Glaube und Werke

Kapitel 1

Ellen White erklärt die Streitpunkte

[AUDIO]

Der Apostel Paulus schrieb: "Wisst ihr nicht, dass die Ungerechten das Reich Gottes nicht ererben werden? ... Und solche sind einige von euch gewesen. Aber ihr seid rein gewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht geworden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes." 1.Korinther 6,9.11. Der Mangel an Hingabe, Frömmigkeit und Heiligung des äußeren Menschen kommt von der Zurückweisung von Jesus Christus als unserer Gerechtigkeit. Die Liebe zu Gott muss beständig gepflegt werden ...

Während einige die Lehre von der Rechtfertigung aus Glauben verdrehen und nicht die im Wort Gottes genannten Bedingungen einhalten -- "Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote befolgen" (Johannes 14,15, GNB) --, sind jene genauso im Irrtum, die vorgeben zu glauben und den Geboten Gottes zu gehorchen, sich aber gegen die -- ihnen neuen -- wertvollen Strahlen des Lichts stellen, die vom Kreuz auf Golgatha scheinen. Die einen erkennen nicht die Wunder im Gesetz Gottes für alle Täter seines Wortes (siehe Psalm 119,18; Jakobus 1,22), die anderen kritteln an Nebensächlichkeiten herum und vernachlässigen die wichtigeren Dinge des Gesetzes, die Barmherzigkeit und Liebe Gottes. Siehe Matthäus 23,23; Lukas 11,42.

Viele haben große [geistliche] Verluste erlitten, weil sie die Augen ihres Verständnisses nicht "für die Wunder, die [Gottes] Gesetz in sich verborgen hält", geöffnet haben. Psalm 119,18 (GNB). Einerseits haben religiöse Eiferer im Allgemeinen Gesetz und Evangelium voneinander getrennt, während wir [Adventisten] andererseits fast dasselbe in anderer Hinsicht getan haben: Wir haben [das Gesetz gepredigt, aber] vor den Menschen nicht die Gerechtigkeit Christi und die volle Bedeutung seines großen Erlösungsplanes hoch gehalten. Wir haben Christus und seine unvergleichliche Liebe vernachlässigt, Theorien und Vernunftüberlegungen hineingebracht und argumentative Vorträge gehalten.

Auf den Podien haben unbekehrte Männer gepredigt. Ihre eigenen Herzen haben niemals aufgrund eines lebendigen, und vertrauensvollen Glaubens, der sich [an Christus] klammert, die wunderbare Gewissheit der Vergebung ihrer Sünden erfahren. Wie können sie dann die Liebe, das Mitgefühl und die Vergebung Gottes für alle Sünden predigen? Wie können sie sagen: "Blicke auf Christus und lebe!"? Siehe 4.Mose 21,8; Johannes 3,14.15. Wenn du auf das Kreuz von Golgatha blickst, wirst du den Wunsch haben, dein Kreuz zu tragen. Siehe Matthäus 16,24. Der Erlöser der Welt hing am Kreuz von Golgatha. Blicke auf den Erlöser der Welt, in dem "die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt"! Kolosser 2,9. Kann jemand das Opfer des geliebten Sohnes Gottes betrachten und nicht im Innersten angerührt und gebrochen werden -- nun bereit, sein Herz und seine Seele Gott zu übergeben?

Diesen Punkt müssen wir uns alle einprägen: Wenn wir Christus als Erlöser annehmen, müssen wir ihn auch als [Herrn und] Herrscher annehmen. Wir können keine Gewissheit und kein vollkommenes Vertrauen auf Christus als unseren Erlöser haben, wenn wir ihn nicht als unseren König anerkennen und seinen Geboten gehorchen. Damit beweisen wir unsere Treue zu Gott. Dann erst ist unser Glaube echt, denn er ist ein tätiger Glaube. Er ist "durch die Liebe tätig". Galater 5,6.

Bete es von Herzen: "Herr, ich glaube, dass du gestorben bist, um mich zu erlösen. Wenn du mir einen solch großen Wert beimisst, dass du dein Leben für mich gegeben hast, will ich darauf antworten. Ich gebe mein Leben mit all seinen Möglichkeiten in meiner ganzen Schwachheit in deine Obhut."

