Vom Schatten Zum Licht

Kapitel 40

Gottes Volk Wird Befreit

[AUDIO]

Wenn den Gläubigen, die Gottes Gesetz achten, der Schutz menschlicher Gesetze entzogen wird, kommt es in verschiedenen Ländern gleichzeitig zu einer Bewegung, die beabsichtigt, sie zu vernichten. Wenn die im entsprechenden Dekret festgesetzte Zeit näher kommt, werden die Menschen ein Komplott schmieden, um die verhasste Sekte auszurotten. Sie werden beschließen, in einer Nacht einen vernichtenden Schlag auszuführen, um die abweichenden und tadelnden Stimmen endgültig zum Schweigen zu bringen.

Die Kinder Gottes, einige in Gefängniszellen, andere in verborgenen Schlupfwinkeln in Wäldern und auf Bergen, beten nach wie vor um den Schutz Gottes, während bewaffnete Männer, von bösen Engelscharen angetrieben, sich überall auf ihr Todeswerk vorbereiten. Jetzt, in der Stunde äußerster Not, schreitet der Gott Israels ein und erlöst sein auserwähltes Volk. Der Herr sagt: "Da werdet ihr singen wie in der Nacht des heiligen Festes und euch von Herzen freuen, wie wenn man mit Flötenspiel geht zum Berge des Herrn, zum Hort Israels. Und der Herr wird seine herrliche Stimme erschallen lassen, und man wird sehen, wie sein Arm herniederfährt mit zornigem Drohen und mit Flammen verzehrenden Feuers, mit Wolkenbruch und Hagelschlag." (Jesaja 30,29.30)

Mit Triumphgeschrei, Spott und Verwünschungen wollen sich böse Menschen auf ihre Beute stürzen, aber siehe da, eine tiefe Finsternis, tiefer als die schwärzeste Nacht, fällt über die Erde. Dann umschließt ein Regenbogen mit der Herrlichkeit vom Thron Gottes jede betende Gruppe. Plötzlich sind die zornigen Scharen gehemmt. Ihre spöttischen Rufe verklingen, und der Grund ihres Blutrauschs ist vergessen. Mit schrecklichen Vorahnungen starren sie auf das Bundeszeichen Gottes und wünschen sich, vor seiner überwältigenden Helligkeit geschützt zu werden.

Der Tag Des Herrn

Das Volk Gottes vernimmt eine klare und klangvolle Stimme, die ruft: "Seht auf!" Alle heben ihre Augen zum Himmel empor und erblicken den Bogen der Verheißung. Die schwarzen, drohenden Wolken, die den Himmel bedeckten, haben sich verzogen, und wie einst Stephanus schauen sie gebannt aufwärts und sehen die Herrlichkeit Gottes und den Menschensohn auf seinem Thron sitzen. An seiner göttlichen Gestalt erkennen sie die Zeichen seiner Erniedrigung, und von seinen Lippen hören sie die Bitte, die er vor seinen Vater und die heiligen Engel bringt: "Vater, ich will, dass dort, wo ich bin, auch all jene sind, die du mir gegeben hast." (Johannes 17,24 ZÜ) Und wieder ertönt eine klangvolle und triumphierende Stimme, die ausruft: "Sie kommen, sie kommen, heilig, unversehrt und makellos! Sie haben das Wort meiner Geduld gehalten, sie sollen unter den Engeln wandeln!" Die blassen und bebenden Lippen derer, die am Glauben festgehalten haben, brechen in Siegesjubel aus.

Es ist Mitternacht, wenn Gott seine Macht zur Befreiung seines Volkes offenbart. Die Sonne bricht hervor und scheint in voller Kraft. Zeichen und Wunder folgen dicht aufeinander. Die Gottlosen schauen bestürzt und erstaunt auf diese Ereignisse, während die Gerechten in großer Freude die Signale für ihre Befreiung erkennen. Die Natur scheint ihre gewohnte Ordnung verloren zu haben. Die Flüsse fließen nicht mehr. Schwere, dunkle Wolken steigen auf und prallen aufeinander. Inmitten dieses aufgebrachten Himmels erkennt man eine Stelle von unbeschreiblicher Herrlichkeit, und von dort ertönt die Stimme Gottes wie das Rauschen vieler Wasser, die da spricht: "Es ist geschehen!" (Offenbarung 16,17)

Diese Stimme lässt Himmel und Erde erbeben. "Es geschah ein großes Erdbeben, wie es noch nicht gewesen ist, seit Menschen auf Erden sind - ein solches Erdbeben, so groß." (Offenbarung 16,18) Es sieht so aus, als würde sich das Firmament öffnen und schließen. Die Herrlichkeit vom Thron Gottes scheint durchzublitzen. Die Berge wogen wie Schilfrohr im Wind, und Felsbrocken werden in alle Richtungen geschleudert. Winde heulen wie vor einem Gewitter. Das Meer ist zornig aufgewühlt. Man hört das Brüllen eines Orkans wie den Schrei von Dämonen, die sich aufmachen, um etwas zu zerstören. Die ganze Erde hebt und senkt sich wie die Wellen des Meeres. Ihre Oberfläche bricht auf, ihre Grundfesten scheinen zu weichen. Bergketten versinken, bewohnte Inseln verschwinden. Seehäfen, die durch das lasterhafte Leben ihrer Bewohner wie Sodom geworden sind, werden von dem Wüten des Meeres verschlungen. "Und Babylon, der großen, wurde gedacht vor Gott, dass ihr gegeben werde der Kelch mit dem Wein seines grimmigen Zorns." (Offenbarung 16,19) "Ein großer Hagel wie Zentnergewichte" (Offenbarung 16,21) vollbringt sein Zerstörungswerk. Die stolzesten Städte der Erde fallen in Schutt und Asche. Paläste, an denen die Großen ihre Reichtümer verschwendet haben, um sich selbst zu verherrlichen, zerbersten vor ihren Augen. Gefängnismauern zerbrechen, und Angehörige des Volkes Gottes, die ihres Glaubens wegen eingesperrt waren, werden frei.

