Vom Schatten Zum Licht

Kapitel 15

Die Bibel Und Die Französische Revolution

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Im 16. Jahrhundert hatte die Reformation, die dem Volk die Bibel brachte, in allen Ländern Europas Eingang gefunden. In einigen Nationen wurde sie als Botin des Himmels freudig aufgenommen, in anderen gelang es dem Papsttum in erheblichem Umfang, ihr den Zugang zu verwehren. Dort wurde das Licht der Bibelkenntnis mit seinem erhebenden Einfluss fast völlig ausgeschlossen. In einem Land fand das Licht wohl Eingang, aber die Dunkelheit verschlang es wieder. Jahrhundertelang kämpften dort Wahrheit und Irrtum um die Vorherrschaft. Schließlich siegte das Böse und die himmlische Wahrheit wurde verstoßen. "Das ist aber das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht." (Johannes 3,19) Diese Nation musste nun die Folgen ihrer Wahl tragen. Der Einhalt gebietende Einfluss des Heiligen Geistes wurde dem Volk, das die Gabe seiner Gnade verachtet hatte, entzogen. Das Übel konnte zur Reife gelangen, und die ganze Welt sah, wohin es führt, wenn das Licht vorsätzlich zurückgewiesen wird.

Die Bibel Und Die 1260 Prophetischen Jahre

Der Krieg gegen die Bibel, der in Frankreich über Jahrhunderte anhielt, fand in den Auswirkungen der Revolution42 seinen Höhepunkt. Ihr schrecklicher Ausbruch war nur die logische Folge der Ablehnung der Heiligen Schrift durch Rom. 43 Noch nie hatte die Welt die Auswirkung der päpstlichen Politik auf drastischere Weise erlebt. Es war ein Beispiel dafür, wohin die Lehre der römischen Kirche nach mehr als tausend Jahren geführt hatte.

Schon die Propheten sagten die Unterdrückung der Heiligen Schrift während der päpstlichen Oberherrschaft voraus. Der Schreiber der Offenbarung wies sogar auf die schrecklichen Folgen hin, die besonders Frankreich durch die Herrschaft des "Menschen der Bosheit" (2. Thessalonicher 2,3) erleiden sollte.

Der Engel des Herrn sagte: "Die heilige Stadt werden sie zertreten 42 Monate lang. Und ich will meinen zwei Zeugen Macht geben, und sie sollen weissagen 1260 Tage lang, angetan mit Trauerkleidern. ... Und wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben, so wird das Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt, mit ihnen kämpfen und wird sie überwinden und wird sie töten. Und ihre Leichname werden liegen auf dem Marktplatz der großen Stadt, die heißt geistlich: Sodom und Ägypten, wo auch ihr Herr gekreuzigt wurde. ... Und die auf Erden wohnen, freuen sich darüber und sind fröhlich und werden einander Geschenke senden; denn diese zwei Propheten hatten gequält, die auf Erden wohnten. Und nach drei Tagen und einem halben fuhr in sie der Geist des Lebens von Gott, und sie stellten sich auf ihre Füße; und eine große Furcht fiel auf die, die sie sahen." (Offenbarung 11,2-11)

Die hier erwähnten "42 Monate" und "1260 Tage" sind ein und dieselbe Zeitangabe, welche die Periode umfasst, in der die Gemeinde Christi unter der Unterdrückung Roms leiden würde. Die 1260 Jahre der päpstlichen Vorherrschaft begannen 538 und endeten 179844. In diesem Jahr drangen französische Truppen in Rom ein und nahmen den Papst gefangen, der dann in der Verbannung starb. Es wurde zwar kurz darauf ein neuer Papst gewählt, aber das Papsttum hat nie wieder die gleiche Macht auszuüben vermocht, die es vorher besaß.

Die Gemeinde wurde nicht während der ganzen Zeit dieser 1260 Jahre verfolgt. In seinem Erbarmen verkürzte Gott diese Feuerprobe für sein Volk. Der Herr sprach von einer "großen Trübsal", die über die Gemeinde kommen sollte, mit folgenden Worten: "Und wenn diese Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Mensch selig werden; aber um der Auserwählten willen werden diese Tage verkürzt." (Matthäus 24,22) Durch den Einfluss der Reformation wurde die Verfolgung schon vor 1798 eingestellt.

Über die zwei Zeugen sagt der Prophet ferner: "Diese sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen." (Offenbarung 11,4) Der Psalmist erklärt: "Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege." (Psalm 119,105) Die beiden Zeugen stellen die Schriften des Alten und des Neuen Testaments dar. Beide sind wichtige Zeugnisse für den Ursprung und den ewigen Bestand des Gesetzes Gottes. Beide sind auch Zeugnisse für den Erlösungsplan. Die Sinnbilder, der Opferdienst und die Prophezeiungen im Alten Testament weisen auf den kommenden Erlöser hin. Die Evangelien und Briefe des Neuen Testaments erzählen von einem Retter, der genauso kam, wie es die Sinnbilder und Prophezeiungen vorhergesagt hatten.

"Sie sollen weissagen 1260 Tage lang, angetan mit Trauerkleidern." (Offenbarung 11,3) Während des längsten Teils dieser Zeitepoche blieben diese Zeugen Gottes verborgen. Die päpstliche Macht wollte das Wort der Wahrheit vor dem Volk verbergen und lieferte ihm falsche Zeugen, um der Bibel zu widersprechen. Als sie durch weltliche und kirchliche Behörden geächtet war, wurde ihr Zeugnis verfälscht und alles unternommen, was sich Menschen und Dämonen ausdenken konnten, um die Gedanken der Menschen von der Schrift abzulenken. Wer es wagte, ihre heiligen Wahrheiten zu verkündigen, wurde gejagt, verraten, gefoltert, in Kerkerzellen eingesperrt, um seines Glaubens willen gepeinigt, zur Flucht in Bergfestungen oder in Schluchten und Höhlen gezwungen. Da weissagten die treuen Zeugen "angetan mit Trauerkleidern." Dennoch legten sie ihr Zeugnis in der gesamten Zeit der 1260 Jahre ab. Auch in der finstersten Zeit gab es Gläubige, die Gottes Wort liebten und Gott von ganzem Herzen ehrten. Diesen treuen Dienern wurde Weisheit, Macht und Autorität geschenkt, Gottes Wahrheit in all dieser Zeit zu verkündigen.

"Und wenn ihnen jemand Schaden tun will, so kommt Feuer aus ihrem Mund und verzehrt ihre Feinde; und wenn ihnen jemand Schaden tun will, muss er so getötet werden." (Offenbarung 11,5) Menschen können nicht ungestraft das Wort Gottes mit Füßen treten. Diese schreckliche Warnung wird im letzten Kapitel der Offenbarung wiederholt: "Ich bezeuge allen, die da hören die Worte der Weissagung in diesem Buch: Wenn jemand etwas hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen zufügen, die in diesem Buch geschrieben stehen. Und wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten des Buchs dieser Weissagung, so wird Gott ihm seinen Anteil wegnehmen am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt, von denen in diesem Buch geschrieben steht." (Offenbarung 22,18.19)

Solche Warnungen hat Gott den Menschen gegeben, um sie davor zu bewahren, in irgendeiner Weise zu verändern, was er offenbart oder geboten hat. Diese ernsten Warnungen gelten allen, die Menschen veranlassen, das Gesetz Gottes auf die leichte Schulter zu nehmen. Wer leichtfertig behauptet, dass es wenig darauf ankomme, ob man Gottes Gebot halte oder nicht, sollte bangen und zittern. Wer seine eigenen Ansichten höher stellt als Gottes Offenbarungen und die klaren Aussagen des Wortes dem eigenen Zweck anpassen will oder der Welt nach dem Munde reden möchte, lädt eine schreckliche Verantwortung auf sich. An dem geschriebenen Wort, dem Gesetz Gottes, wird der Charakter eines jeden Menschen geprüft, und jeder muss mit Verurteilung rechnen, der diese unfehlbare Prüfung nicht besteht.

