Diener des Evangeliums

Kapitel 94

Ein entsprechender Lohn für die Diener Christi

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Die im Dienste des Herrn Stehenden sollten für ihre Arbeit einen passenden Lohn empfangen. Sie geben ihre ganze Zeit, ihre Gedanken und ihre Bemühungen in den Dienst des Meisters, und es ist nicht nach Gottes Ordnung, daß ihr Lohn nicht ausreichen sollte, um ihre Familien zu versorgen. Der Prediger, der seiner Fähigkeit gemäß seinen Teil ausübt, sollte das empfangen, was ihm zukommt.

Die Männer, welche zu entscheiden haben, was jeder Arbeiter erhalten soll, müssen ernstlich danach trachten, in ihren Entscheidungen Gottes Willen zu entsprechen. Einige, die im Rechnungsausschuß mitwirken, besaßen weder die nötige Einsicht noch ein richtiges Urteil. Zuweilen bestand der Ausschuß aus Männern, die kein rechtes Verständnis von der Lage der Boten Christi hatten und immer wieder durch ihre verkehrten Entscheidungen Druck und Mangel in Familien brachten. Durch ihr Verhalten wurde dem Feind Gelegenheit gegeben, des Herrn Diener zu versuchen und zu entmutigen, ja, sie in einigen Fällen aus dem Felde zu treiben.

Peinliche Sorgfalt muß beim Entscheiden über den Lohn der Arbeiter ausgeübt werden. Zum Rechnungsausschuß sollten Männer gewählt werden, die ein klares Wahrnehmungsvermögen haben und mit der Arbeit, um die es sich handelt, vertraut sind. Sie müssen redliche Leute sein, "die Gott fürchten, wahrhaftig und dem Geiz feind sind". 2.Mose 18,21.

Dem Prediger sollte etwas Überschuß für unvorhergesehene Fälle bleiben; denn viele Ansprüche um Hilfe werden an seine Geldmittel gestellt. Häufig trifft er Leute an, die so arm sind, daß sie Mangel an Kleidung, Nahrung und Unterkommen haben. Er muß den sehr Bedürftigen helfen, ihren Hunger zu stillen und sie kleiden; auch wird von ihm erwartet, in guten Unternehmungen voranzugehen, beim Aufbau von Versammlungshäusern zu helfen und Gottes Reichssache in andern Ländern zu fördern.

Gottes erwählter Missionar hat keine bleibende Statt, sondern muß oft mit seiner Familie von einem Ort zum andern, von einem Land ins andre ziehen. Seine Arbeit bedingt dies; aber der häufige Umzug legt ihm große Unkosten auf. Auch müssen, um einen guten Einfluß auszuüben, er selbst, seine Frau und Kinder sich ordentlich und passend kleiden; ihre persönliche Erscheinung, ihre Wohnung, ihre Umgebung -- alle müssen für die Wahrheit reden, die sie vertreten. Sie müssen stets heiter und frisch erscheinen, damit sie denen, die ihrer Hilfe bedürfen, Sonnenschein mitteilen können. Sie sind oft genötigt, Geschwister zu bewirten und, wenn sie es auch gerne tun, so entstehen dadurch doch neue Ausgaben.

Es ist große Ungerechtigkeit von einem Rechnungsausschuß, einen würdigen Prediger zu enttäuschen, der das volle Gehalt bedarf, das er zu erwarten hatte. Der Herr sagt: "Ich bin der Herr, der das Rechte liebt, und hasse räuberische Brandopfer." Jesaja 61,8. Er will, daß sein Volk im Verhalten gegen seine Mitgenossen stets einen freigebigen Geist bekundet. Der dem göttlichen Befehl an das alte Israel unterliegende Grundsatz: "Du sollst dem Ochsen nicht das Maul verbinden, der da drischt" (1.Korinther 9,9), sollte nie beiseite gesetzt werden von denen, die auf irgendeine Weise mit dem Lohn derjenigen zu tun haben, die Gottes Sache in der Welt fördern wollen und ihre Kräfte dazu hergeben, den Sinn der Menschen von dem Betrachten der irdischen Dinge hinweg und auf die himmlischen hinzulenken. Gott liebt seine Diener, und er will, daß die Menschen ihre Rechte beachten.

Die Verordnung einer achtstündigen Arbeitszeit findet sich nicht in dem Arbeitsplan des Dieners Gottes. Er muß zu jeder Zeit zum Dienst bereit sein. Er muß seinen Mut und seine Tatkraft aufrechterhalten; denn wenn er matt und schläfrig einhergeht, kann er keinen belebenden Einfluß ausüben. Bekleidet er einen verantwortlichen Posten, so muß er bereit sein, Ausschußversammlungen und Beratungen beizuwohnen, muß Stunden in Kopf und Nerven anstrengender Arbeit verbringen, um für die Förderung der Reichssache zu planen. Solche Arbeit ist für Geist und Körper eine schwere Aufgabe.

