Diener des Evangeliums

Kapitel 84

Unsre Stellung zur Politik

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An die Lehrer und Leiter unsrer Schulen

Alle, denen die Leitung unsrer Anstalten und Schulen anvertraut ist, sollten sich selbst mit Fleiß bewahren, damit ihre Worte und Gesinnungen die Schüler nicht auf falsche Pfade leiten. Denen, die in unsern Gemeinden oder Schulen den Bibelunterricht erteilen, steht es nicht frei, ihre Vorurteile für oder gegen Staatsmänner oder politische Maßnahmen zu äußern; denn dadurch bewegen sie die Gemüter anderer und veranlassen einen jeden, seine Lieblingsansicht zu vertreten. Auch unter denen, welche vorgeben, der gegenwärtigen Wahrheit zu glauben, gibt es einige, die sich bewegen lassen, ihre Gefühle und politischen Vorzüge auszusprechen, so daß in der Gemeinde Spaltungen entstehen.

Der Herr möchte, daß sein Volk politische Fragen übergehe. Bei diesen Dingen ist Schweigen Beredsamkeit. Christus beruft seine Nachfolger, eins zu sein in den reinen Evangeliumsgrundsätzen, die im Worte Gottes deutlich offenbart sind. Wir können nicht mit Sicherheit unsre Stimme irgendeiner politischen Partei geben; denn wir wissen nicht, für wen wir stimmen. Wir können auch nicht mit Sicherheit an irgendeinem politischen Plan teilnehmen. Wir können denen nicht zu Gefallen wirken, die ihren Einfluß benutzen, um Religionsfreiheit zu unterdrücken und die einen Druck ausüben wollen, um ihre Mitmenschen zu zwingen, den Sonntag als den Ruhetag zu beachten. Der erste Wochentag ist kein Tag, der geehrt werden sollte; er ist ein falscher Sabbat, und die Glieder der himmlischen Familie können mit Leuten, die diesen Tag erhöhen und Gottes Gesetz übertreten, indem sie seinen Sabbat mit Füßen treten, keine Gemeinschaft haben. Sie können deshalb auch nicht dafür stimmen, daß solche Leute einem Amte vorstehen; wenn sie es tun, werden sie Teilhaber mit ihnen an den Sünden, welche sie auf ihrem Posten begehen.

Wir dürfen in keiner Weise Grundsätze aufs Spiel setzen, indem wir uns den Meinungen und Vorurteilen, die wir vielleicht gehegt haben, ehe wir uns mit dem Volke Gottes verbanden, hingeben. Wir haben uns aufnehmen lassen in das Heer des Herrn und sollen nicht auf des Feindes sondern auf Christi Seite kämpfen, wo wir in Gefühle, Handlungen, Geist und Gemeinschaft ein vereintes Ganzes bilden können. Aufrichtige Christen sind Reben an dem wahren Weinstock und werden dieselben Früchte hervorbringen wie dieser; sie werden im Einverständnis, in christlicher Gemeinschaft handeln und kein politisches Abzeichen sondern das Zeichen Christi tragen.

Was sollen wir denn tun? -- Politische Fragen alleinlassen. "Ziehet nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen. Denn was hat die Gerechtigkeit zu schaffen mit der Ungerechtigkeit? Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? Wie stimmt Christus mit Belial? Oder was für ein Teil hat der Gläubige mit dem Ungläubigen?" 2.Korinther 6,14.15. Was können diese beiden Parteien gemein haben? Es kann unter ihnen keine Gemeinschaft, keine Verbindung bestehen.

Das Wort "Gemeinschaft" bedeutet teilnehmen, Teilhaber sein. Gott benutzt das kräftigste Bild, um zu zeigen, daß zwischen den Weltleuten und denen, die nach der Gerechtigkeit Christi streben, keine Verbindung sein soll. Was haben Wahrheit, Gerechtigkeit, Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? Durchaus keine. Das Licht stellt Gerechtigkeit, Finsternis Ungerechtigkeit dar. Christen sind aus der Finsternis ans Licht gekommen. Sie haben Christum angezogen und tragen das Abzeichen der Wahrheit und des Gehorsams. Sie werden von den erhabenen, heiligen Grundsätzen, die Christus in seinem Erdenleben vertreten hat, regiert.

