Leben und Wirken von Ellen G. White

Kapitel 20

Wiederaufnahme der Verlagsarbeit

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Von Oswego begaben wir uns in Begleitung von Bruder und Schwester Edson nach Centerport und wohnten in dem Hause des Bruders Harris, wo wir ein Monatsheft, betitelt, "Advent Review",1 herausgaben.

Satans Bestreben, zu hindern

Mein Kind wurde schlimmer, und wir beteten für dasselbe dreimal des Tages. Manchmal wurde es gesegnet, und der Fortschritt der Krankheit wurde aufgehalten; dann wurde unser Glaube wiederum schwer geprüft, wenn die Symptome beunruhigend wurden.

Ich war in meinem Geiste sehr niedergedrückt. Solche Fragen wir diese beunruhigten mich: Warum war Gott nicht willig, unsere Gebete zu hören und das Kind gesund zu machen? Satan, der mit seinen Versuchungen stets bereit stand, flüsterte uns ein, dass es sei, weil wir nicht recht ständen. Ich konnte mich keines besonderen Falles erinnern, in welchem ich den Herrn betrübt hatte, aber ein zermalmendes Gewicht schien auf meinem Geiste zu ruhen und mich zur Verzweiflung zu treiben. Ich bezweifelte meine Annahme bei Gott und konnte nicht beten. Ich hatte nicht den Mut, auch nur meine Augen gen Himmel zu erheben. Ich litt die äußerste Seelenqual, bis mein Mann den Herrn für mich anrief. Er hörte nicht auf, bis meine Stimme sich mit der seinigen um Erlösung vereinigte. Der Segen kam, und ich fing an zu hoffen. Mein zitternder Glaube ergriff die Verheißungen Gottes.

Dann kam Satan in einer andern Gestalt. Mein Mann wurde sehr krank. Seine Symptome waren beunruhigend. Er hatte in Zwischenräumen Krämpfe und litt heftige Schmerzen. Seine Füße und Beine waren kalt. Ich rieb sie, bis ich keine Kraft hatte, es länger zu tun. Bruder Harris war einige Meilen weg bei seiner Arbeit. Die Schwestern Harris und Bonfoen und meine Schwester Sarah waren die einzigen, die zugegen waren, und ich fasste gerade Mut, zu wagen, an die Verheißungen Gottes zu glauben. Wenn ich je meine Schwachheit fühlte, so war es dann. Wir wussten, dass etwas sofort getan werden müsse. Meines Mannes zustand wurde mit jedem Augenblick kritischer. Es war ein klarer Fall von Cholera. Er bat uns, zu beten, und wir wagten es nicht, uns zu weigern. In großer Schwachheit beugten wir uns vor dem Herrn. Mit einem tiefen Gefühl meiner Unwürdigkeit legte ich meine Hände auf sein Haupt und bat den Herrn, seine Macht zu offenbaren. Ein Wechsel trat sofort ein. Die natürliche Farbe seines Gesichtes kehrte wieder, und das Licht des Himmels leuchtete auf seinem Angesichte. Wir wurden alle mit unaussprechlicher Dankbarkeit erfüllt. Nie hatten wir eine so bemerkenswerte Gebetserhörung gesehen.

An jenem Tage sollten wir nach Port Byron gehen, um die Korrekturbogen des Blattes zu lesen, welches wir in Auburn druckten. Es schien uns, dass Satan die Veröffentlichung der Wahrheit, die wir den Leuten vorzuführen uns bemühten, zu verhindern suchte. Wir fühlten, dass wir um Glauben vorwärts gehen müssten. Mein Mann sagte, er wollte nach Port Byron gehen, um die Korrekturbogen zu holen. Wir halfen ihm, das Pferd anzuschirren, und ich begleitete ihn. Der Herr stärkte ihn auf dem Wege. Er erhielt seine Bogen und eine Notiz, welche besagte, dass das Blatt am nächsten Tage von der Presse kommen werde, und dass wir in Auburn sein sollten, um es in Empfang zu nehmen.

In jener Nacht wurden wir von dem Schreien des kleinen Edson, der im Zimmer über uns schlief, aufgeweckt. Es war ungefähr Mitternacht. Unser kleiner Junge klammerte sich an Schwester Bonfoen an, schlug dann mit beiden Händen in die Luft und rief schreckerfüllt aus: "Nein, nein!" und klammerte sich dann fester an uns an. Wir wussten, dass dies Satans Werk war, um uns zu plagen, und wir knieten zum Gebete nieder. Mein Mann gebot im Namen des Herrn dem bösen Geist, zu weichen, worauf Edson in Schwester Bonfoens Armen ruhig einschlief und die ganze Nacht gut ruhte.

