Auf den Spuren des großen Arztes

Kapitel 12

Hilfe für Arbeitslose und Obdachlose

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Es gibt großherzige Männer und Frauen, die engagiert die Lage der Armen zu verbessern suchen. Wie den Arbeits- und Obdachlosen geholfen werden kann, ein geregeltes Leben zu führen, wie Gott es für alle Menschen vorgesehen hat, das ist eine Frage, um deren Beantwortung sich viele ernsthaft bemühen. Es gibt jedoch nicht viele -- selbst unter Lehrern und Politikern --, die die Ursachen für den gegenwärtigen Zustand der Gesellschaft durchschauen. Die politischen Machthaber sind nicht in der Lage, die Probleme der um sich greifenden Armut sowie der ansteigenden Kriminalität zu lösen. Sie mühen sich zudem vergeblich, die Wirtschaft auf eine sicherere Grundlage zu stellen.

Wenn die Menschen die Lehren des Wortes Gottes mehr beachten würden, fänden sie eine Lösung dieser Probleme, die sie so verwirren. Hinsichtlich der Arbeitslosigkeit und der Hilfe für die Armen könnten wir viel aus dem Alten Testament lernen.

Gottes Plan für Israel

In Gottes Plan für Israel hatte jede Familie ein Heim auf dem Land mit genügend Ackerfläche zur Bewirtschaftung. Hier gab es weder Bevorzugung noch Benachteiligung. Jede Familie konnte ein selbstunterhaltendes Leben führen. Kein menschlicher Plan hat jemals diesen Plan übertreffen können. Vielmehr sind die heutige Armut und Verwahrlosung zu einem großen Teil eine Folge der Abwendung der Welt von Gottes Plan.

Bei der Landnahme Israels in Kanaan wurde die Ackerfläche unter das ganze Volk aufgeteilt; nur die Leviten als Diener des Heiligtums wurden von der gleichmäßigen Verteilung ausgenommen. Die Stämme wurden nach Familien gezählt, und jeder Familie wurde gemäß ihrer Größe ein Erbteil zugemessen.

Obwohl man über sein Besitztum vorübergehend frei verfügen konnte, konnte man das Erbe seiner Kinder doch nicht auf Dauer verspielen. Wenn man sein Land wieder zurückkaufen wollte, so war das zu jeder Zeit möglich. Schulden wurden alle sieben Jahre erlassen, und in jedem fünfzigsten Jahr -- auch Erlaßjahr genannt -- fiel alles Grundeigentum wieder an den ursprünglichen Besitzer zurück.

"Darum sollt ihr das Land nicht verkaufen für immer", lautete die Anweisung des Herrn, "denn das Land ist mein, und ihr seid Fremdlinge und Beisassen bei mir. Und bei all eurem Grundbesitz sollt ihr für das Land die Einlösung gewähren. Wenn dein Bruder verarmt und etwas von seiner Habe verkauft, so soll sein nächster Verwandter kommen und einlösen, was sein Bruder verkauft hat. Wenn aber jemand ... so viel aufbringen kann, um es einzulösen, so soll er ... wieder zu seiner Habe kommen. Kann er aber nicht so viel aufbringen, um es ihm zurückzuzahlen, so soll, was er verkauft hat, in der Hand des Käufers bleiben bis zum Erlaßjahr." 3.Mose 25,23-28.

"Und ihr sollt das fünfzigste Jahr heiligen und sollt eine Freilassung ausrufen im Lande für alle, die darin wohnen; es soll ein Erlaßjahr für euch sein. Da soll ein jeder bei euch wieder zu seiner Habe und zu seiner Sippe kommen." 3.Mose 25,10.

Auf diese Weise war der Besitz jeder Familie abgesichert und Vorkehrung getroffen gegen die Entstehung der Extreme des Überflusses und des Mangels.

Ausbildung zu handwerklicher Arbeit

In Israel wurde das Erlernen eines Handwerks als eine Pflicht betrachtet. Jeder Vater sollte seine Söhne in einem nützlichen Handwerk unterrichten. Selbst die führenden Männer in Israel mußten in der Lage sein, ein Handwerk auszuüben.

Auch für jede Frau war es selbstverständlich, die Pflichten der Haushaltsführung zu kennen. Tüchtigkeit in diesen Dingen galt selbst bei Frauen aus den oberen Gesellschaftsschichten als ehrenvoll. In den Prophetenschulen wurde ebenfalls eine Reihe von Handwerksberufen gelehrt, und viele Schüler verdienten sich ihren Lebensunterhalt durch handwerkliche Arbeit.

