Diener des Evangeliums

Kapitel 97

Die auswärtigen Felder

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Christi Gemeinde ist für Missionszwecke gegründet worden. Christliche Missionsarbeit legt für die Gemeinde einen sicheren Grund, einen Grund, der das Siegel trägt: "Der Herr kennt die Seinen." 2.Timotheus 2,19. Sie belebt die Glieder mit Eifer, sich selbst zu verleugnen und aufopfernde Bestrebungen zu machen, um die Wahrheit in fremde Länder gelangen zu lassen. Sie übt einen günstigen Einfluß auf Ungläubige aus; denn wenn Gottes Diener unter seiner Leitung wirken, sehen die Weltkinder die Größe der Hilfsquellen, welche Gott für die vorgesehen hat, die ihm dienen. Auf uns ruht die feierliche Verpflichtung, in der christlichen Mission die Grundsätze des Reiches Gottes zu veranschaulichen. Die Gemeinde muß wie eine organisierte Körperschaft tätig sein, um den Einfluß des Kreuzes Christi zu verbreiten.

Gott fordert Männer auf, die willens sind, alles zu verlassen und Missionare für ihn zu werden. Dieser Aufforderung wird auch Folge geleistet. Zu jeder Zeit seit Christi Erdenleben hat der Evangeliumsauftrag Männer und Frauen bewogen, nach den Enden der Erden zu gehen und die frohe Heilsbotschaft denen, die im Finstern sitzen, zu bringen. Gedrungen von der Liebe Christi und der Not der Verlorenen haben Männer die Gemütlichkeit ihres Heims, die Gesellschaft ihrer Freunde, selbst Weib und Kind verlassen, um in weit entfernte Länder, unter Götzendiener und Wilde zu gehen und die Gnadenbotschaft zu verkündigen. Viele haben dabei ihr Leben eingebüßt, aber andre sind erweckt worden, um das Werk des Herrn zu fördern. Auf diese Weise ist Christi Sache Schritt für Schritt vorangegangen, und der unter Tränen gesäte Same hat eine reichliche Ernte hervorgebracht. Die Erkenntnis Gottes hat sich verbreitet, und das Banner des Kreuzes ist in Heidenländern aufgepflanzt worden.

Nichts ist köstlicher vor Gott, als seine Diener hinausgehen zu sehen, im Hinblick auf die Ernte an den öden Plätzen der Erde den Samen der Wahrheit auszustreuen. Niemand außer Christo versteht die Sorge seiner Knechte, wenn sie nach dem Verlorenem suchen. Er teilt ihnen seinen Geist mit, und durch ihre Bemühungen werden Seelen dahingebracht, sich von der Sünde zur Gerechtigkeit zu bekehren.

Für die Bekehrung des Sünders sollte der Diener Gottes sich aufs äußerste anstrengen. Die Seele, die Gott geschaffen und Christus erlöst hat, ist von großem Wert wegen der vor ihr liegenden Möglichkeiten, wegen der geistlichen Vorrechte, die ihr gewährt worden sind, wegen der Fähigkeiten, die sie besitzen kann, wenn sie durch Gottes Wort belebt wird und der Unsterblichkeit, die sie durch die im Evangelium gebrachte Hoffnung gewinnen kann. Und wenn Christus die Neunundneunzig verließ, um das eine verirrte Schaf zu suchen, sind wir dann gerechtfertigt, weniger zu tun? Ist es nicht ein Verrat gegen die uns anvertraute Pflicht, wenn wir es vernachlässigen wie Christus zu arbeiten, wie er Opfer zu bringen?

Mich drücken die Bedürfnisse der fremden Länder, wie sie mir vorgeführt wurden, sehr. In allen Teilen der Welt öffnen Gottes Engel Türen, die bis vor kurzem der Wahrheitsbotschaft verschlossen waren. Von Indien, Afrika, China und manchen anderen Orten ertönt der Ruf: "Kommt herüber und helft uns."

Wer einen freigebigen, selbstverleugnenden Geist für das Wachstum der auswärtigen Missionsarbeit bekundet, wird auch das innere Missionswerk fördern; denn das Wohlergehen des heimatlichen Werkes hängt nächst Gott zum großen Teil von dem rückwirkenden Einfluß der in entfernten Ländern getanen Evangelisationsarbeit ab. Dadurch, daß wir danach trachten, die Bedürfnisse anderer zu versorgen, bringen wir unsre Seelen mit der Quelle aller Kraft in Berührung. Der Herr hat den Missionseifer, den sein Volk für fremde Felder bekundete, wohl bemerkt; er möchte, daß sich in jedem Heim, in jeder Gemeinde und an allen Mittelpunkten des Werkes der Geist der Freigebigkeit darin zeige, daß Hilfe in die auswärtigen Felder geschickt werde, wo Gottes Boten unter vielen großen Beschwerden wirken, um denen, die in der Finsternis sitzen, Licht zu bringen.

