Leben und Wirken von Ellen G. White

Kapitel 57

Ihre letzten Arbeiten

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Frau White schrieb den auf der Generalkonferenz von 1913 versammelten Brüdern ganz frei über einige ihrer Erfahrungen während der vier Jahre, die vergangen waren, seit sie auf der Konferenz von 1909 Gelegenheit gehabt hatte, persönlich zu sprechen.

"Während einer Anzahl Monate nach Schluß jener Versammlung", schrieb sie, "trug ich eine schwere Bürde und lenkte die Aufmerksamkeit der Brüder in verantwortlichen Stellungen auf jene Dinge, die der Herr mir ihnen klar vorzuführen gebot ... Und obgleich ich immer noch das tiefste Interesse fühle betreffs der Stellung, die einige zu wichtigen Maßregeln in Verbindung mit der Förderung des Werkes Gottes auf Erden einnehmen, setze ich doch starkes Vertrauen auf die über das ganze Feld hin beschäftigten Arbeiter und glaube, dass sie, wenn sie sich versammeln, sich vor dem Herrn demütigen und sich von neuem seinem Dienste weihen, befähigt werden, seinen Willen zu tun. Es gibt einige, die selbst jetzt die Dinge noch nicht im rechten Lichte sehen; aber diese mögen es noch lernen, die Sachen so zu sehen wie ihre Mitarbeiter, und es vermeiden, ernstliche Missgriffe zu machen, indem sie den Herrn zu dieser Zeit ernstlich suchen und ihren Willen dem Willen Gottes vollständig unterordnen.

"Die Szenen, die mir kürzlich in der Nacht vorgeführt wurden, haben tiefen Eindruck auf mich gemacht. Eine große Bewegung -- eine Erweckung -- schien an vielen Orten im Gange zu sein. Unsere Glieder stellten sich in Reih und Glied und kamen der Aufforderung Gottes nach. Meine Brüder, der Herr spricht zu uns. Wollen wir nicht seiner Stimme Gehör schenken? Wollen wir nicht unsere Lampen schmücken und wie Männer handeln, die das Kommen ihres Herrn erwarten? Dies ist eine Zeit, die zum Lichttragen, zum Handeln auffordert.

"‚So ermahne nun euch ich, ... dass ihr wandelt, wie sich's gebühret eurem Beruf, darinnen ihr berufen seid, mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld, und vertraget einer den andern in der Liebe, und seid fleißig zu halten die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens.'"1

Persönliche Tätigkeit

Betreffs ihrer Tätigkeit im öffentlichen Wirken und daheim schrieb Frau White im Jahre 1913:

"Mich verlangt danach, persönlich in ernster Arbeit im Felde tätig zu sein; und ich würde sicherlich mehr in öffentlichem Wirken beschäftigt sein, wenn ich nicht glaubte, dass es in meinem Alter unweise sei, meiner körperlichen Kraft zu viel zuzutrauen. Ich habe ein Werk zu tun, indem ich der Gemeinde und der Welt das Licht mitteile, das mir von Zeit zu Zeit während all der Jahre, in denen die Dritte Engelsbotschaft verkündigt worden ist, anvertraut wurde. Mein Herz ist von dem ernsten Wunsche erfüllt, die Wahrheit allen vorzuführen, die erreicht werden können. Und ich nehme immer noch regen Anteil, indem ich Manuskripte zur Veröffentlichung liefere. Aber ich muss sehr sorgfältig vorgehen, damit ich mich nicht in einen Zustand bringe, in welchem ich gar nichts mehr schreiben kann. Ich weiß nicht, wie lange ich leben werde, aber ich leide nicht so viel an meiner Gesundheit, als ich erwarten könnte.

"Nach der Generalkonferenz von 1909 brachte ich mehrere Wochen mit dem Besuchen von Lagerversammlungen und andern allgemeinen Zusammenkünften zu; auch besuchte ich verschiedene Anstalten in Neu-England, den mittleren Staaten und dem mittleren Westen.

