Vom Schatten Zum Licht

Kapitel 33

Die Erste Grosse Täuschung

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Die Bemühungen Satans, unser Menschengeschlecht zu verführen, gehen zurück in die frühesten Anfänge der Geschichte. Der Anstifter des Aufruhrs im Himmel wollte auch die Erdbewohner in seinen Streit gegen die Herrschaft Gottes hineinziehen. Adam und Eva lebten vollkommen glücklich im Gehorsam dem Gesetz Gottes gegenüber. Dies war ein ständiges Zeugnis gegen die Behauptung, die Satan im Himmel vorgebracht hatte, dass das Gesetz Gottes seine Geschöpfe knechte und ihrem Glück im Wege stehe. Darüber hinaus war Satan neidisch, als er die schöne Heimat sah, die Gott dem sündlosen Paar bereitet hatte. Er beschloss daher, die Menschen zu Fall zu bringen, und wenn er sie von Gott getrennt und unter seine Macht gebracht hätte, würde er die Erde in seinen Besitz nehmen und hier sein Reich des Widerstands gegen den Allerhöchsten aufrichten.

Das Leben Verspielt

Hätte sich Satan in seinem wahren Charakter offenbart, wäre er sofort abgewiesen worden, denn Gott hatte Adam und Eva vor diesem gefährlichen Feind gewarnt. Doch er wirkte im Dunklen und verbarg seine Absichten, damit er sein Ziel umso sicherer erreichen konnte. Er benutzte die Schlange als Medium, die damals ein bezauberndes Geschöpf war, und wandte sich mit den Worten an Eva: "Ja, sollte Gott gesagt haben: ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten?" (1. Mose 3,1) Hätte sich Eva nicht auf ein Gespräch mit dem Verführer eingelassen, wäre sie außer Gefahr gewesen, doch sie ließ sich auf eine Unterredung mit ihm ein und wurde ein Opfer seiner List. Genauso werden heute noch viele Menschen bezwungen. Sie zweifeln und argumentieren über Gottes Forderungen, und statt den göttlichen Geboten zu gehorchen, nehmen sie menschliche Theorien an, die nur die Pläne Satans verschleiern.

"Da sprach die Frau zu der Schlange: Wir essen von den Früchten der Bäume im Garten; aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Esset nicht davon, rühret sie auch nicht an, dass ihr nicht sterbet! Da sprach die Schlange zur Frau: Ihr werdet keineswegs des Todes sterben, sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist." (1. Mose 3,2-5) Er erklärte, sie würden wie Gott, sie würden größere Weisheit erlangen und eine höhere Daseinsstufe erreichen. Eva gab der Versuchung nach, und durch ihren Einfluss wurde auch Adam zur Sünde verführt. Sie glaubten den Worten der Schlange, dass Gott das, was er gesagt hatte, nicht so ernst nehmen würde und begannen, ihrem Schöpfer zu misstrauen. Sie bildeten sich ein, dass Gott ihre Freiheit einschränken wollte, dass sie aber durch Übertretung seines Gesetzes große Weisheit und eine hohe Daseinsstufe erlangen könnten.

Doch was fand Adam nach seiner Sünde über die Bedeutung der Worte "an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben" (1. Mose 2,17) heraus? Stellte er fest, dass er nun eine höhere Daseinsstufe erreicht hatte, wie Satan ihn glauben gemacht hatte? Dann wäre diese Übertretung für ihn ein großer Gewinn gewesen, und Satan hätte sich als Wohltäter des Menschengeschlechts entpuppt. Aber Adam stellte fest, dass dies nicht die Bedeutung der göttlichen Worte war. Gott hatte erklärt, der Mensch müsse als Strafe für die Sünde zur Erde zurückkehren, von der er genommen war. "Du bist Erde und sollst zu Erde werden." (1. Mose 3,19) Die Worte Satans "So werden eure Augen aufgetan" erwiesen sich nur insofern als wahr, als den beiden nach ihrem Ungehorsam die Augen geöffnet wurden und sie ihre Torheit erkannten. Nun kannten sie das Böse und sollten bald die Folgen ihres Ungehorsams erleben.

Inmitten des Gartens Eden wuchs der Baum des Lebens, dessen Frucht die Kraft hatte, ewiges Leben zu geben. Hätte Adam Gott gehorcht, hätte er weiterhin freien Zugang zu diesem Baum gehabt und ewig gelebt. Als er aber sündigte, wurde ihm der Zugang zu diesem Baum verwehrt, und er wurde sterblich. Der göttliche Urteilsspruch "Du bist Erde und sollst zu Erde werden" weist auf eine vollständige Auslöschung des Lebens hin.

Die Unsterblichkeit, die Gott dem Menschen unter der Bedingung des Gehorsams versprochen hatte, ging durch die Gesetzesübertretung verloren. Adam konnte seiner Nachkommenschaft nicht weitergeben, was er nicht besaß, und es hätte für die gefallene Menschheit keine Hoffnung auf ewiges Leben gegeben, wenn Gott dies nicht durch das Opfer seines Sohnes dem Menschen erreichbar gemacht hätte. Während "der Tod zu allen Mensehen durchgedrungen" ist, "weil sie alle gesündigt haben" (Römer 5,12), hat Christus "das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht ... durch das Evangelium" (2. Timotheus 1,10). Nur durch Christus ist Unsterblichkeit zu erreichen. Jesus sagte: "Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen." (Johannes 3,36) Jeder Mensch kann diesen unschätzbaren Segen erhalten, wenn er die Bedingungen dazu erfüllt. Alle, "die in aller Geduld mit guten Werken trachten nach Herrlichkeit, Ehre und unvergänglichem Leben", empfangen "ewiges Leben" (Römer 2,7).

Der Einzige, der Adam Leben im Ungehorsam versprach, war der große Betrüger. Die Erklärung der Schlange an Eva im Paradies - "ihr werdet mitnichten des Todes sterben" - war die erste Predigt, die über die Unsterblichkeit der Seele gehalten wurde. Doch diese Erklärung, die einzig und allein auf der Autorität Satans beruht, vernimmt man immer wieder von den Kanzeln der Christenheit, und sie wird von der Mehrheit der Menschen genauso bereitwillig aufgenommen wie von unseren Ureltern. Das göttliche Urteil: "Die Seele, die sündigt, sie soll sterben" (Hesekiel 18,20 Elb.), wird umgedeutet in "Die Seele, die sündigt, soll nicht sterben, sondern ewig leben." Wir können uns über diese eigentümliche Verblendung nur wundern, die Menschen so leichtgläubig gegenüber den Aussagen Satans macht und so ungläubig, wenn es um Gottes Worte geht.