Der menschliche Wille muss in völlige Übereinstimmung mit dem Willen Gottes gebracht werden. Wenn dies geschieht, wird keinem Lichtstrahl, der in unser Herz und unseren Verstand scheint, Widerstand geleistet. Die Seele wird nicht durch Vorurteile verschlossen, die das Licht Finsternis und die Finsternis Licht nennen. Das Licht vom Himmel wird willkommen geheißen und darf alle Winkel der Seele erfüllen. Das erfreut Gott.

Glaube und Unglaube

Wie sehr glauben wir von Herzen? "Naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch." Jakobus 4,8. Das bedeutet, viel Zeit mit dem Herrn im Gebet zu verbringen. Wenn jene, die ihre Skepsis ausgebildet, ihren Unglauben gehegt und Zweifel in ihre christliche Erfahrung gewoben haben, vom Heiligen Geist überzeugt werden, werden sie es als ihre Pflicht ansehen, ihren Unglauben zu bekennen. Sie öffnen ihr Herz, um das ihm gesandte Licht anzunehmen, und durch den Glauben überschreiten sie die Grenze von der Sünde zur Gerechtigkeit, vom Zweifel zum Vertrauen. Sie weihen sich Gott rückhaltlos, um seinem Licht zu folgen statt den Funken, die sie selbst gezündet haben. Wenn sie an ihrer Hingabe festhalten, werden sie noch größeres Licht empfangen und das Licht wird "immer heller leuchten bis zum vollen Tag". Sprüche 4,18.

Der Unglaube, der in der Seele gehegt wird, hat eine betörende Kraft. Die Saat des Zweifels, die jemand gesät hat, wird ihre Ernte hervorbringen, aber er muss weiterhin jede Wurzel des Unglaubens ausgraben. Wenn diese giftigen Pflanzen herausgezogen werden, hören sie auf zu wachsen, denn sie bekommen keine Nahrung mehr durch Wort und Tat. Wir müssen die wertvollen Pflanzen des Vertrauens und der Liebe in den Boden des Herzens pflanzen und sie dort [im Herzen] herrschen lassen.

Verwirrte Vorstellungen von der Erlösung

Können wir nicht verstehen, dass die kostspieligste Sache der Welt die Sünde ist? Sie kostet die Reinheit des Gewissens, bewirkt den Verlust der Gunst Gottes und die Trennung von ihm und wir verlieren schließlich den Himmel. Die Sünde, den Heiligen Geist zu betrüben (siehe Epheser 4,30) und ihm zuwider zu handeln, kostet vielen das ewige Leben.

Wer kann die Verantwortung eines Menschen für seinen Einfluss [auf andere] ermessen? Jeden einzelnen hat unser Erlöser mit dem Opfer seines eigenen Lebens erkauft. Was für eine Szene wird sich dartun, wenn das Gericht tagen wird und die Bücher geöffnet werden (siehe Daniel 7,10), um über die Erlösung oder die Verdammnis aller Menschen zu entscheiden? Es erfordert die unfehlbare Urteilskraft des Einen, der als Mensch lebte, die Menschen liebte und für sie sein Leben gab, um den treuen Gerechten ihre Belohnung zuzuweisen und die Ungehorsamen, Untreuen und Ungerechten zu bestrafen. Dem Sohn Gottes ist die endgültige Beurteilung des Verhaltens und der Verantwortung jedes Einzelnen anvertraut. Siehe Johannes 5,22.27. Für diejenigen, die an den Sünden anderer Menschen Anteil hatten und gegen Gottes Willen handelten, wird dies eine überaus ernste und schreckliche Szene sein.

Immer wieder wurde ich [von Gott] auf die Gefahr hingewiesen, dass wir als Gemeinde falsche Vorstellungen von der Rechtfertigung durch den Glauben hegen. Seit Jahren wird mir gezeigt, dass Satan auf besondere Weise aktiv werden würde, um unsere Auffassungen zu diesem Thema zu verwirren. Das Gesetz Gottes wurde umfassend behandelt und den Gemeinden dargestellt - fast so bar jeden Wissens über Jesus Christus und seiner Beziehung zum Gesetz, wie das Opfer Kains es war. Viele Menschen sind vom Glauben [an Christus] aufgrund verworrener Vorstellungen von der Erlösung abgehalten worden, weil die Prediger in einer falschen Weise vorgegangen sind, um die Herzen zu erreichen.

