Auf den Spuren des großen Arztes

Kapitel 23

Ernährungsweise und Gesundheit

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Die Nahrung, die wir zu uns nehmen, dient zur Energieversorgung unseres Körpers. Muskelgewebe und Organe verbrauchen fortwährend Energie, und dieser Verbrauch wird durch unsere Nahrung ersetzt. Jedes Organ des Körpers benötigt seinen Anteil an der Ernährung. Das Gehirn muß mit dem Nötigen versorgt werden, ebenso die Knochen, Muskeln und Nerven.

Es ist ein wundervoller Vorgang, wie das Blut die Nährstoffe im Körper verteilt und diese dann zum Aufbau der verschiedenen Bereiche beitragen. Dieser Prozeß verläuft kontinuierlich und versorgt jeden Nerv, jeden Muskel und jedes Gewebe mit Lebenskraft und Stärke.

Die Auswahl der Nahrung

Wir sollten Nahrungsmittel auswählen, die in reichem Maße die nötigen Stoffe zum Aufbau des Körpers enthalten. Bei dieser Auswahl ist der Appetit allerdings kein zuverlässiger Wegweiser; denn infolge falscher Eßgewohnheiten ist er meist verdorben. Oft verlangt er nach Nahrung, die die Gesundheit beeinträchtigt und Schwäche statt Stärke verursacht. Auch von den Ernährungsgewohnheiten der Gesellschaft können wir uns nicht leiten lassen. Krankheiten und Leiden, die überall herrschen, resultieren zum großen Teil aus populären Irrtümern hinsichtlich der Ernährung.

Um zu wissen, welches die besten Nahrungsmittel sind, müssen wir Gottes ursprünglichen Plan für die Ernährung des Menschen studieren. Er, der den Menschen schuf und seine Bedürfnisse kennt, wies Adam seine Nahrung zu. "Sehet da", sagte er, "ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, ... und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise." 1.Mose 1,29. Als die Menschen Eden verließen und ihren Lebensunterhalt unter dem Fluch der Sünde mit Ackerbau erwarben, erhielten sie die Erlaubnis, auch "das Kraut auf dem Felde" (1.Mose 3,18) zu essen.

Getreide, Früchte, Nüsse und Gemüse bilden die Nahrung, die von unserem Schöpfer für uns ausgewählt worden ist. Diese Nahrungsmittel, so einfach und natürlich wie möglich zubereitet, sind die gesündesten und nahrhaftesten. Sie verleihen eine Stärke, ein Durchhaltevermögen und eine Verstandeskraft, die mit einer aufwendig zubereiteten und den Appetit stärker anregenden Nahrung nicht erreicht werden können.

Aber nicht alle Lebensmittel, die an sich gesund sind, eignen sich gleichermaßen und unter allen Umständen für unsere Bedürfnisse. Bei der Auswahl der Speisen sollte man also sorgfältig überlegen. Unsere Ernährung sollte der jeweiligen Jahreszeit entsprechen, dem Klima, in dem wir leben, und der Beschäftigung, der wir nachgehen. Einige Nahrungsmittel, die für eine bestimmte Jahreszeit oder ein bestimmtes Klima geeignet sind, passen nicht zu einer anderen Jahreszeit oder einem anderen Klima.

In gleicher Weise gibt es verschiedene Nahrungsmittel, die für Menschen mit unterschiedlichen Beschäftigungen jeweils am besten geeignet sind. Oftmals ist ein Lebensmittel, das von körperlich schwer Arbeitenden zu ihrem Vorteil genossen wird, ungeeignet für Personen mit sitzender Lebensweise oder für Menschen, die geistig intensiv beansprucht werden. Gott hat uns eine breite Vielfalt an gesunden Nahrungsmitteln gegeben, und jeder sollte die auswählen, die nach seiner Erfahrung und für seine persönlichen Erfordernisse am besten geeignet sind.