Vorkehrungen für die Armen

Diese Regelungen konnten jedoch die Armut nicht völlig beseitigen. Es war auch nicht Gottes Absicht, daß Armut völlig verschwinden sollte; sie ist nämlich eines seiner Mittel zur Charakterentwicklung.

Er sagt: "Es werden allezeit Arme sein im Lande; darum gebiete ich dir und sage, daß du deine Hand auftust deinem Bruder, der bedrängt und arm ist in deinem Lande." 5.Mose 15,11. "Wenn einer deiner Brüder arm ist in irgendeiner Stadt in deinem Lande, das der Herr, dein Gott, dir geben wird, so sollst du dein Herz nicht verhärten und deine Hand nicht zuhalten gegenüber deinem armen Bruder, sondern sollst sie ihm auftun und ihm leihen, soviel er Mangel hat." 5.Mose 15,7.8.

"Wenn dein Bruder neben dir verarmt und nicht mehr bestehen kann, so sollst du dich seiner annehmen wie eines Fremdlings oder Beisassen, daß er neben dir leben könne." 3.Mose 25,35.

"Wenn du dein Land aberntest, sollst du nicht alles bis an die Ecken deines Feldes abschneiden." 3.Mose 19,9.

"Wenn du auf deinem Acker geerntet und eine Garbe vergessen hast auf dem Acker, so sollst du nicht umkehren, sie zu holen ... Wenn du deine Ölbäume geschüttelt hast, so sollst du nicht nachschütteln; ... Wenn du deinen Weinberg abgelesen hast, so sollst du nicht nachlesen; es soll dem Fremdling, der Waise und der Witwe zufallen." 5.Mose 24,19-21.

Niemand brauchte zu befürchten, seine Freigebigkeit bringe ihm Not. Gehorsam gegenüber Gottes Geboten sollte gewiß wirtschaftliches Gedeihen nach sich ziehen: "Denn dafür wird dich der Herr, dein Gott, segnen in allen deinen Werken und in allem, was du unternimmst." 5.Mose 15,10. "Dann wirst du vielen Völkern leihen, doch du wirst von niemand borgen; du wirst über viele Völker herrschen, doch über dich wird niemand herrschen." 5.Mose 15,6.

Grundsätze des Geschäftslebens

Das Wort Gottes heißt keine Vorgehensweise gut, bei der sich eine Bevölkerungsgruppe durch die Unterdrückung und das Leiden einer anderen bereichert. Für alle unsere geschäftlichen Transaktionen lehrt es uns vielmehr, uns in die Lage derjenigen zu versetzen, mit denen wir es gerade zu tun haben, also nicht nur unsere eigenen Interessen wahrzunehmen, sondern auch die der andern.

Wer aus dem Mißgeschick anderer für sich Vorteile zieht, oder wer darauf aus ist, sich durch die Schwäche oder Unfähigkeit eines anderen Gewinn zu verschaffen, verletzt sowohl die Grundsätze als auch die Gebote des Wortes Gottes.

"Du sollst das Recht des Fremdlings und der Waise nicht beugen und sollst der Witwe nicht das Kleid zum Pfand nehmen." 5.Mose 24,17.

"Wenn du deinem Nächsten irgend etwas borgst, so sollst du nicht in sein Haus gehen und ihm ein Pfand nehmen, sondern du sollst draußen stehen, und er, dem du borgst, soll sein Pfand zu dir herausbringen. Ist er aber bedürftig, so sollst du dich nicht schlafen legen mit seinem Pfand." 5.Mose 24,10-12.

"Wenn du den Mantel deines Nächsten zum Pfande nimmst, sollst du ihn wiedergeben, ehe die Sonne untergeht, denn sein Mantel ist seine einzige Decke ...; worin soll er sonst schlafen? Wird er aber zu mir schreien, so werde ich ihn erhören; denn ich bin gnädig." 2.Mose 22,26.

"Wenn du nun deinem Nachbarn etwas verkaufst oder ihm etwas abkaufst, soll keiner seinen Bruder übervorteilen." 3.Mose 25,14.

"Ihr sollt nicht unrecht handeln im Gericht, mit der Elle, mit Gewicht, mit Maß." 3.Mose 19,35.

"Du sollst nicht zweierlei Gewicht, groß und klein, in deinem Beutel haben, und in deinem Hause soll nicht zweierlei Maß, groß und klein, sein." 5.Mose 25,13.14.

"Rechte Waage, rechtes Gewicht, rechter Scheffel und rechtes Maß sollen bei euch sein." 3.Mose 19,36.

"Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der etwas von dir borgen will." Matthäus 5,42.

"Der Gottlose muß borgen und bezahlt nicht, aber der Gerechte ist barmherzig und kann geben." Psalm 37,21.

