Vom Schatten Zum Licht

Kapitel 25

Gottes Gesetz Ist Unveränderlich

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Der Tempel Gottes im Himmel wurde aufgetan, und die Lade seines 1--S Bundes wurde in seinem Tempel sichtbar." (Offenbarung 11,19) Die Bundeslade Gottes befindet sich im Allerheiligsten, in der zweiten Abteilung des Heiligtums. Im Heiligtumsdienst auf Erden, "dem Abbild und Schatten des Himmlischen" (Hebräer 8,5), wurde diese Abteilung nur am Großen Versöhnungstag anlässlich der Reinigung des Heiligtums geöffnet. Wenn also gesagt wird, dass "der Tempel Gottes im Himmel ... aufgetan und die Lade seines Bundes in seinem Tempel sichtbar wurde" (Offenbarung 11,19), weist das auf die Öffnung des Allerheiligsten im himmlischen Heiligtum im Jahr 1844 hin, als Christus dort eintrat, um das Abschlusswerk der Versöhnung durchzuführen. Alle, die ihrem großen Hohenpriester im Glauben ins Heiligtum folgten, als er seinen Dienst im Allerheiligsten begann, sahen "die Lade seines Bundes". Weil sie sich mit dem Heiligtumsdienst befasst hatten, verstanden sie die Veränderung im Dienst ihres Erlösers und erkannten, dass er nun sein Blut im Namen der Sünder vor der Lade Gottes darbot.

Die Vorlage Im Himmel

In der Bundeslade im irdischen Heiligtum wurden die beiden Steintafeln aufbewahrt, auf denen das Gesetz Gottes eingraviert war. Die Lade war eigentlich nur ein Behältnis für die Gesetzestafeln, aber diese göttlichen Gebote verliehen ihr ihren Wert und ihre Heiligkeit. Als der Tempel Gottes geöffnet wurde, war die Lade des Bundes zu sehen. Im Allerheiligsten im himmlischen Tempel wird das göttliche Gesetz würdig aufbewahrt. Dieses Gesetz wurde am Sinai unter Donnergrollen von Gott selbst verkündet und mit seinem eigenen Finger auf die Steintafeln geschrieben.

Im himmlischen Heiligtum befindet sich die großartige Vorlage des Gesetzes Gottes. Die Gebote, die in die Steintafeln eingraviert und von Mose im Pentateuch aufgezeichnet wurden, waren davon eine zuverlässige Abschrift. Alle, die ein Verständnis dieser wichtigen Wahrheit gewonnen hatten, konnten nun erkennen, wie heilig und unveränderlich das göttliche Gesetz ist. Wie nie zuvor erkannten sie die Kraft der Worte Christi: "Solange Himmel und Erde bestehen, wird kein i-Punkt und kein Komma im Gesetz gestrichen. Das ganze Gesetz muss erfüllt werden." (Matthäus 5,18 GNB) Das Gesetz Gottes, das die Offenbarung seines Willens und ein Abbild seines Wesens ist, muss ewig bestehen bleiben als treuer Zeuge im Himmel. Kein einziges Gebot wurde je aufgehoben, kein i-Punkt und kein Komma je verändert. Der Psalmist sagt: "Herr, dein Wort bleibt ewiglich, so weit der Himmel reicht." (Psalm 119,89) "Zuverlässig sind alle seine Gebote, fest gegründet auf immer und ewig." (Psalm 111,7.8 Elb.)

Im Herzen der Zehn Gebote befindet sich das vierte Gebot, wie es ursprünglich verkündigt wurde: "Denke an den Sabbattag und halte ihn heilig. Sechs Tage sollst du arbeiten und all deine Arbeit tun; der siebte Tag aber ist ein Sabbat für den HERRN, deinen Gott. Da darfst du keinerlei Arbeit tun, weder du selbst noch dein Sohn oder deine Tochter, dein Knecht oder deine Magd noch dein Vieh oder der Fremde bei dir in deinen Toren. Denn in sechs Tagen hat der HERR den Himmel und die Erde gemacht, das Meer und alles, was in ihnen ist, dann aber ruhte er am siebten Tag. Darum hat der HERR den Sabbattag gesegnet und ihn geheiligt." (2. Mose 20,8-11 ZÜ)

Die Herzen jener, die Gottes Wort erforschten, wurden durch den Heiligen Geist beeindruckt. In ihnen wuchs die Überzeugung, dass sie dieses Gebot unwissentlich übertreten und den Ruhetag des Schöpfers missachtet hatten. Sie untersuchten die Gründe für die Feier des ersten Wochentags anstelle des Tags, den Gott geheiligt hatte, und konnten in der Schrift keinen Hinweis darauf finden, dass das vierte Gebot aufgehoben oder der Sabbat verändert worden war. Der Segen, der auf dem siebenten Tag lag, wurde ihm nie entzogen. Sie suchten ehrlich den Willen Gottes und wollten auch danach handeln. Als ihnen bewusst wurde, dass sie sein Gesetz übertreten hatten, wurde ihnen das Herz schwer und sie bekundeten ihre Treue zu Gott, indem sie anfingen, den Sabbat zu heiligen.