Das reichliche Angebot der Natur an Früchten, Nüssen und Getreide ist groß, und von Jahr zu Jahr wächst die Zahl der Erzeugnisse aus allen Ländern, die aufgrund der verbesserten Transportmöglichkeiten sogar weltweit angeboten werden. Deshalb sind viele Lebensmittel, die noch vor wenigen Jahren als teure Luxusgüter galten, heute allen als Nahrung für den täglichen Genuß zugänglich. Dies gilt ebenso für Frischkost wie für getrocknete und konservierte Früchte.

Nüsse und Nußprodukte finden breiten Zuspruch und nehmen dabei immer mehr den Platz von Fleischspeisen ein. Mit Nüssen kann man Getreide, Früchte und einige Wurzelgemüsearten kombinieren, um Speisen zuzubereiten, die gesund und nahrhaft sind. Man sollte Nüsse und deren Produkte jedoch nicht in zu großen Mengen verwenden. Wer nach dem reichlichen Genuß von Nußspeisen ungünstige Wirkungen verspürt, wird diese Schwierigkeiten durch eine Reduzierung der Menge beseitigen. Außerdem sollte man daran denken, daß es bei den verschiedenen Nußarten auch Unterschiede in der Bekömmlichkeit gibt. Mandeln sind Erdnüssen generell vorzuziehen; doch sind Erdnüsse in begrenzten Mengen, in Verbindung mit Getreide genossen, nahrhaft und verdaulich.

Wenn sie richtig zubereitet werden, nehmen Oliven ähnlich den Nüssen den Platz von Butter und Fleischspeisen ein. Das Öl, welches man in der Olive findet, ist tierischem Öl oder Fett bei weitem vorzuziehen. Es regt auch die Verdauung an. Seinen Genuß wird man bei Tuberkulosekranken als hilfreich erfahren; außerdem heilt es einen entzündeten, gereizten Magen.

Menschen, die sich an eine üppige, anregende Kost gewöhnt haben, besitzen einen unnatürlichen Geschmack und finden deshalb nicht sofort Gefallen an Nahrung, die schlicht und einfach ist. Der Geschmack wird einige Zeit brauchen, um sich an natürliche Speisen zu gewöhnen, und auch der Magen benötigt Zeit, um von dem Mißbrauch zu genesen, den er erlitten hat. Wer aber grundsätzlich natürliche Nahrungsmittel verwendet, wird nach einiger Zeit ihren Wohlgeschmack entdecken. Ihr feiner und köstlicher Geschmack wird geschätzt, und sie werden mit größerer Freude genossen, als die sogenannten verfeinerten Speisen. Und der gesunde Magen kann seine Aufgaben problemlos erfüllen, weil er nicht dauernd überstrapaziert wird.

Abwechslung

Zur Erhaltung der Gesundheit ist ein ausreichendes Angebot an guten, nahrhaften Lebensmitteln nötig. Wenn wir klug planen, kann man das, was für die Gesundheit am förderlichsten ist, in fast jedem Land erhalten. Die verschiedenen Zubereitungsformen von Reis, Weizen, Mais und Hafer werden in jedes Land exportiert, ebenso Bohnen, Erbsen und Linsen. Diese Nahrungsmittel sowie einheimische oder importierte Früchte und die vielfältigen Gemüsesorten, die in jeder Region gedeihen, erlauben die Zusammenstellung einer Nahrung, die auch ohne den Gebrauch von Fleischspeisen vollwertig ist.

Überall, wo man Obst reichlich anbauen kann, sollte durch Einmachen oder Trocknen ein großzügiger Vorrat für den Winter angelegt werden. Kleinwüchsige Obstsorten wie Johannisbeeren, Stachelbeeren, Erdbeeren, Himbeeren und Brombeeren eignen sich zum Anbau an vielen Orten, wo sie bisher nur wenig Beachtung fanden und wo ihre Kultivierung vernachlässigt wurde.

