 2 Sie werden aufhören, wenn das Vollkommene kommen wird, wenn wir nicht länger durch einen dunklen Spiegel, sondern von Angesicht zu Angesicht sehen werden. Der vollkommene Tag, wann die Gerechten vollkommen gemacht und erkennen werden, wie sie erkannt sind, ist noch in der Zukunft. Es ist wahr, daß der Mensch der Sünde, als er das Mannesalter erreicht hatte, solche "kindischen Dinge", wie Weissagung, Zungen und Erkenntnis, auch den Glauben, die Hoffnung und die christliche Liebe der ursprünglichen Christen hinweggetan hat. Aber es ist nichts in dem Texte, was zeigte, daß Gott beabsichtige die Gaben, die er in die Gemeinde gesetzt hat, wegzunehmen, bis zur Vollendung ihres Glaubens und ihrer Hoffnung, bis die außerordentliche Herrlichkeit des unsterblichen Zustandes die glänzendsten Entfaltungen geistlicher Kraft und Erkenntnis, die jemals in diesem sterblichen Zustande offenbart wurden, in den Schatten stellen wird. EG 125 3 Die Entgegnung, die in 2.Timotheus 3,16 gefunden wird, die manche ganz ernsthaft vorgeführt haben, verdient nicht mehr als eine beiläufige Bemerkung. Wenn Paulus, indem er sagte, daß die Schrift dazu dienen solle, einen Menschen Gottes vollkommen und zu allem guten Werk geschickt zu machen, meinte, daß nichts mehr durch Eingebung geschrieben werden solle, warum fügte er denn in diesem Augenblick etwas zu den Schriften hinzu? Warum legte er schließlich nicht die Feder nieder, sobald er diesen Satz geschrieben hatte? Und warum schrieb Johannes dreißig Jahre später das Buch der Offenbarung? Dies Buch enthält einen anderen Text, welcher zum Beweis der Abschaffung der geistlichen Gaben angeführt wird: "Ich bezeuge allen, die da hören die Worte der Weissagung in diesem Buch: So jemand dazu setzt, so wird Gott zusetzen auf ihn die Plagen, die in diesem Buch geschrieben stehen. Und so jemand davon tut von den Worten des Buchs dieser Weissagung, so wird Gott abtun sein Teil vom Holz des Lebens und von der heiligen Stadt, davon in diesem Buch geschrieben ist." Offenbarung 22,18.19. EG 126 1 Von diesem Texte sagt man, daß Gott, der vor Zeiten manchmal und auf mancherlei Weise zu den Vätern geredet hat durch die Propheten und in den Tagen des Evangeliums durch Jesum und seine Apostel, hier feierlich versprochen habe, niemals wieder den Menschen auf solche Weise etwas mitzuteilen. Daher müßten alle Weissagungen nach dieser Zeit falsch sein. Hiermit, sagt man, schlössen die eingegebenen Vorschriften. Wenn dies der Fall ist, warum schrieb Johannes sein Evangelium, als er von Patmos nach Ephesus zurückgekehrt war? Fügte er, indem er dies tat den Worten des Buches der Weissagung, daß er auf der Insel Patmos geschrieben hatte, noch etwas hinzu? Der Text beweist nur, daß sich die Warnung gegen das Hinzufügen oder Wegnehmen nicht auf die Bibel als zusammengestelltes Buch bezieht, sondern nur auf das besondere Buch der Offenbarung, wie es aus der Hand des Apostels hervorging. Doch hat kein Mensch ein Recht, irgendeinem andern Buch, das durch die Eingebung Gottes geschrieben wurde, etwas zuzufügen oder davon wegzunehmen. Fügte Johannes, indem er das Buch der Offenbarung schrieb, etwas dem Buch der Weissagungen hinzu? Durchaus nicht! Ein Prophet hat kein Recht, das Wort Gottes zu verändern. Aber die Gesichte des Johannes bestätigen diejenigen Daniels und werfen mehr Licht auf die Gegenstände, die dort vorgeführt werden. Wir kommen deshalb zu dem Schluß, daß der Herr sich nicht selbst zum Stillschweigen verpflichtet hat, sondern daß er noch Freiheit besitzt, zu reden. Möge es immer die Sprache meines Herzens sein: Rede Herr, durch wen du willst, dein Knecht hört. EG 127 1 So schlägt der Versuch, aus der Schrift das Aufhören der geistlichen Gaben zu beweisen, gänzlich fehl. Solange die Pforten der Hölle (des Grabes) noch nicht die Überhand über die Gemeinde haben, sondern Gott noch ein Volk auf Erden hat, können wir in Verbindung mit der dritten Engelsbotschaft nach der Entwicklung dieser Gaben ausschauen. Diese Botschaft wird die Gemeinde auf den apostolischen Standpunkt zurückbringen und sie in der Tat zum Licht -- nicht zur Finsternis -- der Welt machen. EG 127 2 Ferner werden wir vorher gewarnt, daß in den letzten Tagen falsche Propheten sein werden, und die Bibel gibt uns einen Prüfstein, wonach wir ihre Lehre prüfen können, um zwischen wahren und falschen zu unterscheiden. Der große Prüfstein ist das Gesetz Gottes, das sowohl auf die Weissagungen als auf den Charakter der Propheten angewandt werden soll. Wenn es nun in den letzten Tagen keine wahren Weissagungen geben sollte, wieviel leichter wäre es dann gewesen, diese Tatsache zu erwähnen und so alle Gelegenheit zur Täuschung abzuschneiden, als einen Prüfstein zu geben, wonach man so wohl die echten als auch die falschen prüfen soll. EG 127 3 In Jesaja 8,19.20 finden wir eine Weissagung von den Wahrsagern der gegenwärtigen Zeit, und das Gesetz wird als Prüfstein gegeben: "Nach dem Gesetz und Zeugnis! Werden sie das nicht sagen, so werden sie die Morgenröte nicht haben." Warum heißt es: "Werden sie das nicht sagen," wenn zur selben Zeit keine echte, geistige Offenbarung oder Weissagung da ist? Jesus sagt: "Sehet euch vor, vor den falschen Propheten ... An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen." Matthäus 7,15.16. Dies ist ein Teil der Bergpredigt, und alle können sehen, daß diese Rede eine allgemeine Anwendung auf die Gemeinde während des christlichen Zeitalters hat. Falsche Propheten sollen an ihren Früchten erkannt werden; in andern Worten, an ihrem sittlichen Charakter. Der einzige Prüfstein, an dem man erkennen kann, ob ihre Früchte gut oder schlecht sind, ist das Gesetz Gottes. Darum werden wir auf das Gesetz und Zeugnis hingewiesen. Wahre Propheten werden nicht nur in Übereinstimmung mit diesem Worte reden, sondern sie werden auch im Einklang mit ihm leben. Jemand, der so spricht und lebt, wage ich nicht zu verdammen. EG 128 1 Es ist immer eine besondere Eigenschaft der falschen Propheten gewesen, daß sie Gesichte des Friedens schauen, und daß sie gerne sagen: "Friede und Sicherheit!" während das Verderben plötzlich über sie kommt. Die wahren Propheten werden mutig die Sünde tadeln und vor dem kommenden Zorne warnen. EG 128 2 Weissagungen, welche den deutlichen und bestimmten Erklärungen des Wortes widersprechen, sollten verworfen werden. So lehrte unser Heiland seine Jünger, als er sie in Bezug auf die Art und Weise seines zweiten Kommens warnte. Als Jesus vor den Augen seiner Jünger gen Himmel fuhr, wurde von den Engeln sehr ausführlich erklärt, daß dieser Jesus in der selben Weise wiederkommen solle, wie sie ihn gesehen hatten gen Himmel fahren. Deshalb sagt Jesus zu seiner Weissagung zu den falschen Propheten der letzten Tage: "Wenn sie zu euch sagen werden: Siehe, er ist in der Wüste! so gehet nicht hinaus, -- siehe, er ist in der Kammer! so glaubt nicht." Alle wahren Weissagungen über diesen Punkt müssen sein sichtbares Kommen vom Himmel anerkennen. Warum sagt Jesus nicht: Verwerfet alle Weissagungen zu der Zeit, denn es wird dann keine wahren Propheten geben? EG 129 1 "Er hat etliche zu Aposteln gesetzt, etliche aber zu Propheten, etliche zu Evangelisten, etliche zu Hirten und Lehrern, daß die Heiligen zugerichtet werden zum Werk des Amts, dadurch der Leib Christi erbaut werde, bis daß wir alle hinan kommen zu einerlei Glauben und Erkenntnis des Sohnes Gottes und ein vollkommener Mann werden, der da sei im Maße des vollkommenen Alters Christi." Epheser 4,11-13. EG 129 2 Aus einem vorhergehenden Verse lernen wir, daß Christus, nach dem er in die Höhe gefahren war, den Menschen Gaben gegeben hat. Unter diesen Gaben sind Aposteln, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer aufgezählt. Der Zweck, für den sie gegeben waren, war die Vervollkommnung der Heiligen zu einerlei Glauben und Erkenntnis. Manche, die heutiges Tags bekennen, Hirten und Lehrer zu sein, glauben, daß diese Gaben ihren Zweck vor 1800 Jahren vollkommen erfüllt und nun aufgehört hätten. Warum legen sie nun nicht ihre Titel als Hirten und Lehrer ab? Wenn das Prophetenamt durch diesen Text auf die ursprüngliche Gemeinde beschränkt war, so ist das der Evangelisten ebenfalls, so wie aller übrigen; denn es ist hier kein Unterschied gemacht. EG 129 3 Nun laßt uns einen Augenblick über diesen Punkt nachdenken. Alle diese Gaben waren zur Vervollkommnung der Heiligen in der Einheit, der Erkenntnis und dem Geiste gegeben. Unter ihrem Einfluß erfreute sich die erste Gemeinde eine Zeitlang dieser Einheit: "Die Menge aber der Gläubigen war ein Herz und eine Seele." Es scheint eine natürliche Folge dieser Einheit zu sein, daß die Apostel mit großer Kraft Zeugnis gaben von der Auferstehung des Herrn, und große Gnade bei ihnen alle war. Apostelgeschichte 4,31-33. Wie wünschenswert wäre jetzt ein solcher Zustand der Dinge! Aber der Abfall mit seinem entzweienden und zerstörenden Einfluß hat die Schönheit der reinen Gemeinde beschädigt und in einen Sack gehüllt. Spaltung und Unordnung waren die Folge. Es gab niemals so viel verschiedene Glaubensansichten im Christentum als heute. Wenn die Gaben nötig waren, um die Einheit der ersten Gemeinde zu bewahren, wie viel nötiger sind sie jetzt, um diese Einheit wieder herzustellen! Daß es die Absicht Gottes ist, diese Einheit der Gemeinde in den letzten Tagen wieder herzustellen, ist zur Genüge aus den Weissagungen ersichtlich. Wir werden versichert, daß die Wächter es mit Augen sehen werden, wenn der Herr Zion bekehrt, und daß in der Zeit des Endes die Verständigen es verstehen werden. Wenn dies erfüllt ist wird eine Einheit des Glaubens unter allen herrschen, die Gott zu den Verständigen zählt; denn diejenigen, die es in Wirklichkeit recht verstehen, müssen es notwendigerweise auch gleich verstehen. Was anders kann diese Einheit herbeiführen als die Gaben, die zu diesem Zwecke gegeben wurden? EG 130 1 Aus diesen Betrachtungen geht hervor, daß der vollkommene Zustand der Gemeinde, wie er hier geweissagt wird, noch zukünftig ist. Folglich haben diese Gaben noch nicht ihr Ende erreicht. Der Brief an die Epheser wurde im Jahre 64 nach Christi geschrieben, etwa zwei Jahre früher, als Paulus dem Timotheus sagte, daß er schon geopfert werde und die Zeit seines Abscheidens vorhanden sei. Der Same des Abfalls keimte zu jener Zeit in der Gemeinde, denn Paulus hatte schon zehn Jahre früher in seinem zweiten Briefe an die Thessalonicher gesagt: "Es regt sich bereits das Geheimnis der Bosheit." Es kamen nun gräuliche Wölfe hinein, die der Herde nicht schonten. Die Gemeinde schritt deshalb nicht zu der vollkommenen Einheit weiter, die in dem Texte angeführt ist, sondern wurde durch Zwistigkeiten zerrissen und durch Spaltungen zerstreut. Der Apostel wußte dies; folglich muß er über den großen Abfall hinweggeschaut haben auf die Zeit, da die Übrigen von Gottes Volk gesammelt werden, wenn er sagte: "Bis daß wir alle hinankommen zu einerlei Glauben." Deshalb haben die Gaben, die in die Gemeinde gesetzt sind, ihre Zeit noch nicht ausgedient. "Den Geist dämpfet nicht, die Weissagung verachtet nicht; prüfet aber alles, und das Gute behaltet." 1.Thessalonicher 5,19-21. EG 131 1 In diesem Brief führt der Apostel den Gegenstand des zweiten Kommens des Herrn ein. Er beschreibt dann den Zustand der ungläubigen Welt zu der Zeit, indem er sagt: Sie werden sagen: "Es ist Friede; es hat keine Gefahr," wann der Tag des Herrn über sie kommen wird und das Verderben sie plötzlich wie ein Dieb in der Nacht überfällt. Dann ermahnt er die Gemeinde angesichts dieser Dinge, zu wachen und nüchtern zu sein. Unter den folgenden Ermahnungen sind die angeführten Worte: "Den Geist dämpfet nicht" usw. Manche mögen denken, daß diese drei Briefe einen gänzlich verschiedenen Sinn haben; es besteht aber eine natürliche Verbindung in ihrer Reihenfolge. Jemand, der den Geist dämpft, wird auch die Weissagungen verachten, welche eine rechtmäßige Frucht des Geistes sind. "Ich will meinen Geist ausgießen ... und eure Söhne und Töchter sollen weissagen." Joel 3,1. Der Ausdruck: "Prüfet aber alles", ist auf den Gegenstand der Abhandlung, die Weissagung, beschränkt, und wir sollen die Geister mit dem Prüfstein prüfen, den Gott uns in seinem Worte gegeben hat. Unsere Zeit ist reich an geistlichen Täuschungen und falschen Weissagungen, und zweifellos findet dieser Text hier eine besondere Anwendung. Aber beachte, der Apostel sagt nicht: Verwerfet alles, sondern: Prüfet alles und das Gute behaltet. "Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, eure Ältesten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen; auch will ich zur selben Zeit über Knechte und Mägde meinen Geist ausgießen. Und ich will Wunderzeichen geben im Himmel und auf Erden: Blut, Feuer und Rauchdampf. Die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe denn der große und schreckliche Tag des Herrn kommt. Und es soll geschehen, wer des Herrn Namen anrufen wird, der soll errettet werden. Denn auf dem Berge Zion und zu Jerusalem wird eine Errettung sein, wie der Herr verheißen hat, auch bei den andern übrigen, die der Herr berufen wird." Joel 3. EG 132 1 Diese Weissagung Joels, die von der Ausgießung des Heiligen Geistes in den letzten Tagen spricht, war zu Anfang des christlichen Zeitalters noch nicht erfüllt. Dies erhellt aus den Wundern am Himmel und auf Erden, die in diesem Texte angeführt sind und Vorboten des großen und schrecklichen Tages des Herrn sein sollen. Obgleich wir die Zeichen gehabt haben, ist dieser schreckliche Tag noch zukünftig. Das ganze christliche Zeitalter mag die "letzten Tage" genannt werden; aber zu sagen, daß die letzten Tage schon seit 1800 Jahren in der Vergangenheit liegen, ist einfältig. Sie reichen bis zum Tode des Herrn und der Errettung der Übrigen von Gottes Volk. "Denn auf dem Berge Zion und zu Jerusalem wird eine Errettung sein, wie der Herr verheißen hat, auch bei den andern übrigen, die der Herr berufen wird." EG 132 2 Diese Übrigen, die in den Zeichen und Wundern, die den großen und schrecklichen Tag des Herrn ankündigen sollen, die Zeichen der Zeit erkannten, sind zweifellos die Übrigen vom Samen des Weibes, von dem in Offenbarung 12,17 geschrieben wird -- das letzte Geschlecht der Gemeinde auf Erden. "Und der Drache ward zornig über das Weib und ging hin, zu streiten mit den übrigen von ihrem Samen, die da Gottes Gebote halten und haben das Zeugnis Jesu Christi." EG 132 3 Die Übrigen von dem Samen des Weibes werden die Gaben haben. Es wird ein Streit gegen sie erregt werden, weil sie Gottes Gebote halten und das Zeugnis Jesu Christi haben. Offenbarung 12,17. In Offenbarung 19,10 sagt es, daß das Zeugnis Jesu der Geist der Weissagung ist. Der Engel sagte: "Ich bin dein Mitknecht und deiner Brüder, die das Zeugnis Jesus haben." Im 22. Kapitel wiederholt er dasselbe wie folgt: "Ich bin dein Mitknecht und deiner Brüder, der Propheten." Bei der Vergleichung sehen wir die Kraft des Ausdrucks: "Das Zeugnis aber Jesu ist der Geist der Weissagung." Das Zeugnis Jesu schließt jedoch alle Gaben dieses einen Geistes ein. Paulus sagt: "Ich danke meinem Gott alle Zeit eurethalben für die Gnade Gottes, die euch gegeben ist in Christo Jesu, daß ihr seid durch ihn an allen Stücken reich gemacht, an aller Lehre und in aller Erkenntnis; wie denn die Predigt von Christo in euch kräftig geworden ist, also daß ihr keinen Mangel habt an irgendeiner Gabe und wartet nur auf die Offenbarung unseres Herrn Jesu Christi." 1.Korinther 1,4-7. EG 133 1 Das Zeugnis Jesu befand sich in der korinthischen Gemeinde; und was war die Folge? Sie hatten keinen Mangel an irgendeiner Gabe. Dürfen wir deshalb nicht erwarten, daß die Übrigen, wenn sie im Zeugnis Jesu völlig begründet sind, keinen Mangel an irgendeiner Gabe haben werden, wenn sie auf das Kommen unseres Herrn Jesu Christi warten? R.F. Cottrell. ------------------------Kapitel 1: Der Fall Satans EG 134 1 Satan war einst im Himmel ein erhabener Engel, der nächste nach Christo. Sein Antlitz war sanft, gleich demjenigen der anderen Engeln, und trug den Ausdruck der Glückseligkeit. Seine Stirn war hoch und breit, war vollkommen; sein Betragen edel und majestätisch. Aber als Gott zu seinem Sohn sprach: "Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei," da wurde Satan eifersüchtig auf Jesum. Er wünschte betreffs der Erschaffung des Menschen um Rat gefragt zu werden, und weil dies nicht geschah, wurde er mit Zorn, Haß und Eifersucht erfüllt. Er wollte gerne die höchste Ehre nächst Gott im Himmel empfangen. EG 134 2 Bis zu dieser Zeit war der ganze Himmel in Ordnung, Eintracht und vollkommener Unterwerfung unter das Regiment Gottes gewesen. Es war die größte Sünde, sich gegen seinen Befehl und Willen zu empören. Der ganze Himmel schien in Aufruhr zu sein. Die Engel waren in Abteilungen angetreten, jede Abteilung mit einem höheren befehlenden Engel an ihrer Spitze. Satan, danach strebend, sich selbst zu erhöhen, und nicht bereit, sich der Oberherrschaft Jesu zu unterwerfen, brachte Anspielungen gegen die Herrschaft Gottes vor. Manche Engel verbanden sich mit Satan in seiner Empörung, andere stritten für die Ehre und Weisheit Gottes, indem er die Oberherrschaft seinem Sohne gab. Es war ein Streit unter den Engeln. Satan und die mit ihm übereinstimmten, strebten danach, die Herrschaft Gottes zu verbessern. Sie wünschten, in seine unerforschliche Weisheit einzudringen und seine Absicht zu erfassen, warum er Jesum so erhaben machte und ihm solch unbegrenzte Macht und Herrschaft verlieh. Sie empörten sich gegen die Obrigkeit des Sohnes. Alle himmlischen Heerscharen wurden aufgefordert, vor dem Vater zu erscheinen, auf daß jeder Fall entschieden werde. Es wurde dann beschlossen, daß Satan mit allen Engeln, die sich ihm in der Empörung angeschlossen hatten, aus dem Himmel gestoßen werden sollten. Dann entstand ein Streit im Himmel. Engel waren an dem Kampf beteiligt. Satan wollte den Sohn Gottes und alle, die sich seinem Willen unterworfen hatten, besiegen. Aber die guten und treuen Engel überwanden, und Satan samt seinen Nachfolgern wurde aus dem Himmel vertrieben. EG 135 1 Nachdem Satan und die mit ihm Gefallenen aus dem Himmel ausgeschlossen waren und er erkannte, daß er all seine Reinheit und Herrlichkeit für ewig verloren hatte, da bereute er es und wünschte, wieder in den Himmel eingesetzt zu werden. Er war bereit, seinen früheren Platz oder irgendeine Stellung, die ihm zugewiesen würde, einzunehmen. Aber nein, der Himmel durfte nicht in Gefahr gebracht werden. Der ganze Himmel hätte verdorben werden können, wenn er zurückgekommen wäre, denn die Sünde hatte in ihm ihren Ursprung und der Same der Empörung lag in ihm. Er und seine Nachfolger weinten und baten, wieder in die Gunst Gottes aufgenommen zu werden. Aber ihre Sünde -- ihr Haß, ihr Zorn und ihre Eifersucht -- war so groß, daß Gott sie nicht auslöschen konnte. Sie mußte bleiben, um ihre endliche Strafe zu empfangen. EG 135 2 Als Satan zu der Überzeugung kam, daß es keine Möglichkeit gab, die Gunst Gottes wieder zu erlangen, wurden seine Bosheit und sein Zorn offenbar. Er beriet sich mit seinen Engeln, und sie entwarfen einen Plan, gegen die Regierung Gottes zu arbeiten. Als Adam und Eva in den herrlichen Garten gesetzt wurden, legte Satan Pläne sie zu vernichten. Dies glückliche Paar konnte auf keine Weise seines Glückes beraubt werden, wenn es Gott gehorchte. Satan konnte seine Macht über dasselbe nicht ausüben, bis es Gott ungehorsam wurde und seine Gunst verwirkte. Es mußte deshalb ein Plan ersonnen werden, um die Menschen zum Ungehorsam zu verführen, damit sie sich das Mißfallen Gottes zuziehen und unter den Einfluß Satans und seiner Engel gelangen möchten. Es wurde beschlossen, daß Satan eine andere Gestalt annehmen und Interesse für den Menschen an den Tag legen sollte. Er mußte Einflüsterungen gegen Gottes Wahrhaftigkeiten machen und Zweifel erregen, ob Gott gerade das meine, was er sagte. Zunächst mußte er ihre Wißbegierde zu erregen suchen und sie dahin bringen, die unerforschlichen Pläne Gottes erforschen zu wollen -- dieselbe Sünde deren Satan schuldig geworden war -- und die Ursache zu untersuchen, warum Gott ihnen den Baum der Erkenntnis verboten habe. ------------------------Kapitel 2: Der Fall des Menschen EG 136 1 Heilige Engel besuchten oft den Garten und gaben Adam und Eva Belehrungen betreffs ihrer Beschäftigung; sie belehrten sie auch über die Empörung und den Fall Satans. Die Engel warnten sie vor Satan und ermahnten sie, sich bei ihrer Arbeit nicht von einander zu trennen; denn sie könnten in Berührungen mit dem gefallenen Feinde kommen. Die Engel schärften ihnen auch ein, sich streng an die Vorschriften zu halten, die Gott ihnen gegeben habe, denn nur bei vollkommenem Gehorsam seien sie sicher. Dann könnte dieser gefallene Feind keine Macht über sie haben. EG 136 2 Satan fing sein Werk bei Eva an, indem er sie veranlaßte, ungehorsam zu sein; dann, indem sie dem verbotenen Baume sich näherte, und ferner, indem sie auf die Stimme des Versuchers hörte und zu bezweifeln wagte, was Gott gesagt hatte: "Welches Tages du davon issest, wirst du des Todes sterben." Sie dachte, daß der Herr vielleicht nicht gerade das meine, was er gesagt habe, streckte ihre Hand aus, nahm von der Frucht und aß. Dieselbe war für das Auge lieblich und für den Geschmack angenehm. Dann war sie eifersüchtig, daß Gott ihnen das vorenthalten habe, was nur zu ihrem Gute sei, bot die Frucht ihrem Manne an und versuchte auch ihn dadurch. Sie erzählte Adam alles, was die Schlange ihr gesagt hatte, und drückte ihr Erstaunen darüber aus, daß diese die Gabe der Sprache habe. EG 137 1 Ich sah, daß eine tiefe Traurigkeit sich über Adams Angesicht legte. Er schien erschreckt und erstaunt; es schien ein Kampf in ihm vorzugehen. Er fühlte sicher, daß dies der Feind war, vor dem sie gewarnt worden waren, daß sein Weib sterben mußte. Dies bedeutete Trennung für beide. Seine Liebe zu Eva war groß, und in gänzlicher Entmutigung beschloß er ihr Schicksal zu teilen. Er ergriff die Frucht und aß sie rasch. Dann frohlockte Satan. Er hatte im Himmel Empörung angerichtet und hatte Genossen gefunden, die ihn liebten und die ihm in der Empörung nachfolgten. Er war gefallen und hatte andere mit in seinen Fall gezogen. Nun hatte er das Weib versucht, Gott zu mißtrauen, seine Weisheit in Frage zu stellen und seine allweisen Pläne zu durchdringen zu suchen. Adam wurde durch seine Liebe zu Eva dem Gebote Gottes ungehorsam und fiel mit ihr. EG 137 2 Die Nachricht von dem Fall des Menschen verbreitete sich im Himmel, und jede Harfe verstummte, die Engel nahmen im Schmerz ihre Kronen von ihren Häuptern. Der ganze Himmel war in Aufruhr. Es wurde ein Rat gehalten, zu entscheiden, was mit dem schuldigen Paar geschehen sollte. Die Engel fürchteten, daß sie die Hand ausstrecken, von dem Baum des Lebens essen und unsterbliche Sünder werden möchten. Aber Gott sagte, daß er die Übertreter aus dem Garten austreiben wolle. Es wurden unverzüglich Engel beauftragt, den Weg zu dem Baum des Lebens zu bewahren. Es war Satans überlegter Plan, daß Adam und Eva Gott ungehorsam seien, sich sein Mißfallen zuziehen und dann von dem Baum des Lebens nehmen sollten, damit sie für ewig in Sünde und Ungehorsam leben möchten und auf diese Weise die Sünde unsterblich sei. Aber es wurden heilige Engel gesandt, sie aus dem Garten zu treiben und von dem Baum des Lebens abzuhalten. Jeder dieser mächtigen Engel hatte in seiner rechten Hand etwas, was das Aussehen eines glänzenden Schwertes hatte. EG 138 1 Da triumphierte Satan. Er hatte durch seinen Fall anderen Leid zugefügt. Er war aus dem Himmel, die Menschen aus dem Paradiese ausgeschlossen worden. ------------------------Kapitel 3: Der Erlösungsplan EG 139 2 Der Himmel wurde mit Trauer erfüllt, als es bekannt wurde, daß der Mensch verloren sei und daß die Welt, die Gott geschaffen hatte, mit sterblichen Wesen erfüllt würde, die zu Elend, Krankheit und Tod verurteilt waren, und daß es keine Errettung für den Übertreter gab. Die ganze Familie Adams mußte sterben. Dann sah ich Jesum und bemerkte auf seinem Angesicht einen Ausdruck des Mitgefühls und des Kummers. Bald sah ich, wie er sich dem strahlenden Lichte näherte, welches den Vater umgab. Mein begleitender Engel sagte: "Er hat eine geheime Unterredung mit seinem Vater." Während Jesus mit dem Vater redete, schien die Besorgnis der Engel auf das Höchste gespannt. Dreimal umschloß ihn das herrliche Licht, daß den Vater umgab, und als er das dritte Mal kam, konnte man seine Gestalt sehen. Sein Angesicht war sanft, frei von aller Angst und Sorge und glänzte mit einer Lieblichkeit, die Worte nicht beschreiben können. Dann machte er der Engelschar bekannt, daß ein Weg der Rettung für den verlorenen Menschen gefunden sei. Er sagte ihnen, daß er mit seinem Vater darüber gesprochen und sein eigenes Leben als Lösegeld angeboten habe, daß er das Urteil des Todes auf sich nehmen wolle, auf daß der Mensch durch ihn Vergebung erlangen möchte. Durch die Verdienste seines Blutes und durch Gehorsam gegen das Gesetz Gottes könne der Mensch die Gunst Gottes und den Zutritt zu dem herrlichen Garten wiedererlangen und von der Frucht des Lebensbaumes essen. EG 139 1 Zuerst konnten sich die Engel darüber nicht freuen; denn ihr Gebieter verheimlichte nichts vor ihnen, sondern legte ihnen den Erlösungsplan offen dar. Jesus sagte ihnen, daß er zwischen dem Zorn seines Vaters und der schuldigen Menschheit stehe, daß er Schmach und Schande tragen wolle, daß aber nur wenige ihn als den Sohn Gottes annehmen würden. Fast alle würden ihn hassen und verwerfen. Er wolle all seine Herrlichkeit im Himmel verlassen, als ein Mensch auf Erden erscheinen, sich selbst als ein Mensch erniedrigen, durch seine Erfahrung mit den verschiedenen Versuchungen bekannt werden, denen der Mensch ausgesetzt sei, auf daß er denen eine Hilfe sein könne, die versucht würden. Wenn er dann seine Mission als Lehrer beendet haben würde, müsse er in die Hände der Menschen überliefert werden und faßt jegliche Schmähung und Qual erdulden, wozu Satan und seine Engel gottlose Menschen anstiften könnten. Er müsse des grausamsten Tode sterben, zwischen Himmel und Erde als ein schuldiger Sünder hängen. Er müsse schreckliche Stunden der Todesangst erleiden, welche selbst die Engel nicht mit ansehen könnten, sondern ihre Angesichter vor dem Anblick bedecken würden. Aber er müsse nicht nur die Angst des Leibes erdulden, sondern Seelenangst, mit der die körperlichen Leiden in keiner Weise verglichen werden könnten. Die Sündenlast der ganzen Welt würde auf ihm ruhen. Er sagte ihnen, daß er sterben und am dritten Tage wieder auferstehen und zu seinem Vater aufsteigen wolle, um für den abgewichenen schuldigen Menschen zu bitten. EG 140 1 Die Engel fielen vor ihm nieder und boten ihr Leben zum Opfer an. Jesus sagte ihnen, daß er durch seinen Tod viele retten, daß aber das Leben eines Engels die Schuld nicht tilgen könne. Sein Leben allein könne von dem Vater als Lösegeld für den Menschen angenommen werden. Jesus sagte ihnen auch, daß sie an seinem Werke Anteil haben, bei ihm sein und zu Zeiten ihn stärken sollten. Er würde die Natur des gefallenen Menschen annehmen, und seine Kraft würde sogar geringer sein als die ihrige. Sie sollten Zeugen seiner Demütigung und seiner großen Leiden sein. Wenn sie dann seine Qualen und den Haß der Menschen gegen ihn sehen würden, so würden sie mit der tiefsten Rührung erfüllt werden und würden durch ihre Liebe zu ihm wünschen, ihn von seinen Mördern zu befreien und zu erretten. Sie sollten aber nicht eingreifen, um irgend etwas zu verhindern, was sie sehen würden; sie sollten aber einen Anteil an seiner Auferstehung haben. Der Erlösungsplan war ausgedacht, und sein Vater hatte diesen Plan angenommen. EG 140 2 Mit heiliger Traurigkeit tröstete und beruhigte Jesus die Engel und belehrte sie, daß späterhin alle, die er erlösen würde, mit ihm sein und für ewig bei ihm wohnen würden, daß er durch seinen Tod viele loskaufen und den, der des Todes Gewalt hat, vernichten werde. Sein Vater würde ihm das Reich und alle Gewalt und Macht des Königreiches unter dem ganzen Himmel geben, und er würde es immer und ewiglich besitzen. Satan und die Sünder würden vernichtet werden, um niemals wieder den Frieden des Himmels oder der gereinigten neuen Erde zu stören. Er gebot der himmlischen Schar, einig zu sein mit dem Plane, den sein Vater angenommen habe, und sich zu freuen, daß durch seinen Tod der gefallene Mensch wieder mit Gott versöhnt werde und sich des Himmels erfreuen könne. EG 140 3 Da erfüllte unaussprechliche Freude den Himmel, und die himmlischen Scharen sangen ein Lied zur Anbetung und zum Preise. Sie rührten ihre Harfen und besangen im höheren Ton als vorher die große Gnade und Herablassung Gottes, die den einzig geliebten Sohn für ein empörerisches Geschlecht in den Tod gab. Dann brachten sie Preis und Anbetung für die Selbstverleugnung und das Opfer des Heilandes dar, der bereit war, des Vaters Schoß zu verlassen, ein Leben der Leiden und Angst und einen schmählichen Tod zu erwählen, auf daß er anderen Leben geben möchte. EG 141 1 Der Engel sagte: "Glaubst du, daß der Vater seinen geliebten Sohn ohne Kampf dahingab? -- Nein, nein! Es war selbst für den Gott im Himmel ein Kampf, ob er den schuldigen Menschen verloren gehen oder seinen geliebten Sohn für ihn in den Tod geben sollte." Die Engel nahmen solch regen Anteil an der Errettung des Menschen, daß unter ihnen solche hätten gefunden werden können, die ihre Herrlichkeit und ihr Leben für den verlorenen Menschen hingegeben hätten. "Aber," sagte mein begleitender Engel "daß würde nicht genügen! Die Übertretung war so groß, daß das Leben eines Engels die Schuld nicht bezahlen konnte. Nur der Tod und die Fürsprache des Sohnes Gottes konnten die Schuld bezahlen und den verlorenen Menschen von hoffnungslosem Kummer und Elend erlösen." EG 141 2 Aber das Werk, das den Engel zugewiesen wurde, bestand darin, mit stärkendem Balsam aus der Herrlichkeit auf- und abzusteigen, um den Sohn Gottes in seinem Leiden zu trösten und ihm Handreichung zu tun. Ferner war es ihre Aufgabe, die Untertanen der Gnade vor den bösen Engeln zu bewachen und sie vor der Finsternis, die Satan beständig um sie verbreitete, zu bewahren. Ich sah, daß es für Gott unmöglich war, sein Gesetz zu ändern, um den verlorenen, dem Verderben anheimgefallenen Menschen zu retten; deshalb duldete er, daß sein geliebter Sohn für die Übertretungen der Menschen starb. EG 141 3 Dann frohlockte Satan mit seinen Engeln, daß er durch den Fall des Menschen den Sohn Gottes aus seiner erhabenen Stellung bringen könne. Er erklärte seinen Engeln, daß, wenn Jesus die gefallene menschliche Natur auf sich nehmen würde, er ihn überwinden und ihn die Ausführung des Erlösungsplanes verhindern könne. EG 142 1 Satan wurde mir gezeigt, wie er einst war, ein glücklicher, erhabener Engel. Dann wurde er mir gezeigt, wie er jetzt ist. Er hat noch eine königliche Gestalt, seine Züge sind noch edel, denn er ist ein Engel, obwohl gefallen. Aber der Ausdruck seines Gesichts ist voller Kummer, Sorge, Unzufriedenheit, Bosheit, Haß, Unheil, Betrug, voll alles Bösen. Dies Gesicht, welches einst so edel war, betrachtete ich besonders. Seine Stirn trat von den Augen an zurück. Ich sah, daß er immer tiefer fiel, bis jede gute Eigenschaft verdorben und jede böse entfaltet war. Seine Augen waren listig und zeigten großen Scharfsinn. Seine Gestalt war groß, aber das Fleisch hing lose an seinen Händen und an seinem Gesichte. Als ich ihn sah, ruhte sein Kinn auf seiner linken Hand. Er schien in Gedanken versunken zu sein. Ein Lächeln lag auf seinem Gesicht, welches mich zittern machte, es war voller Bosheit und satanischer List. Dies Lächeln trägt er zur Schau, wenn er sich seines Opfers sicher ist, und wenn er dies Opfer in seinen Schlingen gefangen hat, wird sein Lächeln schrecklich. ------------------------Kapitel 4: Das erste Kommen Christi EG 142 2 Ich wurde in die Zeit zurückversetzt, da Jesus die menschliche Natur auf sich nahm, sich selbst erniedrigte und die Versuchungen Satans erduldete. Seine Geburt geschah ohne irdische Ehren. Er wurde in einem Stalle geboren und in eine Krippe gebettet; aber doch wurde seine Geburt mehr geehrt als die irgendeines Menschenkindes. Engel vom Himmel benachrichtigten die Hirten von dem Kommen Jesu, und Licht und Herrlichkeit von Gott begleitete ihr Zeugnis. Die himmlischen Heerscharen rührten ihre Harfen und priesen Gott. Sie verkündigten mit Frohlocken das Kommen des Sohnes Gottes auf eine gefallene Welt, um das Werk der Erlösung zu vollbringen und durch seinen Tod den Menschen Frieden, Glückseligkeit und ewiges Leben zu bringen. Gott ehrte die Ankunft seines Sohnes, Engel beteten ihn an. EG 143 1 Bei seiner Taufe schwebten Engel Gottes über ihm; der Heilige Geist kam herab in der Gestalt einer Taube und blieb auf ihm, und als das Volk höchst verwundert dastand und die Augen auf ihn richtete, da wurde die Stimme des Vaters vom Himmel gehört, die sagte: "Du bist mein lieber Sohn, an dem ich wohlgefallen habe." EG 143 2 Johannes war nicht sicher, daß es der Heiland sei, der zu ihm kam, um im Jordan getauft zu werden; aber Gott hatte ihm ein Zeichen verheißen, woran er das Lamm Gottes erkennen sollte. Dies Zeichen wurde gegeben, als die himmlische Taube auf Jesu ruhen blieb und die Herrlichkeit Gottes ihn umleuchtete. Johannes streckte sein Hand aus, wies auf Jesum und rief mit lauter Stimme: "Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt!" EG 143 3 Johannes sagte seinen Jüngern, daß Jesus der verheißene Messias, der Heiland der Welt sei. Als sein Werk zu Ende ging, belehrte er sie, auf Jesum zu sehen und ihm als dem großen Lehrer zu folgen. Das Leben des Johannes war voller Kummer und Selbstverleugnung. Er verkündete das erste Kommen Jesu, aber es war ihm nicht erlaubt, Zeuge seiner Wunder zu sein und sich der Macht zu erfreuen, die sich in ihm offenbart. Johannes wußte, daß wenn Jesus als Lehrer auftreten würde, er selbst sterben müsse. Seine Stimme wurde, außer in der Wüste, selten vernommen. Sein Leben war einsam. Er hing nicht an der Familie seines Vaters, um sich ihres Umganges zu erfreuen, sondern verließ sie, um seine Mission zu erfüllen. Scharen verließen die geschäftigen Städte und Dörfer und versammelten sich in der Wüste, um die Worte des wunderbaren Propheten zu hören. Johannes legte die Axt an die Wurzel des Baumes. Er tadelte die Sünde, ohne Furcht vor den Folgen, und bereitete den Weg für das Lamm Gottes. EG 144 1 Herodes wurde tief bewegt, als er dem kraftvollen, treffenden Zeugnis des Johannes lauschte, und fragte mit tiefem Interesse, was er tun müsse, um sein Jünger zu werden. Johannes war mit der Tatsache bekannt, daß Herodes seines Bruders Weib heiraten wollte, während ihr Mann noch am Leben war, und gewissenhaft sagte er ihm, daß dies ungesetzlich sei. Herodes war aber nicht bereit, ein Opfer zu bringen. Er heiratete seines Bruders Weib und, durch dieses dazu veranlaßt, ergriff er Johannes und legte ihn ins Gefängnis, willens, ihn gelegentlich frei zu lassen. Während Johannes sich dort befand, hörte er durch seine Jünger von den mächtigen Werken Jesu. Er konnte seinen köstlichen Worten nicht lauschen, aber seine Jünger berichteten ihm davon und trösteten ihn mit dem, was sie gehört hatten. Bald wurde Johannes auf Veranlassung des Weibes des Herodes enthauptet. Ich sah, daß der geringste Jünger, der Jesu nachfolgte, Zeuge seiner Wunder war und die trostreichen Worte hörte, die von seinen Lippen fielen, größer war als Johannes der Täufer; d.h. er war erhabener und mehr geehrt und hatte im Leben mehr Freude. EG 144 2 Johannes kam in dem Geiste und der Kraft Elias, um das erste Kommen Christi zu verkündigen. Ich wurde auf die letzten Tage verwiesen und sah, daß Johannes diejenigen darstellte, die in dem Geist und der Kraft des Elias vorwärtsgehen, den Tag des Zornes Gottes und das zweite Kommen Christi zu verkündigen. EG 144 3 Nach seiner Taufe im Jordan wurde "Jesus vom Geiste in die Wüste geführt, auf daß er von dem Teufel versucht würde." Der Heilige Geist hatte ihn für diese besondere Zeit der starken Versuchungen vorbereitet. Vierzig Tage lang wurde er von Satan versucht, und in diesen Tagen aß er nichts. Alles um ihn herum war unschön, so daß die menschliche Natur davor zurückschrecken mußte. Er weilte mit den wilden Tieren und dem Teufel an einem düsteren einsamen Ort. Der Sohn Gottes sah durch Fasten und Leiden bleich und abgezehrt aus. Aber sein Weg war ihm vorgezeichnet, und er mußte das Werk vollbringen, für welches er gekommen war. EG 145 1 Satan nahm den Vorteil war, der ihm aus den Leiden des Sohnes Gottes erwuchs, und nahte sich ihm mit mancherlei Versuchungen. Er hoffte, den Sieg über ihn zu gewinnen, weil er sich als ein Mensch erniedrigt hatte. Er nahte Jesu mit der Versuchung: "Bist du Gottes Sohn, so sprich zu dem Stein, daß er Brot werde." Er versuchte Jesum, sich herabzulassen und ihm einen Beweis zu geben, daß er der Messias sei, indem er seine göttliche Macht offenbare. EG 145 2 Jesus antwortete ruhig: "Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht allein vom Brot, sondern von einem jeglichen Wort Gottes." EG 145 3 Satan versuchte auch, mit Jesu darüber zu streiten, ob er der Sohn Gottes sei. Er verwies auf seinen schwachen, leidenden Zustand und behauptete prahlerisch, daß er stärker sei als Jesus. Aber das vom Himmel gesprochene Wort: "Du bist mein lieber Sohn, an dem ich wohlgefallen habe", war genügend, Jesu durch alle Leiden hindurch zu helfen. Ich sah, daß Jesus nichts zu tun brauchte, um den Satan von seiner Macht oder davon, daß er der Heiland der Welt sei, zu überzeugen. Satan hatte genügende Beweise von seiner erhabenen Stellung und Macht. Seine Abneigung, die Herrschaft Christi anzuerkennen, hatte ihn aus dem Himmel ausgeschlossen. EG 145 4 Satan führte Jesum, um seine Macht zu zeigen, nach Jerusalem, stellte ihn dort auf eine Zinne des Tempels und nahte ihm mit der Versuchung, ihm den Beweis zu geben, daß er der Sohn Gottes sei, indem er sich von der schwindelnden Höhe herablasse. Er kam mit den Worten der Schrift: "Er wird befehlen seinen Engeln von dir, daß sie dich bewahren und auf den Händen tragen, auf daß du nicht etwa deinen Fuß an einen Stein stoßest." Jesus antwortete und sprach zu ihm: "Es ist gesagt: Du sollst Gott, deinen Herrn, nicht versuchen." Satan wollte Jesum verführen, sich auf die Gnade seines Vaters zu verlassen und sein Leben in Gefahr zu begeben, ehe seine Mission erfüllt sei; er hatte gehofft, daß der Erlösungsplan fehlschlagen sollte; aber der Plan war zu tief gelegt, als daß er durch Satan hätte durchkreuzt werden können. EG 146 1 Christus ist für alle Christen ein Beispiel. Wenn sie versucht oder ihre Rechte bestritten werden, so sollten sie es geduldig ertragen. Sie sollten nicht denken, daß sie das Recht hätten, den Herrn anzurufen, seine Macht