Der Prediger, der seinen Dienst richtig erkennt, steht zu jeder Zeit für Gott bereit. Hört er mit Jesaja die Stimme des Herrn: "Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein?" so antwortet er sofort: "Hier bin ich, sende mich!" Jesaja 6,8. Er kann nicht sagen: "Ich bin mein eigner Herr, ich kann mit meiner Zeit tun, was ich will." Keiner, der sein Leben dem Werke Gottes als sein Diener geweiht hat, lebt für sich selbst. Es ist seine Aufgabe, Jesu nachzufolgen, ein williges Werkzeug, ein Mitarbeiter mit dem Meister zu sein, Tag für Tag Gottes Geist zu empfangen, zu wirken, wie der Heiland wirkte und nie laß noch entmutigt zu werden. Er ist von Gott als ein getreues Werkzeug erwählt, um das Missionswerk in allen Landen zu fördern, und muß wohl darüber nachdenken, welchen Pfad er verfolgt.

Wer nie die Last eines solchen Werkes getragen hat und meint, daß die vom Herrn erwählten und treuen Diener eine leichte Zeit haben, sollte bedenken, daß Gottes Schildwachen beständig Dienst haben. Ihre Arbeit wird nicht nach Stunden bemessen. Werden die Berichte geprüft und wird dabei ihr Gehalt unrechtmäßig von selbstsüchtigen Männern durch Wort oder Federstrich beschränkt, so geschieht ein großes Unrecht.

Alle, die Verwaltungsposten in Verbindung mit Gottes Reichssache innehaben, können es sich leisten, gerecht und wahrhaftig zu sein und nach richtigen Grundsätzen zu handeln. Wird es zu einer Zeit finanziellen Druckes für geeignet gehalten, den Lohn einzuschränken, so sollte in einem Rundschreiben die wahre Sachlage dargelegt werden, und dann sollten die von der Vereinigung Angestellten gefragt werden, ob sie unter den Umständen mit weniger Lohn ausreichen könnten. Alle Übereinkommen, mit denen getroffen, die in Gottes Dienst stehen, sollten eine heilige Verhandlung zwischen Mensch und Mitmensch sein. Die Menschen haben nicht das Recht, die Diener Gottes wie geistlose Gegenstände, die weder Stimme noch Ausdrucksfähigkeit haben, zu behandeln.

Die Predigerfrau

Der Prediger wird für seine Arbeit belohnt, und das ist richtig. Gibt der Herr nun sowohl der Frau als auch ihm die Last des Werkes, und sie weiht ihre Zeit und ihre Kräfte dem Werk, indem sie Familien besucht und ihnen die Schrift eröffnet, obgleich die Hände der Einsegnung nicht auf sie gelegt sind, so tut sie ein Werk, das zum Predigtamt gehört. Sollte ihr Wirken denn als nichts betrachtet werden?

Manchmal ist Frauen, die ebenso hingebend arbeiten wie ihre Männer und die von Gott als notwendig in seinem Dienst anerkannt werden, Ungerechtigkeit widerfahren. Das Verfahren, die männlichen Arbeiter zu bezahlen und ihre Frauen, die ihre Arbeit mit ihnen teilen, leer ausgehen zu lassen, ist ein Plan, der nicht nach dem Willen Gottes ist, und der, wenn er in unsern Vereinigungen durchgeführt wird, die Schwestern leicht entmutigt, sich für das Werk, in dem sie beschäftigt sein sollten, auszubilden. Gott ist ein Gott der Gerechtigkeit, und wenn die Prediger für ihren Dienst ein Gehalt beziehen, so sollten die Frauen, die sich ebenso uneigennützig dem Werk widmen, außer dem Lohn des Gatten bezahlt werden, selbst wenn sie das nicht beantragen.

Die Siebenten-Tags-Adventisten sollten die Frauenarbeit in keiner Weise geringschätzen. Legt die Frau ihre Hausarbeit in die Hände einer treuen, verständigen Hilfe, weiß sie ihre Kinder, während sie im Werke beschäftigt ist, in guter Obhut, dann sollte die Vereinigung es als gerecht ansehen, ihr Gehalt zu zahlen.

Der Herr hat ebensowohl für die Frauen ein Werk zu tun wie für die Männer. Sie können viel für Gott tun, wenn sie zuerst in Christi Schule die köstliche, überaus wichtige Tugend der Sanftmut lernen wollen. Sie sollen nicht nur den Namen Christi tragen, sondern auch seinen Geist besitzen. Sie müssen wandeln, wie er wandelte und ihre Seelen von allem Unreinen reinigen. Dann werden sie auch andern zum Nutzen sein können, indem sie die allgenügende Liebe Jesu darstellen. Testimonies for the Church VI, 117.