Diener des Evangeliums

Kapitel 63

Der Heilige Geist

[AUDIO]

"Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird," "wird er die Welt strafen um die Sünde und um die Gerechtigkeit und um das Gericht." Johannes 16,13.8.

Das Predigen des Wortes Gottes nützt nichts ohne die Gegenwart und die Hilfe des Heiligen Geistes, denn dieser Geist ist der einzige wirkungsvolle Lehrer der göttlichen Wahrheit. Nur wenn durch den Geist die Wahrheit ins Herz dringt, wird sie das Gewissen erwecken und den Wandel verändern. Gottes Diener mag imstande sein, das Wort Gottes dem Wortlaute nach vorzuführen; er mag mit allen seinen Geboten und Verheißungen vertraut sein, und dennoch wird sein Ausstreuen des Evangeliumssamens keinen Erfolg zeitigen, es sei denn, daß dieser Same durch den Tau vom Himmel belebt wird. Ohne das Mitwirken des Geistes Gottes können weder Erziehung noch irgendwelche Vorzüge, so groß sie auch sein mögen, auch nur einen Lichtweg schaffen. Noch ehe eins der Bücher des Neuen Testaments geschrieben oder eine Evangeliumspredigt nach der Himmelfahrt Christi gehalten worden war, kam der Heilige Geist auf die betenden Jünger. Und das Zeugnis ihrer Feinde war: "Ihr habt Jerusalem erfüllt mit eurer Lehre." Apostelgeschichte 5,28.

Gottes Verheißungen unterstehen Bedingungen. Christus verhieß seiner Gemeinde die Gabe des Heiligen Geistes, und diese Verheißung gehört uns ebensowohl wie den ersten Jüngern. Gleich jeder andern Verheißung jedoch hängt sie von Bedingungen ab. Es gibt viele, die vorgeben, des Herrn Verheißungen zu glauben und zu beanspruchen; sie reden von Christo und dem Heiligen Geist und erlangen dennoch keinen Segen, weil sie ihre Seelen nicht der Führung und Herrschaft der göttlichen Kraft unterstellen.

Wir können den Heiligen Geist nicht benutzen; er muß uns benutzen. Durch den Geist wirkt Gott in seinem Volk "das Wollen und das Vollbringen nach seinem Wohlgefallen". Philipper 2,13. Viele wollen sich nicht leiten lassen, sie wollen es selbst besorgen, und deshalb empfangen sie diese himmlische Gabe nicht. Nur denen, die demütig vor Gott sind, die auf seine Führung und Gnade warten, wird der Geist gegeben. Dieser verheißene, im Glauben beanspruchte Segen hat alle andern Segnungen im Gefolge. Er wird nach dem Reichtum der Gnade Christi gegeben, und Jesus will ihn einer jeden Seele mitteilen nach der Fähigkeit, die sie besitzt, ihn aufzunehmen.

Das Mitteilen des Geistes ist das Mitteilen des Lebens Christi. Nur die, welche auf diese Weise von Gott gelehrt sind, nur die, an deren Herzen der Geist wirkt und in deren Wandel Christi Leben sich bekundet, können Christum wahrhaft darstellen.

Der Heilige Geist als Erzieher

Gott nimmt die Menschen so, wie sie sind und erzieht sie für seinen Dienst, wenn sie sich ihm übergeben. Wird Gottes Geist in die Seele aufgenommen, so erweckt er alle ihre Fähigkeiten. Unter der Leitung des Heiligen Geistes entwickelt sich, wer sich rückhaltlos Gott geweiht hat, einheitlich und wird gekräftigt, die Anforderungen Gottes zu verstehen und zu erfüllen. Der schwache, unentschlossene Charakter entwickelt sich zu einem starken und festen. Beständige Hingabe stellt eine so enge Verbindung zwischen Christo und seinen Jüngern her, daß der Christ seinem Meister im Charakter ähnlich wird. Er besitzt klarere und weitere Ansichten, sein Unterscheidungsvermögen ist schärfer, sein Urteil gerechter. Er wird von der lebengebenden Kraft der Sonne der Gerechtigkeit so belebt, daß er viel Frucht bringen kann zur Ehre Gottes.