dazu zu entfalten, daß sie einen Sieg über ihre Feinde erringen möchten, es sei denn, daß Gott dadurch geehrt und verherrlicht werden kann. Wenn Jesus sich von der Zinne des Tempels herabgestürzt hätte, so würde er dadurch nicht seinen Vater verherrlicht haben, denn niemand würde Zeuge der Tat gewesen sein als Satan und die Engel Gottes. Es wäre ein Versuchen des Herrn gewesen, seine Macht vor seinem bittersten Feinde zu entfalten. Es wäre ein Herablassen zu dem gewesen, den zu überwinden Jesus gekommen war. EG 146 2 "Und der Teufel führte ihn auf einen hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt in einem Augenblick, und sprach zu ihm: Diese Macht will ich dir alle geben und ihre Herrlichkeit; denn sie ist mir übergeben, und ich gebe sie, welchem ich will. So du nun mich willst anbeten, so soll es alles dein sein. Jesus antwortete ihm und sprach: Es stehet geschrieben: Du sollst Gott, deinen Herrn, anbeten und ihm allein dienen." EG 146 3 Satan führte Jesu die Reiche der Welt in dem anziehensten Lichte vor. Wenn Jesus ihn anbeten wollte, bot er ihm an, seine Ansprüche an den Besitz der Erde aufzugeben. Satan wußte, daß, wenn der Erlösungsplan zu Ende geführt und Jesus für die Erlösung der Menschen sterben würde, seine eigene Macht beschränkt, endlich ganz genommen und er selbst schließlich vernichtet würde. Es war deshalb sein wohlüberlegter Plan, wenn möglich die Vollendung des großen Volkes zu verhindern, welches der Sohn Gottes angefangen hatte. Wenn der Plan, die Menschen zu erlösen, fehlschlagen würde, so würde Satan das Königreich, welches er jetzt beansprucht, behalten. Er schmeichelte sich, daß, wenn er Erfolg haben würde, er dem Gott des Himmels zum Trotz regieren würde. EG 147 1 Satan frohlockte, als Jesus seine Macht und Herrlichkeit ablegte und den Himmel verließ. Er dachte, daß der Sohn Gottes dann in seine Macht gegeben sei. Bei dem heiligen Paare im Paradies war es ihm so leicht gelungen, sie zu Fall zu bringen, daß er hoffte, durch seine satanische Macht und Schlauheit selbst den Sohn Gottes zu überwinden und dadurch sein eigenes Leben und sein Reich zu retten. Wenn er Jesum versuchen könnte, von dem Willen seines Vaters abzuweichen, so würde er gewonnenes Spiel haben. Aber Jesus trat dem Versucher mit dem Beweis entgegen: "Hebe dich weg von mir, Satan!" Er beugte sich nur vor seinem Vater. Satan beanspruchte die Reiche der Erde als sein Eigentum und gab Jesu zu verstehen, daß er sich alle seine Leiden ersparen könne; daß er nicht nötig habe zu sterben, um die Reiche dieser Welt zu erlangen. Wenn er ihn anbeten wolle, so könne er alle Reiche der Erde haben und in Herrlichkeit darüber herrschen. Aber Jesus war standhaft, er wußte, daß die Zeit kommen würde, wo er durch sein eigenes Leben das Reich von Satan befreien und nach einer bestimmten Zeit alles im Himmel und auf Erden ihm untertänig sein würde. Er erwählte sein Leben des Leidens und seinen schrecklichen Tod als den von seinem Vater vorgezeichneten Weg, um ein rechtmäßiger Erbe der Reiche der Erde zu werden und sie zum ewigen Besitz zu erhalten. Auch Satan wird dann in seine Hände gegeben, um durch den Tod vernichtet zu werden, auf daß er niemals wieder Jesum oder die Heiligen in der Herrlichkeit beunruhige. ------------------------Kapitel 5: Das Predigtamt Christi EG 148 1 Nachdem Satan seine Versuchungen beendet hatte, wich er eine Zeitlang von Jesus. Engel bereiteten Nahrung für den Sohn Gottes in der Wüste und stärkten ihn, und der Segen seines Vaters ruhte auf ihm. Satan hatte mit seinen heftigen Versuchungen verloren, doch blickte er vorwärts auf die Zeit des Lehramtes Jesu, wenn er zu verschiedenen Zeiten seine List gegen ihn versuchen wollte. Er hoffte noch, ihm entgegenzuwirken, indem er diejenigen, die Jesum nicht annehmen wollten, aufstachelte, ihn zu hassen und umzubringen. Satan hielt mit seinen Engeln einen besonderen Rat. Sie waren enttäuscht und voller Zorn, daß sie nichts gegen den Sohn Gottes ausrichten konnten. Sie kamen zu der Entscheidung, daß sie schlauer sein und ihre Kräfte aufs äußerste anstrengen müßten, um in die Herzen seines eigenen Volkes Unglauben betreffs seines Berufes als Heiland der Welt zu pflanzen und ihm in seiner Mission zu entmutigen. Es machte nichts aus, wie genau die Jünger in ihren Zeremonien und Opfern waren, wenn sie nur über die Prophezeiungen in Finsternis erhalten blieben und ihnen der Glaube beigebracht werden konnte, daß der Messias als ein mächtiger irdischer König erscheinen würde. Auf diese Weise konnten sie dazu gebracht werden, Jesum zu verachten und zu verwerfen. EG 148 2 Es wurde mir gezeigt, daß Satan und seine Engel während des Predigtamtes sehr geschäftig waren, die Menschen mit Unglauben, Haß und Zorn zu erfüllen. Wenn Jesus eine scharfe Wahrheit aussprach, die ihre Sünden tadelte, wurde das Volk oft sehr zornig. Satan und seine Engel trieben sie an, dem Sohne Gottes das Leben zu nehmen. Mehr als einmal hoben sie Steine auf, um sie nach ihm zu werfen. Aber Engel behüteten ihn und trugen ihn aus der zornigen Menge an einen sicheren Ort. Ein andermal, als die reine Wahrheit von seinen heiligen Lippen floß, ergriff ihn die Menge und führte ihn auf die Höhe eines Berges, um ihn abzustürzen. Es erhob sich aber ein Streit unter ihnen, was sie mit ihm tun sollten; da verbargen ihn die Engel wieder vor dem Auge der Menge, und er setzte, mitten durch sie hingehend seinen Weg fort. EG 149 1 Satan hoffte immer noch, daß der große Erlösungsplan fehlschlagen würde. Er strengte alle seine Kräfte an, um die Herzen seines Volkes hart und ihre Gefühle gegen Jesum bitter zu machen. Er hoffte, daß so wenige ihn als den Sohn Gottes annehmen würden, daß er seine Leiden und seine Opfer für solch kleine Schar zu groß erachten würde. Aber ich sah, daß, wenn nur zwei dagewesen wären, die Jesum als den Sohn Gottes angenommen und an ihn für die Errettung ihrer Seelen geglaubt hätten, er seinen Plan ausgeführt hätte. EG 149 2 Jesus fing sein Werk an, indem er die Macht Satans über die Leidenden brach. Er machte die Kranken gesund, gab den Blinden das Gesicht und heilte die Lahmen, daß sie vor Freuden hüpften und Gott lobten. Er macht diejenigen wieder gesund, welche schwach und durch Satans grausame Macht jahrelang gebunden waren. Er tröstete die Schwachen, die Zitternden, die Verzagenden mit sanften Worten. Die Schwachen und Leidenden, die Satan im Triumphe festhielt, entriß er ihm, gab ihnen Gesundheit des Körpers und große Freude und Glückseligkeit. Er erweckte die Toten zum Leben und sie priesen Gott für die mächtige Entfaltung seiner Macht. Er wirkte mächtig für alle, die an ihn glaubten. EG 149 3 Das Leben Christi war mit Worten und Handlungen des Wohlwollens, des Mitgefühls und der Liebe erfüllt. Er war immer bereit, die Klagen derjenigen, die zu ihm kamen, anzuhören und ihnen zu helfen. Viele trugen an ihrer eigenen Person den Beweis seiner göttlichen Macht. Dennoch, nachdem das Werk an ihnen getan war, schämten sich viele des demütigen, doch mächtigen Lehrers. Weil die Schriftgelehrten nicht an ihn glaubten, war das Volk nicht bereit, Jesum anzunehmen. Er war ein Mann der mit Schmerzen und mit dem Kummer bekannt war. Sie konnten es nicht ertragen, von seinem ernsten, selbstverleugnenden Leben regiert zu werden. Sie wünschten sich der Ehren zu erfreuen, welche die Welt verleiht. Doch viele folgten auch dem Sohne Gottes nach, lauschten seinen Lehren und ergötzten sich an den köstlichen Worten, die von seinen Lippen fielen. Seine Worte waren sehr inhaltsreich und doch so einfach, daß der Schwächste sie verstehen konnte. EG 150 1 Satan und seine Engel verblendeten die Augen und verdunkelten das Verständnis der Juden; sie reizten die Obersten des Volkes und die Schriftgelehrten auf, dem Heiland das Leben zu nehmen. Es wurden Diener zu Jesu gesandt, ihn gefangen zu nehmen, aber als sie sich ihm näherten, waren sie sehr erstaunt. Sie sahen ihn bei dem Anblick menschlichen Wehes mit Mitleid und Erbarmen erfüllt. Sie hörten ihn in Liebe und Zärtlichkeit ermutigend zu den Schwachen und Betrübten reden. Sie hörten ihn auch mit mächtiger Stimme die Macht Satans schelten und seinen Gefangenen bieten, frei zu sein. Sie lauschten den Worten der Weisheit, die von seinen Lippen kamen, waren gefesselt und konnten nicht die Hände an ihn legen. Sie kehrten ohne Jesum zu den Priestern und Obersten zurück. Als sie gefragt wurden: "Warum habt ihr ihn nicht gebracht?" erzählten sie von den Wundern, von denen sie Zeugen gewesen waren, so wie von den heiligen Worten der Weisheit, die Liebe und der Erkenntnis, die sie gehört hatten, und schlossen mit den Worten: "Es hat nie ein Mensch also geredet wie dieser Mensch." Die Obersten beschuldigten sie, daß sie auch verführt seien und manche der Diener schämten sich, daß sie ihn nicht ergriffen hatten. Die Pharisäer fragten sie zornig, ob auch irgendein Oberster an ihn glaubte. Ich sah, daß viele von den Obersten und Ältesten an Jesum glaubten, aber der Satan hielt sie von dem Bekenntnis zurück; sie fürchteten den Tadel des Volkes mehr als Gott. EG 151 1 Bis soweit hatte die List und der Haß Satans den Erlösungsplan nicht aufhalten können. Die Zeit für die Erfüllung dessen, wofür Jesus in die Welt gekommen war, rückte näher. Satan und seine Engel berieten zusammen und beschlossen, Christi eigenes Volk zu beeinflussen, daß es nach seinem Blut verlangen und Grausamkeit und Zorn auf ihn häufen sollte. Sie hofften, daß Christus solche Behandlung übel empfinden und seine Demut und Sanftmut nicht bewahren werde. EG 151 2 Während Satan seine Pläne legte, eröffnete Jesus seinen Jüngern sorgfältig die Leiden, durch die er gehen müsse, daß er gekreuzigt werden und am dritten Tage wieder auferstehen würde. Aber ihr Verständnis schien betäubt, und sie konnten das, was er ihnen sagte, nicht erfassen. ------------------------Kapitel 6: Die Verklärung Christi EG 151 3 Als die Jünger bei der Verklärung die Herrlichkeit Christi schauen und die Stimme vom Himmel, die seinen göttlichen Charakter bestätigte, hören durften, da wurde ihr Glaube sehr gestärkt. Gott wollte den Nachfolgern starke Beweise geben, daß er der verheißene Messias sei, auf daß sie in ihrem bitterem Kummer und ihrer Enttäuschung bei seiner Kreuzigung ihr Vertrauen nicht gänzlich wegwerfen sollten. Bei der Verklärung sandte der Herr Mose und Elias, um mit Jesu über seine Leiden und seinen Tod zu sprechen. Anstatt Engel zu senden, um mit seinem Sohne zu unterhandeln, wählte Gott solche, die selbst die irdischen Schwierigkeiten erfahren hatten. EG 152 1 Elias war mit Gott gewandelt. Sein Werk war schwierig und mühevoll gewesen, denn durch ihn hatte der Herr die Sünden Israels getadelt. Elias war ein Prophet Gottes, und doch war er gezwungen, von Ort zu Ort zu fliehen, um sein Leben zu retten. Sein eigenes Volk hetzte ihn gleich einem wilden Tier, auf daß es ihn vernichten möchte. Aber Gott nahm Elias weg. Engel trugen ihn im Sieg und Triumph gen Himmel. EG 152 2 Mose war größer als irgendeiner, der vor ihm gelebt hatte. Er war von Gott hochgeehrt worden, denn er hatte das Vorrecht, von Angesicht zu Angesicht mit Gott zu reden, wie ein Mann mit seinem Freunde spricht. Er durfte das helle Licht und den strahlenden Glanz sehen, der den Vater umgab. Durch Mose befreite der Herr die Kinder Israel aus der ägyptischen Knechtschaft. Moses war ein Mittler für sein Volk und stand oft zwischen ihm und dem Zorn Gottes. Wenn der Zorn des Herrn gegen die Kinder Israel wegen ihres Unglaubens, ihres Murrens und ihrer schrecklichen Sünden mächtig entbrannt war, so wurde die Liebe Moses zu ihnen geprüft. Gott schlug vor, sie zu vernichten und ihn zu einem mächtigen Volke zu machen; aber Moses bewies seine Liebe für die Kinder Israel, indem er ernstlich für sie bat. In seinem Schmerz schrie er zu Gott, sich von seinem grimmigen Zorne abzuwenden und Israel zu vergeben oder seinen Namen aus dem Lebensbuche zu löschen. EG 152 3 Als die Kinder Israel wider Gott und wider Mose murrten, weil sie kein Wasser hatten, beschuldigten sie letzteren, daß er sie ausgeführt habe, um sie und ihre Kinder zu töten. Gott hörte ihr Murren und gebot Mose, den Felsen zu schlagen, damit das Volk Wasser haben möge. Moses schlug im Zorn den Felsen und nahm die Ehre für sich. Der fortgesetzte Eigensinn und das Murren der Kinder Israel hatten ihm den tiefsten Kummer verursacht, und er vergaß für eine kurze Zeit, wie viel der Herr mit ihnen ertrug, und daß ihr Murren sich nicht gegen ihn, sondern gegen Gott richtete. Er dachte nur an sich, wie Unrecht ihm geschah und wenig Dankbarkeit sie ihm für seine große Liebe entgegenbrachten. EG 153 1 Es war Gottes Absicht, sein Volk öfters in schwierige Lagen zu bringen und es dann in seiner Dürftigkeit durch seine Macht zu erretten, damit es seine Liebe und Fürsorge für sich erkennen und ihm dienen und ihn ehren möchte. Aber Moses hatte es versäumt, Gott zu Ehren und seinen Namen vor dem Volke zu verherrlichen, damit es ihn preisen möchte. Dadurch zog er sich das Mißfallen Gottes zu. EG 153 2 Als Moses mit den zwei steinernen Tafeln von dem Berge herabkam und sah, wie die Kinder Israel das goldene Kalb anbeteten, da ergrimmt sein Zorn sehr, und er warf die steinernen Tafeln hin und zerbrach sie. Ich sah, daß Moses hierin nicht sündigte, er war erzürnt für Gott und eiferte für seine Ehre. Aber als er den natürlichen Gefühlen seines Herzens folgte und für sich die Ehre nahm, die Gott gehörte, da sündigte er, und wegen dieser Sünde wollte Gott ihn nicht in das Land Kanaan kommen lassen. EG 153 3 Satan hatte gesucht, etwas zu finden, dessen er Mose vor den Engel anklagen könne. Er frohlockte über seinen Erfolg, daß er ihn dazu gebracht hatte, sich das Mißfallen Gottes zuzuziehen, und er sagte den Engeln, daß er den Heiland der Welt überwinden könne, wenn er kommen würde, die Welt zu erlösen. Moses kam für seine Übertretung unter die Macht Satans -- die Herrschaft des Todes. Wäre er standhaft geblieben, so hätte ihn der Herr in das verheißene Land gebracht und ihn dann, ohne daß er den Tod gesehen hätte, gen Himmel genommen. EG 153 4 Moses ging durch den Tod, aber Michael kam herab und gab ihm das Leben wieder, ehe sein Körper die Verwesung sah. Satan versuchte, seinen Leib zu behalten, indem er ihn als sein eigen beanspruchte; aber Michael rief Mose wieder ins Leben und nahm ihn in den Himmel. Satan lästerte Gott schrecklich und beschuldigte ihn der Ungerechtigkeit, indem er erlaube, daß ihm seine Beute genommen werde; aber Christus schallt seinen Widersacher nicht, obgleich der Knecht Gottes durch Satans Versuchungen gefallen war. Er verwies ihn auf seinen Vater und sagte: "Der Herr strafe dich!" EG 154 1 Jesus hatte seinen Jüngern gesagt, daß einige bei ihm ständen, die den Tod nicht schmecken würden, bis sie gesehen hätten das Reich Gottes mit Macht kommen. Bei der Verklärung wurde diese Verheißung erfüllt. Das Angesicht Jesu wurde dort verändert und leuchtete wie die Sonne. Sein Gewand war weiß und glänzend. Moses war als Vertreter derjenigen gegenwärtig, die bei dem zweiten Kommen Jesu von den Toden auferweckt werden. Elias, welcher aufgenommen war, ohne den Tod zu sehen, stellt diejenigen dar, die bei dem zweiten Kommen Christi zur Unsterblichkeit verwandelt, und ohne den Tod zu sehen, in den Himmel aufgenommen werden. Die Jünger sahen mit Furcht und Erstaunen die außerordentliche Hoheit Jesu, sowie die Wolke, die ihn überschattete, und hörten die Stimme Gottes in schrecklicher Majestät sagen: "Dies ist mein lieber Sohn, den sollt ihr hören." ------------------------Kapitel 7: Der Verrat Christi EG 154 2 Ich wurde in die Zeit versetzt, als Jesus mit seinen Jüngern das Passahmahl genoß. Der Satan hatte Judas betrogen und ihn glauben gemacht, daß er ein wahrer Jünger des Herrn sei; aber sein Herz war immer fleischlich gesinnt. Er hatte die mächtigen Werke Jesu gesehen, er hatte die Zeit seines Predigtamtes mit ihm durchgemacht und hatte infolge des überwältigenden Beweises zugegeben, das Christus der Messias sei; aber Judas war habsüchtig und geizig; er liebte das Geld. Im Zorne beklagte er die Verschwendung der kostbaren Salbe, die auf die Füße Jesu gegossen wurde. Maria liebte ihren Herrn. Jesus hatte ihr ihre Sünden vergeben, deren gar viele waren; er hatte ihren vielgeliebten Bruder von den Toten auferweckt, und sie fühlte, daß nichts zu kostbar für ihn sei. Je kostbarer die Salbe, desto besser konnte sie ihre Dankbarkeit beweisen, indem sie ihm dieselbe darbrachte. Judas in seinem Geize hingegen meinte, die Salbe hätte verkauft und der Betrag den Armen gegeben werden können. Aber dies sagte er nicht, weil er Mitgefühl für die Armen hegte; denn er war habsüchtig und hatte oft auf unehrliche Weise Mittel, die zum Wohle der Armen bestimmt waren, sich selbst angeeignet. Judas hatte sich unaufmerksam gegen die Bedürfnisse Jesus gezeigt, und um seinen Geiz zu entschuldigen, berief er sich oft auf die Armen. Diese Handlung der Freigebigkeit von Seiten Marias stand in schroffem Gegensatze zu seiner eigenen Selbstsucht. Der Weg für die Versuchung Satans war gebahnt und fand einen lockeren Ackerboden im Herzen des Judas. EG 155 1 Die Priester und Obersten der Juden haßten Jesum; aber große Mengen versammelten sich, seinen weisheitsvollen Worten zu lauschen und seine mächtigen Werke zu sehen. Das Volk wurde von dem tiefsten Interesse bewegt, und voller Eifer folgte es Jesu, um die Unterweisungen des wunderbaren Lehrers zu hören. Viele der Obersten, glaubten an ihn, wagten aber nicht, ihren Glauben zu bekennen, da sie sonst aus ihrer Synagoge verstoßen worden wären. Die Priester und Obersten beschlossen, daß etwas geschehen müsse, um die Aufmerksamkeit des Volkes von Jesu abzuwenden. Sie fürchteten, daß alle Menschen an ihn gläubig würden, und konnten keine Sicherheit für sich selbst sehen. Sie mußten entweder ihre Stellung verlieren oder Jesum töten. Aber nachdem sie seinem Leben ein Ende gemacht hätten, würden noch diejenigen da sein, die lebendige Denkmäler seiner Kraft waren. Jesus hatte den Lazarus von den Toten auferweckt; und sie fürchteten, daß, wenn sie Jesum töteten, Lazarus von seiner großen Macht zeugen würde. Das Volk scharrte sich zusammen, um den zu sehen, der vom Tode auferstanden war, und die Obersten waren entschlossen, auch Lazarus zu töten und dieser Aufregung ein Ende zu machen. Alsdann würden sie das Volk zu den Aufsätzen und Lehren der Menschen bekehren, daß es Kümmel, Dill und Minze verzehnte, und würden aufs neue Einfluß über dasselbe gewinnen. Sie kamen dahin überein, Jesum, wenn er allein wäre, gefangen zu nehmen; denn würden sie es gewagt haben, ihn in einer Menge anzugreifen, während ihm das Volk mit Interesse lauschte, dann hätte man sie gesteinigt. EG 156 1 Judas wußte, wie sehr sie darauf aus waren, Jesum zu greifen, und erbot sich seinen Herrn für einige Silberlinge an die Priester und Hauptleute zu verraten. Die Liebe zum Gelde brachte ihn soweit, daß er seinen Herrn in die Hände seiner bittersten Feinde überlieferte. Der Satan wirkte durch Judas, und während der ergreifenden Szene des letzten Mahles legte der Verräter Pläne, seinen Herrn zu verraten. Mit rührender Traurigkeit sagte Jesu zu seinen Jüngern, daß sie sich alle in jener Nacht an ihm ärgern würden. Aber mit großem Eifer behauptete Petrus, daß, wenn sie sich auch alle an ihm ärgerten, er sich nicht ärgern würde. Jesus sprach zu Petrus: "Siehe, der Satanas hat euer begehrt, daß er euch möchte sichten wie den Weizen; ich aber habe für dich gebeten, daß dein Glaube nicht aufhöre, und wenn du dich dermaleinst bekehrst, so stärke deine Brüder." EG 156 2 Ich sah Jesum in dem Garten mit seinen Jüngern. Mit großer Traurigkeit bat er sie, zu wachen und zu beten, damit sie nicht in Anfechtung fielen. Er wußte, daß ihr Glaube auf die Probe gestellt werden sollte, daß sie ihre Hoffnungen dahinschwinden sehen würden, und daß sie aller Kraft, die sie durch anhaltendes Wachen und Beten erlangen könnten, bedürften. Seinen blassen Lippen entrang sich der qualvolle Aufschrei: "Mein Vater, ist es möglich, so gehe dieser Kelch von mir; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!" Der Sohn Gottes betete in Seelenangst. Große Blutstropfen traten auf seine Stirn und fielen zur Erde. Engel schwebten über dieser Stätte und waren Zeugen dieser Szene, aber nur einer bekam den Auftrag hinzugehen und den Sohn Gottes in seiner Seelenangst zu stärken. Im Himmel herrschte keine Freude. Die Engel warfen ihre Kronen und Harfen von sich und blickten mit dem tiefsten Interesse stillschweigend auf Jesum. Sie wollten den Sohn Gottes umgeben, aber die befehlenden Engel gestatteten dies nicht, sonst möchten sie ihn befreien, wenn sie den Verrat wahrnehmen würden; denn der Plan war gelegt worden und mußte ausgeführt werden. EG 157 1 Nachdem Jesus gebetet hatte, kehrte er wieder zu seinen Jüngern zurück; aber er fand sie schlafend. In jener schrecklichen Stunde hatte er nicht einmal das Mitleid und die Gebete seiner Jünger. Petrus, der sich vor kurzem seiner Hingebung gerühmt hatte, lag im tiefsten Schlafe. Jesus erinnerte ihn an seine bestimmten Behauptungen und sagte zu ihm: "Könnt ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen?" Dreimal betete der Sohn Gottes in dieser Seelenangst. Dann erschien Judas mit einer Schar bewaffneter Männer und näherte sich wie gewöhnlich seinem Herrn, um ihn zu begrüßen. Die Schar umgab Jesum; er aber offenbarte seine göttliche Kraft, indem er sagte: "Wen suchet ihr? Ich bin's!" Als er dies gesagte hatte, wich die Schar zurück und fiel machtlos zu Boden. Jesus hatte diese Frage gestellt, damit sie seine Kraft wahrnehmen möchten, und um ihnen einen Beweis zu geben, daß er sich aus ihren Händen hätte befreien können, wenn er es gewollt hätte. EG 157 2 In den Herzen der Jünger stiegen neue Hoffnungen auf, als sie die Schar mit ihren Schwertern so schnell hinfallen sahen. Als sie sich erhoben und den Sohn Gottes wiederum umgaben, zog Petrus sein Schwert und hieb dem Knechte des Hohenpriesters ein Ohr ab. Aber Jesus befahl Petrus, sein Schwert in die Scheide zu stecken, und sagte: "Meinst du, daß ich nicht könnte meinen Vater bitten, daß er mir zuschicke mehr denn zwölf Legionen Engel?" Ich sah, daß, als diese Worte geredet wurden, sich die Angesichter der Engel mit neuer Hoffnung belebten. Sie wünschten, ihren Befehlshaber umgeben zu dürfen und jenen bösen Pöbel zu vernichten. Aber Traurigkeit überkam sie wieder, als Jesus die Worte hinzufügte: "Wie würde aber die Schrift erfüllt? Es muß also gehen." Auch die Herzen der Jünger wurden mit Verzweiflung und bitterer Enttäuschung erfüllt, als Jesus gestattete, daß seine Feinde ihn ergriffen und banden. EG 158 1 Die Jünger fürchteten für ihr eigenes Leben; sie verließen ihn alle und flohen. Jesus war mit jener mörderischen Rotte allein gelassen. O, welch ein Triumph für den Satan! Aber welche Traurigkeit und welches Herzeleid verursachte dies den Engeln Gottes! Viele Heerscharen heiliger Engel, deren jede einen Engel als Befehlshaber an ihrer Spitze hatte, waren hingesandt worden, der Szene beizuwohnen. Sie sollten jede Beleidigung und jede Grausamkeit, die dem Sohne Gottes widerfuhr, berichten und jede Seelenqual, die Jesus erleiden mußte, aufzeichnen; denn dieselben Männer, die sich dieser schrecklichen Szene damals anschlossen, sollen alles in lebenden Bildern wiedersehen. ------------------------Kapitel 8: Das Verhör Jesu EG 158 2 Als die Engel den Himmel verließen, legten sie in tiefer Traurigkeit ihre glänzenden Kronen nieder. Sie konnten dieselben nicht tragen, während ihr Befehlshaber leiden und eine Dornenkrone tragen mußte. Satan und seine Engel waren im Richthaus sehr beschäftigt, jedes menschliche Gefühl und Mitleid zu vernichten. Die Atmosphäre war schwer und von ihrem Einfluß verunreinigt. Die Hohenpriester und Ältesten wurden von ihnen beeinflußt, Jesum auf eine für die menschliche Natur schreckliche Art und Weise zu behandeln. Der Satan hoffte, daß solcher Hohn und Spott ein Klagen oder Murren bei dem Sohne Gottes hervorrufen würde, oder daß er seine göttliche Kraft offenbaren und aus den Händen der Menge entrinnen würde. Dadurch würde der Erlösungsplan dann vereitelt werden. EG 159 1 Petrus war seinem Herrn, nachdem er verraten war, gefolgt. Er war gespannt, was man mit Jesu machen würde. Als man ihn aber beschuldigte, einer von den Jüngern Jesus zu sein, erklärte er, für seine eigene Sicherheit fürchtend, daß er den Menschen nicht kenne. Die Jünger waren durch die Reinheit ihrer Sprache bekannt, und Petrus, um seine Ankläger zu überzeugen, daß er keiner von den Jüngern Christi sei, verleugnete es zum dritten Mal mit Fluchen und Schwören. Jesus, der in einiger Entfernung von Petrus stand, schaute ihn mit einem traurigen, vorwurfsvollen Blicke an. Da erinnerte sich der Jünger an die vor einigen Stunden auf dem Söller gesprochenen Wort Jesus und auch an seine bestimmte Behauptung: "Wenn sie auch alle sich an dir ärgerten, so will ich doch mich nimmermehr ärgern." Er hatte seinen Herrn verleugnet, sogar mit Schwören und Fluchen. Aber jener Blick Jesu schmolz das Herz Petri und errette ihn. Er weinte bitterlich und tat Buße für seine große Sünde, wurde bekehrt und war dann vorbereitet, seine Brüder zu stärken. EG 159 2 Die Menge schrie nach dem Blut Jesu. Sie schlugen ihn auf grausame Art und Weise, legten ihm einen alten königlichen Purpurmantel an und setzten eine Dornenkrone auf sein heiliges Haupt. Sie gaben ihm eine Rute in die Hand, beugten sich vor ihm und begrüßten ihn spöttisch: "Gegrüßet seiest du, der Juden König!" Dann nahmen sie ihm die Rute aus der Hand und schlugen ihm damit auf sein Haupt, wodurch die Dornen in seine Stirn drangen und Blutstropfen über sein Gesicht liefen. EG 159 3 Es war sehr schwer für die Engel, diesen Anblick zu ertragen. Sie hätten Jesum befreit, aber der befehlende Engel ließ es nicht zu und erklärte, daß ein großer Preis für den Menschen bezahlt werden müsse. Er würde aber völlig bezahlt werden und den Tod desjenigen verursachen, der die Macht des Todes selbst hatte. Jesus wußte, daß himmlische Heerscharen Zeugen seiner Demütigung waren, und daß der geringste Engel, falls er zu seiner Hilfe herbeigerufen würde, in einem Augenblick jene spottende Menge zerstreuen und ihn aus ihrer Macht befreien könnte. Er wußte, daß, wenn er seinen Vater darum bitten würde, Engel ihn sofort befreien würden. Es war jedoch notwendig, daß er die Wut böser Menschen ertrug, um den Heilsplan auszuführen. EG 160 1 Jesus stand demütig und ruhig vor der aufgebrachten Menge, während sie ihn aufs schändlichste mißhandelte. Sie spieen ihm ins Angesicht, in jenes Antlitz, vor welchem sie sich dermal einst verbergen wünschen werden, welches das Licht der Stadt Gottes sein und noch heller als die Sonne leuchten wird. Christus gab seinen Beleidigern keinen bösen Blick. Sie bedeckten sein Haupt mit einem alten Gewand und schlugen ihn ins Gesicht, indem sie ausriefen: "Weissage uns, Christi, wer ist's, der dich schlug." Eine Bewegung entstand unter den Engeln. Sie hätten ihn sofort befreit, aber ihr befehlender Engel ließ es nicht zu. EG 160 2 Einige seiner Jünger hatten den Mut gefaßt, einzutreten, wo Jesus war und sein Verhör mit anzuhören. Sie erwarteten, daß er seine göttliche Kraft offenbaren, sich selbst aus den Händen seiner Feinde befreien und sie wegen ihrer Grausamkeit gegen ihn bestrafen würde. Ihre Hoffnungen stiegen und sanken, als die verschiedenen Szenen wechselten. Manchmal zweifelten sie und fürchteten, daß sie betrogen seien. Aber die Stimme, die sie auf dem Verklärungsberge vernommen, und die Herrlichkeit, die sie dort gesehen hatten, stärkten ihren Glauben, daß er der Sohn Gottes sei. Sie erinnerten sich der Szenen, welchen sie beigewohnt hatten, der Wunder, welche sie Jesum hatten verrichten sehen, indem er Kranke geheilt, Blinde sehend, Taube hörend gemacht, Teufel gestraft und ausgetrieben. Tote auferweckt und sogar Wind und Meer beruhigt hatte. Sie konnten es nicht glauben, daß er sterben müsse. Sie hofften noch immer, daß er seine Kraft anwenden und mit seiner gebietenden Stimme jene blutdürstige Menge auseinandertreiben werde, wie damals, als er diejenigen aus dem Tempel vertrieb, die seines Vaters Haus zum Kaufhaus gemacht hatten, und die vor ihm flohen, als ob sie von einer Schar bewaffneter Soldaten in die Flucht gejagt wären. Die Jünger hofften, daß Jesus seine Kraft offenbare und es allen klar machen werde, daß er der König von Israel sei. EG 161 1 Judas wurde mit Gewissensbissen und Scham über seine schändliche Tat erfüllt, Jesum verraten zu haben. Als er nun aber die Schmach, welche der Heiland ertragen mußte, wahrnahm, wurde er überwältigt. Er hatte Jesum geliebt, aber das Geld noch mehr. Er hatte nicht geglaubt, daß Jesus sich von jener Rotte, die er anführte, würde gefangennehmen lassen. Er hatte erwartet, daß er ein Wunder verrichten und sich aus ihren Händen befreien werde. Als er aber die aufgebrachte Menge im Richthause sah, wie sie nach seinem Blute dürstete, erkannte er die ganze Bedeutung seines Verbrechens, und während viele eifrig bemüht waren, den Herrn zu beschuldigen, drängte sich Judas durch die Menge und bekannte, daß er gesündigt habe, indem er unschuldiges Blut verraten habe. Er bot den Priestern das ihm bezahlte Geld wieder an, und flehte sie an, Jesum loszulassen, indem er erklärte, daß er gänzlich unschuldig sei. EG 161 2 Eine Zeitlang waren die Priester vor Schrecken und Verwirrung stumm. Sie wollten nicht, daß es bekannt werde, daß sie einen der vorgeblichen Nachfolger Jesu bestochen hatten, Jesum in ihre Hände zu verraten. Sie wollten verbergen, daß sie Jesum gleich einem Dieb gesucht und ihn im geheimen ergriffen hatten. Aber das Bekenntnis des Judas und sein verstörtes, schuldiges Aussehen stellten die Priester vor der Menge bloß, und zeigten, daß es nur Haß gewesen war, der sie veranlaßt hatte, Jesum zu ergreifen. Als Judas mit lauter Stimme Jesum für unschuldig erklärte, erwiderten die Priester: "Was geht uns das an? Da siehe du zu." Sie hatten Jesum in ihrer Gewalt und waren entschlossen, ihn festzuhalten. Voller Verzweiflung warf Judas das Geld, welches er jetzt verachtete, zu den Füßen derjenigen, die ihn dazu gedungen hatten, und in dem schrecklichen Bewußtsein seiner Schuld und von den fürchterlichsten Gewissensbissen gefoltert, ging er hinaus und erhängte sich. EG 162 1 Jesus hatte viele Mitfühlende in der ihn umgebenden Menge, und sein Schweigen auf alle Fragen, die an ihn gerichtet wurden, setzte die Menge in Erstaunen. Trotz allem Spott und aller Wut des Pöbels lag kein geängstigter Ausdruck oder böser Zug in seinem Angesichte. Er trug alles mit Würde und Ruhe. Die Zuschauer blickten mit Verwunderung auf ihn und verglichen seine vollkommene Gestalt, sein festes, würdiges Benehmen mit dem Aussehen derjenigen, die über ihn zu Gericht saßen, und sagten einer zum andern, daß er mehr wie ein König aussehe als irgendeiner von diesen. Er trug keine Merkmale eines Verbrechers. Sein Auge war mild, klar und unerschrocken; seine Stirn breit und hoch. Ein jeder Zug war durch Güte und edle Grundsätze gekennzeichnet. Seine Geduld und Nachsicht waren so etwas Außergewöhnliches, daß viele davor zitterten. Sogar Herodes und Pilatus waren beim Anblick seines edlen, gottähnlichen Benehmens sehr beunruhigt. EG 162 2 Schon von Anfang an war Pilatus überzeugt, daß Jesus kein gewöhnlicher Mensch sei. Er sah in ihm einen außergewöhnlichen Charakter und hielt ihn für gänzlich unschuldig. Die Engel, die der Szene beiwohnten, merkten die innere Überzeugung des römischen Landpflegers, und um ihn vor dieser schrecklichen Handlung, Jesum zur Kreuzigung in die Hände des Pöbels auszuliefern, zu bewahren, wurde ein Engel zum Weib des Pilatus geschickt, welcher ihr in einem Traume die Mitteilung machte, daß es der Sohn Gottes sei, dessen Sache er in Verhandlung habe, und daß er unschuldig sei. Sie sandte sofort diese Botschaft zu Pilatus mit der Bemerkung, daß sie viel gelitten habe im Traum um Jesu willen und warnte ihn, nichts mit jenem heiligen Manne zu tun zu haben. Der Bote drängte sich durch die Menge und überlieferte dem Pilatus den Brief seines Weibes. Als er ihn laß, wurde er blaß und zitterte und entschloß sich sogleich, daß er nichts mit der Kreuzigung Jesu zu tun haben wollte. Wenn die Juden das Blut Jesu verlangten, wollte er nicht darin einwilligen, sondern versuchen, ihn zu befreien. EG 163 1 Als Pilatus hörte, daß Herodes in Jerusalem war, fand er große Erleichterung; denn er hoffte, sich selbst von aller Verantwortung in dem Verhör und der Verurteilung Jesu freizumachen. Er schickte ihn sofort mit seinen Anklägern zu Herodes. Dieser Herrscher war in der Sünde verhärtet worden. Die Hinrichtung Johannes des Täufers hatte auf seinem Gewissen einen Flecken hinterlassen, von welchem er sich nicht reinigen konnte. Als er von Jesu und seinen mächtigen Werken hörte, fürchtete er sich und zitterte, denn er hielt ihn für Johannes den Täufer, der von den Toten auferstanden sei. Als Jesus durch Pilatus in die Hände des Herodes überliefert wurde, betrachtete dieser diese Handlungsweise als eine Anerkennung seiner höheren Autorität. Dies bewirkte, daß diese beiden Herrscher, die zuvor Feinde gewesen waren, Freunde wurden. Herodes freute sich, Jesum zu sehen, da er erwartete, daß er zu seiner Befriedigung mächtige Wunder verrichten würde. Aber es war nicht das Werk des Heilandes, Neugierde zu befriedigen und seine eigene Sicherheit zu suchen. Seine göttliche und wunderverrichtende Macht sollte für das Seelenheil anderer ausgeübt werden, aber nicht für sich selbst. EG 164 1 Jesus entgegnete weder auf alle Fragen, die ihm Herodes stellte, noch erwiderte er seinen Feinden etwas, die ihn eifrig verklagten. Herodes geriet außer sich, da Jesus sich vor seiner Macht nicht zu fürchten schien, und mit all seinen Kriegsmännern verlachte, verspottete und verhöhnte er den Sohn Gottes. Dennoch verwunderte er sich über die edle, Gott ähnliche Erscheinung Jesu, als er so mißhandelt wurde, und da er sich fürchtete, ihn zu verdammen, sandte er ihn zu Pilatus zurück. EG 164 2 Satan und seine Engel versuchten Pilatus und gaben sich mühe, ihn ins Verderben zu stürzen. Sie stellten ihm vor, daß, wenn er keinen Anteil an der Verurteilung nehmen wollte, andere es tun würden; die Menge dürste nach seinem Blute, und wenn er ihn nicht zum Tode überantworte, würde er seine Macht und weltliche Ehre verlieren und als ein Anhänger des Betrügers angesehen werden. Indem nun Pilatus fürchtete, seiner Stellung und Macht verlustig zu gehen, willigte er in den Tod Jesu. Er machte aber die Ankläger schuldig für das Blut Jesu; die Menge nahm es an und schrie: "Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder." Aber Pilatus war nicht rein; er war schuldig an dem Blute Jesu. Aus selbstsüchtigen Gründen und aus Liebe zur Ehre von den Großen dieser Welt lieferte er einen unschuldigen Menschen dem Tode aus. Wenn Pilatus nach seiner eigenen Überzeugung gehandelt hätte, dann hätte er nichts mit der Verurteilung dieses Mannes zutun gehabt. EG 164 3 Die Erscheinung und die Worte Jesu während seines Verhörs hatten einen tiefen Eindruck auf die Gemüter vieler gemacht, die bei der Gelegenheit anwesend waren. Die Folge dieses Einflusses machten sich nach seiner Auferstehung bemerkbar. Unter denjenigen, die sich dann der Gemeinde anschlossen, befanden sich viele, deren Bekehrung auf die Zeit des Verhörs Jesu zurückzuführen war. EG 164 4 Satans Wut war groß, als er erkannte, daß alle Grausamkeit, welche die Juden gegen Jesum ausübten, nicht das leiseste Murren von seinen Lippen zwang, obgleich er die menschliche Natur angenommen hatte, wurde er doch durch eine gottähnliche Stärke aufrecht erhalten und wich nicht im geringsten von dem Willen seines Vaters ab. ------------------------Kapitel 9: Die Kreuzigung Jesu EG 165 1 Der Sohn Gottes wurde dem Volke zur Kreuzigung überantwortet, und mit lautem Triumphgeschrei führte man den teuren Heiland eilig hinweg. Er war aus Mangel an Ruhe und infolge der erlittenen Schmerzen und des Blutverlustes schwach und hinfällig; trotzdem wurde das schwere Kreuz, an welches er geschlagen werden sollte, auf ihn gelegt, aber er stürzte unter der Last ohnmächtig zu Boden. Dreimal wurde ihm das Kreuz auf seine Schultern geladen und dreimal sank er bewußtlos nieder. Einer seiner Nachfolger, ein Mann, der ihn nicht öffentlich bekannt hatte, aber dennoch an ihn glaubte, wurde nun gezwungen, das Kreuz Christ zu tragen. Er trug es bis zu der verhängnisvollen Stelle. Himmlische Heerscharen waren in der Luft über dieser Stätte versammelt. Eine Anzahl von Christi Jüngern folgte ihm, in tiefer Trauer und bitterlich weinend, nach Golgatha. Sie erinnerten sich seines triumphierenden Einzuges in Jerusalem vor nur wenigen Tagen, als sie ihn mit fröhlichen Hosiannarufen und wehenden Palmzweigen begrüßt hatten. Sie hatten gemeint, er würde zu seiner Zeit das Reich einnehmen und als zeitlicher Fürst über Israel regieren. Wie veränderte sich aber die Szene! Ihre freudigen Erwartungen schwanden dahin. Nicht mit Jubel und freudigen Hoffnungen, sondern mit unaussprechlichem Grame und mit Verzweiflung erfüllt, folgten sie ihm jetzt langsam und traurig, ihm, der so erniedrigt und verachtet worden war, und der jetzt sterben sollte. EG 165 2 Die Mutter Jesu war auch da. Sie ertrug die schreckliche Seelenqual, die nur eine liebende Mutter empfinden kann; dennoch hoffte sie mit den Jüngern, das Christus seine göttliche Macht gebrauchen und sich von der mörderischen Menge befreien würde. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, daß er sich kreuzigen lassen würde. Die Vorbereitungen waren jedoch getroffen, und Jesus wurde aufs Kreuz gelegt. Man brachte Hammer und Nägel herbei. Die Herzen der Jünger verzagten. Die Mutter Jesu erlag faßt der furchtbaren Qual, und ehe der Heiland ans Kreuz geschlagen wurde, trugen die Jünger sie aus dem Bereich dieser grausamen Szene, damit sie das Hämmern und Schlagen des spitzen Eisens durch sein zartes Fleisch nicht hören möchte. Jesus ließ keine Klage laut werden, seufzte jedoch in Seelenqual. Sein Antlitz war bleich, und große Schweißtropfen standen auf seiner Stirn. Der Satan frohlockte über die Leiden, die der Sohn Gottes ertragen mußte, fürchtete, daß seine Bemühungen, den Heilsplan zu durchkreuzen, vergeblich gewesen seien, daß sein Reich verloren sei und er schließlich vernichtet würde. EG 166 1 Nachdem Jesu an das Kreuz genagelt worden war, wurde dasselbe emporgehoben und mit großer Gewalt in die Erde gerammt, was dem Heiland die grausamsten Qualen verursachte. Um den Tod Christi so erniedrigend wie nur möglich zu machen, wurden zwei Mörder mit ihm gekreuzigt, einer zu jeder Seite. Die Mörder mußten mit Gewalt genommen werden, aber nach vielem Sträuben ihrerseits, schlug man ihre Arme zurück und nagelte sie ans Kreuz. Aber Jesus ergab sich ohne Widerstand. Er bedurfte niemand, der seine Arme mit Gewalt ans Kreuz legte. Während die Mörder ihre Peiniger verfluchten, betete der Heiland in seiner Seelenangst für seine Feinde: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." Jesus hatte nicht nur unsägliche Schmerzen auszuhalten, sondern die Sünden der ganzen Welt ruhten auf ihm. EG 166 2 Als Jesus am Kreuze hing, gingen einige vorüber, lästerten ihn, schüttelten ihre Häupter und sprachen: "Der du den Tempel Gottes zerbrichst und bauest ihn in drei Tagen, hilf die selber! Bist du Gottes Sohn, so steig herab vom Kreuz." Der Satan benutzte die selben Worte, als er mit Jesu in der Wüste redete: "Bist du Gottes Sohn." Die Priester, Schriftgelehrten und Obersten spotteten und verhöhnten den sterbenden Sohn Gottes, indem sie sagten: "Andern hat er geholfen und kann sich selber nicht helfen. Ist er der König Israels, so steige er nun vom Kreuz, so wollen wir ihm glauben." Die Engel, welche über die Szene der Kreuzigung Christi schwebten, wurden mit Zorn erfüllt, als die Obersten ihn verhöhnten und sagten, daß, wenn er Gottes Sohn wäre, er sich selbst befreien sollte. Sie hegten den sehnlichsten Wunsch hinzueilen und Jesum zu erlösen; es wurde ihnen aber nicht gestattet. Der Zweck seiner Mission war noch nicht erfüllt. EG 167 1 Als Jesus während der langen Stunden der Seelenangst am Kreuze hing, hatte er seine Mutter nicht vergessen. Sie war zu der schrecklichen Szene zurückgekehrt, denn sie war nicht länger imstande, von ihrem Sohne fernzubleiben. Die letzte Lehre Jesu war eine des Erbarmens und der Menschenliebe. Er schaute auf das kummervolle Antlitz seiner Mutter und dann auf seinen geliebten Jünger Johannes. Dann sagte er zu seiner Mutter: "Weib, siehe, das ist dein Sohn," und sich gegen den Jünger wendend: "Siehe, das ist deine Mutter." Von jener Stunde an nahm Johannes sie zu sich unter sein eigenes Dach. Jesum dürstete in seiner Seelenqual; man füllte einen Schwamm mit Essig und Galle und bot ihm denselben zum Trank an. Als er aber davon gekostet hatte, wies er es zurück. Die Engel hatten die Seelenqual ihres geliebten Gebieters wahrgenommen, bis sie es nicht länger ertragen konnten und ihre Angesichter vor dem schrecklichen Anblick verhüllten. Die Sonne weigerte sich, Zeuge dieser Schreckensszene zu sein. Jesus rief mit lauter Stimme, welche seine Mörder mit Schrecken erfüllte: "Es ist vollbracht!" Der Vorhang des Tempels war entzwei gerissen von oben an bis unten aus, die Erde wankte und die Felsen barsten. Große Finsternis senkte sich über die Erde. Die letzte Hoffnung der Jünger schien dahin zu sein, als Jesus starb. Viele seiner Nachfolger waren Zeugen seiner Leiden und seines Todes, und ihre Trauer war tief. EG 168 1 Der Satan frohlockte nicht mehr, wie er zuvor getan hatte. Er hatte gehofft, den Heilsplan niederzureißen; derselbe war aber zu tief gelegt worden. Jetzt beim Tode Jesu wußte er, daß auch er schließlich sterben müsse, und daß sein Reich dem Heiland gegeben würde. Er hielt nun einen Rat mit seinen Engeln. Sie hatten bei Jesu nichts ausgerichtet; deshalb mußten sie jetzt ihre Bemühungen gegen seinen Nachfolger wenden und mit aller Macht und List bei diesem versuchen. Sie müßten alle, die sie nur könnten, daran hindern, das Heil anzunehmen, das ihnen Jesus erkauft hatte. Auf diese Weise konnte der Satan noch immer gegen die Regierung Gottes arbeiten. Ferner würde es auch in seinem eigenen Interesse liegen, so viele als nur irgend möglich vom Heilande fernzuhalten. Denn die Sünden derer, die durch das Blut Jesu erlöst sind, werden am Ende auf den Urheber der Sünde zurückfallen, und er wird ihre Strafe erleiden müssen. Während diejenigen, die das Heil durch Jesum nicht annehmen, selbst die Strafe ihrer Sünden erleiden müssen. EG 168 2 Das Leben Christi war stets ohne weltlichen Reichtum, weltliche Lehre und weltlichem Aufwand gewesen. Seine Demütigung und Selbstverleugnung standen stets in schlagendem Gegensatz zu dem Stolz und der Selbstbefriedigung der Priester und Obersten. Seine unbefleckte Reinheit war ein steter Vorwurf für ihre Sünden. Sie verachteten ihn wegen seiner Erniedrigung, Heiligkeit und Reinheit. Aber diejenigen, die ihn hier verachtet haben, werden ihn einst in der Herrlichkeit des Himmels, umgeben von dem Glanze seines Vaters, sehen. Im Richthause wurde er von Feinden umgeben, die nach seinem Blute dürsteten; aber diese Hartherzigen, die damals ausriefen: "Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder!" werden ihn als einen geehrten König erblicken. Die ganze himmlische Heerschar wird ihn auf seinem Wege mit Siegesliedern begleiten: Majestät und Kraft sei dem, der Tod war und ist lebendig geworden, ein mächtiger Herrscher! Arme, schwache, elende Menschen spiehen dem König der Herrlichkeit ins Angesicht, während ein gemeines Triumphgeschrei von dem Pöbel bei dieser Beleidigung erscholl. Sie entstellten jenes Antlitz, das den ganzen Himmel mit Bewunderung erfüllte, mit grausamen Schlägen. Sie werden abermals jenes Angesicht, leuchtend wie die helle Mittagssonne, erblicken und werden vor demselben fliehen wollen. Anstatt jenes gemeine Triumphgeschrei auszustoßen, werden sie wehklagen und jammern. Jesus wird seine durch die Kreuzigung entstellten Hände zeigen. Die Zeichen dieser Grausamkeit wird er immer tragen. Die Nägelmale werden die Geschichte der wunderbaren Erlösung des Menschen erzählen und den teuren Preis, mit dem er erkauft ist, kundtun. Dieselben Männer, die den Lebensfürsten mit dem Speer in die Seite stachen, werden den Stich des Speeres erblicken und werden es aus tiefster Seele beklagen, daß sie seinen Körper so beschädigt haben. Seine Mörder waren höchst erregt über die Inschrift: "Dies ist Jesus, der Juden König", die auf dem Kreuze angebracht war. Aber einst werden sie ihn in seiner Herrlichkeit und königlichen Macht erblicken müssen. Sie werden auf seinem Gewand und auf seinen Lenden geschrieben sehen: "Ein König aller Könige, und ein Herr aller Herren." Sie riefen ihm am Kreuze spöttisch zu, daß er, Christus, der König Israels, vom Kreuze herabsteigen sollte, damit sie es sehen und ihm glauben könnten. Sie werden ihn einstmals in königlicher Macht und Autorität erblicken. Dann werden sie keinen Beweis fordern, ob er der König Israels sei, sondern durch seine Majestät und außerordentliche Herrlichkeit werden sie gezwungen sein, anzuerkennen: "Gelobet sei, der da kommt in dem Namen des Herrn!" EG 170 1 Das Erbeben der Erde, das Bersten der Felsen, die Finsternis, welche die Erde bedeckte, und der laute, durchdringende Schrei Jesu: "Es ist vollbracht!" als er sein Leben aushauchte, beunruhigten seine Feinde und machten seine Mörder erzittern. Die Jünger wunderten sich über diese sonderbaren Offenbarungen; aber ihre Hoffnung war dahin. Sie fürchteten, daß die Juden danach trachten würden, auch sie zu töten. Sie meinten sicher zu sein, daß ein solcher Haß, wie er gegen den Sohn Gottes an den Tag gelegt worden war, mit ihm nicht endigen würde. Sie verbrachten einsame Stunden, indem sie über ihre Enttäuschung weinten. Sie hatten erwartet, daß Christus als zeitlicher Fürst regieren würde; aber ihre Hoffnung starb mit ihm. In ihrer Trauer und Enttäuschung zweifelten sie, ob er sie nicht betrogen hätte. Sogar seine Mutter wankte in ihrem Glauben, daß er der Messias sei. EG 170 2 Obgleich die Jünger in ihrer Hoffnung betreffs Jesu enttäuscht worden waren, liebten sie ihn doch und wünschten seinen Leib ehrbar zu bestatten, wußten jedoch nicht, wie sie es anfangen sollten. Joseph von Arimathia, ein wohlhabendes und einflußreiches Mitglied des Hohen Rates und ein treuer Jünger Jesu, ging im geheimen mutig zu Pilatus und ersuchte ihn um den Leichnam Jesu. Er wagte es nicht, öffentlich hinzugehen, des Hasses der Juden wegen; die Jünger fürchteten, daß, wenn sie Schritte täten, es nur ein Hindernis sein würde, Jesu einen ehrbaren Ruheplatz zu gestatten. Pilatus bewilligte das Begehren Josephs, und die Jünger nahmen den Leichnam Jesu vom Kreuz, während sie in tiefer Trauer über ihre dahingeschwundene Hoffnung klagten. Der Leichnam wurde sorgfältig in reinen Leinwand gehüllt und in das neue Grab Josephs gelegt. EG 170 3 Die Weiber, welche Jesu demütig nachgefolgt waren, während er lebte, wollten ihn nicht verlassen, bis sie ihn im Grabe liegen sahen und ein großer, schwerer Stein gegen den Eingang der Gruft gerollt war, damit die Feinde den Leichnam Jesu nicht stehlen möchten. Sie hätten sich aber nicht zu fürchten brauchen, denn ich sah, daß himmlische Heerscharen seine Ruhestätte mit unaussprechlichem Interesse bewahrten, indem sie voller Spannung darauf warteten, daß ihnen der Befehl erteilt würde, ihren Teil an der Befreiung des Königs der Herrlichkeit aus seinem Gefängnis zu tun. EG 171 1 Die Mörder Christi fürchteten, daß er zum Leben auferstehen und wieder entkommen möchte. Deshalb baten sie Pilatus um eine Wache, die das Grab bis auf den dritten Tag bewahre. Dies wurde ihnen gewährt, und der Stein am Grabe wurde versiegelt, auf daß nicht seine Jünger kämen, um ihn zu stehlen und dann sagten, er sei von den Toten auferstanden. ------------------------Kapitel 10: Die Auferstehung Christi EG 171 2 Die Jünger ruhten am Sabbat und trauerten über den Tod ihres Herrn, während Jesus, der König der Herrlichkeit, im Grabe lag. Als der Abend herannahte, waren Soldaten zur Bewachung des Ruheortes Jesu aufgestellt, während Engel sich unbemerkt über dem heiligen Orte aufhielten. Die Nacht verging langsam, und während es noch dunkel war, wußten die wachehaltenden Engel, daß die Zeit für die Erlösung des teuren Sohnes Gottes, ihres geliebten Gebieters, nun nahe war. Indem sie in tiefster Gemütserregung auf die Stunde seines Sieges warteten, kam ein mächtiger Engel schnell vom Himmel geflogen. Sein Antlitz leuchtete wie der Blitz, und sein Gewand war weiß wie Schnee. Sein Licht vertrieb die Dunkelheit von seinem Pfade und veranlaßte die bösen Engel, welche triumphierend den Leichnam Jesu für sich beansprucht hatten, voller Schrecken vor seiner Herrlichkeit und Schönheit zu fliehen. Einer der Engelschar, welcher Zeuge der Demütigung Jesu gewesen war und nun seinen Ruheplatz bewachte, gesellte sich zu dem, der gerade vom Himmel kam; und sie gingen nun zusammen zum Grabe. Die Erde zitterte und bebte, als sie sich näherten, und es entstand ein großes Erdbeben. EG 172 1 Die römische Wache wurde mit Schrecken erfüllt. Wo war jetzt ihre Macht, den Leichnam Jesu zu bewahren? Sie dachten nicht mehr an ihre Pflicht oder daran, daß die Jünger ihn stehlen können. Als das Licht der Engel, noch heller als die Sonne, die römische Wache umgab, vielen sie wie tot zu Boden. Einer der Engel ergriff den großen Stein, rollte ihn von dem Eingang hinweg und setzte sich darauf. Ein anderer betrat das Grab und entfernte die Umhüllungen vom Haupte Jesu. Dann rief der mächtige Engel mit einer Stimme, welche die Erde erbeben machte: "Jesus, du Sohn Gottes, dein Vater ruft dich! Komm hervor!" Der Tod konnte ihn nun nicht länger halten. Jesus stand auf von den Toten, ein triumphierender Sieger. In heiliger Ehrfurcht blickte die himmlische Heerschar auf die Szene. Als Jesus dem Grabe entstieg, fielen die glänzenden Engel zur Erde und beteten ihn an, indem sie ihn mit Sieges- und Triumphliedern begrüßten. EG 172 2 Die Engel Satans mußten vor dem hellen, durchdringenden Lichte der himmlischen Engel fliehen, und mit großem Schmerz klagten sie es ihrem König, daß ihnen ihre Beute mit Gewalt entrissen worden und derjenige, den sie so sehr gehaßt, von den Toten auferstanden sei. Satan samt seinen Engel hatten darüber frohlockt, daß ihre Macht über gefallene Menschen den Herrn des Lebens ins Grab gelegt hatte; aber nur kurz war ihr höllischer Triumph. Denn als Jesus aus seinem Gefängnis als ein mächtiger Eroberer heraustrat, wußte der Satan, daß er schließlich sterben und sein Reich in die Hände desjenigen übergeben müsse, dem es von rechtswegen gehörte. Er tobte und wütete, daß trotz seiner Anstrengungen Jesus doch nicht besiegt worden sei, sondern einen Weg für die Erlösung der Menschen gebahnt habe, auf daß, wer auf demselben wandeln wollte, errettet werden könnte. EG 173 1 Die bösen Engel und ihr Gebieter hielten abermals einen Rat, wie sie weiter gegen die Regierung Gottes arbeiten könnten. Satan entsandte seine Engel zu den Priestern und Obersten. Er sagte: "Wir haben Erfolg gehabt, diese zu betrügen, sie blind zu machen und ihre Herzen gegen Jesum zu verhärten. Wir haben es soweit gebracht, daß sie ihn für einen Betrüger gehalten haben. Jene römische Wache wird die schreckliche Botschaft, daß Jesus von den Toten auferstanden sei, weitertragen. Wir verführten die Hohenpriester und Obersten, daß sie Jesum haßten und töteten. Jetzt haltet es ihnen vor, daß, wenn es bekannt wird, daß Jesus auferstanden ist, sie von dem Volk gesteinigt werden, weil sie einen unschuldigen Mann zum Tode verurteilten." EG 173 2 Nachdem die himmlischen Heerscharen sich von dem Grabe zurückgezogen und das Licht und die Herrlichkeit verschwunden waren, wagte es die römische Wache, ihr Haupt wiederum zu erheben und um sich zu schauen. Sie staunten sehr, als sie sahen, daß der große Stein von der Tür des Grabes entfernt und der Leichnam Jesu verschwunden war. Sie begaben sich in aller Eile nach der Stadt, um den Priestern und Obersten zu erzählen, was sie gesehen hatten. Als die Priester, Schriftgelehrten und Obersten diesen wunderbaren Bericht vernahmen, erbleichten ihre Angesichter. Ihre Herzen wurden von Furcht ergriffen, bei dem Gedanken was sie getan hatten. Wenn dieser Bericht sich bestätigte, waren sie verloren. Eine Zeitlang konnten sie kein Wort hervorbringen und schauten einander stillschweigend an, indem sie nicht wußten, was sie tun oder sagen sollten. Diesen Bericht anzunehmen würde heißen, sich selbst zu verurteilen. Sie berieten sich im geheimen, was zu tun sei. Sie überlegten, daß, wenn der Bericht der Wache unter dem Volk verbreitet würde, diejenigen, die Jesum getötet hatten, als seine Mörder selbst den Tod erleiden müßten. Sie beschlossen also, durch Bestechung der römischen Wache die Sache geheim zu halten. Die Priester und Obersten boten der Wache eine große Summe an und sagten: "Saget, seine Jünger kamen des Nachts und stahlen ihn, dieweil wir schliefen." Als nun die Wache sich erkundigte, was mit ihnen geschehen würde, wenn sie auf ihrem Posten geschlafen hätten, versicherten die Priester ihnen, sie vor jedweder Strafe beschützen zu wollen. Die römischen Soldaten verkauften ihre Ehre für Geld und befolgten den Rat der Priester und Obersten. EG 174 1 Als Jesus am Kreuze ausrief: "Es ist vollbracht!" spalteten sich die Felsen, die Erde erbebte, und einige Gräber taten sich auf. Als er als Sieger über Tod und Grab hervorging, während die Erde erbebte und die Herrlichkeit des Himmels die heilige Stätte umleuchtete, kamen viele gerechte Tote auf sein Wort als Zeugen seiner Auferstehung aus ihren Gräbern hervor. Jene begünstigten, auferweckten Heiligen waren mit Herrlichkeit umgeben, als sie aus den Gräber stiegen. Es waren Auserwählte und Heilige aus jenem Zeitalter von der Schöpfung an bis zu den Tagen Christi. Gott ließ eine Schar aus ihren Gräbern hervorkommen, damit sie bezeugten, daß Jesus von den Toten auferstanden sei, und seine Herrlichkeit berichteten, während die jüdischen Obersten danach trachteten, die Tatsache seiner Auferstehung geheimzuhalten. EG 174 2 Jene Auferstandenen waren verschieden in Gestalt und Erscheinung; einige hatten ein edleres Aussehen als die anderen. Mir wurde gezeigt, daß die Bewohner der Erde heruntergekommen sind und an Kraft und Anmut verloren haben. Der Satan hat Macht über Krankheit und Tod, und mit jedem Zeitalter sind die Folgen des Fluches sichtbarer und die Macht des Satans offenbarer geworden. Diejenigen, die zur Zeit Noahs und Abrahams lebten, glichen den Engeln in Gestalt, Anmut und Stärke. Aber jede nachfolgende Generation ist schwächer geworden, immer mehr der Krankheit unterworfen, und ihr Leben ist von kürzerer Dauer gewesen. Der Satan hat immer mehr gelernt, die Menschheit herabzubringen und zu entkräften. EG 175 1 Diejenigen, welche bei der Auferstehung Jesu aus ihren Gräbern hervorgingen, erschienen vielen und berichteten, daß das Opfer für die Menschen eine Vollendung erreicht hätte, daß Jesus, den die Juden gekreuzigt hätten, von den Toten auferstanden sei. Als Beweis der Wahrheit ihrer Worte erklärten sie: "Wir sind mit ihm auferstanden." Sie bezeugten, daß sie durch seine mächtige Kraft aus ihren Gräbern hervorgegangen seien. Trotz der verbreiteten lügenhaften Berichten konnte weder der Satan, seine Engel, noch die Obersten die Auferstehung Christi verborgen halten; denn diese heilige Schar, die aus den Gräbern auferstanden war, verkündigte die wunderbare, freudige Botschaft. Auch zeigte sich Jesus selbst seinen trauernden, tiefbetrübten Jüngern, vertrieb ihre Furcht und stimmte sie wieder freudig und glücklich. EG 175 2 Als sich nun die Nachricht von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf verbreitete, fürchteten die Juden für ihr Leben und verbargen ihren Haß, den sie gegen die Jünger hegten. Sie wollten nur ihren lügenhaften Bericht verbreiten, und diejenigen, welche wünschten, daß diese Lüge Wahrheit sei, nahmen sie auch an. Pilatus zitterte, als er die Kunde von der Auferstehung Jesu vernahm. Er konnte das Zeugnis nicht bezweifeln, und von jener Stunde an gab es für ihn keinen Frieden mehr. Um weltlicher Ehre willen und aus Furcht, seine Autorität und sein Leben einbüßen zu müssen, hatte er Jesum zum Tode verurteilt. Jetzt war er völlig überzeugt, daß derjenige, an dessen Blut er schuldig war, nicht nur ein unschuldiger Mensch, sondern der Sohn Gottes sei. Bis zu seinem Ende führte er ein elendes Leben. Verzweiflung und Gewissensbisse bedrängten jegliche Hoffnung und jeden Frieden. Er wollte sich nicht trösten lassen und nahm ein trauriges Ende. EG 176 1 Das Herz des Herodes war noch verhärteter geworden, und als er hörte, daß Jesus auferstanden sei, beunruhigte ihn diese Botschaft nicht sehr. Er nahm Jakobus das Leben, und als er merkte daß dies den Juden wohlgefiel, legte er auch seine Hand an Petrus, in der Absicht, auch ihn zu töten. Aber Gott hatte ein Werk für Petrus zu tun und sandte seinen Engel, ihn zu befreien. Herodes wurde von den Gerichten Gottes heimgesucht. Während er sich in der Gegenwart einer großen Menge überhob, wurde er von einem Engel des Herrn geschlagen und starb eines schrecklichen Todes. EG 176 2 Frühe am Morgen des ersten Wochentages gingen heilige Weiber mit Spezereien zum Grabe, um den Leichnam Jesu zu salben. Sie entdeckten, daß der schwere Stein vom Grabe entfernt worden und der Leichnam Jesu nicht mehr da war. Ihre Herzen verzagten, und sie fürchteten, daß ihre Freunde den heiligen Leichnam gestohlen hätten. Plötzlich sahen sie zwei Engel in weißen Gewändern, deren Angesichter leuchteten. Diese himmlischen Wesen verstanden, warum die Weiber gekommen waren, und kündigten es ihnen sofort an, daß Jesus nicht mehr da, sondern auferstanden sei; sie könnten die Stätte jedoch besehen, wo er gelegen hätte. Sie sagten ihnen, sie sollten eilen und es den Jüngern erzählen, daß er vor ihnen hergehen werde nach Galiläa. Mit Furcht und großer Freude eilten die Weiber zu den trauernden Jüngern und berichteten ihnen, was sie gesehen und gehört hatten. EG 176 3 Die Jünger konnten es nicht glauben, daß Jesus auferstanden sei und eilten mit den Weibern, die ihnen solche Botschaft gebracht hatten, hin zum Grabe. Sie fanden Jesum nicht mehr da; sie sahen seine Leinentücher, konnten aber die freudige Botschaft, daß er auferstanden sei, nicht fassen. Sie kehrten wieder um und wunderten sich über das, was sie gesehen und was die Weiber ihnen berichtet hatten. Maria jedoch zögerte noch bei dem Grabe; sie dachte über alles nach, was sie gesehen hatte, und war niedergedrückt bei dem Gedanken, daß sie vielleicht betrogen worden sei. Sie fühlte, daß ihr neue Schwierigkeiten bevorstanden. Ihr Schmerz war groß, und sie weinte bitterlich. Sie bückte sich nochmals, um in das Grab zu schauen, und sah zwei Engel in weiße Gewänder gehüllt. Der eine saß, wo das Haupt Jesu geruht hatte, und der andere, wo seine Füße gewesen waren. Sie redeten sie freundlich an und fragten, warum sie weine. Sie antwortete: "Sie haben meinen Herren weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben." EG 177 1 Als sie sich von dem Grabe wandte, sah sie Jesum in der Nähe, aber sie erkannte ihn nicht. Er redete sie freundlich an, erkundigte sich nach ihrer Trauer und fragte, wen sie suche. Sie dachte, der Sprechende sei der Gärtner, und bat ihn, daß, wenn er ihren Herrn weggetragen hätte, er es ihr doch sagen möge, damit sie ihn holen könnte. Da redete Jesus sie mit seiner eigenen himmlischen Stimme an und sagte: "Maria!" Diese liebe Stimme war ihr wohlbekannt, und sie antwortete: "Rabbuni!" In ihrer Freude wollte sie ihn umfassen, aber Jesus sagte: "Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater. Gehe aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen, daß ich gehe zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott." Mit freudigem Herzen eilte Maria zu den Jüngern, ihnen die frohe Botschaft zu bringen. Jesus aber fuhr unmittelbar in den Himmel hinauf, um von seines Vaters Lippen die Worte zu hören, daß sein Opfer angenommen sei, und um alle Gewalt im Himmel und auf Erden zu empfangen. EG 177 2 Engel umgaben gleich einer Wolke den Sohn Gottes und öffneten die Tore weit, damit der König der Herrlichkeit Einzug halten könnte. Ich sah, daß, während Jesus mit der glänzenden himmlischen Schar in der Gegenwart seines Vaters und von Herrlichkeit umgeben war, er seine Jünger auf Erden nicht vergaß, sondern Macht von seinem Vater empfing, daß er wiederkehre und ihnen von dieser Macht mitteile. Noch am selben Tage kehrte er zurück und zeigte sich seinen Jüngern. Jetzt ließ er sich von ihnen anrühren, denn er war zu seinem Vater aufgefahren und hatte Macht empfangen. EG 178 1 Zu dieser Zeit war Thomas nicht anwesend. Er wollte deshalb den Bericht der Jünger nicht in Demut annehmen, sondern hatte bestimmt und selbstvertrauend versichert, er würde nicht glauben, es sei denn, daß er seine Finger in die Nägelmale und seine Hand in seine durchbohrte Seite legen könne. Hierdurch zeigte er Mißtrauen seinen Brüdern gegenüber. Wenn alle dasselbe verlangen würden, dann würde heute niemand Jesum annehmen und an seine Auferstehung glauben. Es war aber der Wille Gottes, daß der Bericht der Jünger von denjenigen angenommen werden sollte, die den auferstandenen Heiland selbst nicht sehen noch hören konnten. Der Unglaube des Thomas gefiel Gott nicht. Als Jesus zum zweiten Male mit seinen Jüngern zusammentraf war Thomas zugegen und als er Jesum erblickte, glaubte er. Er hatte jedoch erklärt, daß er sich ohne fühlbaren Beweis nicht zufrieden geben wolle, und Jesus gab ihm den gewünschten Beweis. Da rief Thomas: "Mein Herr und mein Gott!" Jesus tadelte ihn aber seines Unglaubens wegen und sagte: "Dieweil du mich gesehen hast, Thomas, so glaubest du. Selig sind, die nicht sehen, und doch glauben." EG 178 2 Auf gleiche Weise müssen diejenigen, die keine Erfahrungen in der ersten und zweiten Engelsbotschaft gehabt haben, sie von andern annehmen, welche diesbezüglich Erfahrungen gemacht haben und die Botschaften verfolgt haben. Ich sah, daß, gleichwie Jesus verworfen wurde, auch diese Botschaften verworfen worden sind. Und gleichwie die Apostel erklärten, daß kein anderer Name dem Menschen gegeben sei, darinnen sie sollen selig werden, so müßten auch die Diener Gottes diejenigen, die nur einen Teil der Wahrheiten, die mit der dritten Engelsbotschaft verbunden sind, annehmen, furchtlos und treulich waren, damit sie alle Botschaften, die Gott ihnen gibt, mit Freuden aufnehmen oder sonst keinen Anteil daran haben sollten. EG 179 1 Während die heiligen Frauen den Bericht verbreiteten, daß Jesus auferstanden sei, verkündigten die römischen Soldaten jene Lügen, welche die Hohenpriester und Obersten ihnen in den Mund gelegt hatten, daß nämlich die Jünger des Nachts, während sie schliefen, gekommen seien und den Leichnam Jesu gestohlen hätten. Der Satan hatte diese Lüge den Hohenpriestern eingegeben und das Volk war bereit, ihr Wort anzunehmen. Gott hatte aber diese Sache gesichert und diesem wichtigen Ereignis, worauf unsere Seligkeit beruht, jeden Zweifel genommen. So war es den Priestern und Obersten unmöglich, diese Tatsache zu verbergen. Es waren Zeugen von den Toten auferweckt worden, um die Auferstehung Jesu bezeugen zu können. EG 179 2 Jesus verweilt bei seinen Jüngern noch 40 Tage und erfüllte sie mit Freude und Hoffnung, indem er ihnen die Wirklichkeit des Reiches Gottes noch völliger erschloß. Er beauftragte sie, von dem, was sie betreffs seiner Leiden, seines Todes und seiner Auferstehung gesehen und gehört hatten, zu zeugen. Sie sollten berichten, daß er ein Opfer für die Sünde gebracht hätte, und daß alle, die wollten, zu ihm kommen und Leben finden könnten. In treuer Liebe sagte er ihnen, daß sie Verfolgung und Trübsal durchzumachen hätten, sie würden jedoch Hilfe finden, wenn sie sich ihrer Erfahrungen und der Worte, die er zu ihnen geredet hatte, erinnern würden. Er sagte ihnen, daß er die Versuchungen Satans überwunden und den Sieg durch Leiden und Trübsal erlangt habe. Satan hätte nicht länger Macht über ihn, er würde sich aber jetzt mit seinen Versuchungen zu ihnen und zu allen nahen, die an seinen Namen glauben würden. Sie würden aber überwinden, gleichwie er überwunden habe. Jesus erteilte seinen Jüngern die Macht, Wunder zu wirken, und sagte ihnen, daß, obgleich sie von bösen Menschen verfolgt werden würden, er von Zeit zu Zeit seine Engel senden wolle sie zu befreien. Ihr Leben könnte nicht eher genommen werden, als bis sie ihre Mission vollendet hätten. Dann aber müßten sie vielleicht mit ihrem Blute das besiegeln, was sie verkündigt hätten. EG 180 1 Seine eifrigen Nachfolger lauschten gerne seinen Lehren und ergötzten sich an jedem Worte, das von seinen Lippen kam. Jetzt wußten sie es zuversichtlich, daß er der Heiland der Welt sei. Seine Worte faßten in ihren Herzen tiefe Wurzeln, und sie trauerten, daß sie bald von ihrem himmlischen Lehrer sich verabschieden mußten, um nicht mehr die tröstenden, gnadenreichen Worte von seinen Lippen zu vernehmen. Ihre Herzen wurden jedoch aufs neue mit Liebe und großer Freude erfüllt, als Jesus ihnen mitteilte, daß er hingehe, Wohnungen für sie bereit zu machen, und dann wiederkomme um sie zu sich zu nehmen, auf daß sie seien, wo er sei. Er verhieß ihnen auch, den Tröster, den Heiligen Geist, zu senden, welcher sie in aller Wahrheit leiten sollte. "Und er hob die Hände auf und segnete sie." ------------------------Kapitel 11: Die Himmelfahrt Christi EG 180 2 Der ganze Himmel erwartete die Stunde des Triumphs, da Jesus zu seinem Vater aufsteigen wollte. Engel kamen, den König der Herrlichkeit in Empfang zu nehmen und ihn mit Jubel nach dem Himmel zu begleiten. Nachdem Jesus seine Jünger gesegnet hatte, wurde er von ihnen genommen und himmelwärts getragen. Als er seinen Flug aufwärts nahm, folgte ihm die Menge der Gefangenen, welche bei seiner Auferstehung auferweckt worden waren. Eine Menge der himmlischen Heerscharen begleitete ihn, während eine unzählige Menge von Engeln sein Kommen im Himmel erwartete. Als sie sich den Toren der Stadt näherten, begrüßten die Engel, welche die Majestät des Himmels begleiteten, die an den Pforten wartenden Engel in jubelnden Tönen: "Erhebet eure Häupter, ihr Tore, und werdet erhöhet, ihr ewigen Pforten, daß der König der Ehren einziehe." Die an den Toren wartenden Engel fragten voller Begeisterung: "Wer ist derselbe König der Ehren?" Mit Triumphgesängen erwiderten freudig die begleitenden Engel: "Es ist der Herr, der Starke und Mächtige, der Herr, der Mächtige im Streit. Erhebet eure Häupter, ihr Tore, und werdet erhöhet, ihr ewigen Pforten, daß der König der Ehren einziehe." Wiederum fragten die wartenden Engel: "Wer ist derselbe König der Ehren?" und die begleitenden Engel antworteten in melodischen Tönen: "Es ist der Herr der Heerscharen, derselbe ist der König der Ehren." Dann bewegte sich der himmlische Triumphzug in die Stadt hinein. Alle himmlischen Scharen umgaben ihren majestätischen Gebieter, beugten sich in tiefster Anbetung vor ihm und warfen ihre glänzenden Kronen zu seinen Füßen. Dann rührten sie ihre goldenen Harfen, und süße, melodische Töne erfüllten den ganzen Himmel mit herrlicher Musik und Triumphgesängen zu Ehren des Lammes, das erwürget war, jetzt aber in Herrlichkeit und in der Kraft lebe. EG 181 1 Als die Jünger traurig himmelwärts schauten, bis der letzte Schimmer ihres aufsteigenden Herrn verschwunden war, standen zwei Engel in weißen Gewändern an ihrer Seite und sagten zu ihnen: "Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr, und sehet gen Himmel? Dieser Jesus, welcher von euch ist aufgenommen gen Himmel, wird kommen, wie ihr ihn gesehen habt gen Himmel fahren." Die Jünger und die Mutter Jesu, welche Zeugen der Himmelfahrt des Sohnes Gottes gewesen waren, verbrachten die darauffolgende Nacht mit Unterhaltung über die wunderbaren Taten Jesu und die merkwürdigen, herrlichen Ereignisse, die sich in so kurzer Zeit zugetragen hatten. EG 181 2 Der Satan beriet sich aufs neue mit seinen Engeln und, mit bitterem Haß gegen die Regierung Gottes erfüllt, sagte er ihnen, daß indem er noch seine Macht und Autorität über die Erde behalte, ihre Bemühung gegen die Nachfolger Jesu zehnmal vergrößert werden müßte, sie hätten bei Jesu nichts gewonnen, müßten aber seine Nachfolger, wenn möglich, besiegen. In jeder Generation müßten sie danach trachten, diejenigen, die an Jesum glaubten, zu umstricken. Er erzählte seinen Engeln, daß Jesus den Jüngern Macht gegeben habe, sie zu tadeln und auszutreiben und diejenigen, welche sie belästigen würden, zu heilen. Dann gingen die Engel Satans gleich brüllenden Löwen davon, um die Nachfolger zu Fall zu bringen. ------------------------Kapitel 12: Die Jünger Jesu EG 182 1 Mit großer Kraft verkündigten die Jünger den gekreuzigten und auferstandenen Heiland. In dem Namen Jesu wurden Zeichen und Wunder durch sie bewirkt; die Kranken wurden durch sie geheilt, ein Mann, der von seiner Geburt an lahm gewesen war, wurde völlig wieder hergestellt und ging mit Petrus und Johannes in den Tempel, wandelte und sprach und lobte Gott. Dies verbreitete sich gar bald, und das Volk versammelte sich um die Jünger. Viele liefen zusammen, indem sie über die Heilung, die dieselben bewirkt hatten, höchst erstaunt waren. EG 182 2 Als Jesus starb, meinten die Priester, daß keine Wunder mehr unter ihnen vollbracht werden würden, daß die Bewegung bald gedämpft sei und das Volk sich nach den Aufsätzen der Menschen richten würde. Aber siehe, gerade in ihrer Mitte wirkten die Jünger Wunder, und das Volk wurde voll Wunderns und Entsetzens. Jesus war gekreuzigt worden, und sie wunderten sich, woher seine Nachfolger diese Macht erhalten hätten. Sie meinten, daß er ihnen während seines Lebens Macht mitgeteilt hätte; aber als er starb, erwarteten sie, daß es mit den Wundern aus sei. Petrus verstand ihre Verwirrung und sprach zu ihnen: "Ihr Männer von Israel, was wundert ihr euch darüber? oder was sehet ihr auf uns, als hätten wir diesen Wandel gemacht durch unsere eigene Kraft oder Verdienst? Der Gott Abrahams und Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Väter, hat seinen Knecht Jesum verkläret, welchen ihr überantwortet und verleugnet habt vor Pilatus, da derselbige urteilte, ihn loszulassen. Ihr aber verleugnetet den Heiligen und Gerechten und batet, daß man euch den Mörder schenkte; aber den Fürsten des Lebens habt ihr getötet. Den hat Gott auferwecket von den Toten; des sind wir Zeugen. Und durch den Glauben an seinen Namen hat diesen, den ihr sehet und kennet, sein Name stark gemacht, und der Glaube durch ihn hat diesem gegeben diese Gesundheit vor euren Augen." EG 183 1 Die Priester und Obersten konnten diese Rede nicht vertragen, und auf ihren Befehl wurden Petrus und Johannes ergriffen und ins Gefängnis geworfen. Tausende waren aber durch diese eine Rede der Jünger bekehrt worden, so daß sie an die Auferstehung und Himmelfahrt Christi glaubten. Die Priester und Obersten waren sehr beunruhigt. Sie hatten Jesus gekreuzigt, in der Hoffnung die Gedanken des Volkes wieder auf sich zu richten, aber die Sache wurde schlimmer als zuvor. Sie waren öffentlich von den Jüngern beschuldigt worden, die Mörder des Sohnes Gottes zu sein, und sie wußten nicht, wie weit die Dinge zunehmen und in welches Ansehen sie bei dem Volke kommen würden. Sie hätten Petrus und Johannes gerne das Leben genommen, wagten es aber nicht, aus Furcht vor dem Volke. EG 183 2 Am darauffolgenden Tage wurden die Apostel vor den Hohen Rat geführt. Dieselben Männer, die mit solchem Eifer nach dem Blute des Gerechten geschrieen hatten, waren anwesend. Sie hatten vernommen, wie Petrus seinen Herrn mit Schwören und Fluchen verleugnete, als man ihn gefragt hatte, ob er nicht auch einer von den Jüngern sei, und sie hofften wiederum, ihn einzuschüchtern. Aber Petrus hatte sich bekehrt, und jetzt fand er eine Gelegenheit, den Flecken jener feigen, schnell ausgesprochenen Verleugnung zu entfernen und den Namen, welchen er entehrt hatte, zu erhöhen. Mit heiliger Männlichkeit und in der Kraft des Geistes erklärte er ihnen furchtlos: "In dem Namen Jesu Christi von Nazareth, welchen ihr gekreuzigt habt, dem Gott von den Toten auferweckt hat, steht dieser allhier vor euch gesund. Das ist der Stein, von euch Bauleuten verworfen, der zum Eckstein geworden ist; und ist in keinem anderen Heil, ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, darin wir sollen seelig werden." EG 184 1 Das Volk wunderte sich über den Mut Petrus und Johannes und kannte sie auch wohl, daß sie mit Jesu gewesen waren; denn ihr edles, furchtloses Benehmen glich demjenigen Jesu, als er vor seinen Feinden stand. Jesus tadelte Petrus durch einen Blick des Mitleids und der Trauer, als er ihn verleugnet hatte, und jetzt, als er seinen Herrn mutig bekannte, bekannte der Herr sich zu ihm und segnete ihn. Als Beweis der Anerkennung Jesu wurde er mit dem Heiligen Geiste erfüllt. EG 184 2 Die Priester wagten es nicht, den Haß, den sie gegen die Jünger hegten, zu offenbaren. Sie hießen sie hinausgehen aus dem Rat, verhandelten dann miteinander und sprachen: "Was wollen wir diesen Menschen tun? Denn das Zeichen, durch sie geschehen, ist kund, offenbar allen, die zu Jerusalem wohnen, und wir können's nicht leugnen." Sie fürchteten sich, daß der Bericht von dieser guten Tat sich unter dem Volke weiterverbreiten würde. Wenn es allgemein bekannt würde, wußten die Priester, daß sie ihre eigene Macht verlieren und man auf sie als die Mörder Jesu blicken würde. Aber alles, was sie wagten, war, die Apostel zu bedrohen und ihnen zu gebieten, daß sie nicht mehr in dem Namen Jesu lehrten, sonst sollten sie sterben. Petrus jedoch antwortete mutig, daß sie nicht anders könnten, als von dem Reden, was sie gesehen und gehört hätten. EG 185 1 Durch die Kraft Jesu fuhren die Apostel fort, die Kranken zu heilen, die zu ihnen gebracht wurden. Hunderten stellten sich täglich unter das Banner eines gekreuzigten, auferstandenen und gen Himmel fahrenden Heilandes. Die Priester und Obersten sowie diejenigen, die besonders mit ihnen zu tun hatten, waren entsetzt. Aufs neue warfen sie die Jünger ins Gefängnis, indem sie hofften, daß die Aufregung unter dem Volke sich legen würde. Satan und seine Engel frohlockten; aber die Engel Gottes öffneten die Tür des Gefängnisses, und gerade dem Befehle der Priester und Obersten entgegen, sagten sie den Jüngern: "Gehet hin und tretet auf und redet im Tempel alle Worte dieses Lebens." EG 185 2 Der Hohe Rat versammelte sich und sandte hin zum Gefängnis, sie zu holen. Die Diener schlossen die Tür des Gefängnisses auf, fanden aber diejenigen, die sie suchten, nicht darin. Sie kehrten wieder zu den Priestern und Obersten zurück und sagten: "Das Gefängnis fanden wir verschlossen mit allem Fleiß, und die Hüter außenstehend vor den Türen; aber da wir auftaten, fanden wir niemand drinnen." Da kam einer, der verkündigte ihnen: "Siehe, die Männer, die ihr ins Gefängnis geworfen habt, sind im Tempel, stehen und lehren das Volk." Da ging hin der Hauptmann mit den Dienern und holten sie, nicht mit Gewalt; denn sie fürchteten sich vor dem Volk, daß sie nicht gesteinigt würden; und als sie sie brachten, stellten sie sie vor den Rat. Und der Hohepriester fragte sie und sprach: "Haben wir euch nicht mit Ernst geboten, daß ihr nicht sollet lehren in diesem Namen? und sehet, ihr habt Jerusalem erfüllt mit eurer Lehre, und wollt dieses Menschen Blut über uns führen." EG 186 3 Jene jüdischen Leiter waren Heuchler; sie liebten das Lob der Menschen mehr denn Gott. Ihre Herzen waren so verhärtet worden, daß sogar die mächtigsten Werke, die die Apostel wirkten, sie nur in Aufregung versetzten. Sie wußten, daß, wenn die Jünger Jesum, seine Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt predigten, dies nur mehr Schuld auf sie als seine Mörder werfen würde. Sie waren nicht so willig, das Blut Christi auf sich kommen zu lassen, als damals, da sie in ihrem Eifer ausriefen: "Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder." EG 186 1 Die Apostel erklärten mutig, daß sie Gott mehr gehorchen müßten, denn den Menschen. Petrus sagte: "Der Gott unserer Väter hat Jesum auferweckt, welchen ihr erwürgt habt und an das Holz gehängt. Den hat Gott durch seine rechte Hand erhöhet zu einem Fürsten und Heiland, zu geben Israel Buße und Vergebung der Sünden. Und wir sind seine Zeugen über diese Worte, und der Heilige Geist, welchen Gott gegeben hat denen, die ihm gehorchen." Als jene Mörder diese furchtlos gesprochenen Worte vernahmen, wurden sie zornig und beschlossen, ihre Hände abermals mit Blut zu beflecken und die Apostel zu töten. Dies beratschlagten sie, als ein Engel Gottes auf das Herz Gamaliels einwirkte, den Priestern und Obersten den Rat zu geben: "Lasset ab von diesen Menschen und lasset sie fahren! Ist der Rat oder das Werk aus den Menschen, so wird's untergehen; ist's aber aus Gott, so könnet ihr's nicht dämpfen; auf daß ihr nicht erfunden werdet, als die wider Gott streiten wollen." Böse Engel suchten die Obersten und Priester zu bewegen, die Apostel zu töten; aber Gott sandte seinen Engel, dies zu verhindern, indem er unter den jüdischen Anführern selbst eine Stimme erweckte, die zugunsten seiner Knechte redete. Das Werk der Apostel war noch nicht beendet. Sie sollten noch vor Könige gebracht werden, um von dem Namen Jesu und von den Dingen, die sie gesehen und gehört hatten, zu zeugen. EG 186 2 Die Priester ließen unwillig ihre Gefangenen wieder gehen, nachdem sie sie gestäubt und ihnen befohlen hatten, nicht mehr in dem Namen Jesu zu reden. "Sie