Der Atheismus Wird Gesetzlich Verankert

Die Zeit, als "sie ihr Zeugnis vollendet" hatten (Offenbarung 11,7), "angetan mit Trauerkleidern", endete 1798. Als die Zeit kam, dass ihr verborgenes Werk abgeschlossen war, würde "das Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt" (Offenbarung 11,7), aufstehen und die beiden bekämpfen. In vielen europäischen Ländern standen die Mächte, die in Kirche und Staat herrschten, jahrhundertelang unter der Kontrolle Satans, wobei das Papsttum als Werkzeug diente. Doch hier wird eine neue Auswirkung der satanischen Macht ins Blickfeld gerückt.

Unter dem Vorwand, die Bibel zu achten, war es Roms Taktik, sie in einer unbekannten Sprache zu verschließen und dem Volk vorzuenthalten. Während seiner Vorherrschaft weissagten die beiden Zeugen "in Trauerkleidern". Nun aber erhob sich eine andere Macht, "das Tier aus dem Abgrund", und erklärte dem Wort Gottes offen den Krieg.

Die "große Stadt", in deren Gassen die Zeugen erschlagen wurden und wo ihre Leichname lagen, heißt "geistlich ... Ägypten" (Offenbarung 11,8). Von allen Ländern, die in der Bibel genannt werden, verleugnete Ägypten die Existenz Gottes am kühnsten und widerstand dem göttlichen Gebot. Kein Monarch wagte je eine offenere und vermessenere Auflehnung gegen die Macht des Himmels als der König Ägyptens. Als Mose dem Pharao eine Botschaft des Herrn überbrachte, erwiderte der König stolz: "Wer ist der Herr, dass ich ihm gehorchen müsse und Israel ziehen lasse? Ich weiß nichts von dem Herrn, will auch Israel nicht ziehen lassen." (2. Mose 5,2) Dies ist Atheismus, und das Land, das durch Ägypten sinnbildlich dargestellt wird, leugnet den lebendigen Gott auf ähnliche Weise und zeigt den gleichen ungläubigen und herausfordernden Geist. Die "große Stadt" wird auch "geistlich" mit Sodom verglichen. Der Abfall Sodoms und seine Übertretung des Gesetzes Gottes zeigte sich besonders in seiner Unzucht. Auch diese Sünde war bei der Nation besonders deutlich, die den Angaben der Schrift entsprechen sollte.

Kurz vor 1798 sollte nach den prophetischen Worten eine Macht satanischen Ursprungs und Charakters auftreten und der Bibel offen den Krieg erklären. In dem Land, in dem die beiden Zeugen Gottes so mundtot gemacht wurden, würde sich nun der Atheismus des Pharao und die Unzucht Sodoms zeigen.

Diese Prophezeiung hat in Frankreich eine überaus genaue und treffende geschichtliche Erfüllung gefunden. Während der Revolutionszeit 1793 "hörte die Welt zum ersten Mal, dass eine Versammlung von Männern, die geboren und zivilisiert erzogen waren und die sich das Recht nahmen, eine der schönsten Nationen Europas zu regieren, ihre vereinte Stimme erhob, um die feierlichste Wahrheit, welche der Mensch empfangen kann, zu verleugnen und einstimmig den Glauben an Gott und die Anbetung eines Gottes abzulehnen" (SLN, I, 17).

"Frankreich ist die einzige Nation in der Welt, von der der authentische Bericht vorliegt, dass sie als Nation ihre Hand in offener Empörung gegen den Schöpfer des Weltalls erhoben hat. Es gab und gibt noch eine Menge Lästerer und Ungläubige in England, Deutschland, Spanien und anderswo; aber Frankreich steht in der Weltgeschichte als einziger Staat da, der durch einen Erlass seiner gesetzgebenden Versammlung erklärte, dass es keinen Gott gebe, in dessen Hauptstadt sämtliche Bewohner und eine ungeheure Menge anderswo, Frauen und Männer, vor Freude sangen und tanzten, als sie die Bekanntmachung hörten." (BM, November 1870)

Frankreich zeigte auch die Merkmale, die für Sodom besonders charakteristisch waren. Während der Revolution hatte die Moral im Land einen Tiefststand erreicht, der jenem glich, der die Zerstörung der Städte in der Jordanebene auslöste. Ein Historiker beschreibt den Atheismus und die Unzucht in Frankreich so, wie sie in der Prophezeiung dargestellt werden. "Eng verbunden mit diesen religionsfeindlichen Gesetzen war jenes, welches das Ehebündnis auf die Stufe eines rein bürgerlichen Übereinkommens vorübergehender Natur herunterstufte. Dabei ist die Ehe die heiligste Verbindung, die menschliche Wesen eingehen können, und deren Dauerhaftigkeit wesentlich zur Festigung der Gesellschaft beiträgt. Nun sollte sie zu einem Bündnis werden, welches zwei beliebige Personen miteinander treffen und nach Willkür wieder lösen könnten. ... Hätten sich böse Geister vorgenommen, ein Verfahren zu entdecken, welches auf die wirksamste Weise alles zugrunde richtet, was sich an Ehrwürdigem, Anmutigem oder Dauerhaftem im Familienleben bietet, und hätten sie gleichzeitig die Sicherheit gehabt, dass das Unheil, das sie anzurichten beabsichtigten, von einem Geschlecht auf das andere fortgepflanzt werden sollte, so hätten sie keinen wirksameren Plan ersinnen können als die Herabwürdigung der Ehe. . Sophie Arnould, eine durch ihren geistreichen Witz berühmte Sängerin, beschrieb die republikanische Hochzeit als das Sakrament des Ehebruchs." (SLN, I, 17)

"Wo auch ihr Herr gekreuzigt wurde." (Offenbarung 11,8) Auch dieses prophetische Merkmal sollte Frankreich erfüllen. In keinem anderen Land wurde die Feindschaft gegen Christus auffallender gezeigt. Nirgendwo stieß die Wahrheit auf erbitterteren und grausameren Widerstand. Durch die Verfolgung der Bekenner des Evangeliums in Frankreich wurde Christus in der Person seiner Jünger gekreuzigt.

Die Bartholomausnacht Als Auslöser

Jahrhunderte hindurch wurde das Blut der Heiligen vergossen. Während die Waldenser ihr Leben auf den piemontesischen Bergen verloren "um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses von Jesus" (Offenbarung 1,9), legten ihre Brüder, die Albigenser in Frankreich, ein ähnliches Zeugnis für die Wahrheit ab. In der Zeit der Reformation wurden ihre Anhänger unter schrecklichsten Qualen hingerichtet. Könige und Adlige, Damen von edler Geburt und zarte Mädchen, der Stolz und die Elite der Nation, ergötzten sich an den Todesqualen der Märtyrer für Jesus. Die tapferen Hugenotten, die für die Rechte kämpften, die dem Menschen am heiligsten sind, vergossen ihr Blut auf manchem hart umkämpften Feld. Die Protestanten wurden für vogelfrei erklärt, ein Kopfpreis auf sie ausgesetzt, und man hetzte sie von Ort zu Ort wie wilde Tiere.

