Leben und Wirken von Ellen G. White

Kapitel 26

Kampf gegen Krankheit

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[Geschichtliche Anmerkung -- "unsere Geschwister haben allgemein angefangen, dem Gegenstande der Gesundheit ihr Interesse zu schenken", schrieb Ält. James White in einem Leitartikel in der (The Review and Herald, 13. Dezember 1864), "und sie sollten Schriften über diesen Gegenstand haben, um ihren gegenwärtigen Bedürfnissen zu entsprechen, zu Preisen, die auch den Ärmsten zugänglich sind." Er kündigte die baldige Herausgabe einer Reihe von Broschüren an, unter dem allgemeinen Titel: "Health, or How to Live", (Gesundheit, oder wie man leben soll").

Die feste Überzeugung, die Ält. White und seine Frau davon hatten, dass die in diesen Broschüren behandelten Reformen von großer Wichtigkeit waren, wurde in einem Auszug in der The Review and Herald, 9. April 1914, p. 2, der die Veröffentlichung des ersten Heftes ankündigte, in folgender Weise zum Ausdruck gebracht: "Wir wünschen die Geschwister überall auf diese Werke aufmerksam zu machen, die mit besonderer Sorgfalt geschrieben worden sind über den wichtigen Gegenstand einer Reform in unserer Lebensweise, die sehr notwendig ist und, soweit wir es erkennen, sicherlich in jenem Volke bewerkstelligt werden wird, dass ich zuletzt für die Verwandlung vorbereitet findet."

Diese Reihe Schriften wurde in den ersten fünf Monaten des Jahres 1865 fertiggestellt. Diese Gesundheitsbroschüren, sechs an der Zahl, enthielten Artikel von Frau White über "Krankheit und ihre Ursachen" und über ähnliche Gegenstände, sowie zahlreiche Auszüge aus den Schriften verschiedener Ärzte und anderer, die an den Grundsätzen der Gesundheitsreform Interesse nahmen. Hygienische Kochrezepte waren mit beigefügt, sowie auch Winke betreffs des Gebrauches von Wasser als ein Heilmittel. Weiter wurden die schädlichen Wirkungen von Alkohol, Tabak, Tee, Kaffee, Gewürzen und andern Reiz und Betäubungsmitteln betont.

Der Winter 1864-65 war eine Zeit großer Anstrengung und Prüfung. Während Ält. White vereint mit seiner Frau in der Vorbereitung von Schriften über Gesundheit und Mäßigkeit tätig war, fand er es notwendig, für Sabbathalter zu wirken, die für den Dienst im Heer ausgehoben wurden. Diese Arbeit war von Sorge und Unruhe begleitet und erforderte in großem Maße seine Teilnahme und überanstrengte auch seine physischen Kräfte. Die Sorgen der Zeitung der Generalkonferenzsitzung, die im Mai 1865 abgehalten wurde, vermehrten noch seine Erschöpfung.

Müde von der Arbeit des Schreibens und Veröffentlichens und von ihrem Sehen nach den vielen Interessen in Verbindung mit dem allgemeinen Werke, wurden dem Ält. White und seiner Frau trotzdem keine Ruhe zuteil. Gleich nach der Konferenzsitzung wurden sie nach Wisconsin und Iowa gerufen, wo sie viele Mühseligkeiten erduldeten. Bald nach ihrer Rückkehr nach Michigan wurde er von teilweiser Lähmung befallen. Ein Bericht von dieser Heimsuchung und von dem Antriebe, den sie indirekt ein paar Monate später der Gesundheitsreformbewegung gab, wurde in der Review and Herald vom 20./27. Februar 1866 gegeben, und ein Teil davon bildet den Inhalt dieses Kapitels.]

Die Krankheit des Ältesten James White

Eines Morgens, als wir vor dem Frühstück unsern gewöhnlichen Morgenspaziergang machten, traten wir in Bruder Lunts Garten, und während mein Mann damit beschäftigt war, eine Maisähre zu öffnen, hörte ich ein merkwürdiges Geräusch. Indem ich aufschaute, sah ich sein Gesicht gerötet und seinen rechten Arm hilflos an seiner Seite hängen. Sein Versuch, den rechten Arm zu heben, war erfolglos -- die Muskeln weigerten sich, seinem Willen zu gehorchen.