Aber es gab viele und ernsthafte Anstrengungen, ihren Glauben zu Fall zu bringen. Es wurde jedoch für jedermann deutlich: Wenn das irdische Heiligtum ein Abbild des himmlischen ist, dann ist auch das Gesetz, das in der irdischen Bundeslade lag, eine genaue Abschrift des himmlischen. Daher gehört zur Annahme der Wahrheit vom himmlischen Heiligtum auch die Anerkennung der Ansprüche des Gesetzes Gottes und die Beachtung des Sabbats vom vierten Gebot. Hier lag das Geheimnis des vehementen und entschlossenen Widerstands gegen die eindeutige Offenlegung der Schrift, die den Dienst Christi im himmlischen Heiligtum zeigt. Menschen versuchten, die Tür zu verschließen, die Gott geöffnet hatte, und die Tür zu öffnen, die Gott geschlossen hatte. Aber "der auftut, und niemand schließt zu, der zuschließt, und niemand tut auf" hatte gesagt: "Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, und niemand kann sie zuschließen." (Offenbarung 3,7.8) Christus hatte die Tür zum Allerheiligsten geöffnet, d. h. den Dienst dort aufgenommen. Licht fiel durch die offene Tür des himmlischen Heiligtums, und das vierte Gebot erschien als Teil des Gesetzes, das dort aufbewahrt wurde. Gott hatte es eingesetzt und niemand konnte es zu Fall bringen.

Gott Ist Der Schöpfer

Diejenigen, die das Licht des Mittlerdienstes Christi und die ewige Gültigkeit des göttlichen Gesetzes erkannt hatten, fanden heraus, dass diese Wahrheiten in Offenbarung 14 bestätigt wurden. Die Botschaft dieses Kapitels enthält eine dreifache Warnung63, durch welche die Bewohner der Erde auf die Wiederkunft des Herrn vorbereitet werden sollen. Die Ankündigung "Die Stunde seines Gerichts ist gekommen" (V. 7) weist auf das Abschlusswerk im Dienst Christi hin, auf die Erlösung der Menschen. Sie läutet die Verkündigung der Wahrheit ein, die verbreitet werden soll, bis Jesus seine Vermittlung beendet und zur Erde zurückkehrt, um sein Volk zu sich zu holen. Das Gericht, das 1844 seinen Anfang nahm, muss so lange weitergehen, bis alle Fälle von Verstorbenen und Lebenden entschieden sind, und es währt daher bis zum Ende der Gnadenzeit. Damit die Menschen vorbereitet sind, in diesem Gericht zu bestehen, fordert sie die Botschaft auf: "Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre ... und betet an den, der gemacht hat Himmel und Erde und Meer und die Wasserquellen." (V. 7) Ob jemand die Botschaft angenommen hat oder nicht, kann an folgenden Worten beurteilt werden: "Hier sind, die da halten die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus." (V. 12) Um sich auf das Gericht vorzubereiten, müssen die Menschen Gottes Gesetz beachten. Dieses Gesetz wird im Gericht das Maß für die Beurteilung des Charakters sein. Der Apostel Paulus erklärt: "Die unter dem Gesetz gesündigt haben, werden durchs Gesetz verurteilt werden ... an dem Tag, an dem Gott das Verborgene der Menschen durch Christus Jesus richten wird." (Römer 2,12.16) Weiter sagt er: "Die das Gesetz tun, werden gerecht sein." (Römer 2,13) Glaube ist notwendig, um das göttliche Gesetz halten zu können; denn "ohne Glauben ist's unmöglich, Gott zu gefallen" (Hebräer 11,6). "Was aber nicht aus dem Glauben kommt, das ist Sünde." (Römer 14,23)

"Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre" (Offenbarung 14,7), rief der erste Engel und forderte die Menschen auf, Gott als den Schöpfer des Himmels und der Erde zu ehren. Um das zu tun, müssen sie sein Gesetz halten. Salomo sagte: "Fürchte Gott und halte seine Gebote; denn das gilt für alle Menschen." (Prediger 12,13) Wenn die Menschen Gottes Gebote nicht halten, findet Gott keinen Gefallen an ihrem Gottesdienst. "Das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten." (1. Johannes 5,3) "Wer sein Ohr abwendet, um die Weisung nicht zu hören, dessen Gebet ist ein Gräuel." (Sprüche 28,9)

Die Verpflichtung, Gott anzubeten, beruht auf der Tatsache, dass er der Schöpfer ist und dass ihm alle Geschöpfe ihre Existenz verdanken. Wo immer die Bibel gebietet, ihn zu ehren und anzubeten, weil er über allen Göttern der Heiden steht, wird als Grund seine Schöpfermacht genannt. "Denn alle Götter der Völker sind Götzen; aber der Herr hat den Himmel gemacht." (Psalm 96,5) "Mit wem wollt ihr mich also vergleichen, dem ich gleich sei? spricht der Heilige. Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat dies geschaffen?" (Jesaja 40,25.26) "Denn so spricht der Herr, der den Himmel geschaffen hat. ... Ich bin der Herr, und sonst keiner mehr." (Jesaja 45,18) Der Psalmist sagt: "Erkennet, dass der Herr Gott ist! Er hat uns gemacht und nicht wir selbst zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide." (Psalm 100,3) "Kommt, lasst uns anbeten ... und niederfallen vor dem Herrn, der uns gemacht hat." (Psalm 95,6) Und die heiligen Wesen, die Gott im Himmel anbeten, sagen, warum ihm ihre Ehrfurcht gilt: "Herr, unser Gott, du bist würdig, zu nehmen Preis und Ehre und Kraft; denn du hast alle Dinge geschaffen." (Offenbarung 4,11)

In Offenbarung 14 werden die Menschen aufgefordert, den Schöpfer anzubeten, und in der Prophezeiung wird auf eine Gruppe von Menschen hingewiesen, die aufgrund der dreifachen Engelsbotschaft die Gebote Gottes halten. Eines dieser Gebote bezeichnet Gott direkt als Schöpfer. "Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes . Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der Herr den Sabbattag und heiligte ihn." (2. Mose 20,10.11) Vom Sabbat sagte der Herr, dass er "ein Zeichen" sei, "damit ihr wisst, dass ich, der Herr, euer Gott bin" (Hesekiel 20,20). Der Grund dazu lautet: "Denn in sechs Tagen machte der Herr Himmel und Erde, aber am siebenten Tage ruhte er und erquickte sich." (2. Mose 31,17)