"Gib Rat, schaffe Recht, mache deinen Schatten des Mittags wie die Nacht; verbirg die Verjagten und verrate die Flüchtigen nicht! Laß Moabs Verjagte bei dir herbergen, sei du für Moab eine Zuflucht vor dem Verwüster!" Jesaja 16,3.4.

Der Lebensplan, den Gott Israel gab, war als eine Zielvorgabe für die ganze Menschheit vorgesehen. Wenn diese Prinzipien auch heute angewandt würden, wie ganz anders sähe es dann auf dieser Welt aus!

Innerhalb der weiten Grenzen der Natur gibt es durchaus noch genügend Raum, den Leidenden und Bedürftigen eine Wohnung zu geben. Die Natur hält außerdem genügend Nahrungsmittel bereit, um alle zu sättigen. Und der Bergbau fördert Segnungen für alle zutage, die mutig, willensstark und ausdauernd genug sind, diese Bodenschätze heraufzubringen.

Die Landwirtschaft, die Beschäftigung, zu der Gott die Menschen in Eden bestimmt hat, eröffnet ein Arbeitsfeld, das vielen Gelegenheit gibt, ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

"Hoffe auf den Herrn und tu Gutes, bleibe im Lande und nähre dich redlich." Psalm 37,3.

Tausende, ja Zehntausende könnten in der Landwirtschaft tätig sein, die jetzt auf engstem Raum in den Städten hausen und auf Gelegenheitsjobs warten. In vielen Fällen wird dieser geringe Verdienst zudem nicht für Brot ausgegeben, sondern landet in der Kasse des Spirituosenladens. So werden Seele und Körper ruiniert.

Viele sehen Arbeit als eine Plackerei an und versuchen deshalb, ihren Lebensunterhalt lieber mit krummen Geschäften als mit ehrlicher Anstrengung zu verdienen. Dieser Wunsch, zu leben, ohne zu arbeiten, öffnet das Tor zu Elend, Laster und Verbrechen fast grenzenlos weit.

Die Armenviertel der Großstädte

In unseren Großstädten leben viele Menschen, die weniger Fürsorge und Rücksichtnahme erfahren als unsere vierbeinigen Hausgenossen. Denken wir an die Familien, die in elenden Behausungen -- vielfach in dunklen Kellern, die von Feuchtigkeit triefen und von Schmutz starren -- zusammengepfercht leben müssen. An solch elenden Plätzen werden Kinder geboren, wachsen auf und sterben. Von den Naturschönheiten, die Gott geschaffen hat, um die Sinne zu erfreuen und die Seele zu erheben, nehmen sie kaum etwas wahr. Unzureichend bekleidet und halb verhungert, leben sie inmitten von Verbrechen und Verderben; ihr Charakter wird vom Elend und der Sünde geprägt, die sie umgeben.

Den Namen Gottes lernen sie nur in respektloser Weise kennen. Sie bekommen laufend übles Geschwätz, Verwünschungen und Beschimpfungen zu hören. Der Gestank von Alkoholika und Tabak, andere widerliche Gerüche und moralische Verwahrlosung verderben ihre Sinne. Damit wird in vielen die Grundlage geschaffen, kriminell zu werden, zu Feinden der Gesellschaft, die sie diesem Elend und dieser Erniedrigung überlassen hat.

Doch nicht alle Armen in solchen Stadtvierteln zählen zu dieser Gruppe. Gottesfürchtige Männer und Frauen geraten aufgrund von Krankheit oder Unglück in schlimmste Armut, oft infolge der unaufrichtigen Machenschaften jener, die vom Betrug an ihren Mitmenschen leben. Viele Aufrichtige und Gutmütige verarmen, weil ihnen eine solide handwerkliche Ausbildung fehlt. In ihrer Unwissenheit sind sie nicht in der Lage, gegen die Schwierigkeiten, die das Leben mit sich bringt anzukämpfen. Sie kommen in die Städte, können dort aber oft keine Anstellung finden. Um sich herum sehen und hören sie nur das Laster und sind üblen Versuchungen ausgesetzt. Mit lasterhaften und heruntergekommenen Menschen zusammengepfercht und ihnen oft auch sozial gleichgestellt, gelingt es nur durch fast übermenschliche Anstrengungen und eine ebensolche Kraft, sie vor dem Versinken in denselben Tiefen zu bewahren. Viele bleiben unbeirrbar anständig, wählen lieber das Leid, als daß sie sündigten. Diese Menschengruppe benötigt vor allem unsere Hilfe, Mitgefühl und Ermutigung.