Hätte Gott dem Menschen nach dessen Fall weiterhin freien Zugang zum Baum des Lebens gewährt, hätte der Mensch ewig leben können, und die Sünde wäre dadurch unsterblich geworden. Doch Cherubim mit flammendem, blitzendem Schwert bewachten "den Weg zu dem Baum des Lebens" (1. Mose 3,24), und niemandem aus Adams Familie wurde es gestattet, diese Grenze zu überschreiten und von der Leben spendenden Frucht zu essen. Somit gibt es keinen unsterblichen Sünder.

Ewige Höllenqualen Und Ein Gott Der Liebe?

Nach dem Sündenfall beauftragte Satan seine Engel, sich besonders darum zu bemühen, den Menschen den Glauben einzuimpfen, sie besäßen eine natürliche Unsterblichkeit. Sobald sie die Leute dazu gebracht hätten, diesen Irrtum anzunehmen, sollten sie diese zur Schlussfolgerung führen, dass ein Sünder in Ewigkeit im Elend leben müsse. Nun stellte der Fürst der Finsternis mit Hilfe seiner Helfer Gott als einen rachsüchtigen Tyrannen dar und erklärte, dieser würde alle, die ihm nicht gefallen, in die Hölle verstoßen, um sie ewig seinen Zorn spüren zu lassen. Während sie dort unter unaussprechlichen Qualen leiden und sich in den ewigen Flammen krümmen, schaue ihr Schöpfer mit Genugtuung auf sie herab.

Auf diese Weise projiziert der Erzfeind seine eigenen Eigenschaften auf den Schöpfer und Wohltäter der Menschheit. Grausamkeit ist satanisch, Gott aber ist Liebe. Alles, was Gott schuf, war rein, heilig und lieblich, bis der große Aufrührer die Sünde in die Welt brachte. Satan ist der Feind, der die Menschen zur Sünde verführt und sie vernichtet, wenn er es kann. Wenn er sein Opfer einmal in seiner Gewalt hat, freut er sich über dessen Untergang. Wäre es ihm erlaubt, würde er die ganze Menschheit mit seinem Netz fangen. Wenn die göttliche Macht nicht eingegriffen hätte, würde ihm kein einziger Sohn und keine einzige Tochter Adams entkommen.

Auch heute versucht Satan, Menschen zu überwältigen, wie er es damals mit unseren ersten Eltern tat, indem er das Vertrauen zu ihrem Schöpfer erschüttert und sie verleitet, die Weisheit seiner Herrschaft und die Gerechtigkeit seines Gesetzes anzuzweifeln. Um ihre Bosheit und Rebellion zu rechtfertigen, stellen Satan und seine Gesandten Gott noch schlimmer dar, als sie selbst sind. Der große Betrüger versucht, seinen eigenen grausamen Charakter auf unseren himmlischen Vater zu projizieren. Damit will er selbst als derjenige erscheinen, dem großes Unrecht angetan wurde, als man ihn aus dem Himmel verbannte, weil er sich einem solch ungerechten Herrscher wie Gott nicht unterwerfen wollte. Er führt der Welt die Freiheit vor Augen, der sie sich unter seiner "Mildtätigkeit" erfreuen würde, im Gegensatz zu dem Zwang unter den strengen Geboten Jahwes. So gelingt es ihm stets, Menschen von ihrer Treue zu Gott wegzulocken.

Die Lehre von einer ewig brennenden Hölle, in der die verstorbenen Bösen mit Feuer und Schwefel gequält werden, verletzt einerseits jedes Gefühl von Liebe und Barmherzigkeit. Andererseits widerspricht es auch unserem Sinn für Gerechtigkeit, wenn ein Mensch für die Sünden eines kurzen Erdenlebens so lange leiden müsste. Und doch ist diese Lehre weit verbreitet und findet sich in vielen Glaubensbekenntnissen der Christenheit. So sagte ein angesehener Theologe: "Der Anblick der Höllenqualen wird die Glückseligkeit der Heiligen für immer vergrößern. Wenn sie sehen, wie andere, gleicher Natur wie sie und unter den gleichen Umständen geboren, in solches Elend stürzen, während sie selbst ausgezeichnet dastehen, werden sie erkennen, wie glücklich sie sind." Ein anderer sagte Folgendes: "Während der Verdammungsbefehl ewig an den Gefäßen des Zornes vollstreckt wird, steigt der Rauch ihrer Qual ewiglich vor den Gefäßen der Gnade auf, und diese werden, statt an dem Schicksal dieser Elenden Anteil zu nehmen, sagen: Halleluja! Lobt den Herrn!"

Wo finden sich solche Lehren im Wort Gottes? Werden denn die Erlösten im Himmel jedes Mitgefühl und alle Barmherzigkeit, ja sogar die Empfindungen ganz gewöhnlicher Menschlichkeit verloren haben? Werden diese dann durch stoische Teilnahmslosigkeit oder barbarische Grausamkeit ersetzt? Nein, so etwas lehrt das Wort Gottes niemals! Die Ansichten, die in diesen gerade erwähnten Zitaten vertreten werden, stammen von Männern, die gebildet und aufrichtig sein mögen, aber von Satans List getäuscht wurden. Er verleitet sie dazu, deutliche Aussagen der Bibel falsch auszulegen, und verleiht der Sprache einen Anflug von Bitterkeit und Bosheit, die zu ihm, doch niemals zu unserem Schöpfer passen. "So wahr ich lebe, spricht Gott der Herr: Ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern dass der Gottlose umkehre von seinem Wege und lebe. So kehrt nun um von euren bösen Wegen. Warum wollt ihr sterben, ihr vom Hause Israel?" (Hesekiel 33,11)

Was wäre das für ein Gott, der sich am Anblick ewiger Qualen ergötzt? Kann sich unser Schöpfer wirklich am Stöhnen, am Geschrei und an den Verwünschungen von leidenden Geschöpfen erfreuen, die er in den Flammen der Hölle gefangen hält? Können diese entsetzlichen Schreie im Ohr der unendlichen Liebe Musik sein? Es wird behauptet, dass das dauernde Elend der Gottlosen Gottes Hass gegen die Sünde zeigt, die den Frieden und die Ordnung im Universum zerstört. Welch schreckliche Gotteslästerung! Als ob Gottes Hass gegen die Sünde ein Grund wäre, diese zu verewigen. Diese Theologen lehren, dass die endlose Qual, die keine Hoffnung auf Gnade kennt, die elenden Opfer rasend macht, und wenn sie ihre Wut in Flüchen und Gotteslästerungen zum Ausdruck bringen, sie ihre Schuldenlast immer mehr vergrößern. Gottes Herrlichkeit wird nicht dadurch erhöht, dass Sünde dauernd vermehrt und verewigt wird.

