Auf den Spuren des großen Arztes

Kapitel 15

Im Krankenzimmer

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Wer Kranken dient, sollte begriffen haben, wie wichtig eine sorgfältige Beachtung der Gesundheitsgesetze ist. Nirgendwo ist Gehorsam gegenüber diesen Gesetzen wichtiger als im Krankenzimmer. Nirgendwo hängt seitens des Pflegepersonals so viel von der Treue im Kleinen ab, wie hier.

In Fällen schwerer Erkrankung kann schon eine kleine Nachlässigkeit, eine geringfügige Unaufmerksamkeit hinsichtlich der besonderen Bedürfnisse oder Risiken eines Patienten, z. B. das Zeigen von Angst, Aufregung oder Verdrossenheit, ja schon ein Mangel an Sympathie die Waagschalen, die Leben und Tod wägen, in Bewegung setzen und einen Patienten ins Grab bringen, der sonst möglicherweise gesund geworden wäre.

Der Erfolg der Krankenschwester hängt in hohem Maß von ihrer körperlichen Konstitution ab. Je besser ihre Gesundheit ist, desto besser erträgt sie die Anstrengungen der Krankenpflege und desto erfolgreicher kann sie ihre Pflichten erfüllen. Wer für Kranke sorgt, sollte seinen Ernährungsgewohnheiten, seiner Körperpflege, seinem Aufenthalt in frischer Luft und seiner körperlichen Bewegung besondere Aufmerksamkeit widmen. Eine ähnliche Sorgfalt seitens ihrer Familie hilft ihr ebenfalls, die besonderen Belastungen ihres Berufes zu ertragen, und schützt sie vor ansteckenden Krankheiten.

Im Falle einer ernsten Erkrankung, die Tag und Nacht die Pflege einer Krankenschwester erfordert, sollte die Arbeit unter wenigstens zwei tüchtigen Pflegerinnen aufgeteilt werden, so daß jede von beiden Erholungspausen einlegen und sich an frischer Luft körperlich bewegen kann. Dies ist besonders wichtig in Fällen, wo es schwierig ist, viel frische Luft im Krankenzimmer zu gewährleisten. Infolge der Geringschätzung von frischer Luft wird manchmal die Atmung eingeschränkt, was sowohl das Leben des Patienten als auch das der Pflegerin gefährdet.

Bei umfassender Sorgfalt brauchen selbst ansteckende Krankheiten nicht auf andere übertragen zu werden. Beachtet die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen und haltet das Krankenzimmer durch richtige Lüftung von Giftstoffen frei. Unter solchen Bedingungen werden die Kranken viel wahrscheinlicher genesen, und in aller Regel werden weder die Pfleger noch die Familienangehörigen die Krankheit aufschnappen.

Sonnenlicht, gute Lüftung und die richtige Zimmertemperatur

Um dem Patienten die günstigsten Bedingungen für seine Genesung zu schaffen, sollte sein Zimmer groß, hell, freundlich und gut zu lüften sein. Das Zimmer im Haus, das diese Erfordernisse am besten erfüllt, sollte zum Krankenzimmer erwählt werden. Zwar haben viele Häuser keine besonderen Vorkehrungen für eine richtige Durchlüftung, und diese dennoch zu gewährleisten ist manchmal schwierig; trotzdem sollte jede nur mögliche Anstrengung unternommen werden, um das Krankenzimmer so einzurichten, daß es Tag und Nacht von frischer Luft durchströmt werden kann.

Im Krankenzimmer sollte die Temperatur möglichst konstant gehalten werden. Hierzu sollte man auf ein Thermometer achten; denn die Krankenpfleger -- die oft ihres Schlafes beraubt oder nachts geweckt werden, um nach dem Patienten zu sehen -- neigen zum Frösteln und sind deshalb keine guten Ratgeber hinsichtlich einer gesundheitsförderlichen Zimmertemperatur.

Die Ernährung des Patienten

Ein wichtiger Punkt der Pflichten einer Krankenschwester ist die Sorge um die Ernährung des Patienten. Man sollte ihn weder durch eine unzureichende Ernährung leiden lassen oder gar schwächen noch seine reduzierten Verdauungskräfte überanstrengen. Sorgfalt sollte darauf verwendet werden, die Nahrung so zuzubereiten und zu servieren, daß sie wohlschmeckend ist, aber sie muß auch in weiser Überlegung den Bedürfnissen des Patienten sowohl quantitativ als auch qualitativ angepaßt werden. Vor allem in der Phase der Rekonvaleszenz, in der der Appetit schon wieder kräftiger, das Stoffwechselsystem aber noch nicht so belastbar ist, besteht große Gefahr, daß Ernährungsfehler Schaden anrichten.

