Diener des Evangeliums

Kapitel 28

"Predige das Wort"

[AUDIO]

"So bezeuge ich nun vor Gott und dem Herrn Jesus Christus, der da zukünftig ist zu richten die Lebendigen und die Toten mit seiner Erscheinung und mit seinem Reich: Predige das Wort, halte an, es sei zu rechter Zeit oder zur Unzeit; strafe, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre." 2.Timotheus 4,1.2.

In diesen bestimmten und kräftigen Worten ist die Pflicht eines Predigers Christi klar niedergelegt. Er soll "das Wort" predigen, aber nicht die Meinungen oder Überlieferungen der Menschen, angenehme Fabeln oder sensationelle Erzählungen, um die Einbildung zu erregen und die Gefühle zu reizen. Er darf sich selbst nicht erhöhen, sondern muß wie in der Gegenwart Gottes vor einer zugrunde gehenden Welt stehen und das Wort predigen. Keine Leichtfertigkeit, keine Fadheit, keine eingebildete Auslegung darf sich einschleichen; er muß aufrichtig mit großem Ernst reden wie eine Stimme von Gott, welche die Heilige Schrift auslegt. Er soll seinen Zuhörern das bringen, was sich am allermeisten auf ihr gegenwärtiges und ewiges Heil bezieht.

Meine Brüder im Predigtamt sprecht, wenn ihr vor euren Zuhörern steht, von wesentlichen Dingen, die unterweisen, lehrt die großen praktischen Wahrheiten, die ins Leben umgesetzt werden müssen. Redet von der errettenden Kraft Jesu, "an welchem wir haben die Erlösung .... die Vergebung der Sünden". Kolosser 1,14. Versucht euren Zuhörern die Kraft der Wahrheit begreiflich zu machen.

Die Prediger sollten das feste prophetische Wort als die Grundlage des Glaubens der Siebenten-Tags-Adventisten vorführen. Die Prophezeiungen Daniels und der Offenbarung müssen in Verbindung mit den Worten: "Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt" (Johannes 1,29), sorgfältig betrachtet werden.

Das 24. Kapitel des Evangeliums des Matthäus ist mir wiederholt vorgeführt worden als etwas, worauf aller Aufmerksamkeit gelenkt werden muß. Wir leben jetzt in der Zeit der Erfüllung dieses Kapitels. Prediger und Lehrer müssen diese Prophezeiungen denen erklären, die sie unterrichten. Sie sollten aus ihren Vorträgen die weniger wichtigen Dinge weglassen und die Wahrheiten, welche das Schicksal der Seelen entscheiden, vorführen.

Die Zeit, in der wir leben, erfordert beständige Wachsamkeit, und Gottes Diener müssen das Licht über die Sabbatfrage bringen. Sie müssen den Bewohnern der Erde ankünden, daß Christus bald mit Kraft und großer Herrlichkeit kommen wird. Die letzte Warnungsbotschaft an die Welt soll die Menschen dahin bringen, daß sie die Wichtigkeit erkennen, die Gott seinem Gesetz beimißt. So deutlich muß die Wahrheit vorgeführt werden, daß kein Übertreter, der sie hört, eine Entschuldigung hat, wenn er es verfehlt, die Wichtigkeit des Gehorsams gegen Gottes Gebote zu erfassen.

Ich bin unterwiesen worden, zu sagen: Sammelt aus der Heiligen Schrift die Beweise, daß Gott den siebenten Tag geheiligt hat und daß diese in der Versammlung gelesen werden. Zeigt denen, die mit der Wahrheit noch nicht bekannt sind, daß alle, die das deutliche "So spricht der Herr" nicht beachten, die Folgen erleiden müssen. Zu allen Zeiten ist der Sabbat die Probe der Treue gegen Gott gewesen. "Er ist ein ewiges Zeichen zwischen mir und den Kindern Israel" (2.Mose 31,17), sagt Gott der Herr.

