Diener des Evangeliums

Kapitel 57

Mut

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Gottes Diener sollen sich durch Schwierigkeiten und Widerstand nicht leicht entmutigen lassen. Die Verkündiger der dritten Engelsbotschaft müssen trotz Verleumdung und Lüge tapfer auf ihrem Posten ausharren, den guten Kampf des Glaubens kämpfen und dem Feind mit der Waffe widerstehen, die Christus gebrauchte: "Es steht geschrieben." In der großen Krisis, durch welche sie bald hindurch müssen, werden Gottes Diener dieselbe Herzenshärtigkeit, dieselbe grausame Entschlossenheit und denselben unbeugsamen Haß antreffen, auf welche Jesus und die Apostel stießen.

Alle, die zur bösen Zeit nach den Vorschriften des Gewissens Gott treu dienen wollen, müssen Mut, Festigkeit und Kenntnisse über Gott und sein Wort haben, denn die Gottgetreuen werden verfolgt, ihre Absichten bestritten, ihre besten Bemühungen verkehrt ausgelegt und ihre Namen als schlechte verworfen werden.

Satan wird seine verführerischen Kräfte anwenden, um das Herz zu beeinflussen, das Verhältnis zu umwölken und das Böse gut und das Gute böse erscheinen zu lassen. Je stärker und reiner der Glaube der Gotteskinder, je fester ihr Entschluß, Gott zu gehorchen, desto eifriger wird Satan versuchen, die Wut derer zu schüren, die, während sie behaupten, gerecht zu sein, Gottes Gesetz mit Füßen treten. Es bedarf des festesten Vertrauens, des heldenmütigsten Vorsatzes, um den Glauben zu bewahren, der einmal den Heiligen übergeben ist.

Die Botschafter des Kreuzes müssen im Wachen und Beten gerüstet sein und gläubig und mutig, stets in Jesu Namen wirkend, vorangehen. Sie müssen auf ihren Führer vertrauen, denn es stehen uns trübselige Zeiten bevor. Die Gerichte Gottes gehen über das Land; Unglücksfälle folgen rasch aufeinander; bald wird Gott sich aus seinem Ort erheben, um die Erde schrecklich erzittern zu machen und die Bösen für ihre Gottlosigkeit zu bestrafen. Dann wird er für sein Volk einstehen und ihm seinen fürsorgenden Schutz zuteil werden lassen. Mit seinem ewigen Arm wird er es umfangen und es vor allem Leid beschützen.

"Mut im Herrn"

Als die bedeutsame Zeit im Jahre 1844 vorüber war, hielt eine Anzahl Geschwister eine Versammlung ab. Alle waren recht traurig, denn die Enttäuschung war bitter gewesen. Da kam ein Mann herein und rief: "Mut im Herrn, Geschwister, Mut im Herrn!" Dies wiederholte er, bis jedes Gesicht sich aufheiterte, und jede Stimme Gott zu preisen begann.

Heute rufe ich jedem Diener des Meisters zu: "Mut im Herrn!" Seit dem Jahre 1844 habe ich die gegenwärtige Wahrheit verkündigt, und heute ist diese Wahrheit mir lieber als je zuvor.

Einige blicken immer auf das Bedenkliche und Entmutigende und werden deshalb von der Mutlosigkeit übermannt. Sie vergessen es, daß der ganze Himmel darauf wartet, sie zum Segen für die Welt zu machen, und daß der Herr Jesus ein unversiegbarer Vorratsquell ist, wo menschliche Wesen Kraft und Mut schöpfen können. Wir haben keinen Grund, verzagt und furchtsam zu sein. Die Zeit wird hier nie kommen, wo der Schatten Satans nicht quer über unserm Pfad liegen wird; denn auf diese Weise versucht der Feind, das Licht der Sonne der Gerechtigkeit zu verdunkeln. Aber unser Glaube sollte diesen Schatten durchdringen.

Gott möchte fröhliche Mitarbeiter haben, die sich sträuben, durch widerstehende Kräfte entmutigt zu werden. Der Herr führt uns an. Wir können mutig vorwärtsgehen in der Gewißheit, daß er mit uns ist, wie er es in den vergangenen Jahren war, als wir in Schwachheit aber in der Kraft des Heiligen Geistes wirkten.

Engel dienten dem Heiland, aber ihre Gegenwart machte sein Leben nicht leicht, frei von Versuchungen. Er wurde versucht "allenthalben, gleichwie wir, doch ohne Sünde". Hebräer 4,15. Sollten die Prediger, wenn sie den ihnen vom Meister zugewiesenen Dienst verrichten, mutlos werden, weil Schwierigkeiten und Anfechtungen ihnen zustoßen? Sollten sie ihr Vertrauen wegwerfen, weil Ihre Arbeit nicht immer den Erfolg bringt, den sie zu sehen wünschen? Die wahren Diener Christi werden angesichts des vor ihnen liegenden Werkes, wie mühsam es auch sein mag, nicht verzagt werden. Das Zurückschrecken vor Mühseligkeiten, das Klagen über Beschwerden macht Gottes Diener schwach und untüchtig.

