Diener des Evangeliums

Kapitel 69

Selbstvertrauen

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Junge Männer, die nur wenige Jahre geringe Erfahrung in der gegenwärtigen Wahrheit gehabt haben, sollten vorsichtig sein, Stellung gegen das Urteil und die Meinung derer zu nehmen, deren ganzes Leben mit der Sache Gottes verknüpft war und die jahrelang einen tätigen Anteil an diesem Werk genommen haben. Gott wählt zu Leitern seines heiligen, wichtigen Werkes keine Männer von unreifem Urteil oder großem Selbstvertrauen. Die noch nicht die Leiden, die Schwierigkeiten, den Widerstand und Mangel erduldet haben, die ertragen werden mußten, um das Werk zu seiner gegenwärtigen gedeihlichen Höhe zu bringen, sollten Bescheidenheit und Demut üben und vorsichtig sein, sich zu erheben, damit sie nicht erniedrigt werden. Sie werden für das klare Licht der Wahrheit, das ihnen leuchtet, verantwortlich gemacht.

Ich sah, daß Gott kein Wohlgefallen hat an der Neigung, die einige haben, gegen solche zu murren, die für sie die schwersten Schlachten gekämpft und am Anfang der Botschaft, als die Arbeit schwer war, viel ertragen haben. Die erfahreneren Diener Christi, welche die Lasten und drückenden Bürden getragen haben, als nur wenige ihnen dabei helfen konnten, achtet Gott, und er wacht mit Sorgfalt über die, die sich treu erwiesen haben. Er ist unwillig über die, welche gern Fehler finden und Gottes Diener tadeln, die in der Förderung der gegenwärtigen Wahrheit ergraut sind. Euer Tadeln und Murren, ihr jungen Männer, wird sicherlich am Tage Gottes gegen euch zeugen.

Demut in jungen Predigern

Solange Gott noch keine schweren Verantwortlichkeiten auf euch gelegt hat, bleibt auf eurem Posten, verlaßt euch nicht auf euer eigenes, unabhängiges Urteil und nehmt keine Verantwortungen auf euch, denen ihr nicht gewachsen seid. Ihr müßt Wachsamkeit und Demut üben und fleißig im Beten sein. Je näher ihr zu Gott lebt, desto deutlicher werdet ihr eure Schwachheit und die euch drohenden Gefahren erkennen. Eine praktische Erkenntnis des Gesetzes Gottes, ein klares Verständnis von dem Versöhnungsamt Christi wird euch Selbsterkenntnis verschaffen und euch zeigen, worin ihr es versäumt, einen vollkommenen christlichen Charakter zu entwickeln.

Ihr überseht gewissermaßen die Notwendigkeit, beständig unter dem göttlichen Einfluß zu stehen, und der ist euch doch unbedingt notwendig, um Gottes Werk betreiben zu können. Vernachlässigt ihr ihn und geht ihr in Selbstvertrauen und Selbstzufriedenheit voran, dann werdet ihr sehr große Fehler begehen; ihr müßt fortwährend die Sanftmut des Herzens und den Geist der Abhängigkeit pflegen. Wer seine eigne Schwäche fühlt, schaut höher als er selbst ist und empfindet das Bedürfnis, unausgesetzt Kraft von oben haben zu müssen. Durch die Gnade Gottes hegt er den Geist beständiger Dankbarkeit. Kennt er seine Schwäche genau, so weiß er auch, daß allein die unvergleichliche Gnade Gottes über das sich auflehnende Herz siegen kann.

Ihr müßt sowohl mit den schwachen als auch den starken Punkten eures Charakters bekannt werden, um beständig auf der Hut zu sein, nicht auf Unternehmungen einzugehen oder Verantwortlichkeiten auf euch zu nehmen, für die Gott euch nicht bestimmt hat. Ihr dürft eure Taten und euren Wandel nicht nach irgendeinem menschlichen Standpunkt messen, sondern nach der Regel der Pflicht, wie die Bibel sie niederlegt.

