Glaube und Werke

Kapitel 6

Warnung vor einer unechten Heiligung

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Während der Versammlungen in Örebro drängte mich der Geist des Herrn, sein Gesetz als den großen Maßstab der Gerechtigkeit darzustellen und unser Volk vor der modernen, unechten Heiligung zu warnen, die ihren Ursprung in der Anbetung des Eigenwillens statt in der Unterwerfung unter den Willen Gottes hat. Dieser Irrtum breitet sich auf der Welt schnell aus, und als Gottes Zeugen werden wir aufgerufen, ein klares Zeugnis gegen ihn abzulegen. Er ist eine der ärgsten Täuschungen der Endzeit und wird sich für alle als Versuchung erweisen, die an die gegenwärtige Wahrheit glauben [die Siebenten-Tags-Adventisten]. Wer seinen Glauben nicht fest auf das Wort Gottes gegründet hat, wird in die Irre geführt. Und das Traurigste daran ist: Nur wenige, die von diesem Irrtum getäuscht sind, finden jemals den Weg zur Wahrheit zurück.

Die Bibel ist der Maßstab, an dem die Ansprüche all derer gemessen werden müssen, die Heiligung beanspruchen. Jesus betete, dass seine Jünger "durch die Wahrheit geheiligt" würden, und sagt: "Dein Wort ist Wahrheit" (Johannes 17,17, EB), während der Psalmist erklärt: "Dein Gesetz ist Wahrheit." Psalm 119,142. Alle von Gott geführten Gläubigen werden eine hohe Achtung vor der Heiligen Schrift haben, denn darin hören wir seine Stimme. Für sie ist die Bibel "nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes richtig sei, für jedes gute Werk ausgerüstet". 2.Timotheus 3,16.17 (EB). Jesus sagte: "An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen." Matthäus 7,16.

Wir brauchen keinen anderen Nachweis, um die Heiligung von Menschen zu beurteilen. Wenn sie Angst haben, nicht den ganzen Willen Gottes zu erfüllen, und sorgfältig auf seine Stimme hören, seiner Weisheit vertrauen, sich von seinem Wort beraten lassen und sich keiner überlegenen Frömmigkeit rühmen, dann können wir sicher sein, dass sie nach der Vollkommenheit eines christlichen Charakters trachten. Doch wenn diejenigen, die Heiligkeit für sich beanspruchen, auch nur andeuten, dass sie es nicht mehr nötig haben, die Heilige Schrift zu studieren, brauchen wir nicht zu zögern, ihre Heiligung als unecht zu betrachten. Sie vertrauen auf ihr eigenes Verständnis, anstatt sich nach dem Willen Gottes zu richten.

Was Gott von den Menschen verlangt

Heutzutage verlangt Gott das Gleiche, was er vom ersten Menschenpaar im Paradies verlangt hat: vollkommenen Gehorsam gegenüber seinen Geboten. Sein Gesetz bleibt zu allen Zeitaltern dasselbe. Der große Maßstab der Gerechtigkeit, wie ihn das Alte Testament darstellt, wird im Neuen nicht geschmälert. Die Aufgabe des Evangeliums besteht nicht darin, den Anspruch des heiligen Gesetzes Gottes herabzusetzen, sondern die Menschen in die Lage zu versetzen, seine Grundsätze zu befolgen.

Der Glaube an Christus, der die Menschen rettet, sieht nicht so aus, wie ihn viele darstellen. "Glaubt nur, glaubt!", rufen sie, "Glaubt nur an Christus und ihr werdet gerettet. Das ist alles, was ihr zu tun habt." Während echter Glaube bei der Erlösung völlig auf Christus vertraut, führt er zur vollkommenen Übereinstimmung mit dem Gesetz Gottes. Der Glaube zeigt sich durch Werke. Und der Apostel Johannes erklärt: "Wer sagt: Ich kenne ihn, und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in dem ist die Wahrheit nicht." 1.Johannes 2,4.