"Die Gemeinde der Wüste", die wenigen Nachkommen der frühen Christen, die noch in Frankreich lebten, sich in den Bergen im Süden verbargen und sich noch bis ins 18. Jahrhundert verstecken mussten, hielten noch immer am Glauben ihrer Väter fest. Wenn sie es wagten, sich nachts an Berghängen oder an abgelegenen Orten zu versammeln, wurden sie von den Dragonern gejagt und zu lebenslanger Sklaverei auf die Galeeren verschleppt. Die reinsten, gebildetsten und intelligentesten Franzosen wurden unter scheußlichen Qualen mit Räubern und Meuchelmördern zusammengekettet." (WHP, XXII, 6) Mit anderen ging man "barmherziger" um. Sie wurden kaltblütig erschossen, als sie unbewaffnet und hilflos zum Gebet niederknieten. Hunderte von Menschen, Greise, wehrlose Frauen, unschuldige Kinder wurden an ihrem Versammlungsort tot auf dem Boden liegen gelassen. Beim Durchstreifen der Gebirgshänge und Wälder, wo sich diese Menschen gerne versammelten, war es nichts Ungewöhnliches, "alle vier Schritte auf dem Boden herumliegende oder auf Bäumen herumhängende Leichname zu finden." Ihr Land wurde durch Schwert, Streitaxt und Ruten "in eine große und bedrückende Wüste verwandelt. ... Diese Gräuel wurden nicht in einem finsteren Zeitalter ... sondern in jener glänzenden Zeit Ludwigs XIV. begangen. Die Wissenschaften wurden damals gepflegt, die Literatur blühte, die Geistlichkeit des Hofes und der Hauptstadt waren gelehrte und wortgewandte Männer, die sich gern mit dem Anschein von Demut und Liebe zierten" (WHP, XXII, 7).

Doch die schwärzeste Tat auf dieser Verbrechensliste, die scheußlichste aller höllischen Untaten dieser Jahrhunderte des Schreckens war die Bartholomäusnacht (1572). Bis heute blickt man mit Schaudern auf das Schreckensszenario dieses feigen und abscheulichen Gemetzels zurück. Der französische König, der von römisch-katholischen Priestern und Prälaten gedrängt wurde, genehmigte diese schreckliche Tat. Eine Glocke gab mitten in der Nacht das Zeichen zum Gemetzel. Zu Tausenden wurden Protestanten, die in ihren Wohnungen friedlich schliefen und sich auf das Ehrenwort des Königs verließen, ohne Vorwarnung herausgezerrt und kaltblütig abgeschlachtet.

Wie Christus der unsichtbare Führer seines Volkes aus der Knechtschaft Ägyptens war, so war Satan der unsichtbare Führer seiner Gefolgsleute bei dieser schrecklichen Tat, in der die Zahl der Märtyrer vervielfacht wurde. Dieses Massaker von Paris dauerte sieben Tage, während der ersten drei Tage mit unfassbarer Wut. Es beschränkte sich nicht auf die Hauptstadt, sondern auf besonderen Befehl des Königs wurde es auf alle Provinzen und Städte ausgedehnt, in denen Protestanten lebten. Man achtete weder Alter noch Geschlecht, weder Säugling noch Greis, weder Adlige noch Bauern, weder Alt noch Jung, weder Mutter noch Kind. Zwei Monate dauerte das Blutbad in ganz Frankreich. 70.000 der besten Köpfe der Nation kamen ums Leben.

"Als die Nachricht von dem Blutbad Rom erreichte, kannte die Freude der Geistlichkeit keine Grenzen. Der Kardinal von Lothringen belohnte den Boten mit 1000 Kronen, der Domherr von Sant'Angelo sandte einen dröhnenden Freudengruß aus, Glocken läuteten von jedem Turm, Freudenfeuer verwandelten die Nacht zum Tag und Papst Gregor XIII. zog, begleitet von den Kardinälen und andern geistlichen Würdenträgern, in einer langen Prozession zur Kirche San Ludovico, wo der Kardinal von Lothringen ein Tedeum sang. ... Zur Erinnerung an das Gemetzel wurde eine Gedenkmünze geprägt, und im Vatikan kann man drei Freskogemälde von Giorgio Vasari sehen, die den Angriff auf den Admiral, den König, der im Rat das Massaker plant, und das Blutbad selbst darstellen. Papst Gregor sandte Karl die goldene Rose und hörte vier Monate später ... ruhigen Gemüts die Predigt eines französischen Priesters an ... der von jenem Tag des Glücks und der Freude sprach, als der Heilige Vater die Nachricht empfing und höchst feierlich hinging, um Gott und dem heiligen Ludwig seinen Dank darzubringen‹." (WMB, XIV, 34)

Von Der Gottesleugnung

Der gleiche betörende Geist, der zum Blutbad der Bartholomäusnacht anstiftete, war auch der Hauptanführer der Revolution. Jesus Christus wurde zum Betrüger erklärt, und das Schlagwort der französischen Freidenker war: "Nieder mit dem Schuft!" ["Ecrasez l'infame!"], womit sie Christus meinten. Himmelschreiende Gotteslästerung und bodenlose Ruchlosigkeit gingen Hand in Hand, und der lasterhafteste und niederträchtigste Mensch sowie das grausamste und verwahrloseste Scheusal wurden hoch gelobt. Man zollte dem Teufel höchste Huldigung, während Christus in all seiner Wahrheit, Reinheit und selbstlosen Liebe gekreuzigt wurde.

"So wird das Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt, mit ihnen kämpfen und wird sie überwinden und wird sie töten." (Offenbarung 11,7) Die atheistische Macht, die Frankreich während der Revolution und der folgenden Schreckensherrschaft regierte, hat gegen Gott und sein heiliges Wort einen Krieg geführt, wie ihn die Welt noch nie erlebt hatte. Die französische Nationalversammlung schaffte die Anbetung Gottes ab. Bibeln wurden eingesammelt und mit allergrößter Verachtung verbrannt. Das Gesetz Gottes wurde mit Füßen getreten und Institutionen zur Förderung der Bibel abgeschafft. Der wöchentliche Ruhetag wurde aufgehoben und stattdessen wurde jeder zehnte Tag der Zecherei und Gotteslästerung gewidmet. Taufe und Abendmahl wurden verboten und über Gräbern gut sichtbar Inschriften angebracht, die den Tod als ewigen Schlaf bezeichneten.

Gottesfurcht galt nicht mehr als Anfang der Weisheit (Sprüche 9,10), sondern als Anfang der Torheit. Mit Ausnahme der Verehrung von Freiheit und Vaterland war jegliche religiöse Anbetung verboten. Der "verfassungsmäßige Bischof von Paris wurde eingesetzt, um in der schamlosesten und anstößigsten Posse, die sich je vor einer Nationalvertretung abspielte, die Hauptrolle zu übernehmen. ... Man führte ihn in einer förmlichen Prozession vor, damit er der Versammlung erklärte, dass die Religion, die er so viele Jahre lang gelehrt hatte, in jeglicher Hinsicht ein Stück Pfaffentrug ohne irgendeinen Grund in der Geschichte noch in der heiligen Wahrheit sei. Er verleugnete mit feierlichen und deutlichen Worten die Existenz Gottes, zu dessen Dienst er eingesegnet worden war, und widmete sich in Zukunft der Verehrung der Freiheit, Gleichheit, Tugend und Sittlichkeit. Dann legte er seinen bischöflichen Schmuck auf den Tisch und empfing eine brüderliche Umarmung von dem Präsidenten des Konvents. Verschiedene abgefallene Priester folgten dem Beispiel dieses Prälaten" (SLN, I, 17).