Wenn diese Armen, die nun in den Städten zusammengedrängt werden, Heime auf dem Lande finden könnten, wären sie nicht nur imstande, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, sondern auch Gesundheit und Glück zu finden -- das sie nun kaum noch kennen. Harte Arbeit, einfache Nahrung, strenge Sparsamkeit und oft auch Schwierigkeiten und Entbehrungen würden hier zwar ihr Leben bestimmen. Aber wie sehr wären sie damit gesegnet, wenn sie die Stadt mit ihren Verlockungen zum Bösen, ihrer Rastlosigkeit und Kriminalität, ihrer Armut und Verwahrlosung verlassen und statt dessen auf dem Lande wohnen könnten, wo das Leben meist ruhig, friedlich und in geordneten Bahnen verläuft.

Vielen Stadtbewohnern, die keinen Fußbreit Grünland besitzen, deren Blicke jahrein, jahraus nur auf schmutzige Hinterhöfe und enge Gassen, auf Beton- und Steinmauern gerichtet sind und die in einen staub- und rauchverhangenen Himmel schauen, würden es fast wie paradiesisch empfinden, wenn sie wieder in einem ländlichen Gebiet leben könnten, wo sie von grünen Feldern, Wäldern, Hügeln und Bächen, einem klaren Himmel und frischer, reiner Luft umgeben wären.

Größtenteils von schlechter Gesellschaft und aus der Abhängigkeit von Menschen befreit und von den gesundheitsschädlichen Lebensgewohnheiten und aller Hektik entfernt, würden sie dann wieder mehr die Schönheiten der Schöpfung wahrnehmen. Hier würden sie wieder die Gegenwart Gottes und ihre Abhängigkeit von ihm erkennen. Durch die Natur würde seine Stimme zu ihren Herzen reden von seinem Frieden und seiner Liebe, und Geist, Seele und Körper wären hier für diese heilsame, lebenspendende Macht empfänglich.

Sehr viele benötigen, bevor sie sich selbst um ihren Lebensunterhalt kümmern können, zunächst Beistand, Ermutigung und Anleitung. Es gibt zahllose Familien, für die es der wichtigste missionarische Dienst wäre, ihnen bei der Ansiedlung auf dem Lande zu helfen und ihnen zu zeigen, wie sie in der Landwirtschaft ihren Lebensunterhalt verdienen können.

Die Notwendigkeit solcher Hilfe und Anleitung ist aber nicht nur auf Städter begrenzt; auch auf dem Lande sind -- trotz all der hiesigen Möglichkeiten zu einem besseren Leben -- unzählige Arme in großen Schwierigkeiten. Ganzen dörflichen Gemeinden fehlt es an handwerklichen und gesundheitsberuflichen Ausbildungseinrichtungen. Familien leben in Hütten mit mangelhafter Einrichtung, ohne ausreichende Bekleidung, ohne geeignetes Werkzeug, ohne Bücher, ohne jede Annehmlichkeit oder Behaglichkeit und ohne geeignete Bildungsmöglichkeiten. Gedanklich abgestumpfte Seelen sowie geschwächte und kränkliche Körper offenbaren die Auswirkungen schlechten Erbgutes und falscher Lebensgewohnheiten. Diese Menschen müssen von Grund auf ausgebildet werden. Sie haben bisher ein hilfloses, unproduktives und verwahrlostes Leben geführt und müssen deshalb erst zu guten Gewohnheiten erzogen werden.

Wie kann man sie zu der Einsicht führen, daß es nötig ist, ihre Lebensweise zu verbessern? Wie hilft man ihnen, ein höheres Lebensideal anzustreben? Wie kann man ihnen zu einer besseren Lebensqualität verhelfen? Was kann dort getan werden, wo Armut regiert und man ihr auf Schritt und Tritt begegnet? Diese Aufgabe ist sicher schwierig. Die notwendige Lebensreform wird nie gelingen, es sei denn, Männer und Frauen werden dabei von einer Macht unterstützt, die von außen kommt. Es ist Gottes Absicht, daß die Reichen und die Armen durch Mitgefühl und Hilfsbereitschaft miteinander verbunden werden. Wer also Mittel, Begabungen und Fähigkeiten hat, sollte diese Möglichkeiten zum Segen seiner Mitmenschen einsetzen.

Christliche Landwirte können echte Missionsarbeit leisten, indem sie Armen dabei helfen, Heime auf dem Lande zu finden, und ihnen die notwendigen Kenntnisse der Landbewirtschaftung vermitteln. Lehrt sie die Geräte richtig einzusetzen, die verschiedenen Getreidearten anzupflanzen und Obstplantagen anzulegen und zu pflegen.