Beim Einmachen für den Hausgebrauch sollten, wann immer möglich, eher Gläser als Blechdosen verwendet werden. Vor allem muß das Einmachobst von guter Qualität sein. Gebraucht möglichst wenig Zucker und kocht das Obst nur so lange, wie es für die Konservierung nötig ist. So zubereitet, ist es ein ausgezeichneter Ersatz für frisches Obst.1 Überall, wo Trockenfrüchte, wie zum Beispiel Rosinen, Pflaumen, Äpfel, Birnen, Pfirsiche und Aprikosen, zu maßvollen Preisen erhältlich sind, wird man entdecken, daß sie als lagerfähige Nahrungsmittel viel reichlicher als üblich verwendet werden können, sehr zum Nutzen für Gesundheit und Kraft aller Gruppen von Arbeitenden.

Es sollte bei einer bestimmten Mahlzeit keine zu große Speisenvielfalt geben, da dies ein Sich-Überessen begünstigt und so Magenverstimmungen verursacht.

Es ist nicht gut, Obst und Gemüse während ein- und derselben Mahlzeit zu essen. Wenn die Verdauung schwach ist, wird der Genuß von beidem oft Müdigkeit und Unfähigkeit zu weiterer geistiger Leistung verursachen. Besser ist es, das Obst zu einer Mahlzeit zu genießen und das Gemüse zu einer anderen.

Die Mahlzeiten sollten abwechslungsreich gestaltet werden. Einund dieselben Speisen, immer auf die gleiche Weise zubereitet, sollten nicht Tag für Tag auf den Tisch kommen. Die Speisen werden mit größerem Genuß gegessen und vom Körper besser verwertet, wenn man auf genügend Abwechslung achtet.

Die Zubereitung der Speisen

Es ist falsch, nur zur Befriedigung des Appetits zu essen, aber trotzdem sollte hinsichtlich der Art der Nahrung oder ihrer Zubereitung keine Einförmigkeit herrschen. Wenn man eine Mahlzeit nicht genießen kann, wird die Nahrung auch nicht so gut verwertet. Die Nahrung sollte also mit Überlegung ausgewählt und verständig sowie sorgfältig zubereitet werden.

Zum Brotbacken ist das hochfeine Weißmehl1 nicht geeignet. Sein Einsatz ist weder gesund noch wirtschaftlich. Im Vergleich zu einem Brot, das aus Vollweizen gebacken ist, fehlen dem Weißmehlbrot die Nährstoffe. Weißmehlbrot ist eine häufige Ursache von Verstopfung und anderen Beeinträchtigungen der Gesundheit.

Der Einsatz von Backsoda oder Backpulver beim Brotbacken ist schädlich und unnötig. Soda verursacht eine Entzündung des Magens und vergiftet oftmals das gesamte Körpersystem. Viele Hausfrauen meinen zwar, sie könnten gutes Brot nicht ohne Soda backen, aber dies ist ein Irrtum. Wenn sie die Mühe auf sich nähmen, bessere Herstellungsarten zu erlernen, würde ihr Brot gesünder und für ein natürliches Geschmacksempfinden wohlschmeckender sein.

Beim Backen von Sauerteig- oder Hefebrot sollte man nicht Milch anstelle von Wasser verwenden. Die Verwendung von Milch bedeutet eine zusätzliche Ausgabe und macht das Brot viel weniger bekömmlich. Milchbrot bleibt nach dem Backen nicht so lange süß wie mit Wasser bereitetes Brot und gärt früher im Magen.

Brot sollte leicht und mild im Geschmack sein. Nicht die geringste Spur von Säure sollte darin geduldet werden. Die Brotlaibe sollten klein und so sorgfältig durchgebacken sein, daß die Hefe möglichst vollständig ausgebacken ist. Noch warm und ganz frisch, ist aufgegangenes Brot jeder Art schwer verdaulich. Es sollte so niemals auf den Tisch kommen. Diese Regel gilt jedoch nicht für ungesäuertes Brot. Frische Brötchen aus Weizenmehl ohne Hefe oder Sauerteig, bei hoher Temperatur gebacken, sind bekömmlich und wohlschmeckend.