"Nach meiner Rückkehr nach meinem Heim in Californien begann ich von neuem mit der Herstellung von Manuskripten für die Presse. Während der vergangenen vier Jahre habe ich verhältnismäßig wenig Briefe geschrieben. Die Kraft, die ich gehabt habe, habe ich meistens der Vollendung wichtiger Bucharbeit gewidmet.

"Gelegentlich habe ich Versammlungen beigewohnt und Anstalten in Californien besucht; aber der größte Teil der Zeit wurde in Manuskript-Arbeit in meinem ländlichen Heim ‚Elmshaven', in der Nähe von St. Helena zugebracht.

"Ich bin dankbar, dass der Herr mein Leben erhalten hat, um ein wenig länger an meinen Büchern arbeiten zu können. O, dass ich Kraft hätte, alles zu tun, das, wie ich sehe, getan werden sollte! Mein Gebet ist, dass er mir Weisheit geben möge, auf dass die Wahrheiten, deren unsere Glieder so sehr bedürfen, in klarer und annehmbarer Weise vorgeführt werden. Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass Gott uns befähigen wird, dies zu tun.

"Mein Interesse an dem Werke im allgemeinen ist noch so stark wie je, und ich wünsche sehnlichst, dass die Sache der gegenwärtigen Wahrheit ständig in allen Teilen der Welt voranschreitet. Aber ich finde es rätlich, nicht zu viel öffentliches Wirken zu versuchen, während meine Bucharbeit meine Aufsicht erfordert ...

"Ich bin dankbarer, als ich ausdrücken kann, dass der Geist des Herrn mich hebt und trägt, für den Trost und die Gnade, die er fortfährt, mir zu geben, und dass er mir Kraft und Gelegenheit gibt, seine Kinder zu ermutigen und ihnen zu helfen. So lange der Herr mir das Leben schenkt, will ich ihm treu sein und versuchen, seinen Willen zu tun und seinen Namen zu verherrlichen.

Möge der Herr meinen Glauben stärken, damit ich fortfahren möchte, ihn zu erkennen und seinen Willen vollkommener zu tun. Der Herr ist gut; er sei gepreisen."2

Die Pioniere der Botschaft

In einer ihrer Botschaften an die auf der Generalkonferenz von 1913 versammelten Brüder sprach Frau White von dem zunehmenden Werte der Lehren der vergangenen Erfahrungen, mit welchen die ersten Verkündiger der Dritten Engelsbotschaft bekannt sind und betreffs welcher sie bestimmtes Zeugnis ablegen können.

"Ich wünsche sehr", schrieb sie, "dass die alten Streiter des Kreuzes, die im Dienste des Meisters ergraut sind, fortfahren, ihr Zeugnis in bestimmter kerniger Sprache abzulegen, damit diejenigen, die jünger im Glauben sind, erkennen, dass die Botschaften, die der Herr uns in der Vergangenheit gab, auch in diesem Stadium der Geschichte der Welt sehr wichtig sind. Unsere vergangene Erfahrung hat nicht einen Tüttel von ihrer Kraft verloren.

"Alle sollten sich in acht nehmen, die alten Pioniere nicht zu entmutigen, oder sie fühlen zu lassen, dass sie nur wenig mehr tun können. Ihr Einfluss mag immer noch sehr stark im Werke des Herrn gefühlt werden. Das Zeugnis der betagten Prediger wird der Gemeinde immer eine Hilfe und ein Segen sein. Gott wird Tag und Nacht über seine geprüften, getreuen Streiter wachen, bis die Zeit kommt, in der sie die Waffenrüstung ablegen. Sie können versichert sein, dass sie unter der schützenden Fürsorge Dessen sind, der nie schlummert oder schläft; dass unermüdliche Wächter über sie Wacht halten. Dies wissend und erkennend, dass sie in Christo sind, können sie verstrauensvoll in dem Walten der Vorsehung Gottes ruhen."3