An Den Schöpfer Denken

"Die Bedeutung des Sabbats als Erinnerung an die Schöpfung liegt darin, dass er uns stets den wahren Grund vor Augen hält, warum Gott die Anbetung gebührt" - er ist der Schöpfer und wir seine Geschöpfe. "Der Sabbat bildet die eigentliche Grundlage aller Gottesdienste, denn er lehrt diese große Wahrheit so eindrücklich wie keine andere Einrichtung. Der wahre Grund der Gottesanbetung, nicht nur am siebten Tag, liegt im Unterschied zwischen dem Schöpfer und seinen Geschöpfen. Die eindrucksvolle Realität ist nie überholt und darf nie vergessen werden." (AHS, XXVII) Um diese Wahrheit dem Menschen stets in Erinnerung zu bringen, hat Gott den Sabbat bereits in Eden eingesetzt. Solange die Tatsache, dass er unser Schöpfer ist, ein Grund zu seiner Anbetung bleibt, solange wird auch der Sabbat sein Zeichen zum Gedächtnis sein. Wäre der Sabbat überall gehalten worden, und hätten die Menschen ihre Gedanken und Neigungen stets in Ehrfurcht und Anbetung auf ihren Schöpfer gelenkt, hätte es nie einen Götzendiener, Atheisten oder Ungläubigen gegeben. Die Heiligung des Sabbats ist ein Zeichen der Treue gegenüber dem wahren Gott, "der den Himmel, die Erde, das Meer und die Quellen geschaffen hat" (Offenbarung 14,7 GNB). Daraus ergibt sich, dass die Botschaft, die dem Menschen gebietet, Gott anzubeten und seine Gebote zu halten, ihn ganz besonders dazu auffordert, das vierte Gebot zu befolgen.

Im Gegensatz zu denen, welche die Gebote Gottes halten und den Glauben Jesu haben, weist der dritte Engel auf eine andere Gruppe hin, gegen deren Irrtümer eine ernste und schreckliche Warnung ausgesprochen wird: "Wenn jemand das Tier anbetet und sein Bild und nimmt das Zeichen an seine Stirn oder an seine Hand, der wird von dem Wein des Zornes Gottes trinken." (Offenbarung 14,9.10) Eine richtige Auslegung der benutzten Symbole ist notwendig, um diese Botschaft zu verstehen. Was ist das Tier, das Bild und das Malzeichen?

Die Serie der Prophezeiungen mit diesen Symbolen beginnt in Offenbarung 12 mit dem Drachen, der Christus bei dessen Geburt umbringen will. Vom Drachen wird gesagt, dass er Satan darstellt (Offenbarung 12,9). Er war es, der Herodes drängte, den Erlöser zu töten. Doch das wichtigste Werkzeug Satans im Krieg gegen Christus und sein Volk während der ersten Jahrhunderte christlicher Zeit war das Römische Reich mit seiner vorwiegend heidnischen Religion. Während der Drache primär Satan darstellt, ist er andererseits auch ein Sinnbild für das heidnische Rom.

In Offenbarung 13,1-10 wird ein anderes Tier beschrieben, "gleich einem Panther", dem der Drache "seine Kraft und seinen Stuhl und große Macht" gab. Wie die meisten Protestanten geglaubt haben, symbolisiert dieses Bild das Papsttum, dessen Macht, Sitz und Autorität einst das alte Römische Reich innehatte. "Und es wurde ihm ein Maul gegeben, zu reden große Dinge und Lästerungen. ... Und es tat sein Maul auf zur Lästerung gegen Gott, zu lästern seinen Namen und sein Haus und die im Himmel wohnen. Und ihm wurde Macht gegeben, zu kämpfen mit den Heiligen und sie zu überwinden; und ihm wurde Macht gegeben über alle Stämme und Völker und Sprachen und Nationen." (Offenbarung 13,5-7) Diese Vorhersage, die fast identisch ist mit der Beschreibung des kleinen Horns von Daniel 7, weist zweifellos auf das Papsttum hin.

"Und ihm wurde Macht gegeben, es zu tun 42 Monate lang." Der Prophet sagt ferner: "Und ich sah eines seiner Häupter, als wäre es tödlich verwundet." Und weiter berichtet er: "Wenn jemand ins Gefängnis soll, dann wird er ins Gefängnis kommen; wenn jemand mit dem Schwert getötet werden soll, dann wird er mit dem Schwert getötet werden." (Offenbarung 13,5.3.10) Die 42 Monate bezeichnen die gleiche Zeitperiode wie "eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit" (dreieinhalb Jahre; Daniel 7,25; 12,7; Offenbarung 12,14) oder die 1260 Tage (Offenbarung 11,3; 12,6). Diese Periode begann 538 mit der päpstlichen Vorherrschaft und endete 1798. In diesem Jahr wurde der Papst durch die französische Armee gefangen genommen, das Papsttum erhielt eine tödliche Wunde und die Weissagung wurde erfüllt: "Wenn jemand in Gefangenschaft führt, so geht er [selbst] in die Gefangenschaft." (Offenbarung 13,10 Schl.)