gingen aber fröhlich von des Rats Angesichte, daß sie würdig gewesen waren, um seines Namens willen Schmach zu leiden." Also wuchs das Wort Gottes und nahm zu. Die Jünger zeugten mutig von den Dingen, die sie gesehen und gehört hatten, und im Namen Jesu wirkten sie große Wunder. Furchtlos erklärten sie diejenigen des Blutes Jesu schuldig, die so bereit gewesen waren, es auf sich zu nehmen, als sie Gewalt über den Sohn Gottes hatten. EG 187 1 Ich sah, daß die Engel Gottes beauftragt waren, die heiligen, wichtigen Wahrheiten, welche den Jüngern Christi durch alle Generationen hindurch als Anker dienen sollten, sorgfältig zu bewahren. Der Heilige Geist ruhte in besonderem Maße auf den Jüngern, die Zeugen von der Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt des Herrn -- wichtige Wahrheiten, welche die Hoffnung Israels sein sollten -- gewesen waren. Alle sollten auf den Heiland der Welt als ihre einzige Hoffnung blicken und auf dem Wege wandeln, den er durch das Opfer seines eigenen Lebens gebahnt hatte; sie sollten Gottes Gesetz halten und leben. Ich sah die Weisheit und die Güte Jesu, indem er den Jüngern Kraft verlieh, dasselbe Werk fortzusetzen, für welches er von den Juden gehaßt und getötet worden war. In seinem Namen hatten sie Macht über die Werke Satans. Strahlen des Lichts und der Herrlichkeit waren über die Zeit des Todes und der Auferstehung Jesu ausgegossen, wodurch die heilige Wahrheit, daß Jesus der Heiland der Welt ist, verewigt wurde. ------------------------Kapitel 13: Der Tod des Stephanus EG 187 2 Die Zahl der Jünger in Jerusalem wuchs schnell, und viele Priester waren dem Glauben gehorsam. Stephanus, voll Glaubens, tat Wunder und große Zeichen unter dem Volke. Die jüdischen Obersten wurden noch zu größerem Zorne erregt, als sie sahen, wie sogar Priester sich von ihren Satzungen und Opfern wandten und Jesum als das große Opfer annahmen. Mit Kraft von oben tadelte Stephanus die ungläubigen Priester und Ältesten und erhöhte Jesum vor ihnen. Sie konnten der Weisheit und der Kraft, womit er redete, nicht widerstehen, und da sie sahen, daß sie nichts auszurichten vermochten, bestachen sie Männer, fälschlich zu schwören, daß sie ihn Lästerworte hätten reden hören wider Moses und Gott. Sie machten einen Aufruhr unter dem Wolke, nahmen Stephanus gefangen und beschuldigten ihn durch falsche Zeugen, daß er wider die heilige Stätte und das Gesetz geredet hätte. Sie behaupteten, daß sie ihn selber hätten sagen hören, daß dieser Jesus von Nazareth die Sitten ändern würde, die Moses gegeben habe. EG 188 1 Als Stephanus vor den Richtern stand, ruhte die Herrlichkeit Gottes auf seinem Angesicht. "Und sie sahen auf ihn alle, die im Rat saßen, und sahen sein Angesicht wie eines Engels Angesicht." Als man ihn aufforderte, auf die Beschuldigungen, die gegen ihn vorgebracht wurden, zu antworten, fing er bei Mose und den Propheten an, wiederholte die Geschichte der Kinder Israel und das Verfahren Gottes mit ihnen, und zeigte, wie Christus in der Prophezeiung angekündigt worden sei. Er wies auf die Geschichte des Tempels hin und sagte, daß Gott nicht in Tempeln von Händen gemacht wohne. Die Juden verehrten den Tempel und wurden mit größerem Zorne erregt, wenn etwas gegen dies Gebäude gesagt wurde, als wenn gegen Gott geredet wurde. Als Stephanus von Christo sprach und auf den Tempel hinwies, bemerkte er, daß das Volk seine Worte verwarf, und furchtlos tadelte er sie: "Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herzen und Ohren, ihr widerstrebet allezeit dem heiligen Geist." Während sie auf die äußeren Formen ihrer Religion achteten, waren ihre Herzen verderbt und voll tödlichen Übels. Er wies sie auf die Grausamkeit ihrer Väter hin, wie dieselben die Propheten verfolgten, und erklärte, daß diejenigen, die er jetzt anredete, eine noch größere Sünde begangen hätten, indem sie Christum verworfen und gekreuzigt hätten. "Welchen Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben getötet, die da zuvor verkündigten die Zukunft dieses Gerechten, dessen Verräter und Mörder ihr nun geworden seid." EG 189 1 Als diese deutlichen, schneidenden Wahrheiten gesprochen wurden, wurden die Priester und Ältesten sehr erbost, stürmten auf ihn ein und bissen ihre Zähne zusammen. Aber er sah voll Heiligen Geistes auf gen Himmel und sah die Herrlichkeit Gottes und sagte: "Siehe, ich sehe den Himmel offen und des Menschen Sohn zur Rechten Gottes stehen." Das Volk wollte ihn nicht hören. "Sie schrieen aber laut und hielten ihre Ohren zu und stürmten einmütig auf ihn ein, stießen ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn." Er aber kniete nieder und schrie laut: "Herr, behalte ihnen diese Sünde nicht." EG 189 2 Ich sah, daß Stephanus ein mächtiger Mann Gottes war, besonders dazu ausersehen, eine wichtige Stellung in der Gemeinde zu bekleiden. Satan frohlockte über seinen Tod, denn er wußte, daß die Jünger den Verlust schmerzlich empfinden würden. Aber der Triumph Satans war nur kurz, denn in jener Menge, die Zeuge von dem Tode des Stephanus war, befand sich einer, dem Jesus sich selbst offenbaren wollte. Saulus beteiligte sich nicht an der Steinigung des Stephanus, willigte jedoch in seinen Tod ein. Er war eifrig, die Gemeinde Gottes zu verfolgen, indem er sie aufsuchte, sie in ihren Häusern ergriff und denjenigen auslieferte, welche sie töteten. Saulus war ein begabter, talentvoller Mann; durch seinen Eifer auf seine Studien war er bei den Juden hoch angesehen, während er von vielen der Jünger Christi gefürchtet wurde. Seine Gaben wurden von Satan erfolgreich benutzt, seine Empörung gegen den Sohn Gottes und diejenigen, die an ihn glaubten, auszuführen. Aber Gott kann die Kraft des großen Feindes brechen und die von ihm gefangen sind, befreien. Christus hatte Saulus als ein "auserwähltes Rüstzeug" erwählt, seinen Namen zu predigen, seine Jünger in ihrer Arbeit zu stärken und den Platz des Stephanus völlig auszufüllen. ------------------------Kapitel 14: Die Bekehrung des Saulus EG 190 1 Als Saulus sich auf der Reise nach Damaskus befand mit Briefen, die ihm die Macht gaben, Männer und Frauen, die Jesum predigten, gebunden nach Jerusalem zu führen, umgaben ihn frohlockend böse Engel. Aber plötzlich umleuchtete ihn ein Licht vom Himmel, welches die bösen Engel verscheuchte und ihn zur Erde warf. Er hörte eine Stimme, die sagte: "Saul, Saul, warum verfolgst du mich?" Saul fragte: "Herr, wer bist du?" Der Herr sprach: "Ich bin Jesus, den du verfolgst. Es wird dir schwer werden, wider den Stachel zu löcken." Mit Zittern und Zagen fragte Saul: "Herr, was willst du, das ich tun soll?" Und der Herr sprach: "Stehe auf und gehe in die Stadt; da wird man dir sagen, was du tun sollst." EG 190 2 Die Männer, die mit ihm waren, standen und waren erstarrt, denn sie hörten die Stimme und sahen niemand. Als das Licht verschwunden war und Saulus sich von der Erde aufrichtete, fand er, daß er des Augenlichtes ganz beraubt war. Die Herrlichkeit des himmlischen Lichtes hatte ihn geblendet. Sie nahmen ihn bei der Hand und führten ihn gen Damaskus, wo er drei Tage nicht sehend war und weder aß noch trank. Der Herr aber sandte seinen Engel zu einem Manne, den Saulus gerade gefangen nehmen wollte, und sagte ihm in einem Gesichte, daß er in die Gasse gehen sollte, die da heißt, "die gerade", und in dem Hause des Judas nach einem namens Saul von Tarsus fragen sollte; "denn siehe, er betet, und hat gesehen im Gesicht einen Mann mit Namen Ananias zu ihm hineinkommen und die Hand auf ihn legen, daß er wieder sehend werde". Ananias fürchtete sich, daß in der Sache etwas verkehrt sei, und fing an, dem Herrn zu erzählen, was er von Saulus gehört habe. Aber der Herr sprach zu Ananias: "Gehe hin, denn dieser ist mir ein auserwähltes Rüstzeug, daß er meinen Namen trage vor den Heiden und vor den Königen und vor den Kindern Israel. Ich will ihm zeigen, wieviel er leiden muß um meines Namens willen." Ananias folgte den Anweisungen des Herrn "und kam in das Haus und legte die Hände auf ihn und sprach: Lieber Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt (der dir erschienen ist auf dem Wege, da du herkamst), daß du wieder sehend und mit dem Heiligen Geiste erfüllt werdest." EG 191 1 Sofort erhielt Saulus das Augenlicht wieder, stand auf und ließ sich taufen. Alsdann predigte er in den Schulen das Christus wahrhaftig Gottes Sohn sei. Alle, die ihn hörten, entsetzten sich und sprachen: "Ist das nicht, der zu Jerusalem verstörte, die diesen Namen anrufen, und darum hergekommen, daß er sie gebunden führe zu den Hohenpriestern?" Saulus ward aber immer mächtiger und trieb die Juden in die Enge. Jetzt befanden sie sich aufs neue in Schwierigkeiten. Alle wußten, wie sehr Saulus gegen Christum gewesen war und wie eifrig er sich bemüht hatte, alle, die an diesen Namen glaubten, aufzusuchen und sie dem Tode zu überliefern. Seine wunderbare Bekehrung überzeugte viele, daß Jesus der Sohn Gottes war. Saulus berichtete seine Erfahrung in der Kraft des Heiligen Geistes. Er verfolgte zum Tode, und wollte gefangen nehmen, sowohl Männer als auch Frauen, als plötzlich, da er sich auf der Reise nach Damaskus befand, ein himmlisches Licht ihn umleuchtete, und Jesus sich ihm selbst offenbarte und ihm zeigte, daß er der Sohn Gottes sei. EG 191 2 Indem Saulus so mutig Jesum predigte, übte er einen mächtigen Einfluß aus. Er kannte die Schrift, und nach seiner Bekehrung fiel ein göttliches Licht auf die Prophezeiungen betreffs Jesu, wodurch er befähigt wurde, die Wahrheit klar und freudig darzustellen und jede Verfälschung der Heiligen Schrift aufzudecken. Da der Geist Gottes auf ihm ruhte, konnte er seine Zuhörer auf eine deutliche und nachdrückliche Weise durch die Prophezeiungen bis zur Zeit des ersten Kommens Christi führen und ihnen zeigen, daß die Stellen, die auf seine Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung Bezug nahmen, sich bereits erfüllt hätten. ------------------------Kapitel 15: Die Juden beschließen, Paulus zu töten EG 192 1 Als die Hohenpriester und Obersten den Erfolg der Erfahrungen des Paulus wahrnahmen, wurden sie mit Haß gegen ihn erfüllt. Sie bemerkten, daß er mutig Jesum verkündete und in seinem Namen Wunder vollzog; das große Mengen ihn lauschten, sich von ihren Aufsätzen wandten und die jüdischen Obersten als die Mörder des Sohnes Gottes betrachteten. Ihr Ärger wurde aufs höchste erregt, und sie versammelten sich, um zu beraten, was wohl am besten zu tun sei, diese Aufregung unter dem Volke zu dämpfen. Sie kamen dahin überein, daß der sicherste Weg der sei, Paulus zu töten. Aber Gott kannte ihre Absichten, und Engel wurden beauftragt, Paulus zu beschützen, auf daß er leben möchte, um seine Mission zu vollenden. EG 192 2 Von Satan dazu angeregt, bewachten die Juden die Tore von Damaskus Tag und Nacht, damit, wenn Paulus passieren würde, sie ihn sofort töten könnten. Aber Paulus war benachrichtigt worden, daß die Juden ihm nach dem Leben trachteten, und die Jünger ließen ihn in einem Korbe des Nachts an der Mauer herunter. Über diesen Fehlschlag ihres Planes waren die Juden beschämt und ungehalten, und Satans Absicht war wieder vereitelt. EG 193 1 Nach diesem ging Paulus nach Jerusalem, um sich den Jüngern anzuschließen. Sie fürchteten sich aber alle vor ihm und konnten nicht glauben, daß er ein Jünger sei. Die Juden hatten ihm in Damaskus nach dem Leben getrachtet, und seine eigenen Brüder wollten ihn nicht annehmen; aber Barnabas nahm ihn zu sich, führte ihn zu den Aposteln und sagte ihnen, daß er den Herrn auf dem Wege gesehen und daß er mit Eifer den Namen Jesu zu Damaskus gepredigt hätte. EG 193 2 Aber der Satan wirkte an den Herzen der Juden, Paulus umzubringen, und Jesus befahl ihm, Jerusalem zu verlassen. In der Begleitung von Barnabas ging er in andere Städte, verkündigte Jesum und wirkte Wunder, und viele bekehrten sich. Als ein Mann geheilt wurde, der immer lahm gewesen war, wollte das Volk, das Götzen anbetete, den Jüngern opfern. Paulus war hierüber betrübt und sagte ihnen, daß er und seine Mitarbeiter nur Menschen seien, und daß der Gott, der den Himmel und die Erde, das Meer und alles, was darinnen ist, geschaffen habe, allein angebetet werden müsse. Auf diese Weise pries Paulus Gott unter dem Volke; aber er konnte es kaum von seinem Vorhaben abhalten. Der erste Begriff vom Glauben an den wahren Gott und von der Anbetung und Ehre, die ihm gebühren, ging in ihnen auf; aber indem sie Paulus lauschten, wirkte Satan auf ungläubige Juden von anderen Städten ein, daß sie Paulus verfolgten und das gute Werk, welches er ausführte zerstörten. Diese Juden erregten die Gemüter jener Götzendiener durch falsche Gerüchte gegen Paulus. Die Bewunderung der Leute verwandelte sich jetzt in Haß, und diejenigen, die vor kurzem bereit waren, die Jünger anzubeten; steinigten Paulus, schleiften ihn zur Stadt hinaus und meinten, daß er tot sei, aber als die Jünger um Paulus versammelt waren und ihn beklagten, stand er zu ihrer Freude auf und ging mit ihnen in die Stadt. EG 193 3 Als Paulus und Silas wiederum Jesum predigten, folgte ihnen eine gewisse Magd, die einen Wahrsagergeist hatte, schrie und sprach: "Diese Menschen sind Knechte Gottes, des Allerhöchsten, die euch den Weg zur Seligkeit verkündigen." So folgte sie den Jüngern mehrere Tage. Es tat aber Paulus weh, denn dies Schreien hinter ihnen lenkte die Gemüter des Volkes von der Wahrheit ab. Der Zweck Satans, indem er sie veranlaßte, dies zu tun, war, einen Widerwillen im Volke zu erreichen und den Einfluß der Jünger zu vernichten. Paulus war sehr betrübt, und er wandte sich um und sprach zu dem Geiste: "Ich gebiete dir in dem Namen Jesu Christi, daß du von ihr ausfahrest." Und der böse Geist fuhr aus zu derselben Stunde. EG 194 1 Ihren Herren gefiel es, daß sie den Jüngern nachrief; aber als der böse Geist sie verließ und sie in ihr eine demütige Nachfolgerin Jesu sahen, wurden sie aufgebracht. Sie hatten viel Geld durch ihr Wahrsagen gesammelt, und jetzt war die Hoffnung ihres Gewinnes dahin. Satan hatte seinen Zweck verfehlt; aber seine Diener ergriffen Paulus und Silas, zogen sie auf den Markt vor die Obersten und führten sie zu den Hauptleuten und sprachen: "Diese Menschen machen unsere Stadt irre; sie sind Juden." Und das Volk wurde erregt wider sie, und die Hauptleute ließen ihnen die Kleider abreißen und hießen sie stäupen. Nachdem sie sie ordentlich gestäupt hatten, warfen sie sie ins Gefängnis und geboten dem Kerkermeister, daß er sie wohl verwahrte. Dieser, da er ein solches Gebot empfangen hatte, warf sie ins innerste Gefängnis und legte ihre Füße in den Stock. Aber die Engel Gottes begleiteten sie ins Gefängnis und führten es so, daß ihre Gefangenschaft zur Ehre Gottes gereichte und dem Volke zeigte, daß Gott mit dem Werke und seinen auserwählten Dienern war. EG 194 2 Um Mitternacht beteten Paulus und Silas und lobten Gott. Plötzlich wurde ein großes Erdbeben, das die Grundfesten des Gefängnisses bewegte, und ich sah, daß der Engel Gottes sofort alle Banden löste. Als der Kerkermeister erwachte und die Türen des Gefängnisses aufgetan sah, erschrak er. Er meinte, die Gefangenen seien alle entflohen und er würde jetzt mit dem Tode bestraft werden. Aber als er gerade sein Schwert zog um sich zu erwürgen, rief Paulus mit lauter Stimme: "Tu dir nichts Übles, denn wir sind alle hier." EG 195 1 Die offenbarte Kraft Gottes überführte den Kerkermeister. Er forderte ein Licht, sprang hinein, zitterte und fiel Paulus und Silas zu Füßen, führte sie heraus und sprach: "Liebe Herren, was soll ich tun, daß ich selig werde?" Und sie sagten: "Glaube an den Herrn Jesum Christum, so wirst du und dein Haus selig." Dann versammelte der Kerkermeister sein ganzes Haus und Paulus verkündete ihnen Jesum. Also wurde das Herz des Kerkermeisters mit denen seiner Brüder verbunden, er wusch ihnen die Striemen ab, und er und sein ganzes Haus wurden in jener Nacht getauft. Er gab ihnen alsdann zu essen und freute sich mit seinem ganzen Hause, daß er an Gott gläubig geworden war. EG 195 2 Diese wunderbare Nachricht von der Offenbarung der Kraft Gottes, indem die Türen des Gefängnisses geöffnet und der Kerkermeister mit seinem ganzen Hause bekehrt wurde, verbreitete sich schnell. Die Obersten vernahmen es und fürchteten sich; sie sandten zu dem Kerkermeister und befahlen ihm, Paulus und Silas gehen zu lassen. Aber Paulus wollte das Gefängnis nicht heimlich verlassen, er wollte nicht, daß die Offenbarung der Kraft Gottes verborgen bleiben sollte. Er sagte deshalb zu ihnen: "Sie haben uns ohne Recht und Urteil öffentlich gestäupt, die wir doch Römer sind, und in das Gefängnis geworfen, und sollten uns nun heimlich ausstoßen? Nicht also, sondern lasset sie selbst kommen und uns hinausführen." Als dies den Hauptleuten angekündigt und es bekannt wurde, daß die Apostel Römer waren, entsetzten sie sich aus Furcht, daß sie bei dem Kaiser ihres ungerechten Verfahrens wegen angeklagt würden. Sie kamen und redeten ihnen zu, führten sie heraus und baten sie, daß sie aus der Stadt auszögen. ------------------------Kapitel 16: Paulus besucht Jerusalem EG 196 1 Nach seiner Bekehrung besuchte Paulus Jerusalem und predigte dort Jesum und die Wunder seine Gnade. Er erzählte seine wunderbare Bekehrung, was die Priester und Schriftgelehrten so in Zorn versetzte, daß sie ihm nach dem Leben trachteten. Aber Jesus erschien ihm zu seiner Errettung in einem Gesichte, während er betete, und sprach zu ihm: "Eile und mache dich behend von Jerusalem hinaus; denn sie werden nicht aufnehmen dein Zeugnis von mir." Paulus antwortete: "Herr, sie wissen selbst, daß ich gefangen legte und stäupte die, so an dich glaubten, in den Schulen hin und wieder; und da das Blut des Stephanus, deines Zeugen, vergossen war, stand ich auch dabei und hatte Wohlgefallen an seinem Tode, und verwahrte denen die Kleider, die ihn töteten." Paulus hatte gedacht, daß die Juden zu Jerusalem seinem Zeugnis nicht widerstehen könnten und sie einsehen würden, daß der große Wechsel in ihm nur durch die Macht Gottes hervorgebracht sein könne. Aber die Antwort war noch bestimmter als vorher: "Gehe hin, denn ich will dich ferne unter die Heiden senden." Während Pauli Abwesenheit von Jerusalem schrieb er viele Briefe nach verschiedenen Orten, erzählte seine Erfahrungen und legte ein mächtiges Zeugnis ab. Aber manche bestrebten sich, den Einfluß dieser Briefe zu vernichten. Sie mußten zugeben, daß diese Briefe wichtig und kräftig waren, erklärten aber, daß seine leibliche Gegenwart schwach und seine Rede wertlos sei. EG 196 2 Die Tatsache war jedoch, daß Paulus ein Mann von großer Gelehrsamkeit war, daß seine Weisheit und sein Benehmen die Hörer entzückten. Gelehrte Männer freuten sich seiner Erkenntis, und viele glaubten an Jesum. Wenn er vor Königen und Versammlungen stand, konnte er eine solche Beredsamkeit entfalten, daß er alle Zuhörer förmlich bezauberte. Dies versetzte die Priester und Obersten in große Wut. Paulus konnte leicht das Volk in die erhabensten Gedanken einführen, ihnen den Reichtum der Gnade Gottes und die beseligende Liebe Christi schildern. Dann konnte er wiederum in aller Einfachheit zu dem Verständnis des gemeinsamen Volkes herabsteigen und in der wirkungsvollsten Weise seine Erfahrung erzählen, was den brennenden Wunsch in ihnen erregte, auch Christi Jünger zu werden. EG 197 1 Abermals erschien der Herr dem Paulus und offenbarte ihm, daß er hinauf nach Jerusalem gehen müsse, daß er daselbst gebunden werde und um seines Namens willen leiden würde. Obgleich er lange Zeit hindurch ein Gefangener war, so tat doch der Herr sein besonderes Werk durch ihn. Seine Bande waren das Mittel, die Erkenntnis Christi zu verbreiten und Gott zu verherrlichen. Da er zu seinem Verhör von Stadt zu Stadt gesandt wurde, wurde sein Zeugnis von Jesus und die interessanten Ereignisse seiner eigenen Bekehrung vor Königen und Stadthaltern erzählt, auf daß sie betreffs Jesu ohne Entschuldigung sein möchten. Tausende glaubten an ihn und freuten sich in seinem Namen. Ich sah, daß Gottes besondere Absicht durch die Reise Pauli auf der See erfüllt wurde. Er hatte beabsichtigt, daß die Schiffsmannschaft Zeuge von der Macht Gottes durch Paulus sein sollte, daß die Heiden auf diese Weise von dem Namen Jesu hören und viele durch die Lehren Pauli und durch die Wunder, die er vollbrachte, bekehrt werden sollten. Könige und Stadthalter waren von seinen Vorträgen entzückt, und als er mit Eifer und in der Macht des Heiligen Geistes Jesum predigte und wichtige Begebenheiten seiner Erfahrung erzählte, wurden sie von der Überzeugung erfaßt, daß Jesus der Sohn Gottes sei. Während manche mit Erstaunen den Worten Pauli lauschten, rief einer aus: "Es fehlt nicht viel, du überredest mich, daß ich ein Christ würde." Doch die meisten von denen, die ihn hörten, dachten, daß sie späterhin erwägen wollten, was sie gehört hatten. Satan nahm den Vorteil des Aufschubs wahr, und da sie die Gelegenheit versäumten, als ihre Herzen weich waren, war sie für immer dahin. Ihre Herzen wurden wieder verhärtet. EG 198 1 Es wurde mir gezeigt, daß das Werk Satans erstens darin bestand, die Augen der Juden zu verblenden, damit sie Jesum nicht als ihren Heiland annehmen würden, und dann darin, daß er sie veranlaßte, aus Neid über seine mächtigen Taten sein Leben zu fordern. Satan fuhr in einen von Christi eigenen Nachfolgern und trieb ihn an, Christum in die Hände seiner Feinde zu verraten, damit sie den Herrn des Lebens und der Herrlichkeit kreuzigen möchten. EG 198 2 Nachdem Jesus von den Toten auferstanden war, häuften die Juden Sünde auf Sünde, indem sie die römische Wache bestachen, eine Lüge zu verbreiten, um die Tatsache seiner Auferstehung zu verbergen. Aber die Auferstehung Christi ist durch die gleichzeitige Auferstehung einer Menge von Zeugen doppelt sicher. Nach seiner Auferstehung erschien Jesus seinen Jüngern und dann über 500 Brüdern auf einmal, während diejenigen, die er mit sich gebracht hatte, vielen erschienen und es bestätigten, daß Jesus auferstanden war. EG 198 3 Satan hatte die Juden dazu gebracht, sich gegen Gott zu empören, indem sie sich weigerten, seinen Sohn anzunehmen und ihre Hände mit seinem teuren Blute beflecken. Ohne Rücksicht darauf, wie kräftig der Beweis war, der vorgebracht wurde, daß Jesus der Sohn Gottes, der Erlöser der Welt sei, töteten sie ihn und wollten keinen Beweis zu seinem Gunsten annehmen. Ihre einzige Hoffnung und ihr Trost bestanden gleich derjenigen Satans nach seinem Fall darin, daß sie versuchten, über den Sohn Gottes die Oberhand zu gewinnen. Sie setzten deshalb ihre Empörung fort, indem sie die Jünger Christi verfolgten und dem Tode überlieferten. Nichts klang ihren Ohren so hart als der Name Jesu, den sie gekreuzigt hatten; und sie waren nicht zu bewegen, einen Beweis zu seinen Gunsten anzuhören. Als der Heilige Geist durch Stephanus den mächtigen Beweis erbrachte, daß Christus der Sohn Gottes sei, hielten sie ihre Ohren zu, damit sie nicht überzeugt werden möchten. Satan hatte die Mörder Jesu ganz in seiner Gewalt. Durch ihre bösen Werke hatten sie sich selbst zu seinen willigen Werkzeugen gemacht, und er war durch sie an der Arbeit, die an Christum Gläubigen zu beunruhigen und zu plagen. Er hetzte durch die Juden die Heiden gegen Jesum und seine Nachfolger auf. Aber Gott sandte seine Engel, um die Jünger für ihr Werk zu stärken, damit sie von dem, was sie gesehen und gehört hätten, zeugen und zuletzt durch ihre Standhaftigkeit ihr Zeugnis mit ihrem Blute besiegeln könnten. EG 199 1 Satan freute sich, daß die Juden sicher in seinen Schlingen waren. Sie setzten noch ihre nutzlosen Gebräuche, ihre Opfer und Satzungen fort. Als Jesus am Kreuze hing und ausrief: "Es ist vollbracht", da riß der Vorhang des Tempels mitten entzwei, um zu zeigen, daß Gott nicht länger mit den Priestern im Tempel sein würde, um ihre Opfer und Verordnungen anzunehmen, und daß die trennende Mauer zwischen Juden und Heiden wieder gerissen sei. Jesus hatte durch sich selbst ein Opfer für beide gebracht, und beide mußten an ihn, als das einzige Opfer für die Sünde, den Heiland der Welt glauben, wenn sie gerettet werden wollten. EG 199 2 Als ein Soldat die Seite Jesu öffnete, während er am Kreuze hing, kamen zwei besondere Ströme heraus, der eine von Blut der andere von Wasser. Das Blut sollte die Sünden derjenigen wegwaschen, die an seinen Namen glauben würden, und das Wasser stellte das lebendige Wasser da, welches von Jesu kommt und denen Leben gibt, die an ihn glauben. ------------------------Kapitel 17: Der große Abfall EG 200 1 Ich wurde in die Zeit versetzt, wo heidnische Götzendiener die Christen grausam verfolgten und töteten. Das Blut floß in Strömen. Die Edlen, die Gelehrten und das gewöhnliche Volk wurden ohne Gnade erschlagen. Reiche Familien wurden arm gemacht, weil sie ihre Religion nicht aufgeben wollten. Aber trotz der Verfolgungen und der Leiden, welche die Christen erduldeten, wollten sie ihren Standpunkt nicht aufgeben. Sie hielten ihre Religion rein. Ich sah, daß Satan über ihre Leiden triumphierte. Aber Gott schaute mit großem Beifall auf seine treuen Märtyrer. Die Christen, welche in dieser gefahrvollen Zeit lebten, liebte er sehr, weil sie willig waren, um seinetwillen zu leiden. Jedes Leid, das sie erduldeten, vermehrte ihren Lohn im Himmel. EG 200 2 Aber obgleich Satan sich über die Leiden der Heiligen freute, war er doch nicht zufrieden. Er wollte ebenso sehr den Verstand wie auch den Körper beherrschen. Die Leiden, welche sie erduldeten, trieben sie nur näher zu dem Herrn, führten sie dazu, sich untereinander zu lieben und bewirkten, daß sie sich mehr denn je fürchteten, den Herrn zu betrüben. Satan wollte gerne, daß sie sich das Mißfallen Gottes zuziehen sollten; dann würden sie ihre Stärke, ihren Mut und ihre Festigkeit verlieren. Obgleich Tausende erschlagen wurden, so standen andere auf, um ihre Stelle einzunehmen. Satan sah, daß er seine Untertanen verlor, denn obgleich sie Verfolgung und Tod erlitten, so hatten sie doch die Versicherung Jesu Christi, daß sie Untertanen seines Reiches seien. Satan legte deshalb seine Pläne, um erfolgreicher gegen die Herrschaft Gottes zu wirken und die Gemeinde zu überwinden. Er veranlaßte die heidnischen Götzendiener, einen Teil des christlichen Glaubens anzunehmen. Sie bekannten, an die Kreuzigung und Auferstehung Christi zu glauben, und beabsichtigten, sich mit den Nachfolgern Jesu ohne Veränderung des Herzens zu vereinigen. O, welch schreckliche Gefahr für die Gemeinde! Es war eine Zeit geistiger Angst. Manche dachten, wenn sie nachgeben und sich mit diesen Götzendienern, die einen Teil des christlichen Glaubens angenommen hatten, vereinigen würden, so könnte dies das Mittel zu ihrer völligen Bekehrung werden. Satan suchte die Lehren der Bibel zu verdrehen. EG 201 1 Ich sah, daß schließlich der christliche Standpunkt erniedrigt wurde und die Heiden sich mit den Christen vereinigten. Obgleich diese Götzenanbeter vorgaben, bekehrt zu sein, so brachten sie doch ihren Götzendienst mit in die Gemeinde, sie änderten nur die Gegenstände ihrer Anbetung in Bilder der Heiligen, ja, selbst in solche von Jesu und Maria, seiner Mutter, um. In dem Maße, wie sich die Nachfolger Christi mit ihnen vereinigten, wurde die christliche Religion verderbt, und die Gemeinde verlor ihre Reinheit und Kraft. Manche weigerten sich, sich mit ihnen zu vereinigen; diese bewahrten ihre Reinheit und dienten Gott allein. Sie wollten sich nicht vor irgendeinem Bilde beugen, weder das in dem Himmel oben, noch auf der Erde unten war. EG 201 2 Satan frohlockte über den Fall so vieler; dann reizte er die gefallene Kirche auf, diejenigen, welche die Reinheit ihrer Religion bewahren wollten, zu zwingen, entweder ihre Zeremonien anzunehmen und die Bilder anzubeten, oder getötet zu werden. Das Feuer der Verfolgung war wieder gegen die wahre Gemeinde Christi entzündet, und Millionen wurden ohne Gnade geschlachtet. EG 201 3 Dies wurde mir in folgender Weise vorgeführt: Eine große Schar heidnischer Götzendiener trug ein schwarzes Banner, auf welchem Bilder der Sonne, des Mondes und der Sterne waren. Diese Schar schien sehr heftig und zornig zu sein. Dann wurde mir eine andere Schar gezeigt, welche ein reines weißes Banner trug, auf welchem geschrieben stand: "Reinheit und Heiligkeit dem Herrn!" Ihre Angesichter trugen den Ausdruck der Festigkeit und himmlischer Ergebung. Ich sah die heidnischen Götzendiener sich ihnen nähern, und es fand ein großes Blutvergießen statt. Die Christen schmolzen vor ihnen zusammen; doch schloß die Christenschar desto dichter zusammen und hielt das Banner nur fester. So viele auch fielen, es sammelten sich andere um das Banner und füllten ihre Plätze aus. EG 202 1 Ich sah die Schar der Götzendiener sich zusammen beraten. Da sie die Christen nicht unterwerfen konnten, verabredeten sie einen anderen Plan. Ich sah, daß sie ihr Banner niederließen und sich dann der festgeschlossenen Christenschar näherten und ihnen Vorschläge machten. Zuerst wurden ihre Vorschläge gänzlich abgelehnt, dann sah ich die Christenschar sich zusammen beraten. Manche sagten, daß sie ihr Banner auch niederlassen, die Vorschläge annehmen und ihr Leben retten wollten; schließlich könnten sie wieder Kraft erlangen und ihr Banner unter den Heiden hochheben. Einige indessen wollten diesem Plan nicht zustimmen, sondern waren fest entschlossen, lieber zu sterben und ihr Banner hochzuhalten, als es zu senken. Dann sah ich viele ihr Banner niederlassen und sich mit den Heiden vereinigen; aber die Festen und Standhaften ergriffen es wieder und hielten es hoch. Ich sah, daß fortwährend einzelne die Schar derjenigen verließen, die das weiße Banner trugen und sich mit den Götzendienern unter dem schwarzen Banner vereinigten, um diejenigen zu verfolgen, die das weiße trugen. Viele wurden erschlagen; doch wurde das weiße Banner hochgehalten, und es standen immer einzelne auf, die sich darum sammelten. EG 202 2 Die Juden, welche zuerst den Zorn der Heiden gegen Jesum erregten, entkamen nicht ungestraft, als Pilatus in dem Gerichtssaal zögerte, Jesum zu verdammen, schrieen die rasenden Juden: "Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder." Die jüdische Nation hat die Erfüllung dieses schrecklichen Fluches, den sie auf ihr eigenes Haupt herabrief, erfahren. Die Heiden und sogenannten Christen waren ihre Feinde. Solche bekenntlichen Christen dachten in ihrem Eifer für Christum, den die Juden gekreuzigt hatten, daß, je mehr Leiden sie über diese bringen würden, desto wohlgefälliger sei es Gott. Es wurden deshalb viele der ungläubigen Juden getötet, während andere von Ort zu Ort getrieben und auf jede Art und Weise gequält wurden. EG 203 1 Das Blut Christi und seiner Jünger, die sie dem Tode überliefert hatten, kam über sie, und sie wurden mit schrecklichen Gerichten heimgesucht. Der Fluch Gottes verfolgte sie, und sie wurden den Heiden und den Christen zu einem Sprichwort und zur Verachtung. Sie wurden entehrt, gemieden und gehaßt, als ob ihnen das Kainszeichen aufgedrückt wäre. Doch ich sah, daß Gott dies Volk wunderbar erhalten und es über die ganze Welt zerstreut hat, auf daß man an ihm sehen möge, wie es besonders von dem Fluch Gottes heimgesucht ist. Ich sah, daß Gott die Juden als eine Nation verworfen hat; daß aber doch einzelne unter ihnen sich bekehren und imstande sein werden, die Decke von ihren Herzen wegzuziehen und zu erkennen, daß sich die Prophezeiung betreffs ihres Volkes erfüllt hat. Sie werden Jesum als den Heiland der Welt annehmen und die große Sünde ihrer Nation sehen, indem sie ihn kreuzigte und verwarf. ------------------------Kapitel 18: Das Geheimnis der Bosheit EG 203 2 Es war immer die Absicht Satans, die Gedanken des Volkes von Jesu auf die Menschen zu lenken und die persönliche Verantwortlichkeit zu vernichten. Bei der Versuchung des Sohnes Gottes schlug Satans Absicht fehl, aber als er zu den gefallenen Menschen kam, hatte er besseren Erfolg. Das Christentum war gesunken. Päpste und Priester vermaßen sich, erhabene Stellungen einzunehmen, und lehrten das Volk, zur Vergebung ihrer Sünden auf sie zu blicken, anstatt auf Christum. EG 204 1 Das Volk wurde vollständig verführt. Es wurde gelehrt, daß die Päpste und Priester Gottes Stellvertreter seien, während sie in der Tat Satans Stellvertreter waren, und diejenigen, die sich vor ihnen beugten, Satan dienten. Das Volk verlangte die Bibel, aber die Priester hielten es für gefährlich, ihm dieselbe in die Hand zu geben und für sich selbst lesen zu lassen, denn dadurch könnte es erleuchtet werden und die Sünden seiner Leiter bloßstellen. Die Menschen wurden gelehrt, jedes Wort von diesen Betrügern als von dem Munde Gottes anzunehmen. Sie übten solche Gewalt über das Gewissen aus, wie sie nur Gott allein haben sollte. Wenn irgend jemand es wagte, seiner eigenen Überzeugungen zu folgen, so entflammte derselbe Haß gegen ihn, welchen Satan und die Juden Jesu gegenüber offenbarten, und man dürstete nach seinem Blut. EG 204 2 Es wurde mir eine Zeit vorgeführt, wo Satan besonders triumphierte. Eine Menge Christen wurden auf schreckliche Art und Weise getötet, weil sie die Reinheit ihrer Religion bewahren wollten. Die Bibel wurde gehaßt und es wurden Anstrengungen gemacht, sie aus der Welt zu räumen. Dem Volk war bei Todesstrafe verboten, sie zu lesen, und alle Abschriften, die man finden konnte, wurden verbrannt. Aber ich sah, daß Gott besondere Fürsorge für sein Wort trug. Er behütete es. Zu verschiedenen Zeiten gab es nur noch einige Abschriften der Bibel; doch ließ er sein Wort nicht verloren gehen, und in den letzten Tagen wird es so vervielfältigt sein, daß jede Familie es besitzen kann. Ich sah, daß zur Zeit, als es nur wenige Abschriften der Bibel gab, sie den verfolgten Nachfolgern Jesu köstlich und tröstlich war. Sie wurde auf die geheimste Weise gelesen, und diejenigen, die dies erhabene Vorrecht hatten, fühlten, daß sie eine Unterredung mit Gott, mit seinem Sohn Jesu und mit seinen Jüngern hatten. Aber dies herrliche Vorrecht kostete vielen das Leben. Wenn sie entdeckt wurden, wurden sie zum Schafott oder Märtyrerpfahl geführt oder in Höhlen geworfen, um dort den Hungertod zu sterben. EG 205 1 Satan konnte den Erlösungsplan nicht verhindern. Jesus war gekreuzigt worden und am dritten Tage wieder auferstanden. Aber Satan sagte seinen Engeln, daß er selbst die Kreuzigung und Auferstehung zu seinem Vorteil verwenden wolle. Er war bereit, zuzugeben, daß diejenigen, die den Glauben an Jesu bekannten, glauben könnten, daß die Gesetze, die die jüdischen Opfer und Gaben regelten, mit dem Tode Jesu aufhörten, wenn er sie dann noch weiter führen und sie glauben machen könne, daß das Gesetz der zehn Gebote ebenfalls mit Christo aufgehört habe. EG 205 2 Ich sah, daß viele in diese Täuschung Satans verfielen. Der ganze Himmel war mit Entrüstung erfüllt, als die Bewohner desselben das heilige Gesetz unter die Füße getreten sahen. Jesus und all die himmlischen Heerscharen waren mit der Natur des Gesetzes vertraut; sie wußten, daß er es nicht verändern oder abschaffen würde. Der hoffnungslose Zustand des Menschen nach dem Fall verursachte im Himmel den tiefsten Kummer und bewog Jesum zu dem Anerbieten, daß er für die Übertreter des heiligen Gesetzes Gottes sterben wolle. Wenn aber dies Gesetz hätte abgeschafft werden können, so hätte auch der Mensch ohne den Tod Jesu errettet werden können. Folglich zerstörte sein Tod nicht das Gesetz seines Vaters, sondern verherrlichte und ehrte es und schärfte Gehorsam gegen alle seine heiligen Vorschriften ein. EG 205 3 Wenn die Gemeinde rein und standhaft geblieben wäre, so hätte Satan sie nicht verführen können, das Gesetz Gottes unter die Füße zu treten. In diesem frechen Plan stritt Satan direkt gegen die Grundlage von Gottes Regierung im Himmel und auf Erden. Seiner Empörung wegen wurde er aus dem Himmel ausgeschlossen, nachdem er sich empört hatte, wünschte er, um sich selbst zu retten, daß Gott sein Gesetz verändere; aber es wurde ihm vor allen himmlischen Heerscharen gesagt, daß Gottes Gesetz unveränderlich sei. Satan weiß, daß, wenn er andere verleiten kann, das Gesetz Gottes zu verachten, er sie für seine Zwecke gewonnen hat; denn jeder Übertreter dieses Gesetzes muß sterben. EG 206 1 Satan beschloß, noch weiter zu gehen. Er sagte seinen Engeln, daß manche so eifrig für Gottes Gesetz sein würden, daß sie nicht in diesem Fallstrick gefangen werden könnten. Die Zehn Gebote seien so klar, daß viele glauben würden, daß sie noch bindend seien, und deshalb müsse er suchen, wenigstens eines der Gebote zu verfälschen. Er leitete dann seine Stellvertreter an, zu versuchen, das vierte oder Sabbatgebot zu verändern, das einzige von den zehn, welches den wahren Gott, den Schöpfer Himmels und der Erde, offenbart. Satan führte ihnen die glorreiche Auferstehung Jesu vor und sagte ihnen, daß der Herr durch sein Auferstehen am ersten Tage der Woche den Sabbat von dem siebenten Tage der Woche auf den ersten verlegt habe. EG 206 2 So benützte Satan die Auferstehung zu seinen Zwecken. Er und seine Engel freuten sich, daß die Irrtümer, die sie vorbereitet hatten, von den bekenntlichen Freunden Christi so gut aufgenommen wurden. Was den einen mit frommen Schrecken erfüllen würde, würde ein anderer annehmen. So wurden verschiedene Irrtümer angenommen und mit Eifer verteidigt. Der Wille Gottes, der in seinem Worte so klar offenbart ist, war mit Irrtümern und Satzungen bedeckt, die als die Gebote Gottes gelehrt werden. Obgleich diese himmelschreiende Täuschung bis zum zweiten Kommen Christi andauern wird, so ist doch Gott durch diese ganze Zeit des Irrtums und der Täuschung nicht ohne Zeugen gelassen worden. Mitten unter der Finsternis und der Verfolgung der Gemeinde fanden sich immer treue und gläubige Seelen, welche alle Gebote Gottes hielten. EG 207 1 Ich sah, daß die Engelschar mit Erstaunen erfüllt wurde, als sie die Leiden und den Tod des Königs der Herrlichkeit sah. Ich sah aber auch, daß es kein Wunder für sie war, daß der Herr des Lebens und der Herrlichkeit, er, der alle Himmel mit Freude und Glanz erfüllte, die Bande des Todes brechen und als ein triumphierender Sieger aus seinem Gefängnisse hervorgehen würde. Wenn deshalb eines dieser Ereignisse durch einen Ruhetag gefeiert werden sollte, so ist es die Kreuzigung. Ich sah aber, daß keines dieser Ereignisse bestimmt war. Gottes Gesetz zu verändern oder abzuschaffen, sie sind im Gegenteil der stärkste Beweis für seine Unveränderlichkeit. EG 207 2 Diese beiden wichtigen Ereignisse haben ihre Erinnerung. Durch die Teilnahme an dem Abendmahl des Herrn, dem gebrochenen Brot und der Frucht des Weinstocks, verkündigen wir des Herrn Tod, bis daß er kommt. Die Szenen seiner Leiden und seines Todes werden auf diese Weise uns frisch ins Gedächtnis gebracht. Die Auferstehung Christi wird gefeiert durch unser Begrabenwerden mit ihm in der Taufe und das Auferstehen aus dem