Leben und Wirken von Ellen G. White

Kapitel 35

In alle Welt

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Ich fühle tief unsere Notwendigkeit, gründlichere und ernstere Anstrengungen zu machen, die Wahrheit vor die Welt zu bringen. In dem mir zuletzt gegebenen Gesicht wurde mir gezeigt, dass wir nicht den zwanzigsten Teil des Werkes tun, das wir für die Rettung von Seelen tun sollten. Wir arbeiten für sie gleichgültig, als ob es keine Frage vor großer Wichtigkeit sei, ob sie die Wahrheit annehmen oder verwerfen. Allgemeine Anstrengungen werden gemacht, aber wir vernachlässigen es, durch persönliche Arbeit auf ein bestimmtes Ziel hinzuwirken. Wir nähern uns nicht Männern und Frauen in einer Weise welche den Eindruck auf sie macht, dass wir persönliches Interesse an ihnen haben, dass uns ihr Heil sehr am Herzen liegt und dass wir nicht im Sinne haben, sie aufzugeben.

Wir halten uns zu weit ab von denen, die der Wahrheit nicht glauben. Wir rufen sie und warten auf sie, dass sie zu uns kommen und nach der Wahrheit fragen. Viele werden sich nicht geneigt fühlen, dies zu tun, denn sie befinden sich in Finsternis und im Irrtum und können die Wahrheit und ihre große Wichtigkeit nicht erkennen. Satan hält sie mit seiner festen Macht, und wenn wir ihnen helfen wollen, so müssen wir ein persönliches Interesse und Liebe für ihre Seelen bekunden und uns ihrer ernstlich annehmen. Wir müssen mit Gebet und Liebe, mit Glauben und unermüdlicher Geduld wirken, alles hoffend, alles glaubend, und die Klugheit der Schlange und die Sanftmut der Taube haben, um Seelen für Christo zu gewinnen.

Besondere Vorbereitung

Wir sind als ein Volk nicht genügend unterrichtet in bezug auf die Kürze der Zeit, in der wir zu arbeiten haben, und wir verstehen nicht die Größe des Werkes für diese Zeit. Bald kommt die Nacht, in der niemand wirken kann. Gott ruft nach Männern und Frauen, die sich durch Hingabe an seinen Willen und ernstes Studium der Heiligen Schrift vorbereiten, sein besonderes Werk für diese letzten Tage zu tun. Er ruft jetzt nach Männern, die arbeiten können. Während sie sich der Arbeit in Aufrichtigkeit und Demut hingeben, um alles zu tun, was sie tun können, werden sie eine gründliche Erfahrung erlangen. Sie werden eine bessere Kenntnis der Wahrheit haben und besser verstehen, wie sie Seelen erreichen und ihnen gerade da helfen können, wo ihnen Hilfe not tut. Arbeiter sind jetzt nötig, gerade jetzt, um für Gott zu arbeiten. Die Felder sind schon jetzt weiß zur Ernte, aber der Arbeiter sind wenige.

Sich öffnende Vorsehungen Gottes

Es wurde mir gezeigt, dass wir als ein Volk unserer Pflicht gegenüber, das Licht vor die Leute anderer Nationen zu bringen, blind gewesen sind. Haben wir heute keine Missionare im Auslande, weil Gott uns als ein Volk entschuldigt hat, irgendwelche Bürde oder irgendwelches besondere Werk für diejenigen anderer Zungen zu haben? Warum diese Vernachlässigung und dieser Aufschub? Unter vielen andern Völkern befinden sich Personen von höherem Geiste, die Gott von dem Mangel an dem geistlichen Leben und echter Frömmigkeit in den christlichen Gemeinschaften des Landes überzeugt hat. Sie können das Leben und den Charakter vorgeblicher Christen im allgemeinen nicht mit der Richtschnur der Bibel in Einklang bringen. Viele beten um Licht und Erkenntnis. Sie sind nicht zufrieden. Gott wird ihre Gebete durch uns, als ein Volk, erhören, wenn wir nicht so weit von ihm entfernt sind, dass wir seine Stimme nicht hören können, und nicht so selbstsüchtig sind, dass wir in unserer Bequemlichkeit und angenehmen Umgebung nicht gestört werden wollen.

Wir halten mit der sich öffnenden Vorsehung Gottes nicht Schritt. Jesus und Engel sind an der Arbeit. Dieses Werk geht vorwärts, während wir stillstehen und zurückgelassen werden. Würden wir der sich öffnenden Vorsehung Gottes folgen, so würden wir eine jede Öffnung schnell wahrnehmen und jeden in unserm Bereich liegenden Vorteil aufs äußerste benutzen, um das Licht nach andern Nationen sich ausbreiten und dringen zu lassen. Gott hat in seiner Vorsehung Männer gerade vor unsere Türen gesetzt und sie sozusagen in unsere Arme geworfen, dass sie die Wahrheit vollkommener lernen und sich vorbereiten möchten, ein Werk zu tun, das wir nicht tun könnten, um das Licht vor Personen anderer Zungen zu bringen. Wir haben zu oft versäumt, Gottes Hand zu erkennen, und wir haben gerade diejenigen nicht aufgenommen, die Gott für uns vorgesehen hatte, dass wir im Verein mit ihnen arbeiten und unser Teil tun sollten, das Licht nach andern Nationen zu senden.