Christus hat verheißen, daß der Heilige Geist bei denen bleiben soll, die um den Sieg über die Sünde kämpfen, damit die Kraft der göttlichen Macht sich dadurch bekunde, daß das menschliche Werkzeug mit übernatürlicher Stärke ausgerüstet und der Unwissende über die Geheimnisse des Reiches Gottes belehrt werde. Welchen Nutzen würden wir davon haben, daß der eingeborne Sohn Gottes sich demütigte, die Versuchungen des schlauen Feindes ertrug und als Gerechter für die Ungerechten starb, wenn der Heilige Geist nicht als eine beständig wirkende, neubelebende Kraft gegeben worden wäre, um in jedem persönlichen Fall das zur Geltung zu bringen, was der Welterlöser erwirkt hat?

Der Heilige Geist befähigte die Jünger, den Herrn allein zu erhöhen; er führte die Feder der heiligen Schreiber, damit die Berichte der Worte und Werke Christi der Welt übermittelt würden. Auch heute ist dieser Geist beständig am Wirken, indem er die Aufmerksamkeit der Menschen auf das große am Kreuz auf Golgatha gebrachte Opfer zu richten, der Welt die Liebe Gottes zu den Menschen zu entfalten und der von ihrem Unrecht überzeugten Seele die Verheißungen der Heiligen Schrift zu eröffnen sucht.

Der Geist läßt die hellen Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit in die verdunkelten Gemüter scheinen; er läßt die Menschenherzen entbrennen von dem erwachenden Erkennen der ewigen Wahrheiten; er führt der Seele den zu erreichenden Standpunkt der Gerechtigkeit vor und überführt sie der Sünde; er facht den Glauben an den an, der allein von Sünden erretten kann; er wirkt die Umwandlung des Charakters, indem er die Neigungen der Menschen von den zeitlichen und vergänglichen Dingen auf das ewige Erbe ablenkt. Der Geist schafft neu, verfeinert und heiligt die menschlichen Wesen und macht sie wohlgeschickt, Glieder der königlichen Familie, Kinder des himmlischen Königs zu werden.

Die Wirkung der Aufnahme der Heiligen Geistes

Ist man vom eignen Ich leer geworden, ist jeder falsche Gott aus der Seele vertrieben, dann strömt der Geist Christi hinein. Der Betreffende hat den Glauben, der die Seele von aller Unreinigkeit befreit. Er ist im Einverständnis mit dem Geiste und achtet auf dessen Regungen. Er hegt kein Vertrauen zu sich selbst. Christus ist ihm alles in allem. Er nimmt in Sanftmut die sich ihm neu entfaltenden Wahrheiten auf und gibt Gott die Ehre, indem er fragt: "Uns aber hat es Gott offenbart durch seinen Geist." "Wir aber haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, daß wir wissen können, was uns von Gott gegeben ist." 1.Korinther 2,10.12.

Der Geist, der offenbart, wirkt auch in ihm die Früchte der Gerechtigkeit. Christus ist "in ihm ein Brunnen des Wassers, das in das ewige Leben quillt". Johannes 4,11. Er ist eine Rebe des wahren Weinstocks und bringt reiche Trauben zur Ehre Gottes. Welcherart sind die Früchte, die er trägt? -- "Die Frucht aber des Geistes ist Liebe", nicht Haß; "Freude", nich Unzufriedenheit und Trauer; "Friede", nicht Gereiztheit, Sorge und selbstgemachte Schwierigkeiten; "Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit." Galater 5,22.23.