Der menschliche Geist ist nicht in der Lage, das Elend abzuschätzen, das durch diese Irrlehre von der ewigen Qual entstanden ist. Die biblische Religion, die voller Liebe und Güte und überaus reich an Erbarmen ist, wird durch solchen Aberglauben verfinstert und mit Schrecken umgeben. Wenn man bedenkt, wie falsch Satan den Charakter Gottes darstellt, wen wundert es dann, dass unser mitfühlender Schöpfer so sehr gefürchtet, gescheut und sogar gehasst wird? Diese fürchterlichen Vorstellungen von Gott, die auf der ganzen Welt von den Kanzeln herab gepredigt wurden, haben schon Tausende, ja Millionen zu Skeptikern und Ungläubigen gemacht.

Die Lehre von der ewigen Qual ist eine der Irrlehren, die zum "Zorneswein der Hurerei" Babylons gehören, von dem sie allen Völkern zu trinken gibt, wie es in Offenbarung 14,8 und 17,2 steht. Dass Diener Christi solche Irrlehren angenommen haben und sie von geweihten Stätten aus verkündigten, ist in der Tat rätselhaft. Sie übernahmen sie von Rom, wie dies auch beim falschen Sabbat der Fall war. Sicher haben auch große und aufrichtige Männer solche Lehren gepredigt, aber sie haben zu diesem Thema nicht dieselbe Erkenntnis erhalten wie wir heute. Sie waren nur für das Licht verantwortlich, das sie empfangen hatten. Von uns wird Rechenschaft von dem verlangt, was in unseren Tagen erkannt worden ist. Wenn wir vom Zeugnis der Schrift abweichen und Irrlehren annehmen, nur weil unsere Väter sie lehrten, stehen wir unter dem Urteil, das über Babylon ausgesprochen wird: Wir trinken vom "Zorneswein ihrer Hurerei" (Offenbarung 14,8).

Der Irrtum Der Allversöhnung

Sehr viele Menschen, bei denen die Lehre von der ewigen Qual Abscheu erregt, werden oft zum Gegenteil getrieben. Sie lesen in der Schrift, dass Gott Liebe und Barmherzigkeit ist, und können nicht glauben, dass er seine Geschöpfe einem ewig brennenden Feuer überlassen wird. Weil sie an der Lehre von der Unsterblichkeit der Seele festhalten, sehen sie keine andere Alternative, als zu schlussfolgern, dass alle Menschen letztlich gerettet werden. Viele sehen in den Warnungen der Bibel lediglich ein Mittel, um die Menschen durch Angst zum Gehorsam zu treiben, und glauben, dass diese sich nie buchstäblich erfüllen werden. So kann der Sünder seinen selbstsüchtigen Vergnügungen nachgehen, die Forderungen Gottes missachten und doch erwarten, einmal angenommen zu werden. Eine solche Lehre, die auf Gottes Barmherzigkeit pocht, aber seine Gerechtigkeit ablehnt, gefällt dem fleischlichen Herzen und festigt die Kühnheit der Gottlosen.

Um zu zeigen, wie diejenigen, die an die Allversöhnung glauben, die Schrift verdrehen, damit sie ihre zerstörerischen Lehren stützen können, reicht es aus, auf ihre eigenen Äußerungen hinzuweisen. Beim Begräbnis eines ungläubigen jungen Mannes, der durch einen Unfall ums Leben kam, wählte ein Geistlicher, der ein Anhänger der Allversöhnung war, folgenden Bibeltext, der sich auf David bezog: "Denn er hatte sich getröstet über Amnon, dass er tot war." (2. Samuel 13,39)

Der Geistliche sprach: "Man fragt mich häufig, was das Schicksal jener sein werde, die in Sünden die Welt verlassen, die vielleicht in betrunkenem Zustand, mit den unabgewaschenen Scharlachflecken des Verbrechens an ihren Kleidern sterben, oder die dahinfahren wie dieser junge Mann, ohne je nach Religion gefragt oder ihren Segen erfahren zu haben. Wir sind zufrieden mit der Heiligen Schrift; ihre Antwort soll das schreckliche Problem lösen. Amnon war überaus sündig; er war unbußfertig, wurde betrunken gemacht und in diesem Zustand umgebracht. David war ein Prophet Gottes; er muss gewusst haben, ob Amnon es in der zukünftigen Welt schlecht oder gut haben werde. Was war die Äußerung seines Herzens? ›König David hörte auf, Absalom zu grollen; denn er hatte sich getröstet über Amnon, dass er tot war.‹"

"Welche Schlussfolgerung können wir aus diesen Worten ziehen?", fuhr der Verkündiger fort. "Ist es nicht die, dass eine endlose Qual nicht zu seiner Glaubensüberzeugung gehörte? Das entspricht genau unserem Glauben; und hier entdecken wir ein schlagkräftiges Argument zur Unterstützung der angenehmeren, erleuchtenderen, gefälligeren Annahme einer letzten, allgemeinen Reinheit und eines dauernden Friedens. Er war getröstet darüber, dass sein Sohn tot war. Und warum? Weil sein prophetisches Auge vorwärts in die herrliche Zukunft blicken und sehen konnte, dass sein Sohn, nachdem er von allen Versuchungen weit entfernt, von der Knechtschaft befreit, von der Verderbtheit der Sünde gereinigt, ausreichend geheiligt und erleuchtet, in die Versammlung aufgefahrener, frohlockender Geister aufgenommen wurde. Sein einziger Trost war, dass sein geliebter Sohn, entrückt aus dem gegenwärtigen Zustand der Sünde und des Leidens, dorthin versetzt sei, wo die erhabensten Einflüsse des Heiligen Geistes sich in seine verfinsterte Seele ergießen würden, wo sein Verstand der Weisheit des Himmels und dem lieblichen Einfluss unsterblicher Liebe geöffnet würde und er, auf diese Weise ausgerüstet mit einem geheiligten Wesen, die Ruhe und Gemeinschaft des himmlischen Erbes genießen könne.