Das Land Der Glaubensfreiheit

An dieser Stelle wird ein neues Bild vorgestellt. Der Prophet sagt: "Ich sah ein zweites Tier aufsteigen aus der Erde; das hatte zwei Hörner wie ein Lamm." (Offenbarung 13,11) Das Aussehen dieses Tieres sowie die Art und Weise seines Auftretens zeigen, dass es eine Nation ist, die anders ist als die, die durch die vorhergehenden Symbole dargestellt wurden. Die großen Königreiche, welche die Welt regierten, wurden dem Propheten Daniel als Raubtiere gezeigt. Diese erhoben sich, und "die vier Winde unter dem Himmel wühlten das große Meer auf" (Daniel 7,2). In Offenbarung 17 erklärt ein Engel, dass die Wasser "Völker und Scharen und Nationen und Sprachen" sind (Offenbarung 17,15). Winde sind ein Symbol für Kriege. Die vier Winde, die das große Meer aufwühlen, stellen Eroberungen und Umwälzungen dar, durch welche Königreiche zu Macht kamen.

Aber das Tier mit den lammähnlichen Hörnern sah der Prophet "aufsteigen aus der Erde" (Offenbarung 13,11). Statt andere Mächte zu erobern und deren Stelle einzunehmen, musste diese neue Nation in einem bisher unbewohnten Gebiet auftreten und sich allmählich und friedlich zu einer Großmacht entwickeln. Es konnte sich nicht unter den eng beieinander lebenden und miteinander kämpfenden Völkern der Alten Welt entwickeln, in jenem unruhigen Meer der "Völker und Scharen und Nationen und Sprachen" (Offenbarung 17,15). Es muss auf dem westlichen Teil der Erde gesucht werden.

Welche Nation der Neuen Welt begann nach 1798 mächtig zu werden, Größe und Stärke zu verheißen und die Aufmerksamkeit der Welt auf sich zu ziehen? Bei der Deutung dieses Sinnbildes gibt es keinen Zweifel. Eine einzige Nation entspricht der Beschreibung dieser Prophezeiung, sie weist eindeutig auf die Vereinigten Staaten von Amerika hin. Immer wieder ist von Rednern und Geschichtsschreibern der genaue Wortlaut des Propheten unbewusst verwendet worden, wenn der Aufstieg und das Wachstum dieses Staates erörtert wurden. Das Tier sah man "aufsteigen aus der Erde". Philologen sagen, dass das Wort, das hier mit "aufsteigen" wiedergegeben wird, die Bedeutung von "aufsprießen oder aufwachsen wie eine Pflanze" hat Wie wir gesehen haben, muss diese Nation in einem bisher unbesiedelten Gebiet entstehen. Ein bedeutender Schriftsteller, der über die Entstehung der Vereinigten Staaten schreibt, spricht vom "Geheimnis ihres Erscheinens aus der Leere" und sagt: "Wie ein stiller Same wuchsen wir zu einem Reich heran." (TNW, 462) Eine europäische Zeitung berichtete 1850 über die Vereinigten Staaten als einem wunderbaren Reich, das "hervorbrach und unter dem Schweigen der Erde täglich seine Macht und seinen Stolz vermehrte" (DN). In einer Rede über die Pilgerväter dieser Nation sagte Edward Everett: "Sie suchten nach einem abgelegenen Ort, geschützt durch seine Verborgenheit und sicher durch seine Abgeschiedenheit, wo die kleine Gemeinde aus Leiden sich der Gewissensfreiheit erfreuen konnte. Seht die ausgedehnten Gebiete, über die sie in friedlicher Eroberung ... die Fahnen des Kreuzes getragen haben!" (ESP, 22. Dezember 1824, 11)

"Und ... hatte zwei Hörner wie ein Lamm." (Offenbarung 13,11) Die lammähnlichen Hörner weisen auf Jugend, Unschuld und Sanftmut hin, was treffend den Charakter der Vereinigten Staaten schildert, als sie der Prophet 1798 "aufsteigen" sah. Unter den christlichen Auswanderern, die als Erste in Amerika Zuflucht vor der Verfolgung durch Landesherren und ein unduldsames Priestertum fanden, gab es viele, die entschlossen waren, eine Regierung auf einer breiten Grundlage bürgerlicher und religiöser Freiheit aufzubauen. Ihre Ansichten wurden in die Unabhängigkeitserklärung hineingeschrieben, in der die große Wahrheit enthalten ist, dass "alle Menschen gleich geboren" und mit unveräußerlichem Recht auf "Leben, Freiheit und Streben nach Glück" ausgestattet sind. Die Verfassung garantiert dem Volk das Recht auf Selbstverwaltung und schreibt zwingend vor, dass die Vertreter, die das Volk wählt, die Gesetze in Kraft setzen und zur Durchführung bringen sollen. Auch Glaubensfreiheit wurde gewährleistet, und jedermann konnte Gott frei nach seinem Gewissen anbeten. Republikanische Gesinnung und Protestantismus wurden die grundlegenden Prinzipien der Nation. Sie sind das Geheimnis ihrer Macht und ihres Wohlstands. Unterdrückte und Geschundene der ganzen Christenheit kamen voller Erwartung und Hoffnung in dieses Land. Millionen haben seine Ufer gesucht, und die Vereinigten Staaten sind zu einer der mächtigsten Nationen der Erde aufgestiegen.

Amerikanische Unduldsamkeit?

Aber das Tier mit den Hörnern gleichwie ein Lamm "redete wie ein Drache. Und es übt alle Macht des ersten Tieres aus vor seinen Augen, und es macht, dass die Erde und die darauf wohnen, das erste Tier anbeten, dessen tödliche Wunde heil geworden war ... und sagt denen, die auf Erden wohnen, dass sie ein Bild machen sollen dem Tier, das die Wunde vom Schwert hatte und lebendig geworden war" (Offenbarung 13,11-14).