Die Pflichten der Krankenschwestern und -pfleger

Die Pflegerinnen und Pfleger sowie alle, die im Krankenzimmer zu tun haben, sollten heiter, ruhig und selbstbeherrscht sein. Alle Eile, Aufregung und Hektik sollte vermieden werden.

Die Türen sollten sorgfältig geöffnet und geschlossen werden, und im ganzen Haushalt sollte es ruhig zugehen. Hat der Patient Fieber, ist besondere Sorgfalt vonnöten, wenn die Krisis eintritt und das Fieber anschließend abklingt. Hier ist oftmals ununterbrochene Beobachtung erforderlich. Unwissenheit, Vergeßlichkeit und Rücksichtslosigkeit haben den Tod vieler Patienten verursacht, die überlebt hätten, wenn sie die richtige Betreuung durch sorgfältig überlegendes und urteilendes Pflegepersonal erfahren hätten.

Krankenbesuche

Eine falsch verstandene Freundlichkeit oder Höflichkeit veranlaßt Menschen zu der Annahme, Kranke müßten häufig besucht werden. Wer sehr krank ist, sollte überhaupt nicht besucht werden. Die Aufregung, die mit dem Empfang von Besuchern verbunden ist, schwächt den Patienten in einer Zeit, in der er am dringendsten eine ruhige, ungestörte Erholung braucht.

Für einen Genesenden oder einen chronisch Kranken ist es oft erfreulich und wohltuend, zu erfahren, daß man sich seiner freundlich erinnert; aber diese Versicherung wird, wenn sie sich in einer schriftlichen Sympathiebekundung oder einem kleinen Geschenk erweist, oft hilfreicher sein als ein persönlicher Besuch und kann mit Sicherheit keinen Schaden anrichten.

Die Krankenpflege in Anstalten

In Sanatorien und Kliniken, wo die Pflegekräfte permanent eine große Anzahl Kranker betreuen, erfordert es ein entschiedenes Bemühen, stets nett und heiter zu sein und jedes Wort und jede Handlung mit sorgfältiger Überlegung zu verbinden. In solchen Institutionen ist es äußerst wichtig, daß die Pflegekräfte danach streben, ihre Arbeit weise und gut auszuführen. Sie müssen sich immer daran erinnern, daß sie mit der Erfüllung ihrer täglichen Pflichten dem Herrn Jesus dienen.

Die Kranken brauchen es, daß man hilfreiche Worte an sie richtet. Pflegekräfte sollten deshalb täglich die Bibel studieren, damit sie den Leidenden aufklärende und hilfreiche Worte sagen können. Engel Gottes befinden sich in den Räumen, in denen diese Kranken gepflegt werden, und die Atmosphäre, die den Behandelnden umgibt, sollte rein und angenehm sein. Ärzte und Krankenschwestern sollen die Grundsätze Christi in Ehren halten; in ihrem Leben sollen seine Eigenschaften sichtbar werden. Dadurch werden sie mit dem, was sie tun und sagen, den Kranken zum Heiland führen.

Die christliche Krankenschwester wird im Rahmen ihrer Pflegearbeit zugleich den Sinn des Patienten in einer angenehmen und erfolgreichen Weise auf Jesus lenken, den Arzt für Seele und Körper. Die so vermittelten Gedanken -- hier einige und dort einige -- werden ihren Einfluß entfalten. Die erfahreneren Krankenschwestern sollten keine günstige Gelegenheit versäumen, die Aufmerksamkeit des Kranken auf Christus zu lenken. Sie sollten stets dazu bereit sein, die geistliche Heilung mit der körperlichen zu verknüpfen.

Krankenschwestern sollten dem Kranken auf die freundlichste und einfühlsamste Art bewußt machen, daß zur Heilung unbedingt der Wille gehört, mit der Übertretung des Gesetzes Gottes aufzuhören. Er darf nicht weiterhin ein Leben in Sünde wählen. Gott kann den nicht segnen, der durch eine willentliche Verletzung der Gesetze des Himmels weiterhin Krankheit und Leid auf sich lädt. Zu jenen aber, die aufhören, Schlechtes zu tun, und lernen, das Richtige zu tun, kommt Christus durch den Heiligen Geist als eine heilkräftige Macht.

Wer Gott nicht liebt, wird fortwährend gegen die wahren Bedürfnisse von Seele und Körper arbeiten. Wer aber die Wichtigkeit eines gottgefälligen Lebens in dieser gegenwärtigen bösen Welt erkannt hat, der wird jede falsche Gewohnheit ablegen. Dankbarkeit und Liebe werden dann die Herzen der Kranken erfüllen. Sie wissen, daß Christus ihr Freund ist. In vielen Fällen bedeutet die Erkenntnis, daß sie einen solchen Freund haben, für die Leidenden in ihrem Genesungsprozeß mehr als die bestmögliche fachmedizinische Behandlung. Aber beide Arten des Dienstes sind wichtig; sie sollen Hand in Hand gehen.