Getreide für Brei oder Mus sollte mehrere Stunden lang gekocht werden. Aber weiche oder flüssige Nahrungsmittel sind weniger bekömmlich als trockene Speisen, die gründliches Zerkauen erfordern. Zwieback, also doppelt gebackenes Brot, ist eines der am leichtesten verdaulichen und wohlschmeckendsten Lebensmittel. Man schneide gewöhnliches aufgegangenes Brot in Scheiben und trockne sie im warmen Ofen bei niedriger Temperatur, bis die letzte Spur von Feuchtigkeit verschwindet. Dann lasse man sie durch und durch leicht bräunen. Solches Brot kann trocken gelagert viel länger aufbewahrt werden als gewöhnliches Brot, und wenn man es vor dem Verzehr nochmals wärmt, schmeckt es wie frisch gebacken.

Gewöhnlich wird in unserer Ernährung bei weitem zu viel Zucker verwendet. Kuchen, süße Nachspeisen, Konditorgebäck, Gelees und Marmeladen bilden häufig die Ursache für Verdauungsstörungen. Besonders schädlich sind Vanillepuddings und Nachspeisen, deren Hauptbestandteile Milch, Eier und Zucker sind. Die reichliche gleichzeitige Verwendung von Milch und Zucker sollte vermieden werden.

Wenn Milch verwendet wird, muß sie sorgfältig pasteurisiert sein; durch diese Vorsichtsmaßnahme läuft man weniger Gefahr, sich durch das Milchtrinken eine Erkrankung zuzuziehen. Butter ist weniger schädlich, wenn sie auf ausgekühltem Brot gegessen, als wenn sie in erhitzter Form verwendet wird; als Regel aber gilt, daß es besser ist, sie ganz zu meiden. Käse mit Ausnahme von Frischkäse sollte man gänzlich aus der Ernährung streichen; er ist als Nahrungsmittel völlig ungeeignet.

Unzureichende und schlecht gekochte Nahrung verdirbt das Blut, indem sie die blutbildenden Organe schwächt. Sie stört die Körperfunktionen und verursacht mit ihren Begleiterscheinungen gereizte Nerven und üble Laune. Die Opfer schlechten Kochens gehen in die Tausende und Zehntausende. Auf vielen Grabsteinen könnte der Satz stehen: "Starb an schlechtem Kochen"; "Starb an einem mißhandelten Magen".

Für diejenigen, die kochen, ist es eine heilige Pflicht, zu lernen, wie gesunde Mahlzeiten zubereitet werden. Viele Menschenseelen gehen als Ergebnis schlechten Kochens verloren. Es bedarf gedanklicher Vorbereitung und Sorgfalt, um gutes Brot zu backen; darüber hinaus ist in einem Brotlaib aber auch mehr Gläubigkeit enthalten, als viele denken. Es gibt nur wenige wirklich gute Köchinnen. Junge Frauen empfinden es als erniedrigend, zu kochen und andere Arten der Hausarbeit zu verrichten, und deshalb haben viele Mädchen, die heiraten und nun für die Familie sorgen sollen, von den Pflichten einer Ehefrau und Mutter nur wenig Ahnung.

Die Kochkunst ist keine unbedeutende Wissenschaft, sondern eine der wichtigsten im praktischen Leben. Sie ist eine Wissenschaft, die alle Frauen erlernen sollten; sie sollte zudem auf eine Weise gelehrt werden, die besonders den ärmeren Bevölkerungsschichten zugute kommt. Mahlzeiten appetitlich und zugleich einfach und nahrhaft zuzubereiten erfordert Sorgfalt, ist aber möglich. Köchinnen sollten wissen, wie man einfache Nahrungsmittel ohne großen Aufwand gesund zubereiten kann, so daß sie schmackhafter und bekömmlicher sind.

