Diener des Evangeliums

Kapitel 2

Die Heiligkeit des Werkes

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Der Prediger nimmt den Menschen gegenüber die Stellung als Gottes Sprachrohr ein, und in seinen Gedanken, Worten und Handlungen soll er den Herrn darstellen. Als Mose zum Bundesboten erwählt wurde, erging an ihn des Herrn Wort: "Vertritt du das Volk bei Gott." 2.Mose 18,19. Auch heute wählt Gott sich seine Knechte, wie er Mose berief, um seine Boten zu sein, und ein schweres Weh ruht auf dem, der seinen heiligen Beruf entehrt oder das Ziel, das ihm im Leben und Wirken des Sohnes Gottes vorgesetzt ist, erniedrigt.

Die Strafe, die auf Nadab und Abihu, die Söhne Aarons, fiel, zeigt, wie Gott seine Diener ansieht, die etwas tun, das ihrem heiligen Beruf Unehre bringt. Diese Männer waren zum Priestertum geweiht, aber sie hatten nicht gelernt, sich selbst zu beherrschen. Die lang genährte Gewohnheit, gegen sich selbst nachsichtig zu sein, hatte eine solche Macht über sie gewonnen, daß selbst die Verantwortlichkeit ihres Amtes sie nicht zu brechen vermochte.

Während des Gottesdienstes, wenn die Gebete und Lobpreisungen des Volkes zu Gott aufstiegen, nahmen Nadab und Abihu, halb betrunken, ein jeglicher seinen Napf, taten Feuer darein und legten Räucherwerk darauf. Sie übertraten aber Gottes Gebot, indem sie "fremdes Feuer" gebrauchten, anstatt des heiligen von Gott selbst angezündeten Feuers, welches er ihnen zu diesem Zweck zu verwenden geboten hatte. Dieser Sünde wegen fuhr Feuer vom Herrn aus und verzehrte sie beide vor den Augen des Volkes. "Da sprach Mose zu Aaron: Das ist's, was der Herr gesagt hat: Ich erzeige mich heilig an denen, die mir nahe sind, und vor allem Volk erweise ich mich herrlich." Siehe 3.Mose 10,1-7.

Jesajas Auftrag

Als Gott im Begriff stand, Jesaja mit einer Botschaft zu seinem Volk zu senden, ließ er den Propheten erst in einem Gesicht in das Allerheiligste des Heiligtums schauen. Es schien ihm, als ob plötzlich das Tor und der innere Vorhang des Tempels gehoben oder zurückgezogen waren und er hineinsehen konnte in das Allerheiligste, das selbst des Propheten Füße nicht betreten durften. Er sah im Gesicht Jehovas auf einem hohen und erhabenen Thron, während der Saum seiner Herrlichkeit den Tempel füllte. Um den Thron herum standen Seraphim als Hüter des großen Königs, und sie strahlten die sie umgebende Herrlichkeit wider. Als ihre Lobgesänge in den lauten Tönen der Anbetung erschallten, bebten die Säulen des Tores, wie von einem Erdbeben erschüttert. Mit reinen, durch Sünde nicht befleckten Lippen ließen diese Engel des Herrn Lob erklingen: "Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll!" Siehe Jesaja 6,1-8.

Die um den Thron stehenden Seraphim sind so sehr von Ehrfurcht erfüllt, wenn sie die Herrlichkeit Gottes wahrnehmen, daß sie auch nicht nur einen Augenblick auf sich selbst mit Bewunderung blicken. Ihr Lob gilt dem Herrn aller Herren. Indem sie in die Zukunft schauen, wenn die ganze Erde erfüllt sein wird von seiner Herrlichkeit, hallt in lieblicher Melodie der Freudengesang wider: "Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth." Ihr Glück besteht darin, den Herrn zu verherrlichen; sie wünschen nichts weiter, als in seiner Gegenwart zu bleiben und seinen Beifall zu genießen. Sein Bildnis zu tragen, seine Befehle auszuüben, ihn anzubeten, ist ihr höchstes Ziel, das sie zu erreichen suchen.

