Leben und Wirken von Ellen G. White

Kapitel 44

Schreiben und Predigen

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"Vom Washington Territorium und vom Osten", schrieb Frau White von ihrem Heim in Healdsburg, Cal., am 26. März 1883, "kommen dringende Rufe, dass ich die Lagerversammlungen besuche ... Ich bin jetzt mit wichtigem Schreiben beschäftigt, das ich seit sechs Jahren auszuführen versucht habe. Ein Jahr nach dem andern habe ich diese Arbeit liegen lassen, um Lagerversammlungen zu besuchen.

"Die letzten zwei Sommer bin ich nahe an den Rand des Grabes gebracht worden, und als ich fühlte, dass es dem Herrn wohlgefallen könnte, mich im Grabe ruhen zu lassen, tat es mir schmerzlich leid, dass meine schriftstellerischen Arbeiten nicht beendigt waren. In der Vorsehung Gottes ist mein Leben erhalten und meine Gesundheit wiederum erneuert worden. Ich danke dem Herrn für seine mir erwiesene Barmherzigkeit und Güte. Ich bin bereit gewesen, nach dem Osten oder nach dem Westen zu gehen, wenn mir meine Pflicht klar gezeigt würde; aber in Erhörung meines Gebets: ‚Herr, was willst du, dass ich tun soll,' wird mir die Antwort gegeben: ‚Ruhe in Frieden, bis der Herr dich gehen heißt.'

"Ich bin nicht müßig gewesen. Seit der Herr mich auf der Lagerversammlung in Healdsburg geheilt hat, habe ich Santa Rosa, Oakland, San Francisco, Petaluma, Forestville und Ukiah besucht und habe in Healdsburg gearbeitet, wo ich oft am Sabbat und am Sonntagabend gesprochen habe. In vier Wochen hielt ich zehn Vorträge, reiste zweihundert Meilen und schrieb zweihundert Seiten ...

"Meine Brüder, die in mich dringen, sie zu besuchen und Lagerversammlungen beizuwohnen, fragen besorgt: ‚Wann werden wir den vierten Band von "Spirit of Prophecy" bekommen?' Ich kann jetzt eine Antwort geben. In ein paar Wochen wird die Arbeit an diesem Buche vollendet sein. Aber andere wichtige Werke erfordern meine Aufmerksamkeit, sobald dieses beendigt sein wird.

... So lange ich körperliche und geistige Kräfte besitze, werde ich die Arbeit tun, die unser Volk am meisten braucht ... Auf der Reise habe ich unter sehr ungünstigen Verhältnissen gearbeitet. Ich habe auf dem Bahnhofe, auf dem Zuge, in meinem Zelte auf der Lagerversammlung geschrieben, habe oft bis zur Erschöpfung gesprochen und bin dann um drei Uhr morgens aufgestanden und habe vor dem Frühstück von sechs bis fünfzehn Seiten geschrieben ...

"Es würde mir große Freude machen, meine lieben Geschwister auf der Lagerversammlung anzutreffen. Ich fühle die Liebe Jesu in meiner Seele brennen. Ich liebe es, davon zu sprechen und zu schreiben. Mein Gebet wird sein, dass Gott euch auf den Lagerversammlungen segnen möchte, und dass eure Seele von seiner Gnade erfrischt wird. Wenn Gott mir gebietet, mein Schreiben zu lassen und diese Versammlungen zu besuchen oder zu Leuten an verschiedenen Plätzen zu sprechen, so hoffe ich, seine Stimme zu hören und ihr zu gehorchen."1

Während des Frühjahrs und Sommers 1883 verwandte Frau White viel Zeit auf den Versuch, den vierten Band von "Spirit of Prophecy", später bekannt als "The Great Controversy" ("Der große Kampf"), zu vollenden. Erst in der ersten Hälfte des August riss sie sich von ihren schriftstellerischen Arbeiten los, um einige der Herbst-Lagerversammlungen im Osten und die darauffolgende Generalkonferenzsitzung zu besuchen. Von diesen öffentlichen Arbeiten im Jahre 1883 schrieb sie:

Besuch in Battle Creek

"Am Sonntag, den 12. August, verließ ich in Gesellschaft von Schwester Sara McEnterfer die pazifische Küste auf meiner Reise nach dem Osten. Obgleich wir infolge von Hitze und Staub beträchtlich litten, hatten wir eine angenehme Reise über die Ebenen. Wir fanden den Schaffner sowohl wie die andern Zugbediensteten bereit, alles zu tun, was in ihren Kräften stand, um es uns bequem und angenehm zu machen.