Der Posaune einen deutlichen Ton geben

Während ihres ganzen Lebenswerkes ist der Glaube der Frau White an die alles leitende Vorsehung in Verbindung mit den sich entfaltenden Wahrheiten der drei Engelsbotschaften unerschüttert geblieben. Oft legte sie Zeugnis von ihrer Überzeugung ab, dass Gott von Anfang an der Lehrer und der Leiter seines Volkes gewesen ist. Und diese Überzeugung betreffs der göttlichen Führerschaft in der Vergangenheit während der ganzen Adventbewegung gab ihr Vertrauen und Zuversicht für die Zukunft. Man beachte die folgende Darlegung, die von ihr im Jahre 1890 in einem Überblick über ihre eigene Erfahrung und mit der vollen Erkenntnis der Tatsache, dass in kommenden Tagen Streitfragen und Unterschiede in Lehrpunkten aufkommen würden, geschrieben wurde:

"Ich habe köstliche Gelegenheiten gehabt, eine Erfahrung zu erlangen. Ich habe eine Erfahrung in der Ersten, der Zweiten und der Dritten Engelsbotschaft gehabt. Die Engel werden dargestellt als mitten durch den Himmel fliegend und der Welt eine Warnungsbotschaft verkündigend, die eine direkte Beziehung zu den in den letzten Tagen der Geschichte dieser Welt lebenden Menschen hat. Niemand hört die Stimme dieser Engel, denn sie sind ein Sinnbild und repräsentieren das Volk Gottes, das in Harmonie mit dem himmlischen Weltall wirkt. Männer und Frauen, die durch den Geist Gottes erleuchtet und durch die Wahrheit geheiligt sind, verkündigen die Botschaften in ihrer Reihenfolge.

"Ich habe einen Teil dieses feierlichen Werkes getan. Beinahe meine ganze christliche Erfahrung ist damit verwoben. Und es gibt solche, die jetzt leben, mit einer Erfahrung, die der meinigen ähnlich ist. Sie haben die sich für diese Zeit entfaltende Wahrheit erkannt; sie haben mit dem großen Führer, dem Fürsten über das Heer des Herrn, Schritt gehalten. In der Verkündigung dieser Botschaft ist jede Einzelheit der Weissagung erfüllt worden. Diejenigen, denen es vergönnt war, an der Verkündigung dieser Botschaften teilzunehmen, haben eine Erfahrung gewonnen, die von dem größten Werte für sie ist; und jetzt, da wir inmitten der Gefahren der letzten Tage sind, wenn auf allen Seiten Stimmen gehört werden, die da sagen: ‚Hier ist Christus,' ‚Hier ist Wahrheit', und es die Bürde vieler ist, die Grundlage unsers Glaubens, der uns aus den Kirchen und aus der Welt geführt hat, um als Gottes besonderes Volk in der Welt dazustehen, niederzureißen, werden wir wie Johannes sagen:

"Das da von Anfang war, das wir gehöret haben, das wir gesehen haben, das wir beschauet haben und unsere Hände betastet haben, vom Wort des Lebens; ... was wir gesehen und gehöret haben, das verkündigen wir euch, auf dass auch ihr mit uns Gemeinschaft habt.'

"Ich bezeuge die Dinge, die ich gesehen habe, die Dinge, die ich gehört habe, die Dinge, die meine Hände betastet haben, das Wort des Lebens. Und ich weiß, dass dies mein Zeugnis von dem Vater und dem Sohn ist. Wir haben gesehen und bezeugen, dass die Kraft des Heiligen Geistes die Darlegung der Wahrheit, die Warnung durch Feder und Stimme und das Geben der Botschaft in der richtigen Reihenfolge, begleitet hat. Dies Werk zu verleugnen heiße den Heiligen Geist verleugnen und würde uns jener Schar einverleiben, die vom Glauben abgewichen ist und verführerischen Geistern anhängt.

"Der Feind wird alles mögliche tun, um das Vertrauen der Gläubigen in die Säulen unsers Glaubens an die in der Vergangenheit gegebenen Botschaften zu vernichten, welche uns auf die erhabene Plattform ewiger Wahrheit gestellt und das Werk begründet und demselben Charakter gegeben haben. Der Gott Israels hat sein Volk ausgeführt und ihm Wahrheit himmlischen Ursprungs entfaltet. Seine Stimme ist gehört worden und wird noch gehört, uns sagend: Geht vorwärts von Kraft zu Kraft, von Gnade zu Gnade, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit. Das Werk wird gekräftigt und erweitert, denn der Gott Israels ist der Schutz seines Volkes.