"Und die auf Erden wohnen, freuen sich darüber und sind fröhlich und werden einander Geschenke senden; denn diese zwei Propheten hatten gequält, die auf Erden wohnten." (Offenbarung 11,10) Das ungläubige Frankreich hatte die tadelnde Stimme der beiden Zeugen Gottes zum Schweigen gebracht. Das Wort Gottes lag tot auf seinen Straßen, und alle frohlockten, die seine Einschränkungen und Forderungen hassten. Die Menschen forderten den König des Himmels öffentlich heraus und riefen wie die Sünder von einst: "Wie sollte Gott es wissen? Wie sollte der Höchste etwas merken?" (Psalm 73,11)

Mit einer Vermessenheit, die gotteslästerlicher nicht sein könnte, sagte ein Priester dieser neuen Ordnung: "Gott, so du existierst, räche deinen beleidigten Namen. Ich biete dir Trotz! Du schweigst! Du wagst es nicht, deine Donner zu schleudern! Wer wird nach diesem an dein Dasein glauben?" (LHRF, IX, 309) Was für ein Echo ist dies von Pharaos Anmaßung: "Wer ist der HERR, dass ich ihm gehorchen müsse und Israel ziehen lasse? Ich weiß nichts von dem HERRN." (2. Mose 5,2)

Zur Anbetung Der Menschlichen Vernunft

"Die Toren sprechen in ihrem Herzen: Es ist kein Gott." (Psalm 14,1) Über die Verfälscher der Wahrheit sagt der Herr Folgendes: "Ihre Torheit wird jedermann offenbar werden." (2. Timotheus 3,9) Nachdem Frankreich die Anbetung des lebendigen Gottes, "des Hohen und Erhabenen, der ewig wohnt" (vgl. Jesaja 57,15), verworfen hatte, war es für diese Nation nur noch ein kleiner Schritt bis zum erniedrigenden Götzendienst durch die Anbetung der Göttin der Vernunft in der Person einer liederlichen Frau. Dies geschah in der Nationalversammlung durch die höchste gesetzgebende Behörde. Ein Geschichtsschreiber sagt: "Eine der Zeremonien dieser wahnsinnigen Zeit ist unübertroffen in ihrer geschmacklosen Art, verbunden mit Gottlosigkeit. Die Tore des Konvents wurden einer Schar von Musikanten geöffnet, der in feierlichem Zug die Mitglieder der Stadtbehörde folgten, während sie ein Loblied auf die Freiheit sangen und als Gegenstand ihrer zukünftigen Anbetung eine verschleierte Frau geleiteten, die sie die Göttin der Vernunft nannten. Als man sie innerhalb der Schranken gebracht, mit großer Förmlichkeit entschleiert und zur Rechten des Präsidenten hingesetzt hatte, erkannte man sie allgemein als eine Tänzerin aus der Oper. ... Dieser Person, der passendsten Vertreterin jener Vernunft, die man anbetete, huldigte die Nationalversammlung Frankreichs öffentlich.

Diese gottlose und lächerliche Maskerade war eine gewisse Modeerscheinung, und die Einsetzung der Göttin der Vernunft wurde in der ganzen Nation an allen Orten erneuert und nachgeahmt, wo die Bewohner zeigen wollten, dass sie der Revolution in gleicher Weise zustimmten." (SLN, I, 17)

Der Redner, der die Anbetung der Vernunft einführte, sagte: "Mitglieder der gesetzgebenden Versammlung! Der Fanatismus ist der Vernunft gewichen. Seine getrübten Augen konnten den Glanz des Lichts nicht ertragen. Heute hat sich eine unermessliche Menge in den gotischen Gewölben versammelt, die zum ersten Mal von der Stimme der Wahrheit widerhallen. Dort haben die Franzosen die einzig wahre Anbetung der Freiheit und der Vernunft vollzogen; dort haben wir neue Wünsche für das Glück der Waffen der Republik formuliert; dort haben wir die leblosen Götzen gegen die Vernunft, dieses belebte Bild, das Meisterwerk der Natur, eingetauscht." (THRF, II, 370/371)

Als die Göttin in den Konvent geführt wurde, nahm der Redner sie bei der Hand und sagte, indem er sich an die Versammlung wandte: "›Sterbliche, hört auf, vor dem ohnmächtigen Donner eines Gottes zu beben, den eure Furcht geschaffen hat. Hinfort anerkennt keinen Gott außer der Vernunft. Ich stelle euch ihr reinstes und edelstes Bild vor; wenn ihr Götter haben müsst, so opfert nur solchen wie dieser. ... O Schleier der Vernunft, falle vor dem erlauchten Senat der Freiheit!‹

Nachdem der Präsident die Göttin umarmt hatte, wurde sie auf einen prächtigen Wagen gesetzt und inmitten eines ungeheuren Gedränges zur Kathedrale von Notre-Dame geführt, damit sie dort die Stelle der Gottheit einnehme. Dann wurde sie auf den Hochaltar gehoben und von allen Anwesenden verehrt." (AHE, I, 10)

Nicht lange danach folgten öffentliche Bibelverbrennungen. Bei einem dieser Anlässe betrat die "Societe populaire du Musee" [Volksgesellschaft des Museums] die Halle der Stadtbehörde mit dem Ruf: "Vive la Raison!" [Es lebe die Vernunft!] Auf der Spitze einer Stange waren halb verbrannte Reste verschiedener Bücher aufgespießt, unter anderem Gebets und Messebücher sowie das Alte und Neue Testament, um nach den Worten des Präsidenten "in einem großen Feuer die gesamten Torheiten zu sühnen, die zu begehen sie das menschliche Geschlecht veranlasst hatten" (JP, 1793, Nr. 318).

Die Intellektuellen Vertrieben Und Ausgerottet

Der Atheismus vollendete, was das Papsttum begonnen hatte. Roms Politik hatte die Zustände auf sozialem, politischem und religiösem Gebiet heraufbeschworen, die Frankreich nun dem Verderben entgegentrieben. Schriftsteller, die von den Schrecken der Revolutionszeit berichteten, legten diese Ausschreitungen dem Thron und der Kirche zur Last. Streng genommen trug die Kirche die Verantwortung dafür. Das Papsttum hatte die Sinne der Könige vergiftet und gegen die Reformation als Feind der Monarchie aufgehetzt, ein Element der Zwietracht, das dem Frieden und der Einheit der Nation zum Verhängnis wurde. Der Geist Roms rief die schrecklichsten Grausamkeiten und schlimmste Unterdrückung hervor, die je von einem Thron ausgegangen waren.

Mit der Bibel kam der Geist der Freiheit. Wo das Evangelium angenommen wurde, belebte es den Geist der Menschen. Langsam streiften sie die Fesseln der Unwissenheit, der Unmoral und des Aberglaubens ab, die sie so lange versklavt hatten, und begannen selbstständig zu denken und zu handeln. Monarchen sahen es und fürchteten um ihre Willkürherrschaft.

