Diener des Evangeliums

Kapitel 11

Die jungen Leute sollten Bürdenträger sein

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"Ich habe euch Jünglingen geschrieben; denn ihr seid stark, und das Wort Gottes bleibt bei euch, und ihr habt den Bösewicht überwunden." 1.Johannes 2,14.

Damit das Werk in allen seinen Zweigen vorangehe, fordert Gott die Kraft, den Eifer und den Mut der Jugend. Er hat die Jugend erwählt, seine Sache zu fördern. Um mit klarem Verstand Pläne zu legen und diese mit mutiger Hand auszuführen, bedarf es frischer, ungebrochener Tatkraft. Junge Männer und Frauen werden aufgefordert, ihre Jugendkraft dem Herrn zu weihen, damit sie durch deren Gebrauch, durch Gedankenschärfe und Beherztheit Gott die Ehre geben und ihren Mitmenschen das Heil bringen.

Bei solchem hohen Beruf sollte unsre Jugend nicht dem Vergnügen nachgehen oder danach trachten, ein sich selbst befriedigendes Leben zu führen. Die Rettung von Seelen sollte der Beweggrund aller ihrer Handlungen sein. In ihrer ihnen von Gott verliehenen Kraft sollten sie sich über alle knechtenden und erniedrigenden Gewohnheiten erheben und sich ihre Schritte wohl überlegen, indem sie daran gedenken, daß andre ihnen auf dem Weg, den sie einschlagen, folgen werden.

Niemand lebt für sich allein; jeder übt irgendeinen Einfluß entweder zum Guten oder Bösen aus. Deshalb ermahnt der Apostel auch die jungen Leute, züchtig zu wandeln. Wie könnten sie auch anders handeln, wenn sie daran gedenken, daß sie Mitarbeiter Christi, Teilhaber seiner Selbstverleugnung und Aufopferung, seiner Langmut und gnädigen Güte sein sollen?

Auch noch heute gelten dem Jünglinge die an Timotheus gerichteten Worte: "Befleißige dich, Gott dich zu erzeigen als einen rechtschaffenen und unsträflichen Arbeiter, der da recht teile das Wort der Wahrheit." "Fliehe die Lüste der Jugend; jage aber nach der Gerechtigkeit, dem Glauben, der Liebe, dem Frieden." "Sei ein Vorbild den Gläubigen im Wort, im Wandel, in der Liebe, im Geist, im Glauben, in der Keuschheit." 2.Timotheus 2,15.22; 1.Timotheus 4,12.

Die Bürdenträger unter uns fallen dem Tode anheim. Viele von denen, die in vorderster Reihe standen, um die von uns als einem Volk eingeführten Verbesserungen durchzuführen, haben die Mittagslinie des Lebens überschritten; ihre körperlichen und geistigen Kräfte ermatten. Mit banger Sorge mag wohl gefragt werden: Wer wird ihre Plätze ausfüllen? Wem kann das Wohl der Gemeinschaft anvertraut werden, wenn die gegenwärtigen Säulen fallen? Mit Besorgnis blicken wir auf die heutige Jugend, welche diese Lasten aufnehmen, auf welche die Verantwortlichkeit fallen muß. Sie muß dort eintreten, wo die andern das Werk verlassen, und ihr Wandel wird entscheiden, ob Sittlichkeit, Religion und ernste Gottseligkeit die Oberhand behalten oder ob Unsittlichkeit und Gottlosigkeit alles Wertvolle verderben und trüben werden.

Die älteren müssen die jüngeren durch Lehre und Beispiel erziehen, den Ansprüchen, welche Menschen und ihr Schöpfer an sie stellen, zu genügen. Schwere Verantwortungen müssen auf diese Jünglinge gelegt werden. Die Frage ist: Können sie sich selbst beherrschen und in der Reinheit der ihnen von Gott gegebenen Mannhaftigkeit dastehen, alles verachtend, was einen Geruch des Sündhaften an sich trägt?

