Diener des Evangeliums

Kapitel 14

Die Ausbildung der Stimme

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In allem unsern Dienst am Evangelium sollte der Pflege der Stimme mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Selbst wenn wir Kenntnisse besitzen, mag unser Wirken nicht erfolgreich sein, weil wir die Stimme nicht richtig zu gebrauchen wissen. Welchen Zweck hat unsre Ausbildung, wenn wir unsre Gedanken nicht in passende Worte kleiden können? Unsre Kenntnisse werden uns nur geringen Vorteil gewähren, wenn wir nicht die Gabe der Sprache pflegen, aber sie erweist sich als eine wunderbare Kraft in Verbindung mit der Fähigkeit, weise, nützliche Worte so zu sprechen, daß die Aufmerksamkeit gefesselt wird.

Schüler in Gottes Sache sollten lernen, in einer klaren, fließenden Weise zu reden, sonst wird ihr Einfluß um die Hälfte gekürzt. Die Fähigkeit, klar und deutlich im wohlklingenden Vollton zu sprechen, ist in jedem Zweig des Werkes unschätzbar, aber unbedingt notwendig für die, welche Prediger, Evangelisten, Bibelarbeiter oder Kolporteure werden wollen. Diese sollten angeleitet werden, die Stimme so zu gebrauchen, daß ein entschiedener Eindruck zum Guten gemacht wird, wenn sie über die Wahrheit reden; diese darf nicht durch eine fehlerhafte Ausdrucksweise leiden.

Dem Buchverkäufer wird es eine große Hilfe in seiner Arbeit sein, wenn er über die Vorzüge des zu verkaufenden Buches in klarer, deutlicher Weise sprechen kann. Er mag Gelegenheit haben, ein Kapitel aus dem Buch vorzulesen und kann durch den Klang seiner Stimme und den auf die rechten Worte gelegten Nachdruck das Dargestellte so klar vorführen, daß der Zuhörer es im Geiste vor sich sieht.

Der Bibelarbeiter sollte in der Versammlung oder in der Familie in einem weichen, wohlklingenden Tonfall lesen, der die Teilnahme fesselt.

Die Prediger des Evangeliums müssen mit Kraft und Nachdruck reden können und die Worte des ewigen Lebens so eindrucksvoll und eindringlich machen, daß die Hörer deren Wichtigkeit fühlen. Es tut mir weh, wenn ich die fehlerhafte Aussprache vieler unsrer Prediger höre. Sie berauben Gott der Ehre, die er haben könnte, wenn sie es geübt hätten, das Wort mit Macht zu reden.

Die Überwindung der Mängel

Keiner sollte sich für das Predigtamt tüchtig erachten, bis er durch beharrliche Anstrengung jeden Mangel in seiner Redeweise überwunden hat. Spricht er zu den Leuten, ohne zu verstehen, wie die Gabe der Sprache richtig anzuwenden ist, so geht viel von dem Einfluß seiner Worte verloren, weil er so wenig Macht besitzt, die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu fesseln.

Jedermann, was immer auch sein Beruf sein mag, sollte lernen, die Stimme zu beherrschen, damit er nicht, wenn irgend etwas schiefgeht, in einem Ton spricht, der die schlimmsten Leidenschaften des Herzens erregt. Nur zu oft wird in einer scharfen, übereilten Weise gesprochen und erwidert, und harte, befehlende Worte in schroffer, gereizter Stimme haben schon Freunde getrennt und auch den Verlust von Seelen herbeigeführt.

In den Erfahrungsstunden ist eine klare, deutliche Ausdrucksweise besonders erforderlich, damit alle die abgelegten Zeugnisse verstehen und Nutzen daraus ziehen können. Durch das Mitteilen ihrer Erfahrungen in den Erbauungsstunden beseitigen Gottes Kinder oft Schwierigkeiten und leisten gute Hilfe. Leider werden die Zeugnisse oft in mangelhafter, undeutlicher Sprache abgegeben, so daß es unmöglich ist, das Gesagte richtig zu verstehen. Auf diese Weise geht häufig der Segen verloren.