Gräber öffnen sich, "und viele, die unter der Erde schlafen liegen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die andern zu ewiger Schmach und Schande" (Daniel 12,2). Alle, die im Glauben an die dritte Engelsbotschaft gestorben sind, steigen verklärt aus ihren Gräbern, um Gottes Friedensversprechen zu hören für die, die sein Gesetz gehalten haben. Auch diejenigen, "die ihn durchbohrt haben" (Offenbarung 1,7), die Christus in seinem Todesschmerz verspotteten und verlachten, die heftigsten Widersacher seiner Wahrheit und seines Volkes werden auferweckt, um ihn in seiner Herrlichkeit zu sehen und mitzuerleben, welche Ehre denen gegeben wird, die treu und gehorsam waren.

Immer noch ist der Himmel mit dicken Wolken verhangen, doch hin und wieder bricht die Sonne durch, die wie das rächende Auge Jahwes erscheint. Blitze zucken vom Himmel herab und hüllen die Erde in ein Flammenmeer. Durch das schreckliche Grollen des Donners verkünden geheimnisvolle und furchterregende Stimmen das Schicksal der Gottlosen. Nicht alle verstehen diese Worte, aber die falschen Lehrer wissen genau, worum es sich handelt. Menschen, die kurz zuvor noch rücksichtslos, prahlerisch, trotzig und frohlockend über ihre Grausamkeiten gegen Gottes Volk waren, das seine Gebote hielt, sind bestürzt, überwältigt und zittern vor Angst. Ihre Klagerufe übertönen das Getöse der Elemente. Dämonen anerkennen die Gottheit Christi und zittern vor seiner Macht, während Menschen vor Schrecken am Boden kriechen und um Gnade bitten.

Schrecken Und Verzweiflung

Die Propheten des Alten Bundes sagten, als sie den Tag des Herrn in der Vision sahen: "Heulet, denn des Herrn Tag ist nahe; er kommt wie eine Verwüstung vom Allmächtigen." (Jesaja 13,6) "Verkrieche dich in den Felsen und verbirg dich im Staub aus Furcht vor dem Herrn und vor der Herrlichkeit seiner Majestät! Die stolzen Augen der Menschen werden erniedrigt, und der Hochmut der Männer wird gebeugt werden; der Herr aber wird allein erhaben sein an jenem Tag. Denn es kommt ein Tag [des Gerichts] von dem Herrn der Heerscharen über alles Stolze und Hohe und über alles Erhabene, und es wird erniedrigt werden ... An jenem Tag wird der Mensch seine silbernen Götzen und seine goldenen Götzen, die jeder sich gemacht hat, um sie anzubeten, den Maulwürfen und Fledermäusen hinwerfen, um sich zu verkriechen in die Felsspalten und Steinklüfte aus Furcht vor dem Herrn und der Herrlichkeit seiner Majestät, wenn er sich aufmachen wird, um die Erde in Schrecken zu versetzen." (Jesaja 2,1012.20.21 Schl.)

Durch ein Loch in den Wolken funkelt ein Stern, der einen Kontrast zu dieser Finsternis bildet und dessen Helligkeit sich vervierfacht. Den Treuen verspricht er Hoffnung und Freude, den Gesetzesübertretern aber strenges Gericht und Zorn. Die alles für Christus geopfert haben, sind nun in Sicherheit, als wären sie ganz geborgen im Zelt des Herrn. Sie wurden geprüft und haben vor der Welt und vor denen, die sie verachtet haben, ihre Treue zu dem bewiesen, der für sie gestorben ist. Diejenigen, die im Angesicht des Todes ihre Rechtschaffenheit bewahrt haben, erleben eine große Veränderung. Sie werden plötzlich aus der finsteren und schrecklichen Tyrannei von Menschen befreit, die sich in Dämonen verwandelt haben. Noch vor kurzem waren ihre Gesichter blass, ängstlich und verstört, doch nun strahlen sie vor Verwunderung, Glaube und Liebe. Siegesgewiss erheben sie ihre Stimmen und singen: "Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken, wenngleich das Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm die Berge einfielen." (Psalm 46,2-4)

Während diese Worte heiligen Vertrauens zu Gott emporsteigen, weichen die Wolken zurück, und der sternenübersäte Himmel wird sichtbar, unaussprechlich herrlich im Gegensatz zum schwarzen und zornigen Firmament ringsumher. Der Glanz der himmlischen Stadt leuchtet aus den offenen Toren. Dann erscheint eine Hand am Himmel, die zwei zusammengelegte Steintafeln hält. Der Prophet sagt: "Die Himmel werden seine Gerechtigkeit verkünden; denn Gott selbst ist Richter." (Psalm 50,6) Jenes heilige Gesetz, Gottes Gerechtigkeit, das unter Donner und Blitz vom Sinai herab als Richtschnur des Lebens verkündigt worden war, wird nun den Menschen als Maßstab des Gerichts offenbart. Die Hand öffnet die Tafeln, und nun werden die Zehn Gebote, wie von einem feurigen Griffel geschrieben, sichtbar. Erinnerungen werden wach, der Verstand eines jeden Menschen wird von der Finsternis des Aberglaubens und der Irrlehre befreit und allen Bewohnern der Erde stehen die Zehn Gebote Gottes kurz, vollständig und als verbindliche Norm vor Augen.