Dann erhielt mein Mann einen neuen Anfall. Er hatte große Schmerzen. Ich kniete am Bette nieder und bat Gott, unsern Glauben zu stärken. Ich wusste, dass Gott für ihn gewirkt und der Krankheit geboten hatte, zu weichen, und wir konnten ihn nicht um das bitten, was schon getan worden war. Aber wir baten den Herrn, dass er sein Werk fortsetzen wolle. Wir wiederholten diese Worte: "Du hast Gebete gehört. Du hast gehandelt.

Fahre mit der Arbeit fort, die du begonnen hast!" So lagen wir zwei Stunden lang vor dem Herrn, und während wir beteten, schlief mein Mann ein und ruhte gut, bis der Tag anbrach. Als er aufstand, war er sehr schwach, aber wir blickten nicht auf den äußeren Schein.

Sieghaft durch den Glauben

Wir verließen uns auf die Verheißung Gottes und waren entschlossen, im Glauben voranzugehen. Wir wurden an jenem Tage in Auburn erwartet, um die erste Nummer des Blattes in Empfang zu nehmen. Wir glaubten, dass Satan uns zu hindern suchte, und mein Mann beschloss, zu gehen und auf den Herrn zu vertrauen. Bruder Harris machte den Wagen bereit, und Schwester Bonfoen begleitete uns. Wir wussten meinem Manne behilflich sein, das Gefährt zu steigen, aber mit jeder Meile, die wir fuhren, gewann er an Stärke. Wir behielten unsere Gedanken auf Gott gerichtet und unsern Glauben in beständiger Ausübung, während wir, friedvoll und glücklich, weiter fuhren.

Als wir das fertige Blatt in Empfang genommen hatten und zurück nach Centerport fuhren, hatten wir die Gewissheit, dass wir uns auf dem Pfade der Pflicht befanden. Der Segen Gottes ruhte auf uns. Wir waren von Gott sehr geplagt worden; aber indem Christus uns stärkte, hatten wir den Sieg davongetragen. Wir hatten ein großes Paket Blätter bei uns, welche köstliche Wahrheit für das Volk enthielten.

Unser Kind wurde gesund und es wurde dem Teufel nicht wieder gestattet, es zu plagen. Wir arbeiten früh und spät und erlaubten uns manchmal nicht die Zeit, und an den Tisch zu setzen und unsere Mahlzeiten zu genießen. Mit ein wenig Speise an unserer Seite, aßen und arbeiteten wir zur selben Zeit. Durch Überanstrengung beim Falten großer Bogen bekam ich einen heftigen Schmerz in der Schulter, der mich jahrelang nicht verließ.

Wir hatten eine Reise nach dem Osten geplant, und unser Kind war wieder gesund genug, eine solche Reise zu unternehmen. Wir nahmen das Dampfboot nach Utica, wo wir uns von Schwester Bonfoen, meiner Schwester Sarah und unserm Kinde trennten und nach dem Osten abreisten, während Bruder Abbey sie mit sich nach Hause nahm. Wir mussten etwas opfern, um uns von denjenigen zu trennen, die durch zärtliche Bande mit uns verbunden waren; besonders klammerten sich unsere Herzen an der kleinen Edson an, dessen Leben in so großer Gefahr gewesen war. Wir reisten dann nach Vermont und hielten in Sutton eine Konferenz ab.

Die Zeitschrift "Review and Herald"

Im November 1850 wurde das Blatt zu Paris, Maine, herausgegeben. Hier wurde es vergrößert und sein Name in den umgeändert, den es jetzt trägt, nämlich "Advent Review and Sabbath Herald". Wir waren in Kost in Bruder A.'s Familie. Wir waren gewillt, billig zu leben, damit das Blatt bestehen konnte. Die Freunde des Werkes waren gering an Zahl und arm an weltlichen Gütern und wir mussten immer noch mit Armut und großer Entmutigung kämpfen. Wir hatten viele Sorgen und saßen oft bis Mitternacht und manchmal bis zwei oder drei Uhr morgens auf, um Korrekturbogen zu lesen.