Das Thema, das mir schon jahrelang ans Herz gelegt wurde, ist die zugerechnete Gerechtigkeit Christi. Ich bin erstaunt, dass sie nicht zum Gegenstand der Predigten in unseren Gemeinden gemacht wurde, da sie mir doch so beständig ans Herz gelegt wurde und ich sie zum Thema nahezu jeder Predigt und jeder Ansprache gemacht habe, die ich in den Gemeinden gehalten habe.

Wenn ich meine Schriften lese, die ich vor fünfzehn und zwanzig Jahren verfasst habe, [finde ich, dass sie] die Angelegenheit im gleichen Licht darstellen: Jene, die die heilige Aufgabe des geistlichen Dienstes übernehmen, sollten zuerst eine Vorbereitung in Form von Lektionen über die Lehren Christi und der Apostel in den lebendigen Prinzipien praktischer Frömmigkeit erhalten. Sie sollten unterrichtet werden, was einen echten, lebendigen Glauben ausmacht.

Allein durch Glauben

Es werden viele junge Männer in den Dienst gestellt, die den Erlösungsplan nicht verstehen und nicht wissen, was wahre Bekehrung bedeutet; tatsächlich müssten sie [erst] noch selbst bekehrt werden. Wir müssen in dieser Sache erleuchtet und die Prediger ausgebildet werden, intensiver die Themen zu behandeln, die eine wahre Bekehrung erklären. Alle, die getauft werden, sollten Beweise liefern, dass sie [wirklich] bekehrt sind. Es gibt keine wichtigere Tatsache, die intensiver betrachtet, häufiger wiederholt und allen stärker eingeprägt werden sollte als die, dass es sündigen Menschen unmöglich ist, irgendetwas mit seinen eigenen guten Werken zu verdienen. Erlösung erfolgt allein durch den Glauben an Jesus Christus.

Wenn dieses Thema untersucht wird, tut es mir im Herzen weh, die trivialen Äußerungen derer zu hören, die das Geheimnis der Frömmigkeit verstehen sollten. Sie sprechen so unbedacht von den [angeblich] wahren Vorstellungen unserer Brüder, die beteuern, die Wahrheit zu glauben und zu lehren. Sie bleiben weit hinter den realen [geistlichen] Wirklichkeiten zurück, die mir gezeigt wurden. Der Feind hat ihr Denken im Nebel der Weltlichkeit so verwirrt und sie scheint so tief in ihr Verständnis eingeprägt zu sein, dass sie Teil ihres Glaubens und Charakters wurde. Nur eine erneute Bekehrung kann sie verändern und veranlassen, diese falschen Vorstellungen aufzugeben, denn als solche wurden sie mir [von Gott] dargestellt. Sie klammern sich an sie wie ein Ertrinkender an einen Rettungsring, um sich vor dem Untergehen zu bewahren. Dabei erleiden sie mit ihrem Glauben Schiffbruch.

Christus hat mir folgende Botschaft aufgetragen: "Ihr müsst von neuem geboren werden, sonst werdet ihr nie in das Reich Gottes kommen." Siehe Johannes 3,7.5 (EB). Deshalb sollten alle, die in dieser Angelegenheit das richtige Verständnis haben, ihren kritischen Geist ablegen und den Herrn von ganzem Herzen suchen. Dann werden sie Christus finden und können ihrer Glaubenserfahrung einen unverwechselbaren Charakter verleihen. Sie sollten den Gemeinden die Einfachheit wahrer Frömmigkeit in jeder Predigt deutlich machen. Jede hungernde und dürstende Seele, die sich sehnt nach der Gewissheit von Hoffnung, Glauben und vollkommenem Vertrauen auf Gott durch unseren Herrn Jesus Christus, wird dies in ihr Herz aufnehmen.

Erklärt deutlich und eindeutig, dass es nicht möglich ist, bezüglich unserer Stellung vor Gott oder seiner Gabe [der Erlösung] irgendetwas durch menschlichen Verdienst zu erreichen. Wenn jemand das Geschenk der Erlösung durch Glaube und Werke erkaufen könnte, wäre der Schöpfer dem Geschöpf etwas schuldig. Hier besteht die Gefahr, dass Irrtum als Wahrheit akzeptiert wird. Wenn irgendein Mensch die Erlösung durch irgendeine Tat verdienen könnte, wäre er in derselben Lage wie der Katholik, der für seine Sünden Buße tut. Dann wäre die Erlösung wie der Teil einer Schuld und man könnte sie verdienen wie einen Lohn.