Es ist unmöglich, den Schrecken und die Verzweiflung derer zu beschreiben, die Gottes Gesetz mit Füßen getreten haben. Der Herr selbst gab es ihnen. Sie hätten ihren Charakter damit vergleichen und ihre Fehler erkennen können, solange noch Zeit für Buße und Bekehrung war. Aber sie zogen die Gunst der Welt vor, missachteten die Gebote und lehrten andere, diese zu übertreten. Sie haben es gewagt, Gottes Volk zu zwingen, den Sabbat des Herrn zu entheiligen. Nun werden sie durch jenes Gesetz verurteilt, das sie verachtet haben. Mit schrecklicher Deutlichkeit erkennen sie, dass sie keine Entschuldigung haben. Sie bestimmten selbst, wem sie dienen und wen sie anbeten wollten. "Ihr werdet am Ende doch sehen, was für ein Unterschied ist zwischen dem Gerechten und dem Gottlosen, zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient." (Maleachi 3,18)

Die Feinde des Gesetzes, angefangen von den Geistlichen bis hinunter zu den Geringsten, gewinnen jetzt eine neue Vorstellung von Wahrheit und Pflicht. Zu spät erkennen sie, dass der Sabbat des vierten Gebots das Siegel des lebendigen Gottes ist. Zu spät erkennen sie die wahre Natur des falschen Sabbats und den sandigen Grund, auf den sie gebaut haben. Ihnen wird klar, dass sie gegen Gott gekämpft haben. Religiöse Führer haben Suchende ins Verderben geführt, während sie vorgaben, diese zu den Toren des Paradieses zu geleiten. Erst bei der Endabrechnung wird bekannt werden, wie groß die Verantwortung der Menschen in heiligen Ämtern ist und wie schrecklich die Folgen ihrer Untreue sein werden. Erst in der Ewigkeit wird man den Verlust eines einzigen Menschen richtig einschätzen können. Das Urteil wird für den schrecklich sein, zu dem Gott sagt: "Gehe hinweg von mir, du gottloser Knecht!" (Lukas 13,27)

Er Kommt!

Die Stimme Gottes ertönt vom Himmel und verkündigt Tag und Stunde der Wiederkunft Jesu und das Inkrafttreten des ewigen Bundes für sein Volk. Wie das Dröhnen eines Donners rollen Gottes Worte über die Erde. Das Israel Gottes hört gebannt zu, wobei die Augen zum Himmel gerichtet sind. Ihre Gesichter erstrahlen im Glanz seiner Herrlichkeit und leuchten wie einst das Antlitz Moses, als er vom Sinai herabstieg. Die Gottlosen können ihren Anblick nicht ertragen. Wenn der Segen über die ausgesprochen wird, die Gott durch Halten des Sabbats geehrt haben, erschallt ein mächtiger Siegesruf.

Bald erscheint gegen Osten eine kleine schwarze Wolke, ungefähr halb so groß wie die Hand eines Mannes. Es ist die Wolke, die den Erlöser umgibt und sie erscheint aus der Ferne wie in Dunkelheit gehüllt. Gottes Volk weiß: Dies ist das Zeichen des Menschensohnes. In ernstem Schweigen blicken alle auf diese Wolke, wie sie sich der Erde nähert und dabei zusehends heller und herrlicher wird, bis sie eine große weiße Wolke ist, deren Unterseite wie verzehrendes Feuer aussieht und über welcher der Regenbogen des Bundes schwebt. Jesus reitet ihr als mächtiger Sieger voraus. Er ist nicht mehr "der Mann der Schmerzen" (vgl. Jesaja 53), der den bitteren Kelch der Schmach und des Leides trinken muss, sondern der Sieger im Himmel und auf Erden, der die Lebenden und die Toten richtet. Er heißt "Treu und Wahrhaftig, und er richtet und kämpft mit Gerechtigkeit. ... Und ihm folgt das Heer des Himmels auf weißen Pferden, angetan mit weißem, reinem Leinen" (Offenbarung 19,11.14). Mit dem Gesang himmlischer Melodien begleitet ihn eine riesige, unzählbare Menge von Engeln. Das Himmelszelt scheint von leuchtenden Gestalten bedeckt: "Tausendmal Tausende . und zehntausendmal Zehntausende" (Daniel 7,10). Keine menschliche Feder vermag diese Szene zu beschreiben, kein Sterblicher kann diese Pracht erfassen. "Seines Lobes war der Himmel voll, und seiner Ehre war die Erde voll. Sein Glanz war wie Licht." (Habakuk 3,3.4) Wenn sich diese lebende Wolke der Erde nähert, sieht jedes Auge den Lebensfürsten. Keine Dornenkrone entstellt sein erhabenes Haupt, aber ein herrliches Diadem ruht auf seiner heiligen Stirn. Sein Angesicht strahlt heller als die Mittagssonne. Er "trägt einen Namen geschrieben auf seinem Gewand und auf seiner Hüfte: König aller Könige und Herr aller Herren" (Offenbarung 19,16).

Vor seinem Angesicht werden "alle Angesichter so bleich" (Jeremia 30,6), und auf den, der seine Gnade ablehnt, fällt der Schrecken endgültiger Verzweiflung. "Ein mutloses Herz und wankende Knie! Und ein Zittern in allen Hüften, und die Gesichter aller sind erblasst!" (Nahum 2,11 ZÜ) Die Gerechten rufen mit Zittern: "Wer kann bestehen?" (Offenbarung 6,17) Der Gesang der Engel verstummt, und es herrscht eine Zeit lang Ehrfurcht gebietendes Schweigen. Dann hört man die Stimme Jesu sagen: "Lass dir an meiner Gnade genügen." (2. Korinther 12,9) Die Gesichter der Gerechten hellen sich auf, und Freude erfüllt jedes Herz. Die Engel stimmen ihren Gesang in einer höheren Tonart an und singen, während sie sich der Erde nähern.

