------------------------Diener des Evangeliums DEV 5 1 Vorwort DEV 7 1 Kapitel 1 -- An Christi Statt DEV 13 3 Kapitel 2 -- Die Heiligkeit des Werkes DEV 17 1 Kapitel 3 -- Der Acker ist die Welt DEV 23 1 Kapitel 4 -- Die Verantwortlichkeit des Predigers DEV 29 1 Kapitel 5 -- Die Aussicht DEV 33 1 Kapitel 6 -- Christus unser Vorbild DEV 40 1 Kapitel 7 -- Christus als Lehrer DEV 42 3 Kapitel 8 -- Eine Lehre für unsre Zeit DEV 49 2 Kapitel 9 -- Paulus, der Heidenapostel DEV 54 1 Kapitel 10 -- Junger Männer als Diener des Evangeliums DEV 58 1 Kapitel 11 -- Die jungen Leute sollten Bürdenträger sein DEV 63 2 Kapitel 12 -- Ausbildung für Missionsarbeit DEV 70 4 Kapitel 13 -- Junge Männer als Missionare DEV 75 2 Kapitel 14 -- Die Ausbildung der Stimme DEV 80 3 Kapitel 15 -- "Trachte dich vor Gott zu bewähren" DEV 84 3 Kapitel 16 -- Die Kolportage als Ausbildung fürs Predigtamt DEV 86 2 Kapitel 17 -- Bibelstudium zur Tüchtigkeit erforderlich DEV 89 1 Kapitel 18 -- Junge Prediger sollten mit älteren zusammenwirken DEV 92 1 Kapitel 19 -- Der angehende Prediger DEV 97 1 Kapitel 20 -- Weihe DEV 102 3 Kapitel 21 -- Geschicklichkeit DEV 106 4 Kapitel 22 -- Die Tugend der Freundlichkeit DEV 109 2 Kapitel 23 -- Sittsames Betragen DEV 114 1 Kapitel 24 -- Der gesellschaftliche Verkehr DEV 117 2 Kapitel 25 -- Entschlossenheit und Schnelligkeit DEV 119 3 Kapitel 26 -- Das Einsammeln der Früchte DEV 123 2 Kapitel 27 -- Wesentliche Erfordernisse zum Dienst DEV 129 1 Kapitel 28 -- "Predige das Wort" DEV 135 1 Kapitel 29 -- Seelen das Brot des Lebens brechen DEV 137 3 Kapitel 30 -- Christum predigen DEV 142 3 Kapitel 31 -- Gerechtigkeit durch den Glauben DEV 144 2 Kapitel 32 -- Rat an einen Evangelisten DEV 146 2 Kapitel 33 -- Praktische Vorschläge DEV 152 4 Kapitel 34 -- Sorgfalt im Benehmen und in der Kleidung DEV 155 3 Kapitel 35 -- Öffentliche Gebete DEV 160 1 Kapitel 36 -- Der gute Hirte DEV 163 3 Kapitel 37 -- Persönlicher Dienst DEV 168 1 Kapitel 38 -- Der Hirtendienst DEV 170 1 Kapitel 39 -- Bibellesungen im Familienkreis DEV 171 3 Kapitel 40 -- Der Wert der Bemühung um den Einzelnen DEV 173 3 Kapitel 41 -- Arbeitsteilung DEV 178 2 Kapitel 42 -- Die Frau des Dieners Christi DEV 181 1 Kapitel 43 -- Der Diener Christi zu Hause DEV 183 3 Kapitel 44 -- "Weide meine Lämmer!" DEV 189 3 Kapitel 45 -- Das Gebet für die Kranken DEV 198 1 Kapitel 46 -- Unterweisung in der Freigebigkeit DEV 199 4 Kapitel 47 -- Die Unterstützung des Evangeliums DEV 204 1 Kapitel 48 -- Der Einfluß der Ernährung auf die Gesundheit DEV 206 1 Kapitel 49 -- Diener Christi sollten die Gesundheitsreform lehren DEV 207 3 Kapitel 50 -- Wie die Grundsätze der Gesundheitsreform vorzuführen sind DEV 208 3 Kapitel 51 -- Der Diener Christi und körperliche Beschäftigung DEV 213 3 Kapitel 52 -- Unsre Pflicht, die Gesundheit zu erhalten DEV 217 1 Kapitel 53 -- Die Gefahr der Überarbeitung DEV 221 1 Kapitel 54 -- Bibelstudium DEV 225 3 Kapitel 55 -- Das Gebet im Verborgenen DEV 230 2 Kapitel 56 -- Der Glaube DEV 235 2 Kapitel 57 -- Mut DEV 239 2 Kapitel 58 -- Wie Gott seine Diener erzieht DEV 241 2 Kapitel 59 -- Nehmt euch Zeit, mit Gott zu verkehren! DEV 243 2 Kapitel 60 -- Unser größtes Bedürfnis DEV 245 1 Kapitel 61 -- Selbstprüfung DEV 246 3 Kapitel 62 -- Selbstbesserung DEV 253 1 Kapitel 63 -- Der Heilige Geist DEV 258 1 Kapitel 64 -- Entwicklung und Dienst DEV 263 1 Kapitel 65 -- Die Gefahr, das Licht zu verwerfen DEV 270 2 Kapitel 66 -- Eine Warnung gegen falsche Lehren DEV 275 5 Kapitel 67 -- Die heilsame Lehre DEV 280 3 Kapitel 68 -- Fanatismus DEV 282 2 Kapitel 69 -- Selbstvertrauen DEV 287 5 Kapitel 70 -- Worte der Warnung DEV 293 2 Kapitel 71 -- Vor Gott gilt kein Ansehen der Person DEV 299 4 Kapitel 72 -- Zurückgezogenheit DEV 301 4 Kapitel 73 -- Prediger und Geschäftsmann DEV 305 1 Kapitel 74 -- Die Wirksamkeit in den Städten DEV 313 1 Kapitel 75 -- Ratschläge für das Wirken in den Großstädten DEV 318 2 Kapitel 76 -- Ärztliche Missionsarbeit in den Großstädten DEV 321 4 Kapitel 77 -- Die Stadtmissionsschule DEV 324 2 Kapitel 78 -- Gründlichkeit DEV 329 1 Kapitel 79 -- Wie dem Widerstand entgegenzutreten ist DEV 333 3 Kapitel 80 -- Den Wortstreit sollte man nicht suchen DEV 337 2 Kapitel 81 -- Fehlerhafte Methoden DEV 339 3 Kapitel 82 -- Das Mäßigkeitswerk DEV 344 1 Kapitel 83 -- Religionsfreiheit DEV 345 3 Kapitel 84 -- Unsre Stellung zur Politik DEV 351 2 Kapitel 85 -- Das Wirken für die Juden DEV 354 1 Kapitel 86 -- Säen und Ernten DEV 356 1 Kapitel 87 -- Vorsteher DEV 364 2 Kapitel 88 -- Prediger und Geschäftsangelegenheiten DEV 368 1 Kapitel 89 -- Fürsorge für die Diener Christi DEV 372 2 Kapitel 90 -- Versammlungshäuser DEV 378 2 Kapitel 91 -- Prüfung der Diener Christi DEV 381 4 Kapitel 92 -- Die Einsegnung DEV 386 3 Kapitel 93 -- Geschäftsversammlungen DEV 388 4 Kapitel 94 -- Ein entsprechender Lohn für die Diener Christi DEV 393 2 Kapitel 95 -- Weise Verteilung der Mittel DEV 396 4 Kapitel 96 -- Sparsamkeit im Missionswerk DEV 402 1 Kapitel 97 -- Die auswärtigen Felder DEV 409 1 Kapitel 98 -- Im Umgang mit andern DEV 417 1 Kapitel 99 -- Verschiedene Gaben DEV 418 4 Kapitel 100 -- Einfachheit in Verschiedenheit DEV 421 3 Kapitel 101 -- Der Geist der Unabhängigkeit DEV 426 2 Kapitel 102 -- Berücksichtigung derer, die mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben DEV 430 3 Kapitel 103 -- "Lasset uns auf einander achten!" DEV 434 1 Kapitel 104 -- Die Kraft zum Dienst DEV 440 2 Kapitel 105 -- Die Belohnung des Dienstes ------------------------Vorwort DEV 5 1 "Diener des Evangeliums" sein zu dürfen, ist eine herrliche Gabe aus dem reichen Gnadenschatze Gottes. Epheser 3,7; Kolosser 1,23-25. Irgendwie dem Heiland dienen zu können, der uns durch sein Blut erkauft hat und der uns unverdrossen zur Rechten des Vaters als Mittler vertritt, irgendwo an der Verbreitung seines Evangeliums mitzuwirken, ist das köstlichste Vorrecht eines jeden Gotteskindes, wie es schon der Psalmist bezeugt: "Denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser denn sonst tausend. Ich will lieber der Tür hüten in meines Gottes Hause denn wohnen in der Gottlosen Hütten." Psalm 84,11. DEV 5 2 Um diesen herrlichen Dienst im Sinne und Geiste des Meisters zu erfüllen, bedarf es unermüdlicher Schulung nach dem göttlichen Vorbild. Darin behilflich zu sein, ist die Aufgabe der vorliegenden Sammlung aus verschiedenen Schriften der Verfasserin. Bereits 1892 ist die erste Ausgabe in englischer Sprache erschienen. Das Buch hat auch fast in jedem Heim unsres Volkes Aufnahmen gefunden. Die immer tätige Feder der Verfasserin erzeugte aber so viel Neues, dass am Schlusse ihres Lebens 1915 eine erweiterte englische Ausgabe erschien, wonach die vorliegende deutsche übersetzt ist. Der größte Teil des Inhalts stammt aus "Zeugnissen", die bisher in deutscher Sprache noch nicht herausgegeben waren. Ihre Nachprüfung ist dadurch erleichtert, dass wir Band und Seite der englischen "Testimonies" am Schlusse der Ausführungen angegeben haben. Abschnitte, die den Werken: "In den Fußspuren des großen Arztes", "Die Geschichte der Apostel", "Erziehung", "Christi Gleichnisse" entnommen sind, erhielten am Schluß die Seitenzahl der deutschen Ausgaben. Hin und wieder musste bei der Nachprüfung der älteren Übersetzungen der deutsche Text dem Original genauer angepaßt werden, wie dies auch bei den nächsten Auflagen dieser Werke selbst geschehen muß. Ausgelassen wurde nur der Abschnitt "Gemeindezucht", da dieser schon in Zeugnisse für die Gemeinde I, 236-241 veröffentlicht wurde, und ein weiterer über "Lagerversammlungen", dessen Wichtigkeit nur für Nordamerika in Betracht kommt. Die Kürzung des Buches um diese Abschnitte wurde vorgenommen, um es nicht unnötig zu verteuern. DEV 6 1 Da dies Buch die Frucht eines dem Dienste des Evangeliums rastlos und restlos geweihten Lebens ist, wird es sicherlich auch von allen unsern deutschen Geschwistern gewürdigt und beherzigt werden. Möge der Heilige Geist, dessen Anregung diese Unterweisungen entstammen, sie einem jeden werten Leser tief einprägen. Möge sich ein jeder dadurch völliger und freudiger dem Dienste des Evangeliums weihen und dessen Schlußwerk in Kürze vollenden helfen. Die Herausgeber. Er hat uns berufen mit einem heiligen Ruf DEV 6 2 "Ihr aber sollt Priester des Herrn heißen, und man wird euch Diener unsres Gottes nennen." Jesaja 61,6. ------------------------Kapitel 1: An Christi Statt DEV 7 1 In jedem Zeitalter der Geschichte dieser Erde hat Gott seine Männer gehabt, die sich bietende Gelegenheiten zu ergreifen wußten. Zu ihnen sagte er: "Ihr seid meine Zeugen." Es hat immer fromme Männer gegeben, welche die Lichtstrahlen, die auf ihren Pfad schienen, bereitwillig aufnahmen und ihren Mitmenschen das Wort Gottes brachten. Henoch, Noah, Mose, Daniel und die vielen Patriarchen und Propheten -- alle waren Prediger der Gerechtigkeit. Sie waren nicht unfehlbar, sondern schwache, irrende Menschen; doch der Herr wirkte durch sie, weil sie sich in seinen Dienst stellten. DEV 7 2 Christus, das erhabene Haupt der Gemeinde, hat seit seiner Himmelfahrt durch auserwählte Boten sein Werk auf Erden fortgesetzt. Durch sie spricht er zu den Menschenkindern und versieht ihre Bedürfnisse. Die Stellung derer, die von Gott berufen sind, in Wort und Lehre für den Aufbau seiner Gemeinde zu wirken, ist eine sehr verantwortliche. An Christi Statt sollen sie Männer und Frauen bitten, sich mit Gott versöhnen zu lassen -- eine Aufgabe, die sie nur erfüllen können, wenn sie Weisheit und Kraft von oben empfangen. DEV 8 1 Gottes Diener werden durch die sieben Sterne versinnbildet, über denen er, welcher der Erste und der Letzte ist, seine besondere Sorgfalt und seinen Schutz walten läßt. Die wohltuenden Einflüsse, die in der Gemeinde reichlich vorhanden sein müssen, sind mit diesen Dienern Gottes, welche die Liebe Christi darstellen sollen, eng verbunden. Die Sterne des Himmels stehen unter Gottes Macht; er verleiht ihnen das Licht, er leitet und bestimmt ihre Bewegungen. Zöge er seine Hand zurück, so würden sie fallen. So ist es auch mit seinen Dienern. Sie sind nur die Werkzeuge in seiner Hand, und alles Gute, das sie vollbringen, geschieht durch seine Kraft. DEV 8 2 Es gereicht Christo zur Ehre, daß er durch das Wirken des Heiligen Geistes seine Diener für die Gemeinde zu einem größeren Segen macht, als es die Sterne für die Welt sind. Der Heiland sollte ihre Kraft sein. Schauen sie auf ihn, wie er auf seinen Vater blickte, dann werden sie seine Werke tun. In dem Maße wie sie sich auf Gott verlassen, wird er ihnen seine Herrlichkeit mitteilen, damit sie sich der Welt widerspiegelt. Geistliche Wächter DEV 8 3 Christi Diener sind die geistlichen Hüter der ihrer Sorgfalt anvertrauten Menschen. Ihr Werk gleicht dem der Wächter. In alten Zeiten wurden häufig Wachen auf die Stadtmauern gestellt, wo sie von ihren vorteilhaften Stellungen aus wichtige Punkte beobachten und das Herannahen von Feinden melden konnten. Von ihrer Pflichttreue hing die Wohlfahrt der Stadt ab. In festgesetzten Zwischenräumen mußten sie einander zurufen, um zu bekunden, daß sie alle wach waren und das keinem etwas zugestoßen sei. Ein aufmunternder oder ein warnender Ruf wurde von einem zum andern getragen, und jeder wiederholte ihn, bis er die Runde um die Stadt gemacht hatte. DEV 8 4 Jedem Diener gilt das Wort des Herrn: "Du Menschenkind, ich habe dich zu einem Wächter gesetzt über das Haus Israel, wenn du etwas aus meinem Munde hörst, daß du sie von meinetwegen warnen sollst. Wenn ich nun zu dem Gottlosen sage: Du Gottloser mußt des Todes sterben, und du sagst ihm solches nicht, daß sich der Gottlose warnen lasse vor seinem Wesen, so wird wohl der Gottlose um seines gottlosen Wesens willen sterben; aber sein Blut will ich von deiner Hand fordern. Warnest du aber den Gottlosen vor seinem Wesen, daß er sich davon bekehre ... so ... hast du deine Seele errettet." Hesekiel 33,2-9. DEV 9 1 Diese Worte des Propheten erklären die ernste Verantwortlichkeit, welche auf denen ruht, die als Hüter der Gemeinde, als Haushalter des Geheimnisses Gottes gesetzt sind. Sie sollen als Wächter auf der Mauer Zions stehen, um den Warnungsruf erschallen zu lassen, wenn ein Feind sich nähert. Sollte aus irgendeinem Grund ihr geistliches Verständnis so geschwächt sein, daß sie die Gefahr nicht erkennen und sollte dann, durch ihr Vernachlässigen, die Warnung zu geben, das Volk umkommen, dann will Gott von ihrer Hand das Blut der Verlornen fordern. DEV 9 2 Die Wächter auf den Mauern Zions genießen das Vorrecht, so nahe zu Gott zu stehen und für die Eindrücke seines Geistes so empfänglich zu sein, daß er durch sie wirken kann, um den Sündern ihre Gefahr und auch den Zufluchtsort zu zeigen. Von Gott erwählt, durch die Weihe versiegelt, sollen sie Männer und Frauen vor dem drohenden Verderben retten. Sie sollen ihre Mitmenschen vor den sicheren Folgen der Übertretungen getreulich warnen und ebenso treu das Wohl der Gemeinde hüten. Nie darf ihre Wachsamkeit ermüden; ihr Werk erfordert die Kraft ihres ganzen Leistungsvermögens. Wie Posaunenstöße müssen ihre Stimmen erschallen, und nie sollten sie einen undeutlichen, einen ungewissen Laut geben. Nicht um Lohn dürfen sie arbeiten, sondern weil sie nicht anders können, weil sie erkennen, daß auf ihnen ein Weh ruht, wenn sie versäumen, das Evangelium zu predigen. Treue im Dienst DEV 10 1 Der Prediger, der ein Mitarbeiter Christi ist, wird sich sowohl der Heiligkeit seines Amtes als auch der Mühe und der Opfer bewußt sein, die zum Erfolg erforderlich sind. Er ist nicht auf seine eigene Bequemlichkeit oder Gemütlichkeit bedacht; er vergißt sich selbst. Im Suchen nach dem verlornen Schaf merkt er es nicht, daß er müde, kalt und hungrig ist; er hat nur das eine im Auge -- das Verlorne zu retten. DEV 10 2 Wer unter dem blutgetränkten Banner Immanuels dient, muß oft etwas unternehmen, wozu heldenmütige Anstrengungen und geduldige Ausdauer verlangt werden. Aber der Krieger des Kreuzes steht unbeweglich in der vordern Schlachtreihe. Richtet der Feind den Angriff auf ihn, so wendet er sich um Hilfe an seine feste Burg, und indem er dem Herrn seine Verheißungen vorhält, empfängt er die nötige Stärkung zur Erfüllung der vorliegenden Pflichten. Er weiß, daß er der Kraft von oben bedarf. Die errungenen Siege verleiten ihn nicht zur Selbsterhebung, sondern veranlassen ihn, sich um so mehr auf den Allmächtigen zu stützen. Und indem er sich auf dessen Macht verläßt, wird er befähigt, die Heilsbotschaft so nachdrücklich vorzuführen, daß sie in den Gemütern andrer widerhallt. DEV 10 3 Der Herr sendet seine Diener, um das Wort des Lebens zu verkünden, nicht um "Philosophie und lose Verführung" oder die "falsch berühmte Kunst" zu predigen, sondern das Evangelium, die "Kraft Gottes, die da selig macht". Kolosser 2,8; 1.Timotheus 6,20; Römer 1,16. "So bezeuge ich nun vor Gott", schrieb Paulus an Timotheus, "und dem Herrn Jesus Christus, der da zukünftig ist zu richten die Lebendigen und die Toten mit seiner Erscheinung und mit seinem Reich: Predige das Wort, halte an, es sei zu rechter Zeit oder zur Unzeit; strafe, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre. Denn es wird eine Zeit sein, da sie die heilsame Lehre nicht leiden werden, sondern nach ihren eigenen Lüsten werden sie sich selbst Lehrer aufladen, nach dem ihnen die Ohren jucken; und werden die Ohren von der Wahrheit wenden und sich zu den Fabeln kehren. Du aber sei nüchtern allenthalben, sei willig zu leiden, tue das Werk eines evangelischen Predigers, richte dein Amt redlich aus." 2.Timotheus 4,1-5. Dieser Auftrag enthält für einen jeden Prediger den Umriß seines Werkes -- eines Werkes, daß er nur ausüben kann auf Grund der Erfüllung jener Verheißungen, die Jesus seinen Jüngern gab: "Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." Matthäus 28,20. DEV 11 1 Prediger des Evangeliums, Gottes Botschafter an ihre Mitmenschen, sollten ihre Mission und ihre Verantwortlichkeit nie aus dem Auge lassen. Verlieren sie die Verbindung mit dem Himmel, so sind sie in größerer Gefahr und können einen stärkeren Einfluß zum Bösen ausüben als andre Menschen. Satan beobachtet sie beständig und wartet darauf, daß sich irgendeine Schwäche in ihnen entwickelt, durch welche er sie erfolgreich angreifen kann. Und wie groß ist sein Triumph, wenn er Erfolg hat! Denn ein unachtsamer Bote Christi gibt dem großen Widersacher Gelegenheit, viele Seelen für sich zu gewinnen. DEV 11 2 Der treue Prediger wird nichts tun, wodurch sein heiliges Amt herabgesetzt wird; er wird vorsichtig in seinem Benehmen, weise in seinen Handlungen sein. Er wird wirken, wie Christus wirkte, und seine ganze Kraft daransetzen, die Heilsbotschaft denen zu bringen, die sie nicht kennen. Ein großer Hunger nach der Gerechtigkeit Christi wird sein Herz erfüllen, und weil er seine Bedürfnisse erkennt, wird er ernstlich nach der Kraft verlangen, die sein eigen sein muß, ehe er in Einfachheit, Wahrhaftigkeit und Demut die Wahrheit, wie sie in Jesu ist, darstellen kann. Beispiele menschlicher Standhaftigkeit DEV 12 1 Gottes Diener empfangen keine Ehre oder Anerkennung von der Welt. Stephanus wurde gesteinigt, weil er den gekreuzigten Christus predigte; Paulus wurde gefangen genommen, geschlagen, gesteinigt und schließlich getötet, weil er den Heiden ein treuer Bote Gottes war; der Apostel Johannes wurde nach der Insel Patmos verbannt "um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses Jesu Christi". Offenbarung 1,9. Diese Beispiele menschlicher Standhaftigkeit kraft der göttlichen Macht bezeugen der Welt die Wahrhaftigkeit der Verheißungen Gottes, seine bleibende Gegenwart und seine fürsorgende Gnade. DEV 12 2 Keine Hoffnung auf eine herrliche Unsterblichkeit erleuchtet die Zukunft der Feinde Gottes. Der große Feldherr besiegt Völker und macht die Heere der halben Welt erzittern, und stirbt doch an Enttäuschung und in Verbannung. Der Philosoph, dessen Gedanken das ganze Weltall durchkreuzen, der überall den Offenbarungen der Macht Gottes nachspürt und ihren Einklang preist, verfehlt oft, in diesen Wundern die Hand dessen zu erkennen, der sie alle hervorgerufen hat. "Wenn ein Mensch in Ansehen ist und hat keinen Verstand, so fährt er davon wie ein Vieh." Psalm 49,21. Aber Gottes Glaubenshelden sind Erben eines Besitzes von größerem Wert als alle irdischen Reichtümer -- eines Erbes, das die Sehnsucht der Seele befriedigen wird. Vor der Welt mögen sie unbekannt sein und keine Anerkennung finden; in den himmlischen Berichtsbüchern aber stehen sie als Himmelsbürger eingetragen, und eine erhabene Größe, eine ewige Herrlichkeit wird ihnen zuteil werden. DEV 12 3 Die wertvollste Arbeit, die edelste Bemühung, der ein Mensch sich unterziehen kann, ist, Sünder auf das Lamm Gottes hinzuweisen. Wahre Prediger sind Gottes Mitarbeiter in der Ausführung seiner Absichten. Gott sagt zu ihnen: Geht und predigt Christum! Unterweist und belehrt alle, die seine Gnade, seine Güte und seine Barmherzigkeit noch nicht kennen! Lehrt das Volk! "Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger?" Römer 10,14. DEV 13 1 "Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Boten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen; die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König!" "Laßt fröhlich sein und miteinander rühmen das Wüste zu Jerusalem; denn der Herr hat sein Volk getröstet und Jerusalem gelöst. Der Herr hat offenbart seinen heiligen Arm vor den Augen aller Heiden; daß alles Welt Enden sehen das Heil unsers Gottes." Jesaja 52,7.9.10. DEV 13 2 Christi Arbeiter sollen nie an einen Mißerfolg in ihrer Arbeit denken und noch viel weniger davon sprechen. Der Herr Jesus ist unsre ausreichende Kraft in allen Dingen; sein Geist wird uns beleben. Legen wir uns in seine Hand, um wahre Lichtträger zu sein, dann werden sich unsre Mittel, Gutes zu tun, nie erschöpfen. Wir dürfen aus seiner Fülle nehmen und von der Gnade empfangen, die keine Grenzen hat. ------------------------Kapitel 2: Die Heiligkeit des Werkes DEV 13 3 Der Prediger nimmt den Menschen gegenüber die Stellung als Gottes Sprachrohr ein, und in seinen Gedanken, Worten und Handlungen soll er den Herrn darstellen. Als Mose zum Bundesboten erwählt wurde, erging an ihn des Herrn Wort: "Vertritt du das Volk bei Gott." 2.Mose 18,19. Auch heute wählt Gott sich seine Knechte, wie er Mose berief, um seine Boten zu sein, und ein schweres Weh ruht auf dem, der seinen heiligen Beruf entehrt oder das Ziel, das ihm im Leben und Wirken des Sohnes Gottes vorgesetzt ist, erniedrigt. DEV 14 1 Die Strafe, die auf Nadab und Abihu, die Söhne Aarons, fiel, zeigt, wie Gott seine Diener ansieht, die etwas tun, das ihrem heiligen Beruf Unehre bringt. Diese Männer waren zum Priestertum geweiht, aber sie hatten nicht gelernt, sich selbst zu beherrschen. Die lang genährte Gewohnheit, gegen sich selbst nachsichtig zu sein, hatte eine solche Macht über sie gewonnen, daß selbst die Verantwortlichkeit ihres Amtes sie nicht zu brechen vermochte. DEV 14 2 Während des Gottesdienstes, wenn die Gebete und Lobpreisungen des Volkes zu Gott aufstiegen, nahmen Nadab und Abihu, halb betrunken, ein jeglicher seinen Napf, taten Feuer darein und legten Räucherwerk darauf. Sie übertraten aber Gottes Gebot, indem sie "fremdes Feuer" gebrauchten, anstatt des heiligen von Gott selbst angezündeten Feuers, welches er ihnen zu diesem Zweck zu verwenden geboten hatte. Dieser Sünde wegen fuhr Feuer vom Herrn aus und verzehrte sie beide vor den Augen des Volkes. "Da sprach Mose zu Aaron: Das ist's, was der Herr gesagt hat: Ich erzeige mich heilig an denen, die mir nahe sind, und vor allem Volk erweise ich mich herrlich." Siehe 3.Mose 10,1-7. Jesajas Auftrag DEV 14 3 Als Gott im Begriff stand, Jesaja mit einer Botschaft zu seinem Volk zu senden, ließ er den Propheten erst in einem Gesicht in das Allerheiligste des Heiligtums schauen. Es schien ihm, als ob plötzlich das Tor und der innere Vorhang des Tempels gehoben oder zurückgezogen waren und er hineinsehen konnte in das Allerheiligste, das selbst des Propheten Füße nicht betreten durften. Er sah im Gesicht Jehovas auf einem hohen und erhabenen Thron, während der Saum seiner Herrlichkeit den Tempel füllte. Um den Thron herum standen Seraphim als Hüter des großen Königs, und sie strahlten die sie umgebende Herrlichkeit wider. Als ihre Lobgesänge in den lauten Tönen der Anbetung erschallten, bebten die Säulen des Tores, wie von einem Erdbeben erschüttert. Mit reinen, durch Sünde nicht befleckten Lippen ließen diese Engel des Herrn Lob erklingen: "Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll!" Siehe Jesaja 6,1-8. DEV 15 1 Die um den Thron stehenden Seraphim sind so sehr von Ehrfurcht erfüllt, wenn sie die Herrlichkeit Gottes wahrnehmen, daß sie auch nicht nur einen Augenblick auf sich selbst mit Bewunderung blicken. Ihr Lob gilt dem Herrn aller Herren. Indem sie in die Zukunft schauen, wenn die ganze Erde erfüllt sein wird von seiner Herrlichkeit, hallt in lieblicher Melodie der Freudengesang wider: "Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth." Ihr Glück besteht darin, den Herrn zu verherrlichen; sie wünschen nichts weiter, als in seiner Gegenwart zu bleiben und seinen Beifall zu genießen. Sein Bildnis zu tragen, seine Befehle auszuüben, ihn anzubeten, ist ihr höchstes Ziel, das sie zu erreichen suchen. DEV 15 2 Als der Prophet aufhorchte, eröffnete sich vor ihm die Herrlichkeit, die Macht und die Majestät des Herrn, und im Licht dieser Offenbarung erschien seine innere Unreinheit in erschreckender Klarheit; selbst seine Worte schienen ihm niedrig und gemein. In tiefer Demütigung rief er aus: "Weh mir, ich vergehe! Denn ich bin unreiner Lippen ...; denn ich habe den König, den Herrn Zebaoth, gesehen mit meinen Augen." DEV 15 3 Jesajas Demut war aufrichtig. Als ihm der Unterschied zwischen dem menschlichen und dem göttlichen Charakter klar gezeigt wurde, fühlte er sich ganz und gar untüchtig und unwert. Wie konnte er dem Volke die heiligen Forderungen Jehovas verkünden? DEV 16 1 "Da flog der Seraphim einer zu mir", schreibt er, "und hatte eine glühende Kohle in der Hand, die er mit der Zange vom Altar nahm, und rührte meinen Mund an und sprach: Siehe, hiermit sind deine Lippen gerührt, daß deine Missetat von dir genommen werde und deine Sünde versöhnt sei." DEV 16 2 Dann hörte Jesaja die Stimme des Herrn sagen: "Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein?" und gestärkt durch den Gedanken an die göttliche Berührung antwortet er: "Hier bin ich, sende mich!" DEV 16 3 Wenn Gottes Diener durch den Glauben in das Allerheiligste blicken und unsern großen Hohenpriester im himmlischen Heiligtum seines Amtes walten sehen, erkennen sie, daß sie Männer mit unreinen Lippen sind, Männer, deren Zungen oft eitle Worte geredet haben. Wohl können sie verzweifeln, wenn sie ihre Unwürdigkeit mit der Vollkommenheit Christi vergleichen. Mit zerknirschtem Herzen, sich vollständig unwert und untüchtig zu ihrem großen Werk fühlend, rufen sie: "Ich vergehe." Demütigen sie sich aber wie Jesaja vor Gott, dann wird auch an ihnen ein gleiches Werk getan werden wie an dem Propheten; ihre Lippen werden mit einer lebendigen Kohle vom Altar berührt, und sie werden sich selbst vergessen unter dem Bewußtsein der Größe und Macht Gottes und seiner Bereitwilligkeit, ihnen zu helfen. Sie werden die Heiligkeit des ihnen anvertrauten Amtes erkennen und lernen, alles zu verachten, was sie verleiten könnte, den zu entehren, der sie mit seiner Botschaft hinausgesandt hat. DEV 16 4 Die lebendige Kohle versinnbildet die Reinigung und stellt gleichzeitig das Wirkungsvermögen der Bestrebungen der wahren Diener Gottes dar. Denen, die sich so völlig dem Herrn weihen, daß er ihre Lippen berühren kann, wird verheißen: Geht hinaus ins Erntefeld; ich will mit euch wirken! DEV 16 5 Der Prediger, dem diese Vorbereitung zuteil geworden ist, wird eine Macht zum Guten in der Welt sein. Seine Worte werden passend, rein und wahr, voller Mitgefühl und Liebe sein; seine Taten werden sich als die richtigen, als eine Hilfe und ein Segen für die Schwachen erweisen. Durch Christi beständige Gegenwart werden seine Gedanken, Worte und Handlungen geleitet. Er hat sich verpflichtet, Stolz, Geiz und Eigennutz zu überwinden, und indem er darnach trachtet, dieser Verpflichtung nachzukommen, empfängt er geistliche Kraft. Durch täglichen Verkehr mit Gott wird er gewaltig in seiner Kenntnis der Heiligen Schrift. Seine Gemeinschaft ist mit dem Vater und dem Sohn, und indem er beständig dem göttlichen Willen gehorcht, wird er täglich besser ausgerüstet, Worte zu reden, die irrende Seelen zu Christi Herde führen. ------------------------Kapitel 3: Der Acker ist die Welt DEV 17 1 "Als nun Jesus an dem Galiläischen Meer ging, sah er zwei Brüder, Simon, der da heißt Petrus, und Andreas, seinen Bruder, die warfen ihre Netze ins Meer; denn sie waren Fischer. Und er sprach zu ihnen: Folget mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen. Alsbald verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach. Und da er von dannen fürbaß ging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, im Schiff mit ihrem Vater Zebedäus, daß sie ihre Netze flickten; und er rief sie. Alsbald verließen sie das Schiff und ihren Vater und folgten ihm nach." Matthäus 4,18-22. DEV 17 2 Der schnelle, einwandlose Gehorsam dieser Männer ohne irgendeine Aussicht auf Belohnung erscheint merkwürdig, aber Christi Worte waren eine Einladung, die eine unwiderstehliche Kraft in sich barg. Christus wollte diese bescheidenen Fischer durch die Verbindung mit ihm zu Werkzeugen machen, Seelen aus Satans Dienst herauszureißen und in den Dienst Gottes zu stellen. In diesem Werk sollten sie seine Zeugen sein und der Welt Gottes Wahrheit, frei von Überlieferungen und Menschenmeinungen, bringen. Indem sie sich in seinen Tugenden übten, mit ihm wandelten und wirkten, sollten sie zu Menschenfischern herangebildet werden. DEV 18 1 So wurden die ersten Jünger zum Evangeliumsamt bestimmt. Drei Jahre lang arbeiteten sie in Verbindung mit dem Heiland und wurden durch seine Lehren, seine Werke der Heilung und sein Beispiel vorbereitet, das von ihm angefangene Werk weiterzuführen. Durch kindlichen Glauben, durch reinen, demütigen Dienst wurden die Jünger unterwiesen, Verantwortungen in Gottes Sache zu tragen. DEV 18 2 Aus der Erfahrung der Apostel können wir manche Lehre schöpfen. Diese Männer standen treu wie Gold zu ihrem Grundsatz; sie wollten nicht weichen, nicht entmutigt werden. Sie waren voll Ehrfurcht und Eifer für Gott, voll edler Absichten und Bestrebungen. Wohl waren sie von Natur schwach und hilflos wie alle andern, die jetzt mit dem Werk verbunden sind, aber sie setzten ihr ganzes Vertrauen auf den Herrn. Sie waren reich zu nennen, reich aber an Bildung des Gemüts und der Seele, und ein jeder kann dieses Gut haben, dem Gott der Erste und Letzte und der Beste in allen Dingen ist. Sie mühten sich lange ab, die ihnen in der Schule Christi gegebenen Aufgaben zu lernen, und ihre Mühe war nicht vergeblich. Sie verbanden sich mit der höchsten aller Mächte; sie verlangten nach einem immer tieferen, höheren, breiteren Verständnis der ewigen Wirklichkeiten, um einer bedürftigen Welt die Schätze der Wahrheit erfolgreich darzubieten. DEV 18 3 Arbeiter mit solchen Charakterzügen sind jetzt notwendig, Männer, die sich ohne irgendwelchen Rückbehalt dem Werk hingeben, das Reich Gottes einer in Bosheit liegenden Welt klar darzustellen. Die Menschen bedürfen denkender Männer, die nach Grundsätzen handeln, die beständig zunehmen an Verständnis und Unterscheidungskraft. Es sind Männer dringend nötig, die sich der Presse vorteilhaft bedienen können, damit die Wahrheit Flügel empfange und rasch zu allen Völkern, Sprachen und Zungen dringt. Das Evangelium allen Landen! DEV 19 1 Das Licht der Wahrheit muß überall hinscheinen, damit Herzen erweckt werden; in allen Ländern muß das Evangelium verkündigt werden. Gottes Diener müssen nah und fern wirken, müssen die schon bepflanzten Stellen des Weinbergs vergrößern und auch in ferne Gegenden gehen. Sie müssen schaffen, solange es Tag ist; denn es kommt die Nacht, da niemand wirken kann. Sünder müssen hingewiesen werden auf den am Kreuze erhöhten Heiland, und viele Stimmen müssen sich erheben zu dem Ruf: "Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt!" Johannes 1,29. Gemeinden müssen gegründet und Pläne ausgearbeitet werden, damit die Glieder dieser jungen Gemeinden an die Arbeit gehen können. Wenn Arbeiter hinausgehen mit Eifer für Gott und Liebe zu ihm, dann werden die zurückbleibenden Gemeinden belebt werden; denn ein jedes Glied wird an dem Erfolg der Arbeiter tiefen persönlichen Anteil nehmen. DEV 19 2 Ernste, sich selbst aufopfernde Männer und Frauen sind notwendig, die mit starkem Geschrei und Tränen zu Gott kommen und für Seelen flehen, die am Rande des Verderbens stehen. Es gibt keine Ernte ohne Aussaat, keinen Erfolg ohne Anstrengung. Abraham wurde berufen, seine Freundschaft zu verlassen, um den Heiden ein Lichtträger zu sein. Ohne einen Einwand zu erheben, gehorchte er "und ging aus und wußte nicht, wo er hinkäme". Hebräer 11,8. So sollen auch heute Gottes Diener hingehen, wohin Gott sie ruft, voll Vertrauen, daß er sie leiten und ihrer Arbeit Erfolg gehen wird. DEV 19 3 Der schreckliche Zustand der Welt könnte zu der Annahme führen, daß Christi Tod beinahe vergebens gewesen wäre und daß Satan triumphiere. Die Mehrzahl der Erdbewohner hat sich dem Feinde angeschlossen. Wir aber sind nicht betrogen worden. Ungeachtet der scheinbaren Siege Satans setzt Christus sein Werk im himmlischen Heiligtum und auf Erden fort. Gottes Wort beschreibt die Bosheit und Verdorbenheit, die in den letzten Tagen bestehen werden, und wenn sich vor unsern Augen die Weissagung erfüllt, sollte unser Glaube an den schließlichen Sieg des Reiches Christi stärker werden, und wir sollten mit erneutem Mut an unser uns zugeteiltes Werk gehen. DEV 20 1 Die ernste, feierliche Warnungsbotschaft muß in den schwersten Feldern, in den gottlosen Städten, an jedem Ort, wo das Licht der großen dreifachen Evangeliumsbotschaft noch nicht aufgegangen ist, verkündet werden. Ein jeglicher muß die letzte Einladung zu dem Hochzeitsmahl des Lammes hören. Von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, von Land zu Land muß die Botschaft der gegenwärtigen Wahrheit nicht mit äußerlichen Kundgebungen, sondern in der Kraft des Geistes verkündet werden. Werden die göttlichen Grundsätze, die unsern Heiland veranlaßten, auf die Erde zu kommen und sie in Wort und Wandel kundzutun, in der Einfachheit des Evangeliums dargestellt, dann wird die Macht der Botschaft fühlbar werden. Jetzt muß eine neue, von der Quelle alles Lebens kommende Kraft einen jeden Arbeiter durchdringen. O, wie wenig erfassen wir die Größe unsrer Mission! Uns tut ernster, fester Glaube und unerschütterlicher Mut not. Unsre Arbeitszeit ist kurz, und wir müssen mit unermüdlichem Eifer schaffen. DEV 20 2 "Der Acker ist die Welt." Matthäus 13,38. Wir verstehen besser, was dieser Ausbruch in sich schließt als die Apostel, die den Auftrag empfingen, das Evangelium zu predigen. Die ganze Welt ist ein großes Missionsfeld, und uns, die wir die Evangeliumsbotschaft schon so lange gekannt haben, sollte der Gedanke ermutigen, daß einst schwer zugängliche Felder jetzt keine Schwierigkeiten mehr bieten. Länder, die bisher verschlossen waren, stehen jetzt offen und bitten um Erklärung des Wortes Gottes. Könige und Männer in hoher Stellung öffnen ihre lang geschlossenen Tore und bitten die Herolde des Kreuzes einzutreten. Die Ernte ist wahrlich groß. Die Ewigkeit allein wird die Folgen der jetzt weise angewandten Bemühungen offenbaren. Die Vorsehung bahnt uns den Weg, und die unendliche Kraft wirkt mit den menschlichen Anstrengungen. Blind müssen die Augen sein, die das Wirken des Herrn nicht wahrnehmen, und taub die Ohren, die den Ruf des wahren Hirten an seine Schafe nicht hören! DEV 21 1 Christus sehnt sich danach, seinen Einfluß auf jedes menschliche Gemüt geltend zu machen, sein Bild und seinen Charakter auf eine jede Seele zu übertragen. Schon als er hier auf Erden war, hungerte seine Seele nach Teilnahme und Mitwirkung, auf daß sein Reich sich ausdehnen und die ganze Welt einschließen möchte. Diese Erde ist sein erkauftes Eigentum, und er möchte freie, reine und heilige Menschen haben. "Um der ihm vorgesetzten Freude willen erduldete er das Kreuz und achtete der Schande nicht." Hebräer 12,2. Seine irdische Wallfahrt wurde ihm durch den Gedanken erleichtert, daß all seine Mühe nicht vergebens sein, sondern Menschen zu treuen Untertanen Gottes zurückgewinnen würde. Noch jetzt müssen mit Hilfe des für die Welt vergossenen Blutes Siege errungen werden, die Gott und dem Lamm einen ewigen Ruhm bereiten. Die Heiden werden ihm zum Erbteil gegeben und die entferntesten Teile der Erde zu seinem Besitztum. Christus wird, weil seine Seele gearbeitet hat, "seine Lust sehen und die Fülle haben". Siehe Jesaja 53,11. DEV 21 2 "Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir! Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Und die Heiden werden in deinem Lichte wandeln und die Könige im Glanz, der über dir aufgeht. Hebe deine Augen auf und siehe umher! Diese alle versammelt kommen zu dir. Deine Söhne werden von ferne kommen und deine Töchter auf dem Arme hergetragen werden. Dann wirst du deine Lust sehen und ausbrechen, und dein Herz wird sich wundern und ausbreiten, wenn sich die Menge am Meer zu dir bekehrt und die Macht der Heiden zu dir kommt." "Denn gleichwie Gewächs aus der Erde wächst und Same im Garten aufgeht, also wird Gerechtigkeit und Lob vor allen Heiden aufgehen aus dem Herrn Herrn." Jesaja 60,1-5; Jesaja 61,11. DEV 22 1 Der den Jüngern gegebene Auftrag ist auch an uns gerichtet. Heute, wie damals, muß der gekreuzigte und auferstandene Heiland vor denen erhoben werden, die ohne Gott und ohne Hoffnung in der Welt sind. Der Herr braucht Hirten, Lehrer, Evangelisten. Von Tür zu Tür müssen seine Diener die Heilsbotschaft verkündigen. Jedem Volk und Geschlecht, jeder Sprache und Zunge muß die Kunde von der Sündenvergebung durch Christum gebracht werden. Nicht in lauen, gleichgültigen Ausdrücken soll die Botschaft verbreitet werden, sondern in klaren, bestimmten, ergreifenden Worten. Hunderte warten auf die Warnung, doch ihr Leben zu retten. Die Welt muß in den Christen einen Beweis der Kraft des Christentums sehen. Nicht nur an einigen Orten sondern überall auf Erden sind die Botschaften der Barmherzigkeit notwendig. DEV 22 2 Wer des Heilandes unvergleichbare Liebe wahrnimmt, wird in seinem Denken veredelt, am Herzen gereinigt und im Charakter umgebildet werden. Er wird hinausgehen, um der Welt ein Licht zu sein und diese geheimnisvolle Liebe in einem gewissen Grade widerstrahlen zu lassen. Je mehr wir über das Kreuz Christi nachdenken, desto mehr wird auch der Ausspruch des Apostels der unsrige werden: "Es sei aber ferne von mir, mich zu rühmen denn allein von dem Kreuz unsers Herrn Jesu Christi." Galater 6,14. ------------------------Kapitel 4: Die Verantwortlichkeit des Predigers DEV 23 1 "So bezeuge ich nun vor Gott", schrieb Paulus an Timotheus "und dem Herrn Jesus Christus, der da zukünftig ist zu richten die Lebendigen und die Toten mit seiner Erscheinung und mit seinem Reich: Predige das Wort, halte an, es sei zu rechter Zeit oder zur Unzeit; strafe, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre." 2.Timotheus 4,1.2. DEV 23 2 Dieser ernste und feierliche Auftrag, gerichtet an einen solch eifrigen und treuen Diener wie Timotheus, ist ein kräftiger Beweis für die Wichtigkeit und Verantwortlichkeit des Werkes, das einem Prediger des Evangeliums obliegt. Paulus fordert Timotheus vor den Richterstuhl Gottes und gebietet ihm, das Wort, und nicht Aussagen und Gebräuche der Menschen, zu predigen, bereit zu sein, bei jeder sich ihm bietenden Gelegenheit für Gott zu zeugen -- sei es in großen Versammlungen oder im Familienkreis, am Wege oder im Heim, Freunden oder Feinden gegenüber, in Sicherheit oder unter Schwierigkeiten, Gefahren, Schmach und Verlusten. DEV 23 3 Timotheus war von milder, nachgebender Natur. Da Paulus befürchtete, daß ihn diese Veranlagung verleiten möchte, vor einem wesentlichen Teil seines Werkes zurückzuschrecken, ermahnte er ihn, getreulich die Sünde zu rügen und selbst mit Schärfe diejenigen zu tadeln, die sich schwerer Übertretungen schuldig machten. Aber es sollte "mit aller Geduld und Lehre" geschehen. Er sollte die Geduld und Liebe Christi bekunden und seine Zurechtweisungen durch die Wahrheiten des Wortes erklären und bekräftigen. DEV 24 1 Die Sünde zu hassen und zu tadeln und gleichzeitig Mitleid und Zärtlichkeit für den Sünder zu zeigen, ist schwer auszuführen. Je ernster unsre eigenen Anstrengungen sind, Heiligkeit des Herzens und des Wandels zu erreichen, desto stärker werden wir die Sünde empfinden und desto bestimmter wird unsre Abneigung dagegen sein. Wir müssen uns bewahren vor ungebührlicher Strenge gegen den Übeltäter und dennoch sorgfältig sein, nicht das überaus Sündige der Sünde aus dem Auge zu verlieren. Es ist notwendig, Christo ähnliche Geduld und Nachsicht dem Irrenden zu zeigen, aber die Gefahr liegt auch nahe, den Irrtum zu sehr zu mildern, so daß der Betreffende zu der Annahme kommt, er habe den Tadel nicht verdient; dann wird er ihn als unpassend und ungerecht zurückweisen. Eine Bürde für Seelen DEV 24 2 Gottes Diener müssen in enge Verbindung mit Christo treten und seinem Beispiel in allen Stücken folgen -- in Reinheit des Wandels, in Selbstverleugnung, in Wohltun, Fleiß und Ausdauer. Ihr Hauptaugenmerk muß darauf gerichtet sein, Seelen für Gottes Reich zu gewinnen. Bekümmert über die Sünde und mit geduldiger Liebe müssen sie arbeiten, wie Christus wirkte, bestimmt, unaufhörlich anhaltend in ihren Bemühungen. DEV 24 3 Johannes Welch, ein Prediger des Evangeliums, fühlte die Bürde für Seelen so sehr, daß er öfters in der Nacht aufstand und zu Gott um ihre Errettung bar. Als einmal seine Frau ihn bat, doch an seine Gesundheit zu denken und sich nicht in der Weise der Kälte auszusetzen, sagte er: "O Frau, ich bin für das Heil von 3000 Seelen verantwortlich, und ich weiß nicht, wie es um sie steht." DEV 24 4 In einer Stadt wurde ein Brunnen gegraben. Als das Werk beinahe vollendet war, gab die Erde an der einen Seite nach und begrub einen Mann, der noch unten an der Arbeit war. Sofort erscholl der Hilferuf, und Handwerker, Landleute, Kaufleute, Beamte eilten unverzüglich zur Hilfe herbei. Seile, Leitern, Spaten und Schaufeln wurden schnell herbeigebracht. "Rettet ihn, rettet ihn!" erscholl es einstimmig. Die Männer arbeiteten mit Aufbietung aller Kräfte, bis der Schweiß von ihrer Stirn perlte und ihre Arme von der Anstrengung zitterten. Schließlich wurde ein Rohr hinuntergestoßen und dadurch dem Manne zugerufen, falls er noch könnte, zu antworten. Die Antwort kam: "Ich lebe, aber macht schnell; es ist hier schrecklich." Mit einem Freudenruf wurden die Anstrengungen erneuert. Endlich wurde der Verschüttete erreicht und gerettet, und der laute Freudenruf schien selbst den Himmel zu durchdringen. "Er ist gerettet!" klang es durch jede Straße der Stadt. DEV 25 1 War das ein zu ernster Eifer, eine zu große Teilnahme, eine zu laute Freude, nur einen Mann zu retten? Sicherlich nicht; aber was ist der Verlust des zeitlichen Lebens im Vergleich mit dem Verlust einer Seele? Wenn schon die Gefahr, ein Leben zu verlieren, im menschlichen Herzen ein solch starkes Gefühl erweckt, sollte dann nicht der Verlust einer Seele ein viel größeres Mitleid in den Menschen hervorrufen, die vorgeben, die Gefahr zu kennen, worin Seelen schweben, die von Christo getrennt sind? Müßten die Diner Gottes in der Arbeit zur Errettung von Seelen nicht einen ebenso großen Eifer bekunden, wie er hier an den Tag trat für das Leben des einen Mannes, der im Brunnen lag? Hungernd nach dem Brot des Lebens DEV 25 2 Eine gottesfürchtige Frau machte einmal die Bemerkung: "O, daß wir doch das reine Evangelium hören könnten, wie es ehemals von der Kanzel gepredigt wurde! Unser Prediger ist ein guter Mann, aber er erkennt nicht die geistliche Not des Volkes. Er umkleidet das Kreuz auf Golgatha mit schönen Blumen, die alle Schande, alle Schmach verbergen. Meine Seele hungert nach dem Brot des Lebens. Wie würde es Hunderte von Seelen, wie ich eine bin, erfrischen, etwas Einfaches, Klares, Geistliches zu hören, etwas, das unsre Herzen erquicken könnte!" DEV 26 1 Es mangelt an Glaubensmännern, die nicht nur predigen, sondern auch dem Volk dienen wollen. Männer sind nötig, die beständig mit Gott wandeln, die eine lebendige Verbindung mit dem Himmel haben, deren Worte die Kraft besitzen, Herzensüberzeugung zu bewirken. Nicht dazu, daß sie ihre Gaben und Kenntnisse entfalten, sollen Prediger arbeiten, aber daß die Wahrheit wie ein Pfeil vom Allmächtigen sich den Weg zum Menschenherzen bahnen möchte. DEV 26 2 An einen Prediger wurde nach einer Bibellesung, die einen tiefen Eindruck auf einen Zuhörer gemacht hatte, die Frage gerichtet: "Glauben Sie wirklich, was Sie predigten?" DEV 26 3 "Gewiß," antwortete er. DEV 26 4 "Verhält es sich denn wirklich so, wie Sie sagten?" entgegnete der besorgte Fragesteller. DEV 26 5 "Gewiß," erwiderte der Prediger wiederum und zog seine Bibel hervor. DEV 26 6 "O," rief der Mann aus, "wenn das Wahrheit ist, was sollen wir dann tun?" DEV 26 7 Was sollen wir tun? dachte der Prediger -- wir? Was konnte der Mann damit meinen? Aber die Frage drang ihm in die Seele. Er ging und bat Gott ernstlich, ihm zu sagen, was er tun sollte. Im Gebet kam ihm mit einer überwältigenden Macht der Gedanke, daß er einer sterbenden Welt die feierliche Wirklichkeit der Ewigkeit bringen müsse. Drei Wochen lang betrat er nicht die Kanzel, denn er suchte nach einer Antwort auf die Frage: Was sollen wir tun? DEV 26 8 Hierauf nahm er, gesalbt mit dem Heiligen Geist, sein Amt wieder auf. Er erkannte, daß seine Predigten bisher nur wenig Eindruck auf seine Zuhörer gemacht hatten. Jetzt aber fühlte er eine schreckliche Bürde für Seelen. Als er die Kanzel bestieg, war er nicht allein. Vor ihm lag viel Arbeit, aber er wußte, Gott werde ihm helfen. Er erhöhte vor seinen Zuhörern den Heiland und seine wunderbare Liebe; er offenbarte den Sohn Gottes, und bald bekundete sich eine Glaubenserweckung, die sich auch auf die umliegenden Gemeinden ausdehnte. Die Dringlichkeit des Werkes Christi DEV 27 1 Würden unsre Prediger erkennen, wie bald die Bewohner der Erde vor den Richterstuhl Gottes gestellt werden sollen, dann würden sie viel eifriger danach trachten, Männer und Frauen zu Christo zu führen. Bald wird für alle die letzte Prüfung kommen. Nur noch ein wenig länger wird der Ruf der Barmherzigkeit gehört, nur noch eine kleine Weile wird die gnädige Einladung ergehen: "Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!" Johannes 7,37. Gott sendet die Einladung des Evangeliums an die Völker überall. Möchten die Boten, die er in alle Welt hinaussendet, doch so einträchtig, so unermüdlich wirken, daß jedermann erkennen könne, sie sind bei Jesu gewesen und haben von ihm gelernt! DEV 27 2 Von Aaron, dem Hohenpriester, steht geschrieben: "Also soll Aaron die Namen der Kinder Israel tragen in dem Amtsschild auf seinem Herzen, wenn er in das Heilige geht, zum Gedächtnis vor dem Herrn allezeit." 2.Mose 28,29. Welch ein schönes, ausdrucksvolles Bild von der unveränderlichen Liebe Christi für seine Gemeinde! Unser großer Hohepriester, auf den Aaron ein Vorbild war, trägt sein Volk auf seinem Herzen. Sollten nicht seine irdischen Diener gleicherweise seine Liebe, seine Teilnahme und Besorgnis mit ihm teilen? DEV 27 3 Nur die göttliche Kraft kann das Herz des Sünders erweichen und ihn reumütig zu Christo bringen. Kein großer Reformator oder Lehrer, kein Luther, Melanchthon, Wesley oder Whitefield hätte aus eigener Kraft Zugang zu Herzen gewinnen oder Folgen aufweisen können wie diese Männer. Gott redete durch sie, Männer fühlten den Einfluß einer höheren Macht und ließen sie widerstandslos an sich wirken. Wer heute sich selbst vergißt und sich wegen Erfolg in dem Werk der Seelenrettung ganz auf Gott verläßt, der wird der göttlichen Mitwirkung teilhaftig, und seine Bemühungen werden zum Heil vieler Seelen herrliche Früchte bringen. DEV 28 1 Ich fühle mich gedrungen zu sagen, daß dem Werk viele unsrer Prediger die Kraft mangelt. Gott wartet, ihnen seine Gnade zu verleihen, aber sie lassen einen Tag nach dem andern verstreichen und begnügen sich mit einem kalten Glauben, der nur den Namen hat; sie tragen wohl die Lehre der Wahrheit vor, aber ihnen fehlt die Lebenskraft, die durch eine Verbindung mit dem Himmel kommt und die gesprochenen Worte dem Menschenherzen einprägt. Sie liegen im Halbschlummer, während um sie her Seelen in Finsternis und Irrtum umkommen. DEV 28 2 Diener Gottes, wenn eure Herzen in Liebe für Christum und eure Mitmenschen entbrennen, trachtet danach, Seelen aufzurütteln, die tot sind in Übertretungen und Sünden! Laßt eure ernstlichen Bitten und Warnungen ihr Gewissen durchbohren. Laßt eure innigen Gebete ihre Herzen erweichen und führt sie reumütig zum Heiland. Ihr seid Botschafter an Christi Statt, um seine Heilsbotschaft zu verkündigen Gedenkt daran, daß ein Mangel an Hingabe und Weisheit eurerseits den Ausschlag geben kann für eine Seele, die dadurch ins ewige Verderben geht. Ihr dürft nicht achtlos und gleichgültig sein; ihr bedürft Kraft, und die will Gott euch ungemessen zuteil werden lassen. Er verlangt nur ein demütiges, zerknirschtes Herz, das willens ist zu glauben und seine Verheißungen anzunehmen. Ihr braucht nur die Mittel zu benutzen, die Gott in euern Bereich gestellt hat, und ihr werdet den Segen erlangen. ------------------------Kapitel 5: Die Aussicht DEV 29 1 Wir nähern uns dem Abschluß der Geschichte dieser Erde; vor uns liegt ein großes Werk -- die Verkündigung der letzten Warnungsbotschaft an eine sündige Welt. Es werden Männer vom Pflug, vom Weinberg, von verschiedenen andern Beschäftigungen genommen und vom Herrn hinausgesandt werden, der Welt diese Botschaft zu geben. DEV 29 2 Die Welt ist aus den Fugen; wenn wir Umschau halten, scheint die Aussicht eine entmutigende zu sein. Aber Christus begrüßt gerade die Männer und Frauen, die uns nichts Versprechendes darbieten, mit einer hoffnungsvollen Gewißheit. Er sieht Eigenschaften in ihnen, die sie geschickt machen, einen Platz in seinem Weinberg einzunehmen. Wenn sie beständig Lernende sein wollen, wird er sie in seiner Vorsehung zu Männern und Frauen machen, die sich für ein Werk eignen, das nicht über ihre Fähigkeiten hinausgeht; er wird durch die Mitteilung des Heiliges Geistes ihrer Rede Kraft verleihen. DEV 29 3 Viele unfruchtbare, noch nicht bearbeitete Felder müssen von Anfängern in Angriff genommen werden. Der lichtvolle Blick, mit dem der Heiland die Welt betrachtet, wird viele Arbeiter mit Mut anspornen, und sie werden sich, wenn sie in Demut anfangen und ihr ganzes Herz bei der Arbeit haben, als die richtigen Leute für die Zeit und den Ort erweisen. Christus sieht alles Elend und die Verzweiflung der Welt; ein Anblick, der einige unsrer tüchtigen Arbeiter mit einer so großen Entmutigung niederdrücken würde, daß sie nicht einmal erkennen könnten, wie sie überhaupt das Werk anfangen sollen, Männer und Frauen auf die erste Stufe der Leiter zu bringen. Ihre genau festgelegte Arbeitsweise ist fast wertlos. Sie würden auf den höheren Stufen der Leiter stehen und sagen: Kommt hier herauf, wo wir sind. Aber die armen Seelen wissen nicht, wohin sie die Füße stellen sollen. DEV 30 1 Christi Herz wird erquickt, indem er jene erblickt, die im vollsten Sinne des Wortes arm sind; er wird ermutigt beim Anblick der Mißhandelten, die sanftmütig bleiben; er freut sich über die scheinbar Unbefriedigten, die nach der Gerechtigkeit hungern, ihn befriedigt die Unfähigkeit vieler beim Anfang. Er sieht sozusagen denselben Zustand der Dinge gern, der manchen Prediger entmutigen würde. Er verbessert unsre irrende Frömmigkeit und legt die Bürde, für die Armen und Bedürftigen in schwierigen Orten der Erde zu wirken, auf Männer und Frauen, die herzlich Mitleid haben mit den Unwissenden und mit denen, die nicht leicht zu erreichen sind. DEV 30 2 Der Herr belehrt diese Arbeiter, die zu finden, denen er helfen will, und sie werden Mut fassen, wenn sie sehen, daß sich ihnen Türen auftun, wo sie ärztliche Missionsarbeit tun können. Da sie wenig Vertrauen in sich selbst setzen, geben sie Gott allein die Ehre. Ihre Hände mögen rauh und ungeschickt sein, aber ihre Herzen sind leicht durch Mitleid bewegt; sie sind erfüllt worden von dem einen ernstlichen Verlangen, das so überaus reichliche Elend zu lindern, und Christus ist da, ihnen zu helfen. Er wirkt durch die, welche Barmherzigkeit im Leid, Gewinn im Verlust aller Dinge erkennen. Wenn das Licht der Welt vorübergeht, kommen Vorrechte in allen Schwierigkeiten zum Vorschein, sieht man Ordnung in der Verwirrung, Erfolg und Weisheit Gottes in dem, das ein Fehlschlag zu sein schien. DEV 30 3 Liebe Geschwister, kommt in eurem Amte eng mit den Leuten in Fühlung. Erhebt die Niedergeschlagenen; schaut auf Unglücksfälle als auf verborgene Segnungen, auf Wehen als auf Gnadenbeweise. Wirkt in einer solchen Weise, daß Hoffnung anstelle von Verzweiflung aufblühen kann. DEV 30 4 Die Laien sollen auch mitarbeiten. Wenn sie das Elend ihrer Mitmenschen teilen, wie der Heiland den Kummer der Menschheit trug, dann werden sie im Glauben sehen, daß er mit ihnen wirkt. DEV 31 1 "Des Herrn großer Tag ist nahe; er ist nahe und eilt sehr." Zephanja 1,14. Jedem Arbeiter möchte ich zurufen: Geh im Glauben voran, und der Herr wird mit dir gehen. Aber wache und bete. Darin liegt das Geheimnis deines Erfolgs. Die Kraft kommt von Gott. Arbeite in voller Abhängigkeit von ihm und vergiß nicht, daß du sein Mitarbeiter bist. Er ist dein Helfer. Deine Stärke kommt von ihm. Er will dir Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung sein. Trage Christi Joch, lerne täglich Sanftmut und Demut von ihm. Er ist dein Trost und deine Erquickung. Testimonies for the Church VII, 270-272. DEV 31 2 Der Herr Gott von Israel wartet auf Seelen. Er fordert seine Arbeiter auf, sich weiter auszubreiten als bisher. Er wünscht, daß sie vielmehr die ganze Welt zu ihrem Arbeitsfeld machen, als nur für unsre Gemeinden zu wirken. Der Apostel Paulus ging von Ort zu Ort und predigte die Wahrheit denen, die in der Finsternis des Irrtums saßen. Er wirkte einundeinhalbes Jahr in Korinth und bewies den göttlichen Charakter seiner Sendung durch Gründung einer blühenden Gemeinde, die aus Juden und Heiden bestand. Christus selbst hat sein Wirken nie auf einen Ort beschränkt. Kleine und große Städte Palästinas hallten von den Wahrheiten, die sein Mund aussprach, wider. Testimonies for the Church VII, 268. DEV 31 3 Der Heiland kennt die Tiefen des Elends und der Verzweiflung der Welt; er weiß, wodurch Erleichterung zu bringen ist. Überall sieht er Seelen in Finsternis, niedergebeugt von Sünde, Kummer und Schmerz. Aber er sieht auch ihre Möglichkeiten; er sieht das hohe Ziel, das sie erreichen können. Wenngleich menschliche Wesen die Gnade mißbraucht, ihre Gaben verschwendet, ihre Würde der Gottähnlichkeit verloren haben, so soll doch der Schöpfer durch ihre Erlösung verherrlicht werden. DEV 32 1 Christus freute sich, mehr für seine Nachfolger tun zu können, als sie bitten oder denken können. Er wußte, daß die Wahrheit, ausgerüstet mit der Macht des Heiligen Geistes, den Sieg im Kampf mit dem Bösen behalten, daß das blutbefleckte Banner siegreich über seinen Nachfolgern wehen werde. Er wußte, daß das Leben seiner ihm vertrauenden Jünger dem seinen gleichen werde -- eine Reihe von ununterbrochenen Siegen, hier nicht als solche wahrgenommen, aber anerkannt in der Ewigkeit. DEV 32 2 "Solches habe ich mit euch geredet," sagte Jesus, "daß ihr in mir Frieden habet. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden." Johannes 16,33. Christus hat nie versagt, auch war er nie entmutigt, und seine Nachfolger sollen denselben ausharrenden Glauben bekunden. Sie sollen leben, wie er lebte, arbeiten, wie er wirkte, denn sie verlassen sich auf ihn als den großen Meister. DEV 32 3 Sie müssen Mut, Tatkraft und Ausdauer besitzen. Wenn auch anscheinend unüberwindbare Hindernisse sich ihnen in den Weg stellen, durch seine Gnade müssen sie vorangehen. Anstatt Schwierigkeiten zu beklagen, sollen sie diese überwinden. Sie müssen an nichts verzweifeln und alles hoffen. Durch das goldene Band seiner unvergleichlichen Liebe hat Christus sie mit dem Throne Gottes verbunden. Er will, daß die allerhöchsten Einflüsse des Weltalls, die von der Quelle aller Kraft ausgehen, ihnen zuteil werden. Sie sollen Macht haben, dem Bösen zu widerstehen, eine Macht, die weder von der Erde, noch dem Tode, noch der Hölle besiegt werden kann, eine Macht, die sie befähigt zu überwinden, wie Christus überwunden hat. Prediger der Gerechtigkeit DEV 32 4 "Daß wir tüchtig sind, ist von Gott, welcher auch uns tüchtig gemacht hat, das Amt zu führen." 2.Korinther 3,5. ------------------------Kapitel 6: Christus unser Vorbild DEV 33 1 Unser Heiland Jesus Christus kam in diese Welt, um unermüdlich den Bedürfnissen des Menschen zu dienen. "Er hat unsre Schwachheiten auf sich genommen und unsre Seuchen hat er getragen" (Matthäus 8,17), damit er in jeglicher Not der Menschheit dienen könne. Er kam, um die Last der Krankheit, des Elends und der Sünde zu entfernen. Seine Aufgabe war, den Menschen eine allumfassende Wiederherstellung zu bringen, ihnen Gesundheit, Frieden und einen vollkommenen Charakter zu verleihen. DEV 33 2 Sehr verschieden waren die Umstände und Bedürfnisse derer, die seine Hilfe suchten, aber keiner, der zu ihm kam, ging hinweg, ohne daß ihm geholfen war. Es ging ein Strom heilender Kraft von ihm aus, und die Menschen wurden gesund an Leib, Seele und Geist. DEV 33 3 Das Werk des Heilandes war nicht an Zeit oder Ort gebunden; sein Mitleid kannte keine Grenzen. Sein Werk der Heilung und Belehrung nahm solch großen Umfang an, daß kein Gebäude in Palästina groß genug war, die Mengen zu fassen, die sich um ihr scharten. An den grünen Abhängen der Berge Galiläas, auf den Landstraßen, am Ufer des Sees, in den Schulen und überall, wo nur Kranke zu ihm gebracht werden konnten, war sein Krankenhaus. In jeder von ihm bereisten Stadt, jedem Flecken, jedem Dorf legte er die Hände auf die Leidenden und heilte sie. Überall, wo Herzen für seine Botschaft bereit waren, tröstete er sie durch die Versicherung der Liebe ihres himmlischen Vaters. Den ganzen Tag diente er denen, die zu ihm kamen, und am Abend schenkte er solchen seine Aufmerksamkeit, die tagsüber arbeiten mußten, um den Unterhalt für ihre Familien zu erwerben. DEV 34 1 Jesus trug die schwere Bürde der Verantwortlichkeit für die Errettung der Menschen. Er wußte, daß alle verloren sein würden, wenn nicht ein entschiedener Umschwung in den Grundsätzen und Zielen des Menschengeschlechts stattfände. Dies war die Last seiner Seele, und niemand konnte es würdigen, wie schwer sie auf ihm ruhte. Er ging allein durch seine Kindheit, seine Jugend und sein Mannesalter. In seiner Gegenwart sein zu können, bedeutete den Himmel. Täglich mußte er Prüfungen und Versuchungen begegnen, täglich wurde er mit allerlei Übeln in Berührung gebracht und war Zeuge von deren Macht auf die Seelen, die er zu segnen und zu retten suchte. Dennoch wurde er nicht müde noch entmutigt. DEV 34 2 In allen Dingen ordnete er seine Wünsche seiner Mission unter. Er verherrlichte sein Leben, indem er alles dem Willen seines Vaters untertänig machte. Als seine Mutter ihn als Knaben unter den Schriftgelehrten sitzend fand und ihn fragte: "Mein Sohn, warum hast du uns das getan?" antwortete er -- und seine Antwort ist des Schlüssel zu seinem Lebenswerk --: "Was ist's, daß ihr mich gesucht habt? Wisset ihr nicht, daß ich sein muß in dem, was meines Vaters ist?" Lukas 2,48.49. DEV 34 3 Sein Leben war eine beständige Selbsthingabe. Er besaß kein Heim in dieser Welt, außer wenn Freunde ihn aus Güte als einen Wanderer aufnahmen. Er kam, um unsertwillen das Leben der Ärmsten zu führen und unter den Bedürftigen und Leidenden zu wandeln und zu wirken. Unerkannt und ungeehrt verkehrte er mit und unter dem Volk, für das er so viel getan hatte. DEV 35 1 Er war stets geduldig und heiter, und die irgendwie litten, begrüßten ihn als den Boten des Lebens und Friedens. Er sah die Bedürfnisse der Erwachsenen, der Jugend und der Kinder, und an alle ließ er die Einladung ergehen: "Kommet her zu mir." DEV 35 2 Während seiner Missionsarbeit verwandte Jesus mehr Zeit aufs Heilen der Kranken als aufs Predigen. Seine Wunder bezeugten die Wahrheit seiner Worte, daß er nicht gekommen sei zu verderben sondern zu retten. Wo er sich auch hinwandte, ging ihm die Kunde von seiner Barmherzigkeit voraus. Wo er vorübergegangen war, er freuten sich alle, die seines Mitleids teilhaftig geworden waren, der Gesundheit und erprobten ihre neugewonnenen Kräfte. Große Mengen versammelten sich um sie, um von ihren Lippen zu vernehmen, welche Werke der Herr vollbracht hatte. War doch seine Stimme der erste Klang gewesen, den viele jemals vernommen, sein Name das erste Wort, das sie je gesprochen, sein Angesicht das erste, in das sie je geschaut hatten! Warum sollten sie Jesum nicht lieben und seinen Ruhm verkündigen? Sein Gang durch Städte und Dörfer war einem lebendigen Strom gleich, der Leben und Freude verbreitet. DEV 35 3 Jedes Werk der Heilung benutzte der Heiland als Gelegenheit, in Herz und Seele göttliche Grundsätze einzupflanzen. Dies war das Ziel seiner Arbeit. Er teilte irdische Segnungen mit, um Menschenherzen geneigt zu machen, das Evangelium seiner Gnade anzunehmen. DEV 35 4 Christus hätte den höchsten Platz unter den Lehrern des jüdischen Volkes einnehmen können; er zog es aber vor, den Armen das Evangelium zu verkündigen. Er ging von Ort zu Ort, damit auch die Menschen an den Hecken und Zäunen das Wort der Wahrheit hören möchten. An dem See, auf den Bergen, in den Straßen der Stadt, in der Schule wurde seine Stimme vernommen, indem er die Schrift auslegte. Oft lehrte er im Vorhof des Tempels, damit die Heiden seine Worte vernehmen konnten. DEV 36 1 Die Lehre Christi war den Schriftauslegungen der Schriftgelehrten und Pharisäer so unähnlich, daß sie die Aufmerksamkeit des Volkes fesselte. Die Rabbiner hielten sich bei der Überlieferung, bei menschlicher Lehre und Klügelei auf. Oft wurde das, was Menschen über die Schrift gelehrt und geschrieben hatten, an die Stelle der Heiligen Schrift selbst gesetzt. Der Gegenstand der Lehre Christi aber war das Wort Gottes. Er begegnete den Fragestellern mit einem klaren: "Es steht geschrieben", "Was sagt die Schrift?", "Wie liesest du?" War irgendwo durch Freund oder Feind Aufmerksamkeit erweckt, so führte er das Wort vor. Deutlich und kräftig verkündigte er das Evangelium. Seine Worte gossen eine Flut von Licht über die Lehren der Patriarchen und Propheten, und die Heilige Schrift erschien seinen Zuhörern wie eine neue Offenbarung; nie zuvor hatten sie eine solch tiefe Bedeutung in dem Worte Gottes erkannt. Einfachheit in der Lehrweise Christi DEV 36 2 Einen solchen Evangelisten wie Christum gab es noch nie. Er war die Majestät des Himmels, aber er erniedrigte sich selbst und nahm unsre Natur an, damit er den Menschen da begegnen konnte, wo sie waren. Allem Volk, reich und arm, frei und gebunden, brachte Christus, der Engel des Bundes, die Botschaft des Heils. Sein Ruf als der große Arzt verbreitete sich durch ganz Palästina. Die Kranken kamen nach den Orten, wo sie vermuteten, er werde hindurchkommen, damit sie ihn um Hilfe bitten konnten. Ebenso machten es viele, die begierig waren, seine Worte zu hören oder von seiner Hand berührt zu werden. So ging er, der König der Herrlichkeit, in dem geringen Gewande der Menschheit von Stadt zu Stadt, von Ort zu Ort, predigte das Evangelium und heilte die Kranken. DEV 37 1 Er wohnte den großen jährlichen Festen des Volkes bei und redete zu der von den äußerlichen Zeremonien ganz in Anspruch genommenen Menge von himmlischen Dingen und eröffnete ihnen die Ewigkeit. Allen brachte er Kleinode aus dem Schatzhaus der Weisheit. Er redete in so einfacher Sprache, daß sie ihn verstehen mußten, half in seiner ihm eigenen Art und Weise allen, die in Kummer und Betrübnis waren, und diente mit zarter, liebreicher Güte der sündenkranken Seele und brachte ihr Heilung und Kraft. DEV 37 2 Als der größte aller Lehrer suchte er Zugang bei den Leuten auf dem Wege, mit dem sie am meisten vertraut waren. Er brachte ihnen die Wahrheit auf eine solche Weise, daß sie seinen Hörern stets mit den heiligsten Erinnerungen und Empfindungen verflochten waren. Er lehrte auf eine solche Art, daß sie fühlten, wie vollständig er ihre Interessen und ihr Wohlergehen zu den seinigen machte. Seine Belehrung war so persönlich, seine Beispiele waren so passend, seine Worte so teilnahmsvoll und freundlich, daß seine Zuhörer entzückt waren. Die Einfachheit und der Ernst in seiner Unterhaltung mit den Bedürftigen heiligte jedes seiner Worte. Kein Unterschied zwischen reich und arm DEV 37 3 Welch ein tätiges Leben führte er! Tag für Tag konnte man ihn die dürftigen Behausungen des Mangels und des Kummers betreten sehen, wo er den Niedergeschlagenen Hoffnung, den Bedrückten Frieden brachte. Gütig, mit einem Herzen voll Liebe und Mitleid ging er umher, richtete die Niedergebeugten auf und tröstete die Traurigen. Wohin er kam, verbreitete er Segen. DEV 37 4 Während Jesus den Armen diente, trachtete er gleichzeitig danach, den Reichen nahe zu kommen. Er suchte die Bekanntschaft des vermögenden und gebildeten Pharisäers, des jüdischen Edlen und des römischen Obersten. Er nahm ihre Einladungen an, wohnte ihren Festen bei, machte sich mit ihren Neigungen und Beschäftigungen vertraut, damit er Zugang zu ihren Herzen finden und ihnen die unvergänglichen Reichtümer offenbaren könne. DEV 38 1 Christus kam auf diese Welt, um zu zeigen, daß der Mensch, wenn er die Kraft aus der Höhe annimmt, ein unbeflecktes Leben führen kann. Mit unermüdlicher Geduld und teilnehmender Hilfsbereitschaft suchte er den Bedürfnissen der Menschen zu entsprechen. Durch eine sanfte Berührung der Gnade verbannte er Zweifel und Unruhe aus der Seele, verwandelte Feindschaft in Liebe und Unglauben in Vertrauen ... DEV 38 2 Jesus machte keinen Unterschied nach Nationalität, Rang oder Glaubensbekenntnis. Die Pharisäer und Schriftgelehrten wollten gern die Himmelsgaben auf einen Ort und ein Volk beschränken und die übrigen der Gottesfamilie in der Welt davon ausschließen; aber Jesus kam, um jede Scheidewand niederzureißen. Er kam um zu zeigen, daß die Gaben der Barmherzigkeit und der Liebe so unbeschränkt sind wie die Luft, das Licht oder der Regen, der die Erde erfrischt. DEV 38 3 Das Leben Christi gründete eine Religion, in welcher es keine Kaste gibt, eine Religion, durch welche Juden und Heiden, Freie und Gefangene in allgemeiner Brüderschaft verbunden, alle gleich vor Gott sind. Seine Handlungsweise wurde von keiner Klugheit beeinflußt; er machte keinen Unterschied zwischen Nachbarn und Fremden, zwischen Freunden und Feinden. Eine jede Seele, die nach dem Wasser des Lebens dürstete, bewegte sein Herz. DEV 38 4 An keinem menschlichen Wesen ging Jesus achtlos vorüber, sondern suchte das rettende Heilmittel bei jeder Seele anzuwenden. In welcher Gesellschaft er sich auch befand, führte er eine Lehre vor, die der Zeit und den Umständen angemessen war. Jede Vernachlässigung oder Beleidigung, welche sich die Menschen gegen ihre Mitmenschen zu Schulden kommen ließen, überzeugten ihn nur mehr von dem Bedürfnis seiner göttlich-menschlichen Teilnahme. Er suchte die rauhesten und am wenigsten Versprechenden mit Hoffnung zu erfüllen, indem er ihnen versicherte, daß sie ohne Tadel und rein werden und einen Charakter erlangen könnten, wodurch sie als Kinder Gottes offenbar würden. DEV 39 1 Er kam oft mit Seelen zusammen, welche unter Satans Herrschaft geraten waren und keine Kraft besaßen, sich aus seinen Fesseln zu befreien. Zu solch einer entmutigten, kranken, versuchten, gefallenen Seele sprach Jesus Worte des zärtlichen Mitleids, Worte, wie sie gerade nötig waren und verstanden werden konnten. Er traf andere, welche im ernsten Handgemenge mit dem Seelenfeinde kämpften. Solche ermutigte er, auszuharren und versicherte ihnen, daß sie gewinnen würden, denn es seien Engel Gottes an ihrer Seite und würden den Sieg verleihen. DEV 39 2 An dem Tisch der Zöllner saß er als ein geehrter Gast und zeigte durch seine Teilnahme und Geselligkeit, daß er die Würde der Menschheit erkannte, und die Leute verlangten danach, seines Vertrauens würdig zu werden. Seine Worte fielen mit gesegneter, lebengebender Kraft in ihre dürstenden Herzen. Neue Regungen wurden in ihnen erweckt, und diesen Ausgestoßenen der menschlichen Gesellschaft öffnete sich die Möglichkeit eines neuen Lebens. DEV 39 3 Obgleich er ein Jude war, verkehrte Jesus doch offen und frei mit den Bewohnern von Samaria, indem er die pharisäischen Sitten seines Volkes nicht beachtete. Trotz ihrer Vorurteile nahm er die Gastfreundschaft dieses verachteten Volkes an. Er schlief mit ihnen unter ihrem Dach, aß mit ihnen an einem Tisch, nahm von der Nahrung, die von ihren Händen bereitet und vorgelegt wurde, lehrte in ihren Straßen und behandelte sie mit der größten Freundlichkeit und Höflichkeit. Und während er ihre Herzen durch das Band menschlicher Teilnahme an sich zog, brachte ihnen seine göttliche Gnade das Heil, welches die Juden verwarfen. In den Fußspuren des großen Arztes 19-28. ------------------------Kapitel 7: Christus als Lehrer DEV 40 1 Der Welterlöser ging umher und tat Gutes. Mit welchem Ernst beobachtete er die sich verändernden Gesichtszüge seiner Zuhörer, wenn er vor dem Volk stand und Worte der ewigen Wahrheit vortrug! In den Angesichtern, die tiefen Anteil und ein Wohlbehagen beim Lauschen auf seine Worte ausdrückten, fand er seine Befriedigung. Wenn die deutlich ausgesprochene Wahrheit eine gehegte Sünde oder einen Lieblingsgötzen berührte, bemerkte er die Veränderung der Gesichtszüge, den kalten, strengen, ausweichenden Blick, der anzeigte, daß die Wahrheit unwillkommen war. Jesus wußte, daß seine Zuhörer den deutlichen Tadel der Sünde bedurften, und das Licht, welches er in die dunklen Kammern ihres Gemüts strahlen ließ, würde ihnen den größten Segen gebracht haben, wenn sie es angenommen hätten. DEV 40 2 Christus machte es sich zur Aufgabe, in einfachen aber klar verständlichen Richtlinien Wahrheiten aufzustellen, die, wenn befolgt, der Seele Friede und Glück bringen würden. Er konnte unter die Oberfläche schauen; die gehegten Sünden, die das Leben und den Charakter verdarben und die Seele von Gott fernhielten, konnte er sehen. Er wies auf die Sünde hin, damit die Menschen sie in dem wahren Licht sehen und sie verbannen möchten. In einigen, deren Äußeres sehr verhärtet schien, erkannte er hoffnungsvolle Personen, die das Licht aufnehmen und seine getreuen Nachfolger werden würden. DEV 40 3 Durchdrangen die Pfeile der Wahrheit die Herzen der Zuhörer, zerbrachen sie die Schranken des Eigennutzes und erzeugten Demütigung, Zerknirschung und schließlich Dankbarkeit, dann wurde des Heilandes Herz von Freude bewegt. Schweiften seine Augen über die versammelte Menge von Zuhörern und erkannte er Gesichter, die er schon bei früheren Gelegenheiten gesehen hatte, dann prägte sich die Freude in seinen Zügen aus, weil dort hoffnungsvolle Untertanen für sein Reich waren. DEV 41 1 Christi Boten, die er an seiner Statt hinausschickt, werden dieselben Gefühle, dieselbe ernste Anteilnahme haben. Alle, die versucht werden zu wähnen, daß ihre Arbeit nicht gewürdigt werde und deshalb leicht entmutigt sind, sollten daran denken, daß Jesus ebenso harte Herzen zu behandeln hatte und noch viel schwierigere Erfahrungen durchmachen mußte, als sie je hatten oder haben werden. Er lehrte die Leute mit geduldiger Liebe. Seine tiefe, durchdringende Weisheit kannte alle Bedürfnisse einer jeden Seele unter seinen Zuhörern, und wenn er wahrnahm, daß die Botschaft des Friedens und der Liebe, die er brachte, verachtet wurde, dann regte sich tiefer Kummer in seinem Herzen. DEV 41 2 Der Erlöser der Welt kam nicht mit äußerlichen Gebärden; er trug keine weltliche Weisheit zur Schau. Die Welt konnte unter der menschlichen Hülle die Herrlichkeit des Sohnes Gottes nicht erkennen. "Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit." Er war "wie eine Wurzel aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt noch Schöne" (Jesaja 53,3.2), wodurch er den Menschen gefallen hätte. Aber er bezeugte: "Der Geist des Herrn Herrn ist über mir, darum daß mich der Herr gesalbt hat. Er hat mich gesandt, den Elenden zu predigen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden; zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit, den Gebundenen, daß ihnen geöffnet werde." Jesaja 61,1. DEV 41 3 Christus erfaßte die Leute, wo sie waren. In gewaltiger aber einfacher Sprache führte er ihnen die nackte Wahrheit vor. Die niedrigen Armen, die ganz Ungebildeten konnten im Glauben an ihn die erhabensten Wahrheiten erfassen. Keiner brauchte die gelehrten Doktoren um Aufklärung über seine Lehren zu befragen. Er verwirrte die Unwissenden nicht mit geheimnisvollen Andeutungen oder gebrauchte ungewöhnliche gelehrte Worte, die sie nicht verstanden. Er, der größte aller Lehrer, den die Welt je kennengelernt hat, war der bestimmteste, der einfachste und der praktischste in seinen Unterweisungen. DEV 42 1 "Das war das wahrhaftige Licht, welches alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen." Johannes 1,9. Die Welt hat große Lehrer gehabt, Männer von riesenhaftem Verstand und bewundernswertem Scharfsinn; Männer, deren Aussprüche Gedanken erweckt und weite Bereiche von Kenntnissen eröffnet haben; diese sind als Führer und Wohltäter der Menschheit geehrt worden. Aber einer steht höher als sie alle. "Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden." "Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat es uns verkündigt." Johannes 1,12.18. DEV 42 2 Wir können die Reihe der großen Lehrer der Welt so weit zurückverfolgen, wie menschlicher Bericht reicht, aber das Licht war vor ihnen da. Wie der Mond und die Sterne des Sonnensystems durch das zurückgeworfene Licht der Sonne glänzen, so strahlen die großen Lehrer der Welt, solange ihre Lehren wahrheitsgemäß sind, das Licht der Sonne der Gerechtigkeit wider. Jeder erhebende Gedanke, jedes Aufleuchten des Verstandes kommt von dem Licht der Welt. ------------------------Kapitel 8: Eine Lehre für unsre Zeit DEV 42 3 Henochs und Johannes des Täufers Erfahrungen sind derart, wie die unsrigen sein sollten. Viel mehr, als es geschieht, sollten wir das Leben dieser Männer betrachten -- des einen, der in den Himmel versetzt wurde, ohne den Tod gesehen zu haben; des andern, der vor dem ersten Kommen Christi berufen war, den Weg des Herrn zu bereiten und seine Steige richtig zu machen. Henochs Erfahrung DEV 43 1 Von Henoch steht geschrieben, daß er fünfundsechzig Jahre alt war, als er einen Sohn zeugte und darauf dreihundert Jahre ein göttliches Leben führte. Während dem ersten Teil seines Lebens hatte er Gott gefürchtet und geliebt und seine Gebote gehalten. Nach der Geburt seines erstgebornen Kindes machte er eine höhere Erfahrung; er wurde in eine engere Verbindung mit Gott gezogen. Als er des Kindes Liebe zu seinem Vater, das einfache Vertrauen auf seinen Schutz sah, als er die tiefe Zärtlichkeit seines eigenen Herzens gegen den Erstgebornen empfand, da wurde dies ihm zum köstlichen Anschauungsunterricht von der wunderbaren Liebe Gottes zu den Menschen in der Hingabe seines Sohnes und von dem Vertrauen, welches Gottes Kinder in ihren himmlischen Vater setzen können. Die unermeßliche, unergründliche Liebe Gottes durch Christum wurde der Gegenstand seines Nachdenkens Tag und Nacht. Mit aller Kraft seiner Seele versuchte er, den Leuten, unter denen er wohnte, jene Liebe zu offenbaren. DEV 43 2 Henochs Wandel mit Gott bestand nicht etwa in einer Entzückung oder einem Gesicht, sondern übertrug sich auf alle Pflichten seines täglichen Lebens. Er wurde kein Einsiedler, der sich gänzlich von der Welt abschloß; hatte er doch gerade in der Welt ein Werk für Gott zu tun. In seiner Familie und in Unterhaltungen mit andern, als Ehemann und Vater, als Freund und Bürger war er der standhafte, unveränderliche Diener Gottes. DEV 43 3 Inmitten eines sehr tätigen Lebens hielt er beharrlich den Verkehr mit Gott aufrecht. Je schwerer und drängender die Arbeit war, desto beständiger und ernstlicher waren seine Gebete. Er zog sich zu gewissen Zeiten von aller Gesellschaft zurück. Hatte er eine zeitlang unter den Menschen verweilt und sich bemüht, ihnen durch Lehren und Beispiel nützlich zu sein, dann zog er sich zurück, um eine geraume Zeit die Einsamkeit zu genießen, denn ihn hungerte und dürstete nach jener wahren Erkenntnis, die Gott allein mitteilen kann. DEV 44 1 Durch einen solchen Verkehr mit Gott spiegelte sich in Henoch mehr und mehr das göttliche Bild wider. Sein Gesicht erglänzte von einem heiligen Licht, ja von dem Licht, das auf Jesu Angesicht leuchtet. Wenn er von einem solchen Umgang mit Gott zurückkam, nahmen selbst die Gottlosen mit heiligem Schaudern die Eindrücke des Himmels auf seinem Angesicht wahr. DEV 44 2 Im Laufe der Jahrhunderte wurde sein Glaube stärker, seine Liebe inniger. Ihm war das Gebet, was das Atmen dem Körper ist. Er lebte in der Atmosphäre des Himmels. DEV 44 3 Als ihm die Ereignisse der Zukunft enthüllt wurden, wurde er ein Prediger der Gerechtigkeit, der allen, die den Warnungsworten lauschen wollten, Gottes Botschaft überbrachte. Gerade in dem Lande, wo Kain versucht hatte, vor der Gegenwart Gottes zu fliehen, verkündigte der Prophet Gottes die wunderbaren Offenbarungen, die ihm im Gesicht mitgeteilt worden waren. "Siehe," erklärte er, "der Herr kommt mit vielen tausend Heiligen, Gericht zu halten über alle und zu strafen alle Gottlosen um alle Werke ihres gottlosen Wandels." Judas 14.15. DEV 44 4 Die Kraft Gottes, die das Wirken seines Knechtes begleitete, wurde von allen, die ihn hörten, verspürt. Einige achteten auf die Warnungen und wandten sich von ihren Sünden ab, aber die Menge spottete über die feierliche Botschaft. Gottes Diener sollen der Welt in den letzten Tagen eine ähnliche Botschaft bringen, die auch von der Mehrheit mit Unglauben und Spott aufgenommen werden wird. DEV 44 5 Als ein Jahr nach dem andern vorüberging, wurde die Flut der menschlichen Sünde immer größer und die Wolken des göttlichen Gerichts wurden immer dunkler. Aber Henoch, der Glaubenszeuge, verfolgte seinen Pfad, warnte, bat, lehrte und bemühte sich, den Strom der Übertretungen einzudämmen und die Pfeile der Rache aufzuhalten. DEV 45 1 Die Menschen jenes Geschlechts spotteten über die Torheit dessen, der nicht danach trachtete, Gold und Silber anzuhäufen oder hier Besitztümer zu sammeln; Henochs Herz war auf ewige Schätze gerichtet. Er hatte die himmlische Stadt geschaut, hatten den König in seiner Herrlichkeit inmitten von Zion gesehen, und je mehr die herrschende Bosheit um sich griff, desto sehnlicher verlangte ihn nach der Stadt Gottes. Während er noch auf Erden weilte, lebte er durch den Glauben in dem Reich des Lichts. DEV 45 2 "Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen." Matthäus 5,8. Dreihundert Jahre hatte Henoch nach Reinheit des Herzens getrachtet, auf daß er im Einklang mit dem Himmel sein möchte. Drei Jahrhunderte hatte er ein göttliches Leben geführt. Tag für Tag hatte er sich nach einer engeren Verbindung mit Gott gesehnt; immer inniger war sein Verkehr mit ihm geworden, bis Gott ihn zu sich nahm. Er hatte an der Schwelle der Ewigkeit gestanden, nur ein Schritt noch zwischen ihm und dem Lande der Gesegneten; aber jetzt hatten sich die Tore geöffnet, der so lange auf Erde geführte Wandel mit Gott wurde fortgesetzt, und er ging ein durch die Tore der heiligen Stadt -- der erste der Menschenkinder, der sie betreten durfte. DEV 45 3 "Durch den Glauben ward Henoch weggenommen, daß er den Tod nicht sähe, ... denn vor seinem Wegnehmen hat er Zeugnis gehabt, daß er Gott gefallen habe." Hebräer 11,5. DEV 45 4 Zu einer solchen Gemeinschaft beruft der Herr auch uns. Wie Henoch müssen auch die Menschen, welche bei der Wiederkunft Christi erlöst werden, einen heiligen Charakter haben. Johannes des Täufers Erfahrung DEV 46 1 Johannes wurde in seinem Wüstenleben von Gott gelehrt. Er studierte Gottes Offenbarungen in der Natur und unter der Führung des Heiligen Geistes auch die Schriften der Propheten. Tag und Nacht war Christus sein Studium, so daß Gemüt, Herz und Seele mit dem herrlichen Bilde erfüllt wurden. DEV 46 2 Er schaute den König in seiner Schöne und verlor sich selbst aus den Augen; er sah die Majestät der Heiligkeit und erkannte seine eigene Untüchtigkeit und Unwürdigkeit. Er sollte Gottes Botschaft verkünden, sollte in Gottes Kraft und in seiner Gerechtigkeit dastehen. Er wurde zubereitet, als Botschafter des Himmels ohne Menschenfurcht aufzutreten; denn er hatte auf das Göttliche geschaut. Er konnte furchtlos vor irdischen Herrschern stehen, denn er hatte sich zitternd vor dem König aller Könige gebeugt. DEV 46 3 Nicht mit sorgfältig aufgebauten Beweisführungen oder feingesponnenen Theorien verkündigte Johannes seine Botschaft. Erschreckend und ernst und doch voll Hoffnung erscholl seine Stimme aus der Wüste: "Werdet anderen Sinnes; denn nahegekommen ist das Königreich der Himmel." Mit einer neuen, seltsamen Macht bewegte sie die Menschen. Das ganze Volk wurde aufgerüttelt. Scharenweise zog die Menge nach der Wüste hinaus. DEV 46 4 Ungelehrte Bauern und Fischersleute von der Umgegend, römische Soldaten von den Baracken des Herodes, Hauptleute mit ihren Schwertern an der Seite, bereit alles niederzuhauen, das irgendwie nach Aufruhr aussah, die habsüchtigen Zolleinnehmer von ihren Zollbuden und die scheinheiligen Priester vom Hohen Rat -- alle horchten wie gebannt, und alle, selbst der Pharisäer und der Sadduzäer sowie der kalte, unempfindliche Spötter, gingen hinweg, ohne zu sticheln und durchdrungen von dem Bewußtsein ihrer Sünden. Herodes hörte die Botschaft in seinem Palast, und der stolze, durch Laster verhärtete Herrscher zitterte bei dem Ruf zur Buße. DEV 47 1 In unserm Zeitalter, eben vor der Wiederkunft Christi in den Wolken des Himmels, soll ein solches Werk wie das des Johannes getan werden. Gott will Männer haben, die ein Volk vorbereiten, das bestehen kann an dem großen Tage des Herrn. Die Botschaft, die dem öffentlichen Lehramt Christi vorausging, war: Ändert euren Sinn, ihr Zöllner und Sünder; ändert euren Sinn, ihr Pharisäer und Sadduzäer; "werdet anderen Sinnes, denn nahegekommen ist das Königreich der Himmel." Als ein Volk, das an Christi baldiges Kommen glaubt, haben wir eine Botschaft zu bringen: "Schicke dich, Israel, und begegne deinem Gott." Amos 4,12. DEV 47 2 Unsre Botschaft muß ebenso bestimmt sein wie die des Johannes. Er tadelte Könige wegen ihrer Übertretungen. Wenngleich sein Leben gefährdet war, zögerte er nicht, Gottes Wort kundzutun. Ebenso getreulich müssen wir unser Werk in dieser Zeit verrichten. DEV 47 3 Um aber eine gleiche Botschaft wie Johannes geben zu können, müssen wir wie er eine geistliche Erfahrung machen. Dasselbe Werk muß in uns vollzogen werden. Wir müssen Gott schauen, und indem wir auf ihn schauen, unser eignes Selbst aus dem Auge verlieren. DEV 47 4 Von Natur besaß Johannes Fehler und Schwachheiten wie andre Menschen, aber die Berührung der göttlichen Liebe hatte ihn umgestaltet. Als seine Jünger zu ihm kamen, nachdem Jesus sein Lehramt begonnen hatte und klagten, daß alle Welt dem neuen Lehrer anhinge, bewies Johannes, wie klar er sein Verhältnis zum Messias verstand und wie freudig er den begrüßte, für den er den Weg bereitet hatte. DEV 47 5 "Ein Mensch kann nichts nehmen," sagte er, "es werden ihm denn gegeben vom Himmel. Ihr selbst seid meine Zeugen, daß ich gesagt habe, ich sei nicht Christus, sondern vor ihm her gesandt. Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam; der Freund aber des Bräutigams steht und hört ihm zu und freut sich hoch über des Bräutigams Stimme. Diese meine Freude ist nun erfüllt. Er muß wachsen, ich aber muß abnehmen." Johannes 3,27-30. DEV 48 1 Indem Johannes im Glauben auf den Erlöser blickte, hatte er die Höhe der Selbstverleugnung erstiegen. Er versuchte nicht, die Menschen an sich zu ziehen, sondern ihre Gedanken höher und höher zu lenken, bis sie sich versenkten in das Lamm Gottes. War er selbst doch nur eine Stimme, ein Ruf in der Wüste gewesen. Jetzt nahm er freudig die Stille und Zurückgezogenheit an, damit aller Augen auf das Licht des Lebens gerichtet werden möchten. DEV 48 2 Wer seinem Beruf als Botschafter Gottes treu ist, wird keine Ehre für sich selbst suchen. Die Eigenliebe wird verschlungen in der Liebe zu Christo. Er erkennt, daß es seine Aufgabe ist, wie Johannes der Täufer zu verkündigen: "Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt." Johannes 1,29. DEV 48 3 Die Seele des Propheten, von dem eignen Ich entleert, wurde mit dem göttlichen Licht erfüllt. In Worten, die beinahe ein Ebenbild von den Worten Christi waren, legte er Zeugnis von der Herrlichkeit des Herrn ab. "Der von oben her kommt," sagte er, "ist über alle. Wer von der Erde ist, der ist von der Erde und redet von der Erde. Der vom Himmel kommt, der ist über alle." "Denn welchen Gott gesandt hat, der redet Gottes Worte." Johannes 3,31.34. DEV 48 4 Diese Herrlichkeit Christi sollen alle seine Nachfolger mit ihm teilen. Der Heiland konnte sagen: "Ich suche nicht meinen Willen, sondern des Vaters Willen, der mich gesandt hat." Johannes 5,30. Und Johannes erklärte: "Gott gibt den Geist nicht nach dem Maß." So ist es mit den Nachfolgern Christi. Wir können das Licht vom Himmel nur dann aufnehmen, wenn wir willens sind, vom eignen Ich entleert zu werden, können den Charakter Gottes nur dann erkennen und Christum im Glauben annehmen, wenn wir darauf eingehen, jeden Gedanken in den Gehorsam Christi gefangen zu geben. Allen, die dies tun, wird der Heilige Geist ohne Maß gegeben. In Christo "wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, und ihr seid vollkommen in ihm." Kolosser 2,9.10. DEV 49 1 Johannes verbrachte sein Leben nicht in Trägheit, nicht sich kasteiend in Traurigkeit oder eigennütziger Absonderung. Er ging von Zeit zu Zeit unter die Menschen und war ein aufmerksamer Beobachter alles dessen, was in der Welt vorging. Von seinem ruhigen Ort der Zurückgezogenheit aus erwartete er die Entfaltung der Ereignisse. Mit einem von dem Heiligen Geist erleuchteten Blick erforschte er die Charaktere der Menschen, damit er verstehen möchte, ihre Herzen mit der himmlischen Botschaft zu erreichen. Er war sich der Wichtigkeit seiner Mission wohl bewußt. In der Einsamkeit, durch Nachdenken und Gebet versuchte er seine Seele für das vor ihm liegende Lebenswerk zu stärken. ------------------------Kapitel 9: Paulus, der Heidenapostel DEV 49 2 Vor allen, die berufen waren, das Evangelium Christi zu predigen, ist der Apostel Paulus ein Vorbild in Treue, Hingebung und unermüdlichem Wirken. Seine Erfahrungen und Unterweisungen bezüglich der Heiligkeit des Predigtamtes sind für alle, die im Dienst des Evangeliums stehen, eine reiche Quelle der Hilfe und Begeisterung. DEV 49 3 Vor seiner Bekehrung war Paulus ein bitterer Verfolger der Anhänger Jesu. Als aber am Tor von Damaskus eine Stimme zu ihm redete, schien ein Licht vom Himmel in seine Seele, und in der Offenbarung, die ihm dort von dem Gekreuzigten gegeben wurde, erkannte er das, was seinen ganzen Lebenslauf änderte. Von nun an stand ihm die Liebe zum Herrn der Herrlichkeit, den er in der Person seiner Heiligen so unbarmherzig verfolgt hatte, am allerhöchsten. Ihm war das Amt übertragen worden, "das Geheimnis" zu offenbaren, "das von der Welt her verschwiegen gewesen ist". Römer 16,25. "Dieser ist mir ein auserwähltes Rüstzeug," erklärte der Engel, der dem Ananias erschien, "daß er meinen Namen trage vor den Heiden und vor den Königen und vor den Kindern von Israel." Apostelgeschichte 9,15. DEV 50 1 Während seiner langen Dienstzeit wankte Paulus nie in seiner Treue zum Heiland. "Ich schätze mich selbst noch nicht, daß ich's ergriffen habe," schrieb er an die Philipper, "eines aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich zu dem, das da vorne ist, und jage nach dem vorgesteckten Ziel, nach dem Kleinod, welches vorhält die himmlische Berufung Gottes in Christo Jesu." Philipper 3,13.14. DEV 50 2 Pauli Leben war voller Arbeit verschiedener Art. Er reiste von Stadt zu Stadt, von Land zu Land, erzählte die Geschichte vom Kreuz, bekehrte Seelen zum Evangelium und gründete Gemeinden. Für diese sorgte er beständig und schrieb ihnen viele Briefe mit Unterweisungen. Zuzeiten ging er seinem Handwerk nach, um sein tägliches Brot zu erwerben. Aber inmitten seines überaus tätigen Lebens verlor er nie den einen großen Zweck aus dem Auge -- dem vorgesteckten Ziel seiner hohen Berufung nachzujagen. DEV 50 3 Pauli Wandel war im Himmel, dessen Luft ihn umgab, und alle, die mit ihm in Verbindung traten, fühlten den Einfluß seines Verkehrs mit Christo. Die Tatsache, daß er in seinem Wandel die von ihm verkündigte Wahrheit auslebte, gab seinen Predigten eine überzeugende Kraft. Hier liegt die Macht der Wahrheit. Der ungesuchte, unbewußte Einfluß seines heiligen Wandels ist die am meisten überzeugende Predigt, die zugunsten des Christentums reden kann. Beweisführungen, selbst wenn sie unwiderlegbar sind, mögen nur zum Widerspruch reizen, aber ein gottseliges Beispiel hat eine Kraft, der vollständig zu widerstehen unmöglich ist. DEV 51 1 Des Apostels Herz entbrannte in Liebe für Sünder, und seine ganze Tatkraft zielte dahin, Seelen zu gewinnen. Nie ist er in Selbstverleugnung und Ausdauer von irgendeinem Arbeiter übertroffen worden. Die ihm zuteil gewordenen Segnungen schätzte er als Vorteile, die zum Segen andrer angewandt werden müßten. Er ließ sich keine Gelegenheit entgehen, von dem Heiland zu sprechen oder den Notleidenden zu helfen. Wurde ihm Gehör geschenkt, so versuchte er, dem Bösen entgegenzuwirken und die Füße der Zuhörer auf den Pfad der Gerechtigkeit zu leiten. DEV 51 2 Paulus übersah nie die Verantwortung, die auf ihm als dem Diener Christi ruhte, daß Gott ihn zur Rechenschaft ziehen würde, wenn Seelen durch seine Pflichtversäumnis verloren gingen. "Darum bezeuge ich euch an diesem heutigen Tage," erklärte er, "daß ich rein bin von aller Blut." Kolosser 1,23-29. "Dessen Diener ich Paulus geworden bin," sagte er von dem Evangelium, "nach dem göttlichen Predigtamt, das mir gegeben ist unter euch, daß ich das Wort Gottes reichlich predigen soll, nämlich das Geheimnis, das verborgen gewesen ist von der Welt her und von den Zeiten her; nun aber ist es offenbart seinen Heiligen, denen Gott gewollt hat kundtun, welcher da sei der herrliche Reichtum dieses Geheimnisses unter den Heiden, welches ist Christus in euch, der da ist die Hoffnung der Herrlichkeit. Den verkündigen wir und vermahnen alle Menschen und lehren alle Menschen mit aller Weisheit, auf daß wir darstellen einen jeglichen Menschen vollkommen in Christo Jesu; daran ich auch arbeite und ringe nach der Wirkung des, der in mir kräftig wirkt." Kolosser 1,23-29. DEV 51 3 Diese Worte zeigen dem Arbeiter für Christum einen hohen Standpunkt der Vollkommenheit, der aber von allen erreicht werden kann, die sich unter die Leitung des großen Lehrers stellen und täglich in Christi Schule lernen. Die Gott zu Gebote stehende Macht ist unbeschränkt, und der Prediger, der sich in seinem großen Bedürfnis allein auf Gott verläßt, kann versichert sein, daß er das empfangen wird, was sich für seine Zuhörer als ein Geruch des Lebens zum Leben erweist. DEV 52 1 Pauli Christen zeigen, daß der Prediger des Evangeliums ein Beispiel für die Wahrheiten sein sollte, die er lehrt: "Wir geben niemand irgendein Ärgernis, auf daß unser Amt nicht verlästert werde." 2.Korinther 6,3. An Titus schrieb er: "Desgleichen die jungen Männer ermahne, daß sie züchtig seien. Allenthalben aber stelle dich selbst zum Vorbilde guter Werke mit unverfälschter Lehre, mit Ehrbarkeit, mit heilsamen und untadeligem Wort, auf daß der Widersacher sich schäme und nichts habe, daß er von uns möge Böses sagen." Titus 2,6-8. DEV 52 2 Von seinem eignen Wandel hat er uns ein Bild in dem Brief an die Gläubigen zu Korinth gegeben: "In allen Dingen beweisen wir uns als die Diener Gottes, in großer Geduld, in Trübsalen, in Nöten, in Ängsten, in Schlägen, in Gefängnissen, in Aufruhren, in Arbeit, in Wachen, in Fasten, in Keuschheit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, in dem Heiligen Geist, in ungefärbter Liebe, in dem Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, durch Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken; durch Ehre und Schande, durch böse Gerüchte und gute Gerüchte; als die Verführer, und doch wahrhaftig; als die Unbekannten, und doch bekannt; als die Sterbenden, und siehe, wir leben; als die Gezüchtigten, und doch nicht ertötet; als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen." 2.Korinther 6,4-10. DEV 52 3 Pauli Herz war mit dem tiefen, bleibenden Bewußtsein seiner Verantwortlichkeit erfüllt, und er arbeitete in engem Verkehr mit dem, der die Quelle der Gerechtigkeit, Gnade und Wahrheit ist. Er klammerte sich an das Kreuz Christi als die einzige Gewähr des Erfolgs. Die Liebe des Heilandes war der nie wankende Beweggrund, der ihn aufrecht hielt in seinen Kämpfen mit sich selbst und gegen die Macht des Bösen, während er in Christi Dienst voranging trotz der Unfreundlichkeit der Welt und dem Widerstand seiner Feinde. DEV 53 1 Die Gemeinde bedarf in diesen gefahrvollen Tagen eines Heeres von Arbeitern, die sich wie Paulus zur Brauchbarkeit ausgebildet haben, die in den göttlichen Dingen eine tiefe Erfahrung haben und mit Ernst und Eifer erfüllt sind. Wir müssen geheiligte, sich selbst hingebende Männer haben, die tapfer und aufrichtig sind, in deren Herzen Christus, "die Hoffnung der Herrlichkeit", lebt (Kolosser 1,27) und deren Lippen, mit dem heiligen Feuer berührt, das Wort predigen. 2.Timotheus 4,2. Unter dem Mangel an solchen Arbeitern leidet die Sache Gottes, und schwere Verstöße, einem tödlichen Gifte gleich, beflecken das Sittenleben und trüben die Hoffnungen eines großen Teiles des Menschengeschlechts. DEV 53 2 Wer wird die Plätze der getreuen, von der Arbeit erschöpften Bannerträger einnehmen, die ihr Leben für die Wahrheit dahingeben? Wollen unsre jungen Leute aus der Hand ihrer Väter den heiligen Vertrauensposten annehmen? Bereiten sie sich vor, die durch das Ableben der Getreuen freigewordenen Plätze auszufüllen? Wird des Apostels Ermahnung beachtet, der Ruf zur Pflicht gehört werden inmitten der Anregungen zu Selbstsucht und Ehrgeiz, die unsre Jugend verlocken? Die notwendige Vorbereitung DEV 53 3 "Befleißige dich, Gott dich zu erzeigen als einen rechtschaffenden und unsträflichen Arbeiter, der da recht teile das Wort der Wahrheit." 2.Timotheus 2,15. ------------------------Kapitel 10: Junger Männer als Diener des Evangeliums DEV 54 1 Das Predigtamt darf nicht unterschätzt werden; auch ist kein anderes Unternehmen derart zu betonen, daß dadurch der Dienst am Wort als eine geringere Sache angesehen wird. Das ist das Predigtamt auf keinen Fall, und wer es herabsetzt, setzt Christum herab. Der höchste aller Berufe ist der Dienst am Evangelium in seinen verschiedenen Zweigen, und der Jugend sollte es ständig vor Augen gehalten werden, daß Gott auf kein Werk einen größeren Segen legt als auf das Predigtamt. DEV 54 2 Unsre jungen Männer sollten nicht abgeschreckt werden, diesen Beruf zu ergreifen. Die Gefahr ist vorhanden, daß durch glänzende Vorstellungen einige veranlaßt werden, den Pfad zu verlassen, den Gott ihnen geboten hat zu gehen. Einige, die sich auf das Predigtamt vorbereiten sollten, sind ermuntert worden, sich dem ärztlichen Studium zu widmen. Der Herr verlangt nach mehr Arbeitern in seinem Weinberg. Das Wort erging: "Stärkt die Vorposten; bestellt getreue Wächter überall in der Welt." Gott fordert euch auf, ihr jungen Leute! Er benötigt ganze Scharen junger Männer, die weitherzig und großzügig sind und eine tiefe Liebe zu Christo und der Wahrheit haben. DEV 55 1 Der Grad der Fähigkeit oder Gelehrsamkeit ist von weit geringerer Bedeutung als der Geist, mit dem der junge Mann diesen Beruf ergreift. Nicht großer, gelehrter Männer, nicht schwungvoller Redner bedarf das Predigtamt. Gott verlangt nach Männern, die sich ihm ganz überlassen, um von seinem Geist erfüllt zu werden. Gottes und der Menschen Sache fordert geheiligte, sich selbst hingebende Leute, die aus dem Lager hinausgehen können, um die Schmach Christi zu tragen. Es sollten starke, mutige Männer sein, die dem würdigen Unternehmen gewachsen sind, und sie sollten durch Opfer einen Bund mit ihrem Gott abschließen. DEV 55 2 Im Dienste des Evangeliums gibt es keinen Platz für träge Personen. Gottes Diener sollten ihrem Amte volles Genüge leisten. Sie sollten keine Faulenzer sein, sondern als Ausleger des göttlichen Wortes ihre äußersten Kräfte anwenden, um treu zu sein. Nie sollten sie zu lernen aufhören. Sie müssen ihre eignen Seelen wachhalten für die Heiligkeit des Werkes und für die große Verantwortung ihres Berufs, damit sie nie und nirgends Gott ein gelähmtes Opfer bringen, eine Gabe, die ihnen weder Anstrengung noch Gebet gekostet hat. DEV 55 3 Der Herr bedarf Männer, deren geistliches Leben hochentwickelt ist. Jeder Diener des Herrn kann eine Fülle von Kraft aus der Höhe empfangen und im Glauben und mit Hoffnung hinausgehen auf den Weg, den Gott ihm vorschreibt. Gottes Wort wohnt in dem jungen, gottgeweihten Prediger. Er ist schnell, ernst, kräftig und hat in dem Rat Gottes eine nie versiegende Quelle für seinen Bedarf. DEV 55 4 Gott hat dieses, sein Volk berufen, der Welt die Botschaft von Christi baldiger Wiederkunft zu bringen. Durch uns soll den Menschen die letzte Einladung zu dem Evangeliumsfest, zu dem Abendmahl des Lammes ergehen. Tausende von Örtern, wohin dieser Ruf noch nicht gedrungen ist, müssen ihn noch vernehmen. Viele, die bisher die Botschaft noch nicht verbreitet haben, müssen sie noch verkündigen. Noch einmal wende ich mich an unsre jungen Männer: Hat Gott nicht euch berufen, diese Botschaft zu verkünden? DEV 56 1 Wie viele unsrer jungen Leute wollen in den Dienst Gottes treten, nicht um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen? Ehemals hatten wir Männer, deren Gedanken sich auf eine bestimmte Seele nach der andern richteten und Gott baten: Herr, hilf mir, diese Seele zu retten! Jetzt sind solche Fälle selten. Wie viele handeln noch, als ob sie die Gefahr der Sünder erkennen? Wie viele bringen solche, von denen sie wissen, daß sie in Gefahr stehen, im Gebet vor Gott und flehen um ihre Errettung? DEV 56 2 Der Apostel Paulus konnte von der Gemeinde seinerzeit sagen: Sie "priesen Gott über mir". Galater 1,24. Wollen wir uns nicht befleißigen, so zu leben, daß dieselben Worte auch auf uns angewandt werden können? Der Herr wird Mittel und Wege finden für die, welche ihn von ganzem Herzen suchen. Er will, daß wir seine göttliche Leitung darin anerkennen, daß er nicht allein Arbeitsfelder vorbereitet, sondern auch den Weg bahnt, daß diese Felder mit erfolgreichen Männern versehen werden. DEV 56 3 Prediger und Evangelisten sollten mehr ernste Gebetsstunden mit denen abhalten, die von der Wahrheit überzeugt sind. Denkt daran, daß Christus immer bei euch ist. Der Herr ist stets bereit, durch köstliche Bekundungen seiner Gnade den aufrichtigen, demütigen Arbeiter zu stärken und zu ermutigen. Dann laßt auf andere das Licht ausstrahlen, das er auf euch scheinen läßt. Wer das tut, bringt dem Herrn die köstlichste Gabe. Die Herzen derer, welche die gute Botschaft der Erlösung bringen, erglühen im Geist des Lobpreisens. DEV 57 1 Die Zahl der Diener am Evangelium soll nicht verringert sondern sehr vermehrt werden. Wo jetzt ein Prediger im Felde steht, müssen zwanzig hinzugetan werden, und wenn der Geist Gottes sie leitet, werden diese Zwanzig die Wahrheit so verkündigen, daß wiederum zwanzig hinzugefügt werden können. DEV 57 2 Christi Würde und Amtswerk ist es, solche Bedingungen aufzustellen, wie sie ihm gefallen. Seine Nachfolger sollen, indem sie dem vollkommenen Glauben und der Bruderliebe näher kommen, immer mehr Kraft haben zur Verkündigung der Wahrheit. Gott hat für alle Notfälle, wofür menschliche Zuflucht nicht ausreicht, göttlichen Beistand vorgesehen; er gibt den Heiligen Geist, um in jeder Schwierigkeit zu helfen, unsre Hoffnung und Gewißheit zu stärken, unser Verständnis zu erleuchten und unsre Herzen zu reinigen. Er will, daß zur Ausführung seiner Pläne hinreichende Hilfsmittel vorgesehen werden. Ich bitte euch, sucht Rat bei Gott; sucht ihn von ganzem Herzen, und "was er euch sagt, das tut". Johannes 2,5; Testimonies for the Church VI, 414.415. DEV 57 3 Wie bald könnte die Botschaft von einem gekreuzigten, auferstandenen und bald wiederkommenden Heiland mit einem solchen Heer von Arbeitern, wie es unsre Jugend, wenn richtig erzogen, bilden würde, der ganzen Welt gebracht werden! Wie bald könnte das Ende kommen -- das Ende von Leiden, Kummer und Sünde! Wie bald könnten unsre Kinder, anstatt sich hier eine Besitzung zu sichern, der Sünde und Schmerzen anhaften, ihr Erbe empfangen, wo "die Gerechten erben das Land und bleiben ewiglich darin". Wo "kein Einwohner wird sagen: Ich bin schwach", wo niemals "die Stimme des Weinens noch die Stimme des Klagens" (Psalm 37,29; Jesaja 33,24; Jesaja 65,19) wird gehört werden. Erziehung 279.280. ------------------------Kapitel 11: Die jungen Leute sollten Bürdenträger sein DEV 58 1 "Ich habe euch Jünglingen geschrieben; denn ihr seid stark, und das Wort Gottes bleibt bei euch, und ihr habt den Bösewicht überwunden." 1.Johannes 2,14. DEV 58 2 Damit das Werk in allen seinen Zweigen vorangehe, fordert Gott die Kraft, den Eifer und den Mut der Jugend. Er hat die Jugend erwählt, seine Sache zu fördern. Um mit klarem Verstand Pläne zu legen und diese mit mutiger Hand auszuführen, bedarf es frischer, ungebrochener Tatkraft. Junge Männer und Frauen werden aufgefordert, ihre Jugendkraft dem Herrn zu weihen, damit sie durch deren Gebrauch, durch Gedankenschärfe und Beherztheit Gott die Ehre geben und ihren Mitmenschen das Heil bringen. DEV 58 3 Bei solchem hohen Beruf sollte unsre Jugend nicht dem Vergnügen nachgehen oder danach trachten, ein sich selbst befriedigendes Leben zu führen. Die Rettung von Seelen sollte der Beweggrund aller ihrer Handlungen sein. In ihrer ihnen von Gott verliehenen Kraft sollten sie sich über alle knechtenden und erniedrigenden Gewohnheiten erheben und sich ihre Schritte wohl überlegen, indem sie daran gedenken, daß andre ihnen auf dem Weg, den sie einschlagen, folgen werden. DEV 58 4 Niemand lebt für sich allein; jeder übt irgendeinen Einfluß entweder zum Guten oder Bösen aus. Deshalb ermahnt der Apostel auch die jungen Leute, züchtig zu wandeln. Wie könnten sie auch anders handeln, wenn sie daran gedenken, daß sie Mitarbeiter Christi, Teilhaber seiner Selbstverleugnung und Aufopferung, seiner Langmut und gnädigen Güte sein sollen? DEV 58 5 Auch noch heute gelten dem Jünglinge die an Timotheus gerichteten Worte: "Befleißige dich, Gott dich zu erzeigen als einen rechtschaffenen und unsträflichen Arbeiter, der da recht teile das Wort der Wahrheit." "Fliehe die Lüste der Jugend; jage aber nach der Gerechtigkeit, dem Glauben, der Liebe, dem Frieden." "Sei ein Vorbild den Gläubigen im Wort, im Wandel, in der Liebe, im Geist, im Glauben, in der Keuschheit." 