Übergroße Anstrengung, Sorgen und Befürchtungen, ein Mangel an geeigneter und nahrhafter Speise und das Ausgesetztsein der Kälte auf unsern lagen Winterreisen waren zu viel für meinen Mann, und er brach unter der Bürde zusammen. Er wurde so schwach, dass er kaum zur Druckerei gehen konnte. Unser Glaube wurde bis zum äußersten geprüft. Wir hatten Mangel, Arbeit und Leiden willig ertragen, aber unsere Beweggründe wurden falsch ausgelegt, und wir wurden mit Misstrauen und Eifersucht angesehen. Wenige von denen, um deren Wohl wir gelitten hatten, schienen unsere Anstrengungen zu würdigen.

Wir waren zu besorgt, um zu schlafen oder zu ruhen. Die Stunden, in denen wir durch den Schlaf hätten erfrischt werden sollen, wurden oft mit der Beantwortung von langen, durch Neid erzeugten Schreiben zugebracht. Viele Stunden, während andere schliefen, brachten wir mit schmerzlichem Weinen und Trauern vor dem Herrn zu. Zuletzt sagte mein Mann: "Frau, es nützt nichts, noch länger zu kämpfen. Diese Dinge erdrücken mich und werden mich bald ins Grab bringen. Ich kann nicht weiter gehen. Ich habe eine Notiz für das Blatt geschrieben, dass ich dasselbe nicht länger herausgeben werde."

Als er aus der Tür trat, um die Notiz nach der Druckerei zu bringen, fiel ich in Ohnmacht. Er kam zurück und betete für mich. Sein Gebet wurde erhört, und ich erholte mich wieder.

Am nächsten Morgen wurde ich bei der Familienandacht in einem Gesichte hinweggerückt und erhielt Unterweisungen betreffs dieser Sachen. Ich sah, dass mein Mann das Blatt nicht aufgeben müsse, denn Satan versuche ihn gerade zu einem solchen Schritte zu verleiten und arbeite durch seine Helfer, dieses herbeizuführen. Es wurde mir gezeigt, dass wir fortfahren müssten, zu drucken, und dass der Herr uns helfen werde.

Wir erhielten bald dringende Einladungen, in verschiedenen Staaten Konferenzen abzuhalten, und wir beschlossen, die allgemeinen Versammlungen zu Boston, Mass., Rocky Hill, Conn., Camden und West Milton, N. Y. zu besuchen. Dies waren alles Arbeitsversammlungen und gereichten unsern Brüdern zum großen Nutzen.

Umzug nach Saratoga Springs

Wir hielten uns ein paar Wochen in Ballston Spa auf, bis wir uns im klaren waren betreffs der Herausgabe unsers Blattes zu Saratoga Springs. Dann mieteten wir ein Haus und sandten hin nach Bruder und Schwester Stephen Belden und Schwester Bonfoen, die damals in Meine war und den kleinen Edson versorgte, und mit geborgten Möbeln fingen wir unsern Haustand an. Hier gab mein Mann den zweiten Jahrgang der "Advent Review and Sabbath Herald" heraus.

Schwester Annie Smith, die jetzt in Jesu schläft, kam, um bei uns zu wohnen und in der Arbeit zu helfen. Ihre Hilfe war notwendig. Mein Mann drückte seine Gefühle zu dieser Zeit in einem Briefe an Bruder Howland, unter Datum vom 20. Januar 1852, wir folgt aus; "Wir befinden uns alle ungemein wohl, außer ich selbst. Ich kann die Mühe des Reisens und die Sorgen der Herausgabe nicht lange ertragen. Mittwochnacht arbeiteten wir bis zwei Uhr morgens am Falten und Einwickeln von Nr. 12 der ‚Review and Herald', dann legte ich mich nieder und hustete, bis der Tag anbrach. Bete für mich. Das Werk macht herrliche Fortschritte. Vielleicht wird der Herr mich nicht länger brauchen und mich im Grabe ruhen lassen. Ich hoffe, von der Sorge des Blattes befreit zu werden. Ich habe in äußerster Not bei demselben gestanden, und fühle mich jetzt, da seiner Freunde so viele sind, frei, es zu verlassen, wenn jemand gefunden werden wird, der es nehmen will. Ich hoffe, dass mein Weg mir klar gemacht wird. Möge der Herr leiten."