Viele Landwirte erzielen keine angemessenen Erträge, weil ihnen die entsprechenden Kenntnisse fehlen. Sie pflegen ihre Obstplantagen nicht richtig, das Getreide wird nicht rechtzeitig eingebracht, und auch um eine gute Bodenqualität bemüht man sich nur halbherzig. Sie führen ihren Mißerfolg einfach auf eine zu geringe Fruchtbarkeit des Bodens zurück. Man verkennt die Güte des Bodens, wenn man landwirtschaftliche Flächen geringschätzt, die bei kundiger Bearbeitung reichen Ertrag brächten. Die beschränkten Arbeitspläne, die geringe investierte Kraft und die unzureichende Kenntnis der besten Methoden rufen laut nach einer Reform.

Alle Lernwilligen sollten deshalb in zeitgemäßen Landbaumethoden unterrichtet werden. Laßt denjenigen, die sich nur schwer an neue Methoden gewöhnen, die Instruktionen indirekt zukommen. Bebaut euer eigenes Land entsprechend diesen Kenntnissen vorbildlich. Laßt dann, wenn möglich, ein paar Worte gegenüber eurem Nachbarn fallen, und im übrigen möge der Ernte-Erfolg selbst für die richtigen Methoden sprechen. Demonstriert also, was aus dem Boden werden kann, wenn er richtig bearbeitet wird.

Auch der Einrichtung verschiedener Handwerksbetriebe sollte Aufmerksamkeit gewidmet werden, so daß arme Familien Arbeit finden können. Tischler und Schlosser, ja, jeder, der irgendeine nützliche Arbeit tun kann, sollte sich dafür verantwortlich fühlen, die Ungelernten und Arbeitslosen auszubilden und zu unterstützen.

Der Dienst an den Armen bildet ein breites Tätigkeitsfeld für Frauen wie Männer. Der tüchtige Koch, die Haushälterin, die Näherin, die Krankenschwester -- ihrer aller Hilfe wird gebraucht. Den Mitgliedern armer Familien soll beigebracht werden, wie man kocht, wie man Kleidung selbst schneidert und instand hält, Kranke versorgt und den Haushalt richtig führt. Und alle heranwachsenden Jungen und Mädchen sollten sorgfältig in einem nützlichen Beruf ausgebildet werden.

Missionarische Familien

Wir brauchen missionarische Familien, die sich an Orten niederlassen, wo Fachleute fehlen. Landwirte, Geschäftsleute, Bauhandwerker -- ja, alle, die in den verschiedenen Fachgebieten und Handwerksberufen geschickt sind, sollen in noch unversorgte Gebiete gehen, um dort die Landwirtschaft zu verbessern, Dienstleistungsunternehmen oder Handwerksbetriebe zu gründen, bescheidene Heime für sich selbst einzurichten und ihren Nachbarn zu helfen.

Auch die eher unwirtlichen Wildnisgebiete hat Gott durch ihre natürliche Schönheit anziehend gemacht. Dies ist das Werk, zu dem auch wir berufen sind. Selbst die öden Regionen der Erde, die auf den ersten Blick abschreckend erscheinen, können buchstäblich zu Gottes Garten werden.

"Zu der Zeit werden die Tauben hören die Worte des Buches, und die Augen der Blinden werden aus Dunkel und Finsternis sehen; und die Elenden werden wieder Freude haben am Herrn, und die Ärmsten unter den Menschen werden fröhlich sein in dem Heiligen Israels." Jesaja 29,18.19.

Oft können wir den Armen durch Anleitung in praktischen Dingen am wirksamsten helfen. In aller Regel fehlen denen, die man nicht zur Arbeit angehalten hat, die Leistungsbereitschaft, das Durchhaltevermögen, die Sparsamkeit und der Wille, sich einzuschränken. Sie verstehen nicht, richtig zu wirtschaften. Oft wird aus zu geringem Verantwortungsbewußtsein und Urteilsvermögen das verschwendet, was ihren Familien ein standesgemäßes und behagliches Leben verschaffen könnte, wenn man es verantwortungsvoll und haushälterisch einsetzen würde. "Es ist viel Speise in den Furchen der Armen; aber wo kein Recht ist, da ist Verderben." Sprüche 13,23.

Wir können den Armen helfen -- und ihnen damit schaden, weil wir sie zur Abhängigkeit erziehen. Eine solche Art des Gebens verstärkt einerseits den Egoismus und andererseits die Hilflosigkeit; oft führt sie gar zu Trägheit, Verschwendungssucht und Unmäßigkeit. Niemand, der sich seinen Lebensunterhalt selbst verdienen kann, hat das Recht, auf Kosten anderer zu leben. Der Wahlspruch, "Die menschliche Gesellschaft schuldet mir einen Lebensunterhalt", trägt in sich bereits den Kern von Verschlagenheit, Betrug und Raub. Nichts schuldet die menschliche Gesellschaft jemandem, der arbeiten und seinen Lebensunterhalt selbst verdienen kann.