Ich half ihm ins Haus, aber er konnte nicht zu mir sprechen, bis er im Hause deutlich die Worte: "Bete, bete" hervorbrachte. Wir fielen auf unsere Kniee und schrieen zu Gott, der uns immer eine gegenwärtige Hilfe in der Zeit der Not gewesen war. Mein Mann äußerte bald Worte des Lobes und der Dankbarkeit gegen Gott, weil er seinen Arm gebrauchen konnte. Seine Hand war teilweise wiederhergestellt, jedoch nicht völlig.

Mein Mann und ich fühlten das Bedürfnis, Gott näher zu kommen, und als wir uns durch Bekennen und Gebete Gott näherten, erhielten wir die selige Gewissheit, dass er sich uns näherte. Köstlich, außerordentlich köstlich waren die Stunden des Verkehrs mit Gott.

Die ersten fünf Wochen unserer Heimsuchung brachten wir in unserm eigenen Heime zu. Aus einer weisen Absicht sah es unser himmlischer Vater nicht für gut an, meinen Mann in Erhörung unserer ernsten Gebete zu sofortiger Gesundheit aufzurichten, obgleich er köstlich nahe schien, um uns zu trösten und uns durch seinen Heiligen Geist zu stützen.

Aufenthalt zu Dansville, N. Y.

Wir hatten Zutrauen zu der Anwendung von Wasser als eins der von Gott bestimmten Heilmittel, aber kein Zutrauen zu Medizinen. Aber meine eigenen Lebenskräfte waren zu erschöpft, als dass ich versuchen konnte, bei meinem Manne Wasserbehandlungen anzuwenden, und wir fühlten, dass es vielleicht unsere Pflicht sei, ihn nach Dansville, N. Y., zu nehmen, wo er ruhen konnte, und wo wir unter der Pflege jener wohlgeübten hydropatischen Ärzte sein konnten. Wir wagten nicht, unserm eigenen Urteil zu folgen, sondern fragten Gott um Rat, und nach einer gebetsvollen Betrachtung der Sache entschlossen wir uns, zu gehen. Mein Mann ertrug die Reise gut.

Wir blieben ungefähr drei Monate in Dansville. Wir mieteten Zimmer eine kurze Strecke von der Anstalt und waren beide imstande, auszugehen und viel im Freien zu sein. Wir nahmen jeden Tag Behandlung, ausgenommen am Sabbat und am ersten Tag.

Einige mögen gedacht haben, dass als wir nach Dansville gingen und uns unter ärztliche Pflege begaben, wir unsern Glauben, dass Gott meinen Mann in Erhörung von Gebeten wiederherstellen werde, aufgegeben hätten. Aber dies war nicht so. Während wir nicht fühlten, dass wir die Mittel verachten sollten, die Gott zur Wiederherstellung der Gesundheit in unsern Bereich gelegt hatte, fühlten wir, dass Gott über alles war, und dass er, der Heilungsmittel vorgesehen hatte, wünschte, dass wir dieselben benutzen, um der missbrauchten Natur beizustehen ihre erschöpften Kräfte wieder zu erlangen. Wir glaubten, dass Gott unsere Bemühungen zur Erlangung der Gesundheit segnen würde.

Zeiten des Gebets und des Segens

Dreimal am Tage vereinigten wir uns besonders zum Gebet, dass der Herr meinen Mann gesund machen und dass er uns besondere Gnade schenken möchte, uns in unserm Leiden aufrechtzuerhalten. Diese Gebetszeiten waren uns sehr köstlich. Unsere Herzen wurden oft mit unaussprechlicher Dankbarkeit erfüllt, dass wir in unserm Leiden einen himmlischen Vater hatten, dem wir ohne Furcht vertrauen konnten.

Am 4. Dezember 1865 verbrachte mein Mann eine ruhelose Nacht der Schmerzen. Ich betete an seinem Bette wie gewöhnlich; aber es gefiel dem Herrn nicht, Erleichterung zu senden. Mein Mann war im Innern beunruhigt. Es glaubte, dass er in das Grab hinabsinken werde. Er sagte, dass der Tod keine Schrecken für ihn habe.

Ich war betreffs Sache aufs tiefste ergriffen. Ich glaubte nicht einen Augenblick, dass mein Mann sterben werde. Aber wie konnte er mit Glauben erfüllt werden? Ich bat Gott, mich zu führen und nicht zuzulassen, dass ich einen falschen Schritt nehme, sondern mir Weisheit zu geben, um den rechten Weg einzuschlagen. Je ernstlicher ich betete, desto stärker war meine Überzeugung, dass ich meinen Mann unter seine Brüder nehmen müsste, selbst wenn wir dann wieder nach Dansville zurückehren müssten.