Jede Frau, die einem Familienhaushalt vorsteht und die Kunst des gesunden Kochens noch nicht beherrscht, sollte sich entschließen, das zu lernen, was für das Wohlbefinden ihrer Familie so wichtig ist. Vielerorts bieten unterschiedliche Institutionen Ernährungskurse an. Eine Frau, die keine Möglichkeit hat, daran teilzunehmen, sollte bei einer erfahrenen Köchin in die Lehre gehen, bis sie selbst eine Meisterin der Kochkunst ist.

Regelmäßigkeit der Mahlzeiten

Regelmäßigkeit beim Essen ist von lebenswichtiger Bedeutung. Für jede Mahlzeit sollte es eine bestimmte Zeit geben. Zu dieser Zeit soll jeder essen, was der Körper benötigt, und danach bis zur nächsten Mahlzeit nichts mehr zu sich nehmen.

Viele essen in unregelmäßigen Abständen und zwischen den Mahlzeiten, wenn der Körper gar keine Nahrung braucht. Sie sind nicht willensstark genug, ihren Gelüsten zu widerstehen. Auf Reisen knabbern einige unentwegt, wenn sich irgend etwas Eßbares in ihrer Reichweite befindet. Das ist sehr schädlich. Wenn Reisende regelmäßig einfache und nahrhafte Mahlzeiten erhielten, würden sie keine so große Müdigkeit verspüren und nicht so sehr an Krankheiten leiden.

Eine weitere üble Angewohnheit stellt das Essen unmittelbar vor dem Zubettgehen dar. Die reguläre Abendmahlzeit mag man eingenommen haben, aber weil man sich matt fühlt, wird nochmals gegessen. Durch Nachgiebigkeit wird daraus eine Gewohnheit -- und oft eine derart feste, daß man es schließlich für unmöglich hält, schlafen zu gehen, ohne zuvor noch einmal gegessen zu haben.

Infolge des späten Abendessens verschiebt sich der Verdauungsprozeß in die Zeit des Schlafes. Aber obwohl der Magen beständig arbeitet, übt er seine Funktion doch nicht gründlich aus. Der Schlaf wird von unangenehmen Träumen belastet, und am Morgen erwacht man müde und mit wenig Lust auf ein Frühstück. Wenn wir uns zur Ruhe legen, sollte der Magen schon alles verdaut haben und wie die anderen Organe ruhen können. Für Menschen mit sitzender Lebensweise sind späte Abendmahlzeiten besonders schädlich. Für sie ist die dadurch ausgelöste Störung oft der Beginn einer Krankheit, die mit dem Tod endet.

In vielen Fällen rührt die Schwäche, die am späten Abend noch einmal Appetit aufkommen läßt, daher, daß die Verdauungsorgane während des Tages zu sehr beansprucht worden sind. Nach der Verdauung einer Mahlzeit benötigen Magen und Darm eine Ruhepause. Deshalb sollten fünf oder sechs Stunden zwischen den Mahlzeiten liegen. Die meisten Menschen, die es mit diesem Zeitplan versuchen, werden herausfinden, daß eine Mahlzeit weniger pro Tag besser ist als eine zuviel.

Falsche Eßgewohnheiten

Speisen sollten weder zu heiß noch zu kalt gegessen werden. Wenn die Nahrung zu kalt ist, muß der Magen sie erst erwärmen, bevor die Verdauung beginnen kann. Kalte Getränke sind aus demselben Grund schädlich; der ausgiebige Genuß heißer Getränke dagegen schwächt.