Wer betet oder redet, muß die Worte richtig aussprechen und mit klarer, deutlicher und gleichmäßiger Stimme vorbringen. Ein richtig dargebrachtes Gebet birgt eine Macht zum Guten in sich; es ist ein vom Herrn gebrauchtes Mittel, seinem Volke die köstlichen Schätze der Wahrheit mitzuteilen. Es verfehlt aber seinen Zweck, wenn es in mangelhaftem Ton gesprochen wird. Satan freut sich über an Gott gerichtete Gebete, die kaum hörbar sind.

Gottes Kinder müssen es lernen, so zu sprechen und zu beten, daß die großen Wahrheiten, die sie besitzen, richtig vorgeführt werden. Zeugnisse und Gebete müssen klar und deutlich gesprochen werden, dann wird Gott dadurch verherrlicht. Möchten wir alle lernen, die Gabe der Sprache am besten auszunützen!

Gott fordert einen höheren, vollkommeneren Dienst. Er wird entehrt durch die unvollkommene Redeweise dessen, der durch Mühe und Anstrengung ein wohlgefälliges Mundstück für ihn werden könnte. Wie Wasser manchmal durch den Kanal, durch den es geleitet wird, verunreinigt wird, so nur zu oft auch die Wahrheit. Deshalb fordert der Herr alle, die mit seinem Dienst verbunden sind, auf, ihre Stimme so auszubilden, daß sie in einer wohlgefälligen Weise die großen und feierlichen Wahrheiten verkünden, die ihnen anvertraut sind. Niemand maße es sich an, zum Prediger befähigt zu sein, wenn er es vernachlässigt hat, die Gabe der Sprache zu pflegen; denn er muß sich erst noch die Macht, die Wahrheit richtig mitzuteilen, aneignen.

Die deutliche Aussprache

Wenn ihr redet, so sprecht jedes Wort voll und wohllautend, jeden Satz bis zum letzten Wort klar und deutlich aus. Viele lassen gegen Ende des Satzes die Stimme sinken und sprechen so undeutlich, daß die Kraft des Gedankens dadurch zerstört wird. Worte, die wert sind, überhaupt ausgesprochen zu werden, sollten auch in klarer, deutlicher Stimme mit Nachdruck und sinngemäß gesprochen werden. Aber niemals sucht nach Worten, die den Eindruck erwecken sollen, daß ihr gelehrt seid. Je größer die Einfachheit, desto besser werden eure Worte verstanden.

Junge Männer und Frauen, hat Gott in euren Herzen das Verlangen erweckt, ihm zu dienen? Dann bildet auf jeden Fall eure Stimme nach bestem Können aus, damit ihr andern die köstliche Wahrheit klarmachen könnt. Verfallt nicht in die Gewohnheit, so undeutlich und leise zu beten, daß eure Gebete einen Dolmetscher brauchen. Betet einfach, aber klar und deutlich! Die Stimme so tief sinken zu lassen, daß man nicht verstanden werden kann, ist kein Beweis von Demut.

Denen, die sich vorgesetzt haben, dem Herrn als Prediger zu dienen, möchte ich sagen: Strebt mit festem Vorsatz nach Vollkommenheit in der Rede. Bittet Gott, euch zu helfen, dies große Ziel zu erreichen. Sprecht ihr in der Gemeinde das Gebet, so denkt daran, daß ihr zu Gott redet und daß er es von euch verlangt, so zu sprechen, daß alle Anwesenden es hören und ihre bitten mit den euren vereinigen können. Ein hastiges Gebet, in dem die Worte sich überstürzen, gereicht nicht zur Ehre Gottes und gewährt dem Zuhörer keinen Nutzen. Prediger und alle, die öffentlich beten, müssen es lernen, so zu beten, daß Gott dadurch verherrlicht und andre gesegnet werden. Sie müssen langsam, deutlich und laut genug sprechen, damit alle sich daran beteiligen und am Schluß gemeinsam Amen sagen können. Testimonies for the Church VI, 380-383.