Weltklugheit in heiligen Dingen

Dem Evangelium wird jetzt von allen Seiten widerstanden. Noch nie war der Bund alles Boshaften stärker als in dieser Zeit. Böse Geister verbinden sich mit menschlichen Werkzeugen, um gegen die Gebote Gottes Krieg zu führen. Überlieferungen und Lügen werden über die Heilige Schrift, Vernunft und Wissenschaft über die Offenbarung, menschliche Fähigkeiten über die Lehren des Heiligen Geistes, Formeln und Zeremonien über die Lebenskraft der Gottseligkeit gestellt. Schwere Sünden haben das Volk von Gott getrennt. Der Unglaube ist an der Tagesordnung. "Wir wollen nicht, daß dieser über uns herrsche," ist die Sprache von Tausenden. Gottes Diener müssen ihre Stimme wie eine Trompete erheben und dem Volk seine Übertretungen zeigen. Die sanften Predigten, wie sie oft gehalten werden, machen keinen bleibenden Eindruck. Den Menschen geht es nicht zu Herzen, weil die einfachen, schneidenden Wahrheiten des Wortes Gottes ihnen nicht gebracht werden.

Viele, die dem Namen nach die Wahrheit glauben, würden, wenn sie ihre wahren Gefühle zum Ausdruck brächten, sagen: Warum braucht man so deutlich zu reden? Sie könnten gerade so gut fragen: Warum brauchte Johannes der Täufer zu den Pharisäern sagen: "Ihr Otterngezüchte, wer hat denn euch gewiesen, daß ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet?" Matthäus 3,7. Warum mußte er den Haß der Herodias erregen und zu Herodes sagen, daß es nicht recht sei, seines Bruders Weib zu nehmen? Er verlor durch diese deutliche Sprache sein Leben. Warum hätte er nicht ruhig weiterwirken können, ohne Herodias zum Zorn zu reizen?

Auf diese Weise haben die Menschen Einwendungen erhoben, bis Weltklugheit den Platz der Treue eingenommen hat und man die Sünde ungerügt weiter einreißen ließ. Wann wird wiederum in der Gemeinde die Stimme getreuer Zurechtweisung gehört werden: "Du bist der Mann!"? Siehe 2.Samuel 12,7. Wären diese Worte nicht so selten, so würden wir viel mehr von der Macht Gottes verspüren. Des Herrn Sendboten sollten nicht über fruchtlose Bemühungen klagen, bis sie ihre Liebe, Beifall zu gewinnen, ihr Verlangen, den Menschen zu gefallen, überwunden haben; denn dadurch werden sie verleitet, die Wahrheit zu unterdrücken und zu rufen: "Frieden", wenn Gott keinen Frieden verkündet.

Möchte doch jeder Prediger des Herrn die Heiligkeit seines Werkes, die Feierlichkeit seines Amtes erkennen! Als von Gott berufene Boten tragen die Prediger eine furchtbare Verantwortung. An Christi Statt sollen sie als Haushalter des Geheimnisses Gottes wirken, die Gehorsamen ermutigen und die Ungehorsamen warnen. Die weltliche Klugheit darf bei ihnen nicht maßgebend sein. Nie dürfen sie von dem Pfad, den Jesus ihnen vorgeschrieben hat, abweichen. Sie müssen im Glauben vorangehen und daran denken, daß sie von einer Wolke von Zeugen umgebend sind. Sie dürfen nicht ihre eignen Worte reden, sondern die Worte dessen, der höher ist als alle Herrscher der Erde. Ihre Botschaft muß ein deutliches "So spricht der Herr" sein.

Gott will Männer haben, welche wie ein Nathan, Elia und Johannes seine Botschaft ohne Furcht und ohne Rücksicht auf die Folgen verkünden; welche die Wahrheit sprechen, selbst wenn dabei alles geopfert werden muß, was sie haben.