In der Tat wird die Verdauung der Speise behindert, wenn während der Mahlzeit viel Flüssigkeit eingenommen wurde, muß doch die Flüssigkeit erst absorbiert werden, bevor die Verdauung einsetzen kann. Eßt nicht viel Salz, vermeidet den Genuß von Essiggemüse und scharf gewürzten Speisen, eßt viel Obst -- und das Durstgefühl, das nach vielem Trinken während der Mahlzeit verlangt, wird weitgehend verschwinden.

Die Speisen sollten langsam gegessen und gründlich gekaut werden. Dies ist notwendig, damit der Speichel der Nahrung richtig beigemischt und die Verdauungssäfte aktiviert werden können.

Ein weiteres ernstes Problem stellt das Essen zu unpassenden Zeiten dar, wie etwa nach harter körperlicher Arbeit oder ausgiebiger sportlicher Betätigung, wenn man sehr erschöpft oder erhitzt ist. Denn unmittelbar nach dem Essen wird die Nervenkraft stark beansprucht; und wenn Geist oder Körper direkt vor oder nach dem Essen unter starker Anspannung stehen, wird die Verdauung verlangsamt.

Wenn jemand aufgeregt, ängstlich oder in Eile ist, sollte er besser nicht essen, bis er Ruhe oder Entspannung gefunden hat.

Der Magen steht in enger Verbindung mit dem Gehirn; wenn nun der Magen erkrankt ist, wird die Nervenkraft des Gehirns den geschwächten Verdauungsorganen zur Hilfe gerufen. Geschieht dies zu häufig, wird das Gehirn überbeansprucht. Wenn das Gehirn beständig beansprucht wird und es an körperlicher Bewegung mangelt, sollte selbst eine leichte Speise nur in geringer Menge genossen werden. Schüttelt zur Mahlzeit Sorgen und ängstliche Gedanken ab. Laßt euch nicht zur Eile antreiben, sondern eßt langsam, mit Freude und einem Herz voller Dankbarkeit gegenüber Gott für alle seine Segnungen.

Zu reichliches Essen

Viele, die sich Fleischspeisen und andere schädliche Nahrungsmittel abgewöhnt haben, meinen, daß sie nun ihrem Appetit grenzenlos frönen können, weil ihre Mahlzeiten ja so einfach und bekömmlich sind. Deshalb essen sie exzessiv, manchmal bis zur Gefräßigkeit. Dies ist ein Fehler. Die Verdauungsorgane sollten nicht mit einer Menge oder Art von Nahrung belastet werden, deren Verarbeitung den Körper überfordert.

Die Tischsitten verlangen, daß die Speisen in nacheinander folgenden Gängen auf den Tisch gestellt werden. Wenn man nun nicht weiß, was noch folgt, ißt man vielleicht schon reichlich von einer der ersten Speisen, was nicht unbedingt sinnvoll ist. Wenn dann der letzte Gang aufgetragen wird, läßt man sich oft verleiten, die Grenzen zu überschreiten und doch noch von der süßen Nachspeise zu nehmen, was alles andere als gesund ist. Wenn statt dessen alle für eine Mahlzeit vorgesehenen Speisen von Anfang an auf dem Tisch stehen, hat man Gelegenheit, die günstigste Wahl zu treffen.

Manchmal spürt man die Auswirkung zu reichlichen Essens sofort. In anderen Fällen stellt sich kein Unwohlsein ein; aber die Verdauungsorgane verlieren allmählich ihre Lebenskraft, und die Konstitution des Körpers wird geschwächt.

Die überflüssige Nahrung belastet den Körper und erzeugt krankhaft nervöse Zustände. Sie zieht eine übermäßig große Menge an Blut zum Magen, was die Gliedmaßen schnell auskühlen läßt. Sie bürdet den Verdauungsorganen eine schwere Last auf, und wenn diese Organe dann ihre Aufgabe erfüllt haben, stellt sich ein Gefühl der Mattigkeit oder Trägheit ein. Einige, die sich beständig überessen, nennen dieses Gefühl der völligen Erschöpfung Hunger; aber es wird vom überstrapazierten Zustand der Verdauungsorgane verursacht. Manchmal tritt auch eine Benommenheit des Gehirns auf, wobei man eine heftige Abneigung gegen jedwede geistige oder körperliche Anstrengung entwickelt.