Lehrer in der Gemeinde oder an der Schule, die sich durch ihren Eifer in Politik auszeichnen, sollten ihrer Arbeit und ihrer Verantwortlichkeiten sofort enthoben werden; denn der Herr wird nicht mit ihnen wirken. Der Zehnte sollte nicht benutzt werden, um irgend jemand zu bezahlen, der Reden über politische Fragen hält. Ein Lehrer, Prediger oder Leiter in unsern Reihen, der von dem Verlangen getrieben wird, seine Meinungen über politische Fragen kundzutun, sollte sich zur Wahrheit bekehren lassen oder seine Arbeit aufgeben. Sein Einfluß muß davon zeugen, daß er Gottes Mitarbeiter ist, indem er Seelen für Christum gewinnt; andernfalls muß ihm sein Beglaubigungsschein genommen werden; denn wenn er sich nicht ändert, wird er nur Schaden anrichten.

"Sondert euch ab"

Ich fordere meine Brüder, die im Schulwesen beschäftigt sind, auf, ihre Wege zu ändern. Ihr begeht einen Fehler, wenn ihr euch in irgendeiner Weise mit einer politischen Partei verbindet und eure Stimme mit ihr oder für sie abgebt. Die als Erzieher, Prediger oder Arbeiter in irgendeinem Zweig in Gottes Reichssache wirken, haben in der politischen Welt keine Schlachten zu liefern. Ihr Bürgerrecht ist im Himmel; der Herr beruft sie zu einem abgesonderten, heiligen Volk. Er will in der Gemeinde seiner Gläubigen keine Spaltungen haben. Sein Volk soll die Eigenschaften der Aussöhnung besitzen.

Ist es Sache der Gläubigen, sich Feinde in der politischen Welt zu machen? -- O nein; sie sollen als Untertanen des Reiches Christi dastehen und das Banner schwingen, welches die Inschrift trägt: "Die Gebote Gottes und den Glauben Jesu." Sie sollen die Last eines besonderen Werkes, einer besonderen Botschaft tragen. Jeder von uns trägt eine persönliche Verantwortung, die vor dem himmlischen Weltall, vor den Engeln und vor Menschen offenbar werden muß. Gott verlangt nicht, daß wir uns mit der Welt verbinden und uns mit politischen Fragen befassen, sondern indem jeder persönlich als ein Teil eines großen Ganzen dasteht mit Christo als unserm Haupt. Christus ist unser Fürst, und als seine Untertanen müssen wir das uns von Gott zugeteilte Werk verrichten.

Die Frage mag aufgeworfen werden: Sollen wir überhaupt mit der Welt keine Verbindung haben? Gottes Wort soll unser Führer sein. Eine jegliche Verbindung mit Gottlosen oder Ungläubigen, die uns ihnen gleichstellt, ist durch das Wort verboten. Wir sollen von ihnen ausgehen und uns absondern. Auf keinen Fall dürfen wir uns mit ihnen in ihren Arbeitsplänen verbinden. Dennoch sollen wir kein abgeschlossenes Leben führen, sondern den Weltlingen soviel Gutes tun, wie wir können.

Christus hat uns auch hierin ein Vorbild gesetzt. Wurde er eingeladen, mit Zöllnern und Sündern zu speisen, so schlug er es nicht aus; denn auf keine andere Weise konnte er diese Klasse erreichen. Aber bei jeder Gelegenheit leitete er die Unterhaltung so, daß er ihrem Geiste ewige Dinge vorführte. Und er ermahnte uns: "Lasset euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen." Matthäus 5,16.

In der Mäßigkeitsfrage nehmt eure Stellung ohne Zögern ein; seid felsenfest; macht euch nicht zu Teilnehmern der Sünden anderer.