Ihr seid noch viel zu abhängig von eurer Umgebung. Habt ihr eine große Zuhörerschar, so überhebt ihr euch und wollt zu ihnen reden. Aber manchmal wird die Schar geringer, euer Mut sinkt, und ihr habt wenig Lust zur Arbeit. Sicherlich ist da etwas nicht in Ordnung; euer Vertrauen auf Gott ist nicht fest genug.

Christus suchte die Menschen überall, wo er sie antreffen konnte: in den öffentlichen Straßen, in den Wohnhäuser, in den Schulen, am Ufer des Sees. Er wirkte den ganzen Tag, predigte der Menge und heilte die Kranken die zu ihm gebracht wurden, und oft, wenn er das Volk von sich gelassen hatte, damit es nach Hause gehen, ruhen und schlafen möchte, verbrachte er die ganze Nacht im Gebet, um am nächsten Morgen seine Arbeit wieder aufzunehmen.

Ihr müßt eure Seele durch ernste Gebete, verbunden mit lebendigem Glauben in enge Verbindung mit Gott bringen. Jedes im Glauben dargebrachte Gebete erhebt den Bittenden über entmutigenden Zweifel und menschliche Leidenschaften. Das Gebet gibt Kraft, um den Kampf mit den Mächten der Finsternis aufs neue aufzunehmen, geduldig Prüfungen zu erleiden und wie gute Soldaten Christi Schwierigkeiten zu ertragen.

Während ihr mit euren Zweifeln und Befürchtungen zu Rate geht oder versucht, alles klar zu sehen, was sich ohne Glauben nicht erfassen läßt, werden eure Schwierigkeiten immer größer und verwickelter werde. Kommt zu Gott, fühlt euch hilflos und abhängig, wie ihr es in der Tat seid, und legt im demütigen, vertrauensvollen Gebet eure Bedürfnisse dem vor, dessen Kenntnis unendlich ist, der alle Dinge der Schöpfung sieht, alles durch seinen Willen und sein Wort regiert: der kann und will auf euren Ruf achten und in euer Herz und auf eure Umgebung Licht scheinen lassen, weil durch das aufrichtige Gebet eurer Seele mit dem Sinn des Ewigen in Verbindung gebracht ist. Ihr mögt während der Zeit keinen Beweis dafür haben daß das Antlitz eures Erlösers sich in Liebe und Mitleid über euch neigt, aber es ist so. Ihr mögt eine sichtbare Berührung nicht empfinden, aber er hält seine Hand in Liebe und erbarmender Zärtlichkeit über euch.

Ihr müßt beständig wachsam sein, damit Satan nicht durch seine List euch betrüge, eure Sinne verderbe und euch in Ungereimtheiten und tiefe Finsternis leite. Eure Wachsamkeit sollte durch den Geist demütiger Abhängigkeit von Gott gekennzeichnet werden; sie darf nicht in einem stolzen, selbstvertrauenden Geist ausgeführt werden, sondern in dem tiefen Bewußtsein eurer persönlichen Schwäche und in einem kindlichen Vertrauen auf Gottes Verheißungen.

Tage des Kampfes und der Seelenangst

Im Vergleich mit der Zeit, da die dritte Engelsbotschaft zuerst verkündigt wurde, als die Zahl der Gläubigen klein war und wir als Schwärmer angesehen wurden, ist es jetzt eine leichte und angenehme Aufgabe, die Wahrheit dieser Botschaft zu verkünden. Alle, welche die Verantwortlichkeiten des Werkes im Entstehen und Fortschritt der Botschaft trugen, wußten, was Kämpfe, Leiden und Seelenangst waren. Tag und Nacht lag die Last schwer auf ihnen. Sie dachten nicht an Ruhe und Bequemlichkeit, selbst wenn sie von Leiden und Krankheit befallen wurden. Die Kürze der Zeit forderte Tätigkeit und der Arbeiter waren wenige.