Rom tat alles, um diese eifersüchtigen Ängste zu schüren. 1525 sagte der Papst zu Frankreichs Herrscher: "Diese Tollwut [der Protestantismus] wird nicht nur die Religion verwirren und verderben, sondern auch alle Herrschaften, Gesetze, Orden und Rangunterschiede." (FGPF, I, 2, § 8) Einige Jahre später warnte ein päpstlicher Nuntius den König: "Sire, täuschen Sie sich nicht, die Protestanten werden die bürgerliche wie die religiöse Ordnung untergraben. ... Der Thron ist ebenso sehr in Gefahr wie der Altar. ... Die Einführung einer neuen Religion bringt notwendigerweise die einer neuen Regierung mit sich." (DAGC, II, 36) Theologen sprachen die Vorurteile des Volkes an, als sie erklärten, dass die protestantische Lehre "die Leute zu Neuerungen und Torheiten verlockt, dem König die aufopfernde Liebe seiner Untertanen raubt und Kirche und Staat verheert". So gelang es Rom, die französische Nation gegen die Reformation aufzuwiegeln. "Zur Erhaltung des Thrones, zur Bewahrung des Adels und zur Aufrechterhaltung der Gesetze wurde das Schwert der Verfolgung in Frankreich zuerst gezogen." (WHP, XIII, 4)

In keiner Weise sahen die Herrscher die Folgen ihrer Politik voraus, die dem Land zum Verhängnis wurden. Die biblischen Lehren hätten den Menschen die Grundsätze von Gerechtigkeit, Mäßigkeit, Wahrheit, Gleichheit und Wohltätigkeit in ihren Geist und in ihr Herz eingepflanzt, die tatsächlich die Grundlage des Wohlergehens einer jeden Nation sind. "Gerechtigkeit erhöht ein Volk." (Sprüche 14,34) "Durch Gerechtigkeit wird der Thron befestigt." (Sprüche 16,12) "Und der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein, und der Ertrag der Gerechtigkeit wird ewige Stille und Sicherheit sein." (Jesaja 32,17) Wer dem göttlichen Gesetz gehorcht, beachtet auch die Gesetze seines Landes genau. Wer Gott fürchtet, ehrt auch den König bei der Ausübung seiner gerechten und legitimen Autorität. Aber das unglückliche Frankreich verbot die Bibel und verbannte deren Anhänger. Aufrichtige, unbescholtene und prinzipientreue Menschen von intellektuellem Scharfsinn und sittlicher Kraft, die den Mut hatten, zu ihrer Überzeugung zu stehen, für ihren Glauben und für die Wahrheit zu leiden, ließ man jahrhundertelang als Galeerensklaven schuften, auf dem Scheiterhaufen verbrennen oder in dumpfen Kerkern verschmachten. Abertausende konnten sich durch Flucht retten. Vom Beginn der Reformation an blieb diese Lage 250 Jahre lang unverändert.

"Während jener langen Zeitspanne gab es unter den Franzosen kaum eine Generation, die nicht Zeuge gewesen wäre, wie Jünger des Evangeliums vor der wahnsinnigen Wut der Verfolger flohen und Bildung, Künste, Gewerbefleiß und Ordnungsliebe, in denen sie sich in der Regel auszeichneten, mit sich nahmen. Damit bereicherten sie das Land, das ihnen Zuflucht bot. Im gleichen Verhältnis, wie andere Länder mit diesen guten Gaben beglückt wurden, verarmte ihr eigenes Land. Wären alle, die vertrieben wurden, in Frankreich geblieben, hätte die Geschicklichkeit dieser Verbannten in ihren Gewerben während 300 Jahren auf die heimatliche Scholle befruchtend wirken können. In dieser langen Zeit wären ihre künstlerischen Fähigkeiten der heimatlichen Wirtschaft zugute gekommen. Ihr schöpferischer Geist und forschender Verstand hätte die Literatur des Landes befruchtet und seine Wissenschaften gefördert. Ihre Weisheit hätte seine Beratungen geleitet, ihre Tapferkeit seine Schlachten geschlagen, ihre Unparteilichkeit seine Gesetze aufgestellt. Die Religion der Bibel hätte den Geist des Volkes gestärkt und dessen Gewissen beherrscht. Welches Ansehen hätte Frankreich in jener Zeit erreicht! Welch großes, blühendes und glückliches Land - den Nationen ein Vorbild - hätte es sein können!

Aber eine blinde, nicht zu überwindende Unbelehrbarkeit verjagte jeden Lehrer der Tugend, jeden Streiter für Ordnung, jeden ehrlichen Verteidiger des Thrones aus seiner Heimat. Sie sagten zu den Menschen, die ihr Land zu Ruhm und Ansehen auf Erden hätte bringen können: ›Wählt, was ihr haben wollt, den Scheiterhaufen oder die Verbannung!‹ Schließlich war der Untergang des Staates vollständig. Es blieb kein Gewissen mehr, das man ächten, keine Religion, die man auf den Scheiterhaufen schleppen, kein Patriotismus, den man in die Verbannung jagen konnte." Die Revolution mit all ihren Gräueln war die schreckliche Folge. 45

"Mit der Flucht der Hugenotten erfuhr Frankreich einen allgemeinen Rückschritt. Blühende Fabrikstädte gingen zugrunde, fruchtbare Gebiete kehrten zu ihrer ursprünglichen Wildnis zurück, geistiger Stumpfsinn und sittlicher Verfall folgten einer Zeit ungewöhnlichen Fortschritts. Paris wurde ein riesiges Armenhaus; es wird geschätzt, dass beim Ausbruch der Revolution 200.000 Arme Unterstützung vom König verlangten. Nur der Jesuitenorden blühte in der verfallenen Nation und herrschte mit fürchterlicher Willkür über Kirchen und Schulen, Gefängnisse und Galeeren." (WHP, XIII, 20)

Luxus Und Soziale Ungerechtigkeit

Das Evangelium hätte die politischen und sozialen Probleme Frankreichs lösen können, die Klerus, König und Gesetzgebern über den Kopf wuchsen und letztlich die Nation in Anarchie und Verderben stürzten. Doch unter der Herrschaft der römischen Kirche vergaß das Volk die segensreichen Lehren des Erlösers über Selbstaufopferung und selbstlose Liebe. Sie wurden abgelenkt von der Selbstverleugnung für andere. Die Reichen wurden für die Unterdrückung der Armen nicht getadelt; die Armen bekamen in ihrer Knechtschaft und Erniedrigung keine Hilfe. Die Selbstsucht der Wohlhabenden und Machthaber wurde immer deutlicher und bedrückender. Jahrhundertelang wurden die Bauern durch die Habgier des Adels aufs Schlimmste ausgebeutet und ausgepresst. Die Reichen behandelten die Armen ungerecht und die Armen hassten die Reichen.