Der König der Könige kommt, in ein Flammenmeer gehüllt, auf einer Wolke herab. Der Himmel rollt sich zusammen wie eine Schriftrolle (vgl. Offenbarung 6,14), die Erde bebt vor ihm, Berge und Inseln werden von ihren Orten bewegt. "Unser Gott kommt und schweiget nicht. Fressendes Feuer geht vor ihm her und um ihn her ein mächtiges Wetter. Er ruft Himmel und Erde zu, dass er sein Volk richten wolle." (Psalm 50,3.4)

"Und die Könige auf Erden und die Großen und die Obersten und die Reichen und die Gewaltigen und alle Sklaven und alle Freien verbargen sich in den Klüften und Felsen der Berge und sprachen zu den Bergen und Felsen: Fallt über uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes! Denn es ist gekommen der große Tag ihres Zorns, und wer kann bestehen?" (Offenbarung 6,1517)

Die verächtlichen Witze sind verstummt. Lügenmäuler sind zum Schweigen gebracht. Waffengeklirr, dröhnendes Schlachtgetümmel und blutbefleckte Kleider (vgl. Jesaja 9,4) gibt es nicht mehr. Nur Gebete, Weinen und Wehklagen sind jetzt vernehmbar. Von den Lippen derer, die vor Kurzem noch spotteten, vernimmt man Schreie: "Es ist gekommen der große Tag ihres Zorns, und wer kann bestehen?" (Offenbarung 6,17) Die Gottlosen bitten, unter den Bergfelsen begraben zu werden, statt in das Angesicht dessen sehen zu müssen, den sie verachtet und verworfen haben.

Sie kennen jene Stimme, die bis zu den Ohren der Toten durchdringt. Wie oft hatte ihr traurig sanfter Klang sie zur Umkehr gerufen? Wie oft war sie vernehmbar in der bewegenden Bitte eines Freundes, eines Bruders, eines Retters? Keine Stimme wird diejenigen, die Christi Gnade zurückgewiesen haben, so sehr verurteilen und so schwer belasten, wie jene, die sich so lange für sie eingesetzt hatte: "So kehrt nun um von euren bösen Wegen. Warum wollt ihr sterben?" (Hesekiel 33,11) Ach, wenn es für sie doch nur die Stimme eines Fremden wäre! Jesus sagt: "Ich rufe, und ihr weigert euch, ich strecke meine Hand aus und niemand achtet darauf, ihr lasst fahren all meinen Rat, und meine Zurechtweisung wollt ihr nicht" (vgl. Sprüche 1,24.25). Diese Stimme weckt Erinnerungen, die sie gern ausgetilgt hätten: verachtete Warnungen, ausgeschlagene Einladungen, zurückgewiesene Vorrechte.

Da sind jene, die Christus in seiner Demütigung verspotteten. Mit eindringlicher Macht kommen die Worte des Leidenden in ihr Gedächtnis, als er nach der Beschwörung durch den Hohenpriester feierlich erklärte: "Von nun an werdet ihr sehen den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen auf den Wolken des Himmels." (Matthäus 26,64) Nun sehen sie ihn in seiner Herrlichkeit und müssen mit ansehen, wie er zur Rechten der Macht sitzt.

Jene, die über seinen Anspruch, er sei Gottes Sohn, spotteten, sind nun sprachlos. Da ist der hochmütige Herodes, der sich über Jesu königlichen Titel lustig machte und den höhnenden Kriegern befahl, ihn zum König zu krönen. Da sind eben jene Männer, die ihm das purpurne Gewand anlegten, die Dornenkrone auf seine heilige Stirn setzten, das Zepter des Spottes in seine widerstandslose Hand legten und sich vor ihm gotteslästerlich verneigten. Die Männer, die den Fürsten des Lebens schlugen und bespuckten, wenden sich nun vor seinem durchdringenden Blick ab und versuchen vor der übermächtigen Herrlichkeit seiner Gegenwart zu fliehen. Jene, die ihm die Nägel durch Hände und Füße trieben, der Soldat, der seine Seite durchstach: Sie alle betrachten diese Zeichen nun mit Schrecken und schlechtem Gewissen.

Mit furchtbarer Deutlichkeit erinnern sich Priester und Oberste an die Ereignisse auf Golgatha. Mit Schaudern denken sie daran, wie sie mit satanischer Freude ihre Köpfe schüttelten und ausriefen: "Andere hat er gerettet, sich selbst kann er nicht retten. Der König Israels ist er doch: So steige er jetzt vom Kreuz herab, und wir werden an ihn glauben. Er hat auf Gott vertraut; der soll ihn jetzt retten, wenn er will, er hat ja gesagt: Ich bin Gottes Sohn." (Matthäus 27,42.43 ZÜ)

Lebhaft erinnern sie sich an Jesu Gleichnis von den Weingärtnern, die sich weigerten, ihrem Herrn den Ertrag des Weinbergs zu übergeben, seine Knechte misshandelten und seinen Sohn erschlugen. Sie erinnern sich ebenfalls ihres Ausspruchs: Der Herr des Weinbergs "wird den Bösen ein böses Ende bereiten" (Matthäus 21,41). In der Sünde und Bestrafung dieser untreuen Männer erkennen die Priester und Ältesten ihr eigenes Verhalten und ihr gerechtes Urteil. Und jetzt hört man sie in Todesangst schreien. Lauter als der Ruf "Kreuzige, kreuzige ihn!" (Lukas 23,21), der durch die Straßen Jerusalems hallte, schwillt jetzt der schreckliche, verzweifelte Klageruf an: "Er ist Gottes Sohn! Er ist der wahre Messias!" (Matthäus 27,54) Sie wollen vor der Gegenwart des Königs der Könige fliehen. Vergeblich versuchen sie, sich in den tiefen Erdhöhlen, die sich beim Ausbruch der Elemente bildeten, zu verstecken.