Die lammähnlichen Hörner und die Drachenstimme des Tieres weisen auf einen auffallenden Gegensatz zwischen Worten und Taten dieser Nation hin. Die "Sprache des Drachens" sind die Handlungen ihrer Legislative und ihres Gerichtswesens. Ihre Taten strafen die freiheitlichen und friedlichen Grundsätze Lügen, die sie in ihrer Verfassung festgelegt haben. Die Voraussage, dass es "wie ein Drache" redet und "alle Macht des ersten Tieres" ausüben wird, sagt einen Geist der Unduldsamkeit und Verfolgung voraus, was bei den Nationen erkennbar ist, die durch den Drachen und das pantherähnliche Tier repräsentiert werden. Die Aussage, dass das Tier mit den zwei Hörnern bewirkt, "dass die Erde und die darauf wohnen das erste Tier anbeten", deutet darauf hin, dass diese Nation ihre Macht einsetzen wird, um eine Forderung durchzusetzen, die dem Papsttum Ehre erweisen wird.

Ein solches Handeln würde den Grundsätzen dieser Regierung völlig widersprechen, dem Geist ihrer freien Einrichtungen, dem feierlichen Bekenntnis der Unabhängigkeitserklärung und der Verfassung. Die Gründerväter versuchten in Weisheit der Benutzung weltlicher Macht durch die Kirche mit ihren unausweichlichen Folgen von Unduldsamkeit und Verfolgung vorzubeugen. Die Verfassung schreibt vor: "Der Kongress soll kein Gesetz zur Einführung von Religion oder auch gegen ihre freie Ausübung erlassen"; auch soll die "religiöse Haltung niemals als Befähigung zu irgendeiner öffentlichen Vertrauensstellung in den Vereinigten Staaten zur Bedingung gemacht werden". Erst wenn diese Schutzeinrichtungen der nationalen Freiheit offenkundig verletzt werden, können die Staatsbehörden einen religiösen Gehorsam erzwingen. Der innere Widerspruch eines solchen Vorgehens entspricht ziemlich genau der symbolischen Darstellung in der Bibel. Sie zeigt das Tier mit den lammähnlichen Hörnern, das sich zwar rein, mild und harmlos zeigt, aber wie ein Drache redet.

"Und sagt denen, die auf Erden wohnen, dass sie ein Bild machen sollen dem Tier." (Offenbarung 13,14) Hier wird deutlich eine Regierungsform angesprochen, bei der die gesetzgebende Macht in den Händen des Volkes liegt, ein treffender Beweis, dass mit dieser Prophezeiung die Vereinigten Staaten gemeint sind.

Was ist aber "das Bild des Tieres", und wie entsteht es? Das Bild wird von dem zweihörnigen Tier gemacht und ist ein Bild für das erste Tier. Es wird auch das Bild des Tiers genannt. Wenn wir erfahren wollen, was das Bild wirklich ist und wie es errichtet wird, müssen wir die Merkmale des Tieres - des Papsttums - ergründen.

Abfall, Einheitsstreben Und Gewalt

Als die erste Gemeinde von der Einfachheit des Evangeliums abwich und heidnische Bräuche und Gewohnheiten annahm, verlor sie den Geist und die Kraft Gottes. Um die Gewissen der Menschen zu überwachen, suchte sie die Unterstützung der Staatsgewalt. Als Folge davon entstand das Papsttum, eine Kirche, die die Staatsgewalt kontrollierte und sie zur Durchsetzung ihrer eigenen Absichten einsetzte, besonders zur Bestrafung der "Ketzerei". Damit die Vereinigten Staaten "ein Bild von dem Tier" machen können, müssen die religiösen Kräfte die Zivilregierung so beherrschen, dass der Staat zur Durchsetzung kirchlicher Ziele eingesetzt werden kann.

Wann immer die Kirche staatliche Macht erhielt, setzte sie diese ein, um Menschen zu bestrafen, die von ihrer Lehre abwichen. Protestantische Kirchen, die in den Fußstapfen Roms gingen und sich mit weltlichen Mächten verbanden, zeigten ein ähnliches Verlangen nach Einschränkung der Gewissensfreiheit. Ein Beispiel dazu bieten die andauernden Verfolgungen von Andersdenkenden durch die anglikanische Kirche. Im 16. und 17. Jahrhundert wurden Tausende von andersdenkenden Predigern gezwungen, ihre Gemeinden zu verlassen. Pastoren und Gemeindeglieder mussten Geldstrafen zahlen, wurden eingekerkert, gefoltert und starben als Märtyrer.

Es war der Abfall, der die frühe Kirche dazu veranlasste, die Hilfe des Staates zu suchen, und dies bereitete den Weg für die Entwicklung des Papsttums (des Tiers). Paulus sagte: "Zuvor muss der Abfall kommen und der Mensch der Bosheit offenbart werden." (2. Thessalonicher 2,3) Der Abfall in der Kirche bereitet demnach dem Bild des Tiers den Weg.