Wir möchten also so verstanden werden, dass wir glauben, die Seligkeit des Himmels hängt von nichts ab, was wir in diesem Leben tun können, weder von einer gegenwärtigen Veränderung des Herzens noch von dem aktuellen Glauben oder einem geäußerten Religionsbekenntnis."

Damit wiederholte dieser angebliche Diener Christi die Lüge der Schlange im Paradies: "Ihr werdet keineswegs des Todes sterben. ... An dem Tage, da ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott." (1. Mose 3,4.5) Er erklärt, dass der gemeinste Sünder, ob Mörder, Dieb oder Ehebrecher, im Tod darauf vorbereitet wird, in die ewige Seligkeit einzugehen.

Woher holt sich dieser Irrlehrer seine Weisheit? Aus einem einzigen Satz, der ausdrückt, dass sich David der göttlichen Fügung unterwarf. "David hörte auf, Absalom zu grollen; denn er hatte sich getröstet über Amnon, dass er tot war." (2. Samuel 13,39) Davids heftiger Schmerz ließ mit der Zeit nach, seine Gedanken wandten sich von dem toten zu dem lebendigen Sohn, der aus Furcht vor gerechter Strafe für sein Verbrechen freiwillig in die Verbannung geflohen war. Und dies sollte der biblische Beweis dafür sein, dass der blutschänderische, betrunkene Amnon nach seinem Ableben schnurstracks an den Ort der Wonne entrückt worden sei, wo er gereinigt und vorbereitet würde für die Gemeinschaft mit sündlosen Engeln? Das ist aber nur eine angenehme Fabel, die dazu geeignet ist, das natürliche Herz zufrieden zu stellen. Diese Lehre geht allein auf Satan selbst zurück, und er hat damit Erfolg. Erstaunt es uns, dass durch solche Unterweisung die Bosheit überhand nimmt?

Der Weg, den dieser eine Irrlehrer verfolgt, ist nur ein Beispiel von vielen anderen. Da werden einige wenige Worte der Heiligen Schrift aus dem Zusammenhang gerissen, die in vielen Fällen genau das Gegenteil von dem aussagen würden, was man in sie hineinlegt. So zerlegte Bibelstellen werden verdreht und als Beweis für Lehren herangezogen, die gar nicht im Wort Gottes begründet sind. Was da über den betrunkenen Amnon als Beweis für seine Aufnahme in den Himmel angeführt wird, steht in direktem Widerspruch zu der Aussage der Heiligen Schrift, dass kein Trunkenbold das Reich Gottes erben kann (vgl. 1. Korinther 6,10). Damit verdrehen Zweifler, Ungläubige und Skeptiker die Wahrheit in eine Lüge. Und viele Menschen werden durch ihre Spitzfindigkeit verführt. Sie werden in der Wiege fleischlicher Sicherheit in den Schlaf geschaukelt.

Wenn es wahr wäre, dass die Seelen aller Menschen in der Stunde ihres Ablebens direkt in den Himmel kämen, würde wohl jeder eher den Tod als das Leben begehren. Viele sind durch diesen Glauben dazu geführt worden, ihrem Leben ein Ende zu machen. Wenn ein Mensch von Sorgen, Ratlosigkeit und Enttäuschungen geplagt wird, scheint es für ihn ein Leichtes, den spröden Lebensfaden zu zerreißen und in die Welt ewiger Wonne zu entfliehen.

Vom Ernst Der Sunde

Gott hat in seinem Wort oft genug darauf hingewiesen, dass er die Übertreter seines Gesetzes bestrafen wird. Wer sich damit tröstet, Gott sei zu barmherzig, um gegenüber dem Sünder Gerechtigkeit walten zu lassen, sollte auf das Kreuz von Golgatha schauen. Der Tod des sündlosen Gottessohnes zeigt, dass der Tod "der Sünde Sold ist" (Römer 6,23) und jede Übertretung des göttlichen Gesetzes ihre gerechte Strafe erhält. Christus, der Sündlose, wurde für den Menschen zur Sünde gemacht. Er nahm die Schuld der Gesetzesübertretung auf sich, sodass sich das Angesicht seines Vaters vor ihm verhüllte, bis sein Herz gebrochen und sein Leben ausgehaucht war. Dieses große Opfer wurde gebracht, damit Sünder erlöst werden können. Der Mensch hätte auf keine andere Weise von der Strafe für die Sünde befreit werden können. Jeder, der sich weigert, die Versöhnung anzunehmen, die durch einen so großen Aufwand möglich gemacht wurde, muss die Schuld und Strafe für seine Übertretung selbst auf sich nehmen.

Lesen wir weiter, was die Bibel noch über Gottlose und Unbußfertige sagt, die nach der Lehre der Allversöhner als heilige und glückliche Engel in den Himmel versetzt werden.

"Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst." (Offenbarung 21,6) Diese Verheißung gilt nur denen, die Durst haben. Erhalten werden dieses lebendige Wasser nur Menschen, die es suchen, auch wenn sie alles verlieren, was ihnen lieb ist. "Wer überwindet, der wird es alles ererben, und ich werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein." (Offenbarung 21,7) Auch hier werden Bedingungen genannt: Um all diese Verheißungen zu erhalten, müssen wir der Sünde widerstehen und sie überwinden.