2.Timotheus 2,15.22; 1.Timotheus 4,12. DEV 59 1 Die Bürdenträger unter uns fallen dem Tode anheim. Viele von denen, die in vorderster Reihe standen, um die von uns als einem Volk eingeführten Verbesserungen durchzuführen, haben die Mittagslinie des Lebens überschritten; ihre körperlichen und geistigen Kräfte ermatten. Mit banger Sorge mag wohl gefragt werden: Wer wird ihre Plätze ausfüllen? Wem kann das Wohl der Gemeinschaft anvertraut werden, wenn die gegenwärtigen Säulen fallen? Mit Besorgnis blicken wir auf die heutige Jugend, welche diese Lasten aufnehmen, auf welche die Verantwortlichkeit fallen muß. Sie muß dort eintreten, wo die andern das Werk verlassen, und ihr Wandel wird entscheiden, ob Sittlichkeit, Religion und ernste Gottseligkeit die Oberhand behalten oder ob Unsittlichkeit und Gottlosigkeit alles Wertvolle verderben und trüben werden. DEV 59 2 Die älteren müssen die jüngeren durch Lehre und Beispiel erziehen, den Ansprüchen, welche Menschen und ihr Schöpfer an sie stellen, zu genügen. Schwere Verantwortungen müssen auf diese Jünglinge gelegt werden. Die Frage ist: Können sie sich selbst beherrschen und in der Reinheit der ihnen von Gott gegebenen Mannhaftigkeit dastehen, alles verachtend, was einen Geruch des Sündhaften an sich trägt? DEV 59 3 Noch nie stand so viel auf dem Spiel, noch nie hing so viel von einem Geschlecht ab, wie von denen, die jetzt neu auf der Bildfläche erscheinen. Nicht für einen Augenblick sollte die Jugend wähnen, irgendeinen Vertrauensposten richtig ausfüllen zu können, ohne einen guten Charakter zu besitzen. Ebenso könnte sie erwarten, Trauben von den Dornen und Feigen von den Disteln zu lesen. DEV 60 1 Ein guter Charakter muß Stein für Stein aufgebaut werden. Charakterzüge, die der Jugend helfen werden, erfolgreich für Gottes Sache zu wirken, müssen durch fleißige Verwendung ihrer Gaben, durch Benutzung einer jeden von der Vorsehung gegebenen Gelegenheit und durch die Verbindung mit der Quelle aller Weisheit erworben werden. Die Jugend darf sich nicht mit einem niedrigen Standpunkt begnügen. Joseph und Daniel sind gute Beispiele für sie, und ein vollkommenes Vorbild bietet ihnen das Leben des Heilandes. DEV 60 2 Alle haben Gelegenheit, ihren Charakter heranzubilden; alle können ihren Platz in dem großen Plane Gottes ausfüllen. Der Herr nahm Samuel sogar in seiner Kindheit an, weil sein Herz rein war. Als eine geheiligte Gabe wurde er Gott gegeben, und der Herr machte ihn zu einem Lichtträger. Wenn die jungen Leute sich jetzt, wie Samuel ehemals, dem Herrn weihen, dann wird er sie annehmen und sie in seinem Werke benutzen. Von ihrer Lebenserfahrung können sie dann mit dem Psalmisten sagen: "Gott, du hast mich von Jugend auf gelehrt, und bis hierher verkündige ich deine Wunder." Psalm 71,17. Die Notwendigkeit der Heranbildung von Arbeitern DEV 60 3 Bald muß die Jugend Lasten aufnehmen, die jetzt ältere Diener Gottes tragen. Dadurch, daß wir es vernachlässigten, jungen Leuten eine gute, praktische Ausbildung zuteil werden zu lassen, haben wir viel Zeit verloren. Gottes Sache geht beständig voran, und wir müssen dem Befehl Gottes Folge leisten: Geht vorwärts! Wir brauchen junge Männer und Frauen, die sich nicht von den Zuständen irremachen lassen, die mit Gott wandeln, viel beten und sich ernstlich bemühen, so viel Licht wie möglich in sich aufzunehmen. DEV 61 1 Der Diener Gottes sollte seine geistigen und körperlichen Kräfte, mit denen die Natur, seine Ausbildung und die Gnade Gottes ihn ausgerüstet hat, aufs äußerste anstrengen; sein Erfolg jedoch wird vielmehr im Verhältnis stehen zu dem Maß der Hingabe und Selbstverleugnung, in welchen er sein Werk verrichtet, als zu den natürlichen oder erworbenen Fähigkeiten. Ernstliche, beständige Bemühungen, sich nützlich erweisen zu können, sind notwendig; aber wenn Gott nicht mit der Menschheit wirkt, kann nichts Gutes zustandegebracht werden. Die göttliche Gnade bewirkt die errettende Kraft, ohne welche alle menschlichen Anstrengungen nichts vermögen. DEV 61 2 Wenn Gott ein Werk getan haben will, fordert er nicht nur die leitenden Männer sondern alle, die ihm dienen wollen, dazu auf. Heute ergeht seine Aufforderung an junge Männer und Frauen, die stark und tätig an Geist und Leib sind. Er wünscht, daß sie ihre frischen, gesunden Kräfte des Gehirns, der Knochen und der Muskeln in den Kampf stellen gegen Fürsten, Gewaltige und böse Geister unter dem Himmel. Dazu bedürfen sie einer Vorbereitung. Einige junge Leute drängen sich dem Werk auf, ohne wirklich passend dafür zu sein. Sie begreifen es nicht, daß sie erst belehrt werden müssen, ehe sie lehren können und berufen sich darauf, daß einige mit wenig Vorbereitung erfolgreich in ihrer Arbeit waren. War das der Fall, so kam es daher, weil jene Arbeiter ihr ganzes Herz und all ihre Kräfte dem Werk weihten, und wieviel mehr hätten sie erreichen können, wenn sie am Anfang eine passende Ausbildung genossen hätten! DEV 61 3 Gottes Sache braucht fähige Leute. Schon im Geschäftsleben wird eine gute Erziehung und Ausbildung als eine notwendige Vorbereitung betrachtet und das mit Recht; wieviel mehr aber ist eine gründliche Vorbereitung vonnöten, um der Welt die letzte Gnadenbotschaft bringen zu können! Diese Ausbildung erreicht man nicht durch das einfache Hören von Predigten. In unsern Schulen müssen unsre jungen Leute für Gottes Sache erzogen werden; sie müssen unter erfahrenen Lehrern eine gründliche Ausbildung erhalten. Sie sollten die Schulzeit gut auslaufen und die erworbenen Kenntnisse durch die Tat verwerten. Fleißiges Lernen und eifriges Wirken sind erforderlich, um ein erfolgreicher Prediger oder ein tüchtiger Diener des Evangeliums in irgendeinem Teil des Werkes zu werden. Nur ständige weitere Ausbildung der Gaben, die Gott uns zur weisen Anwendung verliehen hat, wird ihren Wert erhöhen. DEV 62 1 Unsre jungen Leute erleiden oft einen großen Schaden dadurch, daß man ihnen erlaubt zu predigen, wenn sie die Schrift noch nicht genügend kennen, um unsern Glauben in einer verständnisvollen Weise vorzuführen. Einige fangen sogar an zu predigen und sind noch Neulinge in der Schrift, sowie auch unerfahren und untüchtig in andern Dingen. Sie können die Schrifttexte kaum ohne Stocken lesen, sprechen Worte verkehrt aus und werfen sie in einer Weise zusammen, daß Gottes Wort darunter leidet. Wer nicht richtig lesen kann, sollte es erst lernen und zum Lehren geschickt werden, ehe er es wagt, öffentlich aufzutreten. DEV 62 2 Die Lehrer an unsern Schulen müssen selbst tüchtig lernen, um vorbereitet zu sein, andre zu lehren. Sie werden nicht angestellt, ohne eine genaue Prüfung bestanden und vor sachverständigen Beurteilern Beweise ihrer Fähigkeit zum Unterrichten abgelegt zu haben. Nicht weniger Vorsicht sollte in der Prüfung der Prediger angewandt werden; wer in das heilige Amt eintreten will, der Welt die Bibelwahrheiten zu bringen, sollte von treuen, erfahrenen Männern sorgfältig geprüft werden. DEV 62 3 Der Unterricht an unsern Schulen soll dem andrer Hochschulen und Seminare nicht gleich sein. Er soll nicht etwa auf niederer Stufe stehen; seine Hauptaufgabe aber muß die Mitteilung solcher Kenntnisse sein, die zur Zubereitung eines Volkes nötig sind, das am großen Tage des Herrn bestehen kann. Die Schüler sollen herangebildet werden, um nicht nur in diesem Leben sondern auch im zukünftigen Gott dienen können. Der Herr verlangt, daß die Zöglinge auf unsern Schulen für das Reich ausgebildet werden, für das sie bestimmt sind, damit sie einstimmen können in die heilige, selige Melodie der Erlösten. DEV 63 1 Alle, die zum Dienst des Herrn ausgebildet worden sind, sollten sofort ihre Posten in des Herrn Werk ausfüllen. Diener des Evangeliums, die von Haus zu Haus gehen wollen, werden gesucht. Ernste Anstrengungen müssen an solchen Plätzen gemacht werden, wo die Menschen noch nichts von der Bibelwahrheit wissen. Gesang, Gebet und Bibellesungen sind notwendig in den Wohnungen des Volkes. Jetzt, gerade jetzt ist es an der Zeit, dem Auftrag: "Lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe" (Matthäus 28,20), Folge zu leisten. Wer diese Arbeit tun will, muß eine gründliche Kenntnis der Heiligen Schrift besitzen. "Es steht geschrieben!" muß seine Verteidigungswaffe sein. Gott hat uns Licht über sein Wort gegeben, damit wir es unsern Mitmenschen scheinen lassen sollen. Die von Christo gesprochene Wahrheit wird ihre Herzen erreichen; ein "So spricht der Herr!" wird mit Macht an das Ohr dringen, und es werden sich überall Früchte zeigen, wo ein aufrichtiger Dienst getan wird. ------------------------Kapitel 12: Ausbildung für Missionsarbeit DEV 63 2 "Wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerwerk und Gottes Bau." 1.Korinther 3,9. DEV 63 3 Das Werk des Dieners Christi ist nicht leicht oder unbedeutend. Er hat einen hohen Beruf, der sein ganzes zukünftiges Leben umgestalten und beeinflussen muß. Wer sich einem so heiligen Werk hingibt, sollte alle Kräfte daransetzen, es auszuführen. Er muß sich ein hohes Ziel stecken; er wird nie einen höheren Standpunkt einnehmen, als den er zu erreichen trachtet. Er kann kein Licht verbreiten, bis er es selbst aufgenommen hat. Er muß ein Schüler sein, ehe er genügend Weisheit und Erfahrung besitzt, ein Lehrer zu werden und geschickt ist, die Heilige Schrift denen zu eröffnen, die in der Finsternis wandeln. Hat Gott Menschen zu seinen Mitarbeitern berufen, so verlangt er auch von ihnen, die allerbeste Vorbereitung zu treffen, um die heiligen, erhabenen Wahrheiten seines Wortes richtig vorzutragen. DEV 64 1 Alle, die sich dem Dienste Gottes hingeben, sollten demgemäß eine Erziehung und Ausbildung für dieses Werk erhalten, damit sie befähigt werden, ihr Amt mit Umsicht auszuführen. Sie dürfen nicht erwarten, gleich auf die höheren Sprossen der Leiter zu steigen; wollen sie Erfolg haben, so müssen sie an der untersten Stufe anfangen und Sprosse für Sprosse hinaufklettern. Zu ihrem Wachstum werden ihnen Gelegenheiten und Vorrechte gewährt, und sie sollten ihr möglichstes tun, um zu lernen, Gottes Werk erfolgreich zu betreiben. DEV 64 2 Wo unsre Prediger auch wirken, sollten sie immer die Jugend aufzumuntern suchen, sich zum emsigen Dienst auf Gottes großem Kampfesfeld vorzubereiten. Wer sich ein Diener Christi nennt, hat auch ein Werk für ihn zu tun. Der Name "Diener" weist schon hin auf Gedingtsein, Arbeiten und Verantwortlichkeit. Gott hat jedem Gaben anvertraut, die er im Dienst für ihn anwenden soll; jedem hat er sein Werk gegeben und wünscht, daß jede Fähigkeit zu seiner Verherrlichung entwickelt werde. Die Ausbildung von Soldaten DEV 64 3 Vor unsrer früheren Druckerei in Basel lag ein großer Park, der von der Regierung für militärische Zwecke abgesondert war. Hier sah man zeitweise Tag für Tag, daß Soldaten in allen Pflichten des Heeres eingeübt wurden, damit sie im Falle eines Krieges sofort dem Rufe der Regierung Folge leisten und ihren Dienst ohne weiteres verrichten könnten. DEV 64 4 Eines Tages wurde ein großes Zelt auf den Platz gebracht, und Anweisungen wurden gegeben, es aufzustellen und zusammenzunehmen. Jeder bekam eine bestimmte Arbeit, und zur Übung wurde das Zelt mehrere Male errichtet und wieder zusammengenommen. DEV 65 1 Von andern Soldaten wurde viele kleine Geschütze herbeigeschafft, und dann wurden die Kanoniere von den Offizieren unterwiesen, wie das Geschütz schnell von einem Platz zum andern zu bringen, die Protze abzuhängen und beiseite zu fahren, das Geschütz zu laden und schnell wieder an die Protze anzuhängen sei, um in einem Augenblick zur Abfahrt bereit zu sein. DEV 65 2 Krankenwagen wurden auch herbeigeschafft, und die Sanitätskolonne wurde unterrichtet, Verwundete zu behandeln. Soldaten wurden auf Tragbahren gelegt und dann an Köpfen und Gliedern verbunden, als ob es Verwundete auf dem Schlachtfeld wären. Dann wurden sie in den Krankenwagen gehoben und fortgeschafft. DEV 65 3 Stundenlang müssen die Soldaten üben, sich der Tornister zu entledigen und sie schnell wieder umzuhängen, die Gewehre in Pyramiden zusammenzustellen und eiligst wiederaufzunehmen. Sie lernen den Feind anzugreifen und die verschiedenartigsten Bewegungen auszuführen. DEV 65 4 Auf diese Weise werden die Soldaten auf einen etwaigen Notfall vorbereitet. Sollten diejenigen, die in den Kampf für den Fürsten Immanuel ziehen, weniger ernst, weniger sorgfältig in ihrer Vorbereitung für den geistlichen Kampf sein? Wer dieses große Werk unternimmt, muß die notwendige Übungszeit durchmachen, muß gehorchen lernen, ehe er befehlen kann. Ausrüstung zur Ausbildung DEV 65 5 Die besonderen Vorbereitungen, die zu einer besseren Ausbildung vonnöten sind, sollten ganz entschieden gefördert werden. In allen unsern Vereinigungen sollten wohldurchdachte Pläne gelegt werden für die Erziehung und Ausbildung derer, die in des Herrn Werk eintreten wollen. Unsre Stadtmissionen gewähren günstige Gelegenheiten zur Ausbildung in der Missionsarbeit, aber das genügt nicht. Unsern Schulen sollte die bestmögliche Ausrüstung zur Verfügung stehen, um Evangeliumsboten für die innere und äußere Mission auszubilden. Auch in unsern größeren Gemeinden sollten besondre Schulen für junge Männer und Frauen sein, damit sie zum Dienste des Herrn tüchtig werden. So sollten auch unsre Prediger viel mehr darauf bedacht sein, jüngeren Gehilfen beizustehen und sie heranzubilden. DEV 66 1 Wenn Vorträge abgehalten werden, um die Wahrheit an einem wichtigen Ort einzuführen, so sollten unsre Prediger besonders darauf bedacht sein, die zu unterweisen und anzuleiten, die mit ihnen zusammenwirken. Kolporteure und Buchverkäufer sind vonnöten und auch solche, die in den Familien Bibellesungen abhalten können, so daß, während die Prediger mit Wort und Lehre dienen, jene auch die Seelen auf die Wahrheit hinweisen können. DEV 66 2 Oft haben unsre Prediger, wenn sie in größeren Städten Vorträge oder Zeltversammlungen abhielten, einen schweren Fehler begangen, indem sie ihre ganze Zeit den Vorträgen widmeten. Sie sollten weniger predigen und mehr lehren, die Leite unterweisen und auch junge Männer belehren, wie mit Erfolg zu arbeiten sei. Die Prediger müssen tüchtig sein, andre zu belehren, wie die Bibel zu durchforschen sei, und auch den Verstand und das Benehmen derer auszubilden, die Diener in Gottes Sache werden wollen. Auch müssen sie von Herzen bereit sein, denen Rat und Belehrung zu erteilen, welche Neulinge im Glauben sind und Fähigkeiten zu besitzen scheinen, für den Herrn zu wirken. DEV 66 3 Wer ein erfolgreicher Diener Christi werden will, muß viel Zeit auf das Gebet verwenden. Der Verkehr zwischen Gott und der Seele muß ein beständiger sein, damit der Evangeliumsarbeiter stets die Stimme seines Führers erkennen kann. Die Bibel muß fleißig durchforscht werden. Gottes Wahrheit liegt gleich dem Golde nicht immer auf der Oberfläche; sie kann oft nur durch ernstliches Nachdenken und Forschen erlangt werden. Durch ein solches Studium werden nicht nur wertvolle Kenntnisse gesammelt, sondern die geistigen Kräfte werden auch gestärkt und entwickelt, und die ewigen Dinge erscheinen in ihrem wahren Wert. Die göttlichen Verordnungen müssen das tägliche Leben durchdringen, und der Wandel muß nach Gottes großem Standpunkt der Gerechtigkeit geführt werden; dann wird der ganze Charakter veredelt und stark werden. DEV 67 1 Wer sich für das heilige Werk Gottes geschickt machen will, muß sich hüten, feindlichen Boden zu betreten; er muß vielmehr den Verkehr mit Menschen suchen, die ihm behilflich sein können, göttliche Kenntnisse zu erwerben. Gott ließ es zu, daß Johannes, der geliebte Jünger, nach Patmos verbannt wurde, wo er von den Unruhen und dem Hasten der Welt, von allen äußeren Einflüssen und selbst von dem ihm so lieb gewordenen Werk getrennt war. Nur so konnte der Herr mit ihm reden und ihm die Schlußszenen der Geschichte dieser Welt eröffnen. Johannes der Täufer lebte in der Wüste, um dort von Gott die Botschaft zu empfangen, die er verkündigen sollte -- eine Botschaft, die den Weg für den kommenden Erlöser vorbereiten sollte. DEV 67 2 Soweit es sich einrichten läßt, sollten wir jeden Einfluß meiden, der unsre Gedanken vom Werke Gottes ablenken könnte. Besonders die, welche jung im Glauben und an Erfahrungen sind, sollten sich hüten, durch Selbstvertrauen auf den Weg der Versuchung zu geraten. DEV 67 3 Wer das Werk richtig angreift, wird die Notwendigkeit empfinden, Jesum auf jedem Schritt haben zu müssen und wird auch erkennen, daß die Ausbildung des Verstandes und der Lebensart eine Pflicht ist, die er sich selbst und Gott schuldet -- eine Pflicht, die zu einer erfolgreichen Arbeit erforderlich ist. Selbstzufriedenheit DEV 67 4 Einige angehende Missionsarbeiter halten sich selbst für so weit fortgeschritten in ihren Kenntnissen, daß sie einer besonderen Vorbereitung nicht bedürfen; aber gerade diesen tut eine gründliche Erziehung am allermeisten not. Wenn sie betreffs der Wahrheit und der Wichtigkeit des Werkes mehr wüßten, dann würden sie auch ihre Unwissenheit und Untüchtigkeit erkennen. Wenn sie ihre Herzen gründlich prüfen, werden sie den großen Unterschied zwischen ihrem und dem reinen Charakter Christi sehen und ausrufen: "Wer ist hierzu tüchtig?" Dann werden sie in tiefer Demut täglich danach trachten, eine enge Verbindung mit Christo zu haben, und während sie die eigennützigen Neigungen des natürlichen Herzens überwinden, stellen sie ihre Füße auf den Pfad, da Christus der Führer ist. "Wenn dein Wort offenbar wird, so erfreut es und macht klug die Einfältigen." Psalm 119,130. Die aber ihre eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse hoch schätzen, kommen sich selbst so überaus wichtig vor, daß das Wort Gottes keine Gelegenheit hat, sie zu belehren und zu erleuchten. DEV 68 1 Manche halten sich wohlgeeignet für ein Werk, von dem sie kaum etwas verstehen, und wenn sie in sich selbstvertrauender Weise das Werk angreifen, fehlt ihnen die Erkenntnis, die sie in Christi Schule erlangen müssen. Sie werden mit vielen Schwierigkeiten kämpfen müssen, für die sie ganz unvorbereitet sind. Ihnen wird immer die Erfahrung und Weisheit mangeln, bis sie ihre große Unvollkommenheit erkennen. DEV 68 2 Gottes Sache hat schwere Verluste erlitten durch die mangelhafte Arbeit von Männern, die wohl Fähigkeiten aber nicht die richtige Ausbildung besaßen. Sie traten in einen Zweig des Werkes ein, ohne zu wissen, wie darin zu arbeiten sei, und infolgedessen erreichten sie nur wenig. Nicht ein Zehntel haben sie getan von dem, was sie hätten tun können, wenn sie zuvor eine richtige Ausbildung genossen hätten. Sie ergriffen einige neue Gedanken, eigneten sich den flüchtigen Gedankengang von etlichen Vorträgen an, und damit war ihr Fortschritt beendet. Sie glaubten, Lehrer sein zu können und beherrschten kaum das Abc der Erkenntnis der Wahrheit. Sie stolperten von da ab weiter und ließen weder sich noch dem Werke Gerechtigkeit widerfahren. Sie scheinen zu teilnahmlos zu sein, ihre schlafenden Kräfte zu erwecken oder sich anzustrengen, tüchtige Diener Christi zu werden. Sie haben sich nicht bemüht, gründliche und wohlüberlegte Pläne zu entwerfen, und ihre Arbeit zeigt überall Unvollkommenheit. DEV 69 1 Einige haben dann in Entmutigung das Werk aufgegeben und etwas anderes ergriffen. Hätten sie geduldig und demütig ihre Füße auf die unterste Sprosse der Leiter gestellt und wären dann mit ausharrender Kraft Sprosse für Sprosse höher gestiegen, indem sie die in ihrem Bereich liegenden Vorrechte und Gelegenheiten fleißig ausnutzten, so hätten sie fähige, nützliche Diener am Evangelium werden und ihr Lehramt gut verwalten können, und der Meister würde sich ihrer nicht geschämt haben. DEV 69 2 Wer vorgibt, für das Heil von Seelen zu wirken und sich auf seine eigene beschränkte Weisheit verläßt, der wird sicherlich zuschanden werden. Denkt er aber gering von sich selbst und stützt sich auf die Verheißungen Gottes, dann wird es ihm nicht mangeln. "Verlaß dich auf den Herrn von ganzem Herzen und verlaß dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen." Sprüche 3,5.6. Wir haben das Vorrecht, von einem weisen Ratgeber angeleitet zu werden. DEV 69 3 Gott kann die Demütigen in seinem Dienst mächtig machen. Die gehorsam dem Ruf zur Pflicht nachkommen, ihre Fähigkeiten aufs äußerste ausnutzen, dürfen des göttlichen Beistandes sicher sein. Engel werden als Boten des Lichts kommen und denen helfen, die alles tun, was in ihrer Kraft steht und dann Gott vertrauen, daß er ihre Bemühungen unterstütze. DEV 70 1 Von allen, die sich entschlossen haben, Gottes Diener zu werden, muß der Beweis gefordert werden, daß sie wirklich bekehrt sind. Ein junger Mann ohne einen festen, tugendhaften Charakter kann der Wahrheit nicht zur Ehre gereichen. Jeder Bote Christi muß reinen Herzens sein; in seinem Munde darf kein Falsch gefunden werden. Er muß daran denken, daß er, um erfolgreich sein zu können, Christum zur Seite haben muß und daß jede sündhafte Gewohnheit, wie geheim sie auch sein mag, dem bekannt ist, dem er dient. DEV 70 2 Die Sünde hat das göttliche Ebenbild im Menschen entstellt. Durch Christum kann es wiederhergestellt werden; aber nur durch ernste Gebete und durch Siege über das eigene Ich können wir der göttlichen Natur teilhaftig werden. DEV 70 3 Wahre Arbeiter im Weinberge des Herrn werden Gebets-- und Glaubensmänner sein, die sich selbst verleugnen, indem sie die natürlichen Begierden nach Essen und Trinken und die Leidenschaften zügeln. Sie werden in ihrem eigenen Wandel die Kraft der Wahrheit, die sie andern bringen, bekunden, und ihre Arbeit wird nicht ohne Wirkung bleiben. ------------------------Kapitel 13: Junge Männer als Missionare DEV 70 4 Junge Männer, die als Prediger, Bibelarbeiter oder Kolporteure in Gottes Weinberg gehen wollen, sollten zuerst nicht nur eine geeignete Allgemeinbildung, sondern auch eine besondere Vorbereitung auf ihren Beruf erhalten. Wer ungeschult, ungeübt und nicht veredelt ist, ist nicht vorbereitet, ein Feld zu betreten, wo die mächtigen Einflüsse von Bildung und Erziehung mit den Wahrheiten des Wortes Gottes kämpfen. Auch kann er nicht den fremdartigen Formen des Irrtums, der Verbindung von Religion und Philosophie, entgegentreten oder sie bloßstellen, denn dazu gehört eine Kenntnis der wissenschaftlichen sowie der biblischen Wahrheit. DEV 70 5 Besonders solche, die dem Predigtamt zustreben, müssen die Wichtigkeit einer Ausbildung für ihren Beruf nach dem in der Heiligen Schrift gegebenen Plan einsehen. Sie sollten ihre ganze Kraft der Sache widmen, und während sie in den Schulen studieren, sollten sie von dem großen Lehrer die Sanftmut und Demut Christi lernen. Der Gott, der seinen Bund hält, hat verheißen, solchen Lernenden in der Schule Christi auf ihre Bitte hin seinen Geist zu geben, damit sie Prediger der Gerechtigkeit werden können. DEV 71 1 Es erfordert schwere Arbeit, Irrtum und falsche Lehren aus dem Kopfe zu bannen, damit Bibelwahrheit und Bibelreligion im Herzen Raum finden. Die unter uns errichteten höheren Schulen sind Mittel in Gottes Hand, wo junge Männer und Frauen in den verschiedenen Zweigen der Missionsarbeit ausgebildet werden, und es ist sein Wille, daß von diesen Schulen nicht nur wenige sondern viele Diener des Evangeliums ausgehen möchten. Satan aber, entschlossen, diese Absicht zu vereiteln, hat sich oft gerade die gesichert, die Gott geschickt und nützlich machen wollte für sein Werk. Es gibt viele, die, wenn man sie zum Dienst Christi ermutigte, wirken würden und dann ihre Seelen durch solches Wirken erretten könnten. Die Gemeinde muß ihre schwerwiegende Verantwortlichkeit erkennen, wenn sie das Licht in ihre eigenen engen Grenzen einzuschließen und die Gnade Gottes zu beschränken sucht, anstatt Geld und Einfluß freigiebig anzuwenden, fähige Personen ins Missionsfeld zu bringen. DEV 71 2 Hunderte von jungen Männern sollten sich vorbereiten, um an der Aussaat des Samens der Wahrheit allenthalben an den Wassern teilzuhaben. Wir suchen Männer, die den Sieg des Kreuzes anstreben, die unter Entmutigungen und Entbehrungen ausharren und die den im Missionsfeld so unentbehrlichen Eifer, Beharrlichkeit und Glauben haben. Fremde Sprachen DEV 71 3 Es gibt unter uns Leute, die ohne die Mühe und die Verzögerung des Erlernens einer fremden Sprache sich befähigen können, andern Völkern die Wahrheit zu verkündigen. In den ernsten Christengemeinden wurden die Missionare auf wunderbare Weise mit der Kenntnis der Sprachen ausgerüstet, in denen sie berufen waren, die unerschöpflichen Reichtümer Christi zu predigen. War Gott damals willens, auf solche Weise seinen Dienern zu helfen, können wir dann zweifeln, daß sein Segen auf unsern Bemühungen ruhen wird, diejenigen auszubilden, die von Natur Sprachkenntnisse besitzen und, wenn richtig angeleitet, ihren Landsleuten die Botschaft der Wahrheit bringen können? Wir hätten mehr Arbeiter in den auswärtigen Missionsfeldern haben können, wenn alle, die dort hingegangen waren, die Gelegenheit benutzt hätten, jedes erreichbare Talent heranzuziehen. DEV 72 1 Es mag in manchen Fällen notwendig sein, daß junge Männer fremde Sprachen erlernen. Sie zeitigen darin den besten Erfolg, wenn sie mit den Leuten verkehren und gleichzeitig täglich einen Teil ihrer Zeit dem Erlernen der Sprache widmen. Dies sollte jedoch nur ein vorbereitender Schritt sein, welcher der Ausbildung solcher vorausgehen muß, die sich im Felde selbst vorfinden und durch richtige Erziehung Diener des Evangeliums werden können. Es ist wesentlich, solche zu ermutigen, ins Werk zu gehen, die in ihrer Muttersprache zu Völkern verschiedener Zunge reden können. DEV 72 2 Für einen Mann mittleren Alters ist es ein großes Unternehmen, eine fremde Sprache zu erlernen, und trotz aller Anstrengungen wird es ihm fast unmöglich sein, so fließend und richtig zu sprechen, daß er darin ein erfolgreicher Prediger werden kann. Auch können wir unsrer inländischen Mission nicht den Einfluß der älteren und alten Prediger entziehen und diese in entfernte Felder senden, um dort ein Werk zu unternehmen, wofür sie nicht befähigt sind und auch bei aller Ausbildung nicht fähig werden können. Männer, die auf diese Weise hinausgesandt werden, hinterlassen leere Plätze, die unerfahrene Diener Christi nicht ausfüllen können. Junge Männer für schwierige Felder DEV 73 1 Die Gemeinde mag fragen, ob jungen Männern die ernste Verantwortlichkeit auferlegt werden kann, eine auswärtige Mission zu gründen und zu überwachen. Ich antworte, Gott will, daß sie in unsern Schulen und durch Zusammenwirken mit erfahrenen Männern so ausgebildet werden, daß sie wichtige Plätze in dieser Sache ausfüllen können. DEV 73 2 Wir müssen unsern jungen Männern Vertrauen entgegenbringen. Sie müssen in allen Unternehmungen, die Arbeit und Opfer erfordern, Pioniere sein, während die überbürdeten Diener Christi als Ratgeber geachtet werden sollten, um die zu ermutigen und zu stärken, welche die schwersten Taten für Gott ausüben. Die Vorsehung stellte diese erfahrenen Väter an schwierige, verantwortliche Posten in einem frühen Alter, da weder die körperlichen noch geistigen Kräfte völlig entwickelt waren; die Wucht der ihnen übergebenen Verantwortung erweckte ihre Tatkraft, und die tätige Anstrengung im Werke förderte ihre körperliche und geistige Entwicklung. DEV 73 3 Junge Männer sind nötig. Gott ruft sie in die Missionsfelder. Da sie verhältnismäßig frei von Sorgen und Verantwortlichkeiten sind, ist es für sie günstiger, ins Werk zu gehen, als für solche, die eine Familie zu versorgen und zu erziehen haben. Außerdem können junge Männer auch leichter sich dem neuen Klima, den neuen Verhältnissen anpassen und Unbequemlichkeiten und Schwierigkeiten besser ertragen. Durch Anpassung und Ausdauer können sie die Menschen erreichen, wo sie sind. DEV 73 4 Kräfte wachsen durch Übung. Wer die Fähigkeiten, die Gott ihm verliehen hat, ausnutzt, wird einen Zuwachs daran zu besserem Dienst erfahren. Wer nichts in Gottes Sache tut, kann nicht in der Gnade und der Erkenntnis der Wahrheit wachsen. Würde ein Mensch sich hinlegen und sich weigern, seine Glieder zu bewegen, so würde er bald alle Kräfte verlieren, sie zu gebrauchen. So wird auch der Christ, der die ihm von Gott verliehenen Kräfte nicht übt, nicht nur im Wachstum in Christo zurückkommen, sondern wird auch die Kräfte, die er hatte, verlieren; er wird geistlich erlahmen. DEV 74 1 Aber diejenigen, welche in der Liebe zu Gott und ihren Mitmenschen danach streben, andern zu helfen, werden in der Wahrheit gegründet, gekräftigt und befestigt. Der wahre Christ läßt sich in seiner Arbeit für Gott nicht von Augenblicksregungen sondern von Grundsätzen leiten, und zwar nicht nur einen Tag oder einen Monat, sondern während seines ganzen Lebens. DEV 74 2 Der Meister ruft nach Dienern des Evangeliums. Wer will sich melden? Nicht alle, die ins Heer eintreten, können Generale, Hauptleute, Feldwebel oder auch nur Gefreite werden. Nicht alle tragen die Sorge und Verantwortlichkeit wie die Führer. Es gibt schwere Arbeiten andrer Art zu tun: Gräben müssen ausgeworfen, Festungen gebaut, Wachen gestellt und Befehle weitergegeben werden. Während nur wenige Offiziere benötigt sind, bedarf es vieler Soldaten, um Reihe und Glied des Heeres zu bilden, und doch hängt der Erfolg von der Treue eines jeden einzelnen ab. Eines Mannes Feigheit oder Verrat kann Unheil über das ganze Heer bringen. DEV 74 3 Er, der "einem jeglichen sein Werk" gegeben hat (Markus 13,34) nach seinen Fähigkeiten, wird eine treue Ausführung der Pflicht nicht unbelohnt lassen. Jeder Dienst der Treue und des Glaubens wird mit besondern Zeichen von Gottes Wohlwollen und Anerkennung gekrönt werden. Jedem Diener Christi gilt die Verheißung: "Sie gehen hin und meinen und tragen edlen Samen, und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben." Psalm 126,6. Testimonies for the Church V, 390-395. DEV 75 1 Mancher Knabe heutigen Tages, der in seinem Heim aufwächst wie Daniel in Judäa, wo er Gottes Wort und seine Werke betrachtete und die Lehren treuen Dienstes lernte, wird noch in gesetzgebenden Versammlungen, in Gerichtshallen oder an Königshöfen als ein Zeuge für den König der Könige stehen. Sehr viele werden zum Dienst nach fernen Ländern gerufen. Die ganze Welt öffnet sich dem Evangelium. Mohrenland streckt seine Hände aus zu Gott. Von Japan, China und Indien, von den noch dunklen Ländern Amerikas und Europas, von allen Teilen unsrer Welt kommen die Rufe sündenbeladener Herzen, die den Gott der Liebe kennenlernen möchten. Erziehung 270. ------------------------Kapitel 14: Die Ausbildung der Stimme DEV 75 2 In allem unsern Dienst am Evangelium sollte der Pflege der Stimme mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Selbst wenn wir Kenntnisse besitzen, mag unser Wirken nicht erfolgreich sein, weil wir die Stimme nicht richtig zu gebrauchen wissen. Welchen Zweck hat unsre Ausbildung, wenn wir unsre Gedanken nicht in passende Worte kleiden können? Unsre Kenntnisse werden uns nur geringen Vorteil gewähren, wenn wir nicht die Gabe der Sprache pflegen, aber sie erweist sich als eine wunderbare Kraft in Verbindung mit der Fähigkeit, weise, nützliche Worte so zu sprechen, daß die Aufmerksamkeit gefesselt wird. DEV 75 3 Schüler in Gottes Sache sollten lernen, in einer klaren, fließenden Weise zu reden, sonst wird ihr Einfluß um die Hälfte gekürzt. Die Fähigkeit, klar und deutlich im wohlklingenden Vollton zu sprechen, ist in jedem Zweig des Werkes unschätzbar, aber unbedingt notwendig für die, welche Prediger, Evangelisten, Bibelarbeiter oder Kolporteure werden wollen. Diese sollten angeleitet werden, die Stimme so zu gebrauchen, daß ein entschiedener Eindruck zum Guten gemacht wird, wenn sie über die Wahrheit reden; diese darf nicht durch eine fehlerhafte Ausdrucksweise leiden. DEV 76 1 Dem Buchverkäufer wird es eine große Hilfe in seiner Arbeit sein, wenn er über die Vorzüge des zu verkaufenden Buches in klarer, deutlicher Weise sprechen kann. Er mag Gelegenheit haben, ein Kapitel aus dem Buch vorzulesen und kann durch den Klang seiner Stimme und den auf die rechten Worte gelegten Nachdruck das Dargestellte so klar vorführen, daß der Zuhörer es im Geiste vor sich sieht. DEV 76 2 Der Bibelarbeiter sollte in der Versammlung oder in der Familie in einem weichen, wohlklingenden Tonfall lesen, der die Teilnahme fesselt. DEV 76 3 Die Prediger des Evangeliums müssen mit Kraft und Nachdruck reden können und die Worte des ewigen Lebens so eindrucksvoll und eindringlich machen, daß die Hörer deren Wichtigkeit fühlen. Es tut mir weh, wenn ich die fehlerhafte Aussprache vieler unsrer Prediger höre. Sie berauben Gott der Ehre, die er haben könnte, wenn sie es geübt hätten, das Wort mit Macht zu reden. Die Überwindung der Mängel DEV 76 4 Keiner sollte sich für das Predigtamt tüchtig erachten, bis er durch beharrliche Anstrengung jeden Mangel in seiner Redeweise überwunden hat. Spricht er zu den Leuten, ohne zu verstehen, wie die Gabe der Sprache richtig anzuwenden ist, so geht viel von dem Einfluß seiner Worte verloren, weil er so wenig Macht besitzt, die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu fesseln. DEV 76 5 Jedermann, was immer auch sein Beruf sein mag, sollte lernen, die Stimme zu beherrschen, damit er nicht, wenn irgend etwas schiefgeht, in einem Ton spricht, der die schlimmsten Leidenschaften des Herzens erregt. Nur zu oft wird in einer scharfen, übereilten Weise gesprochen und erwidert, und harte, befehlende Worte in schroffer, gereizter Stimme haben schon Freunde getrennt und auch den Verlust von Seelen herbeigeführt. DEV 77 1 In den Erfahrungsstunden ist eine klare, deutliche Ausdrucksweise besonders erforderlich, damit alle die abgelegten Zeugnisse verstehen und Nutzen daraus ziehen können. Durch das Mitteilen ihrer Erfahrungen in den Erbauungsstunden beseitigen Gottes Kinder oft Schwierigkeiten und leisten gute Hilfe. Leider werden die Zeugnisse oft in mangelhafter, undeutlicher Sprache abgegeben, so daß es unmöglich ist, das Gesagte richtig zu verstehen. Auf diese Weise geht häufig der Segen verloren. DEV 77 2 Wer betet oder redet, muß die Worte richtig aussprechen und mit klarer, deutlicher und gleichmäßiger Stimme vorbringen. Ein richtig dargebrachtes Gebet birgt eine Macht zum Guten in sich; es ist ein vom Herrn gebrauchtes Mittel, seinem Volke die köstlichen Schätze der Wahrheit mitzuteilen. Es verfehlt aber seinen Zweck, wenn es in mangelhaftem Ton gesprochen wird. Satan freut sich über an Gott gerichtete Gebete, die kaum hörbar sind. DEV 77 3 Gottes Kinder müssen es lernen, so zu sprechen und zu beten, daß die großen Wahrheiten, die sie besitzen, richtig vorgeführt werden. Zeugnisse und Gebete müssen klar und deutlich gesprochen werden, dann wird Gott dadurch verherrlicht. Möchten wir alle lernen, die Gabe der Sprache am besten auszunützen! DEV 77 4 Gott fordert einen höheren, vollkommeneren Dienst. Er wird entehrt durch die unvollkommene Redeweise dessen, der durch Mühe und Anstrengung ein wohlgefälliges Mundstück für ihn werden könnte. Wie Wasser manchmal durch den Kanal, durch den es geleitet wird, verunreinigt wird, so nur zu oft auch die Wahrheit. Deshalb fordert der Herr alle, die mit seinem Dienst verbunden sind, auf, ihre Stimme so auszubilden, daß sie in einer wohlgefälligen Weise die großen und feierlichen Wahrheiten verkünden, die ihnen anvertraut sind. Niemand maße es sich an, zum Prediger befähigt zu sein, wenn er es vernachlässigt hat, die Gabe der Sprache zu pflegen; denn er muß sich erst noch die Macht, die Wahrheit richtig mitzuteilen, aneignen. Die deutliche Aussprache DEV 78 1 Wenn ihr redet, so sprecht jedes Wort voll und wohllautend, jeden Satz bis zum letzten Wort klar und deutlich aus. Viele lassen gegen Ende des Satzes die Stimme sinken und sprechen so undeutlich, daß die Kraft des Gedankens dadurch zerstört wird. Worte, die wert sind, überhaupt ausgesprochen zu werden, sollten auch in klarer, deutlicher Stimme mit Nachdruck und sinngemäß gesprochen werden. Aber niemals sucht nach Worten, die den Eindruck erwecken sollen, daß ihr gelehrt seid. Je größer die Einfachheit, desto besser werden eure Worte verstanden. DEV 78 2 Junge Männer und Frauen, hat Gott in euren Herzen das Verlangen erweckt, ihm zu dienen? Dann bildet auf jeden Fall eure Stimme nach bestem Können aus, damit ihr andern die köstliche Wahrheit klarmachen könnt. Verfallt nicht in die Gewohnheit, so undeutlich und leise zu beten, daß eure Gebete einen Dolmetscher brauchen. Betet einfach, aber klar und deutlich! Die Stimme so tief sinken zu lassen, daß man nicht verstanden werden kann, ist kein Beweis von Demut. DEV 78 3 Denen, die sich vorgesetzt haben, dem Herrn als Prediger zu dienen, möchte ich sagen: Strebt mit festem Vorsatz nach Vollkommenheit in der Rede. Bittet Gott, euch zu helfen, dies große Ziel zu erreichen. Sprecht ihr in der Gemeinde das Gebet, so denkt daran, daß ihr zu Gott redet und daß er es von euch verlangt, so zu sprechen, daß alle Anwesenden es hören und ihre bitten mit den euren vereinigen können. Ein hastiges Gebet, in dem die Worte sich überstürzen, gereicht nicht zur Ehre Gottes und gewährt dem Zuhörer keinen Nutzen. Prediger und alle, die öffentlich beten, müssen es lernen, so zu beten, daß Gott dadurch verherrlicht und andre gesegnet werden. Sie müssen langsam, deutlich und laut genug sprechen, damit alle sich daran beteiligen und am Schluß gemeinsam Amen sagen können. Testimonies for the Church VI, 380-383. DEV 79 1 Etliche unsrer begabtesten Prediger schaden sich selbst durch ihre fehlerhafte Aussprache. Während sie das Volk die Pflicht lehren, dem Sittengesetze Gottes gehorsam zu sein, sollten sie nicht Gottes Gesetze bezüglich der Gesundheit und des Lebens übertreten. Die Prediger müssen gerade stehen, langsam, bestimmt und deutlich sprechen, nach jedem Satz voll einatmen und vermittels des Gebrauchs der Bauchmuskeln die Worte aussprechen. Wenn sie diese einfache Regel und auch in andrer Weise die Gesundheitsgesetze beachten, können sie sich Leben und Brauchbarkeit länger bewahren als in irgendeinem andern Beruf. Der Brustkorb dehnt sich aus und der Sprecher wird, selbst wenn er viel reden muß, selten heiser. Anstatt schwindsüchtig zu werden, können Prediger mit gehöriger Umsicht alle Neigung zur Schwindsucht überwinden. DEV 79 2 Wenn Prediger sich nicht angewöhnen, im Einklang mit dem Gesundheitsgesetz zu reden, werden sie ihr Leben aufopfern, und viele werden den Verlust jener "Märtyrer für die Wahrheit" betrauern, wenn die Tatsachen in solchen Fällen einfach die sind, daß sie verkehrte Gewohnheiten pflegten und dadurch gegen sich selbst und gegen die Wahrheit, die sie vorführten, verstießen und Gott und der Welt den Dienst raubten, den sie hätten leisten können. Gott hätte es gefallen, daß sie länger lebten, aber sie haben langsam Selbstmord begangen. DEV 79 3 Die Art und Weise, wie die Wahrheit vorgebracht wird, entscheidet oft, ob sie angenommen oder verworfen wird. Wer an der großen Reformationssache wirkt, sollte sich befleißigen, ein tüchtiger Diener Christi zu werden, damit er so viel Gutes tue wie irgend möglich und durch sein eigenes Zukurzkommen nicht der Wahrheit die Kraft entziehe. Prediger und Lehrer müssen sich darin üben, klar und deutlich zu sprechen und jedem Wort den vollen Klang zu geben. Die aus der Kehle sprechen, ihre Worte überstürzen, durcheinander werfen und die Stimme zu unnatürlicher Höhe emporschrauben, werden bald heiser, und ihre Worte verlieren viel von der Kraft, die sie haben könnten, wenn sie langsam, deutlich und nicht so laut gesprochen würden. Die Zuhörer empfinden Mitleid mit dem Redner, denn sie merken, daß er sich furchtbar anstrengt und befürchten, er könne jeden Augenblick zusammenbrechen. Es ist kein Beweis für den Eifer eines Mannes, wenn er sich in Anstrengung und Gesten hineinarbeitet. "Die leibliche Übung", sagt der Apostel, "ist wenig nütz." 1.Timotheus 4,8. DEV 80 1 Der Heiland der Welt will, daß seine Mitarbeiter ihn darstellen, und je enger der Mensch mit Gott wandelt, desto fehlerfreier werden seine Art und Weise der Anrede, sein Benehmen, seine Haltung und Bewegungen sein. An unserm Vorbild, Jesu Christo, sah man keine groben und wunderlichen Gewohnheiten. Er war ein himmlischer Gesandter, und seine Nachfolger müssen ihm auch darin gleichen. DEV 80 2 Einige behaupten, daß der Herr durch den Heiligen Geist die Menschen befähigt, so zu sprechen, wie er es haben will, aber der Herr beabsichtigt nicht, das Werk zu tun, das er den Menschen gegeben hat. Er hat uns mit Verstand zum Urteilen ausgestattet und gibt uns Gelegenheiten, das Gemüt und den Anstand zu bilden. Wenn wir alles getan und jeden uns erreichbaren Vorteil benutzt haben, dann dürfen wir im ernsten Gebet zu Gott aufblicken, uns durch seinen Geist das zu verleihen, was wir selbst nicht vermögen. Testimonies for the Church IV, 404.405. ------------------------Kapitel 15: "Trachte dich vor Gott zu bewähren" DEV 80 3 Gottes Sache bedarf tüchtiger Leute, Männer, die ausgebildet sind, als Lehrer und Prediger dem Evangelium zu dienen. Wohl haben einige mit gewissem Erfolg gewirkt, trotzdem sie nur wenig Ausbildung in einer Schule oder Hochschule genossen haben, aber wieviel größer hätte ihr Erfolg, wieviel tüchtiger hätten sie als Arbeiter sein können, wenn sie gleich am Anfang die rechte Schulung der Verstandeskräfte genossen hätten. DEV 81 1 An Timotheus, einen jungen Prediger, schrieb der Apostel Paulus: "Trachte dich vor Gott zu bewähren, als Arbeiter, der keine Scheu kennt, und der das Wort der Wahrheit in seiner Schärfe braucht." 2.Timotheus 2,15 (Weizsäcker, NT). Das Werk der Seelengewinnung für Christum erfordert eine sorgfältige Vorbereitung. Niemand kann in des Herrn Dienst eintreten, ohne die erforderliche Schulung zu haben und erst dann den besten Erfolg erwarten. Handwerker, Rechtsgelehrte, Kaufleute, Männer von jedem Geschäft oder Beruf werden für die Beschäftigung, die sie aufnehmen wollen, ausgebildet. Ihre eigne Klugheit veranlaßt sie, sich so viel Tüchtigkeit wie möglich anzueignen. Die Putzmacherin, die Schneiderin wird dir sagen, wie lange sie lernen mußte, ehe sie ihr Geschäft gründlich verstand; der Baumeister wird es dir berichten, wie lange Zeit verging, bis er verstand, einen gefälligen, geräumigen Bau auszuführen. Und so ist es mit einem jeden Beruf, dem die Menschen nachgehen. DEV 81 2 Sollten Christi Diener weniger Fleiß anwenden in der Vorbereitung auf ein Werk, welches unendlich viel wichtiger ist? Sollten sie mit den anzuwendenden Mitteln und einzuschlagenden Wegen der Seelengewinnung nicht vertraut sein? Die Kenntnis der menschlichen Natur, gründliches Forschen, sorgfältiges Nachdenken und ernste Gebete sind erforderlich, um Männer und Frauen über die wichtigen Gegenstände aufklären zu können, die sich auf ihr ewiges Wohl beziehen. DEV 81 3 Nicht wenige von denen, die als Mitarbeiter Christi berufen waren, haben es verfehlt, ihren Beruf richtig zu erlernen. Sie haben ihren Erlöser entehrt, indem sie ohne die nötige Ausbildung in sein Werk eintraten. Einige, die des oberflächlichen Schliffs, den die Welt seine Umgangsformen nennt, überdrüssig waren, sind in die entgegengesetzte, ebenso schädliche Richtung geraten. Sie weigern sich, die Politur und den guten Ton sich anzueignen, die Christus wünscht, daß seine Kinder sie besitzen sollen. Der Prediger muß bedenken, daß er ein Erzieher ist und daß Leute mit weniger Kenntnis und Erfahrung seinen Fußspuren folgen, auch wenn sein Auftreten und seine Rede ungeschlacht und ungeschliffen ist. Oberflächliche Kenntnisse DEV 82 1 Ein junger Prediger darf sich nicht zufriedengeben mit einer oberflächlichen Kenntnis der Wahrheit, weiß er doch nicht, wo es von ihm verlangt werden mag, Zeuge für Gott zu sein. Es werden viele vor Könige und Gelehrte der Welt gestellt werden, um sich ihres Glaubens wegen zu verantworten. Die nur eine oberflächliche Kenntnis der Wahrheit besitzen, werden nie Arbeiter sein, die sich nicht zu schämen brauchen; sie werden verwirrt und nicht imstande sein, deutlich die Schrift zu erklären. DEV 82 2 Es ist eine traurige Tatsache, daß der Fortschritt des Werkes durch den Mangel an ausgebildeten Arbeitern gehindert wird. Viele besitzen nicht die moralischen und geistigen Fähigkeiten; sie strengen ihren Verstand nicht an und graben nicht nach dem verborgenen Schatz. Und weil sie nur von oben abschöpfen, so gewinnen sie auch nur das Wissen, das an der Oberfläche liegt. Meinen sie, daß sie unter schwierigen Verhältnissen imstande sein werden, eine wichtige Stellung einzunehmen, wenn sie es vernachlässigt haben, sich für ihren Beruf zu schulen und zu üben? Bilden sie sich ein, polierte Werkzeuge in der Hand Gottes zur Errettung von Seelen zu sein, wenn sie die ihnen zu Gebote stehenden Gelegenheiten nicht wahrgenommen haben, für ihr Werk geschickt zu werden? Gottes Sache fordert vielseitige Männer, die ersinnen, planen, aufbauen und einteilen können. Die, welche die Wahrscheinlichkeiten und Möglichkeiten des Werkes für diese Zeit anerkennen, werden ihr Äußerstes versuchen, durch ernstes Studium so viel Wissen wie nur möglich aus dem Worte Gottes sich anzueignen, um dies im Dienst für bedürftige, sündenkranke Seelen zu verwenden. DEV 83 1 Ein Prediger darf nie meinen, er habe genug gelernt und dürfe jetzt in seinen Bestrebungen nachlassen. Er muß die Ausbildung sein ganzes Leben hindurch fortsetzen, muß jeden Tag lernen und die erworbenen Kenntnisse anwenden. DEV 83 2 Wer sich zum Predigtamt ausbildet, darf nie vergessen, daß die Vorbereitung des Herzens das allerwichtigste ist, deren Stelle keine Ausbildung des Verstandes oder theologische Schulung einnehmen kann. Die hellen Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit müssen in das Herz des Arbeiters dringen und seinen Wandel reinigen, ehe das Licht vom Throne Gottes durch ihn hindurchleuchten kann zu denen, die in der Finsternis sind. DEV 83 3 In der Nacht zogen manche Szenen vor meinem Geiste vorüber, und viele Punkte des Werkes, das wir für unsern Meister, dem Herrn Jesum Christum, tun sollen, wurden mir klar. Einer mit Machtvollkommenheit redete Worte, und ich will versuchen, die Belehrungen betreffs des Werkes, das geschehen muß, wiederzugeben. Der himmlische Bote sagte: DEV 83 4 Das Predigtamt leidet darunter, daß Männer sich anmaßen zu predigen, ohne die nötige Vorbereitung für dies Werk genossen zu haben. Viele haben ein Versehen gemacht, indem sie ihr Beglaubigungsschreiben als Prediger annahmen. Sie werden sich entschließen müssen, eine für sie geeignetere Arbeit als das Predigen des Wortes aufzunehmen. Sie werden vom Zehnten bezahlt, aber ihre Anstrengungen sind gering, und man sollte sie nicht aus dieser Kasse bezahlen. In vielen Fällen verliert das Predigtamt seinen heiligen Charakter. DEV 84 1 Wer zum Dienst des Wortes berufen ist, muß ein treuer, sich selbst vergessender Arbeiter sein. Gott beruft Männer, die sich voll bewußt sind, daß ernste Anstrengungen gemacht werden müssen, Männer, die mit Nachdenken, Eifer, Klugheit, Fähigkeit und den Eigenschaften des Charakters Christi an die Arbeit gehen. Die Seelenrettung ist ein großes Werk, welches die Anwendung einer jeden Fähigkeit, jeder Gnadengabe verlangt. Wer daran beteiligt ist, sollte beständig geschickter darin werden, sollte ein ernstliches Verlangen haben, seine Kräfte zu stärken, wissend, daß er schwach sein wird, wenn er nicht beständig an Gnade zunimmt. Er muß danach trachten, immer größere Erfolge in seiner Arbeit zu haben. Wenn unsre Arbeiter in der Weise wirken, werden sie Früchte zeitigen. Viele Seelen werden für die Wahrheit gewonnen werden. DEV 84 2 Höher als der höchste menschliche Gedanke reichen kann, ist Gottes Ideal für seine Kinder. Gottseligkeit -- Gottähnlichkeit -- ist das zu erreichende Ziel. Vor dem Schüler liegt ein Pfad beständigen Fortschritts. Er hat ein Ziel zu erlangen, ein Vorbild zu erreichen, welches alles einschließt, was gut, rein und edel ist. Er wird so schnell und so weit als möglich in jedem Zweig wahrer Erkenntnis Fortschritte machen. Erziehung 16.17. ------------------------Kapitel 16: Die Kolportage als Ausbildung fürs Predigtamt DEV 84 3 Junge Leute finden in der Kolportage eine der besten Gelegenheiten, die Fähigkeit fürs Predigtamt zu erwerben. Sie können in Dörfer und Städte gehen, um Bücher abzusetzen, welche die Wahrheit für diese Zeit enthalten. Dabei ist ihnen Gelegenheit gegeben, Worte des Lebens zu sprechen, und die auf diese Weise ausgestreuten Samenkörner werden aufgehen und Frucht bringen. Durch den Umgang mit Leuten und das Vorführen unsrer Bücher werden sie sich Erfahrungen sammeln, die sie nicht durchs Predigen erlangen können. DEV 85 1 Gehen junge Leute mit dem innigen Verlangen, ihren Mitmenschen zu helfen, in die Kolportage, dann wird als Folge ihrer Anstrengung eine Ernte für den Herrn eingeheimst werden. Dann können sie als Missionare hinausgehen, um die gegenwärtige Wahrheit zu verkündigen, und wenn sie beständig um zunehmendes Licht und um die Führung des Heiligen Geistes bitten, werden sie wissen, zu rechter Zeit zu Müden Worte zu reden. Sie sollten jede Gelegenheit benutzen, um Liebesdienste zu verrichten, indem sie daran denken, daß sie Aufträge für den Herrn besorgen. DEV 85 2 Alle, die eine Gelegenheit wünschen, wirklich dem Herrn zu dienen, und sich rückhaltlos Gott hingeben wollen, finden in der Kolportage mancherlei Anlaß, über das zukünftige unsterbliche Leben zu sprechen. Die auf diese Weise gewonnene Erfahrung wird angehenden Predigern von größtem Werk sein. DEV 85 3 Durch die Gemeinschaft des Heiligen Geistes werden sowohl Männer als auch Frauen zu Hirten der Herde Gottes befähigt. Indem sie den Gedanken hegen, daß Christus ihr Begleiter ist, werden sie inmitten aller schwierigen Erfahrungen und Proben eine heilige Scheu, eine feierliche Freude empfinden. Sie werden lernen, während der Arbeit zu beten, werden sich in Geduld, Freundlichkeit, Güte und Behilflichkeit üben und sich wahrer christlicher Höflichkeit befleißigen, indem sie daran denken, daß Christus, ihr Begleiter, kein Wohlgefallen hat an harten, unfreundlichen Worten oder Gefühlen. Ihre Reden werden gereinigt; die Kraft der Sprache wird als eine köstliche Gabe geschätzt, die ihnen zu einem hohen und heiligen Werk verliehen ist. DEV 85 4 Der menschliche Vertreter wird es lernen, den göttlichen Begleiter, mit dem er in Verbindung steht, darzustellen. Dem Heiligen, den er nicht sieht, wird er Achtung und Verehrung erweisen, weil er sein Joch trägt und seine reine und heilige Art und Weise lernt. Wer an diesen göttlichen Begleiter glaubt, wird sich entwickeln; er wird mit Kraft ausgerüstet werden, die Botschaft der Wahrheit in heilige Schönheit zu kleiden. Testimonies for the Church VI, 322. DEV 86 1 Tut Fleiß daran, ihr jungen Leute, den Herrn zu erkennen, und ihr werdet erfahren, daß er "hervorbrechen" wird "wie die schöne Morgenröte". Hosea 6,3. Trachtet beständig danach, euch zu vervollkommnen. Sucht ernstlich enge Gemeinschaft mit dem Erlöser. Lebt im Glauben an Christum. Tut das Werk, welches er tat. Lebt, um Seelen zu retten, für die er sein Leben dahingab. Versucht in jeglicher Weise allen behilflich zu sein, mit denen ihr in Berührung kommt ... Redet mit eurem älteren Bruder, der eure Ausbildung "Gebot an Gebot, Regel an Regel, hier ein wenig, dort ein wenig" (Jesaja 28,10) vervollständigen will. Die enge Verbindung mit dem, der sich selbst zum Opfer hingab, um eine verlorne Welt zu erretten, wird euch zu wohlgefälligen Dienern Christi machen. ------------------------Kapitel 17: Bibelstudium zur Tüchtigkeit erforderlich DEV 86 2 Junge Leute, die ins Predigtamt einzutreten wünschen oder dies schon getan haben, sollten mit jeder Kette prophetischer Geschichte und mit jeder von Christo gegebenen Lehre vertraut sein. Das Verständnis nimmt durch tätigen Gebrauch an Kraft, Ausdehnung und Schärfe zu. Wenn der Geist nicht arbeitet, wird er schwach. Er muß zum Denken geschult werden, gewohnheitsgemäß sich des Nachdenkens befleißigen, sonst wird er viel von seinem Denkvermögen einbüßen. Der junge Prediger muß um das Verständnis der schweren Aufgaben im Worte Gottes ringen, dann wird sein Verstand völlig geweckt werden. Wenn er die großen Wahrheiten der Heiligen Schrift fleißig erforscht, wird er befähigt, Predigten zu halten, welche eine deutliche, bestimmte Botschaft enthalten, und die seinen Hörern helfen, den rechten Weg zu wählen. DEV 87 1 Ein Prediger, der es unternimmt, die Wahrheit zu lehren, wenn er nur eine oberflächliche Kenntnis des Wortes Gottes besitzt, betrübt den Heiligen Geist. Wer aber mit geringen Kenntnissen beginnt, das zu sagen, was er weiß und gleichzeitig sein Wissen zu erweitern sucht, wird befähigt, ein größeres Werk zu tun. Je mehr Licht er in seine eigne Seele aufnimmt, desto mehr himmlische Erleuchtung kann er andern mitteilen. DEV 87 2 Im Predigtamt sollte sich keine Schwäche bekunden; die Botschaft der Wahrheit, die wir verkündigen, ist allgewaltig. Aber viele Prediger befassen sich nicht mit der Aufgabe, die tiefen Gedanken Gottes zu erforschen. Wollen sie tatkräftig in ihrem Dienst sein und Erfahrungen erlangen, die sie befähigen, andern zu helfen, dann müssen sie ihre gewohnte Trägheit im Denken überwinden. Wenn sie mit ganzem Herzen sich der Aufgabe widmen, die Schrift zu erforschen, werden sie eine neue Kraft in sich verspüren. Das Göttliche bekennt sich zu den menschlichen Bemühungen, wenn die Seele nach Gott dürstet, und das verlangende Herz kann sagen: "Sei nur stille zu Gott, meine Seele; denn er ist meine Hoffnung." Psalm 62,6. DEV 87 3 Prediger, die erfolgreich zum Heil von Seelen wirken wollen, müssen Bibelforscher und Gebetsmenschen sein. Es ist eine Sünde, nachlässig im Studium des Wortes zu sein, während man es unternimmt, andere zu lehren. Wer den Werk von Seelen erkennt, weiß, daß für ihn zuviel auf dem Spiel steht, um es zu wagen, achtlos auf seinen Fortschritt in göttlicher Erkenntnis zu sein, und er flieht zu der Feste der Wahrheit, wo er Weisheit, Kenntnis und Kraft erhalten kann, die Werke Gottes zu wirken. Er wird nicht ruhen, bis er die Salbung von oben empfängt. DEV 88 1 Indem der Diener Christi das Wort Gottes zu seinem beständigen Begleiter macht, gewinnt er mehr Fähigkeit zu wirken. Indem er beständig an Weisheit zunimmt, wird er besser befähigt, Christum darzustellen. Er wird im Glauben gestärkt und kann den Ungläubigen einen Beweis von der Fülle der Gnade und Liebe, wie sie in Christo ist, geben. Sein Geist ist eine Schatzkammer, aus welcher er nehmen kann, um die Notdurft andrer zu versorgen. Durch das Werk des Heiligen Geistes wird die Wahrheit seinem Gemüt eingeprägt und alle, die von ihm die Wahrheit hören und für die er eines Tages verantwortlich ist, werden sehr gesegnet. Wer auf diese Weise zum Predigtamt tüchtig wird, ist der Belohnung sicher, die denen verheißen ist, die viele zur Gerechtigkeit weisen. DEV 88 2 Das Lesen von Büchern über unsre Glaubensanschauungen oder von Beweisführungen darüber aus der Feder andrer ist ein vortreffliches und wichtiges Hilfsmittel, gibt aber dem Geiste nicht die größte Stärke. Die Bibel ist das beste aller Bücher zur Ausbildung unsres Verständnisses. Durch das Forschen in ihr wird mehr als durch das Studium aller Gegenstände, die in der menschlichen Philosophie eingeschlossen sind, der Geist angeregt, das Gedächtnis gestärkt und der Verstand geschärft. Die großen Lehren, welche die Heilige Schrift vorführt, die würdevolle Einfachheit, mit der sie diese behandelt, das Licht, welches sie auf die hohen Aufgaben des Lebens wirft, bringen dem Verstand Kraft und Stärke. DEV 88 3 Wer in dem großen, uns bevorstehenden Kampf Christo treu bleiben will, muß tiefer eindringen als in die Meinungen und Lehren der Menschen. Meine Botschaft an bejahrte und junge Prediger ist: Bewahrt mit Eifersucht die Zeit des Gebets, des Bibelstudiums und der Selbstprüfung. Sondert einen Teil jeden Tages zum Forschen in der Schrift und zum Verkehr mit Gott ab, so werdet ihr geistliche Kraft gewinnen und zunehmen an Gnade bei Gott. Er allein kann euch mit edlen Bestrebungen erfüllen, kann euren Charakter nach dem göttlichen Ebenbilde umgestalten. Kommt ihm nahe im ernsten Gebet, dann wird er eure Herzen mit hohen und heiligen Absichten, mit einem tiefen, aufrichtigen Verlangen nach Reinheit und Klarheit der Gedanken erfüllen. ------------------------Kapitel 18: Junge Prediger sollten mit älteren zusammenwirken DEV 89 1 In der Vorbereitung aufs Predigtamt sollten junge Leute mit älteren Predigern vereint wirken. Die sich im tätigen Dienst Erfahrung gesammelt haben, müssen junge, unerfahrene Prediger mit ins Erntefeld nehmen, um sie zu unterweisen, erfolgreich zur Bekehrung von Seelen zu wirken. Freundlich und liebevoll müssen diese älteren Diener den jüngeren helfen, sich auf das Werk vorzubereiten, zu dem der Herr sie beruft. Die jungen Leute wiederum sollten den Rat ihrer Lehrer achten, ihre Hingabe ehren und daran denken, daß die langen Arbeitsjahre ihnen Weisheit verliehen haben. DEV 89 2 Petrus hat den Beamten von Gemeinden und Vereinigungen in folgenden Worte einen weisen Rat gegeben: "Weidet die Herde Christi, die euch befohlen ist, und sehet wohl zu, nicht gezwungen, sondern willig; nicht um schändlichen Gewinns willen, sondern von Herzensgrund; nicht als die übers Volk herrschen, sondern werdet Vorbilder der Herde. So werdet ihr, wenn erscheinen wird der Erzhirte, die unverwelkliche Krone der Ehren empfangen. Desgleichen ihr Jüngeren, seid untertan den Ältesten. Allesamt seid untereinander untertan und haltet fest an der Demut. Denn Gott widersteht den Hoffärtigen, aber den Demütigen gibt er Gnade." 1.Petrus 5,2-5. DEV 89 3 Die älteren Diener des Worts müssen Erzieher sein und sich wohl unter der Zucht Gottes halten. Die jungen Leute müssen es als ein Vorrecht betrachten, unter den älteren Arbeitern lernen zu dürfen und müssen jede Last, soweit es ihre Jugend und Erfahrung erlaubt, auf sich nehmen. In der Weise erzog Elia die Jünglinge Israels in den Prophetenschulen, und die jungen Leute sollten heute eine ähnliche Ausbildung genießen. Freilich ist es nicht möglich, in jeder Einzelheit der Jugend zu raten, wie sie handeln soll, aber sie muß von den älteren Arbeitern gewissenhaft unterwiesen und gelehrt werden, immer zu dem aufzuschauen, der der Anfänger und Vollender unsres Glaubens ist. DEV 90 1 Der Apostel Paulus erkannte die Wichtigkeit, jüngere Kräfte einzuarbeiten. Nachdem eine Missionsreise beendet war, besuchten er und Barnabas wiederum die Gemeinden, die sie gegründet hatten, und erwählten Männer als Begleiter, um sie in gleicher Weise zur Verkündigung des Evangeliums auszubilden. DEV 90 2 Paulus betrachtete es als einen Teil seiner Aufgabe, junge Männer zum Evangeliumsdienst auszubilden. Er nahm sie mit auf seine Missionsreisen, und sie erwarben dadurch eine Erfahrung, die sie später befähigte, verantwortliche Posten zu bekleiden. Wenn er von ihnen getrennt war, hatte er stets ein Augenmerk auf ihre Arbeit, und seine Briefe an Timotheus und Titus beweisen, wie sehr er ihren Erfolg wünschte. "Was du von mir gehört hast durch viele Zeugen," schrieb der Apostel an Timotheus, "das befiehl treuen Menschen, die da tüchtig sind, auch andere zu lehren." 2.Timotheus 2,2. DEV 90 3 Diese Eigenheit der Wirkungsweise Pauli enthält für die heutigen Prediger noch eine wichtige Lehre. Erfahrene Arbeiter tun ein edles Werk, wenn sie jüngere Männer anleiten und die Last auf ihre Schultern legen, anstatt zu versuchen, alle Bürden selbst zu tragen. Es ist Gottes Wille, daß Männer, die sich in seinem Werk Erfahrung gesammelt haben, jüngere zum Dienst für ihn erziehen. DEV 91 1 Der angehende Arbeiter darf sich aber nicht so von den Ideen und Meinungen dessen beherrschen lassen, dem er anvertraut ist, daß er seine eigne Persönlichkeit dadurch einbüßt oder sein eignes Urteil ihm verloren geht und er es nicht wagt, selbst zu überlegen, sondern einfach das ausführt, was ihm gesagt wird, ohne Recht und Unrecht zu unterscheiden. Es ist sein Vorrecht, selbst von dem großen Lehrer zu lernen. Verfolgt derjenige, mit dem er zusammenwirkt, einen Weg, der nicht in Einklang mit einem "So spricht der Herr" zu bringen ist, dann soll er sich nicht irgendwo anders hinwenden, sondern zu seinem Vorgesetzten gehen, ihm die Sache unterbreiten und seine eigne Meinung frei aussprechen. Auf diese Weise kann der Schüler dem Lehrer zum Segen werden. Er muß seine Pflicht gewissenhaft erfüllen. Gott wird ihn nicht ungestraft lassen, wenn er stillschweigend eine verkehrte Handlungsweise übersieht, wäre der Einfluß oder die Verantwortlichkeit des Betreffenden auch noch so groß. DEV 91 2 Den jungen Leuten wird geraten, sich den älteren Bannerträgern anzuschließen, damit sie gestärkt und belehrt werden können von diesen Getreuen, die schon so manche Kämpfe bestanden und zu denen durch das Zeugnis des Heiligen Geistes Gott oft gesprochen, ihnen den rechten Weg gezeigt und den verkehrten verworfen hat. Entstehen dem Volke Gottes Gefahren, welche seinen Glauben auf die Probe stellen, dann sollen diese Pionierarbeiter ihre Erfahrungen der Vergangenheit berichten, wenn in ebensolchen Fällen die Wahrheit bezweifelt und fremdartige Anschauungen, die nicht von Gott stammen, hineingebracht wurden. Heute sucht Satan Gelegenheiten, die Denkmäler der Wahrheit -- die Marksteine, die am Wege entlang errichtet worden sind -- niederzureißen, und wir bedürfen dringend der Erfahrung der bejahrten Diener des Herrn, die ihr Haus auf dem festen Felsen gebaut und durch böse und gute Gerüchte standhaft die Wahrheit hochgehalten haben. ------------------------Kapitel 19: Der angehende Prediger DEV 92 1 Junge Leute sollen ins Predigtamt treten als Mitarbeiter Jesu, die sein Leben der Selbstverleugnung und Aufopferung mit ihm teilen und die Worte des Meisters zum Ausdruck bringen: "Ich heilige mich selbst für sie, auf daß auch sie geheiligt seien." Johannes 17,19. Übergeben sie sich ohne Rückhalt dem Herrn, so wird er ihnen helfen, seinen Plan der Seelenrettung auszuführen. Der junge Mann, der ins Lehramt eingetreten ist, muß sich über seinen Beruf klar werden und sich entschließen, seine Zeit, seine Kräfte und seinen Einfluß dem Werke zu weihen, sich wohl bewußt, unter welchen Bedingungen er dem Erlöser dient. DEV 92 2 Die Bannenträger fallen, und junge Leute müssen vorbereitet sein, die leer werdenden Plätze auszufüllen, damit die Wahrheit ungehindert verkündigt werden kann. Die Angriffsfront muß ausgedehnt werden. Wer Jugend und Kraft besitzt, muß in die dunklen Gegenden der Erde gehen, Sünder zur Umkehr aufzufordern. Aber sie müssen erst den Tempel ihrer Seele von aller Unreinigkeit säubern und Christo den Thron in ihrem Herzen einräumen. "Habe acht!" DEV 92 3 Jedem jungen Mann, der ins Predigtamt tritt, gelten die Worte Pauli an Timotheus: "Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre." 1.Timotheus 4,16. "Dich selbst" erfordert die erste Aufmerksamkeit. Erst übergib dich dem Herrn zur Reinigung und Heiligung. Ein gutes Beispiel redet mehr für die Wahrheit als die größte Beredsamkeit, die nicht von einem wohlgeordneten Wandel begleitet ist. Putze die Lampe deiner Seele und versorge sie mit dem Öl des Geistes. Erbitte von Christo jene Gnade, jene Klarheit des Verständnisses, wodurch du befähigt wirst, ein erfolgreiches Werk zu tun. Lerne von ihm, was es heißt, für Seelen zu wirken, für die er sein Leben dahingab. DEV 93 1 "Habe acht!" zuerst auf dich selbst und dann auf die Lehre. Laß dein Herz nicht durch Sünde verhärtet werden. Prüfe genau dein Betragen und deine Gewohnheiten. Vergleiche sie mit dem Worte Gottes und dann verbanne jede verwerfliche Gewohnheit und Befriedigung aus deinem Wandel. Beuge dich vor Gott und bitte ihn um das Verständnis seines Werkes. Sei dir ganz sicher, daß du die richtigen Grundsätze der Wahrheit kennst. Wenn du dann mit Gegnern zusammentriffst, wirst du nicht in eigner Kraft dastehen; Gottes Engel wird dir zur Seite stehen und dir helfen, jede Frage, die gestellt werden mag, zu beantworten. Tag für Tag mußt du Verkehr mit Jesu pflegen, so werden deine Worte und dein Beispiel einen mächtigen Einfluß zum Guten ausüben. Es gibt keine Entschuldigung für Unwissenheit DEV 93 2 Einige angehende Prediger fühlen nicht die Bürde des Werkes. Sie haben verkehrte Begriffe von den geforderten Befähigungen eines Predigers. Sie meinen, es bedürfe nur geringer Kenntnisse der Wissenschaften oder des Wortes Gottes, um zum Predigtamt tüchtig zu sein. Einige von denen, welche die gegenwärtige Wahrheit lehren, sind so wenig bewandert in der Bibel, daß es ihnen schwer fällt, einen Schrifttext richtig aus dem Gedächtnis anzuführen. Indem sie unbeholfen blindlings dahintappen, versündigen sie sich gegen Gott. Sie verdrehen die Schrift und lassen die Bibel Dinge reden, die nicht darin stehen. DEV 93 3 Einige nehmen an, daß die Bildung oder gründliche Kenntnisse der Schrift von geringer Bedeutung sind, wenn der Mann nur den Geist Gottes besitzt. Gott verleiht seinen Geist jedoch nicht, um Unwissenheit gutzuheißen. Er wird wohl die bemitleiden, ihnen helfen und sie segnen, die so gestellt sind, daß es ihnen unmöglich ist, sich die rechte Ausbildung zu erwerben, und manchmal läßt er sich herab, seine Kraft in ihrer Schwachheit vollkommen zu machen. Dennoch ist es immer ihre Pflicht, sein Wort zu durchforschen. Mangel an wissenschaftlichen Kenntnissen ist keine Entschuldigung für das Vernachlässigen des Bibelstudiums, denn die Worte göttlicher Eingebung sind deutlich genug, daß selbst der Ungelehrte sie verstehen kann. Gastfreundschaft muß belohnt werden DEV 94 1 Junge Prediger müssen sich überall nützlich erweisen. Besuchen sie Leute in ihren Wohnungen, dann dürfen sie nicht träge sein, sondern müssen versuchen, denen zu helfen, deren Gastfreundschaft sie genießen. Verbindlichkeiten sind gegenseitig; nimmt der Prediger die Gastfreundschaft seiner Freunde entgegen, so ist es seine Pflicht, ihre Güte durch Rücksicht und Achtsamkeit in seinem Verhalten gegen sie zu erwidern. Der Gastgeber mag ein Mann der Sorgen und schwerer Arbeit sein, dessen Herz der Prediger oft gewinnen und dadurch der Wahrheit zugänglich machen kann, wenn er nicht nur aufmerksam gegen ihn ist, sondern auch andern zeitgemäßen Beistand leistet. DEV 94 2 Liebe zur Bequemlichkeit oder, ich möchte sagen, körperlichen Trägheit macht den Mann zum Predigtamt unbrauchbar. Wer sich auf diesen Beruf vorbereitet, muß sich in schwerer körperlicher Arbeit üben, dann wird er auch in der Kopfarbeit Schweres leisten können. DEV 94 3 Junge Leute sollten sich bestimmte Marksteine vorsetzen, wonach sie sich im Notfall richten können. Kommt dann eine Zeit, wo tätige, gut entwickelte körperliche Kräfte und ein klarer, starker praktischer Verstand verlangt werden, wo schwere Arbeit getan werden muß, wo es auf jeden einzelnen Schlag ankommt, wenn Schwierigkeiten entstehen, die nur durch Weisheit von oben geschlichtet werden können, dann werden die jungen Leute, welche gelernt haben, Schwierigkeiten durch ernste Arbeit zu überwinden, den Ruf nach Arbeitern erwidern können. Die Notwendigkeit der Standhaftigkeit DEV 94 4 Pauli Brief an Timotheus enthält viele Lehren für junge Prediger. Der Apostel betonte die Notwendigkeit der Standhaftigkeit im Glauben. "Um solcher Ursache willen", schrieb er, "erinnere ich dich, daß du erweckest die Gabe Gottes, die in dir ist durch die Auflegung meiner Hände. Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Frucht, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht. Darum so schäme dich nicht des Zeugnisses unsers Herrn, noch meiner, der ich sein Gebundener bin, sondern leide mit für das Evangelium wie ich nach der Kraft Gottes." DEV 95 1 Paulus bat Timotheus, daran zu denken, daß er "mit einem heiligen Ruf" berufen worden war, die Kraft dessen zu verkündigen, der "das Leben und ein unvergänglich Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium, für welches", erklärte er, "ich gesetzt bin als Prediger und Apostel und Lehrer der Heiden. Um dieser Ursache willen leide ich auch solches; aber ich schäme mich dessen nicht; denn ich weiß, an wen ich glauben, und bin gewiß, er kann mir bewahren, was mir beigelegt ist, bis an jenen Tag." 2.Timotheus 1,6-12. DEV 95 2 Paulus hatte während der langen Zeit seines Wirkens in seiner Treue gegen seinen Heiland niemals gewankt. Wo er auch war -- ob vor finster blickenden Pharisäern oder vor der römischen Obrigkeit, ob vor dem wilden Pöbel zu Lystra oder den überführten Sündern im mazedonischen Kerker, ob er mit den entsetzten Seeleuten auf dem gescheiterten Schiffe verhandelte oder allein vor Nero stand, um sich zur Erhaltung seines Lebens zu verteidigen -- er hatte sich nie der Sache geschämt, für die er eintrat. Der eine große Zweck seines christlichen Lebens war, dem zu dienen, dessen Name ihn einst mit Verachtung erfüllt hatte, und von diesem Ziel hatte ihn weder Widerstand noch Verfolgung abzubringen vermocht. Sein Glaube, durch Übung gestärkt und durch Opfer geläutert, erhielt und stärkte ihn. DEV 95 3 "So sei nun stark, mein Sohn," fuhr Paulus fort, "durch die Gnade in Christo Jesu. Und was du von mir gehört hast durch viele Zungen, das befiehl treuen Menschen, die da tüchtig sind auch andre zu lehren. Leide mit als ein guter Streiter Jesu Christi." 2.Timotheus 2,1-3. DEV 96 1 Der wahre Diener Gottes wird nicht Mühsalen oder Verantwortlichkeiten aus dem Wege gehen. Von der Quelle, die für solche nie versiegt, die ernstlich nach göttlicher Kraft suchen, gewinnt er Kraft, die ihn in den Stand setzt, den Versuchungen entgegenzutreten und sie zu überwinden und die Pflichten zu erfüllen, die Gott auf seine Schultern legt. Die Beschaffenheit der Gnade, die er empfängt, erweitert sein Aufnahmevermögen für die Erkenntnis Gottes und seines Sohnes. Seine Seele geht auf in dem Verlangen, dem Meister wohlgefälligen Dienst zu tun. Und während er auf dem christlichen Pfad weiterschreitet, wird er stark "durch die Gnade in Christo Jesu". Diese Gnade ermöglicht es ihm, ein treuer Zeuge der Dinge zu sein, die er gehört hat. Er verachtet oder vernachlässigt nicht die Erkenntnis, die Gott ihm verliehen hat, sondern vertraut diese ihm zuteil gewordene Kenntnis treuen Menschen an, die wiederum andre lehren. DEV 96 2 In diesem letzten Brief an Timotheus hält Paulus seinem jüngeren Mitarbeiter ein hohes Ideal vor, indem er auf die ihm als einem Diener Christi zufallenden Pflichten hinweist. "Befleißige dich, Gott dich zu erzeigen als einen rechtschaffenen und unsträflichen Arbeiter," schrieb der Apostel, "der da recht teile das Wort der Wahrheit." "Fliehe die Lüste der Jugend; jage aber nach der Gerechtigkeit, dem Glauben, der Liebe, dem Frieden mit allen, die den Herrn anrufen von reinem Herzen. Aber der törichten und unnützen Fragen entschlage dich; denn du weißt, daß sie nur Zank gebären. Ein Knecht aber des Herrn soll nicht zänkisch sein, sondern freundlich gegen jedermann, lehrhaft, der die Bösen tragen kann und mit Sanftmut strafe die Widerspenstigen, ob ihnen Gott dermaleinst Buße gebe, die Wahrheit zu erkennen." 2.Timotheus 2,15.22-25. Das Wirken der Apostel 474-476. Befähigungen DEV 96 3 "Sondern in allen Dingen beweisen wir uns als die Diener Gottes." 2.Korinther 6,4. ------------------------Kapitel 20: Weihe DEV 97 1 Um ein erfolgreicher Prediger zu sein, bedarf es mehr als Bücherweisheit. Wer Seelen zu gewinnen sucht, braucht Heiligung, Lauterkeit, Umsicht, Fleiß, Tatkraft und Takt. Besitzt er diese, so ist er kein minderwertiger Diener des Herrn; im Gegenteil, er wird einen hervorragenden Einfluß zum Guten ausüben. DEV 97 2 Christus stellte seine Wünsche und sein Verlangen ganz in den Dienst seiner Mission, die das Ehrenzeichen des Himmels trug, und ordnete alles dem Werk unter, um deswillen er in die Stadt gekommen war. Als seine Mutter ihn als Knaben in der Schule der Rabbiner fand und zu ihm sagte: "Mein Sohn, warum hast du uns das getan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht," antwortete er -- und seine Antwort ist der Schlüssel zu seinem Lebenswerk: "Was ist's, daß ihr mich gesucht habt? Wisset ihr nicht, daß ich sein muß in dem, das meines Vaters ist?" Lukas 2,48.49. DEV 97 3 Diese Hingabe, diese Weihe und diese Unterwerfung unter die Forderungen des Wortes Gottes, wie Christus sie bekundete, muß auch in seinen Dienern offenbar werden. Er verließ seine Heimat der Sicherheit und des Friedens, entäußerte sich der Herrlichkeit, die er beim Vater hatte, ehe die Welt gemacht war, stieg herab vom Thron des Weltalls und ging hinweg, ein leidender, versuchter Mensch, hinweg in die Einsamkeit, um mit Tränen zu säen und mit seinem Blut den Samen des Lebens für eine verlorne Welt zu begießen. DEV 98 1 In gleicher Weise müssen auch seine Diener hinausgehen und säen. Als Abraham zum Sämann berufen wurde, den Samen der Wahrheit zu streuen, wurde ihm befohlen: "Gehe aus deinem Vaterlande und von deiner Freundschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will." 1.Mose 12,1. Und er ging als Lichtträger Gottes, dessen Namen er der Welt erhalten sollte, "aus und wußte nicht, wo er hinkäme." Hebräer 11,8. Er verließ seine Heimat, seine Wohnung, seine Verwandten und alles, was ihm das irdische Leben angenehm machte und wurde ein Pilger und Fremdling. DEV 98 2 Zum Apostel Paulus kam die Botschaft, als er im Tempel zu Jerusalem betete: "Gehe hin; denn ich will dich ferne unter die Heiden senden!" Apostelgeschichte 22,21. So müssen alle, die berufen werden, sich mit Christo zu verbinden, alles verlassen, um ihm zu folgen. Alte Verbindungen müssen aufgehoben, auf alte Lebenspläne Verzicht geleistet, irdische Hoffnungen aufgegeben werden. Unter Arbeit und mit Tränen, in Einsamkeit und durch Opfer muß der Same gesät werden. DEV 98 3 Wer sich ganz, Leib, Seele und Geist, dem Herrn weiht, wird beständig mit neuen Kräften, körperlichen, seelischen und geistlichen, versorgt werden. Die unerschöpflichen Vorräte des Himmels stehen ihm zur Verfügung. Christus gibt ihm von seinem Geiste, Leben von seinem eignen Leben. Der Heilige Geist wirkt nach Kräften in seinem Herzen und an seinem Gemüt. Die Gnade Gottes vergrößert und vermehrt seine Fähigkeiten, und das höchste Maß der göttlichen Natur steht ihm bei in der Arbeit der Seelenrettung. Durch das Mitwirken mit Christo wird er vollkommen in ihm, und in seiner menschlichen Schwäche wird er befähigt, die Taten des Allmächtigen zu tun. DEV 99 1 Der Erlöser will keinen geteilten Dienst haben; der Diener Gottes muß täglich lernen, sich ganz seinem Herrn zu ergeben. Er muß im Worte Gottes forschen, seine Bedeutung erfassen lernen und den Lehren gehorchen. Auf diese Weise kann er das hohe Ziel christlicher Vollkommenheit erreichen. Tag für Tag wirkt der Herr mit ihm und vervollkommnet den Charakter, der die Zeit der letzten Probe bestehen soll. Täglich erbringt der Gläubige vor Menschen und Engeln den hehren Erweis dessen, was das Evangelium für gefallene Menschenkinder tun kann. DEV 99 2 Als Christus seine Jünger aufforderte, ihm zu folgen, bot er ihnen keine schönen Aussichten für dieses Leben an, versprach er ihnen keinerlei Gewinn oder weltliche Ehre, verabredete auch nicht mit ihnen, wieviel Lohn sie empfangen würden. Zu Matthäus, der am Zoll saß, sagte der Heiland: "Folge mir! Und er stand auf und folgte ihm." Matthäus 9,9. Matthäus säumte nicht, um ein bestimmtes Gehalt zu fordern, das vielleicht dem seiner bisherigen Stellung entspräche, sondern folgte ihm ohne weiteres Fragen. Es war ihm genug, mit dem Heiland zu gehen, seine Worte zu hören und mit ihm vereint wirken zu können. DEV 99 3 Desgleichen war es auch mit den vorher berufenen Jüngern. Als Jesus Petrus und seinem Gefährten gebot, ihm zu folgen, verließen sie sofort ihre Boote und Netze. Einige der Jünger hatten Verwandte, die sie versorgen mußten; als sie aber des Heilandes Einladung empfingen, zögerten sie nicht und fragten auch nicht: Wovon soll ich leben und meine Familie ernähren? Sie gehorchten einfach dem Rufe, und als Jesus sie später fragte: "So oft ich euch ausgesandt habe ohne Beutel, ohne Tasche und ohne Schuhe, habt ihr auch je Mangel gehabt?" antworteten sie: "Niemals." Lukas 22,35. DEV 100 1 Heute fordert der Heiland uns, wie ehemals Matthäus, Johannes und Petrus, zu seinem Werk auf. Sind unsre Herzen von seiner Liebe berührt, dann wird die Lohnfrage nicht die leitende für uns sein; wir werden uns freuen, Mitarbeiter mit Christo sein zu dürfen und werden uns nicht fürchten, uns seiner Fürsorge anzuvertrauen. Lassen wir Gott unsre Stärke sein, dann werden wir eine klare Erkenntnis der Pflicht und uneigennützige Absichten haben; unser Wandel wird von einem edlen Streben beeinflußt werden, das uns über alle niedrigen Beweggründe erhebt. DEV 100 2 Viele, die der Herr gebrauchen könnte, wollen nicht einzig und allein auf seine Stimme hören und ihr folgen. Verwandte und Freunde, ehemalige Gewohnheiten und Verbindungen haben einen so starken Einfluß auf sie, daß Gott sie nur wenig unterweisen, ihnen nur geringe Erkenntnis seiner Absichten mitteilen kann. Der Herr würde viel mehr für seine Diener tun, wenn sie sich ihm ganz weihten und den Dienst für ihn höher stellten als das Band der Verwandtschaft und alle andern Verbindlichkeiten. Völligere Weihe ist notwendig DEV 100 3 Die Zeit verlangt größere Leistungsfähigkeit und völligere Weihe. Ich rufe zu Gott: Erwecke und sende Botschafter hinaus, die sich ihrer Verantwortlichkeit bewußt sind, in deren Herzen der Götze Ich, welcher die Ursache aller Sünde ist, gekreuzigt ist. Männer, die sich ohne Vorbehalt dem Dienste Gottes weihen, deren Seelen die Heiligkeit des Werkes und die Verantwortlichkeit ihres Berufes empfinden, die entschlossen sind, dem Herrn kein fehlerhaftes Opfer zu bringen, das ihnen weder Anstrengung noch Gebete kostet. DEV 101 1 Der Herzog von Wellington war einst bei einer Beratung zugegen, in der christliche Männer die Möglichkeit erfolgreichen Wirkens unter den Heiden erörterten. Man forderte ihn auf, seine Meinung darüber abzugeben, ob gewisse Bemühungen wohl einen den Unkosten entsprechenden Erfolg erbringen würden. Der alte Soldat erwiderte: "Meine Herren, was ist Ihr Marschbefehl? Der Erfolg ist nicht die Frage, die Sie zu erörtern haben. Lese ich Ihren Befehl richtig, so lautet er: ‚Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur.' Meine Herren, gehorchen Sie ihrem Marschbefehl." DEV 101 2 Meine Brüder, der Herr kommt, und wir müssen unsre ganze Tatkraft anwenden, um das vor uns liegende Werk auszuführen. Ich bitte euch, weiht euch ganz dem Werke. Christus gab seine Zeit, seine Seele, seine Kraft dafür her, zum Wohl und Segen der Menschheit zu arbeiten. Die ganzen Tage weihte er der Arbeit, ganze Nächte verbrachte er im Gebet, damit er dem Feind siegreich entgegentreten und mit Kraft angetan werden möchte, denen zu helfen, die bei ihm Hilfe suchten. Wie wir einen lebendigen Wasserstrom an dem von ihm erzeugten Strich frischen Grüns verfolgen können, so kann Christus in den Taten der Barmherzigkeit gesehen werden, die seinen Pfad auf jedem Schritt bezeichnen. Wohin er kam, erblühte Gesundheit, und Glückseligkeit war in seinem Gefolge. Er führte die Lebensworte so einfach vor, daß ein Kind sie verstehen konnte. Sein Geist des Dienens ging auf die Jugend über, die es versuchte, seiner liebevollen Art und Weise nachzukommen und den Hilfsbedürftigen beizustehen. Die Blinden und Tauben erfreuten sich seiner Gegenwart. Seine Worte eröffneten den Unwissenden und Sündhaften eine Quelle des Lebens. Er teile seine Segnungen reichlich und beständig aus; es waren die gesammelten Reichtümer der Ewigkeit, gegeben in Christo, des Vaters Gabe an die Menschheit. DEV 101 3 Diener Gottes müssen es für so gewiß empfinden, daß sie nicht sich selbst gehören, als ob der Stempel und das Siegel der Zugehörigkeit ihnen aufgedrückt sei. Sie müssen besprengt sein mit dem Blute des Opfers Christi, und im Geiste einer völligen Weihe sollten sie sich entschließen, durch die Gnade Christi ein lebendiges Opfer zu sein. Wie wenige von uns aber sehen das Heil der Sünder in dem Licht, in welchem der Himmel es betrachtet -- als einen von Ewigkeit her gehegten Plan Gottes! Wie wenige von uns wirken Herz an Herz mit dem Erlöser in dieser feierlichen Schlußarbeit! Kaum ein Zehntel des notwendigen Mitleids mit noch nicht geretteten Seelen ist vorhanden. Es müssen so viele gewarnt werden, und wie wenige sind so eins mit Gott, daß sie irgendetwas oder nichts sein mögen, wenn nur Seelen für Christum gewonnen werden können! DEV 102 1 Als Elia im Begriff stand, Elisa zu verlassen, sagte er zu ihm: "Bitte, was ich dir tun soll, ehe ich von dir genommen werde. Elisa sprach: Daß mir werde ein zwiefältig Teil von deinem Geiste." 2.Könige 2,9. Elisa bat nicht um weltliche Ehren, um einen Platz unter den Großen der Erde. Ihn verlangte nach einem großen Teil des Geistes, der dem gegeben worden war, den Gott durch die Verwandlung ehren wollte. Er wußte, daß nichts andres ihn zu dem Werk befähigen konnte, welches von ihm gefordert werden würde. DEV 102 2 Diener des Evangeliums, wäre eine solche Frage an euch gerichtet worden, was würdet ihr geantwortet haben? Was ist der größte Wunsch eures Herzens, wenn ihr im Dienste Gottes wirksam seid? ------------------------Kapitel 21: Geschicklichkeit DEV 102 3 Zur Seelengewinnung ist Geschicklichkeit und Weisheit erforderlich. Der Heiland unterdrückte nie die Wahrheit, aber er sprach sie stets in Liebe aus. Zu seinem Verkehr mit andern war er sehr zartfühlend, immer freundlich und rücksichtsvoll. Er wurde nie grob, sprach nie unnötigerweise ein strenges Wort, verursachte keiner empfindlichen Seele nutzlosen Schmerz. Er tadelte nicht die menschliche Schwäche. Wohl rügte er furchtlos die Heuchelei, den Unglauben und die Sünde, aber mit von Tränen erstickter Stimme äußerte er die scharfen Worte des Tadels. Er ließ die Wahrheit nie als etwas Grausames erscheinen, sondern bekundete immer eine tiefe Zärtlichkeit für die Menschheit. Jede Seele war köstlich in seinen Augen. Er trat mit göttlicher Würde auf, ließ sich aber mit dem zärtlichen Mitleid und mit großer Achtung zu jedem Glied der Gottesfamilie herab. Er sah in allen Menschen Seelen, die zu retten seine Aufgabe war. Pauli Anpassungsvermögen DEV 103 1 Der Prediger soll nicht meinen, daß den Ungläubigen die ganze Wahrheit bei irgendeiner Gelegenheit auf einmal gebracht werden müsse; er sollte sorgfältig erwägen, wann zu sprechen, was zu sagen und was unerwähnt zu lassen sei. Damit begeht er keine Täuschung, sondern das ist das Verfahren Pauli. "Wiewohl ich frei bin von jedermann," schrieb er an die Korinther, "habe ich doch mich selbst jedermann zum Knechte gemacht, auf daß ich ihrer viele gewinne. Den Juden bin ich geworden wie ein Jude, auf daß ich die Juden gewinne. Denen, die unter dem Gesetz sind, bin ich geworden wie unter dem Gesetz, auf daß ich die, so unter dem Gesetz sind, gewinne. Denen, die ohne Gesetz sind, bin ich wie ohne Gesetz geworden (so ich doch nicht ohne Gesetz bin vor Gott, sondern bin in dem Gesetz Christi), auf daß ich die, so ohne Gesetz sind, gewinne. Den Schwachen bin ich geworden wie ein Schwacher, auf daß ich die Schwachen gewinne. Ich bin jedermann allerlei geworden, auf daß ich allenthalben ja etliche selig mache." 1.Korinther 9,19-22. DEV 103 2 Paulus näherte sich den Juden nicht in der Weise, daß er ihr Vorurteil erregte. Er sagte ihnen nicht gleich, daß sie an Jesum von Nazareth glauben müßten, sondern er verweilte zunächst bei den Prophezeiungen, die vom Messias, von seiner Mission und seinem Werk redeten. Schritt für Schritt führte er seine Zuhörer weiter und zeigte ihnen die Wichtigkeit, Gottes Gesetz zu ehren. Er zollte dem Zeremonialgesetz die gebührende Achtung und zeigte, daß es Christus war, der die jüdische Haushaltung und den Opferdienst einsetzte. Allmählich kam er dann zum ersten Kommen des Erlösers und bewies, wie im Leben und Sterben Christi jede Einzelheit des Opferdienstes erfüllt worden war. DEV 104 1 Den Heiden trat Paulus näher, indem er Christus hochhielt und ihnen darauf die bindenden Ansprüche des Gesetzes vorführte. Er zeigte, wie das vom Kreuz auf Golgatha widerstrahlende Licht der ganzen jüdischen Haushaltung Bedeutung und Herrlichkeit verlieh. DEV 104 2 Auf diese Weise änderte der Apostel seine Wirkungsart und paßte seine Botschaft den Verhältnissen an, in denen er sich befand. Nach geduldiger Arbeit war er auch sehr erfolgreich, wenngleich es viele gab, die sich nicht überzeugen lassen wollten. Auch heute finden sich viele, die auf keinerlei Weise von der Wahrheit überzeugt werden können, und Gottes Mitarbeiter muß nach der besten Art und Weise suchen, um keine Vorurteile oder Kampfeslust zu erregen. Gerade hier haben einige einen Fehler gemacht. Ihren eignen Neigungen folgend, haben sie Türen verschlossen, durch die sie bei einer andern Methode Zugang zu Herzen und durch diese wieder zu andern Herzen hätten finden können. DEV 104 3 Gottes Diener müssen vielseitig, hochherzig sein; sie dürfen nicht nach einer einseitigen, starren Weise arbeiten, sondern müssen es erfassen, daß ihr Vorführen der Wahrheit sich ändern muß nach der Klasse von Menschen, unter denen sie wirken, und den Umständen, die sie umgeben. DEV 104 4 Der Prediger muß mit großem Zartgefühl vorangehen, wenn er auf Abneigung, Bitterkeit und Widerstand stößt. Mehr als irgendein andrer bedarf er jener Weisheit, die "aufs erste keusch, danach friedsam, gelinde, läßt sich sagen, voll Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch, ohne Heuchelei" ist. Jakobus 3,17. So wie der Tau und die milden Regenschauer sanft auf die welken Pflanzen fallen, so zartfühlend müssen seine Worte sein, wenn er die Wahrheit verkündet. Er soll Seelen gewinnen, nicht aber abstoßen. Er muß beflissen sein, in solchem Falle für den sich keine Regeln niederlegen lassen, geschickt zu handeln. DEV 105 1 Viele Seelen sind durch Mangel an Geschicklichkeit und Weisheit des Dieners Christi auf verkehrte Wege geraten und dadurch der Reichssache Gottes verloren gegangen. Zartgefühl und gutes Urteilen vergrößern die Nützlichkeit des Arbeiters ums hundertfache. Spricht er die rechten Worte zur passenden Zeit und zeigt er den richtigen Geist, dann wird er einen wohltuenden Einfluß auf das Herz dessen ausüben, dem er zu helfen sucht. In neuen Feldern DEV 105 2 Arbeitet ihr in neuen Feldern, so haltet es nicht für eure Pflicht, den Zuhörern sofort zu sagen: Wir sind Siebenten-Tags-Adventisten; wir glauben, daß der siebente Tag der Sabbat ist; wir glauben nicht an die Unsterblichkeit der Seele. Dadurch würde oft eine abschreckende Schranke zwischen euch und denen aufgerichtet werden, die ihr zu erreichen wünscht. Sprecht zu ihnen, wie sich die Gelegenheit bietet, über Lehrpunkte, in denen ihr euch einigen könnt. Betont die Notwendigkeit einer praktischen Gottseligkeit. Gebt ihnen Beweise, daß ihr Christen seid, Frieden wünscht und ihre Seelen liebt. Laßt sie sehen, daß ihr gewissenhaft handelt. Auf diese Weise werdet ihr ihr Vertrauen gewinnen, und dann wird sich schon die Zeit für Lehrsätze bieten. Gewinnt das Herz, bereitet den Boden vor, und dann sät den Samen, indem ihr in Liebe die Wahrheit vorführt, wie sie in Christo Jesu ist. DEV 106 1 Gott hilft denen, die ihn um Weisheit bitten. Wir sollen nicht auf Gelegenheiten warten; wir müssen solche suchen und stets bereit sein, Grund der Hoffnung zu geben, die in uns ist. Bleibt das Herz des Dieners Christi im Gebet zu Gott erhoben, so wird ihm geholfen werden, das rechte Wort zur rechten Zeit zu reden. DEV 106 2 Versuchen wir, andre zurechtzuweisen oder zur Umgestaltung ihres Lebens auf sie einzuwirken, so sollten wir sehr vorsichtig mit unsern Worten sein, denn sie sind ein Geruch des Lebens zum Leben oder des Todes zum Tode. Viele sprechen, wenn sie einen Tadel oder Rat erteilen, in scharfen, strengen Worten, die nicht geeignet sind, die verwundete Seele zu heilen. Durch solche schlecht gewählten Ausdrücke wird das Gemüt gereizt, und oft lehnen die Irrenden sich auf. DEV 106 3 Wer die Grundsätze der Wahrheit vertreten will, bedarf des himmlischen Öls der Liebe. Unter allen Umständen muß ein Tadel in Liebe ausgesprochen werden. Dann werden unsre Worte zur Besserung dienen und nicht erbittern. Christus wird durch seinen Heiligen Geist den Worten Kraft und Nachdruck verleihen. Das ist sein Amt. ------------------------Kapitel 22: Die Tugend der Freundlichkeit DEV 106 4 Alle, die für Christum wirken, müssen aufrichtig, zuverlässig und felsenfest gegen die Grundsätze und gleichzeitig freundlich und höflich sein. Freundlichkeit ist einer der Tugenden des Geistes. Mit Menschenherzen zu arbeiten, ist das größte den Menschen je anvertraute Werk, und wer Zutritt zu den Herzen haben will, muß die Mahnung beachten: Seid "barmherzig, freundlich". 1.Petrus 3,8. Die Liebe wird zustande bringen, was Beweisführungen nicht vermögen. Aber das Verdrießlichsein eines Augenblicks, eine einzige mürrische Antwort, ein Mangel an christlicher Höflichkeit und Freundlichkeit in irgendeiner kleinen Sache kann sowohl den Verlust von Freunden als auch des Einflusses nach sich ziehen. DEV 107 1 Der Diener des Evangeliums muß sich bestreben, das zu sein, was Christus hier auf Erden war. Christus ist unser Vorbild nicht allein in seiner fleckenlosen Reinheit sondern auch in Geduld, Sanftmut und Liebenswürdigkeit. Sein Leben veranschaulicht die wahre Freundlichkeit. Für die Bedürftigen und Unterdrückten hatte er stets einen gütigen Blick und ein Wort des Trostes. Seine Gegenwart reinigte die Atmosphäre des Hauses. Wie der Sauerteig wirkte sein Leben unter der menschlichen Gesellschaft. Rein und unbefleckt wandelte er unter den Gedankenlosen, den Ungebildeten, den Ungefälligen, unter unehrenhaften Zöllnern, ungerechten Samaritern, heidnischen Soldaten, groben Bauern und der gemischten Menge. Hier und da sprach er ein Wort der Teilnahme. Sah er ermüdete Menschen gezwungen, schwere Lasten weiterzuschleppen, so teilte er ihre Bürde mit ihnen und wiederholte dabei die der Natur entnommenen Lehren der Liebe, der Güte und Freundlichkeit Gottes. Er suchte in den Rauhesten und wenig Versprechenden Hoffnung anzufachen und versicherte ihnen, daß sie solch einen Charakter erlangen könnten, der sie zu Kindern Gottes machen würde. DEV 107 2 Die Religion Jesu macht das harte und rauhe Gemüt weich und verfeinert das ungeschliffene und schroffe Benehmen. Sie macht die Worte sanft und das Betragen lieblich. Laßt uns von ihm lernen, ein erhabenes Verständnis von Reinheit und Rechtschaffenheit mit einer sonnigen Gemütsstimmung zu verbinden. Ein gütiger, freundlicher Christ ist der mächtigste Beweis, der für das Christentum erbracht werden kann. DEV 107 3 Freundliche Worte sind der Seele wie Tau und sanfte Regenschauer. Die Schrift sagt von Christo, daß seine Zunge gelehrt war, so daß er wußte, "mit dem Müden zu rechter Zeit zu reden". Jesaja 50,4. Und der Herr gebietet uns: "Eure Rede sei allezeit lieblich," "daß es holdselig sei zu hören". Kolosser 4,6; Epheser 4,29. DEV 108 1 Etliche, mit denen ihr in Berührung kommt, mögen rauh und unfreundlich sein, seid deshalb aber nicht minder gütig. Wer seine Selbstachtung bewahren will, muß vorsichtig sein, die Selbstachtung andrer nicht unnötigerweise zu verwunden. Diese Regel sollte selbst gegen den Wunderlichsten und Dümmsten genau beobachtet werden. Was Gott mit diesen scheinbar so wenig Versprechenden zu tun beabsichtigt, wißt ihr nicht. Er hat in der Vergangenheit Personen, die nicht mehr versprechend oder anziehend waren, benutzt, um ein großes Werk für ihn zu tun. Sein Geist hat, indem er das Herz bewegte, jede Fähigkeit zu großer Tätigkeit erweckt. Der Herr sah in diesen rauhen, ungeschliffenen Steinen ein gutes Material, das die Probe des Sturmes, der Hitze und des Druckes ertragen konnte. Gott sieht nicht, wie Menschen sehen. Er urteilt nicht nach dem Aussehen, sondern erforscht das Herz und richtet ein gerecht Gericht. DEV 108 2 Der Herr Jesus will, daß wir die Rechte aller Menschen anerkennen. Ihr gesellschaftliches Recht und ihr Recht als Christen muß in Betracht gezogen werden. Alle müssen mit Anstand und Zartgefühl wie Söhne und Töchter Gottes behandelt werden. DEV 108 3 Das Christentum adelt den Menschen. Christus war selbst gegen seine Verfolger freundlich, und seine wahren Nachfolger werden denselben Geist bekunden. Betrachten wir Paulus, als er vor die Obrigkeit gestellt wurde. Seine Rede vor Agrippa ist ein Beispiel sowohl wahrer Freundlichkeit als auch überzeugender Beredsamkeit. Das Evangelium unterstützt nicht die Formenhöflichkeit, wie sie in der Welt gebräuchlich ist, sondern die aufrichtige Freundlichkeit, die aus wirklicher Herzensgüte entspringt. DEV 109 1 Die sorgfältige Beachtung des äußeren Anstands im Leben genügt nicht, um Verdrießlichsein, hartes Urteil und unpassende Reden auszuschließen. Wahre Veredlung kann sich nie bekunden, wo das eigne Ich noch die höchste Stellung einnimmt. Die Liebe muß im Herzen wohnen. Einem überzeugten Christen werden die Beweggründe seiner Handlungen von der tiefen Herzensliebe zu seinem Meister diktiert. Aus den Wurzeln seiner Zuneigung zu Christo ersprießt ihm uneigennützige Teilnahme für seine Mitmenschen. Eine solche Liebe verleiht Anmut, Schicklichkeit und Anstand im Benehmen, erheitert das Aussehen, macht die Stimme sanft -- veredelt und erhebt das ganze Wesen. ------------------------Kapitel 23: Sittsames Betragen DEV 109 2 Denen, die mit heiligen Dingen umgehen, gilt die feierliche Ermahnung: "Reinigt euch, die ihr des Herrn Geräte tragt!" Jesaja 52,11. Vor allem andern sollten die, denen der Herr etwas anvertraut, die er mit der Berufung zu einem besonderen Dienst geehrt hat, behutsam in ihren Worten und Werken sein. Sie sollten fromme Männer sein, die durch Taten der Gerechtigkeit und reine, aufrichtige Worte ihre Mitmenschen zu einem höheren Standpunkt erheben können; Männer, die nicht von jeder an sie herantretenden Versuchung entwegt werden, die ein festes, ernstes Ziel verfolgen und deren höchstes Bestreben es ist, Seelen für Christum zu gewinnen. DEV 110 3 Satans ganz besondre Versuchungen sind gegen die Diener des Evangeliums gerichtet. Er weiß, daß die Prediger nur Menschen sind, aus sich selbst keine Tugend und Heiligkeit besitzen, daß die Schätze des Evangeliums irdischen Gefäßen anvertraut sind, die allein durch die göttliche Kraft zu Gefäßen der Ehre umgebildet werden können. Er weiß, daß Gott die Prediger verordnet hat, kraftvolle Mittel zur Rettung von Seelen zu sein und daß sie in ihrem Wirken nur dann erfolgreich sein können, wenn sie den himmlischen Vater ihr Leben gestalten lassen. Deshalb versucht Satan mit all seinem Scharfsinn sie zum Unrechttun zu verleiten, wohl wissend, daß ihr Amt die Sünde desto sündhafter macht; denn indem sie sündigen, machen sie sich zu Dienern der Boshaftigkeit. DEV 110 1 Die von Gott zum Predigtamt Berufenen müssen Beweise liefern, daß sie geschickt sind, an heiliger Stätte zu dienen. Der Herr hat geboten: "Seid auch ihr heilig in allem eurem Wandel." 1.Petrus 1,15. "Sei ein Vorbild den Gläubigen," schreibt Paulus. "Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre, beharre in diesen Stücken. Denn wo du solches tust, wirst du dich selbst selig machen und die dich hören." 1.Timotheus 4,12.16. "Es ist aber nahegekommen das Ende aller Dinge. So seid nun mäßig und nüchtern zum Gebet." 1.Petrus 4,7.8. DEV 110 2 Reinheit und sittsames Benehmen sind etwas, das wohl zu beachten ist. Wir müssen uns vor den Sünden dieses entarteten Zeitalters bewahren. Christi Sendboten dürfen sich nicht zu albernen Unterhaltungen, zu Vertraulichkeiten mit Frauen, ob verheiratet oder ledig, herablassen. Sie müssen die Stellung, die ihnen zukommt, mit schicklicher Würde behaupten und können dennoch gleichzeitig gesellig, freundlich und höflich zu allen sein. Über alle Gewöhnlichkeit und zu große Vertraulichkeit müssen sie erhaben sein. Das ist verbotenes Gebiet, das zu betreten unsicher ist. Jedes Wort, jede Handlung sollte dazu dienen, zu erheben, zu verfeinern, zu veredeln. Gedankenlosigkeit in solchen Dingen ist eine Sünde. DEV 110 3 Paulus ermahnte Timotheus, über alles nachzudenken, was rein und heilig sei, auf daß sein Zunehmen in allen Dingen offenbar werde. Derselbe Rat tut den Männern unsrer Zeit not. Ich kann den Dienern Christi nicht genug die Notwendigkeit der Reinheit eines jeden Gedankens und einer jeden Handlung nahelegen. Wir haben eine persönliche Verpflichtung gegen Gott, ein persönliches Werk zu verrichten, das kein andrer für uns tun kann. Wir müssen danach trachten, die Welt besser zu machen. Wenn wir Geselligkeit pflegen, darf es nicht nur zum Vergnügen sein, sondern muß zu einem höheren Zweck geschehen. DEV 111 1 Geschieht um uns her nicht genug, das uns die Notwendigkeit dieser Warnung zeigt? Überall sieht man ruinierte Menschen, niedergebrochene Familienaltäre, vernichtete Heime. Man entfremdet sich dem Grundsatz, die Sittlichkeit nimmt einen niedrigen Standpunkt ein, und die Erde wird schnell zu einem Sodom. Die Gewohnheiten, welche Gottes Gericht über die vorsintflutliche Welt brachten und es veranlaßten, daß Sodom durch Feuer vernichtet wurde, mehren sich gewaltig. Wir nähern uns dem Ende, wo die Erde durch Feuer gereinigt werden soll. DEV 111 2 Möchten doch alle, denen Gott das Licht der Wahrheit anvertraut hat, sich losmachen von aller Sünde! Möchten sie wandeln auf dem Pfad der Rechtschaffenheit und Herr werden über jede Leidenschaft und Gewohnheit, die auf irgendeine Weise Gottes Werk trüben oder dessen Heiligkeit beflecken kann. Es ist des Predigers Pflicht, jeder sich ihm nahenden Versuchung zu widerstehen und sich über alles, was den Sinn erniedrigt, zu erheben. Durch Wachsamkeit und Gebet kann er die schwächsten Seiten seines Charakters so beschützen, daß sie die stärksten werden. Durch die Gnade Christi können die Menschen moralische Festigkeit, Willenskraft und Beharrlichkeit erlangen; diese Gnade verleiht ihnen die Kraft, sich über die verlockenden, betörenden Versuchungen Satans zu erheben und treue, fromme Christen zu werden. Prediger müssen ein würdiges Beispiel geben DEV 111 3 Die Prediger müssen der Jugend ein würdiges, ein dem heiligen Berufe angemessenes Beispiel sein. Sie sollten den jüngeren helfen, offen aber bescheiden und würdevoll in ihrem Verkehr mit andern zu sein. Tag für Tag säen sie Samen, der aufgehen und Früchte tragen wird. Sie müssen alle Unfeinheit, alle Tändeleien hinwegtun und stets bedenken, daß sie Erzieher sind, daß, ob sie es wollen oder nicht, ihre Worte und Taten für die, mit denen sie in Berührung kommen, sich als ein Geruch des Lebens oder des Todes erweisen. DEV 112 1 Zucht des Geistes, Reinheit des Herzens und der Gedanken sind notwendig. Sittenreinheit hängt vom rechten Denken und Handeln ab. Böse Gedanken verderben die Seele, während richtig geleitete Gedanken den Geist zubereiten, einheitlich für den Meister zu wirken. Jeder Gedanke sollte unter den Gehorsam Christi gefangen genommen werden. DEV 112 2 Die Lehrer der Wahrheit müssen weise, vorsichtig mit ihren Worten und in ihren Taten sein. Sie müssen der Herde Gottes Speise zur rechten Zeit geben können, müssen nicht im geringsten eine niedrige Lebensweise billigen, müssen jenen Glauben besitzen, der durch Liebe tätig ist und die Seele reinigt von allen fleischlichen Gedanken und Begierden. Solche Diener Christi haben kein Gefallen an gemeinen irdischen Dingen und stehen nicht unter der Knechtschaft von Menschen oder den Versuchungen Satans. Sie betragen sich wie Männer und sind stark. Sie wenden sich der Sonne der Gerechtigkeit zu und erheben sich über alles Niedrige in eine Atmosphäre, die frei ist von geistiger und sittlicher Befleckung. DEV 112 3 Wer nach den Grundsätzen der Bibel lebt, wird nicht schwach sein an sittlicher Kraft; unter dem veredelnden Einfluß des Heiligen Geistes werden Geschmack und Neigungen rein und heilig. Nichts gewinnt eine so starke Macht über die Gemütsbewegungen, nichts dringt so tief hinein in die innersten Beweggründe des Tuns, nichts übt einen so mächtigen Einfluß auf das Leben aus und gibt dem Charakter eine so große Festigkeit und Stärke wie die Religion Christi. Sie führt den Gläubigen immer höher, beseelt ihn mit edlen Absichten, lehrt ihn Schicklichkeit im Benehmen und teilt einer jeden Tat die gebührende Würde mit. DEV 113 1 Wodurch soll der junge Mann seine bösen Neigungen unterdrücken und das Gute und Edle in seinem Charakter entwickeln? Indem er die Worte beachtet: "Ihr esset nun oder trinket oder was ihr tut, so tut es alles zu Gottes Ehre." 1.Korinther 10,31. Das ist der Grundsatz, auf dem jeder Beweggrund, jeder Gedanke und jede Handlung ruhen sollte. Unheilige Leidenschaften müssen gekreuzigt werden; wohl werden sie Nachsicht beanspruchen, aber Gott hat hohe und heilige Absichten und Wünsche ins Herz gepflanzt, und diese brauchen nicht erniedrigt werden. Nur wenn wir uns weigern, der Vernunft und dem Gewissen die Herrschaft zu überlassen, werden wir in den Schlamm hinabgezogen. Paulus erklärte: "Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus." Philipper 4,13. DEV 113 2 Haltet ihr euch eng zu Jesu und trachtet danach, euren Beruf mit einem wohlgeordneten Wandel und gottseliger Unterhaltung zu schmücken, dann werden eure Füße bewahrt bleiben, verbotenes Gebiet zu betreten. Wenn ihr wacht, beständig unter Gebet wacht, wenn ihr alles so tut, als ob ihr in der unmittelbaren Gegenwart Gottes steht, dann werdet ihr in keine Versuchung willigen und dürft hoffen, bis zum Ende rein, heilig und unbefleckt zu bleiben. Wenn ihr euer anfängliches Vertrauen fest bis zum Ende bewahrt, dann werden eure Wege in Gott gegründet sein, und was die Gnade angefangen hat, wird die Herrlichkeit im Reiche Gottes krönen. Die Früchte des Geistes sind: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit. Wider solche ist das Gesetz nicht. Gehören wir Christo an, so kreuzigen wir das Fleisch samt den Lüsten und Begierden. ------------------------Kapitel 24: Der gesellschaftliche Verkehr DEV 114 1 Das nützliche Wirken junger, verheirateter oder unverheirateter Prediger wird oft durch die ihnen von jungen Mädchen erwiesene Aufmerksamkeit beeinträchtigt. Diese Mädchen machen es sich nicht klar, daß die Augen andrer sie verfolgen und daß ihr ungebührliches Verhalten leicht den Einfluß des Predigers, dem sie so viel Aufmerksamkeit schenken, schädigt. Würden sie genau die Regeln der Schicklichkeit beachten, so wäre es besser für sie und weit besser für den Prediger; weil sie das aber nicht tun, so bringen sie ihn in eine unangenehme Lage und veranlassen andre, ihn in schlechtem Licht zu sehen. DEV 114 2 Aber die Prediger selbst tragen die Hauptschuld. Würden sie Widerwillen gegen solche Aufmerksamkeiten bekunden und den von Gott gewünschten Weg einschlagen, so würden sie nicht lange belästigt werden. Sie sollten jeden bösen Schein meiden, und wenn junge Mädchen sich sehr gesellig zeigen, ist es Pflicht der Prediger, deutlich zu verstehen zu geben, daß es ihnen unangenehm ist. Sie müssen, selbst auf die Gefahr hin, für grob zu gelten, alle Dreistigkeit zurückweisen, damit die heilige Sache kein Tadel treffe. Junge Mädchen, die zu Gott und zur Wahrheit bekehrt sind, werden den Verweis annehmen und sich ändern. DEV 114 3 Scherze, Späße und weltliche Unterhaltungen gehören der Welt. Christen, die den Frieden Gottes im Herzen haben, sind heiter und glücklich, ohne sich in Flatterhaftigkeit oder Leichtfertigkeit zu ergehen. Während sie unter Gebet wachen, werden sie Heiterkeit und Frieden bekunden, welche sie vor allem Überflüssigen bewahren. DEV 114 4 Ist dem Diener Christi das Geheimnis der Gottseligkeit eröffnet, so wird es ihn über alle irdischen und sinnlichen Freuden erheben. Er wird dem Verderben, welches durch die Lüste in der Welt ist, entfliehen und ein Teilhaber der göttlichen Natur sein. Der Verkehr zwischen Gott und seiner Seele wird ihn fruchtbar machen in der Erkenntnis des Willens Gottes und wird ihm Schätze von praktischen Unterweisungen erschließen, die er seinen Zuhörern vorführen kann, ohne Heiterkeit oder auch nur ein Lächeln zu erregen, die aber im Gegenteil das Gemüt feierlich stimmen, das Herz berühren und die Seelen empfänglich machen für die heiligen Ansprüche, die Gott auf die Neigungen und das Leben hat. Alle, die in der Verkündigung des Wortes tätig sind, sollten Gottesmänner reines Herzens und Wandels sein. Testimonies for the Church III, 241. DEV 115 1 Dem Dienste Gottes wollen sich auch solche jungen Männer widmen, die von der Heiligkeit und Verantwortlichkeit des Werkes kaum einen Begriff haben. Sie haben noch wenig Erfahrung im Glaubensleben und kennen noch nicht den Seelenhunger nach dem Geiste Gottes, der immer Früchte zeigt. Einige wohl befähigte Männer, die einen wichtigen Posten ausfüllen können, wissen nicht, wes Geistes Kinder sie sind. Ihre Gespräche bewegen sich auf scherzhaften Bahnen so natürlich, wie das Wasser den Hügel hinabfließt. Sie reden Unsinn, belustigen sich mit jungen Mädchen und hören dabei beinahe täglich die feierlichsten, herzergreifenden Wahrheiten. Solche haben die Religion im Kopfe, während ihre Herzen durch die gehörten Wahrheiten nicht geheiligt sind. Sie können andre niemals zu der Quelle des lebendigen Wassers führen, ehe sie selbst von dem Strom getrunken haben. DEV 115 2 Für Leichtsinn, Eitelkeit oder Tändelei ist jetzt keine Zeit. Die Geschichte dieser Erde naht sich ihrem Abschluß. Wer sich leichten Gedanken hingab, muß andren Sinnes werden. Der Apostel Petrus sagt: "Darum so begürtet die Lenden eures Gemütes, seid nüchtern und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch angeboten wird durch die Offenbarung Jesu Christi, als gehorsame Kinder, und stellet euch nicht gleichwie vormals, da ihr in Unwissenheit nach den Lüsten lebtet; sondern nach dem, der euch berufen hat und heilig ist, seid auch ihr heilig in allem eurem Wandel. Denn es steht geschrieben: ‚Ihr sollt heilig sein denn ich bin heilig'." 