"Von der Zeit an, da wir den Zug bestiegen, fühlte ich mich vollkommen überzeugt, dass ich mich auf dem Wege der Pflicht befand. Ich habe mit meinem Heiland süße Gemeinschaft gepflegt und habe gefühlt, dass er meine Zuflucht und meine Burg ist, und dass mir kein Schaden widerfahren kann, so lange ich mich in der Arbeit befinde, die er mir zu tun gegeben hat. Ich habe ein bleibendes Vertrauen zu den Verheißungen Gottes und erfreue mich jenes Friedens, der nur von Jesu kommt ...

"Wir erreichten Battle Creek am Freitag, den 17. August. In der folgenden Nacht konnte ich nicht schlafen. Ich hatte diesen Ort nicht besucht, seit ich ihn in großer Schwachheit nach dem Begräbnis meines Mannes verlassen hatte. Der große Verlust, den das Werk durch seinen Tod erlitten hatte, und der große Verlust, den ich erlitten hatte, indem ich seiner Gesellschaft und seiner Hilfe in meiner Arbeit beraubt war, trat jetzt lebendig vor meine Seele, und ich konnte mich nicht beruhigen, um einzuschlafen. Ich erinnerte mich des Bundes, den ich am Totenbette meines Mannes mit Gott gemacht hatte -- dass ich unter der Bürde nicht entmutigt werden, sondern ernster und hingebender als je zuvor arbeiten wollte, um die Wahrheit durch Wort und Schrift zu verkündigen, dass ich den Leuten die Vortrefflichkeit der Befehle und Vorschriften Jehovas vorführen und sie auf die reinigende Quelle hinweisen wollte, in der wir jeden Sündenflecken abwaschen können.

"Die ganze Nacht rang ich mit Gott im Gebet, dass er mir Kraft für meine Arbeit geben und mich mit seinem Geiste erfüllen möchte, so dass ich meinen heiligen Bund halten könnte. Ich wünschte nichts so sehr als meine Zeit und meine Kräfte damit zuzubringen, denjenigen, die die Wahrheit bekennen, ans Herz zu legen, in engere Gemeinschaft mit Gott zu kommen, so dass sie vollkommeneren Verkehr mir ihm pflegen könnten wie das alte Israel in den Tagen ihres größten Wohlergehens ihn gepflegt hatte.

"Am Sabbatmorgen sprach ich zu einer großen im Tabernakel versammelten Zuhörerschaft. Der Herr schenkte mir Kraft und Freiheit, als ich die in Offenbarung 7,9-17 verzeichneten Worte vorführte ...

Der Weg des Gehorsams

"Am Sonntagmorgen sprach ich zu ungefähr fünfundsiebenzig mit der Review and Herald-Druckerei verbundenen Arbeitern. Eine Woche vorher, am 12. August, hatte ich vor einer ähnlichen Gesellschaft in der Pacific Press gestanden und ihnen die Wichtigkeit vorgeführt, nach Prinzip zu handeln. Jetzt führte ich denselben Gegenstand vor und ermahnte alle, sich nicht vom Recht abbringen zu lassen. Ich warnte sie davor ‚dass sie feindlichen Einflüssen zu begegnen haben und von Versuchungen bedrängt werden würden, und dass ein jeder, der nicht in der Wahrheit gewurzelt und gegründet sei, von der sicheren Grundlage bewegt werden würde ...

