Diener des Evangeliums

Kapitel 79

Wie dem Widerstand entgegenzutreten ist

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Unsere Prediger und Lehrer sollen der gefallenen Welt die Liebe Gottes vorführen; darum muß das Wort der Wahrheit von zartfühlenden Herzen fließen und müssen alle Irrenden mit der Sanftmut Christi behandelt werden. Erfassen die Seelen, mit denen ihr arbeitet, die Wahrheit nicht sogleich, so tadelt, kritisiert oder verunglimpft sie nicht. Denkt daran, daß ihr Christum in seiner Sanftmut, Demut und Liebe darstellen sollt.

Wir müssen erwarten, Unglauben und Widerspruch anzutreffen; die Wahrheit hat immer damit zu kämpfen gehabt. Aber selbst wenn ihr auf den bittersten Widerstand stoßt, so verurteilt eure Widersacher nicht. Vielleicht glauben sie, wie einst Paulus, daß sie Gott einen Dienst leisten, und deshalb müssen wir ihnen gegenüber Geduld, Sanftmut und Güte bekunden.

Wir dürfen uns nicht von dem Gefühl hinreißen lassen, daß wir Schweres zu ertragen oder Kämpfe zu erleiden haben, weil wir eine Wahrheit verkünden, die nicht volkstümlich ist. Denkt an Jesum und wieviel er für euch erduldete und seid stille. Selbst wenn ihr beleidigt oder fälschlich angeklagt werdet, so erhebt keine Klage, sprecht kein Wort des Murrens, laßt keinen Gedanken des Vorwurfs oder der Unzufriedenheit sich eurer bemächtigen. Schlagt einen geraden Weg ein, "führet einen guten Wandel unter den Heiden, auf daß die, so von euch afterreden als von Übeltätern, eure guten Werke sehen und Gott preisen, wenn es nun an den Tag kommen wird." 1.Petrus 2,12.

Gegen die Irrenden solltet ihr euch sanftmütig verhalten, denn waret ihr selbst nicht noch vor kurzem in der Finsternis eurer Sünden befangen? Solltet ihr nicht um der Geduld willen, die Christus mit euch hatte, zärtlich und geduldig gegen andere sein? Gott hat uns vielfach ermahnt, gegen solche, die uns widerstehen, große Freundlichkeit zu üben, damit wir keine Seele in einer verkehrten Weise beeinflussen.

Unser Leben muß mit Christo in Gott verborgen sein. Wir müssen Christum persönlich kennen; nur dann können wir ihn der Welt richtig darstellen. Laßt uns beständig beten: Herr, lehre mich, so zu handeln, wie Jesus es am meiner Stelle getan haben würde. Wo wir auch sind, müssen wir unser Licht zu Gottes Verherrlichung in guten Werken scheinen lassen. Das ist der große, hohe Beruf unseres Lebens.

Weisliche Verurteilung des Unrechts

Der Herr wünscht nicht, daß seine Kinder den Plan verfolgen, alles Unrecht zu verdammen, selbst wenn die Verurteilung eine gerechte sein sollte. Er will, daß wir etwas Besseres tun als wider unsre Gegner Vorwürfe zu schleudern, die sie von der Wahrheit nur noch weiter wegtreiben. Christus kam nicht in unsre Welt, um Scheidewände aufzurichten und den Leuten beständig vorzuwerfen, daß sie irrten. Wer die Betrogenen erleuchten will, muß sich ihnen nähern und für sie in Liebe wirken. Er muß der Mittelpunkt eines heiligen Einflusses werden.

In der Verteidigung der Wahrheit müssen die bittersten Gegner mit Achtung und Rücksicht behandelt werden. Einige werden auf unsre Bemühungen nicht eingehen, sondern die Evangeliumseinladung geringschätzen; andere hingegen, die wir vielleicht betrachten, als ob sie die Grenzen der Gnade Gottes überschritten hätten, werden für Christum gewonnen werden. Das allerletzte Werk in dem großen Kampf mag die Erleuchtung solcher sein, die zwar das Licht und das Zeugnis nicht verworfen haben, aber doch in mitternächtlicher Dunkelheit gewesen sind und in Unwissenheit gegen die Wahrheit gewirkt haben. Deshalb behandelt einen jeden wie einen aufrichtigen Menschen. Sprecht kein Wort und tut nichts, wodurch in irgendeinem der Unglaube befestigt werden könnte.

Versucht jemand, Christi Diener in Wortstreit oder Gezänke über politische oder andere Dinge zu ziehen, so sollten sie weder auf Überredung noch Herausforderung achten. Fördert das Werk Gottes fest und entschlossen, aber in Sanftmut Christi und so ruhig wie möglich. Kein menschliches Prahlen darf gehört, kein Zeichen des Eigendünkels wahrgenommen werden. Laßt es an euch offenbar werden, daß Gott euch berufen hat, heilige Wahrheiten zu verkündigen; predigt das Wort, seid fleißig, ernst und eifrig.