Wenn der Mensch die Erlösung jedoch durch keines seiner guten Werke verdienen kann, muss sie ganz aus Gnade kommen, empfangen vom sündigen Menschen, weil er Jesus aufnimmt und an ihn glaubt. Sie ist gänzlich ein freies Geschenk. Rechtfertigung durch den Glauben ist über jede Auseinandersetzung erhaben. Und alle Auseinandersetzungen enden, sobald klargestellt ist, dass die Verdienste der guten Werke eines gefallenen Menschen ihm niemals ewiges Leben erwerben können. Siehe Römer 3,20; Galater 2,16.

Ganz aus Gnade

Das Licht, das mir Gott gegeben hat, stellt dieses wichtige Thema in meinem Denken jenseits aller Fragen. Die Rechtfertigung geschieht ganz aus Gnade und wird nicht durch irgendwelche Werke erlangt, die ein sündiger Mensch tun kann. Mir wurde deutlich gezeigt: Wenn ein Reicher Geld und Besitz hat und davon dem Herrn ein Opfer bringt, kommt die falsche Vorstellung auf -- die das Opfer verdirbt --, dass er sich die Gunst Gottes verdient hat und der Herr verpflichtet ist, ihn aufgrund seiner Gabe mit besonderem Wohlwollen zu betrachten.

In dieser Hinsicht hat bisher zu wenig eindeutige Unterrichtung stattgefunden. Der Herr hat dem Menschen seine eigenen Güter als Leihgabe anvertraut. Diese Mittel fordert er zurück, wenn seine Vorsehung dies zeigt und der Aufbau seines Werkes es erfordert. Der Herr gab den Verstand, die Gesundheit und die Fähigkeit, irdischen Reichtum zu sammeln. Siehe 5.Mose 8,18. Alles auf Erden wurde von ihm erschaffen. Er offenbart seine göttliche Macht in der Entwicklung ihrer Reichtümer. Sie sind seine Früchte aus seiner eigenen Landwirtschaft. Er gab die Sonne, die Wolken und den Regen, um die Pflanzen wachsen zu lassen. Als von Gott beschäftigte Diener habt ihr seine Ernte eingebracht, um das, was ihr zum Leben braucht, sparsam zu verwenden und das Übrige bereit zu halten, wenn Gott ruft. Mit David könnt ihr dann sagen: "Von dir ist alles gekommen, und von deiner Hand haben wir dir's gegeben." 1.Chronik 29,14. Deshalb kann kein Verdienst des Geschöpfes darin liegen, dem Herrn das Seine zurückzugeben, denn es war immer sein Eigentum und sollte so eingesetzt werden, wie er es uns zeigt.

Wir haben die Gunst Gottes verscherzt

Durch Auflehnung und Abfall hat der Mensch die Gunst Gottes verwirkt; er hat kein Recht auf sie, denn er besäße keinen Wert, wenn nicht der Sohn Gottes ihm [durch sein Opfer] einen verliehen hätte. Wir müssen klar verstehen: Der Mensch verlor die Privilegien, die ihm Gott in seiner Gnade als freie Gabe anbot, ein Schatz zu treuen Händen, der zur Förderung seines Werks und seines Ruhmes eingesetzt werden sollte und zum Segen der Menschen. In dem Moment, als Gottes Geschöpfe den Gesetzen seines Reiches den Gehorsam verweigerten, wurden sie seiner Herrschaft untreu und erwiesen sich all der Segnungen, mit denen Gott sie begünstigt hatte, als unwürdig.

Dies war die Lage der Menschen, nachdem sie sich durch ihre Übertretung von Gott getrennt hatten. Sie besaßen nicht [einmal] mehr das Recht auf einen Atemzug der Luft, einen Strahl der Sonne oder eine Frucht zum Essen. Der Grund, weshalb die [ersten] Menschen nicht ausgelöscht wurden, lag darin, dass Gott sie so sehr liebte, dass er seinen geliebten Sohn hergab (siehe Johannes 3,16), damit dieser die Strafe für ihre Übertretung erleiden sollte. Gottes Sohn schlug vor, für die Menschen ihr Bürge und Stellvertreter zu werden, damit sie aufgrund unvergleichlicher Gnade eine weitere Prüfung -- eine zweite Probezeit -- bekämen. Dabei konnte ihnen die Erfahrung von Adam und Eva als Warnung dienen, Gottes Gesetz nicht wie sie zu übertreten. Und in dem Maße, wie ein Mensch die Segnungen Gottes in der Gabe des Sonnenscheins und der Nahrung genießt, muss er sich vor Gott verneigen und dankbar anerkennen, dass alle Dinge von Gott kommen. Alles, was ihm zurückgegeben wird, ist lediglich sein Eigentum, das er uns zur Verfügung gestellt hat.