1.Petrus 1,13-16. DEV 116 1 Die leichten Gedanken müssen so gesammelt werden, daß sie Gott zu ihrem Mittelpunkt erhalten. Auch jeder Gedanke muß unter den Gehorsam Gottes gestellt werden. Ein Lob sollte nicht ausgeteilt oder erwartet werden, denn dadurch wird viel mehr die Neigung zum Selbstvertrauen erweckt, als daß die Demut zunehme; es gereicht viel mehr zum Verderben als zur Neigung. Tüchtige Männer, die sich berufen fühlen, mit dem Werke Gottes verbunden zu sein, werden sich vom Bewußtsein der Heiligkeit des Werkes so beschwert fühlen wie ein beladener Wagen unter den Garben. Jetzt ist es an der Zeit, sich aufs äußerste anzustrengen, um die natürlichen Gefühle des fleischlichen Herzens zu überwinden. Testimonies for the Church III, 473.474. DEV 116 2 Wenn ein Prediger, der die feierliche Warnungsbotschaft an die Welt trägt, die gastfreundlichen Gefälligkeiten von Freunden oder Geschwistern entgegennimmt und es vernachlässigt, seinen Pflichten als Hirte der Herde nachzukommen, wenn er unbedachtsam in seinem Beispiel und Benehmen ist, sich mit der Jugend in alberne Gespräche, in Scherze und Neckereien einläßt und humoristische Anekdoten erzählt, um Gelächter zu erregen, dann ist er seines Amtes unwürdig und bedarf der Belehrung, ehe ihm die Sorge für die Lämmer und Schafe anvertraut werden darf. Prediger, welche die ihnen als treue Hirten obliegenden Pflichten vernachlässigen, bezeugen, daß sie durch die Wahrheiten, die sie andern bringen wollen, nicht geheiligt sind; sie sollten als Arbeiter im Weinberge des Herrn nicht besoldet werden, bis sie die Heiligkeit des Predigtamtes höher schätzen. Testimonies for the Church III, 233. DEV 117 1 Der Diener Christi muß ein Mann des Gebets, der Frömmigkeit sein, fröhlich aber nie derb, grob, scherzend oder albern. Das Spaßmachen steht dem Komiker und dem Schauspieler, aber es ist tief unter der Würde eines Mannes, der erwählt ist, zwischen den Lebendigen und den Toten zu stehen und ein Mundstück Gottes zu sein. ------------------------Kapitel 25: Entschlossenheit und Schnelligkeit DEV 117 2 Unabhängige Männer, von ernstem Bestreben beseelt, werden gebraucht und nicht solche, die für menschliche Eindrücke empfänglich sind wie Glaserkitt. Männer, die ihre Arbeit ihrem Gutdünken angepaßt haben und die nur ein bestimmtes Maß verrichten wollen, ein festgesetztes Gehalt beanspruchen und eine für sie gerade geeignete Stellung wünschen, anstatt sich ihr anzupassen und sich dafür auszubilden, sind nicht die Männer, die Gott für seine Reichssache beruft. Wer, wenn die Notwendigkeit es verlangt seine Fähigkeiten nicht fast jeder Stellung anpassen kann, ist nicht der Mann für diese Zeit. Männer, die Gott mit seinem Werk verbinden will, sind nicht schlaff und lässig, ohne Muskelkraft oder Charakterfestigkeit. DEV 117 3 Es gibt Männer, die sich schmeicheln, etwas Großes und Gutes vollbringen zu können, wenn sie nur anders gestellt wären; sie machen aber keinen Gebrauch von ihren Fähigkeiten in den Stellen, wohin die Vorsehung sie geführt hat. Persönliche Unabhängigkeit und persönlicher Kraftaufwand sind jetzt die erforderlichen Eigenschaften. Der persönliche Charakter braucht nicht preisgegeben zu werden, aber er muß angepaßt, verfeinert und veredelt werden. DEV 117 4 Gottes Werk verlangt Männer, die schnell wahrnehmen und augenblicklich, zur rechten Zeit und mit Kraft handeln können. Wartet ihr erst, um jede Schwierigkeit zu ermessen, jedes Hindernis zu erwägen, dann könnt ihr nur wenig tun. Überall werdet ihr auf Hindernisse und Beschwerlichkeiten stoßen, und ihr müßt euch fest entschließen, sie zu überwinden, sonst werden sie euch besiegen. DEV 118 1 Manchmal scheinen verschiedene Wege und Ratschlüsse, verschiedene Handlungsweisen von gleichem Wert im Werke Gottes zu sein. Gerade dann ist das genauste Unterscheidungsvermögen notwendig. Und wenn etwas erfolgreich getan werden soll, muß es in dem rechten, dem goldenen Augenblick geschehen. Das geringste Neigen der Waagschale muß beachtet werden und sofort ausschlaggebend für die Sache sein. Langer Verzug ermüdet die Engel. Manchmal ist sogar ein verkehrter Entschluß verzeihlicher als ein beständiges Schwanken, ein Zögern, ein Neigen bald nach dieser, bald nach jener Richtung hin. Aus solchem Zögern und Zweifeln entstehen mehr Verwirrung und Unheil als aus zu schnellem Handeln. DEV 118 2 Das Handeln zur rechten Zeit spricht sehr für die Wahrheit. Siege werden häufig durch Zögern verloren. Wendepunkte werden eintreten; schnelles und entschiedenes Handeln zur rechten Zeit wird herrliche Triumphe erzielen, während Zögern und Nachlässigkeit große Niederlagen und entschiedene Unehre für Gott erzeugen. Ein schnelles Handeln im kritischen Augenblick entwaffnet oft den Feind; er ist enttäuscht und überwältigt, denn er erwartete, Zeit zu haben, um Pläne zu legen und durch Kunstgriffe zu wirken. DEV 118 3 Die größte Schnelligkeit in der Stunde der Gefahr ist unbedingt notwendig. Ein Plan kann gut gelegt sein, um ein gewisses Ziel zu erreichen, und doch können die Dinge durch eine kurze Verzögerung sich ganz anders gestalten, und das Große, das sich hätte erzielen lassen, geht durch Mangel an schneller Umsicht und flinker Ausführung verloren. DEV 118 4 Viel läßt sich tun, um die Gedankenträgheit zu überwinden. Es gibt Zeiten, wo Vorsicht und reifliche Überlegung notwendig sind, wo Übereilung eine Torheit wäre; aber selbst dann ist durch zu großes Zögern schon viel verloren gegangen. Vorsicht bis zu einem gewissen Grade ist erforderlich, aber Zögern und Klügeln sind bei besondren Gelegenheiten unheilvoller gewesen, als ein Mißgriff aus Übereilung. Testimonies for the Church III, 496-498. DEV 119 1 Viele sind eine Zeitlang erfolgreich in ihrem Kampf gegen eigennütziges Verlangen nach Vergnügen und Bequemlichkeit. Sie sind aufrichtig und meinen es ernst, ermüden aber unter den lang sich hinziehenden Bemühungen, dem täglichen Sterben und der endlosen Unruhe. Die Trägheit scheint einladend, das Absterben des eignen Ichs abstoßend; sie schließen ihre schläfrigen Augen und fallen unter die Macht der Versuchung, anstatt ihr zu widerstehen. DEV 119 2 Die in Gottes Wort niedergelegten Anweisungen lassen keinen Raum zum Ausgleich mit der Sünde. Der Sohn Gottes offenbarte sich, damit er alle Menschen zu sich ziehen möchte. Er kam nicht, um die Welt in Schlaf zu lullen, sondern um den schmalen Pfad zu bezeichnen, auf dem alle wandeln müssen, die schließlich die Tore der Gottesstadt erreichen. Seine Kinder müssen ihm folgen, wohin er führt; sie müssen einen beständigen Kampf gegen sich selbst aufrechterhalten, heiße es auch, Bequemlichkeiten und eigennützige Nachsichten zu opfern oder Mühe und Leid zu ertragen. ------------------------Kapitel 26: Das Einsammeln der Früchte (Ein Traum) DEV 119 3 In einem Traum am 29. September 1886 ging ich in Gesellschaft vieler andrer, unter denen etliche junge Männer und Mädchen waren, Beeren suchen. Wir schienen in einer Stadt zu sein, denn es war nur sehr wenig freies Land zu sehen; aber außerhalb der Stadt waren freie Felder, schöne Haine und wohlgepflegte Gärten. Ein mit Lebensmitteln für uns beladener Wagen fuhr voraus. DEV 120 1 Als der Wagen anhielt, zerstreute sich die Gesellschaft in alle Richtungen, Früchte zu suchen. Um den Wagen herum waren sowohl hohe als auch niedrige, mit schönen Früchten behangene Heidelbeerbüsche, aber die Leute sahen alle zu weit über sie hinaus; als daß sie diese bemerkten. Ich fing an, die nahen Früchte zu sammeln, mußte allerdings sehr vorsichtig sein, um nicht die unreifen mit abzupflücken; denn diese waren so sehr mit den reifen vermischt, daß ich nur eine oder zwei Beeren auf einmal von einem Büschel pflücken konnte. DEV 120 2 Einige große schöne Beeren waren abgefallen und lagen, von Würmern und Insekten halb verzehrt, auf dem Boden. "O," dachte ich, "wenn doch diese Stelle früher durchsucht worden wäre, dann hätten die köstlichen Beeren verwendet werden können. Aber jetzt ist es zu spät. Ich will die abgefallenen jedoch aufheben und sehen, ob noch etwas Gutes an ihnen ist. Und selbst wenn sie ganz verdorben sind, kann ich den Geschwistern zeigen, was sie hätten finden können, wenn sie nicht zu spät gekommen wären." DEV 120 3 Gerade in dem Augenblick kamen zwei oder drei unsrer Gesellschaft dahin, wo ich war. Sie waren in eifrigem Gespräch begriffen, das ihre ganze Aufmerksamkeit beanspruchte. Als sie mich sahen, sagten sie: "Wir haben überall gesucht, können aber keine Beeren finden." Mit Erstaunen erblickten sie die Menge, die ich hatte. "Hier sind noch viele," sagte ich, "die Büsche sind voll reifer Beeren." Sie begannen zu pflücken, hielten aber bald auf und sagten: "Es ist nicht recht, daß wir hier pflücken; du hast die Stelle gefunden, und die Beeren gehören dir mit Recht." Aber ich erwiderte: "Das macht nichts. Pflückt nur, wo ihr etwas findet. Dies ist Gottes Feld, und die Beeren sind sein; es ist euer Vorrecht, sie zu sammeln." DEV 120 4 Aber bald schien ich wieder allein zu sein. Dann und wann hörte ich beim Wagen lachen und scherzen. Ich rief hinüber: "Was macht ihr da?" Sie antworteten: "Wir konnten keine Beeren finden, und weil wir müde und hungrig waren, kamen wir hierher, um uns zu erfrischen. Wenn wir uns ausgeruht haben, werden wir weiter suchen." DEV 121 1 "Aber," sagte ich, "ihr habt noch nichts eingebracht. Ihr eßt unsern Vorrat auf und gebt uns keinen neuen. Ich habe keine Zeit zum essen; hier sind zu viele Beeren, die gepflückt werden müssen. Ihr fandet keine, weil ihr nicht genau genug nachsaht. Sie hängen nicht außen an den Büschen, ihr müßt danach suchen. Allerdings kann man sie nicht handweise pflücken, aber wenn man sie sorgfältig zwischen den grünen Beeren ausliest, findet man reichlich." DEV 121 2 Mein kleiner Eimer war bald voll, und ich brachte ihn zum Wagen. Dabei sagte ich: "Dies sind die schönsten Heidelbeeren, die ich je gesammelt habe, und ich fand sie ganz in der Nähe, während ihr euch weiter weg erfolglos müde suchtet." DEV 121 3 Nun kamen alle herzu, um meine Beeren zu bewundern, und sagten: "Das sind Beeren von den hohen Sträuchern, sie sind fest und gut. Wir glaubten nicht, etwas an den hohen Büschen zu finden. Deshalb suchten wir an den niedrigen und fanden nur wenige." DEV 121 4 Darauf sagte ich: "Wollt ihr diese Beeren wegstellen und dann mit mir kommen, um noch mehr von den hohen Büschen zu sammeln?" Aber sie machten keine Anstalten, die gesammelten Früchte aufzuheben. Schüsseln und Töpfe waren reichlich vorgesehen, aber sie waren für die Speisen benutzt worden. Ich wurde des Wartens müde und sagte schließlich: "Seid ihr nicht gekommen, Beeren zu sammeln? Warum seid ihr nicht bereit, sie aufzubewahren?" DEV 121 5 Einer aus ihrer Mitte antwortete: "Wir hatten wirklich nicht erwartet, hier Heidelbeeren zu finden, wo die Häuser so nahe sind und so viele Leute vorübergehen; weil du es aber so gern wolltest, entschlossen wir uns mitzugehen. Wir haben uns reichlich mit Erfrischungen versehen und wollten eine kleine Erholung haben, wenn wir keine Beeren finden würden." DEV 122 1 Meine Erwiderung war: "Solche Arbeit kann ich nicht verstehen. Ich werde noch einmal zu den Büschen gehen. Der Tag geht zu Ende, bald wird es dunkel sein, und dann können wir nichts mehr sammeln." Einige gingen nun mit, die andern blieben beim Wagen, um zu essen. DEV 122 2 An einer Stelle hatte sich eine kleine Gruppe gebildet, die sich sehr lebhaft etwas scheinbar Interessantes erzählte. Ich ging hinzu und bemerkte, daß ein kleines Kind auf dem Arm einer Frau die allgemeine Aufmerksamkeit fesselte. "Ihr habt nicht mehr lange Zeit; arbeitet doch, so lange ihr könnt," sagte ich zu ihnen. DEV 122 3 Andre verfolgten mit den Augen einen jungen Mann und ein junges Mädchen, die um die Wette nach dem Wagen liefen. Dort angelangt, waren sie so ermüdet, daß sie sich setzen mußten, um auszuruhen. Noch andre lagerten im Gras und pflegten der Ruhe. DEV 122 4 Auf diese Weise verging der Tag, und nur sehr wenig wurde geschafft. Zuletzt sagte ich: "Ihr nennt dies sicherlich einen erfolglosen Ausflug. Wenn ihr immer in der Weise arbeitet, dann wundert mich euer Mangel an Erfolg nicht. Erfolg oder Mißlingen ist meistens darauf zurückzuführen, wie man das Werk angreift. Es gibt hier Heidelbeeren, denn ich habe sie gefunden. Einige von euch haben vergebens an den niedrigen Büschen gesucht, andre haben etliche gefunden; aber an den hohen Büschen seid ihr vorübergegangen, weil ihr dort keine Beeren erwartetet. Ihr seht, daß die von mir gesammelten Früchte groß und reif sind; bald werden noch mehr reif sein, und wir können die Büsche wieder durchsuchen. In der Weise bin ich gelehrt worden, nach Beeren zu suchen. Hättet ihr gleich in der Nähe des Wagens angefangen zu suchen, dann hättet ihr ebenso gut Heidelbeeren gefunden wie ich. DEV 122 5 Die Lehre, die ihr heute den Anfängern in dieser Arbeit gegeben habt, wird sich ihnen einprägen. Der Herr hat diese fruchttragenden Pflanzen ganz in der Nähe der dichtbewohnten Orte wachsen lassen, und er erwartet, daß ihr sie findet. Ihr habt euch aber zu sehr mit dem Essen und dem Vergnügen beschäftigt; ihr seid nicht mit dem ernsten Entschluß hierher gekommen, Beeren zu lesen. DEV 123 1 Ihr müßt künftig mit größerem Ernst und Eifer arbeiten, müßt euch ein ganz andres Ziel setzen, sonst wird eure Arbeit nie mit Erfolg gekrönt sein. Arbeitet ihr in der rechten Weise, dann werdet ihr die jüngeren Arbeiter lehren, daß Essen und Erholung von geringerer Wichtigkeit sind. Es war schwer, den Wagen mit den Lebensmitteln hierher zu bringen, aber ihr habt mehr an die Erfrischungen gedacht als an die Früchte, die ihr als Lohn eurer Arbeit mit nach Hause bringen solltet. Ihr müßt fleißig sein, müßt zuerst die am nächsten stehenden Beeren sammeln und dann weiter weg suchen; später könnt ihr wieder in der Nähe suchen, und auf diese Weise werdet ihr Erfolg haben." ------------------------Kapitel 27: Wesentliche Erfordernisse zum Dienst Mitgefühl DEV 123 2 Gott wünscht, seine Diener durch ein allgemeines Mitgefühl, eine reine Zuneigung zu vereinen. Die Atmosphäre der Christo ähnlichen Liebe, welche die Seele des Gläubigen umgibt, macht ihn zum Geruch des Lebens zum Leben und veranlaßt Gott, seine Bemühungen zu segnen. Das Christentum errichtet keine Trennungsmauer zwischen dem Menschen und seinem Mitmenschen, sondern verknüpft sie mit Gott und miteinander. DEV 123 3 Beachte, wie zärtlich und mitleidsvoll der Herr in seinem Verhalten zu seinen Geschöpfen ist. Er liebt sein irrendes Kind und bittet es herzlich, umzukehren. Des Vaters Arm umfängt den reuevollen Sohn, des Vaters Mantel bedeckt seine zerrissenen Kleider, der Ring wird als Zeichen seiner hohen Familienangehörigkeit an seinen Finger gesteckt; und dennoch wie viele gibt es, die auf den verlorenen Sohn nicht nur mit Gleichgültigkeit, sondern auch mit Verachtung niederblicken! Dem Pharisäer gleich sagen sie: "Ich danke dir, Gott, daß ich nicht bin wie die andern Leute." Lukas 18,11. Wie aber, meint ihr, betrachtet Gott die vorgeblichen Mitarbeiter Christi, die, während eine Seele gegen die Flut der Versuchungen kämpft, halsstarrig, eigensinnig und eigennützig dabei stehen wie der ältere Bruder im Gleichnis? DEV 124 1 Wie wenig teilen wir mit Christo das Mitgefühl, welches das stärkste Band der Gemeinschaft zwischen uns und ihm sein sollte, nämlich Mitleid mit herabgekommenen, schuldigen, leidenden Seelen, tot in Übertretungen und Sünden! Das unmenschliche Benehmen des Menschen gegen seine Mitmenschen ist unsre größte Sünde. Viele glauben, daß sie die Gerechtigkeit Gottes vertreten, während ihnen seine Zärtlichkeit und seine große Liebe gänzlich abgeht. Oft stehen diejenigen, denen sie mit Härte und Strenge entgegentreten, unter der Macht der Versuchung. Satan ringt mit diesen Seelen, und harte, gefühllose Worte entmutigen sie und lassen sie der Macht des Versuchers zur Beute fallen. DEV 124 2 Wir bedürfen mehr christlicher Teilnahme, nicht nur Teilnahme für diejenigen, welche uns fehlerlos zu sein scheinen, sondern Teilnahme für arme, leidende, kämpfende Seelen, welche oft von Fehlern übereilt werden, die sündigen und wieder bereuen, die versucht und entmutigt sind. Wir sollen zu unsern Mitmenschen gehen, beseelt von demselben Mitleid für ihre Schwachheiten, das unser barmherziger Hohepriester empfindet. In den Fußspuren des großen Arztes 167.168. Redlichkeit DEV 124 3 Männer von erprobtem Mut und strenger Redlichkeit sind für diese Zeit notwendig, Männer, die sich nicht fürchten, ihre Stimme für das Recht zu erheben. Jedem Diener Christi möchte ich zurufen: Laßt Redlichkeit jede Handlung eurer amtlichen Pflichten kennzeichnen. Alle Zehnten, alle euch zu einem bestimmten Zweck anvertrauten Gelder sollten sofort dahin gebracht werden, wohin sie gehören. Für Gottes Reichssache bestimmte Gelder dürfen nicht zum eignen Bedarf verwandt werden mit dem Gedanken, sie später zu ersetzen. Dies verbietet der Herr. Es ist eine Versuchung von dem, der nichts als Böses wirkt. Der Diener Gottes sollte, wenn er Gelder für des Herrn Schatzkammer in Empfang nimmt, dem Geber eine mit dem Datum versehene Bescheinigung ausstellen und dann, ehe die Versuchung Raum gewinnen könnte, etwas davon für sich selbst zu gebrauchen, sie so niederlegen, daß sie auf Wunsch herbeigeschafft werden können. Verbindung mit Christo DEV 125 1 Eine enge Verbindung mit dem Oberhirten wird den Unterhirten zu einem treuen, lebendigen Vertreter Christi, zu einem Licht der Welt machen. Unser Glaube muß in allen Punkten klar verstanden werden; aber noch wichtiger ist es, daß der Prediger durch die Wahrheit, die er verkündigt, geheiligt wird. DEV 125 2 Der Arbeiter, welcher die Bedeutung der Verbindung mit Christo kennt, wird einen beständig wachsenden Wunsch, eine stets zunehmende Befähigung empfangen, die Bedeutung des Dienstes für Gott zu erfassen. Seine Kenntnisse erweitern sich; denn an Gnade zunehmen heißt, ein immer größer werdendes Verständnis der Heiligen Schrift zu erlangen. Er ist wirklich ein Mitarbeiter mit Gott. Er erkennt es, daß er nur ein Werkzeug ist und sich stille des Meisters Händen überlassen muß. Es werden ihm Prüfungen zustoßen, denn ohne sie würde er nie seinen Mangel an Weisheit und Erfahrung erkennen. Aber sie werden ihm zum Segen gereichen, wenn er den Herrn mit Demut und Vertrauen sucht. Es mag manchmal scheinen, als ob er unterliege, aber seine scheinbare Niederlage mag Gottes Weise sein, ihn zu fördern und ihm bessere Selbsterkenntnis und festeres Gottvertrauen zu verleihen. Wenn er auch noch Fehler macht, wird er doch nicht in die gleichen wieder verfallen. Er wird stärker im Widerstand gegen das Böse, und andre ernten die Wohltat von seinem Beispiel. Demut DEV 126 1 Gottes Diener muß in hohem Grade Demut besitzen. Wer die tiefste Erfahrung in göttlichen Dingen gemacht hat, ist am weitesten entfernt von Stolz und Selbstüberhebung. Weil er einen hohen Begriff von der Herrlichkeit Gottes hat, schätzt er den niedrigsten Platz in seinem Dienst zu ehrenhaft für sich. DEV 126 2 Als Mose nach vierzigtägigem Verkehr mit Gott vom Berge herabstieg, wußte er nicht, daß sein Angesicht so glänzte, daß es denen, die ihn sahen, Schrecken einflößte. DEV 126 3 Paulus hatte eine sehr geringe Meinung von seinem Fortschritt im christlichen Leben. Er spricht von sich selbst als von dem vornehmsten Sünder und bekennt: "Nicht daß ich's schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei." Philipper 3,12. Und doch war Paulus vom Herrn hoch geehrt worden. DEV 126 4 Unser Heiland nennt Johannes den Täufer den größten aller Propheten, und doch erklärte Johannes, als er gefragt wurde, ob er Christus sei, daß er unwürdig sei, seines Herrn Schuhriemen aufzulösen. Als seine Jünger ihm klagten, daß alle sich dem neuen Lehrer zuwandten, erinnerte Johannes sie daran, daß er selbst nur der Vorläufer dessen sei, der da kommen sollte. DEV 126 5 Diener dieses Sinnes werden heute gebraucht. Die sich selbst Genügenden, die mit sich selbst zufrieden sind, können im Werke Gottes gut entbehrt werden. Unser Herr verlangt nach Boten, die, weil sie an sich das Bedürfnis des versöhnenden Blutes Christi verspüren, nicht im Bewußtsein ihrer eignen Kraft, sondern in der vollen Gewißheit des Glaubens ins Werk treten und die erkennen, daß sie ständig der Hilfe Christi bedürfen, um zu wissen, wie sie mit Seelen zu verfahren haben. Ernsthaftigkeit DEV 127 1 Es muß sich ein viel größerer Ernst bekunden. Die Zeit geht schnell dahin, und wir brauchen Männer, die willens sind, zu arbeiten wie Christus wirkte. Es ist nicht genug, ein ruhiges Gebetsleben zu führen. Das Nachdenken allein befriedigt nicht den Bedarf der Welt. Die Religion soll nicht nur ein persönlicher Einfluß in unserm Leben sein; wir müssen weitblickende, tatkräftige, ernste Christen sein, die danach verlangen, andern die Wahrheit zu bringen. DEV 127 2 Die Menschen müssen die Botschaft des Heils durch den Glauben an Jesum hören, und zwar muß sie ihnen in ernster, getreuer Weise gebracht werden. Seelen müssen gesucht, es muß für sie gebetet, gearbeitet werden. Unsre einförmigen, leblosen Gebete müssen in eindringliche, ernstliche Bitten umgestaltet werden. Beständigkeit DEV 127 3 Der Charakter vieler, die vorgeben, fromm zu sein, ist unvollkommen und einseitig. Sie beweisen, daß sie als Schüler in Christi Schule ihre Aufgaben nur teilweise gelernt haben. Einige, welche die Sanftmut Jesu nachahmen, zeigen nichts von seinem Fleiß, Gutes zu tun. Andre sind tätig und eifrig, aber sie prahlen; sie haben die Demut noch nicht gelernt. Noch andre lassen Christum ganz außerhalb ihres Wirkens; sie mögen angenehm in ihrem Benehmen sein, mögen Mitgefühl mit ihren Mitmenschen bekunden, aber in ihren Herzen thront der Heiland nicht; sie verstehen nicht die Sprache des Himmels. Sie beten nicht, wie Jesus betete, schätzen die Seelen nicht nach Christi Maßstab; sie können keine Schwierigkeiten ertragen, um Seelen zu retten. Etliche kennen wenig von der umbildenden Macht der Gnade, werden eigennützig, kritisch und hart; andre sind fügsam und nachgebend und wenden sich hierhin und dorthin, ihren Mitmenschen zu gefallen. DEV 128 1 Wie eifrig auch die Wahrheit vertreten werden mag, so werden doch die gesprochenen Worte wenig ausrichten, wenn das tägliche Leben nicht die heiligende Kraft bezeugt. Unbeständigkeit verhärtet das Herz, beschränkt den Geist des Arbeiters und legt Steine des Anstoßes in den Weg derer, für die er arbeitet. Das tägliche Leben DEV 128 2 Der Prediger sollte jeder nicht notwendigen zeitlichen Schwierigkeit enthoben sein, damit er sich ganz seinem heiligen Beruf widmen kann. Er muß viel mit Gott verkehren und sich ganz unter die Zucht Gottes stellen, damit sein Leben die Früchte wahrer Selbstbeherrschung offenbare. Seine Ausdrucksweise sollte tadellos sein; keine derbe Redensart, kein gemeines Wort darf über seine Lippen kommen. Seine Kleidung stehe im Einklang mit dem Charakter seiner Arbeit. Prediger und Lehrer müssen danach trachten, den in der Heiligen Schrift vorgesetzten Standpunkt zu erreichen; sie dürfen die kleinen, oft für unwichtig gehaltenen Dinge nicht übersehen, deren Vernachlässigung oft zum Vernachlässigen größerer Verantwortlichkeiten führt. DEV 128 3 Die Arbeiter in des Herrn Weinberg haben zu ihrer Ermutigung das Beispiel des Guten in allen Zeitaltern; ihnen hilft auch die Liebe Gottes, der Dienst der Engel, die Teilnahme Jesu und die Hoffnung, Seelen für das Rechte zu gewinnen. "Die Lehrer aber werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die, so viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich." Daniel 12,3. Der Prediger am Pult DEV 128 4 "Wir geben niemand irgendein Ärgernis, auf daß unser Amt nicht verlästert werde." 2.Korinther 6,3. ------------------------Kapitel 28: "Predige das Wort" DEV 129 1 "So bezeuge ich nun vor Gott und dem Herrn Jesus Christus, der da zukünftig ist zu richten die Lebendigen und die Toten mit seiner Erscheinung und mit seinem Reich: Predige das Wort, halte an, es sei zu rechter Zeit oder zur Unzeit; strafe, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre." 2.Timotheus 4,1.2. DEV 129 2 In diesen bestimmten und kräftigen Worten ist die Pflicht eines Predigers Christi klar niedergelegt. Er soll "das Wort" predigen, aber nicht die Meinungen oder Überlieferungen der Menschen, angenehme Fabeln oder sensationelle Erzählungen, um die Einbildung zu erregen und die Gefühle zu reizen. Er darf sich selbst nicht erhöhen, sondern muß wie in der Gegenwart Gottes vor einer zugrunde gehenden Welt stehen und das Wort predigen. Keine Leichtfertigkeit, keine Fadheit, keine eingebildete Auslegung darf sich einschleichen; er muß aufrichtig mit großem Ernst reden wie eine Stimme von Gott, welche die Heilige Schrift auslegt. Er soll seinen Zuhörern das bringen, was sich am allermeisten auf ihr gegenwärtiges und ewiges Heil bezieht. DEV 130 1 Meine Brüder im Predigtamt sprecht, wenn ihr vor euren Zuhörern steht, von wesentlichen Dingen, die unterweisen, lehrt die großen praktischen Wahrheiten, die ins Leben umgesetzt werden müssen. Redet von der errettenden Kraft Jesu, "an welchem wir haben die Erlösung .... die Vergebung der Sünden". Kolosser 1,14. Versucht euren Zuhörern die Kraft der Wahrheit begreiflich zu machen. DEV 130 2 Die Prediger sollten das feste prophetische Wort als die Grundlage des Glaubens der Siebenten-Tags-Adventisten vorführen. Die Prophezeiungen Daniels und der Offenbarung müssen in Verbindung mit den Worten: "Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt" (Johannes 1,29), sorgfältig betrachtet werden. DEV 130 3 Das 24. Kapitel des Evangeliums des Matthäus ist mir wiederholt vorgeführt worden als etwas, worauf aller Aufmerksamkeit gelenkt werden muß. Wir leben jetzt in der Zeit der Erfüllung dieses Kapitels. Prediger und Lehrer müssen diese Prophezeiungen denen erklären, die sie unterrichten. Sie sollten aus ihren Vorträgen die weniger wichtigen Dinge weglassen und die Wahrheiten, welche das Schicksal der Seelen entscheiden, vorführen. DEV 130 4 Die Zeit, in der wir leben, erfordert beständige Wachsamkeit, und Gottes Diener müssen das Licht über die Sabbatfrage bringen. Sie müssen den Bewohnern der Erde ankünden, daß Christus bald mit Kraft und großer Herrlichkeit kommen wird. Die letzte Warnungsbotschaft an die Welt soll die Menschen dahin bringen, daß sie die Wichtigkeit erkennen, die Gott seinem Gesetz beimißt. So deutlich muß die Wahrheit vorgeführt werden, daß kein Übertreter, der sie hört, eine Entschuldigung hat, wenn er es verfehlt, die Wichtigkeit des Gehorsams gegen Gottes Gebote zu erfassen. DEV 130 5 Ich bin unterwiesen worden, zu sagen: Sammelt aus der Heiligen Schrift die Beweise, daß Gott den siebenten Tag geheiligt hat und daß diese in der Versammlung gelesen werden. Zeigt denen, die mit der Wahrheit noch nicht bekannt sind, daß alle, die das deutliche "So spricht der Herr" nicht beachten, die Folgen erleiden müssen. Zu allen Zeiten ist der Sabbat die Probe der Treue gegen Gott gewesen. "Er ist ein ewiges Zeichen zwischen mir und den Kindern Israel" (2.Mose 31,17), sagt Gott der Herr. Weltklugheit in heiligen Dingen DEV 131 1 Dem Evangelium wird jetzt von allen Seiten widerstanden. Noch nie war der Bund alles Boshaften stärker als in dieser Zeit. Böse Geister verbinden sich mit menschlichen Werkzeugen, um gegen die Gebote Gottes Krieg zu führen. Überlieferungen und Lügen werden über die Heilige Schrift, Vernunft und Wissenschaft über die Offenbarung, menschliche Fähigkeiten über die Lehren des Heiligen Geistes, Formeln und Zeremonien über die Lebenskraft der Gottseligkeit gestellt. Schwere Sünden haben das Volk von Gott getrennt. Der Unglaube ist an der Tagesordnung. "Wir wollen nicht, daß dieser über uns herrsche," ist die Sprache von Tausenden. Gottes Diener müssen ihre Stimme wie eine Trompete erheben und dem Volk seine Übertretungen zeigen. Die sanften Predigten, wie sie oft gehalten werden, machen keinen bleibenden Eindruck. Den Menschen geht es nicht zu Herzen, weil die einfachen, schneidenden Wahrheiten des Wortes Gottes ihnen nicht gebracht werden. DEV 131 2 Viele, die dem Namen nach die Wahrheit glauben, würden, wenn sie ihre wahren Gefühle zum Ausdruck brächten, sagen: Warum braucht man so deutlich zu reden? Sie könnten gerade so gut fragen: Warum brauchte Johannes der Täufer zu den Pharisäern sagen: "Ihr Otterngezüchte, wer hat denn euch gewiesen, daß ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet?" Matthäus 3,7. Warum mußte er den Haß der Herodias erregen und zu Herodes sagen, daß es nicht recht sei, seines Bruders Weib zu nehmen? Er verlor durch diese deutliche Sprache sein Leben. Warum hätte er nicht ruhig weiterwirken können, ohne Herodias zum Zorn zu reizen? DEV 132 1 Auf diese Weise haben die Menschen Einwendungen erhoben, bis Weltklugheit den Platz der Treue eingenommen hat und man die Sünde ungerügt weiter einreißen ließ. Wann wird wiederum in der Gemeinde die Stimme getreuer Zurechtweisung gehört werden: "Du bist der Mann!"? Siehe 2.Samuel 12,7. Wären diese Worte nicht so selten, so würden wir viel mehr von der Macht Gottes verspüren. Des Herrn Sendboten sollten nicht über fruchtlose Bemühungen klagen, bis sie ihre Liebe, Beifall zu gewinnen, ihr Verlangen, den Menschen zu gefallen, überwunden haben; denn dadurch werden sie verleitet, die Wahrheit zu unterdrücken und zu rufen: "Frieden", wenn Gott keinen Frieden verkündet. DEV 132 2 Möchte doch jeder Prediger des Herrn die Heiligkeit seines Werkes, die Feierlichkeit seines Amtes erkennen! Als von Gott berufene Boten tragen die Prediger eine furchtbare Verantwortung. An Christi Statt sollen sie als Haushalter des Geheimnisses Gottes wirken, die Gehorsamen ermutigen und die Ungehorsamen warnen. Die weltliche Klugheit darf bei ihnen nicht maßgebend sein. Nie dürfen sie von dem Pfad, den Jesus ihnen vorgeschrieben hat, abweichen. Sie müssen im Glauben vorangehen und daran denken, daß sie von einer Wolke von Zeugen umgebend sind. Sie dürfen nicht ihre eignen Worte reden, sondern die Worte dessen, der höher ist als alle Herrscher der Erde. Ihre Botschaft muß ein deutliches "So spricht der Herr" sein. DEV 132 3 Gott will Männer haben, welche wie ein Nathan, Elia und Johannes seine Botschaft ohne Furcht und ohne Rücksicht auf die Folgen verkünden; welche die Wahrheit sprechen, selbst wenn dabei alles geopfert werden muß, was sie haben. Wie scharfe Pfeile DEV 133 1 Christi Worte waren scharfen Pfeilen gleich; sie gingen bis aufs Mark und verwundeten die Herzen der Hörer. Jedesmal, wenn er zum Volk redete, mochte die Zuhörerschar nun groß oder klein sein, übten seine Worte eine rettende Wirkung auf irgendeine Seele aus. Keine Botschaft von seinen Lippen ging verloren. Jedes Wort, das er sprach, legte den Zuhörern neue Verantwortung auf. Auch jetzt brauchen die Prediger, welche in Aufrichtigkeit die letzte Gnadenbotschaft der Welt bringen und sich wegen der dazu nötigen Kraft auf Gott verlassen, nicht zu fürchten, daß ihre Bemühungen vergebens sind. Wenn auch kein menschliches Auge die Bahn verfolgen kann, die der Pfeil der Wahrheit nimmt, wer könnte sagen, daß er nicht ins Mark gedrungen sei, die Seele der Zuhörer nicht durchbohrt habe? Wenngleich kein menschliches Ohr den Schrei der verwundeten Seele hörte, hat die Wahrheit still den Weg zum Herzen gefunden. Gott hat zu der Seele gesprochen, und am Tage der Abrechnung werden Gottes getreue Diener mit den Siegeszeichen der erlösenden Gnade gemeinsam Christo die Ehre geben. DEV 133 2 Niemand kann sagen, wieviel verloren wird durch eine Predigt, die der Prediger ohne die Weihe des Heiligen Geistes unternimmt. In jeder Versammlung gibt es Seelen, die noch zögern, obwohl sie beinahe entschlossen sind, sich völlig Gott zu übergeben. Entscheidungen werden getroffen, aber nur zu oft hat der Prediger nicht den Geist und die Macht der Botschaft, und keine bestimmte Aufforderung ergeht an die noch unschlüssigen Seelen. DEV 133 3 In unsrer Zeit moralischer Finsternis bedarf es mehr als der trocknen Lehre, um Seelen zu bewegen. Die Prediger müssen eine lebendige Verbindung mit Gott haben; sie müssen so predigen, daß die Leute auch den Eindruck bekommen, daß sie wirklich glauben, was sie reden. Lebendige Wahrheiten von den Lippen eines Gottesmannes lassen Sünder erzittern und die Überzeugten ausrufen: Jehova ist mein Gott; ich will mich auf die Seite des Herrn stellen. DEV 134 1 Nie darf der Bote Gottes das Trachten nach mehr Licht, nach größerer Kraft einstellen. Er muß inmitten von Entmutigung und Dunkelheit weiterarbeiten, weiterbeten und weiterhoffen, entschlossen, ein gründliches Verständnis der Heiligen Schrift zu erlangen und an keiner Gabe zu kurz zu kommen. Solange es noch eine Seele gibt, der geholfen werden kann, muß er immer wider mit neuem Mut seine Anstrengungen aufnehmen. Solange wir Jesu Wort besitzen: "Ich will dich nicht verlassen noch versäumen" (Hebräer 13,5), solange die Krone der Gerechtigkeit dem Überwinder angeboten wird, solange noch unser Vermittler für den Sünder eintritt, sollten Christi Diener mit hoffnungsvoller, unermüdlicher Tatkraft und ausharrendem Glauben wirken. DEV 134 2 Männer, welche die Verantwortlichkeit übernehmen, dem Volk das Wort aus dem Munde Gottes zu bringen, tragen eine schwere Verantwortung für den Einfluß, den sie auf ihre Zuhörer ausüben. Sind sie treue Gottesmänner, so wissen sie, daß das Predigen nicht der Unterhaltung wegen, nicht nur um Belehrungen mitzuteilen oder den Verstand zu überzeugen geschieht. DEV 134 3 Wohl soll die Predigt des Wortes sich an die gesunde Vernunft wenden und soll Kenntnisse mitteilen, aber sie muß noch viel mehr tun. Des Predigers Worte müssen, um wirkungsvoll zu sein, die Herzen der Zuhörer erreichen. Er soll keine belustigenden Geschichten in seine Predigt einflechten, sondern muß sich bemühen, das wahre Bedürfnis und das Verlangen der Seelen zu verstehen. Steht er vor der Versammlung, so sollte er bedenken, daß unter seinen Zuhörern Seelen sind, die mit Zweifeln kämpfen, beinahe verzweifelt, hoffnungslos sind, daß viele, beständig von Versuchungen heimgesucht, einen harten Kampf gegen den Seelenfeind zu bestehen haben, und er sollte den Heiland bitten, ihm Worte zu geben, welche diese Seelen für den Kampf mit dem Bösen stärken. ------------------------Kapitel 29: Seelen das Brot des Lebens brechen DEV 135 1 Viele Seelen, für die unsre Prediger arbeiten, sind der Bibelwahrheiten und der Forderungen Gottes völlig unkundig, und die einfachsten Belehrungen über praktische Gottseligkeit erscheinen ihnen wie eine neue Offenbarung. Diese müssen lernen, was Wahrheit ist, und der Prediger darf in seiner Arbeit mit ihnen nicht Gedanken aufbringen, die ihre Ohren kitzeln oder ihre Neugierde befriedigen, sondern er muß diesen verhungernden Seelen das Brot des Lebens brechen. Nie sollte er eine Predigt halten, die seinen Zuhörern nicht hilft, klarer zu erkennen, was sie tun müssen, um selig zu werden. DEV 135 2 Männer und Frauen brauchen für die augenblicklichen Bedürfnisse und die vorliegenden Prüfungen sofortige Hilfe. Der Prediger mag einen hohen Flug in die Himmel nehmen durch poetische Beschreibungen und ausgeschmückte Darstellungen, die den Gefühlen angenehm sind und die Einbildung nähren, aber nicht die Lebenserfahrungen, nicht die täglichen Bedürfnisse berühren. Er mag sich schmeicheln, durch seine phantastische Beredsamkeit die Herde Gottes zu weiden; seine Hörer mögen annehmen, daß ihnen nie zuvor die Wahrheit so schön geschildert worden ist. Verfolgt man aber von der Ursache bis zur Wirkung die Begeisterung der Gefühle, die durch diese ausgeschmückten Darstellungen entstanden sind, dann wird sich bald herausstellen, daß selbst wenn einige Wahrheiten vorgeführt wurden, solche Predigten die Hörer nicht für die täglichen Kämpfe des Lebens stärken. DEV 135 3 Wer sich die Beredsamkeit als höchstes Ziel seiner Predigt setzt, läßt die Leute die in seinen Vortrag eingeflochtene Wahrheit ganz übersehen. Sind die Gefühle verschwunden, dann wird sich zeigen, daß weder Gottes Wort sich dem Gedächtnis eingeprägt hat, noch die Zuhörer an Erkenntnis gewonnen haben. Wohl mögen sie sich in Bewunderung über die Beredsamkeit des Predigers ergehen, aber sie selbst sind dem Punkte der Entscheidung nicht näher gerückt. Sie unterhalten sich über die Predigt wie über ein Theaterstück und über den Prediger wie über einen Schauspieler. Sie mögen sich wiederum einfinden, um einen ähnlichen Vortrag zu hören, aber sie werden ebenso leer wieder weggehen. DEV 136 1 Keine ausgeschmückten Reden, kein Wortschwall können helfen. Unsre Prediger müssen so predigen, daß es den Menschen hilft, die große wesentliche Wahrheit zu ergreifen. Meine Brüder, schwingt euch nicht so hoch, daß die gewöhnlichen Leute euch nicht folgen können und, selbst wenn sie es könnten, keinen Vorteil oder Segen davon haben würden. Verkündet die einfachen von Christo gegebenen Lehren. Erzählt die Geschichte seines Lebens der Selbstverleugnung und Aufopferung, seiner Demütigung und seines Todes, seiner Auferstehung und Himmelfahrt, seiner Fürbitte für Sünder im himmlischen Heiligtum. In jeder Versammlung gibt es Seelen, an denen Gottes Geist wirkt; helft ihnen zu erfassen, was Wahrheit ist, brecht ihnen das Brot des Lebens, lenkt ihre Aufmerksamkeit auf die Hauptfragen. DEV 136 2 Viele Stimmen reden dem Irrtum das Wort; laßt eure Stimme die Wahrheit vertreten. Sprecht von Dingen, die den Schafen der Herde Gottes eine grüne Weide sein können; führt sie nicht auf öde Wege, wo sie der Quelle des lebendigen Stromes nicht näher sind, als ehe sie euch zuhörten. Bringt die Wahrheit, wie sie in Jesu ist, macht die Anforderungen des Gesetzes und des Evangeliums klar. Stellt Christum dar, den Weg, die Wahrheit und das Leben, und erzählt von seiner Macht, alle zu erretten, die zu ihm kommen. Der Herzog unsrer Seligkeit bittet für sein Volk nicht wie ein Bittsteller, um des Vaters Mitleid zu erregen, sondern wie ein Sieger, der die Errungenschaften seines Sieges beansprucht. Er kann alle selig machen, die durch ihn zu Gott kommen. Macht ihnen diese Tatsache ganz klar. DEV 137 1 Wenn die Prediger sich nicht hüten, werden sie die Wahrheit unter menschlichen Schmuck verstecken. Möchte doch kein Prediger wähnen, Seelen durch schöne Predigten bekehren zu können. Wer andre lehrt, muß Gott um seinen Geist bitten und um Kraft, Christus als des Sünders einzige Hoffnung hinzustellen. Redeschmuck, angenehme Erzählungen oder unpassende Anekdoten überzeugen den Sünder nicht. Die Menschen hören solchen Worten wie einem Liedlein zu. -- Die Botschaft aber, die der Sünder hören muß, ist: "Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben." Johannes 3,16. Die Annahme des Evangeliums hängt nicht von gelehrten Zeugnissen, schönen Ansprachen oder langen Beweisführungen ab, sondern von seiner Einfachheit und seiner Anpassung an die, welche nach dem Brot des Lebens hungern. DEV 137 2 Durch das Wirken des Heiligen Geistes macht der Dienst am Wort Eindruck. Wenn Christus durch den Prediger spricht, bereitet der Heilige Geist die Herzen der Hörer zu, das Wort aufzunehmen. Der Heilige Geist ist kein Diener, sondern eine beherrschende Kraft. Er läßt die Wahrheit den Sinn erleuchten und spricht durch jede Rede, wenn der Prediger sich ganz dem göttlichen Wirken überläßt. Er umgibt die Seele mit einer heiligen Atmosphäre, spricht zu den Unbußfertigen durch Worte der Warnung und weist sie auf den hin, der die Sünden der Welt hinwegnimmt. ------------------------Kapitel 30: Christum predigen DEV 137 3 Von vielen Seiten sind die Bemerkungen gemacht worden, daß unsre Redner in ihren Vorträgen das Gesetz und nicht Jesum predigen. Genau genommen ist diese Behauptung nicht wahr, aber etwas Grund mag doch dazu vorliegen. Haben nicht schon oft Männer gepredigt, die in den Dingen Gottes noch keine rechten Erfahrungen gemacht und die Gerechtigkeit Christi noch nicht angenommen haben? Viele unsrer Prediger haben nur Reden gehalten, Beweise über biblische Gegenstände aufgeführt und die errettende Kraft des Erlösers kaum erwähnt. Ihr Zeugnis ermangelte des reinigenden Blutes Christi. Ihre Gabe glich dem Opfer Kains. Er brachte dem Herrn die Früchte des Feldes, die an sich Gott angenehm waren; auch waren es gute Früchte, aber es fehlte ihnen die innewohnende Kraft des Opfers -- das Blut des geschlachteten Lammes, welches das Blut Christi darstellte. Genau dasselbe ist es mit einer Predigt ohne Christum. Sie trifft nicht das Herz; sie erweckt nicht die Frage: Was muß ich tun, daß ich selig werde? DEV 138 1 Von allen, die den Namen Christen tragen, sollten die Siebenten-Tags-Adventisten Christum am meisten vor der Welt erheben. Die Verkündigung der drei Engelsbotschaften fordert die Vorführung der Sabbatwahrheit. Diese muß mit den andern in der Botschaft eingeschlossenen Wahrheiten verkündigt werden, aber der große Mittelpunkt aller Reden muß Jesus Christus bilden. Am Kreuze Christi begegnen sich Gnade und Wahrheit; Gerechtigkeit und Friede küssen einander. Des Sünders Blick muß auf Golgatha gerichtet werden; mit dem einfachen Glauben eines kleinen Kindes muß er auf das Verdienst des Heilandes trauen, seine Gerechtigkeit annehmen und an seine Gnade glauben. Gottes Liebe DEV 138 2 Durch die Liebe Gottes liegen die Schätze der Gnade Christi offen vor der Gemeinde und der Welt. "Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben." Johannes 3,16. Welche wunderbare, unbegreifliche Liebe, die Christum bewog, für uns zu sterben, als wir noch Sünder waren! Welch einen Verlust erleidet die Seele, die, trotzdem sie die großen Anforderungen des Gesetzes versteht, nicht anerkennt, daß da, wo die Sünde mächtig geworden, Christi Gnade noch viel mächtiger ist! DEV 139 1 Wird das Gesetz in richtiger Weise dargestellt, so offenbart es die Liebe Gottes; wird es aber in einer kalten, leblosen Weise besprochen, dann nimmt es kein Wunder, daß Herzen selbst durch die Wahrheit nicht erweichen. Es ist fast natürlich, daß der Glaube über die Verheißungen Gottes stolpert, wenn Diener des Evangeliums Jesum nicht in seiner richtigen Beziehung zum Gesetz darstellen. DEV 139 2 Einige Diener in der Reichssache Gottes sind zu bereit gewesen, Anklagen gegen den Sünder auszusprechen; die Liebe des Vaters, die den Sohn für die Menschen in den Tod gab, ist in den Hintergrund getreten. Möchte der Lehrer der Wahrheit doch dem Sünder zu wissen tun, was Gott in Wirklichkeit ist -- ein Vater, der mit verlangender Liebe wartet, den verlornen Sohn wieder aufzunehmen, ihn nicht mit Vorwürfen überschüttet, sondern ein Fest des Willkommens für ihn veranstaltet! O daß wir vom Herrn die Art und Weise lernen möchten, Seelen zu gewinnen! DEV 139 3 Gott will den Sinn von der logischen Überzeugung auf eine innigere, höhere, reinere und herrlichere leiten. Oft haben menschliche Schlußfolgerungen das Licht ausgelöscht, welches Gott in hellen Strahlen den Menschen leuchten lassen wollte, um sie zu überzeugen, daß der Herr der Natur würdig ist, Lob und Ehre zu nehmen, weil er der Schöpfer aller Dinge ist. DEV 139 4 Einige Prediger machen das Versehen, ihre Predigten ganz beweisführend abzufassen. Es gibt Zuhörer, welche die Lehren der Wahrheit vernehmen und von den ihnen vorgeführten Beweisen beeinflußt werden; wird ihnen dann Christus als der Heiland der Welt dargestellt, dann kann der gesäte Same aufgehen und Frucht bringen zur Ehre Gottes. Aber wie oft wird es versäumt, auf das Kreuz auf Golgatha hinzuweisen. Einige mögen zum letztenmal einer Predigt lauschen, und die nicht benutzte goldene Gelegenheit ist für immer verloren. Wäre aber in Verbindung mit der Lehre der Wahrheit Christus und seine Liebe verkündigt worden, dann könnten diese für ihn gewonnen worden sein. Der Weg zu Christo DEV 140 1 Mehr Leute als wir annehmen, verlangen danach, den Weg zu Christo zu finden. Alle, welche die letzte Gnadenbotschaft verkünden, sollten es nicht versäumen, Christum als des Sünders einzige Zuflucht zu erheben. Manche Prediger halten es für unnötig, Buße und Glauben zu predigen; sie halten es für eine abgemachte Sache, daß ihre Zuhörer mit dem Evangelium bekannt sind und daß man ihnen andre Gegenstände vorführen muß, um ihre Aufmerksamkeit zu fesseln. Aber viele Menschen haben wenig Erkenntnis über den Erlösungsplan; sie bedürfen über diesen allerwichtigsten Gegenstand mehr Belehrung als über irgend etwas andres. DEV 140 2 Lehrvorträge sind wichtig, damit die Menschen die Kette der Wahrheit Glied auf Glied zu einem vollkommenen Ganzen zusammenfügt, erkennen; aber kein Vortrag sollte je gehalten werden, ohne den gekreuzigten Christus als die Grundlage des Evangeliums darzustellen. Die Prediger würden viel leichter die Herzen erreichen, wenn sie sich mehr mit der praktischen Gottseligkeit beschäftigten. Wenn neue Felder in Angriff genommen werden, um die Wahrheit einzuführen, sind die Vorträge oft großenteils theoretisch. Die Leute werden durch das, was sie hören, in ihren bisherigen Anschauungen schwankend. Viele erkennen die Kraft der Wahrheit und möchten gern auf einem sichern Grund stehen. Dann ist es an der Zeit, vor allem andern den Glauben Jesu dem Herzen und Gewissen einzuprägen. Schließt man die Versammlungen, ohne diese praktische Arbeit getan zu haben, dann geht viel verloren. DEV 141 1 Manchmal entschließen sich Männer und Frauen für die Wahrheit, der Wucht der vorgeführten Beweise wegen, ohne jedoch bekehrt zu sein. Des Predigers Arbeit ist nicht vollendet, bis er seinen Zuhörern die Notwendigkeit eines neuen Herzens klar gemacht hat. In jedem Vortrag sollten wiederholt Aufforderungen an die Hörer ergehen, ihren Sünden zu entsagen und sich zu Christo zu wenden. Die volkstümlichen Sünden und Befriedigungen unsrer Zeit sollten gerügt und die praktische Gottseligkeit eingeschärft werden. Der wahre Diener Gottes, der aus Herzensgrund die Wichtigkeit der von ihm gesprochenen Worte fühlt, ist nicht imstande, seine Teilnahme mit Seelen, für die er arbeitet, zu unterdrücken. DEV 141 2 O, daß mir Ausdrücke von hinreichender Kraft zu Gebote ständen, um auf meine Mitarbeiter am Evangelium den Eindruck zu machen, den ich wünsche. Meine Brüder, ihr gebraucht die Worte des Lebens; ihr arbeitet mit Seelen, die der höchsten Entwicklung fähig sind. Christus gekreuzigt, Christus erstanden, Christus aufgefahren gen Himmel, Christus kommt wieder -- diese Wahrheiten sollten das Herz des Predigers so erweichen, so erfreuen und so erfüllen, daß er sie in Liebe mit tiefem Ernst den Hörern vorführt. Dann wird der Prediger ganz aus dem Auge verloren, und Jesus wird offenbar. DEV 141 3 Verherrlicht Jesum, ihr, die ihr das Volk lehrt, verherrlicht ihn in der Predigt, im Gesang, im Gebet. Laßt eure ganze Kraft darauf gerichtet sein, verwirrte, verirrte, verlorne Seelen auf "Gottes Lamm" zu weisen. Erhebt ihn, den auferstandnen Heiland und sagt allen, die es hören wollen: Kommt zu ihm, der "uns hat geliebt und sich selbst dargegeben für uns". Epheser 5,2. Laßt das Evangelium der Erlösung den Hauptinhalt einer jeden Predigt, den Text jedes Liedes sein; laßt es ausströmen in jedes Gebet. Bringt nichts in eure Wahrheit hinein, um Christum, die Weisheit und die Macht Gottes zu ergänzen. Haltet das Wort des Lebens hoch, stellt Christum dar als die Hoffnung des Bußfertigen, die Feste jedes Gläubigen. Offenbart den Betrübten und Niedergeschlagenen den Weg des Friedens und zeigt hin auf die Gnade und Vollkommenheit des Heilandes. DEV 142 1 Es gibt nur einen Weg, der aus der Dunkelheit aufwärts zum Licht führt, bis er den Thron Gottes berührt -- den Weg des Glaubens. Dieser Pfad ist nicht dunkel oder unsicher; es ist nicht ein Weg, ausgesonnen durch menschlichen Verstand, oder ein Pfad, von Menschenhänden gemacht, worauf von jedem Wanderer Wegegelder zu entrichten sind. Der Zutritt zu ihm kann nicht durch Werke der Buße erreicht werden. DEV 142 2 Der von Gott vorgesehene Weg ist so vollständig, so vollkommen, daß der Mensch durch seine Werke seiner Vollkommenheit nichts hinzufügen kann. Er ist breit genug, um den verhärtetsten Sünder aufzunehmen, der wirklich bereut, und doch so schmal, daß nicht eine Sünde auf ihm Raum finden kann. Es ist der für die Erlösten des Herrn bereitete Weg, damit sie darauf wandeln. ------------------------Kapitel 31: Gerechtigkeit durch den Glauben DEV 142 3 Köstlich ist der Gedanke, daß die Gerechtigkeit Christi uns mitgeteilt wird nicht wegen eines Verdienstes unserseits, sondern als eine freie Gabe von Gott. Der Feind Gottes und der Menschen will nicht, daß diese Wahrheit deutlich vorgeführt wird, denn er weiß, daß seine Macht gebrochen sein wird, sobald die Menschen dies völlig erfassen. Kann er die Gemüter so beherrschen, daß Zweifel, Unglaube und Finsternis sich derer bemächtigen, die vorgeben, Gotteskinder zu sein, dann kann er sie durch Versuchung überwinden. DEV 142 4 Der einfache Glaube, der Gott bei seinem Wort nimmt, sollte ermutigt werden. Gottes Volk muß den Glauben haben, der die göttliche Kraft ergreift; "denn aus Gnade seid ihr selig geworden und durch den Glauben, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es". Epheser 2,8. Alle, die glauben, daß Gott um Christi willen ihre Sünden vergibt, sollten trotz der Versuchung nicht unterlassen, den guten Kampf des Glaubens fortzusetzen. Ihr Glaube sollte stärker werden, bis sowohl ihr christlicher Wandel als auch ihre Worte es verkünden: "Das Blut Jesu Christi ... macht uns rein von aller Sünde." 1.Johannes 1,7. DEV 143 1 Wollen wir den Geist und die Kraft der drei Engelsbotschaften besitzen, dann müssen wir das Gesetz und das Evangelium zusammen vorführen, denn sie gehen Hand in Hand. So wie eine Macht von unten die Kinder des Unglaubens aufstachelt, das Gesetz Gottes als nichtig zu erklären und die Wahrheit, daß Christus unsre Gerechtigkeit ist, unter die Füße zu treten, so bewegt eine Macht von oben die Herzen der Getreuen, das Gesetz zu erheben und Christum als den vollkommenen Heiland zu erhöhen. Wenn nicht göttliche Kraft das Leben der Kinder Gottes durchdringt, dann werden falsche Lehren und Meinungen die Gemüter gefangennehmen, Christus und seine Gerechtigkeit werden aus ihren Erfahrungen schwinden, und ihr Glaube wird ohne Lebenskraft sein. DEV 143 2 Die Diener Gottes müssen sowohl in der Gemeinde als auch in neuen Feldern Christum in seiner Fülle darstellen, damit die Hörer einen verständigen Glauben erlangen. Die Leute müssen unterwiesen werden, daß Christus ihre Errettung und ihre Gerechtigkeit ist. Es ist Satans durchdachte Absicht, die Menschen vom Glauben, daß Christus ihre einzige Hoffnung ist, abzuhalten; denn das von allen Sünden reinigende Blut des Heilandes wirkt kräftig nur für die, welche an dessen Verdienst glauben und sich vor dem Vater darauf berufen, wie es Abel in seinem Opfer tat. DEV 144 1 Kains Opfer war dem Herrn nicht angenehm, denn es war ein Opfer ohne Christum. Der Schwerpunkt unsrer Botschaft ist nicht allein das Gesetz Gottes sondern auch der Glaube an Jesum. Auf unsern Pfad scheint heute ein helles Licht, wodurch unser Glaube an Christum zunimmt. Wir müssen einen jeden Lichtstrahl annehmen und darin wandeln, damit er uns im Gericht nicht zur Verdammnis gereiche. Unsre Pflichten und Verbindlichkeiten erscheinen uns um so wichtiger, je klarer unser Verständnis über die Wahrheit wird. Das Licht offenbart und rügt die Irrtümer, welche in der Dunkelheit verborgen lagen, und sowie das Licht kommt, müssen sich Wandel und Charakter der Menschen demgemäß ändern, damit sie mit dem erhaltenen Licht übereinstimmen. Sünden, die ehemals infolge Blindheit des Geistes Unwissenheitssünden waren, können jetzt nicht mehr begangen werden, ohne eine Schuld aufzuladen. In dem Maße, wie zunehmendes Licht gegeben wird, müssen die Menschen dadurch umgestaltet, erhoben und versteinert werden, sonst werden sie verstockter und halsstarriger als zuvor. ------------------------Kapitel 32: Rat an einen Evangelisten Lieber Bruder! DEV 144 2 .... Sei freundlich in deiner Rede, sanft in deinen Handlungen. Bewahre dich sorgfältig, denn du bist geneigt, streng und gebieterisch zu sein und hastige Worte zu sprechen. Der Herr redet zu dir und sagt: Wache und bete, auf daß du nicht in Versuchung fällst. Harte Ausdrücke betrüben den Herrn, unkluge Worte schaden. Mir ist aufgetragen worden, dir zu sagen: Sei sanft in deiner Sprache; behüte deine Worte wohl; laß sich keine Härte in deine Ausdrücke oder deine Haltung einschleichen. Laß den Wohlgeruch der Christoähnlichkeit alles, was du sagst und tust, durchdringen. Laß keine natürlichen Charakterzüge dein Werk beflecken oder verderben. Du sollst den Versuchten helfen und sie stärken. Laß das eigne Ich nicht in voreiligen Worten erscheinen. Christus hat sein Leben für die Herde gegeben, also auch für alle, mit denen zu arbeitest. Laß nicht durch eins deiner Worte Seelen nach der verkehrten Richtung beeinflußt werden. Im Diener Gottes muß sich die Christoähnlichkeit des Charakters bekunden. DEV 145 1 Vorschnelle, anmaßende Ausdrücke stehen mit dem heiligen Werk, das Christus seinen Dienern anvertraut hat, nicht im Einklang. Blickst du in den täglichen Erfahrungen auf Christum und lernst von ihm, dann wirst du einen guten, harmonischen Charakter offenbaren. Lindre deine Darstellungen und laß keine verurteilenden Worte gesprochen werden. Lerne vom großen Lehrer! Freundliche, teilnehmende Worte sind so gut wie eine Arznei, lindernder Balsam für Seelen, die in Verzweiflung sind. Die ins praktische Leben umgesetzte Erkenntnis des Wortes Gottes hat eine heilende, beruhigende Kraft. Harte Worte werden weder dir noch irgendeiner Seele je Segen bringen. DEV 145 2 Mein Bruder, du sollst die Milde, die Geduld und Güte Christi veranschaulichen. Laß deshalb auch in deiner Rede vor der Öffentlichkeit Christi Vorbild leuchten. "Die Weisheit aber von oben her ist aufs erste keusch, danach friedsam, gelinde, laßt sich sagen, voll Barmherzigkeit und guter Früchte." Jakobus 3,17. Wache und bete und unterdrücke die Barschheit, die so leicht bei dir ausbricht. Wenn die Gnade Christi in dir wohnt, können deine Worte geheiligt werden. Handeln deine Brüder nicht gerade so, wie du meinst, daß sie müßten, so tritt ihnen nicht mit Strenge entgegen. Der Herr ist durch deine harten Ausdrücke manchmal betrübt worden. DEV 145 3 Dein Wille muß ganz in des Herrn Willen aufgehen. Du bedarfst der Hilfe des Herrn Jesu. Laß nur reine, geheiligte Worte von deinen Lippen kommen; denn da du ein Diener am Evangelium bist, werden andre deinem Geist und Beispiel folgen. Sei zu Kindern jederzeit freundlich und herzlich. DEV 146 1 Du kannst den von Gott vorgesetzten Standpunkt erreichen, wenn du entschlossen bist, daß vom eignen Ich nichts in deine Arbeit hineingewirkt werden soll. Der Gedanke, daß du wirklich danach trachtest, im Geist und in der Tat dem Herrn ähnlich zu werden, wird dir Kraft, Trost und Mut verleihen. Es ist dein Vorrecht, sanftmütig und von Herzen demütig zu werden; dann werden Gottes Engel deine Erweckungsbemühungen unterstützen. Christus starb, damit in dir und in allen, die sich ihn zum Vorbild nehmen, sein Leben sich offenbaren möchte. In der Kraft deines Erlösers kannst du seinen Charakter bekunden, kannst mit Weisheit und Kraft wirken, um das Höckerige eben zu machen. ------------------------Kapitel 33: Praktische Vorschläge DEV 146 2 Genau verfaßte Vorträge -- Bei der Ausarbeitung ihrer Vorträge beachten einige Prediger jede Kleinigkeit mit solcher Genauigkeit, daß sie dem Herrn wenig Raum geben, ihre Sinne zu leiten. Ein jeder Punkt wird festgelegt und dann in seiner Wiedergabe geradezu stereotypiert. Es scheint, als ob sie unmöglich von diesem vorgezeichneten Plan abweichen können. Dies ist ein großes Versehen, das, wenn beständig ausgeführt, die Prediger beschränkt macht und sie ohne geistliches Leben und Tatkraft läßt, wie ehemals die Hügel von Gilboa ohne Tau und Regen blieben. DEV 146 3 Fühlt der Prediger, daß er von dem sich vorgesteckten Plan im Vortrage nicht abweichen kann, dann wird die Wirkung eine nur wenig bessere sein, als wenn eine Predigt gelesen wird. Zahme, steife Vorträge besitzen wenig von der belebenden Kraft des Heiligen Geistes, und die Gewohnheit, solche zu halten, wird die Nützlichkeit und Fähigkeit des Predigers tatsächlich untergraben. DEV 146 4 Gott will, daß seine Diener ganz und gar abhängig von ihm sind. Sie müssen horchen, was der Herr sagt und ihn fragen: Was ist dein Wort für meine Zuhörer? Ihre Herzen müssen geöffnet sein, so daß Gott ihre Sinne beeinflussen kann, dann werden sie dem Volk unmittelbar vom Himmel kommende Wahrheiten bringen. Der Heilige Geist wird ihnen Gedanken mitteilen, die den Bedürfnissen der Anwesenden entsprechen. DEV 147 1 Ehrfurcht -- Ich habe Prediger gehört, die von Christi Leben und Lehren in ganz gewöhnlicher Weise sprachen, als ob sie Begebnisse aus dem Leben irgendeines großen Weltmannes erzählten. Ja, es kommt vor, daß Prediger von Christo als von einem Mann ihresgleichen reden. Höre ich, daß dieser heilige Gegenstand auf eine solche Weise behandelt wird, dann ergreift mich ein unsagbarer Kummer; denn ich weiß, daß diese Männer, obgleich sie Lehrer der Wahrheit sind, nie einen hohen Begriff von Jesu gehabt haben, nie mit ihm bekannt geworden sind. Ihnen fehlt jener Aufschwung der Gedanken, der ihnen eine klare Vorstellung von dem Charakter des Welterlösers verleihen würde. DEV 147 2 Die einen richtigen Begriff vom Charakter und Werk Christi haben, werden nicht dünkelhaft sein oder sich selbst erheben. Die Schwäche und Unvollkommenheit ihrer eignen Bemühungen im Vergleich mit denen des Sohnes Gottes werden sie demütig und mißtrauisch gegen ihr eignes Können halten und sie dahin bringen, sich für Kraft in ihrer Arbeit auf Christum zu verlassen. Ein gewohnheitsgemäßes Aufblicken auf Christum und seine allgenügenden Verdienste vermehrt den Glauben, stärkt die Kraft des geistlichen Unterscheidungsvermögens, vergrößert das Verlangen, ihm ähnlich zu werden und verleiht dem Gebet einen Ernst, der es wirkungsvoll macht. DEV 147 3 Ungehörige Anekdoten -- Prediger sollten nicht in die Gewohnheit fallen, nicht zur Sache gehörige Anekdoten in ihre Vorträge hineinzuweben; denn diese hemmen die Kraft der vorgeführten Wahrheit. Das Erzählen von Anekdoten oder Vorfällen, die Lachen oder leichte Gedanken in den Zuhörern erregen, ist sehr verwerflich. Die Wahrheit ist in reine, würdevolle Sprache zu kleiden, und die gebrauchten Veranschaulichungen sollten den gleichen Charakter haben. DEV 148 1 Wie Unachtsamkeit zu vermeiden ist -- Oft muß der Prediger in einem überfüllten, überhitzten Raum reden; die Zuhörer werden schläfrig, ihre Sinne betäubt und es wird ihnen beinahe unmöglich, die vorgebrachten Wahrheiten zu erfassen. DEV 148 2 Würde der Redner versuchen zu lehren, anstatt zu predigen, in unterhaltendem Ton zu sprechen und Fragen zu stellen, dann würden die Sinne zur Tätigkeit aufgeweckt werden und deutlicher die gesprochenen Worte ergreifen können. DEV 148 3 Kleine Zuhörerschar -- Sei nicht entmutigt, wenn nur wenige Seelen zugegen sind, um deiner Rede zu lauschen. Selbst wenn es nur eine oder zwei wären, wer weiß, ob nicht gerade die zugegen ist, welche der Geist Gottes treibt? Der Herr mag dir gerade für diese Seele eine Botschaft geben, und sie kann, wenn sie bekehrt ist, ein Mittel sein, um andre zu erreichen. Dir unbewußt können die Folgen deiner Arbeit sich tausendfach vermehren. DEV 148 4 Sieh die leeren Plätze nicht an, laß deinen Glauben und Mut nicht sinken, sondern denke daran, was Gott tut, um seine Botschaft der Welt zu bringen. Vergiß nicht, daß du mit himmlischen Kräften zusammenwirkst, Kräften, die nie versagen. Sprich mit demselben Ernst, Glauben und Eifer, als ob Tausende zugegen wären, die deinen Worten lauschten. DEV 148 5 Ein Prediger ging an einem regnerischen Morgen zur Kirche, um zu predigen und fand, daß seine Zuhörerschar aus nur einem Mann bestand. Aber er wollte diese eine Seele nicht enttäuschen und predigte mit Ernst und Hingabe. Durch diese Predigt wurde der eine Mann bekehrt; er wurde ein Missionar, und durch seine Bemühungen hörten Tausende die köstliche Botschaft des Heils. DEV 149 1 Kurze Predigten -- Die Botschaft für diese Zeit muß nicht in langen, ermüdenden Vorträgen sondern in kurzen, treffenden Ansprachen gebracht werden. Lange Predigten strengen den Redner an und erschlaffen den Hörer. Ist der Sprecher von der Wichtigkeit seiner Botschaft durchdrungen, so muß er besonders vorsichtig sein weder seine körperlichen Kräfte zu überbürden, noch den Zuhörern mehr zu bringen, als sie behalten können. DEV 149 2 Glaubt nicht, daß eure Zuhörer alles erfaßt haben, was ihr ihnen vorgeführt habt, wenn ihr einen Gegenstand einmal behandelt habt. Die Gefahr liegt nahe, zu schnell von einem Punkt zum andern hinwegzueilen. Gebt in einfacher, deutlicher Sprache kurze Belehrungen und laßt sie oft wiederholt werden. Kurze Predigten lassen sich viel besser behalten als lange. Unsre Redner müssen nicht außer acht lassen, daß die gebrachten Lehren vielen ganz neu sind; sie sollten deshalb die Hauptpunkte immer wieder durchgehen. DEV 149 3 Der gerade Weg -- Viele Redner verschwenden ihre Zeit und Kraft in langen Einleitungen und Entschuldigungen. Einige verbrauchen beinahe eine halbe Stunde damit; die Zeit vergeht, und wenn sie den zu behandelnden Gegenstand erreichen und versuchen, den Zuhörern Punkte der Wahrheit einzuprägen, dann sind diese schon ermüdet und können die Wichtigkeit der Sache nicht erfassen. DEV 149 4 Anstatt sich zu entschuldigen, daß er zu den Menschen sprechen will, sollte der Prediger bekunden, daß er eine Botschaft von Gott bringt, und sollte die wesentlichen Punkte der Wahrheit hochstellen wie Wegweiser, damit sie nicht übersehen werden. DEV 150 1 Oft wird Zeit dadurch verloren, daß Punkte genau erklärt werden, die wirklich von geringer Bedeutung sind und die auch ohne jeglichen Beweis für selbstverständlich angenommen werden würden. Die Hauptpunkte jedoch müssen so klar und kräftig betont werden, wie nur Sprache und Beweise es machen können. DEV 150 2 Zusammendrängen auf einen Punkt -- Einige Redner sind in die Gewohnheit gefallen, einen Gedanken zu sehr als Mittelpunkt hinzustellen. Zu einem gewissen Grad ist es gut, die Gedanken ausschließlich auf einen Punkt zu richten, aber sehr häufig werden andre Punkte dadurch vernachlässigt. In der Unterhaltung werden solche Leute langweilig und ermüden den Zuhörer; ihren Schriften fehlt der freie, bewegliche Stil; reden sie öffentlich, so ist ihre ganze Aufmerksamkeit auf den einen Gegenstand gerichtet, den sie immer weiter verfolgen und in den sie immer tiefer eindringen. Sie selbst scheinen, indem sie sich mehr in die Sache vertiefen, Erkenntnis und Licht zu bekommen, aber nur wenige können ihnen in ihren Ausführungen folgen. DEV 150 3 Die Gefahr liegt nahe, daß solche Männer den Samen der Wahrheit so tief einpflanzen, daß der zarte Halm nie die Oberfläche erreichen kann. Auch die wesentlichsten, offenkundigsten Wahrheiten, die an sich klar und einfach sind, können durch Worte so verdeckt werden, daß sie trübe und undeutlich erscheinen. DEV 150 4 Einfachheit -- Beweisführungen sind am geeigneten Platz gut, aber viel mehr kann durch eine einfache Erklärung des Wortes Gottes erzielt werden. Christus veranschaulichte seine Lehren so klar, daß die Unwissendsten sie leicht fassen konnten. Er bediente sich in seinen Reden keiner langen und schweren Worte, sondern benutzte die einfache Sprache, die dem Verständnis der gewöhnlichen Leute angepaßt war. Er ging auf die Sache, die er erklären wollte, nicht weiter ein, als seine Zuhörer ihm zu folgen imstande waren. DEV 151 1 Prediger sollten die Wahrheit in klarer, einfacher Weise vorführen. Unter ihren Zuhörern gibt es viele, denen die erforderlichen Schritte zur Bekehrung deutlich erklärt werden müssen; die meisten Leute sind in dieser Sache unwissender, als man annimmt. Unter den Gelehrten, den großen Rednern, den befähigten Staatsbeamten, den Männern, die hohe Vertrauensposten bekleiden, gibt es viele, die ihre Kräfte andern Angelegenheiten gewidmet und die Dinge von größter Wichtigkeit vernachlässigt haben. Besuchen solche Leute die Versammlungen, dann befleißigt sich der Redner mit Aufbietung aller seiner Kräfte, eine geistreiche Predigt zu halten und verfehlt, Christum zu offenbaren. Er zeigt nicht, daß die Sünde die Übertretung des Gesetzes ist; er macht den Erlösungsplan nicht deutlich. Die Herzen seiner Zuhörer wären bewegt worden, hätte er sie auf den Heiland hingewiesen, der starb, damit sie an der Erlösung teilhaben könnten. DEV 151 2 Erweckungen -- Wirkt der Herr durch menschliche Werkzeuge, werden die Menschen von der Kraft von oben bewegt, dann sind Satans Diener sofort bei der Hand und rufen: Fanatismus! und warnen die Leute, nicht in Extreme zu verfallen. Möchten doch alle vorsichtig sein, solch einen Ruf zu erheben; denn wenn es auch gefälschte Münzen gibt, so können diese den Wert der echten nicht verringern. Weil es falsche Erweckungen und unechte Bekehrungen gibt, folgt nicht daraus, daß alle Erweckungen mit Argwohn angesehen werden müssen. Laßt uns keine Verachtung bekunden wie die Pharisäer, die in ihrem Eigendünkel und ihrer Selbsterhebung sagten: "Dieser nimmt die Sünder an." Lukas 15,2. DEV 152 1 In Christi Leben finden wir viel, das uns belehrt, auf sein Werk der Seelenbekehrung nicht spöttisch herabzublicken. Die Offenbarung der erneuernden Gnade Gottes an sündigen Menschen läßt die Engel triumphieren, während die Menschen dies Werk oft im Unglauben Fanatismus nennen, und von dem Boten, durch den Gott gewirkt hat, sagen, er habe einen Eifer, der mit der Erkenntnis nicht übereinstimme. DEV 152 2 Sabbatgottesdienste -- Der Prediger, der dazu bestimmt ist, den Gottesdienst am Sabbat zu leiten, muß darüber nachdenken, wie er seinen Zuhörern mit den Wahrheiten des Wortes dienen kann. Er darf nicht immer so lange predigen, daß niemand Gelegenheit hat, Christum zu bekennen, sondern die Predigt sollte häufig kurz sein, damit die Anwesenden ihren Dank zu Gott aussprechen können. Dankesopfer verherrlichen den Namen des Herrn. In jeder Versammlung der Heiligen horchen heilige Engel auf das Jehova dargebrachte Lob, sei es in Zeugnis, Gesang oder Gebet. DEV 152 3 Die Gebets-- und Erfahrungsstunden sollten eine besondre Hilfe und Ermutigung gewähren. Alle sollten es sich als ein Vorrecht zurechnen, teilnehmen zu können. Jeder, der den Namen Christi trägt, sollte in der Erfahrungsstunde etwas sagen. Man lasse die Zeugnisse kurz und hilfreich für andre sein. Nichts dämpft den Geist der Anbetung so sehr als ein von einer Person gesprochenes, zwanzig bis dreißig Minuten in Anspruch nehmendes Zeugnis; ja, es tötet das geistliche Leben der Versammlung. ------------------------Kapitel 34: Sorgfalt im Benehmen und in der Kleidung DEV 152 4 Der Prediger darf nicht vergessen, daß durch sein Benehmen am Rednerpult, durch seine Haltung, seine Redeweise, seine Kleidung günstige oder ungünstige Eindrücke auf seine Zuhörer hervorgerufen werden. Er muß Höflichkeit, Verfeinerung des Benehmens pflegen und eine ruhige, seinem hohen Berufe angemessene Würde bewahren. Feierlichkeit und eine gewisse Autorität, verbunden mit Sanftmut, sollte sein Benehmen kennzeichnen. Alles Grobe und Derbe darf im gewöhnlichen Leben nicht geduldet werden, viel weniger sich in das Predigtamt einschleichen. Des Predigers Haltung muß mit den heiligen Wahrheiten, die er verkündigt, im Einklang stehen; seine Worte müssen in jeder Weise ernst und wohl überlegt sein. DEV 153 1 Es ist den Predigern nicht gestattet, sich am Pult wie Schauspieler zu betragen, Stellungen einzunehmen und Ausdrücke zu gebrauchen, nur um Wirkungen hervorzubringen; sie sind keine Schauspieler sondern Lehrer der Wahrheit. Unfeines, stürmisches Verhalten verleiht der gesprochenen Wahrheit keine Kraft; im Gegenteil, ruhige beurteilende Männer und Frauen mit richtigen Anschauungen werden dadurch mit Widerwillen erfüllt. DEV 153 2 Der von Christo gelehrte Diener wird sich stets bewußt sein, daß er ein Sendbote Gottes ist, von ihm beauftragt, ein Werk zu tun, dessen Einfluß sich über die Ewigkeit erstrecken soll. Es darf nie seine Absicht sein, die Aufmerksamkeit auf sich, auf seine Lehren oder seine Fähigkeit zu richten. Sein einziges Ziel muß sein, Sünder zur Buße zu leiten, sie sowohl durch Lehre als auch durch Beispiel auf das Lamm Gottes zu weisen, das der Welt Sünden trägt. Seine Sprache muß es ausdrücken, daß er Macht und Autorität von Gott besitzt; seine Reden müssen einen Ernst, einen Eifer, eine Überzeugungskraft bekunden und die Sünder bewegen, ihre Zuflucht zu Christo zu nehmen. DEV 153 3 Sorgfalt in der Kleidung ist von großer Wichtigkeit. Der Prediger sollte sich in einer Weise, die der Würde seines Amtes entspricht, kleiden. Manche sind hierin zukurzgekommen; sie haben nicht nur einen Mangel an Geschmack und richtiger Zusammenstellung bewiesen, sondern sind unordentlich und nachlässig in der Kleidung gewesen. DEV 153 4 Der Gott des Himmels, dessen Arm die Welt bewegt, der uns Leben gibt, uns gesund erhält, wird durch die Kleidung derer, die ihm zur Ehre ein Amt versehen, geehrt oder entehrt. Er gab Mose besondre Anweisungen für den Dienst in der Stiftshütte und beschrieb genau die Tracht der vor ihm dienenden Priester. "Du sollst Aaron, deinem Bruder, heilige Kleider machen, die herrlich und schön seien" (2.Mose 23,2), lautete die Mose gegebene Vorschrift. Alles, was mit der Erscheinung und dem Verhalten der Priester in Verbindung stand, sollte derart sein, daß auf den Beobachter der Eindruck der Heiligkeit Gottes, der Feierlichkeit seiner Anbetung und der erforderlichen Reinheit der sich ihm Nahenden ausgeübt wurde. DEV 154 1 Die Priester durften das Heiligtum nicht mit den Schuhen an den Füßen betreten, denn die daran haftenden Staubteilchen würden den heiligen Ort entweihen. Sie mußten ihre Schuhe im Vorhof ablegen, ehe sie das Heiligtum betraten und Hände und Füße waschen, bevor sie in der Stiftshütte oder am Brandopferaltar dienen durften. Auf diese Weise wurde beständig die Lehre eingeprägt, daß von denen, die sich zu Gott nahen, alle Unreinigkeit hinweggetan werden muß. DEV 154 2 Der Einfluß des Predigers, der nachlässig in seiner Kleidung ist, ist Gott nicht angenehm, und auf seine Hörer macht solcher Prediger den Eindruck, als ob er seine Arbeit für nicht heiliger halte als irgendeine gewöhnliche Beschäftigung. Das aber nicht allein, sondern anstatt ihnen die Wichtigkeit des Anstandes und des Geschmacks in der Kleidung zu zeigen, gibt er ihnen ein Beispiel in Nachlässigkeit und Unordnung, dem einige sehr schnell folgen. DEV 154 3 Gott erwartet von seinen Dienern, daß sie in ihrem Benehmen und ihrer Kleidung die Grundsätze der Wahrheit und die Heiligkeit ihres Amtes passend veranschaulichen. Sie sollen ein Vorbild sein, welches Männern und Frauen helfen kann, einen hohen Standpunkt zu erreichen. DEV 155 1 Die Menschen haben die Macht, den Geist Gottes zu dämpfen; ihnen ist die Macht gelassen zu wählen. Ihnen ist völlige Freiheit im Handeln erlaubt. Sie können durch den Namen und die Gnade unsres Erlösers gehorsam sein, oder den Gehorsam beiseitesetzen und sich über die Folgen klar werden. DEV 155 2 Der Mensch ist für die Annahme oder das Verwerfen der heiligen, ewigen Wahrheiten verantwortlich. Beständig überzeugt Gottes Geist, und Seelen entschließen sich für oder wider die Wahrheit. Wie wichtig ist es deshalb, besonders für die Sendboten Christi, die an seiner Statt handeln, nur solche Taten zu wirken, die nicht bereut zu werden brauchen! ------------------------Kapitel 35: Öffentliche Gebete DEV 155 3 Die öffentlich dargebrachten Gebete müssen kurz und treffend sein. Gott will nicht, daß die Gebetszeit durch lange Bitten ermüdend wirke. Christus verlangte von seinen Jüngern keine anstrengenden Zeremonien und langen Gebete. "Wenn du betest," sagte er, "sollst du nicht sein wie die Heuchler, die da gern stehen und beten in den Schulen und an den Ecken auf den Gassen, auf daß sie von den Leuten gesehen werden." Matthäus 6,5. DEV 155 4 Die Pharisäer hatten festgesetzte Zeiten zum Gebet, und wenn sie -- wie dies häufiger vorkam -- zur bestimmten Zeit draußen waren, hielten sie an, wo es auch sein mochte: auf der Straße, auf dem Marktplatz, im eilenden Gedränge der Menschen, und sprachen mit lauter Stimme ihre formellen Gebete. Ein solcher der Selbstverherrlichung dienender Gottesdienst rief schonungslosen Tadel von Jesu hervor. Dennoch mißbilligte er die öffentlichen Gebete nicht; denn er selbst betete mit seinen Jüngern und mit der Menge. Aber er betonte seinen Jüngern gegenüber den Gedanken, daß solche Gebete kurz sein müßten. DEV 156 1 Nur wenige Minuten genügen für ein gewöhnliches öffentliches Gebet. Es mag Zeiten geben, wo in einer besondern Art und Weise Bitten vom Geiste Gottes eingegeben werden, wo die verlangende Seele Qual leidet und nach Gott seufzt wo der Geist wie bei Jakob ringt und ohne eine besondre Kundgebung der Macht Gottes sich nicht beruhigen kann: zu solchen Zeiten mag ein längeres Gebet passend sein. DEV 156 2 Es werden viele langweilige Gebete gesprochen, die mehr einem dem Herrn gehaltenen Vortrag gleichen als einer Bitte. In dem Falle wäre es besser, sich auf das kurze Gebet zu beschränken, welches Jesus seine Jünger lehrte. Die langen Gebete ermüden die Hörer und bereiten sie nicht vor, auf die Belehrungen zu achten, die ihnen hernach gegeben werden sollen. DEV 156 3 Weil das Gebet im Kämmerlein vernachlässigt wird, werden oft lange, ermüdende Gebete dargebracht. Die Prediger sollten in ihre Gebete nicht die während der ganzen Woche versäumten Pflichten hineinbringen und dadurch hoffen, ihre Nachlässigkeit wieder gutzumachen und das Gewissen zu befriedigen. Solche Gebete sind vielmehr oft die Veranlassung, daß andre Seelen geistlich herunterkommen. DEV 156 4 Ehe der Prediger ans Pult tritt, muß er Gott im Kämmerlein suchen und mit ihm in enge Verbindung treten. Dort kann er seine durstende Seele zu Gott erheben und von dem Tau der Gnade erfrischt werden. Dann, mit der Weihe des Heiligen Geistes auf ihm, die ihm die Verantwortung für Seelen auferlegt, wird er seine Zuhörer nicht entlassen, ohne ihnen Jesum Christum, die einzige Zuflucht des Sünders, nahegebracht zu haben. Sich bewußt, daß er diese Seelen vielleicht nie wieder vor sich sehen mag, wird er so reden, daß seine Ansprache ihre Herzen erreicht. Und der Meister, der die Menschenherzen kennt, wird ihm die Ausdrücke eingeben, wird ihm helfen, Worte zur rechten Zeit und mit Kraft zu reden. Ehrfurcht im Gebet DEV 157 1 Einige halten es für ein Zeichen der Demut, in einer gewöhnlichen Weise mit Gott zu reden, als ob sie mit einem menschlichen Wesen sprächen. Sie entheiligen Gottes Namen, indem sie unnötig und unehrerbietig in ihrem Gebet die Worte "allmächtiger Gott" wiederholen -- inhaltschwere, heilige Worte, die nie über die Lippen kommen sollten, es sei denn in unterwürfigem Ton und mit dem Gefühl heiliger Scheu. DEV 157 2 Hochfliegende Ausdrücke sind unpassend für das Gebet, ob es öffentlich, im Familienkreis oder im Kämmerlein verrichtet werde. Besonders im öffentlichen Gebet sollte man sich einer einfachen Sprache bedienen, damit alle das Gesagte verstehen und mitbeten können. DEV 157 3 Es ist das vom Herzen kommende Gebet des Glaubens, das im Himmel gehört und auf Erden beantwortet wird. Gott versteht die Bedürfnisse der Menschheit. Er weiß, was wir verlangen, ehe wir bitten. Er sieht die Kämpfe der Seele mit dem Zweifel und der Versuchung. Er merkt auf die Aufrichtigkeit der Bittenden. Er will die Demütigung, die Niedergeschlagenheit der Seele annehmen. "Ich sehe aber an," erklärt er, "den Elenden und der zerbrochenes Geistes ist, und der sich fürchtet vor meinem Wort." Jesaja 66,2. DEV 157 4 Es ist unser Vorrecht, voll Vertrauen zu beten, wie der Geist unsre Bitten in den Mund legt. Wir müssen mit Einfachheit unsre Bedürfnisse dem Herrn vorbringen und seine Verheißung mit einem solchen Glauben beanspruchen, daß alle Anwesenden es erfahren, wir haben es gelernt, im Gebet bei Gott zu sein. Sie werden dann ermutigt zu glauben, daß der Herr in der Versammlung gegenwärtig ist und werden ihre Herzen öffnen, um seinen Segen zu empfangen. Ihr Glaube an unsre Aufrichtigkeit wird wachsen, und sie werden freudig auf die gegebenen Belehrungen hören. DEV 158 1 Unsre Gebete müssen voll Zärtlichkeit und Liebe sein. Verlangt uns nach einer tieferen und breiteren Erkenntnis der Heilandsliebe, dann werden wir Gott um mehr Weisheit anrufen. Wenn jemals seelenbewegende Gebete und Predigten notwendig waren, so ist es jetzt. Das Ende aller Dinge steht vor der Tür. O, daß wir die Notwendigkeit, den Herrn von ganzem Herzen zu suchen, so sehen könnten, wie wir es sollten! Dann würden wir ihn auch finden. DEV 158 2 Möge Gott sein Volk lehren, wie es beten soll! Möchten unsre Lehrer in den Schulen und die Prediger unsrer Gemeinden täglich in Christi Schule lernen! Dann werden sie auch mit Ernst beten, und ihre Bitten werden gehört und erhört und das Wort wird mit Macht verkündigt werden. Unsre Haltung im Gebet DEV 158 3 Sowohl öffentlich als auch in der Hausandacht ist es unser Vorrecht, unsre Knie vor dem Herrn zu beugen, wenn wir ihm unsre Gebete darbringen. Jesus, unser Vorbild, "kniete nieder und betete". Lukas 22,41. Von seinen Jüngern wird berichtet, daß auch sie "knieten nieder und beteten". Apostelgeschichte. 9,40; 20,36; 21,5. Paulus sagt: "Derhalben beuge ich meine Knie vor dem Vater unsers Herrn Jesu Christi." Epheser 3,14. Als Esra vor Gott die Sünden Israels bekannte, kniete er. Siehe Esra 9,5. Daniel "fiel des Tages dreimal auf seine Knie, betete, lobte und dankte seinem Gott". Daniel 6,11 (10). DEV 158 4 Wahre Ehrfurcht vor Gott wird uns durch das Bewußtsein seiner unermeßlichen Größe und die Erkenntnis seiner Gegenwart eingeflößt. Ein jedes Herz sollte einen tiefen Eindruck von diesem Empfinden des Unsichtbaren haben. Die Zeit und der Ort des Gebets sind heilig, weil Gott da ist, und durch die Ehrfurcht bekundende Haltung wird das Gefühl noch verstärkt. "Heilig und hehr ist sein Name" (Psalm 111,9), erklärt der Psalmist. Die Engel verhüllen ihre Angesichter, wenn sie den Namen aussprechen. Mit welcher Ehrfurcht sollten wir ihn dann auf unsre Lippen nehmen, die wir gefallene und sündige Geschöpfe sind! DEV 159 1 Es würde für alt und jung gut sein, über jene Schriftworte nachzudenken, die uns zeigen, wie der durch Gottes besondre Gegenwart gekennzeichnete Ort betrachtet werden soll. "Zieh deine Schuhe aus von deinen Füßen;" befahl Gott Mose beim brennenden Busch, "denn der Ort, darauf zu stehst, ist ein heilig Land." 2.Mose 3,5. Nachdem Jakob das Gesicht von der Himmelsleiter gehabt hatte, rief er aus: "Gewiß ist der Herr an diesem Ort, und ich wußte es nicht ... Hier ist nichts anderes denn Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels." 1.Mose 28,16.17. DEV 159 2 "Der Herr ist in seinem heiligen Tempel. Es sei vor ihm still alle Welt!" Habakuk 2,20. DEV 159 3 Langweilige, wie Predigten gehaltene Gebete sind unpassend, besonders in der Öffentlichkeit. Es kurzes, im Ernst und Glauben dargebrachtes Gebet erweicht die Herzen der Hörer; aber während der langen Gebete warten sie ungeduldig, als ob sie wünschten, daß jedes Wort das letzte sein möchte. Hätte der Prediger in seiner Kammer mit Gott gerungen, bis er merkte, daß sein Glaube die Verheißung erfassen konnte: "Bittet, so wird euch gegeben", dann wäre er in der Versammlung sofort zur Sache gekommen und hätte Gott ernstlich und im Glauben um Gnade für sich und seine Hörer gebeten. Der Unterhirte DEV 159 4 "Weidet die Herde Christi ... und sehet wohl zu." Siehe 1.Petrus 5,2. ------------------------Kapitel 36: Der gute Hirte DEV 160 1 Christus, das große Vorbild aller seiner Diener, vergleicht sich mit einem Hirten. "Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte läßt sein Leben für die Schafe." "Ich bin der gute Hirte und erkenne die Meinen und bin bekannt den Meinen, wie mich mein Vater kennt und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe." Johannes 10,12.14.15. DEV 160 2 Wie ein irdischer Hirte seine Schafe kennt, so kennt der göttliche Hirte seine über die ganze Welt zerstreute Herde. "Ihr Menschen sollt die Herde meiner Weide sein, und ich will euer Gott sein, spricht der Herr Herr." Hesekiel 34,31. DEV 160 3 In dem Gleichnis vom verlornen Schaf geht der Hirte hinaus, um ein Schaf -- das wenigste, was gezählt werden kann -- zu suchen. Als er entdeckt, daß ein Schaf fehlt, sieht er nicht sorglos auf die sicher untergebrachte Herde und sagt: Ich habe neunundneunzig Schafe; es kostet zu viel Mühe, nach dem einen zurückgebliebenen zu suchen. Es mag wiederkommen und ich will ihm die Tür zum Schafstall öffnen und es einlassen. Nein; sobald der Hirte das eine Schaf vermißt, ist er voll Sorge und Angst. Er läßt die neunundneunzig in der Hürde und geht, um das eine zu suchen. Mag die Nacht auch noch so dunkel und stürmisch, der Weg auch noch so gefahrvoll und unsicher, das Suchen noch so beschwerlich und zeitraubend sein -- er rastet nicht, bis das Verlorne gefunden ist. DEV 161 1 Welche Erleichterung gewährt ihm der erste schwache Schrei, den er noch aus der Ferne hört! Dem Ton folgend, erklettert er die steilsten Höhen, geht unter Gefahr seines eignen Lebens an den äußersten Rand des Abgrunds, und so sucht er, während der immer schwächer werdende Ruf ihm sagt, daß sein Schaf am Verenden ist. DEV 161 2 Wenn er nun das Verirrte findet, befiehlt er ihm dann, ihm zu folgen? Droht er ihm, schlägt er es oder treibt er es vor sich hin, indem er über die Mühsale und Angst nachdenkt, die er seinetwegen ertrug? Nein; er legt das ermattete Schaf sanft auf seine Schulter und kehrt mit freudiger Dankbarkeit, daß sein Suchen nicht vergebens war, zur Herde zurück. "Wenn er heimkommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn und spricht zu ihnen: Freuet euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war." DEV 161 3 Gleichermaßen vereinen sich Himmel und Erde in Freude und Danksagungen, wenn der verlorne Sünder vom guten Hirten gefunden wird. "Also wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, vor neunundneunzig Gerechten, die der Buße nicht bedürfen." Lukas 15,6.7. DEV 161 4 Der Erzhirte hat Unterhirten, denen er die Sorge für seine Schafe und Lämmer überträgt. Das erste Werk, das Christus dem Petrus anvertraute, als er ihn wieder in sein Hirtenamt einsetzte, war: "Weide meine Lämmer!" Siehe Johannes 21,15. In dieser Arbeit hatte Petrus sich noch wenig Erfahrung gesammelt; sie verlangte große Sorgfalt und Zärtlichkeit, viel Geduld und Ausdauer. Damit war er berufen, den Kindern, der Jugend und den jung im Glauben Stehenden zu dienen, die Unwissenden zu lehren, ihnen die Schrift zu eröffnen und sie zur Brauchbarkeit im Dienste Christi heranzubilden. Bisher war Petrus hierzu nicht fähig gewesen, hatte nicht einmal die Wichtigkeit einer solchen Arbeit eingesehen. DEV 162 1 Die von Christo an Petrus gerichtete Frage war bedeutungsvoll. Nur eine Bedingung stellt er zur Jüngerschaft und zum Dienst. "Hast du mich lieb?" fragt er. Das ist das Wesentlichste zum Dienst. Besäße Petrus auch alle Befähigungen, so konnte er ohne die Liebe Christi kein treuer Hirte über des Herrn Herde sein. Kenntnisse, Wohltätigkeit, Beredsamkeit, Dankbarkeit und Eifer helfen alle in dem guten Werk; aber ohne die Liebe Jesu im Herzen wird das Werk des christlichen Predigers nicht erfolgreich sein. DEV 162 2 Die dem Petrus am See Genezareth erteilte Lehre bewahrte der Jünger sein Leben lang. Getrieben vom Heiligen Geist schrieb er an die Gemeinden: "Die Ältesten, so unter euch sind, ermahne ich, der Mitälteste und Zeuge der Leiden, die in Christo sind, und auch teilhaftig der Herrlichkeit, die offenbart werden soll: Weidet die Herde Christi, die euch befohlen ist, und sehet wohl zu, nicht gezwungen, sondern willig; nicht um schändlichen Gewinns willen, sondern von Herzensgrund; nicht als die übers Volk herrschen, sondern werdet Vorbilder der Herde. So werdet ihr, wenn erscheinen wird der Erzhirte, die unverwelkliche Krone der Ehren empfangen." 1.Petrus 5,1-4. DEV 162 3 Das von der Herde verirrte Schaf ist das hilfloseste Geschöpf. Es muß gesucht werden, denn es kann den Weg nicht zurückfinden. So geht es auch der von Gott abgewichenen Seele; sie ist ebenso hilflos wie jenes Schaf und kann, wenn die göttliche Liebe nicht für ihre Errettung eintritt, den Weg zu Gott nicht finden. Mit welchem Mitleid, welchem Kummer, welcher Ausdauer sollte demnach der Unterhirte den verlornen Seelen nachgehen! Wie willig sollte er Selbstverleugnung, Schwierigkeiten, Entbehrungen ertragen! DEV 162 4 Wir bedürfen Hirten, die unter der Anleitung des Erzhirten die Verlornen und Verirrten suchen wollen. Das heißt aber körperliche Unbequemlichkeiten aufnehmen und die Gemütlichkeit opfern; das erheischte zärtliche Besorgnis für die Irrenden, göttliches Erbarmen und große Geduld; das opfert ein Ohr, welches mit Teilnahme auf die herzzerbrechenden Erzählungen von Unrecht, von Herabsetzung, von Verzweiflung und Elend horchen kann. DEV 163 1 Der wahre Hirte vergißt sich selbst; er verliert sich selbst aus dem Auge, um die Werke Gottes zu wirken. Durch das Predigen des Wortes und durch persönlichen Dienst in den Wohnungen der Leute lernt er ihre Bedürfnisse, ihren Kummer, ihre Mühseligkeiten kennen, und in seinem Zusammenwirken mit dem großen Lastenträger teilt er ihre Leiden, tröstet sie in ihrer Trübsal, stillt ihren Seelenhunger und gewinnt ihre Herzen für Gott. In dieser Arbeit helfen himmlische Engel dem Diener Gottes, er selbst wird unterwiesen und erleuchtet in der Wahrheit, die zur Seligkeit führt. DEV 163 2 In unsrer Arbeit kann persönliche Anstrengung viel mehr bewirken, als man allgemein schätzt. Aus Mangel an dieser gehen viele Seelen zugrunde. Eine Seele ist von unermeßlichem Wert; Golgatha zeigt ihren hohen Preis. Eine für Christum gewonnene Seele wird helfen, andre zu gewinnen und kann dadurch immer zunehmende Segnungen und Heil verbreiten. ------------------------Kapitel 37: Persönlicher Dienst DEV 163 3 Viele Prediger legen zu viel Wert aufs Redenhalten und vernachlässigen die wahre Herzensarbeit. Es muß mehr persönliche Arbeit für Seelen getan werden. In christlichem Mitgefühl muß der Prediger dem einzelnen Menschen näher treten und versuchen, in ihm Verständnis für die großen Dinge des ewigen Lebens zu erwecken. Die Herzen mögen so hart sein wie die festgetretene Landstraße -- anscheinend eine nutzlose Bemühung, ihnen den Heiland vorzuführen. Aber wo die Logik versagt, wo die Beweisgründe ihren Zweck verfehlen, kann die Liebe Christi, die sich im persönlichen Dienst bekundet, das steinerne Herz erweichen, so daß der Wahrheitssame Wurzel fassen kann. DEV 164 1 Der Dienst am Evangelium bedeutet viel mehr als predigen; er bedeutet ernste persönliche Arbeit. Die Gemeinde auf Erden besteht aus irrenden Männern und Frauen, die einer geduldigen, mühsamen Arbeit bedürfen, damit sie erzogen und herangebildet werden, ein Werk zu tun, das hier dem Herrn angenehm ist und droben mit Herrlichkeit und Unsterblichkeit gekrönt werden kann. Wir bedürfen Seelsorger -- treue Hirten -- die Gottes Volk weder schmeicheln noch hart behandeln, sondern es mit dem Brot des Lebens speisen -- Männer, die in ihrem täglichen Leben die bekehrende Kraft des Heiligen Geistes erfahren und eine starke, uneigennützige Liebe für die Seelen empfinden, für die sie wirken. DEV 164 2 Der Unterhirte muß Umsicht und Takt üben, wenn er auf Entfremdung, Bitterkeit, Neid und Eifersucht in der Gemeinde stößt; er muß im Geiste Christi wirken, um die gehörige Ordnung wiederherzustellen. Sowohl durch sein Wirken am Rednerpult als auch durch persönliche Arbeit müssen Warnungen getreulich gegeben, Sünden getadelt, Unrechtes richtiggestellt werden. Das launische Herz mag Einwand gegen die Botschaft erheben, und der Diener Gottes kann falsch beurteilt und kritisiert werden. Dann muß er daran denken, daß "die Weisheit von oben her ist aufs erste keusch, danach friedsam, gelinde, läßt sich sagen, voll Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch, ohne Heuchelei. Die Frucht aber der Gerechtigkeit wird gesät im Frieden denen, die den Frieden halten." Jakobus 3,17.18. DEV 164 3 Das Werk des Dieners am Evangelium ist, "zu erleuchten jedermann, welche da sei die Gemeinschaft des Geheimnisses, das von der Welt her in Gott verborgen gewesen ist". Epheser 3,9. Tritt jemand in dies Werk ein und wählt sich den Teil, der am wenigsten Selbstaufopferung verlangt, gibt sich mit dem Predigen zufrieden und überläßt die Arbeit des persönlichen Dienstes einem andern, dann wird sein Werk dem Herrn nicht angenehm sein. Seelen, für die Christus starb, kommen um aus Mangel an richtig geleiteter persönlicher Arbeit, und wer unwillens ist, solche persönliche, zum Weiden der Herde notwendige Arbeit zu tun, hat seinen Beruf falsch verstanden. DEV 165 1 Der Prediger muß zu rechter Zeit oder zur Unzeit bereit sein, die Gelegenheit zu ergreifen, Gottes Reichssache zu fördern. "Zu rechter Zeit" meint: er muß auf die Gelegenheiten im Hause, in der Gebetsstunde und da, wo man über religiöse Gegenstände spricht, achten; "zur Unzeit" heißt: bereit sein, ob im Familienkreis, auf dem Felde, am Wege oder auf dem Markt, die Sinne der Menschen in passender Weise auf die großen Lehren der Bibel zu richten und mit liebreichem, ernstem Geiste ihnen die Ansprüche Gottes klarzulegen. Viele, viele solche Gelegenheiten läßt man unbenutzt vorübergehen, weil man glaubt, daß es zur Unzeit sei. Wer aber weiß, welch eine Wirkung eine weise Ansprache aufs Gewissen haben mag? Es steht geschrieben: "Frühe säe deinen Samen und laß deine Hand des Abends nicht ab; denn du weißt nicht, ob dies oder das geraten wird; und ob beides geriete, so wäre es desto besser." Prediger 11,6. Der Sämann mag den Samen der Wahrheit mit schwerem Herzen säen, auch mögen manchmal seine Anstrengungen erfolglos erscheinen; ist er aber treu, so wird er Früchte seiner Arbeit sehen, denn Gottes Wort sagt: "Sie gehen hin und weinen und tragen edlen Samen, und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben." Psalm 126,6. Hausbesuche DEV 165 2 Hat der Prediger das Evangelium vom Pulte aus verkündigt, dann ist sein Werk nur erst angefangen. Jetzt kommt für ihn die persönliche Arbeit. Er sollte die Leute in ihren Wohnungen aufsuchen und ernstlich und demütig mit ihnen reden und beten. Es gibt Familien, denen die Wahrheiten des Wortes Gottes unbekannt bleiben, wenn die Haushalter seiner Gnade nicht in ihre Wohnungen kommen und ihnen den höheren Weg zeigen. Aber die Herzen derer, die eine solche Arbeit verrichten, müssen im Einklang mit dem Herzen Jesu schlagen. DEV 166 1 Der Befehl: "Gehe aus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, auf daß mein Haus voll werde" (Lukas 14,23), schließt viel ein. Wenn Gottes Diener die Wahrheit in Familien lehren und denen, für die sie wirken, so recht nahe treten, wird Gott, mit dem sie so zusammenarbeiten, sie mit geistlicher Kraft ausrüsten. Christus wird sie in ihrem Werke leiten und ihnen Worte eingeben, die tief in die Herzen der Hörer dringen. DEV 166 2 Es ist jedes Predigers Vorrecht, mit Paulus sagen zu können: "Ich habe euch nichts verhalten, daß ich nicht verkündigt hätte all den Rat Gottes." "Wie ich nichts verhalten habe, das da nützlich ist, daß ich's euch nicht verkündigt hätte und euch gelehrt öffentlich und sonderlich ... die Buße zu Gott und den Glauben an unsern Herrn Jesus Christus." Apostelgeschichte 20,27.20.21. DEV 166 3 Unser Heiland ging von Haus zu Haus, heilte die Kranken, tröstete die Traurigen, beruhigte die Leidenden und brachte den Untröstlichen Frieden. Er nahm kleine Kinder in die Arme, segnete sie und sprach den müden Müttern Hoffnung und Trost zu. Mit nie versagender Zärtlichkeit und Sanftheit trat er jeder Art menschlichen Elends und Leides entgegen. Nicht für sich sondern für andre wirkte der Heiland; er war aller Diener. Es war seine Speise, sein Trank, allen, mit denen er in Berührung kam, Hoffnung und Stärkung zu spenden. Und indem Männer und Frauen auf die Worte seines Mundes horchten, die grundverschieden von den Überlieferungen und Lehrsätzen der Rabbiner waren, erwachten neue Hoffnungen in ihren Herzen. Seine Lehren zeugten von einem Ernst, der seinen Worten überzeugende Kraft verlieh. DEV 167 1 Meinen Brüdern im Predigtamt möchte ich sagen: Durch persönliches Wirken nähert euch den Leuten, wo sie sind. Werdet mit ihnen bekannt! Diese Arbeit kann nicht durch Stellvertretung getan werden; geliehene oder geschenkte Gelder können sie nicht ausführen; Predigten vom Pulte aus bringen sie nicht zustande. Das Lehren der Heiligen Schrift in den Familien ist die Arbeit eines Evangelisten, die mit dem Predigen verbunden werden muß. Wird sie unterlassen, so verfehlt die Predigt ihren Hauptzweck. DEV 167 2 Die nach Wahrheit Suchenden bedürfen der zur rechten Zeit zu ihnen gesprochenen Worte; denn Satan redet zu ihnen durch seine Versuchungen. Stoßt ihr auf Widerstand, wenn ihr Seelen helfen wollt, so laßt euch nicht abschrecken. Scheint es auch, als ob nur wenig Gutes durch eure Arbeit erzielt wird, werdet nicht mutlos. Bleibt an der Arbeit; seid vorsichtig; erkennt die Zeit, wann zu sprechen und wann zu schweigen; sucht nach Seelen als die, welche Rechenschaft ablegen müssen, und achtet auf Satans Pläne, damit ihr nicht von eurer Pflicht abgelenkt werdet. Laßt euch nicht von Schwierigkeiten entmutigen oder einschüchtern, sondern tretet ihnen entgegen und überwindet sie mit starkem Glauben und festem Entschluß. Sät den Samen im Glauben mit freigebiger Hand. DEV 167 3 Es kommt viel auf euer Benehmen zu denen an, die ihr besucht. Man kann einer Person die Hand zum Gruß auf eine solche Weise bieten, daß man sich sofort ihr Vertrauen erwirbt oder ihr so kalt entgegentreten, daß sie denken muß, man habe überhaupt keine Teilnahme für sie. DEV 167 4 Wir dürfen uns nicht betragen, als ob es für uns eine Herablassung sei, mit den Armen zusammenzukommen. Sie sind in des Herrn Augen ebenso wertvoll wie wir, und wir müssen sie dementsprechend behandeln. Unsre Kleidung muß einfach sein, damit wir, wenn wir Arme besuchen, sie nicht in Verlegenheit bringen wegen des Unterschieds in ihrer und unsrer Erscheinung. Die Armen haben oft nur sehr wenig Freude; warum sollten Gottes Diener nicht Lichtstrahlen in ihre Wohnungen bringen? Wir bedürfen der zarten Teilnahme Jesu -- dann werden wir den Weg zu ihren Herzen finden. ------------------------Kapitel 38: Der Hirtendienst DEV 168 1 Ein wahrer Hirte nimmt Anteil an allem, was das Wohl seiner Herde anbetrifft, wie sie genährt, geleitet und verteidigt wird. Er wird sich mit viel Weisheit benehmen und besonders rücksichtsvoll gegen die Versuchten, die Leidtragenden und Niedergeschlagenen sein. "Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, daß er sich dienen lasse, sondern daß er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele." Matthäus 20,28. "Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Der Knecht ist nicht größer denn sein Herr, noch der Apostel größer denn der ihn gesandt hat." Johannes 13,16. Christus "entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward gleichwie ein anderer Mensch und an Gebärden als ein Mensch erfunden". Philipper 2,7. "Wir aber, die wir stark sind, sollen der Schwachen Gebrechlichkeit tragen und nicht Gefallen an uns selber haben. Es stelle sich ein jeglicher unter uns also, daß er seinem Nächsten gefalle zum Guten, zur Besserung. Denn auch Christus hatte nicht an sich selber Gefallen, sondern wie geschrieben steht: ‚Die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen.'" Römer 15,1-3. DEV 168 2 Manchem Arbeiter mißlingt sein Werk, weil er nicht eng genug in Fühlung kommt mit denen, die seiner Hilfe am meisten bedürfen. Mit der Bibel in der Hand muß er in höflich freundlicher Weise herauszufinden suchen, was die Hindernisse in den Anschauungen derer sind, die anfangen zu fragen: Was ist Wahrheit? Sorgfältig und herzlich muß er sie wie Kinder in einer Schule anleiten und belehren. Viele müssen Lehrsätze, die ihnen lange als Wahrheit galten, verlernen und geraten dann, wenn sie überzeugt werden, daß sie sich in biblischen Dingen geirrt haben, in Verwirrung und Zweifel. Sie bedürfen der zärtlichsten Teilnahme und der besonnensten Hilfe; sie müssen aufs sorgfältigste unterwiesen werden. Man muß für sie und mit ihnen beten und sie mit der freundlichsten Besorgnis bewachen und behüten. DEV 169 1 Es ist ein großes Vorrecht, ein Mitarbeiter Christi in der Errettung von Seelen zu sein. Geduldig und uneigennützig versuchte der Heiland den Menschen in seinem gefallenen Zustand zu erreichen und ihn von den Folgen der Sünde zu erretten. Seine Jünger, die sein Wort lehren, sollten ihr großes Vorbild so genau wie möglich nachahmen. DEV 169 2 In neuen Feldern sind viele Gebete und weises Vorangehen notwendig. Nicht nur Männer, die predigen können, werden dort gebraucht, sondern Männer, die aus Erfahrung eine Kenntnis über das Geheimnis der Gottseligkeit erlangt haben und dem dringenden Bedürfnis der Leute abhelfen können -- solche, welche die Wichtigkeit ihres Berufs als Diener Jesu erkennen und freudig das Kreuz aufnehmen, das er sie zu tragen gelehrt hat. DEV 169 3 Es ist von größter Wichtigkeit, daß der Prediger viel mit seinen Leuten verkehrt und dadurch mit den verschiedenen Wandlungen der menschlichen Natur bekannt wird. Er muß das Wirken des Verstandes erforschen, damit er seine Belehrungen dem Verständnisse seiner Hörer anpassen kann. Auf diese Weise wird er jene große Liebe erlernen, welche nur diejenigen besitzen, die in die Natur und die Bedürfnisse der Menschen hineindringen. ------------------------Kapitel 39: Bibellesungen im Familienkreis DEV 170 1 Der Plan, Bibellesungen zu halten, ist himmlischen Ursprungs. Es gibt viele Männer und Frauen, die sich in diesem Zweig der Missionsarbeit betätigen können. Auf diese Weise können Diener des Evangeliums sich entwickeln und mächtige Werkzeuge in der Hand Gottes werden. Schon Tausenden ist dadurch Gottes Wort zugänglich geworden, und die Boten Gottes kommen mit Leuten aus allen Völkern und Sprachen in persönliche Berührung. Die Bibel gelangt in die Familien, und ihre heiligen Wahrheiten werden dem Gewissen nahe gebracht. Die Leute werden veranlaßt, selbst zu lernen, zu prüfen und zu urteilen und werden vor die Verantwortung gestellt, das göttliche Licht anzunehmen oder zu verwerfen. Gott wird diesen köstlichen, für ihn geleisteten Dienst nicht unbelohnt lassen. Er wird jede demütige, in seinem Namen gemachte Anstrengung mit Erfolg krönen. DEV 170 2 In jedem neuen Feld müssen Geduld und Ausdauer geübt werden. Seid nicht entmutigt über geringe Anfänge; oft ergibt die niedrigste Arbeit den größten Erfolg. Je direkter unser Wirken für den Nächsten ist, desto mehr Gutes wird erzielt. Persönlicher Einfluß ist eine Macht. Auf die Gesinnung derer, mit denen wir eng verbunden sind, machen ungesehene Einflüsse Eindruck. Man kann nicht zu einer Menge reden und sie so bewegen wie den einzelnen, mit dem man in enge Beziehung getreten ist. Jesus veließ den Himmel und kam auf unsre Erde, um Seelen zu retten. Ihr müßt Fühlung mit denen haben, für die ihr arbeitet; sie müssen nicht nur eure Stimme hören, sondern eure Hand schütteln, eure Grundsätze lernen, eure Teilnahme empfinden können. DEV 170 3 Meine Brüder im Predigtamt, glaubt nicht, daß die einzige Pflicht, die euch obliegt, die einzige Art, Seelen zu gewinnen, die ist, Vorträge zu halten. Die beste Arbeit für euch ist, zu lehren und zu unterrichten. Wenn ihr Gelegenheit habt, dies zu tun, laßt euch im Familienkreis nieder und laßt Fragen an euch gestellt werden; beantwortet sie geduldig und einfach. Setzt solche Arbeit in Verbindung mit den öffentlichen Bemühungen fort. Predigt weniger und lehrt mehr, indem ihr Bibellesungen haltet und mit den Familien und kleinen Gruppen betet. DEV 171 1 Allen, die mit Christo arbeiten, möchte ich sagen: Wo ihr in Familien Eingang finden könnt, benutzt die Gelegenheit. Nehmt eure Bibel und eröffnet