Wahre Nächstenliebe hilft Menschen zur Selbsthilfe. Wenn jemand an unserer Tür um Nahrung bittet, sollten wir ihn nicht hungrig wegschicken; seine Armut kann von einem Unglück herrühren. Aber wahre Wohltätigkeit bedeutet mehr, als nur zu schenken; sie bedeutet ein echtes Interesse am Wohlergehen des anderen. Wir sollten versuchen, die Bedürfnisse der Armen und Verzweifelten zu verstehen, und ihnen die Hilfe zu leisten, die ihnen am meisten nützt. Sich gedanklich, zeitlich und persönlich einzusetzen kostet weit mehr, als jemandem einfach ein Geldstück in die Hand zu drücken; aber es ist aufrichtigste Nächstenliebe.

Diejenigen, die verstanden haben, daß man nur für seinen eigenen Einsatz bezahlt wird, werden auch bereitwilliger lernen, das meiste daraus zu machen. Und indem sie lernen, auf sich selbst gestellt zu sein, erwerben sie nicht nur das, was sie zur Eigenständigkeit befähigt, sondern auch das, was ihnen die Hilfeleistung für andere ermöglicht. Vermittelt denen die Wichtigkeit der alltäglichen Pflichten, die ihre Möglichkeiten ungenutzt lassen. Zeigt ihnen, daß der biblische Glaube Menschen niemals zu Müßiggängern macht. Christus forderte immer zu Fleiß auf. "Was steht ihr den ganzen Tag müßig da?" sagte er zu den faulen Arbeitern. Matthäus 20,6. "Wir müssen die Werke ... wirken, ... solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann." Johannes 9,4.

Es ist das Vorrecht aller, mit ihrem Familienleben, ihren Gewohnheiten, Praktiken und Lebensregeln vor den Menschen Zeugnis davon abzulegen, was das Evangelium an denen bewirken kann, die ihm gehorchen. Christus kam in unsere Welt, um uns ein Vorbild dafür zu geben, was aus uns werden kann. Er erwartet deshalb von seinen Nachfolgern, daß sie ihrerseits in jeder Hinsicht Vorbilder für eine richtige Lebensweise sind. Er möchte, daß an den äußeren Dingen die göttliche Prägung sichtbar wird.

Unsere Heime und unsere sonstigen Einflußbereiche sollten Lehrbeispiele sein und Wege zur Verbesserung aufzeigen, so daß Arbeitseifer, Sauberkeit, guter Geschmack und feines Benehmen an die Stelle von Faulheit, Unsauberkeit, Rohheit und Unordnung treten. Mit unserem vorbildlichen Leben können wir anderen zur Wahrnehmung dessen verhelfen, was an ihrem Charakter oder in ihrem Umfeld abstößt, und mit christlicher Höflichkeit zu Verbesserungen ermuntern. Wenn wir Interesse für sie zeigen, werden wir auch Gelegenheit finden, sie zu lehren, wie sie ihre Kräfte am besten einsetzen können.

Hoffnung und Mut haben und geben

Ohne Mut und Beharrlichkeit können wir nichts zustande bringen. Gebt also den Armen und Entmutigten Worte der Hoffnung und Ermutigung. Stellt nötigenfalls eure Anteilnahme ganz praktisch unter Beweis, indem ihr ihnen helft, wenn sie in Schwierigkeiten kommen.

Diejenigen, die zu ihrer Entwicklung beste Voraussetzungen gehabt haben, sollten daran denken, daß sie selbst auch nicht in allem perfekt sind und daß es auch ihnen wehtut, wenn man ihre Fehler offenlegt und ihnen vorhält, wie weit sie noch vom Ideal der Vollkommenheit entfernt sind. Bedenkt, daß Freundlichkeit mehr zuwege bringt als Kritik. Wenn du andere anzuleiten suchst, dann laß sie erkennen, daß du ihnen zum höchstmöglichen Niveau verhelfen möchtest. Wenn das in einigen Punkten mißlingt, dann verurteile sie nicht vorschnell.

Einfachheit, die Bereitschaft zu Verzicht und Sparsamkeit, Lektionen, die zu lernen für die Armen so notwendig ist, erscheinen ihnen oft schwierig und unwillkommen. Das Beispiel und der Geist der Welt erregen und fördern beständig Stolz, den Wunsch, im Mittelpunkt zu stehen, Zügellosigkeit, Verschwendung und Trägheit. Diese Übel stürzen Tausende in Armut und hindern viele weitere Tausende daran, sich aus Erniedrigung und Elend zu erheben. Christen sollten die Armen dazu ermutigen, diesen Einflüssen zu widerstehen.

