Diener des Evangeliums

Kapitel 3

Der Acker ist die Welt

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"Als nun Jesus an dem Galiläischen Meer ging, sah er zwei Brüder, Simon, der da heißt Petrus, und Andreas, seinen Bruder, die warfen ihre Netze ins Meer; denn sie waren Fischer. Und er sprach zu ihnen: Folget mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen. Alsbald verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach. Und da er von dannen fürbaß ging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, im Schiff mit ihrem Vater Zebedäus, daß sie ihre Netze flickten; und er rief sie. Alsbald verließen sie das Schiff und ihren Vater und folgten ihm nach." Matthäus 4,18-22.

Der schnelle, einwandlose Gehorsam dieser Männer ohne irgendeine Aussicht auf Belohnung erscheint merkwürdig, aber Christi Worte waren eine Einladung, die eine unwiderstehliche Kraft in sich barg. Christus wollte diese bescheidenen Fischer durch die Verbindung mit ihm zu Werkzeugen machen, Seelen aus Satans Dienst herauszureißen und in den Dienst Gottes zu stellen. In diesem Werk sollten sie seine Zeugen sein und der Welt Gottes Wahrheit, frei von Überlieferungen und Menschenmeinungen, bringen. Indem sie sich in seinen Tugenden übten, mit ihm wandelten und wirkten, sollten sie zu Menschenfischern herangebildet werden.

So wurden die ersten Jünger zum Evangeliumsamt bestimmt. Drei Jahre lang arbeiteten sie in Verbindung mit dem Heiland und wurden durch seine Lehren, seine Werke der Heilung und sein Beispiel vorbereitet, das von ihm angefangene Werk weiterzuführen. Durch kindlichen Glauben, durch reinen, demütigen Dienst wurden die Jünger unterwiesen, Verantwortungen in Gottes Sache zu tragen.

Aus der Erfahrung der Apostel können wir manche Lehre schöpfen. Diese Männer standen treu wie Gold zu ihrem Grundsatz; sie wollten nicht weichen, nicht entmutigt werden. Sie waren voll Ehrfurcht und Eifer für Gott, voll edler Absichten und Bestrebungen. Wohl waren sie von Natur schwach und hilflos wie alle andern, die jetzt mit dem Werk verbunden sind, aber sie setzten ihr ganzes Vertrauen auf den Herrn. Sie waren reich zu nennen, reich aber an Bildung des Gemüts und der Seele, und ein jeder kann dieses Gut haben, dem Gott der Erste und Letzte und der Beste in allen Dingen ist. Sie mühten sich lange ab, die ihnen in der Schule Christi gegebenen Aufgaben zu lernen, und ihre Mühe war nicht vergeblich. Sie verbanden sich mit der höchsten aller Mächte; sie verlangten nach einem immer tieferen, höheren, breiteren Verständnis der ewigen Wirklichkeiten, um einer bedürftigen Welt die Schätze der Wahrheit erfolgreich darzubieten.

Arbeiter mit solchen Charakterzügen sind jetzt notwendig, Männer, die sich ohne irgendwelchen Rückbehalt dem Werk hingeben, das Reich Gottes einer in Bosheit liegenden Welt klar darzustellen. Die Menschen bedürfen denkender Männer, die nach Grundsätzen handeln, die beständig zunehmen an Verständnis und Unterscheidungskraft. Es sind Männer dringend nötig, die sich der Presse vorteilhaft bedienen können, damit die Wahrheit Flügel empfange und rasch zu allen Völkern, Sprachen und Zungen dringt.

Das Evangelium allen Landen!