Gaben, die eingehen, um in einem Feld das Werk anzugreifen, werden auch das Werk an anderen Orten kräftigen. Wenn des Herrn Diener der finanziellen Schwierigkeiten enthoben werden, können sie ihre Bemühungen weiter ausbreiten, und indem Seelen zur Wahrheit kommen und Gemeinden gegründet werden, wird auch ein finanzieller Zuwachs stattfinden. Wachsen dann diese Gemeinden, so werden sie nicht nur imstande sein, das Werk in ihren eigenen Grenzen zu fördern, sondern auch andern Feldern Hilfe zu senden.

Die Heimatgemeinden müssen helfen

Den Gliedern unsrer heimatlichen Gemeinden sollte das Werk in fremden Ländern am Herzen liegen. Ein amerikanischer Geschäftsmann, ein ernster Christ, bemerkte in einer Unterhaltung mit einem Mitarbeiter, daß er jeden Tag 24 Stunden für Christum wirke. "In allen meinen geschäftlichen Beziehungen," so sagte er, "versuche ich meinen Meister darzustellen. Wenn sich die Gelegenheit bietet, trachte ich danach, Seelen für ihn zu gewinnen. Den ganzen Tag wirke ich für Christum, und nachts, während ich schlafe, habe ich in China einen Mann, der für ihn arbeitet."

Warum sollten die Glieder einer Gemeinde oder mehrerer kleinen Gemeinden sich nicht verbinden, einen Missionar in irgendeinem auswärtigen Felde zu unterhalten? Sie können es tun, wenn sie sich selbst verleugnen wollen. Brüder und Schwestern, wollt ihr nicht an diesem großen Werk teilnehmen? Ich bitte euch, tut etwas für den Herrn, und tut es jetzt. Durch den Lehrer, den ihr durch eure Gaben in einem auswärtigen Feld unterhaltet, können Seelen gerettet werden, um als Sterne in des Erlösers Krone zu glänzen. Wie klein auch eure Gabe sein mag, zögert nicht, sie dem Herrn zu bringen. Selbst die kleinste Gabe wird zu einer wertvollen, über welche Gott sich freut und sie segnet, wenn sie von einem Herzen kommt, das mit der Liebe Jesu erfüllt ist.

Als Jesus von der Witwe sagte: Sie "hat mehr denn sie alle eingelegt" (Lukas 21,3), waren seine Worte nicht nur hinsichtlich des Beweggrundes der Geberin wahr, sondern auch hinsichtlich der Folgen der Gabe. Die "zwei Scherflein", die "einen Heller" ausmachen (Markus 12,42), haben der Schatzkammer Gottes eine viel größere Summe Geldes eingebracht, als die weit größeren Beiträge der reichen Juden. Wie ein Strom am Anfang seines Laufes klein ist, aber breiter und tiefer wird, wenn er dem Ozean zufließt, so hat sich der Einfluß jener kleinen Gabe, wie er durch die Zeitalter hindurchging, immer mehr vergrößert. Das Beispiel der Selbstaufopferung der armen Witwe hat in jedem Land und jedem Zeitalter auf Hunderte von Herzen gewirkt und hat der Schatzkammer Gottes Gaben von hoch und niedrig, reich und arm gebracht. Es hat dazu beigetragen, Missionen zu unterstützen, Krankenhäuser zu gründen, die Hungrigen zu speisen und das Evangelium den Armen zu predigen. Viele sind durch diese uneigennützige Tat gesegnet worden. In gleicher Weise ist das Schenken einer jeden Gabe und das Ausüben einer jeden Handlung, soweit sie mit dem aufrichtigen Verlangen nach Gottes Ehre geschehen, mit den Absichten des Allmächtigen verknüpft. Ihre Folgen zum Guten kann keiner ermessen.

Arbeitsweisen für das Wirken in auswärtigen Feldern

Sobald ein neues Feld betreten ist, sollte das Erziehungswerk angegriffen und sollten Unterweisungen erteilt werden, Schritt für Schritt, hier ein wenig und dort ein wenig. Das Predigen ist nicht die wichtigste Arbeit, sondern es ist die Arbeit von Haus zu Haus, das Beweisen aus dem Wort, das Erklären der Schrift. Die Missionsarbeiter, welche die Verfahrensweisen Jesu befolgen, werden Seelen gewinnen. Immer wieder müssen dieselben Wahrheiten wiederholt werden, und Gottes Diener muß ganz abhängig vom Herrn sein. Welche herrlichen Erfahrungen sammelt der Lehrer, der die unterweist, welche in der Finsternis sitzen! Er selbst ist ein Schüler, und indem er die Schrift andern auslegt, wirkt der Heilige Geist auf sein Verständnis und an seinem Herzen und gibt ihm das Brot für hungrige Seelen.