Jesus kam in Demut auf diese Welt; er stammte aus einer niedrigen gesellschaftlichen Schicht. Die Majestät des Himmels, der König der Herrlichkeit, der Herrscher über alle Engelscharen demütigte sich so weit, das Menschsein anzunehmen, und wählte noch dazu ein Leben in Armut und Erniedrigung. Er verfügte nicht über Möglichkeiten, die die Armen nicht auch hätten. Armut, Mühsal und Entbehrung gehörten zu seiner Alltagserfahrung. "Die Füchse haben Gruben", sagte er, "und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege." Lukas 9,58.

Jesus suchte nicht die Bewunderung oder den Beifall der Menschen. Er befehligte keine Armee; er regierte kein weltliches Reich. Er bemühte sich nicht um das Wohlwollen der Reichen und Angesehenen dieser Welt. Er beanspruchte keinen Platz unter den Führern des Landes. Er wohnte vielmehr unter den Niedrigen; er hielt sich nicht an die unnatürliche Einteilung gesellschaftlicher Schichten. Entsprechend ignorierte er die Aristokratien der Geburt, des Reichtums, der Begabung, der Bildung und des beruflichen Ranges.

Er war der Königssohn des Himmels und wählte seine Jünger gleichwohl nicht aus den Rechtsgelehrten, Herrschern, Schriftgelehrten oder Pharisäern aus. An diesen ging er vorbei, weil sie sich mit ihrer Klugheit und ihrer gesellschaftlichen Stellung brüsteten. Sie waren ganz von ihren Traditionen und abergläubischen Vorstellungen eingenommen. Er, der in allen Herzen lesen konnte, wählte sich einfache Fischer, die sich etwas lehren ließen. Er aß mit den Zöllnern und Sündern und mischte sich unter das einfache Volk, aber nicht, um mit ihnen niedrig und irdisch gesinnt zu werden, sondern um ihnen durch Lehre und Vorbild die richtigen Grundsätze aufzuzeigen und sie aus ihrer Weltlichkeit und Erniedrigung emporzuheben.

Jesus war stets bestrebt, den falschen Maßstab zur Beurteilung des Wertes eines Menschen zu korrigieren. Deshalb wählte er seinen Platz bei den Armen, um der Armut den Makel zu nehmen, mit dem die Welt sie belegt hatte. Er hat sie für immer von der Verachtung befreit, indem er die Armen, die Erben des göttlichen Königreichs, segnete. Er zeigt uns den Weg, den er ging, und sagt: "Wer mir folgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach." Lukas 9,23.

Christliche Missionare sollen die Menschen dort treffen, wo diese sind, und sie unterrichten, nicht in Stolz, sondern in Charakterentwicklung. Erzählt ihnen, wie Christus tätig war und dabei seine eigenen Interessen zurückstellte. Unterstützt sie dabei, von ihm Verzicht und Hingabe zu lernen. Lehrt sie, sich davor zu hüten, um jeden Preis die vorherrschende Mode der Selbstverwirklichung zu übernehmen. Das Leben ist zu wertvoll und hat zu viele ernste, feierliche Verantwortlichkeiten, als daß man es nur mit der Befriedigung eigener Wünsche verschwenden dürfte.

Das Beste des Lebens

Noch haben Männer und Frauen kaum damit begonnen, den wahren Zweck des Lebens zu begreifen. Sie werden von Glanz und Glamour angezogen; sie streben nach hohen gesellschaftlichen Positionen. Dem werden die wahren Lebensziele geopfert. Die besten Dinge des Lebens -- Einfachheit, Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit, Reinheit und Redlichkeit -- können nicht gekauft oder verkauft werden. Sie sind für die Ungebildeten ebenso frei erhältlich wie für die Gebildeten, für den einfachen Arbeiter ebenso wie für den hochgeachteten Staatsmann.

Gott hält für jeden eine Freude bereit, die von Reichen und Armen gleichermaßen empfunden werden kann -- die Freude der Entwicklung einer sauberen Gedankenwelt und selbstlosen Handelns, die Freude, die aus der Äußerung mitfühlender Worte und aus Taten der Freundlichkeit erwächst. Wer so dient, spiegelt Jesu Licht wider und erhellt damit Menschenleben, die von vielen Schatten verdunkelt werden.