Die Bibel sagt einen religiösen Verfall voraus, der vor der Wiederkunft Christi stattfinden und dem des ersten Jahrhunderts ähnlich sein wird. "In der letzten Zeit vor dem Ende der Welt stehen uns schlimme Zustände bevor. Die Menschen werden selbstsüchtig, geldgierig, prahlerisch und eingebildet sein. Sie werden Gott lästern, ihren Eltern nicht gehorchen und vor nichts mehr Ehrfurcht haben. Sie sind undankbar, lieblos und unversöhnlich, verleumderisch, unbeherrscht und gewalttätig, sie hassen das Gute, sind untreu und unzuverlässig und aufgeblasen vor Überheblichkeit. Sie kümmern sich nicht um das, was Gott Freude macht, sondern suchen nur, was ihre eigene Lust vermehrt. Sie geben sich zwar den Anschein der Frömmigkeit, aber von der wahren Lehre, von der Kraft, aus der echte Frömmigkeit lebt, wollen sie nichts wissen." (2. Timotheus 3,1-5 GNB) "Der Geist aber sagt deutlich, dass in den letzten Zeiten einige von dem Glauben abfallen werden und verführerischen Geistern und teuflischen Lehren anhängen." (1. Timotheus 4,1) Satan wird "mit großer Kraft und lügenhaften Zeichen und Wundern und mit jeglicher Verführung zur Ungerechtigkeit" wirken. Und alle, welche "die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, dass sie gerettet würden", werden sich selbst überlassen und "kräftige Irrtümer" annehmen, "sodass sie der Lüge glauben" (2. Thessalonicher 2,9-11). Wenn dieser Zustand der Gottlosigkeit erreicht sein wird, werden die Ergebnisse wie in den ersten Jahrhunderten folgen.

Die großen Glaubensunterschiede unter den protestantischen Kirchen sind für viele ein entscheidender Beweis dafür, dass niemand versuchen wird, eine Einheitlichkeit zu erzwingen. Und doch herrscht unter den Kirchen seit Jahrzehnten eine immer stärker werdende Neigung, die Einheit aufgrund von gemeinsamen Glaubenslehren zu suchen. Um eine solche Einheit zu erreichen, muss die Erörterung kontroverser Themen ausgeklammert werden, wie wichtig diese vom biblischen Standpunkt aus auch sein mögen.

Charles Beecher, ein hervorragender amerikanischer Prediger, erklärte 1846 in einer Predigt: "Die Geistlichkeit der evangelisch-protestantischen Gemeinschaften steht nicht nur von Anfang an unter einem gewaltigen Druck rein menschlicher Furcht, sie lebt, bewegt und atmet auch in einem radikal verdorbenen Zustand. Zu jeder Stunde appelliert sie an alle niedrigeren Elemente ihrer Natur, um die Wahrheit zum Schweigen zu bringen und die Knie vor einer abgefallenen Macht zu beugen. Ging es nicht so mit Rom? Erleben wir jetzt nicht noch einmal das Gleiche? Was sehen wir gerade vor uns? Ein weiteres allgemeines Konzil! Eine Weltversammlung! Eine evangelische Allianz und ein universales Glaubensbekenntnis!" (BBSC) Wenn dieses Ziel erst einmal erreicht sein wird, dann wird es beim Bemühen um vollständige Einheit schnell auch zu Gewaltanwendung kommen.

Wenn sich die führenden Kirchen der Vereinigten Staaten in den Lehrpunkten, die sie ohnehin gemeinsam haben, zusammenschließen, werden sie den Staat so beeinflussen, dass er ihre Verordnungen durchsetzt und ihre Einrichtungen unterstützt. Dann wird das protestantische Amerika ein Bild der römischen Hierarchie errichtet haben, und die Verhängung von Strafen über Andersgläubige wird unausweichlich folgen.

Das Tier mit zwei Hörnern "macht [befiehlt], dass sie allesamt, die Kleinen und Großen, die Reichen und Armen, die Freien und Sklaven, sich ein Zeichen machen an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn und dass niemand kaufen oder verkaufen kann, wenn er nicht das Zeichen hat, nämlich den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens" (Offenbarung 13,16.17). Die Warnung des dritten Engels lautet: "Wenn jemand das Tier anbetet und sein Bild und nimmt das Zeichen an seine Stirn oder an seine Hand, der wird von dem Wein des Zornes Gottes trinken." (Offenbarung 14,9.10) Das "Tier", das in dieser Botschaft erwähnt und dessen Anbetung durch das zweihörnige Tier erzwungen wird, ist das erste, pantherähnliche Tier aus Offenbarung 13, das Papsttum. Das "Bild des Tieres" stellt die Form des abgefallenen Protestantismus dar, die entstehen wird, sobald die protestantischen Kirchen zur Durchsetzung ihrer Lehren beim Staat Hilfe suchen. Nun muss noch das "Malzeichen des Tieres" beschrieben werden.

Der Sabbat: Ein Zeichen Der Zugehörigkeit Zu Gott

Nach der Warnung vor der Anbetung des Tiers und seines Bildes erklärt die Prophetie weiter: "Hier sind, die da halten die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus!" (Offenbarung 14,12) Da Menschen, die Gottes Gebote halten und solche, die das Tier anbeten und sein Malzeichen annehmen, in Gegensatz zueinander gebracht werden, kann daraus gefolgert werden, dass die Einhaltung von Gottes Gesetz einerseits und dessen Übertretung anderseits den Unterschied zwischen Anbetern Gottes und Anbetern des Tieres ausmacht.

Das besondere Merkmal des Tiers und folglich auch das seines Bildes ist die Übertretung der Gebote Gottes. Daniel sagte von dem kleinen Horn, dem Papsttum: "Er wird ... sich unterstehen, Festzeiten und Gesetz zu ändern." (Daniel 7,25) Und Paulus nannte dieselbe Macht den "Menschen der Bosheit" (2. Thessalonicher 2,3), der sich über Gott erheben würde. Eine Weissagung ergänzt die andere. Das Papsttum konnte sich nur deshalb über Gott erheben, weil es das Gesetz änderte. Wer wissentlich das so veränderte Gesetz hält, gibt durch sein Verhalten jener Macht die höchste Ehre, die es verändert hat. Ein solcher Gehorsam gegenüber den päpstlichen Gesetzen würde ein Zeichen der Treue zum Papst statt zu Gott sein.