"Solche, welche die Wahrheit zwar theoretisch, sozusagen mit den Fingerspitzen, erfasst, aber ihre Prinzipien nicht in das innere Heiligtum der Seele gebracht, sondern die lebendige Wahrheit im äußeren Vorhof gehalten haben, werden nichts Heiliges in der vergangenen Geschichte dieser Gemeinschaft sehen, die sie zu dem gemacht hat, was sie ist, und ihren Ruf als eine Gemeinschaft ernster, entschlossener Missionsarbeiter in der Welt begründet hat. Die Wahrheit für diese Zeit ist köstlich; aber diejenigen die nicht durch das Fallen auf den Felsen Jesus Christus zerbrochen sind, werden nicht erkennen und verstehen, was Wahrheit ist. Sie werden das annehmen, was ihren Ideen passt, und anfangen, ein anderes Fundament zu legen als das, welches gelegt ist. Sie werden ihrem eitlen Stolze schmeicheln und denken, dass sie imstande sind, die Säulen unsers Glaubens zu beseitigen und sie durch Säulen zu ersetzen, die sie gemacht haben.

"Hiermit wird fortgefahren werden, so lange die Zeit andauert. Irgend jemand, der ein genauer Bibelforscher gewesen ist, wird die ernste Lage derjenigen, die in den Schlussszenen der Geschichte dieser Welt leben, erkennen und verstehen. Sie werden ihre Unfähigkeit und Schwäche fühlen und es zu ihrer ersten Aufgabe machen, nicht nur eine Form der Gottseligkeit, sondern eine lebendige Verbindung mit Gott zu haben. Sie werden es nicht wagen, zu ruhen und zu rasten, bis Christus in ihnen die Hoffnung der Herrlichkeit geworden ist. Das eigene Ich wird sterben; der Stolz in der Seele wird ausgetrieben werden, und sie werden die Sanftmut und Demut Christi haben."4

Arbeiten an Buch-Manuskripten

Frau Whites persönliche Korrespondenz enthält viele Hinweisungen auf Buch-Manuskripte, an denen sie unermüdlich mit großer Liebe arbeitete. Während sie in Europa war, erweiterte sie die Werke "Der große Kampf" und "Das Leben Christi". Nach der Herstellung der Subskriptionsausgabe von "Der große Kampf" im Jahre 1888 vollendet sie das Seitenstück dazu, "Patriarchen und Propheten", im Jahre 1890. "Der Weg zu Christo" erschien im Jahre 1892, "Gospel Workers" im Jahre 1893 und "Gedanken vom Berg der Seligpreisungen" im Jahre 1896. Ihr größtes literarisches Werk, "Desire of Ages", nahm viel von ihrer Zeit ihres Aufenthaltes in Australasien in Anspruch und erschien im Jahre 1898.

Als "Christi Gleichnisse" und "Testimonies for the Church", Band 6, im Jahre 1900 erschienen, dachten einige ihrer Freunde, dass ihre anstrengenden Arbeiten in Herstellung von Manuskripten zur Veröffentlichung in Buchform ungefähr beendigt seien. Aber dem war nicht so. Die Bürde, zu schreiben, ruhte immer noch schwer auf ihren Herzen. Ein sie antreibendes Gefühl von den Bedürfnissen einer verlorenen Welt und auch noch vieler derjenigen, die behaupteten, Untertanen des Königs Immanuel zu sein, veranlasste sie, weiter zu arbeiten in dem ernsten Bestreben, andern das zu geben, was ihre eigene Seele mit Friede und Freude erfüllte. Hört sie, als sie im Jahre 1902 einer Freundin über die hohe Stellung schrieb, die christliche Gläubige erreichen sollten, erklären:

"O, was wird ihnen doch das Bewusstsein der auf ihnen ruhenden Verantwortlichkeit geben, in Wort und Wandel Christo ähnlich zu sein! Ich werde versuchen, ihre schlummernden Sinne durch Schreiben, wenn nicht durch Reden, aufzuwecken. Das furchtbare Gefühl meiner Verantwortlichkeit nimmt in solchem Maße Besitz von mir, dass ich wie ein schwer mit Garben beladener Karren bin. Ich wünsche nicht, meine Verpflichtung gegen die höhere Macht weniger klar zu fühlen. Jene Gegenwart ist immer bei mir, behauptet die höchste Autorität und nimmt Notiz von dem Dienste, den ich leiste oder vorenthalte."5