ihnen die großen Wahrheiten. Euer Erfolg hängt nicht so sehr von euren Kenntnissen und Ausführungen ab, als von eurer Fähigkeit, den Weg zum Herzen zu finden. Indem ihr gesellig seid und Fühlung mit den Leuten bekundet, werdet ihr ihren Gedankengang leichter ändern als durch die schönste Rede. Wird Christus im Familienkreis und kleinen Versammlungen in den Wohnungen richtig vorgeführt, so ist der Erfolg der Seelengewinnung für Jesum oft größer als durch Vorträge im Freien vor unzähligen Zuhörern oder selbst in Sälen oder Kirchen. DEV 171 2 Alle, die eine solche persönliche Arbeit unternehmen, müssen ebenso vorsichtig sein, nicht mechanisch in ihrer Wirkungsweise zu werden, wie der Diener, der das Wort predigt. Sie müssen beständig lernen. Sie müssen einen gewissenhaften Eifer haben, die höchsten Fähigkeiten zu erlangen, der Schrift kundige Männer zu werden. Sie müssen geistige Tätigkeiten pflegen und sich besonders dem Gebet und fleißigem Studium der Schrift widmen. ------------------------Kapitel 40: Der Wert der Bemühung um den Einzelnen DEV 171 3 Den besten Erfolg, Seelen zu gewinnen, haben Männer und Frauen gehabt, die nicht auf ihre Fähigkeiten stolz waren, sondern in Demut und im Glauben versuchten, dem Nächsten zu helfen. Gerade dies Werk hat Jesus getan. Er kam denen, die er erreichen wollte, nahe. Wie oft hatten sich nur wenige um ihn gesammelt, wenn er seine Lehren erteilte; ein Vorübergehender nach dem andern hielt dann an zu horchen, und bald vernahm eine große Menge mit Erstaunen und Verwunderung die Worte des vom Himmel gesandten Lehrers. Das Weib von Samaria DEV 172 1 Christus wartete nicht, bis sich eine größere Zuhörerschar versammelt hatte; einige der wichtigsten von ihm ausgesprochenen Wahrheiten redete er zu einzelnen Personen. Er saß am Jakobsbrunnen, als die Frau kam, um Wasser zu schöpfen. Zu ihrem Erstaunen erbat er sich eine Gunst von ihr. "Gib mir zu trinken," sagte er. Ihn verlangte nach einem kühlenden Trunk, und er wünschte gleichzeitig, den Weg zu öffnen, so daß er ihr Lebenswasser reichen könnte. DEV 172 2 "Wie bittest du von mir zu trinken," sagte sie, "so du ein Jude bist, und ich ein samaritisch Weib? (Denn die Juden haben keine Gemeinschaft mit den Samaritern.)" DEV 172 3 Jesus antwortete: "Wenn du erkenntest die Gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken, du bätest ihn, und er gäbe dir lebendiges Wasser .... Wer von diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten; wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm ein Brunnen des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt." DEV 172 4 Wieviel Teilnahme bekundete Jesus an dieser einen Frau! Wie ernst, wie überzeugend waren seine Worte! Sie ergriffen das Herz der Hörenden, die, den Zweck ihres Kommens zum Brunnen ganz vergessend, in die Stadt eilte und zu ihren Freunden sagte: "Kommt, sehet einen Menschen, der mir gesagt hat alles, was ich getan habe, ob er nicht Christus sei?" Siehe Johannes 4,7-30. DEV 172 5 Viele verließen ihre Beschäftigung und kamen zu dem Fremdling am Jakobsbrunnen. Sie überschütteten ihn mit Fragen und nahmen seine Erklärungen über viele ihnen bis dahin unverständlich gewesene Dinge eifrig auf. Sie verfolgten gleichsam einen plötzlichen Lichtstrahl, bis sie den Tag erreichten. DEV 173 1 Jesu Wirken, als er müde und hungrig am Brunnen saß, wurde mit einem sich weitverbreitenden Segen gekrönt. Die eine Seele, der er zu helfen versuchte, wurde das Mittel, andre zu erreichen und sie zum Heiland zu bringen. Auf diese Weise hat Gottes Werk immer Fortschritte gemacht. Lasset euer Licht leuchten, und andre Lichter werden dadurch angezündet werden! DEV 173 2 Gottes Diener müssen zu jeder Zeit bereit sein, sich augenblicklich zum Dienst zu stellen. Meine Brüder, von Stunde zu Stunde werden sich euch Gelegenheiten bieten, Gott zu dienen. Sie kommen und gehen beständig. Seid jeden Augenblick bereit, das Beste aus ihnen zu machen. Die Möglichkeit, das Wort des Lebens zu einer bedürftigen Seele zu sprechen, so daß es Gehör findet, mag sich nie wieder bieten; deshalb wagt nicht zu sagen: "Ich bitte dich, entschuldige mich." Verliert keine Gelegenheit, andre mit den unausforschlichen Reichtümern Christi bekanntzumachen, denn eine versäumte Gelegenheit mag nie wieder einzuholen sein. ------------------------Kapitel 41: Arbeitsteilung DEV 173 3 Eine ernsthafte, vielleicht unvermutete Hemmung im Erfolg der Wahrheit findet sich oft in den Gemeinden selbst. Wird Anstrengung gemacht, unsern Glauben Nichtgläubigen vorzuführen, dann ziehen die Gemeindeglieder sich oft zurück, als ob sie gar keinen Anteil an der Sache hätte, und lassen den Prediger die ganze Last allein tragen. Aus diesem Grunde hat zuweilen die Arbeit unsrer fähigsten Prediger nur wenig Erfolg gezeitigt. Die allerbesten Predigten mögen gehalten werden, die Botschaft mag gerade den Bedürfnissen der Leute entsprechen, und doch werden keine Seelen gewonnen, um sie Christo als Garben darzustellen. DEV 174 1 Wirkt ein Prediger an einem Ort, wo schon Seelen im Glauben stehen, dann sollte er fürs erste nicht so sehr danach trachten, Ungläubige zu bekehren, als Gemeindeglieder zur Mitarbeit heranzuziehen. Er muß auf sie persönlich einwirken, muß sie beeinflussen, selbst nach einer tieferen Erfahrung zu streben und für andre zu wirken. Sind sie bereit, den Prediger durch Gebet und Arbeit zu unterstützen, dann wird ein größerer Erfolg seine Bemühungen begleiten. DEV 174 2 Nichts Dauerndes kann für die Gemeinden an verschiedenen Orten getan werden, wenn sie nicht angeregt werden, die auf ihnen ruhende Verantwortlichkeit zu empfinden. Jedes Glied der Gemeinschaft muß fühlen, daß das Heil der eignen Seele von seinen eignen persönlichen Bemühungen abhängt. Ohne Anstrengung werden keine Seelen gerettet. Der Prediger kann die Menschen nicht selig machen. Wohl kann er ein Leitweg sein, durch welchen Gott seinem Volk Licht zuströmen läßt; ist aber das Licht einmal gegeben, dann bleibt es den Gliedern überlassen, es anzuwenden und auf andre scheinen zu lassen. Testimonies for the Church II, 121. Die Heranbildung von Hilfskräften in der Gemeinde DEV 174 3 Der Prediger darf nicht glauben, daß es seine Pflicht sei, alles Reden, Wirken und Beten selbst zu tun; er muß in jeder Gemeinde Hilfskräfte heranbilden. Verschiedene Glieder können abwechselnd die Versammlungen leiten oder Bibellesungen halten. Dadurch werden die ihnen von Gott gegebenen Talente verwertet, und gleichzeitig empfangen die Betreffenden eine Ausbildung im Dienste des Evangeliums. DEV 174 4 In gewisser Hinsicht kann man des Predigers Stellung mit der eines Aufsehers über eine Abteilung Arbeiter oder der eines Kapitäns über eine Schiffsmannschaft vergleichen. Sie müssen darauf achten, daß die ihnen unterstellten Männer die ihnen zugeteilten Arbeiten richtig und schnell ausführen, und nur im Notfall haben sie selbst Hand anzulegen. DEV 175 1 Der Besitzer einer großen Mühle fand eines Tages seinen Werkmeister unten am Radgrund, wo er einige einfache Reparaturen vornahm, während sechs Arbeiter dabei standen und zusahen. Der Eigner erforschte die genau Tatsache, um sicher zu sein, keine Ungerechtigkeit zu begehen, ließ dann den Werkmeister zu sich rufen und überreichte ihm seine Kündigung mit voller Auszahlung seines Gehalts. Erstaunt erbat der Aufseher sich eine Erklärung. Sie wurde ihm in folgenden Worten gegeben: "Ich habe sie angestellt, damit Sie sechs Leute an der Arbeit halten sollen. Diese sechs fand ich unbeschäftigt, während Sie die Arbeit eines einzelnen taten, die irgendeiner der sechs hätte gerade so gut machen können. Ich kann doch nicht das Gehalt von sieben Arbeitern zahlen, damit Sie die sechs lehren, wie man faulenzt." DEV 175 2 Diese Begebenheit mag auf einige Fälle anwendbar sein und auf andre nicht. Aber viele Prediger wissen nicht wie oder versuchen es nicht, die Gemeindeglieder zu den verschiedenen Zweigen der Gemeindearbeit tätig heranzuziehen. Würden sie ihre Aufmerksamkeit darauf richten, ihre Herde an die Arbeit zu bekommen und daran zu behalten, dann würden sie mehr Gutes vollbringen, mehr Zeit zum Studium und zu Missionsbesuchen haben und auch viele Ursachen zu Reibungen vermeiden. DEV 175 3 Natürlich werden einige, weil sie keine Erfahrung haben, Fehler begehen; aber es muß ihnen auf eine freundliche Weise gezeigt werden, wie sich die Arbeit besser verrichten läßt. So kann der Prediger Männer und Frauen anleiten, in der guten Sache, die so sehr unter dem Mangel an Arbeitern leidet, Verantwortungen zu tragen. Gerade solche Männer brauchen wir, und am besten gewinnen sie die notwendige Erfahrung, indem sie sich mit Herz und Hand an der Arbeit halten. Gerettet durch Bemühungen für andre DEV 176 1 Eine Gemeinde, die wirkt, wächst auch. Die Glieder werden angeregt und gestärkt, indem sie andern helfen. Ich las von einem Mann, der an einem strengen Wintertage im starken Schneegestöber reiste und unter der Kälte so sehr litt, daß fast unbemerkbar seine Lebenskräfte versagten. Die Kälte übermannte ihn, und er stand im Begriff, den Kampf ums Leben aufzugeben, als er das Stöhnen eines andern Wanderers hörte, der ebenfalls infolge der Kälte im Sterben lag. Sein Mitleid wurde angeregt, und er beschloß, dem Unglücklichen zu helfen. Er rieb dessen eiskalte Glieder und versuchte unter großen Anstrengungen, ihn auf die Füße zu bringen. Da diese jedoch versagten, umfing er den Leidenden, von diesem Anblick gerührt, mit seinen Armen und trug ihn durch die Schneewehen, über welche er glaubte, nicht allein hinüberkommen zu können. Als er seinen Mitreisenden an einen sichern Platz gebracht hatte, erkannte er, daß er in Wahrheit nicht nur seinen Nächsten sondern auch sich selbst gerettet hatte. Seine ernstlichen Bemühungen, dem andern zu helfen, hatten das in seinen eignen Adern durch die Kälte erstarrende Blut belebt und eine gesunde Wärme bis in die äußersten Gliedmaßen seines Körpers gebracht. DEV 176 2 Die Lehre, daß wir, indem wir andern Hilfe zuteil werden lassen, uns selbst helfen, muß jungen Gläubigen beständig durch Unterweisung und Beispiel eingeprägt werden, damit sie in ihrer christlichen Erfahrung die besten Ergebnisse erzielen. Die Niedergeschlagenen, denen der Weg zum ewigen Leben zu schwer dünkt, müssen sich aufmachen und andern helfen. Solche Anstrengungen, verbunden mit der Bitte um göttliches Licht, werden verursachen, daß ihre eignen Herzen unter dem belebenden Einfluß der Gnade Gottes lebhafter schlagen und ihre Liebe in gottähnlicherem Eifer erglüht. Ihr ganzes christliches Leben wird wirklicher, ernstlicher und gebetsreicher sein. DEV 177 1 Wir dürfen nicht vergessen, daß wir Pilgrime und Fremdlinge auf Erden sind und ein besseres, ja ein himmlisches Vaterland suchen. Die sich mit dem Herrn durch ein Bündnis, ihm zu dienen, vereint haben, stehen unter der Verpflichtung, mit ihm in der Arbeit der Seelengewinnung zusammenzuwirken. DEV 177 2 Gemeindeglieder sollten während der Woche ihren Anteil am Dienst Christi getreulich erfüllen und dann am Sabbat ihre Erfahrungen mitteilen. Dann wird die Versammlung Speise zur rechten Zeit sein und allen Anwesenden neues Leben und frische Kraft verleihen. Wenn Gottes Kinder die Notwendigkeit erkennen, so zu arbeiten, wie Christus für die Bekehrung des Sünders wirkte, werden die von ihnen am Sabbat abgelegten Zeugnisse Kraft in sich haben. Freudig werden sie die Köstlichkeit der Erfahrungen, die sie in der Arbeit für andre gemacht haben, bezeugen. Die Gemeinde ist ein heiliges Gemeingut DEV 177 3 Als Christus gen Himmel fuhr, vertraute er seinen Nachfolgern die Gemeinde mit allen ihren Bestrebungen als ein heiliges Gemeingut an. Die Arbeit für sie soll nicht allein dem Prediger oder einigen leitenden Männern überlassen werden, sondern ein jedes Glied muß sich bewußt sein, daß es einen feierlichen Bund mit dem Herrn geschlossen hat, nach besten Kräften, zu allen Zeiten und unter allen Umständen für die große Reichssache zu wirken. Ein jedes sollte etwas zu tun, eine Last zu tragen haben. Weit größere Fortschritte in geistlichen Dingen würden gemacht werden, wenn alle Gemeindeglieder eine persönliche Verantwortlichkeit fühlten. Diese auf ihnen ruhende heilige Last würde sie veranlassen, Gott oft um Kraft und Gnade zu bitten. DEV 177 4 Der wahre Wert der Gemeinde wird nicht nach der von ihr behaupteten hohen Stellung, nicht nach den in ihren Büchern eingetragenen Namen geschätzt, sondern nach dem, was sie für den Meister tut, nach der Zahl ihrer ausharrenden, treuen Diener Christi. Persönliche, uneigennützige Bemühungen bewirken mehr für die Sache Christi, als Predigten und Glaubensbekenntnisse vermögen. DEV 178 1 Die Prediger müssen die Gemeindeglieder lehren, daß sie, um geistlich wachsen zu können, die Last tragen müssen, die der Herr auf sie gelegt hat, nämlich die Bürde, Seelen zur Wahrheit zu führen. Alle, die diesen Verantwortlichkeiten nicht nachkommen, sollten besucht, es sollte mit ihnen gebetet und sich um sie bemüht werden. Laßt es nicht zu, daß die Leute sich auf euch als Prediger stützen; lehrt sie vielmehr, daß sie ihre Gaben gebrauchen müssen, um ihrer Umgebung die Wahrheit zu bringen. Auf diese Weise werden sie himmlische Engel als Mitarbeiter haben und eine Erfahrung erlangen, die ihren Glauben vergrößern und ihnen einen starken Halt an Gott geben wird. ------------------------Kapitel 42: Die Frau des Dieners Christi DEV 178 2 In früheren Jahren erduldeten die Frauen der Diener Christi Mangel und Verfolgung. Wurden ihre Gatten ins Gefängnis gesperrt oder zum Tode verurteilt, so litten jene edlen, sich selbst aufopfernden Frauen mit ihnen, und ihre Belohnung wird der dem Manne ausgeteilten gleich sein. Die Missionarsfrauen Boardman und Judson litten um der Wahrheit willen mit ihren Gefährten. Sie opferten im vollen Sinne des Wortes ihr Heim und ihre Freunde, um ihren Gatten zu helfen, in der Finsternis sitzende Seelen zu erleuchten und ihnen die verborgenen Geheimnisse des Wortes Gottes zu eröffnen. Ihr Leben stand beständig in Gefahr. Seelen zu retten, war ihr großes Ziel, um deswillen sie freudig dulden konnten. DEV 178 3 Begleitet die Frau ihren Gatten auf seinen Reisen, so sollte es nicht eigner Befriedigung willen geschehen, damit sie Besuche mache und bedient werde, sondern um mit ihm zu wirken. Ihre Teilnahme sollte sich mit der seinen zum allgemeinen Guten verbinden. Wenn häusliche Angelegenheiten sie nicht daran hindern, sollte sie willens sein, ihren Gatten zu begleiten und ihn in seinen Bemühungen unterstützen, Seelen zu retten. In Sanftmut und Demut und doch mit edlem Selbstvertrauen sollte sie einen leitenden Einfluß auf andre ausüben, ihren Teil auszuführen, ihr Kreuz und ihre Last in Versammlungen, am Familienaltar und an der Unterhaltung im Heim tragen. Die Leute erwarten dies mit Recht. Werden diese Erwartungen nicht verwirklicht, so verliert der Einfluß des Gatten um mehr als die Hälfte. DEV 179 1 Die Frau eines Dieners Christi kann, wenn sie will, viel tun. Besitzt sie den Geist der Selbstaufopferung und hat sie Liebe zu Seelen, so kann sie mit ihrem Manne ebensoviel Gutes schaffen wie er. Als Dienerin der Sache der Wahrheit kann sie manche Fälle, besonders unter den weiblichen Gliedern, besser verstehen und begreifen als ihr Gatte. DEV 179 2 Die Frau eines Dieners Christi trägt eine Verantwortung, die sie nicht leichthin abwerfen soll und kann. Gott fordert die ihr geliehenen Gaben mit Wucher. Sie muß ernstlich, treu und mit ihrem Mann vereint wirken, um Seelen zu retten. Sie darf nie ihre eignen Wünsche in den Vordergrund stellen, nie Mangel an Teilnahme für ihres Mannes Arbeit bekunden, nie dem Heimweh oder der Unzufriedenheit Raum geben; alle diese natürlichen Gefühle müssen überwunden werden. Sie sollte einen Lebenszweck haben, der unentwegt verfolgt werden muß, selbst wenn ihre Gefühle, ihre Annehmlichkeiten und natürlichen Neigungen sich auflehnen. Alles muß bereitwillig und freudig geopfert werden, um Gutes zu tun und Seelen zu retten. DEV 179 3 Die Frauen der Boten Gottes sollten ein Leben der Hingabe und des Gebets führen. Wohl möchten einige gern eine Religion haben, die kein Kreuz birgt und ihrerseits keine Selbstverleugnung und Anstrengung fordert. Anstatt mutig für sich allein zu stehen, sich wegen Kraft auf Gott zu verlassen und ihre persönliche Verantwortlichkeit zu tragen, haben sie sich vielfach von andern abhängig gemacht und ihr geistliches Leben von ihnen bezogen. Wieviel Gutes könnten sie tun, welch eine Hilfe andern, welche Stütze ihren Männern sein, und welche Belohnung würde ihrer am Ende warten, wenn sie in kindlichem Vertrauen sich auf Gott verlassen, alle ihre Zuneigungen auf Jesum richten, ihr Leben von Christo, dem lebendigen Weinstock, beziehen wollten "Ei, du frommer und getreuer Knecht," würde wie Musik an ihre Ohren schallen, und die Worte: "Gehe ein zu deines Herrn Freude," würden sie tausendfach belohnen für alle Leiden und Mühsale, die sie ertrugen, um kostbare Seelen zu gewinnen. DEV 180 1 Gehen verheiratete Männer ins Arbeitsfeld und überlassen der Frau die Sorge und Obhut der Kinder, so obliegt der Frau und Mutter ein ebenso großes und wichtiges Werk wie dem Mann und Vater. Er wirkt im Missionsfeld; sie hat innere Mission zu treiben und ihre Bürden und Sorgen überwiegen oft bei weitem die des Mannes und Vaters. Die Mutter hat ein heiliges und wichtiges Werk zu verrichten, nämlich den Charakter ihrer Kinder aufzubauen, sie zu einem nützlichen Leben hier auf Erden zu erziehen und sie geschickt zu machen für das zukünftige unsterbliche Leben. DEV 180 2 Der Gatte draußen im Missionsfeld mag menschliche Ehren einernten, während die zu Hause Arbeitende keine irdische Anerkennung für ihre Arbeit empfängt; arbeitet sie aber zum Besten ihrer Familie, indem sie danach trachtet, den Charakter der Kinder nach dem göttlichen Muster zu bilden, so wird der berichtabstattende Engel ihren Namen als einen der größten Missionare der Welt eintragen. DEV 180 3 Die Frau des Dieners Christi kann ihrem Mann eine große Hilfe sein und ihm seine Lasten erleichtern, wenn sie ihre eigne Seele in der Liebe Gottes bewahrt. Sie kann ihre Kinder im Wort Gottes unterweisen, kann dem Haushalt mit Sparsamkeit und Sorgfalt vorstehen, ihre Kinder zur Sparsamkeit anhalten und sie lehren, ihre Bedürfnisse einzuschränken. ------------------------Kapitel 43: Der Diener Christi zu Hause DEV 181 1 Gott beabsichtigt, daß der Lehrer der Bibel in seinem Heim die Wahrheiten auslebt, die er lehrt. Was der Mensch ist, hat einen größeren Einfluß als das, was er sagt. Frömmigkeit im täglichen Leben gibt dem öffentlichen Zeugnis Kraft. Geduld, Beständigkeit und Liebe machen einen Eindruck auf Herzen, der von Predigten nicht erreicht wird. DEV 181 2 Des Predigers Pflichten liegen um ihn herum, nahe und fern; aber seine höchste Pflicht schuldet er seinen Kindern. Er sollte durch seine Außenarbeit nicht so sehr in Anspruch genommen sein, daß er die notwendige Belehrung seiner Kinder vernachlässigt. Er mag seine häuslichen Pflichten von geringerer Wichtigkeit ansehen; in Wirklichkeit aber liegen sie der Wohlfahrt Einzelner und der Menge zu Grunde. In einem großen Grade hängt das Glück von Männern und Frauen, sowie der Erfolg der Gemeinde von dem Einfluß des Heims ab. Auf der richtigen Ausübung der täglichen Lebenspflichten beruht auch das ewige Wohl. Die Welt bedarf nicht so sehr der großen Geister als der guten Männer, die ihren Familien ein Segen sind. DEV 181 3 Es gibt keine Entschuldigung für den Prediger, seine innern Angelegenheiten der äußern wegen zu vernachlässigen. Das geistliche Wohl seiner Familie steht obenan. Am Tage der großen Abrechnung wird Gott ihn fragen, was er getan hat, um die für Christum zu gewinnen, denen er das Leben gab. Viel andern erwiesenes Gute kann nicht die Schuld tilgen, die er durch Vernachlässigung seiner eignen Kinder vor Gott trägt. DEV 181 4 In einer Predigerfamilie sollte eine Eintracht bestehen, die eine wirkungsvolle Predigt über praktische Frömmigkeit ist. Indem der Diener des Evangeliums und seine Gefährtin im Hause getreulich ihren Pflichten in der Zucht, im Verbessern, im Raten und Anleiten ausüben, werden sie besser befähigt, in der Gemeinde zu wirken, und sie vervielfältigen die Zahl der Werkzeuge, die Gottes Werk außerhalb des Familienkreises ausführen. Die Familienglieder werden Glieder der Gottesfamilie; sie sind eine Kraft zum Guten und üben einen weitreichenden Einfluß aus. DEV 182 1 Anderseits aber wird der Bote Gottes, der seine Kinder ungesittet und ungehorsam heranwachsen läßt, finden, daß dem Einfluß seiner Predigten durch das unliebenswürdige Verhalten seiner Kinder entgegengearbeitet wird. Wer die Glieder seiner eignen Familie nicht beaufsichtigen kann, wird auch der Gemeinde Gottes nicht richtig dienen oder sie vor Zank und Streit bewahren können. Höflichkeit im Hause DEV 182 2 Wir stehen immer in Gefahr, es zu unterlassen, den kleinen Dingen des Lebens die gehörige Aufmerksamkeit zu schenken. Der Diener Christi sollte es nie versäumen, freundliche und ermutigende Worte in der Familie zu sprechen. Mein lieber Amtsbruder, bist du zu Hause unfreundlich, unhöflich oder gar grob? Dann übertrittst du, einerlei wie hoch deine Stellung sein mag, die Gebote Gottes. Wie ernstlich du auch andern predigen magst, du wirst nicht den dir gesetzten Standpunkt erreichen, wenn du nicht Christi Liebe in deinem Familienleben bekundest. Glaube nicht, daß der Mann, der das Rednerpult verläßt und dann harte, beißende Bemerkungen macht oder scherzt und spaßt, ein Stellvertreter Christi ist. Die Liebe Gottes ist nicht in ihm. Sein Herz ist voll von Eigenliebe und Selbstgefühl, und er bekundet es, daß er den wahren Wert der heiligen Dinge nicht schätzt. Christus ist nicht mit ihm, und er trägt nicht die heilige Botschaft der Wahrheit für diese Zeit. DEV 182 3 Manchmal werden die Kinder der Boten Gottes am meisten vernachlässigt, weil der Vater wenig bei ihnen ist und sie sich selbst überlassen sind, ihre Beschäftigung und ihr Vergnügen wählen. Hat der Prediger Söhne, so sollte er sie nicht ganz der Sorge der Mutter überlassen. Das ist eine zu schwere Bürde für sie. Er muß sich zu ihrem Vertrauten und Freund machen, muß sich bemühen, sie von böser Gesellschaft fernzuhalten und ihnen genügend nützliche Arbeit verschaffen. Sieht der Gatte, daß es der Mutter schwer fällt, Selbstbeherrschung zu üben, so muß er selbst den größten Teil der Last auf sich nehmen und alles, was in seiner macht steht, tun, seine Söhne zu Gott zu führen. DEV 183 1 Die Frau des Dieners Christi darf, wenn sie Mutter ist, es nicht vergessen, daß sie im Heim ein Missionsfeld hat, wo sie mit unermüdlicher Tatkraft und unentwegtem Eifer wirken sollte, sich wohl bewußt, daß die Folgen ihrer Arbeit sich über die ganze Ewigkeit erstrecken. Sind die Seelen ihrer Kinder nicht ebensoviel wert wie die Seelen der Heiden? Dann laß sie sie weiden mit liebender Sorgfalt. Sie hat die Verantwortlichkeit, der Welt die Kraft und die Vorzüge einer religiösen Erziehung zu zeigen. Sie muß sich von Grundsätzen und nicht von Gefühlen leiten lassen und sich in ihrer Arbeit bewußt sein, daß Gott ihr Helfer ist. Durch nichts darf sie sich von ihrer Misssionsarbeit abwenden lassen. DEV 183 2 Der Einfluß der Mutter, die im engen Verkehr mit Christo steht, ist von unendlichem Wert. Ihre dienende Liebe macht das Heim zu einem Bethel. Christus wirkt mit ihr und verwandelt das gewöhnliche Wasser des Lebens in Wein vom Himmel. Ihre Kinder werden heranwachsen, um ihr in diesem und im zukünftigen Leben ein Segen und eine Ehre zu sein. ------------------------Kapitel 44: "Weide meine Lämmer!" DEV 183 3 Christus sprach kurz vor seiner Himmelfahrt zu Petrus: "Weide meine Lämmer!" (Johannes 21,15) und diese Aufforderung gilt jedem Diener des Evangeliums. Als Christus zu seinen Jüngern sagte: "Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solcher ist das Reich Gottes" (Markus 10,14), sprach er zu seinen Jüngern aller Zeiten. DEV 184 1 Der großen Sache der Wahrheit ist viel verloren gegangen durch den Mangel an Aufmerksamkeit für die geistlichen Bedürfnisse der Jugend. Die Boten des Evangeliums sollten mit den Kindern ihrer Gemeinden in engem, trautem Verkehr stehen. Viele tun dies ungern, aber ihre Vernachlässigung ist in den Augen des Himmels eine Sünde. Es gibt unter uns viele junge Männer und Mädchen, denen unsre Glaubenslehren nicht bekannt sind, deren Herzen jedoch nie von der Macht der göttlichen Gnade berührt worden sind. Wie können wir, die wir behaupten, Diener Gottes zu sein, Tag für Tag, Woche auf Woche vergehen lassen und gleichgültig gegen ihren Zustand sein? Sollten sie in ihren Sünden ungewarnt sterben, so würde ihr Blut von der Hand des Wächters gefordert werden, der es versäumt hat, sie zu warnen. DEV 184 2 Warum sollte die Arbeit für die in unserm Bereich lebende Jugend nicht als eine Missionsarbeit höchster Art angesehen werden? Verlangt sie doch das größte Zartgefühl, die genaueste Überlegung, das ernsteste Gebet um himmlische Weisheit. Junge Leute sind das besondre Ziel der Angriffe Satans; aber Freundlichkeit, Höflichkeit und Teilnahme eines von der Liebe zu Jesu überfließenden Herzens erwirbt ihr Vertrauen und bewahrt sie auch vor vielen Schlingen des Feindes. DEV 184 3 Die Jugend bedarf mehr als gelegentlicher Beachtung mehr als dann und wann eines Wortes der Aufmunterung; sie bedarf mühevoller, gebetsreicher, sorgfältiger Arbeit. Nur der, dessen Herz mit Liebe und Mitgefühl erfüllt ist, wird imstande sein, jene jungen Leute zu erreichen, die anscheinend sorglos und gleichgültig sind. Nicht allen kann in gleicher Weise geholfen werden. Gott behandelt jeden einzelnen nach seinem Temperament und Charakter, und wir müssen mit ihm wirken. Oft tragen Seelen, an denen wir gleichgültig vorübergehen, weil wir nach der äußern Erscheinung urteilen, die besten Anlagen für Boten Christi in sich und werden alle auf sie verwandten Anstrengungen belohnen. Die Aufgabe, wie die Jugend zu behandeln ist, muß sorgfältig erforscht werden. Ernstere Gebete um Weisheit sind in dieser Sache notwendig. Predigten für Kinder DEV 185 1 Bei jeder passenden Gelegenheit muß die Geschichte von der Liebe Jesu den Kindern wiederholt werden; jede Predigt sollte etwas für sie besonders enthalten. Gottes Diener kann diese Kleinen zu seinen bleibenden Freunden machen. Er darf keine Gelegenheit verlieren, ihnen zu helfen, eine klare Erkenntnis der Heiligen Schrift zu bekommen. Das wird sie vor den Plänen Satans besser schützen, als wir uns vorstellen können. Werden Kinder frühzeitig mit den Wahrheiten des Wortes Gottes bekannt, dann wird der Gottlosigkeit eine Schranke errichtet, und sie werden imstande sein, dem Feind mit einem "Es steht geschrieben" entgegenzutreten. DEV 185 2 Wer Kinder und die Jugend unterrichtet, sollte langweilige Bemerkungen vermeiden. Kurze, treffende Reden üben einen guten Einfluß aus. Muß viel gesagt werden, so kann es häufiger in kurze Weise geschehen. Einige dann und wann eingeflochtene fesselnde Bemerkungen helfen mehr als viele Unterweisungen auf einmal. Lange Reden ermüden den jugendlichen Sinn. Zu viel Gerede erregt sogar Widerwillen gegen geistliche Belehrung, in gleicher Weise wie ein überladener Magen weniger Appetit hat und Widerwillen gegen Nahrung bekundet. Unsre Belehrungen an die Gemeinde und besonders an die Jugend müssen Regel für Regel, hier ein wenig und dort ein wenig ausgeteilt werden. Kinder müssen auf sehr sanfte und nicht auf harte Weise zum Himmel gezogen werden. Die Gefühle der Jugend teilen DEV 186 1 Wir müssen versuchen, in die Gefühle der Jugend einzudringen, müssen Anteil nehmen an ihren Freuden, ihrem Kummer, ihren Kämpfen und Siegen. Jesus blieb nicht im Himmel, fern von den Bekümmerten und Sündigen; er kam in diese Welt, um mit der Schwäche, dem Leiden und den Versuchungen des gefallenen Menschengeschlechts bekannt zu werden. Er ließ sich zu uns herab, wo wir waren, damit er uns emporheben könnte. In unsrer Arbeit für die Jugend müssen wir sie da aufsuchen, wo sie ist, um ihr zu helfen. Werden jugendliche Jünger von der Versuchung überwältigt, so müssen die an Erfahrung älteren nicht hart mit ihnen verfahren oder ihre Bemühungen gleichgültig betrachten. Denkt daran, daß auch ihr oft wenig Kraft bewiesen habt, der Macht des Versuchers zu widerstehen. Seid so geduldig mit diesen Lämmern der Herde, wie ihr wünscht, daß andre mit euch sein mögen. Gott hat uns so geschaffen, daß selbst der Stärkste Teilnahme verlangt. Wieviel mehr bedürfen ihrer dann Kinder! Ein Blick des Mitgefühls allein beruhigt und stärkt oft schon das zagende, versuchte Kind. DEV 186 2 Jesus sagt zu jedem Wandrer: "Gib mir, mein Sohn, dein Herz." Sprüche 23,26. "So kehret nun wieder, ihr abtrünnigen Kinder, so will ich euch heilen von eurem Ungehorsam." Jeremia 3,22. Die Jugend kann nicht wahrhaft glücklich sein ohne die Liebe Jesu, und er wartet mit teilnehmender Zärtlichkeit, die Geständnisse des Verirrten zu hören und seine Reue anzunehmen. Ihm verlangt nach einem Beweis der Dankbarkeit, wie eine Mutter auf das Lächeln der Anerkennung von ihrem geliebten Kinde wartet. Der große Gott lehrt uns, ihn Vater zu nennen; er will, daß wir es begreifen sollen, wie gar ernstlich und zärtlich sein Herz nach uns in allen unsern Mühsalen und Versuchungen verlangt. "Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, so ihn fürchten." Psalm 103,13. Eher kann eine Mutter ihres Kindleins vergessen, als daß Gott eine ihm vertrauende Seele versäumen sollte. Die Jugend sollte sich an der Gemeindearbeit beteiligen DEV 187 1 Unsre Verantwortlichkeit für die Jugend hört auf keinen Fall auf, wenn sie ihr Herz Gott gibt. Es muß in ihr Teilnahme für des Herrn Werk und die Erkenntnis geweckt werden, daß Gott auch von ihr die Förderung seiner Reichssache erwartet. Es ist nicht genug, daß man den jungen Leuten zeige, wieviel getan werden muß und daß man sie aufmuntre, einen Teil der Arbeit zu übernehmen. Sie müssen gelehrt werden, wie für den Herrn zu arbeiten ist; sie müssen erzogen, angeleitet und geübt werden, auf die beste Art und Weise Seelen für Christum zu gewinnen. Lehrt sie, ruhig, unauffällig ihren jungen Kameraden zu helfen. Teilt die verschiedenen Zweige der Missionsarbeit, an denen sie sich beteiligen können, planmäßig ein, unterweist sie und helft ihnen. So lernen sie, für den Herrn zu wirken. DEV 187 2 Wähnt nicht, die Teilnahme der Jugend dadurch zu gewinnen, daß ihr sie in Missionsversammlungen nehmt und dort lange Predigten haltet. Überlegt es euch, wie ihr regen Missionsgeist in ihnen hervorrufen könnt. Wöchentlich sollten alle Berichte abgeben, die zeigen, was sie versucht haben, für den Heiland zu tun und welches ihr Erfolg war. Würden solche Berichte in den Missionsversammlungen abgegeben, dann würden diese nicht fade, langweilig oder eintönig, sondern lebendig sein, und an Aufmerksamkeit der Hörer würde es nicht fehlen. DEV 187 3 Unsre Gemeinden bedürfen jugendlicher gut geordneter und wohl ausgebildeter Gaben. Die Jugend will etwas mit ihrer überschüssigen Kraft tun. Wird diese nicht in richtige Wege gelenkt, so wird sie in einer Weise verbraucht, die das eigne geistliche Leben stört und der Umgebung Schaden bringt. DEV 188 1 Das Herz des Leiters muß mit den Herzen der ihm Anvertrauten eng verknüpft sein. Er muß bedenken, daß viele Versuchungen an sie herantreten. Nur selten erkennen wir es, welche häßlichen Charakterzüge den jungen Leuten als Erbstück vermacht sind, und wie oft die Versuchung als Folge dieser Vererbung an sie herantritt. DEV 188 2 Die wachsame Sorge, die der Unterhirte den Lämmern seiner Herde zuteil werden lassen muß, wird durch ein Bild, das den guten Hirten darstellt, sehr schön veranschaulicht. Der Hirte schreitet voran, während die Herde dicht hinter ihm folgt. In den Armen trägt er ein hilfloses Lamm, dessen Mutter vertrauensvoll an seiner Seite geht. Jesaja sagt von Christi Wirken: "Er wird die Lämmer in seine Arme sammeln und in seinem Busen tragen." Jesaja 40,11. Die Lämmer bedürfen mehr als täglicher Nahrung: sie müssen beschützt und beständig mit zarter Sorgfalt behütet werden. Geht eins von ihnen irre, so muß es gesucht werden. Dieses Bild ist schön und veranschaulicht den liebenden Dienst, den der Unterhirte der Herde Christi denen beweisen soll, die seinem Schutze und seiner Sorgfalt anvertraut sind. DEV 188 3 Meine Amtsbrüder, öffnet den jungen Leuten, die der Versuchung ausgesetzt sind, eure Tür. Tretet ihnen durch persönliche Bemühungen recht nahe. Das Böse lädt sie an allen Seiten ein. Versucht, sie für Dinge zu gewinnen, die ihnen helfen können, ein höheres Leben zu führen. Haltet euch nicht für erhaben über sie. Führt sie in eure Wohnung, ladet sie ein, an eurer Familienandacht teilzunehmen. Laßt uns an Gottes Aufforderung an uns denken, den Pfad zum Himmel sonnig und anziehend zu machen. DEV 189 1 Wir sollten die Jugend anleiten, der Jugend zu helfen, denn dabei wird sie sich Erfahrungen sammeln, die sie befähigen, in größerem Maße geweihte Diener Gottes zu werden. Tausende von Herzen können in der einfachsten, demütigsten Weise gewonnen werden. Die Intelligentesten, die von der Welt als die begabtesten Männer und Frauen angesehen und gepriesen werden, werden oft durch die einfachsten Worte erfrischt, wenn diese aus einem Gott liebenden Herzen kommen. Aufrichtige, ehrliche Worte aus dem Munde eines Gotteskindes, in Einfachheit geredet, werden Herzenstüren öffnen, die lange verschlossen waren. Testimonies for the Church VI, 115. DEV 189 2 Timotheus kannte von Kindheit an die Heilige Schrift, und diese Kenntnis bot ihm einen sicheren Schutz gegen die ihn umgebenden bösen Einflüsse und gegen die Versuchung, Vergnügen und Selbstbefriedigung der Pflicht vorzuziehen. Eines solchen Schutzmittels bedürfen alle unsre Kinder, und die Eltern sowie die Botschafter Christi sollten es sich zur Pflicht machen, die Kinder gut im Worte Gottes zu unterrichten. Zeugnisse für die Gemeinde Band I, 138. ------------------------Kapitel 45: Das Gebet für die Kranken DEV 189 3 Heilung ist das Wesentlichste des Evangeliums. Der Heiland wünscht, daß seine Diener die Kranken, die Hoffnungslosen und die Trauernden ermuntern, seine Kraft erfassen. Gottes Diener sind Kanäle seiner Gnade, und durch sie wünscht er, seine heilende Kraft auszuüben. Es ist ihre Pflicht, die Kranken und Leidenden auf Armen des Glaubens zum Heiland zu bringen. Sie sollten so eng mit ihrem Herrn verbunden sein und in ihrem Leben so deutlich das Wirken seiner Wahrheit offenbaren, daß er sie zu einem segensreichen Mittel für solche machen kann, die der körperlichen und auch der seelischen Heilung bedürfen. DEV 189 4 Es ist unser Vorrecht, mit den Kranken zu beten und ihnen zu helfen, das Band des Glaubens zu erfassen. Gottes Engel sind denen nahe, die in dieser Weise der leidenden Menschheit dienen. Wenden sich Kranke an den geweihten Botschafter Christi und versucht dieser, ihre Aufmerksamkeit auf göttliche Dinge zu lenken, so führt er ein Werk aus, das die ganze Ewigkeit hindurch bestehen wird. Nähert er sich den Kranken mit dem Trost der Hoffnung, den er durch den Glauben an Christum und die Annahme der göttlichen Verheißungen empfangen hat, dann wird er in seiner Erfahrung reicher an geistlicher Kraft. DEV 190 1 Mit erwachendem Gewissen ruft manche geängstigte Seele aus, die unter körperlichen Schmerzen als Folge ihrer fortgesetzten Übertretungen leidet: "Gott, sei mir Sünder gnädig! Mache mich zu deinem Kind!" Dann ist es an der Zeit, daß der Diener Christi, stark im Glauben, dem Kranken sagt: Es gibt eine Hoffnung für den Reumütigen, in Jesu findet jede Seele, die nach Hilfe und Annahme verlangt, Befreiung und Frieden. Wer in Sanftmut und Liebe das Evangelium der leidenden Seele bringt, die so sehr ihrer Hoffnungsbotschaft bedarf, ist ein Mundstück dessen, der sich selbst für die Menschheit hingab. Spricht er hilfreiche, passende Worte und betet er für den Kranken, dann wendet Jesus die Heilmittel an. Gott spricht durch menschliche Lippen. Das Herz wird erreicht. Das Menschliche ist mit dem Göttlichen in Berührung gekommen. DEV 190 2 Der Diener des Evangeliums sollte es aus Erfahrung wissen, daß die lindernde Gnade Christi Gesundheit, Frieden und völlige Freude mitteilt. Er sollte Christum als den kennen, der die Mühseligen und Schwerbeladenen einladet, zu ihm zu kommen und Ruhe zu finden. Er darf niemals vergessen, daß des Heilandes liebende Gegenwart beständig jedes menschliche Werkzeug umgibt, das von Gott berufen ist, geistliche Segnungen mitzuteilen. Dieser Gedanke wird seinem Glauben Lebenskraft und seinen Bitten Ernst verleihen. DEV 190 3 Dann kann er denen, die ihn um Hilfe bitten, die gesundheitgebende Kraft der Wahrheit Gottes mitteilen, von den Wundern Christi reden und die Sinne der Kranken auf den großen Arzt richten, der sowohl Licht und Leben als auch Trost und Frieden ist. Er kann ihnen sagen, daß sie nicht zu verzagen brauchen, daß der Heiland sie liebt und daß sie, wenn sie sich ihm übergeben, seiner Liebe, seiner Gnade und erhaltenden Kraft sicher sind. Er muß sie dringend bitten, in den Verheißungen Gottes zu ruhen, da es seine Erfahrung ist, daß er, der diese Verheißungen gegeben hat, unser bester und treuster Freund ist. Bemüht er sich, den Sinn himmelwärts zu richten, so wird er finden, daß der Gedanke an das zärtliche Mitgefühl des großen Helfers, der den heilenden Balsam recht anzuwenden weiß, dem Kranken ein Gefühl der Ruhe und Stille verleiht. DEV 191 1 Der göttliche Helfer ist im Krankenzimmer gegenwärtig; er hört jedes Wort des Gebets, das in der Einfachheit wahren Glaubens an ihn gerichtet wird. Seine Jünger sollen heute ebenso ernstlich wie die Jünger vor alters für die Kranken beten. Dann werden auch Genesungen folgen, denn "das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen". Jakobus 5,15. DEV 191 2 Gottes Wort enthält bestimmte Anweisungen, wie wir für die Wiederherstellung Kranker beten sollen. Aber das Darbringen solcher Gebete ist eine sehr feierliche Handlung und sollte nicht ohne sorgfältige Überlegung vorgenommen werden. In vielen Fällen, wo man um die Heilung Kranker bittet, ist das, was man Glauben nennt, nur Vermessenheit. DEV 191 3 Viele Personen ziehen sich Krankheit durch ihre Selbstbefriedigung zu. Sie haben nicht in Übereinstimmung mit dem Naturgesetz oder den Grundsätzen strenger Reinheit gelebt. Andre haben die Gesundheitsgesetze beim Essen und Trinken, Kleiden oder Arbeiten mißachtet. Oft ist irgendein Laster die Ursache der Schwäche von Körper und Geist. Würden diese Personen des Segens der Gesundheit teilhaftig werden, so würden viele von ihnen fortfahren, denselben Weg achtloser Übertretung von Gottes Natur-- und Sittengesetzen zu verfolgen. Sie würden den Schluß daraus ziehen, daß, wenn Gott sie in Erhörung der Gebete heilt, sie dann die Freiheit haben, ihre gesundheitswidrigen Gewohnheiten fortzusetzen und einem verdorbenen Appetit ohne Einschränkung zu frönen. Würde Gott ein Wunder tun und diesen Personen die Gesundheit wiederschenken, so würde er dadurch die Sünde ermutigen. DEV 192 1 Es ist vergebliche Arbeit, das Volk zu lehren, auf Gott als einen Arzt für ihre Gebrechen zu blicken, solange sie nicht unterrichtet werden, ungesunde Gewohnheiten abzulegen. Um seinen Segen in Erhörung des Gebets zu empfangen, müssen sie mit dem Bösen brechen und lernen, Gutes zu tun. Ihre Umgebung muß gesundheitlich, ihre Lebensweise richtig sein. Sie müssen in Übereinstimmung mit dem Gesetz Gottes leben, sowohl mit dem Natur-- als auch mit dem Sittengesetz. Sündenbekenntnis DEV 192 2 Wünscht jemand, daß für seine Genesung gebetet wird, so sollte es ihm klar gemacht werden, daß die Übertretung von Gottes Gesetz, sei es das Natur -- oder das Sittengesetz, Sünde ist und daß er, wenn er den Segen des Himmels empfangen will, seine Sünden bekennen und lassen muß. DEV 192 3 Die Schrift gebietet uns: "Bekenne einer dem andern seine Sünden und betet füreinander, daß ihr gesund werdet." Jakobus 5,16. Dem, der um Gebete für sich bittet, sollten folgende Gedanken vorgehalten werden: Wir können nicht ins Herz schauen oder die Geheimnisse deines Lebens ergründen; die sind nur dir und Gott bekannt. Wenn du deine Sünden bereust, so ist es deine Pflicht, sie zu bekennen. DEV 192 4 Sünden persönlichen Charakters sollten Christo bekannt werden, dem einzigen Mittler zwischen Gott und den Menschen; denn "ob jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesum Christum, der gerecht ist". 1.Johannes 2,1. Jede Sünde ist ein Vergehen gegen Gott und muß ihm durch Christum bekannt werden. Jede offenbare Sünde sollte auch öffentlich bekannt werden. Unrecht, das einem Mitmenschen zugefügt wurde, sollte mit dem Betreffenden in Ordnung gebracht werden. Wenn jemand, der Gesundheit sucht, sich des Afterredens schuldig gemacht hat, wenn er in der Familie, der Nachbarschaft oder Gemeinde Zwietracht gesät hat, wenn er Entfremdung und Uneinigkeit hervorgerufen oder durch schlechte Gewohnheiten andre zur Sünde verführt hat, so sollten diese Dinge vor Gott und vor denen bekannt werden, denen Schaden zugefügt wurde. "So wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Untugend." 1.Johannes 1,9. DEV 193 1 Wenn das Unrecht gutgemacht ist, so mögen wir die Bedürfnisse des Kranken dem Herrn in stillem Glauben vorführen, wie sein Geist es eingibt. Er kennt jeden persönlich bei Namen und sorgt für einen jeden, als wenn kein andrer auf Erden sei, für den er seinen lieben Sohn hingab. Weil Gottes Liebe so groß und unwandelbar ist, sollten die Kranken ermutigt werden, ihm zu vertrauen und getrost zu sein. Um sich selbst besorgt zu sein, verursacht Schwäche und Unbehagen. Wenn sie sich über Niedergeschlagenheit und Schwermut erheben, wird ihre Aussicht auf Genesung viel größer sein; denn "des Herrn Auge sieht auf die, ... die auf seine Güte hoffen". Psalm 33,18. Unterwerfung unter Gottes Willen DEV 193 2 Beim Gebet für die Kranken sollte man daran gedenken, daß "wir nicht wissen, was wir beten sollen, wie sich's gebührt". Römer 8,26. Wir wissen nicht, ob der erwünschte Segen das Beste sein wird oder nicht. Deshalb sollten unsre Gebete diesen Gedanken einschließen: "Herr du kennst jedes Geheimnis der Seele, du bist bekannt mit diesen Personen. Jesus, ihr Fürsprecher, gab sein Leben für sie; seine Liebe für sie ist größer als unsre je sein kann. Wenn es deshalb zu deiner Ehre und zum Heil der Kranken gereicht, so bitten wir im Namen Jesu, daß sie gesund werden möchten. Wenn es nicht dein Wille ist, daß sie wiederhergestellt werden, so bitten wir, daß deine Gnade sie trösten und deine Gegenwart sie an ihren Leiden aufrechterhalten möge." DEV 194 1 Gott weiß das Ende vom Anfang, er ist mit den Herzen aller Menschen bekannt. Er kann jedes Geheimnis der Seele lesen. Er weiß, ob diejenigen, für welche Gebete dargebracht werden, imstande sind oder nicht, die Prüfungen zu erdulden, welche über sie kommen werden, wenn sie am Leben bleiben. Er weiß, ob ihr Leben für sie selbst und für die Welt ein Segen oder ein Fluch sein wird. Aus diesem Grunde sollten wir, während wir mit Ernst unsre Bitten vorbringen, sagen: "Doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!" Lukas 22,42. Jesus fügte diese Worte der Unterwerfung unter die Weisheit und den Willen Gottes hinzu, als er im Garten Gethsemane betete: "Mein Vater, ist's möglich, so gehe dieser Kelch von mir." Matthäus 26,39. Und wenn sie für ihn, den Sohn Gottes, passend waren, wieviel mehr sind sie den Lippen sterblicher, irrender Menschen angepaßt! DEV 195 2 Der folgerichtige Weg ist, unsre Wünsche unserm allweisen himmlischen Vater zu übergeben und ihm dann in vollkommener Hingabe alles anzuvertrauen. Wir wissen, daß Gott uns hört, wenn wir nach seinem Willen bitten. Aber ihn mit unsern Bitten ohne Unterwürfigkeit drängen wollen, ist nicht recht; unsre Gebete dürfen nicht die Form eines Befehls annehmen, sondern müssen als Bitte vorgebracht werden. Es gibt Fälle, wo Gott entschieden durch seine göttliche Macht zur Wiederherstellung der Gesundheit wirkt. Aber nicht alle Kranken werden geheilt. Viele werden in Jesu zur Ruhe gelegt. Johannes wurde auf der Insel Patmos geboten zu schreiben: "Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben, von nun an. Ja, der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit; denn ihre Werke folgen ihnen nach." Offenbarung 14,13. Hieraus sehen wir, daß, wenn Personen nicht wieder gesund werden, man deshalb nicht urteilen darf, daß es ihnen an Glauben fehlte. DEV 195 1 Wir alle wünschen auf unsre Gebete unverzügliche und unmittelbare Erhörung und sind geneigt, entmutigt zu werden, wenn sie sich verzögert oder in andrer Form kommt, als wir erwarteten. Aber Gott ist zu weise und zu gütig, unsre Gebete stets gerade zu der Zeit und auf die Weise zu erfüllen, wie wir es wünschen. Er will mehr und Besseres für uns tun, als alle unsre Wünsche ausführen. Und weil wir seiner Weisheit und Liebe vertrauen können, sollten wir ihn nicht bitten, nach unserm Willen zu gehen, sondern sollten versuchen, in seine Absicht einzudringen und sie zu erfüllen. Unsre Wünsche und Bestrebungen sollten in seinem Willen aufgehen. DEV 195 2 Diese Erfahrungen, welche den Glauben prüfen, dienen zu unserm Besten. Dadurch wird es offenbar, ob unser Glaube wahrhaftig und aufrichtig ist, ob er auf dem Worte Gottes allein ruht, oder ob er von Umständen abhängt und deshalb unsicher und veränderlich ist. Der Glaube wird durch Übung gestärkt. Wir müssen zur Vollkommenheit in der Geduld gelangen, indem wir daran gedenken, daß die Schrift köstliche Verheißungen für solche enthält, die auf dem Herrn harren. DEV 195 3 Nicht alle verstehen diese Grundsätze. Viele, die des Herrn heilende Gnade suchen, denken, daß ihre Gebete unmittelbare und unverzügliche Erhörung finden müssen, oder ihr Glaube sei mangelhaft. Aus diesem Grunde sollte man solche, die durch Krankheit geschwächt sind, in aller Weisheit darüber aufklären, damit sie vorsichtig handeln. Sie sollten nicht ihre Pflicht gegen ihre Freunde, die sie zurücklassen mögen, mißachten oder es vernachlässigen, natürliche Mittel zur Wiederherstellung der Gesundheit anzuwenden. DEV 196 1 Hier ist Gefahr, in Irrtum zu geraten. Indem sie glauben, daß sie durchs Gebet geheilt werden, fürchten sich manche, irgend etwas zu tun, was wie ein Mangel an Glauben aussehen könnte. Aber sie sollten nicht vernachlässigen, ihre Angelegenheiten zu ordnen, wie sie es tun würden, wenn sie erwarteten, durch den Tod weggerafft zu werden. Sie sollten sich auch nicht fürchten, Worte der Ermutigung und des Rates zu sprechen, welche sie in der Abschiedsstunde an ihre Geliebten richten möchten. Heilmittel DEV 196 2 Sucht eine Seele Heilung durch Gebet, so sollte sie nicht versäumen, von den Heilmitteln innerhalb ihres Bereiches Gebrauch zu machen. Solche Mittel zu gebrauchen, die Gott zur Linderung der Schmerzen und als Hilfe der Natur in ihrem Werk der Wiederherstellung vorgesehen hat, ist keine Verleugnung des Glaubens. Auch verleugnet man seinen Glauben keineswegs, wenn man mit Gott zusammenwirkt und sich in die Lage versetzt, welche der Genesung am günstigsten ist. Gott hat es in unsre Macht gelegt, über die Lebensgesetze Kenntnis zu erlangen. Das liegt in unserm Bereich, damit wir uns diese Kenntnis nutzbar machen. Wir sollten jedes Mittel zur Wiederherstellung der Gesundheit anwenden, jeden möglichen Vorteil wahrnehmen und in Übereinstimmung mit den Naturgesetzen wirken. Wenn wir für die Wiederherstellung der Kranken gebetet haben, können wir mit desto mehr Eifer arbeiten und Gott danken, daß wir das Vorrecht haben, mit ihm zusammenzuwirken. Wir können seinen Segen auf die Mittel erflehen, welche er selbst vorgesehen hat. DEV 197 1 Gottes Wort billigt den Gebrauch von Heilmitteln. Hiskia, der König von Israel, war krank, und ein Prophet Gottes brachte ihm die Botschaft, daß er sterben sollte. Er schrie zum Herrn, und der Herr erhörte seinen Knecht und sandte ihm die Botschaft, daß seinem Leben fünfzehn Jahre zugefügt werden sollten. Ein Wort von Gott würde nun Hiskia sofort geheilt haben; aber es wurde die besondre Anweisung gegeben: "Bringet her ein Pflaster von Feigen! Und da sie das brachten, legten sie es auf die Drüse; und er ward gesund." 2.Könige 20,7. DEV 197 2 Bei einer Gelegenheit salbte Jesus die Augen eines Blinden mit Kot und gebot ihm: "Gehe hin zu dem Teich Siloah und wasche dich. Da ging er hin und wusch sich und kam sehend." Johannes 9,7. Die Heilung konnte allein durch die Macht des großen Arztes vollbracht werden, aber Christus gebrauchte die einfachen Mittel der Natur. Während er keine Arzneien verschrieb, billigte er den Gebrauch einfacher und natürlicher Mittel. DEV 197 3 Wenn wir für die Wiederherstellung der Kranken gebetet haben, laßt uns nicht den Glauben an Gott verlieren, wie auch der Fall verlaufen mag. Werden wir unsrer Lieben beraubt, laßt uns den bittren Kelch hinnehmen und daran gedenken, daß ihn eines Vaters Hand an unsre Lippen hält. Wird die Gesundheit wiedergeschenkt, so sollte man nicht vergessen, daß der Empfänger der Heilsgabe unter einer neuen Verpflichtung gegen den Schöpfer steht. Als die zehn Aussätzigen geheilt wurden, kehrte nur einer zu Jesu zurück, ihm die Ehre zu geben. Möge keiner von uns den vergeßlichen Neun gleichen, deren Herzen von der Barmherzigkeit Gottes unberührt blieben. "Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts, bei welchem ist keine Veränderung noch Wechsel des Lichts und der Finsternis." Jakobus 1,17. In den Fußspuren des großen Arztes 231-237. ------------------------Kapitel 46: Unterweisung in der Freigebigkeit DEV 198 1 Niemals sollte der Diener des Evangeliums, wenn er hier und da kleine Gruppen von Gläubigen sammelt, den Neuhinzukommenden den Eindruck geben, daß Gott es von ihnen nicht verlangt, planmäßig mitzuhelfen, die Reichssache durch persönliches Arbeiten und Geben zu unterstützen. Häufig gehören solche, welche die Wahrheit annehmen, zu den Armen dieser Welt; aber dies sollte keine Entschuldigung für sie sein, Pflichten zu vernachlässigen, welche die Annahme des köstlichen Lichtes in sich schließt. Die Armut sollte sie nicht daran hindern, Schätze für den Himmel anzulegen. Was die Reichen an Segnungen erlangen können, ist gleicherweise auch für sie da. Sind sie treu in der Verwendung des wenigen, das sie besitzen, so werden ihre himmlischen Schätze sich ihrer Treue gemäß vermehren. Der Beweggrund und nicht die Höhe des Betrags macht ihre Gabe vor dem Herrn angenehm. DEV 198 2 Alle sollten unterwiesen werden, für den Meister so viel zu tun, wie sie können, und ihm nach dem Maße, wie er sie gesegnet hat, gern wiederzugeben. Er beansprucht als sein rechtmäßiges Eigentum den Zehnten ihres Einkommens, sei es groß oder klein, und wer ihm diesen vorenthält, begeht einen Diebstahl gegen ihn und kann nicht erwarten, daß Gottes segnende Hand mit ihm sei. Selbst wenn die Gemeinde größtenteils aus armen Geschwistern besteht, sollte die Verordnung geregelter Freigebigkeit gründlich erklärt und freudig angenommen werden. Gott ist imstande, seine Verheißungen zu erfüllen. Seine Hilfsmittel sind unerschöpflich, und er wendet sie alle an, um seinen Willen zu vollführen. Sieht er, daß die Pflicht des Zehntenzahlens treu ausgeübt wird, öffnet er in seiner weisen Vorsehung häufig Wege, ihm ihn zu vermehren. Wer Gottes Einrichtung mit den wenigen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln innehält, wird ebensoviel Belohnung ernten wie der, welcher aus seiner Fülle gibt. DEV 199 1 Dasselbe gilt für die, welche ihre Fähigkeiten freudig in der Reichssache Gottes anwenden, während andere, welche die ihnen verliehenen Gaben nicht verwerten, denselben Verlust erleiden, als ob das wenige viel gewesen wäre. Der Mann, der nur ein Pfund hatte, dieses aber in der Erde verbarg, wurde von Gott verdammt. DEV 199 2 Gottes Plan des Zehnten ist schön in seiner Einfachheit und Gleichheit. Alle können ihn mutig im Glauben erfassen; denn er ist göttlichen Ursprungs. In ihm paart sich Einfachheit mit Nützlichkeit, und es erfordert keine große Gelehrtheit, ihn zu verstehen und auszuführen. Alle haben dadurch Anteil an der Ausbreitung des köstlichen Heilswerkes. Männer, Frauen und Kinder können Schatzmeister für den Herrn werden und mit dazu beitragen, Werkzeuge zu sein, daß allen Ansprüchen an die Schatzkammer Genüge geleistet werden kann. DEV 199 3 Durch die Einrichtung werden große Dinge ausgeführt. Würden alle ohne Ausnahme es gewissenhaft damit nehmen, so würde jeder ein eifriger und treuer Schatzmeister für Gott werden, und es würde nie mangeln an Mitteln zur Förderung des großen Werkes der Verkündigung der letzten Warnungsbotschaft an die Welt. Testimonies for the Church III, 388.389. ------------------------Kapitel 47: Die Unterstützung des Evangeliums DEV 199 4 Der Herr hat die Verkündigung des Evangeliums von der Arbeit und den freiwilligen Gaben seines Volkes abhängig gemacht. Wer der gefallenen Welt die Gnadenbotschaft verkündigt, hat außerdem auch den Leuten die Pflicht vorzuhalten, Gottes Werk mit ihren Mitteln zu unterstützen. Er muß sie lehren, daß ein Teil ihres Einkommens Gott gehört und gewissenhaft seinem Werk geweiht werden muß. Diese Lehre muß er durch Vorschrift und Beispiel vorführen und sorgfältig sein, ihre Wichtigkeit nicht durch seinen Wandel herabzusetzen. DEV 200 1 Das, was nach der Schrift als dem Herrn gehörig abgesondert ist, bildet das Einkommen des Evangeliums und gehört uns nicht länger. Es ist ein Frevel, etwas aus Gottes Schatzkammer zu nehmen und für sich selbst oder andre zu weltlichen Angelegenheiten zu benutzen. Viele haben sich darin verschuldet, daß sie dem Altar Gottes das entwandten, was ihm besonders geweiht war. Alle sollten diese Sache im richtigen Licht betrachten. Möge keiner, wenn er in schwierige Verhältnisse kommt, für Gottes Sache bestimmtes Geld nehmen und zu eignem Nutzen verwenden, indem er sein Gewissen damit beruhigt, daß er es später zurückzahlen will! Weit besser ist's, die Ausgaben so zu kürzen, daß sie der Einnahme entsprechen, die Bedürfnisse einzuschränken und innerhalb seiner Mittel zu leben, als des Herrn Geld für weltliche Zwecke zu verwenden. Die Verwendung des Zehnten DEV 200 2 Gott hat besondre Anweisungen für die Verwendung des Zehnten gegeben. Er will nicht, daß sein Werk wegen Mangel an Mitteln zurückbleibt. Damit wir nicht willkürlich verfahren, hat er uns unsre Pflicht in diesem Punkt ganz klar gemacht. Der Teil, den Gott für sich vorbehalten hat, soll nicht zu irgendeinem andern Zweck verwandt werden, als zu dem von ihm bestimmten. Möchte doch niemand sich frei fühlen, den Zehnten zurückzubehalten oder ihn nach seinem eignen Dafürhalten zu verwenden. Er soll ihn nicht im Notfalle gebrauchen oder ihn nach eignem Gutdünken anwenden, selbst nicht zu etwas, das ihm als des Herrn Werk erscheinen mag. DEV 200 3 Der Diener des Evangeliums sollte Vorschrift und Beispiel sei und das Volk lehren, den Zehnten als heilig zu betrachten. Er darf nicht meinen, ihn nach seinem Ermessen zurückhalten oder anwenden zu können, weil er ein Prediger ist. Der Zehnte gehört ihm nicht. Er darf sich nicht anmaßen, über etwas zu verfügen, das nicht sein ist. Auch soll er seinen Einfluß nicht geltend machen für irgendeinen Plan, der den rechtmäßigen Gebrauch des Zehnten und der Gott geweihten Gaben hindert. Solche Gelder müssen, wie Gott es bestimmt hat, in seine Schatzkammer gelegt und für seinen Dienst heilig gehalten werden. DEV 201 1 Gott wünscht, daß alle seine Haushalter die göttlichen Einrichtungen genau beachten. Sie sollen des Herrn Pläne nicht durch Gegenrechnung ausgleichen wollen, indem sie damit irgendeine Liebestat ausüben oder Gaben geben, wann oder wie sie, die menschlich Denkenden, es passend finden. Es ist eine sehr armselige Klugheit, Gottes Plan verbessern zu wollen und einen Notbehelf zu erfinden, indem sie bei dieser und jener Gelegenheit ihre guten Gefühle hervortreten lassen und damit Gottes Anforderungen durchkreuzen. Gott fordert alle auf, ihren Einfluß für seine Einrichtungen geltend zu machen. Er hat seinen Plan kundgetan und alle, die mit ihm wirken wollen, müssen diesen Plan ausführen anstatt zu versuchen, ihn zu verbessern. DEV 201 2 Der Herr unterwies Mose für Israel: "Gebiete den Kindern Israel, daß sie zu dir bringen das allerreinste, lautere Öl von Ölbäumen, gestoßen, zur Leuchte, daß man täglich Lampen aufsetze." 2.Mose 27,20. Diese Gabe sollte fortgesetzt werden, damit Gottes Haus mit dem, was zum Gottesdienst notwendig war, richtig versorgt wäre. Gottes gegenwärtiges Volk bedenke, daß das Bethaus des Herrn Eigentum ist und gewissenhaft versorgt werden muß; aber die Gelder zu diesem Zweck dürfen nicht vom Zehnten genommen werden. DEV 201 3 Mit ist eine sehr deutliche, bestimmte Botschaft für unser Volk gegeben worden. Ich soll den Leuten sagen, daß sie einen großen Irrtum begehen, wenn sie den Zehnten zu verschiedenen Dingen verwenden, welche, obgleich an und für sich gut, nicht den Zweck erfüllen, wozu Gott den Zehnten bestimmt hat. Wer solchen Gebrauch vom Zehnten macht, weicht von Gottes Einrichtung ab. Gott wird über diese Dinge richten. DEV 202 1 Einige behaupten, daß der Zehnte für Schulzwecke verwandt werden darf; andre meinen, daß die Kolporteure davon unterstützt werden sollten. Aber es wird ein großer Irrtum begangen, wenn der Zehnte dem Zwecke entzogen wird, für den er bestimmt ist: zur Unterhaltung der Prediger. Es sollten heute hundert gut befähigte Evangeliumsarbeiter stehen, wo jetzt nur einer ist. Eine heilige Verpflichtung DEV 202 2 Der Zehnte ist heilig, von Gott für sich bestimmt. Er soll in seine Schatzkammer gebracht werden, um die Diener des Evangeliums in ihrem Wirken zu unterstützen. Lange ist der Herr beraubt worden, weil es Personen gibt, die es nicht erkennen, daß der Zehnte von Gott für sich beansprucht wird. Einige sind unzufrieden geworden und haben gesagt: "Ich will nicht länger den Zehnten bezahlen, denn ich finde es nicht richtig, wie die Leitung des Werkes handelt." Willst du aber deshalb Gott berauben, weil du glaubst, die Verwaltung des Werkes sei fehlerhaft? Lege deine Klage einfach und offen im rechten Geiste den zuständigen Personen vor. Reiche die Bitte ein, daß die Dinge geordnet werden möchten; aber ziehe dich nicht von Gottes Werk zurück, erweise dich nicht als untreu, weil andre nicht recht handeln. DEV 202 3 Lies sorgfältig Maleachi, Kapitel 3, und sieh, was Gott dort über den Zehnten sagt. Wenn unsre Gemeinden sich auf die Seite des Wortes Gottes stellen und treu den Zehnten in des Herrn Kornhaus zahlen, dann werden mehr Arbeiter zum Dienste des Evangeliums ermutigt werden. Viele ziehen sich zurück, weil sie von einer erschöpften Schatzkammer hören. Diese sollte immer über einen reichlichen Vorrat verfügen und der würde auch dort sein, wenn selbstsüchtige Herzen und Hände den Zehnten nicht vorenthielten oder ihn zur Unterstützung andrer Zweige des Werkes verwendeten. DEV 202 4 Die Mittel, die Gott sich vorbehalten hat, dürfen nicht willkürlich verwandt werden. Der Zehnte ist des Herrn, und die ihn anderweitig benutzen, werden ihre Strafe erleiden durch den Verlust ihres himmlischen Schatzes, es sei denn, sie bereuen das. Laßt doch das Werk nicht länger behindert werden, weil der Zehnte anders als zu dem von Gott bestimmten Zweck verwendet wird. Für andre Zweige des Werkes soll gesorgt werden; sie müssen unterhalten werden, aber nicht vom Zehnten. Gott hat sich nicht geändert; der Zehnte soll noch immer für den Unterhalt der Diener Christi verwandt werden. Das Vordringen in neue Felder verlangt mehr Diener im Predigtamt, als wir jetzt haben, und deshalb müssen Mittel im Schatzhause sein. DEV 203 1 Die als Boten Christi hinausgehen, tragen eine feierliche Verantwortung, die seltsamerweise vernachlässigt wird. Einige predigen gern, übertragen den Gemeinden aber keine persönliche Arbeit. Und doch ist es sehr notwendig, daß die Glieder in ihren Verbindlichkeiten und Pflichten zu Gott unterwiesen werden, besonders in der Entrichtung des vollen Zehnten. Unsre Prediger würden es schwer empfinden, wenn sie nicht pünktlich für ihren Dienst bezahlt würden; bedenken sie aber auch, daß in Gottes Schatzkammer ein Vorrat sein muß, woraus die Boten des Evangeliums versorgt werden können? Versäumen sie es, ihre volle Pflicht zu tun und das Volk zu unterweisen, treu zu sein, dem Herrn das Seine zu geben, so entsteht ein Mangel in der Vorratskammer, und des Herrn Werk kann nicht vorangehen. DEV 203 2 Der Aufseher der Herde sollte gewissenhaft seine Pflicht erfüllen. Will er diese Pflicht lieber andern überlassen, weil sie ihm unangenehm ist, so ist er kein getreuer Knecht. Er muß in Maleachi des Herrn Worte lesen, wie er die Menschen der Täuschung gegen ihn anklagt, indem sie den Zehnten zurückhalten. Der mächtige Gott erklärt: "Darum seid ihr auch verflucht." Maleachi 3,9. Wie kann jemand, der durch Wort und Lehre dient, seine Pflicht vernachlässigen, den Leuten Unterweisungen und Warnungen zu geben, wenn er sieht, daß die Leute einen Weg einschlagen, der einen solchen Fluch auf sie bringt? Jedes Glied der Gemeinde muß bekehrt werden, treu zu sein im Zahlen eines ehrlichen Zehnten. Testimonies for the Church IX, 246-251. ------------------------Kapitel 48: Der Einfluß der Ernährung auf die Gesundheit DEV 204 1 Solche, auf denen wichtige Verantwortlichkeiten ruhen, vor allem diejenigen, die das geistliche Wohl zu behüten haben, sollten Männer von seinem Gefühl und schnellem Auffassungsvermögen sein. Sie müssen mehr als andre sich im Essen mäßigen. Reiche und üppige Speisen sollten auf ihrem Tisch keinen Platz haben. DEV 204 2 Jeden Tag haben Männer in verantwortlichen Stellungen Entscheidungen zu treffen, deren Folgen von großer Wichtigkeit sind. Oft müssen sie schnell denken, und dies können nur solche erfolgreich, die strenge Mäßigkeit üben. Der Verstand nimmt bei richtiger Behandlung der körperlichen und geistigen Kräfte zu. Wenn er nicht zu sehr in Anspruch genommen wird, so kommt mit jeder neuen Anstrengung auch neue Kraft. Aber oft wird die Arbeit solcher, die wichtige Pläne legen und schwerwiegende Entscheidungen zu treffen haben, durch die Folgen einer unrichtigen Diät zum Schlimmen beeinflußt. Ein verdorbener Magen erzeugt Verstimmung und Unbeständigkeit und oft Reizbarkeit, Härte oder Ungerechtigkeit. Mancher Plan, der ein Segen für die Welt gewesen wäre, wurde beiseite gesetzt; viele ungerechte, drückende, ja selbst grausame Maßnahmen wurden ausgeführt als Folge krankhafter Zustände, welche verkehrten Gewohnheiten beim Essen zuzuschreiben waren. DEV 204 3 Folgender Rat sei allen, die sitzende oder hauptsächlich geistige Beschäftigung haben, gegeben; solche, die genügend sittlichen Mut und Selbstbeherrschung besitzen, sollten ihn versuchen: Zu jeder Mahlzeit nehme man nur zwei oder drei Arten einfacher Speisen zu sich und esse nicht mehr als notwendig ist, um den Hunger zu stillen. Man verschaffe sich gute Bewegung und sehe, ob man nicht Nutzen davon habe. In den Fußspuren des großen Arztes 313-315. DEV 205 1 Einige Boten Gottes sind nicht genau genug in ihrer Ernährung. Sie nehmen zu viel und zu verschiedene Speise zu einer Mahlzeit ein. Einige sind nur dem Namen nach Reformer. Sie setzen sich keine Regeln, wonach sie ihre Diät einrichten, sondern essen häufig Früchte oder Nüsse zwischen den Mahlzeiten und belasten dadurch die Verdauungsorgane. DEV 205 2 Durch unweises Verfahren im Essen werden die Sinne einiger gelähmt, und sie sind dann träge und schläfrig. Diese bleich aussehenden Prediger, die infolge ihrer eigennützigen Befriedigung des Appetits leiden, sind für die Gesundheitsreform keine Empfehlung. DEV 205 3 Ist man von der Arbeit übermüdet, so ist es weit besser, gelegenteil eine Mahlzeit ganz ausfallen zu lassen und der Natur Zeit zu geben, sich wieder zu erholen. Diener des Evangeliums können durch ihr Beispiel mehr zur Empfehlung der Gesundheitsreform tun als durch Predigen. Werden für sie von wohlwollenden Freunden große Vorkehrungen getroffen, so werden sie stark versucht, von ihrem Grundsatz abzuweichen, aber indem sie die Leckerbissen, die gewürzten Speisen, Tee und Kaffee verweigern, beweisen sie sich als treue Gesundheitsreformer. DEV 205 4 Die Befriedigung der Eßlust umwölkt und unterbindet das Denken und stumpft die heiligen Empfindungen der Seele ab. Die geistlichen und sittlichen Kräfte einiger unsrer Prediger sind durch unrichtiges Essen und Mangel an körperlicher Bewegung geschwächt. Wer ein Bedürfnis nach großen Mengen von Nahrung hat, sollte nicht nachgeben, sondern Selbstverleugnung üben und sich die Segnungen tätiger Muskeln und eines unbedrückten Gehirns erhalten. Zuvielessen betäubt das ganze Wesen, weil die Tatkraft von den andern Organen abgelenkt wird, um die Arbeit des Magens zu verrichten. ------------------------Kapitel 49: Diener Christi sollten die Gesundheitsreform lehren DEV 206 1 Diener des Evangeliums sollten mit der Gesundheitsreform vertraut sein. Sie sollten die Gesetze kennen, die das körperliche Leben regeln und einen Einfluß auf die Gesundheit des Geistes und der Seele ausüben. Tausende und Abertausende wissen nur wenig über den wunderbaren Körper, den Gott ihnen gegeben hat oder über die Pflege, die sie ihm angedeihen lassen sollten; sie halten es für viel wichtiger, sich mit unbedeutenderen Gegenständen zu beschäftigen. Gerade hier haben die Prediger ein Werk zu tun; nehmen sie eine richtige Stellung zu dieser Sache ein, dann wird viel gewonnen werden. In ihrem eignen Leben und ihren Familien sollten sie den Lebensgesetzen folgen, richtige Grundsätze ausführen und gesundheitsgemäß leben. Dann können sie auch über diesen Punkt richtig sprechen und den Leuten mehr Aufklärung über die Gesundheitsreform geben. Leben sie selbst nach dem Licht, dann können sie denen eine wertvolle Botschaft bringen, die gerade solcher Zeugnisse bedürfen. DEV 206 2 Prediger können köstlicher Segnungen und reicher Erfahrungen teilhaftig werden, wenn sie die Gesundheitsfrage mit in ihre Arbeit in den Gemeinden hineinziehen. Dem Volke muß das Licht der Gesundheitsreform gebracht werden. Diese Arbeit ist vernachlässigt worden, und viele kommen um aus Mangel an dem nötigen Licht, das sie haben sollten und haben müssen, ehe sie ihre selbstsüchtigen Befriedigungen einstellen werden. DEV 206 3 Die Vereinigungsvorsteher müssen einsehen, daß es die höchste Zeit ist, sich in dieser Frage auf die rechte Seite zu stellen. Prediger und Lehrer müssen andern das Licht geben, welches sie empfangen haben. Ihre Bemühungen sind in jedem Zweige notwendig. Gott wird ihnen helfen; er wird seine Diener stärken, wenn sie fest stehen und nicht von der Wahrheit und der Gerechtigkeit weichen, um ihrer Selbstbefriedigung zu frönen. DEV 207 1 Das Licht, welches der Herr in seinem Worte über diesen Gegenstand gegeben hat, leuchtet klar, und die Menschen werden auf verschiedene Weise auf die Probe gestellt werden, ob sie darauf achten. Jede Gemeinde, jede Familie muß über die christliche Mäßigkeit unterrichtet werden. Alle sollten es wissen, wie sie essen und trinken müssen, um ihre Gesundheit zu erhalten. Wir stehen inmitten der Schlußszenen dieser Welt, und in den Reihen der Sabbatbeobachter sollte übereinstimmend gearbeitet werden. Wer sich zurückzieht von dem großen Werk, die Menschen in dieser Frage zu unterweisen, geht nicht den Weg, den der große Arzt führt. DEV 207 2 Das Evangelium und die ärztliche Missionsarbeit müssen miteinander vorangehen. Das Evangelium muß mit den Grundsätzen der wahren Gesundheitsreform verknüpft werden. Das Christentum muß ins tägliche Leben gebracht werden. Ernste und gründliche Reformationsarbeit muß geschehen. Wahre Bibelreligion ist ein Ausströmen der Liebe Gottes auf die gefallenen Menschen. Gottes Volk muß in gerader Linie vorangehen, um die Herzen derer zu beeinflussen, die nach Wahrheit suchen, die ein Verlangen haben, in dieser ungeheuer ernsten Zeit richtig zu wandeln. Wir müssen den Leuten die Grundsätze der Gesundheitsreform vorführen und alles tun, was in unsrer Macht steht, Männer und Frauen die Notwendigkeit zu zeigen, diese Grundsätze anzunehmen und auszuleben. ------------------------Kapitel 50: Wie die Grundsätze der Gesundheitsreform vorzuführen sind DEV 207 3 Der Herr wünscht, daß unsere Prediger, Doktoren und Gemeindeglieder vorsichtig sind und andere, die noch nichts von unserm Glauben wissen, nicht überreden, einen plötzlichen Wechsel in der Diät vorzunehmen und dadurch die Leute auf eine vorzeitige Probe zu stellen. Haltet die Grundsätze der Gesundheitsreform hoch und laßt den Herrn die Herzen der Aufrichtigen lenken. Sie werden hören und glauben. Auch will der Herr nicht, daß seine Botschafter die herrlichen Wahrheiten einer gesunden Lebensweise so vorführen, daß Vorurteile erregt werden. Legt keinen Stein des Anstoßes denen in den Weg, die noch auf dem dunklen Pfad der Unwissenheit wandeln. Selbst wenn ihr eine gute Sache anpreist, tut ihr gut, nicht zu begeistert zu reden, damit ihr solche nicht abwendig macht, die gekommen sind, um zu hören; führt jedoch die Grundsätze der Mäßigkeit in ihrer anziehendsten Weise vor. DEV 208 1 Wir müssen nicht in einer anmaßenden Weise vorangehen. Betreten Diener Christi neue Felder, um Gemeinden zu gründen, so dürfen sie keine Schwierigkeiten schaffen, indem sie die Diätfrage zu einer hervorragenden machen. Sie müssen sorgfältig sein, die Grenze nicht zu schroff zu ziehen, denn dadurch werden andern Hindernisse in den Weg gelegt. Treibt die Leute nicht, führt sie. DEV 208 2 Wo die Wahrheit verkündigt wird, sollten auch Unterweisungen über die richtige Zubereitung gesunder Speisen gegeben werden. Gott will, daß überall das Volk von geschickten Lehrkräften unterwiesen werde, wie die Bodenerzeugnisse des betreffenden Landstriches am nützlichsten verwertet werden können. Sie können Arme und Bessergestellte belehrt werden, wie man gesundheitsgemäß leben kann. ------------------------Kapitel 51: Der Diener Christi und körperliche Beschäftigung DEV 208 3 Während Paulus sorgsam darauf bedacht war, seinen Bekehrten die klaren Lehren der Schrift über die richtige Unterstützung des Werkes Gottes vorzulegen, und während er für sich selbst "Macht" beanspruchte, "nicht zu arbeiten" (1.Korinther 9,6) in einem weltlichen Betrieb zum Erwerb seines Unterhalts, übte er doch zu verschiedenen Zeiten während seines Predigtamtes in den großen Mittelpunkten der Zivilisation zu seinem Unterhalt ein Handwerk aus. DEV 209 1 Von Thessalonich wird uns zum erstenmal berichtet, daß Paulus dort, während er das Wort verkündigte, sich durch seiner Hände Arbeit seinen Unterhalt erwarb. In seinem Schreiben an die gläubige Gemeinde dort erinnerte er sie daran, daß er ihr auch hätte "mögen schwer sein", und fügte hinzu: "Ihr seid wohl eingedenk, liebe Brüder, unsrer Arbeit und unsrer Mühe; denn Tag und Nacht arbeiteten wir, daß wir niemand unter euch beschwerlich wären, und predigten unter euch das Evangelium Gottes." 1.Thessalonicher 2,7.9. Wiederum schreibt er in seinem zweiten Brief an sie, daß er und seine Mitarbeiter "nicht umsonst das Brot genommen von jemand, sondern mit Arbeit und Mühe Tag und Nacht ... gewirkt" haben, "daß wir nicht jemand unter euch beschwerlich wären. Nicht darum, daß wir des nicht Macht haben, sondern daß wir uns selbst zum Vorbilde euch gäben, uns nachzufolgen." 2.Thessalonicher 3,8.9. DEV 209 2 Als Paulus Korinth zum erstenmal besuchte, befand er sich inmitten einer Bevölkerung, welche die Beweggründe Fremder mißtrauisch beurteilte. Die Griechen entlang der Seeküste waren schlaue Kaufleute. Sie hatten sich so lange in Geschäftskniffen geübt, daß sie wähnten, Gewinn sei Gottseligkeit und das Geldverdienen, ob auf ehrlichem oder unehrlichem Wege, löblich. Paulus kannte ihre Charaktereigenschaften, und er wollte ihnen keine Gelegenheit geben, zu sagen, daß er ihnen das Evangelium gepredigt habe, um sich zu bereichern. Er hätte mit Recht Unterstützung von seinen korinthischen Hörern beanspruchen können; doch gab er willig dieses Recht auf, damit seine Brauchbarkeit und sein Erfolg als Prediger nicht durch den ungerechtfertigten Verdacht geschädigt werden möchte, daß er das Evangelium um Gewinnes willen predige. Er trachtete danach, keine Veranlassung zu falscher Darstellung zu geben, damit die Kraft seiner Botschaft nicht verloren gehen möchte. DEV 210 1 Bald nach seiner Ankunft in Korinth fand Paulus "einen Juden, mit Namen Aquila, von Geburt aus Pontus, welcher war neulich aus Italien gekommen samt seinem Weibe Priscilla". Diese waren "gleiches Handwerks" wie er selbst. Ein Erlaß des Kaisers Klaudius hatte alle Juden aus Rom verwiesen. Dadurch verbannt, waren Aquila und Priscilla nach Korinth gekommen, wo sie ein Geschäft als Zeltmacher errichteten. Paulus erkundigte sich über sie, und als er erfuhr, daß sie gottesfürchtig waren und suchten, den sie umgebenden verderblichen Einflüssen aus dem Weg zu gehen, "blieb er bei ihnen und arbeitete ... Und er lehrte in der Schule an allen Sabbaten und beredete beide, Juden und Griechen." Apostelgeschichte 18,2-4. DEV 210 2 Während der langen Zeit seines Predigtamtes in Ephesus, wo er drei Jahre lang ein reges evangelisches Wirken in der ganzen dortigen Gegend entfaltete, ging Paulus wieder seinem Handwerk nach. In Ephesus wurde Paulus wie auch in Korinth durch die Gegenwart von Aquila und Priscilla erfreut, die ihn auf seiner Rückkehr nach Asien am Schluß seiner zweiten Missionsreise begleitet hatten. DEV 210 3 Es gab einige, die Pauli Arbeit als Handwerker nicht gutheißen konnten, indem sie sagten, es sei dies mit dem Werk eines Predigers des Evangeliums unvereinbar. Warum sollte Paulus, ein Prediger von höchstem Rang, mechanische Arbeit mit der Predigt des Wortes vereinigen? War nicht der Arbeiter seines Lohnes wert? Warum sollte er mit der Anfertigung von Zelten Zeit verbrauchen, die er allem Anschein nach besser verwenden konnte? DEV 210 4 Doch Paulus sah die auf diese Weise verwandte Zeit nicht als verloren an. Während er mit Aquila arbeitete, blieb er mit dem großen Lehrer in Berührung und ließ sich keine Gelegenheit entgehen, für den Heiland Zeugnis abzulegen und den Hilfsbedürftigen Hilfe angedeihen zu lassen. Seinen Geist verlangte immer nach geistlicher Erkenntnis. Er gab seinen Mitarbeitern Anweisung in geistlichen Dingen, und er gab auch ein Beispiel von Fleiß und Gründlichkeit. Er war ein schneller, geschickter Arbeiter, fleißig im Geschäft, "inbrünstig im Geist; dem Herrn dienend". Römer 12,11 (EB). Während der Apostel sein Handwerk ausübte, kam er mit einer Volksklasse in Berührung, die er sonst nicht hätte erreichen können. Er zeigte seinen Gefährten, daß Geschicklichkeit in allen alltäglichen Künsten eine Gabe Gottes ist, der sowohl die Gabe als auch das Verständnis, sie richtig zu gebrauchen, verleiht. Er lehrte, daß Gott sogar in den Verrichtungen des Alltagslebens geehrt werden soll. Seine arbeitsharten Hände taten der Kraft seiner schwungvollen Ansprachen als Prediger des Christentums keinen Abbruch. DEV 211 1 Wenn Prediger denken, daß sie in der Sache Christi unter Beschwerden und Entbehrungen zu leiden haben, mögen sie im Geist die Werkstätte besuchen, wo Paulus arbeitete. Mögen sie bedenken: Dieser von Gott Auserwählte arbeitet, während er mit dem Segeltuch umgeht, um sein Brot, das er sich durch sein Wirken als Apostel mit Fug und Recht verdient hatte. DEV 211 2 Arbeit ist ein Segen, kein Fluch. Der Geist der Trägheit zerstört die Frömmigkeit und betrübt den Geist Gottes. Ein stehender Teich ist gesundheitsschädlich, aber ein reines, fließendes Gewässer verbreitet Gesundheit und Freude über das Land. Paulus wußte, daß solche, die körperliche Arbeit vernachlässigen, bald zu Schwächlingen werden. Er wünschte, jungen Predigern die Lehre zu geben, daß sie durch körperliche Arbeit und durch Gebrauch der Muskeln und Sehnen stark würden, um die Mühsale und Entbehrungen zu bestehen, die sie im Arbeitsfeld des Evangeliums zu erwarten hatten. Und er erkannte, daß seinen eignen Lehren Kraft und Leben fehlen würden, wenn er nicht den ganzen Körper in gehöriger Übung hielt. DEV 212 1 Nicht alle, die sich zum Predigen berufen fühlen, sollten ermuntert werden, mit ihren Familien der Gemeinde ohne weiteres zu dauernder geldlicher Unterstützung zur Last zu fallen. Es liegt die Gefahr nahe, daß einige von beschränkter Erfahrung durch Schmeichelei verdorben und durch unkluge Ermutigung zu der Erwartung verleitet werden, hinreichende Unterstützung zu empfangen, unabhängig von jeder ernstlichen Anstrengung ihrerseits. Die der Ausdehnung des Werkes Gottes geweihten Mittel sollten nicht durch Männer verbraucht werden, die nur zu predigen wünschen, um sich einen Unterhalt zu verschaffen und auf diese Weise das selbstsüchtige Verlangen nach einem bequemen Leben zu befriedigen. DEV 212 2 Junge Leute, die willens sind, ihre Gaben im Predigtamt zu üben, werden im Beispiel Pauli während seines Aufenthalts in Thessalonich, Korinth, Ephesus und andern Städten hilfreiche Lehren finden. Obgleich ein gewandter Redner und von Gott zu einem besondern Werk auserkoren, fühlte er sich niemals über die Arbeit erhaben, noch wurde er jemals müde, für die Sache, die er liebte, Opfer zu bringen. "Bis auf diese Stunde", schrieb er an die Korinther, "leiden wir Hunger und Durst und sind nackt und werden geschlagen und haben keine gewisse Stätte und arbeiten und wirken mit unsern eignen Händen. Man schilt uns, so segnen wir; man verfolgt uns, so dulden wir's." 1.Korinther 4,11.12. DEV 212 3 Paulus, einer der größten menschlichen Lehrer, versah die niedrigsten Pflichten ebenso gern wie die höchsten. Wenn es die Umstände in seinem Dienst für den Meister zu erfordern schienen, übte er willig sein Handwerk aus. Anderseits war er stets bereit, seine weltliche Tätigkeit zur Seite zu legen, um dem Widerstand der Feinde des Evangeliums zu begegnen oder um eine besondre Gelegenheit wahrzunehmen, Seelen für Christum zu gewinnen. Sein Eifer und Fleiß sind ein Tadel für Untätigkeit und Liebe zur Bequemlichkeit. "Die Geschichte der Apostel", Seite 331-338. DEV 213 1 Dadurch, daß unsre Prediger es vernachlässigen, alle Organe des Körpers gleichmäßig zu üben, strengen sie einige Organe zu sehr an, während sie andre durch Untätigkeit schwach werden lassen. Wird die Arbeit einem Organ oder gewissen Muskeln ausschließlich überlassen, so werden diese übermüdet und auch geschwächt. DEV 213 2 Jeder Sinn des Verstandes und jeder Muskel hat seine besondre Verrichtung, aber alle müssen gleichmäßig geübt werden, um sich ordentlich entwickeln zu können und ihre gesunde Lebenskraft zu behalten. Jedes Organ hat in dem lebenden Organismus sein Werk; jedes Rad der Maschine muß ein lebendiges, tätiges, arbeitendes Rad sein. Alle sind voneinander abhängig, und alle müssen tätig sein, um sich richtig entwickeln zu können. Testimonies for the Church, III, 310. ------------------------Kapitel 52: Unsre Pflicht, die Gesundheit zu erhalten DEV 213 3 Es tut mir herzlich weh, wenn ich so viele schwache Prediger sehe, so viele, die auf Krankenbetten liegen, so viele, die vor der Zeit ihre irdische Laufbahn beschließen -- Männer, welche die Last der Verantwortung im Werke Gottes trugen, deren ganzes Herz in ihrer Arbeit war. Die Überzeugung, daß sie das Werk, welches sie so sehr liebten, einstellen müssen, war ihnen weit schmerzlicher als die Leiden der Krankheit oder selbst der Gedanke an einen nahen Tod. DEV 213 4 Unser himmlischer Vater quält oder betrübt nicht gern die Menschenkinder. Er ist nicht der Urheber von Krankheit und Tod; er ist die Quelle des Lebens. Er möchte, daß die Menschen leben, und er will, daß sie den Lebens- und Gesundheitsgesetzen gehorchen, damit sie leben können. DEV 214 5 Alle, welche die gegenwärtige Wahrheit annehmen und dadurch geheiligt werden, haben ein großes Verlangen, die Wahrheit in ihrem Leben und Charakter zu bekunden. Sie haben den innigsten Herzenswunsch, daß auch andre das Licht sehen und sich dessen erfreuen mögen. Geht der wahre Wächter hinaus mit dem köstlichen Samen, den er an allen Wassern unter Tränen und Gebet ausstreut, so liegt die Bürde der Arbeit oft sehr schwer auf Geist und Herz. Er kann die beständige Spannkraft nicht aufrechterhalten, wobei auch seine Seele aufs tiefste bewegt ist, ohne vorzeitig verbraucht zu werden. Kräfte und Fähigkeiten werden für jeden Vortrag erfordert; auch müssen von Zeit zu Zeit neue Schätze aus der Vorratskammer des Wortes Gottes hervorgebracht werden, um den Hörern Leben und Kraft mitzuteilen. Gott wünscht euch nicht so erschöpft zu sehen, daß eure Bemühungen keine Lebensfrische bekunden. DEV 214 1 Wer beständig geistige Arbeit ausübt, sei es durch Predigen oder Studieren, bedarf der Ruhe und Abwechslung. Der ernste Forscher strengt beständig das Gehirn an und vernachlässigt oft die Leibesübungen; infolgedessen werden die körperlichen Kräfte geschwächt und das geistige Streben beschränkt. Dadurch verfehlt er, das Werk auszurichten, das er hätte tun können, wenn er weislich gearbeitet hätte. DEV 214 2 Würden die Prediger verständnisvoll arbeiten und sowohl dem Geist als auch dem Körper die gehörige Bewegung zuteil werden lassen, dann würden sie nicht so leicht Krankheiten unterliegen. Wären alle Diener des Evangeliums so gestellt, daß sie täglich einige Stunden der Arbeit im Freien widmen und sich frei fühlen könnten, dies zu tun, so würde es ihnen zum Segen gereichen, und sie könnten dann ihren Berufspflichten erfolgreicher nachkommen. Haben sie keine Zeit sich vollkommen auszuruhen, so könnten sie, während sie mit den Händen arbeiten, planen und beten und geistig und körperlich erfrischt wieder an ihre Arbeit gehen. DEV 214 3 Einige meinen, sie müssen jeden Tag eine Arbeit ausführen, die sie der Vereinigung berichten können, und indem sie danach trachten, sind nur zu oft ihre Bemühungen schwach und ungenügend. Sie müssen Ruhepausen haben, in denen sie vollkommen frei sind vom anstrengenden Denken. Diese nehmen jedoch nicht die Stelle täglicher Leibesübung ein. DEV 215 1 Meine Brüder, wenn ihr euch Zeit nehmt, Gärten zu bearbeiten und euch dadurch die notwendige Bewegung verschafft und den Körper in betriebsfähiger Ordnung erhaltet, tut ihr geradesowohl Gottes Werk, als wenn ihr Versammlungen haltet. Gott ist unser Vater; er liebt uns und will nicht, daß jemand unter seiner Dienerschar seinen Körper schädige. DEV 215 2 Eine andre Ursache der schlechten Gesundheit und der Unfähigkeit zu wirken ist eine schlechte Verdauung. Es ist dem Gehirn ganz unmöglich, gut zu arbeiten, wenn die Verdauungskräfte mißbraucht werden. Viele nehmen in großer Eile verschiedene Arten von Speisen zu sich, die im Magen einen Streit erregen und dadurch das Gehirn verwirren. Der Gebrauch von ungesunder Nahrung und ein Zuvielessen, selbst von gesunden Speisen, sollten vermieden werden. DEV 215 3 Viele essen, ungeachtet der Gesundheitsgesetze, zu allen Zeiten. Dadurch legt sich Verdüsterung auf den Geist. Wie können Männer mit göttlicher Erleuchtung beehrt werden, wenn sie so achtlos in ihren Gewohnheiten, so unaufmerksam gegen das ihnen von Gott über diese Dinge gegebene Licht verfahren? DEV 215 4 Brüder, ist es nicht an der Zeit, daß ihr euch in diesen Punkten selbstsüchtiger Nachsicht bekehrt? "Wisset ihr nicht, daß die, so in den Schranken laufen, die laufen alle, aber einer erlangt das Kleinod? Laufet nun also, daß ihr es ergreifet. Ein jeglicher aber, der da kämpft, enthält sich alles Dinges; jene also, daß sie eine vergängliche Krone empfangen, wir aber eine unvergängliche. Ich laufe aber also, nicht als aufs Ungewisse; ich fechte also, nicht als der in die Luft streicht; sondern ich betäube meinen Leib und zähme ihn, daß ich nicht den andern predige und selbst verwerflich werden." 1.Korinther 9,24-27. Ungenügende Kost DEV 216 1 Ihr solltet es jedoch nicht für eure Pflicht halten, mit einer schmalen Kost auskommen zu müssen. Forscht selbst, was ihr essen solltet und welche Nahrung den Körper am besten erhält, und dann folgt den Vorschriften der Vernunft und des Gewissens. Werft während der Mahlzeiten alle Sorgen und anstrengenden Gedanken ab. Beeilt euch nicht, sondern eßt langsam, mit Heiterkeit und dankbaren Herzens gegen Gott für all seine Segnungen. Auch nehmt nicht gleich nach dem Essen die Kopfarbeit wieder auf. Macht euch mäßige Bewegung und laßt dem Magen Ruhe, sein Werk zu beginnen. DEV 216 2 Dies sind keine Dinge von geringer Wichtigkeit. Wir müssen sie beachten, wenn die verschiedenen Zweige des Werkes mit gesunder Kraft und in rechter Stimmung ausgeführt werden soll. Der Charakter und die Nutzleistung des Werkes hängt vielfach vom körperlichen Zustand des Dieners Gottes ab. Schon oft hat in Ausschußsitzungen oder andern Beratungsversammlungen eine unglückliche Stimmung geherrscht, verursacht durch die Magenstörungen der Anwesenden. Auch auf manche Predigt ist durch eine solche Verfassung des Predigers ein dunkler Schatten gefallen. DEV 216 3 Die Gesundheit ist ein unschätzbarer Segen, der in engerer Beziehung zum Gewissen und zur Religion steht, als man gewöhnlich glaubt. Jeder Prediger muß wissen, daß er, um ein treuer Hüter der Herde zu sein, alle seine Kräfte in bester Dienstordnung erhalten muß. DEV 216 4 Die Boten Gottes sollten ihre Kenntnisse über die Lebens- und Gesundheitsgesetze verwerten, die besten Verfasser von Schriften über diesen Gegenstand lesen und pflichtgetreu das befolgen, was ihre Vernunft ihnen sagt, daß es Wahrheit ist. ------------------------Kapitel 53: Die Gefahr der Überarbeitung DEV 217 1 Als die Apostel von ihrer ersten Missionsreise zurückkehrten, war des Heilandes Wort an sie: "Lasset uns besonders an eine wüste Stätte gehen und ruhet ein wenig." Markus 6,31. Sie hatten sich mit ganzer Seele der Arbeit für das Volk gewidmet und dadurch ihre körperlichen und geistigen Kräfte erschöpft. Es war ihre Pflicht zu ruhen. DEV 217 2 Christi Worte des Mitgefühls gelten heute seinen Arbeitern ebenso sicher wie damals seinen Jüngern. "Lasset uns besonders ... gehen und ruhet ein wenig," sagt er zu den Matten und Müden. Es ist nicht weise, immer unter dem Druck der Arbeit und Aufregung zu sein, selbst dann nicht, wenn es gilt, den geistlichen Bedürfnissen der Menschen zu dienen, denn dadurch wird die persönliche Heiligung vernachlässigt und werden die Kräfte des Geistes, der Seele und des Körpers überbürdet. Selbstverleugnung wird von Christi Dienern verlangt, und Opfer müssen gebracht werden; aber Gott will, daß alle die Gesundheitsgesetze erforschen und ihre Vernunft in der Arbeit für ihn gebrauchen, das von ihm gegebene Leben zu erhalten. DEV 217 3 Obgleich Jesus Wunder wirken konnte und seinen Jüngern die Kraft verliehen hatte, solche zu verrichten, wies er seine abgespannten Diener an, aufs Land zu gehen und zu ruhen. Als er sagte, daß die Ernte groß und der Arbeiter wenig wären, legte er seinen Jüngern nicht die Notwendigkeit auf, unaufhörlich zu arbeiten, sondern er sagte: "Darum bittet den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter in seine Ernte sende." Matthäus 9,38. Gott hat jedem, seinen Fähigkeiten gemäß, seine Arbeit zugeteilt, und er will nicht, daß einige mit Verantwortlichkeiten überladen werden, während andre keine Bürden für Seelen tragen. DEV 218 1 Christi Diener sollen gegen ihre Gesundheit nicht gleichgültig sein. Sie sollen nicht so lange arbeiten, bis sie erschöpft und dadurch zu ferneren Anstrengungen unfähig sind. Die Arbeit von zwei Tagen darf nicht auf einen Tag gehäuft werden. Am Ende wird es sich zeigen, daß die, welche sorgfältig und weislich arbeiten, ebensoviel verrichten wie die, welche ihre körperlichen und geistigen Kräfte derart verbrauchen, daß sie keinen Vorrat für Zeiten der Not haben. DEV 218 2 Gottes Werk erstreckt sich über die ganze Welt; es erfordert jedes Fünklein von Fähigkeit und Kraft, das wir besitzen. Die Gefahr liegt deshalb nahe, daß seine Arbeiter über ihre Kräfte gehen, wenn sie die reifen Erntefelder sehen; aber der Herr verlangt das nicht. Nachdem seine Diener ihr Bestes getan haben, dürfen sie sagen: Die Ernte ist zwar groß, und der Arbeiter sind wenig; aber Gott weiß, "was für ein Gemächte wir sind; er gedenkt daran, daß wir Staub sind". Psalm 103,14. DEV 218 3 Unmäßigkeit im Essen und Trinken, Unmäßigkeit im Arbeiten, Unmäßigkeit in fast allem besteht überall. Menschen, die große Anstrengungen machen, eine bestimmte Arbeit in einer festgesetzten Zeit auszuführen, und ihre Arbeit fortsetzen, wenn ihr eigner Verstand ihnen sagt, daß sie ruhen sollten, werden nie dadurch gewinnen. Sie verbrauchen Kräfte, die sie später bedürfen. Wird Anspruch auf die Willenskraft erhoben, die sie unachtsam verschwendeten, dann versagen sie aus Mangel daran. Die körperliche Kraft ist verschwunden, und die Geisteskraft ist unbrauchbar. Ihre Zeit der Not ist gekommen, und ihre Hilfsmittel sind erschöpft. DEV 218 4 Jeder Tag hat seine Verantwortlichkeiten und Pflichten, aber die morgige Arbeit darf nicht in die heutigen Tagesstunden hineingedrängt werden. Gott ist barmherzig, voller Mitleid und vernünftig in seinen Anforderungen. Er verlangt von uns nicht, so zu handeln, daß dies zum Verlust der körperlichen Gesundheit oder zur Erschöpfung der Geisteskräfte führt. Er will nicht, daß wir unter Druck und Überanstrengung arbeiten, bis Erschöpfung und Nervenerschlaffung eintritt. DEV 219 1 Gottes erwählte Arbeiter sollten dem Rufe Folge leisten und ein wenig abseits gehen und ruhen. Schon manches wertvolle Leben ist geopfert worden, weil diese Aufforderung unbeachtet blieb. Es hätten etliche noch heute bei uns sein und die Reichssache sowohl in der Heimat als auch auswärts fördern können, hätten sie nur rechtzeitig die Notwendigkeit einer Ruhe eingesehen. Diese Arbeiter sahen, daß sowohl das Erntefeld wie auch das Bedürfnis an Arbeitern groß war und fühlten, daß sie, koste es, was es wolle, vorangehen mußten. Rief die Natur ihnen ein Halt zu, dann ließen sie den Ruf nicht nur unbeachtet, sondern verdoppelten ihre Anstrengungen. Und Gott legte sie ins Grab, wo sie ruhen, bis die letzte Posaune ertönen wird, um die Gerechten zur Unsterblichkeit hervorzurufen. DEV 219 2 Ist ein Diener des Evangeliums unter dem schweren Druck von Sorge und Mühe sowohl körperlich als auch geistig überanstrengt, so sollte er sich zurückziehen und ein wenig ruhen, nicht eigennütziger Befriedigung willen, sondern um für weitere Pflichten geschickt zu werden. Wir haben einen wachsamen Feind, der immer auf unsrer Spur ist, bereit, eine jede Schwäche zu seinem Vorteil zu verwenden. Ist der Geist überbürdet und der Körper entkräftet, dann bestürmt er die Seele mit seinen feurigsten Versuchungen, die dann desto wirkungsvoller sind. Der Diener Gottes muß haushälterisch mit seinen Kräften umgehen, und wenn er von der Arbeit ermüdet ist, sie unterlassen und sich mit Jesu unterhalten. DEV 219 3 Ich sage dies nicht zu denen, die gewohnheitsgemäß müde sind, die da meinen, eine schwerere Last zu tragen als sonst einer. Wer nicht arbeitet, bedarf auch nicht der Ruhe. Überall gibt es solche, die sich selbst schonen und bei weitem nicht ihren Anteil an Verantwortlichkeit tragen. Sie mögen von großen, erdrückenden Bürden reden, aber sie wissen nicht, was es heißt, sie zu tragen. Ihre Arbeit ergibt nur geringe Erfolge. DEV 220 1 Zu denen, die durch den Dienst für ihn ermattet waren, sprach Christus die so liebreichen Worte, nicht zu denen, die immer darauf bedacht waren, sich selbst zu schonen. Auch heute sind es die sich selbst Vergessenden, die ihre Fähigkeiten aufs äußerste ausnutzen, denen es leid tut, nicht mehr schaffen zu können und die in ihrem Eifer über ihre Kräfte hinausgehen, zu denen der Heiland sagt: Gehet besonders "und ruhet ein wenig". DEV 220 2 Zu allen, die unter der Zucht Gottes stehen, muß sich ein Wandel offenbaren, der nicht mit der Welt, mit ihren Gewohnheiten und Sitten im Einklang steht, und jeder muß aus eigner Erfahrung den Willen Gottes kennen. Er gebietet uns: "Seid stille und erkennet, daß ich Gott bin." Psalm 46,11. Hier allein kann wahre Ruhe gefunden werden. Und dies ist die richtige Vorbereitung auf alle Arbeit für den Herrn. Inmitten des eilenden Gedränges und unter dem Druck der ungeheuren Tätigkeit des Lebens wird die auf solche Weise erfrischte Seele von einer Atmosphäre des Lichts und des Friedens umgeben sein, das Leben wird einen Wohlgeruch verbreiten und eine göttliche Kraft offenbaren, die Menschenherzen erreichen wird. The Desire of Ages 363. Hilfe im Evangeliumsdienst DEV 220 3 "Wer weise ist, der wird dieses verstehen; wer verständig ist, der wird es erkennen." Hosea 14,10 (EB). ------------------------Kapitel 54: Bibelstudium DEV 221 1 Prediger, die zum Heil von Seelen erfolgreich wirken wollen, müssen sowohl Bibelforscher als auch Männer des Gebets sein. Es ist sündhaft, andre im Wort unterweisen zu wollen und dabei das eigne Studium zu vernachlässigen. Sind es machtvolle Wahrheiten, die ihnen anvertraut sind? Dann müssen die Prediger sie auch geschickt behandeln und ihre Bedeutung klar und eindrucksvoll vorführen. Mehr als alle andern Menschen auf dem Erdboden müssen die Verkündiger der gegenwärtigen Botschaft ihre Bibel verstehen und mit den Grundbeweisen ihres Glaubens vertraut sein. Wer das Wort des Lebens nicht gründlich kennt, hat kein Recht, andre über den Weg zum Reiche Gottes zu unterweisen. DEV 221 2 Die Bibel ist unsre Glaubens- und Lehrregel. Nichts ist besser dazu geeignet, den Geist zu beleben und den Verstand zu kräftigen als das Studium des Wortes Gottes. Kein andres Buch erhebt die Gedanken oder stärkt die Sinne so sehr als die Bibel mit ihren herrlichen, veredelnden Wahrheiten. Würde Gottes Wort in rechter Weise erforscht, dann würden die Menschen eine Geistesgröße, einen Charakteradel und eine Entschlossenheit besitzen, wie man sie heute selten findet. DEV 221 3 Tausende von Männern, die predigen, ermangeln der notwendigen Eigenschaften des Geistes und des Charakters, weil sie nicht fleißig in der Heiligen Schrift forschen. Sie geben sich zufrieden mit einer oberflächlichen Kenntnis der Wahrheiten des Wortes Gottes und verlieren lieber viel nach jeder Richtung hin, als fleißig nach den verborgenen Schätzen zu suchen. DEV 222 1 Der Psalmist sagt: "Ich behalte dein Wort in meinem Herzen, auf daß ich nicht wider dich sündige." Psalm 119,11. Und Paulus schrieb an Timotheus: "Alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit, daß ein Mensch Gottes sei vollkommen, zu allem guten Werk geschickt." 2.Timotheus 3,16.17. DEV 222 2 Gottes Leben, welches der Welt das Leben gibt, ist in seinem Wort. Durch sein Wort heilte Jesus Kranke und trieb Teufel aus. Durch sein Wort stillte er den Sturm und erweckte die Toten, und das Volk bezeugte, daß seine Rede gewaltig war. Er sprach Gottes Wort, wie er es zu allen Schreibern des Alten Testaments gesprochen hatte. Die ganze Bibel ist eine Offenbarung Christi. Sie ist unsre einzige Quelle der Kraft. DEV 222 3 Dies Wort unterdrückt nicht die Tätigkeit, im Gegenteil, es öffnet dem gewissenhaften Forscher Wege zur Tüchtigkeit. Es läßt die Menschen nicht in Ungewißheit, ohne einen Zweck, sondern hält ihnen das höchste aller Ziele vor: das Gewinnen von Seelen für Christum. Es gibt uns eine Leuchte in die Hand, die den Weg zum Himmel erhellt. Es spricht von unergründlichen Reichtümern, von unermeßlichen Schätzen. DEV 222 4 Gottes Wort ist der Maßstab des Charakters. Gott hat uns dadurch alle für unsre Erlösung notwendigen Wahrheiten übergeben. Tausende haben aus dieser Lebensquelle Wasser geschöpft, und doch wird der Vorrat nicht geringer. Tausende haben sich den Herrn als Vorbild genommen und sind durch das Schauen auf ihn in sein Ebenbild verwandelt worden; aber damit haben sie diese großen und heiligen Dinge nicht erschöpft. Noch viele Tausende können es sich zur Aufgabe machen, die Geheimnisse des Heils zu erforschen. DEV 223 1 Indem der Diener des Evangeliums das Leben Christi betrachtet und sich in die Natur seiner Mission vertieft, wird sich ihm bei jeder neuen Durchforschung immer wieder etwas Schöneres und Anziehenderes eröffnen. Der Gegenstand ist unerschöpflich. Das Studium der Menschwerdung Christi, seines Versöhnungsopfers und Mittleramtes wird die Gedanken des fleißigen Forschers für alle Zeit beschäftigen, und er wird im Hinblick auf die unzähligen Jahre des Himmels ausrufen: "Groß ist das gottselige Geheimnis!" 