Diener des Evangeliums

Kapitel 12

Ausbildung für Missionsarbeit

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"Wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerwerk und Gottes Bau." 1.Korinther 3,9.

Das Werk des Dieners Christi ist nicht leicht oder unbedeutend. Er hat einen hohen Beruf, der sein ganzes zukünftiges Leben umgestalten und beeinflussen muß. Wer sich einem so heiligen Werk hingibt, sollte alle Kräfte daransetzen, es auszuführen. Er muß sich ein hohes Ziel stecken; er wird nie einen höheren Standpunkt einnehmen, als den er zu erreichen trachtet. Er kann kein Licht verbreiten, bis er es selbst aufgenommen hat. Er muß ein Schüler sein, ehe er genügend Weisheit und Erfahrung besitzt, ein Lehrer zu werden und geschickt ist, die Heilige Schrift denen zu eröffnen, die in der Finsternis wandeln. Hat Gott Menschen zu seinen Mitarbeitern berufen, so verlangt er auch von ihnen, die allerbeste Vorbereitung zu treffen, um die heiligen, erhabenen Wahrheiten seines Wortes richtig vorzutragen.

Alle, die sich dem Dienste Gottes hingeben, sollten demgemäß eine Erziehung und Ausbildung für dieses Werk erhalten, damit sie befähigt werden, ihr Amt mit Umsicht auszuführen. Sie dürfen nicht erwarten, gleich auf die höheren Sprossen der Leiter zu steigen; wollen sie Erfolg haben, so müssen sie an der untersten Stufe anfangen und Sprosse für Sprosse hinaufklettern. Zu ihrem Wachstum werden ihnen Gelegenheiten und Vorrechte gewährt, und sie sollten ihr möglichstes tun, um zu lernen, Gottes Werk erfolgreich zu betreiben.

Wo unsre Prediger auch wirken, sollten sie immer die Jugend aufzumuntern suchen, sich zum emsigen Dienst auf Gottes großem Kampfesfeld vorzubereiten. Wer sich ein Diener Christi nennt, hat auch ein Werk für ihn zu tun. Der Name "Diener" weist schon hin auf Gedingtsein, Arbeiten und Verantwortlichkeit. Gott hat jedem Gaben anvertraut, die er im Dienst für ihn anwenden soll; jedem hat er sein Werk gegeben und wünscht, daß jede Fähigkeit zu seiner Verherrlichung entwickelt werde.

Die Ausbildung von Soldaten

Vor unsrer früheren Druckerei in Basel lag ein großer Park, der von der Regierung für militärische Zwecke abgesondert war. Hier sah man zeitweise Tag für Tag, daß Soldaten in allen Pflichten des Heeres eingeübt wurden, damit sie im Falle eines Krieges sofort dem Rufe der Regierung Folge leisten und ihren Dienst ohne weiteres verrichten könnten.

Eines Tages wurde ein großes Zelt auf den Platz gebracht, und Anweisungen wurden gegeben, es aufzustellen und zusammenzunehmen. Jeder bekam eine bestimmte Arbeit, und zur Übung wurde das Zelt mehrere Male errichtet und wieder zusammengenommen.

Von andern Soldaten wurde viele kleine Geschütze herbeigeschafft, und dann wurden die Kanoniere von den Offizieren unterwiesen, wie das Geschütz schnell von einem Platz zum andern zu bringen, die Protze abzuhängen und beiseite zu fahren, das Geschütz zu laden und schnell wieder an die Protze anzuhängen sei, um in einem Augenblick zur Abfahrt bereit zu sein.

Krankenwagen wurden auch herbeigeschafft, und die Sanitätskolonne wurde unterrichtet, Verwundete zu behandeln. Soldaten wurden auf Tragbahren gelegt und dann an Köpfen und Gliedern verbunden, als ob es Verwundete auf dem Schlachtfeld wären. Dann wurden sie in den Krankenwagen gehoben und fortgeschafft.

Stundenlang müssen die Soldaten üben, sich der Tornister zu entledigen und sie schnell wieder umzuhängen, die Gewehre in Pyramiden zusammenzustellen und eiligst wiederaufzunehmen. Sie lernen den Feind anzugreifen und die verschiedenartigsten Bewegungen auszuführen.

Auf diese Weise werden die Soldaten auf einen etwaigen Notfall vorbereitet. Sollten diejenigen, die in den Kampf für den Fürsten Immanuel ziehen, weniger ernst, weniger sorgfältig in ihrer Vorbereitung für den geistlichen Kampf sein? Wer dieses große Werk unternimmt, muß die notwendige Übungszeit durchmachen, muß gehorchen lernen, ehe er befehlen kann.