"Am Sonntagabend sprach ich auf eine Einladung hin im Sanatorium ... Ich redete zu der großen Zuhörerschaft über die Worte: ‚Denn wer leben will und gute Tage sehen, der schweige seine Zunge, dass sie nichts Böses rede, und seine Lippen, dass sie nicht trügen. Er wende sich vom Bösen und tue Gutes; er suche Friede und jage ihm nach. Denn die Augen des Herrn merken auf die Gerechten, und seine Ohren auf ihr Gebet; das Angesicht aber des Herrn steht wider die das Böses tun.' 1.Petrus 3,10-12.

"Der Weg des Gehorsams gegen Gott ist der Weg der Tugend, der Gesundheit und des Glückes. Der Erlösungsplan, wie er in der Heiligen Schrift offenbart ist, öffnet einen Weg, durch den der Mensch Glückseligkeit erlangen, seine Tage auf Erden verlängern, wie auch der Gunst des Himmels sich erfreuen und jenes zukünftige Leben erlangen kann, das mit dem Leben Gottes parallel läuft ...

"Die Gewissheit, dass Gott mit uns zufrieden ist, wird die körperliche Gesundheit fördern. Sie schützt die Seele gegen Zweifel, Verwirrung und übermäßigen Schmerz, wodurch die Körperkräfte so oft untergraben und Nervenkrankheiten von der schwächendsten und qualvollsten Natur hervorgerufen werden. Der Herr hat sein nie fehlendes Wort gegeben, dass sein Auge über die Gerechten und sein Ohr ihren Gebeten geöffnet sein wird ...

"Am Montagabend, den 20. August, sprach ich wiederum zu den Angestellten der Review-Druckerei ...

"In Verbindung mit unsern Anstalten gibt es einige, die sich in großer Gefahr befinden, am Glauben Schiffbruch zu leiden. In diesen Zweigen des Werkes Gottes wird Satan unter falschem Schein und in seiner täuschendsten Weise wirken. Er macht diese wichtigen Einrichtungen zu seinen besonderen Angriffspunkten, und er wird keine Mittel unversucht lassen, ihre Brauchbarkeit zu lähmen ... In diesen gefährlichen Zeiten sollten wir außerordentlich besorgt sein, dass wir die Lichtstrahlen, die der Himmel uns in Gnaden schickt, nicht verwerfen, denn sie sind es, mit deren Hilfe wir die schlauen Pläne des Feindes erkennen sollen. Jede Stunde haben wir Licht vom Himmel nötig, so dass wir zwischen dem Heiligen und dem Gewöhnlichen, zwischen dem Ewigen und dem Zeitlichen unterscheiden können.

"Alle, die von dem zu dieser Zeit herrschenden Geiste und Einflusse rein und unbefleckt bleiben, werden ernste Kämpfe haben. Sie werden durch große Trübsal gehen; sie werden die Kleider ihres Charakters waschen und sie im Blute des Lammes weiß machen. Diese werden das Siegeslied in dem Reiche der Herrlichkeit singen. Diejenigen, die mit Christo leiden, werden Teilnehmer an seiner Herrlichkeit sein."2

Das Reisen für die Ernte

"Die Lagerversammlung zu Worcester, Mass., vom 22. bis 28. August ... war für mich eine Gelegenheit von besonderem Interesse. Ich traf dort eine große Anzahl von Gläubigen, von denen etliche mit dem Werke seit dem Beginn der Dritten Engelsbotschaft verbunden gewesen waren. Seit unserer letzten Lagerversammlung war Bruder Hastings, einer der getreuen Bannerträger, auf seinem Posten gefallen. Ich wurde traurig, als ich andere von den Schwächen des Alters niedergebeugt sah, doch war ich froh, sie so begierig zu sehen, den Worten des Lebens zu lauschen. Die Liebe Gottes und seiner Wahrheit schien in ihren Herzen zu brennen und ihre Gesichter zu erleuchten. Ihre Augen füllten sich oft mit Tränen, nicht der Trauer, sondern der Freude, als sie die Botschaft von Gott aus dem Munde seiner Diener vernahmen. Diese betagten Pilgrime waren beinahe auf allen Versammlungen zugegen, als ob sie fürchteten, dass sie, wie Thomas, abwesend sein könnten, wenn Jesus hereintraten und sagen sollte: ‚Friede sei mit euch!'

