Diener des Evangeliums

Kapitel 19

Der angehende Prediger

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Junge Leute sollen ins Predigtamt treten als Mitarbeiter Jesu, die sein Leben der Selbstverleugnung und Aufopferung mit ihm teilen und die Worte des Meisters zum Ausdruck bringen: "Ich heilige mich selbst für sie, auf daß auch sie geheiligt seien." Johannes 17,19. Übergeben sie sich ohne Rückhalt dem Herrn, so wird er ihnen helfen, seinen Plan der Seelenrettung auszuführen. Der junge Mann, der ins Lehramt eingetreten ist, muß sich über seinen Beruf klar werden und sich entschließen, seine Zeit, seine Kräfte und seinen Einfluß dem Werke zu weihen, sich wohl bewußt, unter welchen Bedingungen er dem Erlöser dient.

Die Bannenträger fallen, und junge Leute müssen vorbereitet sein, die leer werdenden Plätze auszufüllen, damit die Wahrheit ungehindert verkündigt werden kann. Die Angriffsfront muß ausgedehnt werden. Wer Jugend und Kraft besitzt, muß in die dunklen Gegenden der Erde gehen, Sünder zur Umkehr aufzufordern. Aber sie müssen erst den Tempel ihrer Seele von aller Unreinigkeit säubern und Christo den Thron in ihrem Herzen einräumen.

"Habe acht!"

Jedem jungen Mann, der ins Predigtamt tritt, gelten die Worte Pauli an Timotheus: "Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre." 1.Timotheus 4,16. "Dich selbst" erfordert die erste Aufmerksamkeit. Erst übergib dich dem Herrn zur Reinigung und Heiligung. Ein gutes Beispiel redet mehr für die Wahrheit als die größte Beredsamkeit, die nicht von einem wohlgeordneten Wandel begleitet ist. Putze die Lampe deiner Seele und versorge sie mit dem Öl des Geistes. Erbitte von Christo jene Gnade, jene Klarheit des Verständnisses, wodurch du befähigt wirst, ein erfolgreiches Werk zu tun. Lerne von ihm, was es heißt, für Seelen zu wirken, für die er sein Leben dahingab.

"Habe acht!" zuerst auf dich selbst und dann auf die Lehre. Laß dein Herz nicht durch Sünde verhärtet werden. Prüfe genau dein Betragen und deine Gewohnheiten. Vergleiche sie mit dem Worte Gottes und dann verbanne jede verwerfliche Gewohnheit und Befriedigung aus deinem Wandel. Beuge dich vor Gott und bitte ihn um das Verständnis seines Werkes. Sei dir ganz sicher, daß du die richtigen Grundsätze der Wahrheit kennst. Wenn du dann mit Gegnern zusammentriffst, wirst du nicht in eigner Kraft dastehen; Gottes Engel wird dir zur Seite stehen und dir helfen, jede Frage, die gestellt werden mag, zu beantworten. Tag für Tag mußt du Verkehr mit Jesu pflegen, so werden deine Worte und dein Beispiel einen mächtigen Einfluß zum Guten ausüben.

Es gibt keine Entschuldigung für Unwissenheit

Einige angehende Prediger fühlen nicht die Bürde des Werkes. Sie haben verkehrte Begriffe von den geforderten Befähigungen eines Predigers. Sie meinen, es bedürfe nur geringer Kenntnisse der Wissenschaften oder des Wortes Gottes, um zum Predigtamt tüchtig zu sein. Einige von denen, welche die gegenwärtige Wahrheit lehren, sind so wenig bewandert in der Bibel, daß es ihnen schwer fällt, einen Schrifttext richtig aus dem Gedächtnis anzuführen. Indem sie unbeholfen blindlings dahintappen, versündigen sie sich gegen Gott. Sie verdrehen die Schrift und lassen die Bibel Dinge reden, die nicht darin stehen.

Einige nehmen an, daß die Bildung oder gründliche Kenntnisse der Schrift von geringer Bedeutung sind, wenn der Mann nur den Geist Gottes besitzt. Gott verleiht seinen Geist jedoch nicht, um Unwissenheit gutzuheißen. Er wird wohl die bemitleiden, ihnen helfen und sie segnen, die so gestellt sind, daß es ihnen unmöglich ist, sich die rechte Ausbildung zu erwerben, und manchmal läßt er sich herab, seine Kraft in ihrer Schwachheit vollkommen zu machen. Dennoch ist es immer ihre Pflicht, sein Wort zu durchforschen. Mangel an wissenschaftlichen Kenntnissen ist keine Entschuldigung für das Vernachlässigen des Bibelstudiums, denn die Worte göttlicher Eingebung sind deutlich genug, daß selbst der Ungelehrte sie verstehen kann.

Gastfreundschaft muß belohnt werden

Junge Prediger müssen sich überall nützlich erweisen. Besuchen sie Leute in ihren Wohnungen, dann dürfen sie nicht träge sein, sondern müssen versuchen, denen zu helfen, deren Gastfreundschaft sie genießen. Verbindlichkeiten sind gegenseitig; nimmt der Prediger die Gastfreundschaft seiner Freunde entgegen, so ist es seine Pflicht, ihre Güte durch Rücksicht und Achtsamkeit in seinem Verhalten gegen sie zu erwidern. Der Gastgeber mag ein Mann der Sorgen und schwerer Arbeit sein, dessen Herz der Prediger oft gewinnen und dadurch der Wahrheit zugänglich machen kann, wenn er nicht nur aufmerksam gegen ihn ist, sondern auch andern zeitgemäßen Beistand leistet.