Das Papsttum hat den Versuch unternommen, das Gesetz Gottes zu ändern. Das zweite Gebot, das die Anbetung von Bildern verbietet, wurde aus dem Gesetz entfernt, und das vierte wurde so verändert, dass der erste Wochentag anstelle des siebenten zum Ruhetag gemacht wurde. Doch die Vertreter des Papsttums argumentieren, ein Grund, das zweite Gebot wegzulassen, sei der, dass es im ersten enthalten und deshalb überflüssig sei, und dass sie das Gesetz genau so formuliert hätten, wie es Gott verstanden haben wollte. Dies könne nicht die Veränderung sein, die vom Propheten vorhergesagt wurde. Der Prophet spricht von einer absichtlichen und überlegten Veränderung: "Er wird ... sich unterstehen, Festzeiten und Gesetz zu ändern." Die Änderung des vierten Gebotes entspricht genau den Angaben der Prophezeiung. Als einzige Autorität hierfür steht die Kirche. Dadurch setzt sich die päpstliche Macht offen über Gott.

Die Menschen, die Gott anbeten, zeichnen sich durch die Beachtung des vierten Gebotes aus. Das Sabbatgebot ist ein Zeichen für Gottes Schöpfermacht und bezeugt sein Anrecht auf die Ehrerbietung und Verehrung der Menschen. Demgegenüber werden sich die Anbeter des Tieres dadurch auszeichnen, dass sie sich bemühen, das Denkmal des Schöpfers niederzureißen und Rom zu erheben. Wegen des Sonntags64machte das Papsttum erstmals seine anmaßenden Ansprüche geltend und bediente sich zum ersten Mal der Macht des Staates, um die Feier dieses Tages als "Tag des Herrn" zu erzwingen. Doch die Bibel nennt den siebenten Tag "Tag des Herrn", nicht den ersten. Christus sagte: "So ist der Sohn des Menschen Herr auch des Sabbats." (Markus 2,28 Elb.) Das vierte Gebot erklärt: "Am siebenten Tage ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes." (2. Mose 20,10) Und durch den Propheten Jesaja spricht Gott von "meinem heiligen Tage" (Jesaja 58,13).

Die so oft wiederholte Behauptung, dass Christus den Sabbat verändert habe, wird durch seine eigenen Worte widerlegt. In der Bergpredigt sagte er: "Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Weisungen der Propheten außer Kraft zu setzen. Ich bin nicht gekommen, um sie außer Kraft zu setzen, sondern um sie zu erfüllen und ihnen volle Geltung zu verschaffen. Ich versichere euch: Solange Himmel und Erde bestehen, wird kein i-Punkt und kein Komma im Gesetz gestrichen. Das ganze Gesetz muss erfüllt werden. Wer also ein noch so unbedeutendes Gebot für ungültig erklärt und die Menschen in diesem Sinne lehrt, wird in der neuen Welt Gottes den letzten Platz einnehmen. Wer es aber befolgt und andere dazu anhält, wird in der neuen Welt Gottes hoch geachtet sein." (Matthäus 5,17-19 GNB)

Die Protestanten geben allgemein zu, dass die Schrift niemandem die Berechtigung gibt, den Sabbat zu verändern. Dies kann in verschiedensten Veröffentlichungen nachgelesen werden. So rechnet das Augsburger Bekenntnis den Sonntag zu den menschlichen Satzungen, "um guter Ordnung, Einigkeit und des Friedens willen erfunden" (CA, Artikel 15). Ein bedeutender deutscher Theologe erklärt, dass wir den Sonntag nicht aus "dem Neuen Testament, sondern aus der kirchlichen Überlieferung" haben. Ja, er behauptet: "Dass Christus oder seine Apostel ... den Sonntag und die Feiertage verordnet [hätten], lässt sich nicht nur nicht erweisen, sondern es lässt sich sogar das Gegenteil zu aller nach Lage der Zeugnisse denkbaren Evidenz bringen." (BA, 52/53) Dies wird auch eindeutig in Publikationen der amerikanischen Traktatgesellschaft und der amerikanischen Sonntagsschulunion bestätigt. Eines dieser Werke erklärt deutlich, dass sich das Neue Testament über ein neues Sabbatgebot (gemeint ist der erste Wochentag, der Sonntag) völlig ausschweigt. Auch gebe es keine Vorschriften über dessen Beachtung (EAS, 184).

Ein anderer Autor schreibt: "Bis zum Tode Christi wurde keine Veränderung des Tages vorgenommen" und "soweit der Bericht zeigt, gaben sie [die Apostel] keinen ausdrücklichen Befehl zur Aufhebung des Siebenten-Tag-Sabbats und zu dessen Feier am ersten Wochentag" (WLD, 186).

Die Katholiken anerkennen, dass die Veränderung des Sabbats durch ihre Kirche geschehen ist, und erklären, dass Protestanten durch die Beachtung des Sonntags ihre Macht anerkennen. Der "Catholic Catechism of Christian Religion" beantwortet die Frage, welchen Tag man nach dem vierten Gebot halten solle, wie folgt: "Unter dem alten Gesetz war der Samstag der geheiligte Tag; aber die Kirche, angewiesen durch Jesus Christus und geleitet von dem Geist Gottes, hat den Sonntag an die Stelle des Sabbats gesetzt, sodass wir nun den ersten, nicht aber den siebenten Tag, heiligen. Sonntag bedeutet und ist jetzt der Tag des Herrn."

