Glaube und Werke

Kapitel 10

Ellen Whites Bericht über die Reaktion auf ihre Predigt

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Während der Zeltversammlung in Kansas betete ich vor allem darum, dass die Macht des Feindes gebrochen würde und die Menschen, die in Dunkelheit gelebt hatten, ihr Herz und ihren Verstand für die Botschaft öffneten, die Gott ihnen senden wollte. Sie sollten die Wahrheit, die vielen von ihnen neu war, als alte Wahrheit im neuen Gewand erkennen.

Das Verständnis des Volkes Gottes ist verblendet worden, denn Satan hat ihnen ein falsches Bild vom Wesen Gottes vermittelt. Unser guter und gnädiger Gott wurde der Gemeinde mit den Eigenschaften Satans dargestellt. Männer und Frauen, die auf der Suche nach Wahrheit waren, haben Gott so lange in einem falschen Licht gesehen, dass es schwierig ist, ihnen die Augen für seine Herrlichkeit zu öffnen. Viele haben in einer Atmosphäre des Zweifels gelebt und es ist ihnen anscheinend nahezu unmöglich, die Hoffnung zu begreifen, die ihnen im Evangelium Christi geboten wird ...

Am Sabbat [als Ellen White die Predigt des vorigen Kapitels hielt] wurden Wahrheiten vorgestellt, die den meisten Anwesenden neu waren. Altes und Neues aus der Schatzkammer Gottes wurde vor ihnen ausgebreitet. Wahrheiten wurden offenbart, die von den Zuhörern kaum verstanden und angewandt werden konnten. Licht leuchtete aus dem Wort Gottes hervor über das Gesetz und das Evangelium und über die Wahrheit, dass Christus unsere Gerechtigkeit ist. Doch obwohl sie schon lange nach Wahrheit hungerten, schien sie ihnen zu schön, um wahr zu sein.

Dennoch war die Mühe an diesem Sabbat nicht vergebens. Am Sonntagmorgen zeigte sich deutlich, dass der Geist Gottes große Veränderungen im moralischen und geistlichen Zustand der Versammelten bewirkte. Viele der Anwesenden übergaben Verstand und Herz dem Herrn, und so mancher, der vorher in Dunkelheit gelebt hatte, legte ein ergreifendes Zeugnis ab. Ein Bruder erzählte von dem Kampf, der sich in ihm abgespielt hatte, bevor er die gute Nachricht akzeptieren konnte, dass Christus unsere Gerechtigkeit ist. Es sei eine harte Auseinandersetzung gewesen, aber der Herr habe an ihm gearbeitet, seinen Sinn geändert und ihm neue Kraft geschenkt. In klaren Zügen hat sich ihm die Wahrheit eröffnet und er hat begriffen, dass Christus allein die Quelle von Hoffnung und Erlösung ist. [So bewahrheitete sich:] "Sein Leben war das Licht für alle Menschen ... [Er] wurde Mensch und lebte unter uns. Wir selbst haben seine göttliche Herrlichkeit gesehen, wie sie Gott nur seinem einzigen Sohn gibt. In ihm sind Gottes vergebende Liebe und Treue zu uns gekommen." Johannes 1,4.14 (Hfa).

Einer unserer jungen Prediger bezeugte, dass er während dieser einen Versammlung den Segen und die Liebe Gottes stärker erfahren habe als in seinem ganzen Leben zuvor. Ein anderer erklärte, dass die Prüfungen, Verwirrungen und Konflikte, die er in seinem Verstand ertragen musste, ihn fast dazu gebracht hätten, alles aufzugeben. Er sei der Meinung gewesen, für ihn gäbe es keine Hoffnung, falls er nicht mehr von der Gnade Christi erlangen könne. Die Versammlungen hätten ihn jedoch verändert und ihm ein besseres Verständnis der Erlösung durch Glauben an Christus vermittelt. Er sah jetzt, dass es sein Vorrecht war, durch den Glauben gerecht gesprochen zu werden. Er hatte Frieden mit Gott gefunden und bekannte unter Tränen, wie erleichtert und gesegnet er war. In jedem sozialen Treffen wurde vielfach bezeugt, welchen Frieden, welchen Trost und welche Freude ihnen die neue Erkenntnis gebracht hätte.

Wir danken dem Herrn von ganzem Herzen, dass wir den Menschen wertvolle Erkenntnisse vermitteln können. Wir freuen uns, dass uns eine besondere Botschaft für die jetzige Zeit anvertraut ist. Die gute Nachricht, dass Christus unsere Gerechtigkeit ist, brachte sehr vielen Menschen Erleichterung. Gott sagt seinem Volk: "Geht weiter auf diesem Weg!"