"Wie die reisende Saat bereiten sich diese Bewährten und Getreuen für die Ernte vor. Ihre Arbeit ist beinahe getan. Es mag ihnen gestattet werden, zu bleiben, bis Christus in des Himmels Wolken mit großer Kraft und Herrlichkeit offenbart wird. Sie mögen zu irgendeiner Zeit aus den Reihen treten und in Jesu schlafen. Aber während Finsternis das Erdreich bedeckt und Dunkel die Völker, können diese Kinder des Lichtes ihre Häupter erheben und sich freuen, wissend, dass ihre Erlösung sich naht ...

Laienglieder als Missionare für Gott

"Als ich die versammelten Gläubigen überblickte und den feierlichen, ernsten Ausdruck auf ihren Gesichtern wahrnahm, ruhten meine Augen auf vielen, die eine Kenntnis von der Wahrheit hatten, und die, wenn diese Kenntnis nur geheiligt wäre, ein Werk für Gott ausrichten könnten. Ich dachte: ‚Wenn diese alle ihre Verpflichtung gegen Gott und ihre Pflicht gegen ihre Nebenmenschen erkennen und arbeiten würden, wie ihnen der Herr die Fähigkeit gegeben hat, welch ein Licht würde von ihnen aus in Massachusetts leuchten und sich selbst bis nach andern Staaten ausbreiten! Wenn jeder, der vorgibt, an die Dritte Engelsbotschaft zu glauben, das Wort Gottes zu seiner Regel des Handelns machen und mit strenger Redlichkeit seine Arbeit als ein Diener Christi verrichten würde, so würde dieses Volk eine Macht in der Welt sein.'

"Nicht nur diejenigen, die im Wort und in der Lehre arbeiten, sind für Seelen verantwortlich. Jeder Mann und jede Frau, die eine Kenntnis von der Wahrheit besitzen, sollten Mitarbeiter Christi sein ... Er verlangt von den Laiengliedern, als Missionare tätig zu sein. Brüder, geht mit euren Bibeln hinaus, besucht die Leute in ihrem Heim, lest der Familie und so vielen, die noch herein kommen wollen, das Wort Gottes vor. Geht mit einem demütigen Herzen und mit bleibendem Vertrauen in die Gnade und Barmherzigkeit Gottes hinaus und tut, was ihr könnt ...

"Es gibt Personen, die in ihrem Leben nie einen Vortrag gehalten haben, die aber für die Rettung von Seelen arbeiten sollten. Weder große Talente noch hohe Stellungen sind notwendig; aber es herrscht ein dringendes Bedürfnis nach Männern und Frauen, die mit Jesu bekannt und mit der Geschichte seines Lebens und Todes vertraut sind ...

"Wir brauchen nicht hervorragende Männer so viel wie gute, treue und demütige Männer. Gott ruft diejenigen aller Klassen und aller Handwerke, um in seinem Werke zu arbeiten. Es werde solche gewünscht, die gewillt sind, an der untersten Stufe zu beginnen, und wenn nötig ihr eigenes Brot essen und ruhig ihre Pflicht erfüllen; solche, die nicht zurückschrecken werden, fleißig zu arbeiten, um Mittel zu erwerben, oder in den Ausgaben ihrer Mittel streng hauszuhalten, und die willig sind, sowohl Zeit als Mittel für den Meister in ihren eigenen Familien und ihrer eigenen Nachbarschaft anzuwenden. Wenn das Werk der Reform in jeder Familie angefangen und weitergeführt wird, so wird es eine lebendige und gedeihliche Gemeinde geben. Zuerst müssen die Sachen in der eigenen Familie in Ordnung gebracht werden. Das Werk bedarf derjenigen, die zu Hause arbeiten können, die die Bibel studieren und ihre Lehren ausleben, und die ihre Kinder in der Furcht Gottes erziehen werden. Dann möge, mit ernstem Gebet um die Hilfe der göttlichen Gnade und Kraft, fleißige, ausdauernde Anstrengung für andere gemacht werden, so wird die Missionsarbeit große Erfolge aufzuweisen haben.