Wassergrabe, gleich seiner Auferstehung, um in einem neuen Leben zu wandeln. EG 207 3 Es wurde mir gezeigt, daß das Gesetz Gottes für immer feststeht und auf der neuen Erde bis in alle Ewigkeit bestehen bleibt. Als bei der Schöpfung die Grundfesten der Erde gelegt wurden, blickten die Söhne Gottes mit Bewunderung auf das Werk des Schöpfers, und alle himmlischen Heerscharen jauchzten vor Freude. Damals wurde der Grund des Sabbats gelegt. Am Ende der sechs Schöpfungstage ruhte Gott am siebenten Tage der Woche von allen seinen Werken, die er gemacht hatte. Er segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an demselben von allen seinen Werken geruht hatte. Der Sabbat war vor dem Fall in Eden eingesetzt worden und wurde von Adam und Eva und allen himmlischen Heerscharen beobachtet. Gott ruhte am siebenten Tage und segnete und heiligte ihn. Ich sah, daß der Sabbat niemals abgetan werden wird, sondern daß die erlösten Heiligen und die ganze Engelschar ihn bis in alle Ewigkeit dem großen Schöpfer zu Ehren beobachten werden. ------------------------Kapitel 19: Tod, kein ewiges Leben in Qual EG 208 1 Satan fing seine Täuschung in Eden an. Er sagte zu Eva: "Ihr werdet mitnichten des Todes sterben." Dies war Satans erste Lektion über die Unsterblichkeit der Seele, und er hat diese Täuschung von jener Zeit an bis auf die heutige fortgesetzt und wird sie noch fortsetzen, bis die Gefangenschaft der Kinder Gottes gewendet werden wird. Ich wurde auf Adam und Eva im Paradiese aufmerksam gemacht. Sie nahmen von dem verbotenen Baume; dann wurde das flammende Schwert rings um den Baum des Lebens gesetzt, und sie wurden aus dem Garten vertrieben, weil sie sonst von dem Baume des Lebens nehmen und unsterbliche Sünder hätten werden können. Die Früchte dieses Baumes verliehen Unsterblichkeit. Ich hörte einen Engel fragen: "Wer von der Familie Adams ist durch das flammende Schwert gegangen und hat von dem Baum des Lebens gegessen?" Dann hörte ich einen anderen Engel antworten: "Keiner von Adams Familie ist durch das flammende Schwert gegangen und hat von dem Baume gegessen, deshalb gibt es auch keinen unsterblichen Sünder." Die Seele, welche sündigt, soll einen ewigen Tod sterben -- einen Tod, von welchem es keine Hoffnung der Auferstehung gibt. Dann wird der Zorn Gottes versöhnt sein. EG 208 2 Es war mir wunderbar, daß der Satan so viel Erfolg damit hatte, die Menschen glauben zu machen, daß das Wort Gottes: "Die Seele, welche sündigt, soll sterben," bedeute: "Die Seele, welche sündigt, soll nicht sterben, sondern in ewiger Qual leben." Der Engel sagte: "Leben ist Leben, ob in Schmerz oder Glückseligkeit. Der Tod ist ohne Schmerz, ohne Freude, ohne Haß." EG 209 1 Satan gebot seinen Engeln, daß sie eine besondere Anstrengung machen sollten, die Täuschung und Lüge zu verbreiten, welche zuerst der Eva im Paradiese vorgebracht wurde: "Ihr werdet mitnichten des Todes sterben." Als die Täuschung von den Menschen angenommen und sie zu dem Glauben gekommen waren, daß sie unsterblich seien, brachte Satan sie dazu, zu glauben, daß der Sünder in ewiger Qual leben würde. Damit war der Weg für Satan vorbereitet, durch seine Stellvertreter zu arbeiten und dem Volke Gott als einen rachsüchtigen Tyrannen vorzuführen, der alle, die ihm nicht gefallen, in die Hölle verstoße und sie ewig seinen Zorn fühlen lasse. Gott wird dargestellt, als ob er, während sie unaussprechliche Qual erdulden und sich in den ewigen Flammen winden, mit Befriedigung auf sie hernieder schaue. Satan wußte, daß, wenn dieser Irrtum angenommen würde, viele Gott hassen würden, anstatt ihn zu lieben und zu verehren. Andere aber würden zu dem Glauben verleitet, daß die Drohungen in Gottes Wort nie buchstäblich erfüllt würden, denn es würde gegen seinen Charakter des Wohlwollens und der Liebe sein, die Wesen, die er geschaffen habe, in ewige Qual und Pein zu stürzen. EG 209 2 Eine andere Übertreibung, zu deren Annahme Satan die Menschen verführt hat, besteht darin, die Gerechtigkeit Gottes und die Drohung in seinem Wort gänzlich zu übersehen und ihn darzustellen, als ob er lauter Gnade sei, so daß niemand bestraft, sondern alle, Heilige und Sünder, schließlich in sein Reich gerettet würden. EG 209 3 Infolge der herrschenden Irrtümer über die Unsterblichkeit der Seele und die endlose Qual nimmt Satan seinen Vorteil bei einer anderen Klasse war und bringt sie dazu, die Bibel als ein nichtinspiriertes Buch anzusehen. Sie glauben, daß sie manche gute Dinge lehre, aber sie können nicht ihr Vertrauen darauf setzen und sie nicht lieben, weil sie gelehrt wurden, daß sie die Lehre von der ewigen Qual enthalte. EG 210 1 Eine andere Klasse führt Satan noch weiter, so daß sie selbst das Dasein Gottes leugnet. Sie können darin keine Übereinstimmung mit dem Charakter Gottes der Bibel sehen, wenn er einen Teil der menschlichen Familie in alle Ewigkeit mit schrecklichen Martern quälen will. Deshalb verleugnen sie die Bibel und ihren Urheber und sehen den Tod als einen ewigen Schlaf an. EG 210 2 Dann gibt es noch eine andere Klasse, die furchtsam und verzagt ist. Diese verführt Satan zur Sünde, und nachdem sie gesündigt haben, hält er ihnen vor, daß der Lohn der Sünde nicht der Tod, sondern Leben in schrecklichen Qualen sei, welche sie endlose Ewigkeit hindurch erdulden müssen. Indem er so ihrem zarten Gemüt die Schrecken einer endlosen Hölle vorführt, nimmt er von ihrer Vernunft besitz, und sie verlieren ihren Verstand. Dann frohlocken Satan und seine Engel, während die Gottlosen und Gottesleugner das Christentum mit Vorwürfen überschütten. Sie behaupten, daß diese Übel die natürliche Folge des Glaubens an die Bibel sowie ihren Verfasser seien, während sie doch die Folgen der Annahme des herrschenden Irrtums sind. EG 210 3 Ich sah, daß die himmlische Schar mit Unwillen über dies freche Werk Satans erfüllt war. Ich fragte, warum alle diese Betrügereien so viel Eindruck auf die Gemüter der Menschen machen dürften, während die Engel Gottes mächtig seien und leicht die Macht des Feindes brechen könnten, wenn sie beauftragt würden. Dann sah ich, daß Gott wußte, daß Satan alles versuchen würde, um die Menschen zu vernichten; deshalb hat er sein Wort schreiben lassen und hat seine Absichten betreffs des menschlichen Geschlechts so klar gelegt, daß der Schwache nicht zu irren braucht. Seit dem er sein Wort den Menschen gegeben hat, hat er es sorgfältig vor der Vernichtung durch Satan oder seine Engel oder irgendeinem seiner Diener oder Stellvertreter bewahrt. Während andere Bücher vernichtet werden können, ist es unzerstörbar. Und nahe am Ende der Zeit, wenn die Täuschungen Satans zunehmen werden, soll es so vervielfältigt sein, daß alle, die es wünschen, eine Abschrift davon haben können. Sie können dann, wenn sie wollen, sich selbst gegen die Verführungen und die lügenhaften Wunder Satans wappnen. EG 211 1 Ich sah, daß Gott die Bibel besonders behütet hat; doch als es erst wenige Abschriften derselben gab, haben gelehrte Männer zu verschiedenen Zeiten Worte derselben verändert, indem sie dachten, daß sie dieselbe dadurch klarer machen könnten. Doch in Wirklichkeit machten sie das, was klar war, geheimnisvoll, weil sie es ihren eingewurzelten Ansichten anpaßten, die von der Überlieferung beherrscht wurden. Ich sah, daß das Wort Gottes als ein Ganzes eine vollkommene Kette ist, von welchem ein Teil in den andern greift und ihn erklärt. Die treuen Sucher nach Wahrheit brauchen nicht zu irren, denn das Wort Gottes erklärt nicht nur klar und einfach den Weg des Lebens, sondern der Heilige Geist ist ihnen als Führer gegeben zum Verständnis des Lebensweges, der darin geoffenbart ist. EG 211 2 Ich sah, daß die Engel Gottes niemals den Willen beherrschen sollen. Gott stellt dem Menschen Leben und Tod vor, und er kann wählen. Viele möchten das Leben haben, aber sie fahren fort, auf dem breiten Wege zu wandeln. Sie empören sich gegen Gottes Herrschaft, obgleich er in seiner großen Gnade und in Erbarmen seinen Sohn hingab, um für sie zu sterben. Diejenigen, welche die so teuer erkaufte Erlösung nicht annehmen wollen, müssen bestraft werden. Aber ich sah, daß Gott sie nicht in die Hölle verstoßen würde, um endlose Qualen zu erdulden, noch wird er sie in den Himmel nehmen; denn sie zu der heiligen und reinen Schar zu bringen, würde sie außerordentlich unglücklich machen. Aber er will sie gänzlich vernichten und sie so machen, als ob sie nie gewesen wären; dann ist seiner Gerechtigkeit genüge geschehen. Er machte den Menschen aus dem Staub der Erde; die Unheiligen und Ungehorsamen werden durch Feuer verzehrt und wieder zur Erde werden. Ich sah, daß das Wohlwollen und Erbarmen Gottes in dieser Sache alle dazu führen sollte, seinen Charakter zu bewundern und seinen heiligen Namen zu verehren. Nachdem die Gottlosen von der Erde vernichtet sind, werden alle himmlischen Heerscharen "Amen" sagen. EG 212 1 Satan blickte mit großer Befriedigung auf diejenigen, die den Namen Christi bekennen und doch den Täuschungen anhangen, die von ihm ausgehen. Sein Werk ist noch immer, neue Verführungen zu ersinnen, und seine Macht und Geschicklichkeit nehmen in dieser Richtung immer zu. Er führt seine Stellvertreter, die Päpste und Priester, dazu, sich selbst zu erhöhen und das Volk aufzureizen, diejenigen heftig zu verfolgen und zu vernichten, die nicht bereit sind, ihre Täuschungen anzunehmen. O, welche Leiden und welche Seelenangst haben die teuren Nachfolger Jesu erdulden müssen! Engel haben genauen Bericht davon aufgenommen. Satan und seine bösen Engel sagten prahlerisch zu den Engeln, welche den leidenden Heiligen dienten, daß sie alle getötet werden würden. So daß auf der ganzen Erde nicht ein wahrer Christ mehr sei. Ich sah, daß dann die Gemeinde Gottes rein war. Es war damals keine Gefahr, daß Menschen mit verderbten Herzen hineinkamen; denn die wahren Christen, die es wagten, ihren Glauben zu bekennen, waren der Gefahr ausgesetzt, der Folter, dem Marterpfahl und jeder Tortur überliefert zu werden, welche Satan und seine bösen Engel ersinnen oder den Gemütern der Menschen eingeben konnten. ------------------------Kapitel 20: Die Reformation EG 212 2 Trotz aller Verfolgung der Heiligen erhoben sich doch überall lebendige Zeugen für Gottes Wahrheit. Engel des Herrn taten das Werk, welches ihnen anvertraut war. Sie durchforschten die dunkelsten Orte und erwählten aus der Finsternis Männer, die aufrichtigen Herzens waren. Sie alle waren in Irrtum versunken, aber der Herr sagte ihnen, gleichwie Saul, daß sie erwählte Rüstzeuge seien, seine Wahrheit zu tragen und ihre Stimme gegen die Sünden seines bekenntlichen Volkes zu erheben. Engel Gottes bewegten die Herzen von Martin Luther, Melanchthon und anderen an verschiedenen Orten, daß sie nach dem lebendigen Zeugnis des Wortes Gottes dürsteten. Der Feind war gleich einer Flut hineingebrochen, und das Banner mußte gegen ihn aufgerichtet werden. Luther war dazu berufen, den Sturm anzufachen, dem Zorn einer gefallenen Gemeinde gegenüber aufzustehen und die wenigen zu stärken, die ihrem heiligen Bekenntnis treu waren. Er fürchtete sich immer, Gott zu beleidigen. Er versuchte, durch Werke seine Gunst zu erlangen; aber er war nicht befriedigt, bis ein Strahl des himmlischen Lichtes die Finsternis seines Gemütes durchdrang und ihn dazu brachte, sich nicht auf seine Werke, sondern auf die Verdienste des Blutes Christi zu verlassen. Er konnte dann persönlich zu Gott kommen, nicht durch Päpste und Beichtväter, sondern allein durch Jesum Christum. EG 213 1 O, wie köstlich war Luther dies neue und herrliche Licht, welches sein verdunkeltes Verständnis erleuchtet und seinen Aberglaube verscheucht hatte! Er schätzte es höher, als die höchsten irdischen Schätze. Das Wort Gottes war neu. Alles war verändert. Das Buch, welches er fürchtete, weil er keine Schönheit darin sehen konnte, war nun Leben, ewiges Leben für ihn. Es war seine Freude, sein Trost, sein gesegneter Lehrer. Nichts konnte ihn daran hindern, dasselbe zu studieren, er hatte den Tod gefürchtet, aber als er das Wort Gottes las, verschwanden alle seine Schrecken, und er bewunderte den Charakter Gottes und liebte ihn. Er forschte in der Bibel für sich selbst und ergötzte sich an den reichen Schätzen, die sie enthielt; alsdann forschte er sie für die Gemeinde. Er wurde mit Unwillen über die Sünden derjenigen erfüllt, in die er sein Vertrauen für seine Seligkeit gesetzt hatte; und als er viele andere in dieselbe Finsternis gehüllt sah, die ihn bedeckt hatte, suchte er eifrig eine Gelegenheit, sie auf das Lamm Gottes zu verweisen, welches allein die Sünden der Welt hinwegnimmt. EG 214 1 Indem er seine Stimme gegen die Irrtümer und Sünden der päpstlichen Kirche erhob, war er ernstlich bemüht, die Ketten der Finsternis zu brechen, die Tausende einschränkte, und sie zu veranlassen, ihr Vertrauen in das Werk der Erlösung zu setzen. Er wünschte, imstande zu sein, ihren Gemütern den wahren Reichtum der Gnade Gottes und die Größe der Seligkeit, die durch Jesum Christum erlangt wird, zu eröffnen. Er trat in der Kraft des Heiligen Geistes gegen die herrschenden Sünden der Leiter der Kirche auf, und als er bei den Priestern auf einen Sturm des Widerstandes stieß, sank sein Mut nicht; denn er vertraute fest auf den starken Arm Gottes und erwartete zuversichtlich den Sieg von ihm. Als er den Kampf immer weiter trieb, wurde die Wut der Priester gegen ihn immer mehr entzündet. Sie wollten nicht reformiert sein. Sie wollten lieber in Ruhe, in leichtfertigem Vergnügen und Gottlosigkeit gelassen sein; sie wünschten auch die Kirche in Finsternis zu halten. EG 214 2 Ich sah, daß Luther feurig und eifrig, furchtlos und mutig war, die Sünden zu tadeln und die Wahrheit zu verteidigen. Er kümmerte sich nicht um gottlose Menschen und Teufel, denn er wußte, daß einer mit ihm war, der mächtiger war als sie alle. Luther besaß Eifer, Mut und Kühnheit und war zuweilen in Gefahr, zu weit zu gehen. Aber Gott erweckte Melanchthon, welcher gerade das Gegenteil im Charakter war, um Luther zu helfen, das Werk der Reformation zu vollbringen. Melanchthon war schüchtern, furchtsam, vorsichtig und besaß große Geduld. Er war ein Geliebter Gottes. Seine Schriftkenntnis war groß und sein Urteil und seine Weisheit ausgezeichnet. Seine Liebe für das Werk Gottes war derjenigen Luthers gleich. Der Herr verband die Herzen dieser Männer miteinander; sie waren unzertrennliche Freunde. Luther war dem Melanchthon eine große Hilfe, wenn dieser in Gefahr war, furchtsam und langsam zu sein, und wiederum war Melanchthon dem Luther eine große Hilfe, wenn er in Gefahr war, zu schnell zu handeln. Melanchthons weitgehende Vorsicht verhütete oft Schwierigkeiten, die über das Werk hätten kommen können, wenn es Luther allein überlassen gewesen wäre, und oftmals wäre das Werk nicht vorangegangen, wenn Melanchthon es allein gehabt hätte. Es wurde mir die Weisheit Gottes gezeigt, indem er diese beiden Männer erwählte, das Werk der Reformation zu treiben. EG 215 1 Ich wurde dann in die Tage der Apostel zurückversetzt und sah, daß Gott einen feurigen, eifrigen Petrus und einen sanften, geduldigen Johannes als Gefährten erwählte. Petrus war manchmal ungestüm, und wenn dies der Fall war, mußte ihn der geliebte Jünger zurückhalten. Doch rief dies keine Veränderung bei ihm hervor. Aber, nachdem er seinen Herrn verleugnet, es bereut und Verzeihung erlangt hatte, war nur eine sanfte Warnung von Johannes nötig, um seine Heftigkeit und seinen Eifer zu dämpfen. Das Werk Christi würde oft darunter gelitten haben, wenn es Johannes allein wäre überlassen gewesen; der Eifer Petri war notwendig. Seine Kühnheit und sein Mut erretteten sie oft aus Schwierigkeiten und brachten ihre Feinde zum Schweigen. Johannes hatte ein einnehmendes Wesen. Er gewann viele für das Wort Christi durch seine geduldige Nachsicht und tiefe Ergebenheit. EG 215 2 Gott erweckte Menschen, gegen die herrschenden Sünden der päpstlichen Kirche aufzutreten und die Reformation durchzuführen. Satan suchte diese lebendigen Zeugen zu vernichten, aber der Herr machte einen Wall um sie. Manche durften zur Ehre seines Namens ihr Zeugnis mit ihrem Blut besiegeln; aber dann waren wieder andere mächtige Männer, gleich Luther und Melanchthon, die Gott am besten dadurch verherrlichen konnten, daß sie lebten und die Sünden der Priester, Päpste und Könige bloßstellten. Diese zitterten vor der Stimme Luthers und seiner Mitarbeiter. Durch solche erwählten Männer wurde die Finsternis durch Lichtstrahlen erhellt, und viele nahmen dankbar das Licht an und wandelten darin. Wenn ein Zeuge erschlagen wurde, so erhoben sich zwei oder mehr, um seinen Platz auszufüllen. EG 216 1 Aber Satan war nicht zufrieden. Er konnte nur Macht über den Kaiser haben. Er konnte den Gläubigen nicht ihren Glauben und ihre Hoffnung rauben. Und selbst im Tode triumphierten sie in der Hoffnung der Unsterblichkeit bei der Auferstehung der Gerechten. Sie hatten mehr als menschlichen Mut. Sie wagten keinen Augenblick zu schlafen, sondern waren mit der Rüstung des Christen umgürtet, für den Kampf bereit, nicht allein mit geistigen Feinden, sondern mit Satan in der Gestalt von Menschen, deren beständiger Schrei war: "Gib deinen Glauben auf oder stirb!" Diese wenigen Christen waren stark in Gott und köstlicher in seinen Augen, als eine halbe Welt, die den Namen Christi trugen, und doch Feiglinge in seinem Werke waren. Während die Gemeinde verfolgt wurde, waren ihre Glieder in Liebe vereinigt; sie waren stark in Gott. Sünder durften sich nicht mit der Gemeinde verbinden. Nur diejenigen, die bereit waren, alles für Christum zu verlassen, konnten seine Jünger sein. Sie wollten gerne arm, demütig und Christo ähnlich sein. ------------------------Kapitel 21: Die Vereinigung der Gemeinde mit der Welt EG 216 2 Nach diesem sah ich Satan sich mit seinen Engeln beratschlagen und seinen Gewinn betrachten. Es war wahr, er hatte durch Furcht vor dem Tode einige furchtsame Seelen davon abgehalten, die Wahrheit anzunehmen; auf der andern Seite jedoch hatten viele, sogar die Allerfurchtsamsten, die Wahrheit angenommen, worauf alle Furcht und Bangigkeit sie sofort verlassen hatten. Indem sie von dem Tode ihrer Brüder Zeugen waren und deren Standhaftigkeit und Geduld wahrnahmen, wußten sie, daß Gott und heilige Engel ihnen beistanden, solche Leiden zu ertragen, und sie wurden stark und furchtlos. Wenn sie dann ihr eigenes Leben opfern sollten, bewahrten sie ihren Glauben mit solcher Geduld und Standhaftigkeit, daß sogar ihre Mörder davor erbebten. Satan kam mit seinen Engeln zu der Ansicht, daß es eine Art und Weise gebe, Seelen zu verderben, die zum Schluß viel sicherer sei. Obgleich die Christen leiden mußten, gaben sie durch ihre Standhaftigkeit und frohe Hoffnung, welche sie selber ermutigte, Veranlassung, daß sogar die Schwächsten stark und fähig wurden, sich unerschrocken dem Scheiterhaufen und den Flammen zu nähern. Sie nahmen sich das edle Dulden Christi, als er vor seinen Mördern stand, zum Beispiel, und durch ihre Standhaftigkeit und die Herrlichkeit Gottes, die auf ihnen ruhte, wurden viele andere von der Wahrheit überzeugt. EG 217 1 Satan beschloß daher, auf eine sanftere Art und Weise zu kommen. Er hatte bereits die Lehren der Bibel verfälscht, und die Satzungen, die Millionen ins Verderben stürzen sollten, wurzelten sich tief ein. Seinen Haß bezähmend, beschloß er, seine Untergebenen nicht zu solch bitterer Verfolgung zu drängen, sondern die Gemeinde dahin zu bringen, daß sie um verschiedene Satzungen kämpfte, anstatt um den Glauben, der den Heiligen einst gegeben wurde. Indem er so auf die Kirche einwirkte, daß diese Ehre und Gunstbeweise von der Welt annahm, unter dem Vorwande, daß ihr dadurch Vorteile zuteil würden, ging sie immer mehr der Gunst Gottes verlustig. Sie verlor allmählich ihre Kraft, weil sie es vermied, die scharfen Wahrheiten zu verkündigen, welche die Vergnügungssüchtigen und Freunde der Welt ausgeschlossen hätten. EG 218 1 Heute ist die Kirche nicht das getrennte, abgesonderte Volk, wie zur Zeit, als das Feuer der Verfolgung gegen sie aufloderte. Wie ist das Gold sogar verdunkelt, und das feine Gold so häßlich geworden! Ich sah, daß, wenn die Kirche sich stets ihren heiligen und abgesonderten Charakter bewahrt hätte, die Kraft des Heiligen Geistes, die den Jüngern zuteil wurde, noch heute bei ihr weilen würde. Die Kranken würden geheilt, die Teufel gestraft und ausgetrieben werden; sie würde mächtig und ein Schrecken für ihre Feinde sein. EG 218 2 Ich sah eine sehr große Schar, die den Namen Jesu bekannte, aber Gott erkannte sie nicht als die Seinen an. Er hatte kein Wohlgefallen an ihnen. Satan schien einen religiösen Charakter anzunehmen und gab gerne zu, daß die Menschen glauben sollten, sie seien Christen. Es war ihm sehr darum zu tun, daß sie an Jesum, seine Kreuzigung und seine Auferstehung glaubten. Satan und seine Engel glauben dies selbst und zittern. Wenn aber dieser Glaube nicht zu guten Werken führt, und diejenigen, die ihn bekennen, nicht veranlaßt, an dem selbstaufopfernden Leben Christi sich ein Beispiel zu nehmen, dann ist Satan ganz ruhig; denn diese haben nur den Namen Christi angenommen, während sie noch fleischlich gesinnt sind. Er kann sie in diesem Zustande besser in seinem Dienste gebrauchen, als wenn sie kein Bekenntnis machen. Indem sie ihre Verderblichkeit unter dem Namen Christen verdecken, gelten sie als solche, trotz ihrer ungeheiligten Eigenschaften und bösen, unbezwungenen Leidenschaften. Dies gibt den Ungläubigen Ursache genug, Christo ihre Unvollkommenheiten vorzuwerfen, und ist die Veranlassung, daß diejenigen, die eine reine, unbefleckte Religion besitzen, in schlechten Ruf gebracht werden. EG 218 3 Die Prediger predigen sanft, was dem fleischlich gesinnten Bekenner angenehm ist. Sie wagen es nicht, Jesum und die schneidenden Wahrheiten zu verkündigen, denn wenn sie es täten, würden sie diese fleischlich gesinnten Bekenner nicht länger in der Kirche bleiben, da jedoch viele von ihnen wohlhabend sind, muß man sie in der Kirche behalten, obwohl sie ebensowenig dahin passen, wie Satan und seine Engel. So will es Satan gerade haben. Die Religion Jesus Christi wird in den Augen der Welt als volkstümlich und ehrenhaft angesehen. Man sagt, daß diejenigen, die religiös zu sein bekennen, von der Welt mehr geachtet werden; aber solche Lehren weichen weit von den Lehren Jesu ab. Seine Lehre und die Welt können nicht in Frieden mit einander sein. Diejenigen, die ihm nachfolgen, mußten der Welt entsagen. Diese schönen, glatten Dinge stammen von Satan und seinen Engeln her. Sie legten hierzu den Plan, und Namenschristen haben denselben ausgeführt. Angenehme Fabeln werden erzählt und gerne angenommen; Heuchler und Sünder gehören zur Kirche. Wenn die Wahrheit in ihrer Reinheit gepredigt würde, dann würde sie diese Klasse von Menschen ausschließen. Es herrscht jedoch jetzt kein Unterschied zwischen den bekenntlichen Christen und der Welt. Ich sah, daß, wenn diese falsche Decke von den Gliedern der Kirche entfernt werden würde, eine solche Bosheit, Schlechtigkeit und Verderbtheit sich offenbaren würde, daß das kleingläubigste Kind Gottes sich keinen Augenblick besinnen würde, diese vorgeblichen Christen bei ihrem rechten Namen zu nennen, Kinder ihres Vaters, des Teufels, denn sie tun seine Werke. EG 219 1 Jesus und die ganze himmlische Heerschar blickten mit Abscheu auf diese Szene; dennoch hatte Gott eine Botschaft für die Kirche, die heilig und von Bedeutung war. Wenn dieselbe angenommen würde, dann würde sie eine gründliche Reformation in der Kirche hervorrufen, das lebendige Zeugnis wieder erwachen lassen, wodurch Heuchler und Sünder hinausgestoßen würden, und die Kirche wieder in die Gunst Gottes bringen. ------------------------Kapitel 22: Wilhelm Miller EG 220 1 Gott sandte seinen Engel, um auf das Herz eines Landmannes einzuwirken, der nicht an die Bibel geglaubt hatte, daß er in den Prophezeiungen forsche. Die Engel Gottes besuchten diesen Auserwählten zu wiederholten Malen, um seinen Verstand zu leiten und ihn über die Prophezeiungen aufzuklären, die dem Volke Gottes stets dunkel gewesen waren. Der Anfang zur Kette der Wahrheit wurde ihm gegeben, und er wurde angeleitet, Glied nach Glied zu suchen, bis er voller Bewunderung auf das Wort Gottes blickte. Er sah in demselben eine vollkommene Kette der Wahrheit. Jenes Wort, welches er als nicht eingegeben angesehen hatte, öffnete sich ihm jetzt in seiner Schönheit und Herrlichkeit. Er sah, daß eine Bibelstelle die andere erklärt, und wenn ihm etwas nicht klar war, fand er dies in einem andern Teile der Bibel erläutert. Er nahm das heilige Wort Gottes mit Freuden und der größten Ehrfurcht an. EG 220 2 Indem er die Prophezeiungen verfolgte, fand er, daß die Bewohner der Erde in den Schlußszenen der Weltgeschichte lebten, aber sie wußten es nicht. Er blickte auf die Kirchen und sah, daß diese verderbt waren; sie hatten ihre Liebe Jesu entzogen und der Welt zugewandt; sie trachteten nach weltlicher Ehre, anstatt nach der Ehre, die von oben kommt. Sie sammelten sich irdische Schätze, anstatt sich einen Schatz im Himmel zu sichern. Er sah Heuchelei, Finsternis und Tod überall. Sein Geist wurde beunruhigt. Gott berief ihn, sein Gut zu verlassen, wie er Elisa berief, seine Rinder zu verlassen und Elias nachzufolgen. Mit Zittern fing Wilhelm Miller an, vor den Menschen die Geheimnisse des Reiches Gottes zu entfalten, indem er seine Zuhörer durch die Prophezeiungen hindurch bis zur Wiederkunft Christi führte. Mit jeder Anstrengung nahm er an Kraft zu. Gleichwie Johannes der Täufer das erste Kommen Christi ankündigte und ihm den Weg bereitete, so verkündigten Wilhelm Miller und seine Anhänger die Wiederkunft des Sohnes Gottes. EG 221 1 Ich wurde zurückversetzt in die Zeit der Apostel, und es wurde mir gezeigt, daß Gott ein besonderes Werk für den geliebten Johannes zu tun hatte. Satan war entschlossen, dies Werk zu verhindern, und wies seine Diener an, Johannes aus dem Wege zu schaffen. Gott sandte aber seinen Engel und beschützte ihn auf wunderbare Weise. Alle, die von der großen Kraft Gottes in der Befreiung des Johannes Zeugen waren, waren verwundert, und viele wurden überzeugt, daß Gott mit ihm war, und daß das Zeugnis, das er von Jesu verkündigte, wahr sei. Diejenigen, die versucht hatten, ihn umzubringen, fürchteten sich, einen zweiten Versuch zu machen, sein Leben anzutasten, und es wurde ihm gestattet, für den Herrn weiter zu leiden. Er wurde von seinen Feinden fälschlich angeklagt und schließlich auf eine einsame Insel verbannt, wo der Herr ihm seinen Engel sandte, um ihm Ereignisse, die auf Erden stattfinden sollten, den Zustand der Gemeinde bis zum Ende, ihr Abweichen und die Stellung, die sie einnehmen müßte, wenn sie Gott gefallen wollte, sowie den endlichen Sieg zu offenbaren. EG 221 2 Der Engel vom Himmel, dessen Antlitz von der außerordentlichen Herrlichkeit Gottes strahlte, kam zu Johannes und offenbarte ihm Dinge, welche für die Geschichte der Gemeinde Gottes von tiefem und großem Interesse sind, auch führte er ihm die Trübsale vor, welche die Glieder derselben erdulden müßten. Johannes sah, wie sie durch heftige Versuchungen hindurch mußten, aber schließlich als Sieger hervorgingen und für das Reich Gottes errettet wurden. Das Antlitz des Engels strahlte vor Freude und war außerordentlich schön, als er Johannes den endlichen Sieg der Gemeinde Gottes zeigte. Indem der Apostel die endgültige Befreiung der Gemeinde erblickte, wurde er von der Herrlichkeit der Szene überwältigt, und mit großer Ehrerbietung und Ehrfurcht fiel er zu den Füßen des Engel nieder, ihn anzubeten. Der himmlische Bote hob ihn jedoch sofort auf, wies ihn sanft zurecht und sagte: "Siehe zu, tu es nicht, ich bin dein Mitknecht und deiner Brüder, die das Zeugnis Jesu haben. Bete Gott an! Das Zeugnis Jesu aber ist der Geist der Weissagung." Alsdann zeigte der Engel dem Johannes die himmlische Stadt mit all ihrer Herrlichkeit und blendenden Schönheit, worauf er hingerissen und überwältigt abermals zu den Füßen des Engels niederfiel, ihn anzubeten, nicht eingedenk der soeben erhaltenen Mahnung von seiten des Engels. Zum zweitenmal wurde ihm der leise Verweis: "Siehe zu, tu es nicht, denn ich bin dein Mitknecht und deiner Brüder, der Propheten, und derer, die da halten die Worte dieses Buches; bete Gott an." EG 222 1 Prediger und Volk haben die Offenbarung als ein geheimnisvolles und weniger bedeutsames Buch als die anderen Teile der Heiligen Schrift angesehen. Ich sah aber, daß dies Buch in der Tat eine Offenbarung ist, zum besonderen Nutzen derjenigen gegeben, die in den letzten Tagen leben würden, um sie zu leiten, ihre wahre Stellung und ihre Pflicht zu erkennen. Gott lenkte die Gedanken Wilhelm Millers auf die Prophezeiungen und gab ihm großes Licht betreffs der Offenbarung. EG 222 2 Wenn Daniels Gesichte verstanden worden wären, dann hätte das Volk die Gesichte des Johannes besser verstanden. Aber zur rechten Zeit wirkte Gott auf seinen auserwählten Diener ein, der mit Klarheit und in der Kraft des Heiligen Geistes die Prophezeiungen auslegte und die Harmonie der Gesichte von Daniel und Johannes, sowie anderer Teile der Bibel zeigte und dem Volke die heiligen, furchtbaren Warnungen des Wortes ins Herz einzuprägen suchte, damit es sich auf das Kommen Christi vorbereite. Auf allen, die ihn hörten, ruhte die ernste, feierliche Überführung der Schuld, und Prediger sowie Volk, Sünder und Ungläubige, bekehrten sich zu Gott und trachteten nach einer Vorbereitung, um im Gerichte bestehen zu können. EG 223 1 Engel Gottes begleiteten Wilhelm Miller in seiner Mission. Er war fest und unerschrocken und verkündigte ohne Furcht die ihm anvertraute Botschaft. Eine Welt, die sich in Bosheit befand, und eine kalte, weltliche Kirche genügen, um alle seine Kräfte in Tätigkeit zu setzen und ihn zu veranlassen, Arbeit, Entbehrung und Leiden mit Freuden zu ertragen. Obgleich ihm von bekenntlichen Christen sowie der Welt Widerstand geleistet und er von Satan und seinen Engeln bekämpft wurde, hielt er nicht inne, das ewige Evangelium zu verkündigen, überall wo er eingeladen wurde, indem er weit und breit den Ruf ertönen ließ: "Fürchtet Gott und gebet ihm die Ehre, denn die Zeit seines Gerichts ist gekommen." ------------------------Kapitel 23: Die erste Engelsbotschaft EG 223 2 Ich sah, daß Gott in der Verkündigung der Zeit von 1843 mit uns war. Es war seine Absicht, das Volk zu erwecken und es zu einem Punkt zu bringen, wo es sich für oder gegen die Wahrheit entscheiden sollte. Prediger wurden von der Richtigkeit der Stellung überzeugt, die den prophetischen Perioden gegenüber eingenommen wurde, und manche entsagten ihrem Stolz, gaben ihr Gehalt und ihre Kirchen daran, um von Ort zu Ort zu gehen und die Botschaft zu verkündigen. Aber da die Botschaft vom Himmel in nur wenigen Herzen der bekenntlichen Prediger Christi Aufnahme fand, so wurde das Werk auf viele andere gelegt, die keine Prediger waren. Viele verließen ihre Felder, um die Botschaft zu verkündigen, während andere aus ihren Geschäften und Läden berufen wurden. Selbst manche angesehene Männer wurden genötigt, in das unvolkstümliche Werk einzutreten und die erste Engelsbotschaft zu verkündigen. EG 223 3 Prediger legten ihre besonderen Ansichten und Gefühle beiseite und vereinigten sich, um die Wiederkunft Jesu zu verkündigen. Wohin die Botschaft auch drang, bewegte sie das Volk. Sünder bereuten, weinten und baten um Vergebung, und solche, deren Leben durch Unehrlichkeit befleckt war, waren ernstlich bemüht, Wiedererstattung zu üben. Eltern fühlten die tiefste Sorge für ihre Kinder. Diejenigen, welche die Botschaft annahmen, arbeiteten mit ihren unbekehrten Freunden und Verwandten, und während sich ihre Seelen unter die Last der feierlichen Botschaft beugten, warnten und baten sie, daß sie sich auf das Kommen des Herrn vorbereiten möchten. Dies seelenreinigende Werk wandte die Neigungen von weltlichen Dingen ab und einer nie zuvor erfahrenen Heiligung zu. EG 224 1 Tausende gewannen die von Wilhelm Miller verkündigte Wahrheit lieb, und Knechte Gottes erhoben sich im Geiste und in der Kraft des Elia, um die Botschaft zu verkündigen. Gleich Johannes, dem Vorläufer Jesu, fühlen sich diejenigen, welche diese feierliche Botschaft predigten, gedrungen, die Axt dem Baume an die Wurzel zu legen und die Menschen zu ermahnen, rechtschaffene Früchte der Buße zu bringen. Ihre Zeugnisse waren dazu angetan, die Kirchen zu erwecken und mächtig anzuregen und ihren wahren Charakter zu offenbaren. Und als die feierliche Warnung erging, dem zukünftigen Zorn zu entfliehen, nahmen viele, die mit den Kirchen verbunden waren, die versöhnende Botschaft an. Sie sahen ihren Rückfall ein, und mit bitteren Tränen der Reue und tiefer Seelenangst demütigten sie sich vor Gott. Als der Geist Gottes auf ihnen ruhte, stimmten sie mit ein in den Ruf: "Fürchtet Gott und gebet ihm die Ehre, denn die Zeit seines Gerichts ist gekommen!" EG 224 2 Die Verkündigung einer bestimmten Zeit rief in allen Kreisen großen Widerstand hervor, von dem Prediger auf der Kanzel bis herab zu dem sorglosesten Sünder. Niemand weiß Tag oder Stunde, hörte man von den scheinheiligen Predigern und den losen Spöttern sagen. Sie wollten nicht von solchen belehrt und zurechtgewiesen werden, die das Jahr bezeichneten, wo nach ihrem Glauben die prophetische Zeit zu Ende gehe, und auf die Zeichen verwiesen, die das nahe bevorstehende Kommen Jesu verkünden. Viele Hirten der Herde, welche bekannten, Jesum zu lieben, sagten, daß sie nichts dagegen hätten, das Kommen Christi zu verkündigen; aber sie wendeten sich gegen die festgesetzte Zeit. Gottes allsehendes Auge las in ihren Herzen. Sie wünschten das nahe Kommen Jesu nicht. Sie wußten, daß ihr unchristliches Leben die Prüfung nicht bestehen würde, denn sie wandelten nicht auf dem von ihm vorgezeichneten Pfad der Demut. Diese falschen Hirten standen dem Werke Gottes im Wege. Die mit überzeugender Macht gesprochene Wahrheit rüttelte das Volk auf, und die Menschen begannen gleich dem Kerkermeister zu fragen: "Was muß ich tun, daß ich selig werde?" Aber diese Hirten standen zwischen der Wahrheit und dem Volk und predigten ihnen sanfte Dinge, um sie von der Wahrheit abzubringen. Sie vereinigten sich mit Satan und seinen Engeln, indem sie riefen: "Friede, Friede!" und war doch kein Friede. Solche, die ihre Bequemlichkeit liebten und mit ihrer Entfernung von Gott zufrieden waren, wollten nicht aus ihrer fleischlichen Sicherheit aufgerüttelt sein. Ich sah, daß Engel Gottes all dies aufzeichneten; die Kleider dieser ungeheiligten Hirten wurden mit dem Blut von Seelen befleckt. EG 225 1 Prediger, die selbst diese heiligende Botschaft nicht annehmen wollten, hinderten auch andere daran, sie anzunehmen. Das Blut der Seelen ruht auf ihnen. Prediger und Volk vereinigten sich, um dieser Botschaft vom Himmel zu widerstehen und Wilhelm Miller und diejenigen, die sich mit ihm in diesem Werke vereinigt hatten, zu verfolgen. Es wurden Lügen verbreitet, um seinen Einfluß zu schädigen. Mehrmals, wenn er den Rat Gottes klar vorgeführt und den Herzen seiner Zuhörer scharfe Wahrheiten nahegebracht hatte, entstand ein großer Zorn gegen ihn, und wenn er den Versammlungsplatz verließ, lauerten ihm einige auf, um ihm das Leben zu nehmen. Aber Gott sandte seine Engel, ihn zu beschützen, und sie führten ihn sicher durch die wütende Menge. Sein Werk war noch nicht vollendet. EG 226 1 Die Ergebensten nahmen freudig die Botschaft an. Sie wußten, daß sie von Gott und zur rechten Zeit gekommen war. Engel überwachten mit dem tiefsten Interesse den Erfolg der himmlischen Botschaft, und als die Kirchen sich davon abwandten und sie verwarfen, berieten sie sich traurig mit Jesu. Er wandte sein Angesicht von den Kirchen ab und gebot seinen Engeln, treulich über die teuern Seelen zu wachen, welche das Zeugnis nicht verwarfen, denn es sollte ihnen noch ein anderes Licht scheinen. EG 226 2 Ich sah, wenn bekenntliche Christen das Erscheinen ihres Heilandes geliebt, ihre Zuneigung ihm geschenkt und gefühlt hätten, daß nichts auf Erden mit ihm verglichen werden kann, so würden sie bei der ersten Andeutung von seinem Kommen vor Freuden gejauchzt haben. Aber da sie das Gegenteil offenbarten, als sie von dem Kommen ihres Herrn hörten, so bewies dies nur, daß sie ihn nicht liebten. Satan und seine Engel triumphierten und schleuderten es Christo und seinen heiligen Engeln ins Gesicht, daß sein bekenntliches Volk so wenig Liebe zu ihm habe, daß es seine Wiederkunft gar nicht ersehne. Ich sah das Volk Gottes in freudiger Erwartung, ihres Herrn harrend. Aber Gott beschloß, sie zu prüfen. Seine Hand bedeckte einen Fehler in der Berechnung der prophetischen Perioden. Diejenigen, welche auf ihren Herrn warteten, entdeckten den Fehler nicht, und die gelehrtesten Männer, welche der berechneten Zeit widersprachen, sahen ihn auch nicht. Gott wollte, daß sein Volk eine Enttäuschung erleben sollte. Die Zeit verstrich, und diejenigen, welche in freudiger Erwartung nach ihrem Heilande ausgeschaut hatten, waren traurig und entmutigt, während solche, die das Erscheinen Jesu nicht geliebt, aber die Botschaft aus Furcht angenommen hatten, sich freuten, daß er nicht zu der erwarteten Zeit kam. Ihr Bekenntnis hatte nicht ihr Herz berührt und ihr Leben gereinigt. Das Verstreichen der Zeit war gut dazu angetan, solche Herzen zu offenbaren. Sie waren die ersten, die sich abwandten und die Traurigen und Enttäuschten verlachten, die das Erscheinen ihres Heilandes wirklich liebten. Ich sah die Weisheit Gottes darin, daß er sein Volk prüfte und ihm einen sicheren Prüfstein gab, diejenigen zu entdecken, die in der Stunde der Trübsal zurückschrecken und umkehren würden. EG 227 1 Jesus und alle himmlischen Heerscharen blickten mit Mitgefühl und Liebe auf diejenigen herab, die danach verlangten, den zu sehen, den ihre Seele liebte. Engel umschwebten sie, um sie in der Stunde ihrer Prüfung zu unterstützen. Solche, die es verschmäht hatten, die himmlische Botschaft anzunehmen, wurden in Finsternis gelassen, und der Zorn Gottes wurde wider sie entzündet, weil sie das Licht nicht annehmen wollten, welches er ihnen vom Himmel gesandt hatte. Die treuen, enttäuschten Seelen, die nicht verstehen konnten, warum ihr Herr nicht kam, wurden nicht in Finsternis gelassen. Sie wurden wieder zu ihren Bibeln geführt, um die prophetischen Zeiten zu erforschen. Nun war die Hand des Herrn von den Zahlen entfernt, und der Irrtum wurde erklärt. Sie sahen, daß die prophetischen Ketten bis 1844 reichten und daß derselbe Beweis, den sie vorgebracht hatten, um zu zeigen, daß die prophetischen Ketten 1843 schlossen, auch bewies, daß sie 1844 endigten. Es schien Licht aus dem Worte Gottes auf ihre Stellung, und sie entdeckten eine Verzögerungszeit -- -- "ob die Weissagung aber verzieht, so harre ihrer." In ihrer Liebe für das unmittelbare Kommen Christi hatten sie das Verziehen der