Ein großer Weinberg ist zu bearbeiten: aber während die Christen unter den Ungläubigen arbeiten, sollen sie sich den weltlich Gesinnten nicht gleichstellen. Sie dürfen ihre Zeit nicht mit politischen Reden ausfüllen; denn dadurch geben sie dem Feind Gelegenheit, sich einzuschleichen und Meinungsverschiedenheiten und Uneinigkeiten zu verursachen. Prediger, die als Politiker auftreten möchten, sollten ihre Beglaubigungsscheine nicht behalten; denn ein solches Werk hat Gott weder Hohen noch Niedrigen seines Volkes gegeben.

Gott verlangt, daß alle, die mit dem Wort und der Lehre dienen, der Posaune einen sichern Ton geben. Alle, die Christum angenommen haben, Prediger oder Laien, sollen sich aufmachen und leuchten, denn vor uns stehen große Gefahren. Satan bewegt alle Kräfte der Erde; die ganze Welt ist in Verwirrung. Gott fordert sein Volk auf, das Banner mit der dritten Engelsbotschaft hochzuhalten.

Gottes Kinder müssen sich von der Politik und der Verbindung mit Ungläubigen fernhalten und ihr Bestreben nicht mit dem der Welt vermischen. Beweist euer Bündnis mit mir sagt Christus, indem ihr als mein auserwähltes Erbteil, als ein Volk dasteht, das eifrig ist zu guten Werken. Beteiligt euch nicht an politischen Streitigkeiten; sondert euch ab von der Welt und seid vorsichtig, in die Gemeinde oder Schule Ansichten zu bringen, die Zank oder Unordnung veranlassen können. Zwietracht ist das moralische Gift, das durch eigennützige Menschen in ihren Körper, aufgenommen wird. Gott will, daß seine Diener ein klares Verständnis, eine edle Würde bekunden, damit ihr Einfluß die Kraft der Wahrheit bestätigen kann.

Das christliche Leben soll kein willkürliches, sich auf Gefühle stützendes sein. Wahrer christlicher Einfluß, angewandt um das von Gott bestimmte Werk auszuführen, ist eine wertvolle Kraft, die nicht mit der Politik oder Bündnisse mit Ungläubigen verknüpft sein darf. Gott soll in allem der Anziehungspunkt sein, und jedes Gemüt, das vom Heiligen Geist beeinflußt wird, hat in ihm vollkommen Genüge. Brief 95, 16. Juni 1899.

"Unser keiner lebt sich selber." Möchten doch alle, die sich gern an der Politik beteiligen, daran denken, daß jede Handlung einen Einfluß auf andre ausübt. Befassen Prediger oder andre in verantwortlichen Stellungen sich mit dergleichen Dingen, dann sind sie nicht imstande, die Gedanken, die sie in menschliche Gemüter gepflanzt haben, zu sammeln. Unter Satans Versuchung haben sie Umstände hervorgerufen, von deren Folgen sie kaum eine Ahnung haben. Eine Handlung, ein Wort, ein Gedanke, aufgenommen in die Gemüter der großen Mehrheit, werden, wenn sie die göttliche Aufschrift tragen, köstliche Früchte hervorbringen; sind sie aber von Satan eingegeben, so wird die Wurzel des Hasses ausschlagen, und viele werden befleckt werden. Möchten deshalb die Haushalter der Gnade Gottes in jedem Zweige des Dienstes sich vorsehen, das Gemeine mit dem Heiligen zu verbinden.

Zu wiederholten Malen wurden Christo gesetzliche und politische Fragen zur Entscheidung vorgelegt; aber er schlug es aus, sich in zeitliche Angelegenheiten zu mischen. Er stand auf Erden da als das Haupt des großen geistlichen Reiches, das er gekommen war aufzurichten -- des Reiches der Gerechtigkeit. Seine Lehren erklärten deutlich die veredelnden, heiligenden Grundsätze, welche dies Reich regieren. Er zeigte, daß Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Liebe die leitenden Kräfte im Reiche Jehovas sind. Testimonies for the Church IX, 218.