Das Licht der Wahrheit muß überall hinscheinen, damit Herzen erweckt werden; in allen Ländern muß das Evangelium verkündigt werden. Gottes Diener müssen nah und fern wirken, müssen die schon bepflanzten Stellen des Weinbergs vergrößern und auch in ferne Gegenden gehen. Sie müssen schaffen, solange es Tag ist; denn es kommt die Nacht, da niemand wirken kann. Sünder müssen hingewiesen werden auf den am Kreuze erhöhten Heiland, und viele Stimmen müssen sich erheben zu dem Ruf: "Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt!" Johannes 1,29. Gemeinden müssen gegründet und Pläne ausgearbeitet werden, damit die Glieder dieser jungen Gemeinden an die Arbeit gehen können. Wenn Arbeiter hinausgehen mit Eifer für Gott und Liebe zu ihm, dann werden die zurückbleibenden Gemeinden belebt werden; denn ein jedes Glied wird an dem Erfolg der Arbeiter tiefen persönlichen Anteil nehmen.

Ernste, sich selbst aufopfernde Männer und Frauen sind notwendig, die mit starkem Geschrei und Tränen zu Gott kommen und für Seelen flehen, die am Rande des Verderbens stehen. Es gibt keine Ernte ohne Aussaat, keinen Erfolg ohne Anstrengung. Abraham wurde berufen, seine Freundschaft zu verlassen, um den Heiden ein Lichtträger zu sein. Ohne einen Einwand zu erheben, gehorchte er "und ging aus und wußte nicht, wo er hinkäme". Hebräer 11,8. So sollen auch heute Gottes Diener hingehen, wohin Gott sie ruft, voll Vertrauen, daß er sie leiten und ihrer Arbeit Erfolg gehen wird.

Der schreckliche Zustand der Welt könnte zu der Annahme führen, daß Christi Tod beinahe vergebens gewesen wäre und daß Satan triumphiere. Die Mehrzahl der Erdbewohner hat sich dem Feinde angeschlossen. Wir aber sind nicht betrogen worden. Ungeachtet der scheinbaren Siege Satans setzt Christus sein Werk im himmlischen Heiligtum und auf Erden fort. Gottes Wort beschreibt die Bosheit und Verdorbenheit, die in den letzten Tagen bestehen werden, und wenn sich vor unsern Augen die Weissagung erfüllt, sollte unser Glaube an den schließlichen Sieg des Reiches Christi stärker werden, und wir sollten mit erneutem Mut an unser uns zugeteiltes Werk gehen.

Die ernste, feierliche Warnungsbotschaft muß in den schwersten Feldern, in den gottlosen Städten, an jedem Ort, wo das Licht der großen dreifachen Evangeliumsbotschaft noch nicht aufgegangen ist, verkündet werden. Ein jeglicher muß die letzte Einladung zu dem Hochzeitsmahl des Lammes hören. Von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, von Land zu Land muß die Botschaft der gegenwärtigen Wahrheit nicht mit äußerlichen Kundgebungen, sondern in der Kraft des Geistes verkündet werden. Werden die göttlichen Grundsätze, die unsern Heiland veranlaßten, auf die Erde zu kommen und sie in Wort und Wandel kundzutun, in der Einfachheit des Evangeliums dargestellt, dann wird die Macht der Botschaft fühlbar werden. Jetzt muß eine neue, von der Quelle alles Lebens kommende Kraft einen jeden Arbeiter durchdringen. O, wie wenig erfassen wir die Größe unsrer Mission! Uns tut ernster, fester Glaube und unerschütterlicher Mut not. Unsre Arbeitszeit ist kurz, und wir müssen mit unermüdlichem Eifer schaffen.

"Der Acker ist die Welt." Matthäus 13,38. Wir verstehen besser, was dieser Ausbruch in sich schließt als die Apostel, die den Auftrag empfingen, das Evangelium zu predigen. Die ganze Welt ist ein großes Missionsfeld, und uns, die wir die Evangeliumsbotschaft schon so lange gekannt haben, sollte der Gedanke ermutigen, daß einst schwer zugängliche Felder jetzt keine Schwierigkeiten mehr bieten. Länder, die bisher verschlossen waren, stehen jetzt offen und bitten um Erklärung des Wortes Gottes. Könige und Männer in hoher Stellung öffnen ihre lang geschlossenen Tore und bitten die Herolde des Kreuzes einzutreten. Die Ernte ist wahrlich groß. Die Ewigkeit allein wird die Folgen der jetzt weise angewandten Bemühungen offenbaren. Die Vorsehung bahnt uns den Weg, und die unendliche Kraft wirkt mit den menschlichen Anstrengungen. Blind müssen die Augen sein, die das Wirken des Herrn nicht wahrnehmen, und taub die Ohren, die den Ruf des wahren Hirten an seine Schafe nicht hören!