In vielen Provinzen waren Adlige die Großgrundbesitzer und die arbeitende Klasse nur deren Pächter. Sie waren ihren Gutsherren auf Gedeih und Verderb ausgeliefert und wurden gezwungen, den unverschämten Forderungen nachzukommen. Die Bürde, Kirche und Staat zu unterhalten, lastete auf den Schultern der mittleren und unteren Schichten, die von zivilen und geistlichen Behörden schwer besteuert wurden. "Die Willkür des Adels galt als das höchste Gesetz; die Bauern und Landbewohner konnten hungern, ohne dass die Unterdrücker sich darum gekümmert hätten. ... Die Leute wurden bei jeder Gelegenheit gezwungen, einzig und allein den Vorteil des Gutsbesitzers zu berücksichtigen. Das Leben der Landarbeiter war nichts als beständige Mühsal und ungelindertes Elend. Ihre Klagen, falls sie es überhaupt wagten, diese vorzubringen, wurden mit beleidigender Verachtung abgewiesen. Die Gerichtshöfe hörten eher einem Adligen als einem Bauern zu. Bestechung der Richter wurde allgemein akzeptiert, und die geringste Laune der Vornehmen erlangte durch diese allgemeine Verderbtheit Gesetzeskraft. Nicht einmal die Hälfte der von der arbeitenden Klasse durch die weltlichen Großen und die Geistlichkeit erpressten Steuern gelangten in die königliche oder kirchliche Schatzkammer; alles andere wurde in schändlicher Genusssucht verschleudert. Und die Leute, die auf diese Weise ihre Mitmenschen an den Bettelstab brachten, waren selbst von allen Steuern befreit und durch Gesetze oder Brauch zu allen Staatsämtern berechtigt. Zu diesen bevorzugten Klassen zählten 150.000 Personen. Für deren Annehmlichkeiten wurden Millionen zu einem hoffnungslosen und herabwürdigenden Leben verdammt." 46

Der Hof gab sich dem Luxus und der Verschwendungssucht hin. Das Volk hatte wenig Vertrauen zu den Regierenden. Allen Beschlüssen der Regierung haftete der Verdacht der Korruption an.

Mehr als 50 Jahre vor der Revolution bestieg Ludwig XV. den Thron, der sogar in diesen schlimmen Zeiten dafür bekannt war, ein träger, leichtsinniger und lüsterner Monarch zu sein. Da der Adel verdorben und grausam war, die Unterschicht verarmt und unwissend, der Staat finanziell ruiniert, das Volk verzweifelt, bedurfte es keines Propheten, um eine schreckliche Katastrophe vorauszusehen. Den Warnungen seiner Ratgeber entgegnete der König gewöhnlich: "Bemüht euch, alles im Gang zu erhalten, so lange ich leben mag; nach meinem Tode mag es kommen, wie es will." Vergebens verlangte man nach einer Reform. Obwohl der König die Missstände sah, brachte er weder den Mut noch die Kraft auf, ihnen zu begegnen. Für das Unheil, das Frankreich bevorstand, hatte er nur einen teilnahmslosen und egoistischen Kommentar: "Nach mir die Sintflut!"

Ständig schürte Rom die Eifersucht des Königs und der herrschenden Klasse und redete ihnen ein, man müsse das Volk unter Zwang halten, wohl wissend, dass dies den Staat schwächen würde. Aber nur so konnte es die Herrschenden und das Volk unter seine Kontrolle bringen. In ihrer weitsichtigen Politik wusste die päpstliche Macht: Wenn man die Menschen wirkungsvoll versklaven will, müssen Fesseln an ihre Seelen gelegt werden; und der sicherste Weg, ihnen die Flucht aus der Abhängigkeit unmöglich zu machen, ist der Entzug ihrer Freiheit. Tausendmal schrecklicher als körperliches Leiden, das eine solche Politik verursachte, war die moralische Erniedrigung. Nachdem man den Menschen die Bibel vorenthalten hatte, wurden Engstirnigkeit und Selbstsucht ihre Lehrer. Das Volk versank in Unwissenheit, Aberglauben und Unmoral. So war es nicht mehr in der Lage, sich selbst zu regieren.

Die Schreckensherrschaft

Die Folge davon war, dass alles ganz anders kam, als Rom es eigentlich wollte. Das Vorgehen der Kirche führte nicht dazu, dass sich die Masse blind ihren Lehrsätzen unterwarf, sondern es brachte Ungläubige und Revolutionäre hervor. Diese verachteten die römische Kirche als Priesterzunft, und den Klerus betrachteten sie als mitverantwortlich für ihre Unterdrückung. Der einzige Gott, den die Massen kannten, war der Gott Roms, und die römische Lehre war die einzige bekannte Religion. Sie betrachteten römische Gier und Grausamkeit als logische "Früchte" biblischer Lehre und wollten davon nichts mehr wissen.

Rom hatte den Charakter Gottes falsch dargestellt und die göttlichen Forderungen verdreht. Nun verwarfen die Menschen die Bibel samt ihrem Urheber. Die römische Kirche verlangte blinden Glauben an ihre Dogmen, die angeblich biblisch waren. Als Reaktion darauf verwarfen Voltaire und seine Anhänger die biblischen Lehren völlig und verbreiteten überall das Gift des Unglaubens. Rom zermalmte das Volk unter seinen eisernen Füßen, und als Folge entledigten sich die erniedrigten und brutal behandelten Massen nicht nur dieser Tyrannei, sie rissen auch alle anderen Schranken nieder. In ihrer Wut über den gleißenden Betrug, dem sie so lange gehuldigt hatten, verwarfen sie Wahrheit und Lüge gleichermaßen. In ihrer vermeintlichen Freiheit verwechselten diese Sklaven des Lasters Maßlosigkeit mit Freiheit.

Der König war zu Beginn der Revolution zu Konzessionen bereit und billigte dem Volk eine Vertretung zu, die mehr Gewicht haben sollte als die des Adels und der Geistlichkeit zusammen. So verschob sich das Kräfteverhältnis zugunsten des Volkes, doch es war nicht vorbereitet, diese Macht mit Weisheit und Verhältnismäßigkeit auszuüben. Man wollte sich für erlittenes Leid einen Ausgleich schaffen und beschloss, die Gesellschaft neu zu gestalten. Eine aufgebrachte Menge, deren Geist von bitteren und lang gehegten Erinnerungen an Ungerechtigkeiten erfüllt war, war entschlossen, diese leidvollen und unerträglich gewordenen Verhältnisse umzustürzen und sich an jenen zu rächen, die sie als Urheber ihres Elends ansahen. Die Unterdrückten setzten jetzt das um, was sie unter der Tyrannenherrschaft gelernt hatten, und begannen jene zu unterdrücken, von denen sie zuvor unterdrückt worden waren.

Das unglückliche Frankreich erntete auf blutige Weise, was es gesät hatte. Schrecklich waren die Folgen seiner Unterwerfung unter die Herrschermacht Roms. Wo Frankreich zu Beginn der Reformation unter dem Einfluss Roms den ersten Scheiterhaufen errichtet hatte, stellte die Revolution nun ihre erste Guillotine auf. An derselben Stelle, an der die ersten Märtyrer des protestantischen Glaubens im 16. Jahrhundert verbrannt waren, fielen im 18. Jahrhundert die ersten Opfer unter dem Fallbeil. Weil Frankreich das Evangelium von sich gewiesen hatte, wurde dem Unglauben und dem Verderben Tür und Tor geöffnet. Als die Schranken des göttlichen Gesetzes niedergerissen worden waren, stellte sich heraus, dass menschliche Gesetze nicht ausreichten, um die gewaltige Flut der Charakterlosigkeit zu zähmen. Das Land versank in Revolution und Anarchie. Der Krieg gegen die Bibel läutete eine Zeitepoche ein, die als Schreckensherrschaft in die Weltgeschichte eingegangen ist. Friede und Glück waren aus den Heimen und Herzen der Menschen verschwunden. Niemand fühlte sich sicher. Wer heute triumphierte, wurde morgen verdächtigt und abgeurteilt. Gewalt und Sinnlichkeit führten das Zepter.