Weissagung übersehen, welches dazu vorgesehen war, die treuen, wartenden Seelen zu offenbaren. Wieder hatten sie einen Zeitpunkt. Ich sah aber, daß viele sich nicht über ihre schmerzliche Enttäuschung erheben konnten und nicht den Grad von Eifer und Mut besaßen, welcher ihren Glauben 1843 ausgezeichnet hatte. EG 228 1 Satan und seine Engel triumphierten über sie, und solche, die die Botschaft nicht annehmen wollten, wünschten sich selbst Glück zu ihrem weitsehenden Urteil und ihrer Weisheit, daß sie die Täuschung, wie sie es nannten, nicht angenommen hätten. Sie erkannten nicht, daß sie den Rat Gottes gegen sich selbst verwarfen und in Gemeinschaft mit Satan und seinen Engeln wirkten, um Gottes Volk zu verwirren, welches die vom Himmel gesandte Botschaft auslebte. EG 228 2 Die an diese Botschaft Glaubenden wurden in den Kirchen unterdrückt. Eine Zeitlang wurden diejenigen, welche die Botschaft nicht annehmen wollten, aus Furcht zurückgehalten, die Gefühle ihrer Herzen zu betätigen; aber das Verstreichen der Zeit offenbarte ihre wahren Gefühle. Sie wünschten das Zeugnis, daß nämlich die prophetischen Perioden bis 1844 reichten, und zu dessen Verkündigung sich die wartenden Seelen verpflichtet fühlten, zum Schweigen zu bringen. Die Gläubigen erklärten ihren Fehler ganz deutlich und gaben den Grund an, warum sie ihren Herrn 1844 erwarteten. Ihre Gegner konnten keine Beweise gegen ihre gewichtigen Gründe vorbringen. Doch war der Zorn der Kirchen erregt; sie waren entschlossen, den Beweis nicht anzuhören und das Zeugnis aus der Kirche zu verbannen, auf daß andere es nicht hören könnten. Diejenigen, die es nicht wagten, andern das Licht vorzuenthalten, welches Gott ihnen gegeben hatte, wurden aus den Kirchen ausgeschlossen; aber Jesus war mit ihnen, und sie freuten sich im Lichte seines Angesichts. Sie waren vorbereitet, die Botschaft des zweiten Engels zu empfangen. ------------------------Kapitel 24: Die zweite Engelsbotschaft EG 228 3 Als die Kirchen sich weigerten, die erste Engelsbotschaft anzunehmen, verwarfen sie das Licht vom Himmel und verloren die Gunst Gottes. Sie vertrauten auf ihre eigene Kraft und indem sie der ersten Botschaft widerstrebten, brachten sie sich selbst dahin, daß sie das Licht der zweiten Engelsbotschaft nicht sehen konnten. Aber die Geliebten Gottes, die unterdrückt waren, nahmen die Botschaft an: "Babylon ist gefallen", und verließen die Kirchen. EG 229 1 Nahe am Schlusse der zweiten Engelsbotschaft sah ich ein großes Licht vom Himmel auf das Volk Gottes scheinen. Die Strahlen dieses Lichtes waren hell wie die Sonne; ich hörte die Stimmen der Engel rufen: "Siehe, der Bräutigam kommt; gehet aus, ihm entgegen!" EG 229 2 Dies war der Mitternachtsruf, welcher der zweiten Engelsbotschaft Kraft gab. Es wurden Engel vom Himmel gesandt, um die entmutigten Heiligen aufzurütteln und sie für das große Werk vor ihnen vorzubereiten. Die begabtesten Männer waren nicht die ersten, die diese Botschaft annahmen. Es wurden Engel zu den demütigen, ergebenen Seelen gesandt, die sie nötigten, den Ruf zu erheben: "Siehe, der Bräutigam kommt; gehet aus, ihm entgegen!" Sie wurden beauftragt, mit dem Ruf zu eilen, und sie verkündigten die Botschaft in der Kraft des Heiligen Geistes und weckten ihre entmutigten Brüder auf. Dies Werk bestand nicht in menschlicher Weisheit und Gelehrsamkeit, sondern in der Kraft Gottes, und seine Heiligen, welche den Ruf hörten, konnten nicht widerstehen, die geistlich Vorgeschrittensten nahmen die Botschaft zuerst an, und solche, die früher in dem Werke gewesen waren, waren die letzten, die sie annahmen und den Ruf verstärken halfen: "Siehe, der Bräutigam kommt; geht aus, ihm entgegen!" EG 229 3 In allen Teilen des Landes wurde Licht über die zweite Engelsbotschaft gegeben und der Ruf rührte die Herzen Tausender. Sie ging von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf, bis das wartende Volk Gottes vollständig aufgeweckt war. In vielen Kirchen war es nicht erlaubt, die Botschaft zu verkündigen, und eine große Schar, welche das lebendige Zeugnis hatte, verließ diese gefallenen Kirchen. Durch den Mitternachtsruf wurde ein großes Werk ausgeführt. Die Botschaft erforschte die Herzen und führte die Gläubigen dazu, für sich selbst eine lebendige Erfahrung zu suchen. Sie wußten, daß sich nicht einer auf den anderen stützen konnte. EG 230 1 Die Heiligen warteten ernstlich auf ihren Herrn mit Fasten, Wachen und anhaltendem Gebet. Selbst manche Sünder blickten mit Schrecken in die Zukunft; aber die große Masse offenbarte den Geist Satans in ihrem Widerstand gegen die Botschaft. Sie spotteten und höhnten und wiederholten überall: "Niemand weiß Tag oder Stunde." Böse Engel trieben sie dazu, ihre Herzen zu verhärten und jeden Lichtstrahl vom Himmel zu verwerfen, auf daß sie in den Schlingen Satans festgehalten werden möchten. Viele, welche bekannten, auf Christum zu warten, hatten keinen Teil an dem Werke der Botschaft. Die Herrlichkeit Gottes, von der sie Zeuge gewesen waren, die Demut und tiefe Ergebenheit der wartenden Seelen, die überwältigende Macht der Beweise hatten sie zu dem Bekenntnis veranlaßt, daß sie die Wahrheit annehmen; aber sie waren nicht bekehrt; sie waren nicht bereit für das Kommen ihres Herrn. EG 230 2 Ein Geist feierlichen und ernsten Gebetes wurde überall bei den Heiligen verspürt. Es ruhte eine heilige Feierlichkeit auf ihnen. Engel überwachten mit dem tiefsten Interesse den Erfolg der Botschaft, erhoben diejenigen, die sie annahmen, und zogen sie von den irdischen Dingen ab, damit sie reichlich aus der Heilsquelle tränken. Darum wurde Gottes Volk von ihm angenommen. Jesus blickte mit Wohlgefallen auf sie, denn sein Bild strahlte aus ihnen wider. Sie hatten ein volles Opfer, eine gänzliche Weihe gebracht und erwarteten, zur Unsterblichkeit verwandelt zu werden. Aber sie sollten noch einmal schmerzlich enttäuscht werden. Die Zeit, von welcher sie Erlösung erwarteten, verstrich, aber sie waren noch auf der Erde, und die Folgen des Fluches schienen niemals sichtbarer zu sein. Sie hatten ihre Zuneigung dem Himmel zugewendet und in süßem Vorgeschmack unsterbliche Erlösung geschmeckt; aber ihre Hoffnungen wurden nicht erfüllt. EG 231 1 Die Furcht, welche auf vielen von dem Volke geruht hatte, verschwand nicht sofort; sie triumphierten nicht sogleich über die getäuschten Seelen. Als aber keine sichtbaren Zeichen von Gottes Zorn erschienen, erholten sie sich von der Furcht, die sie empfunden hatten, und fingen wieder an, zu lachen und zu spotten. Das Volk Gottes wurde wieder geprüft und versucht. Die Welt lachte, höhnte und schalt sie; diejenigen, welche ohne einen Zweifel geglaubt hatten, daß Jesus nun kommen würde, um die Toten aufzuerwecken, die lebenden Heiligen zu verwandeln und das Reich einzunehmen, um es für ewig zu besitzen, empfanden wie die Jünger bei dem Grabe Christi: "Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben." ------------------------Kapitel 25: Darstellung der Adventbewegung EG 231 2 Ich sah eine große Anzahl von Gruppen, welche durch Seile verbunden schienen. Viele in diesen Gruppen befanden sich in gänzlicher Finsternis; ihre Augen waren zur Erde niedergeschlagen. Und es schien keine Verbindung zwischen ihnen und Jesu zu bestehen. Aber unter diesen verschiedenen Abteilungen zerstreut waren Personen, deren Angesichter strahlten und deren Augen gen Himmel gerichtet waren. Lichtstrahlen von Jesu, gleich den Strahlen der Sonne, waren ihnen verliehen. Ein Engel gebot mir, sorgfältig zuzusehen, und ich sah über jeglichen, der einen Lichtstrahl hatte, einen Engel wachen, während böse Engel diejenigen umgaben, die in Finsternis waren. Ich hörte die Stimme eines Engels rufen: "Fürchtet Gott und gebet ihm die Ehre; denn die Zeit seines Gerichts ist gekommen!" EG 232 1 Dann ruhte ein herrliches Licht auf diesen Gruppen, um alle zu erleuchten, die es annehmen wollten. Manche von denen in der Finsternis nahmen das Licht an und freuten sich darüber. Andere widerstanden dem Licht vom Himmel und sagten, es sei nur gekommen, um sie irre zu leiten. Das Licht verschwand von ihnen, und sie wurden in Finsternis gelassen. Diejenigen, welche das Licht von Jesu angenommen hatten, erfreuten sich des zunehmenden köstlichen Lichtes, welches über sie ausgegossen wurde. Ihre Angesichter strahlten in heiliger Freude, während ihre Blicke mit großem Interesse aufwärts auf Jesum gerichtet waren; ihre Stimmen wurden in Übereinstimmung mit den Stimmen der Engel gehört: "Fürchtet Gott und gebet ihm die Ehre; denn die Zeit seines Gerichts ist gekommen!" Als sie diesen Ruf erhoben, sah ich, daß diejenigen, die in Finsternis waren, sie mit Seite und Schulter stießen. Dann zerrissen viele, die das heilige Licht liebten, die Seile, durch welche sie mit diesen Scharen verbunden waren, und standen getrennt von ihnen. Als sie dies taten, gingen Männer, den verschiedenen Abteilungen angehörend und von ihnen geehrt, durch sie hin, manche mit freundlichen Worten, andere mit zornigen Blicken und drohenden Gebärden, und machten die lose gewordenen Seile wieder fester. Diese Männer sagten beständig: "Gott ist mit uns. Wir stehen im Licht. Wir haben die Wahrheit." Ich forschte nach, wer diese Männer seien, und man sagte mir, daß es Prediger und leitende Männer seien, welche selbst das Licht verworfen hätten, und nicht haben wollen, daß andere es annehmen sollten. EG 232 2 Ich sah, daß solche, die das Licht liebten, mit brennendem Verlangen aufwärts schauten und erwarteten, daß Jesus komme und sie zu sich nehme. Bald ging eine Wolke über sie hin, und ihre Angesichter wurden traurig. Ich fragte nach der Ursache dieser Wolke und es wurde mir gezeigt, daß dies ihre Enttäuschung sei. Die Zeit, wo sie ihren Heiland erwartet hatten, war verstrichen, und Jesus war nicht gekommen. Als die Wartenden von Ermutigung ergriffen wurden, freuten sich die Prediger und Leiter, die ich vorher bemerkt hatte, und alle, welche das Licht verworfen hatten, triumphierten sehr, während Satan und seine bösen Engel auch frohlockten. EG 233 1 Dann hörte ich die Stimme eines anderen Engels sagen: "Babylon ist gefallen, sie ist gefallen!" Ein Licht schien auf diese verzweifelten Seelen, und sie richteten wieder mit heißem Verlangen nach seinem Erscheinen die Augen auf Jesum. Ich sah eine Anzahl von Engeln sich mit demjenigen beraten, der gerufen hatte: "Babylon ist gefallen!" Sie vereinigten sich mit ihm in dem Ruf: "Siehe, der Bräutigam kommt; gehet aus ihm entgegen!" Die wohlklingenden Stimmen dieser Engel schienen alle Orte zu erreichen. Ein außerordentlich helles und strahlendes Licht umleuchtete diejenigen, die das Licht liebten, welches ihnen zuteil geworden war. Ihre Angesichter strahlten von außerordentlicher Herrlichkeit und sie vereinigten sich mit dem Engel in dem Rufe: "Siehe, der Bräutigam kommt!" Als sie unter den verschiedenen Gruppen den Ruf vereint ertönen ließen, trieben diejenigen, welche das Licht verworfen, sie hinweg und verlachten und verspotteten sie und sahen sie zornig an. Aber Engel Gottes schwangen ihre Flügel über den Verfolgten, während Satan und seine Engel sie mit Finsternis zu umgeben und sie zu verleiten suchten, das Licht vom Himmel zu verwerfen. EG 233 2 Dann hörte ich eine Stimme sagen zu denen, die verfolgt und verspottet wurden: "Gehet aus von ihnen und rühret das Unreine nicht an." Im Gehorsam gegen diese Stimme zerrissen eine große Anzahl die Seile, womit sie gebunden waren, und verließen die Gruppen, welche in Finsternis waren, taten sich zu denjenigen, die schon vorher ihre Freiheit erlangt hatten, und vereinigten freudig ihre Stimmen mit ihren. Ich hörte die Stimme ernsten, ringenden Gebetes von einigen, die noch bei den Gruppen verblieben, die in Finsternis waren. Die Prediger und leitenden Männer gingen in diesen verschiedenen Haufen umher und zogen die Seile fester an; aber noch vernahm ich die Stimme des ernsten Gebetes. Dann sah ich solche, die gebetet hatten, ihre Hände um Hilfe nach denjenigen ausstrecken, die frei waren und sich in Gott freuten. Diese antworteten, während sie ernst gen Himmel blickten und aufwärts wiesen: "Kommt heraus von ihnen und sondert euch ab." Ich sah einzelne für ihre Freiheit kämpfen und schließlich sprengten sie die Seile, welche sie gebunden hielten. Sie widerstanden den Anstrengungen, die gemacht wurden, die Seile fester zu ziehen, und weigerten sich die wiederholte Behauptung zu beachten: Gott ist mit uns, wir haben die Wahrheit. EG 234 1 Fortwährend verließen Personen die Scharen, welche in Finsternis waren und vereinigten sich mit der freien Schar, die sich auf einem weiten Feld, über die Erde erhoben, zu befinden schien. Ihre Blicke waren aufwärts gerichtet, die Herrlichkeit des Herrn ruhte auf ihnen, und sie verkündigten freudig sein Lob. Sie waren eng vereinigt und schienen in das himmlische Licht eingehüllt zu sein. Um diese Schar herum waren manche, welche unter dem Einfluß des Lichtes kamen, aber nicht direkt mit der Schar vereinigt waren. Alle, welche das Licht liebten, das auf sie ausgegossen war, schauten mit gespanntem Interesse aufwärts, und Jesus blickte mit Wohlgefallen auf sie herab. Sie erwarteten sein Kommen und verlangten nach seinem Erscheinen. Sie warfen keinen einzigen zögernden Blick mehr zur Erde. Aber wieder zog eine Wolke über die wartenden hinweg und ich sah sie ihre müden Augen niedersenken. Ich forschte nach der Ursache dieses Wechsels. Mein begleitender Engel sagte: "Sie sind wieder in ihren Erwartungen enttäuscht worden. Jesus kann noch nicht zur Erde kommen. Sie müssen noch größere Prüfungen um seinetwillen erdulden. Sie müssen die Irrtümer und Überlieferungen aufgeben, die sie von Menschen angenommen haben, und sich ganz zu Gott wenden und seinem Wort wenden. Sie müssen gereinigt, geläutert und bewährt werden. Diejenigen, welche diese bittere Prüfung erdulden, werden einen ewigen Sieg erlangen." EG 235 1 Jesus kam nicht auf die Erde, wie die harrende frohe Schar erwartete, um, indem er die Erde durch Feuer reinigte, das Heiligtum zu reinigen. Ich sah, daß ihre Berechnung der prophetischen Perioden richtig war, die prophetische Zeit ging 1844 zu Ende, und Jesus betrat das Allerheiligste, um das Heiligtum am Ende der Tage zu reinigen. Ihr Irrtum bestand darin, daß sie nicht verstanden, was das Heiligtum und seine Reinigung war. Als ich wieder auf die wartende, enttäuschte Schar blickte, schienen sie traurig zu sein. Sie prüften sorgfältig die Beweise ihres Glaubens und gingen die Berechnung der prophetischen Perioden wieder durch, konnten aber keinen Fehler entdecken. Die Zeit war erfüllt, aber wo war ihr Heiland? Sie hatten ihn verloren. EG 235 2 Es wurde mir die Enttäuschung der Jünger gezeigt, als sie zu dem Grabe kamen und den Leib Jesu nicht fanden. Maria sagte: "Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben." Engel sagten den trauernden Jüngern, daß ihr Herr auferstanden sei und vor ihnen in Galiläa hingehen würde. EG 235 3 Ich sah, daß Jesus die enttäuschten Seelen, welche auf sein Kommen gewartet hatten, auf gleiche Weise mit dem tiefsten Mitgefühl betrachtete; er sandte seine Engel, ihre Gedanken zu leiten, damit sie ihm dahin folgen sollten, wo er war. Er zeigte ihnen, daß diese Erde nicht das Heiligtum sei, sondern daß er in das Allerheiligste des himmlischen Heiligtums eingehen müßte, um ein Sühnopfer für sein Volk zu bringen und das Reich von seinem Vater zu empfangen. Dann würde er auf die Erde zurückkehren, um sie zu sich zu nehmen, damit sie auf ewig bei ihm seien. Die Enttäuschung stellte gut die Enttäuschung derjenigen dar, welche ihren Herrn 1844 erwarteten. EG 236 1 Ich wurde in die Zeit versetzt, als Jesus triumphierend in Jerusalem einzog. Die erfreuten Jünger glaubten, daß er jetzt sein Reich einnehmen und als weltlicher Fürst herrschen werde. Sie folgten ihrem König mit großen Hoffnungen. Sie hieben die prachtvollen Palmzweige ab, nahmen ihre Kleider und breiteten sie mit begeistertem Eifer auf dem Weg aus; einige gingen vor und andere folgten nach und riefen: "Hosianna, dem Sohne Davids! Gelobet sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!" Die Aufregung störte die Pharisäer, und sie wünschten, daß Jesus seine Jünger strafen solle. Aber er sagte zu ihnen: "Ich sage euch, wo diese werden schweigen, so werden die Steine schreien." Die Prophezeiung von Sacharja 9,9 mußte erfüllt werden, dennoch mußten die Jünger eine bittere Enttäuschung erfahren. Nach einigen Tagen folgten sie Jesu nach Golgatha und sahen ihn blutend und entstellt an dem grausamen Kreuze hängen. Sie waren Zeugen seines qualvollen Todes und legten ihn in das Grab. Ihre Herzen waren von Schmerz gebeugt; ihre Erwartungen waren in keinem Teile erfüllt, und ihre Hoffnungen waren mit Jesu zu Grabe getragen worden. Aber als er von den Toten auferstand und seinen trauernden Jüngern erschien, kehrte ihre Hoffnung wieder zurück. Sie hatten ihren Herrn verloren, hatten ihn aber wiedergefunden. EG 236 2 Ich sah, daß die Enttäuschung derjenigen, welche an das Kommen des Herrn im Jahre 1844 glaubten, nicht so groß war, als die Enttäuschung der ersten Jünger. In der ersten und zweiten Engelsbotschaft wurde die Prophezeiung erfüllt. Sie wurden zur rechten Zeit gegeben und erfüllten das Werk, welches Gott durch sie tun wollte. ------------------------Kapitel 26: Eine andere Darstellung EG 237 1 Es wurde mir das Interesse gezeigt, welches der ganze Himmel an dem Werk nimmt, das auf Erden vor sich geht. Jesus beauftragte einen mächtigen Engel, herabzusteigen und die Bewohner der Erde zu warnen, damit sie sich auf sein Wiedererscheinen vorbereiten möchten. Als der Engel die Gegenwart Jesu im Himmel verließ, ging ein außerordentlich helles und strahlendes Licht vor ihm her. Es wurde mir gesagt, daß sein Werk darin bestehe, die Erde mit seiner Herrlichkeit zu erleuchten und die Menschen vor dem kommenden Zorn Gottes zu warnen. Viele nahmen das Licht an. Manche von diesen schienen sehr feierlich, während andere freudig und entzückt waren. Alle, welche das Licht annahmen, wandten ihre Angesichter gen Himmel und verherrlichten Gott. Obgleich es über alle ausgegossen war, kamen manche nur unter seinen Einfluß, nahmen es aber nicht von Herzen an. Viele wurden mit großem Zorn erfüllt. Prediger und Volk vereinigten sich mit den Schlechten und widerstanden trotzig dem Licht, welche der mächtige Engel ausgoß. Aber alle, die es annahmen, zogen sich von der Welt zurück und wurden eng miteinander verbunden. EG 237 2 Satan und seine Engel waren sehr beschäftigt, die Gemüter so vieler als möglich von dem Lichte abzuwenden. Die Schar, welche es verwarf, wurde in Finsternis gelassen. Ich sah den Engel Gottes mit dem tiefsten Interesse über seinem bekenntlichen Volke wachen, um den Charakter aufzuzeichnen, den es offenbarte, als ihm die Botschaft himmlischen Ursprungs vorgeführt wurde. Und als sehr viele, welche bekannten, Jesum zu lieben, sich mit Zorn, Verachtung und Haß von der himmlischen Botschaft abwandten, machte ein Engel, mit einem Pergament in der Hand, den schimpflichen Bericht. Der ganze Himmel war mit Unwillen erfüllt, daß Jesus von seinen bekenntlichen Nachfolgern so gering geschätzt wurde. EG 238 1 Ich sah die Enttäuschung der gläubigen Seelen, als sie ihren Herrn nicht zu der erwartenden Zeit sahen. Es war aber Gottes Absicht, die Zukunft zu verbergen und sein Volk zu einem Entscheidungspunkt zu bringen. Ohne das Predigen der bestimmten Zeit für das Kommen Christi wäre das von Gott bestimmte Werk nicht ausgeführt worden. Satan verführte viele dazu, die Ereignisse, die mit dem Gericht und dem Ende der Prüfungszeit verbunden sind, weit in der Zukunft zu suchen. Es war notwendig, daß das Volk dazu gebracht wurde, ernstlich eine gegenwärtige Vorbereitung zu treffen. EG 238 2 Als die Zeit verstrich, vereinigten sich diejenigen, die das Licht des Engels nicht vollständig angenommen hatten, mit denjenigen, welche die Botschaft verachtet hatten, und sie wandten sich mit Spott gegen die Enttäuschten. Engel zeichneten den Zustand der bekenntlichen Nachfolger Christi auf. Das verstreichen der festgesetzten Zeit hatte sie geprüft, und viele waren in der Waage gewogen und zu leicht erfunden worden. Sie beanspruchten laut, Christen zu sein, aber sie folgten fast in keinem Punkte Christus nach. Satan frohlockte über den Zustand der bekenntlichen Nachfolger Jesu. Er hatte sie in seinen Schlingen. Er hatte die Mehrzahl dazu gebracht, den schmalen Pfad zu verlassen, und sie versuchten, auf anderen Wegen zum Himmel zu gehen. Engel sahen die Reinen und Heiligen mit den Sündern und weltliebenden Heuchler in Zion vermischt. Sie hatten über die treuen Jünger Jesu gewacht; aber die Sünder beeinflußten die Heiligen. Denjenigen, in deren Herzen sich das heiße Verlangen regte, Jesum zu sehen, wurde von ihren bekenntlichen Brüdern verboten, von seinem Kommen zu sprechen. Engel schauten auf die Szene herab und hatten Mitgefühl mit den Übrigen, welche das Erscheinen ihres Herrn liebten. EG 238 3 Ein anderer mächtiger Engel wurde beauftragt, zu der Erde hinabzusteigen. Jesus gab ihm ein Schreiben in seine Hand und als er zur Erde niederkam, rief er: "Babylon ist gefallen! Sie ist gefallen!" Dann sah ich die Enttäuschten wieder ihre Augen gen Himmel erheben und in Glauben und Hoffnung nach dem Erscheinen ihres Herrn ausschauen. Aber viele schienen in einem stumpfen Zustand zu verbleiben, als wenn sie schliefen; doch konnte ich den Ausdruck tiefen Kummers auf ihren Angesichtern sehen. Die Enttäuschten sahen aus der Schrift, daß sie in der Zeit des Verzugs waren und geduldig auf die Erfüllung der Prophezeiung warten mußten. Derselbe Beweis, der sie veranlaßt hatte, ihren Herrn im Jahre 1843 zu erwarten, führte sie dazu, dies 1844 zu tun. Ich sah aber, daß die Mehrzahl nicht mehr die Kraft besaß, welchen ihren Glauben 1843 ausgezeichnet hatte. Ihre Enttäuschung hatte ihren Glauben gedämpft. EG 239 1 Als sich das Volk Gottes in dem Ruf des zweiten Engels vereinigte, verzeichneten himmlische Heerscharen mit dem tiefsten Interesse den Erfolg der Botschaft. Sie sahen viele, welche den Namen Christen trugen, sich mit Zorn und Verachtung gegen diejenigen wenden, die getäuscht worden waren. Als die Worte von spottenden Lippen fielen: "Ihr seid ja nicht aufgefahren," schrieb ein Engel sie nieder. Der Engel sagte: "Sie verspotten Gott." Ich wurde auf eine ähnliche Sünde in alter Zeit verwiesen. Elias war gen Himmel genommen worden, und sein Mantel war auf Elisa gefallen. Dann kamen gottlose Knaben, die von ihren Eltern gelernt hatten, den Mann Gottes zu verachten, sie folgten Elisa nach und riefen spottend: "Kahlkopf, komm herauf! Kahlkopf, komm herauf!" Indem sie seinen Knecht beleidigten, beleidigten sie Gott, und die Strafe traf sie sofort dafür. Ebenso werden diejenigen, die über den Gedanken von dem Auffahren der Heiligen gespottet und gehöhnt haben, von dem Zorn Gottes heimgesucht werden und werden dann erfahren müssen, daß es keine Kleinigkeit ist, ihrem Schöpfer gegenüber leichtfertige Reden zu führen. EG 239 2 Jesus beauftragte andere Engel, schnell hinzufliegen, um den schwindenden Glauben seines Volkes zu beleben und zu stärken und vorzubereiten, die Botschaft des zweiten Engels sowie die wichtige Bewegung, welche bald im Himmel vor sich gehen sollte, zu verstehen. Ich sah, daß diese Engel große Kraft und viel Licht von Jesu empfingen und schnell zur Erde flogen, um ihren Auftrag auszuführen, dem zweiten Engel in seiner Botschaft zu helfen. Als der Engel rief: "Siehe, der Bräutigam kommt; gehet aus ihm entgegen!" schien ein großes Licht auf das Volk Gottes. Dann sah ich, wie diese Enttäuschten sich erhoben und in Übereinstimmung mit dem zweiten Engel verkündigten: "Siehe, der Bräutigam kommt, gehet aus ihm entgegen!" Das Licht der Engel durchdrang allenthalben die Finsternis. Satan und seine Engel suchten die Ausbreitung des Lichtes und die beabsichtigte Wirkung desselben zu verhindern. Sie stritten sich mit dem Engel des Himmels und sagten, daß Gott sein Volk getäuscht habe, und daß sie mit all ihrem Licht und ihrer Macht die Welt nicht glauben machen könnten, daß Christus komme. Aber trotzdem Satan versuchte, den Weg zu versperren und die Gemüter des Volkes von dem Lichte abzuwenden, setzten die Engel Gottes ihr Werk fort. EG 240 1 Diejenigen, welche das Licht annahmen, schienen sehr glücklich. Sie schauten mit Ausdauer gen Himmel und verlangten nach dem Erscheinen Jesu. Manche weinten und beteten in großer Angst. Ihre Augen schienen auf sich selbst gerichtet zu sein, und sie wagten nicht, aufwärts zu blicken, da zerteilte ein Licht vom Himmel die Finsternis vor ihnen, und ihre Augen, welche in Entmutigung auf sich selbst gerichtet waren, wandten sich aufwärts, während Dankbarkeit und heilige Freude auf jedem Gesicht ausgeprägt waren. Jesus und alle Heerscharen der Engel blickten mit Wohlgefallen auf die treuen wartenden Seelen. Diejenigen, welche das Licht der ersten Engelsbotschaft verwarfen und ihm widerstanden, gingen des Lichtes der zweiten verlustig und konnten keinen Nutzen von der Macht und Herrlichkeit haben, welche die Botschaft begleitete: "Siehe, der Bräutigam kommt!" Jesus wandte sich finster von ihnen ab, denn sie hatten ihn verspottet und verworfen, Diejenigen, welche die Botschaft annahmen, waren in einer Wolke der Herrlichkeit gehüllt. Sie fürchteten sich sehr, Gott zu beleidigen, und wachten und beteten, um seinen Willen zu erkennen. Ich sah, daß Satan und seine Engel dies göttliche Licht von dem Volke wegzunehmen suchten, aber so lange die wartenden Seelen das Licht liebten und ihre Augen auf Jesum gerichtet hielten, hatte Satan keine Macht, sie seiner kostbaren Strahlen zu berauben. Die vom Himmel gegebene Botschaft versetzte Satan und seine Engel in Wut und verführte diejenigen, welche vorgaben, Jesum zu lieben, aber sein Kommen verachteten, dazu, die treuen, gläubigen Seelen zu hassen und zu verspotten. Aber ein Engel zeichnete jede Beleidigung, jede Vernachlässigung, jedes Unrecht auf, welche die Kinder Gottes von ihren bekenntlichen Brüdern erdulden mußten. EG 241 1 Viele erhoben ihre Stimme zu dem Ruf: "Siehe, der Bräutigam kommt!" Sie verließen ihre Brüder, welche das Erscheinen Jesu nicht liebten und nicht dulden wollten, daß sie bei seiner Wiederkunft verweilten. Ich sah, daß Jesus sein Angesicht von denjenigen abwandte, die sein Kommen verwarfen und verachteten, und dann gebot der Engel, sein Volk aus den unreinen herauszuführen, damit sie nicht möchten verunreinigt werden. Diejenigen, welche der Botschaft gehorsam waren, traten frei auf und vereinigten sich; ein heiliges Licht schien auf sie. Sie entsagten der Welt, heiligten ihre irdischen Interessen, gaben ihre irdischen Schätze auf und richteten ihre sehnsuchtsvollen Blicke gen Himmel, von wo sie ihren geliebten Erlöser zu sehen erwarteten. Ein heiliges Licht glänzte auf ihren Angesichtern, was von der Freude und dem Frieden zeugte, der in ihnen wohnte. Jesus gebot seinen Engeln, hinzugehen und sie zu stärken, denn die Stunde ihrer Prüfung brach herein. Ich sah, daß diese wartenden Seelen noch nicht geprüft waren, wie sie geprüft werden sollten. Sie waren noch nicht frei von Irrtümern. Ich sah die Gnade und die Güte Gottes darin, daß er dem Volk auf der Erde eine Warnung und wiederholte Botschaften sandte, um sie zu einer sorgfältigen Forschung des Herzens und dem Studium der Schrift zu führen, auf daß sie sich selbst von den Irrtümern reinigen möchten, welche von den Heiden und Papisten eingeführt waren. Durch diese Botschaften brachte Gott seine Kinder heraus, wo er in größerer Kraft für sie wirken kann und sie alle seine Gebote halten können. ------------------------Kapitel 27: Das Heiligtum EG 242 1 Es wurde mir die schmerzliche Enttäuschung des Volkes Gottes gezeigt, als es Jesum nicht zu der erwarteten Zeit sah. Sie wußten nicht, warum ihr Heiland nicht kam, denn sie konnten keinen Beweis dafür finden, daß die prophetische Zeit noch nicht zu Ende sei. Ein Engel sagte: "Hat Gottes Wort gefehlt? Hat Gott versäumt, seine Verheißungen zu erfüllen? Nein; er hat alles erfüllt, was er verheißen hat. Jesus hat sich erhoben, die Tür des Heiligen im himmlischen Heiligtum geschlossen, eine Tür in das Allerheiligste geöffnet und ist eingetreten, um das Heiligtum zu reinigen. Alle, die geduldig warten, sollen das Geheimnis verstehen. Der Mensch hat sich geirrt; aber auf Seiten Gottes war kein Fehler. Es wurde alles erfüllt, was Gott verheißen hat; aber der Mensch glaubte irrtümlicher Weise, daß die Erde das Heiligtum sei, welches am Ende der prophetischen Zeitangabe gereinigt werden solle. Es sind die Erwartungen des Menschen und nicht die Verheißungen Gottes, die fehlgeschlagen sind." EG 242 2 Jesus sandte seine Engel, um die Gedanken der getäuschten Seelen auf das Allerheiligste zu richten, wo er eingegangen war, um das Heiligtum zu reinigen und eine besondere Versöhnung für Israel zu wirken. Jesus sagte den Engeln, daß alle, welche ihn finden, das Werk verstehen werden, welches er tue. Ich sah, daß Jesus, während er in dem Allerheiligsten war mit dem neuen Jerusalem vermählt wurde, und nachdem sein Werk im Allerheiligsten erfüllt sein wird, wird er in königlicher Macht auf die Erde herabkommen und die treuen Seelen zu sich nehmen, die geduldig auf seine Rückkehr gewartet haben. EG 243 1 Es wurde mir gezeigt, was am Schluß der prophetischen Perioden 1844 im Himmel stattfand. Als Jesus sein Predigtamt in dem Heiligen beendigte und die Tür zu dieser Abteilung schloß, lagerte sich eine große Finsternis über diejenigen, welche die Botschaften von seinem Kommen gehört und verworfen hatten, und sie verloren ihn aus den Augen. Dann bekleidete sich Jesus mit köstlichen Gewändern. An dem Saum seines Kleides waren abwechselnd Schellen und Granatäpfel. Ein Brustschild von kunstvoller Arbeit hing von seinen Schultern herab. Wenn er sich bewegte, glänzte es gleich Edelsteinen und ließ Buchstaben hervortreten, die auf dem Brustschild geschrieben oder eingegraben waren. Auf seinem Haupte war etwas, was einer Krone ähnlich sah. Als er vollständig bekleidet war, wurde er von Engeln umgeben und fuhr in seinem feurigen Wagen hinter den zweiten Vorhang. EG 243 2 Es wurde mir dann geboten, die zwei Abteilungen des himmlischen Heiligtums zu betrachten. Der Vorhang oder die Tür war offen, und es wurde mir erlaubt einzutreten. In der ersten Abteilung sah ich den siebenarmigen Leuchter, den Tisch mit den Schaubroten, den Räucheraltar und das Rauchfaß. Alle Gegenstände dieser Abteilung schienen reich dem reinsten Golde und strahlten das Bild dessen wieder, der diesen Ort betrat. Der Vorhang, welcher die beiden Abteilungen trennte, bestand aus verschiedenen Farben und verschiedenem Material, mit einer prachtvollen Borte, in welche goldene Bilder, Engel darstellend, eingewebt waren. Der Vorhang wurde gehoben und ich schaute in die zweite Abteilung. Ich sah dort eine Arche, welche das Aussehen von feinstem Golde hatte. Eine prachtvolle Arbeit, Kronen darstellend, umgab als Einfassung den Rand der Arche. In der Arche befanden sich Steintafeln, auf welchen die zehn Gebote geschrieben waren. EG 244 1 Zwei schöne Cherubim standen mit ausgebreiteten Flügeln darüber, an jedem Ende der Arche einer. Sie berührten einander über dem Haupte Jesu, als er vor dem Gnadenstuhle stand. Ihre Angesichter waren gegeneinander gewendet, und sie blickten auf die Arche nieder. Sie stellten die ganze Engelschar dar, die mit Interesse auf das Gesetz Gottes schaut. Zwischen den Cherubim war ein goldenes Rauchfaß, und wenn die im Glauben dargebrachten Gebete der Heiligen aufstiegen, und er sie seinem Vater darbrachte, stieg eine Wolke des Wohlgeruchs von dem Räucheraltar auf, welche wie Rauch in den herrlichen Farben aussah. Über dem Orte vor der Arche, wo Jesus stand, war eine außerordentliche Herrlichkeit, daß ich nicht hinsehen konnte. Es schien gleich dem Throne Gottes. Als der Weihrauch zu dem Vater aufstieg, übertrug sich die große Herrlichkeit von dem Throne auf Jesum, und von ihm war sie über diejenigen ausgegossen, deren Gebete gleich süßem Wohlgeruch aufstiegen. Es wurde Licht in reichlicher Fülle über Jesum ausgegossen und überschattete den Gnadenstuhl, und die Herrlichkeit Gottes füllte den Tempel. Ich konnte nicht lange auf den außerordentlichen Glanz blicken. Keine Sprache kann ihn beschreiben. Ich war überwältigt und wandte mich von der Erhabenheit und Herrlichkeit der Szene ab. EG 244 2 Es wurde mir auch ein Heiligtum auf Erden, zwei Abteilungen enthaltend, gezeigt. Es glich dem himmlischen, und es wurde mir gesagt, daß es ein Bild des himmlischen sei. Die Geräte der ersten Abteilung des irdischen Heiligtums waren gleich denen in der ersten Abteilung des himmlischen. Der Vorhang war emporgehoben und ich blickte in das Allerheiligste und sah, daß die Geräte dieselben waren wie in dem Allerheiligsten des himmlischen Heiligtums. Der Priester diente in beiden Abteilungen des irdischen. Er ging täglich in die erste Abteilung; aber das Allerheiligste betrat er nur einmal im Jahr, um es von den Sünden zu reinigen, welche dorthin übertragen waren. Ich sah, daß Jesus in beiden Abteilungen des himmlischen Heiligtums diente. Das irdische Heiligtum betraten die Priester mit dem Blut eines Tieres, als ein Opfer für die Sünde. Christus betrat das himmlische Heiligtum mit dem Opfer seines eigenen Blutes. Die irdischen Priester wurden durch den Tod weggenommen, deshalb konnten sie nicht lange fortfahren; aber Jesus ist ein Priester ewiglich. Durch die Gaben und Opfer, die in das irdische Heiligtum gebracht wurden, wurden die Kinder Israel angeleitet, die Verdienste eines zukünftigen Heilandes zu erfassen. In der Weisheit Gottes sind uns Einzelheiten dieses Werkes gegeben, damit wir, indem wir darauf zurückblicken, das Werk Jesu im himmlischen Heiligtum verstehen möchten. EG 245 1 Als Jesus auf Golgatha starb, rief er aus: "Es ist vollbracht!" Und "der Vorhang im Tempel zerriß in zwei Stücke, von oben an bis unten aus." Dies sollte zeigen, daß der Dienst des irdischen Heiligtums für immer beendet sei, und daß Gott nicht mehr mit den Priestern im irdischen Tempel sein wollte, um ihre Opfer entgegen zu nehmen. Das Blut Jesu, welches von ihm selbst in dem himmlischen Heiligtum dargebracht werden sollte, war dann vergossen worden. Wie der Priester das Allerheiligste einmal im Jahr betrat, um das irdische Heiligtum zu reinigen, so betrat Jesus das Allerheiligste des Himmels am Ende der 2300 Tage von Daniel 8 im Jahre 1844, um eine endliche Versöhnung für alle zu vollbringen, welche durch seine Vermittlung sich helfen lassen wollen, um so das Heiligtum zu reinigen. ------------------------Kapitel 28: Die dritte Engelsbotschaft EG 246 1 Als der Dienst Jesu im Heiligen zu Ende war und er in das Allerheiligste ging und vor der Arche stand, welche das Gesetz Gottes enthielt, sandte er einen anderen mächtigen Engel mit einer dritten Botschaft zur Erde. Ein Pergament wurde in die Hand des Engels gegeben, und als er in Macht und Majestät zur Erde niederstieg, verkündigte er eine furchtbare Warnung, mit der schrecklichsten Drohung, die je an Menschen erging. Diese Botschaft war dazu bestimmt, die Kinder Gottes zu warnen, indem sie ihnen die Stunde der Versuchung und Angst zeigte, die ihnen bevorstand. Der Engel sagte: "Sie werden in einem heftigen Kampf mit dem Tier und seinem Bild gebracht werden. Ihre einzige Hoffnung auf ewiges Leben besteht darin, daß sie ausharren. Obgleich ihr Leben auf dem Spiele steht, müssen sie doch an der Wahrheit festhalten." Der dritte Engel schloß seine Botschaft mit folgenden Worten: "Hier ist Geduld der Heiligen; hier sind, die da halten die Gebote Gottes und den Glauben Jesu!" Als er diese Worte wiederholte, wies er auf das himmlische Heiligtum hin. Die Gedanken aller, welche diese Botschaft annehmen, sind auf das Allerheiligste gerichtet, wo Jesus vor der Arche steht und seine letzte Fürsprache für alle diejenigen einlegt, für welche noch Gnade vorhanden ist, und für solche, die unwissend das Gesetz Gottes übertreten haben. Diese Versöhnung wird sowohl für die gerechten Toten als auch für die lebenden Gerechten gebracht. Es schließt alle ein, die im Vertrauen auf Christum gestorben sind, welche aber, da sie nicht das Licht über das Gesetz Gottes empfangen hatten, unwissend gesündigt haben, indem sie seine Vorschriften übertraten. EG 246 2 Nachdem Jesus die Tür in das Allerheiligste geöffnet hatte, erhielt das Volk Gottes Licht über den Sabbat, und es wurde geprüft, wie die Kinder Israel vor alters, um zu sehen, ob sie das Gesetz Gottes halten würden. Ich sah den dritten Engel aufwärts weisen und den enttäuschten Seelen den Weg zu dem Allerheiligsten des himmlischen Heiligtums zeigen. Wenn sie durch den Glauben in das Allerheiligste eintreten, finden sie Jesum, und aufs neue sprießen Hoffnung und Freude auf. Ich sah sie zurückblicken und die Vergangenheit, ihre Erfahrungen von der Verkündigung der Wiederkunft Jesu bis zu dem Verstreichen der Zeit im Jahre 1844 wiederholen. Sie sehen ihre Enttäuschung erklärt, und Freude und Sicherheit beseelen sie wieder. Der dritte Engel hat die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft erleuchtet, und sie wissen, daß Gott sie in der Tat durch seine wunderbare Vorsehung geleitet hat. Es wurde mir gezeigt, daß die "Übrigen" Jesu in das Allerheiligste nachfolgten, die Arche und den Gnadenstuhl sahen und von ihrer Herrlichkeit gefesselt wurden. Jesus hob dann den Deckel der Arche auf, und siehe da! Da waren die Steintafeln, mit den Zehn Geboten darauf geschrieben. Sie überblicken die lebendigen, göttlichen Aussprüche, fahren aber mit Zittern zurück, wenn sie das vierte Gebot unter den zehn heiligen Vorschriften von einem Kranz der Herrlichkeit umgeben und mit hellerem Lichte als die übrigen neun übergossen sehen. Sie finden dort nichts, was sie belehrt, daß der Sabbat abgeschafft oder in den ersten Tag der Woche verändert ist. Die Gebote lauten noch ebenso, wie sie von der Stimme Gottes in feierlicher und schrecklicher Majestät auf dem Berge gesprochen wurden, während die Blitze zuckten und der Donner rollte. Es ist noch dasselbe, wie es mit seinem eigenen Finger auf die Steintafeln geschrieben wurde: "Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Dinge beschicken; aber am siebenten Tage ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes." Sie sind erstaunt, wenn sie die Sorgfalt sehen, mit der die Zehn Gebote behandelt werden. Sie sehen sie in der Nähe Jehovas niedergelegt, überschattet und beschützt von seiner Heiligkeit. Sie sehen, daß sie das vierte der Zehn Gebote mit Füßen getreten und einen Tag beobachtet haben, der durch die Heiden und Papisten eingeführt ist, statt des von Jehova geheiligten Tages. Sie demütigen sich vor Gott und beklagen ihre begangenen Übertretungen. EG 248 1 Ich sah das Räucherwerk in dem Rauchfaß rauchen, als Jesus ihre Bekenntnisse und Gebete seinem Vater darbrachte. Als