Glaube und Werke

Kapitel 2

Der Maßstab wahrer Heiligung

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"Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch und bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt, untadelig für die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus." 1.Thessalonicher 5,23.

Heiligung wird nur im Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes erlangt. Viele, die Gottes Gesetz absichtlich mit Füßen treten, beanspruchen, heilige Herzen und ein geheiligtes Leben zu besitzen. Aber sie haben keine Erkenntnis Gottes oder seines Gesetzes, die sie erlöst. Sie stehen in den Reihen des großen Rebellen, der mit dem Gesetz Gottes -- der Grundlage der göttlichen Herrschaft im Himmel und auf Erden -- auf Kriegsfuß steht. Diese Menschen vollbringen dasselbe Werk wie ihr Meister, indem sie versuchen, Gottes heiliges Gesetz wirkungslos zu machen. Keinem Gesetzesbrecher kann der Zutritt zum Himmel erlaubt werden; denn er, der einst ein reiner und erhabener schirmender Cherub war (siehe Hesekiel 28,14), wurde hinausgeworfen, weil er sich gegen die Herrschaft Gottes auflehnte.

Bei vielen ist die Heiligung lediglich Selbstgerechtigkeit. Und dennoch beanspruchen sie kühn Jesus als ihren Erlöser und Herrn. Was für eine Verblendung! Wird der Sohn Gottes den Übertreter des väterlichen Gesetzes heiligen, wo er [doch auf die Erde] kam, um das Gesetz zu erhöhen und zu verherrlichen? Er bezeugt: "Ich [habe] die Gebote meines Vaters gehalten." Johannes 15,10 (EB). Gott wird sein Gesetz nicht abschwächen, um dem unvollkommenen Maßstab des Menschen zu entsprechen; und der Mensch kann die Anforderungen dieses heiligen Gesetzes ohne Reue gegenüber Gott und Glauben an unseren Herrn Jesus Christus nicht erfüllen.

"Wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist." 1.Johannes 2,1. Aber Gott hat seinen Sohn nicht einem Leben mit Leiden und Schmach ausgesetzt und einem schändlichen Tod hingegeben, um die Menschen vom Gehorsam gegenüber dem göttlichen Gesetz zu befreien. Die täuschende Macht Satans ist so groß, dass er viele zu der Annahme geführt hat, das Sühnopfer Christi habe keinen wirklichen Wert. Christus starb, weil es für den Übertreter sonst keine Hoffnung gab. Der mag versuchen, in Zukunft Gottes Gesetz zu halten; doch die Schuld, die er in der Vergangenheit auf sich geladen hat, bleibt bestehen, und das Gesetz muss ihn zum Tod verurteilen. Christus kam, um für den Sünder die Schuld zu bezahlen, die er selbst unmöglich bezahlen konnte. So bekam der sündige Mensch durch das sühnende Opfer Christi eine neue Probezeit.

Satans Täuschung

Es ist eine Täuschung Satans, dass durch den Tod Christi die Gnade an die Stelle des Gesetzes getreten sei. Der Tod Jesu hat das Gesetz der Zehn Gebote nicht im Geringsten verändert, aufgehoben oder geschmälert. Die kostbare Gnade, die den Menschen durch das Blut des Erlösers angeboten wird, richtet das Gesetz Gottes auf. Siehe Römer 3,24.25.31. Seit dem Sündenfall des Menschen sind Gottes moralische Herrschaft und seine Gnade untrennbar verbunden. Durch alle Zeitalter gehen sie Hand in Hand. "Gnade und Wahrheit sind sich begegnet, Gerechtigkeit und Frieden haben sich geküsst." Psalm 85,11 (EB).

Jesus, unser Stellvertreter, willigte ein, für den Menschen die Strafe für die Übertretung des Gesetzes zu tragen. Er hüllte seine Göttlichkeit in Menschlichkeit und wurde so zum Menschensohn, zum Retter und Erlöser. Allein schon die Tatsache des Todes des geliebten Sohnes Gottes zur Erlösung der Menschen zeigt die Unveränderlichkeit des göttlichen Gesetzes. Wie leicht hätte Gott--vom Standpunkt des Übertreters aus -- sein Gesetz abschaffen und damit einen Weg eröffnen können, durch den Menschen hätten gerettet werden und Christus im Himmel bleiben können! Die Lehre, die die Freiheit zur Übertretung des Gesetzes aufgrund der Gnade lehrt, ist eine verhängnisvolle Täuschung. Jeder Übertreter des Gesetzes Gottes ist ein Sünder, und niemand kann geheiligt werden, während er bewusst in Sünde lebt.