Sehen die in den vordersten Schlachtreihen Stehenden, daß Satans besondrer Kampf gegen sie gerichtet ist, so werden sie ihr Bedürfnis der Kraft Gottes erkennen und in seiner Macht wirken. Sie werden sich der gewonnenen Siege wegen nicht erheben, sondern sich desto fester auf den Allmächtigen stützen. Tiefe und innige Dankbarkeit zu Gott wird in ihrem Herzen entspringen, und sie werden freudig sein trotz der Angst, die durch den Druck des Feindes über sie kommt.

Eine Zeit des Vertrauens und des Vorrechts

Wir leben in einer Zeit feierlichen Vorrechts und heiligen Vertrauens. Bewahren Gottes Diener getreulich das ihnen Anvertraute, dann wird ihre Belohnung groß sein, wenn der Meister sagt: "Tu Rechnung von deinem Haushalten." Lukas 16,2. Das ernste Wirken, das uneigennützige Schaffen, die geduldigen, ausharrenden Bemühungen werden reichlich vergolten werden. Jesus wird zu solchen Dienern sagen, daß er sie hinfort nicht Knechte sondern Freunde nennt. Siehe Johannes 15,15. Der Herr sieht die Arbeit nicht der Größe wegen mit Wohlgefallen an, sondern wegen der Treue, die in allem geübt wird. Nicht die Ergebnisse, die wir erzielen, sondern die Beweggründe, die uns zum Handeln veranlassen, fallen bei Gott ins Gewicht. Er schätzt Güte und Treue höher als alles andre.

Ich bitte die Herolde des Evangeliums Christi, nie entmutigt zu werden, nie den verstocktesten Sünder zu betrachten, als ob die Gnade Gottes ihn nicht mehr erreichen könnte. Der anscheinend Hoffnungslose kann noch die Wahrheit aus Liebe zu ihr annehmen. Er, der die Herzen der Menschen wie Wasserbäche leitet, kann die selbstsüchtigste, die durch Sünden verhärtetste Seele zu Christo führen. Gibt es etwas, das Gott zu tun unmöglich wärre? Mein Wort, sagt er, "soll nicht wieder zu mir leer kommen, sondern tun, was mir gefällt, und soll ihm gelingen, dazu ich's sende". Jesaja 55,11.

Die Diener Christi, die in neue Gebiete einzudringen suchen, finden oft, daß sie besserer Hilfsmittel dringend bedürfen. Ihr Wirken scheint aus Mangel daran gehindert zu werden; dennoch sollten sie ihren Glauben und Mut nicht sinken lassen. Oft sind sie genötigt, ihre Hilfsmittel aufs äußerste zu erschöpfen. Zuweilen mag es scheinen, als ob sie nicht weiter vorangehen können. Beten und arbeiten sie aber im Glauben, so wird Gott sich nicht unbezeugt lassen, sondern ihnen Mittel zur Förderung des Werkes senden. Wohl werden sich Schwierigkeiten erheben, die Boten Christi werden sich fragen: Wie wollen wir das ausführen, was geschehen muß? Zuweilen wird ihnen die Zukunft sehr dunkel erscheinen; wenn sie aber Gott seine Verheißungen vorhalten und ihm für das bereits Geschehene danken, dann wird sich ihnen der Weg öffnen, und sie werden für die vorliegenden Pflichten gestärkt werden.

Nur wenige erfassen die Bedeutung jener Worte des Lukas, daß Paulus, als er seine Brüder sah, Gott dankte und neue Zuversicht gewann. Siehe Apostelgeschichte 28,15. Inmitten der weinenden Gläubigen, die ihr wärmstes Mitgefühl bekundeten und die sich der Fesseln des Apostels nicht schämten, pries dieser Gott mit lauter Stimme. Die Wolke der Traurigkeit, die sein Gemüt beschattet hatte, war verscheucht. Sein Leben als Christ war nur eine Reihe von Mühsalen, Leiden und Enttäuschungen gewesen. Doch in dieser Stunde fühlte er sich über die Maßen belohnt. Mit festerem Schritt und frohem Herzen setzte er seinen Weg fort. Er wollte nicht über die Vergangenheit klagen, noch das Zukünftige fürchten. Bande und Trübsale warteten seiner, das wußte er; er wußte aber auch, daß er Menschen von unendlich schrecklicherer Knechtschaft hatte befreien dürfen, und neue Freude erfüllte ihn in seinem Leiden um Christi willen. Die Geschichte der Apostel 427.