Katholische Autoren nennen als Zeichen der Autorität der Kirche "die Verlegung des Sabbats auf den Sonntag, der auch die Protestanten gefolgt sind . da sie durch die Sonntagsheiligung die Macht der Kirche anerkennen, Feste einzusetzen und deren Übertretung als Sünde zu bezeichnen" (TACD, 58). Was ist daher die Veränderung des Sabbats anderes als ein ausgeprägtes Zeichen der Autorität der römischen Kirche - "das Malzeichen des Tieres" (Offenbarung 16,2)?

Der Sonntag Wird Zum Malzeichen Des Tieres

Die römische Kirche hat ihren umfassenden Machtanspruch nie aufgegeben, und wenn die Welt und die protestantischen Kirchen einen "Sabbat" katholischer Prägung akzeptieren und den biblischen Sabbat verwerfen, stimmen sie dieser Anmaßung praktisch zu. Für diese Veränderung mögen sie sich auf die Autorität der Tradition und der Kirchenväter berufen. Doch indem sie das tun, übergehen sie ausgerechnet jenen Grundsatz, der sie von Rom trennt und der betont, dass die Bibel und die Bibel allein die Grundlage des Protestantismus ist. Die Anhänger des Papsttums können erkennen, dass die Protestanten sich selbst betrügen und willentlich ihre Augen vor den Tatsachen verschließen. Solange die Bewegung zur Durchsetzung der Sonntagsruhe an Boden gewinnt, werden sie sich aber freuen und sich in ihrer Gewissheit bestärkt fühlen, dass letztlich die ganze protestantische Welt unter das Banner Roms gelangen wird.

Anhänger Roms behaupten, dass "die Protestanten durch ihre Sonntagsheiligung der Autorität der [katholischen] Kirche entgegen ihrem eigenen Willen Ehrerbietung erweisen" (SPTP, 213). Die Durchsetzung der Sonntagsfeier durch die protestantischen Kirchen fördert die Anerkennung der päpstlichen Macht - des Tieres. Wer die Ansprüche des vierten Gebots versteht und trotzdem den falschen Sabbat anstelle des wahren wählt, gibt jener Macht die Ehre, die aus eigener Autorität den falschen Sabbat befohlen hat. Dadurch, dass die Kirchen für die Durchsetzung einer religiösen Pflicht den Staat zu Hilfe nehmen, schaffen sie selbst das Bild des Tiers. Deshalb wird die mögliche Durchsetzung einer allgemeinen Sonntagsfeier in den Vereinigten Staaten eine Durchsetzung der Anbetung des Tieres und seines Bildes sein.

Doch es gab Christen früherer Generationen, die den Sonntag feierten und glaubten, dadurch den biblischen Sabbat zu halten. Bis heute gibt es wahre Christen in jeder Kirche, auch in der römisch-katholischen, die aufrichtig glauben, dass der Sonntag der von Gott verordnete Ruhetag sei. Gott nimmt ihre ehrliche Absicht und ihre dadurch gezeigte Rechtschaffenheit an. Doch wenn die Sonntagsruhe gesetzlich angeordnet und gleichzeitig die Welt über die Verpflichtungen des wahren Sabbats erleuchtet wird, ehrt jeder, der Gottes Gebot übertritt, um einer Vorschrift zu gehorchen, die keine höhere Autorität kennt als diejenige Roms, das Papsttum mehr als Gott. Er verehrt das Tier und sein Bild. Wenn Menschen eine Einrichtung verwerfen, von der Gott gesagt hat, sie sei der Beweis seiner Autorität, und an dessen Stelle das ehren, was Rom als Hinweis auf seine Oberherrschaft betrachtet, nehmen sie damit das Zeichen der Treue zu Rom an, "das Malzeichen des Tieres". Wenn diese Angelegenheit den Menschen deutlich vor Augen geführt wird und sie zwischen den Geboten Gottes und Geboten von Menschen wählen müssen, dann werden diejenigen, die an ihrer Übertretung festhalten, "das Malzeichen des Tiers" erhalten.

Die schrecklichste Drohung, die je an Sterbliche gerichtet worden ist, wird in der dritten Engelsbotschaft ausgesprochen. Eine Sünde, die gnadenlos den Zorn Gottes hervorruft, muss furchtbar sein. Die Menschen werden über diese wichtige Angelegenheit nicht im Dunkeln gelassen. Der Welt muss diese Warnung verkündigt werden, bevor Gottes Gerichte über sie hereinbrechen, damit jeder weiß, warum er bestraft werden könnte und die Möglichkeit hat, dieser Strafe zu entkommen. Das prophetische Wort sagt, dass der erste Engel seine Botschaft "allen Nationen und Stämmen und Sprachen und Völkern" (Offenbarung 14,6) verkündigt. Die Warnung des dritten Engels, die auch ein Teil dieser dreifachen Engelsbotschaft ist, soll nicht weniger weit verbreitet werden. Die Prophezeiung spricht von der lauten Stimme eines Engels, der durch den Himmel fliegt und die Aufmerksamkeit der Welt auf sich lenkt.

Am Ende dieses Kampfs wird die Christenheit in zwei Lager aufgeteilt sein: in eines, das die Gebote Gottes beachtet und am Glauben Jesu festhält, und eines, das dem Tier und seinem Bild huldigt und sein Malzeichen annimmt. Obwohl sich Kirche und Staat vereinigen werden und "die Kleinen und Großen, die Reichen und Armen, die Freien und Sklaven" gezwungen werden (Offenbarung 13,16), "das Zeichen des Tieres" anzunehmen, wird doch Gottes Volk diesem Zwang widerstehen. Der Seher von Patmos sieht "die den Sieg behalten hatten über das Tier und sein Bild und über die Zahl seines Namens; die standen an dem gläsernen Meer und hatten Gottes Harfen und sangen das Lied des Mose ... und das Lied des Lammes" (Offenbarung 15,2.3).