Alle, die diesen Geist haben, sind ernste Mitarbeiter Gottes; die himmlischen Kräfte wirken mit ihnen, und sie gehen hinaus im Geist der Botschaft, die sie verkündigen. Sie reden vernünftige Worte und bringen nach dem Beispiel Christi aus dem Schatz ihres Herzens reine, heilige Wahrheiten hervor.

Die Botschaft, die wir zu verkündigen haben, ist keine, die zu geben wir uns zu fürchten brauchen. Ihre Vertreter sollen sie nicht zu verbergen, ihren Ursprung oder ihre Absicht nicht zu verheimlichen suchen. Als solche, die Gott ein feierliches Gelübde abgelegt haben, die als Sendboten Christi und zu Haushaltern der Gnadengeheimnisse eingesetzt sind, stehen wir unter der Verpflichtung, getreu den ganzen Ratschluß Gottes zu verkünden.

Wir sollen die besondren Wahrheiten, die uns von der Welt getrennt und uns zu dem gemacht haben, was wir sind, hervortreten lassen; denn sie sind mit ewigem Wohlergehen verbunden. Gott hat uns über die jetzt vor sich gehenden Ereignisse Licht gegeben, und durch Wort und Schrift sollen wir der Welt die Wahrheit verkündigen. Aber das Leben Christi in unsrer Seele, die durch den Heiligen Geist mitgeteilt, sich betätigende Liebe ist's, was allein unsre Worte fruchtbar macht. Die Liebe Christi ist die Kraft und Macht einer jeden Botschaft für Gott, die je über menschliche Lippen kam.

Wir nähern uns dem Ende

Ein Tag nach dem andern sinkt in die Ewigkeit hinab und bringt uns dem Ende der Gnadenzeit näher. Mehr denn je müssen wir um ein großes Maß des Heiligen Geistes für uns und um seinen heiligenden Einfluß auf seine Diener bitten, damit die, für deren Seelenheil sie wirken, erkennen, daß diese Boten bei Jesu gewesen sind und von ihm gelernt haben.

Wir bedürfen des geistigen Augenlichts, um die Absichten des Feindes zu durchschauen und als treue Wächter die Gefahr verkünden zu können. Wir bedürfen der Kraft von oben, damit wir, soweit es dem menschlichen Verstande möglich ist, die großen Aufgaben des Christentums und ihre weitreichenden Grundsätze verstehen können.

Wer unter dem Einfluß des Geists Gottes steht, wird nicht schwärmerisch sondern ruhig und gesetzt sein, frei von Überschwenglichkeiten in Gedanken, Worten und Taten. Inmitten der Verwirrung täuschender Lehren wird Gottes Geist dem ein Führer und Schild sein, der den Beweisen der Wahrheit nicht widerstanden hat und jede Stimme zum Schweigen bringen, die nicht von dem kommt, der die Wahrheit ist.

Wir leben in den letzten Tagen, wo betrügerische Irrtümer angenommen und geglaubt, die Wahrheit aber verachtet wird. Der Herr wird sowohl die Prediger als auch die Gemeindeglieder verantwortlich halten für das ihnen scheinende Licht. Er fordert uns auf, fleißig die Perlen der Wahrheit zu sammeln und sie in den Rahmen des Evangeliums zu bringen, damit ihr Glanz göttlicher Schönheit in die moralische Dunkelheit der Welt bringe. Dies kann ohne Hilfe des Heiligen Geistes nicht ausgeführt werden, aber mit ihm können wir alles tun. Sind wir mit dem Heiligen Geist ausgerüstet, dann erfassen wir im Glauben die unendliche Kraft. Nichts geht von dem verloren, was von Gott kommt. Der Heiland der Welt sendet dem Menschen seine Botschaften, damit die Finsternis des Irrtums vertrieben werden möchte. Das Werk des Heiligen Geistes ist unermeßlich groß, und von dieser Quelle bezieht Gottes Diener Kraft und Befähigung.