"Wer ihr auch seid, so ist es doch nur der Geist, das Herz, der aufrichtige Vorsatz und das tägliche Leben, welche den Wert des Mannes ausmachen. Ruhelose, gesprächige, gebieterische Männer werden in diesem Werke nicht gebraucht. Personen von solchem Charakter schießen überall zu zahlreich empor. Viele junge Männer, die nur wenig Erfahrung haben, drängen sich vor, bekunden keine Achtung vor Alter oder Amt und werden beleidigt, wenn man ihnen Rat erteilt oder sie tadelt. Wir haben bereits mehr von solchen sich wichtig dünkenden Personen als wir haben wollen. Gott verlangt nach bescheidenen, ruhigen, ernstgesinnten jungen Männern und nach Männern von reiferen Jahren, die von Prinzipien im Gleichgewicht gehalten werden, die beten sowohl wie sprechen können und die vor den Alten aufstehen und das graue Haupt in Ehren halten.

"Das Werk Gottes leidet aus Mangel an Arbeitern von Verständnis und geistiger Kraft. Meine Geschwister, der Herr hat euch mit Verstandeskräften gesegnet, die großer Entwicklung fähig sind. Bildet eure Talente mit ausdauerndem Ernste aus. Übt und diszipliniert den Geist durch Studium, Beobachtung und Nachdenken. Ihr könnt Gottes Zustimmung nicht erlangen, bis ihr jede Fähigkeit benutzt. Die Geisteskräfte werden gestärkt und entwickelt werden, wenn ihr in der Furcht Gottes, in Demut und mit ernstem Gebet an die Arbeit geht. Ein entschlossener Vorsatz wird Wunder wirken. Seid offenherzige, feste und entschlossene Christen. Erhebt Jesum, sprecht von seiner Liebe, erzählt seine Macht, und lasst in dieser Weise euer Licht in die Welt hiausleuchten."3

Ein Beispiel der Selbstaufopferung

"Ich freute mich, das Vorrecht zu haben, die Vermont-Lagerversammlung zu besuchen, die in Montpelier vom 30. August bis zum 4. September abgehalten wurde.

... Ich wurde im Geiste dreißig Jahre zurückversetzt, zu der Zeit, als ich in Begleitung meiner Schwester Fairhaven, Mass., besuchte, um der kleinen Gruppe an jenem Orte mein Zeugnis zu bringen. Ältester Bates wohnte damals daselbst und drückte seine Überzeugung aus, dass es keine Pflicht sei, Vermont zu besuchen und die Wahrheit in jenem Staat zu verkündigen. Aber er fügte hinzu: ‚Ich habe keine Mittel, und ich weiß nicht, wo das Geld herkommen wird, damit ich hin reisen kann. Ich denke, ich werde im Glauben vorangehen und die Reise zu Fuß antreten und so weit gehen, wie mir Gott die nötige Stärke dazu schenken wird.' Meine Schwester sagte zu mir: ‚Ich glaube, der Herr wird mir helfen, den Weg für Ält. Bates zu öffnen, so dass er nach Vermont reisen kann. Schwester F. sucht ein Mädchen für ihre Hausarbeit, und ... ich werde das nötige Geld verdienen.' Sie führte ihren Vorsatz aus, und sie legte, ihren Lohn im voraus fordernd, das Geld in Ält. Bates' Hände. Er reiste am nächsten Morgen ab, und meine Schwester blieb zurück und arbeitete für anderthalb Dollar die Woche. In Vermont wurde eine ziemliche Anzahl in die Wahrheit gebracht, und Ält. Bates kehrte mit großer Freude zurück, da der Herr seine Arbeiten in der Tat gesegnet hatte ...