Der Sohn Gottes ertrug seine Erniedrigung und die Todesqualen nicht, um den Menschen die Freiheit zur Übertretung des väterlichen Gesetzes zu ermöglichen und sie dennoch mit ihm auf seinem Thron herrschen zu lassen. Siehe Offenbarung 3,21. Er ertrug sie, damit auch der schlimmste Sünder durch Christi Verdienste und die Ausübung von Reue und Glauben Vergebung und die Kraft zu einem Leben des Gehorsams erlangen kann. Der Sünder wird nicht in, sondern von seinen Sünden gerettet. Siehe Matthäus 1,21.

Die Definition von Sünde

Ein Mensch muss zuerst von seiner Sünde überzeugt sein, ehe er das Verlangen hat, zu Christus zu kommen. "Sünde ist die Übertretung des Gesetzes." 1.Johannes 3,4 (Zürcher). Paulus schrieb: "Die Sünde erkannte ich nicht außer durchs Gesetz." Römer 7,7. Als das Gebot ihn im Gewissen traf, "lebte die Sünde auf; [er] aber starb". V. 9.10 (EB). Er sah sich vom Gesetz Gottes verurteilt. Der Sünder wird erst von seiner Schuld überzeugt sein, wenn er versteht, was "Sünde" bedeutet. Jemand kann unmöglich die biblische Heiligung erfahren, solange er meint, wenn er an Christus glaubt, sei es unwichtig, ob er dem Gesetz Gottes gehorcht oder nicht.

Jene, die vorgeben, Gottes Gesetz zu halten, und in ihrem Herzen weiterhin der Sünde frönen, werden vom treuen Zeugen [Christus] verurteilt. Sie beanspruchen, eine reiche Erkenntnis der Wahrheit zu besitzen, befinden sich aber nicht in Übereinstimmung mit ihren heiligen Prinzipien. Die Wahrheit heiligt ihr Leben nicht. Gottes Wort erklärt, dass diejenigen, die bekennen, Gottes Gebote zu halten, deren Leben aber ihrem Glauben widerspricht, blind, elend, arm und nackt sind. Siehe Offenbarung 3,14.17.

Gottes Gesetz ist der Spiegel, der den Menschen genau so reflektiert, wie er ist, und ihm sein exaktes Ebenbild vorhält. Manche werden sich abwenden und dieses Bild vergessen (siehe Jakobus 1,23-25), während andere dem Gesetz beleidigende Attribute geben, als ob dies ihre Charakterfehler verbessern würde. Wieder andere, die vom Gesetz verurteilt werden, werden ihre Übertretungen bereuen und durch den Glauben an die Verdienste Christi ihren christlichen Charakter vervollkommnen.

Verurteilt von dem Licht, das sie verwerfen

In Gottes Augen ist die ganze Welt der Übertretung seines Gesetzes schuldig. Doch dass die große Mehrheit weiterhin das Gesetz übertreten und in Feindschaft zu Gott verharren wird, ist kein Grund dafür, dass niemand sich schuldig bekennen und gehorsam werden sollte. Für einen oberflächlichen Betrachter mögen Menschen, die von Natur aus liebenswert, gebildet und wohlerzogen sind, im Leben vollkommen erscheinen. Doch Gott sagt: "Der Mensch sieht, was vor Augen ist, der HERR aber sieht das Herz an." 1.Samuel 16,7. Wenn die Leben spendenden Wahrheiten des Wortes Gottes, die das Gewissen erreichen, nicht verständnisvoll angenommen und dann ins Leben übertragen werden, kann niemand das Reich Gottes sehen. Manchen gefallen diese Wahrheiten aufgrund ihrer Neuigkeit, akzeptieren sie aber nicht als Wort Gottes. Wer das Licht nicht annimmt, wenn es ihm dargestellt wird, wird von ihm verurteilt werden.