Noch nie stand so viel auf dem Spiel, noch nie hing so viel von einem Geschlecht ab, wie von denen, die jetzt neu auf der Bildfläche erscheinen. Nicht für einen Augenblick sollte die Jugend wähnen, irgendeinen Vertrauensposten richtig ausfüllen zu können, ohne einen guten Charakter zu besitzen. Ebenso könnte sie erwarten, Trauben von den Dornen und Feigen von den Disteln zu lesen.

Ein guter Charakter muß Stein für Stein aufgebaut werden. Charakterzüge, die der Jugend helfen werden, erfolgreich für Gottes Sache zu wirken, müssen durch fleißige Verwendung ihrer Gaben, durch Benutzung einer jeden von der Vorsehung gegebenen Gelegenheit und durch die Verbindung mit der Quelle aller Weisheit erworben werden. Die Jugend darf sich nicht mit einem niedrigen Standpunkt begnügen. Joseph und Daniel sind gute Beispiele für sie, und ein vollkommenes Vorbild bietet ihnen das Leben des Heilandes.

Alle haben Gelegenheit, ihren Charakter heranzubilden; alle können ihren Platz in dem großen Plane Gottes ausfüllen. Der Herr nahm Samuel sogar in seiner Kindheit an, weil sein Herz rein war. Als eine geheiligte Gabe wurde er Gott gegeben, und der Herr machte ihn zu einem Lichtträger. Wenn die jungen Leute sich jetzt, wie Samuel ehemals, dem Herrn weihen, dann wird er sie annehmen und sie in seinem Werke benutzen. Von ihrer Lebenserfahrung können sie dann mit dem Psalmisten sagen: "Gott, du hast mich von Jugend auf gelehrt, und bis hierher verkündige ich deine Wunder." Psalm 71,17.

Die Notwendigkeit der Heranbildung von Arbeitern

Bald muß die Jugend Lasten aufnehmen, die jetzt ältere Diener Gottes tragen. Dadurch, daß wir es vernachlässigten, jungen Leuten eine gute, praktische Ausbildung zuteil werden zu lassen, haben wir viel Zeit verloren. Gottes Sache geht beständig voran, und wir müssen dem Befehl Gottes Folge leisten: Geht vorwärts! Wir brauchen junge Männer und Frauen, die sich nicht von den Zuständen irremachen lassen, die mit Gott wandeln, viel beten und sich ernstlich bemühen, so viel Licht wie möglich in sich aufzunehmen.

Der Diener Gottes sollte seine geistigen und körperlichen Kräfte, mit denen die Natur, seine Ausbildung und die Gnade Gottes ihn ausgerüstet hat, aufs äußerste anstrengen; sein Erfolg jedoch wird vielmehr im Verhältnis stehen zu dem Maß der Hingabe und Selbstverleugnung, in welchen er sein Werk verrichtet, als zu den natürlichen oder erworbenen Fähigkeiten. Ernstliche, beständige Bemühungen, sich nützlich erweisen zu können, sind notwendig; aber wenn Gott nicht mit der Menschheit wirkt, kann nichts Gutes zustandegebracht werden. Die göttliche Gnade bewirkt die errettende Kraft, ohne welche alle menschlichen Anstrengungen nichts vermögen.

Wenn Gott ein Werk getan haben will, fordert er nicht nur die leitenden Männer sondern alle, die ihm dienen wollen, dazu auf. Heute ergeht seine Aufforderung an junge Männer und Frauen, die stark und tätig an Geist und Leib sind. Er wünscht, daß sie ihre frischen, gesunden Kräfte des Gehirns, der Knochen und der Muskeln in den Kampf stellen gegen Fürsten, Gewaltige und böse Geister unter dem Himmel. Dazu bedürfen sie einer Vorbereitung. Einige junge Leute drängen sich dem Werk auf, ohne wirklich passend dafür zu sein. Sie begreifen es nicht, daß sie erst belehrt werden müssen, ehe sie lehren können und berufen sich darauf, daß einige mit wenig Vorbereitung erfolgreich in ihrer Arbeit waren. War das der Fall, so kam es daher, weil jene Arbeiter ihr ganzes Herz und all ihre Kräfte dem Werk weihten, und wieviel mehr hätten sie erreichen können, wenn sie am Anfang eine passende Ausbildung genossen hätten!