Der Herr erklärt durch den Propheten Jesaja: "Heil den Gerechten, sie haben es gut! ... Wehe aber den Gottlosen, sie haben es schlecht! Denn es wird ihnen vergolten werden, wie sie es verdienen." (Jesaja 3,10.11) "Wenn ein Sünder auch hundertmal Böses tut und lange lebt, so weiß ich doch, dass es wohl gehen wird denen, die Gott fürchten, die sein Angesicht scheuen. Aber dem Gottlosen wird es nicht wohl gehen", sagt Salomo (Prediger 8,12.13). Und Paulus bezeugt, dass der Sünder sich selbst Zorn anhäuft "auf den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes, der einem jeden geben wird nach seinen Werken . Ungnade und Zorn aber denen, die streitsüchtig sind und der Wahrheit nicht gehorchen, gehorchen aber der Ungerechtigkeit" (Römer 2,5.6.8).

"Das sollt ihr wissen, dass kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger - das sind Götzendiener - ein Erbteil hat im Reich Christi und Gottes." (Epheser 5,5) "Strebt voll Eifer nach Frieden mit allen und nach der Heiligung, ohne die keiner den Herrn sehen wird." (Hebräer 12,14 EÜ) "Selig sind, die ihre Kleider waschen, dass sie teilhaben an dem Baum des Lebens und zu den Toren hineingehen in die Stadt. Draußen sind die Hunde und die Zauberer und die Unzüchtigen und die Mörder und die Götzendiener und alle, die die Lüge lieben und tun." (Offenbarung 22,14.15)

Der Sünder Schliesst Sich Selbst Aus

Gott hat den Menschen sein Wesen offenbart und deutlich gemacht, wie er mit der Sünde verfährt: "Herr, Herr, Gott, barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue, der da Tausenden Gnade bewahrt und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde, aber ungestraft lässt er niemand." (2. Mose 34,6.7) "Der Herr ... wird vertilgen alle Gottlosen." (Psalm 145,20) "Die Übertreter aber werden miteinander vertilgt, und die Gottlosen werden zuletzt ausgerottet." (Psalm 37,38) Durch seine Macht und Autorität besiegt Gott jeden Aufruhr, und doch stimmen all seine Handlungen vergeltender Gerechtigkeit mit seiner Barmherzigkeit, Langmut und Güte überein.

Gott zwingt niemandem seinen Willen oder seine Ansichten auf. Er freut sich nicht über sklavischen Gehorsam. Er möchte, dass seine Geschöpfe ihn lieben, weil er der Liebe wert ist. Er möchte, dass sie ihm gehorchen, weil sie seine Weisheit, Gerechtigkeit und Güte würdigen. Wer diese Eigenschaften richtig einschätzt, wird ihn lieben und sich in Bewunderung zu ihm hingezogen fühlen.

Die Prinzipien der Freundlichkeit, Barmherzigkeit und Liebe, die durch unseren Erlöser gelehrt und gelebt wurden, sind Abbilder des Willens und Wesens Gottes. Christus sagte, er lehre nichts anderes als das, was er von seinem Vater empfangen hatte. Die Grundsätze der göttlichen Herrschaft befinden sich in voller Übereinstimmung mit der Unterweisung Christi: "Liebt eure Feinde!" (Matthäus 5,44) Gott übt Gerechtigkeit an den Gottlosen zum Besten des ganzen Universums, auch derjenigen, die von seinen Gerichten heimgesucht werden. Er würde sie gern glücklich machen, wenn er das in Übereinstimmung mit den Gesetzen seiner Herrschaft und der Gerechtigkeit seines Charakters tun könnte. Überall umgibt er sie mit Zeichen seiner Liebe, er macht sie mit seinem Gesetz bekannt und folgt ihnen mit dem Angebot seiner Gnade. Sie aber verachten seine Liebe, setzen sein Gesetz außer Kraft und verschmähen seine Gnade. Während sie ständig seine Gaben empfangen, entehren sie den Geber. Sie hassen Gott, weil sie wissen, dass er ihre Sünden verabscheut. Der Herr hat mit ihren Abwegen lange Geduld, aber die entscheidende Stunde wird schließlich kommen, wenn über ihr Schicksal entschieden werden muss. Wird er dann die Rebellen an seine Seite ketten und sie zwingen, seinen Willen zu tun?

Menschen, die Satan zu ihrem Führer gewählt haben und sich von seiner Macht beherrschen lassen, sind nicht in der Lage, in Gottes Gegenwart zu treten. Stolz, Betrug, Zügellosigkeit und Grausamkeit haben sich in ihrem Charakter festgesetzt. Können sie in den Himmel eingehen und ewig mit denen zusammenleben, die sie auf Erden verachtet und gehasst haben? Einem Lügner wird die Wahrheit niemals schmecken. Einbildung und Stolz können durch Sanftmut nicht befriedigt werden. Der Verderbte wird Reinheit nie akzeptieren, und der Selbstsüchtige fühlt sich von selbstloser Liebe nicht angezogen. Woran sollten sich Menschen im Himmel freuen, die ganz von irdischen und selbstsüchtigen Interessen in Anspruch genommen waren?

Was würde geschehen, wenn Menschen, die ihr Leben in Auflehnung gegen Gott verbracht haben, plötzlich in den Himmel kämen und dort den seit jeher bestehenden hohen und heiligen Stand der Vollkommenheit erleben würden? Jedes Lebewesen ist dort von Liebe erfüllt, jedes Angesicht strahlt vor Freude und anziehende Musik ertönt in wohlklingenden Melodien zur Ehre Gottes und des Lammes. Ein ununterbrochener Lichtstrom geht vom Angesicht dessen aus, der auf dem Thron sitzt, und erleuchtet die Erlösten. Wie könnten sich Menschen, deren Herz mit Hass gegen Gott, die Wahrheit und alles Heilige erfüllt ist, unter die himmlische Schar mischen, und in ihre Loblieder einstimmen? Könnten sie die Herrlichkeit Gottes und des Lammes ertragen? Niemals! Es wurden ihnen Jahre der Bewährung geschenkt, damit sie einen Charakter für den Himmel entwickeln konnten. Sie haben nie gelernt, das Reine zu lieben. Sie haben die Sprache des Himmels nie angenommen, und nun ist es zu spät. Ihr Leben in Auflehnung gegen Gott hat sie für den Himmel untauglich gemacht. Himmlische Reinheit und Friede würden ihnen eine Qual sein und die Herrlichkeit Gottes ein verzehrendes Feuer. Von diesem heiligen Ort würden sie fliehen wollen. Ihre Vernichtung wäre ihnen willkommen, damit sie das Angesicht dessen nicht mehr sehen müssten, der sie durch seinen Tod erlöst hat. Die Gottlosen haben ihr Schicksal und ihren Ausschluss aus dem Himmel selbst gewählt. Er ist zugleich ein Akt der Gerechtigkeit und der Barmherzigkeit Gottes.