König, Geistlichkeit und Adel wurden gezwungen, sich der Grausamkeit eines zum Wahnsinn getriebenen Volkes zu fügen. Der König wurde hingerichtet, aber die Lust auf Rache wurde dadurch nur verstärkt und diejenigen, die ihn in den Tod geschickt hatten, folgten ihm bald auf dem Schafott. Ein allgemeines Gemetzel an all jenen wurde beschlossen, die im Verdacht standen, der Revolution gegenüber feindlich gesinnt zu sein. In den Gefängnissen drängten sich zu Zeiten mehr als 200.000 Häftlinge. In den Städten des Königreichs spielten sich Horrorszenen ab. Die Parteien der Revolution bekämpften sich gegenseitig, und Frankreich wurde zu einem gewaltigen Schlachtfeld streitender Volksmassen, die nur von ihrer Wut beherrscht wurden. "In Paris folgte ein Aufstand dem andern, und die Bürger waren in viele Parteien zersplittert, die es anscheinend auf nichts anderes als auf ihre gegenseitige Ausrottung abgesehen hatten." Zu all dem Elend kam noch hinzu, dass das Land in einen langen und verheerenden Krieg mit den europäischen Großmächten hineingezogen wurde. "Das Land war beinahe bankrott, die Truppen schrien nach ihrem nicht ausbezahlten Sold, die Pariser waren am Verhungern, die Provinzen wurden von Räubern verwüstet und die Zivilisation ging beinahe unter in Anarchie und Zügellosigkeit."

Nur zu gut hatte das Volk die Lehre der Grausamkeit und Folter gelernt, die ihm Rom mit Ausdauer vorgeführt hatte. Der Tag der Vergeltung war schließlich gekommen. Nur wurden jetzt nicht mehr die Jünger Jesu in die Kerker geworfen und auf Scheiterhaufen geschleppt, denn diese Gläubigen waren längst umgekommen oder lebten im Exil. Nun bekam das unbarmherzige Rom die tödliche Macht derer selbst zu spüren, die es dazu erzogen hatte, an Bluttaten Gefallen zu finden. "Das Beispiel der Verfolgung, das die französische Geistlichkeit so lange gegeben hatte, wurde ihr nun mit großem Nachdruck vergolten. Die Schafotte färbten sich rot von dem Blut der Priester. Die Galeeren und Gefängnisse, die einst von Hugenotten gefüllt waren, wurden jetzt von deren Verfolgern bevölkert. An die Ruderbank gekettet und mühsam am Riemen ziehend, machte die katholische Geistlichkeit alle Qualen durch, die sie so reichlich über die friedliebenden Ketzer gebracht hatte."

"Dann kamen jene Tage, als die grausamsten aller Gesetze von dem unmenschlichsten aller Gerichtshöfe ausgeführt wurden. Niemand konnte seinen Nachbarn grüßen oder sein Gebet verrichten ... ohne Gefahr zu laufen, ein Kapitalverbrechen zu begehen. In jedem Winkel lauerten Spione. Allmorgendlich arbeitete die Guillotine lange und schwer. Die Gefängnisse waren so gedrängt voll wie die Räume eines Sklavenschiffes. In den Straßenrinnen eilte das Blut schäumend der Seine zu. ... Täglich wurden Wagenladungen mit Opfern durch die Straßen von Paris ihrem Schicksal entgegengefahren. Die Kommissare aber, die der Konvent in die Provinzen gesandt hatte, schwelgten in übermäßiger Grausamkeit, wie man sie selbst in der Hauptstadt nicht kannte. Das Messer der Todesmaschine stieg und fiel zu langsam für das Werk der Metzelei. Lange Reihen von Gefangenen mähte man mit Kartätschen nieder. Überfüllte Boote wurden am Boden angebohrt. Lyon wurde zur Wüste. In Arras blieb den Gefangenen selbst die grausame Barmherzigkeit eines schnellen Todes versagt. Die ganze Loire hinab, von Saumur bis zum Meer, fraßen Scharen von Krähen und Weihen an den nackten Leichnamen, die in abscheulicher Weise miteinander verschlungen waren. Weder Geschlecht noch Alter erwies man Barmherzigkeit. Die Anzahl der Jünglinge und Mädchen von 17 Jahren, die von dieser fluchwürdigen Regierung ermordet wurde, lässt sich nach Hunderten berechnen. Der Brust entrissene Säuglinge wurden von in Reihen stehenden Jakobinern von Spieß zu Spieß geworfen." In dem kurzen Zeitraum von zehn Jahren kamen Scharen von Menschen ums Leben.

Die Vielen Gesichter Satans

So wollte es Satan haben, und darauf hatte er jahrhundertelang hingearbeitet. Er trachtet nur danach, die Menschen zu täuschen, und ist nur darauf aus, ihnen Leid und Elend zuzufügen, Gottes Werke zu verwüsten, die göttliche Liebe und Güte in den Schmutz zu ziehen und den Himmel in Trauer zu stürzen. Durch seine Verführungskünste verblendet er die Sinne der Menschen und verleitet sie, Gott für seine eigenen bösen Taten verantwortlich zu machen, als ob das ganze Elend eine Folge des Schöpferplans wäre. Nachdem Satan Menschen durch seine grausame Macht erniedrigt und verroht hat, treibt er sie - sobald sie ihre Freiheit erlangt haben - zu Ausschweifungen und Gräueltaten an. Tyrannen und Unterdrücker schließlich nutzen solche Beispiele hemmungsloser Unmoral, um damit die angeblich negativen Folgen von Freiheit aufzuzeigen.

Kommt man ihm in seiner Verkleidung auf die Schliche, wechselt er die Maske, und wieder folgt ihm eine Vielzahl genauso eifrig wie zuvor. Als man herausgefunden hatte, dass es eine Täuschung war, Rom nachzufolgen und Satan die Menschen auf diese Weise nicht mehr zur Übertretung des göttlichen Gesetzes verführen konnte, trieb er sie dahin, die Religion als Betrug und die Bibel als Märchen zu betrachten; und als das Volk die göttlichen Regeln abwarf, gab es sich der ungezügelten Gesetzlosigkeit hin.

Der fatale Irrtum, der die Franzosen in ein solches Elend stürzte, war die Missachtung dieser bedeutungsvollen Wahrheit: dass wahre Freiheit nur innerhalb der Schranken des göttlichen Gesetzes zu finden ist. "O dass du auf meine Gebote gemerkt hättest, so würde dein Friede sein wie ein Wasserstrom und deine Gerechtigkeit wie Meereswellen ... Aber die Gottlosen, spricht der Herr, haben keinen Frieden." (Jesaja 48,18.22) "Wer aber mir gehorcht, wird sicher wohnen und ohne Sorge sein und kein Unglück fürchten." (Sprüche 1,33)

Atheisten, Ungläubige und Abgefallene widersetzen sich dem Gesetz Gottes und verwerfen es. Die Folgen ihres Einflusses beweisen aber, dass es dem Menschen nur dann gut geht, wenn er sich an die göttlichen Verordnungen hält. Wer diese Lehre aus dem Buch Gottes nicht lernen will, sollte sie in der Geschichte der Völker erkennen.

Als Satan daran arbeitete, die Menschen durch die römische Kirche vom Gehorsam gegen Gott wegzuführen, arbeitete er im Verborgenen und verschleierte sein Wirken. Dadurch wurden die nachfolgende Entartung und das Elend nicht als Früchte der Gesetzesübertretung erkannt. Der Geist Gottes wirkte Satans Macht zwar so stark entgegen, dass er seine Absichten nicht voll verwirklichen konnte, doch die Menschen vermochten nicht von den Folgen auf die Ursache zu schließen und erkannten den wirklichen Ursprung ihres Elends nicht. Aber während der Revolution wurde das Gesetz Gottes durch einen Beschluss der Nationalversammlung öffentlich abgeschafft, und in der darauf folgenden Schreckensherrschaft konnte jedermann den Zusammenhang von Ursache und Wirkung erkennen.