der Rauch aufstieg, ruhte ein helles Licht auf Jesum und auf dem Gnadenstuhl; die ernsten, betenden Seelen, die betrübt waren, weil sie entdeckt hatten, daß sie Übertreter von Gottes Gesetz waren, wurden gesegnet, und ihre Angesichter leuchteten in Hoffnung und Freude auf. Sie nahmen an dem Werk des dritten Engels teil und erhoben ihre Stimmen, um die feierliche Warnung zu verkündigen. Zuerst nahmen nur wenige sie an, aber sie fuhren mutig fort, die Botschaft zu verkündigen. Dann sah ich, daß viele die Botschaft des dritten Engels annahmen und ihre Stimmen mit denjenigen vereinten, die zuerst die Warnung gegeben hatten. Sie ehrten Gott, indem sie seinen heiligen Ruhetag beobachteten. EG 248 2 Viele, welche die dritte Botschaft annahmen, hatten keine Erfahrung in den zwei früheren Botschaften gemacht. Satan wußte dies, und sein böses Auge war darauf gerichtet, sie zu stürzen. Aber der dritte Engel verwies sie auf das Allerheiligste, und diejenigen, welche eine Erfahrung in den vergangenen Botschaften hatten, wiesen ihnen den Weg nach dem himmlischen Heiligtum. Viele sahen die vollkommene Kette der Wahrheit in den Engelsbotschaften, nahmen sie freudig in ihre Reihenfolge an und folgten Jesu im Glauben in das himmlische Heiligtum. Diese Botschaften wurden mir als ein Anker für Gottes Volk dargestellt. Diejenigen, welche sie verstehen und annehmen, werden nicht von den vielen Verführungen Satans hinweggerissen werden. EG 248 3 Nach der großen Enttäuschung von 1844 waren Satan und seine Engel eifrig bemüht, Schlingen zu legen, um den Glauben der Gemeinschaft wankend zu machen. Sie beeinflußten die Gemüter von Personen, die eine Erfahrung in den Botschaften und einen Schein der Demut hatten. Manche verwiesen für die Erfüllung der ersten und zweiten Botschaft auf die Zukunft, während andere weit in die Vergangenheit zurück verwiesen und erklärten, daß sie schon dort erfüllt worden seien. Diese gewannen einen Einfluß auf die Gemüter der Unerfahrenen und brachten ihren Glauben ins Wanken. Manche durchforschten die Bibel, um einen Glauben für sich selbst aufzurichten, unabhängig von der Gemeinde. Satan frohlockte über all dies, denn er wußte, daß solche, die den Anker losließen, durch verschiedene Irrtümer beeinflußt würden und er sie mit allerlei Wind der Lehre umtreiben könne. Viele, die in der ersten und zweiten Botschaft eine leitende Stellung eingenommen hatten, verleugneten sie nun, und es entstand eine Spaltung und Verwirrung durch die ganze Gemeinschaft. EG 249 1 Meine Aufmerksamkeit wurde dann auf Wilhelm Miller gelenkt. Er blickte verwirrt drein und war von Besorgnis und Schmerz für sein Volk niedergebeugt. Die Schar, welche 1844 in Liebe vereinigt war, verlor ihre Liebe. Sie widersetzten sich einander und fielen in einen kalten, rückfälligen Zustand. Als er dies sah, zehrte der Kummer seine Kraft auf. Ich sah, daß leitende Männer ihm beobachteten, welche fürchteten, daß er die dritte Engelsbotschaft und die Gebote Gottes annehmen könnte. Und als er sich dem Licht vom Himmel zuneigen wollte, legten diese Männer verschiedene Pläne, um seine Gedanken davon abzuwenden. Menschlicher Einfluß wurde ausgeübt, um ihn in Finsternis zu halten und seinen Einfluß denjenigen zu erhalten, die der Wahrheit widerstanden. Schließlich erhob Wilhelm Miller seine Stimme gegen das Licht vom Himmel. Er fehlte darin, daß er nicht die Botschaft annahm, welche seine Enttäuschung vollständig erklärt und Licht und Herrlichkeit über die Vergangenheit ausgegossen hätte. Sie würde seine erschöpften Kräfte wieder belebt, seine Hoffnungen erleuchtet und ihn dazu geführt haben, Gott zu verherrlichen. Er stützte sich auf menschliche Weisheit statt auf göttliche; aber von schwerer Arbeit im Werke seines Meisters und vom Alter gebrochen, war er nicht so verantwortlich wie diejenigen, welche ihn von der Wahrheit abhielten. Sie sind verantwortlich, die Sünde ruht auf ihnen. EG 250 1 Wenn Wilhelm Miller das Licht der dritten Botschaft gesehen hätte, so würden viele Dinge, die ihm dunkel und geheimnisvoll schienen, klargeworden sein. Aber seine Brüder bezeugten solch tiefe Liebe und solch tiefes Interesse, daß er dachte, er könne sich nicht von ihnen losreißen. Sein Herz wollte sich der Wahrheit zuneigen; aber dann schaute er auf seine Brüder, die ihr widerstanden. Konnte er sich von denjenigen trennen, welche bei der Verkündigung des Kommens Jesu Schulter an Schulter mit ihm gestanden hatten? Er dachte, daß sie ihn sicherlich nicht irre führen würden. EG 250 2 Gott duldete, daß er unter die Macht Satans, unter der Herrschaft des Todes kam und verbarg ihn im Grabe vor denjenigen, die ihn beständig von der Wahrheit abwenden wollten. Moses machte einen Fehler, als er im Begriff war, das verheißene Land zu betreten. Ich sah, daß Wilhelm Miller ebenso einen Fehler machte, als er nahe daran war, das himmlische Kanaan zu betreten, indem er seinen Einfluß gegen die Wahrheit wendete. Andere verführten ihn dazu, andere müssen Rechenschaft dafür ablegen. Aber Engel bewahren den kostbaren Staub dieses Knechtes Gottes, und er wird bei dem Schall der letzten Posaune hervorkommen. ------------------------Kapitel 29: Ein fester Standort EG 250 3 Ich sah eine Schar, welche fest und gerüstet auf der Hut stand, und denjenigen, welche den gegründeten Glauben der Gemeinschaft ins Wanken bringen wollten, keinen Vorschub leistete. Gott schaute mit Wohlgefallen auf sie herab. Es wurden mir drei Stufen gezeigt -- die erste, zweite und dritte Engelsbotschaft. Mein begleitender Engel sagte: "Wehe dem, der auch nur das Geringste an diesen Botschaften ändert. Das richtige Verständnis dieser Botschaften ist von größter Wichtigkeit. Das Schicksal von Seelen hängt von der Art und Weise ab, wie sie angenommen werden." Ich wurde dann wieder durch diese Botschaften zurückgeführt und sah, wie teuer das Volk Gottes seine Erfahrungen erworben hatte. Es hat sie durch viele Leiden und schweren Kampf erlangt. Gott hat seine Kinder Schritt für Schritt hindurch geleitet, bis er sie auf einen sicheren, unbeweglichen Standort gestellt hat. Ich sah Personen sich dem Standorte nähern und das Fundament desselben untersuchen. Manche stiegen unverzüglich mit Freuden hinauf; andere fingen an, an dem Fundament Fehler zu finden. Sie wünschten Verbesserungen vorzunehmen, dann würde der Standort vollkommener und die Leute glücklicher sein. Manche stiegen auf den Standort, um ihn zu prüfen, und erklärten, daß er verkehrt gebaut sei. Aber ich sah, daß fast alle fest auf dem Standorte standen und diejenigen ermahnten, die zurückgetreten waren, daß sie mit ihren Klagen aufhören möchten; denn Gott war der Baumeister, und sie stritten gegen ihn. Sie erzählten nochmals das wunderbare Werk Gottes, welches sie zu dem festen Standort geführt habe, und erhoben gemeinschaftlich ihre Augen gen Himmel und lobten Gott mit lauter Stimme. Dies ergriff einige von denen, welche sich beklagt und den Standort verlassen hatten, und sie stiegen mit dem Ausdruck der Demut wieder hinauf. EG 251 1 Ich wurde in die Zeit der Verkündigung der ersten Ankunft Christi zurückversetzt. Johannes war in dem Geiste und der Kraft des Elias gesandt worden, um Jesu den Weg zu bereiten. Diejenigen, welche das Zeugnis des Johannes verwarfen, hatten auch von den Lehren Jesu keinen Nutzen. Ihr Widerstand gegen die Botschaft, welche sein Kommen voraussagte, brachte sie soweit, daß sie nicht bereit waren, den stärksten Beweis anzunehmen, daß er der Messias sei. Satan verleitete diejenigen, welche die Botschaft des Johannes verworfen hatten, noch weiter zu gehen und auch Christum zu verwerfen und zu kreuzigen. Indem sie dies taten, brachten sie sich selbst in eine solche Lage, daß sie nicht den Segen am Tage der Pfingsten empfangen konnten, welcher ihnen den Weg zum himmlischen Heiligtum gewiesen hätte. Das Zerreißen des Vorhanges im Tempel zeigte, daß die jüdischen Opfer und Verordnungen nicht länger angenommen würden. Das große Opfer war gebracht und angenommen worden, und der Heilige Geist, der an Pfingsten herniederkam, richtete die Gedanken der Jünger von dem irdischen auf das himmlische Heiligtum, wohin Jesus durch sein eigenes Blut eingetreten war, um über seine Jünger die Wohltat seiner Versöhnung auszugießen. Aber die Juden wurden in gänzlicher Finsternis gelassen. Sie verloren alles Licht, welches sie von dem Erlösungsplane hätten haben können, und vertrauten noch auf ihre nutzlosen Opfer und Gaben. Das himmlische Heiligtum hatte den Platz des irdischen eingenommen, aber sie hatten keine Kenntnis von dem Wechsel. Daher konnten sie keinen Nutzen von der Vermittlung Christi in dem Heiligen haben. EG 252 1 Viele blicken mit Schrecken auf die Juden, weil sie Christum verwarfen und kreuzigten. Wenn sie die Geschichte seiner Schmach lesen, denken sie, daß sie ihn geliebt und nicht verleugnet haben würden wie Petrus, oder ihn gekreuzigt hätten wie die Juden. Aber Gott, welcher die Herzen aller liest, hat die Liebe, welche sie zu besitzen vorgaben, geprüft. Der ganze Himmel überwachte mit dem tiefsten Interesse die Aufnahme der ersten Engelsbotschaft. Aber viele, die behaupteten, Jesum zu lieben und die beim Lesen der Geschichte des Kreuzes Tränen vergossen hatten, verschmähten die frohe Botschaft von seiner Wiederkunft. Anstatt sie freudig aufzunehmen, erklärten sie dieselbe für eine Täuschung. Sie haßten diejenigen, welche sein Erscheinen liebten, und schlossen sie aus den Kirchen aus. Solche, welche die erste Engelsbotschaft verwarfen, konnten keinen Nutzen von der zweiten haben, ebensowenig von dem Mitternachtsruf, welcher sie vorbereiten sollte, mit Jesu durch den Glauben in das Allerheiligste des himmlischen Heiligtums einzutreten. Durch die Verwerfung der zwei früheren Botschaften haben sie ihr Verständnis so verfinstert, daß sie kein Licht in der dritten Botschaft, welche den Weg zum himmlischen Heiligtum zeigt, sehen können. Ich sah, daß, wie die Juden Christum kreuzigten, die Namenskirchen diese drei Botschaften kreuzigten, deshalb haben sie keine Erkenntnis über den Weg in das Allerheiligste und können keinen Nutzen von der Vermittlung Christi daselbst haben. Gleich den Juden, welche ihre nutzlosen Opfer darbrachten, schicken sie ihre nutzlosen Gebete aufwärts zu der Abteilung, welche Jesus verlassen hat. Satan, erfreut über die Täuschung, nimmt einen religiösen Charakter an und lenkt die Gedanken dieser bekenntlichen Christen auf sich selbst, indem er sie durch seine Macht, seine Zeichen und lügenhaften Wunder in seinen Schlingen zu fangen sucht. Manche versucht er auf diese Weise, andere auf eine andere. Er hat verschiedene Täuschungen vorbereitet, um auf die verschiedenen Gemüter einzuwirken. Manche blicken mit Schrecken auf eine Täuschung, während sie eine andere bereitwillig annehmen. Manche verführt Satan durch Spiritismus. Er kommt auch als ein Engel des Lichts und breitet vermittels falscher Reformationen seinen Einfluß über das Land aus. Die Kirchen sind stolz und denken, daß Gott wunderbar für sie wirkte, während es das Wirken eines anderen Geistes ist. Die Aufregung wird verschwinden und Welt und Kirche in einem schlechteren Zustande zurücklassen als vorher. EG 253 1 Ich sah, daß Gott unter den Namensadventisten und den gefallenen Kirchen aufrichtige Kinder hat, und ehe die Plagen ausgegossen werden, werden Prediger und Volk aus diesen Kirchen herausgerufen werden und freudig die Wahrheit annehmen. Satan weiß dies; und ehe der laute Ruf des dritten Engels ertönt, verursacht er eine Erregung in diesen religiösen Gemeinschaften, damit diejenigen, welche die Wahrheit verworfen haben, denken können, daß Gott mit ihnen sei. Er hofft, die Aufrichtigen zu verführen und sie zu dem Gedanken zu verleiten, daß Gott noch für die Kirchen wirke. Aber das Licht wird scheinen, und alle Aufrichtigen werden die gefallenen Kirchen verlassen und ihre Stellung mit den "Übrigen" nehmen. ------------------------Kapitel 30: Spiritismus EG 254 1 Diese ungeheure Täuschung wurde mir vorgeführt, und ich sah, daß Satan acht hat, die Gestalt unserer in Jesu entschlafenen Verwandten oder Freunde vor uns zu bringen. Es wird so scheinen, als ob diese Freunde gegenwärtig seien; die Worte, die sie äußerten, während sie unter uns weilten, mit denen wir vertraut waren, werden gesprochen werden, und derselbe Klang der Stimme, die sie im Leben hatten, wird an unser Ohr schlagen. Alles dies geschieht, um die Heiligen zu verführen und sie zu bestricken, dieser Täuschung zu glauben. EG 254 2 Ich sah, daß die Heiligen mit der gegenwärtigen Wahrheit vollständig vertraut sein müssen, und dies können sie nur durch die Schrift erlangen. Sie müssen den Zustand der Toten verstehen, denn die Geister der Teufel werden ihnen noch erscheinen und vorgeben, geliebte Verwandte oder Freunde zu sein, und werden ihnen nicht schriftgemäße Lehren verkündigen. Sie werden alles tun, was in ihrer Macht steht, um Mitgefühl zu erwecken, und zur Bestätigung ihrer Aussagen Wunder vor ihnen wirken. Das Volk Gottes muß vorbereitet sein, diesen Geistern mit der Bibelwahrheit zu widerstehen, daß die Toten nichts wissen, und daß diejenigen, die als solche erscheinen, Geister der Teufel sind. EG 255 1 Wir müssen den Grund unserer Hoffnung wohl prüfen, denn wir sollen einen Beweis für dieselbe aus der Schrift geben. Diese Täuschung wird sich ausbreiten, und wir müssen ihr von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten; wenn wir nicht vorbereitet sind, werden wir verführt und überwunden werden. Aber wenn wir an unserem Teil tun, was wir tun können, um für den Kampf, der gerade vor uns liegt, bereit zu sein, so wird Gott auch seinen Teil tun und sein allmächtiger Arm wird uns beschützen. Er würde eher alle Engel aus der Herrlichkeit senden, eine Mauer um die treuen Seelen zu bilden, als sie durch die lügenhaften Wunder Satans verführen zu lassen. EG 255 2 Ich sah, mit welcher Schnelligkeit sich diese Verführung ausbreitete. Ein Eisenbahnzug wurde mir gezeigt, der mit der Schnelligkeit des Blitzes dahinfuhr. Der Engel gebot mir, aufmerksam zuzusehen, und ich richtete meine Augen auf den Zug. Es schien, als ob die ganze Welt darauf wäre. Dann zeigte er mir den Zugführer, der stattlich und schön aussah und auf den alle Reisende blickten und ihm Ehre erwiesen. Ich war verwirrt und fragte meinen begleitenden Engel, wer dies sei. Er sagte: "Es ist Satan. Er ist der Zugführer in der Gestalt eines Engels des Lichts. Er hat die Welt gefangen genommen. Sie sind in kräftige Irrtümer dahingegeben, daß sie glauben der Lüge und verworfen werden. Sein Angestellter, der Höchste nach ihm ist der Lokomotivführer, und andere bekleiden verschiedene Stellen, wie er es nötig fand. Sie fahren alle mit der Schnelligkeit des Blitzes zur Verdammnis." EG 255 3 Ich fragte den Engel, ob niemand zurückgelassen sei. Er gebot mir, nach der entgegengesetzten Richtung zu schauen, und ich sah eine kleine Schar, die auf einem schmalen Fußwege ging. Alle schienen durch die Wahrheit fest vereinigt zu sein. Diese kleine Schar sah aus, wie von Kummer aufgerieben, als wenn sie durch schwere Mühseligkeiten und Kämpfe gegangen sei. Es schien, als ob die Sonne gerade hinter einer Wolke hervorgegangen sei und auf sie schiene, indem sie triumphierend ihren bald errungenen Siege entgegen sahen. EG 256 1 Ich sah, daß der Herr der Welt Gelegenheit gegeben hat, den Fallstrick zu erkennen. Eine Sache wäre genügender Beweis für den Christen, wenn kein weiterer da wäre, nämlich, daß beim Spiritismus kein Unterschied zwischen den Guten und Bösen gemacht wird. Thomas Paine, dessen Leib nun zu Staub zerfallen ist, und der bei der zweiten Auferstehung am Ende der 1000 Jahre auferweckt werden wird, um seinen Lohn zu empfangen und den zweiten Tod zu erleiden, wird von Satan dargestellt, als ob er im Himmel und dort sehr hoch erhaben sei. Satan hat ihn hier auf Erden gebraucht, solange er konnte, und nun führt er dasselbe Werk unter dem Vorgeben fort, daß Thomas Paine im Himmel sehr erhaben und geehrt sei; gleich wie er hier auf Erden gelehrt habe, so lehre er auch im Himmel. Es gibt manche, die mit Schrecken auf sein Leben, seinen Tod und seine verderblichen Lehren während seines Lebens geschaut haben, welche sich aber jetzt von ihm belehren lassen, von einem der schlechtesten und verdorbensten Menschen, der Gott und sein Gesetz verachtete. EG 256 2 Der Vater der Lüge verblendet und verführt die Welt, indem er seine Engel sendet, sie an Stelle der Apostel reden und es so erscheinen läßt, als ob sie dem, was sie auf Erden durch Eingebung des Heiligen Geistes schrieben, widersprechen. Diese lügenhaften Engel lassen die Apostel ihre eigenen Lehren verwerfen und sie für gefälscht erklären. Durch diese Handlungsweise bringt Satan die bekenntlichen Christen und die ganze Welt in Unsicherheit über das Wort Gottes. Dies heilige Buch durchkreuzt seine Wege und ist seinen Plänen hinderlich; deshalb veranlaßt er sie, den göttlichen Ursprung der Bibel zu bezweifeln, und dann führt er den ungläubigen Thomas Paine vor, als ob er bei seinem Tode in den Himmel aufgenommen und mit den heiligen Aposteln, die er auf Erden haßte, vereinigt sei, um die Welt zu belehren. EG 257 1 Satan weist jedem seiner Engel eine Arbeit zu. Er schärft allen ein, listig, geschickt und schlau zu sein. Er weist manche von ihnen an, die Stelle der Apostel zu übernehmen und für sie zu sprechen, während andere die Stelle ungläubiger und gottloser Menschen einnehmen, die mit einer Gotteslästerung gestorben sind, aber nun als sehr religiös erscheinen. Es wird kein Unterschied zwischen dem heiligsten Apostel und dem gottlosesten Ungläubigen gemacht. Sie sind beide dazu berufen dasselbe zu lehren. Es macht nichts aus, wen Satan sprechen läßt, wenn sein Vorhaben nur ausgeführt wird. Er war so genau mit Paine auf der Erde bekannt, da er ihn in seiner Arbeit half, daß es ein Leichtes für ihn ist, dieselben Worte, die Paine gebrauchte, und die Handschrift seines treuen Dieners, der seine Zwecke so gut erfüllte, zu kennen. Satan diktierte viele von Paines Schriften, und es ist ein Leichtes für ihn, nun seinen Engeln Gedanken zu übermitteln und es scheinen zu lassen, als ob sie von Thomas Paine kommen. Dies ist das Meisterstück Satans. Alle diese Lehren, die angeblich von den Aposteln, Heiligen und verstorbenen gottlosen Menschen stammen, kommen direkt von seiner satanischen Majestät. EG 257 2 Die Tatsache, daß Satan vorgibt, daß jemand, den er so liebte, und der Gott vollkommen haßte, nun mit den Aposteln und heiligen Engeln in der Herrlichkeit ist, sollte genügen, den Schleier von den Augen aller zu entfernen und ihnen das dunkle, geheimnisvolle Wirken Satans aufzudecken. Laut sagt er der Welt und den Ungläubigen: Es ist einerlei, wie gottlos ihr seid, einerlei, ob ihr an Gott und die Bibel glaubt oder nicht; lebt, wie es euch gefällt, der Himmel ist eure Heimat; denn alle wissen, daß, wenn Thomas Paine im Himmel eine so erhabene Stellung einnimmt, sie sicherlich auch dahin kommen werden. Dieser Irrtum ist so klar, daß alle ihn sehen können, wenn sie wollen. Satan tut nun durch Individuen wie Thomas Paine, was er schon seit seinem Fall versucht hat zu tun. Durch seine Kraft und lügenhaften Wunder entfernt er den Grund der Hoffnung der Christen und nimmt das Licht weg, das ihnen auf dem schmalen Pfade zum Himmel leuchten soll. Er macht die Welt glauben, daß die Bibel nicht von Gott eingegeben und nicht besser als ein Geschichtsbuch sei, während er etwas anderes anbietet, was ihren Platz einnehmen soll, nämlich spiritistische Kundgebungen. EG 258 1 Hier hat er völlig freie Hand und kann die Welt glauben machen, was er will. Das Buch, welches ihn und seine Nachfolger richten wird, stellt er in Schatten, gerade wo er es haben will. Den Heiland der Welt macht er zu einem gewöhnlichen Menschen, und wie die römische Wache, die bei dem Grabe Jesu wachte, den falschen und lügenhaften Bericht verbreitete, den der Hohepriester und die Ältesten ihnen in den Mund legten, so werden es die armen verführten Nachfolger dieser vorgeblichen geistigen Kundgebungen wiederholen und es begreiflich zu machen suchen, daß an unseres Heilandes Geburt, Tod und Auferstehung nichts wunderbares sei. Nachdem sie Jesum in den Hintergrund gedrängt haben, richten sie die Aufmerksamkeit der Welt auf sich selbst, auf ihre Zeichen und lügenhaften Wunder, die sie weit über die Werke Christi stellen. So wird die Welt in dem Fallstrick gefangen und in ein Gefühl der Sicherheit eingelullt, daß sie die gefährliche Täuschung nicht erkennt, bis die sieben letzten Plagen ausgegossen werden. Satan lacht, wenn er sieht, daß sein Plan so guten Erfolg hat und die ganze Welt in dem Fallstrick gefangen ist. ------------------------Kapitel 31: Habsucht EG 259 1 Ich sah, daß Satan seinen Engeln gebot, ihre Fallstricke besonders für diejenigen zu legen, welche auf die Wiederkunft Christi warten und alle Gebote Gottes halten. Satan sagte seinen Engeln, daß die Kirchen eingeschlafen seien; er wolle aber seine Macht und seine lügenhaften Wunder noch mehr ausdehnen und sie festhalten. "Aber", sagte er, "die Sekte der Sabbatisten hassen wir; sie wirken beständig gegen uns und nehmen uns unsere Untertanen weg, um das verhaßte Gesetz Gottes zu halten. Geht und erfüllt diejenigen, welche Ländereien und Geld besitzen, mit Sorgen. Wenn ihr sie dahin bringen könnt, ihre Neigungen diesen Dingen zuzuwenden, so können wir sie doch bekommen. Sie mögen bekennen, was sie wollen, laßt sie nur mehr Sorge tragen für ihr Gold als für den Fortschritt des Reiches Christi oder die Ausbreitung der Wahrheiten, die wir hassen. Führt ihnen die Welt in dem günstigsten Lichte vor, damit sie dieselbe lieben und vergöttern. Wir müssen alle Mittel, über welche wir Macht erlangen können, festhalten. Je mehr Mittel die Nachfolger Christi seinem Dienste weihen, desto mehr werden sie unser Reich schädigen, indem sie uns unsere Untergebenen abwendig machen. Wenn sie Versammlungen an verschiedenen Orten festsetzen, so sind wir in Gefahr. Seid dann sehr wachsam. Veranlaßt womöglich Verwirrung und Störung. Zerstört ihre Liebe untereinander. Macht ihre Prediger entmutigt und verzagt, denn wir hassen sie. Führt denjenigen, welche Mittel haben, jede denkbare Entschuldigung vor, dieselben nicht wegzugeben. Beherrscht, wenn ihr könnt, die Geldangelegenheiten und bringt ihre Prediger in Elend und Armut. Dies wird ihren Mut und Eifer schwächen. Kämpft um jeden Zollbreit Land. Macht Habsucht und die Liebe zu irdischen Schätzen zu ihren herrschenden Charakterzügen. So lange diese Züge vorherrschen, werden Gnade und Heiligung zurückgesetzt. Bedrängt sie von allen Seiten, und sie werden sicherlich unser werden. Nicht allein sind wir dann ihrer sicher, sondern ihr verhaßter Einfluß wird nicht andere auf den Weg zum Himmel führen. Wenn aber einige wirklich geben, so macht sie geizig, damit sie nur spärlich geben." EG 260 1 Ich sah, daß Satan seine Pläne gut ausführt. Wenn die Knechte Gottes Lagerversammlungen (Konferenzen) festsetzen, so befindet sich Satan mit seinen Engeln auch auf dem Lagergrund (in den Versammlungen), um das Werk zu hindern. Er ist beständig dabei, den Gemütern von Gottes Volk allerlei Einflüsterungen zu machen. Er führt manche diesen Weg und manche einen andern, zieht überall seinen Vorteil aus schlimmen Charakterzügen der Geschwister, indem er ihre natürlichen Veranlagungen anregt und aufreizt. Wenn sie dazu verleitet werden können, selbstsüchtig und geizig zu sein, so steht Satan an ihrer Seite und versucht mit aller Macht, sie dazu zu verleiten, ihren Lieblingssünden nachzugeben. Die Gnade Gottes und das Licht der Wahrheit mögen ihre Habsucht und selbstsüchtigen Gefühle eine Weile verscheuchen; aber wenn sie keinen vollständigen Sieg erlangen, wenn sie nicht unter einem heiligenden Einfluß stehen, kommt Satan herein und läßt jeden edlen und freigebigen Grundsatz verschwinden, und sie denken, daß zu viel von ihnen verlangt wird. Sie werden im Gutestun müde und vergessen das große Opfer, welches Jesus gebracht hat, um sie von der Macht Satans und von hoffnungslosem Elend zu erlösen. Satan zog aus der habsüchtigen, selbstsüchtigen Veranlagung Judas seinen Vorteil und verleitete ihn dazu, zu murren, als Maria die kostbare Salbe auf Jesum ausgoß. Judas sah dies als eine große Verschwendung an und erklärte, daß die Salbe verkauft und der Erlös den Armen gegeben werden könne. Er fühlte aber keine Sorge für die Armen, sondern er fand das freigebige Opfer für Jesum übertrieben. Judas schätzte seinen Meister gerade genug, um ihn für einige Silberstücke zu verkaufen. Und ich sah, daß unter denen, die vorgeben, auf ihren Herrn zu warten, auch manche wie Judas sind. Satan beherrscht sie, aber sie wissen es nicht. Gott kann nicht im geringsten Habsucht oder Selbstsucht gutheißen, und er verabscheut die Gebete und Ermahnungen derjenigen, die diesen bösen Charakterzügen nachgeben. Weil Satan sieht, daß seine Zeit kurz ist, verführt er die Menschen dazu, immer selbstsüchtiger und habsüchtiger zu sein, und dann frohlockt er, wenn er sie in Habsucht, Geiz und Selbstsucht eingehüllt sieht. Wenn die Augen solcher geöffnet werden könnten, so würden sie Satan in höllischem Triumphe sehen, wie er über sie frohlockt und über die Torheit derjenigen lacht, die seine Einflüsterungen annehmen und in seine Fallstricke gehen. EG 261 1 Satan und seine Engel zeichnen alle schlechten und habsüchtigen Handlungen dieser Personen auf, führen sie Jesu und seinen heiligen Engel vor und sagen vorwurfsvoll: "Dies sind Christi Nachfolger! Sie bereiten sich darauf vor verwandelt zu werden." Satan vergleicht ihre Handlungsweise mit Stellen aus der Schrift, in welchen dies sehr getadelt wird, und dann schmäht er die himmlischen Engel, indem er sagt: "Diese folgen Christo und seinem Worte nach! Dies sind die Früchte von dem Opfer und der Erlösung Christi!" Die Engel wenden sich schmerzerfüllt von der Szene ab. Gott fordert von seiten seines Volkes ein beständiges Handeln, und wenn es im Gutestun müde wird, so wird er ihrer auch müde. Ich sah, daß die Offenbarungen der Selbstsucht auf seiten seines bekenntlichen Volkes, für welches Jesus nicht sein eigenes teures Leben schonte, Gott sehr mißfällig sind. Ein jeder, der selbstsüchtig und habsüchtig ist, wird auf dem Wege liegen bleiben. Gleich Judas, welcher seinen Herrn verkaufte, werden sie gute Grundsätze und eine edle, freigebige Gesinnung für ein wenig irdischen Gewinn verkaufen. Alle solche werden von Gottes Volk ausgesichtet werden. Diejenigen, welche den Himmel erlangen wollen, müssen mit aller Kraft, die sie besitzen, himmlische Grundsätze befestigen. Anstatt in Selbstsucht zu vergehen, sollten ihre Seelen in Wohlwollen zunehmen. Eine jede Gelegenheit sollte benutzt werden, um einer dem andern Gutes zu tun, und auf diese Weise sollten die himmlischen Grundsätze gepflegt werden. Jesus wurde mir als das vollkommene Vorbild vorgeführt. Sein Leben war ohne selbstsüchtige Interessen, aber immer durch uneigennütziges Wohlwollen ausgezeichnet. ------------------------Kapitel 32: Das Sichten EG 262 1 Ich sah einige, die in starkem Glauben und angstvollem Schreien mit Gott rangen. Ihre Angesichter waren bleich und trugen den Ausdruck großer Unruhe, welche ihren innerlichen Kampf andeutete. Standhaftigkeit und großer Ernst lagen auf ihren Angesichtern. Große Schweißtropfen fielen von ihren Stirnen. Hin und wieder wurden ihre Angesichter von dem Beifall Gottes erleuchtet, aber derselbe ernste, feierliche und beunruhigende Ausdruck kehrte bald wieder zurück. EG 262 2 Böse Engel drängten sich um sie und hüllten sie in Finsternis, um Jesum ihren Blicken zu entziehen, damit ihre Augen auf die Finsternis, die sie umgab, gerichtet und sie so veranlaßt würden, Gott Mißtrauen entgegenzubringen und gegen ihn zu murren. Ihre einzige Sicherheit bestand darin, daß sie ihre Augen aufwärts gerichtet hielten. Engel Gottes wachten über sein Volk, und wenn die giftige Atmosphäre der bösen Engel sich um diese geängstigten Seelen lagerte, umschwebten sie stets die himmlischen Engel mit ihren Flügeln, um die dichte Finsternis zu vertreiben. EG 262 3 Während die Betenden ihr ernstes Schreien fortsetzten, umgab sie zu Zeiten ein Lichtstrahl von Jesu, um ihre Herzen zu ermutigen und ihre Angesichter zu erhellen. Ich sah, daß einige sich nicht an diesem Flehen beteiligten, sie befanden sich nicht in solcher Seelenangst. Sie schienen gleichgültig und sorglos. Sie widerstanden nicht der Finsternis, die sie umgab und dieselbe umschloß sie gleich einer dicken Wolke. Die Engel Gottes verließen diese Seelen und gingen hin, den Betenden beizustehen. Ich sah Engel Gottes sich eilig zu denen begeben, die mit allen Kräften gegen die bösen Engel ankämpften und ihre Hilfe darin suchten, daß sie Gott unausgesetzt anriefen. Aber die Engel verließen diejenigen, die sich nicht bemühten, sich selbst zu helfen, und ich sah sie nicht mehr. EG 263 1 Ich fragte nach der Bedeutung dieses Sichtens, das ich gesehen hatte, und es wurde mir gezeigt, daß es durch das bestimmte Zeugnis des wahren Zeugen an die Gemeinde zu Laodizea hervorgerufen sei. Dies wird einen Einfluß auf das Herz desjenigen ausüben, der es annimmt, und ihn dahin bringen, das Ziel hoch zu setzen und die genaue Wahrheit zu verkündigen. Einige werden dies bestimmte Zeugnis nicht ertragen. Sie werden sich demselben widersetzen, und dies wird das Sichten unter dem Volke Gottes hervorrufen. EG 263 2 Ich sah, daß das Zeugnis des wahren Zeugen nicht halb beachtet worden ist. Das feierliche Zeugnis, von welchem das Schicksal der Gemeinde abhängt, ist nur oberflächlich geschätzt, wenn nicht gänzlich mißachtet worden. Dies Zeugnis muß tiefe Reue wirken; alle, die es in Wahrheit annehmen, werden demselben gehorchen und gereinigt werden. EG 263 3 Der Engel sagte: "Höre!" Bald hörte ich eine Stimme gleich vielen Musikinstrumenten, welche alle in vollkommener Harmonie ertönten. Es übertraf alle Musik, die ich je gehört hatte, und schien voller Barmherzigkeit, Mitleid und erhebender, heiliger Freude zu sein. Es durchdrang mein ganzes Innere. Der Engel sagte: "Sieh her!" Dann wurde meine Aufmerksamkeit auf die Schar gelenkt, die ich sehr erschüttert gesehen hatte. Mir wurden diejenigen gezeigt, die ich vorher weinen und in ihrer Seelenangst betend gesehen hatte. Die Zahl der beschützenden Engel, die sie umgab, hatte sich verdoppelt, und sie waren vom Haupte bis zu den Füßen mit einer Rüstung angetan. Sie bewegten sich in vollkommener Ordnung, gleich wie ein Heer Soldaten. Auf ihren Angesichtern lag der Ausdruck des heißen Kampfes und der Seelenangst, die sie erduldet hatten. In ihren Gesichtszügen, welche die angstvolle Seelenqual offenbarte, strahlten jetzt Licht und Herrlichkeit. Sie hatten den Sieg errungen, und dies rief in ihnen große Dankbarkeit und heilige Freude hervor. EG 264 1 Die Zahl dieser Schar war geringer geworden. Einige waren ausgesichtet worden und auf dem Wege zurückgeblieben. Die Sorglosen und Gleichgültigen, die sich nicht denen angeschlossen hatten, welche den Sieg und das Heil so hoch geschätzt hatten, daß sie anhaltend darum gefleht und Seelenangst erduldet hatten, gewannen den Sieg nicht und wurden in der Finsternis gelassen, während ihre Plätze schnell von anderen eingenommen wurden, die die Wahrheit erfaßten und in die Reihen traten. Böse Engel umgaben sie noch immer, hatten aber keine Macht über sie. EG 264 2 Ich hörte, daß diejenigen, die mit der Rüstung angetan waren, die Wahrheit mit großer Kraft verkündeten. Es hatte Erfolg. Viele waren gebunden gewesen, einige Frauen durch ihre Männer und einige Kinder durch ihre Eltern. Die Aufrichtigen, die daran verhindert gewesen waren, die Wahrheit zu hören, erfaßten sie jetzt eifrig. Alle Furcht vor ihren Verwandten war dahin, und die Wahrheit ging ihnen über alles. Sie hatten nach der Wahrheit gehungert und gedürstet; sie war ihnen teurer und köstlicher als ihr Leben. Ich fragte, wodurch diese große Veränderung bewirkt worden sei. Ein Engel antwortete: "Es ist der Spätregen, die Erquickung von dem Angesicht des Herrn, der laute Ruf der dritten Engelsbotschaft." EG 264 3 Große Kraft begleitete diese Auserwählten. Der Engel sagte: "Sieh her!" Meine Aufmerksamkeit wurde dann auf die Gottlosen oder Ungläubigen gelenkt. Große Verwirrung herrschte unter ihnen. Durch den Eifer und die Kraft des Volkes Gottes wurden sie erregt und zornig. Überall herrschte Verwirrung. Dann sah ich, wie Maßregeln gegen die Schar, die das Licht und die Kraft Gottes hatte, getroffen wurde. Finsternis umgab sie, sie standen jedoch fest, von Gott anerkannt und ihm vertrauend. Ich sah, daß sie sich in Schwierigkeit befanden; dann hörte ich, wie sie ernstlich Gott anriefen. Tag und Nacht hörten sie nicht auf, zu Gott zu rufen. "Dein Wille, o Herr, geschehe. Wenn dein Name dadurch verherrlicht wird, dann bahne einen Weg des Entkommens für dein Volk. Befreie uns von den Händen, die uns umgeben. Sie stehen uns nach dem Leben. Dein Arm kann uns aber Heil bringen." Dies ist alles, dessen ich mich von ihren Worten erinnern kann. Sie schienen alle eine tiefe Überzeugung ihrer Unwürdigkeit zu haben und unterwarfen sich völlig dem Willen Gottes; aber gleich Jakob rang eine jede Seele ohne Ausnahme mit Gott um Befreiung. EG 265 1 Bald nachdem sie angefangen hatten, so ernstlich zu rufen, wollten die Engel, von Mitleid ergriffen, zu ihrer Erlösung hineilen. Aber ein großer, gebietender Engel gestattete ihnen dies nicht. Er sagte: "Der Wille Gottes ist noch nicht ausgeführt. Sie müssen den Kelch trinken. Sie müssen mit der Taufe getauft werden." EG 265 2 Bald vernahm ich die Stimme Gottes, die Himmel und Erde erschütterte, und es entstand ein großes Erdbeben. Gebäude wurden zu jeder Seite niedergerissen. Dann hörte ich einen lauten Siegesruf, klangvoll und schön. Ich blickte auf die Schar, die sich noch vor kurzem in solcher Not und Trübsal befunden hatte. Ihre Gefangenschaft hatte sich gewendet. Ein strahlendes Licht umleuchtete sie. Wie herrlich sahen sie aus! Alle Zeichen von Sorgen und Kummer waren verschwunden, und Gesundheit und Schönheit lag auf jedem Angesicht. Ihre Feinde, die Heiden um sie herum, fielen gleich Toten zu Boden. Sie konnten das Licht, das die erlösten Heiligen umgab, nicht ertragen. Dies Licht und diese Herrlichkeit blieb auf ihnen ruhen, bis Jesus in den Wolken erschien; die gläubige geprüfte Schar wurde in einem Augenblick verwandelt von einer Herrlichkeit zur andern. Als sich die Gräber auftaten, gingen die Heiligen hervor, angetan mit Unsterblichkeit und riefen aus: "Sieg über den Tod und das Grab." Und zusammen mit den lebendigen Heiligen wurden sie hingerückt dem Herrn entgegen in der Luft, während klangvolle, melodische Siegesrufe von jeder unsterblichen Zunge ertönten. ------------------------Kapitel 33: Die Sünden Babylons EG 266 1 Ich sah, daß die Kirchen, seit der zweite Engel ihren Fall verkündigte, immer verderbter wurden. Sie tragen den Namen, daß sie Christi Nachfolger seien, aber es ist unmöglich, sie von der Welt zu unterscheiden. Die Prediger nehmen ihre Texte aus dem Worte Gottes, predigen aber sanft. Hiergegen hat das natürliche Herz keine Einwände zu machen. Es ist nur der Geist und die Kraft der Wahrheit und das Heil von Christo, die dem fleischlichen Herzen zuwider sind. In den gewöhnlichen Predigten ist nichts enthalten, das den Zorn Satans heraufbeschwören und den Sünder zum Zittern bringen könnte, oder das sich dem Herzen und Gewissen mit der schrecklichen Wirklichkeit eines bald kommenden Gerichtes naht. Die bösen Menschen geben sich gewöhnlich mit dem Schein der Frömmigkeit ohne wahre Gottesfurcht zufrieden, und sie werden eine solche Religion unterstützen und zu fördern suchen. EG 266 2 Der Engel sagte: "Nur die volle Rüstung der Gerechtigkeit kann es dem Menschen ermöglichen, die Mächte der Finsternis zu überwinden und den Sieg über sie zu behalten. Satan hat von den Kirchen als einem Ganzen vollen Besitz genommen. Es werden Aussprüche und Taten von Menschen anstatt der deutlichen, schneidenden Wahrheiten des Wortes Gottes behandelt. Der Geist und die Freundschaft der Welt stehen in Feindschaft wider Gott. Wenn die Wahrheit, wie sie in Jesu ist, in ihrer Einfachheit und Kraft dem Geiste der Welt gegenübertritt, wird sofort der Geist der Verfolgung erweckt. Sehr viele, die bekennen, Christen zu sein, haben Gott nie erkannt. Das natürliche Herz ist nicht verändert worden, und der fleischliche Sinn beharrt in Feindschaft wider Gott. Sie sind Satans treue Diener, obgleich sie einen anderen Namen angenommen haben." EG 267 1 Ich sah, daß die Kirchen, seit dem Jesus das Heilige des himmlischen Heiligtums verlassen hat und durch den zweiten Vorhang gegangen war, sich immer mehr mit unreinen, verhaßten Vögeln angefüllt haben. Ich sah große Bosheit und Niederträchtigkeit in den Kirchen; aber trotzdem bekannten ihre Glieder, Christen zu sein. Ihr Bekenntnis, ihre Gebete und Ermahnungen sind dem Herrn ein Greuel. Der Engel sagte: "Gott mag ihre Versammlungen nicht riechen. Selbstsucht, Betrug und List werden von ihnen ohne Rücksicht auf die Warnung des Gewissens ausgeübt. Und über alle diese bösen Taten werfen sie den Mantel der Religion." Mir wurde der Stolz der Namenskirchen gezeigt. Gott kommt bei ihnen nicht in Betracht. Ihre fleischlichen Sinne sind nur auf sich gerichtet, sie schmücken ihren armen, sterblichen Leib und blicken dann mit Zufriedenheit und Wohlgefallen auf sich; aber Jesus und die Engel blicken in Schmerz auf sie herab. Der Engel sagte: "Ihre Sünden und ihr Stolz reichen bis in den Himmel. Ihr Los ist schon für sie bereit. Gerechtigkeit und Gericht haben lange geschlafen, sie werden aber bald erwachen. Die Rache ist mein, ich will vergelten, spricht der Herr." Die furchtbaren Drohungen des dritten Engels sollen verwirklicht werden. Und alle Gottlosen werden den Kelch des Zorns Gottes trinken müssen. Eine unzählbare Schar böser Engel durchfliegt das ganze Land und füllt die Kirchen. Diese Angestellten Satans blicken mit Frohlocken auf die religiösen Gemeinschaften, denn der Mantel der Religion verdeckt die größten Verbrechen und Sünden. EG 268 1 Der ganze Himmel blickt mit Unwillen auf die Menschen, das Werk Gottes, die von ihren Mitmenschen zu dem höchsten Grade der Erniedrigung gebracht und den Tieren gleichgestellt worden sind. Bekenntliche Nachfolger des Heilandes, dessen Mitleid beim Anblick menschlicher Leiden stets erregt wurde, beteiligen sich mit ganzem Herzen an dieser großen schrecklichen Sünde und handeln mit Sklaven und den Seelen der Menschen. Menschliche Pein wird von Ort zu Ort gebracht, gekauft und verkauft. Die Engel haben alles berichtet, es steht in dem Buche geschrieben. Die Tränen der frommen Leibeigenen, seien es Väter, Mütter, Kinder, Brüder oder Schwestern, sind alle im Himmel aufbewahrt. Gott wird seinen Unwillen nur noch kurze Zeit zurückhalten. Sein Zorn brennt in ihm gegen dies Volk und besonders