Im Leben aller, welche die Wahrheit ablehnen, gibt es Momente, in denen das Gewissen erwacht, wo qualvolle Erinnerungen an ein Leben der Heuchelei aufkommen und der Mensch wegen versäumter Reue nicht zur Ruhe kommt. Aber was sind diese Momente im Vergleich zu den Gewissensbissen jenes Tages, "wenn über euch Angst und Not kommt", wo das "Unglück wie ein Wetter" offenbar wird (Sprüche 1,27)? Diejenigen, die Christus und sein treues Volk vernichten wollten, werden nun Zeuge der Herrlichkeit, die auf den Erlösten ruht. Inmitten des Schreckens hören sie die Stimmen der Heiligen, die in freudiger Erwartung ausrufen: "Siehe, das ist unser Gott, auf den wir hofften, dass er uns helfe." (Jesaja 25,9)

Erlöst Und Angenommen

Mitten im Taumeln der Erde, wenn Blitze zucken und Donner rollen, ruft die Stimme des Sohnes Gottes die schlafenden Heiligen. Er schaut dann auf die Gräber der Gerechten, erhebt seine Hände zum Himmel und ruft: "Erwachet, erwachet, erwachet, die ihr im Staube schlaft, und stehet auf!" Auf der ganzen Erde hören die Toten diese Stimme, und die sie hören, werden leben. Die Erde wird von den Tritten einer riesigen Schar aus allen Nationen, Geschlechtern, Sprachen und Völkern erbeben. Sie kommen aus den Gefängnissen des Todes, tragen Kleider unsterblicher Herrlichkeit und rufen: "Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?" (1. Korinther 15,55), und die Stimmen der lebenden Gerechten und der auferstandenen Heiligen vereinigen sich zu einem langen, fröhlichen Siegesjubel.

Alle steigen in derselben Körpergröße aus ihren Gräbern hervor, mit der sie hineingelegt wurden. Adam steht unter der auferstandenen Menge in erhabener Größe und majestätischer Gestalt, nur wenig kleiner als der Sohn Gottes. Er steht in markantem Gegensatz zu späteren Generationen, durch die die Entartung des Menschengeschlechts deutlich zum Ausdruck kommt. Aber alle stehen in der Frische und Kraft ewiger Jugend auf. Am Anfang wurde der Mensch als Abbild Gottes geschaffen, nicht nur im Charakter, sondern auch in der Gestalt und im Aussehen. Die Sünde hat das Bild Gottes fast gänzlich entstellt und nahezu ausgelöscht, aber Christus kam, um das Verlorengegangene wiederherzustellen. Er wird unseren entarteten Körper verwandeln und seinem verklärten Leib gleich machen. Der sterbliche und vergängliche Körper war ohne Anmut und mit Sünde beschmutzt. Nun wird er vollkommen, schön und unsterblich. Jeder Makel und jede Verunstaltung bleibt im Grab. Zurückgebracht zum Baum des Lebens im so lange verlorenen Eden, werden die Erlösten zur vollen Größe ihrer ursprünglichen Herrlichkeit heranwachsen. Die letzten Spuren des Fluchs der Sünde werden beseitigt, und die, die Christus treu geblieben sind, werden in der Herrlichkeit des Herrn, unseres Gottes, erscheinen. In Leib, Seele und Geist werden sie das vollkommene Bild ihres Herrn widerspiegeln. Welch eine wunderbare Erlösung! So lange wurde von ihr gesprochen, so lange wurde sie erhofft und mit Begeisterung erwartet, aber nie völlig verstanden.

Die lebenden Gerechten werden verwandelt, "und das plötzlich, in einem Augenblick" (1. Korinther 15,52). Durch die Stimme Gottes werden sie verherrlicht, nun sind sie unsterblich und werden mit den Auferstandenen entrückt, um ihrem Herrn in der Luft zu begegnen. Engel werden "seine Auserwählten versammeln von den vier Winden, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels" (Markus 13,27). Engel tragen kleine Kinder in die Arme ihrer Mütter. Freunde, die lange durch den Tod getrennt waren, werden wieder vereint, um nie mehr getrennt zu werden. Mit Freudengesängen steigen sie gemeinsam zur Stadt Gottes auf.

Auf beiden Seiten des Wolkenwagens befinden sich Flügel und unter ihm lebendige Räder. Wenn der Wagen aufwärts rollt, rufen die Räder: "Heilig!", und die Flügel rufen bei jedem Flügelschlag: "Heilig!", und das Gefolge der Engel ruft: "Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herr, der Allmächtige!" Die Erlösten rufen: "Halleluja!", wenn sich der Wagen aufwärts bewegt, dem neuen Jerusalem entgegen.