Der Missionar kommt mit allen Volksklassen und den verschiedensten Menschen in Berührung. Er wird finden, daß er verschiedene Arbeitsweisen anwenden muß, um den Bedürfnissen der Leute zu entsprechen. Das Bewußtsein seiner eigenen Untüchtigkeit wird ihn zu Gott und zur Bibel treiben, um dort Licht, Kraft und Kenntnisse zu empfangen.

Die Wege und Mittel, wodurch Seelen erreicht werden können, sind nicht immer die gleichen. Der Missionar muß Vernunft und Urteil gebrauchen. Die Erfahrung wird ihn lehren, welches unter den obwaltenden Umständen der weiseste einzuschlagende Weg ist. Oft verlangen die Sitten und das Klima des Landes ein dem angepaßtes Verhalten, das in keinem andern Lande geduldet würde. Es müssen darin Abänderungen getroffen werden, aber es ist besser, nicht zu plötzlich vorzugehen.

Es dürfen sich keine Streitigkeiten über Kleinigkeiten erheben. Der Geist der Liebe und die Gnade Christi werden Herz mit Herz verbinden, wenn die Arbeiter die Fenster ihrer Seele himmelwärts öffnen und gegen die Erde schließen. Durch die Macht der Wahrheit können viele Schwierigkeiten beigelegt und langjährige Streitigkeiten durch Einschlagen besserer Wege beseitigt werden. Der große erhabene Ausspruch: "Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen" wird viel besser ausgeführt, wenn die, welche an Christum glauben, wirklich Gottes Mitarbeiter sind.

Hilfe vom Himmel

Der Missionar muß den Frieden und die Liebe des Himmels in seinem Herzen tragen; denn darin liegt seine eigene Sicherheit. Inmitten von Schwierigkeiten und Versuchungen, Entmutigungen und Leiden muß er mit der Hingabe eines Märtyrers und dem Mut eines Helden die Hand festhalten, die nie losläßt, und sagen: Ich will nicht weichen noch entmutigt werden. Er muß ein fleißiger Bibelforscher sein und viel beten. Sucht er, ehe er zu andern redet, Hilfe von oben, so darf er sicher sein, daß Engel vom Himmel ihn umgeben. Wohl mag er sich zuweilen nach menschlicher Teilnahme sehnen, aber in seiner Einsamkeit kann er Trost und Ermutigung durch den Verkehr mit Gott finden und die Worte des Heilandes werden ihn aufrichten: "Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." Matthäus 28,20. Von diesem göttlichen Begleiter wird er Unterweisungen in der Wissenschaft der Seelenrettung erhalten.

Tatkraft und Selbstverleugnung sind im Missionsfeld notwendig. Gott fordert Männer auf, welche die Siegesrufe des Kreuzes verbreiten wollen, Männer, die unter Entmutigungen und Mangel ausharren wollen, die den Eifer, die Entschlossenheit und den Glauben haben, welche im Missionsfeld erforderlich sind. Durch anhaltende Arbeit und festes Vertrauen auf den Gott Israels können energische, mutige Männer Wunder verrichten. Fast unbegrenzt sind die Folgen der Bemühungen, die von einem erleuchteten Urteil begleitet und von einem ernsten Willen unterstützt werden.

Wir dürfen uns freuen, daß Arbeit nach des Herrn Wohlgefallen in auswärtigen Feldern getan worden ist. Wir wollen unsre Stimmen in Preis und Dank erheben für die erfolgreiche Arbeit im Auslande. Aber unser General, der nie einen Fehler macht, sagt zu uns: Geht voran; betretet neue Gebiete; pflanzt das Banner in allen Ländern auf. "Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir!" Jesaja 60,1.

Die Zeit ist gekommen, da durch Gottes Boten der Welt die Schriftrollen eröffnet werden. Die Wahrheit der ersten, zweiten und dritten Engelsbotschaft muß zu allen Völkern, Sprachen und Zungen gehen; sie muß die Dunkelheit eines jeden Weltteils erleuchten und sich über die Inseln des Meeres ausdehnen.

Unser Losungswort heißt: Voran, immer voran! Engel vom Himmel werden vor uns hergehen, um uns den Weg zu bereiten. Wir dürfen uns der Last für auswärtige Felder nicht entledigen, bis die ganze Erde von der Herrlichkeit des Herrn erleuchtet ist.

Unsre Beziehungen zueinander

"Seid aber untereinander freundlich, herzlich und vergebet einer dem andern, gleichwie Gott euch vergeben hat in Christo." Epheser 4,32.