Christus sehnt sich danach, seinen Einfluß auf jedes menschliche Gemüt geltend zu machen, sein Bild und seinen Charakter auf eine jede Seele zu übertragen. Schon als er hier auf Erden war, hungerte seine Seele nach Teilnahme und Mitwirkung, auf daß sein Reich sich ausdehnen und die ganze Welt einschließen möchte. Diese Erde ist sein erkauftes Eigentum, und er möchte freie, reine und heilige Menschen haben. "Um der ihm vorgesetzten Freude willen erduldete er das Kreuz und achtete der Schande nicht." Hebräer 12,2. Seine irdische Wallfahrt wurde ihm durch den Gedanken erleichtert, daß all seine Mühe nicht vergebens sein, sondern Menschen zu treuen Untertanen Gottes zurückgewinnen würde. Noch jetzt müssen mit Hilfe des für die Welt vergossenen Blutes Siege errungen werden, die Gott und dem Lamm einen ewigen Ruhm bereiten. Die Heiden werden ihm zum Erbteil gegeben und die entferntesten Teile der Erde zu seinem Besitztum. Christus wird, weil seine Seele gearbeitet hat, "seine Lust sehen und die Fülle haben". Siehe Jesaja 53,11.

"Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir! Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Und die Heiden werden in deinem Lichte wandeln und die Könige im Glanz, der über dir aufgeht. Hebe deine Augen auf und siehe umher! Diese alle versammelt kommen zu dir. Deine Söhne werden von ferne kommen und deine Töchter auf dem Arme hergetragen werden. Dann wirst du deine Lust sehen und ausbrechen, und dein Herz wird sich wundern und ausbreiten, wenn sich die Menge am Meer zu dir bekehrt und die Macht der Heiden zu dir kommt." "Denn gleichwie Gewächs aus der Erde wächst und Same im Garten aufgeht, also wird Gerechtigkeit und Lob vor allen Heiden aufgehen aus dem Herrn Herrn." Jesaja 60,1-5; Jesaja 61,11.

Der den Jüngern gegebene Auftrag ist auch an uns gerichtet. Heute, wie damals, muß der gekreuzigte und auferstandene Heiland vor denen erhoben werden, die ohne Gott und ohne Hoffnung in der Welt sind. Der Herr braucht Hirten, Lehrer, Evangelisten. Von Tür zu Tür müssen seine Diener die Heilsbotschaft verkündigen. Jedem Volk und Geschlecht, jeder Sprache und Zunge muß die Kunde von der Sündenvergebung durch Christum gebracht werden. Nicht in lauen, gleichgültigen Ausdrücken soll die Botschaft verbreitet werden, sondern in klaren, bestimmten, ergreifenden Worten. Hunderte warten auf die Warnung, doch ihr Leben zu retten. Die Welt muß in den Christen einen Beweis der Kraft des Christentums sehen. Nicht nur an einigen Orten sondern überall auf Erden sind die Botschaften der Barmherzigkeit notwendig.

Wer des Heilandes unvergleichbare Liebe wahrnimmt, wird in seinem Denken veredelt, am Herzen gereinigt und im Charakter umgebildet werden. Er wird hinausgehen, um der Welt ein Licht zu sein und diese geheimnisvolle Liebe in einem gewissen Grade widerstrahlen zu lassen. Je mehr wir über das Kreuz Christi nachdenken, desto mehr wird auch der Ausspruch des Apostels der unsrige werden: "Es sei aber ferne von mir, mich zu rühmen denn allein von dem Kreuz unsers Herrn Jesu Christi." Galater 6,14.