Als Erben Gekrönt

Vor dem Einzug in die Gottesstadt verleiht Christus seinen Nachfolgern die Auszeichnung des Sieges und schmückt sie mit den Zeichen ihres königlichen Standes. Die glänzenden Reihen stellen sich in Form eines offenen Vierecks um ihren König auf. Seine Gestalt überragt majestätisch alle Heiligen und Engel, und sein Angesicht erstrahlt voll gütiger Liebe über allen. Jeder Blick dieser unzählbaren Schar der Erlösten ist auf ihn gerichtet, jedes Auge schaut auf seine Herrlichkeit, dessen "Gestalt hässlicher war als die anderer Leute" (Jesaja 52,14). Eigenhändig setzt Jesus die Kronen der Herrlichkeit auf die Häupter der Überwinder. Jeder erhält eine Krone, auf der sein "neuer Name geschrieben" steht (Offenbarung 2,17), sowie die Inschrift "Heilig dem Herrn!" In die Hand eines jeden werden eine Siegespalme und eine leuchtende Harfe gelegt. Wenn die führenden Engel den Ton angeben, streicht jede Hand mit großem Geschick über die Saiten der Harfe, und es ertönt eine melodische und wohlklingende Musik. Unaussprechliche Begeisterung erfüllt jedes Herz, und jede Stimme erhebt sich zu dankerfülltem Lobgesang: "Ihm, der uns liebt und uns erlöst hat von unsern Sünden mit seinem Blut und uns zu Königen und Priestern gemacht hat vor Gott, seinem Vater, ihm sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen." (Offenbarung 1,5.6)

Vor der Schar der Erlösten liegt die heilige Stadt. Jesus macht die Perlentore weit auf, und Menschen aus allen Nationen, die an der Wahrheit festgehalten haben, ziehen ein. Nun sehen sie das Paradies Gottes, die Heimat Adams während seiner Unschuld. Es ertönt eine Stimme, klangvoller als alles, was ein sterbliches Ohr je gehört hat, und verkündet: "Euer Kampf ist zu Ende!" "Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!" (Matthäus 25,34)

Nun hat sich das Gebet des Erlösers für seine Jünger erfüllt: "Ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast." (Johannes 17,24) Christus bringt sein Volk, das er durch sein Blut erkauft hat, "untadelig und mit Freuden" (Judas 24) vor seinen Vater und sagt: "Hier bin ich und die Kinder, die mir der Herr gegeben hat." (Jesaja 8,18) "Die du mir gegeben hast, die habe ich bewahrt." (Johannes 17,12) Oh, welch ein Wunder der erlösenden Liebe! Was für eine Dynamik erfüllt diese Stunde, wenn der ewige Vater auf die Erlösten schaut. In ihnen erblickt er sein Ebenbild - der Missklang der Sünde ist gebannt, ihr zerstörender Einfluss hinweggefegt und das Menschliche ist mit dem Göttlichen wieder in Einklang!

Mit unaussprechlicher Liebe heißt Jesus seine Getreuen willkommen "zu ihres Herrn Freude" (Matthäus 25,21. 23). Die Freude des Erlösers beruht darauf, dass er die Menschen, die er durch seine Leiden und seine Demütigungen errettet hat, im Reich der Herrlichkeit erblickt. Die Erretteten werden diese Freude teilen, wenn sie unter den Gesegneten Menschen erblicken, die durch ihre Gebete, ihr Wirken und ihren liebevollen, aufopferungsvollen Dienst für Christus gewonnen wurden. Unsagbare Freude wird die Herzen erfüllen, wenn sie sich um den großen weißen Thron versammeln und erkennen, dass jene, die sie für Christus gewonnen haben, andere erreichten und diese wiederum andere auf den Weg zum Himmel geleitet haben. Alle haben den Himmel erreicht, legen dort ihre Kronen Jesus zu Füßen und preisen ihn in den endlosen Perioden der Ewigkeit.

Wenn die Erlösten in der Stadt Gottes willkommen geheißen werden, schallt ein Jubelruf der Anbetung durch die Luft. Der erste und der zweite Adam werden sich treffen. Der Sohn Gottes streckt seine Arme aus und empfängt den Vater unseres Geschlechts, das Wesen, das er schuf, das gegen seinen Schöpfer sündigte und dessen Sünde die Narben der Kreuzigung auf den Händen seines Erlösers hinterließ. Wenn Adam die Male der grausamen Nägel erkennt, fällt er seinem Herrn nicht an die Brust, sondern wirft sich demütig zu seinen Füßen nieder und ruft: "Das Lamm, das geschlachtet ist, ist würdig." (Offenbarung 5,12) Liebevoll richtet ihn Christus auf und zeigt ihm zum zweiten Mal seine Heimat in Eden, aus der er so lange verbannt war.

Letzte Erinnerungen An Die Vergangenheit

Nach seiner Vertreibung aus Eden war Adams Leben auf Erden mit Kummer erfüllt. Jedes sterbende Blatt, jedes Opfertier, der Zerfall der einst vollkommenen Natur, jeder Makel an der Reinheit des Menschen erinnerte ihn von Neuem an seine Sünde. Sein Schmerz und seine Reue waren schrecklich, als er die allseits überhandnehmende Gottlosigkeit sah und als Antwort auf seine Warnungen die Vorwürfe einstecken musste, er trage die Schuld für die Sünde. Fast tausend Jahre lang trug er die Strafe für seine Übertretung in Geduld und Demut. Aufrichtig bereute er seine Sünde, vertraute auf die Verdienste des verheißenen Erlösers und starb in der Hoffnung auf eine Auferstehung. Der Sohn Gottes sühnte die Fehler und den Fall des Menschen, und durch das Versöhnungswerk Jesu wird Adam jetzt wieder in seinen ursprünglichen Herrschaftsbereich eingesetzt.

