Diener des Evangeliums

Kapitel 52

Unsre Pflicht, die Gesundheit zu erhalten

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Es tut mir herzlich weh, wenn ich so viele schwache Prediger sehe, so viele, die auf Krankenbetten liegen, so viele, die vor der Zeit ihre irdische Laufbahn beschließen -- Männer, welche die Last der Verantwortung im Werke Gottes trugen, deren ganzes Herz in ihrer Arbeit war. Die Überzeugung, daß sie das Werk, welches sie so sehr liebten, einstellen müssen, war ihnen weit schmerzlicher als die Leiden der Krankheit oder selbst der Gedanke an einen nahen Tod.

Unser himmlischer Vater quält oder betrübt nicht gern die Menschenkinder. Er ist nicht der Urheber von Krankheit und Tod; er ist die Quelle des Lebens. Er möchte, daß die Menschen leben, und er will, daß sie den Lebens- und Gesundheitsgesetzen gehorchen, damit sie leben können.

Alle, welche die gegenwärtige Wahrheit annehmen und dadurch geheiligt werden, haben ein großes Verlangen, die Wahrheit in ihrem Leben und Charakter zu bekunden. Sie haben den innigsten Herzenswunsch, daß auch andre das Licht sehen und sich dessen erfreuen mögen. Geht der wahre Wächter hinaus mit dem köstlichen Samen, den er an allen Wassern unter Tränen und Gebet ausstreut, so liegt die Bürde der Arbeit oft sehr schwer auf Geist und Herz. Er kann die beständige Spannkraft nicht aufrechterhalten, wobei auch seine Seele aufs tiefste bewegt ist, ohne vorzeitig verbraucht zu werden. Kräfte und Fähigkeiten werden für jeden Vortrag erfordert; auch müssen von Zeit zu Zeit neue Schätze aus der Vorratskammer des Wortes Gottes hervorgebracht werden, um den Hörern Leben und Kraft mitzuteilen. Gott wünscht euch nicht so erschöpft zu sehen, daß eure Bemühungen keine Lebensfrische bekunden.

Wer beständig geistige Arbeit ausübt, sei es durch Predigen oder Studieren, bedarf der Ruhe und Abwechslung. Der ernste Forscher strengt beständig das Gehirn an und vernachlässigt oft die Leibesübungen; infolgedessen werden die körperlichen Kräfte geschwächt und das geistige Streben beschränkt. Dadurch verfehlt er, das Werk auszurichten, das er hätte tun können, wenn er weislich gearbeitet hätte.

Würden die Prediger verständnisvoll arbeiten und sowohl dem Geist als auch dem Körper die gehörige Bewegung zuteil werden lassen, dann würden sie nicht so leicht Krankheiten unterliegen. Wären alle Diener des Evangeliums so gestellt, daß sie täglich einige Stunden der Arbeit im Freien widmen und sich frei fühlen könnten, dies zu tun, so würde es ihnen zum Segen gereichen, und sie könnten dann ihren Berufspflichten erfolgreicher nachkommen. Haben sie keine Zeit sich vollkommen auszuruhen, so könnten sie, während sie mit den Händen arbeiten, planen und beten und geistig und körperlich erfrischt wieder an ihre Arbeit gehen.

Einige meinen, sie müssen jeden Tag eine Arbeit ausführen, die sie der Vereinigung berichten können, und indem sie danach trachten, sind nur zu oft ihre Bemühungen schwach und ungenügend. Sie müssen Ruhepausen haben, in denen sie vollkommen frei sind vom anstrengenden Denken. Diese nehmen jedoch nicht die Stelle täglicher Leibesübung ein.

Meine Brüder, wenn ihr euch Zeit nehmt, Gärten zu bearbeiten und euch dadurch die notwendige Bewegung verschafft und den Körper in betriebsfähiger Ordnung erhaltet, tut ihr geradesowohl Gottes Werk, als wenn ihr Versammlungen haltet. Gott ist unser Vater; er liebt uns und will nicht, daß jemand unter seiner Dienerschar seinen Körper schädige.

Eine andre Ursache der schlechten Gesundheit und der Unfähigkeit zu wirken ist eine schlechte Verdauung. Es ist dem Gehirn ganz unmöglich, gut zu arbeiten, wenn die Verdauungskräfte mißbraucht werden. Viele nehmen in großer Eile verschiedene Arten von Speisen zu sich, die im Magen einen Streit erregen und dadurch das Gehirn verwirren. Der Gebrauch von ungesunder Nahrung und ein Zuvielessen, selbst von gesunden Speisen, sollten vermieden werden.

Viele essen, ungeachtet der Gesundheitsgesetze, zu allen Zeiten. Dadurch legt sich Verdüsterung auf den Geist. Wie können Männer mit göttlicher Erleuchtung beehrt werden, wenn sie so achtlos in ihren Gewohnheiten, so unaufmerksam gegen das ihnen von Gott über diese Dinge gegebene Licht verfahren?

Brüder, ist es nicht an der Zeit, daß ihr euch in diesen Punkten selbstsüchtiger Nachsicht bekehrt? "Wisset ihr nicht, daß die, so in den Schranken laufen, die laufen alle, aber einer erlangt das Kleinod? Laufet nun also, daß ihr es ergreifet. Ein jeglicher aber, der da kämpft, enthält sich alles Dinges; jene also, daß sie eine vergängliche Krone empfangen, wir aber eine unvergängliche. Ich laufe aber also, nicht als aufs Ungewisse; ich fechte also, nicht als der in die Luft streicht; sondern ich betäube meinen Leib und zähme ihn, daß ich nicht den andern predige und selbst verwerflich werden." 1.Korinther 9,24-27.

Ungenügende Kost

Ihr solltet es jedoch nicht für eure Pflicht halten, mit einer schmalen Kost auskommen zu müssen. Forscht selbst, was ihr essen solltet und welche Nahrung den Körper am besten erhält, und dann folgt den Vorschriften der Vernunft und des Gewissens. Werft während der Mahlzeiten alle Sorgen und anstrengenden Gedanken ab. Beeilt euch nicht, sondern eßt langsam, mit Heiterkeit und dankbaren Herzens gegen Gott für all seine Segnungen. Auch nehmt nicht gleich nach dem Essen die Kopfarbeit wieder auf. Macht euch mäßige Bewegung und laßt dem Magen Ruhe, sein Werk zu beginnen.

Dies sind keine Dinge von geringer Wichtigkeit. Wir müssen sie beachten, wenn die verschiedenen Zweige des Werkes mit gesunder Kraft und in rechter Stimmung ausgeführt werden soll. Der Charakter und die Nutzleistung des Werkes hängt vielfach vom körperlichen Zustand des Dieners Gottes ab. Schon oft hat in Ausschußsitzungen oder andern Beratungsversammlungen eine unglückliche Stimmung geherrscht, verursacht durch die Magenstörungen der Anwesenden. Auch auf manche Predigt ist durch eine solche Verfassung des Predigers ein dunkler Schatten gefallen.

Die Gesundheit ist ein unschätzbarer Segen, der in engerer Beziehung zum Gewissen und zur Religion steht, als man gewöhnlich glaubt. Jeder Prediger muß wissen, daß er, um ein treuer Hüter der Herde zu sein, alle seine Kräfte in bester Dienstordnung erhalten muß.

Die Boten Gottes sollten ihre Kenntnisse über die Lebens- und Gesundheitsgesetze verwerten, die besten Verfasser von Schriften über diesen Gegenstand lesen und pflichtgetreu das befolgen, was ihre Vernunft ihnen sagt, daß es Wahrheit ist.