Der Mensch hat Gottes Gesetz gebrochen und durch den Erlöser gab es auf einer anderen Grundlage neue Verheißungen. Alle Segnungen kommen nun durch einen Mittler. Jedes Mitglied der menschlichen Familie ist ganz in die Hand Christi gegeben, und alles, was wir in diesem gegenwärtigen Leben besitzen -- seien es Geld, Häuser, Ländereien, Verstandes- und Körperkräfte oder intellektuelle Fähigkeiten -- und die Segnungen des zukünftigen Lebens werden uns als Schätze Gottes anvertraut, damit sie treu zum Segen der Menschen verwandt werden. Jede Gabe ist mit dem Kreuz gestempelt und trägt das Bild und die Unterschrift Jesu Christi. Alle Dinge kommen von Gott. Von der kleinsten Wohltat bis hin zum größten Segen, alles fließt durch den einen Kanal -- eine übermenschliche Vermittlung, besprengt mit dem Blut, das unschätzbar wertvoll ist, weil es das Leben Gottes in seinem Sohn ist.

Nun kann niemand Gott irgendetwas geben, das nicht bereits ihm gehört. Behalte es im Gedächtnis: "Von dir kommt alles, und aus deiner Hand haben wir dir gegeben." 1.Chronik 29,14 (EB). Dies müssen wir den Gemeindegliedern vor Augen halten: dass wir nichts besitzen und nichts von Wert anbieten können -- auch kein Werk und keinen Glauben --, das wir nicht zuerst von Gott empfangen haben und auf das er nicht jederzeit seine Hand legen und sagen kann: "Das gehört mir -- alle Gaben, Segnungen und Begabungen, die ich dir anvertraut habe, nicht um dich selbst zu bereichern, sondern um sie weise zum Nutzen deiner Umwelt einzusetzen."

Alles kommt von Gott

Die Schöpfung gehört Gott. Wenn der Herr einen Menschen vernachlässigte, würde dessen Atem sofort stillstehen. Alles, was er ist und was er hat, gehört Gott. Die ganze Welt gehört Gott. Die Häuser der Menschen, ihre persönlichen Errungenschaften und alles, was wertvoll oder herausragend ist, kommt von Gott. Es ist alles seine Gabe, die ihm zurückgegeben werden soll. Das trägt dazu bei, das menschliche Herz zu kultivieren. Die herrlichsten Gaben können auf den Altar Gottes gelegt werden und die Menschen werden den Geber für seine Freigebigkeit preisen, erheben und loben. Warum? "Alles kommt von dir, auch diese Gaben haben wir erst von dir empfangen." 1.Chronik 29,14 (GNB). Kein Werk des Menschen kann ihm die vergebende Liebe Gottes verdienen, aber die Liebe Gottes, die die Seele durchdringt, wird ihn dazu veranlassen, das zu tun, was Gott schon immer verlangt hat und er mit Freude tun sollte. Er tut nur das, was schon immer seine Pflicht war.

Die Engel Gottes im Himmel, die nie gefallen sind, erfüllen ständig seinen Willen. Bei allem, was sie bei ihren zahlreichen Aufträgen der Barmherzigkeit in unserer Welt tun, indem sie in allen Zeitaltern Gottes Geschöpfe -- die gerechten wir die ungerechten -- beschützen, führen und bewachen, können sie wahrhaftig sagen: "Alles gehört dir. Von deinem Eigentum geben wir." Könnte das menschliche Auge [doch] nur einen Blick auf den Dienst der Engel werfen! Wenn unsere Vorstellung erfassen und darüber nachdenken würde, welch vielfältigen, herrlichen Dienst sie für uns verrichten, um uns zu schützen, zu führen und zu gewinnen, und wir die Kämpfe erkennten, die sie für uns ausfechten, um uns den Fallstricken Satans zu entreißen, dann würde unser Verhalten und unser religiöses Gefühl ganz anders sein!