Oft, wenn Schwierigkeiten sich ihnen entgegenstellten, wurde die ganze Nacht in ernstem, ringendem Gebet um Hilfe von Gott und um Licht über sein Wort mit Tränen verbracht. Welche Freude, welche dankbare Glückseligkeit ruhte dann aber auf den besorgten, ernsthaften Forschern, wenn das Licht kam und die dunklen Wolken verscheucht wurden! Ebenso ernsthaft wie der Sehnsuchtsruf nach Licht war dann unsere Dankbarkeit zu Gott. Manche Nächte konnten wir nicht schlafen, weil unsere Herzen von Liebe und Dank gegen Gott überflossen.

Für die Männer, die jetzt hinausgehen, um die Wahrheit zu predigen, sind schon manche Vorkehrungen getroffen; derartige Entbehrungen, wie die Diener der gegenwärtigen Wahrheit sie vor ihnen ertrugen, haben sie nicht durchzumachen. Die Wahrheit ist Glied für Glied herausgefunden worden, bis sie eine klare, ineinander fassende Kette bildet; jedoch bedurfte es vieler sorgfältiger Forschung, ehe sie in solcher Klarheit, solchem Einklang dastand. Der bitterste, entschlossenste Widerstand trieb die Diener Gottes zum Herrn und zu ihren Bibeln. Köstlich aber war ihnen das von Gott kommende Licht.

In dem davontragenden Endsieg wird Gott keinen Raum für Personen haben, die zur Zeit der Gefahr und Not, wenn Kraft, Mut und Einfluß von allen verlangt werden, um dem Feind entgegenzutreten, nicht zu finden sind. Ein jeder, der als treuer Soldat im Kampf gegen das Unrecht steht und das Recht verteidigt, der gegen Fürsten und Gewaltige, gegen die Herren der Finsternis dieser Welt, gegen die bösen Geister unter dem Himmel Kämpfen, wird das Lob seines Meisters hören: "Ei, du frommer und getreuer Knecht ... gehe ein zu deines Herrn Freude!" Matthäus 25,23. Testimonies for the Church III, 320-327.

Wer seine vollkommene Abhängigkeit von Gott aus den Augen verliert, wird sicherlich zu Fall kommen. Wir streiten mit Mächten, die stärker sind als wir. Satan und seine Scharen passen beständig auf, wo sie uns mit Versuchungen überfallen können, und in unserer eignen Kraft und Weisheit ist es unmöglich, ihnen Widerstand zu leisten. Deshalb werden wir auch sicherlich überwunden, sobald wir unsere Herzen von Gott abwendig machen lassen und Selbsterhebung und Unabhängigkeit Raum geben.

Die Welt wird nie das Werk kennen, das im geheimen zwischen Gott und der Seele vor sich geht, auch wird sie die Verbitterung des Geistes, den Ekel gegen sich selbst und die beständigen Bemühungen, sich selbst zu beherrschen nicht verstehen; aber viele aus der Welt werden imstande sein, die Ergebnisse dieser Anstrengungen anzuerkennen.

Wer die reichsten Erfahrungen in göttlichen Dingen gemacht hat, ist am weitesten entfernt von Stolz und Selbsterhebung. Je erhabener die Begriffe von der Herrlichkeit und Vollkommenheit Christi sind, desto verachteter wird der Mensch in seinen eigenen Augen, desto mehr fühlt er, daß der niedrigste Platz im Dienste Gottes zu ehrenhaft für ihn ist.

Der Herr wünscht, daß wir auf dem Berg, in seine unmittelbare Gegenwart kommen. Wir nähern uns einer Krisis, worin mehr als zu irgendeiner andren Zeit seit Anbeginn der Welt die vollständige Weihe eines jeden, der den Namen Christi führt, erforderlich ist.

Wolle Gott seine Knechte durch die göttliche Erleuchtung weise machen, damit sich in den großen und wichtigen vor uns liegenden Unternehmungen keine menschlichen Eindrücke bemerkbar machen!