1.Timotheus 3,16. DEV 223 2 Wir reden von der ersten und der zweiten Engelsbotschaft und glauben auch, ein Verständnis der dritten Engelsbotschaft zu haben. Solange wir aber mit einer beschränkten Erkenntnis zufrieden sind, werden wir auch nicht imstande sein, ein klares Verständnis der Wahrheit zu bekommen. Wer das Wort des Lebens hochhält, muß sich die Zeit nehmen, die Bibel zu durchforschen und sein eignes Herz zu prüfen. Versäumt er dies, so wird er auch nicht bedürftigen Seelen dienen können. Der fleißige, demütige Schüler, der unter ernstem Gebet nach der Wahrheit forscht, wie sie in Christo Jesu ist, wird sicherlich belohnt werden. Er sucht nicht in den Schriften menschlicher Verfasser Hilfe, sondern an der Quelle der Weisheit und der Erkenntnis, und unter der Leitung heiliger Mächte empfängt er ein klares Verständnis der Wahrheit. DEV 223 3 Die Wahrheit dringt nicht durch die Kraft oder die Macht des menschlichen Werkzeuges ins Herz, "sondern durch meinen Geist, spricht der Herr Zebaoth". Sacharja 4,6. Nicht die Lebendigkeit oder die Beredsamkeit des Predigers verleiht seinem Dienst den Erfolg. Paulus mag pflanzen und Apollos begießen, aber Gott gibt das Gedeihen. Das Vertrautsein mit dem Worte Gottes und die Unterwerfung unter den göttlichen Willen sichert dem Prediger Erfolg in seiner Arbeit. DEV 224 1 Das Herz, welches Gottes Wort aufnimmt, ist nicht wie eine Wasserpfütze, die verdunstet, oder wie ein gesprungenes Gefäß, das seinen Inhalt verliert. Es ist dem Bergstrome gleich, der von nie versiegenden Quellen genährt wird, dessen kühles, erfrischendes Wasser von Felsen zu Felsen sprudelt und die Ermatteten, die Durstigen und Schwerbeladenen erquickt. DEV 224 2 Durch das Vertrautsein mit den Bibelwahrheiten erhält der Lehrer der Wahrheit Eigenschaften, die ihn zum Stellvertreter Christi machen: der Geist, in welchem der Heiland lehrte, wird seinen Unterweisungen und Gebeten Kraft und Bestimmtheit verleihen. Er wird kein trockenes, lebloses Zeugnis ablegen, wird nicht immer wieder dieselben ausgearbeiteten Reden halten; denn sein Geist steht der beständigen Erleuchtung des Heiligen Geistes offen. DEV 224 3 "Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut," sagt Christus, "der hat das ewige Leben." "Wie mich gesandt hat der lebendige Vater und ich lebe um des Vaters willen, also, wer mich isset, der wird auch leben um meinetwillen." "Der Geist ist's, der da lebendig macht ... Die Worte, die ich rede, die sind Geist und sind Leben." Johannes 6,54.57.63. DEV 224 4 Verstehen Gottes Diener wirklich die Bedeutung dieser Worte, so werden die Anfänge des ewigen Lebens sich im Predigtamt finden. Das eintönige, langweilige Predigen wird aufhören. Die Grundwahrheiten des Evangeliums werden in einem neuen Licht vorgeführt, und alle Hörer werden eine neue Erkenntnis der Wahrheit, Klarheit und Kraft verspüren. Die das Vorrecht haben, einer solchen Predigt zu lauschen, werden, wenn sie für den Einfluß des Heiligen Geistes empfänglich sind, die erhebende Kraft eines neuen Lebens verspüren. Das Feuer der Liebe Gottes wird in ihnen angefacht und die Fähigkeit wird in ihnen erweckt, die Schönheit und die Hoheit der Wahrheit zu erkennen. DEV 225 1 Der Prediger, der das Wort Gottes zu seinem beständigen Begleiter macht, wird fortwährend Wahrheiten in neuer Schönheit hervorbringen. Christi Geist wird über ihn kommen, und Gott wird durch ihn wirken, um andern zu helfen. Der Heilige Geist wird Herz und Sinn mit Hoffnung, Mut und Vorstellungen von biblischen Begebenheiten erfüllen, und all dies wird der Prediger denen mitteilen, die von ihm unterrichtet werden. DEV 225 2 In der Bibel haben wir Gottes nie irrenden Ratschluß. Ihre Lehren, im Leben ausgeführt, befähigen die Menschen für alle Pflichten. Sie ist die Stimme Gottes, die jeden Tag zu der Seele redet ... Es ist das Werk des Heiligen Geistes, das verfinsterte Verständnis zu erleuchten, das selbstsüchtige, steinerne Herz zu erweichen, den empörerischen Übeltäter zu unterwerfen und ihn von den verderblichen Einflüssen der Welt zu erretten. Christi Gebet für seine Jünger war: "Heilige sie in deiner Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit." Johannes 17,17. Das Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes ist, durchdringt das Herz des Sünders und zerschneidet es. Wird die Lehre der Wahrheit wiederholt, ohne daß der Redner ihren heiligen Einfluß auf seine Seele empfindet, so übt sie auch keine Kraft auf die Hörer aus, sondern wird als Irrtum verworfen, und der Sprecher macht sich selbst für den Verlust von Seelen verantwortlich. Testimonies for the Church IV, 441. ------------------------Kapitel 55: Das Gebet im Verborgenen DEV 225 3 Das Gebet im Familienkreis und das öffentliche Gebet sind an passender Stelle wirkungsvoll, aber es ist der Verkehr mit Gott im Verborgenen, der das Seelenleben unterhält. Auf dem Berge mit Gott sah Mose das Bild von der wunderbaren Hütte, welches der Wohnort seiner Herrlichkeit sein sollte. Auf dem Berge allein mit Gott -- dem geheimen Ort der Vereinigung -- sollen wir über sein erhabenes Hochziel für die Menschheit nachdenken. Auf diese Weise werden wir befähigt, unsern Charakter so auszubilden, daß an uns die Verheißung erfüllt werden kann: "Ich will unter ihnen wohnen und unter ihnen wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein." 2.Korinther 6,16. DEV 226 1 Während wir mit unsrer täglichen Arbeit beschäftigt sind, sollten wir unsre Seele im Gebet zum Himmel erheben. Diese stillen Bitten steigen wie ein Wohlgeruch zum Gnadenthron empor, und der Feind wird zu Schanden. Ein Christ, dessen Herz in der Weise sich an Gott hält, kann nicht überwunden werden. Keine böse List kann seinen Frieden stören. Alle Verheißungen des Wortes Gottes, alle Macht der göttlichen Gnade, alle Hilfsmittel Jehovas stehen für seine Befreiung ein. Auf diese Weise wandelte Henoch mit Gott, und Gott war bei ihm, eine gegenwärtige Hilfe in jeder Not. DEV 226 2 Christi Diener müssen wachen und beten. Sie dürfen mit Freudigkeit hinzutreten zum Gnadenstuhl und heilige Hände ohne Zorn und Zweifel zu Gott erheben. Im Glauben dürfen sie den Vater im Himmel um Weisheit und Barmherzigkeit bitten, damit sie wissen, wie zu arbeiten und wie Seelen zu behandeln seien. DEV 226 3 Das Gebet ist das Atmen der Seele. Es ist das Geheimnis der Kraft des Innenlebens. Kein andres Gnadenmittel kann dessen Stelle einnehmen; es bewahrt die Gesundheit der Seele. Das Gebet bringt das Herz in unmittelbare Verbindung mit dem Lebensquell und stärkt die Sehnen und Muskeln christlicher Erfahrung. Wird das Gebet vernachlässigt oder hastig, dann und wann, wie es eben gelegen ist, verrichtet, so verliert man seinen Halt an Gott; die Lebenskraft der geistigen Fähigkeiten geht verloren, der religiösen Erfahrung mangeln Gesundheit und Stärke. DEV 227 1 Nur am Altar Gottes können wir unsre Kerzen mit heiligem Feuer anzünden. Nur dieses Licht wird uns die Kleinheit, die Unvollkommenheit des menschlichen Könnens offenbaren und uns ein klares Verständnis der Vollkommenheit und Reinheit Christi geben. Nur wenn wir auf Jesum schauen, wünschen wir, ihm ähnlich zu sein, nur wenn wir seine Gerechtigkeit erkennen, hungern und dürsten wir danach, sie zu besitzen, und nur wenn wir ernstlich beten, wird Gott uns geben, was unser Herz wünscht. DEV 227 2 Gottes Botschafter müssen lange bei Gott verweilen, wenn sie in ihrer Arbeit Erfolg haben wollen. Eine alte Frau hörte einst ihre Nachbarn die Ursachen des Erfolges ihres Predigers besprechen. Sie erwähnten seine Gaben, seine Redeweise, sein Benehmen. "Nein," sagte die alte Frau, "ich will euch sagen, woher es kommt: Euer Prediger ist mit dem Allmächtigen sehr befreundet." DEV 227 3 Sind die Menschen wie Elia gottergeben und besitzen sie solchen Glauben wie er, so wird Gott sich wie damals offenbaren. Flehen die Menschen wie Jakob zu Gott, dann werden dieselben Ergebnisse gesehen werden. Kraft wird von Gott in Erhörung des gläubigen Gebets ausgehen. DEV 227 4 Weil Jesu Leben ein Leben beständigen Vertrauens war, durch ununterbrochenen Verkehr mit Gott aufrecht erhalten, war sein Dienst für den Himmel auch stets erfolgreich, nie wankend. Täglich von Anfechtungen umgeben, ständig von den Leitern des Volkes bekämpft, wußte Christus, daß er sich als Mensch durchs Gebet stärken mußte. Um den Menschen ein Segen sein zu können, mußte er mit Gott verkehren, von ihm Tatkraft, Ausdauer und Standhaftigkeit zu empfangen. DEV 227 5 Der Heiland liebte die Einsamkeit des Gebirges, wo er mit seinem Vater verkehren konnte. Tagsüber wirkte er mit Ernst, um Seelen vom Verderben zu retten; er heilte die Kranken, tröstete die Traurigen, weckte Tote auf und brachte den Verzagten Mut und Hoffnung. War sein Tagewerk vollbracht, dann ging er hinaus, Abend für Abend, hinweg vom Lärm der Stadt und beugte sich im Gebet vor seinem Vater. Oft setzte er seine Gebete die ganze Nacht hindurch fort, kam aber aus solchen Zeiten der Gemeinschaft mit Gott belebt, erfrischt und gestärkt für die Pflichten und Schwierigkeiten des neuen Tages. DEV 228 1 Werden die Prediger Christi von Satan versucht und hart bedrängt? So ging's auch ihm, obgleich er von keiner Sünde wußte. Er wandte sich in Zeiten der Not an seinen Vater. Obgleich er selbst eine Quelle der Kraft und des Segens war: Kranke heilen, Toten das Leben wiedergeben, den Sturm zum Schweigen bringen konnte, hat er oft unter starkem Geschrei und Tränen gebetet. Er bat für seine Jünger und für sich selbst, sich auf diese Weise den menschlichen Wesen gleichstellend. Er war ein mächtiger Beter. Als Lebensfürst hatte er Kraft vor Gott und siegte. DEV 228 2 Prediger, die in der Tat Christi Stellvertreter sind, werden Männer des Gebets sein. Mit einem Ernst und einem Glauben, der sich nicht abweisen läßt, werden sie Gott bitten, sie für seinen Dienst zu kräftigen und auszurüsten und ihre Lippen durch die Berührung mit der lebendigen Kohle zu heiligen, damit sie wissen, Gottes Worte zu den Menschen zu reden. DEV 228 3 Beten heißt, sein Herz vor Gott wie vor einem Freund ausschütten. Das Glaubensauge steht Gott sehr nahe, und der Bittende kann köstliche Beweise der göttlichen Liebe und Sorgfalt für ihn empfangen. Das Gebet, welches Nathanael dem Herrn darbrachte, kam aus einem aufrichtigen Herzen; es wurde vom Meister gehört und beantwortet. Der Herr liest aller Herzen, und "das Gebet der Frommen ist ihm angenehm". Sprüche 15,8. Er säumt nicht, auf die zu horchen, die ihm ihre Herzen ausschütten, die nicht sich selbst erheben, sondern ihre Schwachheit und Unwürdigkeit fühlen. DEV 229 1 Gebete sind notwendig, ernste, inbrünstige, ringende Gebete, wie sie David darbrachte, als er ausrief: "Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir." "Ich begehre deiner Befehle." "Mich verlangt nach deinem Heil." "Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des Herrn; mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott." Psalm 42,2; Psalm 119,40.174; Psalm 84,3. DEV 229 2 Am wirkungsvollsten im Lehren und Predigen sind die, welche demütig auf Gott harren und auf seine Führung und Gnade verlangend achten. Wache, bete, arbeite, ist des Christen Losung. Das Leben des wahren Christen ist ein beständiges Gebet. Er weiß, daß das Licht und die Kraft eines Tages nicht hinreichen für die Schwierigkeiten und Kämpfe des nächsten. Satan verändert fortwährend seine Versuchungen. Jeden Tag werden wir in andre Lagen versetzt, und in den neuen, uns erwartenden Umständen werden wir von unbekannten Gefahren umgeben, von neuen und unerwarteten Anfechtungen bestürmt. Nur durch die vom Himmel gewonnene Kraft und Gnade können wir hoffen, den Versuchungen widerstehen und die uns obliegenden Pflichten erfüllen zu können. DEV 229 3 Es ist wunderbar, daß wir wirkungsvoll beten können, daß unwürdige, irrende Sterbliche die Macht besitzen, ihre Bitten Gott vorzulegen. Könnte sich der Mensch eine noch höhere Macht wünschen, als mit dem ewigen Gott verbunden zu sein? Schwach und sündig, wie er ist, hat er das Vorrecht, mit seinem Schöpfer zu reden! Wir dürfen Worte aussprechen, die den Thron des Herrschers des Weltalls erreichen, dürfen mit Jesu verkehren, während wir unsre Wege gehen, und er sagt, daß er uns zur Rechten ist. Siehe Psalm 16,8. DEV 229 4 Unsre Herzen können Gemeinschaft mit Gott pflegen, in Jesu Begleitung dürfen wir wandeln. Während unsrer täglichen Arbeit dürfen wir, jedem menschlichen Ohr unhörbar, unsres Herzens Wünsche aushauchen; davon aber wird kein Wort in der Stille verhallen oder verloren gehen. Nichts erstickt das Verlangen der Seele. Es erhebt sich über das Getöse der Straßen, über den Lärm der Maschinen. Es ist Gott, zu dem wir reden, und unser Gebet wird erhört. DEV 230 1 Betet also; bittet, so wird euch gegeben! Bittet um Demut, Weisheit, Mut und wachsenden Glauben. Jedes aufrichtige Gebet wird erhört, vielleicht nicht in der gewünschten Weise oder zu der erwarteten Zeit, aber die Erhörung kommt in der Weise und zu der Zeit, wie es zu unserm Besten dient. In der Einsamkeit, in Abgespanntheit und in Anfechtungen dargebrachte Gebete erhört Gott, nicht immer der Erwartung gemäß, aber stets zu unserm Heil. ------------------------Kapitel 56: Der Glaube DEV 230 2 Die größten Siege, die für die Reichssache Gottes gewonnen werden, sind nicht die Folge langwieriger Beweisführung, ansehnlicher Hilfsmittel, gewaltigen Einflusses oder der Fülle an Geld; sie werden im Sprechzimmer Gottes gewonnen, wenn Menschen in ernstem Glaubensringen den starken Arm der Allmacht ergreifen. DEV 230 3 Wahrer Glaube und wahres Gebet -- wie stark sind diese beiden! Sie sind wie zwei Arme, mit denen der menschliche Beter die Macht der unendlichen Liebe erfaßt. Glauben heißt, auf Gott vertrauen, wissen, daß er uns liebt und unser Bestes kennt. Darum läßt der Glaube uns nicht unsre eignen Wege, sondern Gottes Wege wählen und nimmt anstatt unsrer Unwissenheit seine Weisheit, anstatt unsrer Sündhaftigkeit seine Gerechtigkeit an. Unser Leben, wir selbst gehören ihm sowieso, aber der Glaube erkennt dieses Eigentumsrecht an und macht sich seiner Segnungen teilhaftig. Wahrheit, Aufrichtigkeit und Reinheit werden uns als die Geheimnisse des Erfolgs im Leben hingestellt; der Glaube setzt uns in deren Besitz. Jeder gute Antrieb oder jedes ernste Streben ist eine Gabe Gottes; der Glaube empfängt von Gott das Leben, das allein wahres Wachstum und Tüchtigkeit hervorbringen kann. DEV 231 1 "Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat." 1.Johannes 5,4. Durch den Glauben blicken wir über die Gegenwart mit ihren Mühsalen und Beschwerden hinweg nach dem großen Danach, wo alles uns jetzt Unverständliche klar sein wird. Der Glaube schaut Jesum als unsern Vermittler zur Rechten Gottes stehen. Im Glauben erblicken wir die Wohnungen, die Christus hingegangen ist, denen zu bereiten, die ihn lieben. Der Glaube sieht schon das Kleid und die Krone des Überwinders und hört den Gesang der Erlösten. DEV 231 2 Völliger Glaube, die Übergabe seiner selbst an Gott, kindliches Vertrauen in Gottes Verheißungen sollten zu den Erfahrungen jedes Predigers gehören. Nur dann kann er den Zweifelnden und Argwöhnischen den rechten Glauben klar machen. DEV 231 3 Der Glaube ist kein Gefühl. Er ist "eine gewisse Zuversicht des, das man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, das man nicht sieht". Hebräer 11,1. Wahrer Glaube ist keineswegs mit Vermessenheit verwandt. Nur wer jenen besitzt, ist gegen diese sicher, denn Vermessenheit ist Satans Gegenstück zum Glauben. DEV 231 4 Der Glaube beansprucht Gottes Verheißungen und bringt Frucht im Gehorsam. Die Vermessenheit erhebt auch Anspruch auf die Verheißungen, aber benutzt sie, wie Satan es tat, um Übertretungen zu entschuldigen. Der Glaube hätte unsre ersten Eltern dahin gebracht, der Liebe Gottes zu vertrauen und seinen Befehlen zu gehorchen; die Vermessenheit aber veranlaßte sie, sein Gesetz zu übertreten, in der Annahme, daß Gottes große Liebe sie vor den Folgen ihrer Sünde bewahren würde. Das ist kein Glaube, der die Gunst des Himmels beansprucht, ohne die Bedingungen zu erfüllen, auf welche hin Gnade gewährt wird. Der rechte Glaube hat seine Grundlage in den Verheißungen und der Fürsorge der Heiligen Schrift. DEV 232 1 Gelegentlich von der Religion zu reden oder ohne Seelenhunger und lebendigen Glauben zu beten, ist zwecklos. Ein vorgeblicher Glaube an Christum, der ihn nur als den Heiland der Welt annimmt, kann der Seele nie Heilung bringen. Der Glaube, der zum Heil gereicht, ist nicht ein Zustimmen zur Wahrheit mit dem Verstand allein; wer auf vollständige Erkenntnis wartet, ehe er Glauben übt, kann keinen Segen von Gott empfangen. DEV 232 2 Es ist nicht genug, daß wir etwas von Christo glauben; wir müssen in ihm glauben. Nur der Glaube nützt uns, der ihn als unsern persönlichen Heiland annimmt, als den, der seine Verdienste uns zurechnet. Viele sprechen vom Glauben als von einer Meinung. Aber der errettende Glaube ist ein Vorgang, wodurch die, welche Christum annehmen, in ein Bündnis mit Gott treten. Echter Glaube ist Leben. Lebendiger Glaube bedeutet einen Zuwachs an Kraft, an vertrauender Zuversicht, wodurch die Seele eine siegreiche Macht wird. Unglaube und Zweifel DEV 232 3 Der Glaube nimmt Gott bei seinem Wort und bittet nicht darum, die Bedeutung der kommenden schwierigen Verhältnisse zu verstehen. Viele aber haben nur einen kleinen Glauben. Sie sind immer furchtsam und machen sich Sorgen. Jeden Tag sind sie von Beweisen der Liebe Gottes umgeben, jeden Tag genießen sie die Reichtümer seiner Fürsorge; aber sie übersehen diese Segnungen. Die ihnen zustoßenden Schwierigkeiten trennen sie von Gott, anstatt sie näher zu ihm zu bringen und erwecken Unruhe und Mißmut. DEV 232 4 Sollten sie so ungläubig sein? Jesus ist ihr Freund. Der ganze Himmel nimmt Anteil an ihrem Wohlergehen, und ihre Furcht und Besorgnis betrübt den Heiligen Geist. Wir sollen nicht glauben, weil wir es sehen oder fühlen, daß Gott uns hört. Wir sollen seinen Verheißungen vertrauen. Kommen wir im Glauben zu ihm, dann wissen wir, daß jede Bitte zum Herzen Jesu geht. Haben wir um seinen Segen gebeten, so müssen wir glauben, daß wir ihn empfangen und Gott danken, daß wir ihn besitzen und unsern Pflichten in der Gewißheit nachgehen, daß der Segen kommt, wenn wir ihn am meisten bedürfen. Haben wir dies gelernt, dann wissen wir auch, daß unsre Gebete erhört werden. Gott will für uns "überschwenglich tun" "nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit" und "nach der Wirkung seiner mächtigen Stärke". Epheser 3,20.16; Epheser 1,19. DEV 233 1 Oft ist des Christen Leben voll von Gefahren, und die Pflicht auszuführen scheint schwer. Die Einbildung malt uns ein herannahendes Unglück aus mit darauf folgender Knechtschaft und Tod, und doch spricht Gottes Wort deutlich: Geht voran! Laßt uns dem Gebot Folge leisten, selbst wenn unsre Blicke die Dunkelheit nicht durchdringen können. Die sich unserm Fortschritt entgegenstellenden Hindernisse werden nie vor einem zagenden, zweifelnden Geist verschwinden. Wer den Gehorsam aufschieben will, bis jede Ungewißheit verschwunden und keine Gefahr mehr vor Mißerfolg oder Niederlagen vorhanden ist, wird nie gehorchen. Der Glaube sieht über die Schwierigkeiten hinweg; er ergreift das Unsichtbare, ja die Allmacht und kann deshalb nicht verwirrt werden. Glauben heißt, die Hand Christi in allen Nöten desto inniger umfassen. DEV 233 2 Gottes Diener brauchen starken Glauben. Mag auch alles zuwider sein, es überstrahlt doch ein Licht die dunkelste Stunde. Die Kraft derer, die im Glauben Gott lieben und ihm dienen, wird von Tag zu Tag erneuert. Der Verstand des Ewigen steht ihnen zur Verfügung, damit sie im Ausführen seiner Absichten nicht irregehen. Möchten diese Diener Christi ihr anfängliches Vertrauen bis zum Ende bewahren und daran gedenken, daß das Licht der Wahrheit Gottes scheinen soll inmitten der Dunkelheit, die unsre Welt umhüllt. DEV 234 1 Im Dienste Gottes darf man nicht verzagen. Der Glaube des gottgeweihten Dieners wird jede Prüfung bestehen. Gott ist fähig und willens, seinen Dienern alle Kraft, die sie gebrauchen, zuteil werden zu lassen und ihnen die Weisheit zu geben, welche die verschiedenen Bedürfnisse erfordern. Er will weit mehr tun, als die Erwartungen derer erfüllen, die ihr Vertrauen auf ihn setzen. DEV 234 2 Jesus fordert uns nicht auf, ihm zu folgen, um uns dann zu verlassen. Übergeben wir ihm unser Leben zu seinem Dienst, so können wir nimmer in eine Lage kommen, für die Gott nicht schon Vorkehrung getroffen hat. Welcherart die Umstände auch sind, wir haben einen zuverlässigen Führer; wie schwierig die Verhältnisse sich auch gestalten, wir haben einen sicheren Ratgeber; welche Enttäuschung, Trauer oder Einsamkeit auch über uns kommen mag, wir haben einen mitfühlenden Freund. Selbst wenn wir in unsrer Unwissenheit Fehltritte begehen, verläßt Christus uns nicht; seine klare Stimme spricht deutlich: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben." Johannes 14,6. "Er wird den Armen erretten, der da schreit, und den Elenden, der keinen Helfer hat." Psalm 72,12. DEV 234 3 "Festgegründeten Sinn bewahrst du in Frieden, Frieden, weil er auf dich vertraut." Jesaja 26,3. Der Arm des Allmächtigen ist ausgestreckt, um uns immer weiterzuführen. Geht voran, sagt der Herr, ich will euch Hilfe senden. Ihr bittet um meines Namens Ehre, und ihr sollt empfangen. Wer auf euern Mißerfolg wartet, wird es noch sehen, daß mein Wort herrlich triumphiert. "Alles, was ihr bittet im Gebet, so ihr glaubet, werdet ihr's empfangen." Matthäus 21,22. DEV 235 1 Gott läßt die Welt nie ohne Männer, die zwischen gut und böse, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit wohl unterscheiden können; er hat Männer bestimmt, die zur Zeit der Not in den vordersten Schlachtreihen stehen können. ------------------------Kapitel 57: Mut DEV 235 2 Gottes Diener sollen sich durch Schwierigkeiten und Widerstand nicht leicht entmutigen lassen. Die Verkündiger der dritten Engelsbotschaft müssen trotz Verleumdung und Lüge tapfer auf ihrem Posten ausharren, den guten Kampf des Glaubens kämpfen und dem Feind mit der Waffe widerstehen, die Christus gebrauchte: "Es steht geschrieben." In der großen Krisis, durch welche sie bald hindurch müssen, werden Gottes Diener dieselbe Herzenshärtigkeit, dieselbe grausame Entschlossenheit und denselben unbeugsamen Haß antreffen, auf welche Jesus und die Apostel stießen. DEV 235 3 Alle, die zur bösen Zeit nach den Vorschriften des Gewissens Gott treu dienen wollen, müssen Mut, Festigkeit und Kenntnisse über Gott und sein Wort haben, denn die Gottgetreuen werden verfolgt, ihre Absichten bestritten, ihre besten Bemühungen verkehrt ausgelegt und ihre Namen als schlechte verworfen werden. DEV 235 4 Satan wird seine verführerischen Kräfte anwenden, um das Herz zu beeinflussen, das Verhältnis zu umwölken und das Böse gut und das Gute böse erscheinen zu lassen. Je stärker und reiner der Glaube der Gotteskinder, je fester ihr Entschluß, Gott zu gehorchen, desto eifriger wird Satan versuchen, die Wut derer zu schüren, die, während sie behaupten, gerecht zu sein, Gottes Gesetz mit Füßen treten. Es bedarf des festesten Vertrauens, des heldenmütigsten Vorsatzes, um den Glauben zu bewahren, der einmal den Heiligen übergeben ist. DEV 235 5 Die Botschafter des Kreuzes müssen im Wachen und Beten gerüstet sein und gläubig und mutig, stets in Jesu Namen wirkend, vorangehen. Sie müssen auf ihren Führer vertrauen, denn es stehen uns trübselige Zeiten bevor. Die Gerichte Gottes gehen über das Land; Unglücksfälle folgen rasch aufeinander; bald wird Gott sich aus seinem Ort erheben, um die Erde schrecklich erzittern zu machen und die Bösen für ihre Gottlosigkeit zu bestrafen. Dann wird er für sein Volk einstehen und ihm seinen fürsorgenden Schutz zuteil werden lassen. Mit seinem ewigen Arm wird er es umfangen und es vor allem Leid beschützen. "Mut im Herrn" DEV 236 1 Als die bedeutsame Zeit im Jahre 1844 vorüber war, hielt eine Anzahl Geschwister eine Versammlung ab. Alle waren recht traurig, denn die Enttäuschung war bitter gewesen. Da kam ein Mann herein und rief: "Mut im Herrn, Geschwister, Mut im Herrn!" Dies wiederholte er, bis jedes Gesicht sich aufheiterte, und jede Stimme Gott zu preisen begann. DEV 236 2 Heute rufe ich jedem Diener des Meisters zu: "Mut im Herrn!" Seit dem Jahre 1844 habe ich die gegenwärtige Wahrheit verkündigt, und heute ist diese Wahrheit mir lieber als je zuvor. DEV 236 3 Einige blicken immer auf das Bedenkliche und Entmutigende und werden deshalb von der Mutlosigkeit übermannt. Sie vergessen es, daß der ganze Himmel darauf wartet, sie zum Segen für die Welt zu machen, und daß der Herr Jesus ein unversiegbarer Vorratsquell ist, wo menschliche Wesen Kraft und Mut schöpfen können. Wir haben keinen Grund, verzagt und furchtsam zu sein. Die Zeit wird hier nie kommen, wo der Schatten Satans nicht quer über unserm Pfad liegen wird; denn auf diese Weise versucht der Feind, das Licht der Sonne der Gerechtigkeit zu verdunkeln. Aber unser Glaube sollte diesen Schatten durchdringen. DEV 236 4 Gott möchte fröhliche Mitarbeiter haben, die sich sträuben, durch widerstehende Kräfte entmutigt zu werden. Der Herr führt uns an. Wir können mutig vorwärtsgehen in der Gewißheit, daß er mit uns ist, wie er es in den vergangenen Jahren war, als wir in Schwachheit aber in der Kraft des Heiligen Geistes wirkten. DEV 237 1 Engel dienten dem Heiland, aber ihre Gegenwart machte sein Leben nicht leicht, frei von Versuchungen. Er wurde versucht "allenthalben, gleichwie wir, doch ohne Sünde". Hebräer 4,15. Sollten die Prediger, wenn sie den ihnen vom Meister zugewiesenen Dienst verrichten, mutlos werden, weil Schwierigkeiten und Anfechtungen ihnen zustoßen? Sollten sie ihr Vertrauen wegwerfen, weil Ihre Arbeit nicht immer den Erfolg bringt, den sie zu sehen wünschen? Die wahren Diener Christi werden angesichts des vor ihnen liegenden Werkes, wie mühsam es auch sein mag, nicht verzagt werden. Das Zurückschrecken vor Mühseligkeiten, das Klagen über Beschwerden macht Gottes Diener schwach und untüchtig. DEV 237 2 Sehen die in den vordersten Schlachtreihen Stehenden, daß Satans besondrer Kampf gegen sie gerichtet ist, so werden sie ihr Bedürfnis der Kraft Gottes erkennen und in seiner Macht wirken. Sie werden sich der gewonnenen Siege wegen nicht erheben, sondern sich desto fester auf den Allmächtigen stützen. Tiefe und innige Dankbarkeit zu Gott wird in ihrem Herzen entspringen, und sie werden freudig sein trotz der Angst, die durch den Druck des Feindes über sie kommt. Eine Zeit des Vertrauens und des Vorrechts DEV 237 3 Wir leben in einer Zeit feierlichen Vorrechts und heiligen Vertrauens. Bewahren Gottes Diener getreulich das ihnen Anvertraute, dann wird ihre Belohnung groß sein, wenn der Meister sagt: "Tu Rechnung von deinem Haushalten." Lukas 16,2. Das ernste Wirken, das uneigennützige Schaffen, die geduldigen, ausharrenden Bemühungen werden reichlich vergolten werden. Jesus wird zu solchen Dienern sagen, daß er sie hinfort nicht Knechte sondern Freunde nennt. Siehe Johannes 15,15. Der Herr sieht die Arbeit nicht der Größe wegen mit Wohlgefallen an, sondern wegen der Treue, die in allem geübt wird. Nicht die Ergebnisse, die wir erzielen, sondern die Beweggründe, die uns zum Handeln veranlassen, fallen bei Gott ins Gewicht. Er schätzt Güte und Treue höher als alles andre. DEV 238 1 Ich bitte die Herolde des Evangeliums Christi, nie entmutigt zu werden, nie den verstocktesten Sünder zu betrachten, als ob die Gnade Gottes ihn nicht mehr erreichen könnte. Der anscheinend Hoffnungslose kann noch die Wahrheit aus Liebe zu ihr annehmen. Er, der die Herzen der Menschen wie Wasserbäche leitet, kann die selbstsüchtigste, die durch Sünden verhärtetste Seele zu Christo führen. Gibt es etwas, das Gott zu tun unmöglich wärre? Mein Wort, sagt er, "soll nicht wieder zu mir leer kommen, sondern tun, was mir gefällt, und soll ihm gelingen, dazu ich's sende". Jesaja 55,11. DEV 238 2 Die Diener Christi, die in neue Gebiete einzudringen suchen, finden oft, daß sie besserer Hilfsmittel dringend bedürfen. Ihr Wirken scheint aus Mangel daran gehindert zu werden; dennoch sollten sie ihren Glauben und Mut nicht sinken lassen. Oft sind sie genötigt, ihre Hilfsmittel aufs äußerste zu erschöpfen. Zuweilen mag es scheinen, als ob sie nicht weiter vorangehen können. Beten und arbeiten sie aber im Glauben, so wird Gott sich nicht unbezeugt lassen, sondern ihnen Mittel zur Förderung des Werkes senden. Wohl werden sich Schwierigkeiten erheben, die Boten Christi werden sich fragen: Wie wollen wir das ausführen, was geschehen muß? Zuweilen wird ihnen die Zukunft sehr dunkel erscheinen; wenn sie aber Gott seine Verheißungen vorhalten und ihm für das bereits Geschehene danken, dann wird sich ihnen der Weg öffnen, und sie werden für die vorliegenden Pflichten gestärkt werden. DEV 239 1 Nur wenige erfassen die Bedeutung jener Worte des Lukas, daß Paulus, als er seine Brüder sah, Gott dankte und neue Zuversicht gewann. Siehe Apostelgeschichte 28,15. Inmitten der weinenden Gläubigen, die ihr wärmstes Mitgefühl bekundeten und die sich der Fesseln des Apostels nicht schämten, pries dieser Gott mit lauter Stimme. Die Wolke der Traurigkeit, die sein Gemüt beschattet hatte, war verscheucht. Sein Leben als Christ war nur eine Reihe von Mühsalen, Leiden und Enttäuschungen gewesen. Doch in dieser Stunde fühlte er sich über die Maßen belohnt. Mit festerem Schritt und frohem Herzen setzte er seinen Weg fort. Er wollte nicht über die Vergangenheit klagen, noch das Zukünftige fürchten. Bande und Trübsale warteten seiner, das wußte er; er wußte aber auch, daß er Menschen von unendlich schrecklicherer Knechtschaft hatte befreien dürfen, und neue Freude erfüllte ihn in seinem Leiden um Christi willen. Die Geschichte der Apostel 427. ------------------------Kapitel 58: Wie Gott seine Diener erzieht DEV 239 2 Der Herr leitet seine Diener an, damit sie vorbereitet werden, die ihnen zugewiesenen Plätze auszufüllen. Er wünscht, sie so auszubilden, daß sie einen besseren Dienst leisten können. Einige möchten gern eine herrschende Stellung einnehmen; sie bedürfen der Heiligung in der Unterordnung. Gott veranlaßt einen Wechsel in ihrem Leben. Vielleicht stellt er sie vor Pflichten, die sie nicht wählen würden. Sind sie willens, sich von ihm leiten zu lassen, so gibt er ihnen Gnade und Kraft, diese Pflichten in Unterordnung und Behilflichkeit auszuführen. Auf diese Weise werden sie befähigt, Stellen zu bekleiden, wo ihre geschulten Fähigkeiten sie sehr nützlich machen werden. DEV 239 3 Andre erzieht Gott dadurch, daß sie Enttäuschungen und scheinbare Mißerfolge erleiden müssen. Er will, daß sie lernen sollen, Schwierigkeiten zu überwinden. Er flößt ihnen Entschlossenheit ein, jeden scheinbaren Mißerfolg zum Nutzen zu verwerten. Oft beten und weinen die Menschen wegen der Mühsale und Hindernisse, die sich ihnen entgegenstellen. Bewahren sie aber ihr anfängliches Vertrauen bis zum Ende, dann wird Gott ihren Weg ebnen. Indem sie gegen scheinbar unübersteigliche Schwierigkeiten kämpfen, wird der Erfolg erzielt, und mit ihm kommt die größte Freude. DEV 240 1 Ein eintöniges Leben ist dem geistigen Wachstum nicht am förderlichsten. Einige können den höchsten Standpunkt geistigen Schaffens nur durch Abwechslung der gewöhnlichen Ordnung der Dinge erlangen. Weiß Gott in seiner Vorsehung, daß Veränderungen wesentlich sind für den Erfolg im Ausbilden des Charakters, so unterbricht er den ruhigen Lebenslauf. Er sieht, daß es einem seiner Diener nottut, enger mit ihm verbunden zu sein, und trennt ihn, um das zu ermöglichen, von seinen Freunden und Bekannten. Als er Elia für seine Verwandlung vorbereitete, ließ er ihn von Ort zu Ort ziehen, damit der Prophet sich nirgends ruhig niederlassen und dadurch seiner geistlichen Kraft Abbruch tun möchte. Auch beabsichtigte Gott, daß Elias Einfluß eine Kraft sein sollte, vielen Seelen zu helfen, eine tiefere, nützlichere Erfahrung zu gewinnen. DEV 240 2 Viele können sich nicht zufrieden geben, Gott freudig an dem Ort zu dienen, an den sie gestellt sind, oder ohne Klagen das Werk zu verrichten, das er in ihre Hände gelegt hat. Wohl ist es richtig, daß wir die Art und Weise, wie wir unsre Pflicht ausüben, tadeln, aber wir dürfen nicht mit der Pflicht selbst unzufrieden sein, weil wir lieber etwas andres tun möchten. Gott stellt in seiner Vorsehung Menschen oft vor Pflichten, die wie eine Arznei auf ihre kranken Sinne wirken werden. Er sucht auf diese Weise sie dahin zu bringen, die eigennützige Wahl beiseite zu setzen, die, wenn gewährt, sie untüchtig machen würde für das ihnen von Gott bestimmte Werk. Nehmen sie diesen Dienst an und führen ihn getreulich aus, dann werden ihre Sinne geheilt; verweigern sie ihn aber, dann bleiben sie der Uneinigkeit mit sich selbst und andern überlassen. DEV 241 1 Möchten doch alle, die sich keine Ruhe gönnen dürfen, sondern beständig unterwegs sein, eine Nacht hier und die nächste Nacht dort ihr Zelt aufschlagen müssen, bedenken, daß der Herr sie führt und daß dies sein Weg ist, ihnen zu helfen, einen vollkommenen Charakter zu entwickeln. In allen Wechslungen, die von ihnen gefordert werden, muß Gott als ihr Begleiter, ihr Führer, von dem sie abhängig sind, anerkannt werden. ------------------------Kapitel 59: Nehmt euch Zeit, mit Gott zu verkehren! DEV 241 2 Über die Diener Christi sind mir besondre Unterweisungen gegeben worden. Gott will nicht, daß sie danach trachten sollen, reich zu werden. Sie sollten sich nicht mit weltlichen Unternehmungen befassen; denn dadurch werden sie untüchtig, ihre besten Kräfte geistlichen Dingen zu widmen. Aber sie müssen ein hinreichendes Gehalt beziehen, wovon sie sich und Ihre Familien unterhalten können. Auch sollen sie nicht mit Amtsangelegenheiten so überbürdet sein, daß sie der Gemeinde im kleinen, ihrer eignen Familie, nicht die gebührende Aufmerksamkeit schenken können; denn es ist ihre besondre Pflicht, ihre Kinder für den Herrn zu erziehen. DEV 241 3 Es ist ein großer Fehler, einen Prediger beständig mit geschäftlichen Angelegenheiten in Anspruch zu nehmen, ihn von Ort zu Ort reisen und bis spät in die Nacht Ausschußsitzungen beiwohnen zu lassen. Das ermüdet und entmutigt ihn. Er muß Zeit zum Ruhen haben, damit er sich im Worte Gottes am Brote des Lebens sättigt. Er muß Zeit haben, erfrischende Züge der Stärkung vom Strom des lebendigen Wassers zu trinken. DEV 241 4 Prediger und Lehrer müssen bedenken, daß Gott sie verantwortlich hält, ihrem Amt aufs äußerste ihrer Fähigkeiten, nach besten Kräften vorzustehen. Sie dürfen keine Pflichten annehmen, die den ihnen von Gott gegebenen widerstreiten. DEV 242 1 Treten Prediger oder Lehrer, von finanziellen Verantwortlichkeiten gedrückt, ans Rednerpult oder ins Schulzimmer mit ermüdetem Gehirn und überanstrengten Nerven, was anders läßt sich dann erwarten, als daß gewöhnliches Feuer anstatt des heiligen, von Gott selbst angezündeten Feuers gebraucht wird? Die hochgespannten, zerrissenen Darbietungen enttäuschen die Zuhörer und schmerzen den Redner. Er hat keine Zeit gehabt, den Herrn zu suchen, keine Zeit, ihn im Glauben um die Weihe des Heiligen Geistes zu bitten. DEV 242 2 Der Auftrag ist an mich ergangen, meinen Mitarbeitern zu sagen: Wenn ihr der reichen Schätze des Himmels teilhaftig werden wollt, müßt ihr im Verborgenen Verkehr mit Gott pflegen; tut ihr das nicht, dann wird eure Seele des Heiligen Geistes ermangeln, wie den Bergen von Gilboa Regen und Tau fehlten. Wie könnt ihr Kraft in eurer Arbeit erwarten, wenn ihr von einer Sache zur andern eilt, wenn ihr so viel zu tun habt, daß ihr euch keine Zeit nehmen könnt, mit Gott zu reden? DEV 242 3 Der Grund dafür, daß unsre Prediger oft so langweilige, leblose Vorträge halten, liegt darin, daß sie verschiedenen Dingen weltlicher Natur erlauben, ihre Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen. Wachsen wir nicht beständig an Gnade, so werden uns die für die Gelegenheit passenden Worte mangeln. Redet mit eurem eignen Herzen und dann pflegt Verkehr mit Gott, sonst werden eure Bemühungen fruchtlos sein, eben weil sie in unheiliger Eile und Verwirrung gemacht wurden. DEV 242 4 Prediger und Lehrer, laßt euren Dienst mit dem Wohlgeruch reicher geistlicher Gnade erfüllt sein; macht ihn nicht zu einem gewöhnlichen, indem ihr ihn mit niedrigen Dingen verbindet. Geht voran und aufwärts. Reinigt euch "von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes" und fahrt fort "mit der Heiligung in der Furcht Gottes". 2.Korinther 7,1. DEV 243 1 Wir müssen täglich erneuert werden. Sind unsre Gebete inniger, dann werden sie auch eine größere Wirkung haben. Immer stärker und zuversichtlicher sollte unser Vertrauen werden, daß Gottes Geist mit uns sein will, uns rein und heilig, aufrichtig und wohlduftend zu machen wie die Zedern des Libanon. Testimonies for the Church VII, 250-252. ------------------------Kapitel 60: Unser größtes Bedürfnis DEV 243 2 "Ihr werdet meine Zeugen sein." Apostelgeschichte 1,8. Diese Worte Jesu haben nichts von ihrer Kraft verloren. Unser Heiland sucht nach treuen Zeugen in dieser Zeit des religiösen Formenwesens; wie wenige aber, selbst unter den vorgeblichen Sendboten Christi, sind bereit, ein getreues, persönliches Zeugnis für ihren Meister abzulegen! Viele erzählen, was die großen und guten Männer vor alters getan, gewagt, gelitten und an Freude genossen haben. Sie schildern in beredter Weise die Kraft des Evangeliums, welche andre befähigt hat, in schweren Trübsalem freudig zu sein und in den heißesten Versuchungen festzustehen. Während sie aber lebhaft andre Christen als Zeugen für Jesum hinstellen, scheinen sie selbst keine eigne frische, zeitgemäße Erfahrung berichten zu können. DEV 243 3 Prediger Christi, was habt ihr über euch selbst zu sagen? Welche Seelenkämpfe habt ihr bestanden, die zu eurem Besten, zum Heil andrer und zur Ehre Gottes gewesen sind? Ihr, die ihr vorgebt, der Welt die letzte feierliche Gnadenbotschaft zu verkünden, was ist eure Erfahrung in der Erkenntnis der Wahrheit, und welches sind ihre Wirkungen auf eure Herzen gewesen? Zeugt euer Charakter für Jesum? Habt ihr den verfeinernden, veredelnden, heiligen Einfluß der Wahrheit, wie sie in Christo ist, erfahren? Was habt ihr gesehen, was habt ihr von der Kraft Christi verspürt? Solche Zeugen verlangt der Herr und aus Mangel an solchen leiden die Gemeinden. DEV 244 1 Ohne lebendigen Glauben an Christum als einen persönlichen Heiland ist es unmöglich, daß euer Glaube sich in einer zweifelnden Welt fühlbar mache. Wollt ihr Sünder aus dem reißenden Strom herausziehen, dann dürfen eure Füße nicht auf einem schlüpfrigen Boden stehen. DEV 244 2 Wir bedürfen beständig einer erneuten Offenbarung Christi, einer täglichen, mit seinen Lehren übereinstimmenden Erfahrung. Hohe und heilige Ziele können wir erreichen. Beständiger Fortschritt in Erkenntnis und Tugend ist Gottes Absicht mit uns. Sein Gesetz ist das Echo seiner eignen Stimme, die an alle die Einladung ergehen läßt: "Steigt höher, seid heilig, werdet heiliger!" Tag für Tag können wir mehr und mehr zur Vollkommenheit des christlichen Charakters heranwachsen. DEV 244 3 Alle, die in des Meisters Dienst beschäftigt sind, bedürfen einer höheren, tieferen, größeren Erfahrung, als sie viele bisher gemacht haben. Viele, die schon Glieder der großen Gottesfamilie sind, wissen nicht, was es bedeutet, die Klarheit des Herrn zu schauen und verklärt zu werden von einer Klarheit zur andern. Viele haben eine bloße Vorstellung von der Vollkommenheit Christi und ihre Herzen sind von Freude erhoben. Sie sehnen sich nach einem größeren und tieferen Verständnis der Heilandsliebe; möchten solche jedes Verlangen der Seele nach Gott pflegen! DEV 244 4 Der Heilige Geist wirkt an denen, die ihn wirken lassen; gestaltet die um, die sich umgestalten lassen und verwandelt die, welche sich umbilden lassen. Erzieht euch selbst zum geistlichen Denken und heiligen Verkehr. Ihr habt nur erst die ersten Strahlen der aufgehenden Klarheit des Herrn gesehen. Erkennt ihr ihn besser, dann werdet ihr es wissen, daß "der Gerechten Pfad glänzt wie das Licht, das immere heller leuchtet bis auf den vollen Tag". Sprüche 4,18. ------------------------Kapitel 61: Selbstprüfung DEV 245 1 Im Verhalten der Prediger ist gar vieles, das sie verbessern können. Viele sehen und empfinden ihr Zukurzkommen und scheinen dennoch in Unwissenheit über den Einfluß zu sein, der von ihnen ausgeht. Sie sind sich ihrer mangelhaften Handlungen wohl bewußt, denken aber nicht weiter darüber nach und ändern sich deshalb auch nicht. DEV 245 2 Christi Diener müssen die Taten eines jeden Tages sorgfältig erwägen und überblicken in der Absicht, mit ihren eignen Lebensgewohnheiten besser bekannt zu werden. Bei genauer Prüfung aller Umstände ihres täglichen Lebens würden sie die sie leitenden Beweggründe und Grundsätze besser kennen. Dieser tägliche Rückblick auf unser Tun, um zu erfahren, ob das Gewissen es billigt oder verdammt, ist für alle notwendig, welche die Vollkommenheit des christlichen Charakters erreichen wollen. Viele Handlungen, die als gute Taten gelten, selbst Wohltaten, erweisen sich bei genauer Untersuchung als von verkehrten Beweggründen geleitet. DEV 245 3 Viele empfangen ein Lob für Tugenden, die sie nicht besitzen. Der Herzenskündiger erwägt alle leitenden Gründe, und oft werden von ihm Handlungen als aus Selbstsucht und niedriger Heuchelei entspringend aufgezeichnet, denen von Menschen die größte Anerkennung gezollt wurde. Eine jede Handlung unsres Lebens, ob gut und lobenswert oder des Tadels berechtigt, wird vom Herzenskündiger nach den sie leitenden Beweggründen beurteilt. DEV 245 4 Etliche versäumen es, sich im Spiegel zu beschauen, der die Charakterfehler offenbart. Deshalb bestehen Zukurzkommen und Sünde weiter und sind andern sichtbar, selbst wenn die Betreffenden sie nicht verstehen. Die häßliche Sünde des Eigennutzes zeigt sich zu einem hohem Grade selbst in einigen, die vorgeben, sich dem Werke Gottes geweiht zu haben. Würden sie ihren Charakter mit Gottes Anforderungen, besonders nach dem großen Maßstab seines Gesetzes vergleichen, dann würden sie, wenn sie ernste, aufrichtige Forscher wären, sich vergewissern, daß ihnen unendlich viel mangelt. Einige sind aber nicht willens, weit oder tief genug zu schauen, um die Verderbtheit ihres eignen Herzens zu sehen. Es mangelt ihnen in mancher Hinsicht, aber sie bleiben aus absichtlicher Unwissenheit in ihrer Schuld. DEV 246 1 Wer seinen Charakter richtig versteht, wer die Sünde, die ihn am leichtesten unterjocht und die Versuchungen, die ihn oft zu Fall bringen, erkennt, sollte sich nicht unnötig ihnen aussetzen oder Anfechtungen einladen, indem er Feindesboden betritt. Ruft ihn die Pflicht dahin, wo die Umstände ungünstig sind, so wird er auch besondre Hilfe von Gott empfangen und kann deshalb, völlig ausgerüstet für den Kampf mit dem Feind, vorangehen. DEV 246 2 Die Selbsterkenntnis bewahrt viele davor, in ernste Versuchungen zu geraten und verhindert manche schimpfliche Niederlage. Um aber mit uns selbst bekannt zu werden, müssen wir gewissenhaft die Beweggründe und Grundsätze unsres Verhaltens untersuchen und unsre Handlungen mit dem in Gottes Wort offenbarten Maßstab unsrer Pflicht vergleichen. ------------------------Kapitel 62: Selbstbesserung DEV 246 3 Ältere und erfahrene Prediger sollten es als Knechte Gottes für ihre Pflicht ansehen, voranzugehen, indem sie jeden Tag Fortschritte machen, beständig tüchtiger in ihrer Arbeit werden und stets frischen Stoff zum Vortrag sammeln. Jede Bemühung, das Evangelium vorzuführen, sollte besser sein als die vorhergehende. Jedes Jahr sollten sie eine tiefere Frömmigkeit, einen sanfteren Geist, ein reicheres geistliches Leben und eine gründlichere Erkenntnis der biblischen Wahrheiten entwickeln. Je höher ihr Alter und je reicher ihre Erfahrung, desto mehr sollten sie imstande sein, den Herzen der Menschen nahezukommen, indem sie diese besser kennen. Zeugnisse für die Gemeinde I, 167; Testimonies for the Church IV, 270. DEV 247 1 Gott kann in seiner Reichssache keine trägen Leute gebrauchen; er will denkende, gütige, liebevolle, ernste Diener haben. Rühriges Streben tut unsern Predigern gut. Trägheit ist ein Zeichen von Entartung. Jede Gabe des Verstandes, jeder Knochen des Körpers, jeder Muskel der Glieder beweisen: Gott will es, daß alle unsre Fähigkeiten angewandt werden und nicht untätig bleiben. Männer, die unnötig die Tagesstunden verschlafen, kennen nicht den Wert der köstlichen, goldenen Augenblicke. DEV 247 2 Personen, die noch nicht gewohnt sind, stets fleißig zu sein und sparsam mit der Zeit umzugehen, sollten sich durch gewisse Regeln zu Pünktlichkeit und Schnelligkeit anhalten lassen. George Washington konnte viele Geschäfte erledigen, weil er Ordnung und Regelmäßigkeit genau beobachtete. Jede Schrift hatte ihr Datum und ihren Platz, und nie wurde Zeit mit Suchen nach einem verlegten Gegenstand verloren. DEV 247 3 Die Männer Gottes müssen fleißig im Forschen, ernst im Erwerben von Kenntnissen sein und nie die kostbaren Augenblicke verschwenden. Durch ausdauernde Anstrengung können sie als Christen, als Männer von Einfluß und Macht eine hohe Stufe erreichen. Viele erlangen jedoch nie eine höhere Stellung weder am Rednerpult noch im Geschäftlichen, und zwar wegen ihrer Unentschlossenheit und der Schlaffheit in ihren Gewohnheiten, die sie in der Jugend angenommen haben. Nachlässigkeit zeigt sich in allem, was sie unternehmen. DEV 247 4 Ein plötzlicher Anstoß dann und wann reicht nicht hin, um diese bequemen und trägen Männer umzugestalten. Dies ist vielmehr ein Werk, welches Beharrlichkeit im Gutestun erfordert. Geschäftsleute können nur wirklich erfolgreich sein, wenn sie regelmäßig die Zeit des Aufstehens, des Gebets, der Mahlzeiten und des Schlafengehens innehalten. Sind aber schon Ordnung und Regelmäßigkeit in weltlichen Geschäften notwendig, wieviel wesentlicher sind sie im Werke Gottes! DEV 248 1 Wie viele helle Morgenstunden werden im Bett vergeudet! Diese köstlichen Augenblicke können, wenn einmal verloren, nie wieder eingebracht werden; sie sind für Zeit und Ewigkeit verloren. Welch eine Verschwendung der Zeit im Laufe eines Jahres, wenn täglich nur eine Stunde vergeudet wird! Möchte der Schlummernde doch daran denken und es sich überlegen, wie er Gott Rechenschaft ablegen will von den verlorenen Gelegenheiten. Das Ausnutzen freier Augenblicke DEV 248 2 Die Diener des Evangeliums sollten dem Lesen, Studium, Nachdenken und Gebet Zeit widmen. Sie sollten sich einen Vorrat nützlicher Kenntnisse sammeln, Teile der Heiligen Schrift auswendig lernen, die Erfüllung der Weissagungen verfolgen und die Belehrungen erfassen, die Jesus seinen Jüngern gab. Nehmt ein Buch mit und lest beim Fahren oder Warten auf Reisen. Kauft jeden freien Augenblick aus. Dadurch wird euch die Tür gegen tausend Versuchungen verschlossen. DEV 248 3 Viele haben ihren Zweck merklich verfehlt, wo sie Erfolg hätten haben können. Sie haben die Last des Werkes nicht getragen, haben die Dinge so leicht genommen, als ob ihnen ein tausendjähriges Reich zur Verfügung stände, worin sie für das Heil von Seelen wirken könnten. Gottes Reichssache bedarf nicht so sehr der Prediger als ernster, ausdauernder Diener für den Meister. Gott allein kann die Kräfte des menschlichen Verstandes messen. Es war nicht seine Absicht, daß der Mensch zufrieden sein sollte, in den Niederungen der Unwissenheit zu bleiben, sondern daß er sich alle Vorteile eines erleuchteten, ausgebildeten Verstandes aneigne. DEV 248 4 Jeder sollte fühlen, daß auf ihm eine Verpflichtung ruht, die Höhe geistiger Größe zu erreichen. Während keiner auf die erworbenen Kenntnisse stolz sein sollte, ist es aller Vorrecht, die Befriedigung zu haben, mit jedem Fortschritt fähiger zu werden, zur Ehre und Verherrlichung Gottes zu leben. Sie dürfen aus einem unerschöpflichen Brunnen, aus der Quelle aller Weisheit und Erkenntnis schöpfen. DEV 249 1 Der Schüler, der in Christi Schule eingetreten ist, kann den Kenntnissen nachjagen, ohne von der Höhe, zu der er hinaufsteigt, schwindlig zu werden. Indem er von Wahrheit zu Wahrheit voranschreitet, eine klarere und hellere Erkenntnis über die wunderbaren Gesetze der Wissenschaft und der Natur erhält, wird er entzückt von den erstaunlichen Bekundungen der Liebe Gottes zum Menschen. Er sieht mit verständigen Augen die Vollkommenheit und die Weisheit Gottes, die sich ins Unendliche erstrecken. Indem sein Verständnis sich erweitert, fluten Ströme reinen Lichts in seine Seele. Je mehr er nun von der Quelle der Erkenntnis trinkt, desto reiner und glücklicher macht ihn sein Sichversenken in die Unendlichkeit Gottes und desto größer wird sein Verlangen nach genügender Weisheit, um die Tiefen der Gottheit zu erfassen. Die Notwendigkeit einer geistigen Ausbildung DEV 249 2 Wir als Volk bedürfen der geistigen Ausbildung und müssen sie haben, um den Anforderungen der Zeit zu entsprechen. Armut, niedrige Herkunft und ungünstige Umgebung brauchen die Ausbildung des Geistes nicht zu verhindern. DEV 249 3 Bei allen Studien stößt man auf Schwierigkeiten; gebt sie aber nie in Entmutigung auf. Sucht, forscht und betet; tretet jeder Schwierigkeit mannhaft und kräftig entgegen; nehmt die Willenskraft und die Tugend der Geduld zur Hilfe, und dann grabt tiefer, bis der Edelstein der Wahrheit vor euch liegt; einfach und schön, köstlicher geworden durch die Bemühungen, die sein Auffinden in sich schloß. Beschäftigt euch dann jedoch nicht fortwährend mit diesem einen Punkt, laßt ihn nicht euer ganzes Denkvermögen in Anspruch nehmen und drängt ihn nicht beständig andern auf, sonden befaßt euch mit einem andern Gegenstand und erforscht ihn sorgfältig. Auf diese Weise wird ein Geheimnis nach dem andern eurem Verständnis enthüllt. DEV 250 1 Wenn ihr so verfahrt, gewinnt ihr zwei wertvolle Siege. Ihr erwerbt euch nicht nur nützliche Kenntnisse, sondern stärkt auch durch die Tätigkeit der Sinne eure geistige Kraft. Der gefundene Schlüssel, der ein Geheimnis offenbarte, mag noch andre, bis jetzt noch verborgne, wertvolle Perlen der Erkenntnis ans Licht bringen. DEV 250 2 Viele unsrer Prediger können ihren Zuhörern nur wenige aufklärende Reden über unsre Lehranschauungen halten, und doch dürfen dieselbe Mühe und derselbe Fleiß, die sie mit diesen Punkten vertraut machten, sie befähigen, andre zu verstehen. Die Weissagungen und andre Lehrgegenstände sollten von allen Predigern gründlich erfaßt sein. Einige beschränken sich, selbst wenn sie jahrelang gepredigt haben, auf nur etliche Gegenstände und sind zu lässig, als daß sie fleißig und unter Gebet in der Schrift suchten, damit sie Meister an Verständnis der Bibellehren und der praktischen Unterweisungen Christi werden. DEV 250 3 Alle sollten sich Kenntnisse über die Wahrheiten des Wortes Gottes aneignen, um zu jeder Zeit, wenn es erforderlich ist, bereit zu sein, neue und alte Schätze der Vorratskammer zu entnehmen. Durch Mangel an Eifer und ernster, anstrengender Übung ist schon mancher Geist verkrüppelt und verkümmert. Die Zeit ist gekommen, da Gott sagt: Geht voran und bildet die Fähigkeiten aus, die ich euch gegeben habe. DEV 250 4 Die Welt wimmelt von Irrtümern und Fabeln. Neuheiten in Form von erregenden Schauspielen häufen sich beständig, um die Sinne ganz in Anspruch zu nehmen; verkehrte Theorien, die moralisch und seelich verderben, machen sich überall breit. Gottes Reichssache bedarf verständiger, denkender, in der Schrift wohlbewanderter Männer, die Macht der hereinbrechenden Flut zu hemmen. Wir sollten keine Anmaßung, Beschränktheit und Unbeständigkeit gutheißen, wenngleich der Mantel der Frömmigkeit darüber ausgebreitet ist. Wer die heiligende Macht der Wahrheit im Herzen trägt, wird einen überzeugenden Einfluß ausüben. In dem Bewußtsein, daß die Vertreter des Irrtums keine Wahrheit schaffen oder vernichten können, kann er es sich wohl leisten, ruhig und rücksichtsvoll zu sein. DEV 251 1 Es gibt selbst unter den Predigern viele, die ohne besondre Anstrengungen in der Welt emporkommen möchten. Sie sind ehrgeizig, irgendein großes nutzbringendes Werk zu vollbringen, während sie die kleinen täglichen Pflichten, die sie wirklich hilfreich und zu Dienern nach der Ordnung Christi machen würden, mißachten. Sie möchten so gestellt sein wie andre, finden aber keinen Gefallen an der sie dazu ausbildenden Zucht. Dies sehnsüchtige Verlangen in Männern und Frauen, etwas zu verrichten, das über ihre jetzigen Fähigkeiten weit hinausgeht, veranlaßt sie, gleich beim Anfang entschiedne Mißgriffe zu tun. In ihrer Würde gekränkt, weigern sie sich, die Leiter Stufe für Stufe zu erklettern und wünschen, weniger mühsam hoch zu steigen. Testimonies for the church IV, 411-417. DEV 251 2 Es wundert mich, daß wir trotz der vielen Vorbilder, was wir sein und tun können, nicht mehr angespornt werden, den guten Werken der Gerechten nachzukommen. Nicht alle können eine hervorragende Stellung einnehmen; aber alle können eine verantwortliche Stellung bekleiden und sich durch anhaltende Treue weit nützlicher machen, als sie selbst meinen. Testimonies for the Church IV, 399. DEV 251 3 Der Wert von Männern und Frauen soll nicht geschätzt werden nach der Art der Arbeit, die sie verrichten; er wird von dem festgestellt, der für jede Seele den Preis bezahlt hat. In Liebe, Einfachheit und Rechtschaffenheit sollen alle, die Christum, die Hoffnung der Herrlichkeit, in sich wohnen lassen, Gottes Mitarbeiter sein. Sie sind Gottes Ackerwerk, Gottes Bau. DEV 252 1 Das Herz, in dem die Liebe Christi wohnt, wird beständig veredelt; denn die Quelle des Lebens ist Liebe zu Gott und Menschen. Christus ist Christentum. Dies ist Ehre Gott in der Höhe, Frieden auf Erden und Wohlgefallen den Menschen. Das heißt die Absicht Gottes ausführen. DEV 252 2 Wahres christliches Wachstum strebt nach oben, nach Vollkommenheit von Männern und Frauen in Christo. Wahre Veredlung, wirkliche Verfeinerung der Gedanken und Sitten wird besser erreicht durch das Erlernen der Aufgaben in der Schule Christi als durch die schwierigste, anstrengendste Bemühung, Formen und niedergelegte Regeln zu beobachten, wenn das Herz nicht unter der Zucht Gottes steht. DEV 252 3 Der Nachfolger Jesu sollte sich beständig vervollkommnen in seinen Sitten und Gewohnheiten, im Geist und in der Arbeit. Dies geschieht dadurch, daß das Auge nicht auf das allein Äußerliche, Oberflächliche, sondern auf Jesum blickt. Dann findet eine Verwandlung im Sinn, Geist und Charakter statt. Der Christ wird in Christi Schule ausgebildet, um die Gnadengaben seines Geistes in aller Sanftmut und Demut zu pflegen; er bereitet sich für die Gesellschaft der himmlischen Engel vor. DEV 252 4 Mehr als alle andern Menschen auf Erden wird der, dessen Verständnis vom Worte Gottes erleuchtet ist, sich gedrungen fühlen, mit größerem Fleiß die Bibel zu lesen und die Wissenschaften zu studieren; denn seine Hoffnung und sein Beruf stehen höher als die andrer. Je enger der Mensch mit der Quelle aller Erkenntnis und Weisheit verbunden ist, desto besser kann ihm geistig und geistlich geholfen werden. Die Gotteserkenntnis ist das Wesentlichste in der Erziehung, und jeder wahre Diener Christi wird es sich beständig zur Aufgabe machen, sie zu erlangen. Counsels to Parents, Teachers, and Students 510. ------------------------Kapitel 63: Der Heilige Geist DEV 253 1 "Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird," "wird er die Welt strafen um die Sünde und um die Gerechtigkeit und um das Gericht." Johannes 16,13.8. DEV 253 2 Das Predigen des Wortes Gottes nützt nichts ohne die Gegenwart und die Hilfe des Heiligen Geistes, denn dieser Geist ist der einzige wirkungsvolle Lehrer der göttlichen Wahrheit. Nur wenn durch den Geist die Wahrheit ins Herz dringt, wird sie das Gewissen erwecken und den Wandel verändern. Gottes Diener mag imstande sein, das Wort Gottes dem Wortlaute nach vorzuführen; er mag mit allen seinen Geboten und Verheißungen vertraut sein, und dennoch wird sein Ausstreuen des Evangeliumssamens keinen Erfolg zeitigen, es sei denn, daß dieser Same durch den Tau vom Himmel belebt wird. Ohne das Mitwirken des Geistes Gottes können weder Erziehung noch irgendwelche Vorzüge, so groß sie auch sein mögen, auch nur einen Lichtweg schaffen. Noch ehe eins der Bücher des Neuen Testaments geschrieben oder eine Evangeliumspredigt nach der Himmelfahrt Christi gehalten worden war, kam der Heilige Geist auf die betenden Jünger. Und das Zeugnis ihrer Feinde war: "Ihr habt Jerusalem erfüllt mit eurer Lehre." Apostelgeschichte 5,28. DEV 253 3 Gottes Verheißungen unterstehen Bedingungen. Christus verhieß seiner Gemeinde die Gabe des Heiligen Geistes, und diese Verheißung gehört uns ebensowohl wie den ersten Jüngern. Gleich jeder andern Verheißung jedoch hängt sie von Bedingungen ab. Es gibt viele, die vorgeben, des Herrn Verheißungen zu glauben und zu beanspruchen; sie reden von Christo und dem Heiligen Geist und erlangen dennoch keinen Segen, weil sie ihre Seelen nicht der Führung und Herrschaft der göttlichen Kraft unterstellen. DEV 253 4 Wir können den Heiligen Geist nicht benutzen; er muß uns benutzen. Durch den Geist wirkt Gott in seinem Volk "das Wollen und das Vollbringen nach seinem Wohlgefallen". Philipper 2,13. Viele wollen sich nicht leiten lassen, sie wollen es selbst besorgen, und deshalb empfangen sie diese himmlische Gabe nicht. Nur denen, die demütig vor Gott sind, die auf seine Führung und Gnade warten, wird der Geist gegeben. Dieser verheißene, im Glauben beanspruchte Segen hat alle andern Segnungen im Gefolge. Er wird nach dem Reichtum der Gnade Christi gegeben, und Jesus will ihn einer jeden Seele mitteilen nach der Fähigkeit, die sie besitzt, ihn aufzunehmen. DEV 254 1 Das Mitteilen des Geistes ist das Mitteilen des Lebens Christi. Nur die, welche auf diese Weise von Gott gelehrt sind, nur die, an deren Herzen der Geist wirkt und in deren Wandel Christi Leben sich bekundet, können Christum wahrhaft darstellen. Der Heilige Geist als Erzieher DEV 254 2 Gott nimmt die Menschen so, wie sie sind und erzieht sie für seinen Dienst, wenn sie sich ihm übergeben. Wird Gottes Geist in die Seele aufgenommen, so erweckt er alle ihre Fähigkeiten. Unter der Leitung des Heiligen Geistes entwickelt sich, wer sich rückhaltlos Gott geweiht hat, einheitlich und wird gekräftigt, die Anforderungen Gottes zu verstehen und zu erfüllen. Der schwache, unentschlossene Charakter entwickelt sich zu einem starken und festen. Beständige Hingabe stellt eine so enge Verbindung zwischen Christo und seinen Jüngern her, daß der Christ seinem Meister im Charakter ähnlich wird. Er besitzt klarere und weitere Ansichten, sein Unterscheidungsvermögen ist schärfer, sein Urteil gerechter. Er wird von der lebengebenden Kraft der Sonne der Gerechtigkeit so belebt, daß er viel Frucht bringen kann zur Ehre Gottes. DEV 254 3 Christus hat verheißen, daß der Heilige Geist bei denen bleiben soll, die um den Sieg über die Sünde kämpfen, damit die Kraft der göttlichen Macht sich dadurch bekunde, daß das menschliche Werkzeug mit übernatürlicher Stärke ausgerüstet und der Unwissende über die Geheimnisse des Reiches Gottes belehrt werde. Welchen Nutzen würden wir davon haben, daß der eingeborne Sohn Gottes sich demütigte, die Versuchungen des schlauen Feindes ertrug und als Gerechter für die Ungerechten starb, wenn der Heilige Geist nicht als eine beständig wirkende, neubelebende Kraft gegeben worden wäre, um in jedem persönlichen Fall das zur Geltung zu bringen, was der Welterlöser erwirkt hat? DEV 255 1 Der Heilige Geist befähigte die Jünger, den Herrn allein zu erhöhen; er führte die Feder der heiligen Schreiber, damit die Berichte der Worte und Werke Christi der Welt übermittelt würden. Auch heute ist dieser Geist beständig am Wirken, indem er die Aufmerksamkeit der Menschen auf das große am Kreuz auf Golgatha gebrachte Opfer zu richten, der Welt die Liebe Gottes zu den Menschen zu entfalten und der von ihrem Unrecht überzeugten Seele die Verheißungen der Heiligen Schrift zu eröffnen sucht. DEV 255 2 Der Geist läßt die hellen Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit in die verdunkelten Gemüter scheinen; er läßt die Menschenherzen entbrennen von dem erwachenden Erkennen der ewigen Wahrheiten; er führt der Seele den zu erreichenden Standpunkt der Gerechtigkeit vor und überführt sie der Sünde; er facht den Glauben an den an, der allein von Sünden erretten kann; er wirkt die Umwandlung des Charakters, indem er die Neigungen der Menschen von den zeitlichen und vergänglichen Dingen auf das ewige Erbe ablenkt. Der Geist schafft neu, verfeinert und heiligt die menschlichen Wesen und macht sie wohlgeschickt, Glieder der königlichen Familie, Kinder des himmlischen Königs zu werden. Die Wirkung der Aufnahme der Heiligen Geistes DEV 255 3 Ist man vom eignen Ich leer geworden, ist jeder falsche Gott aus der Seele vertrieben, dann strömt der Geist Christi hinein. Der Betreffende hat den Glauben, der die Seele von aller Unreinigkeit befreit. Er ist im Einverständnis mit dem Geiste und achtet auf dessen Regungen. Er hegt kein Vertrauen zu sich selbst. Christus ist ihm alles in allem. Er nimmt in Sanftmut die sich ihm neu entfaltenden Wahrheiten auf und gibt Gott die Ehre, indem er fragt: "Uns aber hat es Gott offenbart durch seinen Geist." "Wir aber haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, daß wir wissen können, was uns von Gott gegeben ist." 1.Korinther 2,10.12. DEV 256 1 Der Geist, der offenbart, wirkt auch in ihm die Früchte der Gerechtigkeit. Christus ist "in ihm ein Brunnen des Wassers, das in das ewige Leben quillt". Johannes 4,11. Er ist eine Rebe des wahren Weinstocks und bringt reiche Trauben zur Ehre Gottes. Welcherart sind die Früchte, die er trägt? -- "Die Frucht aber des Geistes ist Liebe", nicht Haß; "Freude", nich Unzufriedenheit und Trauer; "Friede", nicht Gereiztheit, Sorge und selbstgemachte Schwierigkeiten; "Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit." Galater 5,22.23. DEV 256 2 Alle, die diesen Geist haben, sind ernste Mitarbeiter Gottes; die himmlischen Kräfte wirken mit ihnen, und sie gehen hinaus im Geist der Botschaft, die sie verkündigen. Sie reden vernünftige Worte und bringen nach dem Beispiel Christi aus dem Schatz ihres Herzens reine, heilige Wahrheiten hervor. DEV 256 3 Die Botschaft, die wir zu verkündigen haben, ist keine, die zu geben wir uns zu fürchten brauchen. Ihre Vertreter sollen sie nicht zu verbergen, ihren Ursprung oder ihre Absicht nicht zu verheimlichen suchen. Als solche, die Gott ein feierliches Gelübde abgelegt haben, die als Sendboten Christi und zu Haushaltern der Gnadengeheimnisse eingesetzt sind, stehen wir unter der Verpflichtung, getreu den ganzen Ratschluß Gottes zu verkünden. DEV 256 4 Wir sollen die besondren Wahrheiten, die uns von der Welt getrennt und uns zu dem gemacht haben, was wir sind, hervortreten lassen; denn sie sind mit ewigem Wohlergehen verbunden. Gott hat uns über die jetzt vor sich gehenden Ereignisse Licht gegeben, und durch Wort und Schrift sollen wir der Welt die Wahrheit verkündigen. Aber das Leben Christi in unsrer Seele, die durch den Heiligen Geist mitgeteilt, sich betätigende Liebe ist's, was allein unsre Worte fruchtbar macht. Die Liebe Christi ist die Kraft und Macht einer jeden Botschaft für Gott, die je über menschliche Lippen kam. Wir nähern uns dem Ende DEV 257 1 Ein Tag nach dem andern sinkt in die Ewigkeit hinab und bringt uns dem Ende der Gnadenzeit näher. Mehr denn je müssen wir um ein großes Maß des Heiligen Geistes für uns und um seinen heiligenden Einfluß auf seine Diener bitten, damit die, für deren Seelenheil sie wirken, erkennen, daß diese Boten bei Jesu gewesen sind und von ihm gelernt haben. DEV 257 2 Wir bedürfen des geistigen Augenlichts, um die Absichten des Feindes zu durchschauen und als treue Wächter die Gefahr verkünden zu können. Wir bedürfen der Kraft von oben, damit wir, soweit es dem menschlichen Verstande möglich ist, die großen Aufgaben des Christentums und ihre weitreichenden Grundsätze verstehen können. DEV 257 3 Wer unter dem Einfluß des Geists Gottes steht, wird nicht schwärmerisch sondern ruhig und gesetzt sein, frei von Überschwenglichkeiten in Gedanken, Worten und Taten. Inmitten der Verwirrung täuschender Lehren wird Gottes Geist dem ein Führer und Schild sein, der den Beweisen der Wahrheit nicht widerstanden hat und jede Stimme zum Schweigen bringen, die nicht von dem kommt, der die Wahrheit ist. DEV 257 4 Wir leben in den letzten Tagen, wo betrügerische Irrtümer angenommen und geglaubt, die Wahrheit aber verachtet wird. Der Herr wird sowohl die Prediger als auch die Gemeindeglieder verantwortlich halten für das ihnen scheinende Licht. Er fordert uns auf, fleißig die Perlen der Wahrheit zu sammeln und sie in den Rahmen des Evangeliums zu bringen, damit ihr Glanz göttlicher Schönheit in die moralische Dunkelheit der Welt bringe. Dies kann ohne Hilfe des Heiligen Geistes nicht ausgeführt werden, aber mit ihm können wir alles tun. Sind wir mit dem Heiligen Geist ausgerüstet, dann erfassen wir im Glauben die unendliche Kraft. Nichts geht von dem verloren, was von Gott kommt. Der Heiland der Welt sendet dem Menschen seine Botschaften, damit die Finsternis des Irrtums vertrieben werden möchte. Das Werk des Heiligen Geistes ist unermeßlich groß, und von dieser Quelle bezieht Gottes Diener Kraft und Befähigung. ------------------------Kapitel 64: Entwicklung und Dienst DEV 258 1 Christliches Leben bedeutet mehr als wofür viele es halten. Es besteht nicht nur gänzlich in Freundlichkeit, Geduld, Sanftmut und Liebenswürdigkeit. Diese Tugenden sind wesentlich; aber es ist auch Mut, Kraft, Eifer und Ausdauer notwendig. Der Pfad, den Christus vorzeichnet, ist schmal und erfordert Selbstverleugnung. Diesen Pfad zu betreten und sich durch Schwierigkeiten und Entmutigungen hindurchzuwinden, erfordert Männer, die keine Schwächlinge sind. DEV 258 2 Männer mit starken Nerven sind nötig, Männer, die nicht darauf warten, daß ihnen der Weg geebnet und jedes Hindernis entfernt wird, Männer, welche die schwachen Bemühungen entmutigter Diener Christi mit neuem Eifer beleben, Männer, deren Herzen warm sind von christlicher Liebe und deren Hände geschickt sind, ihres Meisters Werk zu tun. DEV 258 3 Etliche von denen, die sich dem Missionsdienst weihen, sind schwach, kraftlos, zaghaft, leicht entmutigt. Ihnen fehlt die Tatkraft. Sie haben nicht jene bestimmten Charakterzüge, welche die Kraft verleihen, etwas zu tun: Mut und Eifer, welche die Begeisterung entzünden. Wer Erfolg haben will, muß mutig und hoffnungsvoll sein. Sie sollten nicht nur die ruhig hinnehmenden, sondern auch die geschäftigen Tugenden pflegen. Während sie sanft zu antworten wissen sollen, um den Zorn zu stillen, müssen sie auch den Mut eines Helden besitzen, dem Bösen zu widerstehen. Neben der christlichen Liebe, die alles erduldet, bedürfen sie jener Charakterstärke, die ihren Einfluß eine bestimmte Macht verleiht. DEV 259 1 Manche besitzen keine Charakterfestigkeit. Ihre Pläne und Absichten haben keine bestimmte Form und Beständigkeit. Sie sind von wenig wirklichem Nutzen in der Welt. Diese Schwäche, Unschlüssigkeit und Kraftlosigkeit sollte man überwinden. Im wahren christlichen Charakter gibt es eine Unbezähmbarkeit, die widrige Verhältnisse weder formen noch unterdrücken können. Wir müssen ein sittliches Rückgrat haben, eine Lauterkeit, der man nicht durch Schmeichelei, Bestechung oder Schrecken beikommen kann. DEV 259 2 Gott wünscht, daß wir jede Gelegenheit zur Vorbereitung für sein Werk wahrnehmen. Er erwartet, daß wir alle unsre Kräfte zur Verfügung stellen, um sein Werk auszuführen, und daß wir in unserm Herzen dessen Heiligkeit und große Verantwortung lebendig erhalten. DEV 259 3 Viele, die befähigt sind, Großes zu leisten, vollbringen nur wenig, weil sie wenig unternehmen. Tausende gehen durchs Leben, als ob sie kein großes Ziel hätten, wofür sie leben, keinen hohen Standpunkt, den sie erreichen sollten. Ein Grund hierfür ist die geringe Würdigung, die sie sich selbst beilegen. Christus bezahlte einen unermeßlichen Preis für uns, und er wünscht, daß wir uns im Verhältnis zu jenem Preis schätzen. DEV 259 4 Seid nicht zufrieden, einen niedrigen Standpunkt zu erreichen. Wir sind nicht, was wir sein könnten oder was wir nach Gottes Willen sein sollten. Gott hat uns Verstandeskräfte gegeben, welche nicht untätig bleiben oder zu irdischen und niederen Bestrebungen angewandt werden, sondern aufs höchste entwickelt, veredelt, geheiligt, verfeinert und zur Förderung des Wohls seines Reiches benutzt werden sollten. DEV 260 1 Denkt daran: in welcher Stellung ihr auch dienen mögt, ihr offenbart den Beweggrund und entwickelt den Charakter. Was auch eure Arbeit sei, tut sie mit Genauigkeit, mit Fleiß; überwindet die Neigung, eine leichte Aufgabe zu suchen. DEV 260 2 Denselben Geist und dieselben Grundsätze, welche jemand in der täglichen Arbeit betätigt, wird er im ganzen Leben betätigen. Solche, die eine bestimmte Menge zu tun und ein bestimmtes Gehalt zu beziehen wünschen, die für eine Stellung schon geeignet sein wollen ohne die Mühe der Anpassung oder Erziehung, sind nicht die von Gott zu seinem Dienst Berufenen. Die darüber nachdenken, wie sie so wenig als möglich von ihren körperlichen, geistigen und seelischen Kraft einsetzen können, sind nicht die Diener, auf die der Herr die Fülle des Segens ausgießen kann. Ihr Beispiel steckt an. Das eigne Wohl ist der leitende Beweggrund. Die beaufsichtigt werden müssen und nur arbeiten, wenn ihnen jede Pflicht zugewiesen wird, gehören nicht zu denen, die dereinst als getreu und fromm gepriesen werden. Es sind Diener nötig, welche Tatkraft, Redlichkeit, Fleiß offenbaren, Leute, die willig sind, alles zu tun, was getan werden muß. DEV 260 3 Viele werden kraftlos, indem sie aus Furcht vor Fehlschlag Verantwortungen ausweichen. Dadurch gehen sie aber der Ausbildung verlustig, die aus der Erfahrung kommt und die Lesen und Studieren, sowie alle andern gewonnenen Vorteile ihnen nicht gewähren können. DEV 260 4 Ein Mensch kann die Umstände bilden, aber er sollte niemals zulassen, daß die Umstände ihn bilden. Wir sollten die Umstände als Mittel ergreifen, durch die wir arbeiten können. Wir sollen sie beherrschen, aber nicht zulassen, daß sie uns beherrschen. DEV 260 5 Kraftvolle Männer sind oft solche, denen man widersprochen, die man verhöhnt und denen man widerstanden hat. Die Hindernisse, die sich ihnen entgegenstellen, erweisen sich für sie als Segnungen, weil sie ihre Willenskraft in Tätigkeit setzen. Sie lernen selbständig zu handeln. Kampf und Schwierigkeiten führem zum Vertrauen auf Gott und verleihen jene Festigkeit, die Macht entwickelt. DEV 261 1 Christus leistete keinen halben Dienst. Er maß seine Arbeit nicht nach Stunden. Seine Zeit, seine Seele, sein Herz und seine Kraft waren dem Werk zum Besten der Menschheit geweiht. Er arbeitete ermüdende Tage hindurch, und während langer Nächte beugte er sich im Gebet um Gnade und Ausdauer, damit er ein größeres Werk tun möchte. Mit starkem Geschrei und Tränen sandte er seine Bitten zu Gott empor, damit seine menschliche Natur gestärkt werden möchte und er imstande sei, dem verschlagenen Feind in all seinem trügerischen Wirken zu begegnen und seine Aufgabe zu erfüllen, die Menschheit zu erheben. Er spricht zu seinen Dienern: "Ein Beispiel habe ich euch gegeben, daß ihr tut, wie ich euch getan habe." Johannes 13,15. DEV 261 2 Paulus sagt: "Die Liebe Christi dringt uns also." 2.Korinther 5,14. Dies war der wirkende Grundsatz seines Verhaltens; dies der Drang zu seinen Taten. Wenn je sein Eifer auf dem Pfade der Pflicht einen Augenblick zu erlahmen drohte, so veranlaßte ihn ein Blick auf das Kreuz, die Lenden seines inneren Menschen aufs neue zu gürten und auf dem Wege der Selbstverleugnung weiterzuschreiten. In seinen Arbeiten für seine Brüder verließ er sich viel auf die Offenbarung der unendlichen Liebe im Opfer Christi mit seiner unterwerfenden, anfeuernden Macht. DEV 261 3 Wie ernst, wie ergreifend klingt seine Bitte: "Denn ihr wisset die Gnade unsers Herrn Jesu Christi, daß, ob er wohl reich ist, ward er doch arm um euretwillen, auf daß ihr durch seine Armut reich würdet." 2.Korinther 8,9. Ihr kennt die Höhe, von welcher der Sohn Gottes sich herabließ, die Tiefe der Demütigung, zu der er herabstieg. Er betrat den Pfad der Aufopferung und wandte sich nicht davon ab, bis er sein Leben gelassen hatte. Es gab keine Ruhe für ihn zwischen dem Thron des Himmels und dem Kreuz. Aus Liebe zu den Menschen hieß er jede Schmach willkommen und erduldete jede Beleidigung. DEV 262 1 Paulus weist uns an, daß "ein jeglicher sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was des andern ist". Er bittet uns, gesinnt zu sein, "wie Jesus Christus auch war, welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt war, hielt er's nicht für einen Raub, Gott gleich sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward gleichwie ein andrer Mensch und an Gebärden als ein Mensch erfunden; er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz". Philipper 2,4-8. DEV 262 2 Ein jeder, der Christum als seinen persönlichen Heiland annimmt, wird nach dem Vorrecht verlangen, Gott zu dienen. Wenn er bedenkt, was der Himmel für ihn getan hat, wird sein Herz mit unendlicher Liebe und anbetender Dankbarkeit erfüllt. Er ist bestrebt, seine Dankbarkeit dadurch zu beweisen, daß er seine Fähigkeiten in den Dienst Gottes stellt. Er verlangt danach, seine Liebe zu Christo und zu seinem erkauften Eigentum zu zeigen. Er trachtet nach Arbeit, Mühe und Opfer. DEV 262 3 Der wahre Diener Gottes wir sein Bestes tun, weil er dadurch seinen Meister verherrlichen kann. Er wird die Forderungen Gottes ausführen. Er wird danach streben, alle seine Fähigkeiten zu verbessern; er wird jede Pflicht erfüllen als vor Gott. Sein einziges Verlangen wird sein: daß Christo Ehrerbietung und völliger Dienst erwiesen werde. DEV 262 4 Es gibt ein Bild, das einen jungen Farren zwischen einem Pflug und einem Altar darstellt. Das Bild trägt die Inschrift: "Für beides bereit!" -- bereit, in der Furche zu gehen oder auf dem Opferaltar geopfert zu werden. Das ist die Stellung des wahren Gotteskindes: willig, dahin zu gehen, wohin die Pflicht ruft, sich selbst zu verleugnen, sich für das Werk des Erlösers aufzuopfern. In den Fußspuren des großen Arztes 505-511. Gefahren DEV 262 5 "Wenn du den Brüdern solches vorhältst, so wirst du ein guter Diener Jesu Christi sein." 1.Timotheus 4,6. ------------------------Kapitel 65: Die Gefahr, das Licht zu verwerfen DEV 263 1 Gott will, daß selbst in diesem Leben die Wahrheit immer mehr seinem Volk entfaltet werden soll. Es gibt nur einen Weg, auf dem diese Erkenntnis erlangt werden kann. Nur durch die Erleuchtung des Geistes, der das Wort gegeben hat, gelangen wir zum Verständnis des Wortes Gottes. Es "weiß niemand, was in Gott ist, als der Geist Gottes"; "denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit". 1.Korinther 2,11.10. Und der Heiland verhieß seinen Nachfolgern: "Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in aller Wahrheit leiten, ... denn von dem Meinen wird er's nehmen und euch verkündigen." Johannes 16,13.14. DEV 263 2 Petrus ermahnt seine Brüder, zu wachsen "in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi." 2.Petrus 3,18. Wächst Gottes Volk in der Gnade, dann wird es auch ein immer klareres Verständnis seines Wortes erlangen. Es wird in den heiligen Wahrheiten neues Licht und neue Schönheit entdecken. Das zeigt sich in der Geschichte der Gemeinde aller Zeiten, und so wird es bleiben bis ans Ende. Läßt hingegen das wirkliche geistliche Leben nach, dann sind auch keine Fortschritte in der Erkenntnis der Wahrheit zu erzielen. Die Menschen begnügen sich mit dem Licht, das sie aus Gottes Wort schon empfangen haben und lassen den Mut zu jedem weiteren Forschen der Schrift sinken. Sie halten an dem, was sie haben, fest, und vermeiden Erörterungen. DEV 264 1 Die Tatsache, daß es unter dem Volk Gottes keine Streitfragen oder lebhafte Erwägungen gibt, sollte nicht als bestimmter Beweis gelten, daß alle an der richtigen Lehre festhalten; im Gegenteil, es liegt Grund vor besorgt zu sein, daß dann nicht klar zwischen Wahrheit und Irrtum unterschieden wird. Erheben sich beim Forschen in der Schrift keine neuen Fragen, entstehen keine Meinungsverschiedenheiten, welche die Leute antreiben, selbst in der Bibel zu suchen, um sicher zu sein, daß sie die Wahrheit besitzen, dann werden auch, jetzt wie ehemals, viele an der Überlieferung festhalten und selbst nicht wissen, was sie anbeten. DEV 264 2 Mir ist gezeigt worden, daß viele, die vorgeben, die gegenwärtige Wahrheit zu kennen, gar nicht wissen, was sie glauben. Sie können keinen Beweis für ihren Glauben liefern. Sie würdigen das Werk der Gegenwart nicht. Kommt die Zeit der Trübsal, dann werden so manche, die jetzt andren predigen, beim Prüfen ihrer Stellung zum Glauben finden, daß sie für vieles darin keinen genügenden Grund angeben können. Bis diese Probe an sie herantrat, kannten sie ihre große Unwissenheit nicht. DEV 264 3 Es gibt viele in der Gemeinde, die sich ganz sicher sind, alles zu verstehen, was sie glauben, die aber ihre eigene Schwäche nicht erkennen, bis Streitfragen aufgeworfen werden. Werden sie von den Glaubensgenossen getrennt und sind gezwungen, alleinstehend ihren Glauben zu erklären, dann werden sie sich wundern, wie verwirrt ihre Meinungen über das sind, was sie als Wahrheit angenommen hatten. Es steht fest, daß unter uns ein Abweichen vom lebendigen Gott und ein Sichwenden an Menschen stattgefunden hat, indem menschliche Weisheit an Stelle der göttlichen gesetzt worden ist. DEV 265 1 Gott wird seine Kinder aufrütteln; versagen andere Mittel, so wird Ketzerei unter sie kommen, welche sie sichten und die Spreu vom Weizen trennen wird. Der Herr fordert alle auf, die seinem Wort glauben, aus dem Schlummer zu erwachen. Ein kostbares, der Jetztzeit entsprechendes Licht ist erschienen: die Bibelwahrheit, welche die gerade uns bevorstehenden Gefahren zeigt. Dies Licht sollte uns veranlassen, fleißig in der Schrift zu forschen und die sorgfältigste Prüfung unserer Stellung vorzunehmen. DEV 265 2 Gott will, daß alle Grundlagen und Lehren der Wahrheit eifrig und beharrlich unter Gebet und Fasten erforscht werden. Die Gläubigen sollen sich nicht zufriedengeben mit Mutmaßungen und unklaren Meinungen über die Wahrheit. Ihr Glaube muß sich fest aufs Wort gründen, damit sie, wenn die Prüfungszeit kommt und sie wegen ihres Glaubens zur Verantwortung gezogen werden, mit Sanftmut und Furcht Grund geben können der Hoffnung, die in ihnen ist DEV 265 3 Erwägt, erwägt, erwägt! Was wir der Welt bringen, muß uns lebendige Wirklichkeit sein. Es ist höchst wichtig, daß wir in der Verteidigung der Lehrsätze, die wir als wesentliche Glaubensregeln betrachten, niemals Beweisgründe anwenden, die nicht ganz stichhaltig sind. Mögen sie auch bezwecken, den Gegner zum Schweigen zu bringen, so tun sie doch der Wahrheit keine Ehre an. Wir müssen kräftige Beweisführungen liefern, die nicht nur unsere Gegner zum Schweigen bringen, sondern auch die genaueste, gründlichste Untersuchung vertragen. DEV 265 4 Für die, welche sich im Wortkampf geübt haben, liegt die Gefahr nahe, das Wort Gottes nicht ehrlich zu gebrauchen. Treffen wir mit einem Gegner zusammen, so sollte es unser ernstes Bemühen sein, die Wahrheit so vorzuführen, daß in ihm eine Überzeugung hervorgerufen wird, anstatt nur darauf bedacht zu sein, dem Gläubigen Vertrauen einzuflößen. DEV 265 5 Wie weit auch eines Mannes Wissen fortgeschritten sein mag, er sollte nie denken, daß gründliches und fortgesetztes Suchen in der Schrift nach größerem Licht für ihn nicht mehr notwendig sei. Als ein Volk werden wir alle persönlich aufgefordert, Forscher der Weissagungen zu sein. Wir müssen mit Ernst achtgeben, jeden Lichtstrahl zu erkennen, den Gott uns zuführt, müssen den ersten Schimmer der Wahrheit festhalten, und durch forschen unter Gebet werden wir klareres Licht erlangen, das wir andren bringen können. DEV 266 1 Sind Gottes Kinder mit ihrer gegenwärtigen Erleuchtung zufrieden, können wir sicher sein, der Herr wird sie nicht fördern. Er will, daß sie stetig vorangehen, um das immer stärker werdende Licht aufzunehmen, das für sie scheint. DEV 266 2 Der gegenwärtige Zustand der Gemeinde ist Gott nicht angenehm. Sie besitzt ein Selbstvertrauen, das die Notwendigkeit, nach mehr Wahrheit und größerem Licht zu suchen, nicht empfinden läßt. Wir leben in einer Zeit, da Satan zur Rechten und zur Linken, vor und hinter uns am Wirken ist, und dennoch: als Volk schlafen wir. Gott will, daß eine Stimme vernehmbar werde, die sein Volk zum Handeln aufrüttelt. Testimonies for the Church V, 703-709. Die Prüfung des neuen Lichtes DEV 266 3 Unsere Brüder sollten willig sein, jeden Punkt einer Streitfrage aufrichtig und ehrlich zu untersuchen. Verbreitet ein Bruder Irrtümer, so sollten die verantwortlichen Personen davon in Kenntnis gesetzt werden; stellt es sich heraus, daß er Wahrheit lehrt, dann sollten sie sich auf seine Seite stellen. Wir alle sollten wissen, was unter uns gelehrt wird, denn was Wahrheit ist, brauchen wir. Wir alle haben vor Gott die Verpflichtung zu wissen, was er uns sendet. Er hat uns eine Richtschnur gegeben, nach der wir jede Lehre prüfen können: "Nach dem Gesetz und Zeugnis! Werden sie das nicht sagen, so werden sie die Morgenröte nicht haben." Jesaja 8,20. Kann das neue Licht diese Probe bestehen, so sollen wir uns nicht weigern, es anzunehmen, weil es unsern Ansichten nicht entspricht. DEV 267 1 Niemand hat behauptet, daß je die Forschungen irgendeines Menschen vollkommen sein werden; aber das eine weiß ich, daß unsere Gemeinden bei Mangel an Lehren über die Gerechtigkeit durch den Glauben an Christentum und ähnliche Wahrheiten zugrunde gehen. DEV 267 2 Es macht keinen Unterschied, durch wen das Licht gebracht wird; wir müssen unsere Herzen öffnen und es in der Sanftmut Christi aufnehmen. Aber viele tun dies nicht. Wird ein bestrittener Punkt vorgebracht, dann häufen sie Fragen auf Fragen, ohne etwas zuzugeben, selbst wenn es gut durchgeführt ist. O, daß wir doch handeln möchten, wie Menschen, die nach Licht verlangen! Möge Gott uns Tag für Tag seinen Heiligen Geist schenken und das Licht seines Angesichtes auf uns scheinen lassen, damit wir Schüler in der Schule Christi sein können! DEV 267 3 Taucht eine Lehre auf, die gegen unsere Ansicht ist, sollten wir uns ans Wort Gottes wenden, den Herrn im Gebet suchen und dem Feind keinen Raum geben, mit Argwohn und Vorurteil einzudringen. Wir sollten es nie zulassen, daß der Geist sich bekunde, in dem die jüdischen Priester und Obersten gegen den Erlöser der Welt auftraten. Sie klagten ihn an, daß er das Volk verwirre, und sie wünschten, daß er es nicht belästige, denn er verursache Schwierigkeiten und Streit. Der Herr sendet uns Licht, damit wir beweisen, welches Geistes wir sind. Wir sollen uns nicht selbst betrügen. DEV 267 4 Im Jahre 1844 pflegten wir, wenn unsere Aufmerksamkeit auf etwas gelenkt wurde, das wir nicht verstanden, uns vor Gott zu beugen und ihn zu bitten, uns die richtige Stellung einnehmen zu helfen, und dann waren wir imstande, zu einem richtigen Verständnis zu gelangen und gleicher Meinung zu werden. Es gab keine Uneinigkeit, keine Feindschaft, kein boshaftes Mutmaßen, kein unrichtiges Beurteilen unserer Brüder. Erkannten wir das Bösartige des Geistes der Unduldsamkeit, wie sorgfältig würden wir ihn fliehen! DEV 268 1 Wir müssen in dem Glauben, in dem Licht der Wahrheit, wie wir sie in unserer damaligen Erfahrung empfingen, gegründet sein. Damals drängte sich uns ein Irrtum nach dem andren auf; Prediger und Doktoren brachten neue Lehren vor. Wir suchten unter vielem Beten in der Schrift, und der Heilige Geist übermittelte die Wahrheit unserem Verständnis. Ganze Nächte wurden manchmal mit dem Forschen zugebracht. Gruppen gottergebener Männer und Frauen versammelten sich zu diesem Zweck. Die Kraft Gottes kam dann auf mich, und ich konnte klar unterscheiden, was Wahrheit und was Irrtum war. DEV 268 2 Indem unsere Glaubenspunkte so gegründet wurden, erhielten unsere Füße eine feste Grundlage. Wir nahmen unter Bekundung des Heiligen Geistes die Wahrheit Punkt für Punkt an. Mir wurden in Gesichten Erklärungen gegeben. Himmlische Dinge und das Heiligtum wurden mir gezeigt, so daß das Licht in klaren, deutlichen Strahlen auf uns schien. DEV 268 3 Ich weiß, daß die Lehre vom Heiligtum, wie wir sie die vielen Jahre hindurch verkündet haben, richtig und wahr ist. Der Feind lenkt die Sinne auf Nebenwege. Es freut ihn, wenn die, welche die Wahrheit kennen sich Schriftstellen sammeln und diese um irrtümliche Lehrsätze, die nicht auf die Wahrheit gegründet sind, anhäufen. Die auf diese Weise angeführten Schriftstellen werden mißbraucht; sie sind uns nicht gegeben worden, um Irrtümer zu beweisen, sondern die Wahrheit zu stärken. DEV 269 1 Wir müssen lernen, daß andere ebensoviel Recht haben wie wir. Empfängt ein Bruder neues Licht über die Schrift, so sollte er freimütig seine Stellung erklären, und jeder Diener Gottes sollte aufrichtigen Geistes in der Schrift suchen, ob die vorgebrachten Punkte vom Worte Gottes beglaubigt werden. "Ein Knecht aber des Herrn soll nicht zänkisch sein, sondern freundlich gegen jedermann, lehrhaft, der die Bösen tragen kann und mit Sanftmut strafe die Widerspenstigen, ob ihnen Gott dermaleinst Buße gebe, die Wahrheit zu erkennen." 2.Timotheus 2,24.25. DEV 269 2 Ein jeder muß bußfertig und demütig zu Gott aufblicken, damit er ihn führen, leiten und segnen möge. Wir müssen es nicht andren überlassen, die Heilige Schrift für uns zu erforschen. Einige unserer leitenden Brüder haben sich häufig auf die verkehrte Seite gestellt; würde Gott eine Botschaft senden und auf diese älteren Brüder warten, den Weg für ihre Verbreitung zu haben, dann würde sie nie das Volk erreichen. Man wird diese Brüder so lange in dieser Stellung finden, bis sie in einem größeren Maße als je zuvor Teilhaber der göttlichen Natur werden. DEV 269 3 Im Himmel herrscht große Betrübnis über die geistliche Blindheit vieler unserer Brüder. Unsere jüngeren Prediger, die weniger wichtige Stellungen einnehmen, müssen entschiedene Anstrengungen machen, ans Licht zu kommen; sie müssen in den Minenschacht der Wahrheit immer tiefer eindringen. DEV 269 4 Gottes Unwille ruht auf denen, die den Weg versperren, damit ein klareres Licht nicht das Volk erreiche. Ein großes Werk muß getan werden, und Gott sieht es, daß unsere leitenden Brüder eines größeren Lichtes bedürfen, damit sie sich mit den Boten vereinen, die Gott sendet, um das Werk auszuführen, das er getan haben will. Der Herr hat Sendboten erweckt, hat sie mit seinem Geiste ausgerüstet und gesagt: "Rufe getrost, schone nicht, erhebe deine Stimme wie eine Posaune, und verkündige meinem Volk ihr Übertreten und dem Hause Jakob ihre Sünden." Jesaja 58,1. Möge sich niemand der Gefahr aussetzen, sich zwischen das Volk und die Botschaft vom Himmel zu stellen. Diese Botschaft wird an die Menschheit ergehen, und wenn sich keine Stimme unter den Menschen erhöbe, so würden die Steine schreien. DEV 270 1 Ich fordere jeden Diener Gottes auf, den Herrn zu suchen, Stolz und Streben nach Obergewalt abzulegen und das Herz vor Gott zu demütigen. Die Herzenskälte, der Unglaube derer, die Glauben haben sollten, sind es, wodurch die Gemeindeen so schwach bleiben. ------------------------Kapitel 66: Eine Warnung gegen falsche Lehren DEV 270 2 In dieser Zeit brauchen wir in der Reichssache Gottes geistlich gesinnte Männer, Männer, die fest zum Grundsatz stehen und ein klares Verständnis der Wahrheit haben. Ich bin belehrt worden, daß das Volk weder neue und schwärmerische Lehren noch menschliche Mutmaßungen gebraucht, sondern das Zeugnis von Männern, welche die Wahrheit kennen und ausleben, von solchen, welche die feierliche Ermahnung an Timotheus verstehen und befolgen: "Predige das Wort, halte an, es sei zu rechten Zeit oder zur Unzeit; strafe, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre." 2.Timotheus 4,2. DEV 270 3 Meine Brüder, tut sichere, entschiedene Schritte, an den Beinen gestiefelt, als fertig zu treiben das Evangelium des Friedens. Ihr dürft ganz sicher sein, daß reiner und unverfälschter Glaube nicht aufstachelnd wirkt. Gott hat niemand die Last auferlegt, das Verlangen nach Grübeleien und Tifteleien zu reizen. Laßt solche Dinge sich nicht in eure Lehren mischen. Laßt sie sich nicht in eure Erfahrung drängen. Laßt euer Lebenswerk nicht von ihnen entstellt werden. DEV 270 4 In Pauli Brief an die Kolosser ist uns eine Warnung gegen falsche Lehren aufbewahrt. Der Apostel erklärt, daß die Herzen der Gläubigen zusammengefaßt sein sollen "in der Liebe und zu allem Reichtum des gewissen Verständnisses, zu erkennen das Geheimnis Gottes, des Vaters, und Christi, in welchem verborgen liegen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis." DEV 271 1 "Ich sage aber davon," fährt er fort, "auf daß euch niemand betrüge mit vernünftigen Reden ... Wie ihr nun angenommen habt den Herrn Christus Jesus, so wandelt in ihm und seid gewurzelt und erbaut in ihm, und fest im Glauben, wie ihr gelehrt seid, und seid in demselben reichlich dankbar. Sehet zu, daß euch niemand beraube durch die Philosophie und lose Verführung nach der Menschen Lehre und nach der Welt Satzungen und nicht nach Christo. Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, und ihr seid vollkommen in ihm, welcher ist das Haupt aller Fürstentümer und Obrigkeiten." Kolosser 2,2-10. DEV 271 2 Ich bin beauftragt worden, unserm Volk zu sagen: Laßt uns Christo folgen. Vergeßt nicht, daß er unser Vorbild in allen Dingen sein soll. Alle Gedanken, die wir nicht in seinen Lehren finden, können wir mit Sicherheit verwerfen. Ich wende mich an unsere Prediger mit der Bitte: Sehet zu, daß eure Füße auf dem Boden ewiger Wahrheit stehen. Seid vorsichtig, der augenblicklichen Eingebung zu folgen, weil ihr es für das Wirken des Heiligen Geistes haltet. Einige laufen Gefahr, dies zu tun. Gottes Wort ermahnt uns, fest im Glauben zu stehen und imstande zu sein, jedem, der uns fragt, einen Grund zu geben der Hoffnung, die in uns ist. Abwendung von gegenwärtigen Pflichten DEV 271 3 Der Feind trachtet danach, die Sinne unserer Geschwister abzuwenden von dem Werk, ein Volk vorzubereiten, das sich in diesen letzten Tagen bewähren soll. Er will durch seine Trugschlüsse die Sinne von den Gefahren und Pflichten der Gegenwart ablenken. Das Licht, welches Christus durch Johannes seinem Volk scheinen ließ, soll dadurch gering geachtet werden. Die gerade vor uns stehenden Ereignisse werden als nicht wichtig genug hingestellt, um besondere Aufmerksamkeit zu verdienen. Die Wahrheit himmlischen Ursprungs wird auf diese Weise wirkungslos gemacht und dem Volk Gottes seine ehemalige Erfahrung geraubt und ihm dafür eine falsche Wissenschaft gegeben. "So spricht der Herr: Tretet auf die Wege und schauet und fraget nach den vorigen Wegen, welches der gute Weg sei und wandelt darin." Jeremia 6,16. DEV 272 1 Möge sich niemand erkühnen, die Grundfeste unseres Glaubens niederzureißen -- den Grund, der beim Anfang unseres Werkes durch Forschen des Wortes Gottes unter Gebet und durch Offenbarungen gelegt wurde. Auf diesem Grund haben wir über 50 (nun über 70) Jahre gebaut. Die Menschen mögen vermuten, einen neuen Weg gefunden zu haben, einen stärkeren Grund legen zu können als den schon gelegten, aber das ist ein großer Betrug. "Einen andren Grund kann niemand legen außer dem., der gelegt ist." 1.Korinther 3,11. Es haben in der Vergangenheit schon viele unternommen, einen neuen Glauben aufzubauen, neue Grundsätze niederzulegen; Wie lange aber bestand ihr Bau? Er fiel bald, denn er war nicht auf dem Felsen gegründet. DEV 272 2 Mußten die ersten Jünger nicht menschlichen Behauptungen entgegentreten? Mußten sie nicht falsche Theorien hören und trotz alledem feststehen und sagen: "Einen andren Grund kann niemand legen außerdem, der gelegt ist?" So sollen auch wir unser angefangenes Vertrauen bis ans Ende festhalten. DEV 272 3 Mächtige Worte sind von Gott und Christo diesem Volk gesandt worden, wodurch es Schritt für Schritt aus der Welt heraus in das klare Licht der gegenwärtigen Wahrheit geführt worden ist. Mit vom heiligen Feuer berührten Lippen haben Gottes Diener die Botschaft verkündigt. Der göttliche Ausspruch hat die Echtheit der verkündigten Wahrheit besiegelt. Eine Wiederbelebung des direkten Zeugnisses DEV 273 1 Der Herr wünscht, daß das rückhaltlose Zeugnis, wie es in vergangenen Jahren abgelegt wurde, erneuert, das geistliche Leben wiedererweckt werde. Die geistliche Tatkraft, seines Volkes hat lange schlafen gelegen; es muß eine Auferweckung von dem scheinbaren Tode stattfinden. Durch Gebet und Sündenbekenntnis müssen wir die Bahn für den König bereiten. Indem wir das tun, werden wir die Kraft des Heiligen Geistes bekommen. Wir bedürfen der kraftvollen Tätigkeit des Pfingstfestes, und sie wird kommen; denn der Herr hat verheißen, seinen Geist als die alles besiegende Macht zu senden. DEV 273 2 Gefahrvolle Zeiten stehen uns bevor. Jeder, der die Wahrheit kennt sollte sich aufmachen und sich, Leib, Seele und Geist, unter die Zucht Gottes stellen. Der Feind stellt uns nach. Wir müssen völlig wach, auf unserer Hut sein, müssen die volle Waffenrüstung Gottes anlegen, den durch den Geist der Weissagung gegebenen Anweisungen folgen und die Wahrheit für diese Zeit lieben und ihr gehorchen. Dann werden wir bewahrt werden, starke Täuschungen anzunehmen. Gott hat zu uns durch sein Wort, durch die Zeugnisse an die Gemeinde und durch die Bücher geredet, die dazu beigetragen haben, uns unsere gegenwärtige Pflicht und die Stellung, die wir einnehmen sollen; klar zu machen. Die Warnungen, die uns hier und da gegeben wurden, müssen beachtet werden. Welche Entschuldigung können wir vorbringen, wenn wir sie unbeachtet lassen? DEV 273 3 Ich bitte alle, die für Gott arbeiten, nicht das Falsche für das Echte anzunehmen. Laßt nicht menschliche Schlußfolgerungen anstelle heiligender Wahrheit gestellt werden. Christus wartet darauf, Glauben und Liebe in den Herzen seiner Kinder zu entzünden. Laßt von dem Volk, welches auf dem Boden der ewigen Wahrheit unentwegt stehen sollte, keine irrtümlichen Lehren günstig aufgenommen werden. Gott will, daß wir festhalten sollen an den Hauptgrundsätzen, die auf unbestreitbare Autorität gegründet sind. Gottes Wort ist unser Schutz DEV 274 1 Unser Losungswort soll sein: "Nach dem Gesetz und Zeugnis! Werden sie das nicht sagen, so werden sie die Morgenröte nicht haben." Jesaja 8,20. Die Bibel ist voll von köstlichen Wahrheiten; sie enthält das A und das O aller Erkenntnis. Die von Gott eingegebenen Schriften sind "nützte zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit, daß ein Mensch Gottes sei vollkommen, zu allem guten Werk geschickt." 2.Timotheus 3,16.17. Laßt die Bibel die Grundlage unserer Studien sein. Ein jeder kann ihre Unterweisungen verstehen. DEV 274 2 Christus fordert sein Volk auf, sein Wort zu glauben und es praktisch auszuführen. Wer dies Wort aufnimmt, es auslebt, es in jeder Handlung das leitende sein läßt und seinen Charakter danach bildet, wird stark werden in der Kraft Gottes. Es wird erkenntlich sein, daß sein Glaube himmlischen Ursprungs ist. Er wird nicht auf fremder Straße wandern; sein Sinn wird sich nicht auf eine Religion der Empfindungen und Aufregungen richten; vor den Engeln und Menschen wird er einen starken, beständigen, christlichen Charakter bekunden. DEV 274 3 In dem goldenen Rauchfaß der Wahrheit, wie Christus sie uns lehrt, haben wir das, was Seelen überzeugen und bekehren wird. Verkündigt in Christi Einfachheit die Wahrheit, welche zu verkünden er auf diese Welt kam, und die Kraft eurer Botschaft wird sich fühlbar machen. Verteidigt keine Theorien oder Beweise, die Christus nie erwähnt hat und die keinen Grund in der Bibel haben. Wir haben großartige, feierliche Wahrheiten für die Menschen. "Es steht geschrieben" ist der Prüfstein, der jeder Seele nahegelegt werden muß. DEV 275 1 Laßt uns das Wort Gottes als Führer nehmen. Laßt uns nach einem "So spricht der Herr" suchen. Wir haben von den menschlichen Methoden genug gehabt. Der nur in weltlichen Wissenschaften ausgebildete Mensch versteht nicht die Dinge Gottes; wird er aber bekehrt und geheiligt, dann wird er die göttliche Kraft des Wortes erkennen. Nur der, dessen Herz und Verstand durch die Heiligung des Geistes gereinigt ist, kann himmlische Dinge unterscheiden. DEV 275 2 Brüder, im Namen des Herrn bitte ich euch, erwacht zu eurer Pflicht. Laßt eure Herzen sich der Macht des Heiligen Geistes unterwerfen, dann werden sie empfänglich sein für die Lehren des Wortes, und ihr werdet die Tiefen der Gottheit erforschen können. DEV 275 3 Möchte Gott sein Volk unter das tiefe Wirken seines Heiligen Geistes bringen! Möchte er es erwecken, seine Gefahr zu erkennen und sich vorzubereiten auf die Ereignisse, die für die Erde im Anzuge sind! DEV 275 4 Wir dürfen niemals denken, daß uns nicht noch mehr Licht, mehr Wahrheit gegeben werden kann. Wir stehen in der Gefahr sorglos zu werden, durch unsere Gleichgültigkeit die heiligende Kraft der Wahrheit zu verlieren und uns mit dem Gedanken zu beruhigen: "Ich bin reich und habe gar satt und bedarf nichts." Offenbarung 3,17. Während wir die schon empfangenen Wahrheiten bewahren, müssen wir nicht argwöhnisch auf irgendein neues Licht blicken, das Gott uns senden könnte. ------------------------Kapitel 67: Die heilsame Lehre DEV 275 5 "Es wird die Zeit sein," schrieb Paulus an Timotheus, "da sie die heilsame Lehre nicht leiden werden, sondern nach ihren eigenen Lüsten werden sie sich selbst Lehrer aufladen, nach dem ihnen die Ohren jücken; und werden die Ohren von der Wahrheit wenden und sich zu den Fabeln kehren. Du aber sei nüchtern allenthalben, sei willig zu leiden, tue das Werk eines evangelischen Predigers, richte dein Amt redlich aus." 2.Timotheus 4,3-5. DEV 276 1 Die "heilsame Lehre" ist die Bibelwahrheit -- die Wahrheit, welche Frömmigkeit und Hingabe fördert und Gottes Volk im Glauben festigt. Eine heilsame Lehre ist von großer Bedeutung für den Empfänger, besonders für den Lehrer und den Prediger der Gerechtigkeit, denn wo das Evangelium auch gepredigt wird, ist jeder Diener Christi, welche Art des Dienstes er auch versehen mag, entweder seiner Verantwortlichkeit als Bote des Herrn getreu oder untreu. DEV 276 2 Wiederum schrieb Paulus: "Das ist gewißlich wahr: Sterben wir mit, so werden wir mit leben; dulden wir, so werden wir mit herrschen; verleugnen wir, so wird er uns auch verleugnen; glauben wir nicht, so bleibt er treu; er kann sich selbst nicht verleugnen. Solches erinnere sie und bezeuge vor dem Herrn, daß sie nicht um Worte zanken, welches nichts nütze ist denn zu verkehren, die da zuhören." 2.Timotheus 2,11.14. DEV 276 3 Etliche von denen, die in Pauli Tagen die Wahrheit hörten, erhoben Fragen von geringer Bedeutung, brachten Ideen und Meinungen von Menschen vor und versuchten, die Gedanken des Lehrers von den großen Evangeliumswahrheiten abzuwenden auf Besprechungen über unwesentliche Theorien und Schlichten von unwichtigen Streitfragen. Paulus wußte daß Gottes Diener weise genug sein muß, die Absichten des Feindes zu durchschauen und sich zu weigern, irregeleitet oder abgelenkt zu werden. Die Bekehrung von Seelen muß ihm die Hauptsache seines Wirkens sein; er muß das Wort Gottes predigen und Streitfragen vermeiden. DEV 277 1 "Befleißige dich, Gott dich zu erzeigen als einen rechtschaffenen und unsträflichen Arbeiter, der da recht teile das Wort der Wahrheit. Des ungeistlichen, losen Geschwätzes entschlage dich; denn es hilft viel zum ungöttlichen Wesen." 2.Timotheus 2,15.16. DEV 277 2 Christi Diener stehen heute in derselben Gefahr. Satan wirkt beständig, ihre Gedanken auf verkehrte Pfade zu lenken, damit die Wahrheit ihre Kraft auf das Herz verlieren möchte. Wenn Prediger und Volk die Wahrheit nicht ausleben und durch sie geheiligt werden, werden sich Fragen von unwesentlicher Wichtigkeit einschleichen, um ihre Sinne zu beschäftigen. Dies führt zu Spitzfindigkeiten und Streit, denn es werden sich unzählige Punkte von Meinungsverschiedenheiten erheben. DEV 277 3 Fähige Männer haben unter Gebet sehr viel Zeit dem Suchen in der Schrift geweiht, und dennoch gibt es viele Teile der Bibel, die nicht ganz erforscht sind. Einige Schriftstellen werden nie vollkommen verstanden werden, bis im zukünftigen Leben Christus selbst sie erklären wird. Es gibt Geheimnisse, die nicht offenbar werden, Aussagen die von menschlichen Geistern nicht in Einklang gebracht werden können, und der Feind versucht, Streitfragen über solche Punkte zu erwecken, die besser unerörtert blieben. DEV 277 4 Ein frommer, geistlicher Diener Gottes wird es vermeiden, geringe theoretische Verschiedenheiten vorzutragen und wird seine Kraft der Verkündigung der großen prüfenden Wahrheiten, die der Welt gegeben werden müssen, widmen. Er wird das Volk auf das Erlösungswerk, auf die Gebote Gottes, auf das nahe Kommen Christi hinweisen, und diese Gegenstände bieten genügend Speise für die Gedanken. DEV 277 5 In vergangenen Zeiten hat man mir viele unwesentliche, schwärmerische Theorien vorgelegt, um meine Meinung zu erfahren. Einige vertraten die Lehre, daß die Gläubigen mit offenen Augen beten müßten; andere lehrten, weil in alten Zeiten die im heiligen Amt Stehenden beim Betreten des Heiligtums ihre Sandalen ablegen und ihre Füße waschen mußten, die Gläubigen jetzt auch die Schuhe abziehen sollten, wenn sie das Gotteshaus betreten. Noch andere erklärten bezugnehmend auf das sechste Gebot, daß selbst Insekten, die den Menschen quälen, nicht getötet werden dürften. Einige haben sogar gelehrt, daß die Erlösten kein graues Haar haben werden -- als ob das eine Sache von irgendwelcher Wichtigkeit sei. DEV 278 1 Ich bin unterwiesen worden zu sagen, daß derartige Theorien Erzeugnisse von Menschen sind, welche die ersten Grundsätze des Evangeliums noch nicht erfaßt haben. Durch derartige Lehren versucht der Feind, die großen Wahrheiten für diese Zeit zu verdunkeln. DEV 278 2 Wer beim Predigen die großen Wahrheiten Gottes übergeht und bei weniger wichtigen Dingen verweilt, predigt nicht das Evangelium, sondern bringt eitle Reden. Möchten doch unsere Prediger ihre Zeit in Erörterung solcher Fragen nicht vergeuden. Wenn es fraglich ist, worüber sie sprechen, wenn sie im Zweifel sind, welchen Gegenstand zu ihrer Betrachtung sie wählen sollen, mögen sie die Reden des Meisters betrachten und seinem Gedankengang folgen. Die Gegenstände, die Jesus als wesentlich hinstellte, sind gerade die, welche auch heute dem Gedächtnis eingeschärft werden müssen. Wir müssen unsere Zuhörer aufmuntern, sich mit Dingen zu beschäftigen, die von ewigem Wert sind. DEV 278 3 Als einmal ein Bruder mit der Botschaft zu mir kam, daß die Erde ganz platt sei, wurde ich unterwiesen, ihm Christi Auftrag an seine Jünger vorzuführen: "Gehet hin und lehret alle Völker ... Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." Matthäus 28,19.20. Über solche Lehren wie die der platten Gestalt der Erde sagt Gott zu jeder Seele: "Was geht das dich an? Folge du mir nach. Ich habe dir dein Amt gegeben. Beschäftige dich mit den großen, prüfenden Wahrheiten für diese Zeit und nicht mit Dingen, die nicht zur Förderung unsres Werkes beitragen." DEV 279 1 Gottes Diener sollten ihre Zeit auch nicht damit zubringen, über die auf der neuen Erde herrschenden Zustände nachzugrübeln. Es ist anmaßend, Lehren und Mutmaßungen aufzustellen über Dinge, welche der Herr uns nicht offenbart hat. Er hat für unser Glück im zukünftigen Leben hinreichend gesorgt, und wir sollen nicht in seine Pläne mit uns hineindringen wollen; auch können wir die Verhältnisse des zukünftigen Lebens nicht nach denen dieses Lebens ermessen. DEV 279 2 Meinen Brüdern im Predigtamt möchte ich sagen: Predigt das Wort. Legt nicht als einen Grund von Holz, Heu und Stoppeln eure eigenen Mutmaßungen und Grübeleien, die keinem nützen können. Gegenstände größter Wichtigkeit sind uns im Worte Gottes offenbart, und diese sind unseres tiefsten Nachdenkens wert. Aber Sachen, worüber Gott schweigt, sollten wir nicht zu ergründen suchen. DEV 279 3 Entstehen Fragen, worüber wir im Unklaren sind, dann laßt uns erwägen: Was sagt die Schrift? Sagt sie nichts über die betreffende Frage, so laßt uns diese nicht zum Gegenstand einer Besprechung machen. Laßt diejenigen, die nach etwas Neuem verlangen, nach der Neuheit des Lebens trachten, das die Wiedergeburt mit sich bringt. Laßt sie ihre Seelen durch den Gehorsam gegen die Wahrheit heiligen und im Einklang mit den von Christo gegebenen Unterweisungen handeln. DEV 279 4 Die einzige im Gericht gestellte Frage wird sein: "Sind sie meinen Geboten gehorsam gewesen?" kleinlicher Streit und Uneinigkeit über unwichtige Dinge haben keinen Teil in Gottes großem Plan. Alle, welche die Wahrheit lehren, sollten Männer gesunden Verstand sein, die ihre Hörer nicht, wie man sagen könnte, in Felder voll Dornen führen und sie dort verlassen. DEV 280 1 Christi Opfer zu Versöhnung der Sünde ist die große Wahrheit, an der alle anderen Wahrheiten hängen. Um richtig verstanden und gewürdigt zu werden, muß jede Wahrheit im Worte Gottes, vom ersten Buch Mose bis zur Offenbarung, in dem vom Kreuz auf Golgatha ausströmenden Licht erforscht werden. Ich halte euch das erhabene, großartige Denkmal der Gnade und der Wiedergeburt, das heil und der Erlösung vor -- den am Kreuze erhöhten Sohn Gottes. Das soll die Grundlage einer jeden von unsern Predigern gehaltenen Rede sein. DEV 280 2 Wir brauchen für diese Zeit Männer, welche die Notdurft der Menschen verstehen und ihren Bedürfnissen dienen können. Der treue Diener Christi steht Posten, um durch Gottes Geist, der in ihm mächtig wirkt, seine Mitmenschen zu warnen, zurechtzuweisen, zu beraten, zu bitten und zu ermutigen, damit er jeden vollkommen in Christo darstellen möchte. Ein solcher Mann wird im Himmel als ein Diener anerkannt, der in den Fußtapfen seines großen Vorbildes wandelt. Testimonies for the Church IV, 416. ------------------------Kapitel 68: Fanatismus DEV 280 3 Während das Ende näher rückt, wird der Feind mit aller Macht wirken, um den Fanatismus unter uns zu bringen. Es würde ihn freuen, die Siebenten-Tags-Adventisten in solche Extreme gehen zu sehen, daß sie von der Welt als Schwärmer verschrien würden. Vor dieser Gefahr soll ich Prediger und Laien warnen. Unser Werk ist es, Männer und Frauen zu lehren, auf einem sichern Grund zu bauen, ihre Füße auf ein einfaches "So spricht der Herr" zu stellen. DEV 280 4 Im Jahre 1844 trafen wir überall mit Fanatismus zusammen, aber stets wurde mir gesagt: Große Erregung schadet der Arbeit; bewahrt eure Füße in den Fußspuren Jesu. Während großer Erregung geschieht fremde Arbeit. Viele benutzen diese Gelegenheit, um seltsame und eingebildete Lehren zu verbreiten, und somit wird die Tür zur Verkündigung der heilsamen Lehre verschlossen. DEV 281 1 In den Städten müssen des Herrn Diener die Türen gegen Erregung und Fanatismus verriegeln. Prediger dürfen die Versammlungen nicht in einer Weise bekanntgeben, daß Aufregung entsteht. Wenn der Herr bereit ist, gottlosen Städten eine weitgehende Drohung zukommen zu lassen, wird er es sein Volk wissen lassen. Dies wird jedoch nicht geschehen, ehe die Städte Gelegenheit gehabt haben, das Wort des ewigen Lebens zu hören und aufzunehmen. DEV 281 2 Unser gegenwärtiges Werk ist es das Verständnis betreffs der Bibelwahrheiten zu erleuchten. Türen stehen für den Eingang der Wahrheit offen, und wir müssen jede Gelegenheit auskaufen, Seelen zu erreichen. Wir müssen, wie Christus, auf verschiedene Weisen durch Redebilder und Gleichnisse die Wahrheit erklären, aber alles, was zum Fanatismus neigt, sorgfältig vermeiden. DEV 281 3 Das Volk muß gelehrt werden, Gottes Wort selbst zu erforschen. Hirten und Lehrer müssen die Menschen auf die starke Festung hinweisen, nach der die Gerechten eilen, um dort sicher sein zu können. Wer die erhabenen, veredelnden Wahrheiten des Wortes vorführt, muß stets einen ernsten, aufrichtigen Geist bekunden, ruhig und von klarem Verstand sein, damit die Widersacher zum Schweigen gebracht werden. DEV 281 4 Die ernsten Forscher des Wortes, die Christo in der Demut der Seele folgen, werden nicht von der goldnen Mitte abweichen. Der Heiland ist uns darin ein Beispiel; er verlor nie seine Selbstbeherrschung, übertrat nie die Gesetzt des Anstands. Er wußte, wann zu reden und wann zu schweigen sei. Er war stets gefaßt, irrte sich nie in seinem Urteil über die Menschen oder die Wahrheit. Er ließ sich nie von dem Schein trügen, erhob nie eine Frage, die nicht am Platze war und gab nie eine Antwort, die nicht unmittelbar auf den Punkt einging. Er brachte die streitenden Priester zum Stillschweigen, indem er die Oberfläche durchdrang, das Herz erreichte, Licht in den Geist scheinen ließ und das Gewissen erweckte. DEV 282 1 Wer Christi Beispiel folgt, wird kein Schwärmer sein; er wird Ruhe und Selbstbeherrschung pflegen, und der Friede, der das Leben Christi kennzeichnete, wird sich in ihm bekunden. ------------------------Kapitel 69: Selbstvertrauen DEV 282 2 Junge Männer, die nur wenige Jahre geringe Erfahrung in der gegenwärtigen Wahrheit gehabt haben, sollten vorsichtig sein, Stellung gegen das Urteil und die Meinung derer zu nehmen, deren ganzes Leben mit der Sache Gottes verknüpft war und die jahrelang einen tätigen Anteil an diesem Werk genommen haben. Gott wählt zu Leitern seines heiligen, wichtigen Werkes keine Männer von unreifem Urteil oder großem Selbstvertrauen. Die noch nicht die Leiden, die Schwierigkeiten, den Widerstand und Mangel erduldet haben, die ertragen werden mußten, um das Werk zu seiner gegenwärtigen gedeihlichen Höhe zu bringen, sollten Bescheidenheit und Demut üben und vorsichtig sein, sich zu erheben, damit sie nicht erniedrigt werden. Sie werden für das klare Licht der Wahrheit, das ihnen leuchtet, verantwortlich gemacht. DEV 282 3 Ich sah, daß Gott kein Wohlgefallen hat an der Neigung, die einige haben, gegen solche zu murren, die für sie die schwersten Schlachten gekämpft und am Anfang der Botschaft, als die Arbeit schwer war, viel ertragen haben. Die erfahreneren Diener Christi, welche die Lasten und drückenden Bürden getragen haben, als nur wenige ihnen dabei helfen konnten, achtet Gott, und er wacht mit Sorgfalt über die, die sich treu erwiesen haben. Er ist unwillig über die, welche gern Fehler finden und Gottes Diener tadeln, die in der Förderung der gegenwärtigen Wahrheit ergraut sind. Euer Tadeln und Murren, ihr jungen Männer, wird sicherlich am Tage Gottes gegen euch zeugen. Demut in jungen Predigern DEV 283 1 Solange Gott noch keine schweren Verantwortlichkeiten auf euch gelegt hat, bleibt auf eurem Posten, verlaßt euch nicht auf euer eigenes, unabhängiges Urteil und nehmt keine Verantwortungen auf euch, denen ihr nicht gewachsen seid. Ihr müßt Wachsamkeit und Demut üben und fleißig im Beten sein. Je näher ihr zu Gott lebt, desto deutlicher werdet ihr eure Schwachheit und die euch drohenden Gefahren erkennen. Eine praktische Erkenntnis des Gesetzes Gottes, ein klares Verständnis von dem Versöhnungsamt Christi wird euch Selbsterkenntnis verschaffen und euch zeigen, worin ihr es versäumt, einen vollkommenen christlichen Charakter zu entwickeln. DEV 283 2 Ihr überseht gewissermaßen die Notwendigkeit, beständig unter dem göttlichen Einfluß zu stehen, und der ist euch doch unbedingt notwendig, um Gottes Werk betreiben zu können. Vernachlässigt ihr ihn und geht ihr in Selbstvertrauen und Selbstzufriedenheit voran, dann werdet ihr sehr große Fehler begehen; ihr müßt fortwährend die Sanftmut des Herzens und den Geist der Abhängigkeit pflegen. Wer seine eigne Schwäche fühlt, schaut höher als er selbst ist und empfindet das Bedürfnis, unausgesetzt Kraft von oben haben zu müssen. Durch die Gnade Gottes hegt er den Geist beständiger Dankbarkeit. Kennt er seine Schwäche genau, so weiß er auch, daß allein die unvergleichliche Gnade Gottes über das sich auflehnende Herz siegen kann. DEV 283 3 Ihr müßt sowohl mit den schwachen als auch den starken Punkten eures Charakters bekannt werden, um beständig auf der Hut zu sein, nicht auf Unternehmungen einzugehen oder Verantwortlichkeiten auf euch zu nehmen, für die Gott euch nicht bestimmt hat. Ihr dürft eure Taten und euren Wandel nicht nach irgendeinem menschlichen Standpunkt messen, sondern nach der Regel der Pflicht, wie die Bibel sie niederlegt. DEV 284 1 Ihr seid noch viel zu abhängig von eurer Umgebung. Habt ihr eine große Zuhörerschar, so überhebt ihr euch und wollt zu ihnen reden. Aber manchmal wird die Schar geringer, euer Mut sinkt, und ihr habt wenig Lust zur Arbeit. Sicherlich ist da etwas nicht in Ordnung; euer Vertrauen auf Gott ist nicht fest genug. DEV 284 2 Christus suchte die Menschen überall, wo er sie antreffen konnte: in den öffentlichen Straßen, in den Wohnhäuser, in den Schulen, am Ufer des Sees. Er wirkte den ganzen Tag, predigte der Menge und heilte die Kranken die zu ihm gebracht wurden, und oft, wenn er das Volk von sich gelassen hatte, damit es nach Hause gehen, ruhen und schlafen möchte, verbrachte er die ganze Nacht im Gebet, um am nächsten Morgen seine Arbeit wieder aufzunehmen. DEV 284 3 Ihr müßt eure Seele durch ernste Gebete, verbunden mit lebendigem Glauben in enge Verbindung mit Gott bringen. Jedes im Glauben dargebrachte Gebete erhebt den Bittenden über entmutigenden Zweifel und menschliche Leidenschaften. Das Gebet gibt Kraft, um den Kampf mit den Mächten der Finsternis aufs neue aufzunehmen, geduldig Prüfungen zu erleiden und wie gute Soldaten Christi Schwierigkeiten zu ertragen. DEV 284 4 Während ihr mit euren Zweifeln und Befürchtungen zu Rate geht oder versucht, alles klar zu sehen, was sich ohne Glauben nicht erfassen läßt, werden eure Schwierigkeiten immer größer und verwickelter werde. Kommt zu Gott, fühlt euch hilflos und abhängig, wie ihr es in der Tat seid, und legt im demütigen, vertrauensvollen Gebet eure Bedürfnisse dem vor, dessen Kenntnis unendlich ist, der alle Dinge der Schöpfung sieht, alles durch seinen Willen und sein Wort regiert: der kann und will auf euren Ruf achten und in euer Herz und auf eure Umgebung Licht scheinen lassen, weil durch das aufrichtige Gebet eurer Seele mit dem Sinn des Ewigen in Verbindung gebracht ist. Ihr mögt während der Zeit keinen Beweis dafür haben daß das Antlitz eures Erlösers sich in Liebe und Mitleid über euch neigt, aber es ist so. Ihr mögt eine sichtbare Berührung nicht empfinden, aber er hält seine Hand in Liebe und erbarmender Zärtlichkeit über euch. DEV 285 1 Ihr müßt beständig wachsam sein, damit Satan nicht durch seine List euch betrüge, eure Sinne verderbe und euch in Ungereimtheiten und tiefe Finsternis leite. Eure Wachsamkeit sollte durch den Geist demütiger Abhängigkeit von Gott gekennzeichnet werden; sie darf nicht in einem stolzen, selbstvertrauenden Geist ausgeführt werden, sondern in dem tiefen Bewußtsein eurer persönlichen Schwäche und in einem kindlichen Vertrauen auf Gottes Verheißungen. Tage des Kampfes und der Seelenangst DEV 285 2 Im Vergleich mit der Zeit, da die dritte Engelsbotschaft zuerst verkündigt wurde, als die Zahl der Gläubigen klein war und wir als Schwärmer angesehen wurden, ist es jetzt eine leichte und angenehme Aufgabe, die Wahrheit dieser Botschaft zu verkünden. Alle, welche die Verantwortlichkeiten des Werkes im Entstehen und Fortschritt der Botschaft trugen, wußten, was Kämpfe, Leiden und Seelenangst waren. Tag und Nacht lag die Last schwer auf ihnen. Sie dachten nicht an Ruhe und Bequemlichkeit, selbst wenn sie von Leiden und Krankheit befallen wurden. Die Kürze der Zeit forderte Tätigkeit und der Arbeiter waren wenige. DEV 285 3 Oft, wenn Schwierigkeiten sich ihnen entgegenstellten, wurde die ganze Nacht in ernstem, ringendem Gebet um Hilfe von Gott und um Licht über sein Wort mit Tränen verbracht. Welche Freude, welche dankbare Glückseligkeit ruhte dann aber auf den besorgten, ernsthaften Forschern, wenn das Licht kam und die dunklen Wolken verscheucht wurden! Ebenso ernsthaft wie der Sehnsuchtsruf nach Licht war dann unsere Dankbarkeit zu Gott. Manche Nächte konnten wir nicht schlafen, weil unsere Herzen von Liebe und Dank gegen Gott überflossen. DEV 286 1 Für die Männer, die jetzt hinausgehen, um die Wahrheit zu predigen, sind schon manche Vorkehrungen getroffen; derartige Entbehrungen, wie die Diener der gegenwärtigen Wahrheit sie vor ihnen ertrugen, haben sie nicht durchzumachen. Die Wahrheit ist Glied für Glied herausgefunden worden, bis sie eine klare, ineinander fassende Kette bildet; jedoch bedurfte es vieler sorgfältiger Forschung, ehe sie in solcher Klarheit, solchem Einklang dastand. Der bitterste, entschlossenste Widerstand trieb die Diener Gottes zum Herrn und zu ihren Bibeln. Köstlich aber war ihnen das von Gott kommende Licht. DEV 286 2 In dem davontragenden Endsieg wird Gott keinen Raum für Personen haben, die zur Zeit der Gefahr und Not, wenn Kraft, Mut und Einfluß von allen verlangt werden, um dem Feind entgegenzutreten, nicht zu finden sind. Ein jeder, der als treuer Soldat im Kampf gegen das Unrecht steht und das Recht verteidigt, der gegen Fürsten und Gewaltige, gegen die Herren der Finsternis dieser Welt, gegen die bösen Geister unter dem Himmel Kämpfen, wird das Lob seines Meisters hören: "Ei, du frommer und getreuer Knecht ... gehe ein zu deines Herrn Freude!" Matthäus 25,23. Testimonies for the Church III, 320-327. DEV 286 3 Wer seine vollkommene Abhängigkeit von Gott aus den Augen verliert, wird sicherlich zu Fall kommen. Wir streiten mit Mächten, die stärker sind als wir. Satan und seine Scharen passen beständig auf, wo sie uns mit Versuchungen überfallen können, und in unserer eignen Kraft und Weisheit ist es unmöglich, ihnen Widerstand zu leisten. Deshalb werden wir auch sicherlich überwunden, sobald wir unsere Herzen von Gott abwendig machen lassen und Selbsterhebung und Unabhängigkeit Raum geben. DEV 287 1 Die Welt wird nie das Werk kennen, das im geheimen zwischen Gott und der Seele vor sich geht, auch wird sie die Verbitterung des Geistes, den Ekel gegen sich selbst und die beständigen Bemühungen, sich selbst zu beherrschen nicht verstehen; aber viele aus der Welt werden imstande sein, die Ergebnisse dieser Anstrengungen anzuerkennen. DEV 287 2 Wer die reichsten Erfahrungen in göttlichen Dingen gemacht hat, ist am weitesten entfernt von Stolz und Selbsterhebung. Je erhabener die Begriffe von der Herrlichkeit und Vollkommenheit Christi sind, desto verachteter wird der Mensch in seinen eigenen Augen, desto mehr fühlt er, daß der niedrigste Platz im Dienste Gottes zu ehrenhaft für ihn ist. DEV 287 3 Der Herr wünscht, daß wir auf dem Berg, in seine unmittelbare Gegenwart kommen. Wir nähern uns einer Krisis, worin mehr als zu irgendeiner andren Zeit seit Anbeginn der Welt die vollständige Weihe eines jeden, der den Namen Christi führt, erforderlich ist. DEV 287 4 Wolle Gott seine Knechte durch die göttliche Erleuchtung weise machen, damit sich in den großen und wichtigen vor uns liegenden Unternehmungen keine menschlichen Eindrücke bemerkbar machen! ------------------------Kapitel 70: Worte der Warnung DEV 287 5 Christus sagte zu seinen Jüngern: "Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe; darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben." Matthäus 10,16. DEV 287 6 Satans Angriffe auf die Verteidiger der Wahrheit werden bis zum allerletzten Endzeitpunkt bitterer und entschlossener werden. Wie zur Zeit Christi die Hohenpriester und Obersten das Volk gegen ihn ereiferten, so werden die religiösen Leiter Bitterkeit und Vorurteil gegen die Wahrheit für diese Zeit erregen. Das Volk wird zu Gewalttaten und Widerstand gereizt, an die es nie gedacht hätte, wenn nicht die feindselige Gesinnung vorgeblicher Christen gegen die Wahrheit auf es übertragen worden wäre. Wie man bitteren Angriffen entgegentreten soll DEV 288 1 Welchen Weg sollen die Befürworter der Wahrheit verfolgen? Sie haben das unveränderliche, ewige Wort Gottes, und sie sollten es bekunden, daß sie die Wahrheit, wie sie in Jesu ist, besitzen. Ihre Worte dürfen nicht rauh oder scharf sein. Beim Vorführen der Wahrheit müssen sie die Liebe, Sanftmut und Gütigkeit Christi offenbaren. Die Wahrheit selbst wird das Verletzen ausführen, denn Gottes Wort ist schärfer als ein zweischneidiges Schwert und dringt bis zum Herzen durch. Die Diener, welche wissen, daß sie die Wahrheit haben, sollten nicht durch harte, verletzende Ausdrücke Satan Gelegenheit geben, ihren Geist verkehrt auszulegen. DEV 288 2 Als Volk müssen wir uns ebenso verhalten, wie es der Erlöser der Welt machte. Als dieser mit Satan um den Leichnam Mose stritt, "wagte er das Urteil der Lästerung nicht zu fällen". Judas 9. Wohl hatte er Grund genug, dies zu tun, und Satan war enttäuscht, als er den Geist der Wiedervergeltung in Christo nicht erwecken konnte. Er hatte sich vorgenommen, alles, was Jesus tat, verkehrt auszulegen, und der Heiland wollte ihm nicht die geringste Gelegenheit oder Veranlassung zu einer Entschuldigung geben. Er wollte vom geraden Weg der Wahrheit nicht weichen, um den unsteten, sich krümmenden und wendenden Wegen und dem absichtlich falschen Ränkeschmieden Satans zu folgen. DEV 289 1 Wir lesen in der Prophezeiung Sacharjas, daß der Herr zu Satan sagte, als dieser mit seiner ganzen Schule auftrat, um den Gebeten Josuas, des Hohenpriesters, zu widerstehen und sich gegen Christum aufzulehnen, der im Begriff stand, Josua sein Wohlwollen zu erweisen: "Der Herr schelte dich, du Satan; ja der Herr schelte dich, der Jerusalem erwählt hat! Ist dieser nicht ein Brand, der aus dem Feuer errettet ist?" Sacharja 3,2. DEV 289 2 Die Art und Weise, wie Jesus sogar den Seelenfeind behandelte, sollte uns im Verkehr mit unsern Mitmenschen stets ein Vorbild sein -- niemals eine lästernde Anklage gegen jemand vorzubringen; noch weniger sollten wir Härte oder Strenge gegen solche anwenden, die vielleicht ebenso gern den rechten Weg wissen möchten wie wir. Rücksicht gegen andere DEV 289 3 Alle, die durch Lehre und Beispiel in der Wahrheit erzogen sind, sollten große Rücksicht gegen die üben, deren ganze Schriftkenntnis in der ihnen zuteil gewordenen Auslegung von seiten der Prediger und Gemeindeglieder besteht und denen Überlieferungen und Fabeln als Bibelwahrheiten gebracht worden sind. Sie staunen über die ihnen vorgeführte Wahrheit, die ihnen gleich einer neuen Offenbarung erscheint, und sie können die ganze Wahrheit in ihren hervorragendsten Punkten am Anfang nicht ertragen. Alles ist ihnen neu und seltsam und so ganz anders als das, was sie von ihren Predigern gehört haben; sie sind geneigt zu glauben, daß -- wie ihnen die Prediger gesagt haben -- die Siebenten-Tags-Adventisten Ungläubige sind, die nicht der Bibel glauben. Darum muß die Wahrheit Schritt für Schritt, hier ein wenig und da ein wenig, vorgeführt werden. Nicht den Weg verzäunen DEV 290 1 Möchten doch alle, die für unsere Zeitschriften schreiben, darauf bedacht sein, keine unfreundlichen Bemerkungen und Andeutungen zu machen, die sicherlich nachteilig wirken, den Weg verzäunen und uns hindern, das Werk zu tun, welches geschehen muß, um alle Klassen, die Katholiken eingeschlossen, zu erreichen. Es ist unsere Aufgabe, die Wahrheit in Liebe zu reden, nichts Ungeheiligtes des natürlichen Herzens damit zu vermengen und Dinge reden, die den nämlichen Geist wie den unsrer Feinde bekunden. Alle scharfen Aussprüche werden in doppeltem Maß auf uns zurückkommen, wenn die Gewalt in den Händen derer liegt, die sie zu unserem Schaden ausüben können. DEV 290 2 Zu wiederholten Malen wurde mir die Warnung gegeben, nicht ein Wort zu sagen, nicht einen Satz zu veröffentlichen, besonders keine Personen zu nennen -- es sei denn durchaus wesentlich zur Verteidigung der Wahrheit -- wodurch unsre Feinde gegen uns gereizt oder ihre Leidenschaften aufs höchste erregt werden können. Unser Werk wird bald abschließen; bald wird die trübselige Zeit, wie noch nie eine da gewesen ist, von der wir uns keinen Begriff machen können, über uns hereinbrechen. DEV 290 3 Der Herr will, daß seine Diener ihn, den großen Missionar, darstellen. Vorschnelle Worte richten stets Schaden an. Die zum christlichen Leben wesentlichen Eigenschaften müssen täglich in der Schule Christi geübt werden. Dem, der sorglos oder gedankenlos Worte ausspricht oder zur Veröffentlichung schreibt, die in der Welt verbreitet werden, und dadurch Ausdrücke hinaussendet, die nie zurückgenommen werden können, kann das heilige Werk, welches auf dem Nachfolger Christi ruht, nicht anvertraut werden. Wer sich darin übt, schwere Hiebe auszuteilen, eignet sich eine schlechte Gewohnheit an, die durch Wiederholung verstärkt wird und die bereut werden muß. Wir sollten sorgsam unsere Weisen und unsern Sinn prüfen, um zu sehen, wie wir das von Gott gegebene Werk, ein Werk, welches dem Schicksal von Seelen gilt, ausführen. Die allerhöchste Verpflichtung ruht auf uns. DEV 291 1 Satan, von Eifer entbrannt, will die ganze Vereinigung der satanischen Werkzeuge beeinflussen, sich mit bösen Menschen zu verbinden und den Wahrheitsgläubigen schnelle und schwere Leiden zuzufügen. Jedes von unsern Brüdern ausgesprochene unweise Wort wird vom Fürsten der Finsternis aufgefangen. Wie können menschliche Wesen es doch wagen, achtlose und vermessene Worte auszusprechen, welche die Mächte der Hölle gegen die Heiligen Gottes aufwiegeln, wenn selbst Michael, der Erzengel, es nicht wagte, das Urteil der Lästerung gegen Satan zu fällen, sondern sagte: "Der Herr strafe dich"? DEV 291 2 Es wird für uns unmöglich sein, Schwierigkeiten und Leiden zu umgehen. Jesus sagt: "Es muß ja Ärgernis kommen; doch weh dem Menschen, durch welchen Ärgernis kommt!" Matthäus 8,7. Weil aber Ärgernisse kommen werden, sollten wir vorsichtig sein, nicht durch unweise Worte oder Bekundungen eines unfreundlichen Geistes die natürliche Gemütsstimmung derer zu erregen, welche die Wahrheit nicht lieben. DEV 291 3 Die köstliche Wahrheit muß in ihrer ursprünglichen Kraft vorgebracht werden; die weitverbreiteten, betrüglichen Irrtümer, welche die Welt gefangennehmen, müssen enthüllt werden. Alle nur möglichen Anstrengungen werden gemacht, um Seelen durch listige Beweisführungen gefangenzunehmen, sie von der Wahrheit auf Fabeln zu kehren und sie für kräftige Irrtümer empfänglich zu machen. Wenn diese betrogenen Seelen sich von der Wahrheit ab dem Irrtum zuwenden, so sprecht zu ihnen kein Wort der Rüge; versucht er, ihnen ihre Gefahr zu zeigen und ihnen zu erklären, wie ihre Handlungsweise Jesum Christum betrübt; aber tut dies in mitleidsvoller Zärtlichkeit. Arbeitet ihr in richtiger Weise, dann können einige von Satan verleitete Seelen wieder seiner Macht entrissen werden. Tadelt nicht; verdammt sie nicht; zieht die Lage dieser Irrenden nicht ins Lächerliche; dadurch werden ihre blinden Augen nicht geöffnet, und die Wahrheit gewinnt nichts Anziehendes für sie. DEV 292 1 Verlieren die Menschen Christi Vorbild aus den Augen und ahmen sie nicht seine Lehrweise nach, dann werden sie dünkelhaft und treten Satan mit seinem eignen Waffen entgegen. Der Feind versteht es gut, seine Waffen gegen die zu richten, die sich ihrer bedienen. Jesus sprach nur Worte reiner Wahrheit und Gerechtigkeit. DEV 292 2 Wenn je ein Volk es nötig hatte, in Demut vor Gott zu wandeln, so ist es seine Gemeinde, so sind es seine Auserwählten in diesem Geschlecht. Wir alle müssen die Trägheit unsres Verstandes, den Mangel der Würdigung unserer Vorrechte und Gelegenheiten beklagen; wir haben nichts, dessen wir uns rühmen könnten. Wir betrüben den Herrn Jesum Christum durch unsere Härte, durch unsere unchristlichen Hiebe. Wir müssen vollkommen in ihm werden. DEV 292 3 Wohl wird uns befohlen: "Rufe getrost, schone nicht, erhebe deine Stimme wie eine Posaune, und verkündige meinem Volk ihr Übertreten und dem Hause Jakob ihre Sünden" (Jesaja 58,1); diese Botschaft muß auch gegeben werden, aber wir sollten vorsichtig sein, andere, welche nicht das Licht haben, das uns scheint, nicht zu stoßen, drängen oder zu verdammen. Wir sollten nicht vom rechten Wege abirren, um den Katholiken scharfe Seitenhiebe auszuteilen. Unter letzteren gibt es viele höchst gewissenhafte Christen, die in dem Licht wandeln, das sie besitzen, und Gott wird für sie wirken. Personen, die große Vorrechte und Gelegenheiten gehabt haben, es dennoch versäumten, ihre körperlichen, geistigen und seelischen Kräfte auszubilden, die nur sich selbst zu Gefallen lebten und keine Verantwortung irgend welcher Art trugen, sind in größter Gefahr einer strengen Verurteilung von Gott als die, welcher sich in Lehrpunkten irren, aber dennoch danach trachten, andern Gutes zu tun. DEV 293 1 Tadelt andre nicht; verurteilt sie nicht! Lassen wir uns durch eigennützige Erwägungen, verkehrtes Schlußfolgern und falsches Entschuldigen in einen störrischen Gemüts -- und Herzenszustand bringen, so daß wir Gottes Wege und Willen nicht erkennen, dann sind wir schuldiger als der offenkundige Sünder. Wir müssen sehr vorsichtig sein, damit wir keinen verurteilen, der von Gott weniger sündhaft ist als wir. Testimonies for the Church IX, 239-244. ------------------------Kapitel 71: Vor Gott gilt kein Ansehen der Person DEV 293 2 Christi Religion erhebt den Empfänger zu höheren Gedanken und Handlungen, während sie gleichzeitig alle Menschen als Gegenstände der Liebe Gottes darstellt, die durch seines Sohnes Opfer erkauft sind. Zu Jesu Füßen vereinen sich die Reichen und Armen, die Gelehrten und Unwissenden, ohne Unterschied der Kaste oder des weltlichen Ranges. Alle irdischen Unterschiede werden vergessen, wenn wir auf den blicken, den unsre Sünden durchbohrt haben. Die Selbstverleugnung, die Herablassung, das unbegrenzte Mitleid dessen, der im Himmel so hoch erhaben war, beschämt den menschlichen Stolz, die Selbstachtung und die gesellschaftliche Stellung. Eine reine, unbefleckte Religion offenbart ihre himmlischen Grundsätze, indem sie zu einer Einheit alle umschlingt, die durch die Wahrheit geheiligt sind. Alle vereinen sich als durch Blut erkaufte Seelen, alle sind gleichermaßen abhängig von ihm, der sie Gott erlöst hat. Gaben DEV 293 3 Der Herr hat den Menschen Gaben verliehen, damit sie diese verwerten. Alle, denen er Geld anvertraut hat, sollen diese Gaben, ihre Mittel, dem Meister bringen. Einflußreiche Männer und Frauen sollen das anwenden, was Gott ihnen gegeben hat. Wer mit Weisheit begabt ist, soll diese Gabe zum Kreuz Christi bringen, damit sie zu seiner Ehre benutzt werde. DEV 294 1 Auch die Armen haben ihre Gaben bekommen, die vielleicht wertvoller sein mögen als die vorher genannten, z.B. Einfachheit des Charakters, Demut, erprobter Tugend, Gottvertrauen. Durch geduldiges Schaffen, durch gänzliche Abhängigkeit von Gott weisen sie ihre Umgebung auf Jesum, ihren Erlöser hin. Sie besitzen herzliches Mitgefühl mit den Armen, ihr Haus steht den Bedrängten und Unterdrückten offen, und sie bezeugen klar und entschieden, was Jesum ihnen ist. Sie trachten nach himmlischer Herrlichkeit und Unsterblichkeit, und ihre Belohnung wird das ewige Leben sein. Menschliche Bruderschaft DEV 294 2 Alle Arten von Gaben sind erforderlich, um ein vollkommenes Ganzes in der Bruderschaft unter den Menschen herzustellen, und Christi Gemeinde besteht aus Männern und Frauen verschiedener Anlagen, aus allen Ständen und Klassen. Gott hat nie beabsichtigt, daß menschlicher Stolz das auflösen sollte, was er in seiner Weisheit eingerichtet hat -- die Verbindung der verschiedensten Gemüter und Gaben zu einem vollständigen Ganzen. Nirgends sollte in Gottes großem Werk sich Geringschätzung bekunden, seien die Werkzeuge hoch oder niedrig; alle haben, wenn auch in verschiedenem Maße, ihren Anteil an der Verbreitung des Lichtes. DEV 294 3 Keiner sollte für sich allein etwas beanspruchen, das zu einem gewissen Grade allen, Hohen und Niedrigen, Armen und Reichen, Gelehrten und Ungelehrten gehört. Nicht ein Lichtstrahl darf unterschätzt, nicht ein Strahl ausgeschlossen werden; nicht ein Schimmer darf unbeachtet bleiben oder zögernd anerkannt werden. Alle stehen da für Wahrheit und Gerechtigkeit. Das Wohl der verschiedenen Gesellschaftsklassen ist unauflöslich als Ganzes verbunden. Wir sind alle zu dem einen großen Gewebe der Menschheit zusammengewebt, und wir können ohne Nachteil zu erleiden, eins dem andern nicht die Teilnahme entziehen. Fehlt diese gemeinschaftliche Teilnahme und Zuneigung, so ist es unmöglich, einen gesunden Einfluß in der Gemeinde aufrechtzuerhalten. Bevorzugung DEV 295 1 Es gibt keine Kaste vor Gott; alle solche Schranken mißachtet er. Alle Seelen haben den gleichen Wert vor ihm. Die Arbeit für das Seelenheil andrer ist eine Beschäftigung, der höchsten Ehre wert, einerlei in welcher Form, unter welchen Klassen, hohen oder niedrigen, sie geschieht. In Gottes Augen beeinflussen diese Unterschiede nicht den wahren Wert. Die aufrichtige, ernste, bußfertige Seele, wie ungelehrt sie auch sein mag, ist köstlich vor ihm. Er setzt sein eignes Siegel auf die Menschen, indem er nicht nach ihrem Rang, ihrem Wohlstand, ihrer Verstandesgröße, sondern nach ihrem Einssein mit Christo urteilt. Die Ungelehrten, die Verstoßenen, die Sklaven haben alles getan, was verlangt wird, wenn sie ihre Gelegenheiten und Vorrechte benutzt, das ihnen von Gott verliehene Licht gewürdigt haben. Die Welt mag sie unwissend nennen, Gott aber heißt sie weise und gut, und ihre Namen stehen in den Büchern des Himmels verzeichnet. Gott wird sie zubereiten, daß sie nicht nur im Himmel sondern auch auf Erden zu seiner Ehre leben. DEV 295 2 Der göttliche Tadel lastet auf denen, welche den Verkehr mit den im Lebensbuche des Lammes Stehenden meiden, weil diese nicht reich, gelehrt oder vor der Welt geehrt sind. Christus, der Herr der Herrlichkeit, ist mit den Sanftmütigen und von Herzen Demütigen zufrieden, wie niedrig auch ihr Beruf sein mag, welchen Rang oder Bildungsgrad sie auch angehören. Erziehung zum Dienst DEV 296 1 Wie viele nützliche und geachtete Diener in Gottes Reichssache haben inmitten der einfachsten Pflichten, in den niedrigsten Lebensstellungen ihre Ausbildung genossen! Mose war wohl der zukünftige Herrscher Ägyptens, aber Gott konnte ihn nicht von des Königs Hof an die Arbeit stellen, für welche er ihn bestimmt hatte. Erst nachdem er 40 Jahre ein treuer Hirte gewesen war, wurde er zum Befreier seines Volkes berufen. Gideon wurde von der Dreschtenne als Werkzeug in der Hand Gottes berufen, um die Heere Israels zu befreien. Elisa mußte den Pflug verlassen, um des Herrn Gebot zu erfüllen; Amos war ein Ackermann, als Gott ihm eine Botschaft zu verkündigen gab. DEV 296 2 Alle, die Christi Mitarbeiter werden, haben viel schwere und unliebsame Arbeiten zu verrichten; ihre Belehrungen sollten deshalb weise gewählt werden, ihrer Charaktereigenart und Beschäftigung entsprechen. Sorgfalt in der Ausbildung der Jugend DEV 296 3 Der Herr hat mir vielfach und zu verschiedenen Zeiten gezeigt, daß wir in der Behandlung der Jugend sehr vorsichtig sein müssen, daß die feinste Unterscheidungsgabe erforderlich ist, um sich mit Gemütern zu befassen. Alle, die mit der Erziehung und Ausbildung der Jugend zu tun haben, müssen in engem Verkehr mit dem großen Lehrer stehen, um seinen Geist und seine Arbeitsweise sich anzueignen. Es müssen Belehrungen erteilt werden, die ihren Charakter und ihr Lebenswerk beeinflussen. DEV 296 4 Die jungen Leute müssen belehrt werden, daß das Evangelium Christi keinen Kastengeist duldet und kein unfreundliches Richten über andre zuläßt, wodurch Veranlassung zur Selbsterhebung gegeben wird. Die christliche Religion erniedrigt nie den Empfänger; sie macht ihn nicht grob oder roh, noch unfreundlich in seinen Gedanken und Gefühlen denen gegenüber, für die Christus gestorben ist. DEV 297 1 Es besteht die Gefahr, daß zu viel Wert auf die Umgangsform gelegt, zu viel Zeit auf die Ausbildung von Anstandsweisen verwandt wird, die manchem Jüngling nicht viel Nutzen bringen können. Einige laufen Gefahr, das Äußerliche zum Wichtigsten zu machen, ein bloßes Gebräuchlichsein zu hoch zu schätzen. Der Nutzen wird den darauf verwandten Kosten an Zeit und Gedanken nicht entsprechen. Junge Leute, die angeleitet sind, solchen Dingen große Aufmerksamkeit zu schenken, bekunden wenig wahre Achtung oder Mitgefühl für irgend etwas, wie gut es auch sein mag, das nicht ihrem Standpunkt des Anstands entspricht. DEV 297 2 Alles, was ein unedelmütiges Kritisieren, eine Neigung, jeden Fehler oder Irrtum zu beachten und hervorzuheben, ermutigt, ist unrecht. Es wird dadurch Mißtrauen und Argwohn genährt, die dem Charakter Christi zuwider und dem also beschäftigten Gemüt nachteilig sind. Wer sich mit solchen Dingen befaßt, weicht allmählich vom wahren Geist des Christen ab. DEV 297 3 Die wesentlichste, sich bewährende Erziehung ist die, welche die edleren Eigenschaften entwickelt, den Geist allgemeiner Freundlichkeit ermutigt und die Jugend veranlaßt, von niemand etwas Böses zu denken, damit sie nicht die Beweggründe verkehrt beurteilen und Worte und Handlungen unrichtig deute. Die einer solchen Ausbildung gewidmete Zeit wird Früchte fürs ewige Leben zeitigen. Christi Beispiel tadelt die Absonderung DEV 297 4 Seit Christus unter den Menschen weilte, hat es zu jeder Zeit Personen gegeben, die sich gern von andern absonderten und dadurch einen pharisäischen Wunsch nach Überlegenheit bekundeten. Indem sie sich auf diese Weise von der Welt zurückzogen, sind sie ihren Mitmenschen nicht zum Segen geworden. DEV 297 5 In Christi Leben haben wir kein Beispiel für solche selbstgerechte Überfrömmigkeit; er liebte mit andern zu verkehren und ihnen wohlzutun. Es gibt keinen Mönchsorden, von dem er nicht ausgeschlossen worden wäre wegen Überschreitung der vorgeschriebenen Regeln. In jeder Religionsgemeinschaft und in fast jeder Gemeinde gibt es überspannte Glieder, die ihn wegen seinen freigebigen Gnadenbezeigungen getadelt hätten. Sie würden einen Fehler darin gefunden haben, daß er mit Zöllnern und Sündern aß; sie würden ihn weil er einer Hochzeitsfeier beiwohnte, der Gleichstellung mit der Welt angeklagt und ihn unbarmherzig gerügt haben, weil er seinen Freunden gestattete, ihm und seinen Jüngern zu Ehren ein Abendmahl zu veranstalten. DEV 298 1 Aber gerade bei solchen Gelegenheiten fand er sowohl durch seine Lehren als auch durch sein großmütiges Verhalten Eingang zu den Herzen derer, die er mit seiner Gegenwart beehrte. Er gab ihnen Gelegenheit, mit ihm bekannt zu werden und den merkbaren Unterschied zwischen seinem Wandel und seinen Lehrern und denen der Pharisäer zu erkennen. DEV 298 2 Die von Gott mit seiner Wahrheit betraut sind, müssen denselben hochherzigen Geist offenbaren, den Christus hatte. Sie müssen dieselbe großherzige Handlungsweise befolgen, müssen freundlich und wohlwollend gegen die Armen sein und in einem besonderen Sinn fühlen, daß sie Gottes Haushalter sind. Sie müssen alles, was sie haben -- Güter, geistige und geistliche Kräfte -- nicht als ihr Eigentum betrachten, sondern als ihnen zur Förderung der Sache Christi auf Erden geliehene Gaben. Gleich Jesu sollen sie die Gesellschaft ihrer Mitmenschen nicht fliehen, sondern sie aufsuchen, und zwar in der Absicht, andern die himmlischen Wohltaten mitzuteilen, die sie von Gott empfangen haben. DEV 298 3 Sondert euch nicht ab. Sucht euch nicht etliche aus, mit denen ihr verkehren mögt und überlaßt die andern sich selbst. Gesetzt den Fall, ihr seht Schwachheit in dem einen und Torheit im andern, so haltet euch nicht von ihnen zurück; gesellt euch nicht nur zu denen, die ihr für beinahe vollkommen haltet. DEV 299 1 Gerade die Seelen, die ihr verwerft, bedürfen eurer Teilnahmen. Laßt eine schwache Seele nicht im Kampf mit den Leidenschaften ihres eignen Herzens allein, ohne eure Hilfe und Gebete, sondern habt acht auf euch selbst, damit ihr nicht auch versucht werdet. Tut ihr dies, so wird Gott euch nicht eurer Schwachheit überlassen. Vielleicht habt ihr in seinen Augen größere Sünden getan als jene, die ihr verdammt. Steht nicht von weitem und sagt: Ich bin frommer als du. DEV 299 2 Christus hat seinen göttlichen Arm um das Menschengeschlecht geschlungen; er hat dem Menschen seine göttliche Kraft mitgeteilt, damit er die arme sündenkranke, entmutigte Seele beleben möchte, um nach einem höheren Ziel zu streben. O, wir bedürfen mehr vom Geist Christi und viel weniger vom eignen Ich! Unsre Herzen bedürfen täglich der bekehrenden Kraft Gottes, des freundlichen Geistes Christi, der sich unsre Seelen unterwirft und erweicht. Das einzige, was die tun können, welche glauben, gerecht zu sein, ist, sich auf den Fels zu werfen und zerbrochen zu werden. Christus kann euch in sein Ebenbild verwandeln, wenn ihr euch nur ganz ihm überlaßt. DEV 299 3 Folgen wir Jesu Fußtapfen, so müssen wir denen recht nahe treten, die unsres Dienstes bedürfen, müssen die Bibel ihrem Verständnis eröffnen, die Ansprüche des Gesetzes Gottes ihnen vorzuführen, den Zögernden die Verheißung vorlesen, die Sorglosen aufrütteln und die Schwachen stärken. ------------------------Kapitel 72: Zurückgezogenheit DEV 299 4 Das unaufhörliche Lesen und Schreiben macht viele Prediger für das Hirtenamt unfähig. Sie verwenden die kostbare Zeit, die ausgenutzt werden sollte um den Bedürftigen zur rechten Zeit zu helfen, auf theoretische Studien. Viele Prediger widmeten sich sogar zu einer Zeit, da entschieden ein religiöser Interesse vorhanden war, ganz dem Schreiben, obgleich diese Schriften manchmal in keinem besonderen Zusammenhang mit der obwaltenden Arbeit standen. Zu einer solchen Zeit ist es Pflicht der Prediger, ihre ganze Kraft anzuwenden, um das gegenwärtige Interesse zu fördern. Die Gedanken sollten klar sein und als Kernpunkt auf die Seelenrettung gerichtet sein. Sind sie von andern Dingen eingenommen, so konnten dem Werke viele Seelen verloren gehen, die durch zeitgemäße Unterweisungen hätten gerettet werden können. DEV 300 1 Tritt die Versuchung an die Prediger heran, sich zurückzuziehen und sich in Lesen und Schreiben zu vertiefen zu einer Zeit, da andre Pflichten ihre sofortige Aufmerksamkeit beanspruchen, so müssen sie stark genug sein, sich selbst zu verleugnen und sich dem gerade vor ihnen liegenden Werk zu widmen. Dies ist ohne Zweifel eine der schwersten Proben, die ein forschender Geist zu bestehen hat. DEV 300 2 Die Pflichten eines Hirten werden oft schändlich versäumt, weil dem Prediger die Kraft mangelt, seine persönlichen Neigungen zur Zurückgezogenheit und zum Studium zu opfern. Er sollte unter seiner Herde von Haus zu Haus Besuche machen, in jeder Familie lehren, mit ihr reden und Beten und auf das Wohl ihrer Seelen bedacht sein. Alle, die ein Verlangen bekunden, mit den Grundsätzen unsres Glaubens bekannt zu werden, sollten nicht vernachlässigt, sondern gründlich in der Wahrheit unterrichtet werden. DEV 300 3 Gewisse Prediger, vom Familienhaupt eingeladen, haben in den wenigen Stunden ihres Besuchs sich in ein unbenutztes Zimmer zurückgezogen und dort ihrer Neigung zum Lesen und Schreiben freien Lauf gelassen, so daß die Familie, deren Gast sie waren, keinen Nutzen von ihrem Besuch hatte. Sie nahmen die Gastfreundschaft entgegen, ohne ein Gleichwertiges in der so sehr notwendigen Arbeit zu geben. DEV 301 1 Man kann Seelen leicht auf dem Wege des geselligen Verkehrs erreichen; aber viele Prediger hassen das Besuch abstatten; sie haben die gesellschaftlichen Eigenschaften nicht gepflegt, sich nicht den geselligen Geist angeeignet, der den Weg zum Herzen der Menschen findet. DEV 301 2 Wer sich von den Leuten absondert, ist nicht in der Lage, ihnen zu helfen. Ein geschickter Arzt muß die Natur verschiedener Krankheiten verstehen und eine genaue Kenntnis vom Bau des menschlichen Körpers haben. Er muß pünktlich in der Behandlung seiner Patienten sein, wissend, daß Verzögerung gefährlich ist. Legt er seine erfahrene Hand auf den Puls des Leidenden und beachtet die besonderen Anzeichen der Krankheit sorgfältig, so befähigen ihn seine vorher erworbenen Kenntnisse, die Art der Krankheit und die notwendige Behandlung festzustellen, um ihre Weiterentwicklung zu hemmen. DEV 301 3 Wie der Arzt die körperliche Krankheit behandelt, so soll der Prediger der sündenkranken Seele dienen, und seine Arbeit ist um so viel wichtiger als die des Arztes, wie das ewige Leben wertvoller ist als das zeitliche Dasein. Der Prediger trifft endlose Verschiedenheit in Temperamenten an, und er muß mit den Gliedern der Familien, die seinen Lehren zuhören, bekannt werden, um sich klar zu sein, welche Mittel die besten sind, um sie in rechter Weise zu beeinflussen. ------------------------Kapitel 73: Prediger und Geschäftsmann DEV 301 4 Prediger können nicht in Gott wohlgefälliger Weise wirken und zur selben Zeit die Last auf sich nehmen, große persönliche Geschäftsunternehmungen zu betreiben. Solche Teilung des Interesses schwächt ihr geistliches Unterscheidungsvermögen. Geist und Herz sind mit irdischen Dingen erfüllt, und der Dienst Christi nimmt eine unter geordnete Stellung ein. Sie suchen ihr Werk für Gott ihren Umständen, anstatt die Umstände den Anforderungen Gottes anzupassen. DEV 301 5 Der hohe Beruf des Predigers erfordert alle seine Kräfte. Seine besten Kräfte gehören Gott. Er sollte sich nicht in Spekulationen einlassen noch in irgendein andres Unternehmen, das ihn von seinem großen Werk abbringen könnte. "Kein Kriegsmann" sagt Paulus, "flicht sich in Händel der Nahrung, auf daß er gefalle dem, der ihn angenommen hat." 2.Timotheus 2,4. Somit betont der Apostel, daß ein Prediger sich rückhaltlos dem Dienst des Meisters weihen muß. DEV 302 1 Der Prediger, der Gott völlig ergeben ist, wird sich niemals in Geschäfte einlassen, die ihn von der völligen Hingabe an seine heilige Berufung abhalten. Er strebt nicht nach irdischen Ehren oder Reichtümern; seine einzige Absicht ist, andern vom Heiland zu erzählen, der sich selbst dahingab, um menschlichen Wesen die Reichtümer des ewigen Lebens zu erringen. Sein höchstes Ziel ist nicht, sich Schätze in dieser Welt zu sammeln, sondern die Aufmerksamkeit der Gleichgültigen und Untreuen auf die Wirklichkeit der Ewigkeit zu lenken. Man fordert ihn vielleicht auf, sich an vielversprechenden Unternehmungen zu beteiligen, doch er begegnet der Versuchung mit den Worten: "Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme an seiner Seele Schaden?" Markus 8,36. DEV 302 2 Satan führte Jesu dies Lockmittel vor, indem er wohl wußte, daß die Welt niemals erlöst werden würde, wenn Jesus auf diesen Vorschlag einginge. Unter verschiedenartigen Masken hält er auch heute den Dienern Gottes dieselben Versuchung vor, indem er weiß, daß solche, die sich verführen lassen, ihren Vertrauensposten untreu sind. DEV 302 3 Es ist nicht Gottes Wille, daß seine Diener nach Reichtümern trachten. Darüber schrieb Paulus an Timotheus: "Geiz ist eine Wurzel alles Übels; das hat etliche gelüstet und sind vom Glauben irregegangen und machen sich selbst viel Schmerzen. Aber du Gottesmensch, fliehe solches! Jage aber nach der Gerechtigkeit, der Gottseligkeit, dem Glauben, der Liebe, der Geduld, der Sanftmut." 1.Timotheus 6,10.11. Sowohl durch Beispiel als auch durch Belehrung soll der Gesandte Christi den Reichen dieser Welt gebieten, "daß sie nicht stolz seien, auch nicht hoffen auf den ungewissen Reichtum, sondern auf den lebendigen Gott, der uns dargibt reichlich allerlei zu genießen; daß sie Gutes tun, reich werden an guten Werken, gern geben, behilflich seien, Schätze sammeln, sich selbst einen guten Grund aufs Zukünftige, daß sie ergreifen das wahre Leben." 1.Timotheus 6,17.19. Die Geschichte der Apostel 348.349. DEV 303 1 Prediger können nicht die Last des Werkes tragen und gleichzeitig einem Landgut vorstehen oder andre geschäftliche Unternehmungen ausführen, welche die Gedanken auf irdische Schätze richten. Ihr geistliches Unterscheidungsvermögen wird dadurch umwölkt. Sie können die Bedürfnisse der Reichssache Gottes nicht abschätzen und deshalb auch keine wohlgezielten Anstrengungen machen, ihnen zu entsprechen und ihr Wohl zu fördern. Der Mangel einer völligen Weihe des Predigers macht sich bald in seinem ganzen Arbeitsfeld bemerkbar. Ist sein eigner Standpunkt niedrig, so wird er auch andre nicht veranlassen können, sich auf einen höheren zu stellen. Geschäftliche Spekulationen DEV 303 2 Der Herr kann seinen Namen nicht durch Prediger verherrlichen, die versuchen, Gott und dem Mammon zu dienen. Wir dürfen niemand überreden, Geld in Bergwerkaktien oder große Bauplätze zu stecken, indem wir ihnen in Aussicht stellen, daß das so angelegte Kapital sich in einer kurzen Zeit verdoppeln werde. Unsre Botschaft für diese Zeit ist: "Verkaufet, was ihr habt, und gebet Allmosen. Machet euch Beutel, die nicht veralten, einen Schatz, der nimmer abnimmt, im Himmel, da kein Dieb zukommt, und den keine Motten fressen. Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein." Lukas 12,33.34. DEV 304 1 Kurz bevor die Israeliten das Land Kanaan betraten, trachtete Satan danach, sie zu verführen und zum Götzendienst zu verleiten, in der Hoffnung, daß er dadurch ihr Verderben herbeibringe. Er wirkt heute noch in derselben Weise. Es gibt junge Männer, die Gott als seine Diener annehmen würde, wenn sie nicht leidenschaftlich nach dem Erwerb von Grundstücken streben und ihre ganze Teilnahme an der Wahrheit für die Aussicht auf weltlichen Vorteil verkauft hätten. Es gibt viele, die sich vom Dienst für Gott zurückziehen, weil ihr Verlangen auf weltlichen Gewinn gerichtet ist, und Satan gebraucht diese, um andre irrezuleiten. Der Versucher kommt zu den Menschen, wie er an Jesum herantrat; er zeigt ihnen die Herrlichkeit der Welt, und wenn sie etwas Erfolg in ihren Wagnissen haben, werden sie gierig nach mehr Gewinn, verlieren die Liebe zur Wahrheit und ihr geistliches Leben stirbt ab. Das unverwelkliche Erbteil, die Liebe zu Jesu, wird vor ihrem Geiste durch die flüchtigen Aussichten dieser Welt verdunkelt. DEV 304 2 Wir kommen dem Schluß der Zeit immer näher. Wir müssen die Wahrheit am Rednerpult lehren und in unserm Wandel ausleben. Prüft genau die Grundlage eurer Heilshoffnung. Während ihr die Stellung eines Heroldes der Wahrheit, eines Wächters auf der Mauer Zions behauptet, könnt ihr euer Interesse nicht auf den Erwerb von Bergwerken oder Grundstücken richten und zur selben Zeit wirkungsvoll das heilige, eurer Hand anvertraute Werk verrichten. Wo Menschenseelen auf dem Spiel stehen, wo ewige Dinge davon anhängen, kann das Interesse nicht ohne Schaden geteilt werden. Testimonies for the Church V, 530. Methoden DEV 304 3 "Ein Mensch, der seine Arbeit mit Weisheit, Vernunft und Geschicklichkeit getan hat." Prediger 2,21. ------------------------Kapitel 74: Die Wirksamkeit in den Städten DEV 305 1 In Verbindung mit der Verkündigung der Botschaft in den Großstädten gibt es für die Diener Christi verschiedener Begabung vielerlei Arten von Wirksamkeit. Einige müssen auf diese, andre auf jene Weise wirken. Der Herr wünscht, daß die Städte durch die vereinten Anstrengungen verschiedenartig befähigter Diener bearbeitet werden. Alle müssen um Dienstanweisung auf Jesum sehen und sich nicht auf Menschenweisheit verlassen, sonst können sie irregeführt werden. Als Mitarbeiter Gottes müssen sie danach trachten, miteinander im Einverständnis zu sein, müssen sich oft zusammen beraten und ernsthaft und einmütig miteinander wirken. Dennoch müssen alle die Weisheit bei Jesu suchen und sich nicht auf die Anleitung der Menschen allein verlassen DEV 305 2 Der Herr hat einigen Predigern die Fähigkeit gegeben, viele Zuhörer anzuziehen und zu fesseln. Dies erfordert viel Takt und Geschicklichkeit. In den Städten der Jetztzeit, die so viel Anziehung und Vergnügen bieten, können die Leute nicht durch gewöhnliche Bemühungen angezogen werden, sondern die von Gott berufenen Prediger müssen außergewöhnliche Anstrengungen machen, um die Aufmerksamkeit der Menge zu fesseln. Und wenn es Ihnen gelungen ist, viele Leute zusammenzubringen, dann müssen sie ganz außergewöhnliche Botschaften verkünden, damit die Zuhörer aufgerüttelt und gewarnt werden. Sie müssen alle erdenklichen Mittel ergreifen, um die Wahrheit klar und deutlich hervortreten zu lassen. Die Botschaft für diese Zeit muß einfach und entschieden vorgetragen werden, um die Hörer zu fesseln und in ihnen den Wunsch zu erregen, die Schrift kennenzulernen. DEV 306 1 Alle, die des Herrn Werk in den Städten betreiben, müssen zur Belehrung des Volkes ruhige, beharrliche und aufopfernde Anstrengungen machen. Während sie ernstlich danach trachten, die Zuhörer zu fesseln, müssen sie gleichzeitig jeden Anflug von Sensationsmacherei sorgfältig vermeiden. In unserer Zeit der Verschwendung und des Schautragens, da die Menschen die Schaustellung zum Erfolg notwendig erachten, müssen Gottes erwählte Botschafter bekunden, daß es töricht ist, unnötigerweise Geld auszugeben, um auf diese Weise Erfolg zu erzielen. Wirken sie mit Einfachheit, Demut und anmutiger Würde, indem sie jede Schaustellung vermeiden, dann wird ihr Dienst einen bleibenden Eindruck zum Guten hinterlassen. DEV 306 2 Allerdings bleibt die Notwendigkeit bestehen, weißlich Mittel anzuwenden zur Bekanntmachung der Vorträge und zu einer gesunden Förderung des Werkes. Die Stärke eines jeden Dieners Christi liegt nicht in diesen äußerlichen Dingen, sondern in einer vertrauensvollen Abhängigkeit von Gott, im ernsten Gebet um Hilfe, im Gehorsam gegen sein Wort. Mehr Gebet, mehr Christoählichkeit, mehr Übereinstimmung mit dem Willen Gottes müssen des Herrn Werk begleiten. Äußerliches Gepränge und verschwenderische Auslagen werden die notwendige Arbeit nicht ausführen. DEV 306 3 Gottes Werk soll mit Macht vorangehen. Wir bedürfen der Taufe des Heiligen Geistes. Wir müssen wissen, daß Gott den Reihen seines Volkes fähige und einflußreiche Männer hinzufügen wird, die ihr Teil tun werden, die Welt zu warnen. Nicht alle Erdbewohner sind gesetzlos und gottlos. Gott hat noch viele Tausende, die ihr Knie nicht vor Baal gebeugt haben. Es gibt gottesfürchtige Männer und Frauen in den gefallenen Kirchen. Wäre dies nicht der Fall, so würde uns nicht die Botschaft zu verkündigen gegeben sein: "Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon, die große." "Gehet aus von ihr, mein Volk." Offenbarung 18,2.4. Viele von Herzen Aufrichtige sehnen sich nach einem Lebenshauch vom Himmel. Sie werden das Evangelium erkennen, wenn es ihnen in der Schöne und Einfachheit, wie es das Wort Gottes enthält, gebracht wird. Belehrung in den Grundsätzen richtiger Lebensweise DEV 307 1 Uns als einem Volk ist das Werk auferlegt, die Grundsätze der Gesundheitsreform bekanntzumachen. Viele meinen, daß die Diätfrage nicht wichtig genug sei, um in den Dienst am Evangelium eingeschlossen zu werden. Aber sie irren sich, denn Gottes Wort sagt: "Ihr esset nun oder trinket oder was ihr tut, so tut es alles zu Gottes Ehre." 1.Korinther 10,31. Die Mäßigkeitsfrage mit allem, was sie einschließt, nimmt einen wichtigen Platz im Heilswerk ein. DEV 307 2 In Verbindung mit unsren Stadtmissionen sollten passende Räume sein, wo verlangende Seelen zur weiteren Belehrung versammelt werden können. Dies notwendige Werk darf nicht in einer so dürftigen Weise ausgeführt werden, daß ein ungünstiger Eindruck auf die Leute hervorgerufen wird. Alles, was getan wird, sollte für den Urheber der Wahrheit günstig zeugen und die Heiligkeit und Wichtigkeit der Wahrheiten der dritten Engelsbotschaft würdig vertreten. DEV 307 3 Die Gesundheitsreform ist des Herrn Mittel, die Leiden in der Welt zu verringern und seine Gemeinde zu reinigen. Lehrt deshalb das Volk, daß sie Gottes hilfreiche Hand sein können, indem sie mit dem Meister zusammen dahin wirken, körperliche und geistige Gesundheit wiederherzustellen. Dies Werk trägt das Siegel des Himmels und wird andern köstlichen Wahrheiten den Eingang verschaffen; es gewährt allen Arbeit, die es vernünftig anfassen. DEV 307 4 Mir ist die Botschaft aufgetragen: Behaltet das Werk der Gesundheitsreform im Vordergrund und zeigt ihren Wert so deutlich, daß allenthalben ein Bedürfnis sich dafür bemerkbar mache. Das Sichenthalten von allen schädlichen Speisen und Getränken ist die Frucht wahrer Religion. Wer gründlich bekehrt ist, wird jede ungesunde Gewohnheit aufgeben und sein Verlangen nach gesundheitswidrigen Neigungen durch völlige Enthaltsamkeit überwinden Die Wirksamkeit unter den Wohlhabenden DEV 308 1 Christi Diener sollten für die Reichen in unsern Städten ebenso treu wirken wie für die Armen und Niedrigen. Es gibt viele wohlhabende Leute, die für die Einflüsse und Eindrücke des Evangeliums empfänglich sind und die, wenn ihnen die Bibel, und zwar die Bibel allein, als Erklärer des christlichen Glaubens und Wandels vorgeführt wird, vom Geiste Gottes bewegt, zur Förderung des Evangeliums die Türen öffnen werden. Sie werden einen lebendigen Glauben an das Wort Gottes bekunden und die ihnen anvertrauten Mittel gebrauchen, um den Weg des Herrn zu bereiten und unserm Gott eine ebene Bahn in der Wüste zu machen. DEV 308 2 Jahrelang hat uns die schwierige Frage vorgeschwebt: Wie können wir genügend Mittel erlangen, um die Missionen, die der Herr uns eröffnet hat, zu unterhalten? Wir lesen die deutlichen Befehle des Evangeliums und die Missionen in heimatlichen und auswärtigen Feldern führen uns ihre Bedürfnisse vor. Die Anzeichen, ja die offenbaren Bekundungen der Vorsehung vereinen sich, um uns anzuspornen, das der Vollendung wartende Werk schnell zu verrichten. DEV 308 3 Der Herr wünscht, daß vermögende Leute bekehrt werden und als seine hilfreiche Hand handeln, um andre zu erreichen. Er möchte, daß solche, die in dem Reformations -- und Wiederherstellungswerk helfen können, das köstliche Licht der Wahrheit sehen, im Charakter umgebildet und dahingebracht werden, das ihnen anvertraute Kapital in seinen Dienst zu stellen, daß sie die Mittel, die er ihnen geliehen hat, anwenden, um Gutes zu tun und den Weg für das Evangelium zu eröffnen, damit es allen Klassen, fern und nah, gepredigt werde. DEV 309 1 Wird der Himmel nicht auch von den Weltweisen gewürdigt werden? O ja, dort werden sie Ruhe, Frieden und Erholung finden von allem Tand, allem Ehrgeiz und allem Selbstdienst. Spornt sie an, nach dem Frieden dem Glück und der Freude zu suchen, die Christus ihnen so gern schenken will; veranlaßt sie, ihre Aufmerksamkeit darauf zu richten, sich die reichste Gabe, welche Sterblichen zuteil werden kann -- das Kleid der Gerechtigkeit Christi -- zu sichern. Jesus bietet ihnen ein Leben nach dem Maß des Lebens Gottes und eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit an. Nehmen sie Christum an, so werden sie zu den höchsten Ehren gelangen -- Ehren, welche die Welt weder geben noch nehmen kann. Sie werden finden, daß das Halten der Gebote Gottes eine große Belohnung in sich birgt. DEV 309 2 Der barmherzige Erlöser gebietet seinen Dienern, die Einladung zum Abendmahl an Reiche und Arme ergehen zu lassen. Geht auf die Landstraßen und an die Zäune und nötigt sie durch eure ausharrenden, entschiedenen Bemühungen hereinzukommen. Prediger des Evangeliums, geht zu den weltlich wohlhabenden Leuten und bringt sie zum Mahl der Wahrheit, das Christus für sie bereitet hat. Er, der für sie sein köstliches Leben dahingab, sagt: Bringt sie herein und setzt sie an meinen Tisch, und ich will ihnen dienen. DEV 309 3 Diener Christi, setzt euch mit dieser Klasse in Verbindung, geht an ihr nicht wie an einer hoffnungslosen vorüber. Wirkt mit aller nur möglichen Überredung, und ihr werdet als Frucht eurer treuen Anstrengungen Männer und Frauen im Himmelreich sehen, die als Überwinder gekrönt den Triumphgesang des Siegers singen. "Sie werden mit mir wandeln in weißen Kleidern," sagt der Erste und Letzte, "denn sie sind's wert." Offenbarung 3,4. DEV 310 1 Für Männer in verantwortlichen Stellungen in der Welt sind bisher viel zu wenig Anstrengungen gemacht worden. Viele von ihnen besitzen vorzügliche Fähigkeiten; sie haben Mittel und Einfluß. Das sind köstliche Gaben, die ihnen der Herr anvertraut hat, um sie zu vermehren und andern zum Segen zu verwerten. DEV 310 2 Versucht wohlhabende Leute zu retten. Bittet sie, dem Herrn von den ihnen geliehenen Schätzen wiederzugeben, damit in den großen Städten einflußreiche Mittelpunkte errichtet werden können, von wo aus die Bibelwahrheit in ihrer Einfachheit unter das Volk gelangen könne. Überredet sie, ihre Schätze am Throne Gottes niederzulegen, indem sie dem Herrn ihr Gut zurückgeben, um seine Diener in den Stand zu setzen, Gutes zu tun und seine Ehre zu fördern. Mehrung unsrer Arbeitskräfte DEV 310 3 Die Stärke eines Heeres wird meistens nach der Fähigkeit der in den Reihen stehenden Männer beurteilt. Ein weiser General leitet seine Offiziere an, jeden Soldaten zum tätigen Dienst auszubilden. Er versucht, bei jedem einzelnen die höchste Fähigkeit zu entwickeln. Müßte er sich allein auf seine Offiziere verlassen, so könnte er nie einen erfolgreichen Feldzug führen; aber er rechnet auf den treuen und unermüdlichen Dienst eines jeden einzelnen Mannes seines Heeres. Die Verantwortlichkeit ruht in einem großen Maße auf Reih und Glied. DEV 310 4 So ist es auch mit dem Heer des Fürsten Immanuel. Unser General, der nie eine Schlacht verloren hat, erwartet willigen, treuen Dienst von einem jeden, der sich unter sein Banner stellt. Im Schlußkampf, der jetzt zwischen den Mächten des Guten und den Scharen des Bösen vor sich geht, erwartet er, daß alle, Laien sowohl als auch Prediger, teilnehmen. Alle, die zu seinen Streitern zählen, müssen zu jeder Minute bereit sein, treue Dienste zu leisten im vollen Bewußtsein der Verantwortlichkeit, die auf jedem persönlich ruht. DEV 311 1 Die geistigen Leiter der Gemeinde sollten Mittel und Wege finden, wodurch jedem Gemeindeglied Gelegenheit geboten wird, sich an Gottes Werk zu beteiligen. Nur zu oft ist dies in der Vergangenheit nicht geschehen. Pläne, um die Gaben aller in tätigem Dienst verwenden zu können, sind nicht richtig gelegt und nicht völlig ausgeführt worden. Nur wenige erkennen es, wieviel dadurch verloren gegangen ist. DEV 311 2 Die Leiter der Reichssache Gottes sollten wie weise Generale Pläne zum allgemeinen Vorrücken legen und dabei besonders darauf bedacht sein, welcher Dienst von den Laien für ihre Freunde und Nachbarn geleistet werden kann. Gottes Werk auf Erden kann nie beendet werden, bis die Männer und Frauen unsrer Gemeinden sich zur Arbeit aufmachen und ihre Anstrengungen mit denen der Prediger und Gemeindebeamten vereinen. Mittelpunkte des Handels und des Verkehrs DEV 311 3 In unsern Tagen, wo so viel gereist wird, bieten sich viel mehr Gelegenheiten, mit Männern und Frauen aller Klassen und vieler Völker in Verbindung zu treten, als zur Zeit Israels. Die großen Verkehrsadern haben sich um das Tausendfache vermehrt. Gott hat wunderbar den Weg bereitet. Die Druckpresse mit ihren vielartigen Leistungen steht uns zur Verfügung; Bibeln und Schriften, die in vielen Sprachen die gegenwärtige Wahrheit klarlegen, sind vorrätig und können schnell nach jedem Teil der Welt befördert werden. DEV 311 4 Christen, die in den großen Mittelpunkten des Handels und Verkehrs wohnen, haben besonders Gelegenheit; Gläubige in diesen Städten können für Gott in ihrer Nachbarschaft wirken. DEV 311 5 An den weltbekannten Erholungsorten und Reiseknotenpunkten, die mit Tausenden Gesundheit und Vergnügen Suchenden angefüllt sind, sollten ständig Prediger und Kolporteure sein, die es verstehen, die Aufmerksamkeit der Menge zu fesseln. Diese Diener sollten auf jede Gelegenheit achten, um die Botschaft für diese Zeit vorzuführen und, wenn es möglich ist, Versammlungen abhalten. Sie sollten rasch jede sich bietende Gelegenheit auskaufen, um zum Volk zu reden. Angetan mit der Kraft des Heiligen Geistes, müssen sie die Botschaft Johannes des Täufers verkündigen: "Tut Buße, das Himmelreich ist nahe herbeigekommen." Matthäus 3,2. DEV 312 1 Gottes Wort muß klar und mächtig vorgeführt werden, damit alle, die Ohren haben zu hören, die Wahrheit hören können. Auf diese Weise wird die frohe Botschaft gegenwärtiger Wahrheit denen nahe gebracht, die sie nicht kennen, und nicht wenige werden sie erfassen und sie nach ihren Wohnstätten in die verschiedensten Teile der Erde mitnehmen. DEV 312 2 Wir sollen Gottes letzte Warnung an die Menschen verkündigen; wie ernstlich sollte deshalb unser Bibelstudium und unser Eifer, das Licht zu verbreiten, sein! Möchte doch jede Seele, welche die göttliche Erleuchtung empfangen hat, danach trachten, sie andern mitzuteilen. Laßt die Diener Christi von Haus zu Haus gehen, den Leuten die Bibel eröffnen, Schriften verbreiten und gleichzeitig von dem Licht erzählen, das ihre eignen Seelen erquickt hat. Lesestoff muß auf denn Eisenbahnen, auf den Straßen, auf den großen Schiffen, die das Meer durchkreuzen und durch die Post weißlich verteilt werden. DEV 312 3 Mir ist aufgetragen worden, unsere Prediger auf die bis jetzt noch unbearbeiteten Städten hinzuweisen und sie zu bitten in jeder nur möglichen Weise den Weg für die Verkündigung der Wahrheit zu öffnen. In einigen Städten, in denen die Botschaft von der Wiederkunft des Herrn schon gegeben wurde, sind wir gezwungen, das Werk von neuem aufzunehmen, als ob es ein neues Feld wäre. Wie lange noch sollen diese brach liegenden Felder, diese unbearbeiteten Städte übergangen werden? Ohne weiteres Zögern sollte das Ausstreuen des Samens an vielen, vielen Orten beginnen. Testimonies for the Church IX, 109-123. ------------------------Kapitel 75: Ratschläge für das Wirken in den Großstädten DEV 313 1 Es gibt noch eine Menge Arbeit zu tun, damit die Wahrheit für diese Zeit allen verkündigt werde, die tot in Übertretungen und Sünden dahinleben. Höchst ergreifende Botschaften werden von Männern, die Gott dazu bestimmt hat, verkündigt werden, Botschaften, die geeignet sind, das Volk zu warnen und aufzurütteln. Wenn einige sich durch solche Warnungen gekränkt fühlen und das Licht und die Beweise verwerfen werden, so können wir erkennen, daß wir in der Tat die prüfende Botschaft für diese Zeit verkünden. DEV 313 2 Auf eine ungewöhnliche Weise werden solche Botschaften verkündigt werden. Gottes Gerichte sind im Lande. Während Stadtmissionen eingerichtet werden müssen, wo Kolporteure, Bibelarbeiter und praktische ärztliche Missionare angeleitet werden, gewisse Klassen zu erreichen, müssen wir auch in den Großstädten geweihte Evangelisten haben, welche die Botschaft so bestimmt verkünden, daß die Hörer ergriffen werden. DEV 313 3 Die Zeit ist gekommen, um entschiedene Anstrengungen an Orten zu machen, in denen die Botschaft noch nicht verkündigt ist. Wie soll des Herrn Werk getan werden? Überall, wo angefangen wird, muß ein fester Grund für andauernde Arbeit gelegt werden. Des Herrn Methoden müssen befolgt werden. Ihr dürft euch nicht vom äußeren Anschein einschüchtern lassen, wie wenig versprechend er auch sein mag. Ihr müßt des Herrn Sache fördern, wie er es verlangt. Predigt das Wort, und Gott selbst wird durch seinen Heiligen Geist die Zuhörer überzeugen. Es steht geschrieben: "Sie aber gingen aus und predigten an allen Orten; und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch mitfolgende Zeichen." Markus 16,20. DEV 313 4 Viele Arbeiter müssen ihren Teil ausführen, indem sie von Haus zu Haus gehen und Bibellesungen in Familien halten. Sie müssen ihr Wachstum in der Gnade durch die Unterwerfung unter den Willen Gottes bekunden. Auf diese Weise werden sie sich reiche Erfahrungen sammeln. Während sie Christi Wort gläubig annehmen, ihm vertrauen, ihm gehorchen, wird das Wirken des Heiligen Geistes in ihrem Lebenswerk gesehen werden. In ihren Bemühungen wird sich ein außerordentlicher Ernst, ein Glaube, der durch die Liebe tätig ist und die Seele reinigt, bekunden. Die Früchte des Geistes werden sich in ihrem Wandel zeigen. DEV 314 1 Alle Belehrungen, die unsre Stadtmissionen erteilen können, sind notwendig. Setzt euren Dienst in der Kraft desselben Geistes fort, der bei der Gründung des Werkes der leitende war. Belehrt das Volk nach des Herrn Weise durch Schrifterklärung, durch Gebete und durch Ausleben eures Glaubens, und es wird eine Gemeinde aufgebaut werden, deren Grund der Fels Jesus Christus ist. DEV 314 2 Verrichtet euren Dienst in Demut. Geht nie über die Einfachheit des Evangeliums Christi hinaus. Nicht in der Kunst äußerer Entfaltung sondern in der Erhöhung Christi als des sündenvergebenden Heilandes werdet ihr Erfolg haben, Seelen zu gewinnen. Wenn ihr für Gott in der Demut und Sanftmut des Herzens wirkt, wird er sich euch offenbaren. Keine Schaustellungen DEV 314 3 Unter Anwendung von prophetischen Karten, Sinnbildern und verschiedenen Darstellungen kann der Prediger die Wahrheit klar und deutlich vorführen, und dies ist auch eine Hilfe, die mit dem Worte Gottes im Einklang steht. Verursacht aber der Prediger so große Auslagen, daß andre nicht hinreichend Mittel aus der Schatzkammer bekommen können, um in ihrem Felde versorgt zu werden, so stimmt dies nicht mit dem Plane Gottes. DEV 314 4 Das Werk in den Großstädten muß nach Christi Art und nicht in der Weise einer Schaustellung betrieben werden. Die letztere verherrlicht Gott nicht, wohl aber die Vorführung der Wahrheit in der Liebe Christi. Einleitungen DEV 315 1 Beraubt die Wahrheit nicht ihrer Würde und ihres Nachdrucks durch Einleitungen, die mehr weltlicher als himmlischer Art sind. Gebt den Zuhörern zu verstehen, daß ihr keine Versammlungen haltet, um ihre Sinne mit Musik oder andern Dingen zu entzücken, sondern um die Wahrheit in ihrer vollen Feierlichkeit zu predigen, damit sie ihnen eine Warnung sei und sie aus ihrem todähnlichen Schlaf der Nachsicht gegen sich selbst aufrüttle. Es ist die ungeschmückte, einfache Wahrheit, die wie ein zweischneidiges Schwert an beiden Seiten schneidet und die erwecken wird, die tot in Übertretungen und Sünden sind. DEV 315 2 Er, der sein Leben dahingab, um Männer und Frauen vom Götzendienst und von der Selbstsucht zu retten, hat für alle, die den Evangeliumsdienst aufnehmen, ein Beispiel hinterlassen. Gottes Diener haben zu dieser Zeit höchst feierliche Wahrheiten zu verkündigen, und ihre Handlungen, Methoden und Pläne müssen mit der Wichtigkeit ihrer Botschaft im Einklang stehen. Führt ihr das Wort nach Christi Weise vor, dann werden eure Hörer von den Wahrheiten, die ihr lehrt, tief ergriffen werden und die Überzeugung gewinnen, daß dies das Wort des lebendigen Gottes ist. Äußerlichkeiten im Gottesdienst DEV 315 3 Des Herrn Botschafter sollen in ihren Bemühungen, das Volk zu erreichen, nicht weltlichen Weisen folgen, sollen sich nicht in den Versammlungen auf weltliche Sänger oder bühnenhafte Darstellungen verlassen, um Zuhörer zu gewinnen. Wie können Personen, die kein Herz für Gottes Wort haben, die es nie mit dem aufrichtigen Verlangen, dessen Wahrheiten zu verstehen, gelesen haben, im rechten Geiste und mit Verständnis singen? Wie können ihre Herzen mit den Worten eines heiligen Liedes in Harmonie sein? Wie kann der himmlische Chor mit einstimmen, wenn die Musik nur eine Form ist? DEV 316 1 Das Schädliche eines formellen Gottesdienstes kann nie zu stark betont werden; wiederum vermögen keine Worte den großen Segen eines wahren Gottesdienstes richtig zu beschreiben. Wo menschliche Wesen mit Herz und Sinn singen, da nehmen himmlische Sänger die Melodie auf und vereinen ihre Stimmen mit den Dankesliedern. Er, der uns alle Gaben gegeben hat, die uns befähigen, Gottes Mitarbeiter zu sein, will, daß seine Diener ihre Stimme so ausbilden, daß sie für alle verständlich reden oder singen können. Nicht lautes Singen ist erforderlich, aber Klarheit des Tones und richtige, deutliche Aussprache. Nehmt euch Zeit, die Stimme auszubilden, damit Gottes Lob in klaren, weichen Tönen gesungen werde und keine harte, gellende Weise das Ohr beleidige. Die Fähigkeit singen zu können, ist eine Gabe Gottes; benutzt sie zu seiner Ehre. DEV 316 2 Bestimmt eine Anzahl Personen, den Gesang in der Versammlung zu leiten und sorgt dafür, daß das Singen durch gut gespielte Musikinstrumente begleitet werde. Wir sollen in unserm Werk nicht gegen den Gebrauch von Musikinstrumenten sein, aber dieser Teil des Gottesdienstes muß sorgfältig geleitet werden, denn er ist das Lob Gottes im Lied. Auch sollten nicht immer nur wenige sich daran beteiligen, sondern so oft wie möglich sollte die ganze Versammlung mit einstimmen. Bejahung und nicht Verneinung DEV 316 3 Wenn ihr die Wahrheit vorführt werdet ihr oft auf Widerstand stoßen, laßt euch nicht auf Streitfragen ein; dadurch wird der Widerspruch nur noch verstärkt, und das dürfen wir der großen Sache wegen nicht dulden. Fahrt ruhig in der Bejahung der Wahrheit weiter. Die Engel Gottes bewachen euch, und sie verstehen es, diejenigen zu beeinflussen, deren Widerspruch ihr euch weigert mir Beweisführungen entgegenzutreten. Verweilt nicht bei verneinenden Fragepunkten, die entstehen, sondern bereichert euer Gedächtnis mit bejahenden Wahrheiten, die ihr durch fleißiges Forschen, ernstliches Gebet und von Herzen kommende Hingabe euch fest einprägt. Haltet eure Lampen zugerichtet und brennend und laßt helle Strahlen hinausleuchten, damit die Menschen, wenn sie eure guten Werke sehen, dahin gebracht werden, euren Vater im Himmel zu preisen. DEV 317 1 Hätte Christus sich in der Wüste der Versuchung nicht fest an die Bejahung der Wahrheit gehalten, so würde er alles verloren haben, was er gewinnen wollte Seine Art und Weise ist auch für uns die beste, um unsern Gegnern entgegenzutreten. Wir bekräftigen nur ihre Beweisführungen, wenn wir das von ihnen Gesagte wiederholen. Bejaht immerfort nur die Wahrheit. Es mag sein, daß gerade der Mann, der euch widerspricht, eure Worte beherzigt und sich der vernünftigen Wahrheit zuwendet, die sein Verständnis erleuchtet hat. DEV 317 2 Ich habe unsern Brüdern oft gesagt: Eure Gegner werden über euer Werk falsche Aussagen machen. Wiederholt ihre Aussprüche nicht, sondern haltet euch an eure Begründungen der lebendigen Wahrheit, und Gottes Engel werden den Weg vor euch öffnen. Wir haben ein großes Werk zu fördern, und wir müssen es auf eine vernünftige Weise ausführen. Wir dürfen uns nie aufregen noch bittere Gefühle in uns aufkommen lassen. Christus erlaubte sich dies auch nicht, und er ist unser Vorbild in allen Dingen. Zu dem uns anvertrauten Werk bedürfen wir mehr himmlische, geheiligte, demütige Weisheit und viel weniger vom eigenen Ich. Wir müssen die göttlichen Kraft ergreifen und festhalten. DEV 317 3 Solche, die vom Glauben abgefallen sind, werden in unsre Versammlungen kommen, um unsre Aufmerksamkeit von dem Werk abzulenken, welches der Herr getan haben will. Ihr könnt es euch aber nicht leisten, daß eure Ohren von der Wahrheit zu Fabeln abgewendet werden. Haltet euch nicht auf, um den zu überzeugen, der eure Arbeit schmäht, sondern laßt es offenbar werden, daß der Geist Jesu Christi euch treibt, und Gottes Engel werden eurer Zunge die rechten Worte geben, um die Herzen der Gegner zu erreichen. Bestehen diese jedoch darauf, sich hineinzudrängen, dann werden die Verständigen in der Versammlung erkennen, daß euer Standpunkt ein höherer ist; darum redet so, daß es offenbar werde, daß Jesus Christus durch euch spricht. Testimonies for the Church IX, 137-149. DEV 318 1 Es gibt solche, denen eine besondere Gesangesgabe verliehen ist, und es gibt auch Zeiten, wenn eine besondere Botschaft durch einen Einzel- oder Chorgesang gegeben werden soll. Nur selten sollten wenige sich am Gesang beteiligen. Die Fähigkeit zu singen ist eine einflußreiche Begabung; deshalb sollte sie nach Gottes Willen von allen gepflegt und zu seines Namens Ehre gebraucht werden. Testimonies for the Church VII, 115.116. ------------------------Kapitel 76: Ärztliche Missionsarbeit in den Großstädten DEV 318 2 Ärztlicher Missionsdienst am Evangelium sollte sehr vorsichtig und gründlich betrieben werden. Das feierliche, heilige Werk der Seelenrettung muß in bescheidener und dennoch erhebender Weise vorangehen. Wo sind die Arbeitskräfte? Gründlich bekehrte Männer und Frauen, die wohl unterscheiden können und einen weiten Blick haben, sollten als Leiter handeln. Es erfordert ein gutes Urteilvermögen, um die richtigen Leute für diesen besonderen Dienst anzustellen -- Personen, die Gott lieben und in Demut vor ihm wandeln, die wirkungsvolle Werkzeuge in Gottes Hand sein können, um seine Absicht, die Erhebung und Errettung menschlicher Wesen, auszuführen. DEV 318 3 Ärztliche Diener am Evangelium können vortreffliche Pionierarbeit verrichten; das Werk des Predigers muß sich völlig mit dem ihrigen verschmelzen. Der christliche Arzt sollte seine Arbeit der des Predigers gleich hochachten; er trägt eine doppelte Verantwortung, denn die Fähigkeiten des Arztes und des Evangelisten sind in ihm beide verbunden. Er hat ein großes, heiliges und sehr notwendiges Werk zu tun. DEV 319 1 Arzt und Prediger sollten sich darüber klar sein, daß sie an dem gleichen Werk stehen; sie sollten in vollkommener Übereinstimmung zusammenwirken und zusammen beraten. Durch ihre Einigkeit bezeugen sie, daß Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, um alle, die an ihn als ihren persönlichen Heiland glauben, zu erretten. DEV 319 2 Doktoren, die sich höhere Kenntnisse als die eines gewöhnlichen Arztes erworben haben, sollten in den Großstädten den Dienst für Gott aufnehmen und dort versuchen, die besseren Klassen zu erreichen. Solche, die Evangelisationsarbeit mit ärztlicher Missionsarbeit verknüpfen, stehen in ihrem Beruf ebenso hoch wie ihre geistlichen Mitarbeiter. Sie sollten ihre Bemühungen nicht nur auf die niederen Klassen beschränken; die höheren Klassen sind sehr vernachlässigt worden. Unter letzteren wird man viele finden, die auf die Wahrheit eingehen, weil sie folgerichtig ist und weil sie den hohen Charakter des Evangeliums bekundet. Manche von den auf diese Weise für Gottes Reichssache gewonnenen fähigen Männer werden energisch das Werk des Herrn betreiben. DEV 319 3 Der Herr fordert alle, die Vertrauensstellen bekleiden, alle, denen er seine köstlichen Gaben anvertraut hat, auf, ihre Fähigkeiten und Mittel in seinem Dienst zu verwerten. Die Diener Christi sollten solchen Leuten deutlich unsern Arbeitsplan vorlegen und ihnen sagen, was wir gebrauchen, um dem Armen und Bedürftigen zu helfen und dem Werk eine feste Grundlage zu verschaffen. Etliche von ihnen werden vom Heiligen Geist gedrungen, des Herrn Mittel anzuwenden, um Gottes Sache zu fördern. Sie werden seine Absicht ausführen, indem sie sich daran beteiligen, einflußreiche Mittelpunkte in den Großstädten einzurichten. Interessierte Arbeiter werden sich veranlaßt fühlen, sich für die verschiedenen Zweige der Missionsarbeit anzubieten. Das Gesundheitswerk DEV 319 4 Hygienische Speisehäuser werden eingerichtet werden. Aber wie vorsichtig muß dies Werk betrieben werden! Jedes derartige Haus muß gleichzeitig eine Schule sein; die dort angestellten Arbeiter müssen beständig forschen und Versuche anstellen, um Verbesserungen in der Zubereitung gesundheitlicher Speisen zu treffen. DEV 320 1 In den großen Städten können die Belehrungen in einem weiteren Maßstabe gefördert werden als in den kleineren. Aber an jedem Ort, der eine Gemeinde hat, sollten Unterweisungen in der Zubereitung einfacher und gesunder Speisen erteilt werden zum Nutzen derer, die den Gesundheitsgrundsätzen gemäß zu leben wünschen. Und die Gemeindeglieder sollten den Leuten in ihrer Nachbarschaft das Licht, das sie über diesen Gegenstand erhalten, mitteilen. DEV 320 2 Kochschulen müssen an vielen Orten gegründet werden. Mag dies Werk auch in einer sehr bescheidenen Weise anfangen, so wird der Herr verständigen Köchinnen, die ihr Bestes tun, um andre zu belehren, Geschicklichkeit und Weisheit verleihen. Des Herrn Gebot ist: Wehret ihnen nicht, denn ich will mich ihnen als ihr Lehrer bekunden. Mit denen, die seinen Plan ausleben, will Gott wirken und sie lehren, durch die Zubereitung gesunder, billiger Speisen eine Reform in ihrer Diät hervorrufen zu können. Auf diese Weise werden die Armen ermutigt, die Grundsätze der Gesundheitsreform anzunehmen, und man leitet sie an, fleißig und selbständig zu werden. DEV 320 3 Es ist mir gezeigt worden, daß fähige Männer und Frauen von Gott belehrt würden, in wohlgefälliger Weise gesunde und schmackhafte Gerichte herzustellen. Viele von ihnen waren jung, aber es waren auch etliche reiferen Alters unter ihnen. Ich bin unterwiesen worden, das Abhalten von Kochschulen an allen Orten, wo ärztliche Missionsarbeit geschieht, zu ermutigen. Jegliche Aufmunterung zur Reform sollte den Leuten gegeben werden. Laßt ihnen so viel Licht wie möglich zukommen, lehrt sie, jede nur mögliche Verbesserung in der Zubereitung der Speisen zu machen und ermutigt sie, andern das Gelernte mitzuteilen. DEV 321 1 Aus dem Bericht der Wunder Christi, wie er am Hochzeitsfeste für Wein sorgte und dann bei einem späteren Anlasse die Menge speiste, können wir höchst wichtige Lehren ziehen. Der Handel mit Gesundheitsnährmitteln ist ein Werkzeug in des Herrn Hand, um einem Bedürfnis abzuhelfen. Der himmlische Versorger aller Nahrung wird sein Volk über die Zubereitung der besten Speisen für alle Zeiten und alle Fälle nicht in Unwissenheit lassen. Testimonies for the Church VII, 110-114. DEV 321 2 Nur die Methode Christi wird wahren Erfolg erzielen, das Volk zu erreichen. Der Heiland verkehrte mit den Menschen als einer, der ihr Bestes wünschte. Er bewies ihnen Teilnahme, half ihren Bedürfnissen ab und gewann ihr Vertrauen. Dann gebot er ihnen: "Folget mir nach!" DEV 321 3 Es ist notwendig, den Menschen durch persönliche Bemühungen nahe zu kommen. Wenn weniger Zeit auf das Predigen verwendet und mehr Zeit in persönlichem Dienst zugebracht würde, dann würde man größere Erfolge sehen. Den Armen sollte geholfen, für die Kranken gesorgt werden, die Traurigen und Betrübten sollten getröstet, die Unwissenden unterwiesen, die Unerfahrenen beraten werden. Wir sollen mit den Weinenden weinen und uns mit den Fröhlichen freuen. Begleitet von der Macht der Überredung, der Kraft des Gebets, der Macht der Liebe Gottes kann und wird dies Werk nicht ohne Frucht bleiben. In den Fußspuren des großen Arztes 147.148. ------------------------Kapitel 77: Die Stadtmissionsschule DEV 321 4 Ebenso wichtig wie die öffentlichen Vorträge ist die Arbeit von Haus zu Haus in den Heimstätten der Leute. In großen Städten gibt es gewisse Klassen, die durch öffentliche Vorträge nicht erreicht werden können. Sie müssen aufgesucht werden, wie der Hirte sein verlorenes Schaf sucht. Man muß sich fleißig und persönlich um sie bemühen. Wird die persönliche Arbeit vernachlässigt, so gehen viele köstliche Gelegenheiten verloren, die, wenn richtig ausgenutzt, sicherlich das Werk gefördert haben würde. DEV 322 1 Wiederum wird durch das Vorführen der Wahrheit in großen Versammlungen ein Geist der Nachfrage erweckt und es ist besonders wichtig, daß diesem Interesse durch persönliche Arbeit nachgegangen wird. Alle Leute, welche die Wahrheit zu untersuchen wünschen, müssen belehrt werden, in Gottes Wort fleißig zu forschen. Jemand muß ihnen helfen, auf einer sichern Grundlage zu bauen. Wie wichtig ist es, daß in dieser kritischen Zeit ihrer religiösen Erfahrung Bibelarbeiter unter weiser Führung ihnen helfen und ihrem Verständnis das Schatzhaus des Wortes Gottes aufschließen! DEV 322 2 Ein gut geordnetes Werk kann in den Städten am besten betrieben werden, wenn während der Zeit, da Vorträge gehalten werden, auch eine Ausbildungsschule für Arbeiter abgehalten wird. Im Zusammenhang mit dieser Ausbildungsschule oder Stadtmission sollten erfahrene Diener Christi mit tiefem geistlichen Verständnis die Bibelarbeiter täglich unterweisen und auch einheitlich mit ganzem Herzen bei der allgemeinen öffentlichen Arbeit zusammenwirken. Werden Männer und Frauen dann zur Wahrheit bekehrt, so sollten die Leiter der Mission unter vielem Gebet diesen Neubekehrten zeigen, wie sie an ihrem Herzen die Macht der Wahrheit verspüren können. Solch eine Mission wird, wenn weise geleitet, ein Licht sein, das an einem dunkeln Ort scheint. DEV 322 3 Als Grundlage für Missionsarbeit sind solche Stadtmissionen wesentlich; man darf jedoch nie außer acht lassen, daß die an der Spitze stehenden Personen jeden Punkt sorgfältig überwachen müssen, damit alles zur Ehre Gottes geschehe. In diesen Missionen sollen junge Männer und Frauen eine Ausbildung erhalten, die sie befähigt, für den Meister zu wirken. Besitzen sie aber keine Charakterfestigkeit, keinen Geist der Hingabe, dann werden alle Bemühungen, sie für Gottes Werk heranzubilden, sich als nutzlos erweisen. Ohne ein klares Bewußtsein von Schicklichkeit, von Ehrbarkeit, von der Heiligkeit der Wahrheit und dem Erhabenen Charakter des Werkes können sie keinen Erfolg erzielen. Dasselbe gilt von den älteren Dienern Gottes. Sind sie nicht durch die Wahrheit geheiligt, so können sie denen, die ihrer Obhut unterstellt sind, keine erhebende, veredelnde und verfeinernde Erziehung angedeihen lassen. DEV 323 1 Unsere Missionen müssen von allen verkehrten Gewohnheiten, allem Groben und aller Nachlässigkeit frei gehalten werden; alles, was mit ihnen in Verbindung steht, muß tadellos sein. Jeder, der irgendwie darin tätig ist, muß den Gläubigen ein Vorbild sein. Ein enger Verkehr mit Gott, viele verborgene Gebete sind hier notwendig. Nur auf diese Weise werden Siege gewonnen. Jede Einrichtung in der Mission muß derart sein, daß sie die Seele vor dem Fall in der Versuchung bewahrt; jede unheilige Leidenschaft muß von der Macht geheiligter Vernunft durch die Gnade, welche Gott reichlich verleiht, beherrscht werden. DEV 323 2 Mißbraucht ein Mann, der würdig erachtet ist, in einer unsrer Anstalten oder Missionen eine verantwortliche Stellung zu bekleiden, das in ihn gesetzte Vertrauen und übergibt sich Satan als ein Werkzeug der Ungerechtigkeit, um bösen Samen zu säen, so ist er einer der schlimmsten Betrüger. Von einem solchen verdorbenen Charakter empfängt die Jugend unreine Gedanken, die zu einem Leben der Schande und Sünde führen. DEV 323 3 Männer und Frauen, die an der Spitze einer Mission stehen, müssen in enger Verbindung mit Gott leben, um sich selbst rein zu halten und zu verstehen, die Jugend weise zu behandeln, so daß ihre Gedanken unbefleckt und unverdorben bleiben. Die erteilten Unterweisungen müssen erhebend und veredelnd sein, damit der Sinn beständig mit reinen, Christo ähnlichen Gedanken erfüllt werde. "Ein jeglicher, der solche Hoffnung hat zu ihm, der reinigt sich, gleichwie er auch rein ist." 1.Johannes 3,3. Wie Gott rein ist, so soll auch der Mensch in seinem Bereich rein sein und wird es auch sein, wenn Christus, die Hoffnung der Herrlichkeit, in ihm Gastalt gewinnt: denn er wird dann Christi Wandel nachfolgen und seinen Charakter widerspiegeln. DEV 324 1 Ist in einer Stadt eine Mission gegründet worden, so sollten unsere Leute Hingabe dafür haben und dies auf praktische, tatkräftige Weise zeigen. Die Missionsarbeiter haben ein schweres, selbstverleugnendes Werk zu tun und beziehen kein großes Gehalt, so daß niemand sie um ihre Arbeit oder finanziellen Vorteile zu beneiden braucht. Oft werden Missionen ohne vorhandene Mittel von Männern und Frauen betrieben, die Gott von Tag zu Tag bitten, ihnen das Nötige zur Förderung des Werkes zu senden. ------------------------Kapitel 78: Gründlichkeit DEV 324 2 Es ruht auf den Dienern Christi die feierliche Verantwortlichkeit, ihr Werk gründlich zu betreiben. Sie müssen die unerfahrenen Jünger weise und vorsichtig leiten, Schritt für Schritt, vorwärts und aufwärts, bis jeder wichtige Punkt ihnen klar ausgelegt ist. Nichts sollte ihnen vorenthalten werden. Doch dürfen nicht gleich in den ersten Versammlungen alle Punkte der Wahrheit behandelt werden, sondern allmählich, vorsichtig, mit einem vom Geiste Gottes gesalbten Herzen muß der Lehrer seinen Zuhörern Speise zur rechten Zeit verabreichen. DEV 324 3 Die Prediger sollten ihr Werk nicht eher als beendet betrachten, bis die, welche die Lehren der Wahrheit angenommen haben, auch wirklich den Einfluß ihrer heiligenden Kraft verspüren und wahrhaft bekehrt sind. Dringt Gottes Wort wie ein scharfes zweischneidiges Schwert zum Herzen und rüttelt das Gewissen wach, dann glauben viele, es sei genügend; aber dann hat das Werk erst seinen Anfang genommen. Es sind wohl gute Eindrücke gemacht worden, denen aber Satan entgegenwirken wird, wenn sie nicht durch sorgfältige, unter Gebet vorgenommene Bemühungen gestärkt werden, und deshalb dürfen die Arbeiter ihr Werk noch nicht einstellen. Die Pflugschar der Wahrheit muß noch tiefer eindringen und wird es auch, wenn man sich gründlich bemüht, die Überzeugung derer, welche die Wahrheit erforschen, zu festigen. DEV 325 1 Nur zu oft wird das Werk unvollendet gelassen und verläuft dann manchmal in nichts. Der Prediger meint oft, er müsse, nachdem eine Anzahl die Wahrheit angenommen hat, sofort in ein neues Feld gehen, und manchmal wird ihm dann auch ohne weitere Untersuchung ein solches angewiesen. Das ist verkehrt; er sollte das angefangene Werk beenden, denn wenn es unvollendet bleibt, entsteht der Botschaft mehr Schaden als Nutzen. Kein Feld verspricht so wenig wie eins, das eben nur hinreichend bestellt wurde, um dem Unkraut desto besseres Wachstum zu gewähren. Durch eine solche Arbeitsweise sind viele Seelen den Anstößen Satans und dem Widerspruch von Gliedern anderer Gemeinden, welche die Wahrheit verworfen haben, preisgegeben und werden irgendwo hingetrieben, wo sie nie mehr erreicht werden können. Es wäre besser, wenn ein Prediger die Arbeit gar nicht anfinge, als sie nicht gründlich zu beenden. DEV 325 2 Allen Neubekehrten sollte die Wahrheit eingeprägt werden, daß eine bleibende Erkenntnis sich nur durch ernstliches Forschen erreichen läßt. In der Regel haben solche, die zu der von uns verkündigten Wahrheit bekehrt werden, nicht fleißig in der Schrift gesucht; denn in den Landeskirchen findet ein wirkliches Studium des Wortes Gottes nur selten statt. Die Leute erwarten, daß ihre Prediger für sie in der Schrift forschen und ihnen das erklären, was diese lehrt. DEV 325 3 Viele nehmen die Wahrheit an, ohne nach ihren Grundsätzen tief zu graben, und wenn ihr dann widerstanden wird, haben sie die sie bekräftigenden Gründe und Beweisführungen vergessen. Sie sind wohl dahin gebracht worden, die Wahrheit zu glauben, sind aber nicht völlig darüber belehrt worden, was Wahrheit ist, sind nicht Schritt für Schritt gewachsen in der Erkenntnis Christi. Nur zu oft entartet eine solche Frömmigkeit zu einer bloßen Form, und wenn die Darstellungen, welche die Betreffenden zuerst aufrüttelten, nicht länger gehört werden, dann sterben sie geistlich ab. Sind sie nicht gründlich bekehrt, findet in ihrem Wandel und Charakter nicht eine gründliche Änderung statt, wird ihre Seele nicht restlos an den ewigen Fels geschmiedet, so werden sie in den Proben der Versuchung nicht standhalten. Geht der Prediger davon und verschwindet die Neuheit der Sache, dann verliert die Wahrheit ihren Reiz, und solche Seelen werden keinen heiligeren Einfluß ausüben als vorher. DEV 326 1 Gottes Werk darf nicht stümperhaft und nachlässig betrieben werden. Greift ein Prediger ein neues Feld an, so soll er es gründlich bearbeiten und mit seinem Erfolg nicht zufrieden sein, bis er durch ernstes Wirken und den Segen des Himmels dem Herrn Bekehrte zuführen kann, die ein richtiges Verständnis ihrer Verantwortlichkeit besitzen und die ihnen bestimmte Arbeit ausführen wollen. Hat er die ihm Anbefohlenen richtig unterwiesen, dann wird das Werk nicht ausfasern, wenn er in neue Arbeitsfelder geht, sondern wird fest genug eingefaßt sein, um zu bestehen. DEV 326 2 Der Prediger hat kein Recht, seine Arbeit auf das Rednerpult zu beschränken und seine Zuhörer ohne persönliche Hilfe zu lassen. Er muß die Art der Schwierigkeiten welche die Gemüter beherrschen, zu ergründen suchen, muß sich mit den nach Wahrheit Verlangenden unterhalten, mit ihnen beten, sie richtig unterweisen, so daß er schließlich "einen jeglichen Menschen vollkommen in Christo Jesu" darstellen kann. Kolosser 1,28. Sein Bibelunterricht sollte deutlich und kräftig sein, damit das Gewissen überzeugt werde. Die Menschen im allgemeinen wissen so wenig von der Bibel, daß praktische, klare Belehrungen über die Natur der Sünde und ihr Heilmittel erteilt werden müssen. DEV 327 1 Ein Diener Christi darf nie etwaige, ihm unbequeme Punkte unberührt lassen, weil er meint, sein Nachfolger könne sie behandeln. Geschieht dies und der nächste Prediger nimmt die Anforderungen Gottes an sein Volk durch, dann ziehen sich etliche Seelen zurück und sagen: Der Prediger, der uns die Wahrheit brachte, hat diese Dinge nicht erwähnt. Und sie ärgern sich über das Wort. Einige wollen die Zehnteneinrichtung nicht anerkennen; sie wenden sich ab und gehen nicht länger mit denen, welche die Wahrheit glauben und lieben. Werden andre Punkte ihnen eröffnet, dann sagen sie: So sind wir nicht gelehrt worden, und sie zögern, weiter voranzugehen. Wieviel besser wäre es gewesen, wenn der erste Wahrheitsbote die Bekehrten getreulich und gründlich in allen wesentlichen Punkten unterwiesen hätte, selbst wenn weniger Seelen unter seinem Wirken der Gemeinde hinzugetan worden wären. Gott hat sicher mehr Wohlgefallen an sechs gründlich bekehrten Seelen als an sechzig, die vorgeben, der Wahrheit zu folgen, und doch nicht völlig bekehrt sind. DEV 327 2 Es ist des Predigers Pflicht, alle, welche unter seiner Arbeit die Wahrheit annehmen, zu belehren, den Zehnten als Anerkennung ihrer Abhängigkeit von Gott in die Schatzkammer zu bringen. Den Neubekehrten sollte die Pflicht, dem Herrn das Seine zu geben, völlig klargemacht werden. Das Gebot des Zehntenzahlens ist so einfach, daß keine Entschuldigung für seine Nichtbeachtung vorgebracht werden kann. Und wenn der Prediger es unterläßt, diesen Punkt klarzulegen, so vernachlässigt er einen höchst wichtigen Teil seiner Arbeit. DEV 327 3 Ferner müssen die Prediger den Leuten gegenüber nachdrücklich die Notwendigkeit betonen, in Verbindung mit dem Werk Gottes auch andre Lasten auf sich zu nehmen. Niemand ist vom Wohltun entbunden. Das Volk muß belehrt werden, daß jeder Zweig der Reichssache Gottes ihrer Beihilfe und ihrer Teilnahme bedarf. Das große Missionsfeld liegt offen vor uns; dieser Gegenstand muß immer wieder angeregt und erörtert werden. Die Leute sollten es begreifen, daß es nicht die Hörer sondern die Täter des Wortes sind, die das ewige Leben ererben werden, und daß sie als Teilnehmer der Gnade Christi zur Förderung der Wahrheit nicht nur von ihrem Gut beisteuern, sondern sich selbst restlos Gott ausliefern müssen. DEV 328 1 Einige Prediger lassen sich von ihrer Arbeit leicht abwenden. Sie werden entmutigt oder lassen sich von ihren häuslichen Pflichten so sehr in Anspruch nehmen, daß sie einem erweckten Verlangen nicht nachgehen und es aus Mangel an Aufmerksamkeit absterben lassen. Der auf solche Weise dem Werk erwachsende Verlust ist kaum zu übersehen. Werden Bemühungen gemacht, die Wahrheit zu verkünden, so muß der betreffende Prediger sich verantwortlich halten, soviel in seinen Kräften steht, die Sache zu fördern. Scheint es, als ob seine Anstrengungen fruchtlos bleiben, so sollte er durch ernste Gebete zu entdecken suchen, ob sie derart sind, wie sie sein sollten. Er sollte sich in Selbstprüfung vor Gott demütigen, im Glauben die göttlichen Verheißungen beanspruchen und demütig seine Bemühung fortsetzen, bis er weiß, daß er getreu seine Pflicht ausgeführt und alles ihm mögliche getan hat, um den erwünschten Erfolg zu erzielen. DEV 328 2 Selbst den vortrefflichsten Dienst nimmt Gott nicht an, wenn das eigene Ich nicht als ein lebendiges sich verzehrendes Opfer auf den Altar gelegt worden ist. Die Wurzel muß heilig sein, sonst kann keine gesunde, gute Frucht, wie sie allein angenehm ist vor Gott, gezeitigt werden. Während weltlicher Ehrgeiz, irdische Pläne und die höchsten Absichten der Menschen wie Gras vergehen, werden die, welche weise handeln, "leuchten wie des Himmels Glanz, und die, so viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich." Daniel 12,3. Testimonies for the Church VII, 248.249. ------------------------Kapitel 79: Wie dem Widerstand entgegenzutreten ist DEV 329 1 Unsere Prediger und Lehrer sollen der gefallenen Welt die Liebe Gottes vorführen; darum muß das Wort der Wahrheit von zartfühlenden Herzen fließen und müssen alle Irrenden mit der Sanftmut Christi behandelt werden. Erfassen die Seelen, mit denen ihr arbeitet, die Wahrheit nicht sogleich, so tadelt, kritisiert oder verunglimpft sie nicht. Denkt daran, daß ihr Christum in seiner Sanftmut, Demut und Liebe darstellen sollt. DEV 329 2 Wir müssen erwarten, Unglauben und Widerspruch anzutreffen; die Wahrheit hat immer damit zu kämpfen gehabt. Aber selbst wenn ihr auf den bittersten Widerstand stoßt, so verurteilt eure Widersacher nicht. Vielleicht glauben sie, wie einst Paulus, daß sie Gott einen Dienst leisten, und deshalb müssen wir ihnen gegenüber Geduld, Sanftmut und Güte bekunden. DEV 329 3 Wir dürfen uns nicht von dem Gefühl hinreißen lassen, daß wir Schweres zu ertragen oder Kämpfe zu erleiden haben, weil wir eine Wahrheit verkünden, die nicht volkstümlich ist. Denkt an Jesum und wieviel er für euch erduldete und seid stille. Selbst wenn ihr beleidigt oder fälschlich angeklagt werdet, so erhebt keine Klage, sprecht kein Wort des Murrens, laßt keinen Gedanken des Vorwurfs oder der Unzufriedenheit sich eurer bemächtigen. Schlagt einen geraden Weg ein, "führet einen guten Wandel unter den Heiden, auf daß die, so von euch afterreden als von Übeltätern, eure guten Werke sehen und Gott preisen, wenn es nun an den Tag kommen wird." 1.Petrus 2,12. DEV 329 4 Gegen die Irrenden solltet ihr euch sanftmütig verhalten, denn waret ihr selbst nicht noch vor kurzem in der Finsternis eurer Sünden befangen? Solltet ihr nicht um der Geduld willen, die Christus mit euch hatte, zärtlich und geduldig gegen andere sein? Gott hat uns vielfach ermahnt, gegen solche, die uns widerstehen, große Freundlichkeit zu üben, damit wir keine Seele in einer verkehrten Weise beeinflussen. DEV 330 1 Unser Leben muß mit Christo in Gott verborgen sein. Wir müssen Christum persönlich kennen; nur dann können wir ihn der Welt richtig darstellen. Laßt uns beständig beten: Herr, lehre mich, so zu handeln, wie Jesus es am meiner Stelle getan haben würde. Wo wir auch sind, müssen wir unser Licht zu Gottes Verherrlichung in guten Werken scheinen lassen. Das ist der große, hohe Beruf unseres Lebens. Weisliche Verurteilung des Unrechts DEV 330 2 Der Herr wünscht nicht, daß seine Kinder den Plan verfolgen, alles Unrecht zu verdammen, selbst wenn die Verurteilung eine gerechte sein sollte. Er will, daß wir etwas Besseres tun als wider unsre Gegner Vorwürfe zu schleudern, die sie von der Wahrheit nur noch weiter wegtreiben. Christus kam nicht in unsre Welt, um Scheidewände aufzurichten und den Leuten beständig vorzuwerfen, daß sie irrten. Wer die Betrogenen erleuchten will, muß sich ihnen nähern und für sie in Liebe wirken. Er muß der Mittelpunkt eines heiligen Einflusses werden. DEV 330 3 In der Verteidigung der Wahrheit müssen die bittersten Gegner mit Achtung und Rücksicht behandelt werden. Einige werden auf unsre Bemühungen nicht eingehen, sondern die Evangeliumseinladung geringschätzen; andere hingegen, die wir vielleicht betrachten, als ob sie die Grenzen der Gnade Gottes überschritten hätten, werden für Christum gewonnen werden. Das allerletzte Werk in dem großen Kampf mag die Erleuchtung solcher sein, die zwar das Licht und das Zeugnis nicht verworfen haben, aber doch in mitternächtlicher Dunkelheit gewesen sind und in Unwissenheit gegen die Wahrheit gewirkt haben. Deshalb behandelt einen jeden wie einen aufrichtigen Menschen. Sprecht kein Wort und tut nichts, wodurch in irgendeinem der Unglaube befestigt werden könnte. DEV 331 1 Versucht jemand, Christi Diener in Wortstreit oder Gezänke über politische oder andere Dinge zu ziehen, so sollten sie weder auf Überredung noch Herausforderung achten. Fördert das Werk Gottes fest und entschlossen, aber in Sanftmut Christi und so ruhig wie möglich. Kein menschliches Prahlen darf gehört, kein Zeichen des Eigendünkels wahrgenommen werden. Laßt es an euch offenbar werden, daß Gott euch berufen hat, heilige Wahrheiten zu verkündigen; predigt das Wort, seid fleißig, ernst und eifrig. DEV 331 2 Der Einfluß eurer Lehren würde ums zehnfache größer sein, wenn ihr sorgfältig in euren Ausdrücken wäret. Worte, die ein Geruch des Lebens zum Leben sein sollten, können durch den sie begleitenden Geist ein Geruch des Todes zum Tode werden. Denkt daran, daß, wenn ihr auch nur einer Seele durch euren Geist oder eure Worte die Tür verschließt, sie euch im Gericht darüber zur Rede stellen wird. DEV 331 3 Haltet es nicht für eure Pflicht, wenn ihr auf die Zeugnisse hinweist, diese den Leuten einzuhämmern. Bringt beim Lesen nicht eure eigenen Worte dazwischen, denn dann können die Zuhörer nicht zwischen Gottes Worten und den eurigen unterscheiden. Hütet euch, das Wort des Herrn zu einem Ärgernis zu machen. DEV 331 4 Uns verlangt danach, Reformen zu sehen; bemerken wir diese nicht, so erlauben wir dem bösen Geist nur zu oft, Galle in unsern Kelch zu tropfen und auf diese Weise andere zu erbittern. Durch unsre unbesonnenen Worte wird ihr Gemüt gereizt und sie lehnen sich auf. DEV 331 5 Jede Predigt, die ihr haltet, jeder Artikel, den ihr schreibt, mag richtig sein, kann sich aber durch einen einzigen Tropfen Galle für den Hörer oder Leser als Gift erweisen. Wegen des einen Gifttropfens können alle eure guten und wohlgefälligen Worte verachtet werden. Ein anderer labt sich an dem Gift, denn er liebt solche harten Worte. Er folgt eurem Beispiel und redet in der nämlichen Weise wie ihr. So wird das Böse vervielfältigt. DEV 332 1 Wer die ewigen Grundsätze der Wahrheit vorführen will, bedarf des heiligen Öls, das von den beiden Ölzweigen in das Herz fließt und sich in Worte ergießt, die wohl reformieren aber nicht reizen. Die Wahrheit muß in Liebe gesprochen werden, dann wird der Herr Jesus durch seinen Geist die notwendige Kraft und Macht geben; das ist sein Werk. Testimonies for the Church VI, 120-123. Wie man sich gegen Einwände verhält DEV 332 2 Wir können unsre Zeit und Kraft besser anwenden, als uns ausführlich mit den Ausflüchten unsrer Gegner zu befassen, die gern verunglimpfen und entstellen. Während kostbare Zeit verbraucht wird, um den Krümmungen und Wendungen unaufrichtiger Gegner zu folgen, kommen Seelen, die dem Überzeugt sein nahe stehen, aus Mangel an Erkenntnis um. Eine Reihe von sinnlosen Ausflüchten von Satans eigener Erfindung wird den Seelen vorgebracht, während sie nach Brot, nach Speise zur rechten Zeit schreien. DEV 332 3 Geübte Widersacher der Wahrheit ersinnen solche Ausflüchte, und es ist unweise, auf diese einzugehen und sie vielleicht Tausenden mitzuteilen, die nie solche Gedanken gehegt haben würden, wenn wir sie nicht veröffentlicht hätten. DEV 332 4 Christi Lehrweise sollte auch die unsrige sein. Er sprach deutlich und einfach, griff die Sache unmittelbar an der Wurzel an und machte sie allen Gemütern verständlich. Es ist nicht die beste Klugheit, so sehr ausführlich zu sein und über einen Punkt alles zu sagen, was gesagt werden kann, wenn wenige Beweisführungen die Sache erklären und für alle praktischen Zwecke hinreichen würden, um die Gegner zu überzeugen oder zum Schweigen zu bringen. DEV 332 5 Man kann heute jede Stütze hinwegräumen und den Mund der Gegner schließen, so daß sie nichts mehr erwidern können, aber schon morgen werden sie dieselbe Sache wiederaufnehmen: So werden sie es zu wiederholten Malen machen, weil sie die Wahrheit nicht lieben und nicht ans Licht kommen wollen, damit ihre Finsternis und ihre Irrtümer von ihnen genommen werden. DEV 333 1 Christi Lehramt währte nur drei Jahre, aber in dieser kurzen Zeit geschah ein großes Werk. So muß auch in diesen letzten Tagen in einer Kürze viel geschafft werden. Während viele nicht über die Vorbereitung hinauskommen, verderben andere aus Mangel an Licht und Erkenntnis. DEV 333 2 Unternehmen es Männer, die beschäftigt sind, die Bibelwahrheit vorzuführen und zu verteidigen, die Torheit und Unbeständigkeit derer zu untersuchen und hervorzuheben, die in unaufrichtiger Weise die Wahrheit Gottes zur Lüge machen, dann wird Satan genügend Widersacher erwecken, um ihre Federn beständig beschäftigt zu halten, während andere Zweige des Werkes darunter leiden müssen. Wir müssen mehr vom Geiste derer besitzen, welche die Mauern Jerusalems bauten. Wir haben ein großes Werk zu tun und können nicht hinunterkommen. Kann Satan die Arbeiter veranlassen, die Einwände ihrer Gegner zu beantworten und sie dadurch vom wichtigsten aller Werke für diese Zeit abhalten, dann hat er seinen Zweck erreicht. ------------------------Kapitel 80: Den Wortstreit sollte man nicht suchen DEV 333 3 Junge Prediger sollten den Wortstreit vermeiden, denn dieser kräftigt nicht die geistliche Gesinnung oder die Demut des Herzens. Es mag in einigen Fällen unvermeidlich sein, einem stolzen Prahler, der sich gegen die Wahrheit Gottes auflehnt, in offenem Wortkampfe entgegenzutreten, aber gewöhnlich richten solche Erörterungen, seien sie mündlich oder schriftlich, mehr Schaden als Nutzen an. Nach einem solchen öffentlichen Wortkampfe ruht eine größere Verantwortung auf dem Prediger, das Interesse aufrechtzuerhalten. Er sollte sich der Rückwirkung bewußt sein, die möglicherweise nach einer Aufregung über Religionsfragen eintreten kann und sich nicht entmutigen lassen. DEV 334 1 Meistens ist der Einfluß solcher Wortkämpfe auf unsre Prediger derart, daß sie in ihrer eigenen Achtung steigen und selbstbefriedigt werden. Ja, es geht noch weiter. Prediger, die gern debattieren, sind zu Hirten der Herde unpassend. Sie haben sich darin geübt, Gegnern entgegenzutreten und beißende Dinge zu sagen und können sich nicht so weit herablassen, bekümmerten, trostbedürftigen Herzen eine Hilfe zu sein. DEV 334 2 Wird eine nicht volkstümliche Wahrheit, die ein schweres Kreuz in sich schließt, vorgeführt, so müssen die Prediger vorsichtig sein, jedes Wort genau so zu erwägen, wie Gott es verlangt. Ihre Reden dürfen nie verwunden. Sie müssen in Demut, mit inniger Liebe zu Seelen und dem ernsten Wunsch für ihr Heil die Wahrheit vorführen und diese die Herzen verwunden lassen. Testimonies for the Church III, 213-218. DEV 334 3 Öffentliche Wettkämpfe können nicht immer vermieden werden. Leute, die gern wahrnehmen, wie Gegner sich bekämpfen, mögen sie hervorrufen; andere mögen aus aufrichtigen Beweggründen öffentliche Erörterungen von Religionsfragen veranlassen, weil sie wünschen, die Beweisführungen beider Seiten zu hören. Lassen solche Wortkriege sich aber vermeiden, so sollte das stets geschehen. Sie stärken im allgemeinen die Kampfeslust und schwächen die reine Liebe und das heilige Mitgefühl, die stets im Herzen der Christen wohnen sollten, selbst wenn ihre Meinungen auseinandergehen. DEV 334 4 In unsrer Zeit ist das Verlangen nach öffentlichen Erörterungen nicht immer ein Beweis für den ernsten Wunsch, die Wahrheit untersuchen zu wollen, sondern entsteht aus der Liebe zu Neuheiten und zu Erregungen, die gewöhnlich mit Kämpfen verbunden sind. Gott wird in derartigen Kämpfen selten verherrlicht noch die Wahrheit gefördert. Diese ist zu feierlich und zu wichtig in ihren Folgen, um es mit ihrer Annahme oder Verwerfung leicht zu nehmen. Streitfragen über die Wahrheit anzustellen, um Gegnern die Geschicklichkeit der Kämpfenden zu zeigen, ist ein unkluges Verfahren; denn dadurch wird die Wahrheit in einem nur sehr geringen Grade gefördert. DEV 335 1 Die Gegner der Wahrheit zeigen ihre Geschicklichkeit, indem sie den Standpunkt der Verteidiger verkehrt darstellen, sie ziehen gewöhnlich die feierlichen Wahrheiten ins Lächerliche und stellen sie in ein so falsches Licht vor das Volk, daß die durch Irrtum verfinsterten und durch Sünde verderbten Gemüter die Beweggründe und Absichten dieser verschlagenen Männer nicht unterscheiden können, wenn sie auf solche Weise die wichtige Wahrheit verdecken und verfälschen. Wegen der Männer, die sich mit Debatten befassen, ist es nur selten möglich, letztere nach richtigen Grundsätzen durchzuführen. Scharfe Stöße werden nur zu oft ausgeteilt, man wird persönlich, und oft lassen beide Teile sich zu beißendem Spott und zu Witzeleien hinreißen. Die Liebe zu Seelen geht in dem großen Verlangen, den Sieg davonzutragen, verloren. Bitteres und tiefes Vorurteil ist oft die Folge. DEV 335 2 Viele wählen lieber die Finsternis als das Licht, weil ihre Taten böse sind. Aber verschiedene würden sich der Klarheit der Schrift erfreuen und die Wahrheit erfaßt haben, wäre diese in einer anderen Weise und unter anderen Verhältnissen vorgeführt worden, so daß sie Gelegenheit gehabt hätten, selbst die Beweisführungen zu prüfen und Schriftstelle mit Schriftstelle zu vergleichen. DEV 335 3 Unsre Prediger handelten sehr unvorsichtig, die listigen, irrigen Verdrehungen zu veröffentlichen, die von ränkevollen Männern angewandt werden, um die feierliche, heilige Wahrheit Jehovas zuzudecken und wirkungslos zu machen. Diese Hinterlistigen, die auf der Lauer liegen, um die Harmlosen zu betrügen, setzen alle ihre Verstandeskräfte daran, Gottes Wort zu verkehren. Die Unerfahrenen und Arglosen werden zu ihrem Verderben betrogen. Es war ein großer Fehler, alle die Beweisgründe, mit denen die Gegner wider die Wahrheit von Gott kämpfen, zu veröffentlichen, denn auf diese Weise werden alle verschiedenen Klassen mit Beweisgründen versehen, an die viele sonst nicht gedacht hätten. Jemand wird für diese unweise Leitung zur Rechenschaft gezogen werden. DEV 336 1 Beweisführungen gegen die heilige Wahrheit, bestrickend in ihrem Einfluß, wirken auf das Gemüt derer, die über die Kraft der Wahrheit nicht wohlunterrichtet sind. Das moralische Empfindungsvermögen der Menschheit im allgemeinen ist durch das Vertrautsein mit der Sünde abgestumpft. Eigennutz, Unaufrichtigkeit und die verschiedenen in dieser Zeit vorherrschenden Sünden haben die Sinne für ewige Dinge unempfänglich gemacht, so daß Gottes Wahrheit nicht erkannt wird. Werden die irrigen Beweise unsrer Gegner an die Öffentlichkeit gebracht, so werden Wahrheit und Irrtum in den Augen des Volkes auf gleiche Stufe gestellt. Würde anstattdessen die Wahrheit in ihrer Lauterkeit dem Volke lange genug vorgeführt werden, damit es sie sehen und ihre Feierlichkeit und Wichtigkeit erkennen kann, so würde es durch die kräftigen Beweise überführt und darauf vorbereitet worden sein, den von den Gegnern versuchten Beweisführungen entgegenzutreten. DEV 336 2 Alle, die nach Wahrheit suchen und den Willen Gottes erkennen wollen, die treu zum Licht halten und ihre täglichen Pflichten gewissenhaft ausüben, werden sicherlich innewerden, ob diese Lehre von Gott sei; denn sie werden in alle Wahrheit geleitet werden. Testimonies for the Church III, 424-427. DEV 336 3 Ist es zur Förderung der Sache und zur Ehre Gottes erforderlich, einem Gegner entgegenzutreten, dann sollten die Verteidiger der Wahrheit sorgfältig in aller Demut in den Kampf gehen. Unter Selbstprüfung, Sündenbekenntnis, ernstem Gebet und oft auch zeitweiligem Fasten sollten sie Gott bitten, ihnen besonders zu helfen und seiner errettenden, köstlichen Wahrheit einen herrlichen