"Der Herr gebietet mir, zu reden, und ich werde dies tun", erklärte Frau White ferner, wenn sie derart ihre Verantwortlichkeit als von Gott erwählter Bote fühlte. "Ich bin angewiesen worden, mein Zeugnis mit entschiedener Autorität abzulegen"6 Und in einem andern Briefe, vom selbigen Monat, schrieb sie:

"Ich habe alle Ursache, meinen himmlischen Vater zu preisen für die Klarheit der Gedanken, die er mir über biblische Gegenstände gegeben hat. Mich verlangt danach, diese köstlichen Dinge darzulegen, auf dass die Gedanken der Prediger und Laien, wenn möglich, von Zank und Streit abgezogen und auf etwas hingewiesen werden, das die Seele nährt, -- Speise, die Gesundheit, Hoffnung und Mut geben wird ...

"In der Nacht werden mir viele Dinge vorgeführt. Die Schrift wird mir mit ihrer Fülle an Gnade und Reichtum vorgeführt. Das Wort des Herrn an mich ist: ‚Blicke auf diese Dinge, und denke darüber nach. Du kannst die reiche Gnade der Wahrheit beanspruchen, welche die Seele nährt. Habe nichts mit Streitfragen, Zank und Streit zu tun, die deiner Seele nur Finsternis und Entmutigung bringen werden. Die Wahrheit ist klar, rein und würzig ... Rede die Wahrheit in Glauben und Liebe, und überlass Gott die Resultate. Das Werk ist nicht dein, sondern des Herrn. In allem, was du sagst und tust, rede wie einer, zu dem der Herr geredet hat. Er ist deine Autorität, und er wird dir seine dich aufrecht erhaltende Gnade geben."7

Diese Worte wurden ungefähr um die Zeit geschrieben, als sich "Testimonies for the Church", Band 7, in den Händen der Drucker befand. Kurz nach seinem Erscheinen schreib sie über Band 6 und 7:

"Ich fühle mich gedrungen, die Glieder unserer Gemeinden aufzufordern, die letzten zwei Bände der "Testimonies for the Church" zu studieren. Als ich diese Bücher schrieb, fühlte ich das Wirken des Geistes Gottes ...

Ihr Inhalt ist ein köstlicher. Der Herr hat mir des Nachts in Gesichten gesagt, dass die in diesen Büchern enthaltene Wahrheit den Gliedern unserer Gemeinden vorgeführt werden muss, weil viele derselben gleichgültig in bezug auf ihr Seelenheil sind."8

Aber diese Bände sollten nicht die letzten sein. Es war noch vieles auszurichten. "Ich muss Bücher schreiben", schrieb sie im Mai 1903, "und so andern das Licht geben, das der Herr mir gegeben hat. Ich will kein unvollendetes Werk hinterlassen." Und während desselben Monats schrieb sie weiter: "Ich versuche Sachen zur Veröffentlichung vorzubereiten, welche das Werk auf allen Seiten schützen werden, so dass es nicht einseitig wird. Wir haben viele Sachen zur Veröffentlichung in Vorbereitung ... Die Wahrheit muss erscheinen, gerade wie sie ist."

Im August 1903 schrieb Frau White einem alten Freunde: "Meine Gesundheit ist gut, und ich bin imstande, viel zu schreiben. Ich danke dem Herrn hierfür.

Ich habe mich entschlossen, nicht mehr so viele Lagerversammlungen zu besuchen, sondern meine Zeit auf Schreiben zu verwenden ... Ich wünsche sehnlichst, über das Leben Salomos und über die seiner Regierung folgende Geschichte zu schreiben, und ich wünsche auch, über das Leben und Wirken Pauli in Verbindung mit den andern Aposteln zu schreiben. Bisweilen hält mich der Gedanke an diese vernachlässigte Arbeit des Nachts wach."