Ausrüstung zur Ausbildung

Die besonderen Vorbereitungen, die zu einer besseren Ausbildung vonnöten sind, sollten ganz entschieden gefördert werden. In allen unsern Vereinigungen sollten wohldurchdachte Pläne gelegt werden für die Erziehung und Ausbildung derer, die in des Herrn Werk eintreten wollen. Unsre Stadtmissionen gewähren günstige Gelegenheiten zur Ausbildung in der Missionsarbeit, aber das genügt nicht. Unsern Schulen sollte die bestmögliche Ausrüstung zur Verfügung stehen, um Evangeliumsboten für die innere und äußere Mission auszubilden. Auch in unsern größeren Gemeinden sollten besondre Schulen für junge Männer und Frauen sein, damit sie zum Dienste des Herrn tüchtig werden. So sollten auch unsre Prediger viel mehr darauf bedacht sein, jüngeren Gehilfen beizustehen und sie heranzubilden.

Wenn Vorträge abgehalten werden, um die Wahrheit an einem wichtigen Ort einzuführen, so sollten unsre Prediger besonders darauf bedacht sein, die zu unterweisen und anzuleiten, die mit ihnen zusammenwirken. Kolporteure und Buchverkäufer sind vonnöten und auch solche, die in den Familien Bibellesungen abhalten können, so daß, während die Prediger mit Wort und Lehre dienen, jene auch die Seelen auf die Wahrheit hinweisen können.

Oft haben unsre Prediger, wenn sie in größeren Städten Vorträge oder Zeltversammlungen abhielten, einen schweren Fehler begangen, indem sie ihre ganze Zeit den Vorträgen widmeten. Sie sollten weniger predigen und mehr lehren, die Leite unterweisen und auch junge Männer belehren, wie mit Erfolg zu arbeiten sei. Die Prediger müssen tüchtig sein, andre zu belehren, wie die Bibel zu durchforschen sei, und auch den Verstand und das Benehmen derer auszubilden, die Diener in Gottes Sache werden wollen. Auch müssen sie von Herzen bereit sein, denen Rat und Belehrung zu erteilen, welche Neulinge im Glauben sind und Fähigkeiten zu besitzen scheinen, für den Herrn zu wirken.

Wer ein erfolgreicher Diener Christi werden will, muß viel Zeit auf das Gebet verwenden. Der Verkehr zwischen Gott und der Seele muß ein beständiger sein, damit der Evangeliumsarbeiter stets die Stimme seines Führers erkennen kann. Die Bibel muß fleißig durchforscht werden. Gottes Wahrheit liegt gleich dem Golde nicht immer auf der Oberfläche; sie kann oft nur durch ernstliches Nachdenken und Forschen erlangt werden. Durch ein solches Studium werden nicht nur wertvolle Kenntnisse gesammelt, sondern die geistigen Kräfte werden auch gestärkt und entwickelt, und die ewigen Dinge erscheinen in ihrem wahren Wert. Die göttlichen Verordnungen müssen das tägliche Leben durchdringen, und der Wandel muß nach Gottes großem Standpunkt der Gerechtigkeit geführt werden; dann wird der ganze Charakter veredelt und stark werden.

Wer sich für das heilige Werk Gottes geschickt machen will, muß sich hüten, feindlichen Boden zu betreten; er muß vielmehr den Verkehr mit Menschen suchen, die ihm behilflich sein können, göttliche Kenntnisse zu erwerben. Gott ließ es zu, daß Johannes, der geliebte Jünger, nach Patmos verbannt wurde, wo er von den Unruhen und dem Hasten der Welt, von allen äußeren Einflüssen und selbst von dem ihm so lieb gewordenen Werk getrennt war. Nur so konnte der Herr mit ihm reden und ihm die Schlußszenen der Geschichte dieser Welt eröffnen. Johannes der Täufer lebte in der Wüste, um dort von Gott die Botschaft zu empfangen, die er verkündigen sollte -- eine Botschaft, die den Weg für den kommenden Erlöser vorbereiten sollte.

Soweit es sich einrichten läßt, sollten wir jeden Einfluß meiden, der unsre Gedanken vom Werke Gottes ablenken könnte. Besonders die, welche jung im Glauben und an Erfahrungen sind, sollten sich hüten, durch Selbstvertrauen auf den Weg der Versuchung zu geraten.

Wer das Werk richtig angreift, wird die Notwendigkeit empfinden, Jesum auf jedem Schritt haben zu müssen und wird auch erkennen, daß die Ausbildung des Verstandes und der Lebensart eine Pflicht ist, die er sich selbst und Gott schuldet -- eine Pflicht, die zu einer erfolgreichen Arbeit erforderlich ist.

Selbstzufriedenheit

Einige angehende Missionsarbeiter halten sich selbst für so weit fortgeschritten in ihren Kenntnissen, daß sie einer besonderen Vorbereitung nicht bedürfen; aber gerade diesen tut eine gründliche Erziehung am allermeisten not. Wenn sie betreffs der Wahrheit und der Wichtigkeit des Werkes mehr wüßten, dann würden sie auch ihre Unwissenheit und Untüchtigkeit erkennen. Wenn sie ihre Herzen gründlich prüfen, werden sie den großen Unterschied zwischen ihrem und dem reinen Charakter Christi sehen und ausrufen: "Wer ist hierzu tüchtig?" Dann werden sie in tiefer Demut täglich danach trachten, eine enge Verbindung mit Christo zu haben, und während sie die eigennützigen Neigungen des natürlichen Herzens überwinden, stellen sie ihre Füße auf den Pfad, da Christus der Führer ist. "Wenn dein Wort offenbar wird, so erfreut es und macht klug die Einfältigen." Psalm 119,130. Die aber ihre eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse hoch schätzen, kommen sich selbst so überaus wichtig vor, daß das Wort Gottes keine Gelegenheit hat, sie zu belehren und zu erleuchten.