Das Gericht, Ein Akt Der Barmherzigkeit

Wie die Wasser der Sintflut verkünden auch die Feuerflammen des großen Gerichtstages das Urteil Gottes, wonach die Bösen unverbesserlich und nicht bereit sind, sich der Autorität Gottes zu unterstellen. Sie haben sich an die Rebellion gewöhnt, und an ihrem Lebensende ist es zu spät, ihre Gedanken in die entgegengesetzte Richtung zu lenken, von der Übertretung zum Gehorsam und vom Hass zur Liebe.

Gott ließ den Mörder Kain am Leben, um der Welt zu zeigen, wohin ein ungezügeltes Leben der Bosheit führt. Durch den Einfluss der Lehren und des Beispiels Kains wurden sehr viele seiner Nachfolger zur Sünde verleitet, bis "die Bosheit des Menschen auf der Erde groß war und alles Sinnen der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag. ... Und die Erde verdarb vor Gott, und die Erde wurde voll von Gewalttat" (1. Mose 6,5.11 ZÜ).

Aus Barmherzigkeit zur Welt vernichtete Gott die bösen Bewohner zur Zeit Noahs. Das Gleiche geschah mit den charakterlosen Bewohnern Sodoms. Durch die betrügerische Macht Satans erhalten Übeltäter Sympathie und Bewunderung und verführen damit andere zum Aufruhr. So war es in Kains, Noahs sowie Abrahams Tagen, und so ist es in unserer Zeit. Aus Barmherzigkeit zum ganzen Universum wird Gott letztlich alle vernichten, die seine Gnade verschmähen.

"Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn." (Römer 6,23 EÜ) Leben ist das Erbe für den Gerechten, der Tod aber ist der Anteil der Gottlosen. Mose sagte zum Volk Israel: "Siehe, ich habe dir heute vorgelegt das Leben und das Gute, den Tod und das Böse." (5. Mose 30,15) Der Tod, der in diesem Abschnitt erwähnt wird, ist nicht der Tod, der über Adam ausgesprochen wurde, denn alle Menschen erleiden die Strafe seiner Übertretung. Hier geht es um den "zweiten Tod" im Gegensatz zum ewigen Leben (vgl. Offenbarung 21,8).

Der Tod ist als Folge der Sünde Adams über die ganze Menschheit gekommen. Ohne Unterschied müssen alle sterben. Durch den Erlösungsplan sollen alle aus ihren Gräbern herauskommen. Es wird "eine Auferstehung der Gerechten wie der Ungerechten" geben (Apostelgeschichte 24,15). "Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden." (1. Korinther 15,22) Dennoch gibt es zwei unterschiedliche Klassen unter denen, die auferstehen. "Alle, die in den Gräbern sind, [werden] seine Stimme hören ... und werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts." (Johannes 5,28.29) Diejenigen, die der Auferstehung des Lebens würdig waren, sind "selig . und heilig. . Über diese hat der zweite Tod keine Macht". (Offenbarung 20,6) Die Menschen aber, die sich nicht durch Reue und Glauben die Vergebung gesichert haben, müssen die Strafe für ihre Übertretung empfangen, "den Lohn der Sünde" (Römer 6,23 GNB). Unterschiedlich ist zwar die Dauer und Stärke der Strafe, die "ein jeder nach seinen Werken" erleidet (Offenbarung 20,13), aber zuletzt enden sie alle im zweiten Tod. Da es Gott in Übereinstimmung mit seinen Prinzipien von Gnade und Gerechtigkeit unmöglich ist, einen Sünder in seiner Sünde zu erlösen, entzieht er ihm die Existenz, die er durch seine Übertretungen verspielt und deren er sich als unwürdig erwiesen hat. Ein inspirierter Autor schrieb: "Noch eine kleine Zeit, so ist der Gottlose nicht mehr da; und wenn du nach seiner Stätte siehst, ist er weg." (Psalm 37,10) Und ein anderer erklärt: Sie "sollen sein, als wären sie nie gewesen" (Obadja 16). Bedeckt mit Schande versinken sie in die Hoffnungslosigkeit und werden für ewig ausgelöscht.

So wird der Sünde mit ihren Leiden und Zerstörungen, die sie verursacht hat, ein Ende bereitet. Der Psalmist sagt: "Du ... bringst die Gottlosen um; ihren Namen vertilgst du auf immer und ewig. ... Jedes Gedenken an sie ist vergangen." (Psalm 9,6.7) Johannes, der Schreiber der Offenbarung, schaut vorwärts auf die Ewigkeit und hört eine allgemeine Lobeshymne, die von keinem Missklang gestört wird. "Und jedes Geschöpf, das im Himmel ist und auf Erden und unter der Erde und auf dem Meer und alles, was darin ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!" (Offenbarung 5,13) Es wird keine verlorenen Seelen und Gotteslästerer geben, die sich in nie endenden Qualen krümmen, keine elenden Wesen werden ihre Schmerzensschreie in die Gesänge der Erlösten mischen.

"Die Toten Wissen Nichts"

Auf dem fundamentalen Irrtum, der Mensch besitze natürliche Unsterblichkeit, beruht auch die Lehre vom Bewusstsein des Menschen im Tod. Doch diese Vorstellung widerspricht ebenso wie die Lehre von der ewigen Höllenqual den Aussagen der Heiligen Schrift, den Überlegungen der Vernunft und unserem Empfinden für Menschlichkeit. Nach weit verbreiteter Auffassung sehen die Erlösten im Himmel alles, was auf der Erde geschieht, insbesondere das Leben ihrer Freunde, die sie zurückgelassen haben. Wie könnte das eine Quelle der Freude für die Toten sein, wenn sie die Sorgen der Lebenden sehen und die Sünden beobachten, die ihre Lieben begehen; oder wenn sie miterleben, wie diese viel Kummer, Enttäuschungen und Ängste durchleiden müssen? Wie viel von der Freude des Himmels könnten sie genießen, wenn sie ständig das Leben ihrer Freunde auf Erden verfolgen könnten? Und wie abscheulich ist der Gedanke, dass die Seele des Unbußfertigen den Flammen der Hölle übergeben wird, sobald der Odem seinen Leib verlassen hat? Welche Tiefen der Angst müssen die Menschen erleiden, die ihre Freunde unvorbereitet ins Grab sinken sehen, um eine Ewigkeit in Schmerz und Sünde zu verbringen! Solch grauenvolle Gedanken haben schon viele in den Wahnsinn getrieben.