Frau White erlebte es noch, ihre Wünsche betreffs vieler von ihr geplanten Dinge erfüllt zu sehen. Ihr Werk über "Erziehung" wurde im Jahre 1903 vollendet "Testimonies for the Church", Band 8, im Jahre 1904 und "In den Fußspuren des großen Arztes" im Jahre 1905. Viele "Special Testimonies" wurden in Form von Flugblättern und kleinen Broschüren herausgegeben und verbreitet, und im Jahre 1909 wurde "Testimonies for the Church", Band 9, der letzte dieser Bände, herausgegeben. Gegen Schluss des Jahres 1910 hatte Frau White all den Fragen in Verbindung mit der neu zu setzenden Ausgabe von "Der große Kampf!" ihre volle Aufmerksamkeit geschenkt. Da sie nun diese Aufgabe hinter sich hatte, fand sie Zeit, die Revision von "Sketches from the Life of Paul" zu überwachen, und mehrere Kapitel über das Lebenswerk und die Schriften der Apostel während der Zeit der ersten christlichen Gemeinden hinzuzufügen. Dies Werk wurde unter dem Titel "Die Geschichte der Apostel" im Jahre 1911 herausgegeben. Das zunächst erscheinende Buch war "Counsels to Teachers, Parents, and Students Regarding Christian Education" im Jahre 1913; und gleich darauf fing Frau White mit dem Lesen von Manuskripten an, die im Jahre 1914 den Druckern für die neue Ausgabe von "Gospel Workers" zugesandt wurden.

Als Frau White im Jahre 1864 "Facts of Faith" herausgab, einverleibte sie dem Büchlein eine Darlegung, die die Geschichte Israels über die Tage Davids hinaus führte. In den siebenziger Jahren schrieb sie ziemlich ausführlich über die Rückkehr der Israeliten von Babel, wobei sie sich in Einzelheiten über die Erfahrungen Nehemias erging. In Aufsätzen in Blättern und in gebundenen Bänden der "Testimonies for the Church" hat sie oft die Geschichte von Salomo, Elia und Elisa, Jesaja und Jeremia, Daniel und den drei treuen Hebräern, sowie von der Rückkehr der Verbannten unter Serubabel, Josua und Esra erzählt und wieder erzählt.

"Facts of Faith" ist seit langem nicht mehr im Druck, und der Inhalt ist in bedeutend erweiterter Form dem später erschienenen Werke "Spirit of Prophecy", Band 1, (1870) und schließlich "Patriarchen und Propheten" (1890) einverleibt worden. Als "Patriarchen und Propheten" vollendet war, hoffte Frau White, bald mit der Geschichte vom Schluss der Regierung Davids an fortfahren zu können und in zusammenhängender Form das herauszugeben, was sie im Laufe der Jahre über die Erfahrungen Salomos, das zerteilte Israel und seine schließliche Wiederherstellung als ein vereinigtes, bei Gott wieder in Gnaden stehendes Volk -- ein Vorbild des geistlichen Israels, der heute auf Erden befindlichen Gemeinde Gottes, der alle Bundesverheißungen endlich erfüllt werden -geschrieben hatte.

Die Hoffnung, die Geschichte der Propheten und Könige der alttestamentlichen Geschichte in passender Form zur Veröffentlichung fertig zu stellen war es, die zur Gruppierung solchen Materials in mehreren Serien von Aufsätzen führte, welche in den Spalten der Blätter "Review", "Signs" und "Watchman" erschienen.

Nicht lange nach Frau Whites Rückkehr von Australien wurde die Arbeit an der alttestamentlichen Geschichte von neuem aufgenommen, und es wurde in Zwischenräumen länger als zehn Jahre damit fortgefahren. So wurde den vielen Manuskripten, die sich mit dieser Periode der biblischen Geschichte befassten, die nicht in andern Bänden der Serie über den "großen Kampf" eingeschlossen waren, Beachtung geschenkt.