Es ist [hierbei] nicht sicher, sich auf Gefühle oder Eindrücke zu verlassen, denn sie sind unzuverlässige Führer. Gottes Gesetz ist der einzige korrekte Maßstab der Heiligkeit. Durch dieses Gesetz wird der Charakter beurteilt. Wenn jemand, der Erlösung sucht, fragt: "Was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe?", antworten die modernen [geistlichen] Lehrer: "Nur glauben, dass Jesus dich rettet." Aber als Christus diese Frage gestellt wurde, sagte er: "Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du?" Und als der Fragende antwortete: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen ... und deinen Nächsten wie dich selbst", sagte Jesus: "Du hast recht geantwortet; tu das, so wirst du leben." Lukas 10,25-29.

Wahre Heiligung wird sich in einer bewussten Achtung für alle Gebote Gottes zeigen, in der sorgfältigen Nutzung jeder Gabe, in einer umsichtigen Konversation und in der Offenbarung der Sanftmut Christi in jeder Handlung.

Eine Heiligung, die von der Bibel wegführt

Bei dieser Versammlung waren einige Personen anwesend, die die populäre Theorie der Heiligung vertraten. Als der Anspruch des Gesetzes Gottes klargestellt und der wahre Charakter dieses Irrtums dargestellt wurde, fühlte sich ein Zuhörer so sehr angegriffen, dass er plötzlich aufstand und die Versammlungshalle verließ.

Später hörte ich, dass er von Stockholm gekommen war, um die Versammlung zu besuchen. Im Gespräch mit einem unserer Prediger behauptete er, sündlos zu sein, und sagte, er brauche die Bibel nicht mehr, denn der Herr würde ihm direkt sagen, was zu tun sei; er stünde weit über den biblischen Lehren. Was kann man von jenen, die ihren eigenen Vorstellungen mehr folgen als dem Wort Gottes, anderes erwarten als das sie irregeführt werden? Sie werfen den einzigen Detektor des Irrtums weg, und was sollte den großen Betrüger dann davon abhalten, sie nach seinem Belieben gefangen zu nehmen?

Dieser Mann steht für eine bestimmte Gruppe von Menschen. Eine unechte Heiligung führt von der Bibel weg. Die Religion wird auf eine Fabel reduziert. Gefühle und Eindrücke werden zum Kriterium. Während sie Sündlosigkeit beanspruchen und sich ihrer Gerechtigkeit rühmen, lehren die falschen "Heiligen", es stehe den Menschen frei, das Gesetz Gottes zu übertreten, und jene, die seinen Geboten gehorchen, seien aus der Gnade gefallen. Eine Darstellung seiner Ansprüche erweckt ihren Widerstand und erregt Zorn und Verachtung. So zeigt sich ihr Charakter, denn "fleischlich gesinnt sein ist Feindschaft gegen Gott, weil das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag's auch nicht". Römer 8,7.

Der wahre Nachfolger Christi wird keine prahlerischen Ansprüche auf Heiligkeit erheben. Durch das Gesetz Gottes wird der Sünder überführt. Er erkennt die eigene Sündhaftigkeit im Gegensatz zu der vollkommenen Gerechtigkeit, die es fordert, und dies führt ihn zur Demut und Reue. Durch das Blut Christi wird er mit Gott versöhnt, und wenn er seinen Weg mit ihm weitergeht, wird er die Heiligkeit des göttlichen Charakters und seine weit reichenden Forderungen immer klarer erkennen. Seine eigenen Schwächen werden ihm immer deutlicher bewusst und er wird die Notwendigkeit der beständigen Reue und des andauernden Vertrauens auf das Blut Christi empfinden.

Wer sich der Gegenwart Christi beständig bewusst ist, kann in keiner Selbstsicherheit oder Selbstgerechtigkeit schwelgen. Keiner der Propheten oder Apostel rühmte sich stolz seiner Heiligkeit. Je näher sie der Vollkommenheit des Charakters kamen, desto unwürdiger und ungerechter empfanden sie sich selbst. Aber jene, die die Vollkommenheit Jesu am wenigsten wahrnehmen und deren Augen am wenigsten auf ihn gerichtet sind, erheben den nachdrücklichsten Anspruch auf Vollkommenheit.