Liebe zur Bequemlichkeit oder, ich möchte sagen, körperlichen Trägheit macht den Mann zum Predigtamt unbrauchbar. Wer sich auf diesen Beruf vorbereitet, muß sich in schwerer körperlicher Arbeit üben, dann wird er auch in der Kopfarbeit Schweres leisten können.

Junge Leute sollten sich bestimmte Marksteine vorsetzen, wonach sie sich im Notfall richten können. Kommt dann eine Zeit, wo tätige, gut entwickelte körperliche Kräfte und ein klarer, starker praktischer Verstand verlangt werden, wo schwere Arbeit getan werden muß, wo es auf jeden einzelnen Schlag ankommt, wenn Schwierigkeiten entstehen, die nur durch Weisheit von oben geschlichtet werden können, dann werden die jungen Leute, welche gelernt haben, Schwierigkeiten durch ernste Arbeit zu überwinden, den Ruf nach Arbeitern erwidern können.

Die Notwendigkeit der Standhaftigkeit

Pauli Brief an Timotheus enthält viele Lehren für junge Prediger. Der Apostel betonte die Notwendigkeit der Standhaftigkeit im Glauben. "Um solcher Ursache willen", schrieb er, "erinnere ich dich, daß du erweckest die Gabe Gottes, die in dir ist durch die Auflegung meiner Hände. Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Frucht, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht. Darum so schäme dich nicht des Zeugnisses unsers Herrn, noch meiner, der ich sein Gebundener bin, sondern leide mit für das Evangelium wie ich nach der Kraft Gottes."

Paulus bat Timotheus, daran zu denken, daß er "mit einem heiligen Ruf" berufen worden war, die Kraft dessen zu verkündigen, der "das Leben und ein unvergänglich Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium, für welches", erklärte er, "ich gesetzt bin als Prediger und Apostel und Lehrer der Heiden. Um dieser Ursache willen leide ich auch solches; aber ich schäme mich dessen nicht; denn ich weiß, an wen ich glauben, und bin gewiß, er kann mir bewahren, was mir beigelegt ist, bis an jenen Tag." 2.Timotheus 1,6-12.

Paulus hatte während der langen Zeit seines Wirkens in seiner Treue gegen seinen Heiland niemals gewankt. Wo er auch war -- ob vor finster blickenden Pharisäern oder vor der römischen Obrigkeit, ob vor dem wilden Pöbel zu Lystra oder den überführten Sündern im mazedonischen Kerker, ob er mit den entsetzten Seeleuten auf dem gescheiterten Schiffe verhandelte oder allein vor Nero stand, um sich zur Erhaltung seines Lebens zu verteidigen -- er hatte sich nie der Sache geschämt, für die er eintrat. Der eine große Zweck seines christlichen Lebens war, dem zu dienen, dessen Name ihn einst mit Verachtung erfüllt hatte, und von diesem Ziel hatte ihn weder Widerstand noch Verfolgung abzubringen vermocht. Sein Glaube, durch Übung gestärkt und durch Opfer geläutert, erhielt und stärkte ihn.

"So sei nun stark, mein Sohn," fuhr Paulus fort, "durch die Gnade in Christo Jesu. Und was du von mir gehört hast durch viele Zungen, das befiehl treuen Menschen, die da tüchtig sind auch andre zu lehren. Leide mit als ein guter Streiter Jesu Christi." 2.Timotheus 2,1-3.

Der wahre Diener Gottes wird nicht Mühsalen oder Verantwortlichkeiten aus dem Wege gehen. Von der Quelle, die für solche nie versiegt, die ernstlich nach göttlicher Kraft suchen, gewinnt er Kraft, die ihn in den Stand setzt, den Versuchungen entgegenzutreten und sie zu überwinden und die Pflichten zu erfüllen, die Gott auf seine Schultern legt. Die Beschaffenheit der Gnade, die er empfängt, erweitert sein Aufnahmevermögen für die Erkenntnis Gottes und seines Sohnes. Seine Seele geht auf in dem Verlangen, dem Meister wohlgefälligen Dienst zu tun. Und während er auf dem christlichen Pfad weiterschreitet, wird er stark "durch die Gnade in Christo Jesu". Diese Gnade ermöglicht es ihm, ein treuer Zeuge der Dinge zu sein, die er gehört hat. Er verachtet oder vernachlässigt nicht die Erkenntnis, die Gott ihm verliehen hat, sondern vertraut diese ihm zuteil gewordene Kenntnis treuen Menschen an, die wiederum andre lehren.

In diesem letzten Brief an Timotheus hält Paulus seinem jüngeren Mitarbeiter ein hohes Ideal vor, indem er auf die ihm als einem Diener Christi zufallenden Pflichten hinweist. "Befleißige dich, Gott dich zu erzeigen als einen rechtschaffenen und unsträflichen Arbeiter," schrieb der Apostel, "der da recht teile das Wort der Wahrheit." "Fliehe die Lüste der Jugend; jage aber nach der Gerechtigkeit, dem Glauben, der Liebe, dem Frieden mit allen, die den Herrn anrufen von reinem Herzen. Aber der törichten und unnützen Fragen entschlage dich; denn du weißt, daß sie nur Zank gebären. Ein Knecht aber des Herrn soll nicht zänkisch sein, sondern freundlich gegen jedermann, lehrhaft, der die Bösen tragen kann und mit Sanftmut strafe die Widerspenstigen, ob ihnen Gott dermaleinst Buße gebe, die Wahrheit zu erkennen." 2.Timotheus 2,15.22-25. Das Wirken der Apostel 474-476.

Befähigungen

"Sondern in allen Dingen beweisen wir uns als die Diener Gottes." 2.Korinther 6,4.