Das Anfüllen der Reihen der Arbeiter

"Als ich in die Gesichter der Geprüften schaute, die in den Augen des Herrn teuer sind, und sah, dass einige fast bereit waren, ihren Panzer abzulegen, ... erhob sich in mir die Frage: Wer kommt herbei, um die Plätze dieser betagten, erschöpften Streiter des Kreuzes einzunehmen? Wer wird sich dem Werke Gottes weihen? ... Wo sind diejenigen, die die Kenntnis von der Wahrheit besitzen und die Jesum und die Seelen, für die er starb, genug lieben, um sich selbst zu verleugnen, die Leiden, die die Religion mit sich bringt, zu wählen und sich aus dem Lager hinaus zu begeben und Christi Schmach zu tragen? ...

"Wer wird die ihnen von Gott geliehenen Talente, mögen sie groß oder klein sein, benutzen, in Demut arbeiten, täglich in der Schule Christi lernen und dann die köstliche Kenntnis andern mitteilen? Wer wird danach sehen, was getan werden muss, und es dann tun? Und wie viele werden Entschuldigungen vorbringen und in weltliche Interessen verwickelt werden? Schneidet die Stricke durch, die euch binden, und geht in den Weinberg, um für den Meister zu arbeiten.

"In jedem Teile des Werkes Gottes werden geweihte, gottesfürchtige und willige Helfer gebraucht: Personen von Verstand, Personen von Intelligenz, die als Prediger und Kolporteure hinausgehen, Geschwister, lasst ernste Gebete des Glaubens zu Gott emporsteigen, dass er Arbeiter erwecken und in das Erntefeld senden möchte, denn die Ernte ist groß, der Arbeiter aber sind wenige."4

Befestigung des Glaubens an die biblische Wahrheit

"Ich besuchte die zu Waterville, Maine, vom 6. bis 11. September abgehaltene Lagerversammlung. Hier in meinem Heimatstaate traf ich liebe Geschwister an, deren Interessen seit Jahren mit der Sache und dem Werke der gegenwärtigen Wahrheit verknüpft gewesen waren ...

Wir hatten sehr köstliche Erfahrungen auf dieser Lagerversammlung. Es wurden vielen ermunternde Zeugnisse abgelegt; aber es wurde nicht jene gründliche Arbeit getan, die wir so sehr getan zu sehen wünschten ... Es gibt eine Art Glauben, der zugesteht, dass wir die Wahrheit haben; aber der Glaube, der Gott beim Wort nimmt und der durch die Liebe tätig ist und das Herz reinigt, ist sehr rar ...

"Gott hat in seinem Worte seligmachende Wahrheiten offenbart. Als ein Volk sollten wir ernste Erforscher der Prophezeiungen sein; wir sollten uns nicht zufrieden geben, bis wir uns im klaren sind betreffs des Gegenstandes des Heiligtums, der in den Gesichten Daniels und Johannis behandelt wird. Dieser Gegenstand wirft großes Licht auf unsere gegenwärtige Stellung und Arbeit und gibt uns den unfehlbaren Beweis, dass Gott uns in unserer vergangenen Erfahrung geleitet hat. Er erklärt unsere Enttäuschung im Jahre 1844 und zeigt uns, dass das Heiligtum, das gereinigt werden sollte, nicht die Erde war, wie wir gedacht hatten, sondern dass Christus dann das Allerheiligste des himmlischen Heiligtums betrat und dass er dort das Schlusswerk seines Priesteramtes verrichtet, in Erfüllung der vom Engel an den Propheten Daniel gerichteten Worte: ‚Bis zweitausenddreihundert Abende und Morgen um sind, dann wird das Heiligtum wieder geweihet werden.' Daniel 8,14.