Die Botschaft an Laodizea

Die Botschaft an die Gemeinde zu Laodizea ist auf unseren Zustand anwendbar. Klar und deutlich beschreibt sie, wie es um die Menschen steht, die meinen, sie seien im Besitz der Wahrheit. Sie sind stolz darauf, dass sie das Wort Gottes gut kennen, aber von seiner heiligenden Kraft ist in ihrem Leben nichts zu spüren. Ihnen fehlt die Inbrunst der Liebe zu Gott, doch gerade durch diese Liebe wird das Volk Gottes zum Licht für die Welt.

Der "treue und wahrhaftige Zeuge" teilt einer kalten, toten, christusfernen Gemeinde mit: "Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist. Ach, dass du kalt oder warm wärest! Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde." Offenbarung 3,14-16. Beachtet die folgenden Worte: "Du sprichst: Ich bin reich und habe genug und brauche nichts! und weißt nicht, dass du elend und jämmerlich bist, arm, blind und bloß." V. 17. Hier werden uns Menschen gezeigt, die auf ihre geistlichen Erkenntnisse und Privilegien stolz sind. Aber sie haben nicht auf die unverdienten Segnungen Gottes reagiert. Sie sind rebellisch, undankbar und vergessen Gott. Dennoch behandelt er sie, wie ein liebevoller, vergebungsbereiter Vater seinen undankbaren, widerspenstigen Sohn behandelt. Sie haben sich seiner Gnade widersetzt, seine Gaben missbraucht, die ihnen gebotenen Chancen missachtet und sich mit billiger Zufriedenheit, beklagenswerter Undankbarkeit, hohlem Formalismus und heuchlerischer Unaufrichtigkeit begnügt. In pharisäerhaftem Stolz haben sie sich selbst gepriesen, sodass von ihnen gesagt wird: "Ihr sagt: ‚Wir sind reich und bestens versorgt; uns fehlt nichts.'" V. 17 (GNB).

Hat nicht Jesus diese selbstzufriedenen Leute wieder und wieder zurechtgewiesen, gewarnt und angefleht? Sind seine Ratschläge nicht missachtet und zurückgewiesen worden? Sind seine Boten nicht verhöhnt und ihre Botschaften als leeres Geschwätz bezeichnet worden? Christus sieht, was der Mensch nicht sehen kann. Er sieht die Sünden, die auch der geduldigste Gott nicht vergeben kann, wenn sie nicht bereut werden. Christus kann sich nicht für Menschen einsetzen, die mit ihrer [geistlichen] Selbstversorgung zufrieden sind. Er kann nicht für Menschen Fürsprache einlegen, die kein Bedürfnis nach seiner Hilfe verspüren und meinen, alles zu wissen und zu besitzen.

Der große Erlöser tritt als himmlischer Kaufmann auf, der mit wertvollen Gütern von Haus zu Haus geht und seine unbezahlbaren Waren feilbietet: "Ich rate dir, dass du Gold von mir kaufst, das im Feuer geläutert ist, damit du reich werdest, und weiße Kleider, damit du sie anziehst und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde, und Augensalbe, deine Augen zu salben, damit du sehen mögest. Welche ich lieb habe, die weise ich zurecht und züchtige ich. So sei nun eifrig und tue Buße! Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir." V. 18-20.

Lasst uns über unseren Zustand nachdenken und den Rat des "treuen und wahrhaftigen Zeugen" beherzigen. Lassen wir uns nicht von Vorurteilen beherrschen wie damals die Juden, und verschließen wir uns nicht vor neuer Erkenntnis. Wir sollten es nicht so weit kommen lassen, dass Christus uns dasselbe sagen muss wie damals ihnen: "Ihr seid nicht bereit, zu mir zu kommen und so das ewige Leben zu haben." Johannes 5,40 (GNB).

Seit der letzten Generalkonferenz [1888] haben in jeder Versammlung Menschen bereitwillig die wunderbare Botschaft von der Gerechtigkeit in Christus angenommen. Wir danken Gott, denn immer mehr Menschen erkennen, daß sie etwas brauchen, was sie nicht haben: das Gold des Glaubens und der Liebe, das weiße Kleid der Gerechtigkeit Christi, die Augensalbe des geistlichen Unterscheidungsvermögens. Wenn ihr im Besitz dieser wertvollen Gaben seid, wird der Tempel des menschlichen Körpers (siehe 1.Korinther 6,19) nicht wie ein entweihtes Heiligtum sein. Brüder und Schwestern, ich bitte euch im Namen Jesu Christi: Wirkt, wo Gott am Wirken ist. Jetzt werden uns gnädige Gelegenheiten und Vorrechte angeboten.