Kein Verdienst des Geschöpfes

Menschen mögen diskutieren und energisch die Verdienste der Geschöpfe befürworten und jeder mag versuchen, sich durchzusetzen; aber sie wissen einfach nicht, dass sie in der ganzen Zeit die Wahrheit, wie sie in Jesus ist, in ihren Prinzipien und ihrem Charakter falsch darstellen. Sie irren im Nebel der Verwirrung umher. Sie brauchen von Gott die göttliche Liebe, die durch das im Feuer geläuterte Gold dargestellt wird; sie brauchen das weiße Kleid des reinen Charakters Christi und die himmlische Augensalbe (siehe Offenbarung 3,18), damit sie mit Erstaunen die absolute Wertlosigkeit menschlicher Verdienste, um das ewige Leben zu erhalten, erkennen. Unserem Erlöser mögen leidenschaftliche Bemühungen und intensive Zuneigung, großartige und edle Errungenschaften des Verstandes, eine Tiefe der Erkenntnis und die demütigste Selbsterniedrigung zu Füßen gelegt werden -- aber das alles enthält nicht einen Deut mehr als die Gnade und Begabung, die zuerst von Gott gegeben wurden. Es sollte nicht weniger getan werden, als die Pflicht vorschreibt, aber es kann kein Deut mehr gegeben werden, als die Menschen vorher empfangen haben. Und alles muss auf das Feuer der Gerechtigkeit Christi gelegt werden, um es von seinem irdischen Geruch zu reinigen, bevor es in einer Wolke wohl riechenden Räucherwerks zum großen Gott aufsteigt und als lieblicher Geruch angenommen wird.

Ich frage mich: Wie kann ich dieses Thema richtig darstellen? Der Herr Jesus verleiht den Menschen alle Kräfte, alle Gnade, jegliche [echte] Reue, alle [positiven] Neigungen und die völlige Vergebung der Sünden, indem er ihnen seine Gerechtigkeit anbietet, die sie durch einen lebendigen Glauben ergreifen sollen, der selbst eine Gabe Gottes ist. Wenn wir alles zusammen nehmen würden, was im Menschen gut, heilig, edel und liebenswert ist, um es dann den Engeln Gottes als Anteil an der Erlösung der menschlichen Seele oder als Verdienst zu präsentieren, würde dieser Vorschlag als Hochverrat zurückgewiesen werden. In der Gegenwart ihres Schöpfers und im Blick auf die unübertroffene Herrlichkeit, die seine Person umgibt, sehen sie das Lamm Gottes, das seit der Grundlegung der Welt einem Leben der Erniedrigung geweiht wurde, um von sündigen Menschen zurückgewiesen, verachtet und gekreuzigt zu werden. Wer kann die unendliche Größe dieses Opfers ermessen?

Um unsretwillen wurde Christus arm, damit wir durch seine Armut reich würden. Siehe 2.Korinther 8,9. Und alle Werke, die der Mensch Gott geben kann, bedeuten viel weniger als nichts. Meine Bitten [an Gott] werden nur angenommen, weil sie auf Christi Gerechtigkeit gelegt werden. Die Vorstellung, man könnte irgendetwas tun, um die Begnadigung zu verdienen, ist eine Täuschung von Anfang bis Ende.

Was der Mensch nicht tun kann

Der Mensch kann keine lobenswerten Heldentaten vollbringen, die ihm [vor Gott] Ruhm einbringen. Menschen sind es gewohnt, Menschen zu verherrlichen und zu erhöhen. Es schaudert mich, wenn ich das sehe oder höre, denn es sind mir nicht wenige Fälle von Menschen offenbart worden, deren Familienleben und innere Einstellungen von Selbstsucht bestimmt sind. Sie sind verdorben, verunreinigt und böse; und nichts, was von ihnen kommt, kann sie bei Gott erhöhen, denn alles, was sie tun, ist aus seiner Sicht verabscheuungswürdig. Ohne das Aufgeben der Sünde kann es keine echte Bekehrung geben, aber der unangenehme Charakter der Sünde wird [oft] nicht erkannt. Mit einer genauen Beobachtung, die sterbliche Wesen nie erreichen, erkennen die Engel Gottes, wie Menschen, die verderblichen Einflüssen ausgesetzt sind, mit unreinen Seelen und Händen ihr ewiges Schicksal entscheiden; und dennoch haben viele kaum eine Ahnung, was Sünde und das Heilmittel dafür bedeuten.