"Unser Glaube in bezug auf die Botschaften des ersten, zweiten und dritten Engels war richtig. Die großen Wegweiser, die in der Vergangenheit liegen, sind unbeweglich. Obgleich die Scharen der Hölle es versuchen mögen, sie von ihrem Fundament zu reißen, und in dem Gedanken triumphieren mögen, dass es ihnen gelungen ist, gelingt es ihnen doch nicht. Diese Säulen der Wahrheit stehen so fest wie die ewigen Berge, unbewegt von all den Anstrengungen der mit Satan und seinem Heer verbundenen Menschen. Wir können viel lernen, und wir sollten beständig in der Heiligen Schrift forschen, um zu sehen, ob sich diese Dinge so verhalten. Gottes Volk sollte jetzt seine Augen auf das himmlische Heiligtum gerichtet halten, wo der letzte Dienst unsers großen Hohenpriesters in der Arbeit des Gerichts vor sich geht -- wo er seine Kinder vertritt."5

Die Generalkonferenz im Jahre 1883

Auf die Lagerversammlungen im Herbste folgte die zweiundzwanzigste Jahresitzung der Generalkonferenz, während welcher Frau White den Predigern viele "Morgenvorträge" hielt, die zuerst in der "Review" und später in dem Buche "Gospel Workers", Ausgabe 1893, veröffentlicht wurden. Über die Konferenz berichtete Frau White wie folgt:

"Auf den Versammlungen in Battle Creek zeigte sich ein tieferes Interesse als auf irgendeiner ähnlichen Versammlung, die je von unserer Gemeinschaft gehalten wurde. Viele Gebete waren für diese Sitzung der Generalkonferenz zum Himmel aufgestiegen, und wir können bezeugen, dass Jesus auf das Fest kam und in dieser wichtigen Zusammenkunft ein geehrter Gast war. Die Bibellesungen boten den Predigern, den Lizentiaten und dem Volke wertvolle Belehrung. Die Morgenversammlungen, die besonders zum Nutzen der Prediger und anderer Arbeiter in dem Werke Gottes bestimmt waren, waren von außerordentlichem Interesse. Glaube und Liebe wurden in vielen Herzen erweckt. Geistliche und ewige Dinge wurden Wirklichkeit und nicht nur bloße Theorie, eine herrliche Substanz und nicht ein fliehender Schatten. Diese köstliche Versammlung liegt in der Vergangenheit; aber ihre Folgen werden in der Zukunft gesehen werden. Wir werden nie das Gute kennen, das während ihrer zwanzigtätigen Dauer ausgerichtet wurde, bis wir uns beim großen weißen Thron treffen."6

Abschließende Arbeiten im Osten

In South Lancaster, Mass., sollte ein zehntägiges Bibel und Missionsinstitut und zu Wellsville, N. Y., eine allgemeine Versammlung für die Gläubigen in der pennsylvanischen Konferenz abgehalten werden. Frau White ließ sich überreden, diese Versammlungen zu besuchen, und bei ihrer Rückkehr nach Battle Creek sprach sie am Freitagabend zu den Helfern im Sanatorium und am Sabbattage zu einer Zuhörerschaft im Tabernakel.

"Dieses waren meine letzten Arbeiten im Osten auf dieser Reise", schrieb Frau White über die besuchten Bibelinstitute, "und zum Lobe Gottes muss ich sagen, dass er mich auf jedem Schritt aufrechterhalten hat. Ich habe des Nachts gebetet und am Tage, wenn ich reiste. Ich habe Gott um Stärke, um Gnade, um Licht von seiner Gegenwart angefleht, und ich weiß, an wen ich geglaubt habe. Ich kehre nach Californien mit mehr Stärke und größerem Mute zurück, als ich bei meiner Abreise von Oakland am 12. August besaß.7

"Ich wünsche Jesum zu lieben, wie ich es nie vorher gewünscht habe. Ich sehe Grund vorhanden, Gott für seine Güte, seine erhaltende Fürsorge, für den süßen Frieden und für Freude und Mut, die er mir auf dieser Reise schenkte, zu preisen. Ich ging im Glauben voran, und nicht im Schauen, und ich habe die Hand Gottes in der Arbeit eines jeden Tages gesehen, und sein Lob ist täglich in meinem Herzen und auf meinen Lippen gewesen. Sein Geist hat meinen Schwachheiten in einer so bedeutsamen Weise geholfen, dass ich mich nicht fürchten kann, mich seinem Schutze anzuvertrauen. Ich besitze die vollkommene Zusicherung seiner Liebe. Er hat meine Gebete vernommen und erhört, und ich will ihn loben."8