Überwältigt vor Freude betrachtet er die Bäume, die ihn einst entzückten, dieselben Bäume, deren Früchte er damals in den Tagen seiner Unschuld und Freude pflückte. Er sieht die Reben, die er mit eigenen Händen aufzog, dieselben Blumen, die er so gerne pflegte. Nun erfasst er die Wirklichkeit dieser Szene und versteht, dass er sich wahrhaftig im wiederhergestellten Garten Eden befindet, der so viel schöner ist als damals, als er ihn verlassen musste. Der Erlöser führt ihn zum Baum des Lebens, pflückt die herrliche Frucht und bittet Adam, sie zu essen. Er blickt um sich und sieht die Menge seiner erlösten Familie im Paradies des Herrn stehen. Dann legt er seine glänzende Krone Jesus zu Füßen, wirft sich an seine Brust und umarmt ihn. Er ergreift die goldene Harfe, und durch das Himmelsgewölbe ertönt der triumphierende Gesang: "Das Lamm, das geschlachtet ist, ist würdig, zu nehmen Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob." (Offenbarung 5,12) Die ganze Familie Adams stimmt in diesen Gesang ein, legt ihre Kronen dem Herrn zu Füßen und beugt sich in Anbetung vor ihm.

Engel, die beim Fall Adams weinten, aber jubelten, als Jesus nach seiner Auferstehung in den Himmel fuhr und die Gräber all jener öffnete, die an den Namen Jesu glaubten, sind jetzt Zeugen dieses Wiedersehens. Nun erkennen sie, dass das Werk der Erlösung vollendet ist, und stimmen in den Lobgesang mit ein.

Auf dem kristallenen Meer vor dem Thron, jenem gläsernen Meer, das so von der Herrlichkeit Gottes glänzt, als wäre es mit Feuer vermengt, hat sich jene Gruppe von Menschen versammelt, "die den Sieg behalten hatten über das Tier und sein Bild und über die Zahl seines Namens" (Offenbarung 15,2). Mit dem Lamm Gottes stehen die 144.000, die aus den Menschen erlöst wurden, auf dem Berg Zion und haben Harfen Gottes. Man hört "die Stimme eines großen Wassers und wie die Stimme eines großen Donners ... wie von Harfenspielern, die auf ihren Harfen spielen." Und sie singen "ein neues Lied" (Offenbarung 14,1-3), ein Lied, das niemand außer den 144.000 lernen kann. Es ist das Lied Moses und des Lammes (Offenbarung 15,3), ein Lied der Befreiung, das Lied ihrer eigenen Erfahrung, einer Erfahrung, die sonst niemand gemacht hat. "Diese ... folgen dem Lamm nach, wohin es geht." Sie wurden aus den Lebendigen von der Erde entrückt und gelten "als Erstlinge für Gott und das Lamm." (Offenbarung 14,4) "Diese sind's, die gekommen sind aus der großen Trübsal" (Offenbarung 7,14). Sie sind durch eine Zeit der Trübsal gegangen, wie es nie eine gegeben hat, seit Menschen auf dieser Erde wohnen. Sie haben die seelischen Schmerzen in der "Zeit der Angst für Jakob" (Jeremia 30,7) durchlitten. Sie durchlebten die letzte Ausgießung der Gerichte Gottes ohne Fürsprecher. Aber sie wurden befreit, denn sie "haben ihre Kleider gewaschen und haben ihre Kleider hell gemacht im Blut des Lammes" (Offenbarung 7,14). "In ihrem Mund wurde kein Falsch gefunden; sie sind untadelig." (Offenbarung 14,5) "Darum sind sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel; und der auf dem Thron sitzt, wird über ihnen wohnen." (Offenbarung 7,15) Sie haben erlebt, wie die Erde durch Hungersnöte und Seuchen verwüstet wurde und Menschen unter der großen Hitze der Sonne schmachten mussten, und haben selbst Leid, Hunger und Durst erlitten. Aber nun werden sie "nicht mehr hungern und nicht mehr dürsten, und weder die Sonne noch irgendeine Hitze wird auf ihnen lasten. Denn das Lamm in der Mitte des Thrones wird sie weiden und wird sie führen zu Quellen lebendigen Wassers, und Gott wird abwischen jede Träne von ihren Augen" (Offenbarung 7,16.17 ZÜ).

Zu allen Zeiten wurden die Auserwählten Christi in der Schule der Prüfung erzogen und gebildet. Sie gingen auf schmalen Pfaden über die Erde und wurden im Schmelzofen des Leids geläutert. Um Jesu willen ertrugen sie Widerstand, Hass und Verleumdung. Sie folgten ihm durch schmerzliche Kämpfe, erduldeten Selbstverleugnung und erfuhren bittere Enttäuschungen. Sie lernten durch ihre eigene bittere Erfahrung das Übel der Sünde, ihre Macht, ihre Schuld und Not kennen und betrachteten sie mit Abscheu. Ihr Wissen um das unermessliche Opfer, das für ihre Erlösung gebracht werden musste, erfüllte ihre Herzen mit Demut, Dankbarkeit und Lob. Geschöpfe, die nie gesündigt haben, können das gar nicht wertschätzen. Die Erlösten lieben viel, weil ihnen viel vergeben wurde. Sie haben an den Leiden Christi teilgenommen und nehmen jetzt teil an seiner Herrlichkeit.

