Diener des Evangeliums

Kapitel 103

"Lasset uns auf einander achten!"

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Ihr werdet oft mit Menschen zusammentreffen, die unter dem Druck einer Versuchung stehen. Ihr wißt nicht wie ernstlich vielleicht Satan mit ihnen kämpft. Seid vorsichtig, damit ihr solche Seelen nicht entmutigt und dadurch dem Versucher den Vorteil gebt.

Seht oder hört ihr etwas, das der Verbesserung bedarf, dann bittet den Herrn um Weisheit und Gnade, damit ihr im Versuch, treu zu sein, nicht zu streng seid. Es ist stets für jemand demütigend, wenn ihm seine Fehler gezeigt werden. Macht ihm diese Erfahrung nicht noch bitterer durch nutzloses Tadeln. Unfreundliches Kritisieren bringt Entmutigung und macht das Leben traurig und unglücklich.

Meine Brüder, herrscht lieber durch Liebe als durch Strenge. Wenn ein Fehlender sich seines Irrtums bewußt wird, seid vorsichtig, nicht seine Selbstachtung zu vernichten. Versucht nicht zu schlagen und zu verwunden, sondern vielmehr zu verbinden und zu heilen.

Kein menschliches Wesen besitzt ein so zartes Empfindungsvermögen oder eine so veredelte Natur wie unser Heiland. Und welche Geduld bekundet er gegen uns! Jahr um Jahr trägt er unsre Schwachheit und Unwissenheit, unsre Undankbarkeit und Verkehrtheit. Ungeachtet unsrer Irrtümer, unsrer Herzenshärtigkeit, unsrer Vernachlässigung seines Heiligen Wortes ist seine Hand nach uns ausgestreckt, und er bittet uns: "Liebet euch untereinander, wie ich euch geliebt habe." Johannes 13,34.

Brüder, betrachtet euch als Missionare nicht unter den Heiden, sondern unter euren Mitarbeitern. Es erfordert viel Zeit und Mühe, eine Seele von den besonderen Wahrheiten für diese Zeit zu überzeugen. Werden aber Seelen von der Sünde zur Gerechtigkeit bekehrt, so freuen sich die Engel im Himmel. Glaubt ihr, daß die dienenden Geister, welche über diese Seelen wachen, Wohlgefallen daran haben, wenn sie sehen, wie gleichgültig sie von vielen behandelt werden, die vorgeben, Christen zu sein? Eines Mannes Vorliebe für einen oder den andern gibt den Ausschlag. Parteilichkeit wird offenbar. Der eine wird begünstigt, während der andere abstoßend behandelt wird.

Die Engel blicken mit Ehrfurcht und Verwunderung auf Christi Mission an die Welt. Sie staunen über die Liebe, die ihn bewog, sich selbst als Opfer für die Sünden der Menschen hinzugeben. Wie gering aber schätzen die Menschen das durch sein Blut Erkaufte!

Es ist nicht notwendig, daß wir versuchen, einander zu lieben; was wir bedürfen, ist die Liebe Christi im Herzen. Wenn das eigene Ich in Christo aufgegangen ist, quillt die wahre Liebe unwillkürlich hervor.

In geduldiger Nachsicht werden wir überwinden. Geduld im Dienen bringt der Seele Ruhe. Israels Wohl wird durch die demütigen, fleißigen, treuen Arbeiter gefördert. Ein Wort der Liebe und Aufmunterung vermag leichter das aufgeregte Gemüt und den Eigensinn zu unterwerfen als alles Fehlerfinden und alle Tadel, die man auf den Irrenden häufen mag.

Des Meisters Botschaft muß im Geiste des Meisters verkündigt werden. Wir sind nur sicher, wenn unsre Gedanken und Triebe ganz von dem großen Lehrer regiert werden. Gottes Engel werden hierin jedem wahren Diener eine reiche Erfahrung geben. Die Tugend der Demut wird unsre Gedanken in Ausdrücke kleiden, die der Zärtlichkeit Christi gleichen. Testimonies for the Church VII, 265.266.

Erlassung von Sünden

"Welchen ihr die Sünden erlasset," sagte Jesus, "denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten." Johannes 20,23. Christus gibt hier niemand die Freiheit, ein Urteil über andre zu fällen; das hat er in der Bergpredigt streng verboten, weil dies Vorrecht allein Gott zukommt. Aber er legt auf die Gemeinde in ihrem organisierten Zustand eine Verantwortung für jedes einzelne Glied. Die Gemeinde hat die Pflicht, die, welche in Sünde fallen, zu warnen, zu belehren und wenn möglich zurückzubringen. "Strafe, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre" (2.Timotheus 4,2), sagt der Herr.

Nehmt es genau mit dem Unrecht. Warnt jede Seele, die in Gefahr ist. Laßt niemand sich selbst betrügen. Nennt die Sünde beim rechten Namen. Erklärt, was Gott über das Lügen, Sabbatbrechen, Stehlen, den Götzendienst und jedes andre Übel gesagt hat. "Die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben." Galater 5,21. Beharren sie in Sünde, so wird das ihnen aus Gottes Wort gezeigte Urteil über sie im Himmel ausgesprochen. Wer die Sünde wählt, verleugnet Christum. Die Gemeinde zeige, daß sie solche Dinge nicht billigt, oder sie entehrt den Herrn. Sie muß über die Sünde sagen, was Gott sagt, und muß sie so behandeln, wie Gott es vorschreibt, dann wird ihre Handlung im Himmel bestätigt werden. Wer die Machtbefugnis der Gemeinde verachtet, verachtet auch die Machtbefugnis Christi.

Aber das Bild hat noch eine hellere Seite. "Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen." Laßt diesen Gedanken euch der bleibende sein. Im Wirken für die Irrenden haltet das Auge auf Jesum gerichtet. Möchten doch die Hirten für die Schafe von des Herrn Weide zärtlich sorgen, zu den Irrenden von der vergebenden Gnade des Heilandes reden, die Sünder zur Buße und zum Glauben an ihn, der vergeben kann, ermutigen. Möchten sie ihnen auf Grund des Wortes Gottes erklären: "So wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Untugend." 1.Johannes 1,9. Allen Bußfertigen gilt die Verpflichtung: "Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Missetaten dämpfen und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen." Micha 7,19.

Des Sünders Reue sollte von der Gemeinde mit dankbarem Herzen angenommen, der Bußfertige von der Finsternis des Unglaubens ins Licht des Glaubens und der Gerechtigkeit geführt, seine zitternde Hand in die liebreiche Hand Jesu gelegt werden. Solch ein Erlassen der Sünde wird im Himmel bestätigt. The Desire of Ages 805.806.

Schlußwort

"Zuletzt, meine Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke." Epheser 6,10.