In jeder Gemeinde gibt es unzufriedene Menschen, die nach Erlösung hungern und dürsten. Tag und Nacht fragen sie sich besorgt: Was soll ich tun, um gerettet zu werden? Eifrig lauschen sie den populären Predigten und hoffen zu erfahren, wie sie vor Gott gerechtfertigt werden können. Aber allzu oft hören sie nur eine angenehme Rede oder eine eloquente Verkündigung. In jeder religiösen Versammlung gibt es traurige und enttäuschte Herzen. Der Geistliche erzählt seinen Zuhörern, sie könnten das Gesetz Gottes nicht halten. "Es ist für den Menschen von heute nicht mehr verpflichtend", sagt er. "Du musst an Christus glauben, er wird dich retten. Glaube nur." So lehrt er sie, ihr Gefühl zum Maßstab zu machen, und vermittelt ihnen keinen verständigen Glauben. Jener Geistliche mag behaupten, aufrichtig zu sein, aber er versucht, das geplagte Gewissen mit einer falschen Hoffnung zu beruhigen.

Geistliches Gift unter Zuckerguss

Vielen wird der Eindruck vermittelt, sie seien auf dem Weg zum Himmel, weil sie bekennen, an Christus zu glauben, während sie aber das Gesetz Gottes zurückweisen. Sie werden aber letztendlich feststellen, dass sie sich auf dem Weg in die Verlorenheit statt auf dem Weg in den Himmel befinden. Das geistliche Gift ist mit dem Zuckerguss der [falschen] Lehre der Heiligung überzogen und wird so den Menschen verabreicht. Tausende schlucken es begierig und meinen, sie seien sicher, wenn sie in ihrem Glauben nur aufrichtig seien. Aber Aufrichtigkeit verwandelt Irrtum nicht in Wahrheit. Wenn jemand Gift schluckt im Glauben, es sei nahrhaft, wird ihn seine Aufrichtigkeit nicht vor der Wirkung der Dosis bewahren.

Gott hat uns sein Wort als Führer gegeben. Christus sagte: "Ihr forscht doch in den Heiligen Schriften und seid überzeugt, in ihnen das ewige Leben zu finden -- und gerade sie weisen auf mich hin." Johannes 5,39 (GNB). Er betete für seine Jünger: "Heilige sie durch die Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit." Johannes 17,17 (EB). Paulus berichtete: "Anfangs allerdings hatte auch ich gemeint, ich müsste dem Bekenntnis zu Jesus von Nazaret mit allen Mitteln entgegentreten." Apostelgeschichte 26,9 (GNB). Aber diese Überzeugung machte sein Handeln nicht richtig. Als er das Evangelium Christi annahm, wurde er zu "einer neuen Kreatur". 2.Korinther 5,17. Er wurde verändert: Die Wahrheit, die in seine Seele eingepflanzt wurde, gab ihm einen solchen Glauben und solchen Mut als Nachfolger Christi, dass kein Widerstand ihn abbringen und kein Leiden ihn schrecken konnte.

Die Menschen mögen noch so viele Entschuldigungen für ihre Ablehnung des Gesetzes Gottes anführen; am Tag des Gerichts wird keine davon akzeptiert. Die Gott widerstreiten und ihre schuldigen Seelen in der Übertretung bestärken, müssen schon bald dem großen Gesetzgeber Rechenschaft geben, dessen Gesetz sie gebrochen haben. Siehe Jakobus 4,11.12.

Der Tag der göttlichen Vergeltung wird kommen, der Tag seines schrecklichen Zorns. Wer wird am Tage seines Kommens bestehen? Menschen haben ihre Herzen gegen den Geist Gottes verhärtet, aber die Pfeile seines Zorns werden sie dort durchbohren, wo es den Pfeilen der Überzeugungskraft nicht gelang. Gott wird sehr bald aufstehen, um mit dem Sünder zu rechten. Wird der falsche Hirte den Übertreter an jenem Tag beschützen? Wird derjenige entschuldigt werden, der den vielen auf den Weg des Ungehorsams folgte? Werden Popularität oder die Masse jemandem die Schuld nehmen? Diese Fragen sollten sich die Sorglosen und Gleichgültigen stellen und mit sich ausmachen.