Die Erben Gottes sind aus Dachkammern, Hütten, Kerkern, vom Schafott, aus den Bergen, Wüsten, Grüften und Höhlen am Meer gekommen. Auf Erden waren sie bettelarm, wurden angegriffen und gequält. Millionen sanken mit Schande beladen ins Grab, weil sie sich standhaft geweigert hatten, den trügerischen Forderungen Satans nachzukommen. Menschliche Gerichte verurteilten sie wie gemeinste Verbrecher. Aber jetzt ist "Gott selbst ihr Richter" (Psalm 50,6). Nun werden die irdischen Urteile umgekehrt. "Er ... wird aufheben die Schmach seines Volks." (Jesaja 25,8) "Man wird sie nennen heiliges Volk, Erlöste des Herrn." (Jesaja 62,12) Er hat angeordnet, dass "ihnen Schmuck statt Asche, Freudenöl statt Trauerkleid, Lobgesang statt eines betrübten Geistes gegeben werden" soll. (Jesaja 61,3) Sie sind nicht mehr schwach, gequält, verstreut und unterdrückt. Von nun an sind sie auf ewig beim Herrn. Sie stehen vor dem Thron Gottes und sind mit Gewändern bekleidet, die kostbarer sind als alles, was die Vornehmsten der Erde jemals getragen haben. Sie sind mit Kronen geschmückt, die herrlicher sind als irdische Herrscher sie je besessen haben. Die Tage der Schmerzen und Trauer sind für immer vorbei. Der König der Herrlichkeit hat die Tränen von allen Gesichtern abgewischt, jeder Kummer ist beseitigt. Unter wogenden Palmzweigen hört man ihren klaren, wohlklingenden und harmonischen Lobgesang. Alle stimmen in diese Melodie ein, bis dieses Lied das ganze Himmelsgewölbe erfüllt. "Das Heil ist bei dem, der auf dem Thron sitzt, unserm Gott, und dem Lamm!" (Offenbarung 7,10) Alle Himmelsbewohner beantworten diesen Zuruf: "Amen, Lob und Ehre und Weisheit und Dank und Preis und Kraft und Stärke sei unserm Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit!" (Offenbarung 7,12)

Staunen Ohne Ende

In diesem Leben können wir das wunderbare Geschehen der Erlösung nur ansatzweise verstehen. Mit unserem begrenzten Verstand können wir zwar aufrichtig über Schande und Herrlichkeit, Leben und Tod, Gerechtigkeit und Gnade nachdenken, die sich am Kreuz begegnen, aber deren volle Bedeutung werden wir trotz größter geistiger Anstrengungen nicht erfassen können. Die Länge, Breite, Tiefe und Höhe der erlösenden Liebe können wir nur schwach verstehen. Den Erlösungsplan werden die Erlösten nie völlig begreifen, nicht einmal wenn sie sehen, wie sie gesehen werden, und erkennen, wie sie erkannt sind. Aber in der Ewigkeit wird sich die Wahrheit ständig weiter entfalten und den Verstand mit Staunen und Freude erfüllen. Obwohl der Kummer, der Schmerz und die Versuchungen der Welt vergangen sind und die Ursache dafür entfernt ist, wird den Kindern Gottes für immer klar und deutlich bewusst bleiben, was ihre Erlösung gekostet hat.

Das Kreuz Christi wird für die Erlösten in alle Ewigkeit hinein Gegenstand ihres Nachdenkens und Singens sein. Im verherrlichten Christus werden sie den Gekreuzigten erkennen. Nie wird man vergessen, dass der Geliebte Gottes, durch dessen Macht zahllose Welten in den Weiten des Universums geschaffen wurden und erhalten werden - die himmlische Majestät, welche die Cherubim und glänzende Seraphim mit Freuden anbeten - sich erniedrigte und den gefallenen Menschen aufrichtete. Unvergessen bleibt ebenfalls, dass dieser die Schuld und Schande der Sünde auf sich nahm und es zuließ, dass sich sein Vater von ihm abwandte, bis die Leiden einer gefallenen Welt sein Herz brachen und sein Leben am Kreuz von Golgatha auslöschten. Dass der Schöpfer aller Welten, der Richter aller Geschicke, seine Herrlichkeit ablegen und sich aus Liebe zu den Menschen demütigen sollte, wird im Universum immer wieder Verwunderung und Verehrung hervorrufen. Wenn die Scharen der Erretteten auf ihren Erlöser schauen und in seinem Angesicht die ewige Herrlichkeit seines Vaters erkennen, wenn sie auf seinen Thron blicken, der seit Ewigkeit besteht, und wissen, dass sein Reich wirklich kein Ende nehmen wird, dann brechen sie in den begeisterten Gesang aus: "Würdig ist das Lamm, das geschlachtet ist, und uns mit seinem kostbaren Blut für Gott erkauft hat." (vgl. Offenbarung 5,9.12 und 1. Petrus 1,19 ZÜ.)

Das Geheimnis des Kreuzes erklärt alle anderen Geheimnisse. Im Licht, das von Golgatha ausgeht, scheinen die Eigenschaften Gottes, die uns einst mit Furcht und Scheu erfüllten, schön und anziehend. Gnade, Güte und väterliche Liebe verbinden sich mit Heiligkeit, Gerechtigkeit und Macht. Während wir die Majestät seines hoch erhabenen Thrones vor Augen haben, erkennen wir durch die Zeugnisse der Gnade sein inneres Wesen und verstehen wie nie zuvor, was der gütige Name "unser Vater" wirklich bedeutet.

Es wird deutlich werden, dass der unendlich weise Gott für unsere Erlösung keinen anderen Plan hätte entwerfen können, als seinen Sohn zu opfern. Der Lohn für dieses Opfer ist die Freude, die Erde mit erlösten Geschöpfen zu bevölkern, die glücklich, heilig und unsterblich sind. Das Ergebnis des Kampfes Christi mit den Mächten der Finsternis ist die Freude der Erlösten und die Verherrlichung Gottes bis in alle Ewigkeit. So hoch ist der Wert eines Menschenlebens, dass der Vater mit dem bezahlten Preis zufrieden ist, und wenn Christus die Früchte seines großen Opfers betrachtet, ist er glücklich.