Als der Prophet aufhorchte, eröffnete sich vor ihm die Herrlichkeit, die Macht und die Majestät des Herrn, und im Licht dieser Offenbarung erschien seine innere Unreinheit in erschreckender Klarheit; selbst seine Worte schienen ihm niedrig und gemein. In tiefer Demütigung rief er aus: "Weh mir, ich vergehe! Denn ich bin unreiner Lippen ...; denn ich habe den König, den Herrn Zebaoth, gesehen mit meinen Augen."

Jesajas Demut war aufrichtig. Als ihm der Unterschied zwischen dem menschlichen und dem göttlichen Charakter klar gezeigt wurde, fühlte er sich ganz und gar untüchtig und unwert. Wie konnte er dem Volke die heiligen Forderungen Jehovas verkünden?

"Da flog der Seraphim einer zu mir", schreibt er, "und hatte eine glühende Kohle in der Hand, die er mit der Zange vom Altar nahm, und rührte meinen Mund an und sprach: Siehe, hiermit sind deine Lippen gerührt, daß deine Missetat von dir genommen werde und deine Sünde versöhnt sei."

Dann hörte Jesaja die Stimme des Herrn sagen: "Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein?" und gestärkt durch den Gedanken an die göttliche Berührung antwortet er: "Hier bin ich, sende mich!"

Wenn Gottes Diener durch den Glauben in das Allerheiligste blicken und unsern großen Hohenpriester im himmlischen Heiligtum seines Amtes walten sehen, erkennen sie, daß sie Männer mit unreinen Lippen sind, Männer, deren Zungen oft eitle Worte geredet haben. Wohl können sie verzweifeln, wenn sie ihre Unwürdigkeit mit der Vollkommenheit Christi vergleichen. Mit zerknirschtem Herzen, sich vollständig unwert und untüchtig zu ihrem großen Werk fühlend, rufen sie: "Ich vergehe." Demütigen sie sich aber wie Jesaja vor Gott, dann wird auch an ihnen ein gleiches Werk getan werden wie an dem Propheten; ihre Lippen werden mit einer lebendigen Kohle vom Altar berührt, und sie werden sich selbst vergessen unter dem Bewußtsein der Größe und Macht Gottes und seiner Bereitwilligkeit, ihnen zu helfen. Sie werden die Heiligkeit des ihnen anvertrauten Amtes erkennen und lernen, alles zu verachten, was sie verleiten könnte, den zu entehren, der sie mit seiner Botschaft hinausgesandt hat.

Die lebendige Kohle versinnbildet die Reinigung und stellt gleichzeitig das Wirkungsvermögen der Bestrebungen der wahren Diener Gottes dar. Denen, die sich so völlig dem Herrn weihen, daß er ihre Lippen berühren kann, wird verheißen: Geht hinaus ins Erntefeld; ich will mit euch wirken!

Der Prediger, dem diese Vorbereitung zuteil geworden ist, wird eine Macht zum Guten in der Welt sein. Seine Worte werden passend, rein und wahr, voller Mitgefühl und Liebe sein; seine Taten werden sich als die richtigen, als eine Hilfe und ein Segen für die Schwachen erweisen. Durch Christi beständige Gegenwart werden seine Gedanken, Worte und Handlungen geleitet. Er hat sich verpflichtet, Stolz, Geiz und Eigennutz zu überwinden, und indem er darnach trachtet, dieser Verpflichtung nachzukommen, empfängt er geistliche Kraft. Durch täglichen Verkehr mit Gott wird er gewaltig in seiner Kenntnis der Heiligen Schrift. Seine Gemeinschaft ist mit dem Vater und dem Sohn, und indem er beständig dem göttlichen Willen gehorcht, wird er täglich besser ausgerüstet, Worte zu reden, die irrende Seelen zu Christi Herde führen.