Der Vollendung dieses Werkes schenkte Frau White während der Jahre 1913 und 1914 viel Aufmerksamkeit. Zur Zeit ihres Unfalles, im Februar 1915, war alles bis auf die zwei letzten Kapitel vollendet für ein Buch mit dem Titel: "The Captivity and Restoration of Israel", das diese fehlenden Perioden deckte; und von diesen beiden Schlusskapiteln waren genügende Umrisse gegeben worden, um die Vollendung durch Einschluss von weiterem Manuskript aus ihrer Manuskript-Mappe zu ermöglichen.

Während des letzten Jahres, das von Frau White in Stille und Ruhe und mit dem Abschluss ihrer Manuskriptarbeit zugebracht wurde, schrieb einer ihrer Schreiber ihrem Sohne, W. C. White, unter Datum vom 23. Dezember 1914:

"Selbst wenn ihr Gehirn außerordentlich müde ist, scheint Deine Mutter doch großen Trost in den Verheißungen des Wortes Gottes zu finden, und oft fängt sie ein Zitat auf und vollendet es, wenn wir anfangen, bekannte Bibelsprüche zu zitieren ... Ich finde sie nicht entmutigt ... betreffs der allgemeinen Aussichten im ganzen weiten Erntefeld, wo ihre Brüder arbeiten. Sie scheint starken Glauben an Gottes Kraft zu haben, alles zu lenken und zu leiten, und seinen ewigen Vorsatz durch die Bestrebungen derjenigen, die er berufen hat, an seinem großen Werke teilzuhaben, auszuführen. Sie ist über kleinliche Kritiken erhaben und erhebt sich sogar über die vergangenen Fehlschläge derer, die getadelt worden sind, und drückt augenscheinlich aus innerem Glauben an die Gemeinde des lebendigen Gottes geborene Überzeugung aus, dass ihre Brüder dem Werke treu bleiben werden, dem sie sich geweiht haben, und dass der Herr bis zum Ende bei ihnen sein und ihnen vollständigen Sieg über alle Anschläge des Feindes geben wird.

"Glauben an die Macht Gottes, sie in alle den vielen Schwächen, die das Alter mit sich bringt, aufrecht zu erhalten; Glauben an die köstliche Verheißungen des Wortes Gottes, Glauben an ihre Brüder, die die Bürde des Werkes tragen; Glauben an den endlichen Triumph der Dritten Engelsbotschaft -- dies ist der volle Glaube, dessen Deine Mutter sich jeden Tag und jede Stunde zu erfreuen scheint. Dies ist der Glaube, der ihr Herz mit Freude und Friede erfüllt, selbst wenn sie an großer leiblicher Schwäche leidet und unfähig ist, in literarischer Richtung Fortschritte zu machen. Ein solcher Glaube wie dieser würde irgend jemand inspirieren, der Zeuge desselben sein könnte."

Eine ernst-feierliche Aufforderung

Der Geist, der Frau Whites Leben und Wirken während der letzten Jahre ihres Dienstes charakterisierte, offenbart sich in ihrer an die auf der Generalkonferenz von 1913 versammelten Brüder gerichteten Zuschrift: "Mut in dem Herrn." Ihre Mahnworte waren in Wirklichkeit ein Gebet und ein Segen.

"Ich bete ernstlich, dass das Werk, das wir zu dieser Zeit tun, tiefen, andauernden Eindruck auf Herz, Gemüt und Seele machen werde. Schwierigkeiten werden zunehmen, aber lasst uns als solche, die an Gott glauben, einander ermutigen. Lasst uns die Regel und Richtschnur nicht niedriger setzen, sondern sie hoch und erhaben behalten und zu ihm aufblicken, welcher der Anfänger und Vollender unsers Glaubens ist. Wenn ich in der Nacht nicht schlafen kann, so erhebe ich mein Herz im Gebet zu Gott, und er stärkt mich und gibt mir die Versicherung, dass er im heimatlichen Felde und auch in entfernten Ländern mit seinen ihm dienenden Knechten ist. Ich werde ermutigt und gesegnet, indem ich erkenne, dass der Gott Israels sein Volk immer noch leitet, und dass er bis zum Ende fortfahren wird, mit demselben zu sein.