Der Einfluß eurer Lehren würde ums zehnfache größer sein, wenn ihr sorgfältig in euren Ausdrücken wäret. Worte, die ein Geruch des Lebens zum Leben sein sollten, können durch den sie begleitenden Geist ein Geruch des Todes zum Tode werden. Denkt daran, daß, wenn ihr auch nur einer Seele durch euren Geist oder eure Worte die Tür verschließt, sie euch im Gericht darüber zur Rede stellen wird.

Haltet es nicht für eure Pflicht, wenn ihr auf die Zeugnisse hinweist, diese den Leuten einzuhämmern. Bringt beim Lesen nicht eure eigenen Worte dazwischen, denn dann können die Zuhörer nicht zwischen Gottes Worten und den eurigen unterscheiden. Hütet euch, das Wort des Herrn zu einem Ärgernis zu machen.

Uns verlangt danach, Reformen zu sehen; bemerken wir diese nicht, so erlauben wir dem bösen Geist nur zu oft, Galle in unsern Kelch zu tropfen und auf diese Weise andere zu erbittern. Durch unsre unbesonnenen Worte wird ihr Gemüt gereizt und sie lehnen sich auf.

Jede Predigt, die ihr haltet, jeder Artikel, den ihr schreibt, mag richtig sein, kann sich aber durch einen einzigen Tropfen Galle für den Hörer oder Leser als Gift erweisen. Wegen des einen Gifttropfens können alle eure guten und wohlgefälligen Worte verachtet werden. Ein anderer labt sich an dem Gift, denn er liebt solche harten Worte. Er folgt eurem Beispiel und redet in der nämlichen Weise wie ihr. So wird das Böse vervielfältigt.

Wer die ewigen Grundsätze der Wahrheit vorführen will, bedarf des heiligen Öls, das von den beiden Ölzweigen in das Herz fließt und sich in Worte ergießt, die wohl reformieren aber nicht reizen. Die Wahrheit muß in Liebe gesprochen werden, dann wird der Herr Jesus durch seinen Geist die notwendige Kraft und Macht geben; das ist sein Werk. Testimonies for the Church VI, 120-123.

Wie man sich gegen Einwände verhält

Wir können unsre Zeit und Kraft besser anwenden, als uns ausführlich mit den Ausflüchten unsrer Gegner zu befassen, die gern verunglimpfen und entstellen. Während kostbare Zeit verbraucht wird, um den Krümmungen und Wendungen unaufrichtiger Gegner zu folgen, kommen Seelen, die dem Überzeugt sein nahe stehen, aus Mangel an Erkenntnis um. Eine Reihe von sinnlosen Ausflüchten von Satans eigener Erfindung wird den Seelen vorgebracht, während sie nach Brot, nach Speise zur rechten Zeit schreien.

Geübte Widersacher der Wahrheit ersinnen solche Ausflüchte, und es ist unweise, auf diese einzugehen und sie vielleicht Tausenden mitzuteilen, die nie solche Gedanken gehegt haben würden, wenn wir sie nicht veröffentlicht hätten.

Christi Lehrweise sollte auch die unsrige sein. Er sprach deutlich und einfach, griff die Sache unmittelbar an der Wurzel an und machte sie allen Gemütern verständlich. Es ist nicht die beste Klugheit, so sehr ausführlich zu sein und über einen Punkt alles zu sagen, was gesagt werden kann, wenn wenige Beweisführungen die Sache erklären und für alle praktischen Zwecke hinreichen würden, um die Gegner zu überzeugen oder zum Schweigen zu bringen.

Man kann heute jede Stütze hinwegräumen und den Mund der Gegner schließen, so daß sie nichts mehr erwidern können, aber schon morgen werden sie dieselbe Sache wiederaufnehmen: So werden sie es zu wiederholten Malen machen, weil sie die Wahrheit nicht lieben und nicht ans Licht kommen wollen, damit ihre Finsternis und ihre Irrtümer von ihnen genommen werden.

Christi Lehramt währte nur drei Jahre, aber in dieser kurzen Zeit geschah ein großes Werk. So muß auch in diesen letzten Tagen in einer Kürze viel geschafft werden. Während viele nicht über die Vorbereitung hinauskommen, verderben andere aus Mangel an Licht und Erkenntnis.

Unternehmen es Männer, die beschäftigt sind, die Bibelwahrheit vorzuführen und zu verteidigen, die Torheit und Unbeständigkeit derer zu untersuchen und hervorzuheben, die in unaufrichtiger Weise die Wahrheit Gottes zur Lüge machen, dann wird Satan genügend Widersacher erwecken, um ihre Federn beständig beschäftigt zu halten, während andere Zweige des Werkes darunter leiden müssen. Wir müssen mehr vom Geiste derer besitzen, welche die Mauern Jerusalems bauten. Wir haben ein großes Werk zu tun und können nicht hinunterkommen. Kann Satan die Arbeiter veranlassen, die Einwände ihrer Gegner zu beantworten und sie dadurch vom wichtigsten aller Werke für diese Zeit abhalten, dann hat er seinen Zweck erreicht.