Am Morgen kann Dr. Lay herein, und ich sagte ihm, dass wenn der Zustand meines Mannes in zwei oder höchstens drei Wochen sich nicht bedeutend gebessert habe, ich ihn nach Hause nehmen würde. Er antwortete: "Sie können ihn nicht nach Hause nehmen. Er ist nicht imstande, eine solche Reise auszuhalten." Ich erwiderte: "Ich werde gehen. Ich werde meinen Mann im Glauben nehmen, auf Gott vertrauend, und Rochester zu meinem ersten Reiseziel machen, ein paar Tage dort anhalten, dann nach Detroit weiter reisen und, wenn nötig, dort ein paar Tage ausruhen, und dann nach Battle Creek gehen."

Dies war die erste Andeutung, die mein Mann von meinen Absichten erhielt. Er sagte kein Wort. Jenen Abend packten wir unsere Koffer, und am nächsten Morgen waren wir auf unserm Wege. Mein Mann reiste bequem.

Während der drei Wochen, die wir in Rochester aushielten, brachten wir einen großen Teil der Zeit im Gebet zu. Mein Mann machte den Vorschlag, dass wir Ält. J. R. Andrews aus Maine und Geschwister Lindsay aus Olcott und andere aus Rossevelt herbeirufen sollten, mit der Bitte, dass diejenigen, die Glauben an Gott hatten und es für ihre Pflicht hielten, kommen und für ihn beten möchten. Dieses Freunde kamen auf seinen Ruf, und zehn Tage hatten wir eine besondere und ernste Zeit des Gebets. Alle, die an diesen Gebetszeiten teilnahmen, wurden reichlich gesegnet. Wir wurden oft von himmlischen Schauern der Gnade so erfrischt, dass wir sagen könnten: "Mein Becher fließt über." Wir konnten weinen und Gott für sein reiches Heil loben.

Diejenigen, die aus Roosvelt gekommen waren, mussten bald wieder nach Hause zurückkehren. Bruder Andrews und Schwester Lindsay blieben da. Wir fuhren fort, Gott ernstlich anzuflehen. Es schien ein Kampf mit dem Mächten der Finsternis zu sein. Manchmal ergriff der zitternde Glaube meines Mannes die Verheißungen Gottes, und süß und köstlich war dann der genossene Sieg.

Am Weihnachtsabend, als wir uns demütig vor Gott beugten und ernstlich um Errettung flehten, schien das Licht des Himmels auf uns zu fallen, und ich wurde von einem Gesichte der Herrlichkeit Gottes eingeschlossen. Es schien, als ob ich schnell von der Erde zum Himmel getragen wurde, wo alles Gesundheit, Schönheit und Herrlichkeit war. Musiktöne, melodisch, vollkommen und bezaubernd, fielen auf mein Ohr. Es wurde mir gestattet, diese Szene eine Zeitlang zu genießen, ehe meine Aufmerksamkeit auf diese dunkle Welt gelenkt wurde. Dann wurde meine Aufmerksamkeit auf die auf dieser Erde stattfindenden Ereignisse gelenkt.1 In bezug auf meinen Mann wurde mir Ermutigendes gezeigt.

Die Umstände schienen nicht günstig zu sein für den Beginn unserer Reise nach Battle Creek, aber mein Vorsatz schien fest zu sein, dass wir gehen müssten.

Unsere Reise ging gut von statten. Als der Zug in Battle Creek ankam, erwarteten uns mehrere unserer getreuen Brüder, die uns williglich aufnahmen. Mein Mann ruhte gut während der Nacht. Am nächsten Sabbat, obgleich schwach, ging er nach dem Versammlungshaus und sprach ungefähr eine dreiviertel Stunde. Wir wohnten auch dem Abendmahl am Abend bei. Der Herr stärkte ihn, als er im Glauben voranging.

Die lange Krankheit meines Mannes war ein schwerer Schlag, nicht nur für mich und meine Kinder, sondern auch für das Werk Gottes. Die Gemeinden mussten sowohl meines Mannes wie meiner eigenen Arbeit entbehren. Satan triumphierte, als er das Werk der Wahrheit auf diese Weise gehindert sah; aber Gott sei Dank, es wurde ihm nicht gestattet, uns zu vernichten. Nachdem wir von aller aktiven Arbeit fünfzehn Monate lang abgeschnitten worden waren, gingen wir von neuem zusammen hinaus, um unter den Gemeinden zu arbeiten.