Diese unangenehmen Symptome treten auf, weil die Natur ihre Aufgabe mit einem unnötig hohen Aufwand an Lebensenergie erfüllen mußte und nun zutiefst erschöpft ist. Der Magen sagt: "Laß mich ausruhen." Von vielen jedoch wird diese Mattigkeit als eine Forderung nach weiterer Nahrung gedeutet; so wird der Magen, anstatt ihm Ruhe zu geben, weiter belastet. Als Folge hiervon sind die Verdauungsorgane oft völlig erschöpft und können ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen.

Zur Ernährung am Sabbat

Wir sollten für den Sabbat keine größere Menge oder Vielfalt an Speisen vorbereiten als für die anderen Tage. Die Nahrung sollte im Gegenteil einfacher sein, und es sollte weniger gegessen werden, damit der Geist klar und zum Verständnis geistlicher Dinge fähig sei. Ein belasteter Magen bedeutet auch ein belastetes Gehirn. Die kostbarsten Worte werden zwar gehört, aber nicht in ihrem Wert erkannt, weil der Geist nach einer zu reichlichen Mahlzeit träge ist. Indem sie sich am Sabbat überessen, verhindern viele den Empfang eines besonderen Segens für diesen Tag.

Das Kochen am Sabbat sollte vermieden werden; das bedeutet aber nicht, daß nur kalte Speisen gegessen werden sollten. Bei kühlem Wetter sollte die am Vortag zubereitete Nahrung erwärmt werden. Die Mahlzeiten sollen bei aller Einfachheit schmackhaft und verlockend sein. Besonders in Familien mit Kindern ist es gut, am Sabbat etwas aufzutragen, was als ein Leckerbissen angesehen wird, etwas, das es nicht an jedem Tag gibt.

Für eine Reform der Ernährung

Wenn man in seinem Lebensstil falsche Ernährungsgewohnheiten erkannt hat, sollte man mit den notwendigen Veränderungen nicht lange warten. Wo ein mißhandelter Magen zu Verdauungsstörungen geführt hat, bedarf es intensiver Bemühungen durch das Vermeiden jeder übermäßigen Belastung, die verbliebenen Lebensenergien zu bewahren.

Der Magen wird nach seinem langen Mißbrauch vielleicht nie wieder völlig gesund; aber ein geeigneter Diätplan wird ihm weitere Überlastung ersparen, und viele werden mehr oder weniger vollständig genesen. Wir können hier nicht allgemeine Regeln vorschreiben, die jeden Fall abdecken; aber durch die Beachtung richtiger Ernährungsgrundsätze können große Verbesserungen erreicht werden, und die Köchin braucht sich nicht mehr fortdauernd abzumühen, um den Appetit anzuregen.

Selbstbeherrschung und die Bereitschaft zum Verzicht bei der Ernährung werden mit geistiger und moralischer Kraft belohnt; außerdem hilft beides bei der Beherrschung von Leidenschaften.

Sich zu überessen ist für diejenigen besonders schädlich, die von Natur aus träge sind; diese sollten nur kleine Mengen essen und sich körperlich viel bewegen. Es gibt Männer und Frauen mit herausragenden Begabungen, die das Doppelte dessen vollbringen könnten, was sie leisten, wenn sie durch die Bezähmung ihres Appetits Selbstbeherrschung üben würden.

Viele Schriftsteller und Redner versagen in diesem Punkt. Nach einem reichlichen Essen gehen sie sofort wieder ihrer sitzenden Beschäftigung nach, lesen, studieren oder schreiben, ohne sich Zeit für körperliche Bewegung zu nehmen. Deshalb fehlt es ihnen an der Vielfalt und Spritzigkeit der Gedanken und Worte. Sie können dann nicht mit der Ausdruckskraft und der Autorität schreiben oder sprechen, die zur Erreichung der Herzen notwendig sind; ihre Bemühungen wirken lahm und fruchtlos.