Was sagt die Heilige Schrift zu diesem Thema? David erklärt, dass der Mensch im Tod kein Bewusstsein hat: "Denn des Menschen Geist muss davon, und er muss wieder zu Erde werden; dann sind verloren alle seine Pläne." (Psalm 146,4) Salomo bezeugt das Gleiche: "Denn die Lebenden wissen, dass sie sterben werden, die Toten aber wissen nichts; sie haben auch keinen Lohn mehr, denn ihr Andenken ist vergessen. Ihr Lieben und ihr Hassen und ihr Eifern ist längst dahin; sie haben kein Teil mehr auf der Welt an allem, was unter der Sonne geschieht. ... Alles, was dir vor die Hände kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tu; denn bei den Toten, zu denen du fährst, gibt es weder Tun noch Denken, weder Erkenntnis noch Weisheit." (Prediger 9,5.6.10)

Als Gott das Leben des Hiskia nach dessen Gebet um 15 Jahre verlängerte, ehrte der dankbare König seinen Herrn mit Lob für seine große Barmherzigkeit. Im folgenden Gesang nennt er den Grund seiner Freude: "Denn die Toten loben dich nicht, und der Tod rühmt dich nicht, und die in die Grube fahren, warten nicht auf deine Treue; sondern allein, die da leben, loben dich so wie ich heute. Der Vater macht den Kindern deine Treue kund." (Jesaja 38,18.19) Nach der Volkstheologie sind die gerechten Toten im Himmel, wo sie in Wonne leben und Gott mit unsterblicher Zunge preisen, doch Hiskia konnte eine solche herrliche Aussicht im Tod nicht erkennen. Seine Worte stimmen mit dem Zeugnis des Psalmisten überein: "Im Tode gedenkt man deiner nicht; wer wird dir bei den Toten danken?" (Psalm 6,6) "Die Toten werden dich, Herr, nicht loben, keiner, der hinunterfährt in die Stille." (Psalm 115,17)

Vom Erzvater David sagte Petrus am Pfingsttag: "Er ist gestorben und begraben, und sein Grab ist bei uns bis auf diesen Tag. . Denn David ist nicht gen Himmel gefahren." (Apostelgeschichte 2,29.34) Dass David bis zu seiner Auferstehung im Grab bleibt, beweist, dass die Gerechten beim Tod nicht in den Himmel fahren. Nur durch die Auferstehung und dadurch, dass Christus auferstanden ist, kann David schließlich zur Rechten Gottes sitzen.

Paulus sagt: "Wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden. Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren." (1. Korinther 15,16-18) Wenn während 4000 Jahren die Gerechten bei ihrem Tod sofort in den Himmel gefahren wären, wie hätte dann Paulus sagen können, wenn es keine Auferstehung gäbe, dass "die, die in Christus entschlafen sind," ebenso verloren wären? Eine Auferstehung wäre doch gar nicht nötig.

Der Märtyrer Tyndale sagte über den Zustand der Toten: "Ich gestehe offen, ich bin nicht davon überzeugt, dass sie schon in der Herrlichkeit leben wie Christus und die erwählten Engel Gottes. Auch ist diese Lehre kein Artikel meines Glaubensbekenntnisses; denn wenn dem so wäre, sähe ich die Predigt von der Auferstehung des Leibes als ganz vergeblich an." (TPNT, abgedruckt in BR, 349)

Die Hoffnung Der Auferstehung

Es ist eine unbestreitbare Tatsache, dass die Hoffnung auf ewiges Glück unmittelbar nach dem Tod dazu geführt hat, dass die biblische Lehre von der Auferstehung weitgehend außer Acht gelassen wurde. Diese Tendenz stellte Dr. Adam Clarke fest, als er sagte: "Die Auferstehungslehre scheint unter den ersten Christen von weit größerer Bedeutung gewesen zu sein, als es heute der Fall ist. Wie kommt das? Die Apostel betonten sie beständig und ermahnten die Christen zu Fleiß, Gehorsam und Freudigkeit. Die geistlichen Hirten in der Gegenwart erwähnen sie nur selten! Wie die Apostel predigten, so glaubten die ersten Christen; wie wir predigen, so glauben unsere Zuhörer. Es gibt keine Lehre im Evangelium, auf die mehr Nachdruck gelegt wird, und es findet sich keine Lehre in der gegenwärtigen Verkündigung, die mehr vernachlässigt wird." (CCNT, II, über 1. Korinther 15)

Dies ging so weit, bis die wunderbare Wahrheit von der Auferstehung in der christlichen Welt fast gänzlich in Vergessenheit geriet. So sagt ein führender religiöser Schriftsteller in seinen Anmerkungen zu den Worten des Apostels Paulus in 1. Thessalonicher 4,13-18: "Für alle praktischen Zwecke des Trostes nimmt die Lehre von der seligen Unsterblichkeit der Gerechten für uns die Stelle irgendeiner zweifelhaften Lehre von der Wiederkunft Christi ein. Bei unserem Tod kommt der Herr für uns. Darauf sollen wir warten, dafür wachen. Die Toten sind bereits in die Herrlichkeit eingegangen. Sie warten nicht auf die Posaune, auf ihr Urteil und ihre Seligkeit."