"Ich bin angewiesen worden, den im Predigtamte dienenden Brüdern zu sagen: Lasst die Botschaften, die von euren Lippen kommen, mit der Kraft des Geistes Gottes angefüllt sein. Wenn es jemals eine Zeit gab, zu welcher wir der besonderen Führung des Heiligen Geistes bedürfen, so ist es jetzt. Wir bedürfen einer gründlichen Weihe. Es ist völlig an der Zeit, dass wir der Welt eine Bekundung der Kraft Gottes in unserm eigenen Leben und auch in unserm Dienste geben.

"Der Herr wünscht, dass das Werk der Verkündigung der Dritten Engelsbotschaft mit zunehmender Wirksamkeit und Kraft vorangehe. Wie er in allen Zeitaltern gewirkt hat, um seinem Volke Siege zu geben, so verlangt ihn in diesem Zeitalter danach, seine Ziele und Zwecke, die er mit seiner Gemeinde vorhat, zum triumphierenden Abschluss zu bringen. Er gebietet seinen gläubigen Heiligen, vereint Glauben zu verstärkter Versicherung und Zuversicht zu der Wahrheit und Gerechtigkeit seines Werkes zu schreiten.

"Wir sollen fest wie ein Fels zu den Prinzipien des Wortes Gottes stehen und bedenken, dass Gott mit uns ist, um uns Kraft zu geben, jeder neuen Erfahrung zu begegnen. Lasst uns immer in unserm Leben die Grundsätze der Gerechtigkeit aufrecht erhalten, auf dass wir im Namen des Herrn von Kraft zu Kraft vorwärts gehen können. Wir sollen den Glauben, der durch die Belehrung und Billigung des Geistes Gottes von unserer ersten Erfahrung an bis auf die jetzige Zeit bekräftigt worden ist, als heilig ansehen. Wir sollen das Werk, welches der Herr durch sein die Gebote haltendes Volk gefördert hat, und welches durch seine Gnadenkraft im Laufe der Zeit immer stärker und wirksamer werden wird, als ein köstliches schätzen und hegen. Der Feind versucht die Unterscheidungsgabe des Volkes Gottes zu umwölken und ihre Fähigkeit und Wirksamkeit zu schwächen; aber wenn sie arbeiten wollen, wie der Geist Gottes führen wird, so wird er ihnen die Türen der Gelegenheit öffnen, wiederum zu bauen, was lange wüste gelegen ist. Ihre Erfahrung wir beständig wachen, bis der Herrn in Kraft und großer Herrlichkeit vom Himmel herabkommen wird, um sein Siegel endlichen Triumphes auf seine Getreuen zu setzen.

"Das vor uns liegende Werk ist ein Werk, das eine jegliche Kraft des menschlichen Wesens anspannen wird. Es wird die Ausübung starken Glaubens und beständiger Wachsamkeit erfordern. Zu Zeiten werden die Schwierigkeiten, denen wir begegnen werden, beinahe entmutigend sein. Die Größe der Aufgabe wird uns erschrecken. Und dennoch werden seine Knechte mit der Hilfe Gottes endlich triumphieren. ‚Darum,' meine Brüder, ‚bitte ich, dass ihr nicht müde werdet' wegen der prüfungsreichen Erfahrungen, die vor euch sind. Jesus wird mit euch hergehen und euch den Weg bereiten; und er wird euer Helfer in allen Nöten und Bedrängnissen sein.

"Derhalben beuge ich meine Kniee vor dem Vater unsers Herrn Jesu Christi, der der rechte Vater ist über alles, was da Kinder heißet im Himmel und auf Erden, dass er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, stark zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen, dass Christus wohne durch den Glauben in euren Herzen, und ihr durch die Liebe eingewurzelt und gegründet werdet, auf dass ihr begreifen möget mit allen Heiligen, welches da sei die Breite und die Länge und die Tiefe und die Höhe; auch erkennen die Liebe Christi, die doch alle Erkenntnis übertrifft, auf dass ihr erfüllet werdet mit allerlei Gottesfülle.

"‚Dem aber, der überschwenglich tun kann über alles, das wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die da in uns wirket, dem sei Ehre in der Gemeine, die in Christo Jesu ist, zu aller Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.'"9