Als Frankreich Gott öffentlich absagte und sich von der Bibel trennte, gerieten gottlose Menschen und die Geister der Finsternis in Begeisterung, weil sie es fertig gebracht hatten, ihr lang ersehntes Ziel zu erreichen: ein Reich, frei von den Schranken des göttlichen Gesetzes. "Weil das Urteil über böses Tun nicht sogleich ergeht, wird das Herz der Menschen voll Begier, Böses zu tun." (Prediger 8,11) Aber die Übertretung von Recht und Gerechtigkeit führt zwangsläufig in Elend und Verderben, auch wenn die Bosheit des Menschen nicht unverzüglich bestraft wird. Nach Jahrhunderten des Abfalls und des Verbrechens hatte der Zorn Gottes das Limit für einen Tag der Vergeltung erreicht. Als das Maß der Schuld voll war, erkannten die Gottesverächter zu spät, wie schrecklich es ist, die Geduld Gottes zu verwirken. Der zügelnde Geist Gottes, der Satans grausame Macht in Schach hält, zog sich in hohem Maß zurück, worauf derjenige, dessen größte Freude es ist, die Menschen ins Elend zu stürzen, die Erlaubnis erhielt, nach seinem Gutdünken zu handeln. Die Aufrührer wurden gezwungen, ihre Früchte zu ernten, und im Land fanden Verbrechen statt, die zu schrecklich sind, um berichtet zu werden. Aus verwüsteten Provinzen und zerstörten Städten ertönte ein entsetzlicher Schrei, ein Schrei bitterster Angst. Frankreich wurde wie durch ein Erdbeben erschüttert. Religion, Gesetz, soziale Ordnung, Familie, Staat, Kirche, alles wurde von derselben gottlosen Hand zu Boden geworfen, die sich gegen das Gesetz Gottes erhob. Wahr ist das Wort des weisen Mannes: "Der Gottlose wird fallen durch seine Gottlosigkeit." (Sprüche 11,5) "Wenn ein Sünder auch hundertmal Böses tut und lange lebt, so weiß ich doch, dass es wohl gehen wird denen, die Gott fürchten, die sein Angesicht scheuen. Aber dem Gottlosen wird es nicht wohl gehen." (Prediger 8,12.13) "Weil sie die Erkenntnis hassten und die Furcht des Herrn nicht erwählten ... darum sollen sie essen von den Früchten ihres Wandels und satt werden an ihren Ratschlägen." (Sprüche 1,29.31)

Der Siegeszug Der Bibel

Obwohl Gottes treue Zeugen durch die gotteslästerliche Macht, die "aus dem Abgrund" kam, erschlagen wurden, sollten sie nicht lange schweigen. "Und nach drei Tagen und einem halben fuhr in sie der Geist des Lebens von Gott, und sie stellten sich auf ihre Füße; und eine große Furcht fiel auf die, die sie sahen." (Offenbarung 11,11) 1793 hatte die französische Nationalversammlung Gesetze verabschiedet, die die christliche Religion abschafften und die Bibel verboten. Dreieinhalb Jahre später hat dieselbe Versammlung durch einen weiteren Erlass diese Gesetze wieder rückgängig gemacht, und die Bibel wurde wieder geduldet. Die Welt war über die ungeheure Schuld entsetzt, die die Verwerfung dieser heiligen Offenbarung nach sich gezogen hatte, und man erkannte die Notwendigkeit des Glaubens an Gott und an sein Wort als Grundlage von Tugend und Sittlichkeit. Der Herr sagt: "Wen hast du geschmäht und gelästert? Über wen hast du die Stimme erhoben? Du hobst deine Augen empor wider den Heiligen Israels." (Jesaja 37,23) "Darum siehe, diesmal will ich sie lehren und meine Kraft und Gewalt ihnen kundtun, dass sie erfahren sollen: Ich heiße der Herr." (Jeremia 16,21)

Über die zwei Zeugen sagt der Prophet weiter: "Und sie hörten eine große Stimme vom Himmel zu ihnen sagen: Steigt herauf! Und sie stiegen auf in den Himmel in einer Wolke, und es sahen sie ihre Feinde." (Offenbarung 11,12) Nachdem Frankreich gegen die beiden Zeugen Gottes zu Felde gezogen war, gelangten diese zu Ehren wie nie zuvor. 1804 wurde die Britische und Ausländische Bibelgesellschaft gegründet. Ähnliche Gesellschaften mit Zweigstellen auf dem europäischen Kontinent folgten. 1816 nahm die amerikanische Bibelgesellschaft ihre Tätigkeit auf. Als die britische Bibelgesellschaft gegründet wurde, waren gedruckte Bibeln schon in 50 Sprachen erhältlich. Seitdem wurde die Bibel in viele Hunderte von Sprachen und Dialekte übersetzt. 47

In den fünfzig Jahren vor 1792 wurde dem Missionswerk im Ausland wenig Beachtung geschenkt. Es gab keine neuen Missionsgesellschaften, und nur wenige Kirchen verbreiteten das Christentum in heidnischen Ländern. Doch gegen Ende des 18. Jahrhunderts kam es zu einer großen Veränderung. Die Menschen waren von den Ergebnissen des Rationalismus enttäuscht. Sie erkannten die Notwendigkeit einer göttlichen Offenbarung und einer praktischen Frömmigkeit. Von dieser Zeit an erlebte die Auslandsmission ein beispielloses Wachstum. 48

Die Verbesserung der Buchdruckerkunst gab der Verbreitung der Bibel Auftrieb. Die zunehmenden Möglichkeiten der Kommunikation zwischen verschiedenen Ländern, der Abbau überlieferter Schranken von Vorurteilen und nationaler Überheblichkeit und der Verlust der weltlichen Macht des Papsttums bahnten dem Wort Gottes den Weg. Jahrelang konnte die Bibel ohne Beschränkung auf den Straßen Roms verkauft werden und ist heute in jeden Winkel der bewohnten Erde getragen worden.

Prahlend sagte einst der ungläubige Voltaire: "Ich habe es satt, immer wieder zu hören, dass zwölf Männer die christliche Religion gegründet haben. Ich werde beweisen, dass ein Mann genügt, um sie zu überwinden." Seit seinem Tod sind etliche Generationen vergangen, und Millionen haben der Bibel den Kampf angesagt. Doch wo es zu Voltaires Zeiten Hunderte von Bibeln gab, gibt es heute Hunderttausende. Einer der ersten Reformatoren der christlichen Gemeinde hat einmal gesagt: "Die Bibel ist ein Amboss, der viele Hämmer verschlissen hat." Der Herr sagt: "Keiner Waffe, die gegen dich bereitet wird, soll es gelingen, und jede Zunge, die sich gegen dich erhebt, sollst du im Gericht schuldig sprechen." (Jesaja 54,17)

"Das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich." (Jesaja 40,8) "Alle seine Ordnungen sind beständig. Sie stehen fest für immer und ewig; sie sind recht und verlässlich." (Psalm 111,7.8) Was immer auf menschlicher Autorität aufgebaut ist, wird umgestoßen werden, was aber auf den Felsen des unveränderlichen Wortes Gottes gegründet ist, wird ewiglich bestehen.