Kurz bevor Jesus seine Jünger verließ, sagte er ihnen nicht, dass sie bald zu ihm kommen würden. "Ich gehe hin", sprach er, "euch die Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen." (Johannes 14,2.3) Weiter sagt uns Paulus: "Denn der Herr selbst wird beim Erschallen des Befehlswortes, bei der Stimme des Erzengels und der Posaune Gottes vom Himmel herabsteigen. Und die, die in Christus gestorben sind, werden zuerst auferstehen, danach werden wir, die wir noch am Leben sind, mit ihnen zusammen hinweg gerissen und auf Wolken empor getragen werden in die Höhe, zur Begegnung mit dem Herrn. Und so werden wir allezeit beim Herrn sein." Und er fügt hinzu: "So tröstet also einander mit diesen Worten." (1. Thessalonicher 4,16-18 ZÜ) Wie groß ist der Gegensatz zwischen diesen Worten des Trostes und den Worten des Allversöhners, der weiter oben zitiert wurde [vgl. S. 489-491]. Letzterer tröstete seine trauernden Freunde mit der Zusicherung, dass der Tote, wie sündhaft sein Leben auch gewesen sein mag, unmittelbar nach seinem letzten Atemzug unter die Engel aufgenommen worden sei. Paulus weist seine Brüder auf die zukünftige Wiederkunft des Herrn hin, wenn die Fesseln des Grabes gebrochen und "die Toten, die in Christus gestorben sind", zu ewigem Leben auferweckt werden.

Ehe jemand in die himmlischen Wohnungen kommen kann, muss sein Fall untersucht werden, und sein Charakter und seine Werke müssen an Gott vorbeiziehen. Alle werden nach den Eintragungen in den Büchern gerichtet und den Lohn nach ihren Werken empfangen. Dieses Gericht findet nicht beim Tod statt. Man beachte die Worte des Paulus: "Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er den Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, indem er ihn vor allen Menschen beglaubigte durch die Auferstehung von den Toten." (Apostelgeschichte 17,31 ZÜ) Hier erklärt der Apostel deutlich, dass für das Gericht der Welt eine damals noch zukünftige Zeit festgesetzt worden ist.

Judas bezieht sich auf dieselbe Zeit: "Die Engel, die ihren himmlischen Rang nicht bewahrten, sondern ihre Behausung verließen, hat er für das Gericht des großen Tages festgehalten mit ewigen Banden in der Finsternis." Dann führt er Worte Henochs an: "Siehe, der Herr kommt mit seinen vielen tausend Heiligen, Gericht zu halten über alle." (Judas 6.14.15) Johannes sagt, er "sah die Toten, groß und klein, stehen vor dem Thron. ... Und die Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben steht, nach ihren Werken." (Offenbarung 20,12)

Wenn Die Posaune Erschallt

Doch wenn sich die Toten bereits im himmlischen Glück befinden oder sich vor Schmerz in den Flammen der Hölle winden, wozu ist dann ein künftiges Gericht notwendig? Die Lehre der Schrift zu diesem wichtigen Thema liegt weder im Dunkeln, noch ist sie widersprüchlich. Sie kann von einfachen Leuten verstanden werden. Welcher unvoreingenommene Mensch kann hingegen in den gängigen Vorstellungen Weisheit oder Gerechtigkeit erkennen? Werden die Gerechten nach Untersuchung ihrer Fälle beim Gericht ihre Auszeichnung erhalten, "recht so, du tüchtiger und treuer Knecht ... geh hinein zu deines Herrn Freude" (Matthäus 25,21), wenn sie vielleicht schon seit Jahrhunderten in Gottes Gegenwart sind? Werden die Gottlosen aus ihrem Ort der Qual herbeigerufen, um vom Richter der Welt ihr Urteil entgegenzunehmen: "Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer" (Matthäus 25,41)? Welch ein Hohn! Welch beschämende Infragestellung der Weisheit und Gerechtigkeit Gottes!

Die Theorie von der Unsterblichkeit der Seele ist eine der Irrlehren, die Rom aus dem Heidentum übernommen und in die christliche Religion eingefügt hat. Martin Luther reihte sie "den zahllosen Ausgeburten des römischen Misthaufens der Dekretalen" ein (PPI, 255). In seinen Anmerkungen zu Salomos Worten im Buch Prediger, dass die Toten nichts wissen, sagt der Reformator: "Ein weiterer Beweis, dass die Toten bewusstlos sind. Salomo denkt deshalb, die Toten schliefen gänzlich und dächten an nichts. Sie liegen, ohne Tage oder Jahre zu rechnen; doch wenn sie aufwachen, wird es ihnen vorkommen, als ob sie nur einen Augenblick geschlafen hätten." (LWTL, V, 1535 ff.)

Nirgendwo in der Heiligen Schrift findet man die Aussage, dass die Gerechten ihre Belohnung und die Gottlosen ihre Strafe beim Tod erhalten. Weder Patriarchen noch Propheten, weder Christus noch seine Apostel haben je etwas dergleichen angedeutet. Die Bibel lehrt deutlich, dass die Verstorbenen nicht unmittelbar in den Himmel kommen. Sie werden als Schlafende dargestellt, die auf ihre Auferstehung warten (1. Thessalonicher 4,14; Hiob 14, 10-12). An demselben Tage, an dem der "silberne Strick" zerreißt und die "goldene Schale" zerbricht (Prediger 12,6), vergehen die Gedanken eines Menschen. Wer ins Grab hinunterfährt, versinkt im Schweigen. Er weiß nichts mehr von dem, was unter der Sonne geschieht (vgl. Hiob 14,21). Eine selige Ruhe für die matten Gerechten! Die Zeit, ob kurz oder lang, ist für sie nur ein Augenblick. Sie schlafen und werden durch die Posaune Gottes zu unsterblicher Herrlichkeit erweckt. "Denn die Posaune wird ertönen, und die Toten werden auferweckt werden, unverweslich ... Denn was jetzt vergänglich ist, muss mit Unvergänglichkeit bekleidet werden, und was jetzt sterblich ist, muss mit Unsterblichkeit bekleidet werden. Wenn aber mit Unvergänglichkeit bekleidet wird, was jetzt vergänglich ist, und mit Unsterblichkeit, was jetzt sterblich ist, dann wird geschehen, was geschrieben steht: Verschlungen ist der Tod in den Sieg. Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?" (1. Korinther 15,52-55 ZÜ) Wenn sie aus ihrem tiefen Schlaf geweckt werden, wird ihr Denken dort wieder einsetzen, wo es einst aufhörte. Ihr letztes Gefühl war die Todesangst, der letzte Gedanke, sie würden unter die Macht des Todes geraten. Wenn sie aus dem Grab auferstehen, wird ihr erster froher Gedanke zu einem Triumphruf werden: "Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?" (1. Korinther 15,55)