Wie scharfe Pfeile

Christi Worte waren scharfen Pfeilen gleich; sie gingen bis aufs Mark und verwundeten die Herzen der Hörer. Jedesmal, wenn er zum Volk redete, mochte die Zuhörerschar nun groß oder klein sein, übten seine Worte eine rettende Wirkung auf irgendeine Seele aus. Keine Botschaft von seinen Lippen ging verloren. Jedes Wort, das er sprach, legte den Zuhörern neue Verantwortung auf. Auch jetzt brauchen die Prediger, welche in Aufrichtigkeit die letzte Gnadenbotschaft der Welt bringen und sich wegen der dazu nötigen Kraft auf Gott verlassen, nicht zu fürchten, daß ihre Bemühungen vergebens sind. Wenn auch kein menschliches Auge die Bahn verfolgen kann, die der Pfeil der Wahrheit nimmt, wer könnte sagen, daß er nicht ins Mark gedrungen sei, die Seele der Zuhörer nicht durchbohrt habe? Wenngleich kein menschliches Ohr den Schrei der verwundeten Seele hörte, hat die Wahrheit still den Weg zum Herzen gefunden. Gott hat zu der Seele gesprochen, und am Tage der Abrechnung werden Gottes getreue Diener mit den Siegeszeichen der erlösenden Gnade gemeinsam Christo die Ehre geben.

Niemand kann sagen, wieviel verloren wird durch eine Predigt, die der Prediger ohne die Weihe des Heiligen Geistes unternimmt. In jeder Versammlung gibt es Seelen, die noch zögern, obwohl sie beinahe entschlossen sind, sich völlig Gott zu übergeben. Entscheidungen werden getroffen, aber nur zu oft hat der Prediger nicht den Geist und die Macht der Botschaft, und keine bestimmte Aufforderung ergeht an die noch unschlüssigen Seelen.

In unsrer Zeit moralischer Finsternis bedarf es mehr als der trocknen Lehre, um Seelen zu bewegen. Die Prediger müssen eine lebendige Verbindung mit Gott haben; sie müssen so predigen, daß die Leute auch den Eindruck bekommen, daß sie wirklich glauben, was sie reden. Lebendige Wahrheiten von den Lippen eines Gottesmannes lassen Sünder erzittern und die Überzeugten ausrufen: Jehova ist mein Gott; ich will mich auf die Seite des Herrn stellen.

Nie darf der Bote Gottes das Trachten nach mehr Licht, nach größerer Kraft einstellen. Er muß inmitten von Entmutigung und Dunkelheit weiterarbeiten, weiterbeten und weiterhoffen, entschlossen, ein gründliches Verständnis der Heiligen Schrift zu erlangen und an keiner Gabe zu kurz zu kommen. Solange es noch eine Seele gibt, der geholfen werden kann, muß er immer wider mit neuem Mut seine Anstrengungen aufnehmen. Solange wir Jesu Wort besitzen: "Ich will dich nicht verlassen noch versäumen" (Hebräer 13,5), solange die Krone der Gerechtigkeit dem Überwinder angeboten wird, solange noch unser Vermittler für den Sünder eintritt, sollten Christi Diener mit hoffnungsvoller, unermüdlicher Tatkraft und ausharrendem Glauben wirken.

Männer, welche die Verantwortlichkeit übernehmen, dem Volk das Wort aus dem Munde Gottes zu bringen, tragen eine schwere Verantwortung für den Einfluß, den sie auf ihre Zuhörer ausüben. Sind sie treue Gottesmänner, so wissen sie, daß das Predigen nicht der Unterhaltung wegen, nicht nur um Belehrungen mitzuteilen oder den Verstand zu überzeugen geschieht.

Wohl soll die Predigt des Wortes sich an die gesunde Vernunft wenden und soll Kenntnisse mitteilen, aber sie muß noch viel mehr tun. Des Predigers Worte müssen, um wirkungsvoll zu sein, die Herzen der Zuhörer erreichen. Er soll keine belustigenden Geschichten in seine Predigt einflechten, sondern muß sich bemühen, das wahre Bedürfnis und das Verlangen der Seelen zu verstehen. Steht er vor der Versammlung, so sollte er bedenken, daß unter seinen Zuhörern Seelen sind, die mit Zweifeln kämpfen, beinahe verzweifelt, hoffnungslos sind, daß viele, beständig von Versuchungen heimgesucht, einen harten Kampf gegen den Seelenfeind zu bestehen haben, und er sollte den Heiland bitten, ihm Worte zu geben, welche diese Seelen für den Kampf mit dem Bösen stärken.