Manche halten sich wohlgeeignet für ein Werk, von dem sie kaum etwas verstehen, und wenn sie in sich selbstvertrauender Weise das Werk angreifen, fehlt ihnen die Erkenntnis, die sie in Christi Schule erlangen müssen. Sie werden mit vielen Schwierigkeiten kämpfen müssen, für die sie ganz unvorbereitet sind. Ihnen wird immer die Erfahrung und Weisheit mangeln, bis sie ihre große Unvollkommenheit erkennen.

Gottes Sache hat schwere Verluste erlitten durch die mangelhafte Arbeit von Männern, die wohl Fähigkeiten aber nicht die richtige Ausbildung besaßen. Sie traten in einen Zweig des Werkes ein, ohne zu wissen, wie darin zu arbeiten sei, und infolgedessen erreichten sie nur wenig. Nicht ein Zehntel haben sie getan von dem, was sie hätten tun können, wenn sie zuvor eine richtige Ausbildung genossen hätten. Sie ergriffen einige neue Gedanken, eigneten sich den flüchtigen Gedankengang von etlichen Vorträgen an, und damit war ihr Fortschritt beendet. Sie glaubten, Lehrer sein zu können und beherrschten kaum das Abc der Erkenntnis der Wahrheit. Sie stolperten von da ab weiter und ließen weder sich noch dem Werke Gerechtigkeit widerfahren. Sie scheinen zu teilnahmlos zu sein, ihre schlafenden Kräfte zu erwecken oder sich anzustrengen, tüchtige Diener Christi zu werden. Sie haben sich nicht bemüht, gründliche und wohlüberlegte Pläne zu entwerfen, und ihre Arbeit zeigt überall Unvollkommenheit.

Einige haben dann in Entmutigung das Werk aufgegeben und etwas anderes ergriffen. Hätten sie geduldig und demütig ihre Füße auf die unterste Sprosse der Leiter gestellt und wären dann mit ausharrender Kraft Sprosse für Sprosse höher gestiegen, indem sie die in ihrem Bereich liegenden Vorrechte und Gelegenheiten fleißig ausnutzten, so hätten sie fähige, nützliche Diener am Evangelium werden und ihr Lehramt gut verwalten können, und der Meister würde sich ihrer nicht geschämt haben.

Wer vorgibt, für das Heil von Seelen zu wirken und sich auf seine eigene beschränkte Weisheit verläßt, der wird sicherlich zuschanden werden. Denkt er aber gering von sich selbst und stützt sich auf die Verheißungen Gottes, dann wird es ihm nicht mangeln. "Verlaß dich auf den Herrn von ganzem Herzen und verlaß dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen." Sprüche 3,5.6. Wir haben das Vorrecht, von einem weisen Ratgeber angeleitet zu werden.

Gott kann die Demütigen in seinem Dienst mächtig machen. Die gehorsam dem Ruf zur Pflicht nachkommen, ihre Fähigkeiten aufs äußerste ausnutzen, dürfen des göttlichen Beistandes sicher sein. Engel werden als Boten des Lichts kommen und denen helfen, die alles tun, was in ihrer Kraft steht und dann Gott vertrauen, daß er ihre Bemühungen unterstütze.

Von allen, die sich entschlossen haben, Gottes Diener zu werden, muß der Beweis gefordert werden, daß sie wirklich bekehrt sind. Ein junger Mann ohne einen festen, tugendhaften Charakter kann der Wahrheit nicht zur Ehre gereichen. Jeder Bote Christi muß reinen Herzens sein; in seinem Munde darf kein Falsch gefunden werden. Er muß daran denken, daß er, um erfolgreich sein zu können, Christum zur Seite haben muß und daß jede sündhafte Gewohnheit, wie geheim sie auch sein mag, dem bekannt ist, dem er dient.

Die Sünde hat das göttliche Ebenbild im Menschen entstellt. Durch Christum kann es wiederhergestellt werden; aber nur durch ernste Gebete und durch Siege über das eigene Ich können wir der göttlichen Natur teilhaftig werden.

Wahre Arbeiter im Weinberge des Herrn werden Gebets-- und Glaubensmänner sein, die sich selbst verleugnen, indem sie die natürlichen Begierden nach Essen und Trinken und die Leidenschaften zügeln. Sie werden in ihrem eigenen Wandel die Kraft der Wahrheit, die sie andern bringen, bekunden, und ihre Arbeit wird nicht ohne Wirkung bleiben.