Wir hören viele Dinge, die über die Bekehrung gepredigt werden, aber nicht der Wahrheit entsprechen. Menschen wird gelehrt zu denken, dass ihnen vergeben wird, wenn sie bereuen -- in der Annahme, dass Reue der Weg und die Tür in den Himmel sei und sie einen bestimmten Wert besitze, um ihm Vergebung zu sichern. Kann ein Mensch aus sich heraus [wahrhaft] bereuen? Genauso wenig, wie er sich selbst vergeben kann! Tränen, Seufzer, Entschlüsse -- sie sind alle nur die angemessene Ausübung der Fähigkeiten, die Gott den Menschen gegeben hat, ebenso wie die Abkehr von Sünde hin zu einer Veränderung des Lebens, das Gott gehört. Wo ist die Leistung des Menschen, um seine Erlösung zu verdienen oder Gott etwas Wertvolles oder Großartiges anzubieten? Kann das Opfern von Geld, Häusern, Ländereien [oder sonst etwas] dich auf die Liste der Verdienstvollen bringen? Unmöglich!

Es besteht jedoch [auch] die Gefahr, bei der Rechtfertigung durch Glauben den Glauben selbst als Verdienst anzusehen. Wenn du die Gerechtigkeit Christi als freie Gabe annimmst, wirst du unverdient durch die Erlösung Christi gerechtfertigt. Siehe Römer 3,24. Was ist [errettender] Glaube? Er ist [das Vertrauen auf die Verdienste Christi], die Zustimmung unseres Verstandes zu den Verheißungen Gottes, die das Herz durch willige Hingabe und Dienst an den Gott bindet, der uns das Verständnis gab, das Herz bewegte und das Denken zuerst auf Christus am Kreuz von Golgatha richtete. Der Glaube übergibt Gott die Verstandeskräfte, die Gedanken und den Willen und macht Christus [für uns] zum einzigen Zugang zum Reich Gottes.

Wenn Menschen lernen, dass sie die Gerechtigkeit nicht durch ihre eigenen Verdienste erlangen können, und mit festem und völligem Vertrauen auf Jesus Christus als ihre einzige Hoffnung sehen, dann gibt es nicht mehr so viel vom Ich und so wenig von Jesus. Seele und Körper sind von der Sünde verunreinigt und das Herz ist Gott entfremdet; aber dennoch ringen viele mit ihrer begrenzten Kraft, um die Erlösung durch gute Werke zu erlangen. Sie meinen, Jesus werde einen Teil zur Erlösung vollbringen und sie müssten den Rest tun. Sie müssen [vielmehr] durch [ihren] Glauben die Gerechtigkeit Christi als ihre einzige Hoffnung für Zeit und Ewigkeit erkennen.

Gott wirkt und der Mensch wirkt

Gott hat den Menschen Begabungen und Fähigkeiten geschenkt. Gott arbeitet und kooperiert mit den Gaben, die er ihnen gegeben hat, und der Mensch kann ein Überwinder werden und das ewige Leben gewinnen, indem er "Teilhaber der göttlichen Natur" wird (2.Petrus 1,4, EB) und sich am Werk Christi [der Mission] beteiligt. Der Herr schlägt nicht vor, das Werk zu tun, für das er dem Menschen die Kräfte gegeben hat. Der Mensch muss seinen Anteil tun, [nämlich] ein Mitarbeiter Gottes werden, sich mit Christus ins Joch spannen und vom ihm Sanftmut und Demut lernen. Siehe Matthäus 11,29. Gott ist die alles kontrollierende Macht: Er gibt die Gaben; der Mensch empfängt sie und handelt in der Kraft der Gnade Christi als ein lebendiges Werkzeug.