Allenthalben an den Wassern säen

Unter uns als einem Volke hat sich eine säumige Nachlässigkeit und ein verbrecherischer Unglaube gezeigt, die uns zurückgehalten haben, das uns von Gott gegebene Werk zu tun, denjenigen anderer Nationen unser Licht leuchten zu lassen. Es zeigt sich eine Furchtsamkeit, in diesem großen Werke voranzugehen und etwas zu riskieren, befürchtend, dass der Aufwand an Mitteln keine Resultate erzielen werde. Aber das liegt daran, wenn Mittel verausgabt werden und wir trotzdem nicht sehen, dass Seelen dadurch gerettet worden sind? Was liegt daran, wenn ein Teil unserer Mittel ein gänzlicher Verlust sein sollte? Es ist besser, zu arbeiten und an der Arbeit zu bleiben als nichts zu tun. Ihr wisst nicht, welches geraten wird, dies oder das.

Gott will solche haben, die irgend etwas und alles wagen, um Seelen zu retten. Diejenigen, die nicht vorangehen wollen, bis sie einen jeden Schritt des Weges klar vor sich sehen, werden zu dieser Zeit von keinem Nutzen sein, um die Wahrheit Gottes auszubreiten. Es müssen jetzt Arbeiter da sein, die in der Dunkelheit sowohl wie im Lichte vorangehen, und die unter Entmutigungen und enttäuschten Hoffnungen tapfer standhalten, aber im Glauben weiter arbeiten, mit Tränen und geduldiger Hoffnung, allenthalben an den Wassern säend und auf den Herrn vertrauend, dass er Frucht gebe. Gott verlangt Männer von Mut, von Hoffnung, Glauben und Ausdauer, die auf ein bestimmtes Ziel hinarbeiten.

Schriften in vielen Sprachen

Es wurde mir gezeigt, dass unsere Schriften in verschiedenen Sprachen gedruckt und nach jedem zivilisierten Lande geschickt werden sollten, mag es kosten, was es wolle. Was ist der Wert des Geldes zu dieser Zeit im Vergleiche mit dem Werte von Seelen? Jeder Dollar unserer Mittel sollte als dem Herrn und nicht uns gehörig betrachtet werden, und als ein kostbares, uns von Gott anvertrautes Pfand, das nicht für nutzlose Genüsse vergeudet, sondern im Werke Gottes, in der Arbeit der Rettung von Männern und Frauen vom Verderben, sorgfältig benutzt werden sollte.

Es ist mir gezeigt worden, dass die Presse mächtig zum Guten oder zum Bösen ist. Dieses Mittel kann die öffentliche Meinung erreichen und beeinflussen, wie kein anderes Mittel es zu tun vermag. Die Presse, von Menschen kontrolliert, die Gott geheiligt sind, kann in der Tat eine Macht zum Guten werden, um Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit zu bringen. Die Feder ist eine Macht in den Händen von Personen, die die Wahrheit auf dem Altar ihres Herzens brennen fühlen, und die einen verständigen Eifer für Gott haben, im Gleichgewicht gehalten von gesundem Urteilsvermögen. Die Feder in die Quelle der reinen Wahrheit getaucht, kann die Lichtstrahlen nach den dunklen Winkeln der Erde senden, die dieselben zurückleuchten, ihnen neue Kraft verleihen und vermehrtes Licht geben werden, um es überall zu verbreiten.

Eine Ernte teurer Seelen

Es wurde mir gezeigt, dass die Schriften bereits auf einige Gemüter in andern Ländern eingewirkt haben, um die Mauern des Vorurteils und des Aberglaubens niederzubrechen. Es wurden mir Männer und Frauen gezeigt, die mit höchstem Interesse Blätter und ein paar Seiten Traktate über die gegenwärtige Wahrheit studierten. Sie lasen die ihnen so wunderbaren und neuen Beweisführungen und schlugen dann ihre Bibel mit tiefem und neuem Interesse auf, als die Gegenstände der Wahrheit, die ihnen dunkel gewesen waren, besonders das Licht in bezug auf den Sabbat des vierten Gebotes, ihnen nun klar wurden. Als sie die Heilige Schrift erforschten, um zu sehen, ob diese Dinge so seien, wurde ihr Verstand mit einem neuen Lichte erleuchtet, denn Engel lagerten sich über ihnen und überzeugten ihre Gemüter von den Wahrheiten, die in den Schriften, die sie gelesen hatten, enthalten waren.

Ich sah, wie sie die Blätter und Traktate in der einen Hand hielten und die Bibel in der andern, während ihre Wangen mit Tränen befeuchtet waren, und wie sie sich in ernstem, demütigem Gebete vor Gott beugten, damit er sie in alle Wahrheit leite -- was er ja gerade für sie tat, ehe sie ihn anriefen. Und als sie die Wahrheit in ihren Herzen aufnahmen und die harmonische Kette der Wahrheit sahen, wurde ihnen die Bibel ein neues Buch; sie drückten es mit dankbarer Freude an ihr Herz, während ihre Gesichter vor Glückseligkeit und heiliger Freude erstrahlten.

Diese waren nicht bloß damit zufrieden, sich des Lichtes selbst zu freuen, sondern sie fingen auch an, für andere zu arbeiten. Einige brachten große Opfer dar um der Wahrheit willen und um denen von ihren Brüdern zu helfen, die in Dunkelheit waren. So bereitet sich der Weg vor, in der Verbreitung der Traktate und Blätter in andern Sprachen ein großes Werk zu tun.