Etliche unsrer begabtesten Prediger schaden sich selbst durch ihre fehlerhafte Aussprache. Während sie das Volk die Pflicht lehren, dem Sittengesetze Gottes gehorsam zu sein, sollten sie nicht Gottes Gesetze bezüglich der Gesundheit und des Lebens übertreten. Die Prediger müssen gerade stehen, langsam, bestimmt und deutlich sprechen, nach jedem Satz voll einatmen und vermittels des Gebrauchs der Bauchmuskeln die Worte aussprechen. Wenn sie diese einfache Regel und auch in andrer Weise die Gesundheitsgesetze beachten, können sie sich Leben und Brauchbarkeit länger bewahren als in irgendeinem andern Beruf. Der Brustkorb dehnt sich aus und der Sprecher wird, selbst wenn er viel reden muß, selten heiser. Anstatt schwindsüchtig zu werden, können Prediger mit gehöriger Umsicht alle Neigung zur Schwindsucht überwinden.

Wenn Prediger sich nicht angewöhnen, im Einklang mit dem Gesundheitsgesetz zu reden, werden sie ihr Leben aufopfern, und viele werden den Verlust jener "Märtyrer für die Wahrheit" betrauern, wenn die Tatsachen in solchen Fällen einfach die sind, daß sie verkehrte Gewohnheiten pflegten und dadurch gegen sich selbst und gegen die Wahrheit, die sie vorführten, verstießen und Gott und der Welt den Dienst raubten, den sie hätten leisten können. Gott hätte es gefallen, daß sie länger lebten, aber sie haben langsam Selbstmord begangen.

Die Art und Weise, wie die Wahrheit vorgebracht wird, entscheidet oft, ob sie angenommen oder verworfen wird. Wer an der großen Reformationssache wirkt, sollte sich befleißigen, ein tüchtiger Diener Christi zu werden, damit er so viel Gutes tue wie irgend möglich und durch sein eigenes Zukurzkommen nicht der Wahrheit die Kraft entziehe. Prediger und Lehrer müssen sich darin üben, klar und deutlich zu sprechen und jedem Wort den vollen Klang zu geben. Die aus der Kehle sprechen, ihre Worte überstürzen, durcheinander werfen und die Stimme zu unnatürlicher Höhe emporschrauben, werden bald heiser, und ihre Worte verlieren viel von der Kraft, die sie haben könnten, wenn sie langsam, deutlich und nicht so laut gesprochen würden. Die Zuhörer empfinden Mitleid mit dem Redner, denn sie merken, daß er sich furchtbar anstrengt und befürchten, er könne jeden Augenblick zusammenbrechen. Es ist kein Beweis für den Eifer eines Mannes, wenn er sich in Anstrengung und Gesten hineinarbeitet. "Die leibliche Übung", sagt der Apostel, "ist wenig nütz." 1.Timotheus 4,8.

Der Heiland der Welt will, daß seine Mitarbeiter ihn darstellen, und je enger der Mensch mit Gott wandelt, desto fehlerfreier werden seine Art und Weise der Anrede, sein Benehmen, seine Haltung und Bewegungen sein. An unserm Vorbild, Jesu Christo, sah man keine groben und wunderlichen Gewohnheiten. Er war ein himmlischer Gesandter, und seine Nachfolger müssen ihm auch darin gleichen.

Einige behaupten, daß der Herr durch den Heiligen Geist die Menschen befähigt, so zu sprechen, wie er es haben will, aber der Herr beabsichtigt nicht, das Werk zu tun, das er den Menschen gegeben hat. Er hat uns mit Verstand zum Urteilen ausgestattet und gibt uns Gelegenheiten, das Gemüt und den Anstand zu bilden. Wenn wir alles getan und jeden uns erreichbaren Vorteil benutzt haben, dann dürfen wir im ernsten Gebet zu Gott aufblicken, uns durch seinen Geist das zu verleihen, was wir selbst nicht vermögen. Testimonies for the Church IV, 404.405.