"Ihr seid Gottes Ackerfeld." 1.Korinther 3,9. Das Herz muss beackert, unterworfen, gepflügt, geeggt und besät werden, damit eine Ernte guter Werke für Gott entsteht. "Ihr seid ... Gottes Bau." (Ebd.) Ihr könnt euch nicht selbst aufbauen. Eine Macht außerhalb von euch muss die Gemeinde bauen, Stein auf Stein setzen, immer in Zusammenarbeit mit den Fähigkeiten und Kräften, die Gott den Menschen gegeben hat. Der Erlöser muss ein Zuhause in seinem Bau finden. Gott wirkt und der Mensch wirkt. Die Gaben Gottes müssen beständig an- und aufgenommen werden, damit sie auch wieder frei ausgeteilt werden können. Es ist ein ständiges Empfangen und Zurückgeben. Der Herr hat es so vorgesehen, dass die Seele von ihm Nahrung erhält, damit sie diese bei der Ausführung seiner Absichten wieder weitergibt. Damit etwas hinausfließen kann, muss die Gottheit in die Menschlichkeit hineinkommen. Gott sagt: "Ich will unter [wörtlich: in] ihnen wohnen und wandeln." 2.Korinther 6,16.

Der Tempel der Seele soll heilig, rein und unbefleckt sein. Es muss eine Partnerschaft geben, in der alle Kraft von Gott kommt und aller Ruhm ihm gebührt. Die Verantwortung liegt bei uns. Wir müssen in Gedanken und Gefühlen etwas empfangen, das wir dann ausdrücken. Das Gesetz des menschlichen und göttlichen Handelns macht den Empfänger zu einem Mitarbeiter Gottes. So wird der Mensch in die Lage versetzt, verbunden mit der Gottheit die Werke Gottes zu wirken. Ein Mensch erreicht andere Menschen. Göttliche Macht und das menschliche Werkzeug kombiniert führen zum vollen Erfolg, denn Christi Gerechtigkeit vollbringt alles.

Übernatürliche Macht für übernatürliche Aufgaben

Der Grund, weshalb es vielen nicht gelingt, erfolgreiche Mitarbeiter [Gottes] zu sein, liegt daran, dass sie sich so verhalten, als ob Gott von ihnen abhängig wäre und sie Gott vorschlagen müssten, was er mit ihnen tun sollte, anstatt sich von Gott abhängig zu machen. Sie legen die übernatürliche Macht beiseite und schaffen deshalb die übernatürliche Aufgabe nicht. Die ganze Zeit verlassen sie sich auf ihre eigene und die menschliche Kraft ihrer Brüder. Sie sind in sich eng und urteilen ständig aufgrund ihres begrenzten menschlichen Verständnisses. Sie müssen aufgerichtet werden, denn sie haben keine Kraft von oben. Gott gibt uns unseren Körper, Verstandeskraft, Zeit und Gelegenheit zum Arbeiten. Es ist nötig, das alles zu nutzen. Wenn Menschlichkeit und Göttlichkeit kombiniert wird, kannst du ein Werk vollbringen, das bis in die Ewigkeit reicht. Wenn Menschen denken, dass Gott in ihrem Fall einen Fehler gemacht hat, und sie sich ihre Aufgabe selbst suchen, werden sie Enttäuschungen erleben.

"Durch Gnade seid ihr selig geworden aus Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es." Epheser 2,8. Dies ist eine Wahrheit, die dir das Thema klar vor Augen führt, wenn du dich dem Licht nicht verschließt. Ewiges Leben ist ein unendlich großes Geschenk. Deshalb gibt es keine Möglichkeit, es zu verdienen, denn es ist unendlich. Es muss notwendigerweise eine Gabe sein. Als Gabe muss es im Glauben empfangen und Gott Dank und Lob gebracht werden.

Ein solider Glaube wird niemanden in den Fanatismus oder das Verhalten des ungetreuen Knechtes führen. Siehe Matthäus 24,48-50. Die betörende Macht Satans bringt Menschen dazu, auf sich selbst anstatt auf Jesus zu sehen. Die Gerechtigkeit Christi muss uns vorausgehen, wenn die Herrlichkeit des Herrn unsere Belohnung sein soll. Wenn wir Gottes Willen tun, werden wir reiche Segnungen als Gottes freie Gabe empfangen, aber nicht aufgrund irgendeines eigenen Verdienstes; denn der ist wertlos. Erfülle das Werk Christi und du wirst Gott ehren und "mehr als [ein] Überwinder [sein] durch den, der uns geliebt hat" (Römer 8,37, EB) und sein Leben für uns gegeben hat, damit wir Leben und Erlösung in Jesus Christus haben können.