gegen die Religionsgemeinschaften, die diesen schrecklichen Handel gutgeheißen und sich selbst daran beteiligt haben. Solche Ungerechtigkeit, solche Unterdrückung, solche Leiden werden von vielen der vorgeblichen Nachfolger des demütigen, sanften Jesus gleichgültig betrachtet, und manche von ihnen können mit boshafter Befriedigung diese unbeschreibliche Seelenangst auferlegen und wagen es dennoch, Gott anzubeten. Es ist nur Heuchelei; Satan frohlockt darüber und macht Jesu und seinen Engeln Vorwürfe über solchen Widerspruch und sagt mit teuflischem Triumphe: "Das sind Christi Nachfolger!" EG 268 2 Diese vorgeblichen Christen lesen von den Leiden der Märtyrer, und Tränen rollen ihnen die Wangen herunter. Sie wundern sich darüber, daß Menschen je so hart und verstockt sein konnten, solche Grausamkeit gegen ihre Mitmenschen auszuüben. Aber dieselben Menschen, die so reden und denken, halten zur selben Zeit menschliche Wesen als Sklaven. Aber dies ist nicht alles; sie zerreißen die natürlichen Bande und bedrücken ihre Mitmenschen aufs grausamste. Sie fügen Menschen mit der selben unbarmherzigen Grausamkeit unmenschliche Martern zu, wie es die Papisten und Heiden mit Jesu Nachfolger getan haben. Der Engel sagte: "Es wird den Heiden und Papisten am Tag des Gerichts erträglicher gehen als jenen Menschen." Das Schreien der Unterdrückten hat den Himmel erreicht, die Engel stehen verwundert da über die unbeschreiblichen, schrecklichen Leiden, welche Menschen, die nach dem Ebenbilde Gottes geschaffen sind, ihren Mitmenschen verursachen. Der Engel sagte: "Die Namen der Quäler sind mit Blut geschrieben, durchkreuzt mit Striemen, und überschwemmt mit heißen Tränen des Leidens. Gottes Zorn wird nicht aufhören, bis er diesem Lande des Lichts den Becher seines Zornes zu trinken gegeben und es Babylon doppelt vergolten hat. Bezahlet sie, wie sie bezahlt hat, und macht's ihr zwiefältig nach ihren Werken; und in welchen Kelch sie eingeschenkt hat, schenket ihr zwiefältig ein." EG 269 1 Ich sah, daß der Sklavenhändler für die Seele seines Sklaven, den er in Unwissenheit hielt, verantwortlich gemacht werden wird, und die Sünden des Sklaven werden an dem Herrn heimgesucht werden. Gott kann den Sklaven, der in Unwissenheit dahinlebte, der nichts von Gott oder der Bibel wußte, der nichts fürchtet, als die Geißel seines Herrn und eine niedrigere Stellung einnimmt als das Tier, nicht in den Himmel nehmen. Er verfährt aber mit ihm auf die beste Art und Weise, wie nur ein mitleidiger Gott es vermag. Er läßt ihn sein, als ob er nie gewesen wäre; während sein Herr die sieben letzten Plagen erdulden muß und dann in der zweiten Auferstehung erweckt werden wird, um den zweiten schrecklichen Tod zu erleiden. Als dann wird der Gerechtigkeit Gottes Genüge getan sein. ------------------------Kapitel 34: Der laute Ruf EG 270 1 Ich sah Engel eifrig im Himmel hin und her eilen, auf die Erde hinab und wieder zum Himmel aufsteigen; sie bereiteten sich auf die Erfüllung eines besonderen Ereignisses vor. Dann sah ich einen andern mächtigen Engel, der beauftragt worden war, auf die Erde hinabzusteigen, um seine Stimme mit derjenigen des dritten Engels zu vereinigen und seiner Botschaft mehr Kraft und Nachdruck zu verleihen. Dem Engel wurde große Kraft und Herrlichkeit verliehen, und als er hinabstieg, wurde die Erde von seiner Klarheit erleuchtet. Das Licht, welches diesen Engel umgab, drang überall hin, und er rief mit lauter Stimme: "Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon, die große, und eine Behausung der Teufel geworden und ein Behältnis aller unreinen Geister und ein Behältnis aller unreinen und verhaßten Vögel." Die Botschaft von dem Falle Babylons, wie sie der zweite Engel verkündigte, wird wiederholt mit der Hinzufügung aller Verderbtheiten, die sich seit 1844 in die Kirchen eingeschlichen haben. Das Werk dieses Engels kommt gerade zur rechten Zeit, um sich dem letzten großen Werke der dritten Engelsbotschaft anzuschließen, indem sie zu einem lauten Rufe wächst. Das Volk Gottes wird dadurch vorbereitet, in der Stunde der Versuchung, die bald über dasselbe kommen soll, zu bestehen. Ich sah ein großes Licht auf ihnen ruhen und sie vereinigten sich, die dritte Engelsbotschaft furchtlos zu verkündigen. EG 270 2 Engel wurden gesandt, den mächtigen Engel vom Himmel in seinem Werke zu unterstützen, und ich vernahm Stimmen, die überall hinzu dringen schienen: "Gehet aus von ihr, mein Volk, daß ihr nicht teilhaftig werdet ihrer Sünden, auf daß ihr nicht empfanget etwas von ihren Plagen. Denn ihre Sünden reichen bis in den Himmel, und Gott denkt an ihren Frevel." Diese Botschaft schien ein Zusatz zur dritten Botschaft zu sein, indem sie sich dieser anschloß, gleichwie der Mitternachtsruf sich der zweiten Engelsbotschaft im Jahre 1844 anschloß. Die Herrlichkeit Gottes ruhte auf den geduldig wartenden Heiligen, und sie verkündigten ohne Furcht die letzte feierliche Warnung und den Fall Babylons. Sie forderten das Volk Gottes auf, aus Babylon auszugehen, damit es dem schrecklichen Schicksal derselben entgehe. EG 271 1 Das Licht, welches die wartenden Seelen umgab, drang überall hin und diejenigen in den Kirchen, die etwas Licht hatten und noch nicht die drei Botschaften gehört oder verworfen hatten, gehorchten dem Rufe und verließen die gefallenen Kirchen. Viele waren während der Verkündigung dieser Botschaften in die Jahre gekommen, wo sie selbst Rechenschaft ablegen mußten; das Licht umgab sie, und sie hatten das Vorrecht, Leben oder Tod zu wählen. Einige zogen das Leben vor und traten in die Reihen derer, die auf den Herrn warteten und alle seine Gebote hielten. Die dritte Botschaft sollte ihr Werk ausführen; alle sollten durch dieselbe geprüft werden, und die teuren Seele sollten aufgefordert werden, aus den religiösen Gemeinschaften auszutreten. Eine unwiderstehliche Macht bewegte die Heiligen, während die Offenbarung der Kraft Gottes ihre ungläubigen Verwandten und Freunde mit Furcht und Zurückhaltung erfüllte, so daß sie es nicht wagten noch die Kraft dazu hatten, diejenigen zurückzuhalten, die das Wirken des Geistes an sich selbst wahrnahmen. Der letzte Ruf erging sogar an die armen Sklaven und die Aufrichtigen unter ihnen sangen in der Aussicht ihrer glücklichen Befreiung voller Begeisterung Freudenlieder. Ihre Herren konnten sie nicht zurückhalten, Furcht und Erstaunen brachten sie zum Schweigen. Große Wunder wurden gewirkt; Kranke wurden geheilt und Zeichen und Wunder folgten den Gläubigen. Gott war in dem Werke, und jeder Heilige folgte der Überzeugung seines Gewissens ohne Furcht vor den Folgen und vereinigte sich mit denjenigen, die die Gebote Gottes hielten. Mit Macht verkündigten sie die dritte Engelsbotschaft. Ich sah, daß letztere mit einer Kraft und Macht schließen wird, welche den Mitternachtsruf weit übertreffen wird. EG 272 1 Diener Gottes angetan mit Kraft aus der Höhe, gingen mit leuchtenden Angesichtern und heiliger Ergebung hinaus, die Botschaft vom Himmel zu verkündigen. Seelen, die überall in den verschiedenen Religionsgemeinschaften zerstreut waren, folgten dem Ruf, und die treuen Seelen wurden aus den verurteilten Kirchen hinausgetrieben, gleichwie Lot aus Sodom eilig weggeführt wurde, als diese Stadt zerstört werden sollte. Gottes Kinder wurden durch die außerordentliche Herrlichkeit, die im reichem Maße auf ihnen ruhte, gestärkt, und durch dieselbe wurden sie vorbereitet, in der Stunde der Versuchung zu bestehen. Überall hörte ich eine Menge von Stimmen sagen: "Hier ist Geduld der Heiligen, hier sind, die da halten die Gebote Gottes und den Glauben Jesu." ------------------------Kapitel 35: Der Schluß der dritten Engelsbotschaft EG 272 2 Ich wurde in die Zeit versetzt, wenn die dritte Engelsbotschaft ihren Abschluß erreicht. Die Kraft Gottes hatte auf seinem Volke geruht; sie hatten ihr Werk vollendet und waren vorbereitet auf die Stunde der Prüfung, die ihnen bevorstand. Sie hatten den Spätregen oder die Erquickung von dem Angesichte des Herrn empfangen, und das lebendige Zeugnis lebte wieder auf. Die letzte große Warnung war überall hingedrungen und hatte die Bewohner der Erde, die die Botschaft nicht annehmen wollte, erregt und in Wut versetzt. EG 272 3 Ich sah Engel im Himmel hin und her eilen. Ein Engel mit einem Tintenfaß an seiner Seite kehrte von der Erde zurück und kündigte Jesu an, daß sein Werk vollendet und die Heiligen gezählt und versiegelt seien. Dann erblickte ich Jesum, der vor der Lade, die die Zehn Gebote enthält, gedient hatte, wie er das Rauchfaß von sich warf. Er hob seine Hände auf und sagte mit lauter Stimme: "Es ist geschehen." Alle heiligen Engel legten ihre Kronen ab, als Jesus den feierlichen Ausspruch tat: "Wer böse ist, der sei fernerhin böse; und wer unrein ist, der sei fernerhin unrein; aber wer fromm ist, der sei fernerhin fromm; und wer heilig ist, der sei fernerhin heilig." EG 273 1 Jeder Fall war zum Leben oder zum Tode entschieden worden. Während Jesus im Heiligtume gedient hatte, war das Gericht über die gerechten Toten und dann über die gerechten Lebenden vor sich gegangen. Christus hatte sein Reich empfangen; er hatte das Sühnopfer für sein Volk gebracht und seine Sünden ausgetilgt. Die Untertanen des Himmels waren vollzählig. Die Hochzeit des Lammes war vollzogen, und das Reich, Gewalt und Macht unter dem ganzen Himmel wurde Jesu und den Erben der Seligkeit gegeben; Jesus sollte als König aller Könige und Herr aller Herren regieren. EG 273 2 Als Jesus aus dem Allerheiligsten trat, hörte ich das Klingeln der Schellen an seinem Gewand, und als er es verließ, legte sich eine dunkle Wolke über die Bewohner der Erde. Es gab keinen Fürsprecher mehr zwischen den sündigen Menschen und einem erzürnten Gott. Während Jesus zwischen dem sündigen Menschen und Gott stand, hatte das Volk eine Schutzmauer; als er jedoch zwischen dem Vater und dem Menschen hinwegtrat, wurde diese Schutzmauer entfernt, und Satan hatte völlige Herrschaft über die unbußfertig Gebliebenen. Es ist unmöglich, daß die Plagen ausgegossen werden können, während Jesus im Heiligtum tätig ist. Aber wenn sein Werk dort beendet ist und sein Amt als Vermittler aufhört, ist nichts mehr da, was den Zorn Gottes zurückhält, und er bricht in seiner ganzen Heftigkeit über das unbedeckte Haupt des Sünders los, der das Heil gering achtete und die Mahnung haßte. In jener schrecklichen Zeit, nachdem Jesus seine Fürbitte aufgab, lebten die Heiligen in der Gegenwart des heiligen Gottes ohne Fürsprecher. Jeder Fall war entschieden, alle Edelsteine waren gezählt. Jesus verweilte einen Augenblick in dem Vorhof des himmlischen Heiligtums, und die Sünden welche bekannt geworden waren, während er im Allerheiligsten weilte, wurden auf Satan gelegt, den Urheber der Sünde, der ihre Strafe tragen muß. EG 274 1 Dann sah ich, wie Jesus sein priesterliches Gewand ablegte und königliche Kleider antat. Auf seinem Haupte waren viele Kronen, eine Krone in der anderen. Umgeben von himmlischen Engeln verließ er den Himmel. Die Plagen fielen auf die Bewohner der Erde. Einige klagten Gott an und verfluchten ihn; andere eilten zum Volke Gottes, um belehrt zu werden, wie sie seinen Gerichten entkommen könnten. Aber die Heiligen hatten nichts für sie. Die letzte Träne für Sünder war geflossen, das letzte ergreifende Gebet gesprochen, die letzte Last getragen und die letzte Warnung gegeben. Die süße Gnadenstimme lud sie nicht mehr ein zu kommen. Als die Heiligen und der ganze Himmel für Seelenheil interessiert waren, hatten sie kein Interesse dafür gehabt. Leben und Tod war ihnen vorgelegt worden; manche sehnten sich nach dem Leben, machten jedoch keine Anstrengungen, es zu erlangen. Sie hatten das Leben nicht gewählt, und jetzt war kein sühnendes Blut da, ihre Schuld zu tilgen, kein mitleidiger Heiland, der für sie bat und rief: "Schone, schone den Sünder noch ein wenig länger." Der ganze Himmel hatte sich mit Jesu vereinigt, als sie die furchtbaren Worte vernommen hatten: "Es ist geschehen. Es ist vollendet." Der Heilsplan war ausgeführt worden, aber nur wenige hatten ihn angenommen. Als nun die süße Stimme der Gnade verhallte, ergriffen Furcht und Schrecken die Gottlosen. Mit schrecklicher Bestimmtheit vernahmen sie die Worte: "Zu spät, zu spät!" EG 274 2 Diejenigen, die das Wort Gottes nicht geschätzt hatten, liefen hin und her, von einem Meer zum andern, von Mitternacht gegen Morgen, um das Wort Gottes zu suchen. Der Engel sagte: "Sie werden's nicht finden. Es ist ein Hunger im Land; nicht ein Hunger nach Brot, oder Durst nach Wasser, sondern nach dem Wort des Herrn zu hören. Was würden sie nicht alles geben für ein Wort der Anerkennung von Gott; aber nein, sie müssen hungern und dürsten. Tag für Tag haben sie die Seligkeit mißachtet, haben irdische Reichtümer und weltliche Vergnügungen mehr geschätzt als himmlische Schätze oder Antriebe. Sie haben Jesum verworfen und die Heiligen verachtet. Wer unrein ist, muß für immer unrein bleiben." EG 275 1 Viele Gottlose waren sehr aufgebracht, als sie die Plagen erleiden mußten. Es war eine furchtbare Szene. Eltern machten ihren Kindern bittere Vorwürfe und die Kinder den Eltern, Brüder ihren Schwestern und Schwestern ihren Brüdern. Lautes Wehklagen wurde überall vernommen: "Du warst es, der mich davon zurückhielt, die Wahrheit anzunehmen, die mich vor dieser schrecklichen Stunde bewahrt hätte." Die Leute wandten sich mit bitterem Haß gegen ihre Prediger und sagen: "Ihr habt uns nicht gewarnt. Ihr habt uns gesagt, daß die ganze Welt bekehrt werden sollte, und habt Friede, Friede gerufen, um jede Furcht, die aufkam, zu unterdrücken. Ihr habt uns nichts von dieser Stunde gesagt. Und diejenigen, die uns davor warnten, habt ihr Fanatiker und böse Menschen genannt, die uns nur ins Verderben stürzen wollten." Aber ich sah, daß die Prediger dem Zorne Gottes nicht entkamen. Ihre Leiden waren zehnmal größer, als diejenigen ihres Volkes. ------------------------Kapitel 36: Die Zeit der Trübsal EG 275 2 Ich sah die Heiligen die Städte und Dörfer verlassen und sich scharenweise zusammentun; sie bewohnten die einsamsten Plätze. Engel versahen sie mit Nahrung und Wasser, während die Gottlosen Hunger und Durst litten. Dann sah ich die leitenden Männer der Erde zusammen beraten, während Satan und seine Engel um sie her sehr geschwätzig waren. Ich sah ein Schreiben, von dem Abschriften in verschiedene Teile des Landes verbreitet waren, welches dem Volke gestattete, den Heiligen, wenn sie ihren besonderen Glauben nicht aufgaben, den Sabbat nicht fahren lassen und dafür den ersten Tag der Woche halten wollten, nach einer gewissen Zeit zu töten. Aber in dieser Prüfungsstunde waren die Heiligen ruhig und gefaßt, sie vertrauten auf Gott und stützten sich auf seine Verheißung, daß ein Weg des Entfliehens für sie gebahnt würde. An einigen Plätzen stürzten die Gottlosen auf die Heiligen los, um sie umzubringen, noch ehe das Verfolgungsgesetz in Kraft treten sollte; aber Engel in der Gestalt von Kriegern stritten für sie. Satan wollte das Vorrecht haben, die Heiligen des Allerhöchsten zu vernichten, aber Jesus befahl seinen Engeln über sie zu wachen. Gott wollte dadurch geehrt werden, daß er vor allen Heiden einen Bund mit denjenigen machte, die sein Gesetz gehalten hatten, und Jesus wird geehrt werden, wenn die treuen, harrenden Seelen, die so lange auf ihn gewartet hatten, verwandelt werden, ohne den Tod zu sehen. EG 276 1 Bald sah ich, wie die Heiligen große Seelenangst litten. Sie schienen von den gottlosen Bewohnern der Erde umgeben zu sein. Alles schien gegen sie zu sein. Einige fingen an zu fürchten, daß Gott sie doch schließlich verlassen hätte und sie durch die Hände der Gottlosen umkommen müßten. Wenn ihre Augen jedoch hätten geöffnet werden können, dann hätten sie die Engel Gottes gesehen, die sich um sie lagerten. Dann kam die Menge der erzürnten Gottlosen, darnach eine Rotte böser Engel, welche die Gottlosen antrieb, die Heiligen umzubringen. Aber ehe sie sich Gottes Volke nahen konnten, mußten die Gottlosen zuvor durch diese Menge mächtiger, heiliger Engel. Dies war unmöglich. Die Engel Gottes veranlaßten die gottlose Menge und die bösen Engel, die sie drängten, zurückzuweichen. EG 277 1 Dies war eine Zeit der schrecklichsten Angst für die Heiligen. Tag und Nacht schrieen sie zu Gott um Befreiung. Allem Anscheine nach gab es keine Möglichkeit des Entkommens für sie. Die Gottlosen hatten schon angefangen zu triumphieren und sagten: "Warum befreit euer Gott euch nicht aus unsern Händen? Warum fahrt ihr nicht auf und errettet euer Leben?" Aber die Heiligen achteten nicht auf sie. Gleich Jakob rangen sie mit Gott. Die Engel sehnten sich darnach, sie zu befreien, aber sie mußten noch ein wenig warten; das Volk Gottes mußte den Kelch trinken und mit der Taufe getauft werden. Treu ihre Aufgabe erfüllend, wachten die Engel noch über sie. Gott duldete nicht, daß sein Name unter den Heiden zuschanden würde. Die Zeit war bald gekommen, daß er seine mächtige Kraft offenbaren und seine Heiligen herrlich erlösen sollte. Zur Ehre seines Namens wird er eine jegliche Seele, die geduldig auf ihn harrte und deren Name im Buche geschrieben stand, erlösen. EG 277 2 Ich wurde auf den gläubigen Noah verwiesen. Als der Regen herabströmte und die Flut hereinbrach, war Noah und seine Familie in die Arche eingegangen, und Gott hatte sie dort eingeschlossen. Noah hatte treu die Bewohner der vorsintflutlichen Welt gewarnt, während sie ihn verspottet und verlacht hatten. Als aber die Wasser auf die Erde herabströmten und einer nach dem andern untersank, erblickten sie die Arche, mit welcher sie so viel Scherz getrieben hatten, wie sie jetzt sicher auf dem Wasser dahinschwamm und den gläubigen Noah mit seiner Familie bewahrte. Auf gleiche Weise sah ich, daß das Volk Gottes, welches die Welt vor dem kommenden Zorne Gottes treu gewarnt hatte, auch errettet werden würde. Gott würde nicht dulden, daß diejenigen, die auf die Verwandlung warteten, oder die das Tier nicht anbeten noch sein Malzeichen annehmen wollten, von den Gottlosen umgebracht würden. Ich sah, daß, wenn es den Gottlosen gestattet würde, die Heiligen zu erschlagen, Satan und sein ganzes böses Heer und alle, die Gott hassen, befriedigt wären. Welch ein Triumph würde es für seine satanische Majestät sein, in dem letzten Kampfe über diejenigen, die so lange gewartet hatten, um den zu sehen, den sie liebten, Macht zu haben. Alle, die bei dem Gedanken gelacht und gespottet hatten, daß die Heiligen auffahren sollten, werden die Fürsorge Gottes für sein Volk erblicken und seine herrliche Befreiung mit eigenen Augen wahrnehmen. EG 278 1 Als die Heiligen die Städte und Dörfer verließen, wurden sie von den Gottlosen verfolgt, die darnach trachteten, sie zu töten. Aber die Schwerter, die gegen Gottes Volk erhoben wurden, brachen und fielen machtlos wie ein Strohhalm nieder. Die Engel Gottes beschützten die Heiligen. Als sie Tag und Nacht zu Gott um Befreiung schrieen, kam ihr Schreien vor den Herrn. ------------------------Kapitel 37: Befreiung der Heiligen EG 278 2 Es war Mitternacht, als es Gott gefiel, sein Volk zu befreien. Während die Gottlosen sie mit Spott umgaben, schien plötzlich die Sonne in ihrer vollen Kraft, und der Mond stand still. Die Gottlosen blickten voller Entsetzen auf die Szene, während die Heiligen mit feierlicher Freude die Zeichen ihrer Befreiung wahrnahmen. Zeichen und Wunder folgten schnell aufeinander. Alles schien außer seiner natürlichen Ordnung zu sein. Die Ströme flossen nicht mehr; dunkle, schwere Wolken stiegen am Himmel auf und stießen gegeneinander. Aber eine deutliche, klare, leuchtende Stelle war vorhanden, von wo her die Stimme Gottes gleich vielen Wassern kam und Himmel und Erde erschütterte. Ein mächtiges Erdbeben fand statt. Die Gräber öffneten sich, und diejenigen, die im Glauben unter der dritten Engelsbotschaft gestorben waren, und den Sabbat gehalten hatten, kamen verherrlicht aus ihren staubigen Betten hervor, um den Friedensbund zu vernehmen, den Gott mit denen, die sein Gesetz gehalten hatten, machen wollte. EG 279 1 Der Himmel öffnete und schloß sich wieder und bewegte sich. Die Berge bebten gleich einem Rohr im Winde und schleuderten rauhe Felsen umher. Das Meer kochte wie ein Topf und warf Steine aus ans Land. Als Gott den Tag und die Stunde des Kommens Jesu ankündigte und mit seinem Volke den ewigen Bund machte, sprach er einen Satz, dann hielt er inne, während die Worte über die Erde dahinrollten. Das Israel Gottes stand mit aufwärts gerichteten Augen und lauschte den Worten, die von den Lippen Jehovas kamen und gleich Donnerschlägen über die Erde rollten. Es herrschte eine schreckliche Feierlichkeit. Am Ende eines jeden Satzes riefen die Heiligen aus: "Herrlichkeit, Halleluja!" Ihre Angesichter waren von der Herrlichkeit Gottes erleuchtet, gleich dem Antlitz Moses, als er vom Sinai herabkam. Die Gottlosen konnten sie wegen dieser Herrlichkeit nicht anblicken. Und als der ewige Segen über diejenigen ausgesprochen wurde, die Gott geehrt hatten, indem sie den Sabbat hielten, ertönte ein lauter Siegesruf über das Tier und sein Bild. EG 279 2 Dann fängt das Jubeljahr an, wenn das Land ruhen soll. Ich sah den frommen Sklaven sich siegreich erheben und die Ketten, die ihn gebunden hielten, von sich werfen, während sein gottloser Herr in Verzweiflung war und nicht ein noch aus wußte, denn die Gottlosen konnten die Worte der Stimme Gottes nicht verstehen. EG 279 3 Bald erschien die große, weiße Wolke, auf welcher des Menschen Sohn saß. Als sie zuerst in weiter Ferne erschien, sah diese Wolke sehr klein aus. Der Engel sagte, daß sie das Zeichen des Menschensohnes sei. Als sie der Erde näher kam, konnten wir die außerordentliche Herrlichkeit und Majestät Jesus sehen, wie er ausging, um zu siegen. Eine Schar heiliger Engel mit glänzenden Kronen auf den Häuptern begleiteten ihn auf seinem Wege. Keine Sprache kann die Herrlichkeit dieser Szene beschreiben. Die lebendige Wolke der Majestät und der unübertroffenen Herrlichkeit kam näher, und wir konnten die holde Gestalt Jesu deutlich sehen. Er trug keine Dornenkrone, sondern eine Krone der Herrlichkeit ruhte auf seinem heiligen Haupte. Auf seinem Gewand und seiner Hüfte stand ein Name geschrieben, der König aller Könige und Herr aller Herren. Sein Antlitz leuchtete wie die Mittagssonne, seine Augen glichen Feuerflammen und seine Füße glänzendem Erz. Seine Stimme tönte wie viele Musikinstrumente. Die Erde erzitterte vor ihm, die Himmel entwichen wie ein zusammengerolltes Buch, und jeder Berg und jede Insel wurden bewegt aus ihren Örtern. "Und die Könige auf Erden und Großen und die Reichen und die Hauptleute und die Gewaltigen und alle Knechte und alle Freien verbargen sich in den Klüften und Felsen an den Bergen, und sprachen zu den Bergen und Felsen: Fallet über uns und verberget uns vor dem Angesichte des, der auf dem Stuhl sitzt, und vor dem Zorn des Lammes. Denn es ist gekommen der große Tag seines Zornes, und wer kann bestehen?" Diejenigen, die noch vor kurzem die treuen Kinder Gottes von der Erde vernichten wollten, mußten jetzt die Herrlichkeit Gottes die auf ihnen ruhte, wahrnehmen. Und inmitten all ihres Schreckens vernahmen sie die Stimmen der Heiligen, welche in freudigem Jubel sagten: "Siehe, das ist unser Gott, auf den wir harren, und er wird uns helfen." EG 280 1 Die Erde erbebte heftig, als die Stimme des Sohnes Gottes die schlafenden Heiligen hervorrief. Sie folgten dem Rufe und kamen hervor, angetan mit herrlicher Unsterblichkeit, und riefen: "Sieg, Sieg über den Tod und das Grab! O Tod, wo ist dein Stachel? O Grab, wo ist dein Sieg?" Dann erhoben die lebenden und die auferweckten Heiligen ihre Stimmen in langen, weit hallenden Siegesrufen. Jene Körper, die mit den Zeichen der Krankheit und des Todes ins Grab gesunken waren, kamen hervor in unsterblicher Gesundheit und Kraft. Die lebenden Heiligen werden in einem Augenblick verwandelt und mit den Auferstandenen hingerückt dem Herrn entgegen in der Luft. Welch ein herrliches Zusammentreffen! Freunde, die der Tod getrennt hatte, wurden vereint, um nie wieder geschieden zu werden. EG 281 1 An beiden Seiten des Wolkenwagens waren Flügel, und unter demselben waren lebendige Räder; als der Wagen aufwärts fuhr, riefen die Räder: "Heilig!" und die Flügel riefen, indem sie sich bewegten: "Heilig!" und die ganze Schar heiliger Engel, die die Wolke umgab, rief: "Heilig, heilig, heilig Gott der Herr, der Allmächtige!" Dann riefen die Heiligen in der Wolke: "Herrlichkeit! Halleluja!" und der Wagen fuhr aufwärts zur heiligen Stadt. Ehe sie die Stadt betraten, wurden die Heiligen in einem Viereck aufgestellt mit Jesu in ihrer Mitte. Er überragt mit Kopf und Schulter die Heiligen und die Engel. Seine majestätische Gestalt und sein holdes Angesicht konnten von allen gesehen werden. ------------------------Kapitel 38: Der Lohn der Gerechten EG 281 2 Darnach sah ich eine große Anzahl Engel, die aus der Stadt herrliche Kronen brachten, für jeden Heiligen eine Krone, mit seinem Namen darauf geschrieben. Als Jesus die Kronen forderte, überreichten die Engel sie ihm, und mit seiner eigenen rechten Hand setzte er die Kronen auf die Häupter der Heiligen. Die Engel brachten auch Harfen hervor, und Jesus überreichte sie ebenfalls den Heiligen. Der befehlende Engel schlug zuerst den Ton an, und dann erhoben sich alle Stimmen in dankerfülltem, freudigem Lobgesang, und jede Hand fuhr geschickt über die Saiten der Harfe, in herrlichen, vollkommenen Tönen eine melodische Musik hervorrufend. Dann sah ich, wie Jesus die erlöste Schar nach dem Tore der Stadt führte. Er erfaßte das Tor, schwang es in seinen glänzenden Angeln zurück und bat die Völker, die die Wahrheit gehalten hatten, einzutreten. Innerhalb der Stadt war alles, woran die Augen sich ergötzen konnten; reiche Herrlichkeit erblickten sie überall. Dann blickte Jesu auf seine erlösten Heiligen; ihre Angesichter strahlten, und indem er seine liebevollen Augen auf sie richtete, sagte er mit seiner schönen, melodischen Stimme: "Ich sehe die Arbeit meiner Seele und bin zufrieden. Diese reiche Herrlichkeit gehört euch für alle Ewigkeit. Eure Leiden haben ein Ende. Es wird kein Tod mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein." Ich sah die erlöste Schar sich beugen und ihre glänzenden Kronen zu den Füßen Jesu werfen, und als er sie liebevoll wieder aufrichtete, griffen sie in ihre goldenen Harfen und erfüllten den Himmel mit ihrer herrlichen Musik und ihren Lobgesängen für das Lamm. EG 282 1 Danach sah ich, wie Jesus sein Volk nach dem Lebensbaume hinführte, und wiederum vernahmen wir seine holde Stimme, schöner als irgend eine Musik, die je an ein menschliches Ohr schlug, als er sagte: "Die Blätter des Baumes dienen zur Heilung der Völker. Esset alle davon." An dem Baum des Lebens hing die schönste Frucht, von welcher die Heiligen reichlich nehmen durften. In der Stadt befand sich ein herrlicher Thron, von welchem ein lauterer Strom des lebendigen Wassers, klar wie ein Kristall, ging. Zu beiden Seiten dieses Stromes stand der Lebensbaum, und an den Ufern des Stromes standen andere herrliche Bäume, die Früchte trugen, gut zum Essen. EG 282 2 Die Sprache ist zu schwach, eine Beschreibung des Himmels zu geben. Als diese Szene sich vor mir entfaltete, stand ich vor Bewunderung still. Von der unübertroffenen Schönheit und außerordentlichen Herrlichkeit überwältigt, lege ich die Feder hin und rufe aus: "O, welche Liebe! welche wunderbare Liebe!" Die erhabenste Sprache vermag nicht die Herrlichkeit des Himmels oder die unergründliche Tiefe der Liebe des Heilandes zu begreifen. ------------------------Kapitel 39: Die verödete Erde EG 283 1 Meine Aufmerksamkeit wurde abermals auf die Erde gelenkt. Die Gottlosen waren vernichtet worden, und ihre Leichname lagen auf der Erde. Der Zorn Gottes hatte in den letzten sieben Plagen die Bewohner der Erde heimgesucht, daß sie ihre Zungen von Schmerzen zerbissen und Gott fluchten. Die falschen Hirten waren der Hauptgegenstand des Zornes Gottes gewesen. Ihre Augen waren ihnen bei lebendigem Leibe in ihren Höhlen und ihre Zungen in ihre Munde verzehrt worden. Nachdem die Heiligen durch die Stimme Gottes befreit worden waren, wandte sich die Wut der gottlosen Menge gegeneinander. Die Erde schien mit Blut überschwemmt zu sein, und die Leichname lagen von einem Ende der Erde bis zum andern. EG 283 2 Die Erde glich einer Wüste. Städte und Dörfer, die vom Erdbeben zerstört worden waren, lagen verwüstet. Berge waren aus ihren Örtern bewegt worden und hatten große Höhlen gebildet. Graue Felsen, die vom Meere ausgeworfen oder aus der Erde selbst herausgerissen worden waren, lagen zerstreut über die ganze Oberfläche. Große Bäume lagen entwurzelt umher. Dies soll 1000 Jahre hindurch die Heimat Satans und seiner bösen Engel sein. Auf diesen Ort beschränkt, kann er über die gespaltete Oberfläche auf und ab wandern und die Folge seiner Empörung gegen Gottes Gesetz wahrnehmen. 1000 Jahre wird er die Früchte des Fluches, den er heraufbeschworen hat, genießen. Er wird nur auf die Erde beschränkt sein und nicht das Recht haben, zu andern Planeten zu gehen und diejenigen, die nicht gefallen sind, zu versuchen und zu plagen. Während dieser Zeit muß Satan schrecklich leiden. Seit seinem Fall hat er seine bösen Kräfte fortwährend angewandt. Dann wird er aber seiner Kraft beraubt sein und Gelegenheit haben, über die Rolle, die er seit seinem Falle gespielt hat, nachzudenken, und wird mit Zittern und Bangen in die schreckliche Zukunft blicken, wenn er für alles Böse, das er getan hat, leiden muß, und für alle Sünden, wozu er Veranlassung gegeben hat, bestraft wird. EG 284 1 Ich hörte die Triumphgesänge der Engel und der erlösten Heiligen, die zehntausend Musikinstrumenten glichen, denn sie sollten nie wieder von Satan geplagt noch versucht werden, auch die Bewohner anderer Welten waren von seiner Gegenwart und seinen Versuchungen befreit. EG 284 2 Dann sah ich Throne, welche von Jesus und seinen Heiligen eingenommen wurden; die Heiligen regierten als Könige und Priester mit Gott. Christus richtete in Gemeinschaft mit seinem Volke die toten Gottlosen, er verglich ihre Taten mit dem Worte Gottes und entschied jeden Fall nach den Werken, die sie im Fleische vollbracht hatten. Dann bestimmten sie die Strafe eines jeden Gottlosen, nachdem seine Werke gewesen waren, und schrieben dies bei ihren Namen in das Buch des Todes ein. Auch Satan und seine Engel wurden von Jesu und den Heiligen gerichtet. Die Strafe Satans wird viel größer sein, als diejenige derer, die er verführt hat. Sein Leiden wird gar nicht mit dem ihrigen zu vergleichen sein. Nachdem alle, die er betrogen hatte, tot sind, wird Satan noch leben und länger leiden. EG 284 3 Nachdem das Urteil über die gottlosen Toten am Ende der 1000 Jahre gefällt worden war, verließ Jesus die Stadt, und die Heiligen sowie ein ganzes Gefolge heiliger Engel begleiteten ihn. Jesus stieg auf einen großen Berg herab, welcher, obwohl sein Fuß ihn berührte, sich teilte und zu einer großen Ebene wurde. Dann blickten wir aufwärts und sahen die große, herrliche Stadt, auf zwölf Gründen erbaut und mit zwölf Toren, drei zu jeder Seite und einen Engel an jedem Tore. Wir riefen, "die Stadt, die große Stadt! Sie kommt von Gott aus dem Himmel herab!" Sie fuhr herab in ihrer ganzen Schönheit und blendenden Herrlichkeit und ließ sich auf die große Ebene nieder, die Jesus für sie bereitet hatte. ------------------------Kapitel 40: Die zweite Auferstehung EG 285 1 Dann verließ Jesus mit dem ganzen Gefolge heiliger Engel und allen erlösten Heiligen die Stadt. Die Engel umgaben ihren Gebieter und begleiteten ihn auf seinem Wege; der Zug der erlösten Heiligen folgte. Hierauf rief Jesus mit furchtbarer Majestät die gottlosen Toten hervor; und sie standen auf mit demselben schwachen, kranken Körper, welche ins Grab gelegt worden war. Welch ein Anblick! Welche Szene! Bei der ersten Auferstehung waren alle in blühender Unsterblichkeit hervorgegangen; bei der zweiten jedoch sind die Zeichen des Fluches an allen sichtbar. Die Könige und die Großen der Erde, die Geringen und Niedrigen, die Gelehrten und Ungelehrten kommen zusammen hervor. Alle erblicken sie den Menschensohn; und dieselben Männer, die ihn verachtet und verspottet, die die Dornenkrone auf sein heiliges Haupt gesetzt und ihn mit der Rute geschlagen hatten, erblicken ihn in seiner königlichen Majestät. Diejenigen, welche ihm in der Stunde seines Verhörs ins Gesicht spieen, wenden sich jetzt von seinem durchdringendem Blick und von der Herrlichkeit seines Antlitzes ab. Diejenigen, welche die Nägel durch seine Füße und Hände schlugen, schauen jetzt die Male seiner Kreuzigung. Diejenigen, welche den Speer in seine Seite stachen, sehen jetzt die Zeichen ihrer Grausamkeit an seinem Körper. Sie wissen, daß er derjenige ist, den sie kreuzigten und in seiner unaussprechlichen Seelenqual verhöhnten. Indem sie vor der Gegenwart des Königs aller Könige und des Herrn aller Herren zu fliehen suchen, entsteht ein großes Wehklagen. EG 285 2 Alle versuchen, sich in den Felsen zu verbergen und sich vor der schrecklichen Herrlichkeit dessen, den sie einst verachtet hatten, zu schützen. Von seiner Majestät und außerordentlichen Herrlichkeit überwältigt und geschlagen, erheben sie plötzlich ihre Stimmen, und mit schrecklicher Deutlichkeit rufen sie aus: "Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn." EG 286 1 Jesus und die heiligen Engel begleitet von allen Heiligen, kehren zur Stadt zurück, und die bitteren Wehklagen und das Jammergeschrei der verlorenen Gottlosen erfüllen die Luft. Dann sah ich, daß Satan aufs neue sein Werk anfing. Er ging von einem zum andern seiner Untertanen, machte die Schwachen und Gebrechlichen stark und sagte ihnen, daß er und seine Engel sehr mächtig seien. Er verwies auf die unzählbaren Millionen, die vom Tode auferstanden waren. Unter ihnen befanden sich mächtige Krieger und Könige, die im Kriege sehr geschickt gewesen waren und Königreiche besiegt hatten. Ebenso befinden sich auch dort mächtige Riesen und starke, mutige Männer, die nie eine Schlacht verloren hatten. Dort war der stolze, ehrgeizige Napoleon, dessen Heranrücken Königreiche zittern gemacht hatte. Es standen dort Männer von erhabenem Wuchse und würdevollem Benehmen, die im Kampf, während sie den Sieg zu erringen suchten, gefallen waren. Wenn sie aus ihren Gräbern hervorgehen, nehmen sie ihren Gedankengang da wieder auf, wo er durch den Tod gestört worden war. Sie besitzen denselben sehnlichen Wunsch zu siegen, den sie hegten, als sie fielen. Satan hält einen Rat mit seinen Engeln und dann mit jenen Königen, Eroberern und großen Männern. Dann blickt er auf das ungeheure Heer und sagt ihnen, daß die Schar in der Stadt nur klein und schwach sei, und daß sie hinaufziehen und die Stadt einnehmen, ihre Bewohner hinausstoßen und Reichtümer und Herrlichkeit selbst besitzen könnten. EG 286 2 Satan ist erfolgreich in seiner Verführung, und alle bereiten sich sofort auf den Kampf vor. In jenem ungeheuren Heer sind viele geschickte Männer, und sie verfertigen alle möglichen Kriegswerkzeuge. Von Satan geführt, bewegt sich die Menge vorwärts. Die Könige und Kriegsleute folgen dicht hinter Satan, und diesem folgt die Menge in Abteilungen. Jede Abteilung hat ihren Anführer, und indem sie über die zerrissene Oberfläche der Erde nach der heiligen Stadt marschieren, herrscht vollkommene Ordnung. Jesus schließt die Tore der Stadt, und diese ungeheure Menge umgibt sie. Sie stellen sich zum Kampf in Reihe und Glied auf und warten jetzt auf einen heftigen Zusammenstoß. Jesus und die ganze himmlische Heerschar mit allen Heiligen geschmückt mit ihren glänzenden Kronen, besteigen die Mauer der heiligen Stadt. Jesus redet mit Majestät: "Seht, ihr Sünder, den Lohn der Gerechten! Und seht, meine Erlösten, den Lohn der Gottlosen!" Die ungeheure Menge erblickt die herrliche Schar auf den Mauern der Stadt. Indem sie aber die Schönheit ihrer glänzenden Kronen wahrnehmen, ihre Angesichter in Herrlichkeit leuchten sehen, das Ebenbild Jesu widerspiegelnd und dann die unübertroffene Herrlichkeit und Majestät des Königs aller Könige und des Herrn aller Herren erblicken, sinkt ihnen der Mut. Ein Begriff von dem Schatze und der Herrlichkeit, die sie verloren haben, steigt in ihnen auf, und sie sehen, daß der Sünde Sold der Tod ist. Sie sehen die heilige, glückselige Schar, die sie verachtet haben, jetzt mit Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit bekleidet, während sie sich außerhalb der Stadt mit allem Gemeinen und Greulichen befinden. ------------------------Kapitel 41: Der andere Tod EG 288 1 Satan stürzt sich in die Mitte seiner Nachfolger und versucht, sie zum Handeln zu bewegen. Aber Feuer von Gott aus dem Himmel fällt auf sie, und die Großen und Mächtigen, die Armen und Elenden werden zusammen verzehrt. Ich sah, daß einige schnell vernichtet wurden, während andere länger leiden mußten. Sie wurden nach ihren Werken bestraft. Einige befanden sich tagelang im Feuer, und solange ein Teil an ihnen noch nicht verzehrt war, empfanden sie auch das volle Gewicht ihrer Leiden. Der Engel sagte: "Ihre Qual wird nicht aufhören, und ihr Feuer wird nicht verlöschen, solange noch das Geringste vorhanden ist, was verzehrt werden kann." EG 288 1 Satan und seine Engel mußten lange leiden. Er trug nicht nur das Gewicht und die Strafe seiner eigenen Sünden, sondern alle Sünden der erlösten Heiligen waren auf ihn gelegt worden; und er muß auch für das Verderben der Seelen, welches er verursacht hatte, büßen. Dann sah ich, daß Satan und die ganze gottlose Menge verzehrt wurde, und der Gerechtigkeit Gottes Genüge getan war. Alle himmlischen Heerscharen und alle erlösten Heiligen sagten mit lauter Stimme: "Amen!" EG 288 2 Der Engel sagte: "Satan ist die Wurzel, seine Kinder sind die Zweige. Sie sind jetzt mit Wurzel und Zweig verzehrt. Sie sind eines ewigen Todes gestorben. Sie werden nie auferstehen, und Gott wird ein reines Weltall haben." Darnach sah ich, wie das Feuer, welches die Gottlosen verzehrt hatte, allen Unrat verbrannte und die Erde reinigte. Wiederum sah ich, daß die Erde gereinigt und nun kein Zeichen des Fluches mehr vorhanden war. Die aufgebrochene, unebene Oberfläche der Erde war jetzt eine große ebene Fläche. Das ganze Weltall Gottes war rein und der große Kampf für immer beendet. Wohin wir blickten, war alles, worauf das Auge ruhte, schön und heilig. Die ganze Schar, jung und alt, groß und klein, warfen ihre glänzenden Kronen ihrem Erlöser zu Füßen, knieten in Anbetung vor ihm nieder und beteten den an, der von Ewigkeit zu Ewigkeit lebt. Die schöne neue Erde mit ihrer ganzen Herrlichkeit war das ewige Erbe der Heiligen. Das Reich und die Herrschaft und die Gewalt und die Macht unter dem ganzen Himmel war dem heiligen Volk des Höchsten gegeben worden, welches sie für immer, ja, von Ewigkeit zu Ewigkeit besitzen soll.