Sieg zu verleihen, damit der Irrtum in seiner wahren Verunstaltung erscheine und seine Verteidiger vollständig geschlagen würden. DEV 337 1 Nie solltet ihr, wo so viel auf dem Spiel steht, euch auf einen öffentlichen Wortkampf einlassen, indem ihr euch auf eure Fähigkeit, starken Beweisführungen entgegentreten zu können, verlaßt. Könnt ihr ihn nicht vermeiden, dann begebt euch in den Streit; aber tut es mit einem festen Vertrauen auf Gott, in Herzensdemut und im Geiste Jesu, der euch geboten hat, von ihm zu lernen, der sanftmütig und von Herzen demütig ist. Testimonies for the Church I, 624-626. ------------------------Kapitel 81: Fehlerhafte Methoden DEV 337 2 Es gibt viele kluge Männer, die auch ein gutes Verständnis der Heiligen Schrift haben, deren Brauchbarkeit jedoch durch ihre fehlerhaften Arbeitsmethoden sehr gehindert wird. Einige, die sich dem Werk der Seelenrettung widmen, erzielen nicht die besten Erfolge, weil sie nicht gründlich den Dienst leisten., den sie mit großer Begeisterung aufgenommen haben. Andere halten sich hartnäckig an vorgefaßte Meinungen, die sie besonders zur Geltung bringen und es dabei versäumen, ihre Lehren dem wirklichen Bedarf der Leute anzupassen. Viele erkennen nicht die Notwendigkeit, sich den Umständen anzupassen und den Leuten entgegenzukommen. Sie nehmen nicht Fühlung mit ihnen, obgleich sie ihnen doch helfen wollen, den biblischen Standpunkt des Christen zu erreichen. Etliche haben keinen Erfolg, weil sie sich allein auf die Kraft der Beweisführungen verlassen und nicht ernsthaft Gott um Weisheit anrufen, sie zu leiten, und um seine Gnade, ihre Bemühungen zu segnen. DEV 337 3 Die Prediger dürfen von denen, die noch in der Finsternis des Irrtums tappen, nicht zu viel erwarten; sie müssen ihre Arbeit gründlich verrichten und sich auf Gott verlassen, den suchenden Seelen den geheimnisvollen, belebenden Einfluß seines Heiligen Geistes mitzuteilen, und wissen, daß ohne ihn ihr Werk erfolglos bleiben wird. Sie müssen im Verkehr geduldig und weise sein und daran gedenken, welche mannigfaltigen Umstände die verschiedenen Charakterzüge in den Personen entwickelt haben. Sie müssen sich auch streng davor bewahren, das eigene Ich in den Vordergrund treten und Jesum außer acht zu lassen. DEV 338 1 Einige Prediger zeitigen keinen Erfolg, weil sie nicht ihre völlige Teilnahme dem Werk zuwenden, wenn gerade viel von einem andauernden, wohl geordneten Wirken abhängt. Sie sind keine treuen Diener, gehen ihrer Arbeit außerhalb des Rednerpultes nicht nach. Sie versäumen die Pflicht, von Haus zu Haus zu gehen und weißlich in den Familien zu arbeiten. Sie müssen die wahre christliche Höflichkeit üben, die sie freundlich und rücksichtsvoll gegen die ihnen anvertrauten Seelen machen würde, müssen mit wahrem Ernst und mit Treue für sie wirken und ihnen den Weg des Lebens zeigen. DEV 338 2 Es gibt im Predigtamt Männer, die anscheinend Erfolg haben, indem sie durch menschliche Einflüsse auf die Gemüter einwirken. Sie beherrschen die Gefühle nach ihrem Willen, so daß sie ihre Zuhörer zum Weinen und nach einigen Augenblicken zum Lachen veranlassen. Unter solchem Wirken werden viele bewogen, Christum zu bekennen, und man glaubt, daß eine große Erweckung stattfindet; kommt aber die Prüfung, dann hält das Werk nicht stand. Die Gefühle sind erregt worden, und viele werden von der Strömung mit fortgerissen, die himmelwärts zu treiben scheint; aber in der Hochflut der Versuchungen werden sie wie Treibholz rückwärts gedrängt. Der Arbeiter hat sich selbst betrogen und seine Hörer irregeleitet. DEV 338 3 Die Prediger sollten auf der Hut sein, Gottes Absichten durch ihre eigenen Pläne zu durchkreuzen. Viele laufen Gefahr, Gottes Werk herabzusetzen, ihr Wirken auf gewisse Örter zu beschränken und keine besondere Teilnahme für die große Sache in allen ihren verschiedenen Zweigen zu pflegen. DEV 339 1 Andere richten ihre Gedanken auf einen Gegenstand und lassen andere ebenso wichtige Fragen unbeachtet. Sie sind einseitige Männer. Ihre ganze Kraft verwenden sie auf den Gegenstand, der sie zurzeit beschäftigt. Dies eine Lieblingsthema beherrscht ihre Gedanken und ihre Unterhaltung, alles andere muß davor zurücktreten. Alles, was sich irgendwie hierauf anwenden läßt, wird eifrig als Beweis benutzt so lange, bis das Zuhören ermüdend wirkt. DEV 339 2 Einige Prediger meinen, daß sie, um Erfolg zu erzielen, durch äußerliches Schautragen eine große Versammlung zusammenbringen und dann die Wahrheit in einer theatralischen Weise vortragen müssen. Dies aber heißt, gewöhnliches Feuer anstatt heiliges, von Gott selbst angezündetes Feuer benutzen. Eine solche Handlungsweise gereicht nicht zur Ehre Gottes. Nicht durch Aufsehen erregende Anzeigen und großen Aufwand, sondern durch Christo ähnliche Methoden soll sein Werk vollendet werden. "Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth." Sacharja 4,6. Die einfache, ungeschmückte Wahrheit ist es, die wie ein scharfes, zweischneidiges Schwert schneidet und in Übertretungen und Sünden tote Seelen zu geistlichem Leben erweckt. Die Menschen werden das Evangelium erkennen, wenn es ihnen in einer Weise gebracht wird, die mit Gottes Absicht im Einklang ist. ------------------------Kapitel 82: Das Mäßigkeitswerk DEV 339 3 Unter allen, die sich zu den Freunden der Mäßigkeit zählen, sollten die Siebenten-Tags-Adventisten in der vordersten Reihe stehen. Schon seit Jahren hat eine Lichtfülle über die Grundsätze wahrer Reform unsern Pfad erleuchtet, und wir sind Gott dafür verantwortlich, daß dies Licht auch andern scheine. Vor Jahren betrachteten wir die Verbreitung der Mäßigkeitsgrundsätze als eine unsrer wichtigsten Pflichten. Es sollte heute noch so sein. Unsre Schulen und Sanatorien müssen die Kraft der Gnade Christi bekunden und das ganze Wesen -- Leib, Seele und Geist -- umgestalten. Unsere Heil -- und Lehranstalten sollten Mittelpunkte von Licht und Segen für jede wahre Reform sein. DEV 340 1 Wir müssen in dieser Zeit den Mäßigkeitsvereinen christlicher Frauen entschieden Aufmerksamkeit entgegenbringen. Niemand, der beansprucht, Anteil an Gottes Werk zu haben, darf das große Ziel der Mäßigkeitsvereine außer acht lassen. Es wäre gut, wenn wir die Glieder solcher christlichen Frauenvereine zu unsern großen Jahresversammlungen einladen würden, um tätigen Anteil zu nehmen. Es würde ihnen helfen, dadurch mit den Grundlagen unseres Glaubens bekannt zu werden und uns den Weg öffnen, mit ihnen in der Mäßigkeitssache verbunden zu sein. Tun wir das, so werden wir sehen, daß die Mäßigkeitsfrage mehr bedeutet, als viele von uns vermutet haben. DEV 340 2 In mancher Weise sind die Führer solcher Frauenvereine unsern Leitern voraus. Der Herr hat unter ihnen köstliche Seelen, die uns in unsern Bemühungen, die Mäßigkeitsbewegung zu fördern, eine große Hilfe sein können. Die Ausbildung aber, welche unser Volk in der Bibelwahrheit und in der Erkenntnis der Anforderungen Jehovas in seinem Gesetz genossen hat, wird unsre Schwestern befähigen, den edlen Verteidigern christlicher Mäßigkeit das mitzuteilen, was zu ihrem geistlichen Heil dient. Auf diese Weise wird Einigkeit und Teilnahme bewirkt, wo in der Vergangenheit manchmal Vorurteil und Mißverständnisse bestanden. Mich hat die Gleichgültigkeit einiger unsrer Leiter diesen Frauenvereinen gegenüber gewundert; wir können kein besseres Werk tun, als mit ihnen zusammenzuwirken, vorausgesetzt, daß dies geschehen kann, ohne irgend etwas von unsrer heiligen Sache preiszugeben. DEV 340 3 Wir haben in der Mäßigkeitsfrage mehr zu tun, als nur öffentliche Reden zu halten. Unsre Grundsätze müssen durch Broschüren und Zeitschriften vorgeführt werden. Wir müssen jedes Mittel gebrauchen, um unser Volk zu seiner Pflicht zu erwecken, um mit denen in Berührung zu kommen, welche die Wahrheit nicht kennen. Der im Missionswerk erzielte Erfolg stand im Verhältnis zu selbstverleugnenden, opferfreudigen Bemühungen unsrerseits. Gott allein weiß, wieviel wir hätten zustande bringen können, wenn wir als ein Volk uns vor ihm gedemütigt und die Mäßigkeitswahrheit klar und offen verkündet hätten. Der rechte Gebrauch der von der Vorsehung verliehenen Gaben DEV 341 1 Unser Schöpfer hat mit freigebiger Hand der Menschheit seine Güter ausgeteilt. Wären alle diese Gaben der Vorsehung weise und mäßig angewandt, dann würden Armut, Krankheit und Elend beinahe von der Erde verschwunden sein. Leider sehen wir aber überall durch die Bosheit der Menschen Gottes Segnungen in einen Fluch verwandelt. DEV 341 2 Keine Klasse ist wohl schuldiger an der verkehrten Anwendung und dem großen Mißbrauch der köstlichen Gaben Gottes als die, welche die Bodenerzeugnisse zur Bereitung von berauschenden Getränken verwenden. Das nahrhafte Getreide, die gesunden, herrlichen Früchte werden in Getränke verwandelt, welche die Sinne verwirren und das Gehirn rasend machen. Infolge des Gebrauchs solcher Gifte werden Tausende von Familien der Bequemlichkeiten und selbst der Bedürfnisse des Lebens beraubt, Gewalttaten und Verbrechen vermehrt, und Krankheit und Tod bereiten Zehntausenden Trunkenbolden ein vorzeitiges Grab. DEV 341 3 Dies Zerstörungswerk steht unter dem Schutz der Landesgesetze! Für eine verhältnismäßige geringe Summe erhalten Männer die Erlaubnis, ihren Mitmenschen den Trank zu verabreichen, der sie alles dessen beraubt, was das Leben hier angenehm macht und die Hoffnung auf ein zukünftiges Leben gewährt. Weder Gesetzgeber noch Schankwirt sind in Unwissenheit über die Folgen ihrer Arbeit. Im feinen Restaurant, Biergarten und Schenke gibt der Sklave des Gaumens seine Mittel hin für Dinge, welche Vernunft, Gesundheit und Glück vernichten. Der Gastwirt füllt seine Tasche mit dem Geld, das Nahrung und Kleidung für die Familie des armen Trunkenboldes verschaffen sollte. DEV 342 1 Das ist die schlimmste Räuberei; und dennoch befürworten hochgestellte Staats- und Kirchenmänner die Gewährung der Schankerlaubnis. Auf diese Weise wird die menschliche Gesellschaft verderbt, Arbeitshäuser und Gefängnisse werden mit Bettlern und Verbrechern gefüllt und die Scharfrichter beschäftigt. Das Elend hört mit dem Trunkenbold und seiner unglücklichen Familie noch nicht auf; die Steuern werden erhöht, die Sittlichkeit der jungen Leute wird bedroht, Hab und Gut, ja selbst das Leben eines jeden einzelnen wird gefährdet. Wird auch das Bild noch so lebhaft entworfen, es kommt der Wirklichkeit nicht nach; keine menschliche Feder kann die Schrecken der Unmäßigkeit völlig beschreiben. Die Ursache sittlicher Lähmung DEV 342 2 Wie können christliche Männer und Frauen ein solches Übel dulden? Die sittliche Lähmung der Menschen hat ihre Ursache. Unsre Gesetze unterstützen ein Übel, das ihre Grundfeste untergräbt. Viele beklagen das bestehende Unrecht, halten sich selbst aber frei von irgendwelcher Verantwortlichkeit in der Sache. Das sind sie aber nicht. Eine jede Person übt einen Einfluß in ihrer Umgebung aus. DEV 342 3 Wir können uns mit den Freunden der Mäßigkeitssache in Verbindung setzen, um mit ihnen den Kampf aufzunehmen, wir können versuchen, die Flut des Übels, welches die Welt entsittlicht, zurückzuhalten; welchen Nutzen haben aber diese Bemühungen, wenn der Verkauf von geistigen Getränken vom Gesetz unterstützt wird? Muß der Fluch der Unmäßigkeit für immer unser Land verdunkeln? Muß er jedes Jahr wie ein vernichtendes Feuer auf Tausende von glücklichen Familien kommen? DEV 343 1 Wir reden von den Folgen, zittern vor ihnen und erwägen, was wir tun können, um ihrem Schrecken entgegenzutreten, und nur zu oft dulden wir die Ursache oder ihre Pflicht, wenn sie nicht durch Lehre und Beispiel, durch Stimme und Feder ihren Einfluß zugunsten völliger Enthaltsamkeit geltend machen. Wir dürfen nicht erwarten, daß Gott ein Wunder tun wird, um diese Reform zustandezubringen und uns dadurch der Mühe zu entheben. Wir selbst müssen mit dem Riesenfeind kämpfen und unser Losungswort muß sein: Kein Vergleich und kein Aufhören, bis der Sieg gewonnen ist. DEV 343 2 Was kann getan werden, um das zunehmende Übel zurückzudrängen? Gesetze müssen erlassen und streng durchgeführt werden, die den Verkauf und Gebrauch geistiger Getränke verbieten. Keine Anstrengung darf unterlassen werden, die Unmäßigkeit zur Mäßigkeit und Tugend zurückzubringen. Aber noch mehr muß geschehen, um den Fluch der Trunksucht von unserm Lande zu verbannen. Das Verlangen nach berauschenden Getränken muß beseitigt werden, dann hat auch der Verkauf und Verbrauch ein Ende. Dies Werk ruht zu einem großen Maße auf den Eltern; sie selbst müssen durch strenge Mäßigkeit ihren Kindern ein Vorbild sein und sie in der Furcht Gottes zu Gewohnheiten der Selbstverleugnung und Selbstbeherrschung erziehen. Jünglinge, die eine derartige Erziehung genossen haben., werden moralische Kraft besitzen, der Versuchung zu widerstehen und die Trinklust und die Leidenschaften zu beherrschen; sie werden feststehen gegen die Torheit und Unmäßigkeit, welche die menschliche Gesellschaft vererbt. DEV 343 3 Das Wohl eines Volkes hängt von der Tugend und der Vernunft seiner Bürger ab. Um diesen Segen zu erlangen, ist strenge Mäßigkeit unbedingt notwendig. Die Geschichte ehemaliger Reiche bietet uns reichlich Warnungslehren. Luxus, Selbstbefriedigung und Unmäßigkeit bereiteten den Weg zum Fall vor. ------------------------Kapitel 83: Religionsfreiheit DEV 344 1 Der Grundsatz, für den die Jünger so fruchtlos eintraten, als sie als Antwort auf den Befehl, im Namen Jesu nicht mehr zu reden, erklärten: "Richtet, ihr selbst, ob es vor Gott recht sei, daß wir euch mehr gehorchen denn Gott" (Apostelgeschichte 4,19), ist derselbe, den die Verteidiger des Evangeliums in den Tagen der Reformation hochzuhalten versuchten. Als sich 1529 die deutschen Fürsten auf dem Reichstag zu Speier versammelten, wurde des Kaisers Erlaß vorgebracht, der die Religionsfreiheit einschränkte und jede Weiterverbreitung der reformierten Lehren verbot. Es schien, als ob die Hoffnung der Welt erstickt werden sollte. Würden die Fürsten den Erlaß annehmen? Würde das Licht des Evangeliums den Tausenden, die noch im Finstren waren, vorenthalten bleiben? Gewaltige Folgen standen für die Welt auf dem Spiel. Die Anhänger des reformierten Glaubens berieten sich, und ihre einstimmige Entscheidung war: "Wir verwerfen diesen Beschluß; in Gewissensangelegenheiten hat die Mehrzahl keine Macht." D‚Aubigne, Geschichte der Reformation, Buch 13, Kapitel 5. DEV 344 2 An diesem Grundsatz müssen wir in unsern Tagen festhalten. :Das Banner der Wahrheit und Religionsfreiheit, das die Gründer der evangelischen Gemeinde und Gottes Zeugen während der verflossenen Jahrhunderte hochhielten, ist in diesem letzten Kampf unsern Händen anvertraut worden. Die Verantwortlichkeit für diese große Gabe ruht auf denen, die Gott mit der Kenntnis seines Wortes gesegnet hat. Wir müssen dies Wort als höchste Autorität annehmen. Wir müssen menschliche Obrigkeit als eine göttliche Einrichtung anerkennen und Gehorsam gegen sie -- soweit sie sich innerhalb ihrer rechtlichen Grenzen bewegt -- als heilige Pflicht lehren. Doch wenn ihre Ansprüche in Widerspruch mit den Ansprüchen Gottes sind, müssen wir Gott mehr gehorchen als den Menschen. Gottes Wort muß als erhaben über jede menschliche Gesetzgebung anerkannt werden. Ein "So spricht der Herr" darf nicht beiseite gesetzt werden durch ein "So sagt die Kirche" oder ein "So sagt der Staat". Die Krone Christi muß über die Diademe irdischer Gewalthaber erhöht werden. DEV 345 1 Es wird nicht von uns verlangt, die Obrigkeit herauszufordern. Unsre Worte, sowohl gesprochene wie geschriebene sollten sorgfältig erwogen sein sonst bringen wir uns in den Ruf, daß wir uns gegen Gesetz und Ordnung auflehnen wollen. Wir sollten nichts sagen oder tun, das uns den Weg unnötig versperren könnte. Wir müssen im Namen Christi vorwärtsgehen und für die uns anvertrauten Wahrheiten einstehen. Wenn uns Menschen verbieten, dies Werk zu tun, dann können wir wie die Apostel sagen: "Richtet ihr selbst, ob es vor Gott recht sei, daß wir euch mehr gehorchen denn Gott. Wir könnens ja nicht lassen, daß wir nicht reden sollten, was wir gesehen und gehört haben." Apostelgeschichte 4,19.20. Das Wirken der Apostel 64-66. DEV 345 2 Luthers Feder war eine Macht, und seine Schriften, die weit umher verbreitet wurden, bewegten die Welt. Dieselben Werkzeuge mit hundertfachen Erleichterungen stehen uns jetzt zur Verfügung. Bibeln und Schriften, welche die Wahrheit für die Jetztzeit in vielen Sprachen verkünden, sind vorhanden und können schnell über die ganze Erde verbreitet werden. Wir sollen den Menschen die letzte Warnungsbotschaft von Gott geben. Wie ernstlich sollten wir die Bibel durchforschen, wie groß sollte unser Eifer sein, Licht zu verbreiten! Testimonies for the Church VI, 403. ------------------------Kapitel 84: Unsre Stellung zur Politik An die Lehrer und Leiter unsrer Schulen DEV 345 3 Alle, denen die Leitung unsrer Anstalten und Schulen anvertraut ist, sollten sich selbst mit Fleiß bewahren, damit ihre Worte und Gesinnungen die Schüler nicht auf falsche Pfade leiten. Denen, die in unsern Gemeinden oder Schulen den Bibelunterricht erteilen, steht es nicht frei, ihre Vorurteile für oder gegen Staatsmänner oder politische Maßnahmen zu äußern; denn dadurch bewegen sie die Gemüter anderer und veranlassen einen jeden, seine Lieblingsansicht zu vertreten. Auch unter denen, welche vorgeben, der gegenwärtigen Wahrheit zu glauben, gibt es einige, die sich bewegen lassen, ihre Gefühle und politischen Vorzüge auszusprechen, so daß in der Gemeinde Spaltungen entstehen. DEV 346 1 Der Herr möchte, daß sein Volk politische Fragen übergehe. Bei diesen Dingen ist Schweigen Beredsamkeit. Christus beruft seine Nachfolger, eins zu sein in den reinen Evangeliumsgrundsätzen, die im Worte Gottes deutlich offenbart sind. Wir können nicht mit Sicherheit unsre Stimme irgendeiner politischen Partei geben; denn wir wissen nicht, für wen wir stimmen. Wir können auch nicht mit Sicherheit an irgendeinem politischen Plan teilnehmen. Wir können denen nicht zu Gefallen wirken, die ihren Einfluß benutzen, um Religionsfreiheit zu unterdrücken und die einen Druck ausüben wollen, um ihre Mitmenschen zu zwingen, den Sonntag als den Ruhetag zu beachten. Der erste Wochentag ist kein Tag, der geehrt werden sollte; er ist ein falscher Sabbat, und die Glieder der himmlischen Familie können mit Leuten, die diesen Tag erhöhen und Gottes Gesetz übertreten, indem sie seinen Sabbat mit Füßen treten, keine Gemeinschaft haben. Sie können deshalb auch nicht dafür stimmen, daß solche Leute einem Amte vorstehen; wenn sie es tun, werden sie Teilhaber mit ihnen an den Sünden, welche sie auf ihrem Posten begehen. DEV 346 2 Wir dürfen in keiner Weise Grundsätze aufs Spiel setzen, indem wir uns den Meinungen und Vorurteilen, die wir vielleicht gehegt haben, ehe wir uns mit dem Volke Gottes verbanden, hingeben. Wir haben uns aufnehmen lassen in das Heer des Herrn und sollen nicht auf des Feindes sondern auf Christi Seite kämpfen, wo wir in Gefühle, Handlungen, Geist und Gemeinschaft ein vereintes Ganzes bilden können. Aufrichtige Christen sind Reben an dem wahren Weinstock und werden dieselben Früchte hervorbringen wie dieser; sie werden im Einverständnis, in christlicher Gemeinschaft handeln und kein politisches Abzeichen sondern das Zeichen Christi tragen. DEV 347 1 Was sollen wir denn tun? -- Politische Fragen alleinlassen. "Ziehet nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen. Denn was hat die Gerechtigkeit zu schaffen mit der Ungerechtigkeit? Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? Wie stimmt Christus mit Belial? Oder was für ein Teil hat der Gläubige mit dem Ungläubigen?" 2.Korinther 6,14.15. Was können diese beiden Parteien gemein haben? Es kann unter ihnen keine Gemeinschaft, keine Verbindung bestehen. DEV 347 2 Das Wort "Gemeinschaft" bedeutet teilnehmen, Teilhaber sein. Gott benutzt das kräftigste Bild, um zu zeigen, daß zwischen den Weltleuten und denen, die nach der Gerechtigkeit Christi streben, keine Verbindung sein soll. Was haben Wahrheit, Gerechtigkeit, Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? Durchaus keine. Das Licht stellt Gerechtigkeit, Finsternis Ungerechtigkeit dar. Christen sind aus der Finsternis ans Licht gekommen. Sie haben Christum angezogen und tragen das Abzeichen der Wahrheit und des Gehorsams. Sie werden von den erhabenen, heiligen Grundsätzen, die Christus in seinem Erdenleben vertreten hat, regiert. DEV 347 3 Lehrer in der Gemeinde oder an der Schule, die sich durch ihren Eifer in Politik auszeichnen, sollten ihrer Arbeit und ihrer Verantwortlichkeiten sofort enthoben werden; denn der Herr wird nicht mit ihnen wirken. Der Zehnte sollte nicht benutzt werden, um irgend jemand zu bezahlen, der Reden über politische Fragen hält. Ein Lehrer, Prediger oder Leiter in unsern Reihen, der von dem Verlangen getrieben wird, seine Meinungen über politische Fragen kundzutun, sollte sich zur Wahrheit bekehren lassen oder seine Arbeit aufgeben. Sein Einfluß muß davon zeugen, daß er Gottes Mitarbeiter ist, indem er Seelen für Christum gewinnt; andernfalls muß ihm sein Beglaubigungsschein genommen werden; denn wenn er sich nicht ändert, wird er nur Schaden anrichten. "Sondert euch ab" DEV 348 1 Ich fordere meine Brüder, die im Schulwesen beschäftigt sind, auf, ihre Wege zu ändern. Ihr begeht einen Fehler, wenn ihr euch in irgendeiner Weise mit einer politischen Partei verbindet und eure Stimme mit ihr oder für sie abgebt. Die als Erzieher, Prediger oder Arbeiter in irgendeinem Zweig in Gottes Reichssache wirken, haben in der politischen Welt keine Schlachten zu liefern. Ihr Bürgerrecht ist im Himmel; der Herr beruft sie zu einem abgesonderten, heiligen Volk. Er will in der Gemeinde seiner Gläubigen keine Spaltungen haben. Sein Volk soll die Eigenschaften der Aussöhnung besitzen. DEV 348 2 Ist es Sache der Gläubigen, sich Feinde in der politischen Welt zu machen? -- O nein; sie sollen als Untertanen des Reiches Christi dastehen und das Banner schwingen, welches die Inschrift trägt: "Die Gebote Gottes und den Glauben Jesu." Sie sollen die Last eines besonderen Werkes, einer besonderen Botschaft tragen. Jeder von uns trägt eine persönliche Verantwortung, die vor dem himmlischen Weltall, vor den Engeln und vor Menschen offenbar werden muß. Gott verlangt nicht, daß wir uns mit der Welt verbinden und uns mit politischen Fragen befassen, sondern indem jeder persönlich als ein Teil eines großen Ganzen dasteht mit Christo als unserm Haupt. Christus ist unser Fürst, und als seine Untertanen müssen wir das uns von Gott zugeteilte Werk verrichten. DEV 348 3 Die Frage mag aufgeworfen werden: Sollen wir überhaupt mit der Welt keine Verbindung haben? Gottes Wort soll unser Führer sein. Eine jegliche Verbindung mit Gottlosen oder Ungläubigen, die uns ihnen gleichstellt, ist durch das Wort verboten. Wir sollen von ihnen ausgehen und uns absondern. Auf keinen Fall dürfen wir uns mit ihnen in ihren Arbeitsplänen verbinden. Dennoch sollen wir kein abgeschlossenes Leben führen, sondern den Weltlingen soviel Gutes tun, wie wir können. DEV 349 1 Christus hat uns auch hierin ein Vorbild gesetzt. Wurde er eingeladen, mit Zöllnern und Sündern zu speisen, so schlug er es nicht aus; denn auf keine andere Weise konnte er diese Klasse erreichen. Aber bei jeder Gelegenheit leitete er die Unterhaltung so, daß er ihrem Geiste ewige Dinge vorführte. Und er ermahnte uns: "Lasset euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen." Matthäus 5,16. DEV 349 2 In der Mäßigkeitsfrage nehmt eure Stellung ohne Zögern ein; seid felsenfest; macht euch nicht zu Teilnehmern der Sünden anderer. DEV 349 3 Ein großer Weinberg ist zu bearbeiten: aber während die Christen unter den Ungläubigen arbeiten, sollen sie sich den weltlich Gesinnten nicht gleichstellen. Sie dürfen ihre Zeit nicht mit politischen Reden ausfüllen; denn dadurch geben sie dem Feind Gelegenheit, sich einzuschleichen und Meinungsverschiedenheiten und Uneinigkeiten zu verursachen. Prediger, die als Politiker auftreten möchten, sollten ihre Beglaubigungsscheine nicht behalten; denn ein solches Werk hat Gott weder Hohen noch Niedrigen seines Volkes gegeben. DEV 349 4 Gott verlangt, daß alle, die mit dem Wort und der Lehre dienen, der Posaune einen sichern Ton geben. Alle, die Christum angenommen haben, Prediger oder Laien, sollen sich aufmachen und leuchten, denn vor uns stehen große Gefahren. Satan bewegt alle Kräfte der Erde; die ganze Welt ist in Verwirrung. Gott fordert sein Volk auf, das Banner mit der dritten Engelsbotschaft hochzuhalten. DEV 350 1 Gottes Kinder müssen sich von der Politik und der Verbindung mit Ungläubigen fernhalten und ihr Bestreben nicht mit dem der Welt vermischen. Beweist euer Bündnis mit mir sagt Christus, indem ihr als mein auserwähltes Erbteil, als ein Volk dasteht, das eifrig ist zu guten Werken. Beteiligt euch nicht an politischen Streitigkeiten; sondert euch ab von der Welt und seid vorsichtig, in die Gemeinde oder Schule Ansichten zu bringen, die Zank oder Unordnung veranlassen können. Zwietracht ist das moralische Gift, das durch eigennützige Menschen in ihren Körper, aufgenommen wird. Gott will, daß seine Diener ein klares Verständnis, eine edle Würde bekunden, damit ihr Einfluß die Kraft der Wahrheit bestätigen kann. DEV 350 2 Das christliche Leben soll kein willkürliches, sich auf Gefühle stützendes sein. Wahrer christlicher Einfluß, angewandt um das von Gott bestimmte Werk auszuführen, ist eine wertvolle Kraft, die nicht mit der Politik oder Bündnisse mit Ungläubigen verknüpft sein darf. Gott soll in allem der Anziehungspunkt sein, und jedes Gemüt, das vom Heiligen Geist beeinflußt wird, hat in ihm vollkommen Genüge. Brief 95, 16. Juni 1899. DEV 350 3 "Unser keiner lebt sich selber." Möchten doch alle, die sich gern an der Politik beteiligen, daran denken, daß jede Handlung einen Einfluß auf andre ausübt. Befassen Prediger oder andre in verantwortlichen Stellungen sich mit dergleichen Dingen, dann sind sie nicht imstande, die Gedanken, die sie in menschliche Gemüter gepflanzt haben, zu sammeln. Unter Satans Versuchung haben sie Umstände hervorgerufen, von deren Folgen sie kaum eine Ahnung haben. Eine Handlung, ein Wort, ein Gedanke, aufgenommen in die Gemüter der großen Mehrheit, werden, wenn sie die göttliche Aufschrift tragen, köstliche Früchte hervorbringen; sind sie aber von Satan eingegeben, so wird die Wurzel des Hasses ausschlagen, und viele werden befleckt werden. Möchten deshalb die Haushalter der Gnade Gottes in jedem Zweige des Dienstes sich vorsehen, das Gemeine mit dem Heiligen zu verbinden. DEV 351 1 Zu wiederholten Malen wurden Christo gesetzliche und politische Fragen zur Entscheidung vorgelegt; aber er schlug es aus, sich in zeitliche Angelegenheiten zu mischen. Er stand auf Erden da als das Haupt des großen geistlichen Reiches, das er gekommen war aufzurichten -- des Reiches der Gerechtigkeit. Seine Lehren erklärten deutlich die veredelnden, heiligenden Grundsätze, welche dies Reich regieren. Er zeigte, daß Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Liebe die leitenden Kräfte im Reiche Jehovas sind. Testimonies for the Church IX, 218. ------------------------Kapitel 85: Das Wirken für die Juden DEV 351 2 Zur Zeit als Jerusalem zerstört wurde und der Tempel in Trümmern lag, wurden viele Tausende Juden als Sklaven nach heidnischen Ländern verkauft. Sie wurden unter die Völker zerstreut wie Schiffstrümmer an einer öden Küste. 1800 Jahre lang sind sie durch die Welt gewandert, von Land zu Land, und nirgends wurde ihnen das Vorrecht zuteil, ihr altes Ansehen als Volk wiederzuerlangen. Verlästert, gehaßt und verfolgt, wurde ihnen von Jahrhundert zu Jahrhundert nichts als Leiden zum Erbe hinterlassen. DEV 351 3 Trotz des schrecklichen Urteils, das über die Juden als ein Volk zur Zeit der Verwerfung Jesu von Nazareth ausgesprochen wurde, hat es von Jahrhundert viele edle, gottesfürchtige Männer und Frauen unter ihnen gegeben, die im stillen litten. Gott hat ihre Herzen in Trübsal getröstet und schaute mitleidsvoll auf ihre schreckliche Lage herab. Er hat die herzzerbrechenden Gebete solcher gehört, die ihn mit ganzem Herzen gesucht und um rechtes Verständnis seines Wortes gefleht haben. Manche haben gelernt, in dem demütigen Nazarener, den ihre Vorväter verworfen und ans Kreuz geheftet haben, den wahren Messias von Israel zu erkennen. Als sie die Bedeutung der ihnen bekannten Weissagungen, die so lange durch Überlieferung und falsche Auslegung ihnen verdunkelt blieben, erfaßten, wurden ihre Herzen voll Dank gegen Gott erfüllt für die Unaussprechliche Gabe, die er jedem menschlichen Wesen verleiht, das Christus als persönlichen Heiland annimmt. DEV 352 1 Auf diese Klasse nimmt Jesaja in seiner Weissagung Bezug, wo es heißt. "der Überrest" wird selig werden. Jesaja 10,20-22. Von Pauli Tagen bis auf unsre Zeit ist Gott durch seinen Heiligen Geist sowohl den Juden als auch den Heiden nachgegangen. "Denn es ist kein Ansehen der Person vor Gott" (Römer 2,11), sagt Paulus. Der Apostel betrachtete sich als "ein Schuldner der Griechen und der Ungriechen" (Römer 1,14) wie auch der Juden, doch verlor er niemals die entschiedenen Vorteile der Juden über andere aus dem Auge, "zum ersten", weil ihnen ... vertraut ... ist, was Gott geredet hat. Römer 3,2. Vom Evangelium sagte der Apostel: "Denn es ist eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben, die Juden vornehmlich und auch die Griechen. Sintemal darin offenbart wird die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie denn geschrieben steht: ‚Der Gerechte wird seines Glaubens leben'." Römer 1,16.17. Von diesem Evangelium Christi, das für Juden und Heiden gleich wirksam ist, erklärte Paulus in seinem Brief an die Römer, daß er sich dessen nicht schäme. DEV 352 2 Wenn das Evangelium den Juden in seiner Fülle vorgeführt wird, werden viele Christum als den Messias annehmen. Unter den christlichen Predigern sind nur wenige, die sich berufen fühlen, unter dem jüdischen Volk zu arbeiten, doch zu diesen wie zu allen andern, die bis jetzt vernachlässigt wurden, muß die Botschaft des Erbarmens und der Hoffnung in Christo dringen. DEV 353 1 In der letzten Verkündigung des Evangeliums, wenn ein besonderes Werk für bisher vernachlässigte Volksklassen getan wird, erwartet Gott von seinen Boten, daß sie besondere Teilnahme für das jüdische Volk bekunden, das man in allen Teilen der Welt findet. Wie das Morgenrot einer neuen Schöpfung, wie eine Auferstehung der Seele wird es den Juden vorkommen, wenn sie sehen, wie die Schriften des Alten Testaments mit denen des Neuen vereint den ewigen Ratschluß Jehovas klarmachen. Wenn sie den Christus des Neuen Bundes auf den Seiten der Schriften des Alten Testaments geschildert finden und erkennen, wie deutlich das Neue Testament das Alte erklärt, so werden die schlummernden Kräfte erwachen, und sie werden Christum als den Heiland der Welt erkennen. Viele werden Christum im Glauben als ihren Erlöser annehmen. Für sie wird das Wort in Erfüllung gehen: "Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben." Johannes 1,12. DEV 353 2 Unter den Juden gibt es viele, die, wie Saulus von Tarsus, in der Schrift mächtig sind, und diese werden mit wunderbarer Kraft die Unveränderlichkeit des Gesetzes Gottes verkündigen. Der Gott Israels wird dies in unsern Tagen zustande bringen. Sein Arm ist nicht verkürzt, daß er nicht helfen könnte. Wenn seine Diener im Glauben für solche arbeiten, die lange Zeit vernachlässigt und verachtet wurden, wird sein Heil offenbar werden. DEV 353 3 "Darum spricht der Herr, der Abraham erlöst hat, zum Hause Jakob also: Jakob soll nicht mehr zu Schanden werden, und sein Antlitz soll sich nicht mehr schämen. Denn wenn sie sehen werden ihre Kinder, die Werke meiner Hände unter ihnen, werden sie meinen Namen heiligen und werden den Heiligen in Jakob heiligen und den Gott Israels fürchten. Denn die, so irrigen Geist haben, werden Verstand annehmen, und die Schwätzer werden sich lehren lassen." Jesaja 29,22-24. Die Geschichte der Apostel 360-363. ------------------------Kapitel 86: Säen und Ernten DEV 354 1 "Dieser sät, der andere schneidet." Jesaja 29,22-24. Der Heiland sprach diese Worte, als er seine Jünger aussondern und sie hinaussenden wollte. In ganz Judäa hatte Jesus den Samen der Wahrheit gesät und klar und deutlich den Erlösungsplan vorgeführt; denn seine Lippen wurden nie matt, die Wahrheit zu verkündigen. Das irdische Werk des großen Lehrers sollte bald abschließen; seine Jünger sollten ihm folgen, sollten ernten, was er gesät hatte, damit der Sämann und die Schnitter sich zusammen freuen möchten. DEV 354 2 Heute bedarf der Herr in seinem großen Erntefeld Säleute und Schnitter. Möchten doch alle, die hinaus ans Werk gehen, einige zu säen und andere zu schneiden, daran gedenken, daß sie sich nicht die Ehre für den Erfolg ihrer Arbeit zuschreiben. Gottes erwählte Werkzeuge sind schon vor ihnen tätig gewesen, haben den Boden zum Säen des Samens und zum Schneiden der Ernte zubereitet. "Ich habe euch gesandt zu schneiden, was ihr nicht gearbeitet habt," sagte Jesus, "andere haben gearbeitet, und ihr seid in ihre Arbeit gekommen." Johannes 4,37.38.36. DEV 354 3 "Wer da schneidet, der empfängt Lohn und sammelt Frucht zum ewigen Leben, auf daß sich miteinander freuen, der da sät und der da schneidet." Johannes 4,37.38.36. Lest diese Worte sorgfältig; erforscht ihre Bedeutung, denn sie zeigen euch Gottes Plan. Die den Samen säen, indem sie vor großen und kleinen Versammlungen die schneidende Wahrheit für diese Zeit unter viel Mühe verkündigen, mögen nicht immer eine Ernte einheimsen. Oft wird den Dienern des Herrn bitter widerstanden und ihr Werk gehindert. Sie mögen ihr Bestes tun, mit ernsten, mühsamen Anstrengungen den guten Samen säen, aber der Widerspruch wird feuriger und wilder. Einige Hörer mögen von der Wahrheit überzeugt sein, aber sie werden durch den bekundeten Widerstand zaghaft und haben nicht den Mut, ihre Überzeugung zu bekennen. DEV 355 1 Das Leben der Diener Christi mag von denen, die von Satan regiert werden, gefährdet sein; dann ist es ihr Vorrecht, dem Beispiel ihres Herrn zu folgen und an einen andern Ort zu gehen. "Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen," sagte Jesus, "bis des Menschen Sohn kommt." Matthäus 10,23. Laßt die Wahrheitsboten nach einem andern Feld gehen, dort mag die Gelegenheit zum Arbeiten günstiger sein, und sie können erfolgreich den Samen der Wahrheit säen und die Ernte schneiden. Das Gerücht von ihrem Erfolg wird seinen Weg zu dem Ort finden, wo die Arbeit nicht erfolgreich schien, und der nächste Sendbote der Wahrheit wird dort günstiger aufgenommen werden. DEV 355 2 Der unter Schwierigkeiten und Entmutigung ausgestreute Same wird seine Lebenskraft beweisen. Ungemach, Kummer, Verlust des Eigentums, Wechsel in Gottes Vorsehung rufen mit lebhafter Deutlichkeit die von dem treuen Gottesdiener vor Jahren gesprochenen Worte ins Gedächtnis zurück. Der gesäte Same geht auf und bringt Früchte. DEV 355 3 Gott bedarf weiser Männer und Frauen, die mit Ernst darangehen, das ihnen anvertraute Werk auszuführen. Er wird sie als seine Werkzeuge zur Bekehrung von Seelen benutzen. Einige werden säen und andere die Ernte des gesäten Samens einheimsen. Möchte doch jeder sein Möglichstes tun, um seine Gaben auszubilden, damit Gott ihn entweder als Sämann oder als Schnitter gebrauchen kann! Wichtige Verantwortungen DEV 355 4 "Nun sucht man nicht mehr ... denn daß sie treu erfunden werden." 1.Korinther 4,2. ------------------------Kapitel 87: Vorsteher* DEV 356 1 Es hat dem Herrn gefallen, mir über den Beruf und die Arbeit unsrer Prediger, besonders derer, die zu Vorstehern erwählt sind, manches zu zeigen. Die Wahl von Männern für solche Vertrauensposten sollte mit Umsicht, unter ernstem Gebet um göttliche Erleuchtung geschehen. DEV 356 2 Die zu Aufsehern der Herde gesetzt werden, sollten Männer von gutem Ruf sein, Männer, die bezeugen, daß sie nicht nur Kenntnis der Heiligen Schrift, sondern auch Erfahrungen im Glauben, in der Geduld gemacht haben, damit sie in Sanftmut solche unterweisen können, die der Wahrheit widerstehen. Sie müssen erprobte, rechtschaffene Männer, keine Neulinge, begabte Forscher des Wortes sein, fähig andre zu lehren und altes und neues aus der Schatzkammer hervorzubringen; Männer, die in Charakter, Worten und Benehmen eine Ehre für die Reichssache Gottes sind, die Wahrheit lehren, die Wahrheit ausleben und zum vollen Mannesalter in Christo Jesu heranwachsen. Das bedeutet die Entwicklung und Kräftigung einer jeden Fähigkeit durch Übung, damit die Diener Christi tüchtig werden, mit dem Wachstum des Werkes größere Verantwortungen zu tragen. DEV 356 3 Der Herr nahm Judas und Petrus in seinen Jüngerkreis auf, nicht weil sie fehlerhaft im Charakter waren, sondern ungeachtet ihrer Fehler. Er wollte ihnen eine Gelegenheit geben, in seiner Schule Sanftmut und Herzensdemut zu lernen, damit sie seine Mitarbeiter werden möchten. Würden sie diese Gelegenheiten auskaufen, willig sein zu lernen, bereit, ihre Fehler einzusehen und im Lichte des hohen Vorbildes das zu werden, was Christus von ihnen verlangt, dann würden sie der Gemeinde zum großen Segen gereichen. DEV 357 1 So handelt der Herr Jesus noch heute mit den Menschen. Einige werden, obgleich unvollkommen im Charakter, mit feierlichen und heiligen Aufgaben betraut, und wenn sie für ein besonderes Werk erwählt werden, so sollten sie nicht meinen, daß ihre eigne Weisheit hinreichend und es für sie nicht notwendig sei, Rat, Tadel, oder Unterweisung anzunehmen. Wenn ihr so fühlt, meine Brüder, dann trennt ihr euch von der Quelle eurer Kraft und steht in großer Gefahr. Ihr könntet eurer eignen vermeintlichen Geschicklichkeit überlassen werden und, wie Judas es tat, euren Herrn verraten. Auf menschlichen Rat bauen DEV 357 2 Einige unsrer Felder sind schwach an christlicher Erfahrung, weil ihre leitenden Männer und Arbeiter -- und Glieder folgen deren Beispiel -- weit mehr auf den Beifall der Menschen als auf Gottes Wohlgefallen sehen. Sie haben um Hilfe und Rat mehr auf Menschen als auf Gott geschaut, haben Menschen zu Trägern ihrer Lasten gemacht und menschliche Weisheit angenommen gerade dann und dort, wenn sie sich allein auf Gott hätten verlassen sollen. Nur zu oft bedurften gerade die, bei denen sie Rat suchten, selbst der notwendigen Hilfe, denn ihre Seelen standen nicht richtig vor Gott. Die Vorsteher sind schwach und untüchtig geworden, weil sie Fleisch zu ihrer Stärke machten. Das Vertrauen auf menschliche Weisheit erleichtert nicht das Wachsen in der Gnade und in der Erkenntnis Christi. DEV 357 3 Meine Brüder, wenn in eurem Felde Schwierigkeiten sich erheben, wenn dringende Fälle erledigt werden müssen, laßt diese dunklen Wolken nicht in die Generalkonferenz eindringen, wenn ihr es irgend vermeiden könnt. Der Vorsteher der Generalkonferenz sollte nicht mit den Angelegenheiten der Vereinigungen belastet werden, wie dies in der Vergangenheit oft der Fall war. Könnt ihr mit euren Mitarbeitern die Schwierigkeiten, welche sich in eurer Vereinigung einschleichen, nicht beseitigen, wie wollt ihr denn annehmen, daß ein Mann dies Werk für alle Felder tun kann? Warum wollt ihr alle eure Beschwerden und Entmutigungen auf den sehr belasteten Vorsteher der Generalkonferenz werfen? Er kann die Lage der Dinge nicht so gut verstehen wie ihr, die ihr am Platze seid. Seht ihr nicht, daß ihr ihm zu große Lasten auferlegt, wenn ihr der Verantwortung, dem Kreuz- und Lastentragen, dem vielen Nachdenken und ernsten Beten ausweicht und von dem Vorsteher der Generalkonferenz erwartet, daß er eure Arbeit verrichte und euch aus euren Schwierigkeiten helfe? Seid ihr nicht gerade so gut mit Verstand und Fähigkeit ausgerüstet wie er? Ihr dürft keinen Teil des Werkes vernachlässigen, weil er ernste und schwere Anstrengungen erfordert. DEV 358 1 Ich wiederhole es: Werft eure Lasten nicht auf den Vorsteher der Generalkonferenz. Erwartet nicht, daß er eure fallen gelassenen Maschen aufheben und eure Arbeit in Ordnung bringen soll. Entschließt euch, eure Lasten selbst zu tragen durch Christum, der euch Kraft verleiht. DEV 358 2 Der Vorsteher der Generalkonferenz wird, wenn er im Rate Gottes wandelt, seine Brüder nicht ermutigen, auf ihn zu schauen, um ihre Pflicht festzusetzen, sondern wird sie auf die einzige Quelle hinweisen, die frei von menschlichen Irrtümern ist. Er wird sich weigern, Verstand und Gewissen für andre zu sein. DEV 358 3 Der Betreffende, dem ein solches ihm nicht gebührendes Vertrauen erzeigt wird, ist großen Versuchungen ausgesetzt. Satan wird, wenn möglich, ihn dahin bringen, daß er sich selbst vertraut, damit menschliche Fehler das Werk beflecken. Auch steht er in Gefahr, seine Brüder in ihrer Abhängigkeit von ihm zu ermutigen und in ihnen das Bewußtsein zu erwecken, daß jeder Vorgang im Werk vor ihn gebracht werden müsse. Auf diese Weise wird das Werk den Stempel der Menschen und nicht von Gott tragen. DEV 359 1 Lernen aber alle, sich ganz auf Gott zu verlassen, so werden von dem an der Spitze Stehenden manche Gefahren abgewandt, und wenn er irrt, wenn sein Urteil unter menschlichem Einfluß schwankt oder der Versuchung unterliegt, so kann er von seinen Brüdern zurechtgewiesen, kann ihm geholfen werden. Wer sich darin übt, selbst zu Gott zu gehen, um Hilfe und Rat zu erhalten, gewinnt eine Erfahrung, die sich von größtem Wert für ihn erweisen wird. DEV 359 2 Wollen die Beamten eines Feldes die ihnen auferlegten Lasten erfolgreich tragen, dann müssen sie beten, glauben und Gott vertrauen, damit er sie als seine Werkzeuge gebrauche, um die Gemeinden in guter arbeitsfähiger Ordnung zu erhalten. Das ist ihr Teil des Weinberges, den sie zu bestellen haben. Im Dienst des Meisters muß viel mehr persönliche Verantwortlichkeit, mehr Denken und Planen, mehr geistige Kraft bekundet werden. Dadurch würde das Verständnis erweitert und das Wahrnehmungsvermögen dafür, was zu tun und wie die Sache zu verrichten ist, geschärft. DEV 359 3 Meine Brüder, ihr werdet mit Schwierigkeiten kämpfen, Lasten tragen, Rat austeilen, planen und ausführen und unverwandt auf Gott um Hilfe schauen müssen. Betet und arbeitet, arbeitet und betet; als Schüler in Christi Schule lernt von Jesu. DEV 359 4 Der Herr hat uns die Verheißung gegeben: "So aber jemand unter euch Weisheit mangelt, der bitte Gott, der da gibt einfältig jedermann und rücket's niemand auf, so wird sie ihm gegeben werden." Jakobus 1,5. Nach Gottes Anordnung sollen alle, die Verantwortungen tragen, sich oft miteinander beraten und ernstlich um Weisheit bitten, die er allein mitteilen kann. Sprecht weniger; viel kostbare Zeit geht mit Reden verloren die kein Licht gewähren. Vereint euch in Fasten und Gebet um die Weisheit, die Gott versprochen hat, einfältig jedermann zu geben. Bringt eure Schwierigkeiten zu Gott; sagt ihm, wie Mose es tat: Ich kann dies Volk nicht führen, wenn dein Angesicht nicht mit mir geht. Ja, bittet ihn noch mehr; betet mit Mose: "Laß mich deine Herrlichkeit sehen." 2.Mose 33,18. Was ist diese Herrlichkeit? -- Der Charakter Gottes, und den verkündigte er Mose. DEV 360 1 Laßt die Seele im lebendigen Glauben sich an Gott halten; laßt die Zunge sein Lob verkünden. Kommt ihr zusammen, so laßt den Geist sich ehrfurchtsvoll in den Betrachtungen ewiger Wirklichkeiten vertiefen. Auf diese Weise werdet ihr euch untereinander helfen, geistlich gesinnt zu sein. Ist euer Wille in Einklang mit dem göttlichen, dann werdet ihr auch miteinander im Einvernehmen sein; Christus wird euch zur Seite stehen. DEV 360 2 Henoch wandelte mit Gott. So kann auch jeder Diener Christi mit ihm wandeln. Ihr dürft mit den Psalmisten sagen: "Ich habe den Herrn allezeit vor Augen; denn er ist mir zur Rechten, so werde ich fest bleiben." Psalm 16,8. Empfindet ihr, daß ihr nichts aus euch selbst vermögt, so werdet ihr in Jesu Genüge haben. Erwartet ihr Rat und Weisheit von Menschen, die wie ihr sterblich und beschränkt sind, so werdet ihr nur menschliche Hilfe empfangen; wendet ihr aber euch um Hilfe und Weisheit an Gott, so wird er euren Glauben nicht zu Schanden werden lassen. DEV 360 3 Die Vorsteher kleinerer Felder haben denselben Gott, den der Vorsteher der Generalkonferenz hat, und sie können selbst zu der Quelle der Weisheit gehen, anstatt sich auf einen Mann zu verlassen, der sein Licht aus derselben Quelle schöpfen muß. DEV 361 1 Es mag behauptet werden, daß Gott denen besonderes Licht gibt, die wichtige Verantwortungen zu tragen haben. Das ist wahr, und wenn sie demütig vor ihn wandeln, wird er ihnen in ihrer Arbeit helfen; er wird aber auch eure Hilfe in eurer Arbeit sein, wenn ihr ihn in derselben Weise sucht. Hat der Herr in seiner Vorsehung euch wichtige Verantwortungen auferlegt, so wird er euch ausrüsten, diese Lasten zu tragen, wenn ihr ihn im Glauben um Kraft bittet. Vertraut ihr ihm, und verlaßt euch auf seinen Rat, dann wird er euch nicht eurem beschränkten Urteil überlassen, um unvollkommene Pläne und entschiedene Mißgriffe zu machen. Macht keinen Menschen zu eurem Beichtvater DEV 361 2 Jeder bedarf einer praktischen Erfahrung, um sich allein auf Gott zu verlassen. Macht keinen Menschen zu eurem Beichtvater; öffnet Gott euer Herz, sagt ihm jedes Geheimnis eurer Seele. Bringt ihm eure Schwierigkeiten, die großen sowohl als auch die kleinen, und er wird euch den rechten Ausweg zeigen. Er allein weiß, auf welche Weise euch Hilfe nottut. DEV 361 3 Wenn euch dann nach einer schweren Zeit die Hilfe zuteil wird, wenn der Geist Gottes sichtbar für euch wirkt, welch eine köstliche Erfahrung habt ihr dann gewonnen! Ihr habt Glauben und Liebe erlangt, das Gold, welches der treue Zeuge euch empfiehlt, von ihm zu kaufen. Ihr lernt es, mit allen Fährlichkeiten zu Gott zu gehen, und indem ihr diese köstlichen Unterweisungen des Glaubens erfaßt, werdet ihr sie andern mitteilen. Auf diese Weise könnt ihr andre beständig zu höheren Erfahrungen führen. DEV 361 4 Der Vorsteher eines Feldes erzieht durch sein Verhalten die ihm unterstellten Prediger, und zusammen können sie die Gemeinden so belehren, daß es nicht notwendig sein wird, den Vorsteher aus der Arbeit zu rufen, um Schwierigkeiten und Spaltungen in der Gemeinde zu ordnen. Führen die Beamten eines Feldes wie treue Diener ihre ihnen vom Himmel bestimmten Pflichten aus, dann wird das Werk in unsern Vereinigungen nicht in solche peinliche Verlegenheiten verstrickt werden, wie dies bisher geschah; auch werden Christi Diener durch solches Wirken Männer werden, die Verantwortungen tragen können und in einem schweren Felde den Mut nicht sinken lassen. DEV 362 1 Es lebt einer, der mächtig ist, selig zu machen immerdar alle, die zu ihm kommen. Ist die Verheißung: "Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken" (Matthäus 11,28), nicht weitreichend und vollkommen? Warum zögern wir, uns unmittelbar an die Quelle unsrer Kraft zu wenden? Sind wir hierin nicht vom Herrn abgewichen? Sollten unsre Prediger und Vorsteher nicht lernen, woher ihre Hilfe kommt? Wechsel der Arbeiter DEV 362 2 Es ist mir die Frage vorgelegt worden, ob es nicht unweise gehandelt sei, den Vorsteher eines Feldes in ein anders zu versetzen, wenn viele der ihm anvertrauten Seelen ihn ungern fortlassen? DEV 362 3 Es hat dem Herrn gefallen, mir über diese Sache Licht zukommen zu lassen. Es ist mir gezeigt worden, daß die Prediger nicht jahraus jahrein im nämlichen Felde arbeiten sollten oder ein Mann lange ein und demselben Felde vorstehen sollte. Eine Abwechslung in den Gaben gereicht unsern Feldern und Gemeinden zum Besten. DEV 362 4 Prediger sind oft nicht willens gewesen, ihr Arbeitsfeld zu ändern; verständen sie aber alle die Gründe für diesen Wechsel, dann würden sie nicht zurückhalten. Einige haben sogar gebeten, noch ein Jahr in demselben Felde bleiben zu dürfen, und häufig ist ihre Bitte berücksichtigt worden. Sie schützten gefaßte Pläne vor, durch welche sie ein größeres Werk als bisher tun würden, aber zum Schluß des Jahres hatten die Zustände sich nur verschlechtert. Ist ein Prediger in seinem Dienste nicht treu gewesen, so ist auch nicht anzunehmen, daß er die Sache durch sein Dortbleiben bessern kann. Die Gemeinden gewöhnen sich daran, wie dieser eine Mann die Sache handhabt und fangen an auf ihn anstatt auf Gott zu schauen. Seine Meinungen und seine Pläne regieren das ganze Feld. DEV 363 1 Vielleicht sehen die Leute, daß er sich in seinem Urteil irrt und lernen dadurch, das Predigtamt geringzuschätzen. Würden sie auf Gott blicken, und sich auf himmlische Weisheit verlassen, dann würden sie eine höchst wertvolle Erfahrung gewinnen und selbst imstande sein, wenigstens in mancher Hinsicht, das zu ersetzen, was dem Aufseher der Herde mangelt. Aber nur zu oft läßt man die Dinge ihren Lauf nehmen, der Vorsteher wird für den Zustand der zu seinem Felde gehörigen Gemeinden verantwortlich gehalten, während die Gemeindeglieder gleichgültig, lauwarm werden und nichts tun, um wieder Ordnung in die Sache zu bringen. DEV 363 2 Der Vorsteher mag nicht die Wichtigkeit empfinden, sich selbst zu heiligen, damit andre geheiligt werden. Er mag ein ungetreuer Wächter sein, der den Leuten zu Gefallen predigt. Viele sind stark in einigen Charakterzügen, in andern jedoch schwach und ungenügend; infolgedessen bekundet sich in einigen Teilen des Werkes ein Zukurzkommen. Würde nun derselbe Mann Jahr für Jahr der Vorsteher eines Feldes sein, so würden seine Schwächen sich auf die ihn unterstellten Gemeinden fortpflanzen. Ein Diener Christi kann aber gerade dort stark sein, wo sein Bruder schwach ist, und so kann durch Wechsel ihrer Wirkungsbereiche der eine zu einem gewissen Grad die Unvollkommenheiten des andern ergänzen. DEV 363 3 Wären alle völlig Gott geweihte Männer, dann würden diese Unvollkommenheiten im Charakter nicht bestehen; weil aber die Arbeiter dem göttlichen Standpunkt nicht entsprechen, weil sie das Selbst zu sehr mit ihrer Arbeit verweben, so ist es sowohl für sie selbst als auch für die Gemeinde das beste, häufig Austausch zu treffen. Ist anderseits ein Diener Christi durch die Gnade des Herrn geistlich stark, so ist er ein Segen für die Gemeinden, und andre Felder bedürfen seiner Arbeit. DEV 364 1 Wir leben in Zeiten besonderer Gefahr vor inneren und äußeren Feinden, und Gott will, daß ihr auf alles achtet, was euer besonderes Werk anbetrifft. Ihr braucht nichts ohne die Hilfe eures himmlischen Vaters anzufangen; denn er wartet auf euren Ruf, damit er sagen könne: Hier bin ich. Wollt ihr ihn suchen, so sagt er, er will sich finden lassen; seine Kraft, seine Gnade und seine Gerechtigkeit werden dem Demütigen zuteil, der ihn von ganzem Herzen sucht. ------------------------Kapitel 88: Prediger und Geschäftsangelegenheiten DEV 364 2 Über die Wichtigkeit, unsre Prediger frei von Verantwortungen zu halten, die hauptsächlich Geschäftsleute tragen sollten, sind mir Unterweisungen gegeben worden. Ich war im Traum in einer Versammlung unsrer Brüder, welche die Last des Werkes tragen. Sie waren in Schwierigkeiten wegen finanzieller Angelegenheiten und berieten sich, wie das Werk am erfolgreichsten gefördert werden könnte. Einige glaubten, daß die Zahl der Arbeiter verringert und doch der notwendige Erfolg erzielt werden könne. Einer unsrer Brüder, der eine verantwortliche Stellung innehatte, setzte seine Pläne auseinander und wünschte, daß sie ausgeführt würden. Mehrere andre unterbreiteten Pläne zur Beratung. Dann erhob sich einer mit Würde und Autorität und legte Grundsätze für unsre Leitung nieder. Zu mehreren Predigern sagte er: DEV 364 3 "Es ist nicht eure Arbeit, finanzielle Angelegenheiten zu verwalten. Es ist nicht weise von euch, solches zu unternehmen. Gott hat euch Lasten auferlegt; nehmt ihr aber Zweige des Werkes auf euch, die euch nicht zufallen, so werden sich eure Bemühungen, das Wort Gottes zu lehren, unfruchtbar erweisen. Das wird euch entmutigen und dadurch unfähig machen, das euch aufgetragene Werk auszuführen -- ein Werk, das sorgfältiges Nachdenken und ein richtiges, uneigennütziges Urteil bedarf." DEV 365 1 Alle, die mündlich oder schriftlich das Wort verkündigen, sollten weniger an den Geschäftssitzungen teilnehmen, sollten geringere Angelegenheiten Geschäftskundigen überlassen und dadurch den beständigen Druck, der dem Geist die natürliche Lebenskraft raubt, vermeiden. Sie sollten der Erhaltung der körperlichen Gesundheit mehr Aufmerksamkeit schenken; denn die Kraft des Verstandes hängt viel von der Lebenskraft des Körpers ab. Richtige Zeit zum Schlafen und Ruhen und viel körperliche Bewegung sind der Gesundheit des Körpers und Geistes zuträglich. Beraubt man die Natur ihrer Ruhe und Erholungszeit, indem man eine Person die Arbeit für vier, drei oder auch nur zwei tun läßt, so wird das einen nicht zu ersetzenden Verlust nach sich ziehen. Ausbildung für das Geschäftliche DEV 365 2 Wird beim Planen für die Förderung des Werkes angenommen, daß ein Mann, der sich für einen gewissen Posten eignet, auch verschiedene andre ausfüllen kann, so begeht man darin oft ein sehr großes Versehen. Verantwortungen und Lasten, die mehrere sich teilen sollten, werden auf eine Person gelegt. DEV 365 3 Die Erfahrung ist wertvoll. Gott will, daß verständige Männer in seinem Werk verwandt werden, Männer, die fähig sind, in unsern Feldern und Anstalten Vertrauensstellungen zu bekleiden. Besonders notwendig sind geheiligte Geschäftsmänner, die in jeglicher geschäftlichen Verhandlung die Grundsätze der Wahrheit durchführen. Wer die finanziellen Angelegenheiten zu ordnen hat, sollte keine anderen Lasten aufnehmen, die er nicht tragen kann; auch sollte die geschäftliche Verwaltung nur tüchtigen Männern anvertraut werden. Die Leiter des Werkes haben oft irrtümlicherweise Männer eingesetzt, die weder Takt noch Fähigkeit besaßen, um wichtige finanzielle Geschäfte auszuführen. DEV 366 1 Männer, von denen man annehmen darf, daß sie tüchtige Geschäftsleute werden können, sollten ihre Gaben durch gründlichste Ausbildung entwickeln und vervollkommnen. Sie sollten ermutigt werden, als Schüler dort einen Platz einzunehmen, wo sie sich schnell Kenntnisse von rechten Geschäftsgrundsätzen und Verfahren aneignen können. Kein Geschäftsmann, der in unserm Werk tätig ist, braucht ein Neuling zu sein. Wenn Männer in irgendeinem Geschäft die Gelegenheiten ausnützen sollten, um weise und fähig zu werden, so sind es die, welche ihre Fähigkeiten dem großen Werk widmen, das Reich Gottes in unsrer Welt aufzubauen. Eingedenk der Tatsache, daß wir dem Schluß der Weltgeschichte so nahe stehen, sollte viel mehr Gründlichkeit in der Arbeit, mehr sorgfältiges Warten, Wachen, Beten und Wirken stattfinden. Das menschliche Werkzeug sollte danach trachten, die Vollkommenheit zu erreichen, um das Muster eines Christen, vollkommen in Christo Jesu, zu sein. Richtige Grundsätze sind notwendig DEV 366 2 Alle, die in Geschäftszweigen tätig sind, müssen sehr vorsichtig sein, nicht durch verkehrte Grundsätze oder Arbeitsweisen in Irrtum zu verfallen. Auch ihr Ruf kann dem Daniels an Babylons Hof gleichen. Als dessen geschäftliche Handlungen genau untersucht wurden, konnte nicht der geringste Fehler entdeckt werden. Der wenngleich unvollständige Bericht von seinem Geschäftsleben enthält für uns wichtige Lehren und offenbart die Tatsache, daß ein Geschäftsmann nicht notwendigerweise ein verschlagener Mensch sein muß, sondern auch Schritt für Schritt von Gott unterwiesen sein kann. Daniel, der erste Minister des babylonischen Reiches, war gleichzeitig ein von dem himmlischen Licht geleiteter Prophet Gottes. Sein Leben veranschaulicht, was jeder christliche Geschäftsmann sein kann. DEV 367 1 In unsrer Zeit bedarf Gottes Sache Männer und Frauen, die ungewöhnliche Kenntnisse und eine gute Verwaltungsgabe besitzen; Männer und Frauen, die geduldig und gründlich die Bedürfnisse des Werkes in den verschiedenen Feldern untersuchen wollen, die über eine große Arbeitskraft verfügen, warme, freundliche Herzen, einen kühlen Kopf und klaren Verstand haben und ein unparteiisches Urteil fällen können, die durch den Geist Gottes geheiligt sind und furchtlos Nein oder Ja und Amen zu Vorschlägen sagen können, die eine feste Überzeugung, ein klares Verständnis, reine, mitempfindende Herzen haben, und sich das Wort zur Richtschnur nehmen: "Ihr aber seid alle Brüder" (Matthäus 23,8), denen es ein Bedürfnis ist, die gefallenen Menschen aufzurichten und zu bessern. Testimonies for the Church VII, 246-249. DEV 367 2 Viele Prediger vernachlässigen gerade das Werk, das ihnen aufgetragen ist. Warum werden diejenigen, welche für das Werk abgesondert sind, zu Ausschußmitgliedern berufen? Warum müssen sie so vielen Geschäftsversammlungen beiwohnen, die oft in großen Entfernungen von ihrem Arbeitsfeld abgehalten werden? Warum legt man die geschäftlichen Angelegenheiten nicht in die Hände von Geschäftskundigen? Die Prediger sind zu dieser Arbeit nicht abgesondert worden. Die finanziellen Angelegenheiten müssen von fähigen Männern geleitet werden, aber die Prediger sind für einen anderen Zweig des Werkes bestimmt. DEV 367 3 Prediger sollen nicht hierhin und dorthin gerufen werden, um Ausschüssen beizuwohnen, die gewöhnliche Geschäftssachen zu erledigen haben. Viele unsrer Prediger haben in der Vergangenheit eine solche Arbeit getan, aber Gott wünscht nicht, daß sie sich so beschäftigen. Es sind ihnen zu viele finanzielle Angelegenheiten aufgebürdet worden. Wollen sie diese ausführen, dann vernachlässigen sie den Evangeliumsauftrag. Gott sieht ein solches Verfahren wie eine Verachtung seines Namens an. Testimonies for the Church VII, 254.255. ------------------------Kapitel 89: Fürsorge für die Diener Christi DEV 368 1 Es müssen Vorkehrungen getroffen werden, Prediger und andre treue Diener Gottes, die durch Überanstrengung in seiner Sache krank geworden sind und der Ruhe und Erholung bedürfen oder die ihres Alters oder ihrer Gebrechlichkeit wegen nicht länger des Tages Last und Hitze tragen können, versorgen zu können. Oft wird den Predigern ein Arbeitsfeld angewiesen, von dem sie sich selbst sagen, daß es für ihre Gesundheit nachteilig sein wird; weil sie aber schwierigen Verhältnissen nicht ausweichen wollen, gehen sie, um den Leuten dort eine Hilfe und zum Segen zu sein. Allmählich versagt ihre Gesundheit; eine Veränderung in der Arbeit und im Klima bleibt erfolglos -- was sollen sie nun machen? DEV 368 2 Diese treuen Diener, die um Christi willen allen weltlichen Aussichten entsagt, die Armut dem Vergnügen und Wohlstand vorzogen, sich selbstvergessend eifrig gewirkt haben, um Seelen für Christum zu gewinnen, die freigebig verschiedene Unternehmungen in Gottes Reichssache gefördert haben und dann inmitten des Kampfes matt und krank zusammenbrechen, ohne Mittel zu besitzen, dürfen sich nicht selbst überlassen bleiben, um mit Armut und Leiden zu kämpfen oder es zu empfinden, daß sie von der Wohltat andrer abhängen. Sie sollen in Krankheit oder Arbeitsunfähigkeit nicht von der ängstlichen Sorge gequält werden: Was soll aus Frau und Kindern werden, wenn ich jetzt nicht länger für sie wirken kann? Es ist nur gerecht, daß Vorkehrungen für die Bedürfnisse dieser treuen Diener und ihrer Familien getroffen werden. DEV 369 1 Für Veteranen, die für ihr Vaterland gestritten haben, wird gut gesorgt. Sie tragen von gefährlichen Kämpfen, ermüdenden Märschen, von Stürmen, denen sie ausgesetzt waren, und Leiden in der Gefangenschaft Narben und lebenslängliche Unpäßlichkeiten davon. Diese Zeugen ihrer Treue und Selbstaufopferung geben ihnen einen gerechten Anspruch auf das Volk, welches zu retten sie geholfen haben -- einen Anspruch, der anerkannt und geachtet wird. Welche Vorkehrungen haben aber die Siebenten-Tags-Adventisten für die Streiter Christi getroffen? DEV 369 2 Unser Volk hat das Notwendige dieser Sache nicht völlig erkannt und sie deshalb vernachlässigt. Die Gemeinden sind gedankenlos gewesen, und obgleich das Licht des Wortes Gottes auf ihre Pfade schien, haben sie diese höchst heilige Pflicht versäumt. Dem Herrn mißfällt die Vernachlässigung seiner treuen Knechte sehr und unser Werk sollte ebenso bereitwillig sein, diesen Personen, wenn sie in schwierige Verhältnisse kommen, beizustehen, wie es zur Zeit ihrer Gesundheit war, ihre Mittel und Dienste anzunehmen. DEV 369 3 Gott hat uns die Verpflichtung auferlegt, den Armen unter uns eine besondere Aufmerksamkeit angedeihen zu lassen. Diese Diener Christi jedoch dürfen nicht den Armen gleichgestellt werden. Sie haben sich im Himmel einen Schatz angelegt, der nie versagen wird. Sie haben dem Werk in seiner Notdurft gedient, und nun muß dies ihnen dienen. DEV 369 4 Wenn solche Fälle zu unsrer Kenntnis kommen, sollen wir nicht an ihnen vorübergehen oder sagen: "Wärmet euch und sättiget euch" (Jakobus 2,16) und dann keine weiteren Maßnahmen treffen, für sie zu sorgen. Das ist leider in der Vergangenheit geschehen, und in einigen Fällen haben die Siebenten-Tags-Adventisten auf diese Weise ihren Glauben entehrt und der Welt Gelegenheit gegeben, auf Gottes Sache Schmach zu häufen. DEV 370 1 Jetzt ist es die Pflicht des Volkes Gottes, solch eine Schmach abzuwälzen und diese Diener Gottes mit einem gemütlichen Heim und etwas Land, worauf sie ihren eignen Bedarf decken können, zu versorgen, damit sie sich von den Gaben ihrer Brüder nicht abhängig fühlen. Wie befriedigt und glücklich könnten sich die müden Arbeiter in einem stillen, kleinen Heim fühlen, wo ihre gerechten Ansprüche auf Ruhe anerkannt würden! Unsre Heilanstalten ein Zufluchtsort für Christi Diener DEV 370 2 Diese Prediger bedürfen oft einer besonderen Pflege und Behandlung. Unsre Heilanstalten sollten allen erschöpften Dienern Christi, die der Ruhe bedürfen, einen Zufluchtsort bieten. Man sollte ihnen Zimmer anweisen, wo sie die erforderliche Ruhe und Gemütlichkeit haben können, ohne ständig sorgen zu müssen, wie sie die Ausgaben bestreiten sollen. Als die Jünger durch die Arbeit ermüdet waren, sagte Jesus zu ihnen: "Lasset uns besonders ... gehen und ruhet ein wenig." Markus 6,31. Er will, daß Einrichtungen getroffen werden, wodurch seine Knechte Gelegenheit haben zu ruhen und sich zu erholen. Unsre Heilanstalten sollten stets offen stehen für die rastlos arbeitenden Prediger, die mit Aufgebot aller ihrer Kräfte dazu beigetragen haben, Gelder zum Aufbau und zur Einrichtung dieser Anstalten zusammenzubringen, und dort sollten sie zu jeder Zeit, wenn sie der dort gebotenen Hilfe bedürfen, liebevoll aufgenommen werden. DEV 370 3 Diesen Dienern Christi sollten keine hohen Preise für Kost und Behandlung angerechnet, auch sollten sie nicht als Bettler betrachtet oder von denen, deren Gastfreundschaft sie genießen, als solche behandelt werden. Freigebig die Wohltaten zu verwenden, die Gott für seine erschöpften und überarbeiteten Diener vorgesehen hat, ist in Gottes Augen ein echt ärztlicher Missionsdienst. Gottes Diener sind mit ihm verbunden, und bei ihrer Aufnahme sollte man daran gedenken, daß Christus in der Person seiner Boten aufgenommen wird. Dies verlangt Gott, und er wird entehrt und hat kein Wohlgefallen daran, wenn seine Diener gleichgültig oder in kleinlicher oder eigennütziger Weise behandelt werden. Sein Segen wird auf denen nicht ruhen, die mit seinen Auserwählten kärglich verfahren. DEV 371 1 Die ärztliche Brüderschaft hat diese Dinge nicht immer erkannt; einige haben sie auch nicht so beachtet, wie sie es hätten tun sollen. Möge der Herr das Wahrnehmungsvermögen derer heiligen, die unsre Anstalten leiten, damit sie wissen, wem die richtige Teilnahme und Sorgfalt zuteil werden soll. Der Zweig des Werkes, für den diese ermüdeten Diener des Herrn gewirkt haben, sollte ihre Arbeit dadurch anerkennen, daß sie ihnen in der Zeit der Not beisteht, wodurch auch der Heilanstalt die Bürde der Unkosten größtenteils abgenommen wird. Einige Diener Christi sind so gestellt, daß sie etwas von ihrem Gehalt zurücklegen können. Das sollten sie auch tun, damit sie etwas zur Zeit der Not haben; auch diese sollten als ein Segen für die Heilanstalten willkommen sein. DEV 371 2 Aber an die meisten unsrer Arbeiter treten viele und große Verpflichtungen heran; überall, wo Mittel nötig sind, werden sie ersucht, etwas zu tun, damit der Einfluß ihres Beispiels andere zur Freigebigkeit ansporne und die Sache Gottes gefördert werde. Sie haben ein solch großes Verlangen, in neuen Feldern das Banner aufzurichten, daß sie sogar Gelder borgen, um den verschiedenen Unternehmungen zu helfen. Sie haben nie kärglich gegeben, sondern es als ein Vorrecht erachtet, für die Ausbreitung der Wahrheit etwas zu opfern. Indem sie auf diese Weise den Aufforderungen nachkommen, behalten sie selbst nicht viel übrig. DEV 371 3 Der Herr hat einen genauen Bericht über die Freigebigkeit für seine Sache geführt. Er weiß, was für ein gutes Werk sie getan haben, ein Werk, wie die jüngeren Arbeiter es sich nicht vorstellen können. Er hat alle Entbehrungen und Selbstverleugnungen gesehen, die sie ertragen haben, kennt jeden Umstand solcher Fälle. Alles steht in den Büchern des Himmels verzeichnet. Diese Diener des Herrn sind der Welt, den Engeln und Menschen ein Schauspiel geworden; an ihnen kann man die Aufrichtigkeit unsrer religiösen Überzeugung und der Grundsätze prüfen. Der Herr will unserm Volk das Verständnis wecken, daß die Pioniere in diesem Werk alles verdienen, was unsre Anstalten bieten können. Die, welche in seinem Dienst ergraut sind, sollen unsre Liebe, Ehre und größte Achtung genießen. Eine Unterstützungsanlage für die Diener Christi DEV 372 1 Es sollte eine Unterstützungsanlage für solche Diener Christi geschaffen werden, die nicht mehr wirken können. Wir können Gott nicht frei gegenübertreten, wenn wir in dieser Richtung nicht unser Möglichstes tun, und zwar ohne weiteres Zögern. Einige unter uns wollen die Notwendigkeit dieser Sache nicht einsehen; ihr Widerstreben darf uns aber nicht beeinflussen. Wer sich in seinem Herzen vornimmt, recht zu handeln, sollte auch stetig vorangehen, um ein gutes Werk, welches Gott von uns verlangt, fördern zu helfen. Testimonies for the Church VII, 290-294. ------------------------Kapitel 90: Versammlungshäuser DEV 372 2 Ist an irgend einem Ort ein Verlangen nach der Wahrheit erweckt, so sollte dem Interesse nachgegangen werden. Der Ort sollte gründlich bearbeitet werden, bis ein, wenn auch noch so einfaches Gebäude als ein Zeichen, ein Gedächtnis für des Herrn Sabbat, ein Licht inmitten der moralischen Finsternis dasteht. Solche Denkmäler müssen an vielen Orten als Zeugen der Wahrheit stehen. Gott hat es in Gnaden so vorgesehen, daß die Evangeliumsboten in alle Länder, zu allen Sprachen und Zungen gehen sollen, bis das Banner der Wahrheit in allen Teilen der bewohnten Welt aufgepflanzt worden ist. DEV 373 1 Wo eine Gruppe von Gläubigen sich gebildet hat, sollte auch ein Gotteshaus errichtet werden; die Diener Christi sollten den Ort nicht verlassen, bis dies geschehen ist. An vielen Plätzen, wo die Botschaft verkündigt worden ist, leben die, welche sie angenommen haben, in beschränkten Verhältnissen und können nur wenig dazu beitragen, solche förderliche Umstände zu schaffen, die dem Werk Ansehen verleihen. Dadurch wird die Ausdehnung des Werkes oft gehindert. Zeigen Seelen ein Verlangen nach der Wahrheit, dann sagen ihnen die Prediger andrer Gemeinschaften, und ihre Gemeindeglieder wiederholen dieselben Worte: "Diese Leute haben keine Kapelle, ihr habt kein Gotteshaus; ihr seid nur eine kleine Anzahl, arm und ungelehrt; nach einer Weile wird der Prediger fortgehen, die Teilnahme wird schwinden, und ihr gebt die neuen Anschauungen, die ihr angenommen habt, wieder auf." Können wir uns nicht vorstellen, daß solche Worte denen eine große Versuchung wurden, welche die Gründe unsres Glaubens einsehen und vom Geiste Gottes betreffs der gegenwärtigen Wahrheit überzeugt sind? DEV 373 2 Es ist schon oft wiederholt worden, daß sich aus einem kleinen Anfang ein großes Werk entwickeln kann. Wenn sich unter uns im Aufbau des Reiches unsres Erlösers Weisheit, geheiligtes Urteil und geschickte Leitung bekunden, dann werden wir auch unser Möglichstes tun, die Leute von der Festigkeit unsres Werkes zu versichern. Einfache Gotteshäuser müssen errichtet werden, wo die, welche die Wahrheiten annehmen, einen Ort der Anbetung finden, wo sie Gott ihrem Gewissen gemäß anbeten können. DEV 374 1 Wenn irgend möglich sollten diese Gotteshäuser bei der Einweihung frei von Schulden dastehen. Wird eine Kapelle gebaut, so sollten die Glieder sich aufmachen und bauen helfen. Unter der Leitung eines Predigers, der von dem Rat seiner Mitbrüder unterstützt wird, sollten die Neubekehrten Hand mit ans Werk legen und sagen: Wir bedürfen eines Versammlungshauses, wir müssen eins haben. Gott erwartet von seinem Volk, daß es vereinte, freudige Anstrengungen für die Sache Gottes mache. Geschieht dies, dann wird sich bald die Stimme des Dankes erheben: Seht, was der Herr getan hat! DEV 374 2 Es gibt jedoch auch Fälle, wo eine junge Gemeinde die Last nicht auf sich nehmen kann, allein ein Versammlungshaus zu bauen. Dann sollten die Geschwister anderer Gemeinden mithelfen. Ja, es ist in einigen Fällen besser, Geld dazu zu borgen, als überhaupt nicht zu bauen. Hat jemand Mittel und kann, nachdem er seinen Teil dazu beigetragen hat, Geld ohne Zinsen oder zu einem niedrigen Zinsfuß vorzustrecken, so ist es recht, das Geld anzunehmen, bis die Schuld bezahlt werden kann. Wenn aber irgend möglich, sollten, es sei wiederholt, Versammlungshäuser bei der Einweihung frei von Schulden sein. DEV 374 3 Wir sollten unsre Gebäude nicht zur Schau ausschmücken; dadurch wird das Werk nicht gefördert. Unsre Sparsamkeit muß unsre Grundsätze bezeugen. Wir sollten aber dabei so planen, als ob das Werk von Dauer sei; alles sollte auf fester Grundlage aufgebaut werden. DEV 374 4 Mir ist die nachlässige Art und Weise gezeigt worden, wie einige Gemeinden Schulden gemacht und in Schulden verblieben sind. In einigen Fällen ruht beständig eine Schuld auf Gottes Haus, Zinsen müssen anhaltend bezahlt werden. Solche Dinge sollten nicht sein und brauchen nicht zu sein. Wird Weisheit, Takt und Eifer für den Herrn bekundet, wie Gott es verlangt, dann wird hierin eine Änderung eintreten. Die Schulden werden getilgt werden. Gott fordert Gaben von denen, die geben können, und selbst die ärmeren Geschwister können etwas tun. Selbstverleugnung wird alle befähigen, etwas beizutragen. Sowohl alt wie jung, Eltern und Kinder sollen ihren Glauben durch ihre Werke bekunden. Die Notwendigkeit für einen jeden, sein Teil zu tun, muß den Gemeindegliedern eingeschärft werden. Jeder muß sein Bestes tun. Gott wird für den, der willens ist zu wirken, den Weg öffnen. Er will nicht, daß seine Sache durch Schulden gehemmt werde. DEV 375 1 Gott verlangt Selbstaufopferung. Dadurch wird nicht allein finanzieller, sondern auch geistlicher Wohlstand bedingt. Selbstverleugnung und Selbstaufopferung werden Wunder wirken, das geistliche Leben der Gemeinde zu fördern. DEV 375 2 Ein jeder Christ sollte sich selbst die prüfende Frage stellen: Habe ich in meinem innersten Herzen die wahre Liebe zu Christo? Liebe ich sein Haus? Werde ich den Herrn nicht dadurch ehren, daß ich seinem heiligen Haus meine erste Aufmerksamkeit schenke? Ist meine Liebe zu meinem Gott und zu meinem Erlöser stark genug, um mich selbst zu verleugnen? Sollte ich nicht zu mir selbst sagen, wenn Vergnügungen und eigennützige Dinge mich locken: Nein, ich will nichts für meine eigene Befriedigung ausgeben, während Gottes Haus mit Schulden überlastet ist. DEV 375 3 Unser Erlöser verlangt viel mehr, als wir ihm geben. Das eigene Ich will immer obenan stehen, aber der Herr beansprucht das ganze Herz, die völlige Liebe. Er will nicht der zweite sein. Und sollte Christus nicht unsre erste und höchste Beachtung haben? Darf er nicht dies Zeichen unsrer Hochachtung und Untertanentreue fordern? Solche Erwägungen sollten unsrer eigenen Herzenserfahrung, dem Familienleben und dem Gemeindeleben zugrunde liegen. Wenn das Herz, die Seele, die Kraft, das Leben dem Herrn voll und ganz übergeben werden, wenn alle Zuneigung sich auf ihn richtet, werden wir ihn in all unserm Tun zum Ersten und Höchsten machen. Stehen wir mit Gott im Einklang, dann kommt der Gedanke an seine Ehre und Herrlichkeit vor allem andern. Keine Person wird ihm in unsern Gaben und Opfern vorgezogen. Wir haben einen Begriff davon, was es heißt, Teilhaber mit Jesu an seiner heiligen Reichssache zu sein. DEV 376 1 Das Haus, in dem Gott sich seinem Volke naht, wird jedem seiner getreuen Kinder lieb und heilig sein; es wird nicht mit Schulden überlastet bleiben. Dies würde beinahe wie eine Verleugnung eures Glaubens aussehen. Ihr solltet bereit sein, ein großes persönliches Opfer zu bringen, wenn ihr nur das Haus von Schulden befreien könnt, worin Gott sich seinem Volke naht und es segnet. DEV 376 2 Die Schulden eines jeden Gotteshauses könnten bezahlt werden, wenn die Gemeindeglieder weise planen und ernste eifrige Bemühungen machen würden, die Schulden abzubezahlen. In jedem Fall, wo eine Schuld abgetragen ist, sollte, als eine neue Weihung des Gotteshauses, eine Dankesfeier stattfinden. Testimonies for the Church VI, 100-104. DEV 376 3 Die Bedürfnisse eines Versammlungshauses, wo eine neue Gruppe von Gläubigen gebildet ist, ist mir wie in einem Rundblick gezeigt worden. Ich sah Diener Christi, die einfache Versammlungshäuser errichteten. Die neu hinzugekommenen Gläubigen halfen mit willigen Händen und die, welche Geld hatten, gaben ihre Mittel. Unter der Kapelle aber über dem Erdboden wurde ein Schulzimmer für die Kinder eingerichtet und ein Lehrer dahin geschickt. Die Zahl der Schüler war nicht groß, aber es war ein guter Anfang. Ich hörte die Kinder und Eltern singen: "Wo der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen. Wo der Herr nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst." "Halleluja! Lobe den Herrn, meine Seele! Ich will den Herrn loben, solange ich lebe, und meinem Gott lobsingen, solange ich hier bin." Psalm 127,1; Psalm 146,1.2. DEV 377 1 Die Gründung von Gemeinden, der Bau von Versammlungs- und Schulhäusern wurde von Stadt zu Stadt ausgedehnt, und der Zehnte zur Förderung des Werkes wuchs. Nicht nur an einem Ort, sondern an vielen Stellen wurde das Werk fest gegründet, und er Herr wirkte, um seine Arbeitskräfte zu mehren. DEV 377 2 Durch diese Arbeit werden alle Klassen erreicht. Wenn der Heilige Geist unter uns wirkt, werden Seelen, die jetzt noch für das Erscheinen Christi unvorbereitet sind, überzeugt werden. Viele kommen dann zu unsern Versammlungen, die jahrelang keine Kirche besucht haben, und werden bei uns bekehrt. Die Einfachheit der Wahrheit rührt ihre Herzen. Die Tabaksklaven geben ihre Götzen auf und der Trunkenbold seinen Schnaps. Das könnten sie nicht, wenn sie nicht im Glauben die Verheißungen Gottes von der Vergebung ihrer Sünden ergriffen hätten. DEV 377 3 Die Wahrheit des Wortes kommt vor hoch und niedrig, reich und arm, und wer die Botschaft annimmt, wird ein Mitarbeiter mit uns und mit Gott, und auf diese Weise wird eine große Schar gesammelt, die einmütig arbeitet. Dies ist unser Werk. Es darf auf unsern großen Versammlungen nicht vernachlässigt werden; es ist ein Teil jeder Stadtmission. Anstatt unsre ganze Arbeitskraft für den niedrigsten Auswurf einzusetzen, sollten wir versuchen, an jedem Ort eine Gruppe von Gläubigen zu bekommen, die sich mit uns vereinen, um das Banner der Wahrheit hochzuheben und für Reiche und Arme zu wirken. Wenn dann Gemeinden gegründet sind, werden sich auch die Helfer mehren, um für die Armen und Verworfenen zu wirken. General Conferenz Bulletin, März 1899. DEV 378 1 Viele, die nicht unsres Glaubens sind, verlangen nach Hilfe, wie sie des Christen Pflicht ist. Würden Gottes Kinder wahre Teilnahme für ihre Nachbarn bekunden, dann würden viele Seelen durch die besonderen Wahrheiten für diese Zeit gewonnen werden. Nichts wird oder kann je dem Werk solchen Kerngehalt verleihen, als Menschen eine Hilfe zu sein, wo sie gerade sind. Testimonies for the Church VI, 280. ------------------------Kapitel 91: Prüfung der Diener Christi DEV 378 2 Es sollten keine Männer ermutigt werden, als Prediger ins Feld zu gehen, ohne einen nicht mißzuverstehenden Beweis, daß Gott sie berufen hat. Der Herr will die Last für seine Herde nicht auf untüchtige Personen legen. Die Gott beruft, müssen an Erfahrung reiche Männer sein, die erprobt sind und sich bewährt haben, Männer mit gesundem Urteilsvermögen, die es wagen, im sanftmütigen Geist die Sünde zu rügen und es verstehen, die Herde zu weiden. Gott kennt das Herz, und er weiß, wen er erwählen kann. Testimonies for the Church I, 209. DEV 378 3 Die Prediger sind zu wenig geprüft worden, und aus diesem Grunde sind die Gemeinden von unbekehrten, unfähigen Männern geleitet worden, welche die Glieder einschläfern, anstatt sie zu größerem Eifer und Ernst in Gottes Reichssache anzuspornen. Es gibt Prediger, die zu den Gebetsversammlungen kommen und dieselben alten leblosen Gebete einmal übers andre sprechen und Woche für Woche und Monat für Monat dieselben trockenen Reden halten. Sie haben ihren Zuhörern nichts Neues, nichts Belebendes zu bringen, ein deutlicher Beweis, daß sie keine Teilhaber der göttlichen Natur sind. Christus wohnt nicht durch den Glauben in ihrem Herzen. DEV 378 4 Wer vorgibt, das heilige Gesetz Gottes zu halten und zu lehren, dessenungeachtet jedoch beständig das Gesetz übertritt, ist sowohl den Sündern als auch den Gläubigen ein Stein des Anstoßes. Die leichtfertige, gleichgültige Art und Weise, in welcher viele das Gesetz Jehovas und die Gabe seines Sohnes behandeln, ist geradezu eine Beleidigung Gottes. Nur dann können wir diesem weitreichendem Übel abhelfen, wenn wir jeden, der Lehrer des Wortes werden will, gründlich prüfen. Die Männer, auf denen diese Verantwortung ruht, müssen sich über sein Vorleben, seitdem er die Wahrheit erkannt hat, genau unterrichten. Seine christliche Erfahrung, seine Kenntnisse der Heiligen Schrift, sein Verhalten zur gegenwärtigen Wahrheit, alles muß klargelegt werden. Keiner sollte als Diener in Gottes Reichssache angenommen werden, bis er bekundet, daß er eine wirkliche, lebendige Erfahrung in göttlichen Dingen hat. DEV 379 1 Alle, die das heilige Werk, der Welt die Bibelwahrheiten zu lehren, übernehmen wollen, müssen von erfahrenen, treuen Dienern Christi sorgfältig geprüft werden. Nachdem sie sich Erfahrung gesammelt haben, muß für sie noch etwas mehr geschehen; sie sollten unter ernstem Gebet dem Herrn dargestellt werden, damit er durch seinen Heiligen Geist kundtun möchte, ob sie ihm wohlgefällig sind. Der Apostel sagt: "Die Hände lege niemand zu bald auf." 1.Timotheus 5,22. In den Tagen der Apostel wagten Gottes Diener nicht, bei der Wahl der Männer, die das feierliche und heilige Amt, ein Mundstück Gottes zu sein, auf sich nehmen wollten, sich auf ihr eignes Urteil zu verlassen. Sie wählten nach ihrem besten Urteilsvermögen Männer und stellten diese vor den Herrn, um zu erfahren, ob es nach seinem Wohlgefallen wäre, wenn sie als seine Stellvertreter hinausgingen. Das sollte auch jetzt noch getan werden. DEV 379 2 Oft treffen wir Männer an, die eilends in das Gemeindeältestenamt eingesetzt wurden, ohne dazu befähigt zu sein. Sie können sich selbst nicht richtig beherrschen, üben keinen guten Einfluß aus, und die Gemeinde hat infolge des fehlerhaften Charakters der Leiter beständig Schwierigkeiten. Den Betreffenden sind zu bald die Hände aufgelegt worden. DEV 380 1 Gottes Diener sollten Männer von gutem Ruf sein, fähig, ein von ihnen erwecktes Verlangen nach Wahrheit besonnen zu stillen. Wir bedürfen tüchtige Männer, welche der Sache, die sie vertreten, Ehre anstatt Schande machen. Die Prediger müssen besonders daraufhin geprüft werden, ob sie ein richtiges Verständnis der gegenwärtigen Wahrheit haben, so daß sie zusammenhängende Vorträge über die Weissagungen und über praktische biblische Gegenstände halten können. Können sie biblische Vorträge nicht in klarer Weise halten, dann müssen sie erst Hörer und Schüler bleiben. Um Lehrer der Bibelwahrheiten zu sein, sollten sie ernstlich und unter Gebet in der Schrift suchen und mit ihr vertraut sein. Alles dies muß sorgfältig und unter Gebet geprüft werden, ehe diese Männer ins Arbeitsfeld gesandt werden. Testimonies for the Church IV, 406.407. DEV 380 2 Paulus sah in Timotheus einen Mann, der die Heiligkeit des Predigtamtes zu schätzen vermochte, der sich von dem Gedanken an Leiden und Verfolgungen nicht abschrecken ließ und willig war, sich belehren zu lassen. Dennoch wagte der Apostel es nicht, die Verantwortung auf sich zunehmen, Timotheus, einem unerprobten Jüngling, eine Ausbildung im evangelischen Lehramt zu geben, ohne sich erst über seinen Charakter und sein vergangenes Leben volle Gewißheit zu verschaffen. DEV 380 3 Des Timotheus Vater war ein Grieche und seine Mutter eine Jüdin. Von Kind auf war er mit der Heiligen Schrift bekannt. Die Frömmigkeit, die er in seinem Elternhaus zu sehen bekam, war eine echte und vernünftige. Der Glaube seiner Mutter und seiner Großmutter an das Wort erinnerte ihn stets daran, daß es ein Segen ist, Gottes Willen zu tun. Das Wort Gottes war die Richtschnur, wonach diese beiden frommen Frauen Timotheus erzogen. Die geistliche Macht des Unterrichts, den er von ihnen empfangen hatte, hielt ihn rein in seinen Worten und unbefleckt von schlechten Einflüssen, die ihn umgaben. Auf diese Weise hatten seine elterlichen Unterweiser mit Gott zusammengewirkt, um ihn auf das Tragen von Verantwortungen vorzubereiten. DEV 381 1 Paulus sah, daß Timotheus treu, beharrlich und aufrichtig war, und er erkor ihn zum Arbeits- und Reisegefährten. Die Lehrmeister seiner Jugend wurden nun belohnt, indem sie sehen durften, wie Timotheus, der Sohn ihrer Fürsorge, in enger Nachfolge mit dem großen Apostel verbunden wurde. DEV 381 2 Paulus hatte Timotheus, seinen "rechtschaffenen Sohn im Glauben" (1.Timotheus 1,2), lieb. Der große Apostel ließ oft den jüngeren sich aussprechen, indem er ihn über biblische Geschichten befragte, und während sie von Ort zu Ort reisten, belehrte er ihn sorgfältig, wie er erfolgreich arbeiten könne. Paulus und Silas suchten beide während ihres ganzen Zusammenseins mit Timotheus den Eindruck, den dieser von der heiligen, ernsten Natur des Werkes eines evangelischen Predigers schon empfangen hatte, noch zu vertiefen. DEV 381 3 In seiner Arbeit holte sich Timotheus von Paulus stets Rat und Unterweisung. Er handelte nicht nach plötzlichen Eingebungen, sondern übte Erwägung und ruhige Überlegung, bei jedem Schritt fragend: Ist dies der Weg des Herrn? Die Geschichte der Apostel 197-199. [Siehe auch Das Wirken der Apostel 202-204.] ------------------------Kapitel 92: Die Einsegnung DEV 381 4 "Es waren aber zu Antiochien in der Gemeinde Propheten und Lehrer, nämlich Barnabas und Simon, genannt Niger, und Lucius von Kyrene und Manahen ... und Saulus. Da sie aber dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist: Sondert mir aus Barnabas und Saulus zu dem Werk, dazu ich sie berufen habe." Apostelgeschichte 13,1.2. Ehe diese Apostel als Missionare in die Heidenwelt gesandt wurden, wurden sie unter Fasten und Gebet und Händeauflegen feierlich zum Dienste Gottes geweiht. So erhielten sie von der Gemeinde Vollmacht, nicht nur die Wahrheit zu lehren, sondern auch die Taufhandlung zu vollziehen und, mit voller geistlicher Autorität ausgerüstet, Gemeinden zu ordnen. DEV 382 1 Die christliche Gemeinde trat damals in einen wichtigen Zeitabschnitt ein. Das Werk, die Evangeliumsbotschaft unter den Heiden zu verkündigen, mußte nun mit Macht in Angriff genommen werden, und als Folge davon sollte die Gemeinde durch eine große Seelenernte eine Stärkung erfahren. Die Apostel, die zur Führerschaft in diesem Werk auserkoren waren, würden dem Verdacht, dem Vorurteil und der Eifersucht ausgesetzt sein. Ihre Lehren über das Abbrechen des "Zauns, der dazwischen war" (Epheser 2,14), der so lange die jüdische von der heidnischen Welt getrennt gehalten hatte, würde sie natürlich in den Ruf der Ketzerei bringen, und ihre Autorität als Verkünder des Evangeliums würde von vielen eifrigen und gläubigen Juden in Frage gestellt werden. Gott sah die Schwierigkeiten voraus, auf die seine Diener stoßen würden, und damit ihr Werk über allem Zweifel erhaben stände, wies er die Gemeinde durch Offenbarung an, sie zum Predigtamt öffentlich auszusondern. Ihre Einsegnung war eine öffentliche Anerkennung ihrer göttlichen Berufung, den Heiden die frohe Botschaft vom Heil zu bringen. DEV 382 2 Sowohl Paulus als auch Barnabas hatten ihren Auftrag von Gott selbst schon erhalten, und die Feierlichkeit des Händeauflegens brachte keine neue Gnade oder wirkliche Befähigung hinzu. Es war eine anerkennende Förmlichkeit der Ernennung zu einem verliehenen Amt und eine Bestätigung der Vollmacht zu diesem Amt. Es wurde dem Werk Gottes das Siegel der Gemeinde aufgedrückt. DEV 383 1 Den Juden war diese Äußerlichkeit bedeutungsvoll. Wenn ein jüdischer Vater seine Kinder segnete, legte er seine Hände ehrfurchtsvoll auf ihre Häupter. Wenn ein Tier zum Opfer bestimmt war, legte der Priester seine Hand auf das Opfertier. Als die Diener der Gemeinde von Gläubigen zu Antiochien Paulus und Barnabas die Hände auflegten, flehten sie durch diese Handlung den Segen Gottes auf die erkorenen Apostel herab zu dem besonderen Werk, wozu sie berufen worden waren. DEV 383 2 Später wurde mit dieser Einsegnungsformel durch Händeauflegen großer Mißbrauch getrieben; ungerechtfertigte Wichtigkeit wurde der Handlung beigelegt, als wenn mit einem Male auf solche, die in dieser Weise eingesegnet wurden, eine Kraft herniederkäme, die sie sofort zu irgendeinem geistlichen Dienst befähigte. Doch ist betreffs der Aussonderung dieser beiden Apostel nicht berichtet, daß ihnen durch den bloßen Akt des Händeauflegens eine besondere Kraft verliehen worden sei. Wir haben nur den einfachen Bericht von ihrer Einsegnung und der Bedeutung, welche diese für ihr künftiges Werk hatte. DEV 383 3 Die Umstände, welche mit der durch den Heiligen Geist zu einem bestimmten Zweig des Dienstes geschehenen Absonderung des Paulus und Barnabas verbunden waren, zeigen klar, daß der Herr durch erkorene Hilfskräfte in seiner organisierten Gemeinde wirkt. Als Paulus vorher die göttliche Absicht betreffs seiner Person zuerst durch den Heiland selbst offenbart worden war, wurde er gleich danach mit Gliedern der neuorganisierten Gemeinde zu Damaskus in Verbindung gebracht. Außerdem wurde die Gemeinde an diesem Ort nicht lange über die persönlichen Erfahrungen des bekehrten Pharisäers im Dunkeln gelassen. Und jetzt, da der zu jener Zeit gegebene göttliche Auftrag völliger zur Ausführung gebracht werden mußte, beauftragte der Heilige Geist, indem er wiederum bezeugte, daß Paulus ein auserwähltes Rüstzeug zur Verkündigung des Evangeliums unter den Heiden sei, die Gemeinde, ihn und seinen Mitarbeiter einzusegnen. Als die Leiter der Gemeinde zu Antiochien "dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist: Sondert mir ab Barnabas und Saulus zu dem Werk, dazu ich sie berufen habe". DEV 384 1 Gott hat seine Gemeinde auf Erden zu Lichtträgern gemacht, und durch sie tut er seine Absichten und seinen Willen kund. Er gibt keinem seiner Diener eine Erfahrung, die von der Erfahrung der Gemeinde selbst unabhängig wäre oder im Gegensatz zu ihr steht, noch gibt er einem einzelnen Menschen eine Kenntnis seines Willens betreffs der ganzen Gemeinde, während die ganze Gemeinde -- Christi Leib -- in Dunkelheit gelassen wird. In seiner Vorsehung bringt er seine Diener in enge Verbindung mit seiner Gemeinde, damit sie weniger Selbstvertrauen und größeres Vertrauen in andre haben, die er zur Förderung seines Werkes anleitet. DEV 384 2 Es gab in der Gemeinde von jeher solche, die beständig nach persönlicher Selbständigkeit trachteten. Es schien ihnen unmöglich zu sein, zu erkennen, daß Unabhängigkeit des Geistes leicht dazu neigt, das menschliche Werkzeug mit Selbstvertrauen zu erfüllen und mehr auf das eigene Urteil zu bauen, als den Rat und das Urteil seiner Brüder hochzuachten, besonders das Urteil solcher, die Gott zur Leitung seiner Gemeinde berufen hat. Gott hat seine Gemeinde mit besonderer Autorität und Macht ausgerüstet, die zu mißachten und zu verachten niemand gerechtfertigt werden kann; denn wer das tut, der verachtet die Stimme Gottes. DEV 384 3 Alle, welche geneigt sind, ihr eigenes Urteil als ausschlaggebend zu betrachten, sind in ernster Gefahr. Es ist Satans wohlüberlegtes Streben, solche von den andern zu trennen, welche Lichtträger sind, durch welche Gott den Aufbau und die Ausbreitung seines Werkes auf Erden bewirkt hat. Solche zu vernachlässigen oder zu verachten, die Gott berufen hat, die Verantwortlichkeit der Leitung in Verbindung mit der Förderung der Wahrheit zu tragen, heißt, die Mittel verwerfen, die Gott zur Hilfe, zur Ermutigung und Stärkung seiner Gemeinde verordnet hat. Jeder Diener in des Herrn Werk, der diese Mittel beiseite setzt, und der denkt, daß seine Erleuchtung unmittelbar von Gott und durch niemand anders kommen muß, bringt sich dadurch in eine Lage, in der er der Gefahr ausgesetzt ist, vom Feind getäuscht und gestürzt zu werden. Der Herr hat in seiner Weisheit Vorkehrung getroffen, daß durch die nahe Verbindung, die von allen Gläubigen aufrecht erhalten werden sollte, Christ mit Christ und Gemeinde mit Gemeinde verbunden sein sollte. Auf diese Weise wird das menschliche Werkzeug imstande sein, mit Gott zusammenzuwirken. Jede Arbeitskraft wird dem Heiligen Geist unterworfen, und alle Gläubigen werden in organisiertem und wohlgeleitetem Bemühen vereint sein, der Welt die frohe Botschaft von der Gnade Gottes zu verkündigen. DEV 385 1 Paulus betrachtete den Anlaß seiner formellen Einsegnung als Anfangspunkt eines neuen und wichtigen Abschnittes in seinem Lebenswerk. Von dieser Zeit an rechnete er späterhin den Anfang seines Apostelamtes in der christlichen Gemeinde. Die Geschichte der Apostel 155-159. [Siehe auch Das Wirken der Apostel 160-163.] DEV 385 2 Die Berufung der Zwölf war der erste Schritt zur Gründung der Gemeinde, die nach Christi Weggang sein Werk auf Erden weiterführen sollte. Von dieser Berufung wird berichtet: "Er ging auf einen Berg und rief zu sich, welche er wollte, und die gingen hin zu ihm. Und er ordnete zwölf, daß sie bei ihm sein sollten, und daß er sie aussendete zu predigen." Markus 3,13.14. DEV 386 1 Voller Freude betrachteten Gott und die Engel dieses Bild. Der Vater wußte, daß von diesen Männern das Licht des Himmels ausstrahlen würde und daß ihr Christuszeugnis von Generation zu Generation bis zum Ende der Zeiten Widerhall finden würde. DEV 386 2 Als Zeugen Christi sollten die Jünger hinausgehen, um der Welt zu verkündigen, was sie bei ihrem Herrn gesehen und gehört hatten. Ihr Dienst war der wichtigste, zu dem Menschen jemals berufen wurden, allein überragt vom Werke Christi. Gemeinsam mit Gott sollten die Jünger zur Errettung von Menschen wirken. Wie die zwölf Patriarchen das alttestamentliche Israel verkörperten, so stehen die zwölf Apostel für die neutestamentliche Gemeinde. Das Wirken der Apostel 18. ------------------------Kapitel 93: Geschäftsversammlungen DEV 386 3 In allen unsern Geschäftsversammlungen, Erfahrungsstunden und andern religiösen Zusammenkünften muß Jesus uns zur Seite stehen und unser Führer und Ratgeber sein. Wo die Gegenwart Jesu erkannt wird, ist man auch nicht zur Leichtfertigkeit geneigt. Das eigene Ich wird sich nicht hervortun; man wird die Wichtigkeit des Werkes, das getan werden muß, erfassen. Es wird sich ein Verlangen bekunden, daß die zu legenden Pläne von dem geleitet werden, der mächtig in Rat ist. DEV 386 4 Könnten unsre Augen nur geöffnet werden, so würden wir in unsern Versammlungen Engel Gottes sehen, und wenn wir dies erkennen könnten, würden wir nicht danach verlangen, unsre Meinungen in unwichtigen Punkten durchzuführen, wodurch so oft der Fortgang der Versammlung und des Werkes gehindert wird. Wären die Gebete inniger, würden die wichtigen Angelegenheiten feierlicher behandelt, dann würde der Ton unsrer Geschäftsversammlungen ein andrer, ein erhebender sein. Alle würden den Eindruck gewinnen, daß man zusammengekommen sei, um Pläne zur Förderung des Werkes zu legen und daß der Zweck alles Schaffens nur der sei, Seelen zu retten. Alles, was wir tun und was wir sagen, wird in die himmlischen Bücher eingetragen. Laßt uns nicht schuldig erfunden werden, Gottes Werk auf die gleiche Stufe mit weltlichen Verhandlungen gestellt zu haben. Unser Standpunkt muß ein hoher, unser Sinn nach oben gerichtet sein. DEV 387 1 Es gibt fast immer einige, die meinen, daß es ihre Pflicht sei, zurückzuhalten, wenn ihre Brüder voran wollen. Sie haben gegen alles, das vorgeschlagen wird, etwas einzuwenden und bekämpfen jeden Plan, der nicht von ihnen entworfen ist. Dadurch nehmen sie Gelegenheit, ein zügelloses Selbstvertrauen auszubilden. Sie haben nie in Christi Schule die köstlichen und überaus wichtigen Lehren der Sanftmut und Demut gelernt, und denen, die einen starken Eigenwillen haben, fällt nichts schwerer, als ihren eigenen Willen daranzugeben und sich dem Urteil anderer unterzuordnen. Für solche Leute ist es schwer, fügsam und sanftmütig zu sein und sich überzeugen zu lassen. DEV 387 2 In unsern Geschäftsversammlungen ist es besonders wichtig, keine köstliche Zeit mit der Behandlung geringer Angelegenheiten zu vergeuden. Die Gewohnheit des kleinlichen Kritisierens sollte nicht gepflegt werden; denn sie verwirrt den Sinn und macht die deutlichsten und einfachsten Dinge geheimnisvoll. Besteht unter Brüdern die Liebe, die andre höher achtet als sich selbst, dann werden die eigenen Wege und Wünsche gern für andre aufgegeben. Es ist unsre Pflicht, täglich und stündlich zu erwägen, wie wir dem Gebet Jesu, daß seine Jünger eins sein möchten, wie er und der Vater eins sind, entsprechen können. Halten wir uns dieses Gebet des Heilandes vor, so können wir köstliche Lehren daraus ziehen und uns so verhalten, daß wir seinem Wunsche nachkommen. DEV 387 3 Wir können in unsern Geschäftsangelegenheiten mit dem Werke Gottes und im Behandeln heiliger Dinge nicht vorsichtig genug sein, uns vor dem Geist der Unehrerbietigkeit zu hüten; nie sollte Gottes Wort verdreht werden, um eine Sache durchzusetzen, an der uns besonders gelegen ist. Ehre, Rechtschaffenheit und Wahrheit müssen ohne Rücksicht auf sich selbst aufrechterhalten werden. Alle unsre Gedanken, Worte und Handlungen müssen dem Willen Christi untertan sein. DEV 388 1 Leichtfertigkeit ziemt sich nicht in Versammlungen, wo Gottes feierliches Werk und Wort den Gegenstand bilden. Es ist gebetet worden, daß Christus die Versammlung leiten, seine Weisheit, seine Gnade und Gerechtigkeit walten lassen wolle -- darf dann ein Weg eingeschlagen werden, der Gottes Geist betrübt und seinem Wirken zuwider ist? DEV 388 2 Laßt uns stets daran gedenken, daß Christus in unsrer Mitte ist. Dann wird auch über die ganze Versammlung ein erhebender, beherrschender Einfluß vom Geiste Gottes ausgehen. Es wird sich die Weisheit bekunden, die "von oben her ... aufs erste keusch, danach friedsam ... voll Barmherzigkeit und guter Früchte" (Jakobus 3,17) ist. In allen Plänen und Entscheidungen wird die Liebe vorherrschen, die nicht das Ihre sucht, die sich nicht erbittern läßt, das Böse nicht zurechnet, die sich nicht der Ungerechtigkeit sondern der Wahrheit freut, die alles verträgt, alles glaubt, alles hofft und alles duldet. Siehe 1.Korinther 13,5-7. DEV 388 3 Möchte doch jeder, der einer Beratung oder Ausschußsitzung beiwohnt, sich selbst fragen: Ich wirke für Zeit und Ewigkeit; bin ich Gott verantwortlich für die Beweggründe, die mich zum Handeln treiben. Sein Losungswort sei das Gebet des Psalmisten: "Herr, behüte meinen Mund und bewahre meine Lippen. Neige mein Herz nicht auf etwas Böses." Psalm 141,3.4. Testimonies for the Church VII, 258.259. ------------------------Kapitel 94: Ein entsprechender Lohn für die Diener Christi DEV 388 4 Die im Dienste des Herrn Stehenden sollten für ihre Arbeit einen passenden Lohn empfangen. Sie geben ihre ganze Zeit, ihre Gedanken und ihre Bemühungen in den Dienst des Meisters, und es ist nicht nach Gottes Ordnung, daß ihr Lohn nicht ausreichen sollte, um ihre Familien zu versorgen. Der Prediger, der seiner Fähigkeit gemäß seinen Teil ausübt, sollte das empfangen, was ihm zukommt. DEV 389 1 Die Männer, welche zu entscheiden haben, was jeder Arbeiter erhalten soll, müssen ernstlich danach trachten, in ihren Entscheidungen Gottes Willen zu entsprechen. Einige, die im Rechnungsausschuß mitwirken, besaßen weder die nötige Einsicht noch ein richtiges Urteil. Zuweilen bestand der Ausschuß aus Männern, die kein rechtes Verständnis von der Lage der Boten Christi hatten und immer wieder durch ihre verkehrten Entscheidungen Druck und Mangel in Familien brachten. Durch ihr Verhalten wurde dem Feind Gelegenheit gegeben, des Herrn Diener zu versuchen und zu entmutigen, ja, sie in einigen Fällen aus dem Felde zu treiben. DEV 389 2 Peinliche Sorgfalt muß beim Entscheiden über den Lohn der Arbeiter ausgeübt werden. Zum Rechnungsausschuß sollten Männer gewählt werden, die ein klares Wahrnehmungsvermögen haben und mit der Arbeit, um die es sich handelt, vertraut sind. Sie müssen redliche Leute sein, "die Gott fürchten, wahrhaftig und dem Geiz feind sind". 2.Mose 18,21. DEV 389 3 Dem Prediger sollte etwas Überschuß für unvorhergesehene Fälle bleiben; denn viele Ansprüche um Hilfe werden an seine Geldmittel gestellt. Häufig trifft er Leute an, die so arm sind, daß sie Mangel an Kleidung, Nahrung und Unterkommen haben. Er muß den sehr Bedürftigen helfen, ihren Hunger zu stillen und sie kleiden; auch wird von ihm erwartet, in guten Unternehmungen voranzugehen, beim Aufbau von Versammlungshäusern zu helfen und Gottes Reichssache in andern Ländern zu fördern. DEV 389 4 Gottes erwählter Missionar hat keine bleibende Statt, sondern muß oft mit seiner Familie von einem Ort zum andern, von einem Land ins andre ziehen. Seine Arbeit bedingt dies; aber der häufige Umzug legt ihm große Unkosten auf. Auch müssen, um einen guten Einfluß auszuüben, er selbst, seine Frau und Kinder sich ordentlich und passend kleiden; ihre persönliche Erscheinung, ihre Wohnung, ihre Umgebung -- alle müssen für die Wahrheit reden, die sie vertreten. Sie müssen stets heiter und frisch erscheinen, damit sie denen, die ihrer Hilfe bedürfen, Sonnenschein mitteilen können. Sie sind oft genötigt, Geschwister zu bewirten und, wenn sie es auch gerne tun, so entstehen dadurch doch neue Ausgaben. DEV 390 1 Es ist große Ungerechtigkeit von einem Rechnungsausschuß, einen würdigen Prediger zu enttäuschen, der das volle Gehalt bedarf, das er zu erwarten hatte. Der Herr sagt: "Ich bin der Herr, der das Rechte liebt, und hasse räuberische Brandopfer." Jesaja 61,8. Er will, daß sein Volk im Verhalten gegen seine Mitgenossen stets einen freigebigen Geist bekundet. Der dem göttlichen Befehl an das alte Israel unterliegende Grundsatz: "Du sollst dem Ochsen nicht das Maul verbinden, der da drischt" (1.Korinther 9,9), sollte nie beiseite gesetzt werden von denen, die auf irgendeine Weise mit dem Lohn derjenigen zu tun haben, die Gottes Sache in der Welt fördern wollen und ihre Kräfte dazu hergeben, den Sinn der Menschen von dem Betrachten der irdischen Dinge hinweg und auf die himmlischen hinzulenken. Gott liebt seine Diener, und er will, daß die Menschen ihre Rechte beachten. DEV 390 2 Die Verordnung einer achtstündigen Arbeitszeit findet sich nicht in dem Arbeitsplan des Dieners Gottes. Er muß zu jeder Zeit zum Dienst bereit sein. Er muß seinen Mut und seine Tatkraft aufrechterhalten; denn wenn er matt und schläfrig einhergeht, kann er keinen belebenden Einfluß ausüben. Bekleidet er einen verantwortlichen Posten, so muß er bereit sein, Ausschußversammlungen und Beratungen beizuwohnen, muß Stunden in Kopf und Nerven anstrengender Arbeit verbringen, um für die Förderung der Reichssache zu planen. Solche Arbeit ist für Geist und Körper eine schwere Aufgabe. DEV 391 1 Der Prediger, der seinen Dienst richtig erkennt, steht zu jeder Zeit für Gott bereit. Hört er mit Jesaja die Stimme des Herrn: "Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein?" so antwortet er sofort: "Hier bin ich, sende mich!" Jesaja 6,8. Er kann nicht sagen: "Ich bin mein eigner Herr, ich kann mit meiner Zeit tun, was ich will." Keiner, der sein Leben dem Werke Gottes als sein Diener geweiht hat, lebt für sich selbst. Es ist seine Aufgabe, Jesu nachzufolgen, ein williges Werkzeug, ein Mitarbeiter mit dem Meister zu sein, Tag für Tag Gottes Geist zu empfangen, zu wirken, wie der Heiland wirkte und nie laß noch entmutigt zu werden. Er ist von Gott als ein getreues Werkzeug erwählt, um das Missionswerk in allen Landen zu fördern, und muß wohl darüber nachdenken, welchen Pfad er verfolgt. DEV 391 2 Wer nie die Last eines solchen Werkes getragen hat und meint, daß die vom Herrn erwählten und treuen Diener eine leichte Zeit haben, sollte bedenken, daß Gottes Schildwachen beständig Dienst haben. Ihre Arbeit wird nicht nach Stunden bemessen. Werden die Berichte geprüft und wird dabei ihr Gehalt unrechtmäßig von selbstsüchtigen Männern durch Wort oder Federstrich beschränkt, so geschieht ein großes Unrecht. DEV 391 3 Alle, die Verwaltungsposten in Verbindung mit Gottes Reichssache innehaben, können es sich leisten, gerecht und wahrhaftig zu sein und nach richtigen Grundsätzen zu handeln. Wird es zu einer Zeit finanziellen Druckes für geeignet gehalten, den Lohn einzuschränken, so sollte in einem Rundschreiben die wahre Sachlage dargelegt werden, und dann sollten die von der Vereinigung Angestellten gefragt werden, ob sie unter den Umständen mit weniger Lohn ausreichen könnten. Alle Übereinkommen, mit denen getroffen, die in Gottes Dienst stehen, sollten eine heilige Verhandlung zwischen Mensch und Mitmensch sein. Die Menschen haben nicht das Recht, die Diener Gottes wie geistlose Gegenstände, die weder Stimme noch Ausdrucksfähigkeit haben, zu behandeln. Die Predigerfrau DEV 392 1 Der Prediger wird für seine Arbeit belohnt, und das ist richtig. Gibt der Herr nun sowohl der Frau als auch ihm die Last des Werkes, und sie weiht ihre Zeit und ihre Kräfte dem Werk, indem sie Familien besucht und ihnen die Schrift eröffnet, obgleich die Hände der Einsegnung nicht auf sie gelegt sind, so tut sie ein Werk, das zum Predigtamt gehört. Sollte ihr Wirken denn als nichts betrachtet werden? DEV 392 2 Manchmal ist Frauen, die ebenso hingebend arbeiten wie ihre Männer und die von Gott als notwendig in seinem Dienst anerkannt werden, Ungerechtigkeit widerfahren. Das Verfahren, die männlichen Arbeiter zu bezahlen und ihre Frauen, die ihre Arbeit mit ihnen teilen, leer ausgehen zu lassen, ist ein Plan, der nicht nach dem Willen Gottes ist, und der, wenn er in unsern Vereinigungen durchgeführt wird, die Schwestern leicht entmutigt, sich für das Werk, in dem sie beschäftigt sein sollten, auszubilden. Gott ist ein Gott der Gerechtigkeit, und wenn die Prediger für ihren Dienst ein Gehalt beziehen, so sollten die Frauen, die sich ebenso uneigennützig dem Werk widmen, außer dem Lohn des Gatten bezahlt werden, selbst wenn sie das nicht beantragen. DEV 392 3 Die Siebenten-Tags-Adventisten sollten die Frauenarbeit in keiner Weise geringschätzen. Legt die Frau ihre Hausarbeit in die Hände einer treuen, verständigen Hilfe, weiß sie ihre Kinder, während sie im Werke beschäftigt ist, in guter Obhut, dann sollte die Vereinigung es als gerecht ansehen, ihr Gehalt zu zahlen. DEV 393 1 Der Herr hat ebensowohl für die Frauen ein Werk zu tun wie für die Männer. Sie können viel für Gott tun, wenn sie zuerst in Christi Schule die köstliche, überaus wichtige Tugend der Sanftmut lernen wollen. Sie sollen nicht nur den Namen Christi tragen, sondern auch seinen Geist besitzen. Sie müssen wandeln, wie er wandelte und ihre Seelen von allem Unreinen reinigen. Dann werden sie auch andern zum Nutzen sein können, indem sie die allgenügende Liebe Jesu darstellen. Testimonies for the Church VI, 117. ------------------------Kapitel 95: Weise Verteilung der Mittel DEV 393 2 Gemeindeglieder sollten freudig zum Unterhalt der Diener Christ beitragen. Sie müssen Selbstverleugnung und Sparsamkeit üben, damit sie in keiner guten Gabe zurückstehen. Wir sind Pilgrime und Fremdlinge, die ein besseres Land suchen, und jede Seele sollte ein Bündnis mit Gott durch Opfer machen. Die Zeit, da Selen errettet werden können, ist kurz, und alles, was nicht gebraucht wird, um die äußersten Notwendigkeiten zu bestreiten, sollte Gott als ein Dankopfer gebracht werden. DEV 393 3 Auch ist es die Pflicht derer, die mit Wort und Lehre dienen, ebenfalls sich selbst zu vergessen. Eine feierliche Verantwortung liegt auf denen, welche die reichen Gaben der Gemeinde empfangen und die Mittel der Schatzkammer Gottes verteilen. Sie müssen sorgfältig Gottes Vorsehung erforschen, damit sie unterscheiden können, wo die Mittel am notwendigsten sind. Sie müssen Mitarbeiter Christi sein, um sein Reich auf Erden im Einklang mit dem Gebet des Heilandes aufzurichten: "Dein Reich komme. Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel." Matthäus 6,10. Überall auf Erden muß Gottes Sache Beachtung finden. Neue Felder müssen in Angriff genommen werden. Unsre Brüder müssen bedenken, daß viele Mittel und schwere Arbeit erforderlich sind, um das Werk in neuen Feldern voranzubringen. DEV 394 1 Werden Pläne zur Ausbreitung der Reichssache in ferne Länder gelegt, so müssen die sich bietenden Schwierigkeiten beachtet und den Sendboten muß eine genügende Unterstützung gegeben werden. Männer am Sitz der Leitung müssen gründlich die Bedürfnisse der verschiedenen Felder prüfen, denn sie sind Gottes Haushalter, welche die Verbreitung der Wahrheit in allen Teilen der Erde fördern sollen. Sie haben keine Entschuldigung, wenn sie unwissend über die Bedürfnisse des Werkes bleiben. Sie müssen die Vorzüge und Schwierigkeiten eines jeden Feldes kennen und dann mit uneigennütziger Teilnahme für die Förderung der Sache als ein Ganzes wirken. DEV 394 2 Wenn diejenigen, welche die Mittel in des Herrn Schatzkammer für die Bedürfnisse seines Werkes verwalten, in uneigennütziger Weise versucht haben, ein richtiges Verständnis von der Lage der Dinge zu bekommen, sollten sie zu dem Gnadenthron gehen und um klare Erkenntnis und himmlische Weisheit bitten, damit sie die Bedürfnisse der weit entfernten Länder sowie auch der naheliegenden erkennen möchten. Sie werden den Herrn nie vergebens suchen. Wenn sie ihn bitten, ihnen zu helfen, das Werk in fremden Ländern zu fördern, werden sie Segen von oben empfangen. DEV 394 3 Uneigennützige Gleichheit sollte den Arbeitskräften daheim und auswärts erwiesen werden. Wir müssen es mehr und mehr erkennen, daß die zu des Herrn Schatzhaus gebrachten Zehnten und Gaben unsres Volkes zur Unterstützung des Werkes nicht allein im eignen Lande, sondern auch in fremden Ländern benutzt werden sollten. Die an Orten Lebenden, wo das Werk schon lange besteht, sollten ihre vermeintlichen Bedürfnisse einschränken, damit das Werk in neuen Feldern vorangehen könne. In schon lange bestehenden Anstalten erhebt sich oft das Verlangen, immer größere Vorteile zu erreichen, aber der Herr sagt, daß das nicht sein sollte. Das Geld in seiner Schatzkammer soll zur Förderung des Werkes an allen Orten der Welt verwandt werden. DEV 395 1 Die Plätze in des Herrn Weinberg, in denen wenig oder nichts getan worden ist, wenden sich an Orte, an denen schon Anstalten bestehen, da sie ja ihre Notlage verstehen. Möchten doch die Männer in solchen Feldern, die durch Gottes Vorsehung schon lange bearbeitet worden sind und wo die Sache festen Fuß gefaßt hat, ihren Ehrgeiz, sich weiter auszubreiten, beschränken. Möchten sie doch nicht daran denken, große Dinge zu tun und immer mehr ihre eigene Sache zu vervollkommen, während andre Teile des Weinbergs verlassen und öde liegen. Es ist eigennütziger Ehrgeiz, der sie veranlaßt, für ein Feld, welches schon viele Vorzüge besitzt, noch mehr zu verlangen, während andre Missionsfelder sich in Notdurft befinden. DEV 395 2 Begünstigt der Herr das Werk in einigen Ländern mehr als in andern, so geschieht es, damit sich dort der Geist wahrer Freigebigkeit bekunde, das Verlangen andern beizustehen, die der Hilfe sehr bedürfen, um einen Stützpunkt fürs Werk zu sichern und ihm Ansehen zu verleihen. Bei Gott gilt kein Ansehen der Person oder des Ortes. Sein Werk ist ein großes Ganzes. Seine Wahrheit soll jeder Nation, jeder Sprache und Zunge und jedem Volk verkündigt werden, und in neuen Feldern, wo Leute die Wahrheit annehmen, müssen Versammlungs- und Schulhäuser errichtet und andre Hilfsmittel geschaffen werden. Druckpressen müssen an vielen Orten der Erde in Gang gesetzt werden. DEV 395 3 Des Herrn Werk in neuen Gebieten muß gepflegt werden, so daß es ein erfolgreiches Unternehmen werden kann. Gottes Plan muß ausgeführt werden und nicht die Neigung derer, die in dem Teil, wo sie die Leitung haben, alle möglichen Vorteile begünstigen, während andre Teile im Weinberg des Herrn an allem Mangel leiden. DEV 396 1 In einigen Vereinigungen hat man es für empfehlenswert erachtet, die Mittel aufzusparen und einen großen Überschuß in der Schatzkammer zu halten. Dadurch ist Gott nicht geehrt worden. Es wäre besser gewesen, das auf diese Weise angehäufte Geld weislich zu benutzen, um fleißige, fähige Arbeiter in bedürftigen Feldern zu unterstützen. DEV 396 2 Unsre Brüder müssen in ihren Bemühungen, sparsam zu sein, vorsichtig handeln, damit sie den Gebrauch von Mitteln nicht einschränken, wo ein weises Verwenden notwendig ist. Beim Gründen von Schulen oder Heilanstalten sollte genügend Land angekauft werden, um die Pläne, die Gott für solche Anstalten niedergelegt hat, ausführen zu können. Vorkehrungen sollten getroffen werden, Obst und Gemüse zu ziehen, und wenn irgend möglich sollte so viel Land angekauft werden, daß in nächster Nähe der Anstalt keine Gebäude von nicht einwandfreiem Charakter errichtet werden können. DEV 396 3 Es ist schon vorgekommen, daß ein Werk eine gewisse Stufe der Entwicklung erreicht hatte, wenn die Männer, welche hingebend daran gewirkt hatten, um weitere Hilfe baten und ihnen diese versagt und ihnen die Vorteile nicht gewährt wurden, die ihre Arbeit wirkungsvoll gemacht haben würden. Dadurch sind sie entmutigt und Gottes Sache ist gehindert worden. Die sich gefürchtet haben, das Werk in den Großstädten zu unternehmen, weil damit ernstes Schaffen und große Ausgaben verbunden sind, müssen es lernen, die Größe der Gabe Gottes zu erfassen, die er machte, als er seinen Sohn dahingab, um die Welt zu erretten. Unsre Großstädte können bearbeitet werden, wenn Menschen ihr Vertrauen auf Gott setzen und ernstlich und uneigennützig wirken. ------------------------Kapitel 96: Sparsamkeit im Missionswerk DEV 396 4 Gottes Diener müssen mit Einsicht, Genügsamkeit und Demut arbeiten. Viele unternehmen zuviel und bringen deshalb nur wenig zustande. Unsre Bemühungen müssen mehr auf einen Punkt gerichtet sein. Jeder Schlag muß eine Wirkung haben. Der Verstand muß geweckt sein, um die besten Wege und Mittel zu erkennen, die Leute um uns herum zu erreichen. In dem Bestreben, in der Ferne ein Werk zu tun, entschlüpfen uns oft die naheliegenden Gelegenheiten. Auf diese Weise gehen Zeit und Mittel an beiden Orten verloren. DEV 397 1 Unsere Missionsarbeiter müssen sparen lernen. Der größte Wasserbehälter, obgleich von reichlichen, lebendigen Quellen gespeist, wird den Bedarf nicht decken, wenn er undichte Stellen hat, die den Vorrat abfließen lassen. Die Entscheidung, ob ein gewisses Feld größere Anstrengungen lohnen wird, muß nicht einem einzelnen Mann überlassen werden. Wenn die Arbeiter in einem Feld das Werk derartig betreiben, daß es große Unkosten verursacht, so versperren sie den Weg, und andre wichtige Felder, die vielleicht die Auflagen besser gelohnt hätten, können nicht in Angriff genommen werden. DEV 397 2 Unsere jüngeren Arbeiter müssen zufrieden sein, ihren Weg unter den Leuten langsam und sicher zu verfolgen unter der Anleitung solcher, die mehr Erfahrung gesammelt haben. Viele haben zu hohe Ideen. Eine demütigere Art und Weise des Wirkens würde gute Erfolge erzielen. Es ist ermutigend, die Jugend mit allem Eifer in die Arbeit im Missionsfeld eintreten zu sehen; aber sie dürfen sich nicht selbst überlassen bleiben und Gottes Sache mit Schulden belasten. Alle sollten danach streben, durch kluge Verwaltung und ernste Arbeit genug zu erlangen, um ihre eignen Auslagen zu decken. Sie sollten dahin wirken, das Werk selbstunterhaltend zu machen und die Leute lehren, mit ihren eignen Mitteln zu rechnen. DEV 397 3 Unsere Prediger sollten sich nicht frei fühlen, große Summen für Versammlungssäle zu bezahlen, wenn sie es nicht für notwendig halten, das Verlangen nach Wahrheit durch persönliche Arbeit weiterzupflegen. Die Erfolge sind zu ungewiß, um einen so raschen Verbrauch von Mitteln zu rechtfertigen. Wenn Kirchen und Säle den Mitarbeitern offen stehen und ein Verlangen zu hören vorhanden ist, sollten sie die Gelegenheit ergreifen und ihr Bestes tun; aber es ist für den einzelnen Mann nicht ratsam, zu handeln, als ob er ein großes Talent besäße und deshalb verschwenderisch mit den Mitteln umgehen könne. DEV 398 1 Wenn wir Missionare ins Arbeitsfeld schicken, sollten wir solche wählen, die zu sparen verstehen, die keine große Familien haben und die, eingedenk der Kürze der Zeit und des großen Werkes, das getan werden muß, sich soviel wie möglich von allem enthalten, das ihre Gedanken von dem einen Werk ablenken könnte. Die Frau kann, wenn sie gottergeben ist und Zeit hat, ihrem Mann zur Seite zu stehen, ebensoviel tun wie er. Wir brauchen Missionare, die dies im vollsten Sinne des Wortes sind, die alle selbstsüchtigen Gedanken beiseite setzen und dem Werke Gottes den ersten Platz lassen, und die, nur auf seine Ehre bedacht, jeden Augenblick bereit sind, hinauszugehen, wohin er sie sendet und in jeglicher Weise zu arbeiten, um die Erkenntnis der Wahrheit zu verbreiten. Wir brauchen im Missionsfeld Männer, deren Frauen Gott fürchten und lieben und ihnen in ihrer Arbeit eine Hilfe sein können. DEV 398 2 Unsere Arbeiter müssen lernen, Sparsamkeit zu üben, nicht nur in ihren Bemühungen, die Wahrheit zu verbreiten, sondern auch in ihren häuslichen Ausgaben. Ihre Familien sollten da wohnen, wo ihr Unterhalt so wenig wie möglich kostet. Gaben und Vermächtnisse fallen unserm Volk nicht in der Weise zu wie andern Gemeinschaften; und die sich nicht daran gewöhnt haben, sich nach ihren Mitteln zu richten, müssen dies sicherlich jetzt lernen oder eine andre Beschäftigung suchen. Selbstsüchtige Gewohnheiten oder ein Mangel an Feingefühl und Geschicklichkeit der Frau und Mutter mag beständige Anforderungen an das Schatzhaus stellen, und doch mag jene Mutter denken, daß sie ihr Bestes tut, weil sie niemals gelehrt wurde, ihre Bedürfnisse oder die ihrer Kinder einzuschränken und niemals Geschicklichkeit und Takt von ihr im Haushalt gefordert wurden. So mag eine Familie für ihren Unterhalt das Doppelte verbrauchen, was für eine andre Familie mit derselben Gliederzahl notwendig ist. DEV 399 1 Alle sollten Buchführen lernen. Einige vernachlässigen dies als unwesentlich; aber das ist unrecht. Alle Ausgaben sollten genau vermerkt werden; dies müssen noch viele unsrer Arbeiter lernen. DEV 399 2 Dem Herrn gefällt nicht der gegenwärtige Mangel an Ordnung und Genauigkeit unter denen, die in Verbindung mit seinem Werke Geschäfte besorgen. Selbst in den Geschäftsversammlungen der Vereinigung könnte durch etwas mehr Nachdenken und Pünktlichkeit viel Zeit gespart, und viele Fehler könnten vermieden werden. Alles, was irgendwie mit dem Werk Gottes in Verbindung steht, sollte so vollkommen sein, wie menschlicher Verstand und menschliche Hände es machen können. DEV 399 3 Als Gottes Mitarbeiter müßt ihr eng aneinander halten. Lehren der Liebe, des Vertrauens und der gegenwärtigen Achtung sollten sowohl vom Rednerpult als auch sonst erteilt werden. Das, was ihr lehrt, müßt ihr ausleben. Denkt daran, daß die Neubekehrten auf euch als Vorbild schauen. DEV 399 4 Einige, mit denen ihr arbeitet, werden wünschen, daß ihr nach ihrer Weise wirkt, weil nach ihrer Meinung das richtig ist; besitzt ihr aber den Geist und die Sanftmut Christi, beweist ihr Achtung und Liebe zueinander, so wird Gott euch befähigen, die Arbeit so auszuführen, wie es ihm wohlgefällt. Schafft an euren eignen Seelen, bis das Selbst ganz überwunden ist, bis Christus sein Ebenbild in euch erkennt. Das wird die eindrucksvollste Lehre sein, welche ihr denen geben könnt, die ihr unterweist. DEV 399 5 Besonders in auswärtigen Feldern kann das Werk nicht ohne einen gut durchdachten Plan betrieben werden. Während ihr euch bemühen müßt, in Einklang mit den Unterweisungen derer zu wirken, die das Werk leiten, entstehen doch manche unvorhergesehene Umstände, für die sie keine Anweisungen geben konnten. Da muß etwas eingesetzt werden, ein Wagestück unternommen werden von denen, die auf dem Kampffeld stehen. Es gibt Wendepunkte, an denen schnelles Handeln notwendig ist. DEV 400 1 Wird die Mission in auswärtigen Ländern angefangen, so ist es von besonderer Wichtigkeit, einen richtigen Anfang zu machen. Des Herrn Diener müssen vorsichtig sein, das Werk nicht durch zu beschränkte Pläne zu beeinträchtigen. Während der Zustand der Schatzmeisterei Sparsamkeit verlangt, gibt es auch eine Sparsamkeit, die eher Verlust als Gewinn bedeutet. Dies haben wir tatsächlich schon an einigen Orten erfahren, wo die Arbeiter nur darauf bedacht waren, wie sie mit den allerwenigsten Ausgaben ausreichen könnten. Unter anderer Verwaltung hätte mehr ausgerichtet werden können, und im großen ganzen wären der Schatzkammer noch weniger Mittel entnommen worden. DEV 400 2 In neuen Feldern ist unser Wachstum nur langsam vorangegangen, weil die besonderen Wahrheiten, die wir verkünden, nicht volkstümlich sind. Das Halten des siebenten Tag-Sabbats ist jedem, der die Wahrheit annimmt, ein schweres Kreuz. Viele, selbst wenn sie sehen, daß unsre Lehren auf die Heilige Schrift gegründet sind, zögern sie anzunehmen, weil sie nicht eigentümlich sein wollen oder weil sie im Befolgen der Wahrheit ihren Unterhalt verlieren würden. Aus diesem Grunde bedarf es viel Weisheit im Planen, wie den Leuten die Wahrheit zu bringen ist. DEV 400 3 An einigen Orten muß das Werk klein anfangen und langsam vorangehen; der Diener Christi kann dort nicht vorgreifen. In anderen Fällen können mit gutem Erfolg gleich am Anfang größere und entschiedenere Anstrengungen gemacht werden. In England hätte das Werk schon viel weiter voran sein können, wenn unsere Brüder nicht am Anfang versucht hätten, so sparsam zu arbeiten. Hätten sie gute Säle gemietet und die Arbeit so betrieben, daß es sich auch so ausnahm, daß wir große Wahrheiten haben, die sicherlich siegreich sein werden, so hätten sie einen besseren Erfolg gehabt. Gott will, daß das Werk so angefangen wird, daß der erste Eindruck der bestmögliche ist. DEV 401 1 Seid darauf bedacht, den erhabenen Charakter der Missionsarbeit aufrechtzuerhalten. Möchten doch alle, die mit unsern Missionaren verbunden sind, Männer sowohl als auch Frauen, sich beständig fragen: Was bin ich? Was sollte ich sein und tun? Möchten doch alle bedenken, daß sie andern nicht geben können, was sie selbst nicht besitzen; deshalb sollten sie auch mit ihren eignen, natürlichen Wegen und Gewohnheiten nicht zufrieden sein, sondern danach trachten, selbst besser zu werden. Paulus sagt: "Ich ... jage nach dem vorgesteckten Ziel." Philipper 3,13.14. Wollen wir einen vollkommenen Charakter entwickeln, dann muß eine beständige Reformation, ein unaufhörliches Vorwärtskommen stattfinden. DEV 401 2 Der Herr braucht Männer, welche das Werk in seiner Größe erkennen und die Grundsätze verstehen, die von Anfang her die leitenden gewesen sind. Er will nicht, daß das Werk nach weltlicher Weise, einer ganz anderen Weise, wie er sie für sein Volk vorgesehen hat, geführt wird. Das Werk muß den Charakter seines Urhebers tragen. Testimonies for the Church VII, 209. DEV 401 3 Gründet ihr das Werk an neuen Plätzen, so seid in jeder Richtung sparsam. Sammelt die Brocken, damit nichts umkomme. Das Werk der Seelenrettung muß so geführt werden, wie Christus es betrieben hat. Er sagt: "Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir." Matthäus 16,24. Nur durch Gehorsam gegen dies Wort können wir seine Jünger sein. Wir nähern uns dem Ende der Geschichte dieser Erde und die verschiedenen Zweige des Werkes Gottes müssen mit viel mehr Selbstaufopferung gepflegt werden als bisher. Testimonies for the Church VII, 239.240. ------------------------Kapitel 97: Die auswärtigen Felder DEV 402 1 Christi Gemeinde ist für Missionszwecke gegründet worden. Christliche Missionsarbeit legt für die Gemeinde einen sicheren Grund, einen Grund, der das Siegel trägt: "Der Herr kennt die Seinen." 2.Timotheus 2,19. Sie belebt die Glieder mit Eifer, sich selbst zu verleugnen und aufopfernde Bestrebungen zu machen, um die Wahrheit in fremde Länder gelangen zu lassen. Sie übt einen günstigen Einfluß auf Ungläubige aus; denn wenn Gottes Diener unter seiner Leitung wirken, sehen die Weltkinder die Größe der Hilfsquellen, welche Gott für die vorgesehen hat, die ihm dienen. Auf uns ruht die feierliche Verpflichtung, in der christlichen Mission die Grundsätze des Reiches Gottes zu veranschaulichen. Die Gemeinde muß wie eine organisierte Körperschaft tätig sein, um den Einfluß des Kreuzes Christi zu verbreiten. DEV 402 2 Gott fordert Männer auf, die willens sind, alles zu verlassen und Missionare für ihn zu werden. Dieser Aufforderung wird auch Folge geleistet. Zu jeder Zeit seit Christi Erdenleben hat der Evangeliumsauftrag Männer und Frauen bewogen, nach den Enden der Erden zu gehen und die frohe Heilsbotschaft denen, die im Finstern sitzen, zu bringen. Gedrungen von der Liebe Christi und der Not der Verlorenen haben Männer die Gemütlichkeit ihres Heims, die Gesellschaft ihrer Freunde, selbst Weib und Kind verlassen, um in weit entfernte Länder, unter Götzendiener und Wilde zu gehen und die Gnadenbotschaft zu verkündigen. Viele haben dabei ihr Leben eingebüßt, aber andre sind erweckt worden, um das Werk des Herrn zu fördern. Auf diese Weise ist Christi Sache Schritt für Schritt vorangegangen, und der unter Tränen gesäte Same hat eine reichliche Ernte hervorgebracht. Die Erkenntnis Gottes hat sich verbreitet, und das Banner des Kreuzes ist in Heidenländern aufgepflanzt worden. DEV 403 1 Nichts ist köstlicher vor Gott, als seine Diener hinausgehen zu sehen, im Hinblick auf die Ernte an den öden Plätzen der Erde den Samen der Wahrheit auszustreuen. Niemand außer Christo versteht die Sorge seiner Knechte, wenn sie nach dem Verlorenem suchen. Er teilt ihnen seinen Geist mit, und durch ihre Bemühungen werden Seelen dahingebracht, sich von der Sünde zur Gerechtigkeit zu bekehren. DEV 403 2 Für die Bekehrung des Sünders sollte der Diener Gottes sich aufs äußerste anstrengen. Die Seele, die Gott geschaffen und Christus erlöst hat, ist von großem Wert wegen der vor ihr liegenden Möglichkeiten, wegen der geistlichen Vorrechte, die ihr gewährt worden sind, wegen der Fähigkeiten, die sie besitzen kann, wenn sie durch Gottes Wort belebt wird und der Unsterblichkeit, die sie durch die im Evangelium gebrachte Hoffnung gewinnen kann. Und wenn Christus die Neunundneunzig verließ, um das eine verirrte Schaf zu suchen, sind wir dann gerechtfertigt, weniger zu tun? Ist es nicht ein Verrat gegen die uns anvertraute Pflicht, wenn wir es vernachlässigen wie Christus zu arbeiten, wie er Opfer zu bringen? DEV 403 3 Mich drücken die Bedürfnisse der fremden Länder, wie sie mir vorgeführt wurden, sehr. In allen Teilen der Welt öffnen Gottes Engel Türen, die bis vor kurzem der Wahrheitsbotschaft verschlossen waren. Von Indien, Afrika, China und manchen anderen Orten ertönt der Ruf: "Kommt herüber und helft uns." DEV 403 4 Wer einen freigebigen, selbstverleugnenden Geist für das Wachstum der auswärtigen Missionsarbeit bekundet, wird auch das innere Missionswerk fördern; denn das Wohlergehen des heimatlichen Werkes hängt nächst Gott zum großen Teil von dem rückwirkenden Einfluß der in entfernten Ländern getanen Evangelisationsarbeit ab. Dadurch, daß wir danach trachten, die Bedürfnisse anderer zu versorgen, bringen wir unsre Seelen mit der Quelle aller Kraft in Berührung. Der Herr hat den Missionseifer, den sein Volk für fremde Felder bekundete, wohl bemerkt; er möchte, daß sich in jedem Heim, in jeder Gemeinde und an allen Mittelpunkten des Werkes der Geist der Freigebigkeit darin zeige, daß Hilfe in die auswärtigen Felder geschickt werde, wo Gottes Boten unter vielen großen Beschwerden wirken, um denen, die in der Finsternis sitzen, Licht zu bringen. DEV 404 1 Gaben, die eingehen, um in einem Feld das Werk anzugreifen, werden auch das Werk an anderen Orten kräftigen. Wenn des Herrn Diener der finanziellen Schwierigkeiten enthoben werden, können sie ihre Bemühungen weiter ausbreiten, und indem Seelen zur Wahrheit kommen und Gemeinden gegründet werden, wird auch ein finanzieller Zuwachs stattfinden. Wachsen dann diese Gemeinden, so werden sie nicht nur imstande sein, das Werk in ihren eigenen Grenzen zu fördern, sondern auch andern Feldern Hilfe zu senden. Die Heimatgemeinden müssen helfen DEV 404 2 Den Gliedern unsrer heimatlichen Gemeinden sollte das Werk in fremden Ländern am Herzen liegen. Ein amerikanischer Geschäftsmann, ein ernster Christ, bemerkte in einer Unterhaltung mit einem Mitarbeiter, daß er jeden Tag 24 Stunden für Christum wirke. "In allen meinen geschäftlichen Beziehungen," so sagte er, "versuche ich meinen Meister darzustellen. Wenn sich die Gelegenheit bietet, trachte ich danach, Seelen für ihn zu gewinnen. Den ganzen Tag wirke ich für Christum, und nachts, während ich schlafe, habe ich in China einen Mann, der für ihn arbeitet." DEV 404 3 Warum sollten die Glieder einer Gemeinde oder mehrerer kleinen Gemeinden sich nicht verbinden, einen Missionar in irgendeinem auswärtigen Felde zu unterhalten? Sie können es tun, wenn sie sich selbst verleugnen wollen. Brüder und Schwestern, wollt ihr nicht an diesem großen Werk teilnehmen? Ich bitte euch, tut etwas für den Herrn, und tut es jetzt. Durch den Lehrer, den ihr durch eure Gaben in einem auswärtigen Feld unterhaltet, können Seelen gerettet werden, um als Sterne in des Erlösers Krone zu glänzen. Wie klein auch eure Gabe sein mag, zögert nicht, sie dem Herrn zu bringen. Selbst die kleinste Gabe wird zu einer wertvollen, über welche Gott sich freut und sie segnet, wenn sie von einem Herzen kommt, das mit der Liebe Jesu erfüllt ist. DEV 405 1 Als Jesus von der Witwe sagte: Sie "hat mehr denn sie alle eingelegt" (Lukas 21,3), waren seine Worte nicht nur hinsichtlich des Beweggrundes der Geberin wahr, sondern auch hinsichtlich der Folgen der Gabe. Die "zwei Scherflein", die "einen Heller" ausmachen (Markus 12,42), haben der Schatzkammer Gottes eine viel größere Summe Geldes eingebracht, als die weit größeren Beiträge der reichen Juden. Wie ein Strom am Anfang seines Laufes klein ist, aber breiter und tiefer wird, wenn er dem Ozean zufließt, so hat sich der Einfluß jener kleinen Gabe, wie er durch die Zeitalter hindurchging, immer mehr vergrößert. Das Beispiel der Selbstaufopferung der armen Witwe hat in jedem Land und jedem Zeitalter auf Hunderte von Herzen gewirkt und hat der Schatzkammer Gottes Gaben von hoch und niedrig, reich und arm gebracht. Es hat dazu beigetragen, Missionen zu unterstützen, Krankenhäuser zu gründen, die Hungrigen zu speisen und das Evangelium den Armen zu predigen. Viele sind durch diese uneigennützige Tat gesegnet worden. In gleicher Weise ist das Schenken einer jeden Gabe und das Ausüben einer jeden Handlung, soweit sie mit dem aufrichtigen Verlangen nach Gottes Ehre geschehen, mit den Absichten des Allmächtigen verknüpft. Ihre Folgen zum Guten kann keiner ermessen. Arbeitsweisen für das Wirken in auswärtigen Feldern DEV 406 1 Sobald ein neues Feld betreten ist, sollte das Erziehungswerk angegriffen und sollten Unterweisungen erteilt werden, Schritt für Schritt, hier ein wenig und dort ein wenig. Das Predigen ist nicht die wichtigste Arbeit, sondern es ist die Arbeit von Haus zu Haus, das Beweisen aus dem Wort, das Erklären der Schrift. Die Missionsarbeiter, welche die Verfahrensweisen Jesu befolgen, werden Seelen gewinnen. Immer wieder müssen dieselben Wahrheiten wiederholt werden, und Gottes Diener muß ganz abhängig vom Herrn sein. Welche herrlichen Erfahrungen sammelt der Lehrer, der die unterweist, welche in der Finsternis sitzen! Er selbst ist ein Schüler, und indem er die Schrift andern auslegt, wirkt der Heilige Geist auf sein Verständnis und an seinem Herzen und gibt ihm das Brot für hungrige Seelen. DEV 406 2 Der Missionar kommt mit allen Volksklassen und den verschiedensten Menschen in Berührung. Er wird finden, daß er verschiedene Arbeitsweisen anwenden muß, um den Bedürfnissen der Leute zu entsprechen. Das Bewußtsein seiner eigenen Untüchtigkeit wird ihn zu Gott und zur Bibel treiben, um dort Licht, Kraft und Kenntnisse zu empfangen. DEV 406 3 Die Wege und Mittel, wodurch Seelen erreicht werden können, sind nicht immer die gleichen. Der Missionar muß Vernunft und Urteil gebrauchen. Die Erfahrung wird ihn lehren, welches unter den obwaltenden Umständen der weiseste einzuschlagende Weg ist. Oft verlangen die Sitten und das Klima des Landes ein dem angepaßtes Verhalten, das in keinem andern Lande geduldet würde. Es müssen darin Abänderungen getroffen werden, aber es ist besser, nicht zu plötzlich vorzugehen. DEV 406 4 Es dürfen sich keine Streitigkeiten über Kleinigkeiten erheben. Der Geist der Liebe und die Gnade Christi werden Herz mit Herz verbinden, wenn die Arbeiter die Fenster ihrer Seele himmelwärts öffnen und gegen die Erde schließen. Durch die Macht der Wahrheit können viele Schwierigkeiten beigelegt und langjährige Streitigkeiten durch Einschlagen besserer Wege beseitigt werden. Der große erhabene Ausspruch: "Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen" wird viel besser ausgeführt, wenn die, welche an Christum glauben, wirklich Gottes Mitarbeiter sind. Hilfe vom Himmel DEV 407 1 Der Missionar muß den Frieden und die Liebe des Himmels in seinem Herzen tragen; denn darin liegt seine eigene Sicherheit. Inmitten von Schwierigkeiten und Versuchungen, Entmutigungen und Leiden muß er mit der Hingabe eines Märtyrers und dem Mut eines Helden die Hand festhalten, die nie losläßt, und sagen: Ich will nicht weichen noch entmutigt werden. Er muß ein fleißiger Bibelforscher sein und viel beten. Sucht er, ehe er zu andern redet, Hilfe von oben, so darf er sicher sein, daß Engel vom Himmel ihn umgeben. Wohl mag er sich zuweilen nach menschlicher Teilnahme sehnen, aber in seiner Einsamkeit kann er Trost und Ermutigung durch den Verkehr mit Gott finden und die Worte des Heilandes werden ihn aufrichten: "Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." Matthäus 28,20. Von diesem göttlichen Begleiter wird er Unterweisungen in der Wissenschaft der Seelenrettung erhalten. DEV 407 2 Tatkraft und Selbstverleugnung sind im Missionsfeld notwendig. Gott fordert Männer auf, welche die Siegesrufe des Kreuzes verbreiten wollen, Männer, die unter Entmutigungen und Mangel ausharren wollen, die den Eifer, die Entschlossenheit und den Glauben haben, welche im Missionsfeld erforderlich sind. Durch anhaltende Arbeit und festes Vertrauen auf den Gott Israels können energische, mutige Männer Wunder verrichten. Fast unbegrenzt sind die Folgen der Bemühungen, die von einem erleuchteten Urteil begleitet und von einem ernsten Willen unterstützt werden. DEV 408 1 Wir dürfen uns freuen, daß Arbeit nach des Herrn Wohlgefallen in auswärtigen Feldern getan worden ist. Wir wollen unsre Stimmen in Preis und Dank erheben für die erfolgreiche Arbeit im Auslande. Aber unser General, der nie einen Fehler macht, sagt zu uns: Geht voran; betretet neue Gebiete; pflanzt das Banner in allen Ländern auf. "Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir!" Jesaja 60,1. DEV 408 2 Die Zeit ist gekommen, da durch Gottes Boten der Welt die Schriftrollen eröffnet werden. Die Wahrheit der ersten, zweiten und dritten Engelsbotschaft muß zu allen Völkern, Sprachen und Zungen gehen; sie muß die Dunkelheit eines jeden Weltteils erleuchten und sich über die Inseln des Meeres ausdehnen. DEV 408 3 Unser Losungswort heißt: Voran, immer voran! Engel vom Himmel werden vor uns hergehen, um uns den Weg zu bereiten. Wir dürfen uns der Last für auswärtige Felder nicht entledigen, bis die ganze Erde von der Herrlichkeit des Herrn erleuchtet ist. Unsre Beziehungen zueinander DEV 408 4 "Seid aber untereinander freundlich, herzlich und vergebet einer dem andern, gleichwie Gott euch vergeben hat in Christo." Epheser 4,32. ------------------------Kapitel 98: Im Umgang mit andern DEV 409 1 Jeder Umgang mit andern im Leben erfordert die Ausübung von Selbstbeherrschung, Nachsicht und Teilnahme. Wir sind so sehr verschieden in Veranlagung, Gewohnheiten, und in der Erziehung, daß auch die Art und Weise, wie wir eine Sache ansehen, verschieden ist. Wir urteilen verschieden. Unser Verständnis für Wahrheit, unsere Begriffe über Lebensführung sind nicht in allen Punkten die gleichen. Es gibt nicht zwei Menschen, deren Erfahrungen in jeder Einzelheit gleich sind. Die Prüfungen des einen sind nicht diejenigen des anderen. Pflichten, die einer leicht findet, sind für einen andern sehr schwer und verwirrend. DEV 409 2 Die menschliche Natur ist so schwach, so unwissend, so leicht geneigt zu Mißverständnissen, daß jedermann in seiner Schätzung andrer vorsichtig sein sollte. Wir wissen nicht, wie unsere Handlungen auf die Erfahrungen andrer einwirken. Was wir sagen oder tun, mag für uns geringfügig erscheinen; könnten uns aber unsere Augen geöffnet werden, so würden wir sehen, daß die wichtigsten Folgen zum Guten oder Bösen davon abhängen. Rücksicht auf Bürdenträger DEV 409 3 Viele haben so geringe Bürden getragen, ihre Herzen haben so wenig Sorgen gekannt, sie haben um andrer Willen so wenig Schwierigkeiten und Beschweren erfahren, daß sie die Arbeit des wahren Bürdenträgers im Dienste Christi nicht verstehen können. Sie sind ebenso wenig imstande seine Lasten zu würdigen, wie ein Kind die drückende Sorge und Arbeit seines Vaters verstehen kann. Das Kind mag sich über die Angst und Besorgnis des Vaters wundern; sie erscheinen ihm unnötig. Wenn es aber Jahre der Erfahrung seinem Leben zugelegt hat, wenn es selbst Lasten tragen muß, dann wird es auf das Leben des Vaters zurückblicken und das verstehen, was ihm einst so unfaßlich schien. Die bittere Erfahrung hat ihm Erkenntnis gebracht. DEV 410 1 Das Werk manches Bürdenträgers wird nicht verstanden; seine Arbeiten werden nicht geschätzt, bis der Tod ihn abruft. Wenn andre dann die Bürden aufnehmen, die er niedergelegt hat und den Schwierigkeiten begegnen, die ihm entgegentraten, dann können sie begreifen, wie sein Glaube und Mut geprüft wurden. Dann werden oft die Fehler, über die sie so schnell urteilten, ganz aus dem Auge verloren. Die Erfahrung lehrt sie Mitgefühl. Gott läßt es zu, daß Menschen an verantwortliche Posten gestellt werden. Irren sie, so hat er Macht, es zu verbessern oder sie zu entfernen. Wir sollten vorsichtig sein, nicht das Werk des Richtens, welches Gott zukommt, in unsre Hände zu nehmen. DEV 410 2 Der Heiland gebietet uns: "Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet. Denn mit welcherlei Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden." Matthäus 7,1.2. Gedenkt daran, daß euer Lebensbericht bald vor die Augen Gottes kommen wird. Gedenkt auch daran, daß er gesagt hat: "Darum, o Mensch, kannst du dich nicht entschuldigen, wer du auch bist, der da richtet; ... sintemal du eben dasselbe tust, das du richtest." Römer 2,1. Nachsicht bei Unrecht DEV 411 1 Wir dürfen nicht zulassen, daß unser Geist sich über wirkliches oder vermeintliches Unrecht aufrege, welches uns zugefügt wurde. Das eigene Ich ist der Feind, den wir am meisten fürchten müssen. Keine Art von Laster hat schrecklichere Folgen auf den Charakter als menschliche Leidenschaft, die nicht unter der Herrschaft des Heiligen Geistes steht. Kein andrer Sieg, den wir erlangen, wird so köstlich sein wie der über das eigene Ich. DEV 411 2 Wir sollten nicht zulassen, daß unsre Gefühle so leicht verletzt sind. Wir leben, um Seelen zu retten und nicht, um unsre Gefühle oder unser Ansehen zu hüten. Wenn wir Liebe zur Rettung von Seelen gewinnen, werden wir aufhören, die kleinen Mißverständnisse zu beachten, die sich so oft in unsrer Verbindung untereinander erheben. Was auch andre von uns denken oder uns antun mögen, es braucht nicht unser Einssein mit Christo, die Gemeinschaft des Geistes zu stören. "Denn was ist das für ein Ruhm, so ihr um Missetat willen Streiche leidet? Aber wenn ihr um Wohltat willen leidet und erduldet, das ist Gnade bei Gott." 1.Petrus 2,20. DEV 411 3 Strebt nicht nach Vergeltung. Entfernt, so weit es euch möglich ist, alle Ursache zu Mißverständnissen. Meidet allen bösen Schein. Tut alles, was in eurer Macht liegt, andre zu versöhnen, ohne den Grundsätzen untreu zu werden. "Wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst, und wirst allda eingedenk, daß dein Bruder etwas wider dich habe, so laß allda vor dem Altar deine Gabe, und gehe zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und alsdann komm und opfere deine Gabe." Matthäus 5,23.24. DEV 411 4 Wenn ungeduldige Worte zu dir geredet werden, so antworte niemals in demselben Geist. Gedenkt daran, daß "eine linde Antwort stillt den Zorn". Sprüche 15,1. Im Schweigen liegt eine wunderbare Macht. Worte, die man einem Zornigen -- manchmal auch noch in gleicher Erregung -- zur Antwort gibt, dienen oft nur dazu, es noch schlimmer zu machen. Tritt man aber dem Zorn mit Stillschweigen entgegen, in einer sanften, rücksichtsvollen Weise, so verschwindet er bald. DEV 412 1 Unter einem Sturm kränkender, tadelnder Worte haltet den Geist auf das Wort Gottes gerichtet. Laßt Geist und Herz mit den Verheißungen Gottes erfüllt sein. Wenn ihr schlecht behandelt oder unrecht beschuldigt werdet, so wiederholt für euch die köstlichen Verheißungen, anstatt auch eine zornige Antwort zu geben. "Laß dich nicht das Böse überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem." Römer 12,21. "Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn; er wird's wohl machen, und wird deine Gerechtigkeit hervorbringen wie das Licht und dein Recht wie den Mittag." Psalm 37,5.6. "Es ist aber nichts verborgen, das nicht offenbar werde, noch heimlich, das man nicht wissen werde." Lukas 12,2. "Du hast Menschen lassen über unser Haupt fahren, wir sind in Feuer und Wasser gekommen; aber du hast uns ausgeführt und erquickt." Psalm 66,12. DEV 412 2 Wir sind so leicht geneigt, Teilnahme und Aufrichtung bei unsern Mitmenschen zu suchen statt bei Jesu. Gott läßt in seiner Gnade und Treue oft zu, daß wir von denen, in die wir Vertrauen setzten, getäuscht werden, damit wir einsehen, welche Torheit es ist, auf Menschen zu trauen und Fleisch zu unserm Arm zu machen. Laßt uns vollkommen, demütig und uneigennützig auf Gott vertrauen. Er kennt die Kümmernisse, die wir bis ins tiefste Innere fühlen, welche wir aber nicht aussprechen können. Wenn alles dunkel und unerklärlich scheint, so gedenkt an die Worte Christi: "Was ich tue, das weißt du jetzt nicht; du wirst es aber hernach erfahren." Johannes 13,7. DEV 413 1 Betrachtet die Geschichte Josefs und Daniels. Der Herr verhinderte nicht die Anschläge der Menschen, die ihnen Schaden zuzufügen trachteten; aber er führte es so, daß alle diese listigen Anschläge zum Guten für seine Knechte dienen mußten, welche mitten unter Prüfungen und Kämpfen ihren Glauben und ihre Treue bewahrten. DEV 413 2 Solange wir in der Welt leben, werden wir widrigen Einflüssen begegnen. Wir werden Herausforderungen ausgesetzt, um den Charakter zu prüfen; und wenn wir diesen im rechten Geist entgegentreten, so werden die christlichen Tugenden entwickelt. Wenn Christus in uns wohnt, so werden wir geduldig, freundlich und nachsichtig sein, fröhlich unter Ärger und Reizung. Wir werden Tag für Tag und Jahr für Jahr uns selbst besiegen und in ein edles Heldentum hineinwachsen. Dies ist die uns bestimmte Aufgabe; aber sie kann ohne die Hilfe Jesu, ohne entschlossene Entschiedenheit, unerschütterliche Absicht, fortgesetzte Wachsamkeit und unaufhörliches Gebet nicht ausgeführt werden. Jeder hat einen persönlichen Kampf zu kämpfen. Selbst Gott kann unsern Charakter nicht edel oder unser Leben nützlich machen, wenn wir nicht seine Mitarbeiter werden. Solche, die dem Kampf ausweichen, verlieren die Kraft und Freude des Sieges. DEV 413 3 Wir haben nicht nötig, selbst einen Bericht unsrer Prüfungen, Schwierigkeiten, Kümmernisse und Sorgen zu führen. Alle diese Dinge stehen in den Büchern geschrieben und der Himmel wird darauf achthaben. Während wir die unangenehmen Dinge aufzählen, werden viele Dinge, bei denen wir gern verweilen sollten, unserm Gedächtnis entschwinden, zum Beispiel die gnädige Freundlichkeit Gottes, die uns jeden Augenblick umgibt, die Liebe, worüber die Engel sich wundern, daß Gott seinen Sohn dahingegeben hat, um für uns zu sterben. Wenn ihr als Mitarbeiter Christi fühlt, daß ihr größere Prüfungen und Sorgen habt, als andern zuteil geworden sind, so gedenkt daran, daß euer ein Friede harrt, den solche nicht kennen, die diese Lasten scheuen. Im Dienst Christi ist Trost und Freude. Laßt die Welt sehen, daß das Leben mit ihm kein Fehlschlag ist. DEV 414 1 Wenn ihr euch nicht fröhlich und leichten Herzens fühlt, so sprecht nicht von euren Gefühlen. Werft keinen Schatten auf das Leben andrer. Eine kalte, sonnenlose Religion zieht niemals Seelen zu Christo. Sie treibt dieselben vielmehr von ihm weg in die Netze, welche Satan für die Füße der Irrenden gelegt hat. Anstatt an eure Entmutigungen zu denken, denkt an die Macht, die ihr im Namen Christi beanspruchen könnt. Erfaßt in eurem Geiste die unsichtbaren Dinge. Laßt eure Gedanken auf die Beweise der großen Liebe Gottes für euch gerichtet sein. Der Glaube kann Prüfungen erdulden, Versuchungen widerstehen und unter Entmutigungen ausharren. Jesus lebt als unser Fürsprecher; alles ist unser, was seine Vermittlung uns sichert. DEV 414 2 Glaubt ihr nicht, daß Christus diejenigen schätzt, die gänzlich für ihn leben? Glaubt ihr nicht, daß er diejenigen besucht, die gleich dem Lieblingsjünger in der Verbannung, sich um seinetwillen an schwierigen Orten und in großer Prüfung befinden? Gott wird nicht zulassen, daß einer seiner treuen Diener allein gelassen wird, um gegen große Übermacht zu kämpfen und überwunden zu werden. Er bewahrt als einen köstlichen Edelstein einen jeden, dessen Leben mit Christo in ihm verborgen ist. Von einer jeden solchen Seele sagt er: "Ich ... will dich, wie einen Siegelring halten; denn ich habe dich erwählt." Haggai 2,23. DEV 414 3 Dann redet von den Verheißungen; sprecht von der Bereitwilligkeit Jesu zu segnen. Er vergißt uns nicht für einen Augenblick. Wenn wir trotz unangenehmer Umstände in seiner Liebe ruhen und uns mit ihm absondern, wird das Gefühl seiner Gegenwart eine tiefe ruhige Freude verleihen. Christus sagt von sich, daß er nichts von sich "selber tue; sondern wie mich mein Vater gelehrt hat, so rede ich. Und der mich gesandt hat, ist mit mir. Der Vater läßt mich nicht allein; denn ich tue allezeit, was ihm gefällt". Johannes 8,28.29. DEV 415 1 Pflegt die Gewohnheit, Gutes von andern zu sprechen. Verweilt bei den guten Eigenschaften derer, mit denen ihr Umgang pflegt, und seht so wenig wie möglich von ihren Fehlern und Mängeln. Wenn ihr versucht werdet, darüber zu klagen, was jemand gesagt oder getan hat, so lobt irgend etwas in dem Leben oder Charakter dieser Person. Pflegt die Dankbarkeit. Dankt Gott für seine wunderbare Liebe, daß er Christum gab, um für uns zu sterben. Es lohnt sich niemals, über unsre Kümmernisse nachzudenken. Gott fordert uns auf, an seine Barmherzigkeit und unermeßliche Liebe zu denken, damit wir mit Dank erfüllt werden. DEV 415 2 Ernste Diener Christi haben keine Zeit, bei den Fehlern andrer zu verweilen. Wir können es uns gar nicht leisten, von den Trebern der Fehler oder Mängel andrer zu leben. Verleumdung ist ein zweifacher Fluch, der schwerer auf den Sprecher als auf den Hörer fällt. Wer den Samen der Uneinigkeit und des Streites aussät, erntet in seiner eigenen Seele die tödliche Frucht. Das Ausschauen nach dem Bösen in andern entwickelt gerade das Böse in dem, der danach ausschaut. Wenn wir bei den Fehlern andrer verweilen, werden wir in dasselbe Bild verwandelt werden. Wenn wir aber auf Jesum schauen, von seiner Liebe und Vollkommenheit des Charakters reden, so werden wir in sein Bild verwandelt. Durch Betrachtung des erhabenen Ideals, welches er uns vorgesetzt hat, werden wir in eine reine und heilige Umgebung erhoben, in die Gegenwart Gottes selbst. Wenn wir dort verbleiben, so geht ein Licht von uns aus, welches alle erleuchtet, die mit uns verbunden sind. DEV 415 3 Anstatt andre zu kritisieren und zu verurteilen, sprecht: Ich muß meine eigene Seligkeit schaffen. Wenn ich mit ihm zusammenwirke, der meine Seele zu retten wünscht, so muß ich selbst sorgfältig auf mich achthaben. Ich muß alles Böse aus meinem Leben entfernen. Ich muß jeden Fehler überwinden. Ich muß in Christo eine neue Kreatur werden. Dann kann ich durch ermutigende Worte andre, die gegen das Böse ankämpfen, stärken, statt sie zu schwächen. DEV 416 1 Wir sind zu gleichgültig zueinander. Zu oft vergessen wir, daß unsre Mitarbeiter der Kraft und Aufmunterung bedürfen. Achtet darauf, daß ihr sie eurer Teilnahme und eures Mitgefühls versichert. Helft ihnen durch eure Gebete und laßt sie wissen, daß ihr dies tut. DEV 416 2 Alle, die vorgeben, Kinder Gottes zu sein, sollten daran gedenken, daß sie als Missionare in Berührung mit allen Klassen von Menschen gebracht werden. Da sind die Feinen und die Groben, die Demütigen und die Stolzen, die Religiösen und die Zweifler, die Gebildeten und die Unwissenden, die Reichen und die Armen. Diese verschiedenen Geister können nicht auf gleiche Weise behandelt werden; doch alle bedürfen Liebe und Teilnahme. Unsre Gedanken sollten durch die gegenseitige Berührung verwandelt und verfeinert werden. Wir sind voneinander abhängig und durch das Band der menschlichen Brüderschaft eng miteinander verbunden. DEV 416 3 Durch den täglichen Umgang kommt das Christentum in Berührung mit der Welt. Jeder Mann und jede Frau, die göttliche Erleuchtung empfangen haben, sollen Licht auf den dunkeln Weg derer strahlen, die mit dem besseren Weg unbekannt sind. Die Kraft, welche durch unsern Umgang auf andre ausgeübt wird, muß, durch den Geist Christi geheiligt, angewendet werden, um Seelen zu Christo zu ziehen. Christus soll nicht im Herzen als ein begehrenswerter Schatz verborgen werden, heilig und geliebt, dessen sich nur der Besitzer erfreut. Christus soll in uns sein wie ein Wasserbrunnen, der in das ewige Leben quillt und alle erquickt, die mit uns Umgang pflegen. In den Fußspuren des großen Arztes 491-504. ------------------------Kapitel 99: Verschiedene Gaben DEV 417 1 Der Herr bestimmt für irgend einen Mann nicht ein bestimmtes Gebiet, auf dem er allein wirken soll. Das ist seinem Plan zuwider. Er will, daß an jedem Orte, wo die Wahrheit verkündigt wird, verschiedene Gemüter und verschiedene Gaben sich geltend machen, um einen Einfluß auf das Werk auszuüben. Ein Mann allein hat nicht genügend Weisheit, um ohne die Hilfe andrer ein Interesse zu verfolgen, und keiner sollte sich dazu tüchtig halten. Die Tatsache, daß ein Mann Fähigkeiten in einer Richtung hat, ist kein Beweis, daß sein Urteil in andern Sachen vollkommen ist und daß die Weisheit eines andern nicht mit der seinigen verbunden werden sollte. DEV 417 2 Alle Glieder, die zusammenwirken, sollten versuchen, in vollkommenem Einvernehmen zu sein, und doch sollte keiner glauben, mit diesem oder jenem nicht wirken zu können, weil jener nicht genau so sieht, wie er oder in seiner Arbeit nicht gerade denselben Plan verfolgt wie er. Bekunden alle einen demütigen, lenksamen Geist, dann brauchen keine Schwierigkeiten zu entstehen. Gott hat der Gemeinde verschiedene Gaben verliehen. Diese sind an ihrem richtigen Platz wertvoll, und alle dürfen Anteil haben an dem Werk, ein Volk auf die baldige Wiederkunft Christi vorzubereiten. DEV 417 3 Unsre in verantwortlichen Stellungen stehenden Prediger sind Männer, die Gott angenommen hat. Es macht nichts aus, was ihre Herkunft, was ihre ehemalige Stellung war, ob sie hinter dem Pflug hergingen, als Zimmermann arbeiteten oder die Erziehung einer Hochschule genossen. Hat Gott sie angenommen, dann sollte ein jeder sich in acht nehmen, sie irgendwie zu tadeln. Sprecht nie verachtend über irgend jemand; denn er mag in Gottes Augen groß sein, während solche, die sich groß dünken, vielleicht vor Gott wegen der Verkehrtheit ihres Herzens nur gering geachtet werden. DEV 418 1 Nicht einen Augenblick unsrer kostbaren Zeit sollen wir damit zubringen, andre für unsre persönlichen Gedanken und Meinungen umzustimmen. Gott will Männer, die als Mitarbeiter an diesem großen Werk stehen, zu der höchsten Ausbildung ihres Glaubens und zur Entwicklung eines ebenmäßigen Charakters erziehen. DEV 418 2 Die Menschen haben verschiedene Gaben, und einige eignen sich besser zu einem Zweig des Werkes als andere. Was einer nicht tun kann, mag seinem Mitarbeiter leicht werden auszuführen. Das Werk eines jeden ist in seiner Stellung wichtig. Des einen Verstand soll den des andern nicht beherrschen. Wer steht und meint, daß keiner ihn beeinflussen soll, daß er Urteilsvermögen und Fähigkeiten hat, jeden Zweig des Werkes zu verstehen, der wird an der Gnade Gottes zukurzkommen. Testimonies for the Church IV, 608.609. DEV 418 3 Es ist die Treue gegen Gott und der aus Liebe geleistete Dienst, wodurch die göttliche Anerkennung erworben wird. Jedes Wirken des Heiligen Geistes, wodurch die Menschen zum Guten und zu Gott geleitet werden, steht in den Himmelsbüchern verzeichnet, und am Tage Gottes werden die, welche ihn durch sich haben wirken lassen, gelobt werden. Sie werden in die Freude des Herrn einstimmen, wenn sie in seinem Reiche jene sehen, die zu erretten sie ein Werkzeug gewesen sind. Es wird ihnen dann vergönnt werden, an seinem Werke dort teilzunehmen, weil sie dazu fähig geworden sind durch ihre Teilnahme an seinem Werke hier auf Erden. Was wir im Himmel sein werden, ist nur der Abglanz von dem, was wir jetzt im Charakter und im heiligen Dienen sind. Christi Gleichnisse 357. ------------------------Kapitel 100: Einfachheit in Verschiedenheit DEV 418 4 Gott hat verschiedene Weisen im Arbeiten und er hat verschiedene Diener, denen er mancherlei Gaben anvertraut hat. Der eine mag ein guter Redner, ein andrer ein guter Schriftsteller sein; der eine mag die Gabe des aufrichtigen, ernsten, innigen Gebets, ein andrer die des Gesanges haben, und wieder ein andrer mag besondere Weisheit besitzen, Gottes Wort mit Klarheit auszulegen. Jede Gabe aber soll eine Kraft für Gott werden, weil er mit dem Arbeiter wirkt. Einem gibt Gott Weisheit zu reden, einem andern Erkenntnis, einem andern Glauben; aber alle sollen unter demselben Haupt wirken. Die Verschiedenheit der Gnadengaben führt zu verschiedenen Dienstleistungen, aber "es ist ein Gott, der da wirket alles in allen". 1.Korinther 12,6. DEV 419 1 Der Herr wünscht, daß seine erwählten Diener lernen möchten, sich einmütig in ihren Bemühungen zu verbinden. Es mag einigen scheinen, daß der Unterschied zwischen ihren Gaben und denen ihres Mitarbeiters zu groß ist, um ein übereinstimmendes Zusammenwirken zu erlauben. Bedenken sie aber, daß verschiedene Gemüter erreicht werden sollen, daß einige die Wahrheit, wie sie von einem Prediger vorgeführt wird, verwerfen, ihre Herzen aber der göttlichen Wahrheit öffnen, wenn ein andrer sie in einer ganz andern Weise vorführt, dann werden sie sich freudig bemühen zusammenzuwirken. Ihre Gaben, wie verschieden sie auch sein mögen, können alle unter der Herrschaft desselben Geistes stehen. In jedem Wort und in jeder Handlung werden sich Güte und Liebe bekunden, und wenn jeder Arbeiter seinen ihm bestimmten Platz treu ausfüllt, wird Christi Gebet um die Einigkeit seiner Nachfolger erhört werden und die Welt wird wissen, daß dies Christi Jünger sind. DEV 419 2 In liebender Teilnahme und mit Vertrauen sollen Gottes Diener sich miteinander verbinden. Wer etwas tut oder sagt, was dahin neigt, die Glieder der Gemeinde Christi zu trennen, wirkt den Absichten Gottes zuwider. Hader und Uneinigkeit in der Gemeinde, das Ermutigen zum Argwohn und Unglauben entehren Christum. Gott will, daß seine Knechte christliche Liebe zueinander pflegen. Die wahre Religion verbindet Herzen nicht nur mit Christo sondern auch untereinander zu einer herzlichen Gemeinschaft. Wissen wir, was es bedeutet, mit Christo und mit unsern Geschwistern so verbunden zu sein, dann wird ein wohltuender Einfluß unsre Arbeit begleiten, wohin wir gehen. DEV 420 1 Die Diener Christi in den großen Städten müssen ihre verschiedenen Dienstleistungen verrichten und sich bemühen, die besten Erfolge zu erzielen. Sie müssen glauben, reden und so handeln, daß ein Eindruck erzielt wird. Sie dürfen das Werk nicht auf ihre eigenen besonderen Meinungen zuschneiden. In der Vergangenheit ist von uns als einem Volk gerade in dieser Hinsicht oft gefehlt worden, und darunter hat der Erfolg der Arbeit gelitten. DEV 420 2 Kein Mensch darf versuchen, andre so an sich zu ziehen, als ob er sie beherrschen müsse, indem er ihnen befiehlt, dies zu tun und jenes zu lassen, oder kommandiert, vorschreibt und sich wie ein Offizier den Soldaten gegenüber verhält. Das taten die Priester und Ältesten zur Zeit Christi, aber es ist unrichtig. Hat die Wahrheit einen Eindruck auf Herzen gemacht, haben Männer und Frauen ihre Lehren angenommen, dann müssen sie als Christi und nicht als Eigentum von Menschen behandelt werden. Fesselt ihr aber die Seelen an euch, dann verleitet ihr sie, sich von der Quelle ihrer Weisheit und Vollkommenheit zu trennen. Sie müssen sich gänzlich auf Gott verlassen; nur dann können sie in der Gnade wachsen. DEV 420 3 Wie groß auch eines Menschen Anspruch auf Kenntnis und Weisheit sein mag, ist er doch sehr unwissend in geistlichen Dingen, wenn er nicht vom Heiligen Geist gelehrt wird. Er muß seine Gefahr und seine Unvollkommenheit erkennen, muß sich ganz abhängig von dem machen, der imstande ist, die ihm anvertrauten Seelen zu bewahren, sie mit dem Heiligen Geist zu füllen, ihnen uneigennützige Liebe zueinander zu geben und auf diese Weise sie zu befähigen, Zeugnis abzulegen, daß Gott seinen Sohn in die Welt gesandt hat, um Sünder zu retten. Die wahrhaft Bekehrten werden in christlicher Einigkeit eng zusammenhalten. Möchte es doch keine Spaltungen in der Gemeinde Gottes geben, keine unweise Überhebung über diejenigen, welche die Wahrheit angenommen haben! Die Sanftmut Christi muß in allem, was gesprochen und getan wird, sich kundtun. DEV 421 1 Christus ist der Grund einer jeden wahren Gemeinde. Wir haben seine unabänderliche Verheißung, daß seine Gegenwart und sein Schutz den Getreuen, die in seinem Rat wandeln, sicher sind. Für immer muß Christus in allem der Erste sein. Er ist die Quelle alles Lebens und aller Kraft, aller Gerechtigkeit und Heiligkeit, und zwar allen, die sein Joch tragen und von ihm lernen, sanftmütig und demütig zu sein. DEV 421 2 Die Pflicht und die Freude alles Dienstes ist, Christum vor den Leuten zu erhöhen. Das ist auch der Zweck alles wahren Wirkens. Laßt Christum erscheinen, laßt das eigene Ich hinter ihm zurücktreten. Nur solche Selbstaufopferung hat Wert. Testimonies for the Church IX, 144-147. ------------------------Kapitel 101: Der Geist der Unabhängigkeit DEV 421 3 Ehe ich Australien verließ und auch seitdem ich wieder in Amerika wohne, bin ich belehrt worden, daß noch viel Arbeit in diesem Lande getan werden muß. Unsere älteren Arbeiter sterben dahin, nur wenige Bahnbrecher im Werke weilen unter uns. Viele von den schweren Bürden, welche ehemals die erfahrungsreichen Männer trugen, fallen jetzt auf jüngere Leute. DEV 421 4 Dies Übertragen von Verantwortungen auf mehrere junge Leute bringt manche Gefahren mit sich, gegen die wir uns verwahren müssen. Die Welt ist voll Streit um die Oberherrschaft. Der Geist, sich von den Mitarbeitern loszureißen, der Geist der Unordnung macht sich überall geltend. Etliche betrachten jede Bemühung, Ordnung durchzuführen, sogar als gefährlich, als ein Beschränken der persönlichen Freiheit, das deshalb ebenso sehr gefürchtet werden sollte wie das Papsttum. Diese betrogenen Seelen sind stolz auf ihre Freiheit, ganz unabhängig denken und handeln zu können. Sie erklären, daß sie sich nicht an Menschenwort halten und niemand verantwortlich sind. Ich bin belehrt worden, daß Satan besondere Anstrengungen macht, um die Menschen dahin zu bringen, daß sie glauben, Gott habe ein Wohlgefallen daran, wenn sie unabhängig von dem Rat ihrer Brüder ihre eigenen Wege wählen. DEV 422 1 Hierin liegt eine ernste Gefahr für das Wohl unsres Werkes. Wir müssen verständig, vernünftig, im Einklang mit dem Urteil gottesfürchtiger Ratgeber vorangehen; nur darin liegt unsre Sicherheit und Kraft. Sonst kann Gott nicht mit uns, bei uns und für uns wirken. DEV 422 2 Wie sehr würde Satan triumphieren, wenn er Erfolg hätte, sich unter dies Volk zu drängen und das Werk in Unordnung zu bringen zu einer Zeit, da gründliche Organisation wesentlich ist und die größte Macht sein wird, falsche Erhebungen fernzuhalten und Ansprüche zu widerlegen, die durch Gottes Wort nicht bestätigt sind! Wir müssen die Zügel gleichmäßig straff halten, damit die Einrichtung der Organisation und Ordnung, die so weise und sorgfältig aufgebaut wurde, nicht umgestoßen werde. Beglaubigungsscheine dürfen denen, welche gegen die Ordnung sind und das Werk zu dieser Zeit beherrschen möchten, nicht ausgehändigt werden. DEV 422 3 Einige haben den Gedanken verbreitet, daß mit dem Herannahen des Endes jedes Gotteskind unabhängig von irgendwelcher religiösen Organisation handeln werde. Aber der Herr hat mich unterwiesen, daß es in unserm Werk keine solche Unabhängigkeit gibt. So wie die Sterne am Himmel alle unter dem Gesetz stehen, wie der eine den andern beeinflußt, den Willen Gottes auszuführen, alle gemeinsam dem Gesetz, das ihre Bewegungen leitet, gehorchen, so muß Gottes Volk sich aneinander anschließen, um des Herrn Werk ununterbrochen und wahrhaft zu fördern. DEV 423 1 Die heftigen, kurz dauernden Antriebe einiger vorgeblicher Christen lassen sich gut mit starken uneingefahrenen Pferden vergleichen. Zieht eins nach vorn, so zieht das andre zurück; auf die Stimme ihres Herrn springt eins vorwärts, das andre bleibt unbeweglich stehen. Wollen die Menschen in dem großen, erhabenen Werk dieser Zeit nicht in Übereinstimmung wirken, so wird es Verwirrung geben. Es ist kein gutes Zeichen, wenn Männer sich nicht mit ihren Brüdern verbinden, sondern allein stehen wollen. Die Diener Gottes sollten solche Brüder in ihr Vertrauen ziehen, die sich frei fühlen, jedes Abweichen von richtigen Grundsätzen klarzulegen. Wer Christi Joch trägt, kann nicht auseinanderreißen; er zieht mit Christo. DEV 423 2 Einige Arbeiter ziehen mit aller ihnen verliehenen Kraft, aber sie haben noch nicht gelernt, daß sie nicht allein ziehen müssen. Anstatt sich abzuschließen, müssen sie im Einklang mit ihren Mitarbeitern wirken. Tun sie das nicht, so wird ihre Wirksamkeit zu unrechter Zeit und in verkehrter Weise sein. Oft werden sie das Gegenteil tun von dem, was Gott wünscht, und auf diese Weise schadet ihr Werk mehr, als es frommt. DEV 423 3 Anderseits müssen die Leiter unter dem Volke Gottes sich vor der Gefahr bewahren, Arbeitsweisen einzelner Prediger zu verdammen, die von dem Herrn geleitet, ein besonderes Werk zu tun, wofür nur wenige geschickt sind. Brüder in verantwortlichen Stellungen sollten langsam sein, Maßnahmen zu kritisieren, die nicht in vollkommener Übereinstimmung mit ihren eigenen Arbeitsweisen stehen. Sie dürfen nicht voraussetzen, daß jeder Plan ihre eigene Persönlichkeit widerspiegeln sollte. Sie sollen den Verfahren eines andern vertrauen; denn wenn sie einem Mitarbeiter, der mit demütigem und geheiligtem Eifer ein besonderes, nach Gottes Willen bestimmtes Werk ausführt, ihr Vertrauen entziehen, hindern sie den Fortschritt der Reichssache des Herrn. DEV 424 1 Gott kann und will die gebrauchen, welche keine gründliche Ausbildung in der Schule der Menschen hatten. Ein Zweifeln an Gottes Macht, solches zu tun, ist offenbarer Unglaube, ist ein Beschränken der Allmacht dessen, bei dem nichts unmöglich ist. O, daß sich weniger von dieser nicht gerechtfertigten, mißtrauischen Vorsicht zeigen möchte! Sie veranlaßt, daß so viele Kräfte der Gemeinde unbenutzt bleiben; sie verschließt den Weg, so daß der Heilige Geist die Menschen nicht gebrauchen kann; sie hält die untätig, welche gern und willig für Christi Sache wirken möchten; sie entmutigt und hindert viele, ins Werk einzutreten, die mit Gottes Hilfe fähige Arbeiter geworden wären, wenn man ihnen Gelegenheit dazu gegeben hätte. DEV 424 2 Dem Propheten schien jedes Rad, als wäre es im andern und die mit den Rädern eng verbundene Erscheinung der Lebewesen verwickelt und unerklärlich. Aber die Hand unendlicher Weisheit zeigt sich zwischen den Rädern, und eine vollkommene Ordnung ergibt sich aus ihrem Zusammenwirken. Jedes Rad, geleitet von der Hand Gottes, wirkt in vollständiger Ausgeglichenheit mit jedem andern. Ich habe gesehen, daß menschliche Werkzeuge geneigt sind, nach zu viel Macht zu streben und daß sie danach trachten, das Werk selbst zu leiten. Sie lassen Gott den Herrn, den mächtigen Werkmeister, zu oft unbeachtet in ihren Verfahrensweisen und Plänen und vertrauen ihm zu wenig in der Förderung des Werkes. Keiner sollte sich auch nur für einen Augenblick einbilden, daß er imstande sei, solche Dinge zu regieren, die dem großen "Ich bin" zukommen. Gott bereitet in seiner Vorsehung einen Weg zu, damit das Werk von menschlichen Werkzeugen getan werden kann. Darum möge jeder Mann auf seinem Posten der Pflicht stehen, für diese Zeit seinen Anteil ausführen und wissen, daß Gott sein Lehrmeister ist. Die Generalkonferenz DEV 425 1 Ich bin oft vom Herrn unterwiesen worden, daß keines Menschen Urteil irgendeinem Mann unterworfen werden sollte. Niemals sollte die Meinung eines Mannes oder das Urteil einiger Männer als genügend Weisheit und Kraft betrachtet werden, um das Werk zu leiten und zu sagen, welcher Plan befolgt werden müsse. Wenn aber auf der Generalkonferenz das Urteil der aus allen Teilen des Feldes versammelten Brüder ausgeführt wird, so dürfen persönliche Unabhängigkeit und persönliches Urteil nicht hartnäckig aufrechterhalten, sondern müssen aufgegeben werden. Niemals darf ein Arbeiter die beharrliche Aufrechterhaltung seiner unabhängigen Stellung als eine Tugend betrachten, wenn sie gegen den Entscheid der Gesamtgemeinschaft geht. DEV 425 2 Zuweilen, wenn eine kleine Gruppe von Männern, die mit der allgemeinen Leitung des Werkes betraut waren, im Namen der Generalkonferenz versuchten, unweise Pläne auszuführen und Gottes Werk zu beeinträchtigen, habe ich gesagt, daß ich die Generalkonferenz, dargestellt durch diese wenigen Männer, nicht länger als die Stimme Gottes ansehen könnte. Damit sei aber nicht gesagt, daß die Entscheidung einer Generalkonferenz, die aus einer Versammlung richtig gewählter Vertreter von allen Teilen des Feldes besteht, nicht geachtet werden sollte. Gott hat es so verordnet, daß die Vertreter seiner Gemeinde von allen Teilen der Erde Machtbefugnis haben sollen, wenn sie als eine Generalkonferenz versammelt sind. Der Fehler, den etliche in Gefahr stehen zu begehen, besteht darin, daß dem Verstand und Urteil eines Mannes oder einer geringen Anzahl von Männern das volle Maß der Machtbefugnis und des Einflusses zugesprochen wird, womit Gott seine Gesamtgemeinschaft betraut hat in dem Urteil und der Stimme der Generalkonferenz, die sich versammelt, um für das Gedeihen und die Förderung seines Werkes Pläne zu legen. DEV 426 1 Wenn diese Macht, die Gott seiner Gemeinde verliehen hat, einzig und allein einem Manne zugeschrieben und ihm die Machtbefugnis gegeben wird, für andre zu urteilen, dann wird die wahre biblische Ordnung umgestoßen. Satan würde in einer höchst hinterlistigen Weise manchmal beinahe überwältigend auf einen solchen Mann einwirken, hoffend, durch diesen einen Mann viele andre zu beeinflussen. Laßt uns das, was wir einem Mann oder einer kleinen Anzahl von Männern geneigt sind zu geben, vielmehr der dazu befugten höchsten Organisation der Gemeinde geben. Testimonies for the Church IX, 257-261. ------------------------Kapitel 102: Berücksichtigung derer, die mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben DEV 426 2 Jahrelang hat sich ein Mangel erwiesen im Verkehr mit Männern, die des Herrn Werk an schwierigen Orten aufgenommen und weitergeführt haben. Oft arbeiten diese Leute über ihre Kräfte. Weil sie nur wenig Mittel besitzen, sind sie genötigt, zur Förderung des Werkes Opfer zu bringen. Sie beziehen nur ein kleines Gehalt und üben sich in der größten Sparsamkeit. Bitten sie andre um Mittel fürs Werk, so gehen sie selbst mit dem Beispiel der Freigebigkeit voran. Sie loben Gott für das Getane; denn sie erkennen, daß er der Urheber und Vollender ihres Glaubens ist und sie nur durch seine Macht Fortschritte machen können. DEV 426 3 Manchmal, wenn diese Diener des Tages Last und Hitze getragen und durch geduldige, ausharrende Bemühungen eine Schule, eine Heilanstalt oder etwas Derartiges zur Förderung des Werkes gegründet haben, beschließen ihre Brüder, daß irgendein anderer Mann den Platz besser ausfüllen würde und daß deshalb dieser die Sache leiten solle, der die ersteren bisher vorgestanden haben. In einigen Fällen ist eine solche Entscheidung getroffen worden, ohne Rücksicht auf die zu nehmen, welche den unangenehmen und schweren Teil der Arbeit getragen, welche geschafft, gebetet, gestrebt und unter Aufbietung aller ihrer Kraft und ihres Willens unermüdlich gewirkt haben. Gott gefällt eine solche Behandlung seiner Diener nicht. Er fordert sein Volk auf, die Hände derer zu unterstützen, die an neuen und schwierigen Plätzen das Werk aufbauen, und zu ihnen Worte der Aufheiterung und Ermutigung zu reden. DEV 427 1 In ihrem Eifer, die Sache zu fördern, können diese Arbeiter Fehler machen, können vielleicht in ihrem Bemühen, Mittel zur Unterstützung bedürftiger Unternehmungen zu erlangen, Pläne legen, die nicht zum Besten des Werkes sind. Der Herr, der sieht, daß diese Pläne seine Diener von dem Abwenden, was er wünscht, das sie tun sollen, läßt Enttäuschungen auf sie kommen, die ihre Hoffnungen gänzlich vereiteln. Dann sind zum großen Kummer derer, die so sehnlichst hofften, Mittel zur Unterstützung der Sache zu gewinnen, vergebens Gelder geopfert worden. DEV 427 2 Während diese Arbeiter sich aufs höchste anstrengten, Mittel zu erlangen, die ihnen im Notfall helfen würden, standen einige ihrer Brüder dabei, kritisierten und mutmaßten Böses, legten den Beweggründen dieser niedergedrückten Diener falsche Deutungen zugrunde und machten ihre Arbeit noch schwerer. Durch Eigennutz verblendet, erkannten diese Fehlerfinder nicht, daß ihre Brüder genügend Kummer hatten ohne den Tadel von Männern, die keine schweren Bürden und Verantwortungen getragen hatten. Enttäuschung ist eine schwere Heimsuchung; aber christliche Liebe kann die Niederlage in Sieg verwandeln. Mißgeschicke lehren Vorsicht. Wir lernen aus den Dingen, die wir erleiden. Auf diese Weise sammeln wir Erfahrung. DEV 427 3 Vorsicht und Weisheit sollte im Verkehr mit Arbeitern beachtet werden, die, wenngleich sie Fehler begangen haben, eine ernste, selbstaufopfernde Teilnahme für das Werk bekundet haben. Ihre Brüder sollten zu ihnen sagen: Wir wollen die Sache nicht verschlimmern, indem wir einen andern an eure Stelle setzen, ohne euch Gelegenheit zu geben, eure Fehler wieder gutzumachen und eine vorteilhafte Stellung einzunehmen, wo ihr frei seid von der Last des ungerechten Kritisierens. Man sollte ihnen Zeit geben, sich aufs neue zu sammeln, die sie umgebenden Schwierigkeiten zu überwinden und vor Engeln und Menschen als würdige Arbeiter dazustehen. Wohl haben sie Fehler begangen; aber würden solche, die kritisieren und in Frage stellen, besser gehandelt haben? Den anklagenden Pharisäern sagte Jesus: "Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie." Johannes 8,7. DEV 428 1 Manche sind voreilig in ihrem Verlangen, Sachen zu bessern, die ihnen fehlerhaft erscheinen. Sie meinen, sie müßten erwählt werden, den Platz derer einzunehmen, die Fehler gemacht haben. Sie unterschätzen das Werk, das diese Arbeiter getan haben, während andre zusahen und kritisierten. Sie sagten durch ihre Handlungsweise: Ich kann große Dinge verrichten; ich kann das Werk erfolgreich voranbringen. Denen, welche glauben, daß sie es verstehen, Fehler zu vermeiden, bin ich beauftragt worden zu sagen: "Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet." Matthäus 7,1. Ihr mögt in einigen Punkten Fehler vermeiden, könnt aber in andern Punkten vielleicht grobe Versehen machen, die schwer wieder zu ordnen sind und Verwirrung ins Werk bringen. Eure Fehler könnten mehr Schaden anrichten, als die eure Brüder begangen haben. DEV 428 2 Die mir mitgeteilte Unterweisung ist die: Männer, welche den Grund zu einem Werk legen und trotz Vorurteil ihren Weg durchkämpfen, sollen nicht in ein ungünstiges Licht gestellt werden, damit andre ihre Stellung einnehmen können. Es gibt ernste Arbeiter, die ungeachtet des Kritisierens einiger ihrer Brüder ausgehalten haben in dem Werk, das Gott ihnen aufgetragen hatte. Würden sie jetzt ihrer verantwortlichen Stellung enthoben, dann würde das einen Eindruck machen, der für sie ungerecht und für das Werk Gottes ungünstig sein würde, weil die getroffenen Veränderungen als eine Rechtfertigung des ungerechten Kritisierens und des bestehenden Vorurteils angesehen werden würden. Der Herr verlangt, daß kein Wechsel unternommen werde und die keine Ungerechtigkeit treffe, die lange und ernstlich gearbeitet haben, um das ihnen aufgetragene Werk aufzubauen. DEV 429 1 Es werden viele Veränderungen getroffen, die besser nicht hätten vorgenommen werden sollen. Werden Arbeiter unzufrieden, dann versetzt man sie oft an einen andern Platz, anstatt sie zu ermutigen, auszuharren, wo sie sind und ihre Arbeit erfolgreich zu betreiben. Sie nehmen dieselben Charakterzüge, welche ehedem ihrer Arbeit geschadet haben, mit, und werden auch dort denselben unchristlichen Geist bekunden; denn sie haben noch nicht gelernt, wie man geduldig und demütig dient. DEV 429 2 Da muß anders gehandelt werden. Veränderungen müssen unter den verschiedenen Arbeitern unsrer Vereinigungen und Anstalten vorgenommen werden; fähige und geweihte Männer müssen gesucht und ermutigt werden, sich mit den Bürdenträgern als Helfer und Mitarbeiter zu vereinen, und zwar so, daß das Alte sich mit dem Neuen einmütig in Geist und brüderlicher Liebe verbindet. Aber nehmt Veränderungen in der Verwaltung nicht plötzlich und in einer solchen Weise vor, daß die, welche ernstlich und erfolgreich gewirkt haben, um das Werk zu einem gewissen Grade voranzubringen, entmutigt werden. Gott will nicht, daß seine treuen Diener den Mut verlieren. Der Grundsatz der Gerechtigkeit muß von denen befolgt werden, deren Pflicht es ist, die beste Verwaltung unsrer Verlagshäuser, Heilanstalten und Schulen zu sichern. DEV 429 3 Gott verlangt Diener. Seine Reichssache braucht selbständige Männer, die sich als demütige Schüler in Gottes Hand gelegt und sich als Mitarbeiter mit ihm erwiesen haben. Solche Leute werden im Predigtamt und in den Schulen gesucht; möchten sie heraustreten und für den Meister tun, was in ihrer Kraft steht; möchten sie in die Reihen der Arbeiter eintreten und durch geduldiges, beständiges Streben ihren Wert beweisen. Im Wasser und nicht auf dem Lande erlernt man das Schwimmen. Möchten sie treu den Platz ausfüllen, an den sie berufen werden, damit sie befähigt werden, noch größere Verantwortungen zu tragen. Gott gibt allen die Gelegenheit, sich in dem Dienst für ihn zu vervollkommnen. DEV 430 1 Gott hat einige seiner Diener mit besonderen Gaben ausgestattet, und niemand sollte ihre Vorzüge herabsetzen. Aber keiner sollte diese Gaben zur Verherrlichung des eigenen Ichs anwenden, sich vor seinen Mitmenschen als mehr begünstigt betrachten oder sich über andre aufrichtige, ernste Diener erheben. Der Herr sieht das Herz an. Wer sich dem Dienste Gottes am völligsten hingibt, wird von dem himmlischen Weltall am höchsten geachtet. DEV 430 2 Der Himmel beobachtet es, wie Männer, welche einflußreiche Stellungen einnehmen, ihre Haushalterschaft ausführen. Nach der Größe ihres Einflusses werden die Anforderungen an sie als Haushalter bemessen. Im Verkehr mit ihren Mitmenschen sollten sie wie Väter sein -- gerecht, herzlich, wahr. Sie sollten einen Christo ähnlichen Charakter besitzen und sich mit ihren Brüdern in engster Gemeinschaft verbinden. Testimonies for the Church VII, 277-282. ------------------------Kapitel 103: "Lasset uns auf einander achten!" DEV 430 3 Ihr werdet oft mit Menschen zusammentreffen, die unter dem Druck einer Versuchung stehen. Ihr wißt nicht wie ernstlich vielleicht Satan mit ihnen kämpft. Seid vorsichtig, damit ihr solche Seelen nicht entmutigt und dadurch dem Versucher den Vorteil gebt. DEV 430 4 Seht oder hört ihr etwas, das der Verbesserung bedarf, dann bittet den Herrn um Weisheit und Gnade, damit ihr im Versuch, treu zu sein, nicht zu streng seid. Es ist stets für jemand demütigend, wenn ihm seine Fehler gezeigt werden. Macht ihm diese Erfahrung nicht noch bitterer durch nutzloses Tadeln. Unfreundliches Kritisieren bringt Entmutigung und macht das Leben traurig und unglücklich. DEV 431 1 Meine Brüder, herrscht lieber durch Liebe als durch Strenge. Wenn ein Fehlender sich seines Irrtums bewußt wird, seid vorsichtig, nicht seine Selbstachtung zu vernichten. Versucht nicht zu schlagen und zu verwunden, sondern vielmehr zu verbinden und zu heilen. DEV 431 2 Kein menschliches Wesen besitzt ein so zartes Empfindungsvermögen oder eine so veredelte Natur wie unser Heiland. Und welche Geduld bekundet er gegen uns! Jahr um Jahr trägt er unsre Schwachheit und Unwissenheit, unsre Undankbarkeit und Verkehrtheit. Ungeachtet unsrer Irrtümer, unsrer Herzenshärtigkeit, unsrer Vernachlässigung seines Heiligen Wortes ist seine Hand nach uns ausgestreckt, und er bittet uns: "Liebet euch untereinander, wie ich euch geliebt habe." Johannes 13,34. DEV 431 3 Brüder, betrachtet euch als Missionare nicht unter den Heiden, sondern unter euren Mitarbeitern. Es erfordert viel Zeit und Mühe, eine Seele von den besonderen Wahrheiten für diese Zeit zu überzeugen. Werden aber Seelen von der Sünde zur Gerechtigkeit bekehrt, so freuen sich die Engel im Himmel. Glaubt ihr, daß die dienenden Geister, welche über diese Seelen wachen, Wohlgefallen daran haben, wenn sie sehen, wie gleichgültig sie von vielen behandelt werden, die vorgeben, Christen zu sein? Eines Mannes Vorliebe für einen oder den andern gibt den Ausschlag. Parteilichkeit wird offenbar. Der eine wird begünstigt, während der andere abstoßend behandelt wird. DEV 431 4 Die Engel blicken mit Ehrfurcht und Verwunderung auf Christi Mission an die Welt. Sie staunen über die Liebe, die ihn bewog, sich selbst als Opfer für die Sünden der Menschen hinzugeben. Wie gering aber schätzen die Menschen das durch sein Blut Erkaufte! DEV 432 1 Es ist nicht notwendig, daß wir versuchen, einander zu lieben; was wir bedürfen, ist die Liebe Christi im Herzen. Wenn das eigene Ich in Christo aufgegangen ist, quillt die wahre Liebe unwillkürlich hervor. DEV 432 2 In geduldiger Nachsicht werden wir überwinden. Geduld im Dienen bringt der Seele Ruhe. Israels Wohl wird durch die demütigen, fleißigen, treuen Arbeiter gefördert. Ein Wort der Liebe und Aufmunterung vermag leichter das aufgeregte Gemüt und den Eigensinn zu unterwerfen als alles Fehlerfinden und alle Tadel, die man auf den Irrenden häufen mag. DEV 432 3 Des Meisters Botschaft muß im Geiste des Meisters verkündigt werden. Wir sind nur sicher, wenn unsre Gedanken und Triebe ganz von dem großen Lehrer regiert werden. Gottes Engel werden hierin jedem wahren Diener eine reiche Erfahrung geben. Die Tugend der Demut wird unsre Gedanken in Ausdrücke kleiden, die der Zärtlichkeit Christi gleichen. Testimonies for the Church VII, 265.266. Erlassung von Sünden DEV 432 4 "Welchen ihr die Sünden erlasset," sagte Jesus, "denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten." Johannes 20,23. Christus gibt hier niemand die Freiheit, ein Urteil über andre zu fällen; das hat er in der Bergpredigt streng verboten, weil dies Vorrecht allein Gott zukommt. Aber er legt auf die Gemeinde in ihrem organisierten Zustand eine Verantwortung für jedes einzelne Glied. Die Gemeinde hat die Pflicht, die, welche in Sünde fallen, zu warnen, zu belehren und wenn möglich zurückzubringen. "Strafe, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre" (2.Timotheus 4,2), sagt der Herr. DEV 433 1 Nehmt es genau mit dem Unrecht. Warnt jede Seele, die in Gefahr ist. Laßt niemand sich selbst betrügen. Nennt die Sünde beim rechten Namen. Erklärt, was Gott über das Lügen, Sabbatbrechen, Stehlen, den Götzendienst und jedes andre Übel gesagt hat. "Die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben." Galater 5,21. Beharren sie in Sünde, so wird das ihnen aus Gottes Wort gezeigte Urteil über sie im Himmel ausgesprochen. Wer die Sünde wählt, verleugnet Christum. Die Gemeinde zeige, daß sie solche Dinge nicht billigt, oder sie entehrt den Herrn. Sie muß über die Sünde sagen, was Gott sagt, und muß sie so behandeln, wie Gott es vorschreibt, dann wird ihre Handlung im Himmel bestätigt werden. Wer die Machtbefugnis der Gemeinde verachtet, verachtet auch die Machtbefugnis Christi. DEV 433 2 Aber das Bild hat noch eine hellere Seite. "Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen." Laßt diesen Gedanken euch der bleibende sein. Im Wirken für die Irrenden haltet das Auge auf Jesum gerichtet. Möchten doch die Hirten für die Schafe von des Herrn Weide zärtlich sorgen, zu den Irrenden von der vergebenden Gnade des Heilandes reden, die Sünder zur Buße und zum Glauben an ihn, der vergeben kann, ermutigen. Möchten sie ihnen auf Grund des Wortes Gottes erklären: "So wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Untugend." 1.Johannes 1,9. Allen Bußfertigen gilt die Verpflichtung: "Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Missetaten dämpfen und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen." Micha 7,19. DEV 433 3 Des Sünders Reue sollte von der Gemeinde mit dankbarem Herzen angenommen, der Bußfertige von der Finsternis des Unglaubens ins Licht des Glaubens und der Gerechtigkeit geführt, seine zitternde Hand in die liebreiche Hand Jesu gelegt werden. Solch ein Erlassen der Sünde wird im Himmel bestätigt. The Desire of Ages 805.806. Schlußwort DEV 433 4 "Zuletzt, meine Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke." Epheser 6,10. ------------------------Kapitel 104: Die Kraft zum Dienst DEV 434 1 Was die Gemeinde in diesen Tagen der Gefahr benötigt, ist ein Heer von Arbeitern, die gleich Paulus sich selbst zur Brauchbarkeit erzogen haben, die eine tiefe Erfahrung in den Dingen Gottes besitzen und von Ernst und Eifer erfüllt sind; Geheiligte, sich selbst aufopfernde Männer sind notwendig; Männer, die sich nicht vor Prüfungen und Verantwortungen scheuen; Männer, die tapfer und wahrhaftig sind; Männer, in deren Herzen Christus, die Hoffnung der Herrlichkeit, lebt, und die mit Lippen, berührt von der heiligen Kohle, das Wort predigen. Aus Mangel an solchen Dienern ermattet das Werk Gottes, und verderbliche Irrtümer stecken gleich einem tödlichen Gift die Moral an und vernichten die Hoffnungen eines großen Teils des Menschengeschlechtes. Die Geschichte der Apostel 482. [Siehe auch Das Wirken der Apostel 503.504.] DEV 434 2 Vor Gott sind die wahre Männer und stehen als solche in den Büchern des Himmels verzeichnet, die wie Daniel jede Fähigkeit in einer solchen Weise ausbilden, daß durch sie das Reich Gottes am besten einer in Bosheit liegenden Welt vorgeführt werden kann. Fortschritt im Wissen ist notwendig; denn wenn dies in Gottes Sache angewandt wird, ist das Wissen eine Kraft zum Guten. Die Welt braucht denkende Männer, Männer, die sich treu an die Grundsätze halten, die beständig an Verständnis und Unterscheidungskraft wachsen. Die Presse braucht Männer, die sie zum höchsten Vorteil ausnutzen, damit die Wahrheit Flügel erhalte und zu jedem Volk und zu jeder Zunge eile. DEV 435 1 "Gehe aus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, auf daß mein Haus voll werde." Lukas 14,23. Im Gehorsam gegen dies Wort müssen wir zu den Heiden gehen, die uns nahe sind, und zu solchen, die ferne sind. Die "Zöllner und Hurer" müssen des Heilandes Einladung hören. Durch die Freundlichkeit und Langmut seiner Boten wird die Einladung zu einer bezwingenden Macht, solche zu erheben, welche am tiefsten in Sünde versunken sind. DEV 435 2 Christliche Beweggründe verlangen, daß wir mit bestimmter Absicht, nie versagender Teilnahme und stets zunehmendem Drängen für die Seelen arbeiten, welche Satan zu vernichten strebt. Nichts soll den ernsten, ringenden Eifer für die Rettung der Verlorenen dämpfen. Beachtet, wie durch das ganze Wort Gottes hindurch sich der dringende Geist offenbart, Männer und Frauen zu veranlassen, zu Christo zu kommen. Wir müssen jede Gelegenheit ergreifen, häuslich und öffentlich, jeden Beweis vorbringen, jeden Grund von Bedeutung anführen, um Menschen zum Heiland zu ziehen. Mit all unsrer Kraft müssen wir sie nötigen, auf Christum zu sehen und sein Leben der Selbstverleugnung und des Opfers anzunehmen. Wir müssen zeigen, daß wir von ihnen erwarten, dem Herrn Christi dadurch Freude zu bereiten, indem sie eine jeder seiner Gaben benutzen, um seinen Namen zu ehren. In den Fußspuren des großen Arztes 169.170. DEV 435 3 Nicht die Länge der Arbeitszeit, sondern die Willigkeit und Treue im Werke sieht Gott an. In all unserm Dienst fordert er völlige Übergabe des eigenen Ichs. Die kleinste in Aufrichtigkeit, in Selbstvergessenheit verrichtete Pflicht ist Gott angenehmer als das größte Werk, wenn Spuren der Selbstsucht darin zu entdecken sind. Er sieht danach, ob wir auf den Geist Christi achten und wieviel Ähnlichkeit mit Christo wir in unserm Wirken offenbaren. Er sieht mehr auf die Liebe und Treue, mit der wir arbeiten, als darauf, wieviel wir tun. DEV 436 1 Nur dann, wenn die Selbstsucht tot und das Streben nach Oberherrschaft gänzlich verdrängt ist, wenn Dankbarkeit das Herz erfüllt und die Liebe das Leben würzt, nur dann wohnt Christus in der Seele, und wir werden als Mitarbeiter Gottes anerkannt. Christi Gleichnisse 397. DEV 436 2 Von allen Menschen in der Welt sollten die, welche andere reformieren wollen, die selbstlosesten, die freundlichsten und höflichsten sein. In ihrem Leben sollten wahre Güte und selbstlose Handlungen offenbar werden. Der Arbeiter, welcher einen Mangel an Höflichkeit offenbart, welcher sich bei der Unwissenheit oder Wunderlichkeit anderer ungeduldig zeigt, welcher unüberlegt spricht oder gedankenlos handelt, mag sich die Tür zum Herzen verschließen, so daß er sie niemals erreichen kann. DEV 436 3 Wie der Tau und milde Regen auf die verdurstenden Pflanzen fällt, so laßt freundliche Worte fallen, wenn ihr sucht, Menschen vom Irrtum zu gewinnen. Gottes Plan ist, zuerst das Herz zu erweichen. Wir wollen die Wahrheit in Liebe kundtun und dem Herrn vertrauen, daß er ihr Kraft verleiht, das Leben umzubilden. Der Heilige Geist wird auf das Wort wirken, welches in Liebe zu der Seele gesprochen ist. DEV 436 4 Von Natur sind wir selbstvertrauend und starrsinnig. Aber wenn wir die Lehren lernen, welche Christus uns lehren will, so werden wir Teilhaber seiner Natur und leben hinfort sein Leben. Das wunderbare Vorbild Christi, die unvergleichliche Zärtlichkeit, mit welcher er auf die Gefühle anderer einging, indem er mit den Weinenden weinte und sich mit den Fröhlichen freute, müssen einen tiefen Eindruck auf den Charakter aller machen, welche in Aufrichtigkeit ihm nachfolgen. Sie werden versuchen, durch freundliche Worte und Handlungen den Pfad für müde Füße leicht zu machen. In den Fußspuren des großen Arztes 161.162. DEV 437 1 Die Hauptsache in der Erziehung ist nicht das Übermitteln von Kenntnissen, sondern das Mitteilen der belebenden Tatkraft, die durch die Verbindung von Herz mit Herz und Seele mit Seele gewonnen wird. Nur Leben kann Leben geben. Welch ein Vorrecht genossen deshalb die, welche drei Jahre lang täglich in unmittelbarer Verbindung mit dem göttlichen Leben waren, von dem jeder lebengebende Antrieb, der die Welt gesegnet hat, geflossen ist! Von allen Begleitern Jesu gab sich Johannes, der geliebte Jünger, der Macht des wunderbaren Lebens hin. Er sagte: "Das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist, welches war bei dem Vater und ist uns erschienen." 1.Johannes 1,2. "Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade." Johannes 1,16. DEV 437 2 Die Apostel unsers Herr Jesu hatten an sich nichts, das ihnen hätte Ehre einbringen können. Es trat klar an den Tag, daß der Erfolg ihrer Arbeit nur Gott zuzuschreiben war. Das Leben dieser Männer, ihre Charaktere, die sie entwickelten, und die kraftvolle Arbeit, die Gott durch sie ausführte, legen davon Zeugnis ab, was er für alle tun will, die sich belehren lassen und gehorsam sind. Desire of Ages 250. DEV 437 3 Der Ehre geht die Demut voran. Um vor den Menschen eine hohe Stellung zu bekleiden, wählt der Herr Diener, die wie Johannes der Täufer einen niedrigen Platz vor Gott einnehmen. Der kindlichste Jünger ist im Wirken für Gott der tüchtigste. Die himmlischen Kräfte können mit dem wirken, der nicht danach trachtet, sich zu erheben, sondern Seelen zu retten. Wer sein Bedürfnis der göttlichen Hilfe am tiefsten fühlt, wird darum bitten, und der Heilige Geist wird ihm Lichtblicke von Jesus gewähren, die seine Seele stärken und erheben. Aus der Gemeinschaft mit Jesu wird er weggehen, um für die zu wirken, die in ihren Sünden umkommen. Er ist für seine Mission gesalbt worden, und er wird Erfolg haben, wo viele von den Gelehrten und Weisen das Ziel verfehlen würden. Desire of Ages 436. DEV 438 1 Wer Menschen zur Buße auffordert, muß mit Gott im Gebet Gemeinschaft pflegen. Er muß sich an den Allmächtigen halten und sagen: "Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn. Gib mir Kraft, Seelen für Christum zu gewinnen." DEV 438 2 Paulus sagt: "Wenn ich schwach bin, so bin ich stark." 2.Korinther 12,10. Erkennen wir unsre Schwachheit voll und ganz, dann lernen wir es auch, uns auf eine Kraft zu verlassen, die uns nicht innewohnt. Nichts macht einen so starken Eindruck auf das Herz als das stete Bewußtsein unsrer Verantwortlichkeit Gott gegenüber. Nichts reicht so tief hinunter in die innersten Triebe unsres Verhaltens als das Bewußtsein der vergebenden Liebe Christi. Wir müssen mit Gott in Berührung kommen, dann werden wir vom Heiligen Geist durchdrungen werden, der uns befähigt, mit unsren Mitmenschen Fühlung zu nehmen. DEV 438 3 Darum freuet euch, daß ihr durch Christum mit Gott verbunden, Glieder der himmlischen Familie geworden seid. Während ihr höher schaut, als ihr selbst seid, werdet ihr ein stetes Bewußtsein von der Schwäche der Menschheit haben. Je weniger ihr euch selbst werthaltet, desto deutlicher und völliger werdet ihr die Vollkommenheit eures Heilandes erfassen. Je enger ihr euch mit der Quelle des Lichts und der Kraft verbindet, ein desto größeres Licht wird auf euch scheinen, eine desto größere Kraft werdet ihr besitzen, für Gott zu wirken. Desire of Ages 493. DEV 439 1 Nichts ist in unserm Werk notwendiger als die praktischen Folgen der Gemeinschaft mit Gott. Wir sollten durch unser tägliches Leben zeigen, daß wir Friede und Ruhe im Heiland haben. Sein Friede im Herzen wird auf dem Angesicht strahlen. Er wird der Stimme eine überzeugende Macht verleihen. Gemeinschaft mit Gott wird Charakter und Leben veredeln. Die Menschen werden an uns, wie an den ersten Jüngern, erkennen, daß wir mit Jesu gewesen sind. Dies wird dem Arbeiter eine Macht verleihen, die ihm nichts anderes gewähren kann. Er darf nicht zulassen, daß er dieser Macht verlustig geht. DEV 439 2 Wir müssen ein zweifaches Leben führen: ein Leben des Nachdenkens und der Tätigkeit, des stillen Gebets und der ernsten Arbeit. Die Stärke, welche wir durch Gemeinschaft mit Gott empfangen, vereint mit ernsten Bemühungen, den Geist zu Nachdenken und Sorgsamkeit zu erziehen, bereitet jemand für die täglichen Pflichten vor und bewahrt dem Geist unter allen Umständen, wie schwierig sie auch sein mögen, den Frieden. In den Fußspuren des großen Arztes 520.521. DEV 439 3 Dem geweihten Arbeiter bietet der Gedanke wundervollen Trost, daß sogar Christus während seines irdischen Lebens seinen Vater täglich um neuen Zufluß der nötigen Gnade bat; und von diesem Verkehr mit Gott ging er hinaus, um andere zu stärken und zu segnen. Siehe den Sohn Gottes im Gebet zu seinem Vater gebeugt! Obgleich Gottes Sohn, stärkt er doch seinen Glauben durchs Gebet, und durch den Verkehr mit Gott sammelt er Kraft, um dem Bösen zu widerstehen und die Not der Menschen zu lindern. Als der älteste Bruder unsres Geschlechts kennt er die Bedürfnisse derer, die von Schwäche umfangen und in einer Welt voll Sünde und Versuchung lebend, doch den Wunsch haben, ihm zu dienen. Er weiß, daß die Boten, die zu senden er für gut findet, schwache, irrende Menschen sind; doch allen, die sich ganz seinem Dienst übergeben, sagt er göttliche Hilfe zu. Sein eigenes Beispiel ist eine Versicherung, daß ernstes, anhaltendes Flehen zu Gott im Glauben -- in einem Glauben, der zu völliger Abhängigkeit von Gott und rückhaltloser Weihe für sein Werk führt -- den Menschen im Kampfe gegen die Sünde die Hilfe des Heiligen Geistes bringen wird. DEV 440 1 Jeder Arbeiter, der dem Beispiel Christi folgt, wird bereit sein, die Kraft zu empfangen und zu gebrauchen, die Gott seiner Gemeinde zum Reifen der Ernte verheißen hat. Einen Morgen nach dem andern, wenn die Boten des Evangeliums vor dem Herrn knien und ihm ihre Gelübde der Weihe erneuern, wird ihnen die Gegenwart seines Geistes mit seiner belebenden, heiligenden Kraft gewährt. Wenn sie an die Pflichten des Tages gehen, haben sie die Versicherung daß das unsichtbare Wirken des Heiligen Geistes sie befähigt, "Gottes Mitarbeiter" (1.Korinther 3,9) zu sein. Die Geschichte der Apostel 52.53. [Siehe auch: Das Wirken der Apostel 57.] ------------------------Kapitel 105: Die Belohnung des Dienstes DEV 440 2 "Wenn du ein Mittags- oder Abendmahl machst," sagte Jesus, "so lade nicht deine Freunde noch deine Brüder noch deine Verwandten noch deine Nachbarn, die da reich sind, auf daß sie dich nicht etwa wieder laden und dir vergolten werde; sondern wenn du ein Mahl machst, so lade die Armen, die Krüppel, die Lahmen, die Blinden, so bist du selig; denn sie haben's dir nicht zu vergelten; es wird dir aber vergolten werden in der Auferstehung der Gerechten." Lukas 14,12-14. DEV 441 1 In diesen Worten zeigt Jesus den Unterschied zwischen den sich selbst befriedigenden Gebräuchen der Welt und dem uneigennützigen Dienst, von dem er in seinem Leben ein Vorbild gegeben hat. Für einen solchen Dienst bietet er keine Belohnung von weltlichem Gewinn oder Anerkennung an. "Es wird dir aber vergolten werden in der Auferstehung der Gerechten," sagt er. Dann werden die Ergebnisse eines jeden Lebens offenbar werden, und ein jeder wird ernten, was er gesät hat. DEV 441 2 Jedem Diener Gottes sollte dieser Gedanke eine Stärkung, eine Ermutigung sein. In diesem Leben scheint die Arbeit für den Herrn oft beinahe fruchtlos zu sein. Unsre Bemühungen, Gutes zu tun, mögen ernstlich und ausharrend sein, und doch können wir nicht irgendwelche Ergebnisse wahrnehmen. Alle Anstrengungen scheinen vergebens zu sein. Aber der Heiland versichert uns, daß unsre Arbeit im Himmel angeschrieben steht und daß die Belohnung nicht ausbleiben kann. Der Apostel Paulus schrieb durch den Heilgen Geist: "Lasset uns aber Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten ohne Aufhören." Galater 6,9. In den Worten des Psalmisten lesen wir: "Sie gehen hin und weinen und tragen edlen Samen, und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben." Psalm 126,6. DEV 441 3 Während die große schließliche Belohnung bei der Wiederkunft Christi ausgeteilt wird, bringt der aufrichtige Dienst für Gott schon in diesem Leben eine Belohnung. Hindernisse, Widerspruch und bittere, herzzerbrechende Entmutigungen wird der Arbeiter antreffen; er mag die Frucht seines Schaffens niemals sehen, und doch findet er in der Arbeit selbst eine herrliche Belohnung. Alle, die sich Gott zu einem uneigennützigen Dienst für die Menschheit ausliefern, sind Mitarbeiter mit dem Herrn der Herrlichkeit. Dieser Gedanke versüßt alle Arbeit, stärkt den Willen und kräftigt die Nerven gegen alles, was da kommen mag. Dadurch, daß sie mit uneigennützigem, durch die Teilnahme an Christi Leiden veredeltem Herzen wirken und mit ihm fühlen, tragen sie auch dazu bei, seine Freude zu vergrößern und seinem hohen Namen Ehre und Preis zu erzeigen. In Gemeinschaft mit Gott, mit Christo und den heiligen Engeln sind sie von einem himmlischen Hauch umgeben -- eine Umgebung, die dem Körper Gesundheit, dem Geiste Kraft und der Seele Freude bringt. DEV 442 1 Alle, die Leib, Seele und Geist dem Dienste Gottes weihen, empfangen beständig neue körperliche, seelische und geistliche Kraft. Die unerschöpflichen Gnadenmittel vom Himmel stehen ihnen zur Verfügung. Christus gibt ihnen den Odem seines Geistes, Leben von seinem Leben. Der Heilige Geist wirkt mit höchster Kraft an den Herzen und Sinnen. DEV 442 2 "Alsdann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Besserung wird schnell wachsen ... Dann wirst du rufen, so wird dir der Herr antworten; wenn du wirst schreien, wird er sagen: Siehe, hier bin ich ... So wird dein Licht in der Finsternis aufgehen und dein Dunkel wird sein wie der Mittag; und der Herr wird dich immerdar führen und deine Seele sättigen in der Dürre und deine Gebeine stärken; und du wirst sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, welcher es nimmer an Wasser fehlt." Jesaja 58,8-11. DEV 442 3 Zahlreich sind Gottes Verheißungen an die, welche den Bedürftigen dienen. Er sagt: "Wohl dem, der sich des Dürftigen annimmt! Den wird der Herr erretten zur bösen Zeit. Der Herr wird ihn bewahren und beim Leben erhalten und es ihm lassen wohlgehen auf Erden und wird ihn nicht geben in seiner Feinde Willen. Der Herr wird ihn erquicken auf seinem Siechbett; du hilfst ihm von aller seiner Krankheit." "Hoffe auf den Herrn und tue Gutes; bleibe im Lande und nähre dich redlich." Psalm 41,1-4; Psalm 37,3. "Ehre den Herrn von deinem Gut und von den Erstlingen all deines Einkommens, so werden deine Scheuen voll werden und deine Kelter mit Most übergehen." "Einer teilt aus und hat immer mehr; ein anderer kargt, da er nicht soll, und wird doch ärmer." "Wer sich des Armen erbarmt, der leiht dem Herrn; der wird ihm wieder Gutes vergelten." "Die Seele, die da reichlich segnet, wird gelabt, und wer reichlich tränkt, der wird auch getränkt werden." Sprüche 3,9.10; Sprüche 11,24; Sprüche 19,17; Sprüche 11,25. DEV 443 1 Während viele Früchte ihrer Arbeit in diesem Leben nicht gesehen werden, haben Gottes Diener seine sicheren Verheißungen des schließlichen Erfolgs. Als Welterlöser mußte Christus beständig scheinbaren Mißerfolgen entgegentreten; es schien, als ob er wenig von dem ersehnten Werk des Aufrichtens und Errettens tun konnte. Satanische Werkzeuge versuchten ständig, ihm Hindernisse in den Weg zu legen. Aber er wollte sich nicht entmutigen lassen. Er sah ohne Unterlaß auf das Ziel seiner Aufgabe. Er wußte, daß die Wahrheit schließlich im Kampf mit dem Bösen siegen werde, und er sagte zu seinen Jüngern: "Solches habe ich mit euch geredet, daß ihr in mir Frieden habet. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe sie Welt überwunden." Johannes 16,33. Das Leben der Jünger Christi soll wie das seinige, einer Reihe von ununterbrochenen Siegen gleichen, die, wenn sie auch hier nicht als solche beachtet, doch in dem großen Danach erkannt werden. DEV 443 2 Wer zum Wohl anderer wirkt, arbeitet im Verein mit den himmlischen Engeln, hat ihre beständige Begleitung, ihren unaufhörlichen Dienst. Engel des Lichts und der Kraft sind immerdar nahe, um zu schützen, zu trösten, zu heilen, zu unterweisen, zu begeistern. Die höchste Bildung, die wahrhaftigste Feinheit der Sitten, der erhabenste Dienst, die menschliche Wesen überhaupt zuteil werden können, stehen ihm zur Verfügung. DEV 444 1 Oft ermutigt unser gnädiger Vater seine Kinder und stärkt ihren Glauben dadurch, daß er sie Augenzeugen sein läßt von der Macht seiner Gnade auf die Herzen und auf das Leben derer, für die sie arbeiten. "Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr; sondern soviel der Himmel höher ist denn Erde, so sind auch meine Wege höher denn eure Wege, und meine Gedanken denn eure Gedanken. Denn gleichwie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin kommt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und wachsend, daß sie gibt Samen zu sähen und Brot zu essen: Also soll das Wort, so aus meinem Munde geht, auch sein. Es soll nicht wieder zu mir leer kommen, sondern tun, was mir gefällt, und soll ihm gelingen, dazu ich's sende. Denn ihr sollt in Freuden ausziehen und in Frieden geleitet werden. Berge und Hügel sollen vor euch frohlocken mit Ruhm, und alle Bäume auf dem Felde mit den Händen klatschen. Es sollen Tannen für Hecken wachsen und Myrten für Dornen; und dem Herrn soll ein Name und ewiges Zeichen sein, das nicht ausgerottet werde." Jesaja 55,8-13. DEV 444 2 In der Umwandlung des Charakters, dem Freiwerden von bösen Leidenschaften, der Entwicklung der lieblichen Tugenden des Geistes Gottes sehen wir die Erfüllung der Verheißung: "Es sollen Tannen für Hecken wachsen und Myrten für Dornen." Wir sehen, wie die Einöde des Lebens "wird fröhlich stehen und wird blühen wie die Lilien". Jesaja 35,1. DEV 444 3 Christus hat Wohlgefallen daran, scheinbar hoffnungslose Menschen -- Seelen, die Satan erniedrigt und durch die er gewirkt hat -- zu nehmen und sie zu Wesen seiner Gnade zu machen. Es ist seine Freude, sie von ihrem Leid und dem Zorn, der auf die Ungehorsamen fallen wird, zu befreien. Er macht seine Kinder zu seinen Werkzeugen, um dies Werk auszuführen, und in dessen Fortschritt finden sie schon in diesem Leben eine köstliche Belohnung. DEV 445 1 Was für Freude ist dies aber im Vergleich mit jener, die sie an dem großen Tage der endgültigen Offenbarung empfinden werden! "Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Wort; dann aber von Angesicht zu Angesicht"; jetzt sehen wir es teilweise, dann aber werden wir es erkennen, wie auch wir erkannt sind. Siehe 1.Korinther 13,12. DEV 445 2 Es ist eine Belohnung der Diener Christi, in seine Freude einzugehen. Diese Freude, der Jesus selbst sehnsüchtig entgegensieht, drückt er in der Bitte an seinen Vater aus: "Ich will, daß, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast." Johannes 17,24. DEV 445 3 Als Jesus nach seiner Auferstehung gen Himmel fuhr, erwarteten ihn die Engel, um ihn zu bewillkommnen. Die himmlischen Scharen sehnten sich danach, ihren geliebten Befehlshaber, der aus dem Gefängnis des Todes zu ihnen zurückkehrte, wieder begrüßen zu dürfen und drängten sich eifrigst an ihn heran, als er durch die Tore des Himmels einging, aber er winkte ihnen ab. Sein Herz weilte bei der einsamen, trauernden Jüngerschar, die er auf dem Ölberg zurückgelassen hatte. Auch jetzt noch ist er bei seinen auf Erden leidenden Kindern, die den Kampf mit dem Vernichter noch weiterführen müssen. "Vater," sagte er, "ich will, daß, wo ich bin, auch die seien, die du mir gegeben hast." DEV 445 4 Die Erlösten Christi sind seine Juwelen, seine köstlichen und besonderen Schätze. "Denn wie edle Steine werden sie in seinem Lande glänzen," "der Reichtum seines herrlichen Erbes". Sacharja 9,16; Epheser 1,18. An ihnen wird er, weil "seine Seele gearbeitet hat, ... seine Lust sehen und die Fülle haben". Jesaja 53,11. DEV 446 1 Und werden seine Arbeiter sich nicht freuen, wenn auch sie die Früchte ihres Wirkens schauen? In seinem Brief an die bekehrten Thessalonicher sagt der Apostel Paulus: "Wer ist unsre Hoffnung oder Freude oder Krone des Ruhms? Seid nicht auch ihr es vor unserm Herrn Jesus Christus zu seiner Zukunft? Ihr seid ja unsere Ehre und Freude." 1.Thessalonicher 2,19.20. Und die Brüder zu Philippi ermahnte er, "ohne Tadel und lauter" zu sein, zu scheinen "als Lichter in der Welt damit, daß ihr haltet an dem Wort des Lebens, mir zu einem Ruhm an dem Tage Christi, als der ich nicht vergeblich gelaufen noch vergeblich gearbeitet habe". Philipper 2,15.16. DEV 446 2 Jeder Antrieb des Heiligen Geistes, der die Menschen zum Guten und zu Gott führt, wird in den Büchern des Himmels vermerkt, und an dem großen Tage Gottes wird jeder, der sich als ein Werkzeug des Heiligen Geistes hat gebrauchen lassen, sehen dürfen, was sein Leben bewirkt hat. DEV 446 3 Wunderbar werden die Offenbarungen sein, wenn die heiligen Einflüsse mit ihren köstlichen Ergebnissen aufgedeckt werden. Wie groß wird die Dankbarkeit der Seelen sein, die uns in den Himmelshöfen antreffen, wenn sie die mitfühlende, liebende Teilnahme begreifen, die an ihrem Heil genommen wurde! Aller Preis, alle Ehre und alles Lob werden Gott und dem Lamm für unsre Erlösung gegeben werden, aber ohne Gottes Lob zu mindern, wird der Dank auch den Werkzeugen ausgesprochen, die er zum Heil der dem Verderben geweihten Seelen benutzt hat. DEV 446 4 Die Erlösten werden diejenigen erkennen, deren Aufmerksamkeit sie auf den erhöhten Heiland gelenkt haben. Welch eine herrliche Unterhaltung werden sie mit diesen Seelen haben! "Ich war ein Sünder", sagt der eine, "ohne Gott und ohne Hoffnung in der Welt, und du kamst zu mir und lenktest meine Aufmerksamkeit auf den Heiland als meine einzige Hoffnung. Ich glaubte an ihn, ich bereute meine Sünden und bin zubereitet worden, mit seinen Heiligen an den himmlischen Plätzen zu sitzen." Andere werden sagen: "Ich war ein Heide im Heidenland. Du verließt deine Freunde und deine Heimat und kamst und lehrtest mich, wie ich Jesum finden und an ihn als den wahren Gott glauben könnte. Ich zerstörte meine Götzen und betete Gott an, und jetzt sehe ich ihn von Angesicht zu Angesicht. Ich bin gerettet, für immer gerettet; ich kann ihn sehen, den ich liebe. Damals sah ich ihn nur mit dem Glaubensauge, jetzt aber sehe ich ihn, wie er ist. Nun kann ich meine Dankbarkeit für seine erlösende Gnade dem aussprechen, der mich geliebt und mich in seinem Blute von meinen Sünden reingewaschen hat." DEV 447 1 Andere werden ihre Dankbarkeit denen aussprechen, welche die Hungrigen gespeist und die Nackten gekleidet haben. "Als die Verzweiflung meine Seele mit Unglauben packte," sagen sie, "sandte mich der Herr zu dir und du sprachst Worte des Trostes und der Hoffnung zu mir; du sorgtest für meine körperlichen Bedürfnisse, du wiesest mich hin auf Gottes Wort und zeigtest mir meine geistliche Not. Du behandeltest mich wie einen Bruder. Du fühltest mit mir in meinem Kummer, du erhobst meine zerschlagene, verwundete Seele, so daß ich Christi Hand, die ausgestreckt war, um mich zu retten, erfassen konnte. Da ich unwissend war, lehrtest du mich mit vieler Geduld, daß ich einen Vater im Himmel habe, der für mich sorge. Du last mir die köstlichen Verheißungen aus dem Worte Gottes vor. Du erwecktest den Glauben in mir, daß Gott mich retten wolle. Mein Herz wurde weich, ergriffen und zerbrochen, als ich über das von Christo für mich gebrachte Opfer nachdachte. Mich hungerte nach dem Brot des Lebens, und die Wahrheit wurde meiner Seele köstlich. Hier bin ich, gerettet, für ewig gerettet, um immerdar in dessen Gegenwart zu leben und den zu loben, der sein Leben für mich dahingegeben hat." DEV 447 2 Welche Freude wird sich bekunden, wenn diese Erlösten alle die antreffen und begrüßen, die ihretwegen eine Last getragen haben! Und die, welche gelebt haben, nicht um sich selbst zu befriedigen, sondern um den Unglücklichen zum Segen zu sein, die so wenig Freuden hatten -- o, wie werden ihre Herzen vor Wonne jauchzen! Sie werden die Verheißung verstehen: "So bist du selig; denn sie haben's dir nicht zu vergelten; es wird dir aber vergolten werden in der Auferstehung der Gerechten." Lukas 14,14. DEV 448 1 "Alsdann wirst du Lust haben am Herrn, und ich will dich über die Höhen auf Erden schweben lassen und will dich speisen mit dem Erbe deines Vaters Jakob; denn des Herrn Mund sagt's." Jesaja 58,14. Testimonies for the Church VI, 305-312.