Jene, die wichtige Verantwortungen tragen, vor allem solche, die Bewahrer geistlicher Interessen sind, sollten Menschen mit ausgeprägtem Einfühlungsvermögen und einer raschen Auffassungsgabe sein. Mehr als andere benötigen sie dazu Mäßigkeit beim Essen. Reichliche und üppige Speisen sollten auf ihren Eßtischen keinen Platz haben.

Täglich müssen Menschen in Vertrauenspositionen schnelle Entscheidungen treffen, von denen sehr wichtige Ergebnisse abhängen. Dies gelingt nur denen, die strikte Mäßigkeit praktizieren. Bei richtiger Anwendung der körperlichen und geistigen Kräfte wird der Geist gestärkt. Wenn die Belastung nicht zu groß ist, erwächst aus jeder Beanspruchung neue Energie. Aber oftmals wird die Arbeit derjenigen, die weitreichende Pläne legen und wichtige Entscheidungen zu treffen haben, von den Folgen einer ungeeigneten Ernährung zum Schlechten hin beeinflußt. Ein verstörter Magen verursacht einen unkonzentrierten Geist und Unsicherheiten in der Entscheidungskraft. Oft führt er zu Reizbarkeit, Schroffheit oder Ungerechtigkeit.

Viele Pläne, die der Welt zum Segen gereicht hätten, sind beiseitegelegt, aber andere, ungerechte, unterdrückende und sogar grausame Maßnahmen sind als Auswirkung krankhafter Zustände aufgrund falscher Eßgewohnheiten durchgeführt worden.

Hier nun ein Vorschlag für alle, die im Sitzen oder hauptsächlich geistig arbeiten. Alle, die genügend moralischen Mut und Selbstbeherrschung aufbringen, sollten ihn erproben: Verwende bei jeder Mahlzeit nur zwei oder drei Arten von einfachen Lebensmitteln und iß nie mehr, als zur Stillung des Hungers erforderlich ist. Nimm dir außerdem täglich etwas Zeit für körperliches Training, und dann prüfe, ob dir daraus Vorteile erwachsen.

Männer mit harter körperlicher Arbeit brauchen hinsichtlich der Quantität und Qualität ihrer Nahrung nicht so sorgfältig zu sein wie Personen mit sitzender Lebensweise; aber auch sie wären gesünder, wenn sie beim Essen und Trinken eine gewisse Selbstkontrolle praktizieren würden.

Einige wünschen, man solle genaue Regeln für ihre Ernährung aufstellen. Sie überessen sich und bedauern dies dann, und so kreisen ihre Gedanken immer um das, was sie essen und trinken. Das darf nicht sein. Kein Mensch kann für einen anderen genaue Regeln aufstellen. Jeder sollte sich selbst in Vernunft und Selbstkontrolle üben und gemäß seiner Erkenntnis handeln.

Unser Körper ist von Christus erkauftes Eigentum, und wir haben nicht die Freiheit, damit umzugehen wie es uns beliebt. Alle, die die Gesundheitsgesetze verstehen, sollten auch ihre Verpflichtung erkennen, diesen Gesetzen zu gehorchen. Gehorsam gegenüber den Gesundheitsgesetzen sollte zu einer persönlichen Pflicht gemacht werden. Jeder von uns muß selbst die Folgen von Gesetzesübertretungen tragen. Jeder wird Gott einmal persönlich für seine Lebensgewohnheiten Rede und Antwort stehen. Deshalb lautet die Frage für uns nicht: "Wie machen es die anderen?", sondern: "Wie soll ich persönlich den Körper behandeln, den Gott mir gegeben hat?"