Diener des Evangeliums

Kapitel 43

Der Diener Christi zu Hause

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Gott beabsichtigt, daß der Lehrer der Bibel in seinem Heim die Wahrheiten auslebt, die er lehrt. Was der Mensch ist, hat einen größeren Einfluß als das, was er sagt. Frömmigkeit im täglichen Leben gibt dem öffentlichen Zeugnis Kraft. Geduld, Beständigkeit und Liebe machen einen Eindruck auf Herzen, der von Predigten nicht erreicht wird.

Des Predigers Pflichten liegen um ihn herum, nahe und fern; aber seine höchste Pflicht schuldet er seinen Kindern. Er sollte durch seine Außenarbeit nicht so sehr in Anspruch genommen sein, daß er die notwendige Belehrung seiner Kinder vernachlässigt. Er mag seine häuslichen Pflichten von geringerer Wichtigkeit ansehen; in Wirklichkeit aber liegen sie der Wohlfahrt Einzelner und der Menge zu Grunde. In einem großen Grade hängt das Glück von Männern und Frauen, sowie der Erfolg der Gemeinde von dem Einfluß des Heims ab. Auf der richtigen Ausübung der täglichen Lebenspflichten beruht auch das ewige Wohl. Die Welt bedarf nicht so sehr der großen Geister als der guten Männer, die ihren Familien ein Segen sind.

Es gibt keine Entschuldigung für den Prediger, seine innern Angelegenheiten der äußern wegen zu vernachlässigen. Das geistliche Wohl seiner Familie steht obenan. Am Tage der großen Abrechnung wird Gott ihn fragen, was er getan hat, um die für Christum zu gewinnen, denen er das Leben gab. Viel andern erwiesenes Gute kann nicht die Schuld tilgen, die er durch Vernachlässigung seiner eignen Kinder vor Gott trägt.

In einer Predigerfamilie sollte eine Eintracht bestehen, die eine wirkungsvolle Predigt über praktische Frömmigkeit ist. Indem der Diener des Evangeliums und seine Gefährtin im Hause getreulich ihren Pflichten in der Zucht, im Verbessern, im Raten und Anleiten ausüben, werden sie besser befähigt, in der Gemeinde zu wirken, und sie vervielfältigen die Zahl der Werkzeuge, die Gottes Werk außerhalb des Familienkreises ausführen. Die Familienglieder werden Glieder der Gottesfamilie; sie sind eine Kraft zum Guten und üben einen weitreichenden Einfluß aus.

Anderseits aber wird der Bote Gottes, der seine Kinder ungesittet und ungehorsam heranwachsen läßt, finden, daß dem Einfluß seiner Predigten durch das unliebenswürdige Verhalten seiner Kinder entgegengearbeitet wird. Wer die Glieder seiner eignen Familie nicht beaufsichtigen kann, wird auch der Gemeinde Gottes nicht richtig dienen oder sie vor Zank und Streit bewahren können.

Höflichkeit im Hause

Wir stehen immer in Gefahr, es zu unterlassen, den kleinen Dingen des Lebens die gehörige Aufmerksamkeit zu schenken. Der Diener Christi sollte es nie versäumen, freundliche und ermutigende Worte in der Familie zu sprechen. Mein lieber Amtsbruder, bist du zu Hause unfreundlich, unhöflich oder gar grob? Dann übertrittst du, einerlei wie hoch deine Stellung sein mag, die Gebote Gottes. Wie ernstlich du auch andern predigen magst, du wirst nicht den dir gesetzten Standpunkt erreichen, wenn du nicht Christi Liebe in deinem Familienleben bekundest. Glaube nicht, daß der Mann, der das Rednerpult verläßt und dann harte, beißende Bemerkungen macht oder scherzt und spaßt, ein Stellvertreter Christi ist. Die Liebe Gottes ist nicht in ihm. Sein Herz ist voll von Eigenliebe und Selbstgefühl, und er bekundet es, daß er den wahren Wert der heiligen Dinge nicht schätzt. Christus ist nicht mit ihm, und er trägt nicht die heilige Botschaft der Wahrheit für diese Zeit.

Manchmal werden die Kinder der Boten Gottes am meisten vernachlässigt, weil der Vater wenig bei ihnen ist und sie sich selbst überlassen sind, ihre Beschäftigung und ihr Vergnügen wählen. Hat der Prediger Söhne, so sollte er sie nicht ganz der Sorge der Mutter überlassen. Das ist eine zu schwere Bürde für sie. Er muß sich zu ihrem Vertrauten und Freund machen, muß sich bemühen, sie von böser Gesellschaft fernzuhalten und ihnen genügend nützliche Arbeit verschaffen. Sieht der Gatte, daß es der Mutter schwer fällt, Selbstbeherrschung zu üben, so muß er selbst den größten Teil der Last auf sich nehmen und alles, was in seiner macht steht, tun, seine Söhne zu Gott zu führen.

Die Frau des Dieners Christi darf, wenn sie Mutter ist, es nicht vergessen, daß sie im Heim ein Missionsfeld hat, wo sie mit unermüdlicher Tatkraft und unentwegtem Eifer wirken sollte, sich wohl bewußt, daß die Folgen ihrer Arbeit sich über die ganze Ewigkeit erstrecken. Sind die Seelen ihrer Kinder nicht ebensoviel wert wie die Seelen der Heiden? Dann laß sie sie weiden mit liebender Sorgfalt. Sie hat die Verantwortlichkeit, der Welt die Kraft und die Vorzüge einer religiösen Erziehung zu zeigen. Sie muß sich von Grundsätzen und nicht von Gefühlen leiten lassen und sich in ihrer Arbeit bewußt sein, daß Gott ihr Helfer ist. Durch nichts darf sie sich von ihrer Misssionsarbeit abwenden lassen.

Der Einfluß der Mutter, die im engen Verkehr mit Christo steht, ist von unendlichem Wert. Ihre dienende Liebe macht das Heim zu einem Bethel. Christus wirkt mit ihr und verwandelt das gewöhnliche Wasser des Lebens in Wein vom Himmel. Ihre Kinder werden heranwachsen, um ihr in diesem und im zukünftigen Leben ein Segen und eine Ehre zu sein.