Gottes Sache braucht fähige Leute. Schon im Geschäftsleben wird eine gute Erziehung und Ausbildung als eine notwendige Vorbereitung betrachtet und das mit Recht; wieviel mehr aber ist eine gründliche Vorbereitung vonnöten, um der Welt die letzte Gnadenbotschaft bringen zu können! Diese Ausbildung erreicht man nicht durch das einfache Hören von Predigten. In unsern Schulen müssen unsre jungen Leute für Gottes Sache erzogen werden; sie müssen unter erfahrenen Lehrern eine gründliche Ausbildung erhalten. Sie sollten die Schulzeit gut auslaufen und die erworbenen Kenntnisse durch die Tat verwerten. Fleißiges Lernen und eifriges Wirken sind erforderlich, um ein erfolgreicher Prediger oder ein tüchtiger Diener des Evangeliums in irgendeinem Teil des Werkes zu werden. Nur ständige weitere Ausbildung der Gaben, die Gott uns zur weisen Anwendung verliehen hat, wird ihren Wert erhöhen.

Unsre jungen Leute erleiden oft einen großen Schaden dadurch, daß man ihnen erlaubt zu predigen, wenn sie die Schrift noch nicht genügend kennen, um unsern Glauben in einer verständnisvollen Weise vorzuführen. Einige fangen sogar an zu predigen und sind noch Neulinge in der Schrift, sowie auch unerfahren und untüchtig in andern Dingen. Sie können die Schrifttexte kaum ohne Stocken lesen, sprechen Worte verkehrt aus und werfen sie in einer Weise zusammen, daß Gottes Wort darunter leidet. Wer nicht richtig lesen kann, sollte es erst lernen und zum Lehren geschickt werden, ehe er es wagt, öffentlich aufzutreten.

Die Lehrer an unsern Schulen müssen selbst tüchtig lernen, um vorbereitet zu sein, andre zu lehren. Sie werden nicht angestellt, ohne eine genaue Prüfung bestanden und vor sachverständigen Beurteilern Beweise ihrer Fähigkeit zum Unterrichten abgelegt zu haben. Nicht weniger Vorsicht sollte in der Prüfung der Prediger angewandt werden; wer in das heilige Amt eintreten will, der Welt die Bibelwahrheiten zu bringen, sollte von treuen, erfahrenen Männern sorgfältig geprüft werden.

Der Unterricht an unsern Schulen soll dem andrer Hochschulen und Seminare nicht gleich sein. Er soll nicht etwa auf niederer Stufe stehen; seine Hauptaufgabe aber muß die Mitteilung solcher Kenntnisse sein, die zur Zubereitung eines Volkes nötig sind, das am großen Tage des Herrn bestehen kann. Die Schüler sollen herangebildet werden, um nicht nur in diesem Leben sondern auch im zukünftigen Gott dienen können. Der Herr verlangt, daß die Zöglinge auf unsern Schulen für das Reich ausgebildet werden, für das sie bestimmt sind, damit sie einstimmen können in die heilige, selige Melodie der Erlösten.

Alle, die zum Dienst des Herrn ausgebildet worden sind, sollten sofort ihre Posten in des Herrn Werk ausfüllen. Diener des Evangeliums, die von Haus zu Haus gehen wollen, werden gesucht. Ernste Anstrengungen müssen an solchen Plätzen gemacht werden, wo die Menschen noch nichts von der Bibelwahrheit wissen. Gesang, Gebet und Bibellesungen sind notwendig in den Wohnungen des Volkes. Jetzt, gerade jetzt ist es an der Zeit, dem Auftrag: "Lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe" (Matthäus 28,20), Folge zu leisten. Wer diese Arbeit tun will, muß eine gründliche Kenntnis der Heiligen Schrift besitzen. "Es steht geschrieben!" muß seine Verteidigungswaffe sein. Gott hat uns Licht über sein Wort gegeben, damit wir es unsern Mitmenschen scheinen lassen sollen. Die von Christo gesprochene Wahrheit wird ihre Herzen erreichen; ein "So spricht der Herr!" wird mit Macht an das Ohr dringen, und es werden sich überall Früchte zeigen, wo ein aufrichtiger Dienst getan wird.