Wenn du den Bedürftigen in praktischen Dingen hilfst, dann behalte stets auch ihre geistlichen Bedürfnisse im Blick. Laß dein eigenes Leben die bewahrende Kraft des Heilands bezeugen. Laß deinen Charakter den hohen Maßstäben genügen, denen alle genügen können. Lehre das Evangelium in einfachen und anschaulichen Lektionen. Laß alles, womit du zu tun hast, eine Lehrstunde in Charakterbildung sein.

Selbst in primitivster Umgebung bei alltäglicher Arbeit können auch die allerschwächsten und allereinfachsten Arbeiter mit Gott zusammenarbeiten und den Trost seiner Gegenwart und helfenden Gnade spüren. Sie sollen sich nicht mit aufreibenden und unnötigen Sorgen verschleißen. Laßt sie einen Tag nach dem anderen arbeiten und treulich die Aufgabe erfüllen, die ihnen Gottes Vorsehung bestimmt, dann wird Er für sie sorgen. Sagt er doch folgendes: "Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen laßt eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden! Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus." Philipper 4,6.7.

Des Herrn Fürsorge erstreckt sich auf alle seine Geschöpfe. Er liebt sie alle und macht keine Unterschiede, bis auf den, daß er das tiefste Mitgefühl für die empfindet, die die schwersten Bürden des Lebens zu tragen haben. Kinder Gottes müssen Prüfungen und Schwierigkeiten aushalten. Aber sie sollten ihr Los in freudiger Gesinnung annehmen, im festen Vertrauen darauf, daß für alles, was die Welt ihnen nicht gibt, Gott selbst sie auf wunderbare Weise entschädigen wird.

Gerade dann, wenn wir in Schwierigkeiten geraten, erweist er seine Macht und Weisheit beim Erhören einfacher Gebete. Vertraut ihm als einem Gebete hörenden und erhörenden Gott. Er wird sich euch als jemand offenbaren, der in jeder Notlage helfen kann. Er, der den Menschen erschuf und mit wunderbaren körperlichen, geistigen und geistlichen Fähigkeiten ausstattete, wird euch das nicht vorenthalten, was zur Erhaltung des Lebens notwendig ist. Er, der uns sein Wort gegeben hat -- die Blätter vom Baum des Lebens --, wird uns nicht das Wissen darüber vorenthalten, wie für seine bedürftigen Kinder Nahrung beschafft werden kann.

Wie kann Weisheit von jemandem erlangt werden, der nur den Pflug hält und die Ochsen antreibt? Indem er sie wie Silber sucht und nach ihr wie nach einem verborgenen Schatz forscht. "So unterwies ihn sein Gott und lehrte ihn, wie es recht sei." Jesaja 28,26.

"Auch das kommt her vom Herrn Zebaoth; sein Rat ist wunderbar, und er führt es herrlich hinaus." Jesaja 28,29.

Er, der Adam und Eva in Eden lehrte, wie sie den Garten bebauen sollten, will die Menschen auch heute anleiten. So gibt er auch demjenigen Weisheit, der den Pflug führt und die Saat aussät. Denen, die ihm vertrauen und gehorchen, wird Gott Wege eröffnen, die sie voranbringen. Sie sollen mutig vorwärtsgehen und ihm dabei vertrauen, daß er ihre Bedürfnisse in seiner reichen Güte stillen wird.

Er, der Tausende mit fünf Broten und zwei kleinen Fischen sättigte, kann uns auch heute den Ertrag unserer Arbeit geben. Den galiläischen Fischern sagte er: "Werft eure Netze zum Fang aus!" Lukas 5,4. Als sie gehorchten, füllte er ihre Netze bis zum Zerreißen. Er möchte, daß sein Volk darin ein Versprechen dessen erkennt, was er auch heute noch tun will. Der Gott, der den Kindern Israel in der Wüste Manna vom Himmel gab, lebt und regiert auch heute noch. Er will sein Volk führen und ihm Verständnis und Fähigkeiten für die Aufgabe geben, die zu erfüllen sie berufen sind. Er wird denen Weisheit verleihen, die ihre Pflicht gewissenhaft und verständig erfüllen wollen. Er, dessen Eigentum die Welt ist, ist reich an Schätzen und will jeden segnen, der anderen ein Segen sein will.

Wir müssen nur im Glauben nach oben blicken. Von scheinbaren Fehlschlägen und Verzögerungen dürfen wir uns nicht entmutigen lassen. Wir sollten freudig, hoffnungsvoll und dankbar arbeiten, im Vertrauen darauf, daß die Erde den getreuen Arbeiter ihre reichen Schätze sammeln läßt, reichere Schätze als Gold und Silber. Berge und Hügel unterliegen der Erosion, die Erde veraltet wie ein Kleidungsstück, aber der Segen Gottes, der seinem Volk sogar in der Wüste einen Tisch bereitete, wird niemals enden.